Forschungspreis_2011.do... - Schweizerische Herzstiftung

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M e d i e n m i t t e i l u n g - Bern, 26. April 2011
Forschungspreis 2011 der Schweizerischen Herzstiftung für
Leo Bonati und Tobias Reichlin
Junge Forscher entwickeln Entscheidungshilfen für den Gefässnotfall
Je rascher die Ärzte einen Herzinfarkt auf der Notfallstation erkennen desto
bessere Aussichten haben die Patienten. Dasselbe gilt, wenn Patienten mit einer
krankhaft veränderten Halsschlagader die für ihr Krankheitsbild und ihr Alter
optimal angepasste Behandlung erhalten. Die Basler Ärzte Tobias Reichlin und
Leo Bonati haben für diese Fälle Entscheidungshilfen erforscht. Sie erhalten zu
gleichen Teilen den Forschungspreis 2011 der Schweizerischen Herzstiftung.
Jeder zehnte Patient, der auf eine Notfallstation kommt, klagt über ein plötzliches
Druckgefühl im Brustkorb. Neue Bluttests erlauben nun, innert kürzester Frist zu
erkennen, wer einen Herzinfarkt hat. Dass sich diese verbesserte Diagnosemethode
bewährt, haben Kardiologen um Tobias Reichlin vom Universitätsspital Basel
bewiesen. Reichlin und sein Team erforschten dafür die drei Hauptpfeiler der
bisherigen Herzinfarktdiagnose: die Befragung und Untersuchung des Patienten, die
Herzstromkurve (EKG) und die Bluttests.
Den Haupterfolg erzielte der junge Arzt bei den Bluttests: Bisher konnten durch den
Infarkt geschädigte Herzmuskelzellen erst vier bis sechs Stunden nach dem Infarkt im
Blut nachgewiesen werden. Mit den neuen Tests ist diese Frist erheblich kürzer, und
die Ergebnisse sind genauer. Die Heilungsaussichten Betroffener verbessern sich
durch den Zeitgewinn entscheidend. Gleichzeitig ermöglicht die Methode den
Notfallärzten, rasch Entwarnung zu geben, wenn die Beschwerden im Brustraum
andere, in der Regel harmlose Ursachen haben. Diesen Patienten ersparen die
hochsensiblen Bluttests eine unnötige stundenlange Intensivüberwachung im Spital.
Tobias Reichlin wurde für seine Studien1 von der Schweizerischen Herzstiftung, dem
Schweizerischen Nationalfonds und dem Universitätsspital Basel unterstützt.
Schutz vor Hirnschlag
Mit einem anderen Teil unseres Gefässsystems befasst sich als weiterer Preisträger
Leo Bonati von der Neurologischen Klinik des Universitätsspitals Basel: Er vergleicht
unterschiedliche Behandlungsmethoden von Patienten, in deren Halsschlagader
(Karotis) sich durch die Gefässkrankheit Atherosklerose Ablagerungen gebildet haben.
Brechen diese Ablagerungen auf, können Teilchen davon mit dem Blutstrom in den
Kopf gelangen und im schlimmsten Fall einen Hirnschlag verursachen. Als
Standardtherapie bei Anzeichen für die Gefässkrankheit gilt seit den frühen
Neunzigerjahren die chirurgische Entfernung der Ablagerungen.
Die Operation erfordert allerdings einen Einschnitt am Hals, der zu Verletzungen von
Nerven oder einer Blutung führen kann. Deshalb wurde in den vergangenen Jahren
zunehmend die Behandlung mittels Katheter angewendet, wie sie für
Herzkranzgefässe schon länger bekannt ist. Dabei wird die verengte Halsschlagader
über einen in der Leiste eingeführten Katheter mit einem kleinen Ballon oder einem
Stent erweitert, einem Röhrchen aus Drahtgeflecht. Auch bei dieser «schonenderen»
Technik erlitten allerdings in einer Studie zehn von hundert Patienten im ersten Monat
nach dem Eingriff einen Hirnschlag. Ausserdem kam es häufiger als nach der
Operation zu erneuten Verengungen der behandelten Gefässe.
Leo Bonati und sein Team haben nun die beiden Behandlungen bestimmten
Patientengruppen zuordnen können: Gemäss ihren Ergebnissen profitieren ältere
Erkrankte über 70 Jahren mehr von einer Operation. Dies möglicherweise, weil sich in
ihren stärker geschädigten Gefässen bereits bei der Einführung eines Katheters
Plaque-Teilchen lösen und einen Hirnschlag verursachen können. Bei jüngeren
Patienten dagegen scheint sich die Behandlung mit Katheter und Stent als gute
Alternative zur Operation anzubieten. Dank diesen Erkenntnissen kann das Risiko der
Patienten für Komplikationen nach der Behandlung ihrer Karotisverengung verringert
werden. Leo Bonati wurde für seine Studien2 vom Schweizerischen Nationalfonds und
der Universität Basel unterstützt.
Übergabe am 3. Mai in Bern
Die Herzstiftung verleiht den mit 20'000 Franken dotierten Forschungspreis jährlich für
eine oder mehrere hervorragende wissenschaftliche Forschungsarbeit(en) auf dem
Gebiet der Prävention, Diagnose und Behandlung der Herz-Kreislauf-Krankheiten. Die
Übergabe findet am 3. Mai im Rahmen des Benefizanlasses «Swissheart Gala» im
Kulturcasino Bern statt.
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1
Early diagnosis of myocardial infarction with sensitive cardiac troponin assays. N Engl J Med.
2009;361(9):858-867. – Incremental Value of Copeptin for Rapid Rule Out of Acute Myocardial Infarction.
Journal of the American College of Cardiology, 2009;54(1):60-8).
2
Short-term outcome after stenting versus endarterectomy for symptomatic carotid stenosis: prospective
meta-analysis of individual patient data from three randomised trials. Lancet, 25 September 2010; 376:
1062–73. – New ischaemic brain lesions on MRI after stenting or endarterectomy for symptomatic carotid
stenosis: a substudy of the International Carotid Stenting Study (ICSS).Lancet Neurol. 2010 Apr;9(4):35362. – Long-term risk of carotid restenosis in patients randomly assigned to endovascular treatment or
endarterectomy in the Carotid and Vertebral Artery Transluminal Angio lasty Study (CAVATAS): long-term
follow-up of a randomised trial. Lancet Neurol. 2009 Oct;8(10):908-17.
Hinweis für Medienschaffende:
Die Medienmitteilung und Fotos der Preisträger sind unter www.swissheart.ch/medien abrufbar und
können auch per E-Mail übermittelt werden.
Kontaktpersonen:
Schweizerische Herzstiftung
Rahel Bracher, Wissenschaftliches Sekretariat
Schwarztorstrasse 18, Postfach 368, 3000 Bern 14
Telefon 031 388 80 87, Fax 031 388 80 88
E-Mail: [email protected], www.swissheart.ch
Preisträger 2011:
Dr. med. Tobias Reichlin
Assistenzarzt Kardiologie
Universitätsspital Basel
Petersgraben 4
CH-4031 Basel
Telefon: 061 265 25 25
Fax: 061 265 85 77
[email protected]
Dr. med. Leo Bonati
Oberarzt Neurologische Klinik und Stroke Unit
Universitätsspital Basel
Petersgraben 4
CH-4031 Basel
Telefon 061 265 25 25
Direktwahl 061 556 54 42
Fax 061 265 56 44
[email protected]
Die Schweizerische Herzstiftung – aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag
Wir setzen uns mit Forschungsförderung und einer umfassenden Aufklärungsarbeit dafür ein, dass weniger
Menschen an Herz-Kreislauf-Leiden erkranken oder dadurch behindert bleiben, Menschen nicht vorzeitig an
Herzinfarkt oder Hirnschlag sterben und für Betroffene das Leben lebenswert bleibt. Die 1967 gegründete
Schweizerische Herzstiftung ist eine unabhängige und von der Stiftung ZEWO zertifizierte gemeinnützige
Organisation, die sich hauptsächlich aus Spenden finanziert.
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