Die „zarten Fäden“ – Korrespondenz als Vernetzung. Am Beispiel

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Die „zarten Fäden“ – Korrespondenz als Vernetzung. Am Beispiel eines bislang
unbekannten Briefes Adelbert von Chamissos an Salomon Hirzel
Marie-Theres Federhofer
I. Netzwerkforschung: quantitativ und qualitativ
Als Georg Simmel 1908 seinen bekannten Exkurs über das Problem: wie ist Gesellschaft
möglich veröffentlichte, führte er in die wissenschaftliche Diskussion einen Begriff ein, den
rund 100 Jahre später Sozial- und Kulturwissenschaftler als „neues Paradigma“ und
„Leitkonzept“1 begrüßen sollten. Gemeint ist der Begriff des Netzwerks. Als ein „Netzwerk“
bezeichnet Simmel denjenigen „Zusammenhang, der jedes soziale Element in das Sein und Tun
jedes andern verflicht [...].“2 Das ist freilich eine recht allumfassende Aussage, die zunächst
nicht mehr besagt, als dass Netzwerke gesellschaftliches Handeln strukturieren, und
Vergesellschaftung durch die Vernetzung individueller Akteure entsteht. Es sind die
„Beziehungsformen und Wechselwirkungsarten zwischen den Menschen, die [...] doch erst die
Gesellschaft, wie wir sie kennen, zustande bringen.“ 3 Dieser Sachverhalt wiederum hat
Konsequenzen für die soziologische Herangehensweise. Denn gerade „die Aufdeckung der
zarten Fäden, der minimalen Beziehungen zwischen Menschen“ zeige, dass es sich bei diesen
„besonderen Wechselwirkungen“ um „gesellschaftsbildende Formen“ handelt. Simmel
insistiert umso mehr auf der wissenschaftlichen Betrachtung dieser Wechselwirkungen, als die
Soziologie die „scheinbar unbedeutenden Relationsarten [...] zu übersehen pflegt.“4
Trotz Simmels nicht weiter differenziertem und eher allgemein bleibendem Verständnis von
‚Netzwerk’ war seine Perspektive, gesellschaftliche Formen als relational strukturiert zu
denken, wegweisend für die soziologische Netzwerkforschung.5 In den 1950er Jahren etablierte
sie sich zunächst als network analysis insbesondere im angloamerikanischen Raum und genießt
dort bis heute ein hohes Ansehen unter Soziologen.6 Ausdrücklich beriefen sich dabei frühe
1
Stegbauer 2008, Mauelshagen 2009, Fuhse / Mützel 2010.
Simmel 1908, S. 45.
3
Simmel 41984, S. 12.
4
Simmel 1908, S. 20f. Diese Zitate sind dem ersten Kapitel, Das Problem der Soziologie, entnommen, an dessen
Ende der Exkurs steht.
5
Zu Simmel als Begründer der soziologischen Netzwerktheorie vgl. Reinhard 1997, S. 290; Freeman 2004, S.
16; Hollstein 2008, S. 92–96.
6
Jansen 32006, S. 48.
2
1
Theoretiker der Netzwerkanalyse wie Paul Lazarsfeld und Robert Merton auf die Schriften
Georg Simmels.7
Eine wichtige Erweiterung erfuhr die Netzwerkforschung durch eine Begrifflichkeit, die
Anfang der 1970er Jahre Mark Granovetter einführte: „strong ties“ und „weak ties“. 8 Gemeint
ist damit zunächst die Verbindlichkeit und Intensität individueller Beziehungen innerhalb eines
Netzwerks. Während beispielsweise zwischen Freunden oder Familienmitgliedern „strong
ties“, starke Bande, bestehen, sind Personen, die sich weniger gut kennen, durch „weak ties“
mit einander verbunden. Aufschlussreich ist Granovetters Perspektive deswegen, weil sie ein
scheinbares Paradox fokussiert, die Stärke der „weak ties“. Denn es sind gerade diese weniger
verbindlichen Beziehungen, die zu Mobilität und Interaktion innerhalb eines Netzwerkes
beitragen und damit dessen Dynamik und nicht zuletzt Verbindung zu anderen Netzwerken
gewährleisten. Ein sich nur durch „strong ties“ konstituierendes Netzwerk würde durch
mangelnde Wandlungsfähigkeit und mangelnden externen Kontakt auseinanderfallen.
Kennzeichnend für die inzwischen hochformalisierte Netzwerkanalyse ist ein statistischquantifizierendes Vorgehen, das auf einer Vielzahl aufwändig erhobener empirischer Daten
gründet und dessen Resultate gerne mittels visueller Repräsentationsverfahren, beispielsweise
als Graphen, dargestellt werden.9 Sie fokussiert vor allem die Struktur und die Funktion sozialer
Netzwerke. Um den Aufbau, die Anordnung und innere Dynamik von Netzwerken zu
verstehen, gehen netzwerkanalytische Untersuchungen oft dem Verhältnis zwischen Macht,
Einfluss und Zentralität nach, befassen sich also mit der Frage, wie die Macht innerhalb eines
Netzwerks mit der Position zusammenhängt, die der einzelne Akteur in ihm einnimmt. 10
Aufgabe und Zweck von Netzwerken wiederum können vermittels ganz unterschiedlicher
Phänomene beschrieben werden. So sind die Rolle und Bedeutung von Netzwerken bei
politischen
Entscheidungs-
und
Meinungsbildungsprozessen
11
oder
ökonomischen
Innovationsbestrebungen 12 einige der Netzwerk-Funktionen, die in jüngster Zeit näher
7
Freeman 2004, S. 96.
Granovetter 1973.
9
Freemann 2004, S. 11 benennt folgende vier Merkmale, die die moderne Netzwerkanalyse kennzeichnen:
„1. Social network analysis is motivated by a structural intuition based on ties linking social actors,
2. It is grounded in systematic empirical data,
3. It draws heavily on graphic imagery, and
4. It relies on the use of mathematical and/or computational models.“
10
Zuckermann 2005.
11
Zuckerman 2005.
12
Kirsten 2007.
8
2
untersucht worden sind. In der Forschung wird dieser Zweig der Netzwerkforschung gemeinhin
als die empirisch-analytische oder quantitative Richtung bezeichnet.13
Im Unterschied dazu verzichtet die sog. qualitative Netzwerkforschung auf anspruchsvolle
statistische
und
weitgehend
computergestützte
Bearbeitungsmethoden,
denen
man
verschiedentlich und vielleicht nicht immer zu Recht vorgeworfen hat, dass der
Materialaufwand in keinem Verhältnis zur Relevanz der Ergebnisse stehe.14 Ausgehend von der
Überlegung, dass sich die interaktiven Prozesse zwischen den Akteuren eines Netzwerks nicht
in einem historischen Vakuum abspielen, sondern historisch immer situiert sind, rückt daher
die qualitative Netzwerkforschung die „Notwendigkeit von Kontextualisierungen“ in den
Fokus, zu der sie „besser geeignet ist“.15 Die Einsicht in den Zusammenhang von Netzwerk und
historisch-kulturellem Kontext heißt, „daß Kultur [...] von Akteuren, die in Netzwerken agieren,
immer wieder neu erfunden und verworfen, reflektiert, erinnert und erhalten wird.“16 Diese
Perspektive ist auch zu verstehen als eine implizite Kritik am tendenziellen Determinismus der
quantitiaven Netzwerkanalyse, die das Handeln der Akteure oft einseitig aus der Struktur des
Netzwerks erklärt. Stattdessen steht der „Zusammenhang von Netzwerkstruktur, Kultur und
Handlungsspielräumen der AkteurInnen“ für die qualitative Netzwerkforschung erst einmal zur
Disposition. Folgerichtig spricht die jüngste soziologische Forschungsliteratur auch von einer
„kulturellen Wende“ der Netzwerkforschung.17
Versucht
man,
die
von
einer
qualitativen
Netzwerkanalyse
erwarteten
Kontextualisierungsleistungen näher zu konkretisieren, so sollen im Hinblick auf das im
Folgenden diskutierte Material drei Aspekte benannt werden. Netzwerke materialisieren sich
immer an einem Ort, der „eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung und
Aufrechterhaltung von Netzwerken“ ist. 18 Es handelt sich bei Netzwerkrelationen stets „um
Beziehungen im Raum.“19 Diese Beziehungen sind, das ist der zweite Gesichtspunkt, medial
vermittelt, da die Austauschprozesse innerhalb eines Netzwerks ohne Kommunikationsmittel
nicht stattfinden können. Dieser Sachverhalt macht die Netzwerkforschung insbesondere für
medien- und kommunikationshistorische Untersuchungen interessant, wie in letzter Zeit
13
Harders 2000, S. 19f.; Mauelshagen 2009, S. 257f.
Schweizer 1989, S. 8; Hasselberg / Müller / Stenlås 2002, S. 10.
15
Harders 2000, S. 23.
16
Lipp 2003, S. 56.
17
Mützel / Fuhse 2010, S. 7.
18
Harders 2000, S. 46.
19
Lipp 2003, S. 50.
14
3
mehrfach betont worden ist.20 Gerade bei der Erforschung von Briefwechseln und der Rolle,
die das Medium Brief beim Informationstransfer und bei Prozessen der Vergesellschaftung
leistet, bietet sich das Konzept des Netzwerks an, dieses „zentrale[n] Schlagwort[s] zur
Erfassung komplexer Interaktionszusammenhänge“.
21
Schließlich eröffnen Netzwerke
Partizipationsmöglichkeiten an gesellschaftlichen Prozessen, aus politologischer Perspektive
stellt „networking [...] eine Form der Teilhabe an den Prozessen der sozialen, ökonomischen
und politischen Ressourcenallokation“ dar. 22 So gesehen lassen sich Netzwerke als Orte
begreifen, an denen demokratische Kompetenz eingeübt wird.
Diese drei genannten Punkte – räumliche Verankerung, Medialität und Partizipationspotenzial
von Vernetzung – stecken den Hintergrund ab, vor dem ich meine Überlegungen zum
Kommunikationskreis um den Deutschen Musenalmanach anstellen möchte. Adelbert von
Chamisso war bekanntlich nicht nur einer der eifrigsten Beiträger des Almanachs, sondern hatte
als Mitherausgeber und zentraler Akteur in einem weitgespannten Korrespondenznetzwerk
entscheidenden Anteil an dessen Geschicken. Darum, nicht aber um die im Almanach
veröffentlichten Gedichte, soll es denn auch im Folgenden gehen. Anhand eines
Publikationsmediums, dem eine spezifische Kooperations- und Kommunikationsstruktur
zugrunde liegt, nämlich des Almanachs, soll hier das Konzept des Netzwerkes erprobt werden,
das zwar in den Sozialwissenschaften, wie erwähnt, als ein „neues Paradigma“ diskutiert wird,
von den Literatur- und Kulturwissenschaften hingegen eher zögerlich aufgenommen worden
ist.23 Ein bislang unbekannter, lange verschollener Brief Chamissos an Salomon Hirzel vom
18.10.1836 dient als Ausgangspunkt der folgenden Darstellung. Die Neuigkeit des Dokuments
gestattet es, dass ich dessen Inhalt zunächst kurz im Kontext vorstelle (II.), bevor ich dann
versuche, Rückschlüsse auf Formen der Netzwerkbildung zu ziehen, wie sie im Kreis um
Chamissos redaktionelle Tätigkeit für den Deutschen Musenalmanach praktiziert worden sind
(III.).
II. Ein unbekannter Chamisso-Brief
20
Hasselberg / Müller /Stenlås 2002; Mauelshagen 2009.
Dauser / Hächter / Kempe / Mauelshagen / Stuber 2008, S. 9.
22
Harders 2000, S. 43.
23
Beispielsweise Dauser / Hächter / Kempe / Mauelshagen / Stuber 2008, Binczek / Stanizek 2010. Ein
wichtiger Impuls für die Verwendung des Netzwerkbegriffs insbesondere in der Geschichtswissenschaft ging
von Wolfgang Reinhard aus, vgl. Reinhard 1997; Mauelshagen 2009.
21
4
1836 war ein aufsehenerregendes Jahr in der Geschichte des Deutschen Musenalmanachs.
Zwischen den beiden Redakteuren Adelbert von Chamisso und Gustav Schwab, deren
Zusammenarbeit bis dahin komplikationslos verlaufen war, kam es zu einem kurzfristigen
Dissens. Sie hatten 1832 die Geschicke des Almanachs übernommen, der seit Herbst 1829 in
der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung erschien, unter seinem ersten, etwas glücklosen
Redakteur Amadeus Wendt allerdings nicht den ambitionierten Erwartungen der beiden
Verleger Karl Reimer und Salomon Hirzel entsprach. Als nach nur drei Jahrgängen eine
Fortsetzung des Almanachs gefährdet war, baten Reimer und Hirzel Chamisso darum, die
Redaktion zu übernehmen24, der unter der Bedingung einwilligte, dass die Verleger ihm „einen
Mitherausgeber zulegen, und zwar – – Gustav Schwab“.25 Diesem Wunsche wurde willfahren
und der Almanach, der auf Chamissos Anregung hin26 jetzt Deutscher Musenalmanach hieß,
von den beiden Redakteuren von 1832 bis 1838 betreut. Mit der Namensgebung verbanden sich
seitens Chamisso auch politische Intentionen. Wenn er bezüglich der künftigen
Zusammenarbeit seinem Mitredakteur schreibt, er selbst werde „in Norddeutschland sammeln“,
während Schwab „es in Süddeutschland thu[e]“27, dann artikuliert sich hier auch der Wunsch,
im Medium des Almanachs nationalen Konsens jenseits regionaler Differenzen zu praktizieren:
„Zu einem deutschen Musenalmanach müssten zuvörderst [...] alle deutschen Dichter und alle
Deutschen, die sich für Dichter halten, aufgefordert werden sich einzufinden [...].“ 28
Tatsächlich brachten die beiden Redakteure insgesamt sieben Jahrgänge (1833–1839) heraus,
den letzten freilich unter Hinzuziehung eines weiteren Redakteurs, Franz v. Gaudy. Schwab
signalisierte bereits 1837, dass er sich aus der Redaktionsarbeit zurückziehen wollte, und
Chamissos Tod im Jahr 1838 bedeutete dann das endgültige Ende des Almanachs.
Während der Zeit der gemeinsamen Herausgeberschaft zeigten sich die beiden recht
unterschiedlichen Persönlichkeiten Chamisso und Schwab somit nicht nur als sehr
kooperationsfähig, ihnen gelang es auch, den Deutschen Musenalmanach für einige Jahre zu
einem angesehenen Lyrik-Forum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu profilieren und
das ehrgeizige, verlegerinitiierte Almanachprojekt zu realisieren. Nicht umsonst hatten sich also
die beiden Geschäftsleute Reimer und Hirzel, indem sie an die angesehene Musenalmanach24
Chamisso war ein erfolgreicher Autor des Weidmann-Verlages. 1831 war dort eine Gesamtausgabe seiner
Gedichte erschienen, die sich so gut verkaufte, dass 1834 eine zweite Auflage erschien, diesmal mit sechs
Abbildungen des bekannten Hamburger Lithographen und Buchillustrators Otto Speckter.
25
A. v. Chamisso an Karl Reimer, 6.1.1832, in: Kossmann 1909, S. 14.
26
A. v. Chamisso an Gustav Schwab, 14.4.1832, in: Kossmann 1909, S. 20.
27
A. v. Chamisso an G. Schwab, 24.1.1832, in: Kossmann 1909, S. 18.
28
A. v. Chamisso an K. Reimer, 28.6.1832, in: Kossmann 1909, S. 22.
5
Tradition seit dem 18. Jahrhundert anknüpften, für ihr Verlagshaus einen Zugewinn an
Renommee und Exklusivität versprochen. Im Rückblick auf die beruflichen Anfänge des
jungen Hirzel stellte der Kunsthistoriker Anton Springer, ein Freund Hirzels und von diesem
auch als Autor betreut, fest, dass der „deutsche Musenalmanach […] zu den ersten wichtigeren
Unternehmungen der jungen Verleger“ gehörte. 29 Aus heutiger Sicht zählt gerade Salomon
Hirzel zu jenem
[...] Verlegertypus des 19. Jahrhunderts, der die einzelnen Unternehmungen des Verlages nicht
nur institutionell, finanziell und editorisch begleitete, sondern die Werke selbst anregte, den
Autoren von sich aus Material zukommen ließ und mit den meisten von ihnen einen
freundschaftlichen Umgang pflegte. Hirzel war Initiator und Financier, Berater und Vermittler
und griff in die Entstehungsprozesse der Werke tief ein.30
1836 herrschte, wie erwähnt, allerdings zeitweilig Unstimmigkeit zwischen den beiden
Herausgebern Chamisso und Schwab. Wie alle vorigen Jahrgänge sollte auch der Jahrgang 1837
ein Titelkupfer enthalten, das eine bekannte Größe aus dem literarischen Leben der Zeit
darstellte. Nachdem der ursprüngliche Plan gescheitert und es nicht gelungen war, ein Portrait
Ludwig Uhlands anfertigen zu lassen, entschied man sich für ein Konterfei Heinrich Heines.
Gustav Schwab wusste davon, und schien diese Entscheidung zunächst auch zu akzeptieren, ja
sogar zu begrüßen: „Nun, um so unparteiischer werden wir erscheinen, wenn er [H. Heine] vor
dem Almanach prangt, dessen Mitherausgeber ein Glied der von ihm geschmähten
schwäbischen Schule ist.“ 31 Als er jedoch von einigen Vertretern der sog. schwäbischen
Dichterschule, die sich um Uhland gruppiert hat, gezielt auf Passagen aus Heines Romantischer
Schule (1836) hingewiesen wurde, zog er sich von der Mitherausgeberschaft für den Jahrgang
1837 aus Protest zurück. Bekanntlich hat Heine in seiner berühmten Streitschrift den von
Gustav Schwab geschätzten Dichter Uhland sehr spöttisch präsentiert:
Aber eben weil er [Uhland] es mit der neuen Zeit so ehrlich meinte, konnte er das alte Lied von
der alten Zeit nicht mehr mit der vorigen Begeisterung weitersingen; und da sein Pegasus nur ein
Ritterroß war, das gern in die Vergangenheit zurücktrabte, aber gleich stätig wurde, wenn es
vorwärts sollte in das moderne Leben, da ist der wackere Uhland lächelnd abgestiegen, ließ ruhig
absatteln und den unfügsamen Gaul nach dem Stall bringen. Dort befindet er sich noch bis auf
29
Springer 1883, S. 68.
Nissen 2009, S. 270.
31
G. Schwab an K. Reimer und S. Hirzel, 5.1.1836, in: Kossmann 1909, S. 139f.
30
6
heutigen Tag, und wie sein Kollege, das Roß Bayard, hat er alle möglichen Tugenden und nur
einen einzigen Fehler: er ist tot.32
Heine bescheinigt Uhland „Mangel an Originalität, an eigentümlicher Neuheit“. 33 Maliziös
behauptet er, dessen Gedichte seien jenen „seiner Mitschüler von der romantischen Schule aufs
innigste verwandt“, so dass man „sie nimmermehr, sowohl der Form als des Tones nach, davon
unterscheiden“ kann. 34 Zum Uhland-Kreis zählende Schriftsteller wie Justinus Kerner und
Nikolaus Lenau – beide seit 1833 regelmäßige Beiträger des Almanachs – lehnten es daher ab,
im Deutschen Musenalmanach zu veröffentlichen, nachdem sie erfahren hatten, dass
ausgerechnet ein Bildnis Heinrich Heines der Ausgabe vorangestellt werden sollte. Heine hatte
Kerner zudem als Epigonen vorgeführt, da dieser „Landsmann des Herren Uhland“ „in
derselben Tonart und Weise die wackersten Lieder“ dichtet35 und angekündigt, dass ohnehin
„die meisten jener Uhlandschen Zeitgenossen, mitsamt ihren Gedichten, [...] in Vergessenheit“
geraten würden. 36 Schwab wollte daraufhin – ob aus Solidarität oder Opportunismus sei
dahingestellt –, als Mitherausgeber des Jahrgangs 1837 nicht genannt werden, erklärte sich
allerdings bereit, Chamisso bei der redaktionellen Arbeit zu unterstützen. Sein Name erschien
folglich erst wieder auf dem Titelblatt des nachfolgenden Jahrgangs.
Der hier skizzierte Konflikt lässt sich allerdings nicht nur auf einen durch Heines Schrift
provozierten Literaturstreit zurückführen. Denn Schwabs Abneigung gegenüber Heine beruht
auch auf einem unverhohlen antisemitischen Ressentiment. Gehässig schreibt er an Salomon
Hirzel im September 1836: „Heine’s Bild nimmt sich kurios aus; es kommt wohl auch daher,
dass er sich forciert en face hat malen lassen, damit Nase und Kinn nicht allzu jüdisch
hervorstehen.“37
Ernst Ferdinand Kossmann
38
hat anhand der Redaktionskorrespondenz des Deutschen
Musenalmanachs die Geschicke dieses Publikationsprojekts und damit auch die Umstände, die
Heine 1981, Bd. 5, S. 487 (Drittes Buch); zum Verhältnis Heine – Uhland vgl. z. B. Clasen 1979, S. 135–143;
Thiam 1988, S. 66–73.
33
Heine 1981, Bd. 5, S. 492.
34
Ebd.
35
Ebd., S. 490.
36
Ebd., S. 492.
37
Kossmann 1909, S. 159.
38
Kossmanns Nachlass (3 Kästen) befindet sich heute in der Staatsbibliothek zu Berlin. Er wurde 1970ff. aus der
Familie erworben. Der Nachlass enthält Korrespondenz, Aufzeichnungen, Arbeitsmaterialien, Drucksachen zu
Adelbert v. Chamisso, z. T. aus dem Besitz des Dichters, sowie Unterlagen zu Kossmanns Biographie und
Bibliographie im ,Grundriss’. Vorhanden sind außerdem Notizzettel zum Deutschen Musenalmanach sowie eine
Übersichtstafel der Dichter und Toten des Musenalmanachs. Da der Nachlass bislang nur sehr formal und knapp
erschlossen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob er auch Korrespondenz zum Musenalmanach enthält.
32
7
mit Schwabs zeitweiligem Rückzug zusammenhingen, minutiös und kenntnisreich
dokumentiert. Der eingangs erwähnte unbekannte Brief Chamissos an Salomon Hirzel vom
18.10.1836 ist eben im Jahr des geschilderten Konflikts um Heine geschrieben. Kossmann
konnte auf ihn nur verweisen, da der Brief sich seinerzeit in den Händen eines ihm unbekannten
Privatbesitzers befand und daher von ihm nicht eingesehen werden konnte.39 Das zweiseitige
Schriftstück ist Teil der Geschäftskorrespondenz, die Chamisso im Zusammenhang mit der
Redaktionsarbeit am Deutschen Musenalmanach mit den beiden Verlegern führte. Er bezieht
sich auf das fast gleichzeitige Erscheinen der Werke Chamissos und des Deutschen
Musenalmanachs auf das Jahr 1837 in der Weidmannschen Verlagsbuchhandlung,
kommentiert einige Autoren dieses Jahrgangs und nimmt noch einmal Bezug auf die
Auseinandersetzung um Heines Titelkupfer. Anspielungsreich schreibt Chamisso: „Wir sind
also fast gleichzeitig mit unserm Schmerzenssohn, dem Musul oder Muselmann (wie ihn der
Bote nennt) – auf dem Kampfplatz aufgetreten.“ „Musul oder Muselmann“ ist offensichtlich
eine Verballhornung des Wortes „Musenalmanach“ durch den Postboten. „Schmerzenssohn“
ist ein Ausdruck, den Chamisso bereits in einem Brief an die Verleger von 20.9.1836 verwendet
und sich damit auf die unerfreuliche Vorgeschichte des Jahrgangs 1837 bezogen hatte.40 Der
vertraute Ton, der zwischen Chamisso und Hirzel herrschte, erlaubt ein Spiel von
Anspielungen, bei dem sich beide Seiten gewiss sein konnten, verstanden zu werden. So kann
Chamisso scherzhaft schreiben: „Stehen denn die Sänger auch unter dem Naturgesetze, daß
man den Andern fressen soll? Die kleinen Leipziger haben vortrefflich geschmeckt, – Ich
wollte, daß die kleinen Deutschen, die ich Ihnen alljährlich zum abmurchsen ausliefere, Ihnen
nur halb so gut schmecken könnten.“ Mit dieser etwas derb-kulinarischen Metaphorik
signalisiert Chamisso Einverständnis und Einvernehmen: ihm gefällt die im Leipziger
Weidmann Verlag erschienene, kleinformatige Ausgabe seiner Werke, eben die „kleinen
Leipziger“, und hofft im Gegenzug, dass die Beiträge zum ebenfalls kleinformatigen Deutschen
Musenalmanach, die „kleinen Deutschen“, bei Hirzel ihrerseits Anklang finden.
Mit Bezug auf die z. T. auch öffentliche Diskussion um das Titelkupfer mit dem Bildnis Heines
schreibt Chamisso: „Das in den Blättern der Börsenhalle hat ganz befriedigt.“ Diese Bemerkung
zielt auf eine kontrovers geführte Auseinandersetzung in der sog. Hamburger Börsenhalle
Eine Erschließung des Kossmann-Nachlasses ist geplant. Ich danke Jutta Weber, Staatsbibliothek zu Berlin, für
diese Hinweise.
39
Vgl. Kossmann 1909, S. 179. Der Brief ist auch heute in Privatbesitz und befindet sich in der Loose Blätter
Sammlung, Tromsdalen.
40
Kossmann 1909, S. 159.
8
(Litterarische und kritische Blätter der Börsenhalle), in der der Publizist Karl Büchner,
Herausgeber des Deutschen Taschenbuches, 1836 behauptet hat, Chamisso sei für das
Titelkupfer des Jahrgangs 1837 verantwortlich: „Heine sollte als Titelkupfer bleiben, so wollte
es, vermuthe ich, der Mitherausgeber Chamisso, denn wer konnte es anders wollen.“ 41 Auf
Anraten Julius Eduard Hitzigs, der seinen Freund Chamisso nicht dem Verdacht des
Opportunismus ausgesetzt wissen wollte, – Heine hat sich über Chamisso in der Romantischen
Schule bekanntlich sehr wohlwollend geäußert und ihn außerdem in Verkennung der
tatsächlichen Zusammenhänge an anderer Stelle dafür gelobt, dass er ihn, Heine, „gegen den
schwäbischen Landsturm [...] aufrecht gehalten haben soll“42 – haben Reimer und Hirzel diese
Unterstellung, ebenfalls in der Börsenhalle, zurückgewiesen und zudem auf einem eigens
gedruckten gelbfarbigen Blatt, das dem Jahrgang 1837 beigegeben war, präzisiert, dass die
Wahl des Bildnisses allein von den Verlegern entschieden werde.
Auf diesen Sachverhalt bezieht sich Chamissos Nota Bene im hier zur Diskussion stehenden
Brief an Hirzel: „Sie haben also (nach dem gelben Blatte) noch nicht entschieden, was für ein
Bild Sie uns 1838 geben wollen.“ Das Titelbild legten nicht die Redakteure, sondern die
Verleger fest. Daher war auch die im Falle von Heinrich Heine geübte Praxis, nämlich dass die
Verleger das Titelbild eines Jahrganges bestimmten, kein Sonderfall, sondern entsprach den
normalen Gepflogenheiten des Redaktionsbetriebs. Wenn also Schwab beklagt: „Auch musste
ich wohl überrascht durch einen Entschluss seyn, der doch eigentlich nicht ohne vorhergehende
Verständigung mit den beiden Almanachsherausgebern hätte gefasst werden sollen“ 43 , so
scheint ihm diese Trennung der Zuständigkeitsbereiche im Unterschied zu Chamisso nicht ganz
klar gewesen zu sein.
Doch Chamissos Brief an Hirzel enthält nicht nur Geschäftliches zur Redaktionsarbeit, sondern
auch Privates aus dem Leben der beiden Familien. Offenbar mit Bezug auf die Geburt des
Sohnes Heinrich Hirzel (1836 – 1894) schreibt er zu Beginn des Briefes:
Theuerster Freund, von allem, wofür ich Ihnen Dank zu sagen habe, hat uns nichts so erfreut, wie
die kleine Charte die sie uns zugesandt […]. Meine Frau wußte sich vor freudigem Schrecke nicht
zu lassen. Wir fühlten mit stiller Wonne [...] und rufen Ihnen zu: Glückauf!
41
A. v. Chamisso an die Verleger, 9.9.1836, in: Kossmann 1909, S. 158.
Ebd.
43
G. Schwab an S. Hirzel, 2.3.1836, in: Kossmann 1909, S. 141.
42
9
Während Briefsteller, also eine Art Ratgeberliteratur über das Abfassen von Briefen, die in
Deutschland bis weit ins 19. Jahrhundert verbreitet war,44 gewöhnlich zwischen verschiedenen
Anlässen des Briefeschreibens bzw. unterschiedlichen Briefformen – etwa Bittbrief oder
Freundesbrief – unterscheiden und dementsprechend einen der jeweiligen Briefform
angepassten Schreibstil empfehlen, so wird diese Normierung der schriftlichen Korrespondenz
im Briefwechsel zwischen Chamisso und Hirzel offenkundig unterlaufen. Chamissos Brief ist
Teil einer öffentlich geführten Diskussion (die Auseinandersetzung um Heines Portrait) und
partizipiert gleichzeitig an privaten Familienangelegenheiten (die Geburt des Sohnes Heinrich
Hirzel). Bekanntlich pflegten die Familien Chamisso und Hirzel einen geselligen Umgang
miteinander, und Hirzel wusste über einen Aufenthalt in Berlin Anfang 1832 zu berichten: „Mit
das Angenehmste war ein Abend bei Chamisso, der eine große Zuneigung zu uns hat.”45 Auch
im Fall des vorliegenden Briefes bestätigt sich daher die bereits verschiedentlich vertretene
Ansicht, dass die gängige Differenzierung „öffentlich – privat“ nicht immer als analytische
Kategorie für das Verständnis von Briefkorrespondenzen taugt.46 Zu Recht nennt Kossmann
die Redaktionskorrespondenz „in erster Linie ein Stück Chamisso-Biographie“.47 Dass sie von
Hitzig gleichwohl nicht in Leben und Briefe von Adelbert von Chamisso aufgenommen worden
ist, lag wohl daran, dass die Redaktionsbriefe als nicht ‚privat’ genug erachtet wurden, und es
zeigt einmal mehr, wie vorschnell und folgenreich oft über Unterschiede zwischen einem
angeblich privaten und öffentlichen Charakter des Briefmediums geurteilt wird. Sinnvoller
erscheint es vielmehr, den Brief als kleinste Einheit eines kommunikativen Netzes zu verstehen,
das in öffentlichen wie privaten Kommunikationsräumen geknüpft wird bzw. diese allererst
erzeugt.
Nur hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf den offenkundigen Zusammenhang zwischen
Netzwerk und Geselligkeit, der die hier untersuchte historische Situation strukturiert. Gerade
weil sich Chamissos Brief nicht an die von Briefstellern empfohlene Normierung hält und nicht
zuletzt aufgrund sprachlicher Mittel – Anspielung und Metapher – die Grenze zwischen
Geschäfts- und Privatbrief immer wieder überschreitet, lädt er gleichsam exemplarisch dazu
ein, die Korrespondenz zwischen den beiden Briefpartner als Reflex und Ausdruck einer
44
Raabe 21808, Ruckert 1875.
Salomon Hirzel an seinen Vater Heinrich Hirzel, 4.2.1832, in: Springer 1883, S. 138.
46
Federhofer 2003, Mauelshagen 2009, S. 261f., vgl. auch Harders 2000, S. 39. Vgl. auch den anregenden
Aufsatz von Ursula Fuhrich-Grubert, die sich mit der politischen Praxis und den Netzwerkstrukturen Theodor v.
Schöns, seit 1824 Oberpräsident der Provinz Preußen, befasst und aus dieser Perspektive gerade an die
”Verflechtungen von ’Öffentlichkeit’ und ’Privatheit’” (Fuhrich Grubert 2002, S. 323) aufzeigen kann.
47
Kossmann 1909, S. XVIII.
45
10
Geselligkeitsauffassung zu verstehen, deren Beginn im Umkreis der Berliner Frühromantik, zu
dem ja Chamisso selbst zählte, zu verorten ist, nämlich mit Schleiermachers 1799 anonym
publiziertem Versuch einer Theorie des geselligen Betragens und deren Endpunkt durch den
letzten bürgerlichen Entwurf einer Geselligkeitstheorie vor dem Ersten Weltkrieg markiert
wird, durch Georg Simmels Geselligkeitskonzept.48
III. Redaktionskorrespondenz und Vernetzung
Als ein Netzwerk lässt sich das informelle Beziehungsgeflecht bezeichnen, das sich mit der
Herausgabe des Deutschen Musenalmanachs herausbildete. Es hat seine Spuren in der uns heute
zur Verfügung stehenden Redaktionskorrespondenz hinterlassen, zu der auch der präsentierte
Brief Chamissos an Hirzel zählt. Knotenpunkte dieses Netzwerkes waren Berlin, Stuttgart und
Leipzig, die Wohnorte der Redakteure Chamisso und Gustav Schwab bzw. der beiden Verleger.
Mit der Redaktionsarbeit am Almanach entspann sich aber nicht nur ein reger Briefwechsel
zwischen den drei Städten, vielmehr wurden diese Orte ihrerseits Drehpunkte jeweils eigener
Kommunikationskreise, die beispielsweise den Austausch der Redakteure mit Beiträgern und
Lesern des Almanachs umfassten.
Gerade der Musenalmanach, der sich als eine neuartige literarische Publikationsform im letzten
Drittel des 18. Jahrhunderts herausgebildet hat, ist in höchstem Maß auf networking
angewiesen. Bei den Musenalmanachen handelt es sich um jährlich erscheinende Anthologien,
in denen in den meisten Fällen unveröffentlichte Texte – ursprünglich ausschließlich Gedichte,
später, im Übergang zum Taschenbuch, auch kürzere Prosatexte – erstmals publiziert wurden.
Damit eröffneten sich Autoren ganz neue Publikationsmöglichkeiten, da es auf einmal ein
Forum gab, in dem sie regelmäßig veröffentlichen konnten. Darüber hinaus stand der Almanach
auch noch unbekannten und jüngeren Autoren als Publikationskanal offen und damit für die
eigene Positionierung auf dem literarischen Feld zur Verfügung. Es war eine bemerkenswerte
Konsequenz dieses Mediums, das 1765 erstmals in Frankreich (Almanach des Muses), dann,
nur vier Jahre später, seit 1769 auch im deutschen Sprachraum, in Göttingen (Musenalmanach
von H. C. Boie und F. W. Gotter) und in Leipzig (Almanach der deutschen Musen von J. B.
Michaelis und C. H. Schmid), erschien, dass es „die europäische Medienlandschaft im späten
18. und frühen 19. Jahrhundert nachhaltig verändern sollte.“49 Zu diesen Veränderungen zählte,
dass die strenge Trennung zwischen Produktion und Rezeption durchbrochen war. Zwischen
48
49
Zu Schleiermachers Geselligkeitstheorie vgl. Schmidt 1997; Wiedemann 2002.
Bunzel 1999, S. 24.
11
Verlegern, Herausgebern, Beiträgern und Lesern entstand eine enge Zusammenarbeit und
spezifische Kommunikationsstruktur. Beiträger und Redakteure waren natürlich Leser, aber
auch Leser oder Redakteure konnten zu Beiträgern werden: Chamisso und Schwab zählten
tatsächlich zu den produktivsten Autoren des von ihnen redigierten Deutschen
Musenalmanachs.50
Chamisso selbst verdankte seinen Erfolg gerade als Lyriker den Musenalmanachen. Seine
literarische Sozialisation begann bekanntlich mit dem sogenannten Grünen Musenalmanach51
– auch dies ein Netzwerk-Unternehmen –, und sein dichterischer Ruhm im 19. Jahrhundert
beruhte nicht zuletzt auf seinen im Deutschen Musenalmanach erschienenen Gedichten. Dies
trug wiederum nicht unerheblich dazu bei, dass der 1831 im Weidmann Verlag erschienenen
Ausgabe seiner Gedichte mehrere Auflagen folgten. Auf diesen Sachverhalt selbstironisch
Bezug nehmend schrieb er am 5. Februar 1831, kurz nachdem ihn die Verleger gefragt hatten,
ob er die Redaktion übernehmen wolle:
Mein alter Freund, man mag die Katze werfen wie man will, sie fällt doch wieder auf die Beine.
Mit einem Musenalmanach bin ich aus der Wiege gestiegen, und muß nun mit einem
Musenalmanach mich zum Abwärtssteigen anschicken.52
Trotz des exklusiven Charakters, durch den sich der Deutsche Musenalmanach nach dem
Willen seiner Begründer von der „Masse des Mittelmässigen und Schlechten“53 abheben sollte,
bekundete Chamisso ein Verständnis von der Funktion des Jahrbuchs, das fast demokratisch
bzw. vor- oder protodemokratisch genannt werden könnte: „Ich denke und hoffe, dass auch in
diesem Büchlein die Zeit in ihrem ernsten politischen Sinne sich abspiegeln und die öffentliche
Meinung sich auch im Liede Luft machen werde.“ 54 Er nennt den Musenalmanach einen
„Singeverein, eine Zuflucht und Freistatt der Muse“
55
und meint: „Der deutsche
Musenalmanach ist eine offne Halle, worin der König von Baiern und Demagogen, Platen und
Immermann, Schlegel und Menzel, ohne einander zu berühren, sich ergehen.“56 Singverein und
offene Halle, jeweils strukturiert durch, so könnte man vielleicht sagen, „strong ties“ und „weak
50
Den ersten Platz nahm F. Rückert mit 407 Seiten in neun Jahrgängen ein, gefolgt von Chamisso mit 356 Seiten
in zehn Jahrgängen und Schwab mit 178 Seiten in acht Jahrgängen, vgl. Kossmann 1909, S. XXVIII.
51
Vgl. den Beitrag von Nikolaus Immer in diesem Band.
52
Chamisso 31852, Bd. 6, S. 123.
53
Kossmann 1909, S. 3.
54
A. v. Chamisso an G. Schwab, 14.4.1832, in: Kossmann 1909, S. 20.
55
A. v. Chamisso an K. Trinius, 15.1.1832, in: Chamisso 31852, Bd. 6, S. 236.
56
A. v. Chamisso an G. Schwab, 9.3.1836, in: Kossmann 1909, S. 143.
12
ties“, sind so gesehen nur andere Metaphern für die Metapher vom Netzwerk, dem er offenbar
zutraute, die im Zitat angesprochenen literarischen und politischen Gegensätze zwischen dem
reaktionären Bayernkönig und den Demagogen, zwischen Karl Immermann und August v.
Platen wie zwischen Wolfgang Menzel und August W. Schlegel zu überwinden bzw.
wenigstens doch im Medium des Almanachs zu befrieden. Tatsächlich hatten in einer Zeit, in
der es noch keine oder erst ansatzweise politische Parteien gab und die Differenz konservativ –
liberal sich eben erst ausdifferenzierte, künstlerische Vereine wie etwa Sing- oder Kunstvereine
eine kaum zu unterschätzende Funktion bei der „Selbstmobilisierung gesellschaftlicher
Kräfte“57 in Biedermeier und Vormärz. Und anders als die politischen Parteien – in Deutschland
und sonst in Europa – standen diese Vereine eben auch bereits der Partizipation durch Frauen
offen.58 Kommunikations- und medienhistorisch lässt sich dieser Sachverhalt, die Beteiligung
unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen am Deutschen Musenalmanach, noch schärfer
konturieren:
Er
ist
zu
verstehen
als
Teil
jener
„umfassende[n],
qualitative[n]
Ausdifferenzierung der öffentlichen Kommunikation in Preußen“ im 19. Jahrhundert, die sich
nicht zuletzt dem „Reform- und ‚Publicitäts’-Verlangen des Bürgertums [...] und dessen
Selbstfindungs- und Partizipationsbemühungen“59 verdankt.
Doch
Chamisso
beließ
es
nicht
bei
Metaphernbildungen,
sondern
praktizierte
Vernetzungsstrategien durchaus konkret. So gehörte ein Teil der Beiträger des Deutschen
Musenalmanachs seinem Freundeskreis an, etwa Friedrich de la Motte Fouqué, Karl August
Varnhagen oder dessen Schwester Rosa Maria Varnhagen. Andere Beiträger, beispielsweise
Joseph v. Eichendorff, Karl Immermann oder Wilhelm Wackernagel, rekrutierte er aus einem
literarischen Zirkel, also aus einem anderen Netzwerk, dem er selbst angehörte, nämlich der
von seinem alten Freund Hitzig 1824 gegründeten Berliner Mittwochsgesellschaft. 60 Sein
Mitredakteur Gustav Schwab wandte übrigens ganz ähnliche Praktiken des networking an, da
auch er Beiträger entweder aus seinem persönlichen Bekanntenkreis oder aus der schwäbischen
Dichterschule gewinnen konnte.61
57
Tenbruck / Ruopp 1983.
Vgl. dazu jetzt Schmidt 2012.
59
Sösemann 2002, S. 17f.
60
Die Berliner Mittwochsgesellschaft war ein Treffpunkt Berliner Literaten, die sich u.a. durch ihren Goethekult
auszeichneten und eigene Publikationen herausgaben, die „Liederbüchlein 1827–1837“. Sie setzte ”sich
überwiegend aus höheren Beamten, Offizieren, Professoren und – eher als Ausnahme – Fabrikanten zusammen.
Die am stärksten vertretene Berufsgruppe war die der Juristen. Zeitweilig betrug die Mitgliederstärke 90, ging
dann aber bis 1842 auf ca. 50 und 1847 auf 21 zurück; 1856 waren es nur noch sechs”. Berbig 1998, vgl. auch
Chamisso 31852, Bd. 6, S. 99, Riegel 1934, Bd. 1, S. 214-218.
61
Kossmann 1909, S. XXIV.
58
13
Doch nicht nur beim Einwerben von Schriftstellern konnte Chamisso auf seine Freundes- und
Bekanntenbeziehungen zurückgreifen. Auch für die mühsame Selektionsarbeit des Redakteurs,
der über die Veröffentlichung der eingesandten Gedichte zu entscheiden hatte, mobilisierte er,
zumindest teilweise, seinen Freundeskreis,
62
auch dies eine Resonanz bürgerlicher
Geselligkeitsvorstellungen. Gegenüber einem Musenalmanach-Beiträger, dem heute wohl
vergessenen Journalisten und Übersetzer Ludwig Braunfels, beschrieb er die Redaktionsarbeit
folgendermaßen: „In doppelter Instanz, hier und zu Stuttgart, wird im Freundeskreis über
Jegliches beraten und mit grosser Gewissenhaftigkeit bei der Auswahl verfahren.“ Chamisso
legte dem Brief an Braunfels die kritische Besprechung von dessen eingesandten Gedichten bei
und erklärte dazu: „Ich [...] lasse Sie im Kreis der Freunde zugegen sein, wie wir Ihre und Ihrer
Freunde Gedichte gelesen haben [...]. Der scharfen freundlichen Kritik meiner Freunde
verdanke ich selber viel [...].“63 Seinem Freund Karl Bernhard Trinius – mit ihm verbanden
Chamisso zunächst botanische Interessen, und er hatte ihm nach Rückkehr von der Weltreise
Gräser, die er während der Expedition gesammelt hatte, zur Beschreibung und systematischen
Bestimmung überlassen, bevor sich der Austausch zwischen beiden dann auch auf die
literarische Produktion ausdehnte, – dankte er für ein eingesandtes Gedicht auf diese Weise:
„Wir haben uns in ihr Lied hineingelesen, wie in ein wahres Dichterwerk, und immer mit
wachsender Freude. So was kommt einem Musenalmanachredacteur selten vor.“ 64 Es zählte
offenbar zur gängigen Praxis des Zeitschriftenherausgebers Chamisso – dies legen die zitierten
Briefpassagen nahe –, dass eingesandte Gedichte in einem kritischen Begutachtungsverfahren
vor der Veröffentlichung in einem größeren Bekannten- oder Freundes-Kreis gelesen,
vorgelesen und besprochen wurden.
Eine weitere Vernetzungsstrategie Chamissos soll hier genannt werden, seine PatronageFunktion jüngeren Schriftstellern gegenüber. Gezielt nutzte Chamisso, um den sich bekanntlich
gerne jüngere Leute scharten und der sich in solchen Kreisen wohl fühlte 65 , seine
herausgehobene Position im Netzwerk um den Deutschen Musenalmanach, um sich für
unbekannte und jüngere Autoren einzusetzen. Das stieß nicht stets auf Wohlwollen seitens der
‚Etablierten’, und man hielt ihm gelegentlich vor, dass unter seiner „gar zu nachsichtig[en]“
Redaktion „der Musenalmanach [...] die Vormundschaft der namenlosen jungen Dichter“
62
Kossmann 1909, S. XXIV.
A. v. Chamisso an L. Braunfels, 8.6.1834, in: Kossmann 1909, S. 90.
64
A. v. Chamisso an K. Trinius, 19.12.1835, in: Kossmann 1909, S. 171.
65
Chamisso 31852, Bd. 6, S. 123, S. 134.
63
14
übernehme.66 Zu nennen ist in diesem Zusammenhang der Fall des Lyrikers und Übersetzers
Ferdinand Freiligrath, dem Chamisso sehr wohlwollend gegenüber stand 67 und dessen
schriftstellerische Laufbahn mit den Publikationen im Deutschen Musenalmanach für das Jahr
1835 ihren Anfang nahm. Freiligrath selbst beurteilte den Zeitpunkt, an dem er seine „Versuche
in dem Chamisso – Schwab’schen Musenalmanach mit[...]theilen“ konnte, als „eine neue
Epoche“ für sein eigenes Schreiben.68 Er konnte sich als freier Schriftsteller etablieren, war
später Sympathisant der 1848er Revolution in Deutschland und ist heute vor allem als Verfasser
politisch engagierter und sozialkritischer Gedichte bekannt. Das soziale Kapital, das sich
Chamisso innerhalb des Almanach-Netzwerkes angeeignet hat, d. h. seine Beziehungen zu
anderen
Akteuren
und
seine
Anerkennung
durch
diese,
verschaffte
ihm
einen
Handlungsspielraum und Ressourcenvorteil, der es ihm ermöglichte, seinen ‚Klienten’, den
jungen, noch nicht etablierten Schriftstellern, Zugang zu eigenen Ressourcen, also zu einem
begehrten Publikationsmedium, zu gewährleisten.
Freilich war der Beiträgerkreis, was gesellschaftliche Position und Generationszugehörigkeit
betrifft, keineswegs homogen. Es zählten dazu nicht nur jüngere, unbekannte Schriftsteller, die
wie Freiligrath oder August Heinrich Hoffmann von Fallersleben dabei waren, sich als Lyriker
einen Namen zu machen. Denn etablierte Autoren wie Uhland, Fouqué, Eichendorff oder
Lenau, deren Ruhm in manchen Fällen– etwa bei Fouqué – bereits etwas verblichen war, waren
ebenso vertreten wie literarische Dilettantinnen und Dilettanten, beispielsweise Rosa Maria
Varnhagen, Sophie Borries, der schon erwähnte Trinius oder König Ludwig I. von Bayern.
Selbst wenn man beklagen kann, dass Frauen als Beiträger im Deutschen Musenalmanach kaum
vorkamen – Rosa Maria Varnhagen, Sophie Borries und eine bislang nicht weiter identifizierte
Autorin, die unter dem Kürzel F. A. B. publizierte – waren die einzigen Schriftstellerinnen unter
den rund 130 Beiträgern –, und selbst wenn eine arbeitsaufwändige sozialwissenschaftliche
Analyse der Beiträger des Almanachs noch aussteht, so kann man doch sagen, dass dieses
anspruchslose Medium im exzentrischen Zentrum eines relativ großen Netzwerkes stand: durch
„strong ties“ waren ihm der Herausgeberkreis, also die beiden Verleger, die beiden Herausgeber
und deren wechselnde lokale Mitarbeiter verbunden, ebenso die bereits größere und loser
verbundene Gruppe der Beiträger selbst und, wiederum etwas loser assoziiert, die etwa 500
Abonnenten und Käufer. Willkürlicher – aus der Perspektive des Zentrums – waren die Leser
66
Otto Friedrich Gruppe an G. Schwab, 30.6.1836, in: Kossmann 1909, S. 166.
Kossmann 1909, S. 92.
68
Ebd.
67
15
mit dem Almanach verknüpft. Sie bildeten gewissermaßen eigene Netzwerke um die Gruppe
der Käufer: einerseits als Familienangehörige oder Freunde, die die Almanache lasen, vorlasen,
verliehen, einzelne Texte daraus abschrieben, auswendig lernten und vortrugen oder in die
seinerzeit beliebten Poesiebücher 69 einschrieben, andererseits als offen organisierte lokale
literarische Zirkel, die über den engeren Familien- und Freundeskreis hinausreichten, Nachbarn
und Fremde einschließen konnten. Letzteres praktizierte beispielsweise ein Beiträger des
Deutschen Musenalmanachs, der dem Herausgeber Schwab mitteilte, er habe „seit kurzen einen
ästhetischen Klubb gestiftet, in welchem wir uns wöchentlich einmal des Abends versammeln,
die neuesten Erscheinungen der Literatur besprechen und das Selbstgeschaffene vortragen;
dabei wird auch der Nebenzweck verbunden, fremden, hier ankommenden Gelehrten und
Künstlern eine Gelegenheit zu verschaffen, die hiesige Literatur kennen zu lernen.“70
Mit zu diesem Bilde von Figurationen
71
, wie Norbert Elias solche sozialen
Abhängigkeitsverhältnisse von Individuen genannt hat, gehört der Umstand, dass Chamisso,
der das Moment der Kontinuität der Herausgeberschaft verkörperte, die ihrerseits diverse
Netzwerke strukturierte, selbst in weitere Netzwerke involviert war: als Naturwissenschaftler
war er ebenfalls Autor, der einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Werkes gemeinsam mit
anderen Autoren (und Illustratoren) verfasste, Mitglied verschiedener wissenschaftlicher
Gesellschaften, Korrespondent und nicht zuletzt Leser, während er als Lyriker auch in anderen
Almanachen und Taschenbüchern veröffentlichte. Der „Aufstieg der Netzwerkgesellschaft“72
begann keineswegs erst im digitalen Zeitalter.
69
Zum biedermeierlichen Poesiebuch vgl. Schmidt 2003, S. 24f. Das dort ausgewertete Poesiebuch der Henriette
von Borries, in das Freunde und Verwandte literarische Texte ab Mai 1837 eintrugen, liegt in der Loose Blätter
Sammlung, Tromsdalen, Kasten A-B. Es enthält keine Texte Chamissos, wohl aber Gedichte von Gaudy und
Uhland.
70
Friedrich August Freiherr von Zu Rhein an G. Schwab, 18.3.1834, in: Kossmann, 1909, S. 100.
71
“Individuen kommen immer in Figurationen vor, und Figurationen von Individuen sind irreduzibel. Von einem
einzelnen Individuum her zu denken, als ob es ursprünglich sozial unabhängig wäre, oder von einzelnen
Individuen da und dort ungeachtet ihrer Beziehungen zueinander, ist ein ebenso fiktiver und haltloser
Ausgangspunkt wie, sagen wir, die Annahme, daß das Gesellschaftsleben auf einem Vertrag von Individuen
beruhe, die davor entweder allein in der Wildnis oder in absoluter Unordnung zusammenlebten.” Elias / Scotson
1990, S. 264f.
72
So die bekannte Phrase des spanischen Soziologen Manuel Castells, vgl. Castells 2003. Bd. 1 der Trilogie
nennt sich Der Aufstieg der Netzwerkgesellschaft.
16
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