002_komplett_bindefertige_arbeit_lenz_ertelt

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Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe
Ausbildungsschwerpunkt
Business Responsibility Management
Reife- und Diplomprüfung 2013
Fachspezifische Themenstellung
Entwicklungsländer – Wege aus der Armut
im Team
Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik
Valeria Ertelt
Lebensmittelunterversorgung in Entwicklungsländern –
Ursachen und Auswirkungen
Alexandra Lenz
MMag.a
Betreuung:
Monika Wiedermann
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EIGENSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG
Wir erklären hiermit, dass wir die vorliegende Arbeit selbständig und ohne Benutzung
anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt haben.
Die aus den fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche
kenntlich gemacht.
Wien, am 23.03.2013
Valeria Ertelt
Alexandra Lenz
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Abstract
Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik
Projektthema
Obwohl der globale Wohlstand steigt, stellt extreme Armut noch immer ein unüberwindbares
Problem in unserer Gesellschaft dar. In der Teamarbeit mit Alexandra Lenz betrachte ich
neben den Formen von Armut auch deren Ursachen und evaluierte mögliche
Lösungsansätze. Einer dieser ist auch Mikrofinanzierung, welche sich seit den 1970er
Jahren als ultimatives Heilmittel der Armut gibt. Doch bei einem Mittel, mit dem man den
Armen helfen und zum gleichen Zeitpunkt auch Geld einnehmen kann, steigt die
Missbrauchsgefahr.
Forschungsfrage
Die Forschungsfrage, welche ich im Laufe meiner Arbeit beantworte, lautet: „Wie wirkt sich
das Mikrofinanzierungssystem auf die Gesellschaft eines Entwicklungslandes aus und was
ist die Problematik bei dieser Armutsbekämpfungsmethode?“
Projektablauf
Bereits im Vorjahre wurden die Projektthemen zugeteilt und im Laufe des Sommers las ich
mich mit Hilfe von Fachliteratur in das Thema ein. Nachdem der Projektantrag genehmigt
wurde, erstellte ich einen Projektablaufplan, welcher mir bei der Planung des Projektes half.
Mit meiner Kollegin verfasste ich den Gruppenteil „Entwicklungsländer – Wege aus der
Armut“, welcher auch präsentiert wurde. Trotz eifriger Recherche blieben allerdings einige
Fragen offen, die jedoch mit Hilfe meiner Interviewpartnerin Mag. Karin Küblböck,
wissenschaftliche Mitarbeiterin des ÖFSE und Gründerin von ACTS-Österreich, beantwortet
werden konnten. Anschließend schrieb und präsentierte ich den Einzelteil der Projektarbeit.
Ergebnisse
Schon bei der Recherche zum Gruppenteil habe ich erkannt, dass Mikrokredite strukturelle
Eigenschaften von Armut wie fehlende Schulbildung, Infrastruktur und Krankheiten nicht
beseitigen. Dadurch, dass Mikrofinanzierung nur Armen finanzielle Mittel gibt, um sich mit
selbstständiger Arbeit aus der Armut zu befreien, können diese Probleme nicht bekämpft
werden. Auch habe ich erarbeiten können, dass die ursprüngliche Absicht, Mikrokredite als
entwicklungspolitische Maßnahme zu benutzen, durch Gewinnstreben des Sektors ersetzt
wurde. Der steigende Druck der Krediteintreiber trieb tausende Menschen in den Ruin und
manche sahen gar keinen anderen Ausweg als Selbstmord. Die Märkte auf denen die
MikrounternehmerInnen operieren sind lokal begrenzt und in aller Regel übersättigt. Neu
geschaffene Unternehmen verdrängen bereits da gewesene, ein ökonomischer Mehrwert
wird nicht geschaffen. Auch ignoriert Mikrofinanzierung strukturelle vertikale Verbindungen
von Unternehmen und fordert eine unverbundene Wirtschaftsstruktur, welche nicht
weiterentwickelbar und auf keinen Fall international wettbewerbsfähig ist.
Reflexion
Mich hat überrascht, dass Milliardenbeträge zur Beseitigung von Armut in Form von
Mikrokrediten, trotz fehlender wissenschaftlicher Bestätigung, über die Wirksamkeit investiert
worden sind. Ich sehe mich nun in der Lage, die Mikrokreditbranche zu verstehen und auch
an Diskussionen darüber teilzunehmen. Weiters habe ich einiges über das wissenschaftliche
Arbeiten gelernt.
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Abstract
Lebensmittelunterversorgung in Entwicklungsländern – Ursachen und Auswirkungen
Projektthema
Die von chronischem Hunger betroffenen Menschen in Entwicklungsländern leiden an den
zahlreichen Folgen von Unterernährung und haben deshalb in vielen Bereichen nicht die
gleichen Chancen und Möglichkeiten wie nicht-hungernde Menschen. Börsenspekulationen
oder „Land Grabbing“ haben Preissteigerungen zur Folge, welche die Situation der
Lebensmittelversorgung in den Entwicklungsländern nur weiter verschlimmern.
Forschungsfrage
Bei meiner Projektarbeit stand daher die folgende Frage im Vordergrund: „Worin liegen die
Ursachen für den Hunger in den Entwicklungsländern und wie kann er bekämpft werden?“
Projektablauf
Mithilfe verschiedenster Informationsquellen verschaffte ich mir zu Beginn des Projektes
einen groben Überblick über dieses umfangreiche Thema und erstellte anschließend einen
Projektantrag. Ich kreierte einen Projektablaufplan, welcher die wichtigsten Meilensteine
zeitlich festlegt. Nach Abgabe des gemeinsam mit meiner Teamkollegin Valeria Ertelt
schriftlich ausgearbeiteten Gruppenteils, erstellten wir eine Präsentation, die vor der
gesamten Klasse gehalten wurde. Nach diesem Meilenstein führte ich zwei Interviews, eines
mit Dr. Michael Obrovsky, welcher in der Österreichischen Forschungsstiftung für
internationale Entwicklung (ÖFSE) tätig ist, das zweite mit Katharina Weltecke vom World
Food Programme (WFP). Anschließend beschäftigte ich mich intensiv mit meinem
Spezialthema, verfasste meine Einzelarbeit und erstellte eine Präsentation, welche wieder im
Rahmen des BRM-Unterrichts präsentiert wurde. Zuletzt fügten wir alle Teile zusammen,
woraus schließlich diese Arbeit entstand.
Ergebnisse
Durch die Entwicklungshilfe der DAC-Mitgliedsländer und verschiedener Organisationen, wie
beispielsweise dem WFP oder World Vision, können Projekte finanziert werden, die dem
jeweiligen Land helfen sollen die Zahl der von Armut und Hunger betroffenen Menschen zu
reduzieren. Solche Projekte können durch die Zivilbevölkerung in anderen Ländern
unterstützt und mitfinanziert werden. Des Weiteren beeinflusst auch das Konsumverhalten
der Bevölkerung in Industrieländern den Hunger. Der Kauf von FAIRTRADE-Produkten
beispielsweise garantiert eine gerechte Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen für die
ArbeiterInnen und LandwirtInnen in Entwicklungsländern, was den Kauf von Lebensmitteln
ermöglicht.
Reflexion
Ich konnte im Laufe meiner Arbeit einen tiefen Einblick in die vorherrschende
Lebenssituation in Entwicklungsländern gewinnen. Diese intensive Beschäftigung hat mich
dazu angeregt mehr über meine eigenen Kaufentscheidungen nachzudenken und die
Konsequenzen, die diese auf andere haben zu beachten. Auch die Tatsache, dass ich die
Möglichkeit habe, jederzeit essen zu können, wenn ich hungrig bin, ist nicht
selbstverständlich und sollte mehr geschätzt werden. Die Zusammenarbeit mit meiner
Schulkollegin im Team hat mir die Wichtigkeit der gegenseitigen Motivation und die
unterschiedliche Setzung von Prioritäten aufgezeigt.
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Inhaltsverzeichnis
1. Entwicklungsländer – Wege aus der Armut .............................................................. 8
1.1 Armut in Entwicklungsländern ..................................................................................... 9
1.1.1 Definition .............................................................................................................. 9
1.1.2 Least Developed Countries ................................................................................... 9
1.2 Ursachen für Armut ...................................................................................................... 9
1.2.1 Kolonialismus ....................................................................................................... 9
1.2.2 Bildung und Infrastruktur ..................................................................................... 10
1.2.3 Politisches System ............................................................................................. 10
1.2.4 Marktverhältnisse ............................................................................................... 10
1.2.5 Umweltfaktoren .................................................................................................. 11
1.3. Auswirkungen der Armut ......................................................................................... 11
1.3.1 Hunger ............................................................................................................... 11
1.3.2 Analphabetismus ................................................................................................ 11
1.3.3 Krankheiten und Seuchen .................................................................................. 12
1.4. Instrumente der Armutsbekämpfung ....................................................................... 12
1.4.1 Modernisierungstheorie ...................................................................................... 12
1.4.2 Dependenztheorie .............................................................................................. 12
1.4.3 Staatliche Entwicklungszusammenarbeit ............................................................ 13
1.4.4 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs ........................................................... 13
2. Mikrofinanzierung – Auswirkungen und Problematik ............................................ 14
2.1 Das System der Mikrofinanzierung ............................................................................ 15
2.1.1 Konzept der Mikrofinanzierung ........................................................................... 15
2.1.2 Solidarische Haftung .......................................................................................... 15
2.1.3 Finanzinstitute .................................................................................................... 15
2.1.3.1 Social Business ............................................................................................. 15
2.1.3.2 New Wave Mikrofinanzierungsinstitute .......................................................... 16
2.1.4 KreditnehmerInnen ............................................................................................. 17
2.1.5 Investitionsbereiche ............................................................................................ 17
2.2 Kritik des Mikrofinanzsystems ................................................................................... 18
2.2.1 Ideologische Kritik .............................................................................................. 18
2.2.2 Wirtschaftliche Kritik ........................................................................................... 18
2.2.2.1 Verdrängungseffekt ....................................................................................... 18
2.2.2.2 Linkages ........................................................................................................ 19
2.2.2.3 Informeller Sektor .......................................................................................... 19
2.2.2.4 Schuldenfalle ................................................................................................. 20
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2.2.2.5 Human Capital Mangel .................................................................................. 20
2.2.3 Gesellschaftliche Kritik ........................................................................................ 20
2.2.3.1 Empowerrment von Frauen ........................................................................... 20
2.2.3.2 Sozialer Druck ............................................................................................... 22
2.2.3.3 Zerfall sozialer Strukturen .............................................................................. 22
2.2.3.4 Soziale Sicherheiten ...................................................................................... 22
2.2.4 Entwicklungspolitische Kritik ............................................................................... 22
2.2.4.1 Entscheidungsnöte zwischen Projektfinanzierungen ..................................... 22
2.3 Fazit .......................................................................................................................... 23
3. Unterernährung in Entwicklungsländern – Ursachen und Auswirkungen ............ 25
3.1 Mangel- und Unternährung ........................................................................................ 26
3.1.1 Begriffsdefinitionen ............................................................................................. 26
3.1.1.1 Chronischer Hunger oder Unterernährung ..................................................... 26
3.1.1.2 Mangelernährung .......................................................................................... 26
3.1.2 Fakten zur Unterernährung ................................................................................. 26
3.1.3 Auswirkungen der Unterernährung ..................................................................... 27
3.1.3.1 Verlangsamte Entwicklung ............................................................................ 27
3.1.3.2 Arbeitsunfähigkeit .......................................................................................... 27
3.1.3.3 Höhere Anfälligkeit für Krankheiten und Infektionen ...................................... 27
3.1.3.4 Erhöhtes Sterberisiko und Tod ...................................................................... 28
3.2 Ursachen der Unternährung ...................................................................................... 28
3.2.1 Allgemeine Ursachen ......................................................................................... 28
3.2.1.1 Armut ............................................................................................................. 28
3.2.1.2 Bevölkerungswachstum ................................................................................. 28
3.2.1.3 Verändertes Konsumverhalten ...................................................................... 28
3.2.2 Ursachen in Bezug auf die Lebensmittelproduktion ............................................ 29
3.2.2.1 „Land Grabbing“ (Landraub) .......................................................................... 29
3.2.2.2 Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln ............................................... 30
3.2.2.3 Agrartreibstoffe .............................................................................................. 30
3.2.2.4 Subventionen ................................................................................................ 31
3.2.2.5 Umwelteinflüsse ............................................................................................ 31
3.3 Lösungsvorschläge ................................................................................................... 32
3.3.1 Kritik der derzeitigen Hungerhilfe ........................................................................ 32
3.3.2 Entwicklungshilfe ................................................................................................ 34
3.3.2.1 World Food Programme (Welternährungsprogramm) .................................... 34
3.3.2.1.1 Nothilfe ..................................................................................................... 34
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3.3.2.1.2 Schulmahlzeiten ....................................................................................... 35
3.3.2.1.3 „Food for Work“ und „Food for Assets“-Programme .................................. 35
3.3.2.1.4 „Purchase for Progress (P4P)“ – Chancen für Kleinbauern ...................... 35
3.3.2.2 Hilfe anderer Organisationen ......................................................................... 35
3.3.2.2.1 Alliance Against Hunger and Malnutrition (AAHM) .................................... 35
3.3.2.2.2 UNICEF .................................................................................................... 35
3.3.2.2.3 World Vision ............................................................................................. 36
3.3.3 Stopp der Ursachen ............................................................................................ 36
3.3.4 Steigerung des Bewusstseins der Zivilbevölkerung in Industrieländern .............. 36
3.3.4.1 FAIRTRADE .................................................................................................. 37
3.3.4.2 Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE) ... 37
3.3.4.3 Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ......................................................... 37
4. Verzeichnisse ............................................................................................................ 38
4.1 Literaturverzeichnis ................................................................................................... 39
4.1.1 Bücher ................................................................................................................ 39
4.1.2 Sammelwerke oder Aufsatzsammlungen ............................................................ 39
4.1.3 Beiträge .............................................................................................................. 40
4.1.4 Internet ............................................................................................................... 40
4.1.4.1 Zeitungsartikel ............................................................................................... 40
4.1.4.2 Sonstige Internetquellen ................................................................................ 43
4.1.5 Sonstige Medien ................................................................................................. 46
4.2 Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... 46
5. Anhang ...................................................................................................................... 48
5.1 Projektanträge ........................................................................................................... 49
5.1.1 Projektantrag Valeria Ertelt ................................................................................. 49
5.1.2 Projektantrag Alexandra Lenz ............................................................................. 50
5.2 Interviewprotokolle .................................................................................................... 51
5.2.1 Interviewprotokoll Valeria Ertelt .......................................................................... 51
5.2.2 Interviewprotokoll Alexandra Lenz ...................................................................... 59
5.3 Projektablaufpläne .................................................................................................... 74
5.3.1 Projektablaufplan Valeria Ertelt ........................................................................... 74
5.3.2 Projektablaufplan Alexandra Lenz ...................................................................... 80
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1. Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Valeria Ertelt und Alexandra Lenz
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1.1 Armut in Entwicklungsländern
1.1.1 Definition
Armut ist ein sehr allgemeiner Begriff, welcher meist verwendet wird, um den Mangel an
etwas darzustellen. Man kann Armut nach der Art der Armut, der Intensität der Armut
und der Disparität innerhalb der Armen definieren.1
Die Weltbank verwendet Kriterien wie das Einkommen und den Konsum zur Messung
von Armut. Generell ist zu sagen, dass man zwischen zwei Arten von Armut
unterscheiden kann, zwischen der relativen Armut und der absoluten Armut. Relative
Armut existiert zumeist in Wohlfahrtsgesellschaften, da absolute Armut praktisch kaum
oder gar nicht vorhanden ist. Diese Form der Armut beschreibt jene
Bevölkerungsgruppen
dessen
Einkommen
weniger
als
die
Hälfte
des
2
Durchschnittseinkommens beträgt. Die meist verwendete Armutsdefinition, wenn man
von absoluter Armut spricht ist jene, welche den Prozentanteil an der
Gesamtbevölkerung mit maximal $1,25 Pro-Kopf-Einkommen pro Tag misst. Diese
Schicht wird als extrem arm bezeichnet.3
Weiters wird auch manchmal eine Grenze von $2 Pro-Kopf-Einkommen pro Tag zur
Messung von Armut festgelegt. Bei dieser Definition gelten mehr Menschen eines
Landes als extrem arm, da prozentuell gesehen ein größerer Teil der Bevölkerung unter
diese Grenze fällt.
1.1.2 Least Developed Countries
Als Entwicklungsländer werden jene Länder bezeichnet, die im Bezug auf ihre
Wirtschaft, ihre Politik und ihre sozialen Standards nicht so sehr entwickelt sind wie
Industrieländer.4 Es ist umstritten mit welchen gemeinsamen Merkmalen die
Entwicklungsländer beschrieben werden können, jedoch werden unter anderem von den
Vereinten Nationen Kriterien wie das BIP/Kopf, der Human Assets Index und der
Economic Vulnerability Index berücksichtigt. Der Human Assets Index gilt als Indikator
für den Entwicklungsgrad der Bevölkerung eines Landes und wird aus den folgenden
Faktoren berechnet: dem Prozentsatz der unternährten Bevölkerung, die Sterberate von
Kindern unter 4 Jahren, dem Prozentsatz der Bevölkerung mit sekundärer Bildung und
der Größe des Landes. Der Economic Vulnerability Index reflektiert das Risiko von
exogenen Schocks welche die Entwicklung eines Landes beeinflussen könnten.5 Die
Länder die im Jahr 2011 am meisten von absoluter Armut betroffen waren, sind der
Kongo (87,72%), Liberia (83,76%) und Madagaskar (81,29%).6
1.2 Ursachen
1.2.1 Kolonialismus
1
Vgl. Artikel32 : Entwicklungsländer. Verschiedene Probleme und Beispiele.
http://www.artikel32.com/geographie/1/entwicklungslnder-verschiedene-problemebeispiele.php [15.10.2012]
2
Vgl. DIFA (Deutsches Institut für Armutsbekämpfung): Definition von Armut. http://www.armut.de/definition-von-armut.php
[12.12.2012]
3
Vgl. The World Bank: Working for a World Free of Poverty. http://data.worldbank.org/topic/poverty [10.10.2012]
4
Vgl. Committee for Development Policy and United Nations Department of Economic and Social Affairs: Handbook on the
Least Developed Country. http://www.un.org/en/development/desa/policy/cdp/cdp_publications/2008cdphandbook.pdf
[04.03.2013]
5
Vgl. Development Policy and Analysis Division (DESA): LCD information. The criteria for identity least developed countries.
http://www.un.org/en/development/desa/policy/cdp/ldc/ldc_criteria.shtml#hai [04.03.2013]
6
Vgl. The World Bank. Poverty: http://povertydata.worldbank.org/poverty/home/ [15.10.2012]
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Im Laufe des Imperialismus im 19. Jahrhundert gründeten die damaligen europäischen
Großmächte Kolonien, vorwiegend in Afrika und Asien, welche als neue Absatzmärkte
benutzt wurden. Später veränderte sich diese Beziehung und die Kolonien wurden
hauptsächlich für den Abbau von Rohstoffen und als Arbeitskräfte benutzt. Die
Eingeborenen wurden zur Arbeit gezwungen und von den Großmächten ausgebeutet.
Auf Grund dessen, unterzog das wirtschaftliche System sich einem fundamentalen
Wandel und es kam zu einem Abhängungsverhältnis zwischen den Koloniemächten und
den Kolonien.
An die Stelle der regionalen Vielfalt, die noch Mitte des 19. Jahrhunderts in heutigen
Entwicklungsländern herrschte, trat die Übertragung relativ uniformer politischer Modelle
und einheitlicher Wirtschaftsstrukturen, welche zur Zerstörung alter Stammkulturen
beitrugen.7
1.2.2 Bildung und Infrastruktur
Viele Entwicklungsländer haben versucht ihr Schulsystem auszubauen, um somit
zumindest eine flächendeckende Grundausbildung zu gewährleisten. Doch oft liegen die
Gründe für den Nicht-Schulbesuch auch bei den Eltern. Sie können es sich großteils
nicht leisten ihre Kinder zur Schule zu schicken, da diese als Arbeitskräfte zuhause
gebraucht werden. Vielfach haben die Eltern auch nicht die finanziellen Mittel um die
Schulgebühren oder Unterrichtsmaterialien zu bezahlen. Oftmals sind aber auch die
Zustände in den Schulen schlecht, die Klassen zu groß oder der Weg zur Schule zu
weit.8
Außerdem fehlen dem Staat, aufgrund des hohen Ausmaßes von Armut, finanzielle
Mittel für den Ausbau von Bildungsmöglichkeiten. Deswegen erlangen die dort lebenden
Menschen nicht das nötige Know-How um beispielsweise Unternehmen zu gründen und
Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Durch die fehlende Unternehmensstruktur können
keine Arbeitsplätze geschaffen werden. Dadurch fehlen dem Staat Einnahmen, welche
er durch Steuern der Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen erhalten würde. Diese könnten
dann für den Ausbau der Bildungs- und Infrastruktur verwendet werden.
1.2.3 Politisches System
Staaten, die aus den ehemaligen Kolonien entstanden sind haben oft keine Demokratie
entwickelt, da sie die aufgezwungenen politischen Strukturen übernommen haben. Nach
der Unabhängigkeit der Großmächte wurden sie von Gesellschaftsschichten autoritär
regiert, die während der Kolonialzeit an Macht gewonnen haben oder danach durch
Revolutionen an die Macht kamen. Zwar wird zwischen Militärdiktaturen und
Einparteisystemen unterschieden, jedoch zeichnen sich diese durch ihre autoritären
Traditionen und die klare, nicht wechselhafte Machtverteilung aus, welche stark von
Korruption gekennzeichnet ist.9
1.2.4 Marktverhältnisse
Oft herrschen in Entwicklungsländern sehr unstabile Marktverhältnisse. Diese zeichnen
sich vor allem durch eine hohe Arbeitslosenquote, eine hohe Inflation, eine ungleiche
7
Vgl. Mair, Stefan: Ausbreitung des Kolonialismus. In: Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) - Informationen zur
politischen Bildung (Heft 264). http://www.bpb.de/internationales/afrika/afrika/58868/kolonialismus?p=all [12.10.2012]
8
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-16.html [01.09.2012]
9
Vgl. Naßmacher, Hiltrud: Politikwissenschaft. – München: Oldenbourg, Wissensverlag GmbH, 2010., S. 243.
http://www.oldenbourg-link.com/doi/abs/10.1524/9783486710069.243 [17.10.2012]
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Vermögensverteilung und ein hohes Handelsbilanzdefizit aus.10 Außerdem ist vor allem
der landwirtschaftliche Sektor in Entwicklungsländern sehr stark ausgeprägt. 11 Durch
starke Preisschwankungen bei Rohstoffen, können Erträge nur sehr schwer berechnet
werden und fallen zumeist niedrig aus. Allerdings müssen mit diesen geringen
finanziellen Mitteln Technologien angeschafft werden, um konkurrenzfähig zu werden
oder zu bleiben. Diese Maschinen müssen aus den Industrieländern bezogen werden,
da Entwicklungsländer meist über keinen ausgeprägten Industriesektor verfügen. Um
sich solche teuren Anschaffungen leisten zu können, müssen viele Landwirte und
Landwirtinnen hohe Kredite aufnehmen, die sie durch das geringe Einkommen nur
schwer wieder zurückzahlen können.12
1.2.5 Umweltfaktoren
Auch Umweltfaktoren sind eine ökologische Ursache für Armut. Das Problem ist hierbei,
dass viele Länder der Dritten Welt in den Tropen und Subtropen liegen. In Trockenzeiten
gibt es Dürren, die zu Ernteausfällen führen können. 13
Auch Naturkatastrophen nehmen durch die Erderwärmung stetig zu, die in Form von
Tornados, Überschwemmungen oder Sturmfluten auftreten können und beeinträchtigen
damit die Ernte und somit die Lebensmittelversorgung.14
1.3 Auswirkungen der Armut
1.3.1 Hunger
Durch Aufnahme von Nahrung erhält der Mensch Lebensenergie. Wird über einen
längeren Zeitraum nicht genug Nahrung aufgenommen und somit nicht genug Energie
produziert, so hat das Folgen für den Menschen. Während des Voranschreitens des
körperlichen Zerfalls entstehen auch Gefühle der Einsamkeit oder Verzweiflung. Die
Folge einer längeren Nichtzufuhr von Nahrung ist der Hungertod.15
1.3.2 Analphabetismus
Durch das schlecht ausgebaute Bildungssystem in vielen Entwicklungsländern ist die
Zahl der Menschen, die lesen und schreiben können im weltweiten Vergleich sehr
niedrig.16 In weiten Teilen Afrikas lag die Alphabetisierungsrate der über 15-Jährigen im
Jahr 2010 durchschnittlich bei 50%: Mali (31%), Tschad (34%), Benin und Guinea (ca.
42%), Ghana und Mosambik (56%). In Industriestaaten liegt dieser Anteil meist bei 90%
oder höher.17
10
Vgl. Artikel32 : Entwicklungsländer. Verschiedene Probleme und Beispiele.
http://www.artikel32.com/geographie/1/entwicklungslnder-verschiedene-problemebeispiele.php [19.10.2012]
11
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-8.html [17.09.2012]
12
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx - Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-8.html [01.09.2012]
13
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-6.html [01.09.2012]
14
Vgl. Rau, Johannes: Täglich 24.000 Hungertote. In: Zeit Online, 07.03.2001.
http://www.zeit.de/reden/weltpolitik/rau.sustainablefood_200137 [29.10.2012]
15
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag,
2012., S. 26
16
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx - Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-5.html [01.09.2012]
17
Vgl. The World Bank: Literacy rate, adult total (% of people ages 15 and above).
http://data.worldbank.org/indicator/SE.ADT.LITR.ZS/countries/1W?display=default [28.12.2012]
Seite | 11
Ohne Lese- und Schreibfähigkeiten haben die Menschen in Entwicklungsländern weder
Zugang zu Informationen, durch die sie sich weiterbilden oder über aktuelle
Geschehnisse informieren können, noch haben sie die Möglichkeit Verträge und
Formulare eigenständig auszufüllen. Ohne die genannten Fähigkeiten ist die Möglichkeit
Armut zu besiegen gering, da genau diese Fähigkeiten helfen könnten sich
beispielsweise eigenständig zu machen oder einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu finden,
also konkret um eigeninitiiertes Wachstum zu ermöglichen.18
1.3.3 Krankheiten und Seuchen
Durch
die
bereits
angesprochene
fehlende
Nahrungszufuhr
in
vielen
Entwicklungsländern wird das Immunsystem der Menschen geschwächt. Diese
Schwäche macht ihren Körper anfälliger für Krankheiten und Seuchen. Das Problem ist
hierbei, dass arme Menschen keinen Zugang zu medikamentöser Versorgung haben, da
sie sich diese nicht leisten können.
Des Weiteren ist die Rate der HIV-Infizierten in diesen Ländern besonders hoch. Da
AIDS eine unheilbare Krankheit ist, schätzt die UNO, dass bei einer weiteren
Verbreitung täglich 13.000 Menschen in Afrika in einer Zeitspanne von fünf Jahren an
den Folgen der Krankheit sterben werden.19
1.4 Instrumente der Armutsbekämpfung
„Der Begriff Entwicklungspolitik umfasst in einer Definition alle Maßnahmen, die zur
Verbesserung des Entwicklungsstandes armer Staaten (Entwicklungsländer) ergriffen
werden.“20
Verschiedene Organisationen ergreifen je nach Aufgabe und Leitbild verschiedene
Maßnahmen. Die Modernisierungs- und Dependenztheorie wurden in den 1950er Jahren
entwickelt und bildeten die damalige Entwicklungshilfe. Heute werden vorwiegend
staatliche Entwicklungszusammenarbeit und die Entwicklungshilfe der NGOs betrieben.
1.4.1 Modernisierungstheorie
Diese Theorie existiert seit den 1950er Jahren und dominierte damals die
Entwicklungspolitik. Sie favorisierte eine auf den Weltmarkt ausgerichtete
exportorientierte Wirtschaftspolitik und nachgeholten Aufbau der Industrie, welche sich
an der Industrialisierung orientierte.21 Laut dieser Theorie durchliefen die heutigen
Industrienationen ein ähnliches „Muster“ gegen Ende des 19. Jahrhunderts und konnten
sich auf den Status „Industrieländer“ befördern.22 Allerdings zeigt sich bei heutigen
Entwicklungsländern, dass trotz zahlreicher Investitionen aus dem Ausland sich die
Armut und die Abhängigkeit von den Industrienationen weiter vergrößert hat.23
1.4.2 Dependenztheorie
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-16.html [10.09.2012]
19
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Sciness – Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-6.html [10.09.2012]
20
Hemmer, Hans-Rimbert : Entwicklungspolitik und Entwicklungshilfe. In: Konrad-Adenauer-Stiftung.
http://www.kas.de/wf/de/71.10184/ [20.10.2012]
21
Vgl. ebda. [20.10.2012]
22
Vgl. Gnauk, Anne : Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In: Scinexx – Das Wissensmagazin,
06.11.2001. http://g-o.de/dossier-detail-225-6.html [10.09.2012]
23
Vgl. ebda [10.09.2012]
18
Seite | 12
Die zur Modernisierungstheorie gegensätzliche Dependenztheorie entwickelte sich
zeitgleich in Lateinamerika. Sie geht davon aus, dass die Ursache für die
Unterentwicklung nicht bei den Entwicklungsländern selbst liegt, sondern, dass der
unterschiedliche Entwicklungsstand einzelner Länder und Staaten auf die Abhängigkeit
von Industrieländern, verursacht durch den ehemaligen Kolonialismus, zurückzuführen
ist. Ziel wäre es hier die Entwicklungsländer zu isolieren und somit die vorhin genannte
Abhängigkeit zu unterbinden.24
1.4.3 Staatliche Entwicklungszusammenarbeit
Die Gründung der Organisation für Internationale Zusammenarbeit und Entwicklung hat
dazu geführt, dass Entwicklungszentren in Industrieländern ins Leben gerufen wurden
welche auf diesem Gebiet zusammenarbeiteten. Es wird zwischen bilateraler und
multilateraler Entwicklungszusammenarbeit (EZ) unterschieden. Bei bilateraler EZ
bekommt das Empfängerland vom Geberland direkte finanzielle, personelle, und
technische Hilfe. Bei multilateraler EZ werden Zahlungen an eine Dachorganisation
getätigt, welche die Mittel verwaltet und verteilt (z.B. World Bank).25
1.4.4 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs
Es gibt unterschiedlichste Programme und Projekte der Non-Govermental-Organisations
(Nichtregierungsorganisationen), welche alle meist staatlich unabhängig sind und von
Spenden und ehrenamtlicher Arbeit leben. NGOs können viele Ziele verfolgen. Während
das World Food Programme (WFP) und World Vision beispielsweise den Hunger in
Entwicklungsländern bekämpfen wollen, haben sich Greenpeace und der World Wide
Fund For Nature (WWF) den Umweltschutz und die Arterhaltung zum Ziel gesetzt.
NGOs haben den Vorteil auch in politisch angespannten Gebieten fungieren zu können,
da sie als unabhängig von staatlichen Stellen und Regierung gelten. 26
24
Vgl. Heinze, Eike : http://www.neuesoziologie.files.wordpress.com/2011/01/modernisierungstheorie-unddependenztheorie.pdf [20.10.2012]
25
Vgl. Arbeitsgemeinschaft Entwicklungszusammenarbeit. Working Association for Development Cooperation :
http://www.agez.at/staatliche-internationale-entwicklungshilfe [20.10.2012]
26
Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) :
http://www.bmz.de/de/was_wir_machen/wege/bilaterale_ez/akteure_ez/nros/index.html [23.10.2012]
Seite | 13
2. Mikrofinanzierung – Auswirkungen und
Problematik
Valeria Ertelt
Seite | 14
2.1 Das System der Mikrofinanzierung
2.1.1 Konzept der Mikrofinanzierung
Mikrokredite stellen den Ärmsten der Armen Kapital zur Verfügung, um ihnen
Investitionen zu ermöglichen welche zum selbstständigen Lebenserhalt führen, und sie
gleichzeitig, ohne fremder Hilfe, auch von der Armut zu befreien. 27 Auch sollen sie
gegen Risiken schützen, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und die Möglichkeit auf
ein selbstbestimmtes Leben zu gewähren. 28 Dabei werden sehr kleine Kredite, ohne
materielle Sicherheiten vergeben, welche meist von 50 bis zu 2000 Euro reichen, je
nach Kreditwürdigkeit. Gemessen wird diese daran, wie regelmäßig der Kredit und die
Zinsen gezahlt werden und ob die Höhe der Zahlung mit der im Vertrag
angeschriebenen Zahl, übereinstimmt.29 Je nach MFI, müssen die Kredite samt Zinsen
zurückgezahlt werden und dadurch erhält das MFI auch seinen Gewinn.
Entwickelt wurde die Idee in den 1970 Jahren ursprünglich von Muhammed Yunus im
Rahmen seines Sozial Unternehmens „Grameen“. Für seine Arbeit wurde er 2006 mit
dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.30
2.1.2 Solidarische Haftung
Das charakteristische Merkmal am System stellen die so genannten „Circles“ dar. Dies
sind Gruppen von Mikrokreditnehmern, welche untereinander durch einen Vertrag
aneinander gehaftet sind. Dieser besagt, dass sich dich Gruppe untereinander bei
Problemen und Fragen helfen und unterstützen soll. Durch diese solidarische Haftung
entsteht ein Sicherheitsnetz, welches nicht nur psychologische und soziale
Unterstützung gewährleistet, sondern auch die Überwachung untereinander. 31 Die
Mitglieder kontrollieren sich gegenseitig, wie die anderen ihre Kredite verwenden, wo sie
investieren, ob diese Investitionen auch Gewinn bringen und ob die Schulden pünktlich
und korrekt gezahlt werden. Im Falle des Liquiditätsmangels, springen „Circles“Mitglieder für ein zahlungsunfähiges Mitglied ein, bis dieses wieder liquide ist. 32
2.1.3 Finanzinstitute
2.1.3.1 Social Business
Das Ursprüngliche Ziel des Mikrofinanzierungssektors war es, Arme, welche von
herkömmlichen Banken nicht als kreditwürdig empfunden worden sind, trotzdem in den
Kreditmarkt aufzunehmen und ihnen unter anderem Kredite zur Verfügung zu stellen.
Dabei lag die Absicht, die Armut zu vermindern im Vordergrund. Diese Idee wurde
auch Social Business genannt.33
Ihre Zweckbestimmung ist ausschließlich wichtige sozialer Probleme zu lösen. Auf
Gewinn seitens der Unternehmen Inhaber wird vollkommen verzichtet, bzw. wenn er
eintritt ist er sekundär. Ansonsten funktioniert das Social Business wie ein
27
Vgl. Blume, Georg: Selbstmord einer großen Idee. In: die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/2010/47/MikrokrediteIndien/seite-2 [22.12.2012]
28
Vgl. Wolf, Peter: Die Mikrofinanzkrise. – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 2010, S. 2.
29
Vgl. http://www.microfinancegateway.org/p/site/m/template.rc/1.26.12263/ [22.12.2012]
30
Vgl. Yunus, Muhammed: Die Armut besiegen. – München, Carl Hanser, 2008
31
Vgl. ebenda
32
Vgl. Maeser, Paul: Mikrofinanzierungen - Chancen für die Entwicklungspolitik und Rahmenbedingungen für einen effizienten
Einsatz. – Berlin: School of Economics, 2008.
33
Vgl. Yunus, Muhammed: Die Armut besiegen. – München, Carl Hanser, 2008
Seite | 15
herkömmliches Unternehmen, welches nach Gewinn strebt. 34 Dies bedeutet, es hat
ebenso ein Unternehmensleitbild, besitzt eine Unternehmensstruktur, verfolgt ein
betriebswirtschaftliches Ziel und kann sich dabei im Unterschied zu NGOs selbst
refinanzieren.35
2.1.3.2 New Wave Mikrofinanzierungsinstitute
Jedoch fand in den Frühen 90Jahren ein Paradigmenwechsel im Mikrofinanzsektor
statt. Beeinflusst vom Neoliberalismus und beeindruckt von den hohen
Rückzahlquoten, welche zwischen 80 und 100% liegen, siedelten sich immer mehr
private Unternehmen im Mikrofinanzierungssektor an. Die hohen Gewinnversprechen
und Wachstumschancen des Marktes zogen zahlreiche Investoren an. 36 Dies
verdrängte Fördermittel für staatliche Projekte und auch die von NGOs, welche die
Entwicklungspolitik bis jetzt dominierten.37 Die Unternehmen, welche nun am
Mikrofinanzmarkt aktiv sind können einzelne lokale Geldverleiher, Dorf- Banken,
Kreditgenossenschaften, Kooperativen, staatlichen Banken, spezialisierte Fonds und
privaten Investorenreichten sein.38 Als unmittelbare Ursache der Kommerzialisierung
des Mikrokreditsystems gilt, dass das hohe Gewinne nun wichtiger werden als das
Wohl der Armen. Das zeigt sich auch dadurch, dass Arme immer mehr die gesamten
Kosten und noch dazu Gewinne tragen müssen, dadurch unter anderem die
Kreditzinsraten drastisch erhöht werden. Außerdem wird nicht kontrolliert wie sie ihren
Lebensunterhalt verdienen und wenn sie bereits einen Kredit verwenden wird nicht
geprüft ob sie mit ihren unternehmerischen Aktivitäten die geliehene Summe jemals
zurückzahlen können.39
Anzahl der Kreditprogramme weltweit
Abb 1
34
Vgl. ebenda
Vgl. Yunus socialbusiness – global initiatives: What is Social Business. http://www.yunussb.com/index.php/social-business
[22.02.2012]
36
Vgl. Bateman, Milford; Sinković, Dean; Škare, Marinko: The contribution of the microfinance model to Bosnia’s post-war
reconstruction and development – Pula, 2012, S. 5.
37
D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn't Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011.
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012]
38
Vgl. Bateman, Milford; Chang, Ha-Joon: The Microfinance Illusion. – Cambridge, Dobrila Pula, 2009.
http://www.microfinancetransparency.com/evidence/PDF/App.3%20Chang%20Bateman%20article.pdf [06.10.2012]
39
Vgl. Bateman, Milford: Why doesn’t Microfinance work? – The Destructive Rise of Local Neoliberalism. – London, ODI, 2010.
35
Seite | 16
Die Anzahl der gemeldeten Mikrokreditprogramme stieg weltweit von 1.065 im Jahr
2000 auf 3.589 im Jahr 2010.40
In Asien verfünffachte sich in diesem Zeitraum
die Anzahl der gemeldeten
Programme. während sie sich in Afrika nahezu verdreifachte.
In der Region Südamerika/Karibik, in der im Jahr 2000 noch lediglich 141 Programme
gemeldet waren, stieg die Anzahl bis 2010 auf 639 Programme, also auch deutlich
höher. In den Industrienationen blieb die Anzahl der Mikrokreditprogramme stets unter
der 200er Marke.41
2.1.4 KreditnehmerInnen
Schätzungen der „Microcredit Summit Campaign“ zeigen, dass ungefähr 190 Millionen
Personen im Jahre 2009 Mikrokredite in Anspruch genommen haben.42 The Microcredit
Summit Campaign, ist ein internationals Project ofvon RESULTS Educational Fund,
welches das größte globale Netzwerk von Institutionen ist, welche in Mikrofinance
involviert sind.43 Diese sind hauptsächlich in Least Developed Countries wohnhaft,
welche vor allem auf den Kontinenten Mittelamerika, Asien und Afrika liegen. Von diesen
190 Millionen lebten 128 Millionen unter der Armutsgrenze von 1.25$ pro Tag. Ein
Großteil, also ungefähr 81% dieser KreditnehmerInnen sind Frauen.44 Auch dadurch,
dass in Familien die Mittel geteilt bzw. von anderen Familienmitgliedern verwendet
werden,45 ist der kollektive Nutzen und die Versorgung der Familie von essenzieller
Bedeutung.46 Unter anderem läuft der Kredit unter einem bestimmten Namen und wird
tatsächlich von einem Verwandten genutzt.
2.1.5 Investitionsbereiche
Mit den aus Mikrokrediten gewonnen Finanzierungsmitteln werden vor allem
einkommenssteigernde Maßnahmen finanziert. Der Großteil der Investitionen wird dabei
im primären Sektor, über die Subsistenzwirtschaft hinausgehend gemacht, schließlich ist
das Ziel Gewinn zu machen.47 Die Mikrokreditnehmer der indischen Grameen-Bank
geben ihre Mittel zu 31,6% für den Einkauf von Vieh und zu 18,5%für den von Reis
aus.48 Man kann also deutlich den Trend zu landwirtschaftlichen primär Erzeugnissen
erkennen.
Allerdings werden Mittel auch zu Konsumationszwecken ausgegeben, um ein gewisses
Konsumniveau aufrecht zu erhalten.49Mikrokredite werden auch von Familien in
Anspruch genommen, welche über in seiner Verwendung über kein tägliches
Einkommen verfügen. Beeinflusst durch Krankheiten, Ernteausfälle oder auch
40
Vgl. Reed, Larry: State oft theMicrocreditSummitCampaignreport 2011.
http://www.microcreditsummit.org/pubs/reports/socr/2011/SOCR_2011_EN_web.pdf [14.12.2012]
41
Vgl. Sütterlin, Sabine; Karsch, Margret:Mikrokredite, Berlin, Institut Berlin f. Bevölkerung und Entwicklung, 2011.
http://www.berlin-institut.org/online-handbuchdemografie/entwicklung/mikrokredite.html [22.12.2012]
42
Vgl. Reed, Larry: State oft theMicrocreditSummitCampaignreport 2011.
http://www.microcreditsummit.org/pubs/reports/socr/2011/SOCR_2011_EN_web.pdf [14.12.2012]
43
Vgl. ebenda
44
Vgl. ebenda
45
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
46
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
47
Vgl. Kaboski, Joseph; Townsend, Robert:The impacts of credits on village economies. – Cambridge, University of Cambridge,
2009.
48
Vgl. Stelczmayr, Sabine: Betrachtung der Grameen-Bank-Makrokredite im Kontext der Paradigmen der sozialen
Marktwirtschaft. Wien, Wirtschaftsuniversität, Dipl.-Arbeit, 2008
49
Vgl. Banerjeey,Abhijit; Dufló, Esther; Glennersterx, Rachel; Kinnan, Cynthia: The miracleofmicrofinance? – Evidencefrom a
randomizedevaluation. New Heaven ,MIT, 2009. http://economics.mit.edu/files/5993 [14.12.2012]
Seite | 17
unerwartete Preissteigerungen sind sie also gezwungen auf die Mikrokredite
zurückzugreifen, um die plötzlich auftauchende Misere überleben zu können.50
2.2 Kritik des Mikrofinanzsystems
Immer
mehr
unabhängige
wissenschaftliche
Studien
zeigen,
dass
die
armutsvermindernde Wirkung von Mikrokrediten nicht völlig bestätigt werden kann und in
vielen Fällen wird diese sogar wiederlegt.
2.2.1 Ideologische Kritik
Die Auffassung, dass Armut am ehesten durch marktbasierte, selbsthelferische Lösungen
bekämpft werden soll, ist eine neoliberale Ansatzweise Armut zu bekämpfen.51
Mikrokreditprogramme liegen in erster Linie im Interesse der KapitalbesitzerInnen und der
Finanzinstitutionen. Im Rahmen der Mikrokredite wird den Armen die Verantwortung für
ihre eigene Befreiung selbst übergeben. Strukturelle Faktoren (wie gesellschaftliche
Machtverteilung, die Struktur der Arbeitsmärkte, unterschiedliche Bildungschancen etc.)
werden vernachlässigt. Die „soziale Aura“ von Mikrokrediten legitimiert damit eine
Geschäftspraxis, die die Armut für viele Familien noch verschlimmern kann.
2.2.2 Wirtschaftliche Kritik
2.2.2.1 Verdrängungseffekt
Das Ziel von Mikrokrediten ist die Schaffung eines zusätzlichen Einkommens, sprich
ein ökonomischer Mehrwert wird erwirtschaftet.52 Die Märkte in Entwicklungsländern,
auf denen MikrokreditnehmerInnen ihre Dienstleistungen und Waren verkaufen, sind
sehr homogen und dadurch auch oft übersättigt.53 Unternehmen, die in den Markt
eintreten, können nur Umsätze erzielen indem sie bereits existierende Unternehmen
verdrängen.54 Eine Folge davon sind oft fallende Durchschnittseinkommen, und aus
Folge davon auch die Arbeits- und Lebensbedingungen aller MarktteilnehmerInnen.55
Der Platz für neue Marktteilnehmer kann nur gewonnen werden, wenn andere ihren
dafür aufgeben oder das Einkommen welches erzielt werden kann, schrumpft.56
Des Weiteren gehen Unternehmen meist nur bereits bewährten, einfachen
Unternehmenspraktiken nach, da sie durch den Zwang den Kredit zu tilgen zu einem
risikoscheuen Verhalten gezwungen werden um nicht insolvent zu werden.57 Jedoch
bedeutet diese fehlende Innovationskraft einen Potenzialmangel für die lokale
Wirtschaft und damit auch für die Produktivitätssteigerung der ansässigen
Unternehmen.58 Mit dem beständigen Neueintritt nicht konkurrenzfähiger Unternehmen
auf dem lokalen Markt und dem Vertrauen auf bewährte Geschäftspraktiken, haben
Vgl. Wolf, Peter: Die Mikrofinanzkrise. – Deutsches Institut für Entwicklungspolitik, 2010, S. 3.
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012]
52
Vgl. Hammler, Katharina: Mikokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien, ÖFSE, 2011. S. 3.
53
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012]
54
Vgl. Bateman, Milford; Sinkovic, Dean: Undermining Sustainable Local Economic and Social Development with Microfinance:
Evidence from Croatia. Dobrila Pula University, 2008.
55
Vgl. ebenda
56
Vgl. Bateman, Milford; Chang, Ha-Joon: The Microfinance Illusion. – Cambridge, Dobrila Pula, 2009.
http://www.microfinancetransparency.com/evidence/PDF/App.3%20Chang%20Bateman%20article.pdf [06.10.2012]
57
Vgl. Hammler, Katharina: Mikokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien, ÖFSE, 2011. S. 3.
58
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012]
50
51
Seite | 18
produktive und innovative Unternehmensstrukturen oftmals auch keine Zeit um zu
wachsen.59
2.2.2.2 Linkages
Mikrokredite fördern jedoch meist den Aufbau einer unverbundenen und auch
kleinteiligen Wirtschaftsstruktur. Dies bedeutet dass keine Unternehmen in der
gleichen Branchen vorhanden sind, welche verschiedene, oder ähnliche Erzeugnisse
herstellen und daher eng miteinander in Bezug stehen. Kleinteilig bedeutet, dass diese
auf einem sehr niedrigen Niveau stattfindet60 Eine Transformation zu einem höheren
Produktniveau findet nicht automatisch statt. Durch Mikrounternehmen können
Menschen zwar im positivsten Falle Einkommen generieren und ihre
Lebensunterhaltenskosten
decken,
allerdings
sind
Wachstum
und
Unternehmensfusionen nicht der Fall.61
Ein Bestandteil aller wirtschafts-wissenschaftlicher Theorien ist, dass neue, kreative
und technologisch innovative Ideen und Unternehmen ein Schlüsselfaktor zur
wirtschaftlichen Entwicklung in Entwicklungsländern ist. Um nachhaltiges
Wirtschaftswachstum zu ermöglichen und um die Armut zu vermindern, müssen
Entwicklungsländer Basis-Technologien verstehen, Industrieprozesse vervollständigen
können, und neuartige, eigene Produktideen entwickeln. 62Auch kann dies nicht nur
durch die Bildung von vielen kleinen Mikrofinanzunternehmen beseitigt werden,
sondern eher durch die Bildung mittelgroßer und kleiner Unternehmen.63 Durch die
Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Anstieg der Beschäftigung wird die
Arbeitslosigkeit vermindert.
Viele Menschen besitzen allerdings nicht das nötige Know-How um erfolgreich
bestehen zu können.64 Institutionen, die für Entwicklungszusammenarbeit zuständig
sind, sollten also eher in mittelgroße Unternehmen anstatt Kleinstunternehmen
investiert, welche das nötige Wissen zur Verfügung haben und auch über die
erforderlichen Sicherheiten verfügen. So können diese auch sichere Arbeitsplätze
schaffen, wonach die meisten Menschen streben.65
2.2.2.3 Informeller Sektor
Mikrokredite fördern auch eine zunehmende Informalisierung der Wirtschaft.66 Wenn
Unternehmer vom Markt verdrängt werden, beschließen diese meist weiter am
informellen Sektor zu arbeiten, da sie dort trotzdem die Chance auf Gewinne haben. 67
Das hat für UnternehmerInnen die Auswirkungen, dass diese mit unregulierten
Arbeitsbedingungen und fehlender sozialer Absicherung rechnen müssen.68 Außerdem
Vgl. Hammler, Katharina: Mikrokredite- eine kritische empirische Bestandsaufnahme. – Wien, OEFSE, 2011.
Vgl. Brachert, Matthias; Titzte Mirko: Wirtschaftsstruktur und Regionalentwicklung:
Zur Bedeutung von Headquartern und verbundenen Wirtschaftszweigen. http://www.iwh-halle.de/d/publik/wiwa/7-12-4.pdf
[22.03.2013]
61
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012]
62
Vgl. ebenda
63
Vgl. ebenda
64
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
65
Vgl. ebenda
66
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012]
67
Vgl. ebenda.
68
Vgl. ebenda.
59
60
Seite | 19
fehlen dem Staat dadurch Steuereinnahmen. Der informelle Sektor ist durch niedrige
Ertragsraten denen die Armen schutzlos ausgeliefert sind.
2.2.2.4 Schuldenfalle
Der globale Zusammenbruch der Finanzmärkte hat die Mikrokreditbranche bis jetzt
weitgehend verschont. Experten warnen, dass viele Mikrofinanzinstitute ihre Kredite
viel zu leichtfertig vergeben und sie den Kunden fast aufdrängen.69 In der SubprimeKrise wurden den heute bankrotten US-amerikanischen Hausbesitzern Hypotheken im
Wert von 120 Prozent ihres Eigentums eingeräumt. In Indien bekommen
Mikrokreditnehmer aber Kredite im Wert von bis zu 150 Prozent ihrer eigentlichen
Besitztümer. Dies geschieht auf Grund der Überhitzung der Branche, denn jeder will
investieren und wird dazu auch animiert. Eigentlich müsste das ein Zeichen der
Warnung für Mikrokreditinstitute sein und der Geldzufluss sollte gedrosselt werden.
Doch viele Institute nutzen die Chance, noch mehr Kapital aufzunehmen und Gewinne
zu tätigen, da die Branche in ihren Augen noch nicht ausgeschöpft ist.70 Allerdings,
müssen sie immer noch Wachstumszahlen vorweisen und vergeben Kredite ohne zu
prüfen, ob die Kunden über die Rückzahlfähigkeit verfügen. Dies kann Menschen in
den Ruin treiben oder sie dazu zwingen, bei einem zweiten Kreditinstitut einen Kredit
aufzunehmen um den des ersten zurückzahlen zu können.71
2.2.2.5 Human Capital Mangel
Am Potenzial der Mikrokredite wird auch deshalb gezweifelt, da finanzielles Kapital
nicht der einzige nötige Inputfaktor für ein Unternehmen ist. Arme verfügen gewöhnlich
aber nicht über die anderen nötigen Faktoren wie Wissen und unternehmerische
Fähigkeiten und diese werden durch die Verwendung von Mikrokrediten auch nicht
vergrößert. Dazu müssten Investitionen in die Infrastruktur von Bildung getätigt werden,
welches eine Aufgabe des Staates ist.
2.2.3 Gesellschaftliche Kritik
2.2.3.1 Empowerment von Frauen
Frauen zählen zur Hauptzielgruppe von Mikrokreditnehmern. Sie haben in der
Branche den Ruf, im Vergleich zu Männern, die besseren Klienten zu sein, da ihre
Rückzahlquoten meist höher sind.72 Folglich sind 97% der 7 Millionen Grameen Bank
Klienten sind Frauen,73wie 70% der FINCA Klienten und 65% der 5Millionen ACCIÓN
Klienten.74
Frauenanteil der Kunden der Grameen-Bank
69
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
Vgl. Blume, Georg: Selbstmord einer großen Idee. In: die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/2010/47/MikrokrediteIndien/seite-2 [22.12.2012
71
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
72
Vgl. Duvendack, Maren; Palmer-Jones, Richard; Copestake, James; Hooper, Lee; Loke, Yoon; Rao, Nitya:
Whatistheevidenceoftheimpactofmicrofinance on the well-beingofpoorpeople?. London: EPPI-Centre, Social Science Research
Unit, Institute of Education, University of London. http://givedirectly.org/pdf/DFID_microfinance_evidence_review.pdf
[22.11.2012]
73
Vgl. Grameen bank: http://www.grameen-info.org/bank/index.html [Zahlen von Mai 2007] [23.11.2012]
74
Vgl. de Mel, Suresh; McKenzie, David; Woodruff, Christopher: Are Women More CreditConstrained? - Experimental Evidence
on Gender andMicroenterprise Returns. The World Bank, Development Research Group, Financeand Private Sector Team,
2008. http://elibrary.worldbank.org/content/workingpaper/10.1596/1813-9450-4746 [19.09.2012]
70
Seite | 20
Abb. 2
Diese Grafik zeigt die Entwicklung des Frauenanteils der Kundschaft der GrameenBank von 1976 bis 2008. Es ist erkennbar, dass ab Anfang der 1980er Jahre der Anteil
an Frauen stetig gestiegen ist, bis er 1989 den 90%-Anteil überschritt und sich seitdem
über dieser Grenze hält.
Frauen haben aufgrund der zusätzlichen Diskriminierung ihres Geschlechtes wegen,
mehr zu gewinnen als Männer, da sie durch die erfolgreiche Einsetzung des
geliehenen Kapitals und der pünktlichen Rückzahlung des Kredits samt Zinsen nicht
nur ein geregeltes Einkommen, sondern auch Respekt und Selbstachtung in der
Gemeinschaft und Familie gewinnen.75
Die Studie „Are Women More Credit Constrained?“ stellt fest, dass steigende familiäre
Macht und Unternehmertum nicht unbedingt positive Effekte auf die gesundheitliche
Lage oder Bildung von Frauen haben. Wenn ja, werden diese in der Regel von den
männlichen Teilen der Familie in Anspruch genommen.76 Man kann auch Unterschiede
im Investitionsverhalten von Männern und Frauen erkennen. Frauen behalten meist
weniger Gewinne ein als Männer und investieren eher in Betriebsanlagen. Im
Gegensatz dazu tendieren Männer eher dazu mehr Arbeitskräfte einzustellen.77
Wenn man männlich und weiblich dominierte Sektoren vergleicht, werden die
Ungleichheiten noch deutlicher. Gewinne für Frauen in weiblich dominierten Sektoren
(Handel, Landwirtschaft) sind prinzipiell kleiner als die der Männer im selben Sektor.78
Mikrokredite werden schon seit ihrer Erfindung als Empowerment-instrumente
angesehen. Eine Funktion welche versichert, dass es zu einem direkten
Zusammenhang zwischen Kreditvergabe und Empowerment kommt, existiert allerdings
75
Vgl. Berlin Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Mikrokredite. http://www.berlin-institut.org/onlinehandbuchdemografie/entwicklung/mikrokredite.html [22.11.2012]
76
Vgl. Duvendack, Maren; Palmer-Jones, Richard; Copestake, James; Hooper, Lee; Loke, Yoon; Rao, Nitya:
Whatistheevidenceoftheimpactofmicrofinance on the well-beingofpoorpeople? London: EPPI-Centre, Social Science Research
Unit, Institute of Education, University of London. http://givedirectly.org/pdf/DFID_microfinance_evidence_review.pdf
[22.11.2012]
77
Vgl. de Mel, Suresh; McKenzie, David; Woodruff, Christopher: Are Women More CreditConstrained? - Experimental Evidence
on Gender andMicroenterprise Returns. The World Bank, Development Research Group, Financeand Private Sector Team,
2008. http://elibrary.worldbank.org/content/workingpaper/10.1596/1813-9450-4746 [19.09.2012]
78
Vgl. ebenda
Seite | 21
nicht. Das Umfeld generell und auch begleitende Programme sind von viel größerer
Wichtigkeit für Gleichstellungsprozesse als die Kreditvergabe per se.79
2.2.3.2 Sozialer Druck
Im schlimmsten Falle sind diese Selbsthilfegruppen, welche eine beratende und
unterstützende Funktion erfüllen sollen, nur reine Zweckgemeinschaften. Frauen
werden von den Krediteintreibern als auch den „circle“ Mitgliedern belästigt, beschimpft
und körperlicher Gewalt ausgesetzt bis die Frauen entweder einen Weg gefunden
haben um für die Rückzahlung aufzukommen oder alle ihre Habseligkeiten verkaufen
oder Selbstmord zu begehen.80 Denn im Todesfall gilt die Schuld bei den meisten
Institutionen als beglichen und viele machen als letzten Ausweg davon auch
Gebrauch.81
2.2.3.3 Zerfall sozialer Strukturen
Viele Nutzer sind auch nur in den „Circle“ aufgenommen worden, da sie diese Leistung
als Freundschaftsdienst von anderen Nutzern bekommen haben, da diese die Wirkung
ihrer Handlung unterschätzt haben und für viele die Möglichkeit illiquide zu sein,
inexistent ist. Mikrokredite können also dazu führen, dass bei Zahlungsunfähigkeit es
so zum Zusammenbruch des sozialen Zusammenhalts zwischen Familien und sogar
ganzen Dörfern kommen kann.82
2.2.3.4 Soziale Sicherheiten
Auch entscheiden viele Arme nicht aus freien Stücken sondern vielmehr aus Mangel
an Alternativen MikrounternehmerIn zu werden. Wer die Möglichkeit hat, arbeitet lieber
im formalen Arbeitsmarkt, wo es soziale Sicherungen und arbeitsrechtliche
Regulierungen gibt und auch die Sicherheiten seinen Arbeitsplatz zu behalten, viel
höher ist.83
2.2.4 Entwicklungspolitische Kritik
Mikrokredite haben sich seit den 1970er Jahren sehr schnell verbreitet und sind zu einer
sehr beachteten und großzügig finanzierten Armutsbekämpfungsmethode geworden.84
Ob und wie sehr Mikrokredite jedoch für die Armutsreduktion verantwortlich sind, wird
heftig debattiert. Meistens ist es schwierig festzustellen, worauf die positiven Effekte in
der Armutsreduktion zurückzuführen sind, da Mikrokredite oft in breitere
entwicklungspolitische Maßnahmen eingebettet sind.85 Erst Anfang des 21 Jahrhunderts
wurde die Wirkung von Mikrokrediten diskutiert und empirische Untersuchungen
unabhängiger Wissenschafter bestätigen, dass es keine offensichtlichen Beweise gibt,
welche den armutsmindernden Erfolg von Mikrokrediten in den letzten 30 Jahren
bestätigen.86
2.2.4.1 Entscheidungsnöte zwischen Projektfinanzierungen
Vgl. Hammler, Katharina: Mikokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien, ÖFSE, 2011. S. 3.
Vgl. Blume, Georg: Selbstmord wegen 25 Rupien. In: TAZ online, 2010. http://www.taz.de/!56488/ [22.12.2012]
Vgl. Blume, Georg: Selbstmord einer großen Idee. In: die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/2010/47/MikrokrediteIndien/seite-2 [22.12.2012]
82
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
83
Vgl. ebenda
84
Vgl. Provost, Claire: The riseandfallofmicrofinance. In: theguardian online, 2012. http://www.guardian.co.uk/globaldevelopment/poverty-matters/2012/nov/21/rise-fall-microfinance [22.11.2012]
85
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2014.
86
Vgl. Duvendack, Maren; Palmer-Jones, Richard; Copestake, James; Hooper, Lee; Loke, Yoon; Rao, Nitya: What is the
evidence of the impact of microfinance on the well-being of poor people?. London: EPPI-Centre, Social Science Research Unit,
Institute of Education, University of London. http://givedirectly.org/pdf/DFID_microfinance_evidence_review.pdf [22.11.2012]
79
80
81
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Auch wenn es prinzipiell gut ist, dass Armen die Möglichkeit gegeben wird sich am
Finanzmarkt zu beteiligen, soll die Finanzierung dieser Bevölkerungsschicht die
anderen Programme nicht ersetzen. Wie alle Bereiche der Politik arbeitet auch die
staatliche Entwicklungspolitik mit einem beschränkten Budget, sodass ständig
Entscheidungen bei der Auswahl der zu finanzierenden Projekte getroffen werden
müssen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass es zu zusätzlich Mittelkürzungen für
Programme kommen kann, wenn man davon ausgeht, dass die Programmziele durch
Mikrokreditprojekte leichter erreicht werden.87 Und dass Ersetzen von Sozial- durch
Mikrokreditprojekte kann so einen negativen Effekt haben, da Mikrokredite keine
Probleme wie Analphebatismus, Krankheiten, Unterernährung und Mangel an
Infrastruktur lösen können. Außerdem am Beispiel von Kroatien zeigen
Bateman/Sinkovic, dass Mikrokreditprogramme staatlichen Entwicklungsstrategien
entgegenlaufen können, wenn die Vergabe von Mirkokrediten wirtschaftliche
Strukturen
fördert,
welche
die
Regierung
versucht
zu
verändern
88
(Subsistenzlandwirtschaft).
2.3 Fazit
Es wird deutlich, dass eine Bewertung des Erfolges von Mikrokrediten zwangsläufig von
einer Definition dessen abhängt, was als Erfolg gesehen wird und in welchem Kontext es
sich abspielt. Betrachtet man beispielsweise das Mikrofinanzsystem in Bolivien und
Bangladesh, so verfügen diese
Länder über
bestens funktionierende
Mikrofinanzsysteme , jedoch hat sich ihr Reichtum doch nicht vergrößert und sie zählen
weiterhin zu den ärmsten Ländern weltweit.89
Abb. 3
So kann man hier deutlich erkennen, dass das BIP/Kopf von Bolivien ungefähr von 19992011 konstant bleibend, maximal um die 2.000 US $ / Kopf beträgt.
Auch wenn eine Vielzahl von Studien und Evaluierungen positive Resultate erbrachten,
lässt sich nur sehr selten beweisen, dass diese tatsächlich nur auf Mikrokredite
zurückzuführen sind.90
Sie zeigen Studien zum Beispiel, dass sich das Einkommen der Kreditnehmer erhöht und
sich dadurch der Gesundheits-und Bildungsstand von Familien verbessert.91
Es hat einige kurzlebige positive Effekte für alle kreiert (Arme, Gesellschaft, Länder und
auch Mikrofinanz Institutionen, internationale Entwicklungsorganisationen), aber
87
Vgl. Robert E. Evenson & Lakhwinder Singh, 1997. "Economic Growth, International Technological Spillovers and Public
Policy: Theory and Empirical Evidence from Asia, Economic Growth Center, Yale University.
http://www.econ.yale.edu/growth_pdf/cdp777.pdf [22.03.2012]
88
Vgl. Bateman, Milford; Sinkovic, Dean: Undermining Sustainable Local Economic and Social Development with Microfinance:
Evidence from Croatia. Dobrila Pula University, 2008.
89
Vgl. D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn't Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011.
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012]
90
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf[19.09.2012]
91
Vgl. Wolff, Peter: Die Wirkung von Mikrokrediten wird überschätzt. In: Die Zeit online, 2010. http://www.zeit.de/politik/201003/mikrokredite-armut [06.09.2012]
Seite | 23
langzeitlich gesehen hat es eher Nachteile für Arme, Länder und die Gesellschaft
hervorgebracht.92
Mikrokredite bekämpfen die falschen Ursachen von Armut. Strukturellen Ursachen von
Armut, wie Ungleichverteilung oder bestimmte andere strukturelle Ursachen werden von
Mikrokrediten
nicht
effektiv
verbessert.
Aus
diesem
Grund
müssen
Mikrofinanzierungsprogramme in ein entwicklungspolitisches Gesamtkonzept eingebettet
werden. Auf Grund der Vielfalt der Probleme und der unterschiedlichen Situationen in den
Entwicklungsländern müssen diese individuell gestaltet werden. Jedes Land verfügt über
eine einzigartige Kultur, verschiedene Voraussetzungen und einen unterschiedlichen
entwicklungspolitischem Stand.93
Hierbei gilt es, negative Effekte aus dem zeitgleichen Einsatz mit anderen Instrumenten
zu vermeiden.94 Untersuchungen zeigen, dass der effektivste Einsatz von Mikrokrediten
gelingt, wenn zeitgleich der Staat die Infrastruktur eines Landes verbessert, das
Schulsystem ausbaut und auch Investitionen ins Gesundheitswesen tätigt.95 Auch wenn
es prinzipiell gut ist, dass Armen die Möglichkeit gegeben wird sich am Finanzmarkt zu
beteiligen, soll die Finanzierung dieser Bevölkerungsschicht die anderen Programme nicht
ersetzen.96 Wichtig ist außerdem auch, dass auf ein inklusives Finanzsystem
hingearbeitet wird, in welchem lokale Ressourcen mobilisiert werden und diese später für
Investitionen genützt werden können. Das bedeutet, dass Bankenund das
Mikrofinanzensystem sollen nicht voneinander getrennt sein.97
Eine weitere Option, welche sehr positive Resultate zeigt, ist wenn Mikrokredite im
Rahmen von Organisationen wie SEWA (Self Employed Women Association) eingesetzt
werden. Diese Organisationen setzen sich mit Hilfe von Kooperativen für die
Selbstbestimmung von Frauen ein und helfen beim Aufbau einer Gesellschaftsbildung
durch Betriebe, welche durch einen gemeinsamen Fonds finanziert werden.98
92
Vgl. Chang, Ha-Joon; Bateman, Milford: The Microfinance Illusion. Cambridge, University of Cambridge, 2009.
http://www.econ.cam.ac.uk/faculty/chang/pubs/Microfinance.pdf [19.09.2012]
93
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012.
94
Vgl. Maeser, Paul: Mikrofinanzierungen - Chancen für die Entwicklungspolitik und Rahmenbedingungen für einen effizienten
Einsatz. Berlin School of Economics, 2008.
95
Vgl. D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn't Equal Emancipation. In: Inter Press Service, 2011.
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012]
96
Vgl. Bateman, Milford: Let's not kidourselvesthatfinancialinclusion will helpthepoor. In: theguardian online, 2012.
http://www.guardian.co.uk/global-development/poverty-matters/2012/may/08/financial-inclusion-poor-microfinance [19.09.2012]
97
Vgl. Küblböck, Karin: Interview am 04/12/12. Wien, ÖFSE, 2012.
98
Vgl. ebenda
Seite | 24
3. Unterernährung in Entwicklungsländern –
Ursachen und Auswirkungen
Alexandra Lenz
Seite | 25
3.1 Mangel- und Unterernährung
3.1.1 Begriffsdefinitionen
3.1.1.1 Chronischer Hunger oder Unterernährung
Menschen die an chronischem Hunger leiden sind unterernährt. Diese Menschen
haben nicht genug zu essen, um die Energie, die für ein aktives Leben benötigt wird,
zu produzieren. Der durchschnittliche minimale Energiebedarf pro Person von zirka
1800 Kilokalorien (kcal) pro Tag kann somit nicht gedeckt werden. Der genaue
Energiebedarf hängt vom Alter, der Körpergröße, dem Aktivitätsniveau und den
psychischen Bedingungen, wie Schwangerschaft, Krankheiten etc. einer Person ab.99
3.1.1.2 Mangelernährung
„Mangelernährung wird bewirkt durch die Defizienz (Mangel) an Vitaminen, Proteinen
und Nährstoffen.“100 Um eine Mangelernährung aufzuweisen, muss ein Mensch nicht
unterernährt sein. Er kann trotz ausreichend aufgenommener Nahrung eine
Mangelernährung aufweisen, wenn er sich nicht abwechslungsreich ernährt. Dieser
Mangel führt zu einer Reduzierung des Körpergewichts, für welches der Body-MassIndex (BMI) als Indikator gilt.101
3.1.2 Fakten zur Unterernährung
Schätzungen der Food and Agriculture Orangization (FAO) zeigen, dass sich die Zahl
der Menschen, die permanent schwerst unterernährt sind, auf 925 Millionen im Jahr
2010 belief 102, wobei 98% dieser in Entwicklungsländern leben.103 Im selben Jahr wurde
geschätzt, dass zirka alle sechs Sekunden ein Kind an Unterernährung stirbt.104 Die von
der FAO publizierte Grafik (Abb.1) zeigt den Anteil der unterernährten Menschen an der
Gesamtbevölkerung eines Landes in %, in den Jahren 2010-2012. Generell ist zu
sagen, dass der Südosten Afrikas am meisten von Unterernährung betroffen ist. Um hier
konkret zu werden: Die Länder, die am meisten betroffen sind, sind Burundi (73%),
Eritrea (65%) und Sambia (47%).105
99
Vgl. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations): Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012]
Ziegler, Jean : Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren. –
München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2011, S. 210.
101
Vgl. Visible Nutrition. Ernährungskonzepte, Ernährungsmedizin, Ernährungsberatung: Mangelernährung. Definition.
http://www.visible-nutrition.de/content/view/163/199/1/1/ [23.12.2012]
102
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann
Verlag, 2012, S. 25-26.
103
Vgl. World Food Programme (WFP): Hunger. Zahlen & Fakten. Grafiken zum Thema Welthunger.
http://de.wfp.org/content/welthungergrafiken [28.12.2012]
104
Vgl. N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA,
der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse,
14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012]
105
Vgl. FAO: Hunger. http://www.fao.org/hunger/en/ [18.12.2012]
100
Seite | 26
Abb. 4
3.1.3 Auswirkungen der Unterernährung
„Ein Mensch kann normalerweise drei Minuten leben, ohne zu atmen, drei Tage, ohne
zu trinken, drei Wochen, ohne zu essen. Mehr nicht. Dann beginnt der körperliche
Zerfall.“106
3.1.3.1 Verlangsamte Entwicklung
Die Unternährung führt zu Antriebslosigkeit. Sie erschwert Tätigkeiten, die wichtig sind
für die Entwicklung eines Menschen, wie beispielsweise das Lernen, das Arbeiten oder
andere sonstige körperliche Betätigungen.107 Das Wachstum eines unterernährten
Kindes schreitet nicht so schnell voran wie das eines gesunden Kindes.108
Weiters führt eine Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren zu einer Stagnation
der Gehirnzellen. Das bedeutet, dass ihre Gehirnzellen sich nicht oder nur teilweise
entwickeln, was zu einer geistigen Behinderung führen kann.109
3.1.3.2 Arbeitsunfähigkeit
Da verschiedenste Tätigkeiten, aufgrund mangelnder Energie nicht mehr verrichtet
werden können, ist die unternährte Person von Dauerarbeitslosigkeit betroffen, welche
wiederum zu einem Mangel an finanziellen Mitteln führt.110
3.1.3.3 Höhere Anfälligkeit für Krankheiten und Infektionen
Durch die Unterernährung entsteht nicht nur ein Energie-, sondern auch ein Vitaminund Mineralstoffmangel. Krankheiten, die durch Unterernährung hervorgerufen werden
sind zum Beispiel Kwashiorkor und Noma.111 Weiters sind unterernährte Menschen
anfälliger für Krankheiten und Infektionen, da der chronische Hunger ihr Immunsystem
Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag,
2012, S. 27.
107
Vgl. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations): Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012]
108
Vgl. ebenda
109
Vgl. Ziegler, Jean : Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den wirtschaftlichen Weltkrieg wehren. –
München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2011, S. 211.
110
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann
Verlag, 2012, S. 27.
111
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann
Verlag, 2012, S. 28.
106
Seite | 27
schwächt.112 Durch diese Schwächung erkranken daher viele der schwerst
unterernährten Menschen an AIDS, wobei weltweit nur einer von drei Menschen, die
HIV-Medikamente benötigen würde, diese auch wirklich bekommt. Nicht nur das
Immunsystem, sondern auch die fehlenden finanziellen Mittel und der Bildungsmangel
spielen hier auch eine entscheidende Rolle. Die Menschen werden durch die meist
fehlende Schulbildung nicht über Sex und die Gefahren aufgeklärt. Wenn schwer
unterernährte Menschen, welche nicht einmal genug Geld zur Nahrungsbesorgung
haben, finanzielle Mittel erhalten ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie diese zum Kauf
von Verhütungsmittel verwenden, sondern zum Kauf von Lebensmitteln. Dadurch kann
sich die Krankheit leicht weiter verbreiten. Das HIV-Virus beeinflusst die
Nährstoffaufnahme aus der Nahrung und die Verdauung. Erwachsene Menschen, die
HIV infiziert sind brauchen bis zu 30 Prozent mehr Kalorien als ein nicht an HIVerkrankter Mensch.113
3.1.3.4 Erhöhtes Sterberisiko und Tod
Mütter, die ständig unterernährt sind, gebären oft schwache und untergewichtige
Babies. Das geschwächte Immunsystem dieser Kinder stellt ein erhöhtes Sterberisiko
dar.114 Nachdem alle Ressourcen des Körpers aufgebraucht sind, verliert die betroffene
Person rasant an Gewicht. Als weitere Folge wird das Immunsystem massiv
geschwächt und der Abbau der Muskeln beginnt. Die betroffene Person kann dann
kaum noch oder gar nicht mehr stehen. Diese Kraftlosigkeit führt letztlich zum
qualvollen Hungertod.115
3.2 Ursachen der Unterernährung
3.2.1 Allgemeine Ursachen
3.2.1.1 Armut
Die im Teamteil angeführten Ursachen für Armut sind der Grund für die fehlenden
finanziellen Mittel einer Person oder einer Familie. Dieser Mangel hat einen sehr
großen Einfluss auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Einzelne Personen und
Familien können sich die benötigten Lebensmittel nicht leisten, um sich selbst oder ihre
Familie ernähren zu können.
3.2.1.2 Bevölkerungswachstum
Die weltweite Bevölkerung wächst jährlich um zirka 80 Millionen Menschen. Folglich
müssen mehr Menschen ernährt werden. 116 Um mehr Menschen ernähren zu können
müsste man die Landwirtschaft, also konkret die Lebensmittelproduktion weiter
ausbauen um mehr produzieren zu können. In Entwicklungsländern fehlen hierfür
meist die finanziellen oder materiellen Mittel.117
3.2.1.3 Verändertes Konsumverhalten
112
Vgl. FAO: Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012]
Vgl. Sheeran, Josette; Sidibé, Michael: Essen ist die beste Medizin. Das HI-Virus verändert den Stoffwechsel. Gerade in
armen Ländern fehlt es oft an gesunder Nahrung. In: Die Presse, 17.07.2010.
http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/581737/Essen-ist-die-beste-Medizin?from=suche.intern.portal [08.12.2012]
114
Vgl. FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations): Hunger. http://www.fao.org/hunger/en [17.12.2012]
115
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann
Verlag, 2012, S. 27.
116
Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012]
117
Vgl. Deutsches Institut für Armutsbekämpfung (DifA): Bevölkerungswachstum. http://www.armut.de/aspekte-derarmut_ursachen-und-folgen-der-armut_bevoelkerungswachstum.php?mysid=r0amuuq8qe0b65dfb06gs8vgmdts2fjt [03.03.2013]
113
Seite | 28
Das Konsumverhalten der Menschen hat sich in den letzten Jahren verändert.
Besonders in Industrieländern steigt der Fleischkonsum stetig. Das Problem ist hierbei,
dass eine große Menge an Nahrungsmittel benötigt wird um Fleisch zu produzieren, da
dieses als Futter für die Tiere verwendet wird. Sonderberichterstatter der Vereinten
Nationen zum Recht auf Nahrung, Oliver de Schutter, ist überzeugt: „Wenn wir den
Fleischkonsum in den reichen Ländern reduzieren, […] weltweit bis 2050 auf […]
jährliche 37,4 kg/Kopf, dann könnten ungefähr 400 Millionen Kilo Getreide für die
menschliche Ernährung freigesetzt werden. Das ist genug um 1,2 Milliarden Menschen
mit ausreichend Kalorien zu versorgen.“118
3.2.2 Ursachen in Bezug auf die Lebensmittelproduktion
Im Jahr 2011 wurde eine weltweite Lebensmittelkrise prognostiziert. Daraufhin stieg die
Nachfrage an Land für den Anbau von Nahrungsmitteln enorm an.119 Weiters steigt auch
die Nachfrage nach bestimmten landwirtschaftlichen Produkten, vor allem nach
Grundnahrungsmitteln und führt dazu, dass auch die Preise für diese Lebensmittel
steigen.120 Viele der Ursachen für die Unterversorgung sind darauf zurückzuführen, dass
Länder, Unternehmen oder Privatpersonen eine Chance sehen, mit dieser steigenden
Nachfrage und den niedrigen Preisen für die Anbauflächen hohe Gewinne zu erzielen.121
Der „Preis für Land in den Entwicklungsländern ist durchschnittlich dreißigmal so günstig
wie in den Ländern des Nordens.“122
Auch die Globalisierung hat mit Schuld an dem vorherrschenden chronischen Hunger in
Entwicklungsländern. Die billigen Kommunikations- und Transportmöglichkeiten haben
zu einer weltweiten Vernetzung geführt. So sind auch die Auslandsinvestitionen und der
Handel in den letzten Jahren gestiegen.123 Das spiegelt sich auch in den gestiegenen
Kosten für Lebensmittelimporte wieder. Diese sind seit dem Jahr 2000 um rund 90
Prozent in den Entwicklungsländern gestiegen.124
3.2.2.1 „Land Grabbing“ (Landraub)
Als „Land Grabbing“ wird der Landkauf durch Investoren und Investorinnen aus dem
Ausland bezeichnet, welche auf den erworbenen Flächen Lebensmittel anbauen. Diese
werden nach der Ernte exportiert und nicht der hungernden Bevölkerung zur Verfügung
gestellt oder an diese verkauft.125
Die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen durch „Land Grabbing“, wird oft als ein
positiver Aspekt dieser Methode von Landgewinnung genannt. Die Folgen für
Kleinbauern und Kleinbäuerinnen werden dabei allerdings nicht bedacht. Nur „ein
118
WWF: Fleisch & Hunger. http://fleischfrage.wwf.de/worum-gehts/fleisch-hunger/ [14.02.2013]
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann
Verlag, 2012, S. 281.
120
Vgl. Uken, Marlies: Rohstoffhunger: Land Grabbing nimmt weltweit zu. In: Die Zeit, 01.03.2012.
http://blog.zeit.de/gruenegeschaefte/2012/03/01/rohstoffhunger-landgrabbing-nimmt-weltweit-zu/ [25.12.2012]
121
Vgl. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012, S. 128.
122
Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag,
2012, S. 281.
123
Vgl. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und
Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien:
Wirtschaftsuniversität Wien, 2012, S. 24.
124
Vgl. Müller, Oliver: Wer Mais tankt, lässt Menschen hungern. Agrotreibstoffe wie Biodiesel und Ethanol sind ein Irrweg. In:
Der Tagesspiegel, 06.12.2007. http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/positionen-wer-mais-tankt-laesst-menschenhungern/1113918.html [08.12.2012]
125
Vgl. N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA,
der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse,
14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012]
119
Seite | 29
kleiner Teil der einheimischen Bevölkerung findet Arbeit, aber für einen Elendslohn und
unter oft unmenschlichen Arbeitsbedingungen.“126 Durch den Landraub sind sie weder
in der Lage ihre Produkte anzubauen, da sie kein Land besitzen, und können in Folge
diese nicht auf dem Markt verkaufen.127
Auch „Land Grabbing“ durch Fonds wird immer beliebter, beispielsweise von
Pensionsfonds. Sie investieren in größere Fondsgesellschaften, welche dann
Anbauflächen rund um die Welt kaufen. So kann es passieren, dass die Menschen, die
in diesen Fonds einzahlen, für Landraub in Entwicklungsländern mitverantwortlich sind,
wissend oder unwissend.128 Ein anderes Beispiel sind nationale Fonds. Europäische
Banken und amerikanische Hedgefonds, aber auch chinesische, saudische,
singapurische und südkoreantische Staatsfonds kauften, pachteten oder übernahmen
im Jahr 2010 insgesamt 41 Millionen Hektar Ackerboden in Afrika.129
3.2.2.2 Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln
Als eine weitere Ursache für den Hunger in Entwicklungsländern wird „die „Eroberung“
des Agrarmarktes durch Finanzspekulationen“ genannt.130 Durch die erhöhte
Nachfrage an Grundnahrungsmitteln und die als Folge gestiegenen Preise, haben
Investoren und Investorinnen spekuliert und sich dadurch große Gewinne am
Lebensmittelmarkt erhofft.131 Die durch Spekulationen erhöhten Preise stellen ein
großes Problem für Bauern und Bäuerinnen in Entwicklungsländern dar. Sie sind
dadurch nicht mehr in der Lage ihre eigenen Produkte anzubauen, da sie sich das
Saatgut nicht mehr leisten können, aufgrund der steigenden Lebensmittelpreise.132
3.2.2.3 Agrartreibstoffe
Durch die zunehmende Knappheit an Erdöl-, Erdgas- und Kohleressourcen der Erde,
welche bisher die weltweiten Energiequellen darstellten, hat sich die letzten Jahre der
Trend zu Agrartreibstoffen und Ethanol immer weiter vergrößert.133
Investoren und Investorinnen kaufen günstige und reichhaltige Flächen in
Entwicklungsländern, um dort Lebensmittel, meist Monokulturen, zu produzieren. Im
Südosten von Afrika, in Tansania beispielsweise wird die Purgiernuss angebaut. Diese
Pflanze wird zu Treibstoff verarbeitet, da die Samen der Purgiernuss zur Ölgewinnung
und in weiterer Folge als Brennstoff für Motoren verwendet werden können.134
Obwohl Agrartreibstoffe eine wesentliche Ursache für den Hunger darstellen, wird
diese Methode zur Energiegewinnung immer wieder bei Klimaschutz-Debatten forciert.
Der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC) hat es sich
Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann Verlag,
2012, S. 283.
127
Vgl. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012, S. 136.
128
Vgl. ebenda, S. 125.
129
Vgl. Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. – München: C. Bertelsmann
Verlag, 2012, S. 281.
130
Herre, Roman: Der Tod im Tank. Spekulationen mit dem Land und der Boom der Öko-Kraftstoffe sind mit Schuld am
Nahrungsmangel in Afrika. In: Der Standard, 10.08.2011. http://derstandard.at/1311803135195/Hungersnot-in-Afrika-Der-Todim-Tank [08.12.2012]
131
Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012]
132
Vgl. Heidenfelder, Claudia: Interview mit Ralf Südhoff. In: Planet Wissen, 02.03.2009. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/interview_mit_ralf_suedhoff.jsp [24.11.2012]
133
Vgl. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und
Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien:
Wirtschaftsuniversität Wien, 2012, S. 101.
134
Vgl. Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch Verlag, 2012, S. 207.
126
Seite | 30
zum Ziel gesetzt, dass bis 2020 zirka ein Fünftel aller Fahrzeuge mit Biosprit
angetrieben werden. International Food Policy Research Institute (IFPRI)-Chef
Joachim von Braun ist der Meinung, dass ein solches Ziel zu einer Preissteigerung von
30 bis 50 Prozent bei Grundnahrungsmittel führen könnte.135 Im Jahr 2007 veranlasste
die Europäische Union eine Beimischungsquote von 5,75% für Agrodiesel. Im gleichen
Jahr wurde der Anstieg des Anteils an Agrartreibstoffen bis 2020 auf zehn Prozent als
Ziel festgelegt. Im Jahr 2012 wurde dieses Ziel allerdings wieder fallen gelassen und
beschlossen, dass nur die Beimischungsquote unverändert bleibt.136
3.2.2.4 Subventionen
Die Subventionierung vieler landwirtschaftlicher Produkte, wie Hühnerfleisch, Tomaten
etc. durch die EU führt zu einer Überproduktion in Europa. Die überschüssigen
Produkte werden dann in Entwicklungsländer exportiert, um sie dort zu verkaufen.
Dadurch wird die Landwirtschaft im jeweiligen Entwicklungsland zerstört.137 Durch
diese Subventionen können die europäischen Bauern und Bäuerinnen ihre Produkte
billiger auf den Märkten der Entwicklungsländer verkaufen, als die dort lebenden
Bauern und Bäuerinnen ihre Produkte produzieren können.138 Hierbei ist zu erwähnen,
dass die europäischen Produkte zwar auf den Märkten billiger verkauft werden und
somit der Bevölkerung gegen den Hunger helfen könnten, allerdings benötigen die
KonsumentInnen dafür auch wieder finanzielle Mittel. Da rund 70% der von Armut
Betroffenen auf dem Land und von der Landwirtschaft leben, erhalten sie die
benötigten finanziellen Mittel zumeist durch den Verkauf von den eigenen angebauten
Produkten oder Ackerland. Wie vorhin erwähnt, ist dies aber nicht möglich, durch die
subventionierten Produkte.139
3.2.2.5 Umwelteinflüsse
Die Umwelt hat einen starken Einfluss auf die Lebensmittelproduktion. Besondere
Wetterverhältnisse, wie Dürren oder Fluten, können zur Zerstörung der Felder oder zur
Verschlechterung der Bodenqualität führen. Diese Umwelteinflüsse haben
Ernteausfälle zur Folge.140 Aufgrund dieser Ernteausfälle sinkt das Angebot und die
Preise für diese Lebensmittel.
Auch die Klimaveränderung, die Hand in Hand mit der Umweltverschmutzung geht,
spielt eine bedeutende Rolle, wenn es um die weltweite Lebensmittelversorgung geht.
Die Auswirkungen der Umweltzerstörung, wie Dürre, Überschwemmungen oder
Entwaldung, haben einen großen Einfluss auf die in Armut lebenden Menschen in
Entwicklungsländern. Diese Umwelteinflüsse wirken sich besonders negativ auf die
Anbauflächen, welche als Existenzgrundlage für LandwirtInnen gelten, und somit direkt
auf die Ernte aus. Die Betroffenen können ihre Produkte nicht mehr selbst zur eigenen
Deckung der Lebensmittelversorgung verwenden, noch diese zum Verkauf
135
Vgl. Kulke, Ulli: Der Fluch des Biosprits. Warum der exzessive Einsatz nachwachsender Rohstoffe als Ersatz für Benzin die
Umwelt zerstört und zu einer Explosion der Lebensmittelpreise führen könnte. In: die Welt, 06.12.2007.
http://www.welt.de/welt_print/article1434185/Der-Fluch-des-Biosprits.html [03.12.2012]
136
Vgl. Ruzicka, Johanna: EU-Kommission bremst bei Agrarkraftstoffen. In: Der Standard, 17.10.20112.
http://derstandard.at/1350258638573/EU-Kommission-bremst-bei-Agrarkraftstoffen [11.03.2013]
137
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 5.b.
138
Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012]
139
Vgl. DifA: Ernährungssicherung. http://www.armut.de/bekaempfung-der-armut_lokalestrategien_ernaehrungssicherung.php?mysid=r0amuuq8qe0b65dfb06gs8vgmdts2fjt [13.03.2013]
140
Vgl. Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen sozioökonomische Rahmenbedingungen und
Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien:
Wirtschaftsuniversität Wien, 2012, S. 34.
Seite | 31
bereitstellen. Somit hat die Zerstörung von Anbauflächen auch einen besonderen
Einfluss auf die Armut und den Hunger.141
Im Jahr 2011 waren zirka zehn Prozent von den weltweit Hungernden von
Naturkatastrophen betroffen.142 Beispielsweise stieg im Mai des Jahres 2012 der Preis
für Sojabohnen auf ein neues Maximum. „Ein Scheffel Sojabohnen (rund 27
Kilogramm) kostete mehr als 15 US-Dollar.“143 Es wird angenommen, dass
Ernteausfälle in Südamerika der Grund für diese Preiserhöhung verantwortlich sind.144
3.3 Lösungsvorschläge
3.3.1 Kritik der derzeitigen Hungerhilfe
Es wird kritisiert, dass sich „weder die UN-Mitgliedsstaaten, noch die Regierungen in
Afrika an ihre Versprechen halten, mehr in die Landwirtschaft zu investieren und
ausreichende Mittel für Entwicklungshilfe im ländlichen Raum zur Verfügung zu
stellen.“145
Ein wichtiger Kritikpunkt ist die DAC (Development Assistance Committee)-Statistik,
welche die gesamten offiziellen Leistungen der Entwicklungshilfe (Official Development
Assistance) zusammenfasst. Diese bestehen aus den Finanzflüssen der öffentlichen
Entwicklungszusammenarbeit, den sonstigen öffentlichen Leistungen, den privaten
Leistungen zu marktüblichen Bedingungen und den Zuschüssen privater
Hilfsorganisationen. 146 Die von der Österreichischen Forschungsstiftung für
Internationale Entwicklung (ÖFSE) publizierte Tabelle (Abb.2) zeigt, die finanziellen
Gesamtleistungen Österreichs an Entwicklungsländer und multilaterale Stellen in den
Jahren 2006-2010 in Mio € und in %.
Abb.5
141
Vgl. DifA: Klimawandel. http://www.armut.de/aspekte-der-armut_ursachen-und-folgen-derarmut_klimawandel.php?mysid=r0amuuq8qe0b65dfb06gs8vgmdts2fjt [11.03.2013]
142
Vgl. Herre, Roman: Der Tod im Tank. Spekulationen mit dem Land und der Boom der Öko-Kraftstoffe sind mit Schuld am
Nahrungsmangel in Afrika. In: Der Standard, 10.08.2011. http://derstandard.at/1311803135195/Hungersnot-in-Afrika-Der-Todim-Tank [08.12.2012]
143
N.N.: Angst vor steigendem Sojapreis. Der Preis für Sojabohnen und Mais hat zuletzt stark zugelegt. Bei Experten nährt das
die Befürchtung, dass eine neue Nahrungsmittelkrise ausbrechen könnte. In: Die Presse, 01.05.2012.
http://diepresse.com/home/wirtschaft/boerse/753881/Angst-vor-steigendem-Sojapreis?from=suche.intern.portal [08.12.2012]
144
Vgl. ebenda
145
N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA, der
EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse,
14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012]
146
Vgl. Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung - ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik:
Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag,
2012, S. 66.
Seite | 32
Im Jahr 2010 wurden insgesamt 3.646 Mio Euro von Österreich für Entwicklungshilfe
ausgegeben. Verglichen mit dem Jahr 2006, kann man deutlich erkennen, dass es einen
Rückgang der Entwicklungshilfe von ungefähr 900 Mio. Euro gab. Das bedeutet, dass
weniger finanzielle Mittel als Entwicklungshilfe an Entwicklungsländer oder multilaterale
Stellen ausgegeben wurden. Weiters ist der Anteil der Öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit an den Gesamtleistungen im Jahr 2010 (25%) fast um die Hälfte
gesunken verglichen mit 2006, wo sich dieser Anteil auf 43%, also fast auf die Hälfte der
Gesamtleistungen, belief.
Ein weiterer Kritikpunkt der DAC-Statistik besteht darin, dass sie weder zeigt wie diese
finanziellen Mittel überhaupt wirken, noch wie viele dieser finanziellen Mittel wirklich in
den Entwicklungsländern oder bei multilateralen Organisationen ankommen. Bestimmte
finanzielle Mittel, die als öffentliche Entwicklungshilfe ausgegeben werden, bleiben im
Geberland und werden dort ausgegeben. Beispielsweise können Administrationskosten,
Ausgaben für Asylwerber und Asylwerberinnen, sowie indirekte Studienplatzkosten als
147
öffentliche
Entwicklungszusammenarbeit
angegeben
werden.
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) fordern hier mehr „genuine Entwicklungshilfe“.
Damit sind jene finanziellen Leistungen der Geberländer gemeint, die wirklich in den
Entwicklungsländern ankommen und mit denen dann im jeweiligen Land Projekte
finanziert werden können.148
Im Zusammenhang mit den Gesamtleistungen eines Landes, die als Entwicklungshilfe
ausgegeben werden, ist es wichtig zu erwähnen, dass nur die DAC-Geberländer
darüber entscheiden, was als Entwicklungshilfe zählt und was nicht. Da den
Partnerländern nur eine beobachtende und keine aktive Rolle bei Besprechungen der
DAC-Geberländer zugewiesen wird, entsteht ein sogenannter „Geberclub“. Das
bedeutet, dass „unter Umständen eigene Interessen eine größere Rolle spielen, als der
Ansatz, dass dem Land mit diesen Transfers tatsächlich geholfen wird.“149 Ziel wäre es,
sich mit den großen neuen Akteuren zusammenzusetzen, um über ihre Aktivitäten zu
sprechen, wie beispielsweise China, Russland und Indien. China lässt große Summen
an Finanzmitteln nach Afrika fließen und begründet dort Wirtschaftspartnerschaften.
Diese Partnerschaften mit Entwicklungsländern haben auch einen Einfluss auf die
Entwicklungszusammenarbeit der DAC-Länder.150
Die verschiedenen Ministerien und Politikbereiche stellen einen weiteren Kritikpunkt dar.
Aktionen der Landwirtschaftspolitik, wie beispielsweise Subventionen auf europäische
Produkte haben einen negativen Einfluss auf die Entwicklungspolitik, welche erreichen
mochte, dass die dort lebenden Landwirte und Landwirtinnen ihre Produkte zu einem
fairen Preis verkaufen können um eine gewisse Selbstständigkeit zu erlangen. Somit
sollten diverse Aktionen verschiedenster Politikbereiche immer auch ihre Auswirkungen
bedenken.151 Ziel wäre es hier eine „kohärente Entwicklungspolitik“ zu schaffen. Das
bedeutet, dass verschiedene Politikbereiche eines Landes so agieren sollten, dass sie
auf die Entwicklungspolitik und ihre Auswirkungen auf diesen Bereich Rücksicht
147
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Fragen 2.b und 2.c.
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 7.
149
Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 2.b.
150
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 4.b
151
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 5.b.
148
Seite | 33
nehmen, wie beispielsweise die vorhin angesprochene Agrarpolitik. 152 Sinnvoll wäre
hier, nach Vorschlag der Österreichischen Forschungsstiftung für internationale
Entwicklung (ÖFSE), die Realisierungen eines „Ministeriums für globale Fragen“.153
3.3.2 Entwicklungshilfe
Jedes Land sollte die Armuts- und Hungerbekämpfung als eines seiner Ziele festgesetzt
haben, somit auch Österreich. Das Land Österreich setzt sich, laut Dr. Wolfgang
Waldner (Staatssekretär im Bundesministerium für europäische und internationale
Angelegenheiten), daher für die Entwicklung von Wachstum und der Reduktion von
Hunger und Armut in weniger entwickelten Ländern ein154
Das United Nations Development Programme (UNDP) hat daher acht Ziele festgesetzt,
die bis zum Jahr 2015 erreicht werden sollten.155 „Diese Ziele sollen von den
Entwicklungsländern selbst erreicht werden, wobei die Partnerländer nur unterstützend
tätig sind.“156 Eines dieser Ziele behandelt die Bekämpfung der Armut und die
Halbierung des chronischen Hungers bis zum Jahr 2015. Kritiker und Kritikerinnen sind
allerdings der Meinung, dass diese nicht bis zum vorgegebenen Jahr erreicht werden
können.
Jedes Land, das ein DAC (Development Assistance Committee)-Mitgliedsland ist muss
Entwicklungshilfe leisten. Diese finanziellen Gesamtleistungen bleiben entweder im
Geberland selbst, fließen an die Entwicklungsländer selbst oder werden multilateralen
Stellen wie beispielsweise den UN, der EU, Entwicklungsbanken oder der Weltbank,
zugewiesen, die mit diesen finanziellen Mitteln eigene Programme und Projekte
finanzieren. Hierbei kann die Organisation selbst entscheiden wie viel finanzielle Mittel in
welches Projekt oder Programm fließen.157
3.3.2.1 World Food Programme (Welternährungsprogramm)
Das UN World Food Programme (WFP) wurde 1961 gegründet und bildet heute „die
größte humanitäre Organisation der Welt“.158 Das WFP wird zu 100% durch freiwillige
Spenden finanziert. Im Jahr 2010 beliefen sich die finanziellen Zuwendungen auf 3,82
Milliarden US-Dollar, wovon rund 93% für den Transport und den Einkauf von
Lebensmitteln ausgegeben wurden. Außerdem wurden rund 78% dieser eingekauften
Nahrungsmittel in Entwicklungsländern selbst eingekauft, um die anbauenden
Landwirte und Landwirtinnen zu unterstützen.159
3.3.2.1.1 Nothilfe
Lebensmittel werden mittels schneller Transportmittel in die betroffenen Gebiete
gebracht, um die Hungernden dort zu versorgen. Gleichzeitig informieren Mitarbeiter,
die vor Ort sind, wie viele neue Nahrungsmittel benötigt werden. 160 Generell ist zu
152
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 8.
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Fragen 10.a und 10.b.
154
Vgl. ÖFSE (Hg.): Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der Österreichischen
Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012, S. 61.
155
Vgl. United Nations Development Programme (UNDP): The Millennium Development Goals. Eight Goals for 2015.
http://www.undp.org/content/undp/en/home/mdgoverview.html [23.12.2012]
156
Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 5.a.
157
Vgl. Obrovky, Michael: Interview am 07.12.2012, Fragen 1 und 6.
158
Vgl. WFP: Über WFP. Übersicht. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp [18.12.2012]
159
Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [18.12.2012]
160
Vgl. WFP: Was wir tun. Nothilfe. http://de.wfp.org/was-wir-tun/nothilfe [19.12.2012]
153
Seite | 34
sagen, dass im Jahr 2010 zirka 90% der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des WFP in
Entwicklungsländern selbst stationiert waren.161
3.3.2.1.2 Schulmahlzeiten
Die Schulspeisungen des WFP bieten einen Anreiz für die Familien ihre Kinder in die
Schule, anstatt sie betteln oder arbeiten zu schicken. Die Versorgung mit
Lebensmitteln erhöht die Konzentrationsfähigkeit der Kinder in der Schule. 162 Im Jahr
2011 erhielten 23,2 Millionen Kinder Schulspeisungen.163
3.3.2.1.3 „Food for Work“ und „Food for Assets“-Programme
Lebensmittel oder finanzielle Mittel in Form von Bargeld werden an arbeitende
Menschen vergeben, die sich in Bereichen engagieren, die diesen Menschen helfen
sich in Zukunft eigenständig zu erhalten.164 Die Beteiligung an solchen Projekten
belief sich im Jahr 2011 auf 21,3 Millionen Menschen.165
3.3.2.1.4 „Purchase for Progress (P4P)“ – Chancen für Kleinbauern
Derzeit herrscht eine besonders hohe Nachfrage nach Lebensmitteln. P4P verhilft
Kleinbauern und -bäuerinnen ihre Produkte zu einem fairen Preis zu verkaufen. Das
WFP kauft die angebauten Produkte und versorgt mit diesen die hungernde
Bevölkerung vor Ort.166
3.3.2.2 Hilfe anderer Organisationen
3.3.2.2.1 Alliance Against Hunger and Malnutrition (AAHM)
Das AAHM setzt sich für die Reduktion des Hungers und der Mangelernährung in
Entwicklungsländern ein. Die Erreichung der Millennium Development Goals (MDGs)
bis zum Jahr 2015 steht hier im Vordergrund. Die Zusammenarbeit zwischen dem
Staat und der Zivilbevölkerung wird als eine effektive Methode zur Erreichung der
MDGs gesehen. Mittels Plattformen soll die Kommunikation der einzelnen „National
Alliance members“ gefördert werden.167 Mithilfe der „National Alliance members“ und
verschiedensten NGOs soll die Lebensmittelversorgung in Entwicklungsländern
gesichert werden.168
3.3.2.2.2 UNICEF
Kinder in Entwicklungsländer haben für UNICEF höchste Priorität und werden in
vielen Bereichen unterstützt. Vor allem wird Bereichen wie Gesundheit und
Krankheiten (HIV/AIDS), Missbrauch, Ausbeutung, Menschenrechte und Ernährung
besondere Beachtung geschenkt.169 UNICEF hilft im Sektor Ernährung durch
therapeutische Ernährungszentren und Informationsabende für Familien. 170 Weiters
161
Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [10.12.2012]
Vgl. WFP: Was wir tun. Schulspeisungen. http://de.wfp.org/was-wir-tun/schulspeisungen [18.12.2012]
Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [18.12.2012]
164
Vgl. WFP: Was wir tun. „Food for Work“-Projekte. http://de.wfp.org/was-wir-tun/food-work [18.12.2012]
165
Vgl. WFP: Über WFP. Zahlen und Fakten. http://de.wfp.org/%C3%BCber-wfp/zahlen-und-fakten [18.12.2012]
166
Vgl. WFP: Was wir tun. Purchase for Progress (P4P) – Chancen für Kleinbauern. http://de.wfp.org/content/purchaseprogress-p4p-%E2%80%93-chancen-f%C3%BCr-kleinbauern [18.12.2012]
167
Vgl. Alliance Against Hunger and Malnutrition (AAHM): About AAHM. What we do. http://www.theaahm.org/aboutaahm/what-we-do/en/ [23.12.2012]
168
Vgl. AAHM: Alliance Partners. Join us. http://www.theaahm.org/alliance-partners/en/ [25.12.2012]
169
Vgl. UNICEF: Über uns. Schwerpunkte. http://www.unicef.at/ueber-uns/schwerpunkte/ [25.12.2012]
170
Vgl. UNICEF: Über uns. Schwerpunkte. Ernährung. http://www.unicef.at/ueber-uns/schwerpunkte/ernaehrung/ [25.12.2012]
162
163
Seite | 35
verteilt die Organisation Mikronährstoff-Pulver, Jod-, Vitamin- und Eisentabletten,
Maßbänder und Waagen zur Vorbeugung von Mangelernährung.171
3.3.2.2.3 World Vision
“World Vision ist ein christliches Kinderhilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten
nachhaltige
Entwicklungszusammenarbeit,
humanitäre
Hilfe
und
172
entwicklungspolitische Anwaltschaft.“
World Vision setzt sich im Bereich
Lebensmittelversorgung nicht nur für Kinder und Kleinkinder, sondern auch für
Menschen in Katastrophen- und Hungergebieten ein. Durch Spenden werden
Nahrungsmittel gekauft und Schulungen für Bauern und Bäuerinnen finanziert.173
3.3.3 Stopp der Ursachen
Eine Möglichkeit die Ursachen, wie „Land Grabbing“, die Produktion von
Agrartreibstoffen und Spekulationen mit Grundnahrungsmitteln zu stoppen oder zu
senken, wäre die Reduktion der Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln. Beispielsweise
könnte das durch den Stopp von Spekulationen erfolgen. Die FAO setzt sich für ein
Verbot von Spekulationen ein.174 Weiters könnten die Spekulationen reduziert werden
indem der Staat Steuern auf Spekulationsgeschäfte einhebt.
Der Leiter des Berliner WFP-Büros, Ralf Südhoff, ist davon überzeugt, dass man
einerseits Kleinbauern und Kleinbäuerinnen in Entwicklungsländern mehr unterstützen
sollte, andererseits einen Appell an die Konsumenten und Konsumentinnen richten sollte
um den weltweiten Fleischkonsum zu senken.175
Ein weiterer Lösungsansatz zur Senkung der Nachfrage an Grundnahrungsmitteln zur
Produktion von Agrartreibstoffen wäre eine grundlegende Änderung des Lebensstils der
Menschen. Die Mobilität müsste eingeschränkt werden. Konkret bedeutet das die
Verkürzung von langen Transportwegen und die Einschränkung des Fernhandels.176
Die Abschaffung von Agrarsubventionen durch die EU könnte einen Ansatz zur
Bekämpfung von Hunger in Entwicklungsländern bieten. Das WFP und andere
humanitäre Organisationen befürworten die Abschaffung solcher Subventionen, da es,
für die Bekämpfung von Hunger und Armut in Entwicklungsländern wichtig wäre, dass
sich diese Länder selbst versorgen können und unabhängig von anderen werden.177
3.3.4 Steigerung des Bewusstseins der Zivilbevölkerung in Industrieländern
Mittels entwicklungspolitischer Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit versucht man die
Menschen über die Probleme der Unterernährung, deren Auswirkungen und deren
Möglichkeiten zur Bekämpfung zu informieren.178
171
Vgl. UNICEF: UNICEF hilft. Kampf gegen den Hunger. http://www.unicef.at/unicef-hilft/kampf-gegen-den-hunger/
[25.12.2012]
172
World Vision: Über World Vision. http://www.worldvision.de/world-vision.php [18.12.2012]
173
Vgl. World Vision: Unsere Arbeit. Wofür wir uns einsetzen. Ausreichende und gesunde Nahrung.
http://www.worldvision.de/unsere-arbeit-wofuer-wir-uns-einsetzen-ausreichende-und-gesunde-nahrung.php [25.12.2012]
174
Vgl. Weltecke, Katharina: Interview am 31.12.2012, Frage 4.b.
175
Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012]
176
Vgl. Müller, Oliver: Wer Mais tankt, lässt Menschen hungern. Agrotreibstoffe wie Biodiesel und Ethanol sind ein Irrweg. In:
Der Tagesspiegel, 06.12.2007. http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/positionen-wer-mais-tankt-laesst-menschenhungern/1113918.html [08.12.2012]
177
Vgl. Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2012. http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index.jsp [24.11.2012]
178
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 9.b.
Seite | 36
3.3.4.1 FAIRTRADE
Konsumenten und Konsumentinnen sollten über die Auswirkungen auf
Entwicklungsländer, die ihre Kaufentscheidung(en) mit sich bringen informiert werden.
Ein möglicher Ansatz wäre hier das Kaufen von Fair-Trade-Produkten, um die
Ausbeutung von Arbeitern und Arbeiterinnen zu verhindern und eine gerechte
Bezahlung zu gewährleisten.179 Das Fair-Trade-Gütesiegel, welches auf allen FairTrade-Produkten zu finden ist, garantiert den fairen Handel zu Fair-Trade-Standards.
Das bedeutet, dass nicht nur Plantagenarbeiter und -arbeiterinnen, sondern auch
Kleinbauerfamilien gerecht für ihre Arbeit entlohnt werden und ihre Produkte um einen
fairen Preis verkaufen können.180
3.3.4.2 Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung
(ÖFSE)
Das ÖFSE wurde 1967 gegründet und wird durch die Österreichische
Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Sie bietet Analysen, Beratungen und
Informationen zur österreichischen und internationalen Entwicklungspolitik.181 Durch
verschiedenste Veröffentlichungen der ÖFSE und der Datenbank, über welche
„Projekte und Programme der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit,
wissenschaftliche Literatur und Medien abgerufen werden“182 können, könnte die
österreichische Zivilbevölkerung in Zukunft besser informiert werden. Generell ist zu
sagen, dass staatliche Einrichtungen, welche Informationsarbeit leisten, das
Bewusstsein der Bevölkerung stärken könnten. Das könnte somit die Bereitschaft zur
Entwicklungshilfe stärken.
Eine tatsächliche Realisierung eines „Ministeriums für globale Fragen“, in dem alle
Politikbereiche zu einem großen zusammengefasst sind, würde möglicherweise zu
einer „kohärente Entwicklungspolitik“ führen. Dieses Ministerium, wie es die
Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE) vorschlägt,
könnte das Bewusstsein der Menschen verändern. Sollte solch ein Ministerium
tatsächlich in Zukunft verwirklicht werden, so wird der Bevölkerung möglicherweise
bewusst, dass sie „eine bestimmte globale und nicht nur rein nationale Verantwortung
tragen.“183
3.3.4.3 Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
Die NGOs fungieren als wichtiges Medium zwischen dem Staat und der Bevölkerung
eines Landes. Sie bieten das beste Beispiel zur Erklärung von Entwicklungshilfe und
was sie tatsächlich bewirkt. Oftmals können NGOs auch konkrete Beispiele aufweisen
und weisen eine höhere Glaubwürdigkeit gegenüber der Zivilbevölkerung auf. 184
Vgl. N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so viel wie die Bevölkerung der USA,
der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse,
14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aera-der-globalenHungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012]
180
Vgl. FAIRTRADE ÖSTERREICH: Produzenten. http://www.fairtrade.at/produzenten/ [25.12.2012]
181
Vgl. ÖFSE: Wir über uns. Kurzvorstellung. http://www.oefse.at/ueberuns.htm [25.12.2012]
182
ebenda
183
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 10.c.
184
Vgl. Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012, Frage 9.b.
179
Seite | 37
4. Verzeichnisse
Seite | 38
4.1 Literaturverzeichnis
4.1.1 Bücher
Artl, Ulrich: Der Nahrungsmittelaußenhandel der Entwicklungsländer Afrikas.
Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der
Universität Hamburg. – Hamburg: 1968, S. 13 – 43; S. 63 – 76; S. 91 – 107; S. 129 –
143; S. 158 – 179; S. 200 – 213.
Collier, Paul: Die Unterste Milliarde. Warum die ärmsten Länder scheitern und was man
dagegen tun kann. – München: Verlag C. H. Beck oHG, 2008.
Liberti, Stefano: Landraub. Reisen ins Reich des neuen Kolonialismus. – Berlin: Rotbuch
Verlag, 2012.
Obrovsky, Michael: Entwicklungspolitische Kohärenz. Zu den erweiterten politischen
Rahmenbedingungen für mehr Wirksamkeit in der Entwicklungszusammenarbeit.
Working Paper 16, Februar 2007.
Opitz, Peter J. (Hg.): Grundprobleme der Entwicklungsländer. – München: C.H.
Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1991.
Schaufler, Hermann: Der neue Hunger im 21. Jahrhundert und dessen
sozioökonomische Rahmenbedingungen und Auswirkungen. Missernten, agrarpolitische
Entscheidungen oder doch Rohstoff- und Lebensmittelspekulationen? – Wien:
Wirtschaftsuniversität Wien, 2012.
Yunus, Mohammed: Die Armut besiegen – München: Carl Hanser, 2008.
Ziegler, Jean: Der Hass auf den Westen. Wie sich die armen Völker gegen den
wirtschaftlichen Weltkrieg wehren. – München: Wilhelm Goldmann Verlag, 2011.
Ziegler, Jean: Wir lassen sie verhungern. Die Massenvernichtung in der Dritten Welt. –
München: C. Bertelsmann Verlag, 2012.
4.1.2 Sammelwerke oder Aufsatzsammlungen
ArbeitsGemeinschaft EntwicklungsZusammenarbeit (AGEZ): Die österreichischen NGOs
der Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit – ihre Rolle jetzt und in der
Zukunft: ein unverzichtbarer Partner für die OEZA und die Länder des Südens. – Wien:
27.03. 2006
Bahnen, Heinrich-K.; Jansen, Jürgen; Welsch, Friedrich: Entwicklungspolitik.
Unterentwicklung – Entwicklungsstrategien. – Baden-Baden: Nomos
Verlagsgesellschaft, 1976.
Bateman, Milford; Sinkovic, Dean; Škare, Marinko: The contribution of the microfinance
modelt on Bosnia’s post-war reconstruction and development: how to destroy an
economy and society without really trying – Pula, 2012.
Bateman, Milford; Sinkovic, Dean: Undermining Sustainable Local Economic and Social
Development with Microfinance: Evidence from Croatia. Dobrila Pula University, 2008.
Seite | 39
Fialho-Gomes, Bea de Abreu (Hg.); Maral-Hanak, Irmi (Hg.); Schicho, Walter (Hg.):
Entwicklungszusammenarbeit. Akteure, Handlungsmuster und Interessen. – Wien:
Mandelbaum Verlag, 2006.
Hammler, Katharina: Mikrokredite – eine kritische empirische Bestandsaufnahme. Wien:
ÖFSE, 2011.
Kaboski, Joseph; Townsend, Robert: Theimpactsofcredits on villageeconomies –
Cambridge: University of Cambridge, 2009.
Maeser, Paul: Mikrofinanzierungen – Chancen für die Entwicklungspolitik und
Rahmenbedingungen für einen effizienten Einsatz. Berlin: School of Economics, 2008.
Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.):
Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Informationen. Staat und Entwicklung. 1.
Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2009.
Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.):
Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Informationen. Krisen und Entwicklung. 1.
Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2010.
Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.):
Politikkohärenz durch Kohärenzpolitik! Bedingungen für Policy Coherence for
Development in Österreich. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2011.
Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.):
Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der
Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012.
4.1.3 Beiträge
Hurtz, Simon: Im Slum auf Selbstsuche. In: Die Zeit, Nr. 04, 2012.
Kucklick, Christoph: Viel hilft viel. Oder nicht? In: Geo, Nr. 05, Mai 2012.
4.1.4 Internet
4.1.4.1 Zeitungsartikel
Bateman, Milford: Let’s not kid ourselves that financial inclusion will help the poor. In:
theguardian online, 2012. http://www.guardian.co.uk/global-development/povertymatters/2012/may/08/financial-inclusion-poor-microfinance [19.09.2012]
Becker, Markus: Report: Menschen essen so viel Fleisch wie nie.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/fleischatlas-report-zeigt-globalen-fleischkonsum-a-876756.html [13.02.2013]
Blume, Georg: Selbstmord wegen 25 Rupien. In: TAZ online, 2010.
http://www.taz.de/!56488/ [22.12.2012]
Seite | 40
Böhm, Andrea; Grefe: Christiane: Die Welt lernt noch! Wenn Bilder des Hungers uns
erreichen, ist es zu spät. Man kann auch früher handeln. In: Die Zeit, 12.05.2012.
http://www.zeit.de/2012/20/Hunger [02.12.2012]
D’Almayda, Kanya: Microcredit Critics Say Debt Doesn’t Equal Emancipation. In: Inter
Press Service, 2011. http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54596 [21.10.2012]
Endres, Alexandra: Mais aus Afrika für Afrika. Nahrung für die Hungernden am Horn
von Afrika kauft das WFP im Nachbarland Uganda. Doch dort ist es schwer,
ausreichende Mengen zu beschaffen. In: Die Zeit, 15.09.2011.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2011-09/uganda-wfp-einkauf-nothilfe [06.12.2012]
Freudenschuß, Ina: Ideologie der Mikrokredite – Kritik. Kleinstkredite für Arme sind seit
den 1980ern eine zentrale Entwicklungsstrategie. Seit geraumer Zeit wird Kritik laut am
Mainstreaming der „Händlerinnen-Mentalität“ in der Armutsbekämpfung. In: Die
Standard, 06.03.2008. http://diestandard.at/1204643382315/Nachlese-Ideologie-derMikrokredite [25.06.2012]
Gnauk, Anne: Entwicklungsländer. Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut? In:
Scinexx - Das Wissensmagazin, 06.11.2001.http://g-o.de/dossier-detail-225-1.html
[01.09.2012]
Heidenfelder, Claudia: Interview mit Ralf Südhoff. In: Planet Wissen, 02.03.2009.
http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/interv
iew_mit_ralf_suedhoff.jsp [24.11.2012]
Heidenfelder, Claudia: Kampf um Nahrungsmittel. In: Planet Wissen, 25.10.2010.
http://www.planetwissen.de/politik_geschichte/wirtschaft_und_finanzen/kampf_um_nahrungsmittel/index
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Herre, Roman: Der Tod im Tank. Spekulationen mit dem Land und der Boom der ÖkoKraftstoffe sind mit Schuld am Nahrungsmangel in Afrika. In: Der Standard,
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Kulke, Ulli: Der Fluch des Biosprits. Warum der exzessive Einsatz nachwachsender
Rohstoffe als Ersatz für Benzin die Umwelt zerstört und zu einer Explosion der
Lebensmittelpreise führen könnte. In: Die Welt, 06.12.2007.
http://www.welt.de/welt_print/article1434185/Der-Fluch-des-Biosprits.html [03.12.2012]
Müller, Oliver: Wer Mais tankt, lässt Menschen hungern. Agrotreibstoffe wie Biodiesel
und Ethanol sind ein Irrweg. In: Der Tagesspiegel, 06.12.2007.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/positionen-wer-mais-tankt-laesstmenschen-hungern/1113918.html [08.12.2012]
N.N.: Angst vor steigendem Sojapreis. Der Preis für Sojabohnen und Mais hat zuletzt
stark zugelegt. Bei Experten nährt das die Befürchtung, dass eine neue
Nahrungsmittelkrise ausbrechen könnte. In: Die Presse, 01.05.2012.
Seite | 41
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N.N.: Die neue Ära der globalen Hungerkrisen. 925 Millionen Menschen hungern – so
viel wie die Bevölkerung der USA, der EU und Japans. Schuld an der Krise ist vor
allem ein Mangel an politischem Willen und Zahlungsmoral. In: Die Presse,
14.10.2010. http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/602216/Die-neue-Aerader-globalen-Hungerkrisen?from=suche.intern.portal [27.11.2012]
N.N.: Dürre, Armut und Konflikte in Westafrika. Caritas ruft zu Patenschaft gegen
Hunger auf – Internationaler Kongress Anfang Juni in Wien. In: Der Standard,
30.03.2012. http://derstandard.at/1332324243572/Drohende-Hungerkrise-DuerreArmut-und-Konflikte-in-Westafrika [08.12.2012]
N.N.: Hungersnot weitet sich trotz Hilfe aus. Seit Tagen treffen Lebensmittel und
Medikamente in Somalia ein. Zu wenig, beklagen die UN. Viele Menschen werden
zudem gar nicht erreicht. In: Die Zeit, 04.08.2011.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-08/somalia-hunger-ausweitung
[04.12.2012]
N.N.: Krise zeigt verheerende Auswirkungen auf Welthunger.
http://www.kleinezeitung.at/nachrichten/chronik/2166335/1-02-milliarden-menschenhunger-betroffen.story [03.12.2012]
N.N.: Minister für Sozialentwicklung: Millenniums-Ziel erreicht. Patrus Ananias: 2003
schafften 19 Millionen Brasilianer Sprung aus extremer Armut. In: Der Standard,
30.09.2012. http://derstandard.at/1254310305047/Minister-fuer-SozialentwicklungMillenniums-Ziel-erreicht [07.12.2012]
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Welternährungstag macht auf die wichtige Hilfe zur Selbsthilfe aufmerksam. In: Der
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N.N.: Soja- und Maispreise ziehen stark an. Experten machen dafür die steigende
Nachfrage in China und eine fallende globale Produktion wegen der Dürre in
Lateinamerika verantwortlich. In: Die Presse, 30.04.2012.
http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/753793/Soja-und-Maispreiseziehen-stark-an?from=suche.intern.portal [02.12.2012]
N.N.: 923 Millionen Menschen hungern. Am stärksten betroffen sind afrikanische
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Patentrezept? Die Lobby behauptet es – um sich Milliardensubventionen zu sichern. In:
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[25.12.2012]
Seite | 45
World Food Programme (WFP): Hunger. Zahlen & Fakten. Grafiken zum Thema
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WFP: Was wir tun. „Food for Work“-Projekte. http://de.wfp.org/was-wir-tun/food-work
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WFP: Was wir tun. Nothilfe. http://de.wfp.org/was-wir-tun/nothilfe [19.12.2012]
WFP: Was wir tun. Purchase for Progress (P4P) – Chancen für Kleinbauern.
http://de.wfp.org/content/purchase-progress-p4p-%E2%80%93-chancen-f%C3%BCrkleinbauern [18.12.2012]
WFP: Was wir tun. Schulspeisungen. http://de.wfp.org/was-wir-tun/schulspeisungen
[18.12.2012]
WFP: Was wir tun. Übersicht. http://de.wfp.org/was-wir-tun [18.12.2012]
World Vision: Unsere Arbeit. Wofür wir uns einsetzen. Ausreichende und gesunde
Nahrung. http://www.worldvision.de/unsere-arbeit-wofuer-wir-uns-einsetzenausreichende-und-gesunde-nahrung.php [25.12.2012]
World Vision: Über World Vision. http://www.worldvision.de/world-vision.php
[18.12.2012]
WWF: Fleisch & Hunger. http://fleischfrage.wwf.de/worum-gehts/fleisch-hunger/
[14.02.2013]
4.1.5 Sonstige Medien
Küblböck, Karin: Interview am 04.12.2012
Obrovsky, Michael: Interview am 07.12.2012
Weltecke, Katharina: Interview am 31.12.2012
Ö1 ORF: Klartext Hunger, 26.09.2012
4.2 Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Sütterlin, Sabine; Karsch, Margaret: Mirkokredite. http://www.berlininstitut.org/online-handbuchdemografie/entwicklung/mikrokredite.html [22.12.2012]
Abb. 2: ebenda
Abb. 3: CIA World Factbook: http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=65&c=bl&l=en
[22.03.2013]
Seite | 46
Abb. 4: Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO): Weltweite
Verbreitung von Unterernährung. http://www.fao.org/hunger/en/ [18.12.2012]
Abb. 5: Österreichische Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung – ÖFSE (Hg.):
Österreichische Entwicklungspolitik: Analysen, Berichte, Informationen. Die Zukunft der
Österreichischen Entwicklungspolitik. 1. Auflage. – Wien: Südwind-Verlag, 2012, S. 66.
Seite | 47
5. Anhang
Seite | 48
5.1 Projektanträge
5.1.1 Projektantrag Valeria Ertelt
Thema
Entwicklungsländer – Wege aus der Armut
Teammitglieder
Valeria Ertelt, Alexandra Lenz
Projektziel
(Forschungsfrage)
Wie wirkt sich das Mikrofinanzierungssystem auf die Gesellschaft eines Entwicklungslandes aus und
was ist die Problematik bei dieser Armutsbekämpfungsmethode?
TEAMTEIL
1.
Was ist Armut?
1.1. Definiton (laut Weltbank)
1.2. Least Developed Countries
2.
Ursachen / Gründe für Armut
2.1 Kolonialismus
2.2 Bildung, Infrastruktur
2.3 politisches System
2.4 Marktverhältnisse
2.5 Umweltfaktoren
3.
Auswirkungen der Armut (schlechte Lebensqualität, Krankheiten / Seuchen)
4.
Instrumente der Armutsbekämpfung (Fehlgeleitete Hilfe - ineffiziente Armutsprogramme
die Mängel nicht ausbessern, Verschwendung von Mitteln im Entwicklungsland)
4.1 Staatliche Entwicklungspolitik
4.2 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs
4.3 Modernisierungstheorie
4.4 Dependenztheorie
Projektbeschreibung
EINZELTEIL: Mikrofinanzierung
1.
Das System der Mikrofinanzierung
1.1 Definition
1.2 Zielsetzung
1.2.1
Ziele für Kreditgeberinstitute
1.2.2
Ziele für Konsumenten
1.2.3
Ziele für Arbeitsmarkt
1.3 Kreditgeber
1.4 Kreditnehmer
1.5 Darlehnsvertrag
1.5.1
Investitionsbereiche
1.5.2
Kredit-Rückzahlungsprozess
2.
Folgen des Mikrofinanzsystems
2.1 Wirtschaftliche Auswirkungen
2.2 Displacement Effekt
2.3 Veränderung der Produktionssektoren
2.4 Steigerung des Konsumverhaltens
3.
Soziale Auswirkungen
3.1 Sozialer Druck
3.2 Empowerment von Frauen
Projektgrenzen
Genauere Kritik zusammenhängend mit der Herkunft des Kapitals der Institute, keine präzise
Beschreibung einer Organisation/ Institution/ Staaten
Eingereicht am
31. Oktober 2012
Genehmigt am
06. November 2012
von
Monika Wiedermann
Seite | 49
5.1.2 Projektantrag Alexandra Lenz
Thema
Entwicklungsländer – Wege aus der Armut
Teammitglieder
Alexandra Lenz, Valeria Ertelt
Projektziel
(Forschungsfrage)
Worin liegen die Ursachen für den Hunger in den Entwicklungsländern und wie kann er bekämpft
werden?
TEAMTEIL
5.
Was ist Armut?
5.1. Definiton (laut Weltbank)
5.2. Least Developed Countries
6.
Ursachen / Gründe für Armut
2.6 Kolonialismus
2.7 Bildung, Infrastruktur
2.8 politisches System
2.9 Marktverhältnisse
2.10 Umweltfaktoren
7.
Auswirkungen der Armut (schlechte Lebensqualität, Krankheiten / Seuchen)
8.
Instrumente der Armutsbekämpfung (Fehlgeleitete Hilfe - ineffiziente Armutsprogramme
die Mängel nicht ausbessern, Verschwendung von Mitteln im Entwicklungsland)
4.5 Staatliche Entwicklungspolitik
4.6 Entwicklungszusammenarbeit der NGOs
4.7 Modernisierungstheorie
4.8 Dependenztheorie
Projektbeschreibung
EINZELTEIL: Lebensmittelunterversorgung in EL
4.
Mangelernährung
2.5 Begriffsdefinitionen (Unterschiede Hunger, Unterversorgung u. versteckter Hunger)
2.6 Fakten zur Mangelernährung (wie viele Menschen hungern weltweit u. sterben an
den Folgen, meist betroffene Länder und Gruppen etc.)
2.7 Folgen / Auswirkungen (Tod, Krankheiten, Kinderprostitution, Kanisterstädte,
Kriminalität etc.)
5.
Ursachen
2.8 Allgemeine Ursachen
2.9 Ursachen in Bezug auf die Lebensmittelproduktion
2.9.1 Land Grabbing
2.9.2 Börsenspekulation mit Grundnahrungsmitteln
2.9.3 Agrartreibstoffe
2.9.4 Subventionen
2.9.5 Umwelteinflüsse
6.
Lösungsvorschläge
3.3 Kritik der derzeitigen Hungerhilfe (Lebensmittellieferungen aus den
Industrieländern)
3.4 Entwicklungshilfe
3.4.1
World Food Programme (Hilfe, Organisation etc.)
3.4.2
Hilfe anderer Organisationen
3.5 Stopp der Ursachen (Landgrabbing, Umstieg auf andere Rohstoffe bei
Treibstoffproduktion etc.)
3.6 Steigerung des Bewusstseins der Zivilbevölkerung in Industrieländern (Rolle der
Medien, Politik etc.)
Projektgrenzen
keine genaue Beschreibung der Rolle der UNO bei Entwicklungshilfe
Eingereicht am
19. Oktober 2012
Genehmigt am
21. Oktober 2012
von
Monika Wiedermann
Seite | 50
5.2 Interviewprotokolle
5.2.1 Interviewprotokoll Valeria Ertelt
Interviewpartnerin: Karin Kublböck
Karin Küblböck ist Ökonomin und Gründungsmittglied von ATTAC Österreich.
Momentan ist sie an der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale
Entwicklung (ÖFSE) beschäftigt und ist gegenwärtig im Bereich Internationale
Entwicklungspolitik und Weltwirtschaft tätig. Sie hat in Wien und Buenos Aires
(Argentinien) Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften studiert. Sie ist auch
Lektorin im Studienfach Internationale Entwicklung an der Universität Wien.
Interviewort:
Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung
(ÖFSE) – Sensengasse 3, 1090 Wien, Österreich
Datum: 04.12.2013
1.
Wie sieht die Entwicklung von Mikrokreditnutzern in den vergangenen Jahren aus?
Wie hat sich deren Anzahl und die Aufteilung zwischen männlichen und weiblichen
Nutzern verändert?
Ich glaube das kann man wahrscheinlich nicht eindeutig sagen, sofern man sich
nicht alle Mikrokreditprogramme ansieht. Aber tendenziell gibt es gerade in armen
Ländern den Trend, dass sich vor allem Frauen Mikrokredite in Anspruch nehmen
sollen. Weil man davon ausgeht, dass dies zum Empowerment of Women kommt
und dass Frauen sozusagen anders mit dem Geld, umgehen. Ich weiß nicht ob es
Untersuchungen gibt, die untersuchen ob und wie sich die Anzahl und die Art von
Mikrokrediten verändert hat Es gibt keine Untersuchungen zu einem globalen
Trend. Wahrscheinlich ist es besser sich einzelne Fonds anzusehen.
2.
Wie sehen die Zahlen bei Missbrauchsfällen der Kredite aus? z.B. läuft der Kredit
über die Frau, jedoch wirtschaftet der Mann?
Da weiß ich auch nicht ob es Zahlen gibt, aber tendenziell gibt es einen Trend,
dass in Familien die Mittel geteilt bzw. von anderen Familienmitgliedern verwendet
werden. Man muss ja auch schauen, wofür die Kredite verwendet werden.
Es ist auch wichtig zu beachten, dass diese Ideologie hinter den Mikrokrediten
besagt, dass jeder ein Unternehmer eine Unternehmerin sein kann. Sozusagen
um Armut zu bekämpfen geht es darum, günstige Kredite zur Verfügung zu stellen
und man denkt, dass die Armen es dann eh selber schaffen, dadurch dass sie
aktiv werden und Unternehmer werden, aus der Armutsfalle herauszukommen.
3.
Was wird dann genau mit den Mitteln finanziert?
Grundsätzlich ist das Ziel dass diese Mittel für produktive Zwecke verwendet
werden. Investitionen in einen kleinen Betrieb, oder den Kauf einer Kuh und
schließlich Milch produzieren kann und diese verkaufen kann. Etwas das über
Subsistenzwirtschaft hinausgeht. Oder eben andere kleinere Betriebe wo etwas
erzeugt oder gehandelt wird.
Seite | 51
Oft ist es so, dass Kreditprogramme für Konsumkredite verwendet werden um ein
gewisses Konsumniveau aufrecht zu erhalten. Das macht es natürlich schwierig,
diese zurückzuzahlen, da keine zusätzlichen Einkommen erwirtschaftet werden.
Insofern gibt es keine Zahlen von Missbrauchsfällen, denn was genau heißt jetzt
Missbrauch? Ist es Missbrauch, wenn Menschen in einer Situation sind wo sie
nicht genügend Einkommen haben um ihren Konsum oder ihr Leben aufrecht zu
erhalten? Ist es dann Missbrauch wenn Menschen Kredite verwenden um ihren
Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen auch wenn es ursprünglich nicht
definiert war? Diese Definition von Missbrauch ist wahrscheinlich sehr schwierig.
Was man zum Beispiel in Bosnien gesehen hat, dazu kann ich Ihnen gerne auch
ein Working Paper mitgeben, ist, dass Kredite sehr oft für Konsum verwendet
worden sind, auch wenn sie gedacht waren für produktive Zwecke verwendet zu
werden.
Auch bei dem Thema Mann und Frau, ist es natürlich auch so, dass die ganze
Familie das verwendet. Oder auch stärken oft die Kreditvergabe nicht unbedingt
die Frauen.
Valeria Ertelt: Meistens dienen sie ja sowieso dazu, die Familie zu versorgen.
Genau. Ich denke mir, was auch jedenfalls sehr wichtig ist, ist die Frage: sind
diese überhaupt eine Form um Armut zu bekämpfen? Insofern ob überhaupt jeder
und jede ein Unternehmer eine Unternehmerin ist. Womöglich haben Sie sich dazu
schon Gedanken gemacht.
Nun, wenn Sie sich vorstellen, jemand gibt ihnen eine 10.000€ Kredit. Würden Sie
gleich wissen was Sie damit machen um Ihren Lebensunterhalt zu verdienen?
Valeria Ertelt: Man braucht schon Know-How und eine Chance zu erkennen wo
man investieren soll und man muss auch wissen, wie man seine Kosten verwalten
soll.
Genau. Ein Unternehmergeist ist nötig. Haben arme Menschen, die oft keine
Ausbildung besitzen, den nötigen Unternehmergeist um ein Unternehmen zu
gründen? Oft suchen diese einfach nur einen Job, also ein geregeltes und
sicheres Einkommen. Da stellt sich die Frage auf, ob es vielleicht nicht besser
wäre statt in einzelne Kühe, in eine Molkerei zu investieren, welche dann Jobs zur
Verfügung stellt und bei welcher auch die Produktivität höher ist.
a.
Also sollte eher in mittelgroße Unternehmen anstatt Kleinstunternehmen,
investiert werden welche das Nötige Know-How zur Verfügung haben und
auch über die benötigten Sicherheiten verfügen?
Exakt.
7.
Wie groß ist der Anteil der Menschen mit sekundärem/ tertiärem Schulabschluss
welche zu Mikrokrediten greifen um selbstständig erwerbstätig zu werden? Gibt
es bei diesen Gruppen ein anderes Investitionsmuster verglichen mit Menschen
ohne primärem Schulabschluss?
Seite | 52
Grundsätzlich ist es so, dass in Wirklichkeit die meisten Menschen einfach nur
eine Arbeit eine Job suchen, die ihnen ein geregeltes und gutes Leben ermöglicht.
Das muss jetzt nicht immer unbedingt ein Mikrounternehmen oder immer die
Selbstständigkeit sein. Das kann in bestimmten Kontexten dazu führen, dass
Einkommen erwirtschaftet werden und dass sozusagen die Produktion steigt, aber
es muss auch nicht dazu führen und es könnte sein dass andere Maßnahmen
wirksamer sind. Es muss von Fall zu Fall genau angesehen werden. Das hängt
immer von den Umständen ab ob sie eine Chance haben oder nicht.
Aber als DAS Instrument der Armutsbekämpfung, als das es in den letzten Jahren
verkauft worden ist, zeigen immer mehr Studien, dass diese nicht unbedingt einen
positiven Effekt haben müssen.
8.
Wieso denken Sie, dass erst in den letzten Jahren Menschen beginnen die Erfolge
von Mikrokrediten zu analysieren und man draufkommt dass es eigentlich keine
einsichtigen Erfolge gab obwohl sie jahrzehntelang beworben wurden?
(Umformulierung zu: Wieso wird die Wirkung von Mikrokrediten erst in den letzten
Jahren näher erforscht? Wieso ist der Erfolg so schwer zu messen?)
Das hat gut zu einer Ideologie gepasst, die einer marktfreundichen, die bestätigt
dass der Staat eine kleinere Rolle im Marktgeschehen haben soll. Die
Eigeninitiative sollte gestärkt werden, die Menschen sollen sich selbst über
Marktkräfte aus der Armut hervorholen. Sozusagen wurden die strukturellen
Ursachen von Armut eher ausgeblendet, wie Ungleichverteilung oder bestimmte
andere strukturelle Ursachen.
Mikrokredite haben zu dieser Ideologie sehr gut dazu gepasst. Zur Ideologie, dass
Arme nur gestärkt werden müssen und sich diese selbst herausholen. Es ist
gerade ein ganz neuer Artikel publiziert worden, welcher systematisch alle
Evaluierungen der letzten Jahre zu Mikrokrediten untersucht, und diese kommen
zu dem Ergebnis, dass es keine eindeutigen positiven Effekte von Mikrokrediten
gibt. Weder Employmentcreate, also die Schaffung von Arbeitsplätzen, noch auf
Bildung.
Einige Evaluierungen haben Ergebnisse gezeigt, dass manche Familien, die
Mikrokredite in Anspruch genommen haben, ihre Kinder aus der Schule
herausnehmen mussten, da sie sich die Kreditrückzahlungsraten nicht mehr
leisten konnten. Es gibt auch einige Studien die zu positiven Effekten kommen,
dass z.B. Frauen „empowerd“ worden sind oder dass sich die Wohnsituation
verbessert hat, jedoch sind diese nicht eindeutig auf Mikrokredite zurückzuführen,
sondern womöglich auf andere äußerliche Einflüsse.
Meistens ist es schwierig herauszufiltern auf was die positiven Effekte
zurückzuführen sind, da ja Mikrokredite oft in breitere Maßnahmen eingebettet
sind. In einem Artikel den ich Ihnen mitgeben kann untersuchen die Autoren
seriöse Studien, und kommen drauf, dass es überhaupt keine eindeutigen
Ergebnisse gibt.
Seite | 53
Valeria Ertelt: Das ist wirklich sehr beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt,
dass Muhammed Yunus den Friedensnobelpreis gewonnen hat für diese
Maßnahme die, nach den neuesten Erforschungen, nicht wirklich erfolgreich ist.
Es gab einen totalen Hype. Positive Effekte kann es natürlich auch geben. Jedoch
die große Lehre ist, man muss sich immer anschauen in welchem
Zusammenhang, in welchem Sektor, Mikrokredite vergeben werden und wie
schauen die gesellschaftlichen Strukturen aus. Erst wenn man das weiß, dann
kann und soll man agieren.
9.
In einer 2008 in Sri Lanka durchgeführten Studie wurden die Auswirkungen von
Mikrokrediten auf den finanziellen Erfolg von Männern und Frauen erhoben .
Dabei wurden grundlegende Unterschiede beim männlichen und weiblichen
Umgang
mit
Gewinnen
festgestellt.
Ist
Vermögensaufbau
für
Mikrokreditunternehmerinnen nun nur auf Grund der Ausgaben für Gesundheit,
Bildung und Lebensmittel niedriger als die der männlichen, oder gibt es außer
diesen noch andere Faktoren?
Also da ist in der Studie herausgekommen, dass Männer einen größeren
Vermögensaufbau haben als Frauen?
Nun ich denke, dass es deshalb oft ist weil Frauen eher für die Ausgaben für die
Familie zuständig sind. Oft sind sie kulturell bedingt eher für die Erziehung der
Kinder, für die Versorgung der Familie zuständig. Tendenziell ist es so, dass
Frauen sich oft eher für Reproduktionstätigkeiten verantwortlich fühlen, als
Männer.
10. Haben Männer allgemein gesehen nach der Inanspruchnahme von Mikrokrediten
mehr Vermögen als Frauen?
Grundsätzlich haben Männer oft mehr Vermögen als Frauen, jedoch ist es nicht
bewusst, ob diese nach der Anspruchnahme mehr Vermögen haben als Frauen.
11. Viele bekannte Ökonomen, die sich mit Mikrofinanzierungsmitteln beschäftigen,
vertreten die Meinung, dass Mikrokredite eigentlich Ihren Zweck verfehlen,
MikrounternehmerInnen Startkapital/ Kapital zu gewähren, und die Mittel eher für
Anderes ausgegeben werden. Aus welchen Gründen werden Kredite eher dafür
verwendet Konsumgüter zu kaufen anstatt Mikrounternehmen weiter zu
finanzieren?
Einerseits ist es so, dass arme Menschen konkret für ihren täglichen
Lebensunterhalt Konsumgüter brauchen. Sozusagen ist ja nichts schlechtes,
wenn man sich einen Kühlschrank kauft um Nahrungsmittel besser
aufzubewahren. Es erfüllt zwar ihren Hintergrund nicht, welcher besagt, dass
Mikrokredite für einkommensgenerierende Zwecke verwendet werden und dem ist
oft nicht so. Konkret würde ich sagen dass sie dafür verwendet werden, um die
individuellen Präferenzen der Konsumenten zu erfüllen und um einfach ein
besseres Leben zu führen. Armut ist ja etwas sehr relatives, also wenn man einen
Fernseher besitzt hat man vielleicht etwas mehr Prestige.
Seite | 54
Da gibt es ja auch diese Studien von Esther Duflo zur Armut welche einem
verständlich machen warum Arme sich so verhalten wie sie es tun. Also wird
genauer einfach Armut untersucht. Man merkt, dass oft Arme darauf verzichten
sich Nahrung zu kaufen um einen Fernseher zu finanzieren. Einfach weil dies
dann der einzige Zugang zur großen Welt, zu Neuigkeiten und auch zur
Gesellschaft sind. Das sind dann auch genau diese Gründe.
12. Was passiert wenn Kreditnehmer Forderungen nicht nachkommen können? Zu
welchen Mitteln greifen Kreditgeber um ihre
Forderungen an den/die
KreditnehmerIn erfüllt zu sehen? Wie handeln bei Zahlungsunfähigkeit die
Kreditgeber?
Oft passiert, dass dann einerseits umgeschult wird, aber Mikrokreditnehmer
brauchen auch oft Garantien von anderen Familienmitgliedern oder Freunden um
einen Mikrokredit in Anspruch nehmen zu können. Dann werden auch oft die
Garantien schlagend.
Wenn Sie morgen zur Veranstaltung kommen dann werden Sie das
wahrscheinlich eh auch hören. Aber was zum Beispiel in Bosnien passiert ist: Viele
Leute haben, die auch selbst Kredite genommen haben, Garantien sozusagen als
Freundschaftsdienst vergeben, und haben nie gedacht dass diese Menschen nie
in der Lage seien werden, diese Kreditraten zurückzuzahlen. Das war eine total
negative Auswirkung für den sozialen Zusammenhalt, es sind Feindschaften
zwischen Familien entstanden, da Bürgen plötzlich Kredite zurückzahlen mussten.
Es gibt ja auch Sicherheiten bei Mikrokrediten, das sind vor allem diese
Bürgschaften oder security circles, In Bangladesch zum Beispiel.
Das ist auch sehr problematisch, da durch diese solidarische Haftung alle für eine
Person gerade stehen müssen.
Auch hat sich die ganze Mikrokreditbranche in Richtung Kommerzialisierung
entwickelt. Das ist auch einer der Trends. Früher war dies eine Aktivität von NGOs
oder Non Profit Unternehmen, und irgendwann dachte man sich, dass man das
doch auch kommerziell machen könnte, also doch auch Gewinne herauszuführen
seien.
Wenn man Gewinne erzielen muss, müssen natürlich die Zinsen höher sein und
auch der Druck diese zurückzuzahlen, muss natürlich auch größer sein. Da steigt
auch der Trend, dass sich z.B. Mikrokreditnehmer selbst umbringen. Da kennen
Sie bestimmt einige Beispiele.
Da entstehen schon Tragödien. Was man dazu sagen muss, wie diese
Mikrokredite vergeben werden. Diese sind ja wirklich sehr, sehr leicht zu haben.
Sie werden dem Kreditnehmer auch teilweise aufgedrängt, da sie sehr leicht zu
haben sind. Ähnlich war es in der Subprime Krise in den USA, nach welcher viele
ihre Häuser verloren haben, und jetzt vor dem Bankrott stehen, einfach weil sie
ihre Kredite nicht zurückzahlen konnten und weil die Kredite einfach so leicht zu
haben waren.
13. Gibt es Zahlen über Suizide durch Zahlungsunfähigkeit?
Seite | 55
Diese kann ich Ihnen leider nicht genau liefern, aber womöglich finden sie dazu
Studien.
14. Wieso denken Sie dass der Staat tendenziell so wenig Macht hat über die
Mikrofinanzindustrie und z.B. keinen Schutz für den Kreditnehmer eingeführt hat?
Wieso gibt es kein umfangreicheres Schutzprogramm in Entwicklungsländern für
MikrokreditnehmerInnen, die zahlungsunfähig werden?
Nun, um wieder das Beispiel Bosnien zu nehmen, kann man sagen dass es nicht
einmal ein gescheites Kreditregister gab. Das heißt, dass die verschiedenen
Mikrofinanzunternehmen sich untereinander nicht mal ausgetauscht haben. Das
bedeutet man hätte zu verschiedenen Kreditinstituten gehen können und einen
Mikrokredit in Anspruch nehmen können, auch wenn Sie den Kredit bei den
anderen nicht zurückzahlen können. Das wird nun sehr wohl eingefühlt.
a.
Weltweit wird das eingeführt oder nur in Bosnien?
Gute Frage. Ich weiß nicht genau, da müssten sie sich informieren. Aber es
gibt jetzt weltweit Gespräche darüber. Oder in Indien gibt es auch
Umschulungsprogramme und öffentliche Diskussionen um sicherzugehen,
dass die Kredite nicht mehr so leichtsinnig vergeben werden.
15. Wieso gibt es kein umfangreicheres Schutzprogramm in Entwicklungsländern für
MikrokreditnehmerInnen, die zahlungsunfähig werden? Wären Organisationen,
welche Frauen dabei helfen selbstständige Erwerbstätigkeit zu erreichen hilfreich?
Wissen Sie ob es tendenziell Organisationen die Frauen helfen die alleine
dastehen?
Ja natürlich. Es gibt auch Organisationen die Frauen unterstützen. Aber was ich
spannend finde sind Organisationen wie SEWA (Self Employed Women
Association) die es in Süd-Afrika und in Indien gibt, welche einführen, dass Frauen
sich selbstständig mit Hilfe von Kooperativen unterstützen beim Aufbau von
Betrieben. Da gibt es ein gegenseitiges Empowerment, es gibt Kooperativen, man
unterstützt sich gegenseitig. Hilfe kommt nicht von außen, sondern von den
Frauen selber.
a.
Wie steht es mit der Absicherung wenn diese Kredite in Anspruch nehmen?
Naja, da gibt es einen gemeinsamen Fond, wo man sich im Notfall hinwenden
kann. Aber das ist ein gutes Beispiel von einer anderen Haltung einfach. Man
sagt, okay man wird nicht von außen gepowert sondern es ist sozusagen ein
gemeinsames Unternehmen.
Aber es gibt natürlich auch andere Organisationen die darauf aus sind Frauen
zu stärken. So wie Organisationen wie care oder viele andere. Es geht immer
darum sich das genauer anzuschauen, von Land zu Land von Sektor zu
Sektor, was passiert da genau, inwiefern entsteht eine genaue Anhänglichkeit.
Und ab wann entsteht wirklich eine Selbstständigkeit. Was auch wichtig ist, ist
sich anzuschauen in wie weit werden Strukturen gefördert die so was wie
einen Zusammenhalt fördern, eine Solidarität zwischen den Gruppen
Seite | 56
ermöglichen. Ohne eine größere Struktur gibt es keine Gesellschaftsbildung,
da nur lauter Mikrounternehmer für sich selber existieren. In vielen Orten ist es
auch so, dass Mikrounternehmer alle dasselbe machen. Es sitzen z.B. Frauen
am Straßenrand und verkaufen Erdnüsse. Das ist ja auch keine erfolgreiche
Strategie, da dadurch keine Produktivität entsteht und nur viel zu viel
Konkurrenz entsteht. Die Nachfragekapazität erhöht sich ja auch nicht, da
macht sich der Markt ja nur gegenseitig den Markt kaputt, da entsteht ja nichts
wenn lauter Kleidungsgeschäfte in einer Straße existieren.
16. Ein anderer negativer Effekt von Mikrokrediten ist der Displacement Effekt, wie in
der Literatur beschrieben. Was genau ist dieser (wird im vorigen Abschnitt erklärt)
und welche Maßnahmen seitens des Staates könnten getroffen werden um diesen
zu verhindern?
Im Prinzip geht es auch darum, dass man sich anschaut wie haben sich erfolgreiche
Länder entwickelt. Das geht nur über Investitionen, Produktivitätssteigerungen,
Adaptionen von neuen Technologien und Konzentration auf Dinge die man wirklich gut
kann. Gerade bei diesen Mikrokrediten passiert das ziemlich wenig, gerade Innovation
braucht es einfach größere Strukturen auch.
a.
Das ist ja auch eher Vermögensaufbau von unten, also um Investitionen von
oben zu bekommen, braucht es Hilfe vom Staat oder privaten Investoren.
Ja es braucht eine Industriepolitik die erfolgreich eingebettet werden muss. Es
kann schon erfolgreich sein für kleinere Unternehmen, jedoch muss man sich
genau ansehen wie diese funktionieren und wie produktiv sie sind. Um bei
dem Kuhbeispiel zu bleiben, bevor ganz viele einzelne Menschen eine Kuh
sich finanzieren, damit sie auf der Straße ihre zusätzliche Milch verkaufen
können, ist es doch viel intelligenter eine Molkerei aufzumachen und viele
verschiedene Milchprodukte zu entwickeln. Statt einzeln zu agieren, wäre es
besser sich zusammen zu tun und gemeinsam eine Maschine zu kaufen
welche produktiver ist.
b.
Und von wem sollte dies initiiert werden? Auch von Ngos, Privaten oder gleich
vom Staat?
Ich glaube es braucht eine gute Zusammenarbeit. Von unternehmerischer
Ebene, von einem Staat der dies fördert und auch von NGOs die es genauso
sehen und bewusst diese Initiativen fördern. Auch von Gewerkschaften die
auch darauf schauen, dass die Arbeitnehmerrechte gestärkt werden. Es ist
einfach wichtig, dass ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen diesen
Parteien gelingt.
17. Welche Veränderungen muss es Ihrer Meinung nach auf dem Mikrofinanzmarkt
geben, um die langfristige Kreditfinanzierung von UN zu ermöglichen?
Naja, wichtig ist es, dass beim Mikrofinanzmarkt auf das ganze Finanzsystem
geschaut wird. Was auf jeden Fall wichtig ist, dass ein Banken- und das
Mikrofinanzensystem nicht voneinander abgekoppelt sind. Man muss beachten,
dass ein erfolgreiches Mikrounternehmen das viele Mitarbeiter hat und auch
Seite | 57
Profite, fließend in das normale Finanzsystem übergeht. Insbesondere braucht es
nicht nur einen Mikrofinanzmarkt, sondern ein inklusives Finanzsystem, wo einfach
lokale Ressourcen mobilisiert werden welche auch für Investitionen zur Verfügung
stehen. Also dass es auch über den Bankensektor geht, und man nicht von
Investitionen von außen abhängig ist.
a.
Wie sollte dies initiiert werden?
Man muss sich ansehen welche positiven Beispiele es gibt. Z.B.
Entwicklungsbanken in Brasilien oder auch öffentliche Entwicklungsbanken
die die Industriepolitik unterstützen. Es hat in der Vergangenheit oft
Entwicklungsbanken gegeben die sich darum gekümmert haben, nur sind
diese dann privatisiert worden oder gar abgeschafft worden, und ich glaube
man muss sich anschauen welche Strukturen gibt es die wirklich produktive
Investitionen fördern und welche verschiedenen Maßnahmen es gibt die da
zusammen halken müssen, damit das geht.
b.
Zwischenfrage: Gibt es in den letzten Jahren eine Tendenz in diese Richtung?
Es gibt verschieden Tendenzen. In Lateinamerika gibt es wieder die Tendenz
sich mehr auf Industriepolitik zu konzentrieren. Gerade in Brasilien wird sehr
viel gemacht und da gibt es auch noch eine öffentliche Entwicklungsbank.
Auch in Zentralamerika, also Venezuela, Kolumbien gibt es Versuche so eine
Art Industriepolitik zu betreiben.
Es gibt auch so Kooperativen, z.b. in Spanien die hundert tausende
Mitarbeiter hat, die auch so eine Entwicklungsbank dabei haben.
18. Wieweit können durch Mikrokredite finanzierte Unternehmen nachhaltig wachsen
und Innovation am Markt bringen? Was müsste geschehen um
Kleinstunternehmen in Mittelunternehmen zu transformieren? Sind Mikrokredite an
Einzelpersonen überhaupt geeignet um diesen Effekt zu erzielen?
Es ist sicher viel Know-How nötig auf der einen Seite, auf der anderen Seite darf
man sich nicht nur die Angebotsseite ansehen. Das eine ist die Angebot Seite aber
dann ist wieder die Frage, für wen man eigentlich produziert. Gibt es überhaupt
eine vorhandene Nachfrage? Da braucht es eine gute Analyse insgesamt über die
vorhandene Marktsituation um zu erfahren wo Produktivitätssteigerungen möglich
sind, wo Verdrängungseffekte entstehen könnten. Der Sektor muss eben genau
betrachtet werden.
Und wie schafft man es mehr Nachfrage zu schaffen? Da geht es natürlich auch
um die Frage wie hoch sind die Löhne, bekommt man überhaupt Arbeit, gibt es
Sozialleistungen, wie sieht das Steuersystem aus.
Ich glaube es gibt immer positive Beispiele und von denen kann man immer etwas
lernen.
Seite | 58
5.2.2 Interviewprotokoll Alexandra Lenz
Interviewpartner: Dr. Michael Obrovsky
Dr. Michael Obrovsky ist der Leiter des Bereichs Wissenschaft und Forschung der
Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE). Seine
Spezialisierung liegt auf der österreichischen und internationalen Entwicklungspolitik und
Entwicklungszusammenarbeit.
Interviewort:
Österreichische Forschungsstiftung für internationale Entwicklung
(ÖFSE) – Sensengasse 3, 1090 Wien, Österreich
Datum:
07.12.2012
Bezug auf die Arbeit „Österreichische Entwicklungspolitik 2012. Die Zukunft der
österreichischen Entwicklungspolitik“ – Teil II „finanzielle Gesamtleistungen
Österreichs an Entwicklungsländer und multilaterale Stellen“
1.
Teil II der Arbeit behandelt die finanziellen Gesamtleistungen von Österreich an
die Entwicklungsländer und multilaterale Stellen. Was verstehen Sie unter
„multilaterale Stellen“?
Multilaterale Stellen sind im Wesentlichen jene Einrichtungen, die innerhalb der
öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit unterschieden werden, also bilateralen
und multilateralen Leistungen. Multilateral heißt, dass diese Leistungen an
multilaterale
(mehrseitig,
vielseitig)
Organisationen
wie
die
UN,
Entwicklungsbanken, internationale Einrichtungen, die Europäische Union etc.
bezahlt werden. Diese machen dann eigene Programme, wo Österreich nicht
mitentscheiden kann, ob das Geld nach Uganda, nach Afghanistan oder wo auch
immer hingeht, sondern das entscheidet die Organisation selbst. In der Regel sind
das UN-Einrichtungen, die Weltbank, regionale Entwicklungsbanken etc.
1.
Das Development Assistance Committee – DAC veröffentlicht auf der Grundlage
der Meinungen der Mitgliedsländer eine Darstellung der ODA-Leistungen (official
development assistance). Diese Daten werden jährlich im Frühjahr des
Folgejahres als Vorausinformation und im Dezember als endgültige Daten
publiziert in Form der DAC-Statistik.
a. Welche Länder werden als DAC-Mitgliedsländer bezeichnet?
Im Wesentlichen sind das die Industrieländer. Es ändert sich aber je nach
dem wer gerade ansucht. Es gibt natürlich auch verschiedene ehemalige
sogenannte Entwicklungsländer wie Südkorea, die in der Zwischenzeit DACMitglied geworden sind.
Hier muss man unterscheiden: Es gibt OECD-Mitglieder, aber nicht jedes
OECD-Mitglied ist automatisch Mitglied beim DAC. Das DAC ist nur das
Development Assistance Committee (Entwicklungshilfekomitee) der OECD.
Entsprechend der Wirtschaftsleistungen und Wirtschaftsfähigkeiten können
das im Wesentlichen die europäischen Länder, nordamerikanischen Länder,
Industrieländer, Australien und Neuseeland sein.
Seite | 59
b.
Sie kritisieren in Ihrer Arbeit die oben genannte DAC-Statistik. Welche
Kritikpunkte weißt sie auf, außer die lange Bearbeitungszeit und die daraus
resultierende Nicht-Aktualität dieser?
Ein wesentlicher weiterer Kritikpunkt ist, dass es eigentlich eine Statistik ist,
die nur den Ausfluss bzw. den finanziellen Abgang aus den Budgets misst und
sich daher nicht damit auseinandersetzen kann, ob das Geld in Ländern der
Dritten Welt ankommt, wer es bekommt, wie viel dort überhaupt ankommt und
wie es wirkt. All das zuvor gesagte kann man mit dieser Methode nicht
messen. Hier braucht man andere Messmethoden und –instrumente. Man
geht derzeit in die richtige Richtung und versucht die Kategorien so zu
verändern und hat sie teilweise schon so verändert, dass man näher in die
Richtung kommt, sagen zu können, wie viel von diesen öffentlichen Mitteln
erreichen tatsächlich, im Sinne von Finanzmitteln, die Länder und wie viel
davon wird im Norden in den Entwicklungsländern selbst ausgegeben.
Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt ist, dass in dieser Statistik die
„Spielregeln“ in erster Linie von den DAC-Geberländern definiert werden und
hier gibt es keine Beteiligung der Partnerländer. Sie werden zwar unter
Umständen als Beobachter eingeladen, aber wenn es um die „Spielregeln“
geht, machen sich das die Geber untereinander aus. Das führt leider dazu,
dass man meint es entsteht ein „Geberclub“, der sich über die
Entwicklungshilfe unterhält, die er macht und auch was zu/als
Entwicklungshilfe zählt. Egal ob es tatsächlich hilft oder nicht. Das bedeutet:
Da spielen unter Umständen eigene Interessen eine größere Rolle als der
Ansatz, dass dem Land mit diesen Transfers tatsächlich geholfen wird.
c.
Des Weiteren wird kritisiert, dass die Statistik keinerlei Auskunft darüber gibt,
wie viele finanzielle Mittel tatsächlich in den Entwicklungsländern ankommt
und wie viele finanzielle Mittel wieder an das Geberland zurückfließen. Wieso
fließen finanzielle Mittel wieder zurück und werden nicht für Entwicklungshilfe
ausgegeben?
Das liegt in der Natur dieser statistischen Messmethode. Wenn man in einer
Statistik misst wie viel Geld ein Industriestaat aus seinem Budget für
Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit ausgibt, dann sind dort
bestimmte Leistungen enthalten, die nicht an das Entwicklungsland gehen.
Beispielsweise Administrativkosten, die für die Beamten und das Personal in
Österreich ausgegeben werden oder beispielsweise Entschuldungen. Bei
Entschuldungen bedeutet das, dass alte Schulden der Partnerländer, die nicht
unbedingt aus Entwicklungskrediten stammen müssen, sondern auch aus
ganz anderen Leistungen wie z.B. von privaten Krediten kommen können,
ausgeglichen werden und aber in Österreich bleiben. Das heißt: Es ist eine
rein buchhalterische Hilfe, aber es fließt kein Geld.
„Zurückfließen“, nur dann wenn Entwicklungszusammenarbeit in Form von
Krediten ausgegeben wird. Das bedeutet, dass das Land einen Kredit
bekommt und diesen auch zurückzahlen muss. Diese Rückzahlungen fließen
dann an das Geberland. Diese Zahlung geht ganz normal in das normale
Seite | 60
Budget ein und wird nicht wieder als Entwicklungshilfe ausgegeben. Bei der
österreichischen Entwicklungszusammenarbeit gibt es kaum noch
Kreditfinanzierungen, aber trotzdem ist das Problem in Österreich, dass sehr
viel von dem Geld gar nicht hinausgeht, also gar nicht in das Partnerland
abgeht, sondern hier ausgegeben wird. Um hier ein konkretes Beispiel zu
nennen: indirekte Studienplatzkosten oder Ausgaben für Asylwerber können
nach den „Spielregeln“ der DAC als öffentliche Entwicklungszusammenarbeit
gemeldet werden und werden aber alle in Österreich ausgegeben.
d.
2.
Wie viel % der gesamten finanziellen Mittel der Entwicklungshilfe bleiben
durchschnittlich im Geberland?
Das ist pro Jahr unterschiedlich, aber für Österreich kann man annehmen,
dass das zirka zwischen 50-60% sind. Je nachdem wie hoch beispielsweise
der Anteil der Entschuldung ist. In den letzten Jahren war dieser Anteil etwas
weniger, weil die Entschuldung zurückgegangen ist, dann werden es
wahrscheinlich zwischen 30-40% gewesen sein. Es handelt sich aber hierbei
um relativ hohe Summen, um hunderte Millionen Euro.
Weiters wird die DAC Statistical Working Party im Zusammenhang mit der DACStatistik genannt.
a. Wie setzt sich diese zusammen?
Diese DAC Statistical Working Party wird von den DAC Mitgliedern beschickt.
Dort sitzt jeweils ein Vertreter oder eine Vertreterin der DAC Mitgliedsstaaten
drinnen. In Österreich ist es so, dass meistens die Person drinnen sitzt, die die
Statistik
und
die
ganzen
Statistikaufzeichnungen
macht.
Das
Außenministerium oder die ADA (Austrian Development Agency), das
Finanzministerium haben eine bestimmte Politik und können dieser Person,
die meistens entweder ein Beamter oder eine Beamtin ist, ein Mandat
mitgeben und sagen, dass sie als Politiker und Politikerinnen von ihr erwarten,
dass sie dort jene Meinung vertritt. Es besteht nicht die Möglichkeit den
Vertreter oder die Vertreterin zu wählen, weil das eine Entsendung einer
Fachperson ist, die sich mit der Thematik am ehesten auskennt.
b.
Welche Aufgaben werden ihr zugewiesen, außer, wie in der Arbeit genannt,
die Defizite der DAC-Statistik zu beheben?
Die DAC Statistical Working Party sollte sich damit auseinandersetzen, wie
die Statistikbearbeitung die Anforderungen, die die Politik an sie stellt,
tatsächlich erfüllt, zum Beispiel: Was wird gebraucht um Fragen der
Entwicklungspolitik mithilfe der Statistik zu beantworten? Sehr oft weicht das
ab: Politiker und Politikerinnen haben gewisse Vorstellungen, beschließen
irgendwas bei entsprechenden Summits und High-Level-Meetings und
nachher kommt man drauf, dass man es nicht beantworten kann. Dazu fehlt
das statistische Instrumentarium, wenn man das tatsächlich beantworten
möchte. Beispielsweise bei Wirkungsfragen braucht man andere
Instrumentarien als eine Statistik, die nur misst wie Geld ausbezahlt wurde
und nicht sagen kann was das Geld bewirkt hat. Das ist das vollkommen
falsche Messinstrumentarium, das hier angewendet wird. Wenn die Wirkung
Seite | 61
wichtig ist für einen Politiker oder eine Politikerin, dann wird die statistische
Arbeitsgruppe sagen: „Wenn wir das machen sollen, dann brauchen wir ein
entsprechendes Mandat. Da bräuchten wir andere Instrumentarien dazu.
Bekommen wir diese oder nicht? Wenn nicht werden wir dazu kaum
Antworten finden können.“ Meistens ist es so, dass solche Gremien nicht von
heute auf morgen entscheiden und, dass solche Anpassungsprozesse von
Statistiken länger dauern.
19. Es wird erwähnt, dass China und Indien weder Mitglieder des DAC sind, noch
teilen sie die gemeinsamen Entwicklungskonzepte des DAC. Weiters besteht „kein
überzeugender Grund ihre Aktivitäten der DAC-Geberpolitik anzupassen“.
a. Warum wäre es für die DAC wichtig, dass genau diese 2 Länder Mitglied
werden?
Die Frage ist leider falsch formuliert, weil diese Länder werden nie dem DAC
beitreten und das DAC will auch gar nicht, dass diese beiden Länder
beitreten.
b.
Es wird erwähnt, dass derzeit ein „Problem des unzureichenden
Deckungsgrades der internationalen Entwicklungszusammenarbeit“ besteht.
Was genau ist damit gemeint? Wenn China und Indien nun dem DAC
beitreten würden könnte das genannte Problem dann behoben werden? Was
genau versteht man unter „ihre Aktivitäten“?
Im Wesentlichen geht es darum, dass Entwicklungsfinanzierung in erster Linie
von den DAC-Staaten betrieben wird und jetzt gibt es aber auch andere
Länder, die aber nicht beim DAC sind, die international (in Afrika, Asien) mit
Maßnahmen tätig sind, die man sozusagen unter Umständen auch als
Entwicklungszusammenarbeit definieren könnte, die aber von diesen Ländern
nicht als Entwicklungshilfe definiert wird. China engagiert sich mit enormen
Finanzmitteln in Afrika, baut dort Infrastruktur, schickt dort Chinesen und
Chinesinnen hin und macht Wirtschaftspartnerschaften. Jetzt sagen die
Afrikaner zum Beispiel: „Super! Endlich! Wir haben eine Alternative. Wir
brauchen uns nicht mehr nur an den Europäern orientieren und müssen das
nehmen, was uns die anbieten. Wir können auch mit den Chinesen und
Chinesinnen reden. Super!“ Weil die Chinesen fragen nicht, so wie Europäer:
„Wie ist das mit euren Menschenrechten?, Wie ist das mit „good
governance“?, Habt ihr einen Diktator oder nicht?“ Die Europäer meinen
dauernd, dass Menschenrechte so wichtig sind und wenn Afrika diese nicht
einhält, dann gibt es keine Entwicklungshilfe für das Land. Die Chinesen
fragen nicht nach Menschenrechten, sondern fragen beispielsweise: „Habt ihr
Rohstoffe? Und wenn ja: Die hätten wir gerne! Wir bauen euch dafür eine
Autobahn von da bis dorthin, etc. und dafür hätten wir gerne einen Vertrag.“
Das ist aber nichts anderes als eine wirtschaftliche Zusammenarbeit, die die
Europäer vor 30 Jahren genauso gemacht haben unter dem Titel
„Entwicklungszusammenarbeit“.
Das bedeutet: Es gibt jetzt viele neue Akteure, die Beziehungen haben mit
Entwicklungsländern, die ähnlich sind wie Entwicklungszusammenarbeit. Die
Summe dieser Maßnahmen wird immer bedeutender, wichtiger und größer.
Seite | 62
Jetzt sagt natürlich das DAC (Development Assistance Committee /
Entwicklungshilfekomitee der OECD): „Hoppla! Wenn wir uns global, also auf
einer globalen Ebene über Entwicklung unterhalten und wenn wir auf UN/OECD-Ebene über Maßnahmen reden wie Entwicklung am sinnvollsten ist,
dann sollte man jene Länder an den Tisch bekommen, die solche Aktivitäten
auch finanzieren, auch wenn sie diese nicht als Entwicklungszusammenarbeit
definieren. Weil deren Maßnahmen haben auch Wirkungen.“ Also bleibt es
sehr unvollständig wenn die DAC-Geberländer sich über ihre Maßnahmen
und die Koordinierung und Wirksamkeit ihrer Hilfen unterhalten, wenn
daneben auf einmal Staaten wie Brasilien, Indien, China, Russland, die alle
nicht DAC-Mitglied sind und es auch nicht so schnell werden, Maßnahmen
setzen die ganz anders rennen als das die DAC-Länder planen. China ist in
der Zwischenzeit einer der größten Akteure, beispielsweise in Afrika. Das ist
der Grund warum sie zum Beispiel China an den Tisch bekommen und mit
ihnen reden wollen über das was sie machen. Das Problem ist, dass die DACLänder nicht viel verhandeln können. Weshalb soll China mit ihnen
verhandeln?
Weil
China
sagt:
„Wir
machen
keine
Entwicklungszusammenarbeit. Warum soll ich mich mit dir (dem DAC)
zusammensetzten? Ich mache eine Wirtschaftspartnerschaft. Warum soll ich
dann über Entwicklungszusammenarbeit reden?“
Das bedeutet das größte Zugeständnis, dass man in diesem Kontext erreicht
hat war: Es gab eine internationale Konferenz in Busan (= zweitgrößte Stadt
Südkoreas) letztes Jahr (2011) im Dezember, wo man über die Wirksamkeit
von Entwicklungszusammenarbeit geredet hat, wo man diese neuen Geber
und die neuen Akteure eingeladen hat und dann gemeinsam mit denen ein
Papier verabschiedet hat, die „Busan declaration“. Dem hat China geduldig
zugehört und ein paar Sachen versucht raus zu streichen, daher ist es relativ
unverbindlich geworden. China stimmt zumindest zu, dass es wichtig ist, aber
sagt nicht, dass sie sich in allen Belangen an diese „Busan declaration“ halten
werden, weil sie machen sowieso keine Entwicklungszusammenarbeit. Diese
oben genannten Länder werden nie DAC-Geberländer, aber für die DAC ist es
wichtig, wenn sie politische Strategien, Wirksamkeit etc. im Kontext ihrer
Entwicklungspolitik diskutieren, dass sie auch die anderen Akteure mit
einbezieht, denn sonst wird die Wirksamkeit sehr bescheiden bleiben.
20. Immer öfter steht die Erreichung der Millennium Development Goals/ MillenniumsEntwicklungsziele (MDGs) im Vordergrund.
a. Was genau beinhalten diese Ziele?
Die MDGs (Millennium Development Goals / Millenniums-Entwicklungsziele)
finden Sie alle 8 Ziele auf einer eigenen Homepage von den MDGs
(http://www.undp.org/content/undp/en/home/mdgoverview.html).
Es
geht
darum: Bis zum Jahr 2015 sollte die gesamte Anzahl der in Armut Lebenden
halbiert werden, die Kindersterblichkeit soll reduziert werden, die
Einschulungsraten, vor allem von Mädchen in afrikanischen und vor allem
sub-saharischen Ländern sollen erhöht werden etc.
1. Eradicate extreme poverty and hunger
Seite | 63
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Achieve universal primary education
Promote gender equality and empower women
Reduce child mortality
Improve maternal health
Combat HIV/AIDS, malaria and other diseases
Ensure environmental sustainability
Develop a global partnership for development
Diese Ziele sollen von den Entwicklungsländern selbst erreicht werden, wobei die
Partnerländer nur unterstützend tätig sind.
b. Warum ist die Entwicklungszusammenarbeit alleine nicht in der Lage die
Voraussetzungen zur Erreichung dieser MDGs zu schaffen, wie in der Arbeit
erwähnt?
Weil es so viele andere Politikbereiche gibt, die in Beziehung zu Ländern der
Dritten Welt stehen und die Auswirkungen auf diese Länder haben. Es wäre
vermessen
und
absurd
zu
glauben,
dass
man
mit
Entwicklungszusammenarbeit die anderen Maßnahmen kurieren kann.
Denken Sie beispielsweise an die gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen
Union. Solange man in Europa den Anbau von bestimmten Nahrungsmitteln
subventioniert, Überproduktion hat und diese Überproduktion, teilweise billiger
als andere Länder sie produzieren können, mit Subventionen exportiert,
haben andere Länder wie beispielsweise Afrika ein Problem. Es gibt hier
zahlreiche Beispiele: Das ganze wurde durchgespielt bei Hühnerfleisch,
Rindfleisch, Tomaten - also bestimmte Agrarprodukte in Europa, wo es
Überproduktionen gibt, wo dann der Export subventioniert in afrikanische
Länder erfolgt und dort werden die Produkte dann, billiger als es der Bauer
produzieren kann, auf den Markt geschmissen. Damit ruiniert beispielsweise
Europa letztlich dort auch die Landwirtschaft. Wenn man den ganzen
Handelsbereich hernimmt: Solange man Zölle hat, die verhindern, dass
verarbeitete Waren von Entwicklungsländern nach Europa, Amerika oder in
die Industrieländer kommen, sondern nur Rohstoffe billig importiert werden,
aber die verarbeiteten Waren dann wieder teuer in den Entwicklungsländern
verkauft werden, habt man ungerechte oder ungleiche „terms of trade“.
In all diesen anderen verschiedenen Politikbereichen, die Auswirkungen auf
die Entwicklung haben, müsste man auch entwicklungsfördernd agieren. Dann
hätte man eine Chance, dass das passiert, aber wenn die rechte Hand nimmt,
dann wird es nicht viel helfen, wenn man mit der linken Hand ein paar Euro
hinüberschiebt und sagt: „So das ist die Entwicklungshilfe und mit dieser kann
ich diese Ziele alle erreichen.“ Das läuft unter der Diskussion „policy
coherence for development“, wo es eigentlich darum geht, dass man in
anderen Politikbereichen die Wirkung auf Entwicklungsländer anschauen
müsste und entsprechend so gestalten sollte, dass hier keine Schäden für
Entwicklungsländer auftreten, aufgrund der Beziehungen. Das funktioniert
aber leider nicht so, weil die Interessen und die Machtverhältnisse so sind wie
sie eben sind.
Seite | 64
21. Das DAC erfasst die Finanzflüsse der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit,
der sonstigen öffentlichen Leistungen, der privaten Leistungen zu marktüblichen
Bedingungen und der Zuschüsse privater Hilfsorganisationen.
a. Was genau beinhalten die einzelnen Gruppen im Speziellen?
Das Erste ist die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit: Es gibt ein
Regelwerk. Nach diesem Regelwerk kann man bestimmte vergünstigte,
öffentliche Leistungen, die ausgegeben werden mit dem primären Ziel der
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Entwicklung in einem
Partnerland, kann man unter bestimmten Bedingungen, wenn das
Zuschusselement einen bestimmten Grad erreicht hat, das als öffentliche
Entwicklungszusammenarbeit melden.
Die sonstigen öffentlichen Leistungen beinhalten zum Beispiel
Exportfinanzierungen, die nicht als öffentliche Entwicklungszusammenarbeit
gemeldet werden können. Also wenn beispielsweise durch die Kontrollbank
Exportfinanzierungen,
die
österreichische
Unternehmer
und
Unternehmerinnen in Entwicklungsländern durchführen, gestützt werden,
dann wird man in dieser Statistik die Exportfinanzierung unter „öffentliche
Leistungen“ finden.
Private Leistungen zu marktüblichen Bedingungen sind private, nicht durch
öffentliche Finanzen gestützte Investitionen in Entwicklungsländer und
Exportkredite.
Die Zuschüsse der privaten Hilfsorganisationen beinhalten die von
Nichtregierungsorganisationen und privaten Organisationen im Kalenderjahr
durch Fundraising, Spenden, Mitgliedswerbung, Mitgliedsschaften etc.
aufgebrachten Leistungen zum Zweck der Förderung von Entwicklung. Das
beinhaltet auch kirchliche Einrichtungen.
b.
Wie sieht die Verteilung der Finanzflüsse aus?
Die Frage ist so sehr schwer zu beantworten. Es geht nicht darum welche
Gruppe am meisten Finanzmittel bringt oder welche am meisten wirken,
sondern wie viele „Finanzflüsse“ von Österreich in Entwicklungsländer in den
verschiedenen Kategorien in einem Jahr festgehalten werden können. Rein
quantitativ betrachtet, kann man sagen, dass alle Privatinvestitionen, private
Exportkredite am höchsten sind, was aber immer von einer bestimmten
Konjunktur abhängt. In 2 Jahren kann das ganz anders sein, aber man muss
sagen, dass diese Investitionen in erster Linie in ostasiatische Länder
gegangen sind oder gehen und nicht unmittelbar etwas mit Entwicklung zu tun
haben. Sondern es geht darum, dass wenn große Investoren beispielsweise in
ein Kraftwerk in Kasachstan oder in China investieren, dann wird dort am
meisten an Investition zu finden sein. Von den Verteilungen her hat man
eindeutig
mehr
an
privaten
Leistungen,
nur
ist
das
keine
Entwicklungszusammenarbeit. Es geht nur darum, dass man innerhalb der
gesamten Statistik sieht wie denn überhaupt die finanziellen Beziehungen zu
anderen Ländern aussehen. Da wird man sehr schnell sehen, dass bei der
öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit weniger Geld vorhanden ist, dass
Seite | 65
die privaten Leistungen von Nichtregierungsorganisationen in Relation zur
Größe Österreichs, in Relation zu den öffentlichen Ausgaben durchaus
beachtlich sind. Man kann das Eine allerdings nicht mit dem Anderen
vergleichen.
22. Des weiteren wird angesprochen, dass die Non-Governmental Organizations/
Nichtregierungsorganisationen (NGOs/ NROs) mehr „genuine Entwicklungshilfe“
fordern. Was genau ist mit „genuiner Entwicklungshilfe“ gemeint und warum stellen
die NGOs/ NROs diese Forderung?
Als genuine Entwicklungshilfe werden jene Leistungen bezeichnet, die übrig
bleiben wenn man die ODA (öffentliche Entwicklungszusammenarbeit) um alle
Kosten bereinigt, die im Geberland bleiben, wie beispielsweise Entschuldungen,
Administrativkosten etc.
Genuine Entwicklungszusammenarbeit wären jene Maßnahmen die tatsächlich im
Empfängerland ankommen, dort für Programme und Projekte verwendet werden
können und wo die Partnerländer tatsächlich mitbestimmen können, was mit dem
Geld passieren soll.
Bezug auf die Arbeit „Österreichische Entwicklungspolitik 2012. Die Zukunft der
österreichischen Entwicklungspolitik“ – Teil I „Reflexionen zu einer
Neustrukturierung der Entwicklungspolitik in Österreich“
23. Immer wieder wird von „entwicklungspolitischer Kohärenz“ oder „kohärente
Entwicklungspolitik“ gesprochen. Was genau kann man sich unter diesen Begriffen
vorstellen?
Es geht darum, dass verschiedene Politikbereiche in Österreich so agieren sollten,
dass die jeweiligen Politiken die Auswirkungen, die Entwicklung in den
Partnerländern oder in den Entwicklungsländern hat mitberücksichtigen.
Beispielsweise sollte eine Landwirtschaftspolitik berücksichtigen, dass sie auch
Auswirkungen auf Entwicklungsländer hat und daher so gestaltet sein, dass sie
den Partner- und den Entwicklungsländern keinen Schaden zufügt.
Um hier ein Beispiel zu nennen: Wenn man Krankenschwestern und Ärzte
ausbildet mit dem Ziel damit sie dann im Partner- oder Entwicklungsland dort im
Gesundheitssystem helfen können und gleichzeitig macht man eine Politik wo man
schaut, dass man die Ärzte und Ärztinnen nach Österreich holt und hier anstellt,
weil das Land zu wenig Ärzte und Ärztinnen und zu wenig Pfleger und
Pflegerinnen hat. Das ist ein Widerspruch. Das ist keine kohärente Politik. So
gesehen sollten die Politikbereiche aufeinander so abgestimmt werden und
abgestimmt sein, dass sie Entwicklung fördern und nicht konterkarieren.
24. In der Arbeit wird der Vorschlag gemacht, dass „die nationale bilaterale
Entwicklungszusammenarbeit in Österreich aufgelöst und die dafür budgetierten
Mittel nach Brüssel überwiesen werden sollten“. Als Folge dieser Umstrukturierung
werden die Abnahme der politischen Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit
und die Desensibilisierung der BürgerInnen für globale Themen und das darauf
aufbauende zivilgesellschaftliche Engagement genannt.
Seite | 66
a.
Wie stehen die zukünftigen Chancen, dass dieser Vorschlag tatsächlich
angenommen und umgesetzt wird?
Vorweg ist zusagen, dass die ÖFSE (Österreichische Forschungsstiftung für
internationale Entwicklung) nicht den Vorschlag in der Broschüre macht,
sondern, dass sie versucht verschiedene Szenarien zu diskutieren und zu
sagen, dass das politisch denkbar ist, wenn man weiter das ADA (Austrian
Development Agency)-Budget, das gestaltbar ist, kürzt, dann wird es früher
oder später dazu kommen, dass die Politik sagt: „ Es zahlt sich nicht mehr aus
eine eigene Agentur zu finanzieren. Aus einer Überlegung der Effizienz und
auch aus einer Überlegung der Wirksamkeit, ist es doch viel sinnvoller die 60
Millionen Euro, die übrig bleiben vom ADA-Budget gleich nach Brüssel zu
überweisen.“ Das ist kein Vorschlag der von ÖFSE kommt, sondern das ist
mehr oder weniger eine Konsequenz, die sich aus der Politik ergibt. Wenn
man immer mehr reduziert und gleichzeitig die Leistungen an die EU erhöhe,
weil dort Österreich vertraglich gebunden ist, dann ist die logische
Konsequenz, dass man irgendwann sagt, dass man für die 60 Millionen keine
eigene Struktur braucht, sondern man kann dieses Geld gleich zu den EUBeiträgen dazu tun. Das wäre doch viel effizienter. Dieses Szenario wird
wahrscheinlich nicht so schnell umgesetzt werden, weil die NROs
(Nichtregierungsorganisationen) hier versuchen dagegen Stimmung zu
machen. Wenn die Mittel weiter gekürzt werden, werden aber auch die NROs
sagen, dass die Administrationskosten für die ADA mehr kosten würden als
man selbst und auch der Süden letztendlich davon profitiert.
b.
Falls dieses Szenario tatsächlich in Zukunft eintritt, welche Möglichkeiten gäbe
es das zivilgesellschaftliche Engagement der Bevölkerung wieder zu
verstärken?
Im Wesentlichen kann nur versucht werden die Leute über
entwicklungspolitische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zu informieren. Viel
mehr Möglichkeiten wird es hier nicht geben.
Genau das ist
der
Punkt:
Der
Staat
braucht
die NROs
(Nichtregierungsorganisationen), weil die sozusagen vermitteln können wie
Entwicklungszusammenarbeit funktioniert, wie konkrete Beispiele wirken etc.
Allgemein ist zu sagen, dass es hier eine Symbiose zwischen Staat und NROs
gibt.
25. Als Option für die verbesserte Entwicklungszusammenarbeit in Zukunft wird die
Schaffung eines Entwicklungsministeriums vorgeschlagen.
a. Wie genau würde dieses zusammengestellt und wie würde es organisiert
sein?
Der Vorschlag des ÖFSE geht in die Richtung, dass eigentlich
Entwicklungsministerium nicht das Beste wäre, sondern eigentlich
Ministerium das für globale Fragen sinnvoll wäre, wo nicht
Entwicklungszusammenarbeit, sondern auch Klimaschutz, Umweltschutz
internationale Fragen diskutiert und bearbeitet werden sollten.
ein
ein
nur
und
Seite | 67
Das sollte so umgesetzt werden, dass dort all jene internationalen Fragen
zusammenlaufen und gleich vor Ort, in diesem Ministerium, koordiniert
werden können. Das bedeutet: Dort findet dann auch eine Politikgestaltung,
eine Politikbindung statt, nicht so wie in der jetzigen Politik.
Es geht bei diesem Vorschlag vor allem darum: Wenn man eine kohärente
Politik will, dann sollte auch eine Kohärenz innerhalb der Administration
vorherrschen, die darauf Rücksicht nimmt. Das ist ein Diskussionsvorschlag
der, aus Sicht der ÖFSE, am sinnvollsten wäre. Sie denkt nicht, dass dieser
Vorschlag nach den nächsten Wahlen umgesetzt wird, aber wollte der Politik
zeigen, dass es diese Möglichkeit gibt. Derzeit sieht die ÖFSE nicht, dass es
irgendwelche Anstrengungen in diese Richtung gibt.
b.
Welche Vorteile würde ein solches Entwicklungsministerium bieten? Welche
Nachteile wären vorstellbar?
Wenn man nur ein Entwicklungsministerium hat, besteht das Problem, dass
die
anderen
Ministerien,
so
wie
jetzt,
sagen:
„Für
die
Entwicklungszusammenarbeit ist das Außenministerium und die ADA
(Austrian Development Agency) zuständig und was ich in meinen
internationalen Beziehungen bei zum Beispiel Klimaschutz, internationale
Klimaverhandlungen etc. tue, hat nichts mit Entwicklung zu tun und geht das
Außenministerium nichts an. Das ist unser Kaffee!“
Diese Separation der Ministerien ist ein Nachteil: Wenn man eben so eine
kohärente Politik haben möchte für internationale Fragestellungen, dann wäre
hier der Vorschlag des ÖFSE, dass man dies auch in einem größeren
Ministerium zusammenfassen sollte.
c.
Würde ein solches Entwicklungsministerium möglicherweise auch zu einer
Stärkung
des
Bewusstseins
der
Bevölkerung
bezüglich
der
Entwicklungszusammenarbeit führen?
Ja, aber vor allem müsste so ein Ministerium auch entsprechende
Budgetmittel haben. Somit wäre so ein Ministerium für globale Fragen
durchaus etwas, wo den Leuten bewusst werden würde, dass eine bestimmte
globale und nicht nur eine rein nationale Verantwortung getragen wird.
Seite | 68
Planmäßiger Interviewpartner: Ralf Südhoff
Tatsächliche Interviewpartnerin: Katharina Weltecke
Ralf Südhoff ist der Leiter des Berliner World Food Programme-Büros. Das
Welternährungsprogramm/ World Food Programme (WFP) ist die wichtigste Institution
der Vereinten Nationen. Ihr Ziel ist es den Hunger weltweit zu bekämpfen. Das WFP
bringt Nahrungsmittel schnell an die Orte, wo sie gebraucht werden und versucht auch
die Ernährung/ Versorgung langfristig zu sichern. Da ich mich im Laufe meiner Arbeit
mit dem Hunger und der Lebensmittelunterversorgung in Entwicklungsländern
beschäftigen und vor allem auf die Hilfe des World Food Programms eingehen werde,
bietet mir das schriftliche Interview mit Ralf Südhoff einen umfangreichen Einblick.
Ich habe mein Interview allerdings mit Katharina Weltecke (Public Information Officer)
geführt, welche mir meine gestellten Fragen sehr gut beantworten konnte.
Interviewort:
Datum:
1.
Telefonisches Interview
31.12.2012
In welchen Entwicklungsländern ist der Anteil der hungernden Bevölkerung am
höchsten und welche Gruppen sind am meisten von Hunger bzw.
Mangelernährung betroffen?
Man muss hier erstmals zwischen dem Hunger an sich und der Mangelernährung
unterscheiden. Hungerunterversorgung liegt vor wenn ein Mensch durchschnittlich
weniger als 2100 Kalorien pro Tag zu sich nimmt. Die Anzahl der täglichen
Kalorien hängt natürlich von dem Geschlecht (Mann, Frau), der Entwicklung (Kind,
Jugendlicher, Erwachsener, älterer Mensch) und der Tätigkeit ab, die ein Mensch
ausübt.
Mangelernährung herrscht, wenn man nicht ausreichend Nährstoffe zu sich nimmt.
Bei Kindern hat das zur Folge, dass sie nicht so heranwachsen, wie ein Kind, das
ausreichend Nahrung und Nährstoffe erhält.
Bezüglich der weltweiten Verteilung des Hungers muss man auch unterscheiden.
Prozentuell von den gesamten Einwohnern gesehen, ist der Hunger im südlichen
Teil Afrikas am höchsten. Wobei hingegen, in absoluten Zahlen (also in
Menschen) gemessen, der Hunger in Asien am größten ist, da Asien viele
Einwohner hat.
a.
Wie könnte sich die Verteilung des Hungers in den nächsten Jahren
verändern?
Im Jahr 2013 wird das WFP besonders auf die Sahelzone achten, da
angenommen wird, dass dort vermehrt Dürren auftreten werden. Auch Syrien
steht unter besonderer Beobachtung, da viele Menschen, aufgrund des
politischen Konflikts, fliehen mussten. Das bedeutet, sie mussten ihr Land und
ihr Haus zurücklassen.
b.
Wodurch könnte sich die Hungerverteilung weltweit grundlegend verändern in
Zukunft? Wie könnte diese Verteilung des Hungers aussehen?
Seite | 69
Auch die Bevölkerungen einzelner Länder, die politisch sehr unsicher sind,
sind vermehrt von Hunger gefährdet oder bereits betroffen, wie beispielsweise
momentan in der Sahelzone und in der demokratischen Republik Kongo.
Durch die politisch unsichere Situation in Syrien könnte sich die Anzahl der
hungernden Bevölkerung in den nächsten Jahren auch verändern.
2.
Bezüglich der Ursachen für den weltweiten Hunger, welche Faktoren führen Ihrer
Meinung nach zu Lebensmittelunterversorgung, außer der Armut?
Die Armut ist hier eine grundlegende Ursache für den weltweiten Hunger. Armut
geht Hand in Hand mit dem Hunger. Es ist wie ein Kreislauf. Nehmen wir an eine
Familie in Äthiopien hat zu wenig finanzielle Mittel, um ihre Kinder zu ernähren.
Um die Ernährung der ganzen Familie zu gewährleisten, werden die Kinder auch
arbeiten geschickt. Dadurch erhalten sie keine Schulbildung und folglich keinen
gut-bezahlten Job. Somit haben sie keine Chance diesem Kreislauf in Zukunft zu
entkommen. Das World Food Programme (WFP) wirkt diesem Problem mittels
Schulspeisungen entgegen.
Weiters spielen die politischen Verhältnisse eines Landes eine große Rolle.
Oftmals müssen Familien ihre Äcker verlassen und können sich somit nicht mehr
selbst ernähren.
Auch der Klimawandel hat einen großen Einfluss auf die Lebensmittelversorgung.
Naturkatastrophen und Wettererscheinungen sind hier entscheidend. In
Bangladesch beispielsweise gibt es Überschwemmungen. Die Problematik hierbei
ist, dass die Menschen dort oftmals ihre Häuser verlassen müssen, da diese nicht
mehr bewohnbar sind. Auch die Ackerbewirtschaftung wird unmöglich, da die Erde
weggeschwemmt wird oder unter Wasser steht. In Südasien, Pakistan und der
Sahelzone treten vermehrt Dürren auf, die den Boden austrocknen. Haiti wird
oftmals von Erdbeben und tropischen Wirbelstürmen heimgesucht.
3.
Der Soziologe Jean Ziegler beschreibt in seinem erst kürzlich veröffentlichten
Buch „Wir lassen sie verhungern“, „Land Grabbing“ als eine grundlegende
Ursache für den Hunger in Entwicklungsländern.
a. Wie wirkt sich „Land Grabbing“ Ihrer Meinung nach auf die
Lebensmittelproduktion und somit indirekt auf die Unterversorgung der
Bevölkerung aus?
Da das WFP eine rein humanitäre Organisation ist, hat es keinen politischen
Einfluss. Doch die Schwesterorganisation des WFP, Food and Agriculture
Organization of the United Nations (FAO), arbeitet gemeinsam mit
verschiedensten Nichtregierungsorganisationen (NGOs) an der Lösung dieses
Problems. FAO versucht mithilfe der NGOs die internationale Gemeinschaft
zu beeinflussen und sie auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Mit der
Hilfe von freiwilligen Leitlinien soll den Entwicklungsländern geholfen werden.
Beispielsweise werden Beratungen zu zukünftigen Investoren und
Investorinnen angeboten. Obwohl „Land Grabbing“ immer weiter zunimmt, ist
es nicht das Hauptproblem selbst. Es geht darum, dass diese Investitionen so
gemacht und aufgeteilt werden, dass die hungernde Bevölkerung auch davon
Profit machen kann. Die Auswirkungen des „Land Grabbing“ betreffen
Seite | 70
eigentlich nur die Bauern und Bäuerinnen vor Ort, da durch den Kauf von
Ackerland durch Investoren und Investorinnen keine neuen Arbeitsplätze
geschaffen werden.
b.
Kann das WFP diesem Problem entgegenwirken, durch z.B. Kauf von
Ackerland für die Bauern?
Wie oben schon beantwortet wurde, ist das WFP eine rein humanitäre
Organisation.
4.
Als eine weitere Ursache nennt Jean Ziegler die Börsenspekulationen mit
Grundnahrungsmitteln. Durch die Spekulationen mit Lebensmitteln wie Weizen,
Mais, Soja und Reis an der Warenbörse steigen die Preise für diese
Grundnahrungsmittel immer weiter.
a. Kann das WFP diesem Problem entgegenwirken, z.B. durch einen
moralischen Appell an die Spekulanten?
Das WFP als rein humanitäre Organisation setzt nicht mit diesem Problem
auseinander, aber die Schwesterorganisation, FAO, ist der Meinung, dass
solche Spekulationen unterbunden werden müssten. Der Grund ist einfach: In
Kenia beispielsweise wird zwischen 60-70% des Grundeinkommens für
Nahrungsmittel ausgegeben. Steigen nun die Preise für Lebensmittel, so
können viele ihre Familien nicht mehr versorgen. Diese Preissteigerungen
sind also vor allem für Entwicklungsländer problematisch. Als Vergleich: In
Deutschland wird durchschnittlich zwischen 10-15% des Einkommens für
Nahrungsmittel ausgegeben.
b.
Wie könnte sich, durch verschiedene Maßnahmen die Zahl der Spekulationen
mit Grundnahrungsmitteln in Zukunft verändern?
Wie oben schon erwähnt, wird von der FAO versucht solche Spekulationen
mit Grundnahrungsmittel ganz abzuschaffen.
5.
Als eine weitere Ursache für den Hunger wird die Produktion von Agrartreibstoffen
genannt. Raps, Soja, Mais und andere Nahrungsmittel werden speziell für den
Biokraftstoff angebaut. Es entsteht eine Zwiespältigkeit. Einerseits fehlen die für
den Biokraftstoff verwendeten Nahrungsmittel dann auf den Weltagrarmärkten und
als Folge steigen die Preise auch in den Ländern, die den Biosprit gar nicht selbst
verwenden. Andererseits ist der produzierte Biokraftstoff umweltschonend. Könnte
das WFP hier auch die Folgen der Produktion von Biokraftstoff aufzeigen und an
die Bevölkerung appellieren, ohne als „Umweltverschmutzer“ gesehen zu werden?
Dieses Problem wurde letzte Woche vom deutschen Entwicklungsminister Niebel
erneut aufgefasst und angesprochen. Das Problem ist eigentlich gar nicht der
Biosprit selbst, da insgesamt weniger als 6% von den weltweit angebauten
Nahrungsmitteln für Agrartreibstoffe verwendet werden. Das Problem liegt in dem
Konsumverhalten der Menschen. Es geht nicht um eine Konkurrenz zwischen
Tank und Essen, sondern um eine vorherrschende Konkurrenz zwischen Fleisch
und Essen. Man benötigt viel mehr Futter, um ein Tier zu ernähren, als man
braucht um einen Menschen satt zu bekommen. Das Konsumverhalten in den
Seite | 71
westlichen Ländern muss geändert werden. Doch das ist eine Thematik die
eigentlich international geführt werden müsste.
6.
Welche Maßnahmen müssten Ihrer Meinung nach gesetzt werden um den Hunger
in Entwicklungsländern mithilfe von Entwicklungshilfe zu bekämpft? Welche derzeit
bestehenden Maßnahmen empfinden Sie als hilfreich?
Das WFP empfindet die Hilfe für Kleinbauern und –bäuerinnen in
Entwicklungsländern als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Bekämpfung des
Hungers. Dafür muss eine Produktivitätssteigerung erreicht werden. Um dieses
Ziel zu erreichen, werden beispielsweise Trainings für Kleinbauern und –
bäuerinnen angeboten und es werden Werkzeuge zur Landbewirtschaftung zur
Verfügung gestellt. Weiters wird die richtige Bewässerung der Ernte erlernt. Diese
ist sehr wichtig, da viele Kleinbauern und –bäuerinnen auf Regen angewiesen
sind. 4 von 5 Hungernden weltweit sind Kleinbauern und –bäuerinnen.
Eine weitere Hürde stellt die Aufbewahrung dar. Meist fehlt es an der passenden
Infrastruktur zur Lagerung der Ernte. Diese Infrastruktur soll durch die
Bereitstellung finanzieller Mittel durch die Regierung aufgebaut werden. Das
Problem ist hierbei allerdings, dass die internationalen Staatsgemeinschaften
meist erst reagieren, wenn der Hunger schon in den Medien besprochen wird. Es
sollten Maßnahmen schon eingeleitet werden, bevor der Hunger tatsächlich
entsteht.
a.
Welche Maßnahmen ergreift Ihre Organisation im speziellen um den Hunger
in Entwicklungsländern zu bekämpfen?
Schon in Frage 6 beantwortet.
b.
Ich nehme an, dass Ihre Projekte hauptsächlich oder zur Gänze durch
Spendengelder finanziert werden. Wie viele solcher Spendengelder erhalten
Sie durchschnittlich pro Jahr?
Das WFP wird zur Gänze aus freiwilligen Spenden finanziert. Das WFP
unterstützt rund 100 Millionen Menschen jährlich. Die komplette Finanzierung
durch freiwillige Spenden ist der Grund warum das WFP das Budget für das
kommende Jahr nicht planen kann. Jährlich bräuchte es zirka 5 – 6 Milliarden
US-Dollar für die Finanzierung verschiedenster Projekte zur Hilfe. Doch leider
erhält das WFP nur 2 – 3 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
c.
Könnten Sie einige Ihrer Projekte nennen und die Wirkungen dieser erläutern?
Das WFP bietet Nothilfe in Krisensituationen. Dort werden Depots
eingerichtet, um die Lebensmittelversorgung sicher zu stellen. Weiters hilft
das WFP auch bei anderen Organisationen mit, wenn diese ihre Hilfe
benötigen. Beispielsweise werden Lebensmittel der NGOs mittels Schiff
transportiert oder es werden Helfer und Heferinnen der FAO in Krisengebiete
geflogen.
Weiters gibt es die „Food for Work“-Projekte. Hier erhalten die Teilnehmer und
Teilnehmerinnen Geld oder Lebensmittel für ihre Teilnahme. Mittels dieser
Seite | 72
Programme werden Schulen, Bewässerungsanlagen etc. in dem betroffenen
Gebiet gebaut.
Ein weiteres Projekt des WFP sind die Schulspeisungen für Kinder in
Entwicklungsländer. Die Kinder erhalten kostenlose Mahlzeiten in der Schule.
Diese Programme bieten auch einen Anreiz für die Eltern ihre Kinder in die
Schule zu schicken, da sie diese nicht mehr daheim ernähren müssen. Auch
die Kinder gehen dadurch öfter und lieber zur Schule. Folglich steigt auch die
Rate der Absolventen und Absolventinnen. Das wiederum erhöht die Quote
der arbeitenden Bevölkerung, was zu einer Erhöhung des BIPs des Landes
führt. Somit ermöglichen die Schulspeisungen des WFP, den Kindern in
Zukunft ein höheres Einkommen zu erlangen und bietet gleichzeitig die
Chance aus diesem Armut-Hunger-Kreislauf zu entfliehen. Weiters erhöht sich
erhöht dann somit das BIP eines Landes. Die Idee der Schulspeisungen
übernehmen nun auch immer öfter andere Organisationen.
7.
Welche Maßnahmen können vom Staat getroffen werden um das Bewusstsein der
Zivilbevölkerung in den Industriestaaten zu steigern? Welche Maßnahmen könnte
das WFP hier realisieren?
Vom Staat selbst sollte als erstes die Aufgabe zu informieren realisiert werden.
Auch das WFP zählt die Aufklärungsarbeit zu seinem Aufgabenbereich. Es
informiert mittels dem Internet, Printpublikationen und der Organisation oder der
Präsenz bei verschiedenen Veranstaltungen. Das WFP profitiert auch von einer
starken Zusammenarbeit mit dem Lebensministerium.
Die Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit sollte aber vor allem von den NGOs
übernommen werden.
8.
Welche Rolle könnten die Medien bezüglich dieser Bewusstseinsveränderung
spielen / übernehmen?
Die Medien informieren größtenteils über das Internet. Es sollten vor allem
Themen besprochen werden, die die Industrienationen selbst betreffen, wie
beispielsweise
die
Agrartreibstoffe,
der
Fleischkonsum
und
die
Lebensmittelverschwendung. Der bewusste Umgang mit Nahrungsmittel sollte
dabei im Vordergrund stehen. Derzeit gibt es in Deutschland auch eine Webseite
(„Food Sharing“), die helfen soll dieses Problem zu bekämpfen.
Seite | 73
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
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Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Valeria Ertelt
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
September
Oktober
KW 36
KW 37
KW 38
KW 39
KW 40
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
5.3 Projektablaufpläne
5.3.1 Projektablaufplan Valeria Ertelt
Seite | 74
Seite | 75
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
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Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Valeria Ertelt
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Oktober
November
KW 41
KW 42
KW 43
KW 44
KW 45
7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Seite | 76
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
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Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Valeria Ertelt
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
November
Dezember
KW 46
KW 47
KW 48
KW 49
KW 50
10. 11. 12. 13. 14. 15 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Seite | 77
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Valeria Ertelt
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Dezember
Jänner
KW 50
KW 51
KW 52
KW 1
KW 2
KW 3
14. 15.16..17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Seite | 78
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Valeria Ertelt
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Jänner
Februar
KW 3
KW 4
KW 5
KW 6
KW 7
16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Seite | 79
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Valeria Ertelt
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Februar
März
KW 8
KW 9
KW 10
KW 11
KW 12
18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Alexandra Lenz
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
September
Oktober
KW 36
KW 37
KW 38
KW 39
KW 40
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
5.3.2 Projektablaufplan Alexandra Lenz
Seite | 80
Seite | 81
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Alexandra Lenz
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Oktober
November
KW 41
KW 42
KW 43
KW 44
KW 45
7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Seite | 82
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Alexandra Lenz
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
November
Dezember
KW 46
KW 47
KW 48
KW 49
KW 50
10. 11. 12. 13. 14. 15 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
Projekttitel:
PROJEKTABLAUFPLAN 5HBA
Seite | 83
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Alexandra Lenz
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Dezember
Jänner
KW 50
KW 51
KW 52
KW 1
KW 2
KW 3
14. 15.16..17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
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Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Alexandra Lenz
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Jänner
Februar
KW 3
KW 4
KW 5
KW 6
KW 7
16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27.28. 29. 30. 31. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.
Entwicklungsländer - Wege aus der Armut
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Seite | 85
Abgabe Sommerliteratur
Formulierung Forschungsfrage
Projektantrag
Überarbeitung Projektantrag
Erstellung Projektablaufplan
Überarbeitung Projektablaufplan
Verfassen des Gruppenteils
Präsentation Teamteil
Suche+Zusage von Interviewpartner
Erstellung Fragenkatalog
Überarbeitung Fragenkatalog
Experteninterview
Ausarbeitung Interviewprotokoll
Erstellung Literaturliste
Ausarbeitung Einzelteil
Präsentation Einzelteil
Team Präsentation Endfassung
Verfassung Abstract
Bindfertige Arbeit
Alexandra Lenz
Name:
Legende:
gemeinsame Arbeit am Projekt
individuelle Arbeit am Projekt
Meilensteine
BRM-Stunden
Freie Tage
Februar
März
KW 8
KW 9
KW 10
KW 11
KW 12
18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.
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