Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 1 (36 Punkte) Eine Leiterschleife mit dem Radius r bewegt sich mit der konstanten Geschwindigkeit v senkrecht in ein Magnetfeld B hinein. Die Abmessungen des Magnetfeldes sind größer als der Durchmesser der Schleife. Die Leiterschleife besitze den Widerstand R. Bild A1.1: Leiterschleife und Magnetfeld. M: Mittelpunkt der Leiterschleife Zum Zeitpunkt t=0 berühre die Leiterschleife gerade den Rand des Magnetfeldes (Bild A1.1). Sobald die Leiterschleife in den Bereich des Magnetfeldes gerät, fließt ein Strom i(t). 1.1 In welche Richtung fließt der Strom i(t), mit oder gegen den Uhrzeigersinn? 1.2 Berechnen Sie die wirksame Leiterlänge l und den Strom i(t) für die Zeit 0≤t<r/v sowie die Kraft auf die Leiterschleife. In welche Richtung wirkt diese Kraft? 1.3 Berechnen Sie die wirksame Leiterlänge l und den Strom i(t) für die Zeit r/v≤t≤2r/v sowie die Kraft auf die Leiterschleife. 1.4 Berechnen Sie den Strom i(t) und die Kraft auf die Leiterschleife für den Rest der Zeit, in der die Leiterschleife ganz im Magnetfeld verbleibt. 1.5 Wie groß muss das Magnetfeld sein, damit die maximal auftretende Kraft gleich 1 Newton ist? Der Widerstand R der Spule sei 10 Milliohm, die Geschwindigkeit v der Spule 1 m pro Sekunde. Der Radius der Spule sei 10 cm. Spielt die Richtung von B (in die Zeichenebene hinein oder heraus) eine Rolle für die Richtung der Kraft? 1 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Lösung: 1.1 Der Strom fließt gegen den Uhrzeigersinn, da er bestrebt ist, das Magnetfeld zu schwächen. 1.2 Zuerst muss die wirksame Leiterlänge bestimmt werden (Bild A1.2 links) Bild A1.2: Wirksame Leiterlängen für 1.2 und 1.3. M: Mittelpunkt der Leiterschleife. Während der r/v≤t≤2r/v befindet sich der Mittelpunkt der Leiterschleife noch außerhalb des Magnetfeldes, siehe Bild A1.2 links. Für die halbe wirksame Leiterlänge gilt: l 2 r 2 r v * t 2 Die in der Leiterschleife induzierte Spannung beträgt u B*l* v u 2 * B * v * r 2 r v * t 2 und für den Strom i u 2*B* v 2 * r 2 r v * t R R Die Kraft berechnet man zu F B*l*i F B * 2 * r 2 r v * t * 2 F F 2*B* v 2 * r 2 r v * t R 4 * B2 * v 2 * r 2 r v * t R 4 * B2 * v * 2 * r * v * t v 2t2 R Die Kraft wirkt nach oben und will die Spule abbremsen. 2 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 1.3 Im Zeitraum r/v≤t≤2r/v ist die Leiterschleife zwar noch nicht ganz in das Magnetfeld eingetaucht, aber ihr Mittelpunkt M befindet sich jetzt im Feldbereich. Damit gilt dann für die wirksame Länge l: l 2 r 2 v * t r 2 Hinweis: Der Ausdruck in der Klammer ist der Ausdruck von 1.2, multipliziert mit "-1". Durch die Quadrierung fällt das Minuszeichen heraus, so dass man für l/2 auch das Ergebnis von 1.2 nehmen könnte. Die Geometrie ist jedoch anders als bei 1.2. Die in der Leiterschleife induzierte Spannung beträgt u 2 * B * v * r 2 v * t r 2 und für den Strom i u 2*B* v 2 * r 2 v * t r R R Die Kraft berechnet man zu F B*l*i F B * 2 * r 2 v * t r * 2 F F 2*B* v 2 2 r v * t r R 4 * B2 * v 2 * r 2 v * t r R 4 * B2 * v * 2 * r * v * t v 2t2 R 1.4 In der Zeit, während der die Spule vollständig im Feldbereich ist, wird keine Spannung induziert. Strom und Kraft sind daher gleich 0. 1.5 Die Kraft ist dann maximal, wenn die wirksame Länge maximal ist: v*t r 4 * B2 * v 4 * B2 * v 2 2 F * 2*r *v *t v t * 2 * r2 r2 R R 2 4*B * v 2 F *r R 3 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Dieser Ausdruck muss nach B aufgelöst werden: B B F*R 4 * v * r2 1N * 10 2 V sec 4 * 1m * 10 2 m 2 A Berücksichtigt man nun, dass 1 Nm gleich einer Wattsekunde ist, so bedeutet das 1N VA sec m Eingesetzt in den Ausdruck für B ergibt dies 1VA sec* 10 2 V sec 1 V sec B 0.5 T 2 2 2 4 m2 4 * 1m * 10 m A Die Richtung von B spielt keine Rolle. Dreht man die Richtung von B um, so ändert sich auch die Richtung von i und die abbremsende Wirkung ist wieder gegeben. 4 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 2 (18 Punkte) Gegeben ist eine periodische Spannung mit dem Verlauf: ut Umax * cos 2 t 2.1 Bestimmen Sie den Gleichrichtwert UGl der Spannung. 2.2 Bestimmen Sie den Effektivwert U der Spannung. Hinweis: cos 4 x 1 cos4x 4 * cos2x 3 8 Lösung: 2.1 Der Gleichrichtwert der Spannung berechnet sich zu T 1 UGl * ut dt T 0 Die Funktion ist immer größer als Null, deshalb kann man auch schreiben T T T U 1 1 UGl * ut dt * Umax * cos 2 t dt max * cos 2 t dt T 0 T 0 T 0 Nach Formelsammlung ist das Integral 1 1 0 cos t dt 2 t 4 * sin2t T T 2 0 T 2 Somit erhält man für den Gleichrichtwert UGl Umax T * 0.5 Umax T 2 Nach der Korrektur geschrieben (gilt für 2.1 und 2.2): Viele haben nicht beachtet, dass die Sinusfunktion peridisch zu Null wird, nämlich t=0, T, 2T usw. Wenn man aber in der vorletzen Formel den Sinus von 2T ungleich Null setzt, so kommt natürlich etwas ganz anderes heraus. 2.2 Für den Effektivwert gilt: T 1 2 U * ut dt T 0 Eingesetzt ergibt dies 5 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 T T 2 Umax 1 2 4 U * Umax * cos t dt * cos 4 t dt T 0 T 0 Nun muss noch das Integral ausgewertet werden: T T 1 0 cos t dt 8 0 cos4t 4 * cos2t 3dt 4 1 cos4t 4 * cos2t 3dt 1 1 sin4t 4 sin2t 3t 80 8 4 2 T T 0 3T 8 Somit erhält man für den Effektivwert: U 2 Umax 3T * 0.375 * Umax 0.612 * Umax T 8 Nach der Korrektur geschrieben: Natürlich kann man auch des Integral des cos 4t direkt nachschlagen. Ich habe den Hinweis mit dem cos nur gegeben, um sicher zu sein, dass die Aufgabe lösbar wurde. Die leidigen Mathematikkenntnisse! Nur ein Beispiel: xyz x y z 6 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 3 (25 Punkte) Gegeben ist die allgemeine Brückenschaltung links und die spezielle Messschaltung rechts. Bild A3.1: Brückenschaltungen. Links: Allgemein, rechts konkrete Messschaltung 3.1 Wie groß ist UAB in der linken Schaltung bei abgeglichener Brücke? Bestimmen Sie U2 als Funktion von U, Z1 und Z2. Bestimmen Sie U4 als Funktion von U, Z3 und Z4. Warum müssen bei abgeglichener Brücke diese beiden Spannungen gleich sein? Leiten Sie daraus die Abgleichbedingung in der Form Z A ZC ZB ZD her. Hinweis: Ergebnisse sollen wirklich ausgerechnet und nicht abgeschrieben werden. 3.2 Nun geht es um die rechte Schaltung. Wie lautet die Impedanz Zx der Reihenschaltung aus RX und Lx? Wie lautet die Impedanz Z3 der Parallelschaltung aus R3 und C3? 3.3 Wie lautet die Abgleichbedingung für die rechte Schaltung? Dabei soll R4 gleich R1 sein. Lösen Sie diese Bedingung nach ZX auf und bestimmen Sie RX und LX als Funktion der übrigen Bauelemente. Ist das Ergebnis für LX frequenzabhängig? 3.4 Es wurde durch Variation von R3 und C3 eine unbekannte verlustbehaftete Induktivität ausgemessen. R1 ist gleich 100. Die abgelesenen Werte für R3 sind 1000 und für C3 1F. Berechnen Sie Rx und Lx. Lösung 3.1 Bei abgeglichener Brücke ist die Spannung UAB gleich Null. Es gilt U2 U * Z2 Z1 Z2 U4 U * Z4 Z3 Z 4 und Nur wenn diese beiden Spannungen gleich sind, ist die Spannung UAB gleich Null. Damit findet man U* Z2 Z4 U2 U4 U * Z1 Z2 Z3 Z 4 7 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Und somit Z2 Z4 Z1 Z2 Z3 Z 4 Ausmultiplizieren ergibt dann Z2 * Z3 Z2 * Z4 Z4 * Z1 Z4 * Z2 Z2 * Z3 Z4 * Z1 Und schließlich die Abgleichbedingung Z1 Z3 Z2 Z4 3.2 Für die Reihenschaltung gilt Zx Rx jLx und für die Parallelschaltung Z3 1 1 jC3 R3 R3 1 jR3C3 Nach der Korrektur geschrieben: Der erste Ausdruck für Z3 ist recht unbequem und wird durch Erweitern mit C3 vereinfacht. Viele Klausurteilnehmer quälen sich aber (teilweise über eine ganze Seite hinweg) mit "1/R3" und den Folgen. 3.3 Die Abgleichbedingung lautet R1 Z 3 Z x R1 Nach ZX aufgelöst Zx Zx R12 Z3 R12 * 1 jR3C3 R3 R X jL X R12 * 1 jR3C R3 8 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Somit erhält man für RX RX R12 R3 und LX L X R12 * C3 Das Ergebnis für LX ist nicht frequenzabhängig. Nach der Korrektur geschrieben: Es handelt sich bei der Schaltung um die Maxwell-Wien-Brücke zur Bestimmung von Induktivitäten. Diese Brückenschaltung wird in der Literatur häufig erwähnt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Klausurteilnehmer, welche die Herleitung aus 3.1 nicht geschafft haben, auf einmal die Abgleichbedingung kennen. Sie haben sie aus der als Hilfsmittel erlaubten Literatur entnommen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, für so etwas ist Literatur ja schließlich da. Im Deckblatt für die Klausur wird erwähnt. dass die Lösungen der Aufgaben einen nachvollziehbaren Absatz aufweisen müssen. Daher in einem solchen Fall kurz die Quelle erwähnen. Beispiel: Die Abgleichbedingung lautet R1 Z 3 Z x R1 (Aus Meier, Grundlagen der Elektrotechnik, Seite 123) 3.4 1002 10000 RX 10 1000 1000 L X 1002 V2 A sec V sec * 10 6 10 2 10mH 2 A V A 9 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 4 (14 Punkte) Gegeben ist die Schaltung gemäß Bild A4.1 Bild A4.1 Der Betrag der Impedanz aller Bauelemente ist gleich und beträgt 100. Die Spannung U1 beträgt 100 Volt. 4.1 Geben Sie eine Masche an, in der die im Bild eingezeichneten Spannungen enthalten sind. Geben Sie die Knotengleichung für den Knoten A an. 4.2 Bestimmen Sie zeichnerisch die Ströme I11, I12 und I1 nach Betrag und Phase. Wie groß ist U2? (Ohmsches Gesetz) Bestimmen Sie die Spannung U und den Strom I2. (Jeweils Betrag und Phase). Die Spannung U1 ist 100V*ej0°. Hinweis: Aufgrund der einfachen Geometrie ist ein Ausmessen mit dem Lineal nicht erforderlich. Sie können die Lösung ins untenstehende Bild eintragen. Falls Sie die Lösung auf eigenem Papier vornehmen wollen, sind 20 Volt pro Zentimeter und 200mA pro Zentimeter angebracht. Bitte benutzen Sie zur Darstellung von Spannungen eine andere Farbe als zur Darstellung von Strömen. Hinweis: 2 1.414 Bild A4.2: Skizze zur Lösung. 10 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Lösung: 4.1 Masche: U U1 U2 0 U U1 U2 Knoten: I1 I11 I12 0 I1 I11 I12 4.2 Die Zeichnung zeigt die Gesamtlösung, darunter steht der Lösungsgang. Bild A4.3: Zeichnerische Lösung. Bei einem Widerstand sind Strom und Spannung in Phase: I11 100 V * e j0 1A * e j0 100 Beim Kondensator eilt der Strom der Spannung um 90° vor: I12 1A * e j90 Die Summe der Ströme I11 und I12 ergibt I1: I1 1.414A * e j45 Damit steht auch (nach dem Ohmschen Gesetz) der Betrag der Spannung U 2 fest, sie eilt dem Strom I1 um 90° vor: U2 141.4V * e j135 Wenn man die Spannung U1 als Bezug nimmt, so eilt der Strom I1 um 45° vor und die Spannung U2 um 45°+90°=135°. 11 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Die Summe der beiden Spannungen U1 und U2 ergibt dann U: U 100V * e j90 Zum Schluss noch den Strom I2, der der Spannung U um 90° voreilt: I2 1A * e j180 12 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 5 (22 Punkte) Gegeben ist ein Drehstromsystem mit einer Aussenleiterspannung von 400 Volt. Die Spannung U1 des Leiters L1 sei die Bezugsspannung für alle Berechnungen weiter unten. Bild A5.1: Links Drehstromsystem, rechts Zeigerdiagramm mit Sternspannungen Dieses Drehstromsystem wird unsymmetrisch belastet, wie im Bild dargestellt. Der linke Verbraucher nimmt eine Wirkleistung von 4 kW bei einem cos von 0.6 induktiv auf, der rechte Verbraucher eine Wirkleistung von 3kW bei einem cos von 0.8 kapazitiv. 5.1 Berechnen Sie die Ströme I2 und I3 durch die Verbraucher sowie den Strom IN durch den Rückleiter. Bezug für die Phasen ist die Spannung U1. 5.2 Skizzieren Sie I2 und I3 im Zeigerdiagramm rechts. 1 cm Länge soll dabei einem Strom von 10 Ampere entsprechen. Lösung 5.1 Die Sternspannung beträgt USt U 3 400V 231V 1.73 Die für uns wichtigen Sternspannungen sind U2 231V * e j120 und U3 231V * e j240 Der Betrag des Stromes I2 ist gleich I2 P2 4000W 28.86A U2 * cos 2 231V * 0.6 13 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Da der cos gleich 0.6 induktiv ist, eilt er der Spannung Uum 53.13° nach und damit der Bezugsspannung U1 um 173.13°. I2 28.86A * e j12053.13 28.86A * e j173.13 Der Betrag des Stromes I3 ist gleich I3 P3 3000W 16.23A U3 * cos 3 231V * 0.8 Der Strom eilt der Spannung U3 um 36.87° vor. I3 16.23A * e j24036.87 16.23A * e j203.13 Für den Strom IN gilt IN I2 I3 Zur Addition zerlegen wir die Ströme in Realteil und Imaginärteil: I2 28.86A * e j173.13 28.65A j 3.45A I3 16.23A * e j203.13 14,93A j 6.38A Somit gilt für IN: IN I2 I3 28.65 14.93 A j 3.45 6.38 A IN 43.58 A j 2.93 A IN 43.68A * e j183.87 43.68A * e j176.15 5.2 Bild A5.2 zeigt die Skizze. Bild A5.2: Links verlangte Skizze, rechts nicht verlangte Konstruktion von IN. 14 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 6 (31 Punkte) Ein elektronisch gesteuerter Schalter S legt den Widerstand eines RC-Gliedes immer dann an die Spannungsquelle U, wenn die Kondensatorspannung UC(t) den Wert U/3 unterschreitet. Wenn die Kondensatorspannung größer als 2/3 U wird, legt der Schalter den Widerstand an Masse. Dies geschieht periodisch. Bild A6.1: Prinzip des Timers 555 6.1 Wie lautet allgemein die Formel für das Aufladen eines Kondensators über einen Widerstand? Wie lautet die Formel für das Entladen eines Kondensators über einen Widerstand? 6.2 Berechnen Sie die Zeit TA, die zum Aufladen des Kondensators von U/3 auf 2U/3 notwendig ist. Berechnen Sie ebenso die Zeit TE, die zum Entladen des Kondensators von 2U/3 auf U/3 notwendig ist. 6.3 Bestimmen Sie die Frequenz der entstehenden Schwingung. Ist diese von U abhängig? 6.4 Nun liege der Schalter S fest an der Spannungsquelle, die jetzt eine Wechselspannung mit der Amplitude von 1 Volt und der Frequenz 1000 Hz liefert. Wie groß ist die Amplitude der Spannung am Kondensator für R=1k und C=1F? Lösung 6.1 Aufladen eines Kondensators: UC t U * 1 e t / RC Entladen: UC t U * e t / RC Nach der Korrektur geschrieben: Mehr war nicht verlangt, keine Herleitung, nichts ausser diesen beiden Formeln. 6.2 Wir definieren zuerst einmal die Zeit T1, die der Kondensator benötigt, um auf 2/3 von U aufgeladen zu werden: 2 U U * 1 e T1/ RC 3 1 e T1/ RC 3 T 1 ln 1 RC 3 15 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 T1 ln3 * RC Nun wird die Zeit T0 berechnet, um den Kondensator von 0 auf U/3 aufzuladen: 1 U U * 1 e T 0 / RC 3 2 e T 0 / RC 3 T 2 ln 0 RC 3 T0 ln3 ln2 * RC Die Differenz ist die gesuchte Zeit TA: TA T1 T0 ln3 * RC ln3 ln2 * RC TA ln2 * RC 0,69 RC Analog dazu wird die Zeit T2 berechnet, die notwendig ist, den Kondensator von 2U/3 auf 0 zu entladen: 2 U U * e T 2 / RC 3 2 e T 2 / RC 3 T2 ln3 ln2 * RC sowie die Zeit T3, die notwendig ist, um den Kondensator auf U/3 zu entladen: 1 U U * e T 3 / RC 3 1 e T 3 / RC 3 T3 ln3 * RC Die Differenz ist die gesuchte Zeit TE: TE T3 T2 ln3 * RC ln3 ln2 * RC TE ln2 * RC 0,69 RC 16 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 6.3 Die gesuchte Frequenz entspricht dem Kehrwert der Summe aus Auflade- und Entladezeit: f 1 1 0,72 TA TE 2 * 0.69 RC RC Die Frequenz ist nicht von der Spannung U abhängig. Noch etwas: Auch hier wurde von zwei Kandidaten die Auffassung vertreten, dass ein Kondensator nach 5 Zeitkonstanten aufgeladen/entladen ist. Das ist falsch. Ich weiss nicht, wer Ihnen einen solchen Schrott erzählt, es ist einfach falsch. Im strengen Sinn ist ein Kondensator NIE ganz aufgeladen bzw. NIE ganz entladen. 6.4 Es liegt ein Spannungsteiler vor: UC U * 1/ j C 1 U* R 1/ j C 1 j RC Da hier nur die Amplitude gefragt ist, kann man mit den Beträgen rechnen: 1 UC U * UC 1V * 1 RC 2 1 6.28 * 10 3 V A sec 1 * 10 3 * 10 6 sec A V UC 1V * 1 1 6.28 2 1V * 2 1V * 1 1 6.28 2 1 0.157 V 6.36 Manche haben die Impedanz der Kondensators berechnet, dann den Strom durch die beiden Elemente und dann den Spannungsabfall am Kondensator. Das geht natürlich auch, ist aber aufwendiger. Es muss aber richtig sein, also I U R j XC I U R XC und nicht etwa 17 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Aufgabe 7 (27 Punkte) Bild A7.1 zeigt einen Querschnitt durch eine Leiterplatte. Die Abmessungen in die Zeichenebene hinein kann man als sehr groß annehmen. Das Trägermaterial besteht aus Pertinax FR4 mit einer relativen Dielektrizitätszahl r=5,0. Auf der Oberseite der Leiterplatte befinde sich eine Leitung der Breite w=1mm und der Höhe t=0.035mm. Die Dicke h des Isoliermaterials beträgt 1.5mm. Bild A7.1: Querschnitt durch eine Leiterplatte Diese Leiterbahn werde als Microstrip-Leitung aufgefasst, deren Abmessungen in die Zeichenebene hinein sehr groß ist. Für den Kapazitätsbelag einer solchen Microstrip-Leitung findet man folgende Näherungslösung (zugeschnittene Größengleichung): CI 26.4 * r 1.41 pF 5.98 * h m ln 0 .8 * w t und für den Induktivitätsbelag 5.98 * h H LI 0.2 * ln 0 .8 * w t m Dabei sind h, w und t in Millimetern anzunehmen. 7.1 Bestimmen Sie den Kapazitätsbelag C' und den Induktivitätsbelag L' mit den angegebenen Zahlenwerten. Wie groß sind Kapazität und Induktivität eines 10 cm langen Leitungsstückes? 7.2 Diese Leiterbahn soll als verlustlose Leitung aufgefasst werden. Wie groß ist der Wellenwiderstand ZW der Leiterbahn? 7.3 Bestimmen Sie die als Zahlenwert. Wenn die Länge des Drahtstückes genau 10cm beträgt, wie groß ist dann die Frequenz eines Signals, bei der der Spannungsverlauf entlang der Leitung genau eine Wellenlänge ausmacht? 7.4 Die Leiterbahn wird am Ende mit Masse verbunden, also kurzgeschlossen. Welches ist die minimale Frequenz, bei der diese Leitung als unendlich hoher Widerstand wirkt? 18 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Lösung 7.1 Kapazitätsbelag: CI 26.4 * CI 26.4 * r 1.41 pF 5 1.41 pF 26.4 * 5.98 * h m 5.98 * 1.5 m ln ln 0.8 * w t 0.8 * 1 0.035 6.41 pF 6.41 pF 169.2 pF pF 26.4 * 71.28 ln 10.74 m 2.374 m m 8.97 m ln 0.835 Induktivitätsbelag: H H H 5.98 * h H LI 0.2 * ln 0.2 * ln 10.74 0.2 * 2.374 0.475 m m m 0 .8 * w t m Wenn die Leitung 10 cm lang ist, so ergeben sich folgende Werte: C 7.128 pF sowie 7.2 L 47.5 nH Für den Wellenwiderstand gilt: ZW LI 0.475 * 10 6 V sec Vm 0.475 * 10 6 I 12 71.28 C 71.28 * 10 AmA sec Z W 6664 81.63 7.3 Für die Phasenkonstante ß findet man ß * LICI und daher für ß A sec V sec LICI 71.28 * 10 12 * 0.475 * 10 6 Vm Am ß sec sec 33.86 * 10 18 * 10 9 5.819 * 10 9 m m 19 Klausur „Grundlagen der Elektrotechnik II Ludemann, Januar 2009 Es muss gelten: ß * l 2 oder 2 * f * und damit f 7.4 ß * l 2 m 1.712 GHz ß * l 5.695 * 10 9 sec* 0.1m Die Länge der Leitung muss ein Viertel der Wellenlänge betragen, dies bedeutet, dass die Wellenlänge bei der gefragten Frequenz viermal so groß ist wie die Wellenlänge bei 1.712 GHz. Daraus folgt dann, dass die Frequenz viermal so niedrig ist wie bei einer Wellenlänge: f 1.712 GHz 432.96 MHz 4 Für den einen ist es ein Stück Leiterbahn, für den anderen eine Streifenleitung. Leiterbahnlängen in der Größenordnung von 10 Zentimetern sind in der Elektronik keine Seltenheit, ebensowenig wie Masseflächen auf der Rückseite einer Leiterplatte. Die Aufgabe soll mit ihren Zahlenwerten ein Gefühl dafür vermitteln, welche Größenordnungen parasitäre Kapazitäten und Induktivitäten haben können und dass man einfache Leiterbahnen schon bei relativ niedrigen Frequenzen als Leitung betrachten muss. 20