Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe Ausbildungsschwerpunkt Business Responsibility Management Reife- und Diplomprüfung 2013 Fachspezifische Themenstellung Entwicklungsländer – Wege aus der Armut im Team Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik Valeria Ertelt Lebensmittelunterversorgung in Entwicklungsländern – Ursachen und Auswirkungen Alexandra Lenz MMag.a Betreuung: Monika Wiedermann Seite | 1 EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG Wir erklären hiermit, dass wir die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt haben. Die aus den fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Wien, am 23.03.2013 Valeria Ertelt Alexandra Lenz Seite | 2 Abstract Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik Projektthema Obwohl der globale Wohlstand steigt, stellt extreme Armut noch immer ein unüberwindbares Problem in unserer Gesellschaft dar. In der Teamarbeit mit Alexandra Lenz betrachte ich neben den Formen von Armut auch deren Ursachen und evaluierte mögliche Lösungsansätze. Einer dieser ist auch Mikrofinanzierung, welche sich seit den 1970er Jahren als ultimatives Heilmittel der Armut gibt. Doch bei einem Mittel, mit dem man den Armen helfen und zum gleichen Zeitpunkt auch Geld einnehmen kann, steigt die Missbrauchsgefahr. Forschungsfrage Die Forschungsfrage, welche ich im Laufe meiner Arbeit beantworte, lautet: „Wie wirkt sich das Mikrofinanzierungssystem auf die Gesellschaft eines Entwicklungslandes aus und was ist die Problematik bei dieser Armutsbekämpfungsmethode?“ Projektablauf Bereits im Vorjahre wurden die Projektthemen zugeteilt und im Laufe des Sommers las ich mich mit Hilfe von Fachliteratur in das Thema ein. Nachdem der Projektantrag genehmigt wurde, erstellte ich einen Projektablaufplan, welcher mir bei der Planung des Projektes half. Mit meiner Kollegin verfasste ich den Gruppenteil „Entwicklungsländer – Wege aus der Armut“, welcher auch präsentiert wurde. Trotz eifriger Recherche blieben allerdings einige Fragen offen, die jedoch mit Hilfe meiner Interviewpartnerin Mag. Karin Küblböck, wissenschaftliche Mitarbeiterin des ÖFSE und Gründerin von ACTS-Österreich, beantwortet werden konnten. Anschließend schrieb und präsentierte ich den Einzelteil der Projektarbeit. Ergebnisse Schon bei der Recherche zum Gruppenteil habe ich erkannt, dass Mikrokredite strukturelle Eigenschaften von Armut wie fehlende Schulbildung, Infrastruktur und Krankheiten nicht beseitigen. Dadurch, dass Mikrofinanzierung nur Armen finanzielle Mittel gibt, um sich mit selbstständiger Arbeit aus der Armut zu befreien, können diese Probleme nicht bekämpft werden. Auch habe ich erarbeiten können, dass die ursprüngliche Absicht, Mikrokredite als entwicklungspolitische Maßnahme zu benutzen, durch Gewinnstreben des Sektors ersetzt wurde. Der steigende Druck der Krediteintreiber trieb tausende Menschen in den Ruin und manche sahen gar keinen anderen Ausweg als Selbstmord. Die Märkte auf denen die MikrounternehmerInnen operieren sind lokal begrenzt und in aller Regel übersättigt. Neu geschaffene Unternehmen verdrängen bereits da gewesene, ein ökonomischer Mehrwert wird nicht geschaffen. Auch ignoriert Mikrofinanzierung strukturelle vertikale Verbindungen von Unternehmen und fordert eine unverbundene Wirtschaftsstruktur, welche nicht weiterentwickelbar und auf keinen Fall international wettbewerbsfähig ist. Reflexion Mich hat überrascht, dass Milliardenbeträge zur Beseitigung von Armut in Form von Mikrokrediten, trotz fehlender wissenschaftlicher Bestätigung, über die Wirksamkeit investiert worden sind. Ich sehe mich nun in der Lage, die Mikrokreditbranche zu verstehen und auch an Diskussionen darüber teilzunehmen. Weiters habe ich einiges über das wissenschaftliche Arbeiten gelernt. Seite | 3 Abstract Lebensmittelunterversorgung in Entwicklungsländern – Ursachen und Auswirkungen Projektthema Die von chronischem Hunger betroffenen Menschen in Entwicklungsländern leiden an den zahlreichen Folgen von Unterernährung und haben deshalb in vielen Bereichen nicht die gleichen Chancen und Möglichkeiten wie nicht-hungernde Menschen. Börsenspekulationen oder „Land Grabbing“ haben Preissteigerungen zur Folge, welche die Situation der Lebensmittelversorgung in den Entwicklungsländern nur weiter verschlimmern. Forschungsfrage Bei meiner Projektarbeit stand daher die folgende Frage im Vordergrund: „Worin liegen die Ursachen für den Hunger in den Entwicklungsländern und wie kann er bekämpft werden?“ Projektablauf Mithilfe verschiedenster Informationsquellen verschaffte ich mir zu Beginn des Projektes einen groben Überblick über dieses umfangreiche Thema und erstellte anschließend einen Projektantrag. Ich kreierte einen Projektablaufplan, welcher die wichtigsten Meilensteine zeitlich festlegt. Nach Abgabe des gemeinsam mit meiner Teamkollegin Valeria Ertelt schriftlich ausgearbeiteten Gruppenteils, erstellten wir eine Präsentation, die vor der gesamten Klasse gehalten wurde. Nach diesem Meilenstein führte ich zwei Interviews, eines mit Dr. Michael Obrovsky, welcher in der Österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE) tätig ist, das zweite mit Katharina Weltecke vom World Food Programme (WFP). Anschließend beschäftigte ich mich intensiv mit meinem Spezialthema, verfasste meine Einzelarbeit und erstellte eine Präsentation, welche wieder im Rahmen des BRM-Unterrichts präsentiert wurde. Zuletzt fügten wir alle Teile zusammen, woraus schließlich diese Arbeit entstand. Ergebnisse Durch die Entwicklungshilfe der DAC-Mitgliedsländer und verschiedener Organisationen, wie beispielsweise dem WFP oder World Vision, können Projekte finanziert werden, die dem jeweiligen Land helfen sollen die Zahl der von Armut und Hunger betroffenen Menschen zu reduzieren. Solche Projekte können durch die Zivilbevölkerung in anderen Ländern unterstützt und mitfinanziert werden. Des Weiteren beeinflusst auch das Konsumverhalten der Bevölkerung in Industrieländern den Hunger. Der Kauf von FAIRTRADE-Produkten beispielsweise garantiert eine gerechte Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für die ArbeiterInnen und LandwirtInnen in Entwicklungsländern, was den Kauf von Lebensmitteln ermöglicht. Reflexion Ich konnte im Laufe meiner Arbeit einen tiefen Einblick in die vorherrschende Lebenssituation in Entwicklungsländern gewinnen. Diese intensive Beschäftigung hat mich dazu angeregt mehr über meine eigenen Kaufentscheidungen nachzudenken und die Konsequenzen, die diese auf andere haben zu beachten. Auch die Tatsache, dass ich die Möglichkeit habe, jederzeit essen zu können, wenn ich hungrig bin, ist nicht selbstverständlich und sollte mehr geschätzt werden. Die Zusammenarbeit mit meiner Schulkollegin im Team hat mir die Wichtigkeit der gegenseitigen Motivation und die unterschiedliche Setzung von Prioritäten aufgezeigt. Seite | 4 Inhaltsverzeichnis 1. Entwicklungsländer – Wege aus der Armut .............................................................. 8 1.1 Armut in Entwicklungsländern ..................................................................................... 9 1.1.1 Definition .............................................................................................................. 9 1.1.2 Least Developed Countries ................................................................................... 9 1.2 Ursachen für Armut ...................................................................................................... 9 1.2.1 Kolonialismus ....................................................................................................... 9 1.2.2 Bildung und Infrastruktur ..................................................................................... 10 1.2.3 Politisches System ............................................................................................. 10 1.2.4 Marktverhältnisse ............................................................................................... 10 1.2.5 Umweltfaktoren .................................................................................................. 11 1.3. Auswirkungen der Armut ......................................................................................... 11 1.3.1 Hunger ............................................................................................................... 11 1.3.2 Analphabetismus ................................................................................................ 11 1.3.3 Krankheiten und Seuchen .................................................................................. 12 1.4. Instrumente der Armutsbekämpfung ....................................................................... 12 1.4.1 Modernisierungstheorie ...................................................................................... 12 1.4.2 Dependenztheorie .............................................................................................. 12 1.4.3 Staatliche Entwicklungszusammenarbeit ............................................................ 13 1.4.4 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs ........................................................... 13 2. Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik ............................................ 14 2.1 Das System der Mikrofinanzierung ............................................................................ 15 2.1.1 Konzept der Mikrofinanzierung ........................................................................... 15 2.1.2 Solidarische Haftung .......................................................................................... 15 2.1.3 Finanzinstitute .................................................................................................... 15 2.1.3.1 Social Business ............................................................................................. 15 2.1.3.2 New Wave Mikrofinanzierungsinstitute .......................................................... 16 2.1.4 KreditnehmerInnen ............................................................................................. 17 2.1.5 Investitionsbereiche ............................................................................................ 17 2.2 Kritik des Mikrofinanzsystems ................................................................................... 18 2.2.1 Ideologische Kritik .............................................................................................. 18 2.2.2 Wirtschaftliche Kritik ........................................................................................... 18 2.2.2.1 Verdrängungseffekt ....................................................................................... 18 2.2.2.2 Linkages ........................................................................................................ 19 2.2.2.3 Informeller Sektor .......................................................................................... 19 2.2.2.4 Schuldenfalle ................................................................................................. 20 Seite | 5 2.2.2.5 Human Capital Mangel .................................................................................. 20 2.2.3 Gesellschaftliche Kritik ........................................................................................ 20 2.2.3.1 Empowerrment von Frauen ........................................................................... 20 2.2.3.2 Sozialer Druck ............................................................................................... 22 2.2.3.3 Zerfall sozialer Strukturen .............................................................................. 22 2.2.3.4 Soziale Sicherheiten ...................................................................................... 22 2.2.4 Entwicklungspolitische Kritik ............................................................................... 22 2.2.4.1 Entscheidungsnöte zwischen Projektfinanzierungen ..................................... 22 2.3 Fazit .......................................................................................................................... 23 3. Unterernährung in Entwicklungsländern – Ursachen und Auswirkungen ............ 25 3.1 Mangel- und Unternährung ........................................................................................ 26 3.1.1 Begriffsdefinitionen ............................................................................................. 26 3.1.1.1 Chronischer Hunger oder Unterernährung ..................................................... 26 3.1.1.2 Mangelernährung .......................................................................................... 26 3.1.2 Fakten zur Unterernährung ................................................................................. 26 3.1.3 Auswirkungen der Unterernährung ..................................................................... 27 3.1.3.1 Verlangsamte Entwicklung ............................................................................ 27 3.1.3.2 Arbeitsunfähigkeit .......................................................................................... 27 3.1.3.3 Höhere Anfälligkeit für Krankheiten und Infektionen ...................................... 27 3.1.3.4 Erhöhtes Sterberisiko und Tod ...................................................................... 28 3.2 Ursachen der Unternährung ...................................................................................... 28 3.2.1 Allgemeine Ursachen ......................................................................................... 28 3.2.1.1 Armut ............................................................................................................. 28 3.2.1.2 Bevölkerungswachstum ................................................................................. 28 3.2.1.3 Verändertes Konsumverhalten ...................................................................... 28 3.2.2 Ursachen in Bezug auf die Lebensmittelproduktion ............................................ 29 3.2.2.1 „Land Grabbing“ (Landraub) .......................................................................... 29 3.2.2.2 Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln ............................................... 30 3.2.2.3 Agrartreibstoffe .............................................................................................. 30 3.2.2.4 Subventionen ................................................................................................ 31 3.2.2.5 Umwelteinflüsse ............................................................................................ 31 3.3 Lösungsvorschläge ................................................................................................... 32 3.3.1 Kritik der derzeitigen Hungerhilfe ........................................................................ 32 3.3.2 Entwicklungshilfe ................................................................................................ 34 3.3.2.1 World Food Programme (Welternährungsprogramm) .................................... 34 3.3.2.1.1 Nothilfe ..................................................................................................... 34 Seite | 6 3.3.2.1.2 Schulmahlzeiten ....................................................................................... 35 3.3.2.1.3 „Food for Work“ und „Food for Assets“-Programme .................................. 35 3.3.2.1.4 „Purchase for Progress (P4P)“ – Chancen für Kleinbauern ...................... 35 3.3.2.2 Hilfe anderer Organisationen ......................................................................... 35 3.3.2.2.1 Alliance Against Hunger and Malnutrition (AAHM) .................................... 35 3.3.2.2.2 UNICEF .................................................................................................... 35 3.3.2.2.3 World Vision ............................................................................................. 36 3.3.3 Stopp der Ursachen ............................................................................................ 36 3.3.4 Steigerung des Bewusstseins der Zivilbevölkerung in Industrieländern .............. 36 3.3.4.1 FAIRTRADE .................................................................................................. 37 3.3.4.2 Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) ... 37 3.3.4.3 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ......................................................... 37 4. Verzeichnisse ............................................................................................................ 38 4.1 Literaturverzeichnis ................................................................................................... 39 4.1.1 Bücher ................................................................................................................ 39 4.1.2 Sammelwerke oder Aufsatzsammlungen ............................................................ 39 4.1.3 Beiträge .............................................................................................................. 40 4.1.4 Internet ............................................................................................................... 40 4.1.4.1 Zeitungsartikel ............................................................................................... 40 4.1.4.2 Sonstige Internetquellen ................................................................................ 43 4.1.5 Sonstige Medien ................................................................................................. 46 4.2 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... 46 5. Anhang ...................................................................................................................... 48 5.1 Projektanträge ........................................................................................................... 49 5.1.1 Projektantrag Valeria Ertelt ................................................................................. 49 5.1.2 Projektantrag Alexandra Lenz ............................................................................. 50 5.2 Interviewprotokolle .................................................................................................... 51 5.2.1 Interviewprotokoll Valeria Ertelt .......................................................................... 51 5.2.2 Interviewprotokoll Alexandra Lenz ...................................................................... 59 5.3 Projektablaufpläne .................................................................................................... 74 5.3.1 Projektablaufplan Valeria Ertelt ........................................................................... 74 5.3.2 Projektablaufplan Alexandra Lenz ...................................................................... 80 Seite | 7 1. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Valeria Ertelt und Alexandra Lenz Seite | 8 1.1 Armut in Entwicklungsländern 1.1.1 Definition Armut ist ein sehr allgemeiner Begriff, welcher meist verwendet wird, um den Mangel an etwas darzustellen. Man kann Armut nach der Art der Armut, der Intensität der Armut und der Disparität innerhalb der Armen definieren.1 Die Weltbank verwendet Kriterien wie das Einkommen und den Konsum zur Messung von Armut. Generell ist zu sagen, dass man zwischen zwei Arten von Armut unterscheiden kann, zwischen der relativen Armut und der absoluten Armut. Relative Armut existiert zumeist in Wohlfahrtsgesellschaften, da absolute Armut praktisch kaum oder gar nicht vorhanden ist. Diese Form der Armut beschreibt jene Bevölkerungsgruppen dessen Einkommen weniger als die Hälfte des 2 Durchschnittseinkommens beträgt. Die meist verwendete Armutsdefinition, wenn man von absoluter Armut spricht ist jene, welche den Prozentanteil an der Gesamtbevölkerung mit maximal $1,25 Pro-Kopf-Einkommen pro Tag misst. Diese Schicht wird als extrem arm bezeichnet.3 Weiters wird auch manchmal eine Grenze von $2 Pro-Kopf-Einkommen pro Tag zur Messung von Armut festgelegt. Bei dieser Definition gelten mehr Menschen eines Landes als extrem arm, da prozentuell gesehen ein größerer Teil der Bevölkerung unter diese Grenze fällt. 1.1.2 Least Developed Countries Als Entwicklungsländer werden jene Länder bezeichnet, die im Bezug auf ihre Wirtschaft, ihre Politik und ihre sozialen Standards nicht so sehr entwickelt sind wie Industrieländer.4 Es ist umstritten mit welchen gemeinsamen Merkmalen die Entwicklungsländer beschrieben werden können, jedoch werden unter anderem von den Vereinten Nationen Kriterien wie das BIP/Kopf, der Human Assets Index und der Economic Vulnerability Index berücksichtigt. Der Human Assets Index gilt als Indikator für den Entwicklungsgrad der Bevölkerung eines Landes und wird aus den folgenden Faktoren berechnet: dem Prozentsatz der unternährten Bevölkerung, die Sterberate von Kindern unter 4 Jahren, dem Prozentsatz der Bevölkerung mit sekundärer Bildung und der Größe des Landes. Der Economic Vulnerability Index reflektiert das Risiko von exogenen Schocks welche die Entwicklung eines Landes beeinflussen könnten.5 Die Länder die im Jahr 2011 am meisten von absoluter Armut betroffen waren, sind der Kongo (87,72%), Liberia (83,76%) und Madagaskar (81,29%).6 1.2 Ursachen 1.2.1 Kolonialismus 1 Vgl. Artikel32 : Entwicklungsländer. Verschiedene Probleme und Beispiele. http://www.artikel32.com/geographie/1/entwicklungslnder-verschiedene-problemebeispiele.php [15.10.2012] 2 Vgl. DIFA (Deutsches Institut für Armutsbekämpfung): Definition von Armut. http://www.armut.de/definition-von-armut.php [12.12.2012] 3 Vgl. The World Bank: Working for a World Free of Poverty. http://data.worldbank.org/topic/poverty [10.10.2012] 4 Vgl. Committee for Development Policy and United Nations Department of Economic and Social Affairs: Handbook on the Least Developed Country. http://www.un.org/en/development/desa/policy/cdp/cdp_publications/2008cdphandbook.pdf [04.03.2013] 5 Vgl. Development Policy and Analysis Division (DESA): LCD information. The criteria for identity least developed countries. http://www.un.org/en/development/desa/policy/cdp/ldc/ldc_criteria.shtml#hai [04.03.2013] 6 Vgl. The World Bank. Poverty: http://povertydata.worldbank.org/poverty/home/ [15.10.2012] Seite | 9 Im Laufe des Imperialismus im 19. Jahrhundert gründeten die damaligen europäischen Großmächte Kolonien, vorwiegend in Afrika und Asien, welche als neue Absatzmärkte benutzt wurden. Später veränderte sich diese Beziehung und die Kolonien wurden hauptsächlich für den Abbau von Rohstoffen und als Arbeitskräfte benutzt. Die Eingeborenen wurden zur Arbeit gezwungen und von den Großmächten ausgebeutet. Auf Grund dessen, unterzog das wirtschaftliche System sich einem fundamentalen Wandel und es kam zu einem Abhängungsverhältnis zwischen den Koloniemächten und den Kolonien. An die Stelle der regionalen Vielfalt, die noch Mitte des 19. Jahrhunderts in heutigen Entwicklungsländern herrschte, trat die Übertragung relativ uniformer politischer Modelle und einheitlicher Wirtschaftsstrukturen, welche zur Zerstörung alter Stammkulturen beitrugen.7 1.2.2 Bildung und Infrastruktur Viele Entwicklungsländer haben versucht ihr Schulsystem auszubauen, um somit zumindest eine flächendeckende Grundausbildung zu gewährleisten. Doch oft liegen die Gründe für den Nicht-Schulbesuch auch bei den Eltern. Sie können es sich großteils nicht leisten ihre Kinder zur Schule zu schicken, da diese als Arbeitskräfte zuhause gebraucht werden. Vielfach haben die Eltern auch nicht die finanziellen Mittel um die Schulgebühren oder Unterrichtsmaterialien zu bezahlen. Oftmals sind aber auch die Zustände in den Schulen schlecht, die Klassen zu groß oder der Weg zur Schule zu weit.8 Außerdem fehlen dem Staat, aufgrund des hohen Ausmaßes von Armut, finanzielle Mittel für den Ausbau von Bildungsmöglichkeiten. Deswegen erlangen die dort lebenden Menschen nicht das nötige Know-How um beispielsweise Unternehmen zu gründen und Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Durch die fehlende Unternehmensstruktur können keine Arbeitsplätze geschaffen werden. Dadurch fehlen dem Staat Einnahmen, welche er durch Steuern der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen erhalten würde. Diese könnten dann für den Ausbau der Bildungs- und Infrastruktur verwendet werden. 1.2.3 Politisches System Staaten, die aus den ehemaligen Kolonien entstanden sind haben oft keine Demokratie entwickelt, da sie die aufgezwungenen politischen Strukturen übernommen haben. Nach der Unabhängigkeit der Großmächte wurden sie von Gesellschaftsschichten autoritär regiert, die während der Kolonialzeit an Macht gewonnen haben oder danach durch Revolutionen an die Macht kamen. Zwar wird zwischen Militärdiktaturen und Einparteisystemen unterschieden, jedoch zeichnen sich diese durch ihre autoritären Traditionen und die klare, nicht wechselhafte Machtverteilung aus, welche stark von Korruption gekennzeichnet ist.9 1.2.4 Marktverhältnisse Oft herrschen in Entwicklungsländern sehr unstabile Marktverhältnisse. Diese zeichnen sich vor allem durch eine hohe Arbeitslosenquote, eine hohe Inflation, eine ungleiche 7 Vgl. Mair, Stefan: Ausbreitung des Kolonialismus. In: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) - Informationen zur politischen Bildung (Heft 264). http://www.bpb.de/internationales/afrika/afrika/58868/kolonialismus?p=all [12.10.2012] 8 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-16.html [01.09.2012] 9 Vgl. Naßmacher, Hiltrud: Politikwissenschaft. – München: Oldenbourg, Wissensverlag GmbH, 2010., S. 243. http://www.oldenbourg-link.com/doi/abs/10.1524/9783486710069.243 [17.10.2012] Seite | 10 Vermögensverteilung und ein hohes Handelsbilanzdefizit aus.10 Außerdem ist vor allem der landwirtschaftliche Sektor in Entwicklungsländern sehr stark ausgeprägt. 11 Durch starke Preisschwankungen bei Rohstoffen, können Erträge nur sehr schwer berechnet werden und fallen zumeist niedrig aus. Allerdings müssen mit diesen geringen finanziellen Mitteln Technologien angeschafft werden, um konkurrenzfähig zu werden oder zu bleiben. Diese Maschinen müssen aus den Industrieländern bezogen werden, da Entwicklungsländer meist über keinen ausgeprägten Industriesektor verfügen. Um sich solche teuren Anschaffungen leisten zu können, müssen viele Landwirte und Landwirtinnen hohe Kredite aufnehmen, die sie durch das geringe Einkommen nur schwer wieder zurückzahlen können.12 1.2.5 Umweltfaktoren Auch Umweltfaktoren sind eine ökologische Ursache für Armut. Das Problem ist hierbei, dass viele Länder der Dritten Welt in den Tropen und Subtropen liegen. In Trockenzeiten gibt es Dürren, die zu Ernteausfällen führen können. 13 Auch Naturkatastrophen nehmen durch die Erderwärmung stetig zu, die in Form von Tornados, Überschwemmungen oder Sturmfluten auftreten können und beeinträchtigen damit die Ernte und somit die Lebensmittelversorgung.14 1.3 Auswirkungen der Armut 1.3.1 Hunger Durch Aufnahme von Nahrung erhält der Mensch Lebensenergie. Wird über einen längeren Zeitraum nicht genug Nahrung aufgenommen und somit nicht genug Energie produziert, so hat das Folgen für den Menschen. Während des Voranschreitens des körperlichen Zerfalls entstehen auch Gefühle der Einsamkeit oder Verzweiflung. Die Folge einer längeren Nichtzufuhr von Nahrung ist der Hungertod.15 1.3.2 Analphabetismus Durch das schlecht ausgebaute Bildungssystem in vielen Entwicklungsländern ist die Zahl der Menschen, die lesen und schreiben können im weltweiten Vergleich sehr niedrig.16 In weiten Teilen Afrikas lag die Alphabetisierungsrate der über 15-Jährigen im Jahr 2010 durchschnittlich bei 50%: Mali (31%), Tschad (34%), Benin und Guinea (ca. 42%), Ghana und Mosambik (56%). In Industriestaaten liegt dieser Anteil meist bei 90% oder höher.17 10 Vgl. Artikel32 : Entwicklungsländer. Verschiedene Probleme und Beispiele. http://www.artikel32.com/geographie/1/entwicklungslnder-verschiedene-problemebeispiele.php [19.10.2012] 11 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-8.html [17.09.2012] 12 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx - Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-8.html [01.09.2012] 13 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-6.html [01.09.2012] 14 Vgl. Rau, Johannes: Täglich 24.000 Hungertote. In: Zeit Online, 07.03.2001. http://www.zeit.de/reden/weltpolitik/rau.sustainablefood_200137 [29.10.2012] 15 Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012., S. 26 16 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx - Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-5.html [01.09.2012] 17 Vgl. The World Bank: Literacy rate, adult total (% of people ages 15 and above). http://data.worldbank.org/indicator/SE.ADT.LITR.ZS/countries/1W?display=default [28.12.2012] Seite | 11 Ohne Lese- und Schreibfähigkeiten haben die Menschen in Entwicklungsländern weder Zugang zu Informationen, durch die sie sich weiterbilden oder über aktuelle Geschehnisse informieren können, noch haben sie die Möglichkeit Verträge und Formulare eigenständig auszufüllen. Ohne die genannten Fähigkeiten ist die Möglichkeit Armut zu besiegen gering, da genau diese Fähigkeiten helfen könnten sich beispielsweise eigenständig zu machen oder einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu finden, also konkret um eigeninitiiertes Wachstum zu ermöglichen.18 1.3.3 Krankheiten und Seuchen Durch die bereits angesprochene fehlende Nahrungszufuhr in vielen Entwicklungsländern wird das Immunsystem der Menschen geschwächt. Diese Schwäche macht ihren Körper anfälliger für Krankheiten und Seuchen. Das Problem ist hierbei, dass arme Menschen keinen Zugang zu medikamentöser Versorgung haben, da sie sich diese nicht leisten können. Des Weiteren ist die Rate der HIV-Infizierten in diesen Ländern besonders hoch. Da AIDS eine unheilbare Krankheit ist, schätzt die UNO, dass bei einer weiteren Verbreitung täglich 13.000 Menschen in Afrika in einer Zeitspanne von fünf Jahren an den Folgen der Krankheit sterben werden.19 1.4 Instrumente der Armutsbekämpfung „Der Begriff Entwicklungspolitik umfasst in einer Definition alle Maßnahmen, die zur Verbesserung des Entwicklungsstandes armer Staaten (Entwicklungsländer) ergriffen werden.“20 Verschiedene Organisationen ergreifen je nach Aufgabe und Leitbild verschiedene Maßnahmen. Die Modernisierungs- und Dependenztheorie wurden in den 1950er Jahren entwickelt und bildeten die damalige Entwicklungshilfe. Heute werden vorwiegend staatliche Entwicklungszusammenarbeit und die Entwicklungshilfe der NGOs betrieben. 1.4.1 Modernisierungstheorie Diese Theorie existiert seit den 1950er Jahren und dominierte damals die Entwicklungspolitik. Sie favorisierte eine auf den Weltmarkt ausgerichtete exportorientierte Wirtschaftspolitik und nachgeholten Aufbau der Industrie, welche sich an der Industrialisierung orientierte.21 Laut dieser Theorie durchliefen die heutigen Industrienationen ein ähnliches „Muster“ gegen Ende des 19. Jahrhunderts und konnten sich auf den Status „Industrieländer“ befördern.22 Allerdings zeigt sich bei heutigen Entwicklungsländern, dass trotz zahlreicher Investitionen aus dem Ausland sich die Armut und die Abhängigkeit von den Industrienationen weiter vergrößert hat.23 1.4.2 Dependenztheorie Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-16.html [10.09.2012] 19 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Sciness – Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-6.html [10.09.2012] 20 Hemmer, Hans-Rimbert : Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe. In: Konrad-Adenauer-Stiftung. http://www.kas.de/wf/de/71.10184/ [20.10.2012] 21 Vgl. ebda. [20.10.2012] 22 Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin, 06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-6.html [10.09.2012] 23 Vgl. ebda [10.09.2012] 18 Seite | 12 Die zur Modernisierungstheorie gegensätzliche Dependenztheorie entwickelte sich zeitgleich in Lateinamerika. Sie geht davon aus, dass die Ursache für die Unterentwicklung nicht bei den Entwicklungsländern selbst liegt, sondern, dass der unterschiedliche Entwicklungsstand einzelner Länder und Staaten auf die Abhängigkeit von Industrieländern, verursacht durch den ehemaligen Kolonialismus, zurückzuführen ist. Ziel wäre es hier die Entwicklungsländer zu isolieren und somit die vorhin genannte Abhängigkeit zu unterbinden.24 1.4.3 Staatliche Entwicklungszusammenarbeit Die Gründung der Organisation für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung hat dazu geführt, dass Entwicklungszentren in Industrieländern ins Leben gerufen wurden welche auf diesem Gebiet zusammenarbeiteten. Es wird zwischen bilateraler und multilateraler Entwicklungszusammenarbeit (EZ) unterschieden. Bei bilateraler EZ bekommt das Empfängerland vom Geberland direkte finanzielle, personelle, und technische Hilfe. Bei multilateraler EZ werden Zahlungen an eine Dachorganisation getätigt, welche die Mittel verwaltet und verteilt (z.B. World Bank).25 1.4.4 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs Es gibt unterschiedlichste Programme und Projekte der Non-Govermental-Organisations (Nichtregierungsorganisationen), welche alle meist staatlich unabhängig sind und von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit leben. NGOs können viele Ziele verfolgen. Während das World Food Programme (WFP) und World Vision beispielsweise den Hunger in Entwicklungsländern bekämpfen wollen, haben sich Greenpeace und der World Wide Fund For Nature (WWF) den Umweltschutz und die Arterhaltung zum Ziel gesetzt. NGOs haben den Vorteil auch in politisch angespannten Gebieten fungieren zu können, da sie als unabhängig von staatlichen Stellen und Regierung gelten. 26 24 Vgl. Heinze, Eike : http://www.neuesoziologie.files.wordpress.com/2011/01/modernisierungstheorie-unddependenztheorie.pdf [20.10.2012] 25 Vgl. Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit. Working Association for Development Cooperation : http://www.agez.at/staatliche-internationale-entwicklungshilfe [20.10.2012] 26 Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) : http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/wege/bilaterale_ez/akteure_ez/nros/index.html [23.10.2012] Seite | 13 2. Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik Valeria Ertelt Seite | 14 2.1 Das System der Mikrofinanzierung 2.1.1 Konzept der Mikrofinanzierung Mikrokredite stellen den Ärmsten der Armen Kapital zur Verfügung, um ihnen Investitionen zu ermöglichen welche zum selbstständigen Lebenserhalt führen, und sie gleichzeitig, ohne fremder Hilfe, auch von der Armut zu befreien. 27 Auch sollen sie gegen Risiken schützen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben zu gewähren. 28 Dabei werden sehr kleine Kredite, ohne materielle Sicherheiten vergeben, welche meist von 50 bis zu 2000 Euro reichen, je nach Kreditwürdigkeit. Gemessen wird diese daran, wie regelmäßig der Kredit und die Zinsen gezahlt werden und ob die Höhe der Zahlung mit der im Vertrag angeschriebenen Zahl, übereinstimmt.29 Je nach MFI, müssen die Kredite samt Zinsen zurückgezahlt werden und dadurch erhält das MFI auch seinen Gewinn. Entwickelt wurde die Idee in den 1970 Jahren ursprünglich von Muhammed Yunus im Rahmen seines Sozial Unternehmens „Grameen“. Für seine Arbeit wurde er 2006 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.30 2.1.2 Solidarische Haftung Das charakteristische Merkmal am System stellen die so genannten „Circles“ dar. Dies sind Gruppen von Mikrokreditnehmern, welche untereinander durch einen Vertrag aneinander gehaftet sind. Dieser besagt, dass sich dich Gruppe untereinander bei Problemen und Fragen helfen und unterstützen soll. Durch diese solidarische Haftung entsteht ein Sicherheitsnetz, welches nicht nur psychologische und soziale Unterstützung gewährleistet, sondern auch die Überwachung untereinander. 31 Die Mitglieder kontrollieren sich gegenseitig, wie die anderen ihre Kredite verwenden, wo sie investieren, ob diese Investitionen auch Gewinn bringen und ob die Schulden pünktlich und korrekt gezahlt werden. Im Falle des Liquiditätsmangels, springen „Circles“Mitglieder für ein zahlungsunfähiges Mitglied ein, bis dieses wieder liquide ist. 32 2.1.3 Finanzinstitute 2.1.3.1 Social Business Das Ursprüngliche Ziel des Mikrofinanzierungssektors war es, Arme, welche von herkömmlichen Banken nicht als kreditwürdig empfunden worden sind, trotzdem in den Kreditmarkt aufzunehmen und ihnen unter anderem Kredite zur Verfügung zu stellen. Dabei lag die Absicht, die Armut zu vermindern im Vordergrund. Diese Idee wurde auch Social Business genannt.33 Ihre Zweckbestimmung ist ausschließlich wichtige sozialer Probleme zu lösen. Auf Gewinn seitens der Unternehmen Inhaber wird vollkommen verzichtet, bzw. wenn er eintritt ist er sekundär. Ansonsten funktioniert das Social Business wie ein 27 Vgl. Blume, Georg: Selbstmord einer großen Idee. In: die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/2010/47/MikrokrediteIndien/seite-2 [22.12.2012] 28 Vgl. Wolf, Peter: Die Mikrofinanzkrise. – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 2010, S. 2. 29 Vgl. http://www.microfinancegateway.org/p/site/m/template.rc/1.26.12263/ [22.12.2012] 30 Vgl. Yunus, Muhammed: Die Armut besiegen. – München, Carl Hanser, 2008 31 Vgl. ebenda 32 Vgl. Maeser, Paul: Mikrofinanzierungen - Chancen für die Entwicklungspolitik und Rahmenbedingungen für einen effizienten Einsatz. – Berlin: School of Economics, 2008. 33 Vgl. Yunus, Muhammed: Die Armut besiegen. – München, Carl Hanser, 2008 Seite | 15 herkömmliches Unternehmen, welches nach Gewinn strebt. 34 Dies bedeutet, es hat ebenso ein Unternehmensleitbild, besitzt eine Unternehmensstruktur, verfolgt ein betriebswirtschaftliches Ziel und kann sich dabei im Unterschied zu NGOs selbst refinanzieren.35 2.1.3.2 New Wave Mikrofinanzierungsinstitute Jedoch fand in den Frühen 90Jahren ein Paradigmenwechsel im Mikrofinanzsektor statt. Beeinflusst vom Neoliberalismus und beeindruckt von den hohen Rückzahlquoten, welche zwischen 80 und 100% liegen, siedelten sich immer mehr private Unternehmen im Mikrofinanzierungssektor an. Die hohen Gewinnversprechen und Wachstumschancen des Marktes zogen zahlreiche Investoren an. 36 Dies verdrängte Fördermittel für staatliche Projekte und auch die von NGOs, welche die Entwicklungspolitik bis jetzt dominierten.37 Die Unternehmen, welche nun am Mikrofinanzmarkt aktiv sind können einzelne lokale Geldverleiher, Dorf- Banken, Kreditgenossenschaften, Kooperativen, staatlichen Banken, spezialisierte Fonds und privaten Investorenreichten sein.38 Als unmittelbare Ursache der Kommerzialisierung des Mikrokreditsystems gilt, dass das hohe Gewinne nun wichtiger werden als das Wohl der Armen. Das zeigt sich auch dadurch, dass Arme immer mehr die gesamten Kosten und noch dazu Gewinne tragen müssen, dadurch unter anderem die Kreditzinsraten drastisch erhöht werden. Außerdem wird nicht kontrolliert wie sie ihren Lebensunterhalt verdienen und wenn sie bereits einen Kredit verwenden wird nicht geprüft ob sie mit ihren unternehmerischen Aktivitäten die geliehene Summe jemals zurückzahlen können.39 Anzahl der Kreditprogramme weltweit Abb 1 34 Vgl. ebenda Vgl. Yunus socialbusiness – global initiatives: What is Social Business. http://www.yunussb.com/index.php/social-business [22.02.2012] 36 Vgl. Bateman, Milford; Sinković, Dean; Škare, Marinko: The contribution of the microfinance model to Bosnia’s post-war reconstruction and development – Pula, 2012, S. 5. 37 D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn't Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011. http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012] 38 Vgl. Bateman, Milford; Chang, Ha-Joon: The Microfinance Illusion. – Cambridge, Dobrila Pula, 2009. http://www.microfinancetransparency.com/evidence/PDF/App.3%20Chang%20Bateman%20article.pdf [06.10.2012] 39 Vgl. Bateman, Milford: Why doesn’t Microfinance work? – The Destructive Rise of Local Neoliberalism. – London, ODI, 2010. 35 Seite | 16 Die Anzahl der gemeldeten Mikrokreditprogramme stieg weltweit von 1.065 im Jahr 2000 auf 3.589 im Jahr 2010.40 In Asien verfünffachte sich in diesem Zeitraum die Anzahl der gemeldeten Programme. während sie sich in Afrika nahezu verdreifachte. In der Region Südamerika/Karibik, in der im Jahr 2000 noch lediglich 141 Programme gemeldet waren, stieg die Anzahl bis 2010 auf 639 Programme, also auch deutlich höher. In den Industrienationen blieb die Anzahl der Mikrokreditprogramme stets unter der 200er Marke.41 2.1.4 KreditnehmerInnen Schätzungen der „Microcredit Summit Campaign“ zeigen, dass ungefähr 190 Millionen Personen im Jahre 2009 Mikrokredite in Anspruch genommen haben.42 The Microcredit Summit Campaign, ist ein internationals Project ofvon RESULTS Educational Fund, welches das größte globale Netzwerk von Institutionen ist, welche in Mikrofinance involviert sind.43 Diese sind hauptsächlich in Least Developed Countries wohnhaft, welche vor allem auf den Kontinenten Mittelamerika, Asien und Afrika liegen. Von diesen 190 Millionen lebten 128 Millionen unter der Armutsgrenze von 1.25$ pro Tag. Ein Großteil, also ungefähr 81% dieser KreditnehmerInnen sind Frauen.44 Auch dadurch, dass in Familien die Mittel geteilt bzw. von anderen Familienmitgliedern verwendet werden,45 ist der kollektive Nutzen und die Versorgung der Familie von essenzieller Bedeutung.46 Unter anderem läuft der Kredit unter einem bestimmten Namen und wird tatsächlich von einem Verwandten genutzt. 2.1.5 Investitionsbereiche Mit den aus Mikrokrediten gewonnen Finanzierungsmitteln werden vor allem einkommenssteigernde Maßnahmen finanziert. Der Großteil der Investitionen wird dabei im primären Sektor, über die Subsistenzwirtschaft hinausgehend gemacht, schließlich ist das Ziel Gewinn zu machen.47 Die Mikrokreditnehmer der indischen Grameen-Bank geben ihre Mittel zu 31,6% für den Einkauf von Vieh und zu 18,5%für den von Reis aus.48 Man kann also deutlich den Trend zu landwirtschaftlichen primär Erzeugnissen erkennen. Allerdings werden Mittel auch zu Konsumationszwecken ausgegeben, um ein gewisses Konsumniveau aufrecht zu erhalten.49Mikrokredite werden auch von Familien in Anspruch genommen, welche über in seiner Verwendung über kein tägliches Einkommen verfügen. Beeinflusst durch Krankheiten, Ernteausfälle oder auch 40 Vgl. Reed, Larry: State oft theMicrocreditSummitCampaignreport 2011. http://www.microcreditsummit.org/pubs/reports/socr/2011/SOCR_2011_EN_web.pdf [14.12.2012] 41 Vgl. Sütterlin, Sabine; Karsch, Margret:Mikrokredite, Berlin, Institut Berlin f. Bevölkerung und Entwicklung, 2011. http://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklung/mikrokredite.html [22.12.2012] 42 Vgl. Reed, Larry: State oft theMicrocreditSummitCampaignreport 2011. http://www.microcreditsummit.org/pubs/reports/socr/2011/SOCR_2011_EN_web.pdf [14.12.2012] 43 Vgl. ebenda 44 Vgl. ebenda 45 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. 46 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. 47 Vgl. Kaboski, Joseph; Townsend, Robert:The impacts of credits on village economies. – Cambridge, University of Cambridge, 2009. 48 Vgl. Stelczmayr, Sabine: Betrachtung der Grameen-Bank-Makrokredite im Kontext der Paradigmen der sozialen Marktwirtschaft. Wien, Wirtschaftsuniversität, Dipl.-Arbeit, 2008 49 Vgl. Banerjeey,Abhijit; Dufló, Esther; Glennersterx, Rachel; Kinnan, Cynthia: The miracleofmicrofinance? – Evidencefrom a randomizedevaluation. New Heaven ,MIT, 2009. http://economics.mit.edu/files/5993 [14.12.2012] Seite | 17 unerwartete Preissteigerungen sind sie also gezwungen auf die Mikrokredite zurückzugreifen, um die plötzlich auftauchende Misere überleben zu können.50 2.2 Kritik des Mikrofinanzsystems Immer mehr unabhängige wissenschaftliche Studien zeigen, dass die armutsvermindernde Wirkung von Mikrokrediten nicht völlig bestätigt werden kann und in vielen Fällen wird diese sogar wiederlegt. 2.2.1 Ideologische Kritik Die Auffassung, dass Armut am ehesten durch marktbasierte, selbsthelferische Lösungen bekämpft werden soll, ist eine neoliberale Ansatzweise Armut zu bekämpfen.51 Mikrokreditprogramme liegen in erster Linie im Interesse der KapitalbesitzerInnen und der Finanzinstitutionen. Im Rahmen der Mikrokredite wird den Armen die Verantwortung für ihre eigene Befreiung selbst übergeben. Strukturelle Faktoren (wie gesellschaftliche Machtverteilung, die Struktur der Arbeitsmärkte, unterschiedliche Bildungschancen etc.) werden vernachlässigt. Die „soziale Aura“ von Mikrokrediten legitimiert damit eine Geschäftspraxis, die die Armut für viele Familien noch verschlimmern kann. 2.2.2 Wirtschaftliche Kritik 2.2.2.1 Verdrängungseffekt Das Ziel von Mikrokrediten ist die Schaffung eines zusätzlichen Einkommens, sprich ein ökonomischer Mehrwert wird erwirtschaftet.52 Die Märkte in Entwicklungsländern, auf denen MikrokreditnehmerInnen ihre Dienstleistungen und Waren verkaufen, sind sehr homogen und dadurch auch oft übersättigt.53 Unternehmen, die in den Markt eintreten, können nur Umsätze erzielen indem sie bereits existierende Unternehmen verdrängen.54 Eine Folge davon sind oft fallende Durchschnittseinkommen, und aus Folge davon auch die Arbeits- und Lebensbedingungen aller MarktteilnehmerInnen.55 Der Platz für neue Marktteilnehmer kann nur gewonnen werden, wenn andere ihren dafür aufgeben oder das Einkommen welches erzielt werden kann, schrumpft.56 Des Weiteren gehen Unternehmen meist nur bereits bewährten, einfachen Unternehmenspraktiken nach, da sie durch den Zwang den Kredit zu tilgen zu einem risikoscheuen Verhalten gezwungen werden um nicht insolvent zu werden.57 Jedoch bedeutet diese fehlende Innovationskraft einen Potenzialmangel für die lokale Wirtschaft und damit auch für die Produktivitätssteigerung der ansässigen Unternehmen.58 Mit dem beständigen Neueintritt nicht konkurrenzfähiger Unternehmen auf dem lokalen Markt und dem Vertrauen auf bewährte Geschäftspraktiken, haben Vgl. Wolf, Peter: Die Mikrofinanzkrise. – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 2010, S. 3. Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012] 52 Vgl. Hammler, Katharina: Mikokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien, ÖFSE, 2011. S. 3. 53 Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012] 54 Vgl. Bateman, Milford; Sinkovic, Dean: Undermining Sustainable Local Economic and Social Development with Microfinance: Evidence from Croatia. Dobrila Pula University, 2008. 55 Vgl. ebenda 56 Vgl. Bateman, Milford; Chang, Ha-Joon: The Microfinance Illusion. – Cambridge, Dobrila Pula, 2009. http://www.microfinancetransparency.com/evidence/PDF/App.3%20Chang%20Bateman%20article.pdf [06.10.2012] 57 Vgl. Hammler, Katharina: Mikokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien, ÖFSE, 2011. S. 3. 58 Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012] 50 51 Seite | 18 produktive und innovative Unternehmensstrukturen oftmals auch keine Zeit um zu wachsen.59 2.2.2.2 Linkages Mikrokredite fördern jedoch meist den Aufbau einer unverbundenen und auch kleinteiligen Wirtschaftsstruktur. Dies bedeutet dass keine Unternehmen in der gleichen Branchen vorhanden sind, welche verschiedene, oder ähnliche Erzeugnisse herstellen und daher eng miteinander in Bezug stehen. Kleinteilig bedeutet, dass diese auf einem sehr niedrigen Niveau stattfindet60 Eine Transformation zu einem höheren Produktniveau findet nicht automatisch statt. Durch Mikrounternehmen können Menschen zwar im positivsten Falle Einkommen generieren und ihre Lebensunterhaltenskosten decken, allerdings sind Wachstum und Unternehmensfusionen nicht der Fall.61 Ein Bestandteil aller wirtschafts-wissenschaftlicher Theorien ist, dass neue, kreative und technologisch innovative Ideen und Unternehmen ein Schlüsselfaktor zur wirtschaftlichen Entwicklung in Entwicklungsländern ist. Um nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu ermöglichen und um die Armut zu vermindern, müssen Entwicklungsländer Basis-Technologien verstehen, Industrieprozesse vervollständigen können, und neuartige, eigene Produktideen entwickeln. 62Auch kann dies nicht nur durch die Bildung von vielen kleinen Mikrofinanzunternehmen beseitigt werden, sondern eher durch die Bildung mittelgroßer und kleiner Unternehmen.63 Durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Anstieg der Beschäftigung wird die Arbeitslosigkeit vermindert. Viele Menschen besitzen allerdings nicht das nötige Know-How um erfolgreich bestehen zu können.64 Institutionen, die für Entwicklungszusammenarbeit zuständig sind, sollten also eher in mittelgroße Unternehmen anstatt Kleinstunternehmen investiert, welche das nötige Wissen zur Verfügung haben und auch über die erforderlichen Sicherheiten verfügen. So können diese auch sichere Arbeitsplätze schaffen, wonach die meisten Menschen streben.65 2.2.2.3 Informeller Sektor Mikrokredite fördern auch eine zunehmende Informalisierung der Wirtschaft.66 Wenn Unternehmer vom Markt verdrängt werden, beschließen diese meist weiter am informellen Sektor zu arbeiten, da sie dort trotzdem die Chance auf Gewinne haben. 67 Das hat für UnternehmerInnen die Auswirkungen, dass diese mit unregulierten Arbeitsbedingungen und fehlender sozialer Absicherung rechnen müssen.68 Außerdem Vgl. Hammler, Katharina: Mikrokredite- eine kritische empirische Bestandsaufnahme. – Wien, OEFSE, 2011. Vgl. Brachert, Matthias; Titzte Mirko: Wirtschaftsstruktur und Regionalentwicklung: Zur Bedeutung von Headquartern und verbundenen Wirtschaftszweigen. http://www.iwh-halle.de/d/publik/wiwa/7-12-4.pdf [22.03.2013] 61 Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012] 62 Vgl. ebenda 63 Vgl. ebenda 64 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. 65 Vgl. ebenda 66 Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012] 67 Vgl. ebenda. 68 Vgl. ebenda. 59 60 Seite | 19 fehlen dem Staat dadurch Steuereinnahmen. Der informelle Sektor ist durch niedrige Ertragsraten denen die Armen schutzlos ausgeliefert sind. 2.2.2.4 Schuldenfalle Der globale Zusammenbruch der Finanzmärkte hat die Mikrokreditbranche bis jetzt weitgehend verschont. Experten warnen, dass viele Mikrofinanzinstitute ihre Kredite viel zu leichtfertig vergeben und sie den Kunden fast aufdrängen.69 In der SubprimeKrise wurden den heute bankrotten US-amerikanischen Hausbesitzern Hypotheken im Wert von 120 Prozent ihres Eigentums eingeräumt. In Indien bekommen Mikrokreditnehmer aber Kredite im Wert von bis zu 150 Prozent ihrer eigentlichen Besitztümer. Dies geschieht auf Grund der Überhitzung der Branche, denn jeder will investieren und wird dazu auch animiert. Eigentlich müsste das ein Zeichen der Warnung für Mikrokreditinstitute sein und der Geldzufluss sollte gedrosselt werden. Doch viele Institute nutzen die Chance, noch mehr Kapital aufzunehmen und Gewinne zu tätigen, da die Branche in ihren Augen noch nicht ausgeschöpft ist.70 Allerdings, müssen sie immer noch Wachstumszahlen vorweisen und vergeben Kredite ohne zu prüfen, ob die Kunden über die Rückzahlfähigkeit verfügen. Dies kann Menschen in den Ruin treiben oder sie dazu zwingen, bei einem zweiten Kreditinstitut einen Kredit aufzunehmen um den des ersten zurückzahlen zu können.71 2.2.2.5 Human Capital Mangel Am Potenzial der Mikrokredite wird auch deshalb gezweifelt, da finanzielles Kapital nicht der einzige nötige Inputfaktor für ein Unternehmen ist. Arme verfügen gewöhnlich aber nicht über die anderen nötigen Faktoren wie Wissen und unternehmerische Fähigkeiten und diese werden durch die Verwendung von Mikrokrediten auch nicht vergrößert. Dazu müssten Investitionen in die Infrastruktur von Bildung getätigt werden, welches eine Aufgabe des Staates ist. 2.2.3 Gesellschaftliche Kritik 2.2.3.1 Empowerment von Frauen Frauen zählen zur Hauptzielgruppe von Mikrokreditnehmern. Sie haben in der Branche den Ruf, im Vergleich zu Männern, die besseren Klienten zu sein, da ihre Rückzahlquoten meist höher sind.72 Folglich sind 97% der 7 Millionen Grameen Bank Klienten sind Frauen,73wie 70% der FINCA Klienten und 65% der 5Millionen ACCIÓN Klienten.74 Frauenanteil der Kunden der Grameen-Bank 69 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. Vgl. Blume, Georg: Selbstmord einer großen Idee. In: die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/2010/47/MikrokrediteIndien/seite-2 [22.12.2012 71 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. 72 Vgl. Duvendack, Maren; Palmer-Jones, Richard; Copestake, James; Hooper, Lee; Loke, Yoon; Rao, Nitya: Whatistheevidenceoftheimpactofmicrofinance on the well-beingofpoorpeople?. London: EPPI-Centre, Social Science Research Unit, Institute of Education, University of London. http://givedirectly.org/pdf/DFID_microfinance_evidence_review.pdf [22.11.2012] 73 Vgl. Grameen bank: http://www.grameen-info.org/bank/index.html [Zahlen von Mai 2007] [23.11.2012] 74 Vgl. de Mel, Suresh; McKenzie, David; Woodruff, Christopher: Are Women More CreditConstrained? - Experimental Evidence on Gender andMicroenterprise Returns. The World Bank, Development Research Group, Financeand Private Sector Team, 2008. http://elibrary.worldbank.org/content/workingpaper/10.1596/1813-9450-4746 [19.09.2012] 70 Seite | 20 Abb. 2 Diese Grafik zeigt die Entwicklung des Frauenanteils der Kundschaft der GrameenBank von 1976 bis 2008. Es ist erkennbar, dass ab Anfang der 1980er Jahre der Anteil an Frauen stetig gestiegen ist, bis er 1989 den 90%-Anteil überschritt und sich seitdem über dieser Grenze hält. Frauen haben aufgrund der zusätzlichen Diskriminierung ihres Geschlechtes wegen, mehr zu gewinnen als Männer, da sie durch die erfolgreiche Einsetzung des geliehenen Kapitals und der pünktlichen Rückzahlung des Kredits samt Zinsen nicht nur ein geregeltes Einkommen, sondern auch Respekt und Selbstachtung in der Gemeinschaft und Familie gewinnen.75 Die Studie „Are Women More Credit Constrained?“ stellt fest, dass steigende familiäre Macht und Unternehmertum nicht unbedingt positive Effekte auf die gesundheitliche Lage oder Bildung von Frauen haben. Wenn ja, werden diese in der Regel von den männlichen Teilen der Familie in Anspruch genommen.76 Man kann auch Unterschiede im Investitionsverhalten von Männern und Frauen erkennen. Frauen behalten meist weniger Gewinne ein als Männer und investieren eher in Betriebsanlagen. Im Gegensatz dazu tendieren Männer eher dazu mehr Arbeitskräfte einzustellen.77 Wenn man männlich und weiblich dominierte Sektoren vergleicht, werden die Ungleichheiten noch deutlicher. Gewinne für Frauen in weiblich dominierten Sektoren (Handel, Landwirtschaft) sind prinzipiell kleiner als die der Männer im selben Sektor.78 Mikrokredite werden schon seit ihrer Erfindung als Empowerment-instrumente angesehen. Eine Funktion welche versichert, dass es zu einem direkten Zusammenhang zwischen Kreditvergabe und Empowerment kommt, existiert allerdings 75 Vgl. Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Mikrokredite. http://www.berlin-institut.org/onlinehandbuchdemografie/entwicklung/mikrokredite.html [22.11.2012] 76 Vgl. Duvendack, Maren; Palmer-Jones, Richard; Copestake, James; Hooper, Lee; Loke, Yoon; Rao, Nitya: Whatistheevidenceoftheimpactofmicrofinance on the well-beingofpoorpeople? London: EPPI-Centre, Social Science Research Unit, Institute of Education, University of London. http://givedirectly.org/pdf/DFID_microfinance_evidence_review.pdf [22.11.2012] 77 Vgl. de Mel, Suresh; McKenzie, David; Woodruff, Christopher: Are Women More CreditConstrained? - Experimental Evidence on Gender andMicroenterprise Returns. The World Bank, Development Research Group, Financeand Private Sector Team, 2008. http://elibrary.worldbank.org/content/workingpaper/10.1596/1813-9450-4746 [19.09.2012] 78 Vgl. ebenda Seite | 21 nicht. Das Umfeld generell und auch begleitende Programme sind von viel größerer Wichtigkeit für Gleichstellungsprozesse als die Kreditvergabe per se.79 2.2.3.2 Sozialer Druck Im schlimmsten Falle sind diese Selbsthilfegruppen, welche eine beratende und unterstützende Funktion erfüllen sollen, nur reine Zweckgemeinschaften. Frauen werden von den Krediteintreibern als auch den „circle“ Mitgliedern belästigt, beschimpft und körperlicher Gewalt ausgesetzt bis die Frauen entweder einen Weg gefunden haben um für die Rückzahlung aufzukommen oder alle ihre Habseligkeiten verkaufen oder Selbstmord zu begehen.80 Denn im Todesfall gilt die Schuld bei den meisten Institutionen als beglichen und viele machen als letzten Ausweg davon auch Gebrauch.81 2.2.3.3 Zerfall sozialer Strukturen Viele Nutzer sind auch nur in den „Circle“ aufgenommen worden, da sie diese Leistung als Freundschaftsdienst von anderen Nutzern bekommen haben, da diese die Wirkung ihrer Handlung unterschätzt haben und für viele die Möglichkeit illiquide zu sein, inexistent ist. Mikrokredite können also dazu führen, dass bei Zahlungsunfähigkeit es so zum Zusammenbruch des sozialen Zusammenhalts zwischen Familien und sogar ganzen Dörfern kommen kann.82 2.2.3.4 Soziale Sicherheiten Auch entscheiden viele Arme nicht aus freien Stücken sondern vielmehr aus Mangel an Alternativen MikrounternehmerIn zu werden. Wer die Möglichkeit hat, arbeitet lieber im formalen Arbeitsmarkt, wo es soziale Sicherungen und arbeitsrechtliche Regulierungen gibt und auch die Sicherheiten seinen Arbeitsplatz zu behalten, viel höher ist.83 2.2.4 Entwicklungspolitische Kritik Mikrokredite haben sich seit den 1970er Jahren sehr schnell verbreitet und sind zu einer sehr beachteten und großzügig finanzierten Armutsbekämpfungsmethode geworden.84 Ob und wie sehr Mikrokredite jedoch für die Armutsreduktion verantwortlich sind, wird heftig debattiert. Meistens ist es schwierig festzustellen, worauf die positiven Effekte in der Armutsreduktion zurückzuführen sind, da Mikrokredite oft in breitere entwicklungspolitische Maßnahmen eingebettet sind.85 Erst Anfang des 21 Jahrhunderts wurde die Wirkung von Mikrokrediten diskutiert und empirische Untersuchungen unabhängiger Wissenschafter bestätigen, dass es keine offensichtlichen Beweise gibt, welche den armutsmindernden Erfolg von Mikrokrediten in den letzten 30 Jahren bestätigen.86 2.2.4.1 Entscheidungsnöte zwischen Projektfinanzierungen Vgl. Hammler, Katharina: Mikokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien, ÖFSE, 2011. S. 3. Vgl. Blume, Georg: Selbstmord wegen 25 Rupien. In: TAZ online, 2010. http://www.taz.de/!56488/ [22.12.2012] Vgl. Blume, Georg: Selbstmord einer großen Idee. In: die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/2010/47/MikrokrediteIndien/seite-2 [22.12.2012] 82 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. 83 Vgl. ebenda 84 Vgl. Provost, Claire: The riseandfallofmicrofinance. In: theguardian online, 2012. http://www.guardian.co.uk/globaldevelopment/poverty-matters/2012/nov/21/rise-fall-microfinance [22.11.2012] 85 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2014. 86 Vgl. Duvendack, Maren; Palmer-Jones, Richard; Copestake, James; Hooper, Lee; Loke, Yoon; Rao, Nitya: What is the evidence of the impact of microfinance on the well-being of poor people?. London: EPPI-Centre, Social Science Research Unit, Institute of Education, University of London. http://givedirectly.org/pdf/DFID_microfinance_evidence_review.pdf [22.11.2012] 79 80 81 Seite | 22 Auch wenn es prinzipiell gut ist, dass Armen die Möglichkeit gegeben wird sich am Finanzmarkt zu beteiligen, soll die Finanzierung dieser Bevölkerungsschicht die anderen Programme nicht ersetzen. Wie alle Bereiche der Politik arbeitet auch die staatliche Entwicklungspolitik mit einem beschränkten Budget, sodass ständig Entscheidungen bei der Auswahl der zu finanzierenden Projekte getroffen werden müssen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es zu zusätzlich Mittelkürzungen für Programme kommen kann, wenn man davon ausgeht, dass die Programmziele durch Mikrokreditprojekte leichter erreicht werden.87 Und dass Ersetzen von Sozial- durch Mikrokreditprojekte kann so einen negativen Effekt haben, da Mikrokredite keine Probleme wie Analphebatismus, Krankheiten, Unterernährung und Mangel an Infrastruktur lösen können. Außerdem am Beispiel von Kroatien zeigen Bateman/Sinkovic, dass Mikrokreditprogramme staatlichen Entwicklungsstrategien entgegenlaufen können, wenn die Vergabe von Mirkokrediten wirtschaftliche Strukturen fördert, welche die Regierung versucht zu verändern 88 (Subsistenzlandwirtschaft). 2.3 Fazit Es wird deutlich, dass eine Bewertung des Erfolges von Mikrokrediten zwangsläufig von einer Definition dessen abhängt, was als Erfolg gesehen wird und in welchem Kontext es sich abspielt. Betrachtet man beispielsweise das Mikrofinanzsystem in Bolivien und Bangladesh, so verfügen diese Länder über bestens funktionierende Mikrofinanzsysteme , jedoch hat sich ihr Reichtum doch nicht vergrößert und sie zählen weiterhin zu den ärmsten Ländern weltweit.89 Abb. 3 So kann man hier deutlich erkennen, dass das BIP/Kopf von Bolivien ungefähr von 19992011 konstant bleibend, maximal um die 2.000 US $ / Kopf beträgt. Auch wenn eine Vielzahl von Studien und Evaluierungen positive Resultate erbrachten, lässt sich nur sehr selten beweisen, dass diese tatsächlich nur auf Mikrokredite zurückzuführen sind.90 Sie zeigen Studien zum Beispiel, dass sich das Einkommen der Kreditnehmer erhöht und sich dadurch der Gesundheits-und Bildungsstand von Familien verbessert.91 Es hat einige kurzlebige positive Effekte für alle kreiert (Arme, Gesellschaft, Länder und auch Mikrofinanz Institutionen, internationale Entwicklungsorganisationen), aber 87 Vgl. Robert E. Evenson & Lakhwinder Singh, 1997. "Economic Growth, International Technological Spillovers and Public Policy: Theory and Empirical Evidence from Asia, Economic Growth Center, Yale University. http://www.econ.yale.edu/growth_pdf/cdp777.pdf [22.03.2012] 88 Vgl. Bateman, Milford; Sinkovic, Dean: Undermining Sustainable Local Economic and Social Development with Microfinance: Evidence from Croatia. Dobrila Pula University, 2008. 89 Vgl. D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn't Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011. http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012] 90 Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf[19.09.2012] 91 Vgl. Wolff, Peter: Die Wirkung von Mikrokrediten wird überschätzt. In: Die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/politik/201003/mikrokredite-armut [06.09.2012] Seite | 23 langzeitlich gesehen hat es eher Nachteile für Arme, Länder und die Gesellschaft hervorgebracht.92 Mikrokredite bekämpfen die falschen Ursachen von Armut. Strukturellen Ursachen von Armut, wie Ungleichverteilung oder bestimmte andere strukturelle Ursachen werden von Mikrokrediten nicht effektiv verbessert. Aus diesem Grund müssen Mikrofinanzierungsprogramme in ein entwicklungspolitisches Gesamtkonzept eingebettet werden. Auf Grund der Vielfalt der Probleme und der unterschiedlichen Situationen in den Entwicklungsländern müssen diese individuell gestaltet werden. Jedes Land verfügt über eine einzigartige Kultur, verschiedene Voraussetzungen und einen unterschiedlichen entwicklungspolitischem Stand.93 Hierbei gilt es, negative Effekte aus dem zeitgleichen Einsatz mit anderen Instrumenten zu vermeiden.94 Untersuchungen zeigen, dass der effektivste Einsatz von Mikrokrediten gelingt, wenn zeitgleich der Staat die Infrastruktur eines Landes verbessert, das Schulsystem ausbaut und auch Investitionen ins Gesundheitswesen tätigt.95 Auch wenn es prinzipiell gut ist, dass Armen die Möglichkeit gegeben wird sich am Finanzmarkt zu beteiligen, soll die Finanzierung dieser Bevölkerungsschicht die anderen Programme nicht ersetzen.96 Wichtig ist außerdem auch, dass auf ein inklusives Finanzsystem hingearbeitet wird, in welchem lokale Ressourcen mobilisiert werden und diese später für Investitionen genützt werden können. Das bedeutet, dass Bankenund das Mikrofinanzensystem sollen nicht voneinander getrennt sein.97 Eine weitere Option, welche sehr positive Resultate zeigt, ist wenn Mikrokredite im Rahmen von Organisationen wie SEWA (Self Employed Women Association) eingesetzt werden. Diese Organisationen setzen sich mit Hilfe von Kooperativen für die Selbstbestimmung von Frauen ein und helfen beim Aufbau einer Gesellschaftsbildung durch Betriebe, welche durch einen gemeinsamen Fonds finanziert werden.98 92 Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009. http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012] 93 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012. 94 Vgl. Maeser, Paul: Mikrofinanzierungen - Chancen für die Entwicklungspolitik und Rahmenbedingungen für einen effizienten Einsatz. Berlin School of Economics, 2008. 95 Vgl. D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn't Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011. http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012] 96 Vgl. Bateman, Milford: Let's not kidourselvesthatfinancialinclusion will helpthepoor. In: theguardian online, 2012. http://www.guardian.co.uk/global-development/poverty-matters/2012/may/08/financial-inclusion-poor-microfinance [19.09.2012] 97 Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04/12/12. Wien, ÖFSE, 2012. 98 Vgl. ebenda Seite | 24 3. Unterernährung in Entwicklungsländern – Ursachen und Auswirkungen Alexandra Lenz Seite | 25 3.1 Mangel- und Unterernährung 3.1.1 Begriffsdefinitionen 3.1.1.1 Chronischer Hunger oder Unterernährung Menschen die an chronischem Hunger leiden sind unterernährt. Diese Menschen haben nicht genug zu essen, um die Energie, die für ein aktives Leben benötigt wird, zu produzieren. Der durchschnittliche minimale Energiebedarf pro Person von zirka 1800 Kilokalorien (kcal) pro Tag kann somit nicht gedeckt werden. Der genaue Energiebedarf hängt vom Alter, der Körpergröße, dem Aktivitätsniveau und den psychischen Bedingungen, wie Schwangerschaft, Krankheiten etc. einer Person ab.99 3.1.1.2 Mangelernährung „Mangelernährung wird bewirkt durch die Defizienz (Mangel) an Vitaminen, Proteinen und Nährstoffen.“100 Um eine Mangelernährung aufzuweisen, muss ein Mensch nicht unterernährt sein. Er kann trotz ausreichend aufgenommener Nahrung eine Mangelernährung aufweisen, wenn er sich nicht abwechslungsreich ernährt. Dieser Mangel führt zu einer Reduzierung des Körpergewichts, für welches der Body-MassIndex (BMI) als Indikator gilt.101 3.1.2 Fakten zur Unterernährung Schätzungen der Food and Agriculture Orangization (FAO) zeigen, dass sich die Zahl der Menschen, die permanent schwerst unterernährt sind, auf 925 Millionen im Jahr 2010 belief 102, wobei 98% dieser in Entwicklungsländern leben.103 Im selben Jahr wurde geschätzt, dass zirka alle sechs Sekunden ein Kind an Unterernährung stirbt.104 Die von der FAO publizierte Grafik (Abb.1) zeigt den Anteil der unterernährten Menschen an der Gesamtbevölkerung eines Landes in %, in den Jahren 2010-2012. Generell ist zu sagen, dass der Südosten Afrikas am meisten von Unterernährung betroffen ist. Um hier konkret zu werden: Die Länder, die am meisten betroffen sind, sind Burundi (73%), Eritrea (65%) und Sambia (47%).105 99 Vgl. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations): Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012] Ziegler, Jean : Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren. – München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2011, S. 210. 101 Vgl. Visible Nutrition. Ernährungskonzepte, Ernährungsmedizin, Ernährungsberatung: Mangelernährung. Definition. http://www.visible-nutrition.de/content/view/163/199/1/1/ [23.12.2012] 102 Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 25-26. 103 Vgl. World Food Programme (WFP): Hunger. Zahlen & Fakten. Grafiken zum Thema Welthunger. http://de.wfp.org/content/welthungergrafiken [28.12.2012] 104 Vgl. N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA, der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse, 14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012] 105 Vgl. FAO: Hunger. http://www.fao.org/hunger/en/ [18.12.2012] 100 Seite | 26 Abb. 4 3.1.3 Auswirkungen der Unterernährung „Ein Mensch kann normalerweise drei Minuten leben, ohne zu atmen, drei Tage, ohne zu trinken, drei Wochen, ohne zu essen. Mehr nicht. Dann beginnt der körperliche Zerfall.“106 3.1.3.1 Verlangsamte Entwicklung Die Unternährung führt zu Antriebslosigkeit. Sie erschwert Tätigkeiten, die wichtig sind für die Entwicklung eines Menschen, wie beispielsweise das Lernen, das Arbeiten oder andere sonstige körperliche Betätigungen.107 Das Wachstum eines unterernährten Kindes schreitet nicht so schnell voran wie das eines gesunden Kindes.108 Weiters führt eine Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren zu einer Stagnation der Gehirnzellen. Das bedeutet, dass ihre Gehirnzellen sich nicht oder nur teilweise entwickeln, was zu einer geistigen Behinderung führen kann.109 3.1.3.2 Arbeitsunfähigkeit Da verschiedenste Tätigkeiten, aufgrund mangelnder Energie nicht mehr verrichtet werden können, ist die unternährte Person von Dauerarbeitslosigkeit betroffen, welche wiederum zu einem Mangel an finanziellen Mitteln führt.110 3.1.3.3 Höhere Anfälligkeit für Krankheiten und Infektionen Durch die Unterernährung entsteht nicht nur ein Energie-, sondern auch ein Vitaminund Mineralstoffmangel. Krankheiten, die durch Unterernährung hervorgerufen werden sind zum Beispiel Kwashiorkor und Noma.111 Weiters sind unterernährte Menschen anfälliger für Krankheiten und Infektionen, da der chronische Hunger ihr Immunsystem Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 27. 107 Vgl. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations): Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012] 108 Vgl. ebenda 109 Vgl. Ziegler, Jean : Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren. – München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2011, S. 211. 110 Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 27. 111 Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 28. 106 Seite | 27 schwächt.112 Durch diese Schwächung erkranken daher viele der schwerst unterernährten Menschen an AIDS, wobei weltweit nur einer von drei Menschen, die HIV-Medikamente benötigen würde, diese auch wirklich bekommt. Nicht nur das Immunsystem, sondern auch die fehlenden finanziellen Mittel und der Bildungsmangel spielen hier auch eine entscheidende Rolle. Die Menschen werden durch die meist fehlende Schulbildung nicht über Sex und die Gefahren aufgeklärt. Wenn schwer unterernährte Menschen, welche nicht einmal genug Geld zur Nahrungsbesorgung haben, finanzielle Mittel erhalten ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie diese zum Kauf von Verhütungsmittel verwenden, sondern zum Kauf von Lebensmitteln. Dadurch kann sich die Krankheit leicht weiter verbreiten. Das HIV-Virus beeinflusst die Nährstoffaufnahme aus der Nahrung und die Verdauung. Erwachsene Menschen, die HIV infiziert sind brauchen bis zu 30 Prozent mehr Kalorien als ein nicht an HIVerkrankter Mensch.113 3.1.3.4 Erhöhtes Sterberisiko und Tod Mütter, die ständig unterernährt sind, gebären oft schwache und untergewichtige Babies. Das geschwächte Immunsystem dieser Kinder stellt ein erhöhtes Sterberisiko dar.114 Nachdem alle Ressourcen des Körpers aufgebraucht sind, verliert die betroffene Person rasant an Gewicht. Als weitere Folge wird das Immunsystem massiv geschwächt und der Abbau der Muskeln beginnt. Die betroffene Person kann dann kaum noch oder gar nicht mehr stehen. Diese Kraftlosigkeit führt letztlich zum qualvollen Hungertod.115 3.2 Ursachen der Unterernährung 3.2.1 Allgemeine Ursachen 3.2.1.1 Armut Die im Teamteil angeführten Ursachen für Armut sind der Grund für die fehlenden finanziellen Mittel einer Person oder einer Familie. Dieser Mangel hat einen sehr großen Einfluss auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Einzelne Personen und Familien können sich die benötigten Lebensmittel nicht leisten, um sich selbst oder ihre Familie ernähren zu können. 3.2.1.2 Bevölkerungswachstum Die weltweite Bevölkerung wächst jährlich um zirka 80 Millionen Menschen. Folglich müssen mehr Menschen ernährt werden. 116 Um mehr Menschen ernähren zu können müsste man die Landwirtschaft, also konkret die Lebensmittelproduktion weiter ausbauen um mehr produzieren zu können. In Entwicklungsländern fehlen hierfür meist die finanziellen oder materiellen Mittel.117 3.2.1.3 Verändertes Konsumverhalten 112 Vgl. FAO: Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012] Vgl. Sheeran, Josette; Sidibé, Michael: Essen ist die beste Medizin. Das HI-Virus verändert den Stoffwechsel. Gerade in armen Ländern fehlt es oft an gesunder Nahrung. In: Die Presse, 17.07.2010. http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/581737/Essen-ist-die-beste-Medizin?from=suche.intern.portal [08.12.2012] 114 Vgl. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations): Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012] 115 Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 27. 116 Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012] 117 Vgl. Deutsches Institut für Armutsbekämpfung (DifA): Bevölkerungswachstum. http://www.armut.de/aspekte-derarmut_ursachen-und-folgen-der-armut_bevoelkerungswachstum.php?mysid=r0amuuq8qe0b65dfb06gs8vgmdts2fjt [03.03.2013] 113 Seite | 28 Das Konsumverhalten der Menschen hat sich in den letzten Jahren verändert. Besonders in Industrieländern steigt der Fleischkonsum stetig. Das Problem ist hierbei, dass eine große Menge an Nahrungsmittel benötigt wird um Fleisch zu produzieren, da dieses als Futter für die Tiere verwendet wird. Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zum Recht auf Nahrung, Oliver de Schutter, ist überzeugt: „Wenn wir den Fleischkonsum in den reichen Ländern reduzieren, […] weltweit bis 2050 auf […] jährliche 37,4 kg/Kopf, dann könnten ungefähr 400 Millionen Kilo Getreide für die menschliche Ernährung freigesetzt werden. Das ist genug um 1,2 Milliarden Menschen mit ausreichend Kalorien zu versorgen.“118 3.2.2 Ursachen in Bezug auf die Lebensmittelproduktion Im Jahr 2011 wurde eine weltweite Lebensmittelkrise prognostiziert. Daraufhin stieg die Nachfrage an Land für den Anbau von Nahrungsmitteln enorm an.119 Weiters steigt auch die Nachfrage nach bestimmten landwirtschaftlichen Produkten, vor allem nach Grundnahrungsmitteln und führt dazu, dass auch die Preise für diese Lebensmittel steigen.120 Viele der Ursachen für die Unterversorgung sind darauf zurückzuführen, dass Länder, Unternehmen oder Privatpersonen eine Chance sehen, mit dieser steigenden Nachfrage und den niedrigen Preisen für die Anbauflächen hohe Gewinne zu erzielen.121 Der „Preis für Land in den Entwicklungsländern ist durchschnittlich dreißigmal so günstig wie in den Ländern des Nordens.“122 Auch die Globalisierung hat mit Schuld an dem vorherrschenden chronischen Hunger in Entwicklungsländern. Die billigen Kommunikations- und Transportmöglichkeiten haben zu einer weltweiten Vernetzung geführt. So sind auch die Auslandsinvestitionen und der Handel in den letzten Jahren gestiegen.123 Das spiegelt sich auch in den gestiegenen Kosten für Lebensmittelimporte wieder. Diese sind seit dem Jahr 2000 um rund 90 Prozent in den Entwicklungsländern gestiegen.124 3.2.2.1 „Land Grabbing“ (Landraub) Als „Land Grabbing“ wird der Landkauf durch Investoren und Investorinnen aus dem Ausland bezeichnet, welche auf den erworbenen Flächen Lebensmittel anbauen. Diese werden nach der Ernte exportiert und nicht der hungernden Bevölkerung zur Verfügung gestellt oder an diese verkauft.125 Die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen durch „Land Grabbing“, wird oft als ein positiver Aspekt dieser Methode von Landgewinnung genannt. Die Folgen für Kleinbauern und Kleinbäuerinnen werden dabei allerdings nicht bedacht. Nur „ein 118 WWF: Fleisch & Hunger. http://fleischfrage.wwf.de/worum-gehts/fleisch-hunger/ [14.02.2013] Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 281. 120 Vgl. Uken, Marlies: Rohstoffhunger: Land Grabbing nimmt weltweit zu. In: Die Zeit, 01.03.2012. http://blog.zeit.de/gruenegeschaefte/2012/03/01/rohstoffhunger-landgrabbing-nimmt-weltweit-zu/ [25.12.2012] 121 Vgl. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012, S. 128. 122 Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 281. 123 Vgl. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien: Wirtschaftsuniversität Wien, 2012, S. 24. 124 Vgl. Müller, Oliver: Wer Mais tankt, lässt Menschen hungern. Agrotreibstoffe wie Biodiesel und Ethanol sind ein Irrweg. In: Der Tagesspiegel, 06.12.2007. http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/positionen-wer-mais-tankt-laesst-menschenhungern/1113918.html [08.12.2012] 125 Vgl. N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA, der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse, 14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012] 119 Seite | 29 kleiner Teil der einheimischen Bevölkerung findet Arbeit, aber für einen Elendslohn und unter oft unmenschlichen Arbeitsbedingungen.“126 Durch den Landraub sind sie weder in der Lage ihre Produkte anzubauen, da sie kein Land besitzen, und können in Folge diese nicht auf dem Markt verkaufen.127 Auch „Land Grabbing“ durch Fonds wird immer beliebter, beispielsweise von Pensionsfonds. Sie investieren in größere Fondsgesellschaften, welche dann Anbauflächen rund um die Welt kaufen. So kann es passieren, dass die Menschen, die in diesen Fonds einzahlen, für Landraub in Entwicklungsländern mitverantwortlich sind, wissend oder unwissend.128 Ein anderes Beispiel sind nationale Fonds. Europäische Banken und amerikanische Hedgefonds, aber auch chinesische, saudische, singapurische und südkoreantische Staatsfonds kauften, pachteten oder übernahmen im Jahr 2010 insgesamt 41 Millionen Hektar Ackerboden in Afrika.129 3.2.2.2 Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln Als eine weitere Ursache für den Hunger in Entwicklungsländern wird „die „Eroberung“ des Agrarmarktes durch Finanzspekulationen“ genannt.130 Durch die erhöhte Nachfrage an Grundnahrungsmitteln und die als Folge gestiegenen Preise, haben Investoren und Investorinnen spekuliert und sich dadurch große Gewinne am Lebensmittelmarkt erhofft.131 Die durch Spekulationen erhöhten Preise stellen ein großes Problem für Bauern und Bäuerinnen in Entwicklungsländern dar. Sie sind dadurch nicht mehr in der Lage ihre eigenen Produkte anzubauen, da sie sich das Saatgut nicht mehr leisten können, aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise.132 3.2.2.3 Agrartreibstoffe Durch die zunehmende Knappheit an Erdöl-, Erdgas- und Kohleressourcen der Erde, welche bisher die weltweiten Energiequellen darstellten, hat sich die letzten Jahre der Trend zu Agrartreibstoffen und Ethanol immer weiter vergrößert.133 Investoren und Investorinnen kaufen günstige und reichhaltige Flächen in Entwicklungsländern, um dort Lebensmittel, meist Monokulturen, zu produzieren. Im Südosten von Afrika, in Tansania beispielsweise wird die Purgiernuss angebaut. Diese Pflanze wird zu Treibstoff verarbeitet, da die Samen der Purgiernuss zur Ölgewinnung und in weiterer Folge als Brennstoff für Motoren verwendet werden können.134 Obwohl Agrartreibstoffe eine wesentliche Ursache für den Hunger darstellen, wird diese Methode zur Energiegewinnung immer wieder bei Klimaschutz-Debatten forciert. Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) hat es sich Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 283. 127 Vgl. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012, S. 136. 128 Vgl. ebenda, S. 125. 129 Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012, S. 281. 130 Herre, Roman: Der Tod im Tank. Spekulationen mit dem Land und der Boom der Öko-Kraftstoffe sind mit Schuld am Nahrungsmangel in Afrika. In: Der Standard, 10.08.2011. http://derstandard.at/1311803135195/Hungersnot-in-Afrika-Der-Todim-Tank [08.12.2012] 131 Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012] 132 Vgl. Heidenfelder, Claudia: Interview mit Ralf Südhoff. In: Planet Wissen, 02.03.2009. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/interview_mit_ralf_suedhoff.jsp [24.11.2012] 133 Vgl. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien: Wirtschaftsuniversität Wien, 2012, S. 101. 134 Vgl. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012, S. 207. 126 Seite | 30 zum Ziel gesetzt, dass bis 2020 zirka ein Fünftel aller Fahrzeuge mit Biosprit angetrieben werden. International Food Policy Research Institute (IFPRI)-Chef Joachim von Braun ist der Meinung, dass ein solches Ziel zu einer Preissteigerung von 30 bis 50 Prozent bei Grundnahrungsmittel führen könnte.135 Im Jahr 2007 veranlasste die Europäische Union eine Beimischungsquote von 5,75% für Agrodiesel. Im gleichen Jahr wurde der Anstieg des Anteils an Agrartreibstoffen bis 2020 auf zehn Prozent als Ziel festgelegt. Im Jahr 2012 wurde dieses Ziel allerdings wieder fallen gelassen und beschlossen, dass nur die Beimischungsquote unverändert bleibt.136 3.2.2.4 Subventionen Die Subventionierung vieler landwirtschaftlicher Produkte, wie Hühnerfleisch, Tomaten etc. durch die EU führt zu einer Überproduktion in Europa. Die überschüssigen Produkte werden dann in Entwicklungsländer exportiert, um sie dort zu verkaufen. Dadurch wird die Landwirtschaft im jeweiligen Entwicklungsland zerstört.137 Durch diese Subventionen können die europäischen Bauern und Bäuerinnen ihre Produkte billiger auf den Märkten der Entwicklungsländer verkaufen, als die dort lebenden Bauern und Bäuerinnen ihre Produkte produzieren können.138 Hierbei ist zu erwähnen, dass die europäischen Produkte zwar auf den Märkten billiger verkauft werden und somit der Bevölkerung gegen den Hunger helfen könnten, allerdings benötigen die KonsumentInnen dafür auch wieder finanzielle Mittel. Da rund 70% der von Armut Betroffenen auf dem Land und von der Landwirtschaft leben, erhalten sie die benötigten finanziellen Mittel zumeist durch den Verkauf von den eigenen angebauten Produkten oder Ackerland. Wie vorhin erwähnt, ist dies aber nicht möglich, durch die subventionierten Produkte.139 3.2.2.5 Umwelteinflüsse Die Umwelt hat einen starken Einfluss auf die Lebensmittelproduktion. Besondere Wetterverhältnisse, wie Dürren oder Fluten, können zur Zerstörung der Felder oder zur Verschlechterung der Bodenqualität führen. Diese Umwelteinflüsse haben Ernteausfälle zur Folge.140 Aufgrund dieser Ernteausfälle sinkt das Angebot und die Preise für diese Lebensmittel. Auch die Klimaveränderung, die Hand in Hand mit der Umweltverschmutzung geht, spielt eine bedeutende Rolle, wenn es um die weltweite Lebensmittelversorgung geht. Die Auswirkungen der Umweltzerstörung, wie Dürre, Überschwemmungen oder Entwaldung, haben einen großen Einfluss auf die in Armut lebenden Menschen in Entwicklungsländern. Diese Umwelteinflüsse wirken sich besonders negativ auf die Anbauflächen, welche als Existenzgrundlage für LandwirtInnen gelten, und somit direkt auf die Ernte aus. Die Betroffenen können ihre Produkte nicht mehr selbst zur eigenen Deckung der Lebensmittelversorgung verwenden, noch diese zum Verkauf 135 Vgl. Kulke, Ulli: Der Fluch des Biosprits. Warum der exzessive Einsatz nachwachsender Rohstoffe als Ersatz für Benzin die Umwelt zerstört und zu einer Explosion der Lebensmittelpreise führen könnte. In: die Welt, 06.12.2007. http://www.welt.de/welt_print/article1434185/Der-Fluch-des-Biosprits.html [03.12.2012] 136 Vgl. Ruzicka, Johanna: EU-Kommission bremst bei Agrarkraftstoffen. In: Der Standard, 17.10.20112. http://derstandard.at/1350258638573/EU-Kommission-bremst-bei-Agrarkraftstoffen [11.03.2013] 137 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 5.b. 138 Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012] 139 Vgl. DifA: Ernährungssicherung. http://www.armut.de/bekaempfung-der-armut_lokalestrategien_ernaehrungssicherung.php?mysid=r0amuuq8qe0b65dfb06gs8vgmdts2fjt [13.03.2013] 140 Vgl. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien: Wirtschaftsuniversität Wien, 2012, S. 34. Seite | 31 bereitstellen. Somit hat die Zerstörung von Anbauflächen auch einen besonderen Einfluss auf die Armut und den Hunger.141 Im Jahr 2011 waren zirka zehn Prozent von den weltweit Hungernden von Naturkatastrophen betroffen.142 Beispielsweise stieg im Mai des Jahres 2012 der Preis für Sojabohnen auf ein neues Maximum. „Ein Scheffel Sojabohnen (rund 27 Kilogramm) kostete mehr als 15 US-Dollar.“143 Es wird angenommen, dass Ernteausfälle in Südamerika der Grund für diese Preiserhöhung verantwortlich sind.144 3.3 Lösungsvorschläge 3.3.1 Kritik der derzeitigen Hungerhilfe Es wird kritisiert, dass sich „weder die UN-Mitgliedsstaaten, noch die Regierungen in Afrika an ihre Versprechen halten, mehr in die Landwirtschaft zu investieren und ausreichende Mittel für Entwicklungshilfe im ländlichen Raum zur Verfügung zu stellen.“145 Ein wichtiger Kritikpunkt ist die DAC (Development Assistance Committee)-Statistik, welche die gesamten offiziellen Leistungen der Entwicklungshilfe (Official Development Assistance) zusammenfasst. Diese bestehen aus den Finanzflüssen der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit, den sonstigen öffentlichen Leistungen, den privaten Leistungen zu marktüblichen Bedingungen und den Zuschüssen privater Hilfsorganisationen. 146 Die von der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) publizierte Tabelle (Abb.2) zeigt, die finanziellen Gesamtleistungen Österreichs an Entwicklungsländer und multilaterale Stellen in den Jahren 2006-2010 in Mio € und in %. Abb.5 141 Vgl. DifA: Klimawandel. http://www.armut.de/aspekte-der-armut_ursachen-und-folgen-derarmut_klimawandel.php?mysid=r0amuuq8qe0b65dfb06gs8vgmdts2fjt [11.03.2013] 142 Vgl. Herre, Roman: Der Tod im Tank. Spekulationen mit dem Land und der Boom der Öko-Kraftstoffe sind mit Schuld am Nahrungsmangel in Afrika. In: Der Standard, 10.08.2011. http://derstandard.at/1311803135195/Hungersnot-in-Afrika-Der-Todim-Tank [08.12.2012] 143 N.N.: Angst vor steigendem Sojapreis. Der Preis für Sojabohnen und Mais hat zuletzt stark zugelegt. Bei Experten nährt das die Befürchtung, dass eine neue Nahrungsmittelkrise ausbrechen könnte. In: Die Presse, 01.05.2012. http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/753881/Angst-vor-steigendem-Sojapreis?from=suche.intern.portal [08.12.2012] 144 Vgl. ebenda 145 N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA, der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse, 14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012] 146 Vgl. Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung - ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012, S. 66. Seite | 32 Im Jahr 2010 wurden insgesamt 3.646 Mio Euro von Österreich für Entwicklungshilfe ausgegeben. Verglichen mit dem Jahr 2006, kann man deutlich erkennen, dass es einen Rückgang der Entwicklungshilfe von ungefähr 900 Mio. Euro gab. Das bedeutet, dass weniger finanzielle Mittel als Entwicklungshilfe an Entwicklungsländer oder multilaterale Stellen ausgegeben wurden. Weiters ist der Anteil der Öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit an den Gesamtleistungen im Jahr 2010 (25%) fast um die Hälfte gesunken verglichen mit 2006, wo sich dieser Anteil auf 43%, also fast auf die Hälfte der Gesamtleistungen, belief. Ein weiterer Kritikpunkt der DAC-Statistik besteht darin, dass sie weder zeigt wie diese finanziellen Mittel überhaupt wirken, noch wie viele dieser finanziellen Mittel wirklich in den Entwicklungsländern oder bei multilateralen Organisationen ankommen. Bestimmte finanzielle Mittel, die als öffentliche Entwicklungshilfe ausgegeben werden, bleiben im Geberland und werden dort ausgegeben. Beispielsweise können Administrationskosten, Ausgaben für Asylwerber und Asylwerberinnen, sowie indirekte Studienplatzkosten als 147 öffentliche Entwicklungszusammenarbeit angegeben werden. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) fordern hier mehr „genuine Entwicklungshilfe“. Damit sind jene finanziellen Leistungen der Geberländer gemeint, die wirklich in den Entwicklungsländern ankommen und mit denen dann im jeweiligen Land Projekte finanziert werden können.148 Im Zusammenhang mit den Gesamtleistungen eines Landes, die als Entwicklungshilfe ausgegeben werden, ist es wichtig zu erwähnen, dass nur die DAC-Geberländer darüber entscheiden, was als Entwicklungshilfe zählt und was nicht. Da den Partnerländern nur eine beobachtende und keine aktive Rolle bei Besprechungen der DAC-Geberländer zugewiesen wird, entsteht ein sogenannter „Geberclub“. Das bedeutet, dass „unter Umständen eigene Interessen eine größere Rolle spielen, als der Ansatz, dass dem Land mit diesen Transfers tatsächlich geholfen wird.“149 Ziel wäre es, sich mit den großen neuen Akteuren zusammenzusetzen, um über ihre Aktivitäten zu sprechen, wie beispielsweise China, Russland und Indien. China lässt große Summen an Finanzmitteln nach Afrika fließen und begründet dort Wirtschaftspartnerschaften. Diese Partnerschaften mit Entwicklungsländern haben auch einen Einfluss auf die Entwicklungszusammenarbeit der DAC-Länder.150 Die verschiedenen Ministerien und Politikbereiche stellen einen weiteren Kritikpunkt dar. Aktionen der Landwirtschaftspolitik, wie beispielsweise Subventionen auf europäische Produkte haben einen negativen Einfluss auf die Entwicklungspolitik, welche erreichen mochte, dass die dort lebenden Landwirte und Landwirtinnen ihre Produkte zu einem fairen Preis verkaufen können um eine gewisse Selbstständigkeit zu erlangen. Somit sollten diverse Aktionen verschiedenster Politikbereiche immer auch ihre Auswirkungen bedenken.151 Ziel wäre es hier eine „kohärente Entwicklungspolitik“ zu schaffen. Das bedeutet, dass verschiedene Politikbereiche eines Landes so agieren sollten, dass sie auf die Entwicklungspolitik und ihre Auswirkungen auf diesen Bereich Rücksicht 147 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Fragen 2.b und 2.c. Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 7. 149 Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 2.b. 150 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 4.b 151 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 5.b. 148 Seite | 33 nehmen, wie beispielsweise die vorhin angesprochene Agrarpolitik. 152 Sinnvoll wäre hier, nach Vorschlag der Österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE), die Realisierungen eines „Ministeriums für globale Fragen“.153 3.3.2 Entwicklungshilfe Jedes Land sollte die Armuts- und Hungerbekämpfung als eines seiner Ziele festgesetzt haben, somit auch Österreich. Das Land Österreich setzt sich, laut Dr. Wolfgang Waldner (Staatssekretär im Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten), daher für die Entwicklung von Wachstum und der Reduktion von Hunger und Armut in weniger entwickelten Ländern ein154 Das United Nations Development Programme (UNDP) hat daher acht Ziele festgesetzt, die bis zum Jahr 2015 erreicht werden sollten.155 „Diese Ziele sollen von den Entwicklungsländern selbst erreicht werden, wobei die Partnerländer nur unterstützend tätig sind.“156 Eines dieser Ziele behandelt die Bekämpfung der Armut und die Halbierung des chronischen Hungers bis zum Jahr 2015. Kritiker und Kritikerinnen sind allerdings der Meinung, dass diese nicht bis zum vorgegebenen Jahr erreicht werden können. Jedes Land, das ein DAC (Development Assistance Committee)-Mitgliedsland ist muss Entwicklungshilfe leisten. Diese finanziellen Gesamtleistungen bleiben entweder im Geberland selbst, fließen an die Entwicklungsländer selbst oder werden multilateralen Stellen wie beispielsweise den UN, der EU, Entwicklungsbanken oder der Weltbank, zugewiesen, die mit diesen finanziellen Mitteln eigene Programme und Projekte finanzieren. Hierbei kann die Organisation selbst entscheiden wie viel finanzielle Mittel in welches Projekt oder Programm fließen.157 3.3.2.1 World Food Programme (Welternährungsprogramm) Das UN World Food Programme (WFP) wurde 1961 gegründet und bildet heute „die größte humanitäre Organisation der Welt“.158 Das WFP wird zu 100% durch freiwillige Spenden finanziert. Im Jahr 2010 beliefen sich die finanziellen Zuwendungen auf 3,82 Milliarden US-Dollar, wovon rund 93% für den Transport und den Einkauf von Lebensmitteln ausgegeben wurden. Außerdem wurden rund 78% dieser eingekauften Nahrungsmittel in Entwicklungsländern selbst eingekauft, um die anbauenden Landwirte und Landwirtinnen zu unterstützen.159 3.3.2.1.1 Nothilfe Lebensmittel werden mittels schneller Transportmittel in die betroffenen Gebiete gebracht, um die Hungernden dort zu versorgen. Gleichzeitig informieren Mitarbeiter, die vor Ort sind, wie viele neue Nahrungsmittel benötigt werden. 160 Generell ist zu 152 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 8. Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Fragen 10.a und 10.b. 154 Vgl. ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012, S. 61. 155 Vgl. United Nations Development Programme (UNDP): The Millennium Development Goals. Eight Goals for 2015. http://www.undp.org/content/undp/en/home/mdgoverview.html [23.12.2012] 156 Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 5.a. 157 Vgl. Obrovky, Michael: Interview am 07.12.2012, Fragen 1 und 6. 158 Vgl. WFP: Über WFP. Übersicht. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp [18.12.2012] 159 Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [18.12.2012] 160 Vgl. WFP: Was wir tun. Nothilfe. http://de.wfp.org/was-wir-tun/nothilfe [19.12.2012] 153 Seite | 34 sagen, dass im Jahr 2010 zirka 90% der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des WFP in Entwicklungsländern selbst stationiert waren.161 3.3.2.1.2 Schulmahlzeiten Die Schulspeisungen des WFP bieten einen Anreiz für die Familien ihre Kinder in die Schule, anstatt sie betteln oder arbeiten zu schicken. Die Versorgung mit Lebensmitteln erhöht die Konzentrationsfähigkeit der Kinder in der Schule. 162 Im Jahr 2011 erhielten 23,2 Millionen Kinder Schulspeisungen.163 3.3.2.1.3 „Food for Work“ und „Food for Assets“-Programme Lebensmittel oder finanzielle Mittel in Form von Bargeld werden an arbeitende Menschen vergeben, die sich in Bereichen engagieren, die diesen Menschen helfen sich in Zukunft eigenständig zu erhalten.164 Die Beteiligung an solchen Projekten belief sich im Jahr 2011 auf 21,3 Millionen Menschen.165 3.3.2.1.4 „Purchase for Progress (P4P)“ – Chancen für Kleinbauern Derzeit herrscht eine besonders hohe Nachfrage nach Lebensmitteln. P4P verhilft Kleinbauern und -bäuerinnen ihre Produkte zu einem fairen Preis zu verkaufen. Das WFP kauft die angebauten Produkte und versorgt mit diesen die hungernde Bevölkerung vor Ort.166 3.3.2.2 Hilfe anderer Organisationen 3.3.2.2.1 Alliance Against Hunger and Malnutrition (AAHM) Das AAHM setzt sich für die Reduktion des Hungers und der Mangelernährung in Entwicklungsländern ein. Die Erreichung der Millennium Development Goals (MDGs) bis zum Jahr 2015 steht hier im Vordergrund. Die Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der Zivilbevölkerung wird als eine effektive Methode zur Erreichung der MDGs gesehen. Mittels Plattformen soll die Kommunikation der einzelnen „National Alliance members“ gefördert werden.167 Mithilfe der „National Alliance members“ und verschiedensten NGOs soll die Lebensmittelversorgung in Entwicklungsländern gesichert werden.168 3.3.2.2.2 UNICEF Kinder in Entwicklungsländer haben für UNICEF höchste Priorität und werden in vielen Bereichen unterstützt. Vor allem wird Bereichen wie Gesundheit und Krankheiten (HIV/AIDS), Missbrauch, Ausbeutung, Menschenrechte und Ernährung besondere Beachtung geschenkt.169 UNICEF hilft im Sektor Ernährung durch therapeutische Ernährungszentren und Informationsabende für Familien. 170 Weiters 161 Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [10.12.2012] Vgl. WFP: Was wir tun. Schulspeisungen. http://de.wfp.org/was-wir-tun/schulspeisungen [18.12.2012] Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [18.12.2012] 164 Vgl. WFP: Was wir tun. „Food for Work“-Projekte. http://de.wfp.org/was-wir-tun/food-work [18.12.2012] 165 Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [18.12.2012] 166 Vgl. WFP: Was wir tun. Purchase for Progress (P4P) – Chancen für Kleinbauern. http://de.wfp.org/content/purchaseprogress-p4p-%E2%80%93-chancen-f%C3%BCr-kleinbauern [18.12.2012] 167 Vgl. Alliance Against Hunger and Malnutrition (AAHM): About AAHM. What we do. http://www.theaahm.org/aboutaahm/what-we-do/en/ [23.12.2012] 168 Vgl. AAHM: Alliance Partners. Join us. http://www.theaahm.org/alliance-partners/en/ [25.12.2012] 169 Vgl. UNICEF: Über uns. Schwerpunkte. http://www.unicef.at/ueber-uns/schwerpunkte/ [25.12.2012] 170 Vgl. UNICEF: Über uns. Schwerpunkte. Ernährung. http://www.unicef.at/ueber-uns/schwerpunkte/ernaehrung/ [25.12.2012] 162 163 Seite | 35 verteilt die Organisation Mikronährstoff-Pulver, Jod-, Vitamin- und Eisentabletten, Maßbänder und Waagen zur Vorbeugung von Mangelernährung.171 3.3.2.2.3 World Vision “World Vision ist ein christliches Kinderhilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit, humanitäre Hilfe und 172 entwicklungspolitische Anwaltschaft.“ World Vision setzt sich im Bereich Lebensmittelversorgung nicht nur für Kinder und Kleinkinder, sondern auch für Menschen in Katastrophen- und Hungergebieten ein. Durch Spenden werden Nahrungsmittel gekauft und Schulungen für Bauern und Bäuerinnen finanziert.173 3.3.3 Stopp der Ursachen Eine Möglichkeit die Ursachen, wie „Land Grabbing“, die Produktion von Agrartreibstoffen und Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln zu stoppen oder zu senken, wäre die Reduktion der Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln. Beispielsweise könnte das durch den Stopp von Spekulationen erfolgen. Die FAO setzt sich für ein Verbot von Spekulationen ein.174 Weiters könnten die Spekulationen reduziert werden indem der Staat Steuern auf Spekulationsgeschäfte einhebt. Der Leiter des Berliner WFP-Büros, Ralf Südhoff, ist davon überzeugt, dass man einerseits Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Entwicklungsländern mehr unterstützen sollte, andererseits einen Appell an die Konsumenten und Konsumentinnen richten sollte um den weltweiten Fleischkonsum zu senken.175 Ein weiterer Lösungsansatz zur Senkung der Nachfrage an Grundnahrungsmitteln zur Produktion von Agrartreibstoffen wäre eine grundlegende Änderung des Lebensstils der Menschen. Die Mobilität müsste eingeschränkt werden. Konkret bedeutet das die Verkürzung von langen Transportwegen und die Einschränkung des Fernhandels.176 Die Abschaffung von Agrarsubventionen durch die EU könnte einen Ansatz zur Bekämpfung von Hunger in Entwicklungsländern bieten. Das WFP und andere humanitäre Organisationen befürworten die Abschaffung solcher Subventionen, da es, für die Bekämpfung von Hunger und Armut in Entwicklungsländern wichtig wäre, dass sich diese Länder selbst versorgen können und unabhängig von anderen werden.177 3.3.4 Steigerung des Bewusstseins der Zivilbevölkerung in Industrieländern Mittels entwicklungspolitischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit versucht man die Menschen über die Probleme der Unterernährung, deren Auswirkungen und deren Möglichkeiten zur Bekämpfung zu informieren.178 171 Vgl. UNICEF: UNICEF hilft. Kampf gegen den Hunger. http://www.unicef.at/unicef-hilft/kampf-gegen-den-hunger/ [25.12.2012] 172 World Vision: Über World Vision. http://www.worldvision.de/world-vision.php [18.12.2012] 173 Vgl. World Vision: Unsere Arbeit. Wofür wir uns einsetzen. Ausreichende und gesunde Nahrung. http://www.worldvision.de/unsere-arbeit-wofuer-wir-uns-einsetzen-ausreichende-und-gesunde-nahrung.php [25.12.2012] 174 Vgl. Weltecke, Katharina: Interview am 31.12.2012, Frage 4.b. 175 Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012] 176 Vgl. Müller, Oliver: Wer Mais tankt, lässt Menschen hungern. Agrotreibstoffe wie Biodiesel und Ethanol sind ein Irrweg. In: Der Tagesspiegel, 06.12.2007. http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/positionen-wer-mais-tankt-laesst-menschenhungern/1113918.html [08.12.2012] 177 Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012] 178 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 9.b. Seite | 36 3.3.4.1 FAIRTRADE Konsumenten und Konsumentinnen sollten über die Auswirkungen auf Entwicklungsländer, die ihre Kaufentscheidung(en) mit sich bringen informiert werden. Ein möglicher Ansatz wäre hier das Kaufen von Fair-Trade-Produkten, um die Ausbeutung von Arbeitern und Arbeiterinnen zu verhindern und eine gerechte Bezahlung zu gewährleisten.179 Das Fair-Trade-Gütesiegel, welches auf allen FairTrade-Produkten zu finden ist, garantiert den fairen Handel zu Fair-Trade-Standards. Das bedeutet, dass nicht nur Plantagenarbeiter und -arbeiterinnen, sondern auch Kleinbauerfamilien gerecht für ihre Arbeit entlohnt werden und ihre Produkte um einen fairen Preis verkaufen können.180 3.3.4.2 Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) Das ÖFSE wurde 1967 gegründet und wird durch die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Sie bietet Analysen, Beratungen und Informationen zur österreichischen und internationalen Entwicklungspolitik.181 Durch verschiedenste Veröffentlichungen der ÖFSE und der Datenbank, über welche „Projekte und Programme der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, wissenschaftliche Literatur und Medien abgerufen werden“182 können, könnte die österreichische Zivilbevölkerung in Zukunft besser informiert werden. Generell ist zu sagen, dass staatliche Einrichtungen, welche Informationsarbeit leisten, das Bewusstsein der Bevölkerung stärken könnten. Das könnte somit die Bereitschaft zur Entwicklungshilfe stärken. Eine tatsächliche Realisierung eines „Ministeriums für globale Fragen“, in dem alle Politikbereiche zu einem großen zusammengefasst sind, würde möglicherweise zu einer „kohärente Entwicklungspolitik“ führen. Dieses Ministerium, wie es die Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE) vorschlägt, könnte das Bewusstsein der Menschen verändern. Sollte solch ein Ministerium tatsächlich in Zukunft verwirklicht werden, so wird der Bevölkerung möglicherweise bewusst, dass sie „eine bestimmte globale und nicht nur rein nationale Verantwortung tragen.“183 3.3.4.3 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Die NGOs fungieren als wichtiges Medium zwischen dem Staat und der Bevölkerung eines Landes. Sie bieten das beste Beispiel zur Erklärung von Entwicklungshilfe und was sie tatsächlich bewirkt. Oftmals können NGOs auch konkrete Beispiele aufweisen und weisen eine höhere Glaubwürdigkeit gegenüber der Zivilbevölkerung auf. 184 Vgl. N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA, der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse, 14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012] 180 Vgl. FAIRTRADE ÖSTERREICH: Produzenten. http://www.fairtrade.at/produzenten/ [25.12.2012] 181 Vgl. ÖFSE: Wir über uns. Kurzvorstellung. http://www.oefse.at/ueberuns.htm [25.12.2012] 182 ebenda 183 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 10.c. 184 Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 9.b. 179 Seite | 37 4. Verzeichnisse Seite | 38 4.1 Literaturverzeichnis 4.1.1 Bücher Artl, Ulrich: Der Nahrungsmittelaußenhandel der Entwicklungsländer Afrikas. Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Hamburg. – Hamburg: 1968, S. 13 – 43; S. 63 – 76; S. 91 – 107; S. 129 – 143; S. 158 – 179; S. 200 – 213. Collier, Paul: Die Unterste Milliarde. Warum die ärmsten Länder scheitern und was man dagegen tun kann. – München: Verlag C. H. Beck oHG, 2008. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des neuen Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012. Obrovsky, Michael: Entwicklungspolitische Kohärenz. Zu den erweiterten politischen Rahmenbedingungen für mehr Wirksamkeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Working Paper 16, Februar 2007. Opitz, Peter J. (Hg.): Grundprobleme der Entwicklungsländer. – München: C.H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1991. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien: Wirtschaftsuniversität Wien, 2012. Yunus, Mohammed: Die Armut besiegen – München: Carl Hanser, 2008. Ziegler, Jean: Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren. – München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2011. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag, 2012. 4.1.2 Sammelwerke oder Aufsatzsammlungen ArbeitsGemeinschaft EntwicklungsZusammenarbeit (AGEZ): Die österreichischen NGOs der Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit – ihre Rolle jetzt und in der Zukunft: ein unverzichtbarer Partner für die OEZA und die Länder des Südens. – Wien: 27.03. 2006 Bahnen, Heinrich-K.; Jansen, Jürgen; Welsch, Friedrich: Entwicklungspolitik. Unterentwicklung – Entwicklungsstrategien. – Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft, 1976. Bateman, Milford; Sinkovic, Dean; Škare, Marinko: The contribution of the microfinance modelt on Bosnia’s post-war reconstruction and development: how to destroy an economy and society without really trying – Pula, 2012. Bateman, Milford; Sinkovic, Dean: Undermining Sustainable Local Economic and Social Development with Microfinance: Evidence from Croatia. Dobrila Pula University, 2008. Seite | 39 Fialho-Gomes, Bea de Abreu (Hg.); Maral-Hanak, Irmi (Hg.); Schicho, Walter (Hg.): Entwicklungszusammenarbeit. Akteure, Handlungsmuster und Interessen. – Wien: Mandelbaum Verlag, 2006. Hammler, Katharina: Mikrokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien: ÖFSE, 2011. Kaboski, Joseph; Townsend, Robert: Theimpactsofcredits on villageeconomies – Cambridge: University of Cambridge, 2009. Maeser, Paul: Mikrofinanzierungen – Chancen für die Entwicklungspolitik und Rahmenbedingungen für einen effizienten Einsatz. Berlin: School of Economics, 2008. Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Informationen. Staat und Entwicklung. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2009. Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Informationen. Krisen und Entwicklung. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2010. Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.): Politikkohärenz durch Kohärenzpolitik! Bedingungen für Policy Coherence for Development in Österreich. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2011. Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012. 4.1.3 Beiträge Hurtz, Simon: Im Slum auf Selbstsuche. In: Die Zeit, Nr. 04, 2012. Kucklick, Christoph: Viel hilft viel. Oder nicht? In: Geo, Nr. 05, Mai 2012. 4.1.4 Internet 4.1.4.1 Zeitungsartikel Bateman, Milford: Let’s not kid ourselves that financial inclusion will help the poor. In: theguardian online, 2012. http://www.guardian.co.uk/global-development/povertymatters/2012/may/08/financial-inclusion-poor-microfinance [19.09.2012] Becker, Markus: Report: Menschen essen so viel Fleisch wie nie. http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/fleischatlas-report-zeigt-globalen-fleischkonsum-a-876756.html [13.02.2013] Blume, Georg: Selbstmord wegen 25 Rupien. In: TAZ online, 2010. http://www.taz.de/!56488/ [22.12.2012] Seite | 40 Böhm, Andrea; Grefe: Christiane: Die Welt lernt noch! Wenn Bilder des Hungers uns erreichen, ist es zu spät. Man kann auch früher handeln. In: Die Zeit, 12.05.2012. http://www.zeit.de/2012/20/Hunger [02.12.2012] D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn’t Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011. http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012] Endres, Alexandra: Mais aus Afrika für Afrika. Nahrung für die Hungernden am Horn von Afrika kauft das WFP im Nachbarland Uganda. Doch dort ist es schwer, ausreichende Mengen zu beschaffen. In: Die Zeit, 15.09.2011. http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-09/uganda-wfp-einkauf-nothilfe [06.12.2012] Freudenschuß, Ina: Ideologie der Mikrokredite – Kritik. Kleinstkredite für Arme sind seit den 1980ern eine zentrale Entwicklungsstrategie. Seit geraumer Zeit wird Kritik laut am Mainstreaming der „Händlerinnen-Mentalität“ in der Armutsbekämpfung. In: Die Standard, 06.03.2008. http://diestandard.at/1204643382315/Nachlese-Ideologie-derMikrokredite [25.06.2012] Gnauk, Anne: Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx - Das Wissensmagazin, 06.11.2001.http://g-o.de/dossier-detail-225-1.html [01.09.2012] Heidenfelder, Claudia: Interview mit Ralf Südhoff. In: Planet Wissen, 02.03.2009. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/interv iew_mit_ralf_suedhoff.jsp [24.11.2012] Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. 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In: Der Tagesspiegel, 06.12.2007. http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/positionen-wer-mais-tankt-laesstmenschen-hungern/1113918.html [08.12.2012] N.N.: Angst vor steigendem Sojapreis. Der Preis für Sojabohnen und Mais hat zuletzt stark zugelegt. Bei Experten nährt das die Befürchtung, dass eine neue Nahrungsmittelkrise ausbrechen könnte. In: Die Presse, 01.05.2012. Seite | 41 http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/753881/Angst-vor-steigendemSojapreis?from=suche.intern.portal [08.12.2012] N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA, der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse, 14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aerader-globalen-Hungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012] N.N.: Dürre, Armut und Konflikte in Westafrika. Caritas ruft zu Patenschaft gegen Hunger auf – Internationaler Kongress Anfang Juni in Wien. In: Der Standard, 30.03.2012. http://derstandard.at/1332324243572/Drohende-Hungerkrise-DuerreArmut-und-Konflikte-in-Westafrika [08.12.2012] N.N.: Hungersnot weitet sich trotz Hilfe aus. Seit Tagen treffen Lebensmittel und Medikamente in Somalia ein. Zu wenig, beklagen die UN. Viele Menschen werden zudem gar nicht erreicht. In: Die Zeit, 04.08.2011. http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-08/somalia-hunger-ausweitung [04.12.2012] N.N.: Krise zeigt verheerende Auswirkungen auf Welthunger. http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/2166335/1-02-milliarden-menschenhunger-betroffen.story [03.12.2012] N.N.: Minister für Sozialentwicklung: Millenniums-Ziel erreicht. Patrus Ananias: 2003 schafften 19 Millionen Brasilianer Sprung aus extremer Armut. 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Die Zukunft der Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012, S. 66. Seite | 47 5. Anhang Seite | 48 5.1 Projektanträge 5.1.1 Projektantrag Valeria Ertelt Thema Entwicklungsländer – Wege aus der Armut Teammitglieder Valeria Ertelt, Alexandra Lenz Projektziel (Forschungsfrage) Wie wirkt sich das Mikrofinanzierungssystem auf die Gesellschaft eines Entwicklungslandes aus und was ist die Problematik bei dieser Armutsbekämpfungsmethode? TEAMTEIL 1. Was ist Armut? 1.1. Definiton (laut Weltbank) 1.2. Least Developed Countries 2. Ursachen / Gründe für Armut 2.1 Kolonialismus 2.2 Bildung, Infrastruktur 2.3 politisches System 2.4 Marktverhältnisse 2.5 Umweltfaktoren 3. Auswirkungen der Armut (schlechte Lebensqualität, Krankheiten / Seuchen) 4. Instrumente der Armutsbekämpfung (Fehlgeleitete Hilfe - ineffiziente Armutsprogramme die Mängel nicht ausbessern, Verschwendung von Mitteln im Entwicklungsland) 4.1 Staatliche Entwicklungspolitik 4.2 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs 4.3 Modernisierungstheorie 4.4 Dependenztheorie Projektbeschreibung EINZELTEIL: Mikrofinanzierung 1. Das System der Mikrofinanzierung 1.1 Definition 1.2 Zielsetzung 1.2.1 Ziele für Kreditgeberinstitute 1.2.2 Ziele für Konsumenten 1.2.3 Ziele für Arbeitsmarkt 1.3 Kreditgeber 1.4 Kreditnehmer 1.5 Darlehnsvertrag 1.5.1 Investitionsbereiche 1.5.2 Kredit-Rückzahlungsprozess 2. Folgen des Mikrofinanzsystems 2.1 Wirtschaftliche Auswirkungen 2.2 Displacement Effekt 2.3 Veränderung der Produktionssektoren 2.4 Steigerung des Konsumverhaltens 3. Soziale Auswirkungen 3.1 Sozialer Druck 3.2 Empowerment von Frauen Projektgrenzen Genauere Kritik zusammenhängend mit der Herkunft des Kapitals der Institute, keine präzise Beschreibung einer Organisation/ Institution/ Staaten Eingereicht am 31. Oktober 2012 Genehmigt am 06. November 2012 von Monika Wiedermann Seite | 49 5.1.2 Projektantrag Alexandra Lenz Thema Entwicklungsländer – Wege aus der Armut Teammitglieder Alexandra Lenz, Valeria Ertelt Projektziel (Forschungsfrage) Worin liegen die Ursachen für den Hunger in den Entwicklungsländern und wie kann er bekämpft werden? TEAMTEIL 5. Was ist Armut? 5.1. Definiton (laut Weltbank) 5.2. Least Developed Countries 6. Ursachen / Gründe für Armut 2.6 Kolonialismus 2.7 Bildung, Infrastruktur 2.8 politisches System 2.9 Marktverhältnisse 2.10 Umweltfaktoren 7. Auswirkungen der Armut (schlechte Lebensqualität, Krankheiten / Seuchen) 8. Instrumente der Armutsbekämpfung (Fehlgeleitete Hilfe - ineffiziente Armutsprogramme die Mängel nicht ausbessern, Verschwendung von Mitteln im Entwicklungsland) 4.5 Staatliche Entwicklungspolitik 4.6 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs 4.7 Modernisierungstheorie 4.8 Dependenztheorie Projektbeschreibung EINZELTEIL: Lebensmittelunterversorgung in EL 4. Mangelernährung 2.5 Begriffsdefinitionen (Unterschiede Hunger, Unterversorgung u. versteckter Hunger) 2.6 Fakten zur Mangelernährung (wie viele Menschen hungern weltweit u. sterben an den Folgen, meist betroffene Länder und Gruppen etc.) 2.7 Folgen / Auswirkungen (Tod, Krankheiten, Kinderprostitution, Kanisterstädte, Kriminalität etc.) 5. Ursachen 2.8 Allgemeine Ursachen 2.9 Ursachen in Bezug auf die Lebensmittelproduktion 2.9.1 Land Grabbing 2.9.2 Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln 2.9.3 Agrartreibstoffe 2.9.4 Subventionen 2.9.5 Umwelteinflüsse 6. Lösungsvorschläge 3.3 Kritik der derzeitigen Hungerhilfe (Lebensmittellieferungen aus den Industrieländern) 3.4 Entwicklungshilfe 3.4.1 World Food Programme (Hilfe, Organisation etc.) 3.4.2 Hilfe anderer Organisationen 3.5 Stopp der Ursachen (Landgrabbing, Umstieg auf andere Rohstoffe bei Treibstoffproduktion etc.) 3.6 Steigerung des Bewusstseins der Zivilbevölkerung in Industrieländern (Rolle der Medien, Politik etc.) Projektgrenzen keine genaue Beschreibung der Rolle der UNO bei Entwicklungshilfe Eingereicht am 19. Oktober 2012 Genehmigt am 21. Oktober 2012 von Monika Wiedermann Seite | 50 5.2 Interviewprotokolle 5.2.1 Interviewprotokoll Valeria Ertelt Interviewpartnerin: Karin Kublböck Karin Küblböck ist Ökonomin und Gründungsmittglied von ATTAC Österreich. Momentan ist sie an der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) beschäftigt und ist gegenwärtig im Bereich Internationale Entwicklungspolitik und Weltwirtschaft tätig. Sie hat in Wien und Buenos Aires (Argentinien) Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert. Sie ist auch Lektorin im Studienfach Internationale Entwicklung an der Universität Wien. Interviewort: Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE) – Sensengasse 3, 1090 Wien, Österreich Datum: 04.12.2013 1. Wie sieht die Entwicklung von Mikrokreditnutzern in den vergangenen Jahren aus? Wie hat sich deren Anzahl und die Aufteilung zwischen männlichen und weiblichen Nutzern verändert? Ich glaube das kann man wahrscheinlich nicht eindeutig sagen, sofern man sich nicht alle Mikrokreditprogramme ansieht. Aber tendenziell gibt es gerade in armen Ländern den Trend, dass sich vor allem Frauen Mikrokredite in Anspruch nehmen sollen. Weil man davon ausgeht, dass dies zum Empowerment of Women kommt und dass Frauen sozusagen anders mit dem Geld, umgehen. Ich weiß nicht ob es Untersuchungen gibt, die untersuchen ob und wie sich die Anzahl und die Art von Mikrokrediten verändert hat Es gibt keine Untersuchungen zu einem globalen Trend. Wahrscheinlich ist es besser sich einzelne Fonds anzusehen. 2. Wie sehen die Zahlen bei Missbrauchsfällen der Kredite aus? z.B. läuft der Kredit über die Frau, jedoch wirtschaftet der Mann? Da weiß ich auch nicht ob es Zahlen gibt, aber tendenziell gibt es einen Trend, dass in Familien die Mittel geteilt bzw. von anderen Familienmitgliedern verwendet werden. Man muss ja auch schauen, wofür die Kredite verwendet werden. Es ist auch wichtig zu beachten, dass diese Ideologie hinter den Mikrokrediten besagt, dass jeder ein Unternehmer eine Unternehmerin sein kann. Sozusagen um Armut zu bekämpfen geht es darum, günstige Kredite zur Verfügung zu stellen und man denkt, dass die Armen es dann eh selber schaffen, dadurch dass sie aktiv werden und Unternehmer werden, aus der Armutsfalle herauszukommen. 3. Was wird dann genau mit den Mitteln finanziert? Grundsätzlich ist das Ziel dass diese Mittel für produktive Zwecke verwendet werden. Investitionen in einen kleinen Betrieb, oder den Kauf einer Kuh und schließlich Milch produzieren kann und diese verkaufen kann. Etwas das über Subsistenzwirtschaft hinausgeht. Oder eben andere kleinere Betriebe wo etwas erzeugt oder gehandelt wird. Seite | 51 Oft ist es so, dass Kreditprogramme für Konsumkredite verwendet werden um ein gewisses Konsumniveau aufrecht zu erhalten. Das macht es natürlich schwierig, diese zurückzuzahlen, da keine zusätzlichen Einkommen erwirtschaftet werden. Insofern gibt es keine Zahlen von Missbrauchsfällen, denn was genau heißt jetzt Missbrauch? Ist es Missbrauch, wenn Menschen in einer Situation sind wo sie nicht genügend Einkommen haben um ihren Konsum oder ihr Leben aufrecht zu erhalten? Ist es dann Missbrauch wenn Menschen Kredite verwenden um ihren Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen auch wenn es ursprünglich nicht definiert war? Diese Definition von Missbrauch ist wahrscheinlich sehr schwierig. Was man zum Beispiel in Bosnien gesehen hat, dazu kann ich Ihnen gerne auch ein Working Paper mitgeben, ist, dass Kredite sehr oft für Konsum verwendet worden sind, auch wenn sie gedacht waren für produktive Zwecke verwendet zu werden. Auch bei dem Thema Mann und Frau, ist es natürlich auch so, dass die ganze Familie das verwendet. Oder auch stärken oft die Kreditvergabe nicht unbedingt die Frauen. Valeria Ertelt: Meistens dienen sie ja sowieso dazu, die Familie zu versorgen. Genau. Ich denke mir, was auch jedenfalls sehr wichtig ist, ist die Frage: sind diese überhaupt eine Form um Armut zu bekämpfen? Insofern ob überhaupt jeder und jede ein Unternehmer eine Unternehmerin ist. Womöglich haben Sie sich dazu schon Gedanken gemacht. Nun, wenn Sie sich vorstellen, jemand gibt ihnen eine 10.000€ Kredit. Würden Sie gleich wissen was Sie damit machen um Ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Valeria Ertelt: Man braucht schon Know-How und eine Chance zu erkennen wo man investieren soll und man muss auch wissen, wie man seine Kosten verwalten soll. Genau. Ein Unternehmergeist ist nötig. Haben arme Menschen, die oft keine Ausbildung besitzen, den nötigen Unternehmergeist um ein Unternehmen zu gründen? Oft suchen diese einfach nur einen Job, also ein geregeltes und sicheres Einkommen. Da stellt sich die Frage auf, ob es vielleicht nicht besser wäre statt in einzelne Kühe, in eine Molkerei zu investieren, welche dann Jobs zur Verfügung stellt und bei welcher auch die Produktivität höher ist. a. Also sollte eher in mittelgroße Unternehmen anstatt Kleinstunternehmen, investiert werden welche das Nötige Know-How zur Verfügung haben und auch über die benötigten Sicherheiten verfügen? Exakt. 7. Wie groß ist der Anteil der Menschen mit sekundärem/ tertiärem Schulabschluss welche zu Mikrokrediten greifen um selbstständig erwerbstätig zu werden? Gibt es bei diesen Gruppen ein anderes Investitionsmuster verglichen mit Menschen ohne primärem Schulabschluss? Seite | 52 Grundsätzlich ist es so, dass in Wirklichkeit die meisten Menschen einfach nur eine Arbeit eine Job suchen, die ihnen ein geregeltes und gutes Leben ermöglicht. Das muss jetzt nicht immer unbedingt ein Mikrounternehmen oder immer die Selbstständigkeit sein. Das kann in bestimmten Kontexten dazu führen, dass Einkommen erwirtschaftet werden und dass sozusagen die Produktion steigt, aber es muss auch nicht dazu führen und es könnte sein dass andere Maßnahmen wirksamer sind. Es muss von Fall zu Fall genau angesehen werden. Das hängt immer von den Umständen ab ob sie eine Chance haben oder nicht. Aber als DAS Instrument der Armutsbekämpfung, als das es in den letzten Jahren verkauft worden ist, zeigen immer mehr Studien, dass diese nicht unbedingt einen positiven Effekt haben müssen. 8. Wieso denken Sie, dass erst in den letzten Jahren Menschen beginnen die Erfolge von Mikrokrediten zu analysieren und man draufkommt dass es eigentlich keine einsichtigen Erfolge gab obwohl sie jahrzehntelang beworben wurden? (Umformulierung zu: Wieso wird die Wirkung von Mikrokrediten erst in den letzten Jahren näher erforscht? Wieso ist der Erfolg so schwer zu messen?) Das hat gut zu einer Ideologie gepasst, die einer marktfreundichen, die bestätigt dass der Staat eine kleinere Rolle im Marktgeschehen haben soll. Die Eigeninitiative sollte gestärkt werden, die Menschen sollen sich selbst über Marktkräfte aus der Armut hervorholen. Sozusagen wurden die strukturellen Ursachen von Armut eher ausgeblendet, wie Ungleichverteilung oder bestimmte andere strukturelle Ursachen. Mikrokredite haben zu dieser Ideologie sehr gut dazu gepasst. Zur Ideologie, dass Arme nur gestärkt werden müssen und sich diese selbst herausholen. Es ist gerade ein ganz neuer Artikel publiziert worden, welcher systematisch alle Evaluierungen der letzten Jahre zu Mikrokrediten untersucht, und diese kommen zu dem Ergebnis, dass es keine eindeutigen positiven Effekte von Mikrokrediten gibt. Weder Employmentcreate, also die Schaffung von Arbeitsplätzen, noch auf Bildung. Einige Evaluierungen haben Ergebnisse gezeigt, dass manche Familien, die Mikrokredite in Anspruch genommen haben, ihre Kinder aus der Schule herausnehmen mussten, da sie sich die Kreditrückzahlungsraten nicht mehr leisten konnten. Es gibt auch einige Studien die zu positiven Effekten kommen, dass z.B. Frauen „empowerd“ worden sind oder dass sich die Wohnsituation verbessert hat, jedoch sind diese nicht eindeutig auf Mikrokredite zurückzuführen, sondern womöglich auf andere äußerliche Einflüsse. Meistens ist es schwierig herauszufiltern auf was die positiven Effekte zurückzuführen sind, da ja Mikrokredite oft in breitere Maßnahmen eingebettet sind. In einem Artikel den ich Ihnen mitgeben kann untersuchen die Autoren seriöse Studien, und kommen drauf, dass es überhaupt keine eindeutigen Ergebnisse gibt. Seite | 53 Valeria Ertelt: Das ist wirklich sehr beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, dass Muhammed Yunus den Friedensnobelpreis gewonnen hat für diese Maßnahme die, nach den neuesten Erforschungen, nicht wirklich erfolgreich ist. Es gab einen totalen Hype. Positive Effekte kann es natürlich auch geben. Jedoch die große Lehre ist, man muss sich immer anschauen in welchem Zusammenhang, in welchem Sektor, Mikrokredite vergeben werden und wie schauen die gesellschaftlichen Strukturen aus. Erst wenn man das weiß, dann kann und soll man agieren. 9. In einer 2008 in Sri Lanka durchgeführten Studie wurden die Auswirkungen von Mikrokrediten auf den finanziellen Erfolg von Männern und Frauen erhoben . Dabei wurden grundlegende Unterschiede beim männlichen und weiblichen Umgang mit Gewinnen festgestellt. Ist Vermögensaufbau für Mikrokreditunternehmerinnen nun nur auf Grund der Ausgaben für Gesundheit, Bildung und Lebensmittel niedriger als die der männlichen, oder gibt es außer diesen noch andere Faktoren? Also da ist in der Studie herausgekommen, dass Männer einen größeren Vermögensaufbau haben als Frauen? Nun ich denke, dass es deshalb oft ist weil Frauen eher für die Ausgaben für die Familie zuständig sind. Oft sind sie kulturell bedingt eher für die Erziehung der Kinder, für die Versorgung der Familie zuständig. Tendenziell ist es so, dass Frauen sich oft eher für Reproduktionstätigkeiten verantwortlich fühlen, als Männer. 10. Haben Männer allgemein gesehen nach der Inanspruchnahme von Mikrokrediten mehr Vermögen als Frauen? Grundsätzlich haben Männer oft mehr Vermögen als Frauen, jedoch ist es nicht bewusst, ob diese nach der Anspruchnahme mehr Vermögen haben als Frauen. 11. Viele bekannte Ökonomen, die sich mit Mikrofinanzierungsmitteln beschäftigen, vertreten die Meinung, dass Mikrokredite eigentlich Ihren Zweck verfehlen, MikrounternehmerInnen Startkapital/ Kapital zu gewähren, und die Mittel eher für Anderes ausgegeben werden. Aus welchen Gründen werden Kredite eher dafür verwendet Konsumgüter zu kaufen anstatt Mikrounternehmen weiter zu finanzieren? Einerseits ist es so, dass arme Menschen konkret für ihren täglichen Lebensunterhalt Konsumgüter brauchen. Sozusagen ist ja nichts schlechtes, wenn man sich einen Kühlschrank kauft um Nahrungsmittel besser aufzubewahren. Es erfüllt zwar ihren Hintergrund nicht, welcher besagt, dass Mikrokredite für einkommensgenerierende Zwecke verwendet werden und dem ist oft nicht so. Konkret würde ich sagen dass sie dafür verwendet werden, um die individuellen Präferenzen der Konsumenten zu erfüllen und um einfach ein besseres Leben zu führen. Armut ist ja etwas sehr relatives, also wenn man einen Fernseher besitzt hat man vielleicht etwas mehr Prestige. Seite | 54 Da gibt es ja auch diese Studien von Esther Duflo zur Armut welche einem verständlich machen warum Arme sich so verhalten wie sie es tun. Also wird genauer einfach Armut untersucht. Man merkt, dass oft Arme darauf verzichten sich Nahrung zu kaufen um einen Fernseher zu finanzieren. Einfach weil dies dann der einzige Zugang zur großen Welt, zu Neuigkeiten und auch zur Gesellschaft sind. Das sind dann auch genau diese Gründe. 12. Was passiert wenn Kreditnehmer Forderungen nicht nachkommen können? Zu welchen Mitteln greifen Kreditgeber um ihre Forderungen an den/die KreditnehmerIn erfüllt zu sehen? Wie handeln bei Zahlungsunfähigkeit die Kreditgeber? Oft passiert, dass dann einerseits umgeschult wird, aber Mikrokreditnehmer brauchen auch oft Garantien von anderen Familienmitgliedern oder Freunden um einen Mikrokredit in Anspruch nehmen zu können. Dann werden auch oft die Garantien schlagend. Wenn Sie morgen zur Veranstaltung kommen dann werden Sie das wahrscheinlich eh auch hören. Aber was zum Beispiel in Bosnien passiert ist: Viele Leute haben, die auch selbst Kredite genommen haben, Garantien sozusagen als Freundschaftsdienst vergeben, und haben nie gedacht dass diese Menschen nie in der Lage seien werden, diese Kreditraten zurückzuzahlen. Das war eine total negative Auswirkung für den sozialen Zusammenhalt, es sind Feindschaften zwischen Familien entstanden, da Bürgen plötzlich Kredite zurückzahlen mussten. Es gibt ja auch Sicherheiten bei Mikrokrediten, das sind vor allem diese Bürgschaften oder security circles, In Bangladesch zum Beispiel. Das ist auch sehr problematisch, da durch diese solidarische Haftung alle für eine Person gerade stehen müssen. Auch hat sich die ganze Mikrokreditbranche in Richtung Kommerzialisierung entwickelt. Das ist auch einer der Trends. Früher war dies eine Aktivität von NGOs oder Non Profit Unternehmen, und irgendwann dachte man sich, dass man das doch auch kommerziell machen könnte, also doch auch Gewinne herauszuführen seien. Wenn man Gewinne erzielen muss, müssen natürlich die Zinsen höher sein und auch der Druck diese zurückzuzahlen, muss natürlich auch größer sein. Da steigt auch der Trend, dass sich z.B. Mikrokreditnehmer selbst umbringen. Da kennen Sie bestimmt einige Beispiele. Da entstehen schon Tragödien. Was man dazu sagen muss, wie diese Mikrokredite vergeben werden. Diese sind ja wirklich sehr, sehr leicht zu haben. Sie werden dem Kreditnehmer auch teilweise aufgedrängt, da sie sehr leicht zu haben sind. Ähnlich war es in der Subprime Krise in den USA, nach welcher viele ihre Häuser verloren haben, und jetzt vor dem Bankrott stehen, einfach weil sie ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten und weil die Kredite einfach so leicht zu haben waren. 13. Gibt es Zahlen über Suizide durch Zahlungsunfähigkeit? Seite | 55 Diese kann ich Ihnen leider nicht genau liefern, aber womöglich finden sie dazu Studien. 14. Wieso denken Sie dass der Staat tendenziell so wenig Macht hat über die Mikrofinanzindustrie und z.B. keinen Schutz für den Kreditnehmer eingeführt hat? Wieso gibt es kein umfangreicheres Schutzprogramm in Entwicklungsländern für MikrokreditnehmerInnen, die zahlungsunfähig werden? Nun, um wieder das Beispiel Bosnien zu nehmen, kann man sagen dass es nicht einmal ein gescheites Kreditregister gab. Das heißt, dass die verschiedenen Mikrofinanzunternehmen sich untereinander nicht mal ausgetauscht haben. Das bedeutet man hätte zu verschiedenen Kreditinstituten gehen können und einen Mikrokredit in Anspruch nehmen können, auch wenn Sie den Kredit bei den anderen nicht zurückzahlen können. Das wird nun sehr wohl eingefühlt. a. Weltweit wird das eingeführt oder nur in Bosnien? Gute Frage. Ich weiß nicht genau, da müssten sie sich informieren. Aber es gibt jetzt weltweit Gespräche darüber. Oder in Indien gibt es auch Umschulungsprogramme und öffentliche Diskussionen um sicherzugehen, dass die Kredite nicht mehr so leichtsinnig vergeben werden. 15. Wieso gibt es kein umfangreicheres Schutzprogramm in Entwicklungsländern für MikrokreditnehmerInnen, die zahlungsunfähig werden? Wären Organisationen, welche Frauen dabei helfen selbstständige Erwerbstätigkeit zu erreichen hilfreich? Wissen Sie ob es tendenziell Organisationen die Frauen helfen die alleine dastehen? Ja natürlich. Es gibt auch Organisationen die Frauen unterstützen. Aber was ich spannend finde sind Organisationen wie SEWA (Self Employed Women Association) die es in Süd-Afrika und in Indien gibt, welche einführen, dass Frauen sich selbstständig mit Hilfe von Kooperativen unterstützen beim Aufbau von Betrieben. Da gibt es ein gegenseitiges Empowerment, es gibt Kooperativen, man unterstützt sich gegenseitig. Hilfe kommt nicht von außen, sondern von den Frauen selber. a. Wie steht es mit der Absicherung wenn diese Kredite in Anspruch nehmen? Naja, da gibt es einen gemeinsamen Fond, wo man sich im Notfall hinwenden kann. Aber das ist ein gutes Beispiel von einer anderen Haltung einfach. Man sagt, okay man wird nicht von außen gepowert sondern es ist sozusagen ein gemeinsames Unternehmen. Aber es gibt natürlich auch andere Organisationen die darauf aus sind Frauen zu stärken. So wie Organisationen wie care oder viele andere. Es geht immer darum sich das genauer anzuschauen, von Land zu Land von Sektor zu Sektor, was passiert da genau, inwiefern entsteht eine genaue Anhänglichkeit. Und ab wann entsteht wirklich eine Selbstständigkeit. Was auch wichtig ist, ist sich anzuschauen in wie weit werden Strukturen gefördert die so was wie einen Zusammenhalt fördern, eine Solidarität zwischen den Gruppen Seite | 56 ermöglichen. Ohne eine größere Struktur gibt es keine Gesellschaftsbildung, da nur lauter Mikrounternehmer für sich selber existieren. In vielen Orten ist es auch so, dass Mikrounternehmer alle dasselbe machen. Es sitzen z.B. Frauen am Straßenrand und verkaufen Erdnüsse. Das ist ja auch keine erfolgreiche Strategie, da dadurch keine Produktivität entsteht und nur viel zu viel Konkurrenz entsteht. Die Nachfragekapazität erhöht sich ja auch nicht, da macht sich der Markt ja nur gegenseitig den Markt kaputt, da entsteht ja nichts wenn lauter Kleidungsgeschäfte in einer Straße existieren. 16. Ein anderer negativer Effekt von Mikrokrediten ist der Displacement Effekt, wie in der Literatur beschrieben. Was genau ist dieser (wird im vorigen Abschnitt erklärt) und welche Maßnahmen seitens des Staates könnten getroffen werden um diesen zu verhindern? Im Prinzip geht es auch darum, dass man sich anschaut wie haben sich erfolgreiche Länder entwickelt. Das geht nur über Investitionen, Produktivitätssteigerungen, Adaptionen von neuen Technologien und Konzentration auf Dinge die man wirklich gut kann. Gerade bei diesen Mikrokrediten passiert das ziemlich wenig, gerade Innovation braucht es einfach größere Strukturen auch. a. Das ist ja auch eher Vermögensaufbau von unten, also um Investitionen von oben zu bekommen, braucht es Hilfe vom Staat oder privaten Investoren. Ja es braucht eine Industriepolitik die erfolgreich eingebettet werden muss. Es kann schon erfolgreich sein für kleinere Unternehmen, jedoch muss man sich genau ansehen wie diese funktionieren und wie produktiv sie sind. Um bei dem Kuhbeispiel zu bleiben, bevor ganz viele einzelne Menschen eine Kuh sich finanzieren, damit sie auf der Straße ihre zusätzliche Milch verkaufen können, ist es doch viel intelligenter eine Molkerei aufzumachen und viele verschiedene Milchprodukte zu entwickeln. Statt einzeln zu agieren, wäre es besser sich zusammen zu tun und gemeinsam eine Maschine zu kaufen welche produktiver ist. b. Und von wem sollte dies initiiert werden? Auch von Ngos, Privaten oder gleich vom Staat? Ich glaube es braucht eine gute Zusammenarbeit. Von unternehmerischer Ebene, von einem Staat der dies fördert und auch von NGOs die es genauso sehen und bewusst diese Initiativen fördern. Auch von Gewerkschaften die auch darauf schauen, dass die Arbeitnehmerrechte gestärkt werden. Es ist einfach wichtig, dass ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen diesen Parteien gelingt. 17. Welche Veränderungen muss es Ihrer Meinung nach auf dem Mikrofinanzmarkt geben, um die langfristige Kreditfinanzierung von UN zu ermöglichen? Naja, wichtig ist es, dass beim Mikrofinanzmarkt auf das ganze Finanzsystem geschaut wird. Was auf jeden Fall wichtig ist, dass ein Banken- und das Mikrofinanzensystem nicht voneinander abgekoppelt sind. Man muss beachten, dass ein erfolgreiches Mikrounternehmen das viele Mitarbeiter hat und auch Seite | 57 Profite, fließend in das normale Finanzsystem übergeht. Insbesondere braucht es nicht nur einen Mikrofinanzmarkt, sondern ein inklusives Finanzsystem, wo einfach lokale Ressourcen mobilisiert werden welche auch für Investitionen zur Verfügung stehen. Also dass es auch über den Bankensektor geht, und man nicht von Investitionen von außen abhängig ist. a. Wie sollte dies initiiert werden? Man muss sich ansehen welche positiven Beispiele es gibt. Z.B. Entwicklungsbanken in Brasilien oder auch öffentliche Entwicklungsbanken die die Industriepolitik unterstützen. Es hat in der Vergangenheit oft Entwicklungsbanken gegeben die sich darum gekümmert haben, nur sind diese dann privatisiert worden oder gar abgeschafft worden, und ich glaube man muss sich anschauen welche Strukturen gibt es die wirklich produktive Investitionen fördern und welche verschiedenen Maßnahmen es gibt die da zusammen halken müssen, damit das geht. b. Zwischenfrage: Gibt es in den letzten Jahren eine Tendenz in diese Richtung? Es gibt verschieden Tendenzen. In Lateinamerika gibt es wieder die Tendenz sich mehr auf Industriepolitik zu konzentrieren. Gerade in Brasilien wird sehr viel gemacht und da gibt es auch noch eine öffentliche Entwicklungsbank. Auch in Zentralamerika, also Venezuela, Kolumbien gibt es Versuche so eine Art Industriepolitik zu betreiben. Es gibt auch so Kooperativen, z.b. in Spanien die hundert tausende Mitarbeiter hat, die auch so eine Entwicklungsbank dabei haben. 18. Wieweit können durch Mikrokredite finanzierte Unternehmen nachhaltig wachsen und Innovation am Markt bringen? Was müsste geschehen um Kleinstunternehmen in Mittelunternehmen zu transformieren? Sind Mikrokredite an Einzelpersonen überhaupt geeignet um diesen Effekt zu erzielen? Es ist sicher viel Know-How nötig auf der einen Seite, auf der anderen Seite darf man sich nicht nur die Angebotsseite ansehen. Das eine ist die Angebot Seite aber dann ist wieder die Frage, für wen man eigentlich produziert. Gibt es überhaupt eine vorhandene Nachfrage? Da braucht es eine gute Analyse insgesamt über die vorhandene Marktsituation um zu erfahren wo Produktivitätssteigerungen möglich sind, wo Verdrängungseffekte entstehen könnten. Der Sektor muss eben genau betrachtet werden. Und wie schafft man es mehr Nachfrage zu schaffen? Da geht es natürlich auch um die Frage wie hoch sind die Löhne, bekommt man überhaupt Arbeit, gibt es Sozialleistungen, wie sieht das Steuersystem aus. Ich glaube es gibt immer positive Beispiele und von denen kann man immer etwas lernen. Seite | 58 5.2.2 Interviewprotokoll Alexandra Lenz Interviewpartner: Dr. Michael Obrovsky Dr. Michael Obrovsky ist der Leiter des Bereichs Wissenschaft und Forschung der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE). Seine Spezialisierung liegt auf der österreichischen und internationalen Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit. Interviewort: Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE) – Sensengasse 3, 1090 Wien, Österreich Datum: 07.12.2012 Bezug auf die Arbeit „Österreichische Entwicklungspolitik 2012. Die Zukunft der österreichischen Entwicklungspolitik“ – Teil II „finanzielle Gesamtleistungen Österreichs an Entwicklungsländer und multilaterale Stellen“ 1. Teil II der Arbeit behandelt die finanziellen Gesamtleistungen von Österreich an die Entwicklungsländer und multilaterale Stellen. Was verstehen Sie unter „multilaterale Stellen“? Multilaterale Stellen sind im Wesentlichen jene Einrichtungen, die innerhalb der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit unterschieden werden, also bilateralen und multilateralen Leistungen. Multilateral heißt, dass diese Leistungen an multilaterale (mehrseitig, vielseitig) Organisationen wie die UN, Entwicklungsbanken, internationale Einrichtungen, die Europäische Union etc. bezahlt werden. Diese machen dann eigene Programme, wo Österreich nicht mitentscheiden kann, ob das Geld nach Uganda, nach Afghanistan oder wo auch immer hingeht, sondern das entscheidet die Organisation selbst. In der Regel sind das UN-Einrichtungen, die Weltbank, regionale Entwicklungsbanken etc. 1. Das Development Assistance Committee – DAC veröffentlicht auf der Grundlage der Meinungen der Mitgliedsländer eine Darstellung der ODA-Leistungen (official development assistance). Diese Daten werden jährlich im Frühjahr des Folgejahres als Vorausinformation und im Dezember als endgültige Daten publiziert in Form der DAC-Statistik. a. Welche Länder werden als DAC-Mitgliedsländer bezeichnet? Im Wesentlichen sind das die Industrieländer. Es ändert sich aber je nach dem wer gerade ansucht. Es gibt natürlich auch verschiedene ehemalige sogenannte Entwicklungsländer wie Südkorea, die in der Zwischenzeit DACMitglied geworden sind. Hier muss man unterscheiden: Es gibt OECD-Mitglieder, aber nicht jedes OECD-Mitglied ist automatisch Mitglied beim DAC. Das DAC ist nur das Development Assistance Committee (Entwicklungshilfekomitee) der OECD. Entsprechend der Wirtschaftsleistungen und Wirtschaftsfähigkeiten können das im Wesentlichen die europäischen Länder, nordamerikanischen Länder, Industrieländer, Australien und Neuseeland sein. Seite | 59 b. Sie kritisieren in Ihrer Arbeit die oben genannte DAC-Statistik. Welche Kritikpunkte weißt sie auf, außer die lange Bearbeitungszeit und die daraus resultierende Nicht-Aktualität dieser? Ein wesentlicher weiterer Kritikpunkt ist, dass es eigentlich eine Statistik ist, die nur den Ausfluss bzw. den finanziellen Abgang aus den Budgets misst und sich daher nicht damit auseinandersetzen kann, ob das Geld in Ländern der Dritten Welt ankommt, wer es bekommt, wie viel dort überhaupt ankommt und wie es wirkt. All das zuvor gesagte kann man mit dieser Methode nicht messen. Hier braucht man andere Messmethoden und –instrumente. Man geht derzeit in die richtige Richtung und versucht die Kategorien so zu verändern und hat sie teilweise schon so verändert, dass man näher in die Richtung kommt, sagen zu können, wie viel von diesen öffentlichen Mitteln erreichen tatsächlich, im Sinne von Finanzmitteln, die Länder und wie viel davon wird im Norden in den Entwicklungsländern selbst ausgegeben. Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt ist, dass in dieser Statistik die „Spielregeln“ in erster Linie von den DAC-Geberländern definiert werden und hier gibt es keine Beteiligung der Partnerländer. Sie werden zwar unter Umständen als Beobachter eingeladen, aber wenn es um die „Spielregeln“ geht, machen sich das die Geber untereinander aus. Das führt leider dazu, dass man meint es entsteht ein „Geberclub“, der sich über die Entwicklungshilfe unterhält, die er macht und auch was zu/als Entwicklungshilfe zählt. Egal ob es tatsächlich hilft oder nicht. Das bedeutet: Da spielen unter Umständen eigene Interessen eine größere Rolle als der Ansatz, dass dem Land mit diesen Transfers tatsächlich geholfen wird. c. Des Weiteren wird kritisiert, dass die Statistik keinerlei Auskunft darüber gibt, wie viele finanzielle Mittel tatsächlich in den Entwicklungsländern ankommt und wie viele finanzielle Mittel wieder an das Geberland zurückfließen. Wieso fließen finanzielle Mittel wieder zurück und werden nicht für Entwicklungshilfe ausgegeben? Das liegt in der Natur dieser statistischen Messmethode. Wenn man in einer Statistik misst wie viel Geld ein Industriestaat aus seinem Budget für Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit ausgibt, dann sind dort bestimmte Leistungen enthalten, die nicht an das Entwicklungsland gehen. Beispielsweise Administrativkosten, die für die Beamten und das Personal in Österreich ausgegeben werden oder beispielsweise Entschuldungen. Bei Entschuldungen bedeutet das, dass alte Schulden der Partnerländer, die nicht unbedingt aus Entwicklungskrediten stammen müssen, sondern auch aus ganz anderen Leistungen wie z.B. von privaten Krediten kommen können, ausgeglichen werden und aber in Österreich bleiben. Das heißt: Es ist eine rein buchhalterische Hilfe, aber es fließt kein Geld. „Zurückfließen“, nur dann wenn Entwicklungszusammenarbeit in Form von Krediten ausgegeben wird. Das bedeutet, dass das Land einen Kredit bekommt und diesen auch zurückzahlen muss. Diese Rückzahlungen fließen dann an das Geberland. Diese Zahlung geht ganz normal in das normale Seite | 60 Budget ein und wird nicht wieder als Entwicklungshilfe ausgegeben. Bei der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gibt es kaum noch Kreditfinanzierungen, aber trotzdem ist das Problem in Österreich, dass sehr viel von dem Geld gar nicht hinausgeht, also gar nicht in das Partnerland abgeht, sondern hier ausgegeben wird. Um hier ein konkretes Beispiel zu nennen: indirekte Studienplatzkosten oder Ausgaben für Asylwerber können nach den „Spielregeln“ der DAC als öffentliche Entwicklungszusammenarbeit gemeldet werden und werden aber alle in Österreich ausgegeben. d. 2. Wie viel % der gesamten finanziellen Mittel der Entwicklungshilfe bleiben durchschnittlich im Geberland? Das ist pro Jahr unterschiedlich, aber für Österreich kann man annehmen, dass das zirka zwischen 50-60% sind. Je nachdem wie hoch beispielsweise der Anteil der Entschuldung ist. In den letzten Jahren war dieser Anteil etwas weniger, weil die Entschuldung zurückgegangen ist, dann werden es wahrscheinlich zwischen 30-40% gewesen sein. Es handelt sich aber hierbei um relativ hohe Summen, um hunderte Millionen Euro. Weiters wird die DAC Statistical Working Party im Zusammenhang mit der DACStatistik genannt. a. Wie setzt sich diese zusammen? Diese DAC Statistical Working Party wird von den DAC Mitgliedern beschickt. Dort sitzt jeweils ein Vertreter oder eine Vertreterin der DAC Mitgliedsstaaten drinnen. In Österreich ist es so, dass meistens die Person drinnen sitzt, die die Statistik und die ganzen Statistikaufzeichnungen macht. Das Außenministerium oder die ADA (Austrian Development Agency), das Finanzministerium haben eine bestimmte Politik und können dieser Person, die meistens entweder ein Beamter oder eine Beamtin ist, ein Mandat mitgeben und sagen, dass sie als Politiker und Politikerinnen von ihr erwarten, dass sie dort jene Meinung vertritt. Es besteht nicht die Möglichkeit den Vertreter oder die Vertreterin zu wählen, weil das eine Entsendung einer Fachperson ist, die sich mit der Thematik am ehesten auskennt. b. Welche Aufgaben werden ihr zugewiesen, außer, wie in der Arbeit genannt, die Defizite der DAC-Statistik zu beheben? Die DAC Statistical Working Party sollte sich damit auseinandersetzen, wie die Statistikbearbeitung die Anforderungen, die die Politik an sie stellt, tatsächlich erfüllt, zum Beispiel: Was wird gebraucht um Fragen der Entwicklungspolitik mithilfe der Statistik zu beantworten? Sehr oft weicht das ab: Politiker und Politikerinnen haben gewisse Vorstellungen, beschließen irgendwas bei entsprechenden Summits und High-Level-Meetings und nachher kommt man drauf, dass man es nicht beantworten kann. Dazu fehlt das statistische Instrumentarium, wenn man das tatsächlich beantworten möchte. Beispielsweise bei Wirkungsfragen braucht man andere Instrumentarien als eine Statistik, die nur misst wie Geld ausbezahlt wurde und nicht sagen kann was das Geld bewirkt hat. Das ist das vollkommen falsche Messinstrumentarium, das hier angewendet wird. Wenn die Wirkung Seite | 61 wichtig ist für einen Politiker oder eine Politikerin, dann wird die statistische Arbeitsgruppe sagen: „Wenn wir das machen sollen, dann brauchen wir ein entsprechendes Mandat. Da bräuchten wir andere Instrumentarien dazu. Bekommen wir diese oder nicht? Wenn nicht werden wir dazu kaum Antworten finden können.“ Meistens ist es so, dass solche Gremien nicht von heute auf morgen entscheiden und, dass solche Anpassungsprozesse von Statistiken länger dauern. 19. Es wird erwähnt, dass China und Indien weder Mitglieder des DAC sind, noch teilen sie die gemeinsamen Entwicklungskonzepte des DAC. Weiters besteht „kein überzeugender Grund ihre Aktivitäten der DAC-Geberpolitik anzupassen“. a. Warum wäre es für die DAC wichtig, dass genau diese 2 Länder Mitglied werden? Die Frage ist leider falsch formuliert, weil diese Länder werden nie dem DAC beitreten und das DAC will auch gar nicht, dass diese beiden Länder beitreten. b. Es wird erwähnt, dass derzeit ein „Problem des unzureichenden Deckungsgrades der internationalen Entwicklungszusammenarbeit“ besteht. Was genau ist damit gemeint? Wenn China und Indien nun dem DAC beitreten würden könnte das genannte Problem dann behoben werden? Was genau versteht man unter „ihre Aktivitäten“? Im Wesentlichen geht es darum, dass Entwicklungsfinanzierung in erster Linie von den DAC-Staaten betrieben wird und jetzt gibt es aber auch andere Länder, die aber nicht beim DAC sind, die international (in Afrika, Asien) mit Maßnahmen tätig sind, die man sozusagen unter Umständen auch als Entwicklungszusammenarbeit definieren könnte, die aber von diesen Ländern nicht als Entwicklungshilfe definiert wird. China engagiert sich mit enormen Finanzmitteln in Afrika, baut dort Infrastruktur, schickt dort Chinesen und Chinesinnen hin und macht Wirtschaftspartnerschaften. Jetzt sagen die Afrikaner zum Beispiel: „Super! Endlich! Wir haben eine Alternative. Wir brauchen uns nicht mehr nur an den Europäern orientieren und müssen das nehmen, was uns die anbieten. Wir können auch mit den Chinesen und Chinesinnen reden. Super!“ Weil die Chinesen fragen nicht, so wie Europäer: „Wie ist das mit euren Menschenrechten?, Wie ist das mit „good governance“?, Habt ihr einen Diktator oder nicht?“ Die Europäer meinen dauernd, dass Menschenrechte so wichtig sind und wenn Afrika diese nicht einhält, dann gibt es keine Entwicklungshilfe für das Land. Die Chinesen fragen nicht nach Menschenrechten, sondern fragen beispielsweise: „Habt ihr Rohstoffe? Und wenn ja: Die hätten wir gerne! Wir bauen euch dafür eine Autobahn von da bis dorthin, etc. und dafür hätten wir gerne einen Vertrag.“ Das ist aber nichts anderes als eine wirtschaftliche Zusammenarbeit, die die Europäer vor 30 Jahren genauso gemacht haben unter dem Titel „Entwicklungszusammenarbeit“. Das bedeutet: Es gibt jetzt viele neue Akteure, die Beziehungen haben mit Entwicklungsländern, die ähnlich sind wie Entwicklungszusammenarbeit. Die Summe dieser Maßnahmen wird immer bedeutender, wichtiger und größer. Seite | 62 Jetzt sagt natürlich das DAC (Development Assistance Committee / Entwicklungshilfekomitee der OECD): „Hoppla! Wenn wir uns global, also auf einer globalen Ebene über Entwicklung unterhalten und wenn wir auf UN/OECD-Ebene über Maßnahmen reden wie Entwicklung am sinnvollsten ist, dann sollte man jene Länder an den Tisch bekommen, die solche Aktivitäten auch finanzieren, auch wenn sie diese nicht als Entwicklungszusammenarbeit definieren. Weil deren Maßnahmen haben auch Wirkungen.“ Also bleibt es sehr unvollständig wenn die DAC-Geberländer sich über ihre Maßnahmen und die Koordinierung und Wirksamkeit ihrer Hilfen unterhalten, wenn daneben auf einmal Staaten wie Brasilien, Indien, China, Russland, die alle nicht DAC-Mitglied sind und es auch nicht so schnell werden, Maßnahmen setzen die ganz anders rennen als das die DAC-Länder planen. China ist in der Zwischenzeit einer der größten Akteure, beispielsweise in Afrika. Das ist der Grund warum sie zum Beispiel China an den Tisch bekommen und mit ihnen reden wollen über das was sie machen. Das Problem ist, dass die DACLänder nicht viel verhandeln können. Weshalb soll China mit ihnen verhandeln? Weil China sagt: „Wir machen keine Entwicklungszusammenarbeit. Warum soll ich mich mit dir (dem DAC) zusammensetzten? Ich mache eine Wirtschaftspartnerschaft. Warum soll ich dann über Entwicklungszusammenarbeit reden?“ Das bedeutet das größte Zugeständnis, dass man in diesem Kontext erreicht hat war: Es gab eine internationale Konferenz in Busan (= zweitgrößte Stadt Südkoreas) letztes Jahr (2011) im Dezember, wo man über die Wirksamkeit von Entwicklungszusammenarbeit geredet hat, wo man diese neuen Geber und die neuen Akteure eingeladen hat und dann gemeinsam mit denen ein Papier verabschiedet hat, die „Busan declaration“. Dem hat China geduldig zugehört und ein paar Sachen versucht raus zu streichen, daher ist es relativ unverbindlich geworden. China stimmt zumindest zu, dass es wichtig ist, aber sagt nicht, dass sie sich in allen Belangen an diese „Busan declaration“ halten werden, weil sie machen sowieso keine Entwicklungszusammenarbeit. Diese oben genannten Länder werden nie DAC-Geberländer, aber für die DAC ist es wichtig, wenn sie politische Strategien, Wirksamkeit etc. im Kontext ihrer Entwicklungspolitik diskutieren, dass sie auch die anderen Akteure mit einbezieht, denn sonst wird die Wirksamkeit sehr bescheiden bleiben. 20. Immer öfter steht die Erreichung der Millennium Development Goals/ MillenniumsEntwicklungsziele (MDGs) im Vordergrund. a. Was genau beinhalten diese Ziele? Die MDGs (Millennium Development Goals / Millenniums-Entwicklungsziele) finden Sie alle 8 Ziele auf einer eigenen Homepage von den MDGs (http://www.undp.org/content/undp/en/home/mdgoverview.html). Es geht darum: Bis zum Jahr 2015 sollte die gesamte Anzahl der in Armut Lebenden halbiert werden, die Kindersterblichkeit soll reduziert werden, die Einschulungsraten, vor allem von Mädchen in afrikanischen und vor allem sub-saharischen Ländern sollen erhöht werden etc. 1. Eradicate extreme poverty and hunger Seite | 63 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Achieve universal primary education Promote gender equality and empower women Reduce child mortality Improve maternal health Combat HIV/AIDS, malaria and other diseases Ensure environmental sustainability Develop a global partnership for development Diese Ziele sollen von den Entwicklungsländern selbst erreicht werden, wobei die Partnerländer nur unterstützend tätig sind. b. Warum ist die Entwicklungszusammenarbeit alleine nicht in der Lage die Voraussetzungen zur Erreichung dieser MDGs zu schaffen, wie in der Arbeit erwähnt? Weil es so viele andere Politikbereiche gibt, die in Beziehung zu Ländern der Dritten Welt stehen und die Auswirkungen auf diese Länder haben. Es wäre vermessen und absurd zu glauben, dass man mit Entwicklungszusammenarbeit die anderen Maßnahmen kurieren kann. Denken Sie beispielsweise an die gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union. Solange man in Europa den Anbau von bestimmten Nahrungsmitteln subventioniert, Überproduktion hat und diese Überproduktion, teilweise billiger als andere Länder sie produzieren können, mit Subventionen exportiert, haben andere Länder wie beispielsweise Afrika ein Problem. Es gibt hier zahlreiche Beispiele: Das ganze wurde durchgespielt bei Hühnerfleisch, Rindfleisch, Tomaten - also bestimmte Agrarprodukte in Europa, wo es Überproduktionen gibt, wo dann der Export subventioniert in afrikanische Länder erfolgt und dort werden die Produkte dann, billiger als es der Bauer produzieren kann, auf den Markt geschmissen. Damit ruiniert beispielsweise Europa letztlich dort auch die Landwirtschaft. Wenn man den ganzen Handelsbereich hernimmt: Solange man Zölle hat, die verhindern, dass verarbeitete Waren von Entwicklungsländern nach Europa, Amerika oder in die Industrieländer kommen, sondern nur Rohstoffe billig importiert werden, aber die verarbeiteten Waren dann wieder teuer in den Entwicklungsländern verkauft werden, habt man ungerechte oder ungleiche „terms of trade“. In all diesen anderen verschiedenen Politikbereichen, die Auswirkungen auf die Entwicklung haben, müsste man auch entwicklungsfördernd agieren. Dann hätte man eine Chance, dass das passiert, aber wenn die rechte Hand nimmt, dann wird es nicht viel helfen, wenn man mit der linken Hand ein paar Euro hinüberschiebt und sagt: „So das ist die Entwicklungshilfe und mit dieser kann ich diese Ziele alle erreichen.“ Das läuft unter der Diskussion „policy coherence for development“, wo es eigentlich darum geht, dass man in anderen Politikbereichen die Wirkung auf Entwicklungsländer anschauen müsste und entsprechend so gestalten sollte, dass hier keine Schäden für Entwicklungsländer auftreten, aufgrund der Beziehungen. Das funktioniert aber leider nicht so, weil die Interessen und die Machtverhältnisse so sind wie sie eben sind. Seite | 64 21. Das DAC erfasst die Finanzflüsse der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit, der sonstigen öffentlichen Leistungen, der privaten Leistungen zu marktüblichen Bedingungen und der Zuschüsse privater Hilfsorganisationen. a. Was genau beinhalten die einzelnen Gruppen im Speziellen? Das Erste ist die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit: Es gibt ein Regelwerk. Nach diesem Regelwerk kann man bestimmte vergünstigte, öffentliche Leistungen, die ausgegeben werden mit dem primären Ziel der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Entwicklung in einem Partnerland, kann man unter bestimmten Bedingungen, wenn das Zuschusselement einen bestimmten Grad erreicht hat, das als öffentliche Entwicklungszusammenarbeit melden. Die sonstigen öffentlichen Leistungen beinhalten zum Beispiel Exportfinanzierungen, die nicht als öffentliche Entwicklungszusammenarbeit gemeldet werden können. Also wenn beispielsweise durch die Kontrollbank Exportfinanzierungen, die österreichische Unternehmer und Unternehmerinnen in Entwicklungsländern durchführen, gestützt werden, dann wird man in dieser Statistik die Exportfinanzierung unter „öffentliche Leistungen“ finden. Private Leistungen zu marktüblichen Bedingungen sind private, nicht durch öffentliche Finanzen gestützte Investitionen in Entwicklungsländer und Exportkredite. Die Zuschüsse der privaten Hilfsorganisationen beinhalten die von Nichtregierungsorganisationen und privaten Organisationen im Kalenderjahr durch Fundraising, Spenden, Mitgliedswerbung, Mitgliedsschaften etc. aufgebrachten Leistungen zum Zweck der Förderung von Entwicklung. Das beinhaltet auch kirchliche Einrichtungen. b. Wie sieht die Verteilung der Finanzflüsse aus? Die Frage ist so sehr schwer zu beantworten. Es geht nicht darum welche Gruppe am meisten Finanzmittel bringt oder welche am meisten wirken, sondern wie viele „Finanzflüsse“ von Österreich in Entwicklungsländer in den verschiedenen Kategorien in einem Jahr festgehalten werden können. Rein quantitativ betrachtet, kann man sagen, dass alle Privatinvestitionen, private Exportkredite am höchsten sind, was aber immer von einer bestimmten Konjunktur abhängt. In 2 Jahren kann das ganz anders sein, aber man muss sagen, dass diese Investitionen in erster Linie in ostasiatische Länder gegangen sind oder gehen und nicht unmittelbar etwas mit Entwicklung zu tun haben. Sondern es geht darum, dass wenn große Investoren beispielsweise in ein Kraftwerk in Kasachstan oder in China investieren, dann wird dort am meisten an Investition zu finden sein. Von den Verteilungen her hat man eindeutig mehr an privaten Leistungen, nur ist das keine Entwicklungszusammenarbeit. Es geht nur darum, dass man innerhalb der gesamten Statistik sieht wie denn überhaupt die finanziellen Beziehungen zu anderen Ländern aussehen. Da wird man sehr schnell sehen, dass bei der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit weniger Geld vorhanden ist, dass Seite | 65 die privaten Leistungen von Nichtregierungsorganisationen in Relation zur Größe Österreichs, in Relation zu den öffentlichen Ausgaben durchaus beachtlich sind. Man kann das Eine allerdings nicht mit dem Anderen vergleichen. 22. Des weiteren wird angesprochen, dass die Non-Governmental Organizations/ Nichtregierungsorganisationen (NGOs/ NROs) mehr „genuine Entwicklungshilfe“ fordern. Was genau ist mit „genuiner Entwicklungshilfe“ gemeint und warum stellen die NGOs/ NROs diese Forderung? Als genuine Entwicklungshilfe werden jene Leistungen bezeichnet, die übrig bleiben wenn man die ODA (öffentliche Entwicklungszusammenarbeit) um alle Kosten bereinigt, die im Geberland bleiben, wie beispielsweise Entschuldungen, Administrativkosten etc. Genuine Entwicklungszusammenarbeit wären jene Maßnahmen die tatsächlich im Empfängerland ankommen, dort für Programme und Projekte verwendet werden können und wo die Partnerländer tatsächlich mitbestimmen können, was mit dem Geld passieren soll. Bezug auf die Arbeit „Österreichische Entwicklungspolitik 2012. Die Zukunft der österreichischen Entwicklungspolitik“ – Teil I „Reflexionen zu einer Neustrukturierung der Entwicklungspolitik in Österreich“ 23. Immer wieder wird von „entwicklungspolitischer Kohärenz“ oder „kohärente Entwicklungspolitik“ gesprochen. Was genau kann man sich unter diesen Begriffen vorstellen? Es geht darum, dass verschiedene Politikbereiche in Österreich so agieren sollten, dass die jeweiligen Politiken die Auswirkungen, die Entwicklung in den Partnerländern oder in den Entwicklungsländern hat mitberücksichtigen. Beispielsweise sollte eine Landwirtschaftspolitik berücksichtigen, dass sie auch Auswirkungen auf Entwicklungsländer hat und daher so gestaltet sein, dass sie den Partner- und den Entwicklungsländern keinen Schaden zufügt. Um hier ein Beispiel zu nennen: Wenn man Krankenschwestern und Ärzte ausbildet mit dem Ziel damit sie dann im Partner- oder Entwicklungsland dort im Gesundheitssystem helfen können und gleichzeitig macht man eine Politik wo man schaut, dass man die Ärzte und Ärztinnen nach Österreich holt und hier anstellt, weil das Land zu wenig Ärzte und Ärztinnen und zu wenig Pfleger und Pflegerinnen hat. Das ist ein Widerspruch. Das ist keine kohärente Politik. So gesehen sollten die Politikbereiche aufeinander so abgestimmt werden und abgestimmt sein, dass sie Entwicklung fördern und nicht konterkarieren. 24. In der Arbeit wird der Vorschlag gemacht, dass „die nationale bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in Österreich aufgelöst und die dafür budgetierten Mittel nach Brüssel überwiesen werden sollten“. Als Folge dieser Umstrukturierung werden die Abnahme der politischen Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit und die Desensibilisierung der BürgerInnen für globale Themen und das darauf aufbauende zivilgesellschaftliche Engagement genannt. Seite | 66 a. Wie stehen die zukünftigen Chancen, dass dieser Vorschlag tatsächlich angenommen und umgesetzt wird? Vorweg ist zusagen, dass die ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung) nicht den Vorschlag in der Broschüre macht, sondern, dass sie versucht verschiedene Szenarien zu diskutieren und zu sagen, dass das politisch denkbar ist, wenn man weiter das ADA (Austrian Development Agency)-Budget, das gestaltbar ist, kürzt, dann wird es früher oder später dazu kommen, dass die Politik sagt: „ Es zahlt sich nicht mehr aus eine eigene Agentur zu finanzieren. Aus einer Überlegung der Effizienz und auch aus einer Überlegung der Wirksamkeit, ist es doch viel sinnvoller die 60 Millionen Euro, die übrig bleiben vom ADA-Budget gleich nach Brüssel zu überweisen.“ Das ist kein Vorschlag der von ÖFSE kommt, sondern das ist mehr oder weniger eine Konsequenz, die sich aus der Politik ergibt. Wenn man immer mehr reduziert und gleichzeitig die Leistungen an die EU erhöhe, weil dort Österreich vertraglich gebunden ist, dann ist die logische Konsequenz, dass man irgendwann sagt, dass man für die 60 Millionen keine eigene Struktur braucht, sondern man kann dieses Geld gleich zu den EUBeiträgen dazu tun. Das wäre doch viel effizienter. Dieses Szenario wird wahrscheinlich nicht so schnell umgesetzt werden, weil die NROs (Nichtregierungsorganisationen) hier versuchen dagegen Stimmung zu machen. Wenn die Mittel weiter gekürzt werden, werden aber auch die NROs sagen, dass die Administrationskosten für die ADA mehr kosten würden als man selbst und auch der Süden letztendlich davon profitiert. b. Falls dieses Szenario tatsächlich in Zukunft eintritt, welche Möglichkeiten gäbe es das zivilgesellschaftliche Engagement der Bevölkerung wieder zu verstärken? Im Wesentlichen kann nur versucht werden die Leute über entwicklungspolitische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zu informieren. Viel mehr Möglichkeiten wird es hier nicht geben. Genau das ist der Punkt: Der Staat braucht die NROs (Nichtregierungsorganisationen), weil die sozusagen vermitteln können wie Entwicklungszusammenarbeit funktioniert, wie konkrete Beispiele wirken etc. Allgemein ist zu sagen, dass es hier eine Symbiose zwischen Staat und NROs gibt. 25. Als Option für die verbesserte Entwicklungszusammenarbeit in Zukunft wird die Schaffung eines Entwicklungsministeriums vorgeschlagen. a. Wie genau würde dieses zusammengestellt und wie würde es organisiert sein? Der Vorschlag des ÖFSE geht in die Richtung, dass eigentlich Entwicklungsministerium nicht das Beste wäre, sondern eigentlich Ministerium das für globale Fragen sinnvoll wäre, wo nicht Entwicklungszusammenarbeit, sondern auch Klimaschutz, Umweltschutz internationale Fragen diskutiert und bearbeitet werden sollten. ein ein nur und Seite | 67 Das sollte so umgesetzt werden, dass dort all jene internationalen Fragen zusammenlaufen und gleich vor Ort, in diesem Ministerium, koordiniert werden können. Das bedeutet: Dort findet dann auch eine Politikgestaltung, eine Politikbindung statt, nicht so wie in der jetzigen Politik. Es geht bei diesem Vorschlag vor allem darum: Wenn man eine kohärente Politik will, dann sollte auch eine Kohärenz innerhalb der Administration vorherrschen, die darauf Rücksicht nimmt. Das ist ein Diskussionsvorschlag der, aus Sicht der ÖFSE, am sinnvollsten wäre. Sie denkt nicht, dass dieser Vorschlag nach den nächsten Wahlen umgesetzt wird, aber wollte der Politik zeigen, dass es diese Möglichkeit gibt. Derzeit sieht die ÖFSE nicht, dass es irgendwelche Anstrengungen in diese Richtung gibt. b. Welche Vorteile würde ein solches Entwicklungsministerium bieten? Welche Nachteile wären vorstellbar? Wenn man nur ein Entwicklungsministerium hat, besteht das Problem, dass die anderen Ministerien, so wie jetzt, sagen: „Für die Entwicklungszusammenarbeit ist das Außenministerium und die ADA (Austrian Development Agency) zuständig und was ich in meinen internationalen Beziehungen bei zum Beispiel Klimaschutz, internationale Klimaverhandlungen etc. tue, hat nichts mit Entwicklung zu tun und geht das Außenministerium nichts an. Das ist unser Kaffee!“ Diese Separation der Ministerien ist ein Nachteil: Wenn man eben so eine kohärente Politik haben möchte für internationale Fragestellungen, dann wäre hier der Vorschlag des ÖFSE, dass man dies auch in einem größeren Ministerium zusammenfassen sollte. c. Würde ein solches Entwicklungsministerium möglicherweise auch zu einer Stärkung des Bewusstseins der Bevölkerung bezüglich der Entwicklungszusammenarbeit führen? Ja, aber vor allem müsste so ein Ministerium auch entsprechende Budgetmittel haben. Somit wäre so ein Ministerium für globale Fragen durchaus etwas, wo den Leuten bewusst werden würde, dass eine bestimmte globale und nicht nur eine rein nationale Verantwortung getragen wird. Seite | 68 Planmäßiger Interviewpartner: Ralf Südhoff Tatsächliche Interviewpartnerin: Katharina Weltecke Ralf Südhoff ist der Leiter des Berliner World Food Programme-Büros. Das Welternährungsprogramm/ World Food Programme (WFP) ist die wichtigste Institution der Vereinten Nationen. Ihr Ziel ist es den Hunger weltweit zu bekämpfen. Das WFP bringt Nahrungsmittel schnell an die Orte, wo sie gebraucht werden und versucht auch die Ernährung/ Versorgung langfristig zu sichern. Da ich mich im Laufe meiner Arbeit mit dem Hunger und der Lebensmittelunterversorgung in Entwicklungsländern beschäftigen und vor allem auf die Hilfe des World Food Programms eingehen werde, bietet mir das schriftliche Interview mit Ralf Südhoff einen umfangreichen Einblick. Ich habe mein Interview allerdings mit Katharina Weltecke (Public Information Officer) geführt, welche mir meine gestellten Fragen sehr gut beantworten konnte. Interviewort: Datum: 1. Telefonisches Interview 31.12.2012 In welchen Entwicklungsländern ist der Anteil der hungernden Bevölkerung am höchsten und welche Gruppen sind am meisten von Hunger bzw. Mangelernährung betroffen? Man muss hier erstmals zwischen dem Hunger an sich und der Mangelernährung unterscheiden. Hungerunterversorgung liegt vor wenn ein Mensch durchschnittlich weniger als 2100 Kalorien pro Tag zu sich nimmt. Die Anzahl der täglichen Kalorien hängt natürlich von dem Geschlecht (Mann, Frau), der Entwicklung (Kind, Jugendlicher, Erwachsener, älterer Mensch) und der Tätigkeit ab, die ein Mensch ausübt. Mangelernährung herrscht, wenn man nicht ausreichend Nährstoffe zu sich nimmt. Bei Kindern hat das zur Folge, dass sie nicht so heranwachsen, wie ein Kind, das ausreichend Nahrung und Nährstoffe erhält. Bezüglich der weltweiten Verteilung des Hungers muss man auch unterscheiden. Prozentuell von den gesamten Einwohnern gesehen, ist der Hunger im südlichen Teil Afrikas am höchsten. Wobei hingegen, in absoluten Zahlen (also in Menschen) gemessen, der Hunger in Asien am größten ist, da Asien viele Einwohner hat. a. Wie könnte sich die Verteilung des Hungers in den nächsten Jahren verändern? Im Jahr 2013 wird das WFP besonders auf die Sahelzone achten, da angenommen wird, dass dort vermehrt Dürren auftreten werden. Auch Syrien steht unter besonderer Beobachtung, da viele Menschen, aufgrund des politischen Konflikts, fliehen mussten. Das bedeutet, sie mussten ihr Land und ihr Haus zurücklassen. b. Wodurch könnte sich die Hungerverteilung weltweit grundlegend verändern in Zukunft? Wie könnte diese Verteilung des Hungers aussehen? Seite | 69 Auch die Bevölkerungen einzelner Länder, die politisch sehr unsicher sind, sind vermehrt von Hunger gefährdet oder bereits betroffen, wie beispielsweise momentan in der Sahelzone und in der demokratischen Republik Kongo. Durch die politisch unsichere Situation in Syrien könnte sich die Anzahl der hungernden Bevölkerung in den nächsten Jahren auch verändern. 2. Bezüglich der Ursachen für den weltweiten Hunger, welche Faktoren führen Ihrer Meinung nach zu Lebensmittelunterversorgung, außer der Armut? Die Armut ist hier eine grundlegende Ursache für den weltweiten Hunger. Armut geht Hand in Hand mit dem Hunger. Es ist wie ein Kreislauf. Nehmen wir an eine Familie in Äthiopien hat zu wenig finanzielle Mittel, um ihre Kinder zu ernähren. Um die Ernährung der ganzen Familie zu gewährleisten, werden die Kinder auch arbeiten geschickt. Dadurch erhalten sie keine Schulbildung und folglich keinen gut-bezahlten Job. Somit haben sie keine Chance diesem Kreislauf in Zukunft zu entkommen. Das World Food Programme (WFP) wirkt diesem Problem mittels Schulspeisungen entgegen. Weiters spielen die politischen Verhältnisse eines Landes eine große Rolle. Oftmals müssen Familien ihre Äcker verlassen und können sich somit nicht mehr selbst ernähren. Auch der Klimawandel hat einen großen Einfluss auf die Lebensmittelversorgung. Naturkatastrophen und Wettererscheinungen sind hier entscheidend. In Bangladesch beispielsweise gibt es Überschwemmungen. Die Problematik hierbei ist, dass die Menschen dort oftmals ihre Häuser verlassen müssen, da diese nicht mehr bewohnbar sind. Auch die Ackerbewirtschaftung wird unmöglich, da die Erde weggeschwemmt wird oder unter Wasser steht. In Südasien, Pakistan und der Sahelzone treten vermehrt Dürren auf, die den Boden austrocknen. Haiti wird oftmals von Erdbeben und tropischen Wirbelstürmen heimgesucht. 3. Der Soziologe Jean Ziegler beschreibt in seinem erst kürzlich veröffentlichten Buch „Wir lassen sie verhungern“, „Land Grabbing“ als eine grundlegende Ursache für den Hunger in Entwicklungsländern. a. Wie wirkt sich „Land Grabbing“ Ihrer Meinung nach auf die Lebensmittelproduktion und somit indirekt auf die Unterversorgung der Bevölkerung aus? Da das WFP eine rein humanitäre Organisation ist, hat es keinen politischen Einfluss. Doch die Schwesterorganisation des WFP, Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO), arbeitet gemeinsam mit verschiedensten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) an der Lösung dieses Problems. FAO versucht mithilfe der NGOs die internationale Gemeinschaft zu beeinflussen und sie auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Mit der Hilfe von freiwilligen Leitlinien soll den Entwicklungsländern geholfen werden. Beispielsweise werden Beratungen zu zukünftigen Investoren und Investorinnen angeboten. Obwohl „Land Grabbing“ immer weiter zunimmt, ist es nicht das Hauptproblem selbst. Es geht darum, dass diese Investitionen so gemacht und aufgeteilt werden, dass die hungernde Bevölkerung auch davon Profit machen kann. Die Auswirkungen des „Land Grabbing“ betreffen Seite | 70 eigentlich nur die Bauern und Bäuerinnen vor Ort, da durch den Kauf von Ackerland durch Investoren und Investorinnen keine neuen Arbeitsplätze geschaffen werden. b. Kann das WFP diesem Problem entgegenwirken, durch z.B. Kauf von Ackerland für die Bauern? Wie oben schon beantwortet wurde, ist das WFP eine rein humanitäre Organisation. 4. Als eine weitere Ursache nennt Jean Ziegler die Börsenspekulationen mit Grundnahrungsmitteln. Durch die Spekulationen mit Lebensmitteln wie Weizen, Mais, Soja und Reis an der Warenbörse steigen die Preise für diese Grundnahrungsmittel immer weiter. a. Kann das WFP diesem Problem entgegenwirken, z.B. durch einen moralischen Appell an die Spekulanten? Das WFP als rein humanitäre Organisation setzt nicht mit diesem Problem auseinander, aber die Schwesterorganisation, FAO, ist der Meinung, dass solche Spekulationen unterbunden werden müssten. Der Grund ist einfach: In Kenia beispielsweise wird zwischen 60-70% des Grundeinkommens für Nahrungsmittel ausgegeben. Steigen nun die Preise für Lebensmittel, so können viele ihre Familien nicht mehr versorgen. Diese Preissteigerungen sind also vor allem für Entwicklungsländer problematisch. Als Vergleich: In Deutschland wird durchschnittlich zwischen 10-15% des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben. b. Wie könnte sich, durch verschiedene Maßnahmen die Zahl der Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln in Zukunft verändern? Wie oben schon erwähnt, wird von der FAO versucht solche Spekulationen mit Grundnahrungsmittel ganz abzuschaffen. 5. Als eine weitere Ursache für den Hunger wird die Produktion von Agrartreibstoffen genannt. Raps, Soja, Mais und andere Nahrungsmittel werden speziell für den Biokraftstoff angebaut. Es entsteht eine Zwiespältigkeit. Einerseits fehlen die für den Biokraftstoff verwendeten Nahrungsmittel dann auf den Weltagrarmärkten und als Folge steigen die Preise auch in den Ländern, die den Biosprit gar nicht selbst verwenden. Andererseits ist der produzierte Biokraftstoff umweltschonend. Könnte das WFP hier auch die Folgen der Produktion von Biokraftstoff aufzeigen und an die Bevölkerung appellieren, ohne als „Umweltverschmutzer“ gesehen zu werden? Dieses Problem wurde letzte Woche vom deutschen Entwicklungsminister Niebel erneut aufgefasst und angesprochen. Das Problem ist eigentlich gar nicht der Biosprit selbst, da insgesamt weniger als 6% von den weltweit angebauten Nahrungsmitteln für Agrartreibstoffe verwendet werden. Das Problem liegt in dem Konsumverhalten der Menschen. Es geht nicht um eine Konkurrenz zwischen Tank und Essen, sondern um eine vorherrschende Konkurrenz zwischen Fleisch und Essen. Man benötigt viel mehr Futter, um ein Tier zu ernähren, als man braucht um einen Menschen satt zu bekommen. Das Konsumverhalten in den Seite | 71 westlichen Ländern muss geändert werden. Doch das ist eine Thematik die eigentlich international geführt werden müsste. 6. Welche Maßnahmen müssten Ihrer Meinung nach gesetzt werden um den Hunger in Entwicklungsländern mithilfe von Entwicklungshilfe zu bekämpft? Welche derzeit bestehenden Maßnahmen empfinden Sie als hilfreich? Das WFP empfindet die Hilfe für Kleinbauern und –bäuerinnen in Entwicklungsländern als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung des Hungers. Dafür muss eine Produktivitätssteigerung erreicht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden beispielsweise Trainings für Kleinbauern und – bäuerinnen angeboten und es werden Werkzeuge zur Landbewirtschaftung zur Verfügung gestellt. Weiters wird die richtige Bewässerung der Ernte erlernt. Diese ist sehr wichtig, da viele Kleinbauern und –bäuerinnen auf Regen angewiesen sind. 4 von 5 Hungernden weltweit sind Kleinbauern und –bäuerinnen. Eine weitere Hürde stellt die Aufbewahrung dar. Meist fehlt es an der passenden Infrastruktur zur Lagerung der Ernte. Diese Infrastruktur soll durch die Bereitstellung finanzieller Mittel durch die Regierung aufgebaut werden. Das Problem ist hierbei allerdings, dass die internationalen Staatsgemeinschaften meist erst reagieren, wenn der Hunger schon in den Medien besprochen wird. Es sollten Maßnahmen schon eingeleitet werden, bevor der Hunger tatsächlich entsteht. a. Welche Maßnahmen ergreift Ihre Organisation im speziellen um den Hunger in Entwicklungsländern zu bekämpfen? Schon in Frage 6 beantwortet. b. Ich nehme an, dass Ihre Projekte hauptsächlich oder zur Gänze durch Spendengelder finanziert werden. Wie viele solcher Spendengelder erhalten Sie durchschnittlich pro Jahr? Das WFP wird zur Gänze aus freiwilligen Spenden finanziert. Das WFP unterstützt rund 100 Millionen Menschen jährlich. Die komplette Finanzierung durch freiwillige Spenden ist der Grund warum das WFP das Budget für das kommende Jahr nicht planen kann. Jährlich bräuchte es zirka 5 – 6 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung verschiedenster Projekte zur Hilfe. Doch leider erhält das WFP nur 2 – 3 Milliarden US-Dollar pro Jahr. c. Könnten Sie einige Ihrer Projekte nennen und die Wirkungen dieser erläutern? Das WFP bietet Nothilfe in Krisensituationen. Dort werden Depots eingerichtet, um die Lebensmittelversorgung sicher zu stellen. Weiters hilft das WFP auch bei anderen Organisationen mit, wenn diese ihre Hilfe benötigen. Beispielsweise werden Lebensmittel der NGOs mittels Schiff transportiert oder es werden Helfer und Heferinnen der FAO in Krisengebiete geflogen. Weiters gibt es die „Food for Work“-Projekte. Hier erhalten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen Geld oder Lebensmittel für ihre Teilnahme. Mittels dieser Seite | 72 Programme werden Schulen, Bewässerungsanlagen etc. in dem betroffenen Gebiet gebaut. Ein weiteres Projekt des WFP sind die Schulspeisungen für Kinder in Entwicklungsländer. Die Kinder erhalten kostenlose Mahlzeiten in der Schule. Diese Programme bieten auch einen Anreiz für die Eltern ihre Kinder in die Schule zu schicken, da sie diese nicht mehr daheim ernähren müssen. Auch die Kinder gehen dadurch öfter und lieber zur Schule. Folglich steigt auch die Rate der Absolventen und Absolventinnen. Das wiederum erhöht die Quote der arbeitenden Bevölkerung, was zu einer Erhöhung des BIPs des Landes führt. Somit ermöglichen die Schulspeisungen des WFP, den Kindern in Zukunft ein höheres Einkommen zu erlangen und bietet gleichzeitig die Chance aus diesem Armut-Hunger-Kreislauf zu entfliehen. Weiters erhöht sich erhöht dann somit das BIP eines Landes. Die Idee der Schulspeisungen übernehmen nun auch immer öfter andere Organisationen. 7. Welche Maßnahmen können vom Staat getroffen werden um das Bewusstsein der Zivilbevölkerung in den Industriestaaten zu steigern? Welche Maßnahmen könnte das WFP hier realisieren? Vom Staat selbst sollte als erstes die Aufgabe zu informieren realisiert werden. Auch das WFP zählt die Aufklärungsarbeit zu seinem Aufgabenbereich. Es informiert mittels dem Internet, Printpublikationen und der Organisation oder der Präsenz bei verschiedenen Veranstaltungen. Das WFP profitiert auch von einer starken Zusammenarbeit mit dem Lebensministerium. Die Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit sollte aber vor allem von den NGOs übernommen werden. 8. Welche Rolle könnten die Medien bezüglich dieser Bewusstseinsveränderung spielen / übernehmen? Die Medien informieren größtenteils über das Internet. Es sollten vor allem Themen besprochen werden, die die Industrienationen selbst betreffen, wie beispielsweise die Agrartreibstoffe, der Fleischkonsum und die Lebensmittelverschwendung. Der bewusste Umgang mit Nahrungsmittel sollte dabei im Vordergrund stehen. Derzeit gibt es in Deutschland auch eine Webseite („Food Sharing“), die helfen soll dieses Problem zu bekämpfen. Seite | 73 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Valeria Ertelt Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage September Oktober KW 36 KW 37 KW 38 KW 39 KW 40 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA 5.3 Projektablaufpläne 5.3.1 Projektablaufplan Valeria Ertelt Seite | 74 Seite | 75 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Valeria Ertelt Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage Oktober November KW 41 KW 42 KW 43 KW 44 KW 45 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA Seite | 76 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Valeria Ertelt Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage November Dezember KW 46 KW 47 KW 48 KW 49 KW 50 10. 11. 12. 13. 14. 15 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA Seite | 77 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Valeria Ertelt Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage Dezember Jänner KW 50 KW 51 KW 52 KW 1 KW 2 KW 3 14. 15.16..17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 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Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Alexandra Lenz Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage September Oktober KW 36 KW 37 KW 38 KW 39 KW 40 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA 5.3.2 Projektablaufplan Alexandra Lenz Seite | 80 Seite | 81 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Alexandra Lenz Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage Oktober November KW 41 KW 42 KW 43 KW 44 KW 45 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 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Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA Seite | 84 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Alexandra Lenz Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage Jänner Februar KW 3 KW 4 KW 5 KW 6 KW 7 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA Seite | 85 Abgabe Sommerliteratur Formulierung Forschungsfrage Projektantrag Überarbeitung Projektantrag Erstellung Projektablaufplan Überarbeitung Projektablaufplan Verfassen des Gruppenteils Präsentation Teamteil Suche+Zusage von Interviewpartner Erstellung Fragenkatalog Überarbeitung Fragenkatalog Experteninterview Ausarbeitung Interviewprotokoll Erstellung Literaturliste Ausarbeitung Einzelteil Präsentation Einzelteil Team Präsentation Endfassung Verfassung Abstract Bindfertige Arbeit Alexandra Lenz Name: Legende: gemeinsame Arbeit am Projekt individuelle Arbeit am Projekt Meilensteine BRM-Stunden Freie Tage Februar März KW 8 KW 9 KW 10 KW 11 KW 12 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut Projekttitel: PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA