BioS_2013_6_OE_Wegner_02

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Unterrichtsreihe: Protisten
Die Nahrungsaufnahme bei Amoeba proteus
Amoeba proteus: Die Jägerin
Informationstext
Amoeba proteus zeichnet sich optisch vor allem durch die Fähigkeit aus,
Pseudopodien (Scheinfüßchen) zu bilden. Dies sind Ausstülpungen des
Cytoplasmas und der mit einer Glykocalyx benetzten Zellmembran. Sie
werden möglich durch Cytoplasmaströmungen, welche von gerichteten
Bewegungen des unter der Zellmembran liegenden Geflechts aus Actinund Myosinfilamenten verursacht werden. Die Pseudopodien dienen
vor allem der Fortbewegung und der Nahrungsaufnahme.
Die Nahrungsaufnahme lässt sich bei den Protozoen grob in zwei Typen
unterteilen. Beiden gemein ist, dass die letztendliche Einverleibung der
Nahrung durch Abschnürung von Vesikeln geschieht. Das bedeutet, dass
die Amöbe ihre Nahrung zunächst umfließt und letztendlich durch
Abschnürung eines „Zellmembran-Ballons“ in die Zelle aufnimmt (s.
Abb. 1).
Der erste Typ der Nahrungsaufnahme ist die Pinocytose, welche als
„Trinken der Zelle“ beschrieben werden kann. Bei der Pinocytose
werden Flüssigkeiten und darin gelöste Stoffe in die Zelle
aufgenommen. Die gelösten Substanzen sind so klein, dass sie unter
dem Lichtmikroskop nicht mehr erkannt werden können (< 150nm). Die
Pinocytose dient speziell bei den Amöben allerdings weniger der
tatsächlichen Nahrungsaufnahme als vielmehr der Reinigung der
Zelloberfläche (man spricht hier auch von „Membranrecycling“).
Abb. 1: Die
Nahrungsaufnahme bei
A. proteus. Rot:
Beuteorganismus;
durchgehende Linie:
Zellmembran A. proteus;
grau: Zellinneres A.
proteus
Der zweite Typ der Nahrungsaufnahme ist die Phagocytose, das „Fressen der Zelle“. Sie dient
der Aufnahme von Mikroorganismen oder Zelltrümmern in größere Vesikel von mehr als
250nm Durchmesser und ist der wichtigste Mechanismus für die Nahrungsaufnahme bei A.
proteus. Eine kurze Berührung zwischen einem Beuteorganismus und einer hungrigen Amöbe
reicht aus, um Letztere zur schnellen Bildung mehrerer Pseudopodien zu veranlassen,
welche das Beutetier dann umfließen und es letztendlich in einer großen Nahrungsvakuole
ins Innere der Zelle aufnehmen.
In beiden Fällen liegt die aufgenommene Nahrung zunächst mit einem Tröpfchen
aufgenommenem Umgebungsmedium in der Nahrungsvakuole. In diese entleeren dann
Lysosomen, also Vesikel, welche Verdauungsenzyme enthalten, durch Fusion ihrer Membran
mit jener der Nahrungsvakuole ihren Inhalt, woraufhin die Verdauung der aufgenommenen
Nahrung beginnt. Verdaute Nahrung schließlich wird durch Pinocytose aus der
Verdauungsvakuole in das Zellplasma überführt, unverdauliche Reste hingegen werden in
einer Defäkationsvakuole zur Zellmembran transportiert und nach außen entleert.
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Unterrichtsreihe: Protisten
Die Nahrungsaufnahme bei Amoeba proteus
Aufgaben
1. Lesen Sie den Informationstext.
2. Führen Sie den Versuch entsprechend der unten gegebenen Anleitung durch.
3. Werten Sie den Versuch aus, indem Sie die gestellten Fragen zum Thema
beantworten.
Materialien
- Lichtmikroskop
- Objektträger
- Deckglas
- Pipette
- Suspension von Amoeba proteus
- Suspension von Beutetieren
- Filterpapier
- Vaseline
- Stützmaterial (Deckglasbruchstückchen, feiner Sand, Haare o.Ä.)
Versuchsdurchführung
1. Entnehmen Sie mit der Pipette vorsichtig einige Amöben zusammen mit ein paar
Tropfen Flüssigkeit aus der Kultur.
2. Geben Sie die Flüssigkeit mit den Amöben („Amöbensuspension“) auf den
Objektträger.
3. Bringen Sie etwas Stützmaterial in den Suspensionstropfen, um zu vermeiden, dass
die Amöben zerquetscht oder in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden.
Hier können Sie verschiedene Dinge verwenden, z.B. Deckglasbruchstückchen, etwas feinen Sand aus der
Amöbenkultur oder ein paar Haare.
4. Decken Sie den Tropfen der Amöbensuspension
vorsichtig mit einem Deckgläschen ab. Dazu das
Deckgläschen am besten mit einer Kante schräg an
den Rand des Suspensionstropfens stellen und
dann langsam auf die Flüssigkeit kippen (s. Abb. 1).
So werden Lufteinschlüsse in der Suspension
Abb. 2: Auflegen des Deckgläschens
vermieden.
5. Legen Sie das Präparat unter das Mikroskop und schalten Sie dieses ein. Wählen Sie
eine möglichst schwache Beleuchtung: Amöben sind photophob, zu viel Licht kann
Stressreaktionen hervorrufen. Außerdem entsteht desto weniger Hitze, je schwächer
die Lichtquelle eingestellt ist.
6. Wählen Sie eine 80fache Gesamtvergrößerung und überprüfen Sie mit stark
verengter Aperturblende, ob Sie einige Amöben unter dem Deckglas haben.
Aufgrund der Störung durch das Übertragen auf den Objektträger sind die Tiere
abgekugelt. Werden erneute Erschütterungen vermieden, sollten sie sich innerhalb
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Die Nahrungsaufnahme bei Amoeba proteus
von 5 Minuten wieder am Untergrund anhaften und ihre Bewegung wieder
aufnehmen. Starten Sie dann mit dem nächsten Schritt.
7. Verringern Sie den Flüssigkeitsanteil der Amöbensuspension, indem Sie mit einem
Streifen Filterpapier vorsichtig etwas Flüssigkeit absaugen. Saugen Sie auf keinen Fall
so viel Flüssigkeit ab, dass die Amöben im Trockenen liegen!
8. Bringen Sie etwas von der angereicherten Beutetiersuspension an eine Seite des
Deckglases (s. Abb. 2). Diese sollte sich aufgrund der geringen Flüssigkeitsmenge
unter dem Deckglas automatisch unter dieses ziehen.
Abb. 3: Einziehen der Beutetiersuspension
9. Dichten Sie den Rand des Deckgläschens mit etwas Vaseline ab, um eine Verdunstung
der Flüssigkeit und somit eine Schädigung der Amöben zu vermeiden.
10. Beobachten Sie mit weiterhin 80facher Gesamtvergrößerung und stark verengter
Aperturblende, wie A. proteus reagiert, sobald sie auf ein Beutetier trifft.
Beobachtungen und Auswertung
1. Beschreiben Sie, wie die Amöbe reagiert, wenn sie auf ein Beutetier trifft. Welche
Vorgänge und Bewegungsabläufe sind erkennbar? Fertigen Sie zu den einzelnen
Schritten je eine kleine, nicht aufwändig detaillierte Skizze in den entsprechenden
Kästen an und geben Sie jeweils eine kurze Erläuterung, was passiert. Nutzen Sie hier
auch den Informationstext!
a) Zusammentreffen mit Beutetier:
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Die Nahrungsaufnahme bei Amoeba proteus
b) Ausbilden von Pseudopodien
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c)
Umfließen des Beuteorganismus:
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d) Verschlingen des Beuteorganismus:
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2. Die Beutetiere sind, ebenso wie die Amöben, beweglich. Wie könnte die Amöbe ihr
Beutetier festhalten? Nutzen Sie hierfür bei Bedarf auch die in der letzten Stunde
angefertigte Beschreibung des Zellaufbaus der Amöben und den entsprechenden
Informationstext! Notieren Sie Ihre Überlegungen in 2-3 Sätzen.
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Die Nahrungsaufnahme bei Amoeba proteus
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3. Welcher Mechanismus könnte dafür verantwortlich sein, dass die Amöbe ihre
Beutetiere erkennen kann? Denken Sie hierbei zum Beispiel auch an die
Immunabwehr des Menschen …
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