J. Mauch und P. Menzel

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Zum Beitrag
Experimentelle Viskositätsvergleiche
einfach und anschaulich Struktur-Eigenschaftsbeziehungen entwickeln
J. Mauch und P. Menzel
Physikalische Grundlagen zur Viskosität
In diesem Artikel werden in vereinfachter Form nur die Grundbegriffe aufgeführt, die für das
Verständnis der Experimente und der Deutung von Struktur-Eigenschaftsbeziehungen
wichtig sind. Die umfangreiche Anleitung der Apparatur enthält sehr ausführliche
Zusammenstellungen der theoretischen Grundlagen, Grafiken, Tabellen und eine Fülle von
Versuchsanregungen [3]. Recht gute Informationen zum Thema sind auch im Internet
(--> Wikipedia--> Viskosität) mit zahlreichen Grafiken, Tabellen und Literaturhinweisen zu
finden.
Strömende Flüssigkeiten oder Gase setzen der Fließbewegung einen Widerstand entgegen,
sie besitzen eine bestimmte Viskosität. Diese Viskosität - auch als Zähigkeit oder innere
Reibung bezeichnet - beruht auf der Gesamtheit der Kräfte, die zwischen zwei mit
verschiedener Geschwindigkeit strömenden Schichten eines Stoffs wirksam sind. Die
Viskosität ist die Fähigkeit eines Stoffs, der gegenseitigen laminaren Verschiebung zweier
benachbarter Schichten einen Reibungswiderstand entgegenzusetzen. Sie ist also ein Maß
für die Geschwindigkeit, mit der sich ein Körper unter dem Einfluss einer bestimmten Kraft
verformt.
Bereits 1687 stellte Newton für die Abhängigkeit des Geschwindigkeitsgefälles von dieser
Kraft folgende Beziehung auf:
𝒅𝒗
𝑭 = 𝜼 𝑨 𝒅𝒙
𝜼=
𝑭 𝒅𝒙
𝑨 𝒅𝒗
F Kraft
A Fläche
dv Geschwindigkeitsunterschied
dx Abstand
η dynamische Viskosität
Der Faktor η , die sogenannte Dynamische Viskosität, ist also das Verhältnis der Schubspannung τ ( F/A) zum Geschwindigkeitsgradienten D (dv/dx) senkrecht zur
Strömungsrichtung:
𝞽
𝜼=𝑫
SI-Einheit Pascalsekunde (Pa●s)
Alte Einheit Poise (P): 1 P = 0,1 Pa●s
Diese dynamische Viskosität ist für viele Flüssigkeiten und Gase eine Stoffkonstante wie z.B.
die Dichte, die Oberflächenspannung oder die Siedetemperatur. Sie muss nach dem oben
Angeführten ein Maß für die Wechselwirkung zwischen den Schichten sein und damit auch
Rückschlüsse auf die Struktur der betreffenden Stoffe ermöglichen.
Langsam fließende, zähe Stoffe haben hohe Werte für η, dünnflüssige, schnellfließende
entsprechend niedrigere Werte.
Der Einfachheit halber wird in der Folge der Begriff " Viskosität“ für die dynamische
Viskosität η verwendet, was der Bedeutung und dem normalen Sprachgebrauch entspricht.
Viskosität von Gasen
Experimentelle Untersuchungen zeigen, dass die Viskosität von Gasen um 1 bis 2
Zehnerpotenzen kleiner ist als bei Flüssigkeiten und auch anderen Gesetzen gehorcht.
Dies ist verständlich, wenn man sich vor Augen hält, dass der mittlere Molekülabstand in
Gasen sehr groß ist gegenüber dem Moleküldurchmesser, während in Flüssigkeiten der
mittlere Molekülabstand in der Größenordnung des Moleküldurchmessers liegt. Die
Viskosität von Gasen kann demnach nicht wie bei den Flüssigkeiten eine Folge der
Anziehungskräfte zwischen den Teilchen sein, die nur auf geringe Abstände wirksam werden,
sondern wird durch Zusammenstöße der Moleküle verursacht. Durch die Zusammenstöße
wird die Strömungsbewegung in einem Gas von einer Schicht zur anderen übertragen.
Bewegt sich ein Teilchen aus einer langsamen in eine schnellere Schicht, so wirkt es dort
bremsend. Die umgekehrte Bewegung führt zu einer Beschleunigung der langsameren
Schicht. Wie die kinetische Gastheorie zeigt, hängt die dynamische Viskosität eines idealen
Gases überraschenderweise weder vom Druck noch von der Dichte ab, sie steigt aber mit
Zunahme der Temperatur, weil damit auch die kinetische Energie zunimmt.
Viskosität von Flüssigkeiten
Bei Flüssigkeiten ist der Teilchenabstand so gering, dass hier die intermolekularen
Anziehungskräfte die eigentliche Ursache der Viskosität sind. Dies wird besonders deutlich,
wenn man annimmt, dass Flüssigkeiten eine mehr oder weniger aufgelockerte Gitterstruktur
haben, die durch unbesetzte Plätze, sogenannte "Löcher", stellenweise gestört ist. Diese
Löcher sind für die Beschreibung von Fließ- und Diffusionsvorgängen in Flüssigkeiten
von entscheidender Bedeutung. Nach Eyring [5] erfolgt die Molekülbewegung über die
Löcher bevorzugt unter dem Einfluss des Geschwindigkeits- bzw. Konzentrationsgefälles. Die
Moleküle bewegen sich dabei über einen Potentialberg auf neue Gitterplätze.
Abb. 4: Modellvorstellung des Fließvorganges in Flüssigkeiten nach Eyring [4]
Die dazu erforderliche Aktivierungsenergie hängt von der Art der Wechselwirkung ab, die
Viskosität muss also Rückschlüsse auf diese Kräfte erlauben. Auch andere physikalische
Eigenschaften von Flüssigkeiten wie Dichte und Siedetemperatur hängen ebenfalls von
diesen Kräften ab. Damit lassen sich Regeln für Zusammenhänge entwickeln.
In der folgenden Tabelle 2 sind für einige Flüssigkeiten diese Werte tabelliert. Die
Flüssigkeiten sind dabei nach steigender Viskosität angeordnet. Zwischen Viskosität und
Siedetemperatur bzw. Dichte lässt sich zunächst nicht der erwartete Zusammenhang
erkennen. Dieser erschließt sich erst, wenn die Flüssigkeiten bestimmten Stoffklassen
zugeordnet werden.
Tab. 1: Dichte und Siedetemperatur einiger Flüssigkeiten
geordnet nach steigender Viskosität bei 20 0C [5]
Stoff
Diethylether
Ethanol
Chlorethan
Hexan
Aceton
Essigsäuremethylester
Schwefelkohlenstoff
Bromethan
Heptan
Dichlormethan
Essigsäureethylester
Octan
Chloroform
Essigsäurepropylester
Iodethan
Methanol
Benzol
Nonan
Chlorbenzol
Decan
Tetrachlormethan
Brom
Wasser
Brombenzol
Ethanol
Propanal
Iodbenzol
Quecksilber
Propanol -1
Propanol -2
Glycol
Schwefelsäure
Glycerin
η (mPa · s)
0,243
0,2615
0,266
0,320
0,3225
0,381
0,367
0,392
0,4105
0,4355
0,449
0,538
0,546
0,584
0,585
0,591
0,649
0,711
0,80
0,92
0,969
0,995
1,002
1,13
1,200
1,41
1,49
1,554
2,256
2,39
19,9
25,4
1495,0
Dichte (g ·cm -2)
0,736/ 0º
0,788/ 13º
0,917/ 6º
0,600
0,795
0,974
1,263
1,459
0,684
1,336
0,900
0,702
1,498/ 15º
0,891/ 18º
1,933
0,792
0,879
0,718
1,106
0,730
1,596
3,14
0,998
1,484
0,789
1,046/ 24º
1,823/ 25º
13,545
0,804
0,785
1,113
1,834
1,261
Sdt (º C)
34,6
20,2
13,1
68,6
56,1
31,8
46,5
38,4
98,4
40,7
77,1
125,8
61,2
101,6
72,3
64,7
80,1
150,6
131,7
173,8
76,7
58,7
100,0
155,6
78,4
72,0
188,6
356,9
97,2
82,0
197,4
338 z.
173/ 11 Torr
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