Q 2 - Sachtext-Analyse Matuschek 18KB Mar 10 2014 14:17

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BEISPIELANALYSE VON SARAH REITHMEIER
(...mit überwiegend recht ordentlichen Formulierungen. - Inhaltlich könnte insbesondere Matuscheks Kerngedanke, dass
Goethe in seiner Bearbeitung des Iphigenie-Stoffes der antiken Vorlage eine neue, an den Kerngedanken der Aufklärung
orientierte Ausprägung verleiht und dabei das Moralische ganz in die Sphäre des Menschlichen verlagert, noch etwas
genauer erfasst werden.)Sachtextanalyse zu Stefan Matuschek: Klassisches Humanitätsideal: Goethes Iphigenie und ihr
Nachhall
Im vorliegenden Textauszug eines Aufsatzes mit dem Titel „Klassisches Humanitätsideal: Goethes
Iphigenie und ihr Nachhall“ aus Stefan Matuscheks literaturwissenschaftlichem Werk „Mythos
Iphigenie“, das 2006 publiziert wurde, thematisiert der Autor die bedeutsame Funktion der Figur
Iphigenie in Goethes Drama, die die humanistischen Werte in sich vereint und diese mit den
Ansprüchen der Gesellschaft in Einklang bringt, wodurch sie eine überzeitliche Bedeutung erlangt.
Der Textauszug ist in sechs Sinnabschnitte zu unterteilen. Zu Beginn (Z. 1-6) stellt Matuschek
Iphigenies Bedeutung als ethisches Ideal heraus, das die Werte der Selbstbestimmung und der
Selbstverantwortung in sich vereint, sowie die daraus resultierende Befreiung aus politischen und
religiösen Missständen, die an zwischenmenschliche Verhaltensweisen gekoppelt ist. Im
nachfolgenden Abschnitt (Z. 7-13) führt der Autor die Moral des Werkes „Iphigenie auf Taurus“ auf
die menschliche Selbstverantwortung zurück und rekapituliert einige inhaltliche Versatzstücke des
Werkes. Im Nachfolgenden (Z. 14-18) weitet der Autor seine vorangegangene These auf die politische
Dimension aus. Im vierten Sinnabschnitt (Z. 18-25) verweist Matuschek auf die Programmatik und
das Ziel der europäischen Aufklärungsphilosophie, deren Kernanliegen Goethe durch die Figur der
Iphigenie aufgreift. Dem Verweis auf die klassizistische Graecophilie in „Iphigenie auf Taurus“, die
bereits von Johann Joachim Winckelmann initiiert wurde, dient der fünfte Sinnabschnitt (Z. 25-31).
Abschließend (Z. 31-38) betont der Autor die außerordentliche Stellung der Figur Iphigenies als
Repräsentation der Weimarer Klassik und deren humanistische Bildungsmission.
Der Autor misst der Figur der Iphigenie eine hohe Bedeutung bei und stellt sie als eine idealistische
Verkörperung der humanistischen Werte heraus. Nach Auffassung Matuscheks erlangt der
ursprüngliche Mythos durch Goethes Neugestaltung des antiken Stoffes eine neue Ausprägung,
insofern Iphigenie samt ihrer Botschaft in besonderer Weise herausragt und somit die Werte der
Selbstbestimmung und Selbstverantwortung sowie der Einklang der Autonomie des Individuums mit
den Ansprüchen der Gesellschaft in den Vordergrund gestellt werden.
Im ersten Sinnabschnitt hebt der Autor die Verkörperung Iphigenies als ein „ethisches Ideal“ (Z. 1f.)
hervor, das die „Selbstbestimmung und Selbstverantwortung des einzelnen Menschen“ (Z. 2 f.) in
sich vereint. Matuschek spezifiziert seine Aussage, indem er eben diese „Selbstbestimmung“ (Z. 4),
die im Schauspiel „Iphigenie auf Taurus“ thematisiert wird, als eine Möglichkeit herausstellt, das
Individuum aus „aller religiösen und auch politischen Bevormundung [zu] [befreien].“ (Z. 4 f.). Der
Autor weitet seine Aussage aus, indem er zum einen die „Rücksichtnahme“ (vgl. Z. 6) und zum
anderen das Berücksichtigen des „Einverständnis[ses] des anderen“ (Z. 6) benennt, die an diese
Freiheit gekoppelt sind.
Im zweiten Sinnabschnitt folgert Matuschek Iphigenies „Offenheit gegenüber Thoas und ihr
Vertrauen auf menschliches Verständnis und Einverständnis“ (Z. 9 f.) als Faktoren, die sie aus „ihrem
Exil“ (Z. 8 f.) befreien. Der Autor referiert die „Intrige“ (Z. 7 f.) und die „dea ex machina“ (Z. 8) als die
ursprünglichen Faktoren im antiken Mythos, die zu der Befreiung Iphigenies führen. Der Autor stellt
Goethes Darstellung unter diesem Gesichtspunkt dem antiken Mythos gegenüber. Matuschek
rekapituliert „Goethes viel zitierten Selbstkommentar, seine Iphigenie sei ‚verteufelt human‘ “ (Z. 10
f.) und stellt diesen als eine Andeutung auf einen „antireligiösen Impuls“ (Z. 12) des Stückes heraus,
insofern Goethes Bearbeitung des Iphigenie-Stoffes seiner Auffassung nach offenbar alle
Moralvorstellungen aus religiösen Zusammenhängen löse und auf die „menschliche
Selbstverantwortung“ (Z. 13) zurückführe. Der Autor spezifiziert seine vorangegangene These, indem
er diese auf die „politische Dimension“ (Z. 14) ausweitet und sich dabei auf Iphigenies Klage
bezüglich der „fehlende[n] moralische[n] Rechenschaft des absoluten Herrschers“ (Z. 14 f.) bezieht.
Er referiert Thoas' Bezeichnung dieser Klage als „[e]in wildes Lied“ (Z. 16) und verdeutlicht somit die
Grundhaltung „zur Zeit des Absolutismus“ (Z. 17) während der Entstehung von „Iphigenie auf
Taurus“.
Er setzt Goethes „Botschaft von individueller Freiheit und Selbstbestimmung“ (Z. 18 f.) in Bezug zu
der „europäischen Aufklärungsphilosophie und ihrem Ziel“ (Z. 20), den Einklang zwischen der
„Autonomie des Einzelnen“ (Z. 21) und den „Ordnungsbedürfnissen der Gemeinschaft“ (Z. 21 f.) zu
schaffen. Darüber hinaus betont er die „Europäische Aufklärungsphilosophie und ihr[...] Ziel (Z. 20)
als das ursprüngliche Gedankengut, auf das sich Goethe mit seinem Drama bezieht. Den durch den
„Charakter“ (Z. 23) und die „unerhörte Tat“ (ebd.) Iphigenies ermöglichten Einklang zwischen diesen
beiden Ansprüchen der Aufklärung erreicht Goethe nach Matuscheks Vorstellung dadurch, dass er
sich zum Zwecke der Darstellung des „aktuelle[n] philosophische[n] Ideal[s]“ (Z. 25) eines antiken
Mythos‘ bedient.
Der Autor führt Goethes Vorgehensweise auf die „Idealisierung der griechische[n] Antike“(Z. 26 f.)
zurück, wodurch diese zur „Projektionsfläche der eigenen, gegenwärtigen Wunschvorstellungen“ (Z.
27 f.) werde. Matuschek schlägt in diesem Zusammenhang eine gedankliche Brücke zu dem Vers
„Das Land der Griechen mit der Seele suchend“ (Z. 28 f.) aus Iphigenies Eingangsmonolog und belegt
damit die „klassizistische Graecophilie“ (Z. 30 f.), die sich auch in dem Schauspiel „Iphigenie auf
Taurus“ seiner Auffassung nach manifestiert.
Abschließend betont der Autor die Funktion der Figur Iphigenie als ein „klassische[s]
Humanitätsideal“ (Z. 34 f.), das in Goethes Ausführungen „ganz neue mythische Züge annimmt“ (Z.
35). Matuschek resümiert Iphigenies Bedeutung als eine repräsentative Verkörperung der „Weimarer
Klassik und deren humanistische[r] Bildungsmission“ (Z. 37 f.).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Autor der Figur Iphigenie eine hohe Bedeutung beimisst,
die sich auf die gesamte Epoche der „Weimacher Klassik“ erstreckt und darüber hinaus auch
überzeitlich Bestand hat. Darüber hinaus schlägt der Autor mehrere gedankliche Brücken zu anderen
Ausführungen, die er als Gedankengut, auf das sich Goethe in seinen Ausführungen bezieht,
herausstellt.
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