Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Angebot sucht Nachfrage und/oder Nachfrage sucht Angebot (Von welchen Größen ist der Preis abhängig?) 1. Zum Thema „Angebot und Nachfrage regeln den Preis“. Dieser Satz bildet die wohl kürzeste Beschreibung einer freien Marktwirtschaft (und er lässt sich gut merken!). Bevor wir darauf näher eingehen, sind jedoch zwei entscheidende Fragen zu klären: Was genau ist ein Markt? Und wovon hängen Angebot und Nachfrage ab? „Auf Märkten treffen Anbieter und Nachfrager zusammen. Dabei sind Märkte in den seltensten Fällen konkrete Orte wie etwa der Hamburger Fischmarkt, die Frankfurter Wertpapierbörse oder eine Viehversteigerung in Oberbayern. Der Markt beispielsweise für Autos, Wohnungen oder der Arbeitsmarkt existiert vielmehr in Form von Stellenangeboten und -gesuchen in Zeitungen oder im Internet. Allgemein lässt sich ein Markt deshalb als eine Art „Plattform“ begreifen, auf der die für einen geplanten Tausch notwendigen Informationen (Preise, Kauf- und Verkaufswünsche) und Kontaktmöglichkeiten bereitgestellt werden. In der Realität gibt es Millionen unterschiedlicher Märkte, die indes eng miteinander verbunden sind.“ Quelle: Sperber, H.: Wirtschaft verstehen – nutzen – ändern, S. 50. Blättert man in den gängigen Schulbüchern, so wird die Frage „Wie bildet sich der Preis“ meist mithilfe des „Modells des vollkommenen Marktes“ erklärt. In diesem Modell [am Schnittpunkt der Angebots- und Nachfragekurve bildet sich der Gleichgewichtspreis] wird davon ausgegangen, dass Angebot und Nachfrage ausschließlich von der Höhe des Preises eines Gutes abhängen. Ist das Modell des freien vollkommenen Marktes, der zum Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage führt, eine solide Basis für Theorien, die Prozesse innerhalb einer Volkswirtschaft tatsächlich erklären können? Mithilfe eines kurzen Exkurses in die Theorie des Marktes wird versucht, erste klärende Antworten zu geben: Welche Aussagen machen verschiedene Volkswirtschaftslehre zum Thema „Markt“? Vertreter der Der Markt kann prinzipiell im Rahmen volkswirtschaftlicher Theorien und Modelle auf einer theoretischen, unter wirtschaftspolitischen Aspekten auf einer normativen und bezugnehmend auf die nationale und internationale © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 sozialökonomische Wirklichkeit betrachtet werden. NEWS auf einer empirisch-analytischen Ebene Nach der Lehre der Klassischen Ökonomie erfüllt der Markt von „unsichtbarer Hand“ (lt. Adam Smith) regiert, die Aufgabe der vollständigen Koordination von Angebot und Nachfrage. Alle Analysen des Marktgeschehens bleiben statisch, indem sie letztlich den Gleichgewichtszustand beschreiben, der sich aufgrund des angenommenen „natürlichen“ Preises jeder Ware ergibt. Folglich ist der Preis für den Produzenten, der im Mittelpunkt der klassischen Theoriebildung steht, eine feste Größe. „Der Wohlstand der Nationen“ (Adam Smith) beruht auf der durch Produktionsvergrößerung ermöglichten Kapitalanhäufung. Der Nutzen aller produzierten Güter für die Konsumenten wird genauso vorausgesetzt, wie die der Güterproduktion in gleicher Höhe gegenüberstehende Gesamtnachfrage. Erst die Neoklassiker beschäftigen sich mit den Bestimmungsgründen der Konsumentennachfrage. Die Einbeziehung der Nachfrageseite bleibt jedoch unvollständig, denn alle Probleme, die sich aus der Höhe des Gesamtvolumens der Nachfrage ergeben, werden aus der Betrachtung ausgeschlossen. Stattdessen wird davon ausgegangen, dass der Preismechanismus zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage führt. Zunehmende Vereinfachungen der Neoklassiker vom realen Marktgeschehen führen zu vornehmlich mikroökonomischer statischer Modellbildung. Die Betrachtung des Gesamtvolumens der Nachfrage aus makroökonomischer Perspektive steht für Keynes im Mittelpunkt. Die Unsicherheit der Konsumenten bezüglich ihrer Zukunft führt zu Nachfrageänderungen und diese wiederum zu Schwankungen der privaten Investitionsgüternachfrage, woraus erhebliche Marktungleichgewichte, besonders auch auf dem Arbeitsmarkt, resultieren. Die Instabilität des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts wird für Keynes selbst zum zentralen Element seiner „General Theory“. In der Weiterentwicklung des Keynesianismus allerdings tritt das instabile Element wieder in den Hintergrund zugunsten der Analyse „stabiler“ Gleichgewichtslösungen. In neuerer Zeit haben diverse Autoren von weniger restriktiven Annahmen ausgehend, dynamische „Ungleichgewichtsmodelle“ zu entwickeln versucht. Grundsätzlich stellt sich bei diesen Versuchen die Frage, ob es ergiebig ist, zunächst ein sehr wirklichkeitsfernes theoretisches Modell auszuarbeiten, das wesentliche Merkmale existierender Märkte nicht enthält, um dann später diese Merkmale wieder miteinzubeziehen. Ist es nicht vielmehr ein letztlich auch ideologisch ausgerichteter Versuch, die Überlegenheit eines „freien Marktes“ auf dem sich sozusagen gleich starke Partner treffen und der möglichst wenig vom Staat beeinflusst werden soll, beweisen zu wollen, obwohl Tendenzen auf in der Wirklichkeit bestehenden Märkten dagegen sprechen. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Auf der normativen Ebene wird der Markt im wirtschaftsordnungspolitischen Zusammenhang betrachtet. Inwieweit die festgesetzten Ziele eines Wirtschaftssystems, z. B. das Ziel des Wettbewerbs auf allen Märkten, erreicht werden kann, kann durch empirische Untersuchungen festgestellt werden. Hierbei muss von möglichst exakten tatsachen- und datenbezogenen Informationen über Tendenzen und Prozesse auf Teilmärkten ausgegangen werden. Quelle: Peters, H.: Volkswirtschaftslehre. Lerne zu handeln!, S. 153–154, gekürzt. Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund dieser kurz gefassten Ausführungen erscheint es dem Autor dieses Beitrags als wichtig, den Themenkomplex „Preisbildung auf den Märkten“ inhaltlich differenzierter zu vermitteln bzw. die Frage „Welche Größen beeinflussen den Preis“ umfassender zu beantworten. 2. Didaktische Tipps und Hinweise Zentrales Ziel der nachfolgenden Arbeitsaufträge ist es, den Schülerinnen und Schülern einen vertiefenden Einblick in die Komplexität des Themas „Preisbildung auf den Märkten“ zu ermöglichen. Die Unterrichtskonzeption gliedert sich in folgende Teile: Teil I: Teil II: Einstiegsvarianten in das Themenfeld Basisteil Wichtig: Die nachfolgend vorgestellten didaktischen Aufgabenstellungen können auch weitgehend unabhängig voneinander eingesetzt werden. Teil I: Einstiegsvarianten in das Themenfeld Aufgabenstellung 1: Einflussgrößen auf den Preis–Einstiegsfragen Mithilfe dieser Aufgabe (AB 1) sollen den Schülerinnen und Schülern mithilfe „lebensnaher“ Fragen – in Anknüpfung an die Methode des entdeckenden Lernens – wichtige Einflussgrößen, die sich auf den Preis auswirken, erstmals vermittelt werden. Aufgabenstellung 2: Einflussgrößen auf den Preis – Brainstorming und Karikatur Schritt 1: Die Schüler/innen versuchen im Rahmen eines „Brainstorming“ und mithilfe des Einsatzes der Karikatur „Fünf Finger …“ (PowerPoint-Präsentation © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS [= PPT], Nr. 2) die Frage „Von welchen Größen ist der Preis abhängig?“ zu beantworten. Schritt 2: Aufarbeitung und Strukturierung der Ergebnisse anhand des Informationsblattes (= IB 1) „Von welchen Größen ist der Preis abhängig?“ und PPT Nr. 3. Teil II: Basisteil Aufgabenstellung 3: Exkurs – Modelle in der Volkswirtschaft Das „Denken in Modellen“ ist gerade in der Volkswirtschaftslehre ein wichtiges „Handwerkszeug“. Es empfiehlt sich daher – bevor das Themenfeld „Preisbildung auf den Märkten“ im Unterricht behandelt wird –, einen kurzen Exkurs zum Themenkomplex „Modelle“ einzuschieben. Im IB 2 „Modelle in der Volkswirtschaft“ und in den PPT Nr. 4–6 finden Sie dazu einen konkreten Vorschlag. Um dem Schüler/innen den Modellbegriff näher zu bringen, sollte auf sehr einfache und anschauliche Beispiele zurückgegriffen werden. Als Einstieg in die „Welt der Modelle“ bieten sich z. B. folgende bewährte Varianten an (vgl. auch Folie: Beispiele von Modellen): ► Auto-, Fahrrad- oder Wanderkarte, Stadtpläne ► Modelle aus dem Bereich des Bauwesens ► Skelett eines Menschen Bei allen genannten Beispielen kann man sehr schön aufzeigen, welche Funktionen das jeweilige Modell hat bzw. für wen es gedacht ist, welche Aspekte im Modell berücksichtigt und welche bewusst vernachlässigt werden. Aufgabenstellung 4: Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise und/oder Preise bestimmen Angebot und Nachfrage Schritt 1: Von welchen Faktoren wird die Nachfrage der privaten Haushalte nach Konsumgütern bestimmt? (gemeinsame Erarbeitung). Wichtige Faktoren sind (vgl. PPT Nr. 7 u. des IB 3): ► ► ► ► Preis des jeweiligen Gutes bzw. der Dienstleistung Preise anderer Güter und Dienstleistungen verfügbares Einkommen des Haushalts Nutzenschätzungen/Präferenzen der Käufer/innen Schritt 2: Wie wirken sich die Veränderungen des Preises auf die Nachfrage aus? (Gemeinsame Erarbeitung mithilfe der PPT Nr. 8 und des IB 3; Hinweis: Die anderen Faktoren werden konstant gesetzt [Ceteris-paribus-Annahme].) © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Schritt 3: Von welchen Faktoren wird das Angebot der Unternehmen an Konsumgütern bestimmt? (gemeinsame Erarbeitung). Wichtige Faktoren sind (vgl. PPT Nr. 9 u. des IB 3): ► Preis des angebotenen Produktes bzw. der Dienstleistung angemessenen Gewinns) ► Kosten des Produktes bzw. der Dienstleistung (inklusive Steuern) ► Stand der Technologie ► Erwartungen der Käufer/innen in die zukünftige Entwicklung (inkl. Schritt 4: Wie wirken sich die Veränderungen des Preises auf das Angebot aus? (gemeinsame Erarbeitung mithilfe der PPT Nr. 10 und des IB 3; Hinweis: Die anderen Faktoren werden konstant gesetzt.) Schritt 5: Zusammenführung der Angebots- und Nachfragekurve zum allgemeinen Marktmodell – Marktgleichgewicht, -ungleichgewicht, Preismechanismus (gemeinsame Erarbeitung mithilfe der PPT Nr. 11 und des IB 3) Schritt 6: Einbeziehung der Faktoren „Einkommen“ und „Kosten“ (siehe PPT Nr. 12–15 und IB 3) Schritt 7: Auf welchen Voraussetzungen baut das Nachfragemodell auf? (Grenzen des Modells; siehe IB 3) Angebot- und Aufgabenstellung 5: Kosten bestimmen die Preise Ein Unternehmen kann nicht langfristig gesehen unter den Selbstkosten verkaufen. So sind aufmerksamen Fernsehzuschauern Bilder vertraut, wo Obst, Gemüse … in riesigen Mengen vernichtet wurden. Die Erklärung ist relativ einfach: Da die angebotenen (geernteten) Mengen an Obst und Gemüse größer waren als die nachgefragten Mengen, kam es zu einem Preisverfall bei den einzelnen Produkten. Um den Preis nicht noch weiter sinken zu lassen (Preis fällt unter die Selbstkosten; die Bauern können nur mehr mit Verlust verkaufen), wurden große Mengen vernichtet. Das Angebot wurde dadurch gesenkt und die Preise stabilisiert. Bedenkt man, dass dieser Vorgang (künstliche Verknappung des Angebots durch die Vernichtung der Überschüsse) kein Einzelfall ist und dass es auf der anderen Seite genügend Menschen gibt, die sich kein Obst bzw. Gemüse leisten können, dann erscheint diese Lösung von Marktungleichgewichten mehr als bedenklich. Die Begriffe „Einzel- und Gemeinkosten“, „fixe und variable Kosten“, „Voll- und Grenzkosten“ werden im Detail erläutert bzw. wiederholt. Idealerweise sollte die Berechnung des Preises auf Basis der Voll- und der Grenzkostenrechnung nicht © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS nur theoretisch erklärt, sondern auch praktisch – im Rahmen eines Fallbeispiels – veranschaulicht werden. Besonders wichtig ist es, die jeweiligen Reichweiten und Grenzen der beiden Ansätze (Voll- und Grenzkostenrechnung) aufzuzeigen. Der Einflussfaktor „Kosten“, der an der „Schnittstelle“ zwischen Betriebs- und Volkswirtschaftslehre liegt, wird mithilfe des IB 4 vermittelt. Aufgabenstellung 6: Die Preise können auch festgesetzt werden In diesem Zusammenhang sollten die positiven und negativen Auswirkungen staatlich garantierter Mindestpreise bzw. festgesetzter Höchstpreise im Unterricht besprochen werden. Ergänzend dazu könnten gesetzliche Regelungen im Hinblick auf die Festsetzung von Preisen (z. B. Österreich – gültiges, aber derzeit kaum angewendetes Preisgesetz) kurz vorgestellt werden. Die Vermittlung erfolgt mithilfe des IB 5 und der PPT Nr. 16. Aufgabenstellung 7: Die Elastizität Angebots bestimmt die Preise der Nachfrage und des Zur Veranschaulichung der Bedeutung der „Preiselastizität“ könnte als Abschluss – im Sinne eines fächerübergreifenden Ansatzes (Betriebswirtschaftslehre) – ein Beispiel zur „nachfrageorientierten Preispolitik“ vorgestellt bzw. berechnet werden. Bei der nachfrageorientierten Preispolitik werden die Preise bei hoher Nachfrage erhöht und bei sinkender Nachfrage vermindert. Ob eine solche Preispolitik aber Erfolg hat, hängt von der so genannten „Preiselastizität der Nachfrage“ ab. Bei elastischer Nachfrage sind die prozentuellen Änderungen der Absatzmenge größer als die prozentuelle Preisänderung. Eine Preissenkung bewirkt daher eine (wertmäßige) Umsatzsteigerung. Die Vermittlung erfolgt mithilfe des IB 6 und der PPT Nr. 17–19. Aufgabenstellung 8: Marktform und Marktverhalten beeinflussen die Preise Je weniger Anbieter einen Markt beherrschen, desto größer wird die Gefahr, dass überhöhte Preise verlangt werden. Dieser Zusammenhang sollte den Schülerinnen und Schülern anhand weiterer – gezielt ausgewählter aktueller – Beispiele veranschaulicht werden. Der Hinweis auf den hohen Stellenwert der „Wettbewerbspolitik in der EU“ bietet sich als Abschluss dieses Punktes bzw. als ein eigenes Unterrichtsthema an. Die Vermittlung erfolgt mithilfe des IB 7 und der PPT Nr. 20. Aufgabenstellung 9: Wiederholungs- und Kontrollfragen Zum Zwecke der Lernertragssicherung finden die Schüler/innen im Rahmen des AB 2 eine Reihe von Fragen bzw. Problemstellungen. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS 3. Quellenverzeichnis Albers, H.-J.: Volkswirtschaftslehre, 2015. Peters, H.: Volkswirtschaftslehre. Lerne zu handeln! Sperber, H.: Wirtschaft verstehen – nutzen – ändern. Tanzer, G., Kremser, G., Kögler, G., Pichler, H., Kerschbaummair, S.: Zeit – Macht – Raum, HTL III, MANZ Verlag Schulbuch, 2014. Wohlgemuth, M.: Ordnungsökonomik, Baustein im Projekt „Ökonomische Bildung online“, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg, 2003. 4. Schulbuchbezug Wirtschaft und Recht, Band 1 SB-Nr.: 2826 Teil Volkswirtschaft Kapitel 2, LE 2 (Angebot sucht Nachfrage – die Preisbildung auf den Märkten) MANZ Verlag Schulbuch, 2013 Zeit – Macht – Raum, HTL III SB-Nr.: 165.867 Kapitel 8, LE 2 (Angebot sucht Nachfrage – die Preisbildung auf den Märkten) MANZ Verlag Schulbuch, 2014 Betriebswirtschaft, HAK II SB-Nr.: 170692 Kapitel 4, LE 4 (Preise und Konditionen sind oft entscheidend) MANZ Verlag Schulbuch, 2015 Maturawissen Betriebs- & Volkswirtschaft 1 Kapitel 7, LE 4 (Preis- und Konditionenpolitik – Wie viel darf etwas kosten?) MANZ Verlag Schulbuch, 2013 © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 1: Von welchen Größen ist der Preis abhängig? (AB 1) Versuchen Sie bitte bei den nachfolgenden fünf Aufgaben und Problemstellungen herauszufinden, von welchen Größen der Preis abhängig ist bzw. beeinflusst wird: 1. Warum ist die Jause in der Berghütte in 2000 Meter Seehöhe teurer als am Imbissstand in der Stadt? 2. „Zigarettenpreise ziehen wieder an. Philip Morris erhöht die Preise für mehrere Marken mit März, Japan Tobacco International zieht nach.“ (Kurier, 29.2.2016) Von wem werden eigentlich die Preise für Zigaretten festgesetzt? 3. 1971 kostete ein Fass Rohöl (= 159 Liter) nur USD 1,65, am 12. März 2003 USD 34,50, im August 2004 hingegen USD 50,–. Im Juli 2008 erreichte der Ölpreis sein bisheriges Rekordhoch mit USD 147,– pro Barrel. Im Juli 2014 kostete ein Barrel USD 110,– und am 4. April 2016 USD 38,–. Worauf sind diese gewaltigen Preisbewegungen zurückzuführen? 4. Ein Unternehmen der elektrotechnischen Industrie wirbt mit dem Slogan: „Da die Nachfrage nach unseren Produkten gestiegen ist, können wir die Preise deutlich senken.“ Wie lässt sich dieser Satz erklären? 5. Frisch vom Acker – direkt in die Mülltonne Die Paprika ist zu klein, der Apfel ungleichmäßig gefärbt und die Orangenschale hat einen Fleck. Also kommt alles in den Müll. So will es die EU. Viele der Lebensmittel, die jedes Jahr auf dem Müll landen, werden schon beim Bauern aussortiert. Mehr als ein Viertel dieser verlorenen Lebensmittel wird laut FAO und dem Schweizer Bundesamt für Landwirtschaft schon beim Bauern aussortiert. Jede zweite Kartoffel zum Beispiel. Und auch jeder zweite Kopfsalat. Quelle:http://www.focus.de/politik/ausland/eu/tid-31467/qualitaetsnormen-fuer-lebensmittelfrisch-vom- acker-direkt-in-die-muelltonne_aid_999731.html, 27.5.2013, stark gekürzt. Warum wurde dieses Obst und Gemüse vernichtet? Was halten Sie davon? © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 2: Von welchen Größen ist der Preis abhängig? (IB 1) Lesen Sie bitte den nachfolgenden Informationstext: In Wirklichkeit reichen nicht einmal die fünf Finger aus, um die vielen Einflussgrößen darzustellen, die den Preis bestimmen. Die fünf wichtigsten beeinflussen, sind: Größen, die den Preis ► Angebot und Nachfrage ► Kosten ► Preisfestsetzungen ► Elastizität ► Marktform und Marktverhalten Selbstverständlich gibt es noch zahlreiche weitere Größen, die die Preise beeinflussen. Ein Beispiel sind die sogenannten Vorlieben oder Präferenzen: „Präferenz bezeichnet den Vorzug oder die Begünstigung einer Alternative oder einer Ware oder die Vorliebe, die ein Marktteilnehmer oder jemand für etwas hat.“ Die Gründe bzw. Erscheinungsformen können – wie die nachfolgende Auflistung zeigt – sehr unterschiedlich sein: Räumliche Präferenzen: Nachfrager empfinden es als vorteilhaft, ein Gut in der Nachbarschaft des Wohnortes aus Gründen der Transportkosten und -zeit und der Bequemlichkeit zu erwerben. Persönliche Präferenzen: Aufgrund persönlicher Bindungen etwa wegen gutem Image der Firma oder guter fachlicher Beratung wird ein bestimmtes Unternehmen bevorzugt. Sachliche Präferenzen: Sie ergeben sich aus dem nachgefragten Gut selbst. An sich homogene Güter verschiedener Anbieter können sich mit Hilfe von Werbung suggerierter Unterschiede oder durch Verpackung voneinander unterscheiden. Zeitliche Präferenzen: Sofern Lieferfristen, Abnahmefristen oder Wartezeiten bestehen, wählt der Nachfrager meist die Anbieter mit den kürzeren Fristen aus. Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Präferenz, stark gekürzt. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 3: Modelle in der Volkswirtschaft (IB 2) Was ist ein Modell? Ein Modell ist ein (stark) vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit – nur ein Ausschnitt der Realität wird dargestellt, der für ganz bestimmte Fragestellungen entwickelt wurde. Was ist der Zweck von Modellen? Ein Modell im Bereich der Volkswirtschaftslehre kann zur Beschreibung und Analyse, zur Erklärung und zur Prognose wirtschaftlicher Phänomene dienen. Woraus bestehen Modelle? Sie bestehen aus … Variablen Konstanten Gleichungen (Hypothesen und Definitionsgleichungen) Annahmen (Z. B. alle Einflüsse außerhalb des Modellbereichs werden vernachlässigt.) Wie verhalten sich die Wirtschaftssubjekte in Modellen? In jedem Modell werden Annahmen über das Verhalten der Wirtschaftssubjekte getroffen. Häufige Annahme: Menschen handeln im Sinne des „HOMO OECONOMICUS“, d. h., sie handeln vernünftig und treffen ihre Entscheidungen, ohne sich durch andere Personen beeinflussen zu lassen; sie versuchen ihren Nutzen zu maximieren; sie besitzen eine vollständige Marktübersicht und haben eine unbegrenzte Kapazität, Informationen zu verarbeiten. Mithilfe der beiden einfachen Beispiele soll das Denken in Modellen veranschaulicht werden: Stadtplan – Wanderkarte: So werden an einen Stadtplan andere Anforderungen – im Hinblick auf den Maßstab und die Abbildung des Raumes – gestellt als an eine Wanderkarte. Skelett eines Menschen: Das Skelett eines Menschen dient dazu, den Knochenaufbau zu veranschaulichen, während andere Gesichtspunkte des Menschen – wie z. B. seine Muskulatur, sein Nervensystem, seine Haut – weggelassen werden. Wichtig: Modelle haben auch ihre Schwachstellen. Um ein Modell wirklich verstehen zu können, ist es wichtig zu wissen, was durch das Modell veranschaulicht werden soll und welche Annahmen gemacht werden, damit es funktioniert. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 4: Angebot und Nachfrage bestimmen die Preise und/oder die Preise bestimmen Angebot und Nachfrage (IB 3) Lesen Sie bitte die nachfolgenden Informationen: Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen hängt von mehreren Faktoren ab. Im Einzelnen sind dies: der Preis des Gutes bzw. der Dienstleistung, die Preise anderer Güter (Z. B. Preis für Butter steigt, Preis für Margarine bleibt gleich.) das Einkommen der Käufer/innen, die Nutzenschätzungen/Präferenzen der Käufer/innen (z. B. Kauf von Markenprodukten). Will man nun die Frage beantworten, wie sich die Nachfragemenge nach einem bestimmten Gut verändert, wenn der Preis dieses Gutes steigt, dann muss man die anderen Einflussfaktoren (z. B. steigendes Einkommen) konstant halten bzw. isolieren. In der Fachsprache wird dies als „Ceteris-paribus-Annahme“ [c.p.] bezeichnet, was so viel bedeutet wie „unter sonst gleich bleibenden Bedingungen“. Mithilfe eines einfachen Beispiels (Verkauf und Kauf von Tomaten an einem Gemüsestand auf einem Wochenmarkt) wollen wir nun das Gesetz von Angebot und Nachfrage in Form eines Modells veranschaulichen. Ziel des Verkäufers der Tomaten wird es sein, einen möglichst hohen Preis zu erzielen. Ziel des Käufers hingegen ist es, die Tomaten so günstig wie möglich einzukaufen. Die Käufer werden also größere Mengen Tomaten kaufen, wenn der Preis niedrig ist, kleinere Mengen hingegen, wenn der Preis hoch ist. Dieses Verhalten der Käufer lässt sich auch leicht zeichnerisch darstellen, wobei auf der senkrechten Achse der Preis (in Euro) und auf der waagrechten Achse die Menge eingetragen wird: Achtung: Wie diese Kurve genau aussieht, spielt für unsere Überlegungen keine Rolle. Wichtig ist ihr Verlauf von links oben nach rechts unten. Kosten die Tomaten EUR 4,–/kg, so werden nur 100 kg gekauft. Kosten die Tomaten hingegen EUR 1,–/kg, werden mehr – und zwar 400 kg – gekauft. Man kann daraus folgende Gesetzmäßigkeit ableiten: Wenn der Preis sinkt, dann steigt die nachgefragte Menge. Wenn der Preis steigt, dann sinkt die nachgefragte Menge. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Wie bereits angesprochen kann es vorkommen, dass mehrere Einflussgrößen gleichzeitig wirksam werden. So kann einerseits der Preis für das Gut steigen, das Einkommen der Nachfrager steigen und die Wertschätzung des Gutes bei den Nachfragern steigen. Die vollständige Antwort müsste demnach lauten: Wenn der Preis eines Gutes sinkt und wenn im Betrachtungszeitraum die Preise anderer Güter, das Einkommen und die Nutzenschätzungen der Güter gleich bleiben (!), steigt die Nachfragemenge. Welche Faktoren beeinflussen/steuern die Preisvorstellungen des Verkäufers und damit seine Bereitschaft, Güter und Dienstleistungen anzubieten? Im Wesentlichen sind dies: Preis des angebotenen Produktes (inkl. des angemessenen Gewinns) Kosten des Produktes bzw. der Dienstleistung (inklusive Steuern) Stand der Technologie Erwartungen der Käufer/innen in die zukünftige Entwicklung Will man nun die Frage beantworten, wie sich die Angebotsmenge nach einem bestimmten Gut verändert, wenn der Preis dieses Gutes sinkt, dann muss man auch hier die anderen Einflussfaktoren konstant halten bzw. isolieren. Die Verkäufer werden größere Mengen anbieten, wenn der Preis hoch ist, kleinere Mengen hingegen, wenn der Preis niedrig ist. Auch dieses Verhalten der Verkäufer lässt sich wiederum zeichnerisch veranschaulichen: Achtung: Wichtig ist hier, dass die Kurve von links unten nach rechts oben verläuft. Kosten die Tomaten EUR 4,–/kg, so werden die Verkäufer sicherlich mehr verkaufen wollen (300 kg). Beträgt der Tomatenpreis hingegen nur EUR 1,50/kg, werden sie nur 100 kg zum Verkauf anbieten. Sinkender Preis bedeutet ja für den Verkäufer weniger Gewinn. Man kann daraus folgende Gesetzmäßigkeit ableiten: Wenn der Preis sinkt, dann sinkt die angebotene Menge. Wenn der Preis steigt, dann steigt die angebotene Menge. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Wir sehen also, dass die Käufer und Verkäufer unterschiedliche Ziele verfolgen. Damit aber ein Geschäft zustande kommt, müssen sich Käufer und Verkäufer bei einem Preis „treffen“. Zeichnerisch sieht dies dann wie folgt aus: In unserem vereinfachten Wochenmarkt-Modell kommt es bei einer Menge von 200 kg und einem Preis von EUR 2,50 zum Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Dieser Punkt wird als Marktgleichgewicht, der dazugehörige Preis als Gleichgewichtspreis, die dazugehörige Menge als Gleichgewichtsmenge bezeichnet. In der wirtschaftlichen Wirklichkeit beeinflussen noch eine Reihe anderer Faktoren den Preis. Trotzdem spielt das Gesetz von Angebot und Nachfrage eine zentrale Rolle und lautet zusammengefasst: Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bestimmt den Preis: Steigt das Angebot im Verhältnis zur Nachfrage, dann sinkt der Preis; sinkt das Angebot im Verhältnis zur Nachfrage, dann steigt der Preis. Mithilfe des folgenden Beispiels soll dies veranschaulicht werden: Palladium: Aus der Autoindustrie bleibt die Nachfrage hoch Unter den Edelmetallen sticht Palladium positiv hervor. Die Performance in diesem Monat liegt bei satten 16 Prozent. Eine weiterhin gute Nachfrage v. a. aus der Autoindustrie ist positiv für den Preis. Quelle:www.godmode-trader.de/artikel/palladium-autoindustrie-sorgt-weiterhin-fuer-hohe-nachfrage, 14.3.2016. Hinweis: Palladium zählt zu den Platinmetallen, kommt sehr selten vor und ist daher sehr wertvoll. Es wird für unterschiedlichsten Bereichen verwendet, z. B. für Abgaskatalysatoren, als Zahnersatz, in der Nanotechnologie. In den vergangenen Jahren stieg der Palladiumverbrauch jährlich stärker an als das Angebot und damit auch der Preis [sieht man von den durch Spekulationen ausgelösten kurzfristigen Schwankungen ab], wie die nachfolgende Grafik sehr eindrucksvoll zeigt: © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Preis von Palladium [in Euro je Feinunze] im Zeitraum 1.12.1999 – 1.4.2015 Hinweis: 1 Feinunze = 31,10 Gramm Ein Marktungleichgewicht liegt immer dann vor, wenn kein Marktgleichgewicht besteht. Entspricht der Marktpreis nicht dem Gleichgewichtspreis, können folgende zwei Ungleichgewichtslagen auftreten: Angebotsüberhang (= Nachfragelücke) – die Angebotsmenge ist größer als die Nachfragemenge; der Marktpreis liegt oberhalb des Gleichgewichtspreises. Nachfrageüberhang (= Angebotslücke) – die Nachfragemenge ist größer als die Angebotsmenge; der Marktpreis liegt unterhalb des Gleichgewichtspreises. Ungleichgewichtslagen sind instabil. Der Markt tendiert über Preisund Mengenanpassungen zu Veränderungen, im Normalfall zum Gleichgewicht. Dieser Prozess wird Preismechanismus genannt. In den beiden Fällen – Angebotsüberhang und Nachfrageüberhang – sieht dies dann wie folgt aus: Angebotsüberhang: Ist das Angebot größer als die Nachfrage, senken die Anbieter den Preis, um nicht auf einem Teil ihrer Produkte sitzen zu bleiben. Sinkt der Preis, wird nach dem Gesetz der Nachfrage die Nachfrage steigen und nach dem Gesetz des Angebots das Angebot sinken. Der ursprüngliche Angebotsüberhang geht zurück und der Markt tendiert zum Gleichgewicht, d. h. zum Gleichgewichtspreis und damit zum Ausgleich von Angebot und Nachfrage. Nachfrageüberhang: Ist die Nachfrage größer als das Angebot, erhöhen die Anbieter den Preis, um die nachfragewirksame Kaufkraft abzuschöpfen. Steigt der Preis, geht nach dem Gesetz der Nachfrage die Nachfragemenge zurück und steigt nach dem Gesetz des Angebots die Angebotsmenge. Der ursprüngliche Nachfrageüberhang geht zurück und der Markt tendiert zum Gleichgewicht. Wichtig (!!): Die bisherigen Überlegungen gingen von unveränderten Nachfrage- und Angebotsstrukturen aus. Betrachtet wurden Veränderungen der Nachfrage- und Angebotsmengen eines Gutes, wenn sich der Preis dieses Gutes ändert. Dabei zeigt sich, dass Preisänderungen zu Bewegungen auf den gegebenen Kurven führen. Änderungen bei sonstigen Faktoren (z. B. Einkommen) führen aber zu einer Verschiebung der gegebenen Kurven. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Die Nachfrage- oder Angebotskurve kann sich sowohl nach rechts als auch nach links verschieben. Eine Rechtsverschiebung bedeutet eine Ausweitung, eine Linksverschiebung eine Reduktion von Nachfrage bzw. Angebot. Die nachfolgende Übersicht zeigt beispielhaft Gründe für die Verschiebungen der Kurven: Richtung Rechtsverschiebung (Zunahme Nachfragekurve Angebotskurve → Erhöhung des Einkommens → Erhöhung der Zahl der → höhere Nutzenschätzung für Anbieter das Gut (z. B. Modetrends) → sinkende Kosten (z. B. durch → Erhöhung der Zahl der steigende Produktivität) Nachfrager → Verminderung des Einkommens → sinkende Anzahl der Anbieter Links→ steigende Kosten (z. B. durch Verschiebung → geringere Nutzenschätzung für (Abnahme) das Gut Lohnerhöhungen) → Verminderung der Zahl der Nachfrager Quelle: Albers, H.-J., Volkswirtschaftslehre, Haan-Gruiten, Europa-Lehrmittel, gekürzt. Wie sieht die Preisbildung in der Wirklichkeit aus? Die Annahme, dass ausschließlich Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, ist leider nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme, da z. B. viele Käufer/innen bei ihren Einkäufen zu wenig Zeit haben und so keine gezielte Auswahl treffen können. die Menschen häufig – aus Überzeugung – in ganz bestimmten Geschäften einkaufen. gewisse Geschäfte, wo man günstiger einkaufen könnte, nur schwer erreichbar sind. Zusammenfassung: Die Grenzen des Angebot-Nachfrage-Modells Man muss festhalten, dass dieses Modell auf einer Reihe von Annahmen aufbaut, die aber in der Wirtschaftspraxis häufig nicht gegeben sind. Solche Annahmen sind zum Beispiel: Es handelt sich bei diesem Markt um einen vollkommenen Markt (das bedeutet, dass weder der Verkäufer noch der Käufer eine Monopolstellung haben). Tatsächlich gibt es häufig nur eine begrenzte Anzahl an Anbietern und Käufern. Jede produzierte Menge kann grundsätzlich am Markt abgesetzt werden. Tatsächlich sind oft größere Mengen an Gütern nur schwer oder nicht absetzbar. Käufer/innen bevorzugen keine bestimmten Hersteller, Marken (Produkteigenschaften). Tatsächlich zeigen die Ergebnisse von Marktforschungsstudien eindrucksvoll, dass viele Käufer/innen ganz bestimmte Hersteller oder Marken bevorzugen. Alle Marktteilnehmer/innen sind bestens informiert. (vollkommene Marktübersicht) Leider ist es so, dass auch im Zeitalter des Internets nicht alle Informationen vollständig verfügbar sind. Es werden keine Preisabsprachen irgendwelcher Art getroffen. In der Europäischen Union gab es in den letzten Jahren in den verschiedensten Wirtschaftszweigen zahlreiche illegale Preisabsprachen. Dies hat dazu geführt, dass die EU-Kommission hohe Strafen verhängt hat. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 5: Kosten beeinflussen die Preise (IB 4) Lesen Sie bitte die nachfolgenden Informationen: Die Herstellung von Produkten bzw. die Bereitstellung von Dienstleistungen verursacht Kosten. Mithilfe der Kostenrechnung versucht man die entstehenden Kosten möglichst exakt zu berechnen. Es müssen dabei sowohl die den Produkten oder Dienstleistungen direkt zurechenbaren Kosten (= Einzelkosten) als auch die Kosten, die einem einzelnen Produkt nicht direkt zurechenbar sind (= Gemeinkosten), berücksichtigt werden. Bei der Preisfestsetzung in der Praxis kommt den Kosten eine wichtige Bedeutung zu. Sie sind vor allem dann wichtig, wenn … der Preis für ein Erzeugnis festgesetzt werden soll, für das kein Marktpreis besteht (z. B. individuelle Leistungen durch Handwerker), eine Preisuntergrenze bestimmt werden soll (z. B. um zu entscheiden, ob ein Produkt weiterhin erzeugt oder angeboten werden soll). Grundsätzlich können sowohl die Vollkosten als auch die Grenzkosten als Preisbestimmungsfaktor herangezogen werden. Die Vollkosten setzen sich aus den fixen und aus den variablen Kosten zusammen. Die Grenzkosten sind diejenigen Kosten, die durch die Produktion einer zusätzlichen Mengeneinheit eines Produktes entstehen. ► Die Vollkosten als Preisbestimmungsfaktor Der Preis ergibt sich aus den Selbstkosten plus Gewinnzuschlag, wie nachfolgende – stark vereinfachte – Kalkulationsschema eines Produktes zeigt: Kostenart Materialkosten (Einzelkosten) + Lohnkosten (Einzelkosten) = Herstellkosten + Verwaltungsgemeinkosten (10%) + Vertriebsgemeinkosten (5%) = Selbstkosten + Kalkulierter Gewinn (20%) = Angebotspreis (vor Steuern) das EUR 40,– 60,– 100,– 10,– 5,– 115,– 23,– 138,– ► Die Problematik der Vollkostenrechnung für die Preispolitik Können langfristig (!) die Kosten einer Unternehmung nicht über die Preise gedeckt werden, so kann das Unternehmen nicht überleben. Trotzdem kann die Vollkostenrechnung als einzige Grundlage der Preispolitik zu völlig falschen Entscheidungen führen. Begründung: Das Hauptproblem der Vollkostenrechnung als Preisbasis besteht darin, dass man bei einer Vollkostenkalkulation umso teurer werden muss, je weniger man absetzen kann. Wenn aber vergleichbare Produkte auf dem Markt sind, auf die die Käufer/innen ausweichen können, ist diese Preisstrategie nicht durchsetzbar. ► Die Grenzkosten als Preisbestimmungsfaktor Die Grenzkosten stellen letztlich die Preisuntergrenze für Preisentscheidung dar. Die Grenzkostenrechnung eignet Preisentscheidungen, wenn z. B. die einzelne sich für ein neues Produkt am Markt eingeführt werden soll, bei Unterbeschäftigung freie Kapazitäten im Unternehmen ausgelastet werden sollen. Die Problematik der Grenzkostenrechnung für die Preispolitik: Zu Problemen kann es dann kommen, wenn sich die Preispolitik längerfristig an den Grenzkosten orientiert. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 6: Preise können auch festgesetzt werden (IB 5) Lesen Sie bitte die nachfolgenden Informationen: Preise können auch durch den Eingriff des Staates in Form von Höchst- oder Mindestpreisen festgesetzt werden. So ist zum Beispiel in Österreich die gesetzliche Grundlage dafür das Preisgesetz. Dieses ist auch in Zeiten der Europäischen Union nach wie vor gültig und kann nach Bedarf jederzeit angewandt werden. Höchstpreise dienen vor allem in Zeiten des Mangels (z. B. der Nachkriegszeit) dem Schutz der Verbraucher vor übermäßig hohen Preisen. Der Höchstpreis ist nur wirksam, wenn er – wie die nachfolgende Grafik zeigt – unter dem Gleichgewichtspreis liegt. Bei einem Höchstpreis – laut Grafik – von EUR 2,– kommt es zu einem Nachfrageüberhang und damit zu einer Unterversorgung (Angebot – 160 kg, Nachfrage – 240 kg). Die Güter werden dann möglicherweise durch den Staat – z. B. mit Hilfe von Bezugsscheinen – zugeteilt. Trotzdem werden Käufer versuchen, das gewünschte Produkt – auch zu einem höheren als den staatlich festgesetzten Preis – zu erwerben. Da dies auf den offiziellen Märkten jedoch nicht erlaubt ist, bleibt nur die Alternative des Erwerbs auf dem „Schwarzmarkt“. Der „Schwarzmarkt“ ist ein Markt, der ohne gesetzliche Genehmigung existiert. Beispiel: Mietpreisbindung – Auswirkungen So führt eine Politik der Mietpreisbindung dazu, dass knapper Wohnraum noch knapper wird, da Mietpreisstopps Anreize für Investoren zerstören, preiswerte Mietwohnungen zu bauen. Die entstehende Übernachfrage führt dazu, dass die Vermieter aus einer langen Warteschlange von Wohnungssuchenden auswählen können. Dies trifft gerade soziale Randgruppen (Ausländer, Sozialhilfeempfänger als „unerwünschte Mieter“) negativ, während reiche Haushalte entweder nicht betroffen sind (für Luxuswohnungen gibt es keine Mietpreisbindung) oder informell höhere Mieten (z. B. Ablösen) zahlen können. Mietpreisbindungen sind somit nicht nur nicht marktkonform, sie verfehlen auch ihr sozialpolitisches Ziel, wie regelmäßig in Untersuchungen nachgewiesen wurde. Sozialpolitisch sinnvoll und weit eher marktkonform wären dagegen direkte Transfers an die wirklich Bedürftigen – etwa in Form von Wohngeld. Quelle: Wohlgemuth M.: Ordnungsökonomik. Baustein im Projekt „Ökonomische Bildung online“, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg, 2003, S. 62, leicht gekürzt und vereinfacht. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Staatliche Mindestpreise dienen dem Schutz der Anbieter. Vor allem bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen (z. B. im Rahmen der Agrarpolitik der EU) wurden/werden häufig Mindestpreise garantiert, um die landwirtschaftliche Produktion bzw. Eigenvorsorge zu sichern. Ziel der gemeinsamen Agrarpolitik war/ist die Sicherung eines angemessenen Lebensstandards der Landwirte, die Versorgung der Verbraucher mit hochwertigen Lebensmitteln zu vernünftigen Preisen und die Erhaltung des ländlichen Raumes. Ein Mindestpreis macht nur dann Sinn, wenn er über dem Gleichgewichtspreis liegt. Bei einem Mindestpreis – laut Grafik – von EUR 3,– kommt es zu einem Angebotsüberschuss (Angebot – 240 kg, Nachfrage – 160 kg). Der Angebotsüberhang würde bei freier Preisbildung eine preissenkende Wirkung haben, die aber durch die Festlegung eines Mindestpreises vermieden wird. Der Staat muss dann einfach dafür sorgen, dass die Nachfrage erhöht oder das Angebot verringert wird. Im Bereich der Landwirtschaft könnte z. B. die Nachfrage durch den begünstigten Export von Produkten ins Ausland gesteigert oder z. B. das Angebot durch die Verringerung der Anbaufläche (durch die Bezahlung von Stilllegungsprämien) vermindert werden. Beispiel: Agrarpolitik der Europäischen Union – Auswirkungen Mit Mindestpreisen und Abnahmegarantien sowie einer Abschottung des EU-Agrarmarktes vor ausländischen Importen sollten die Einkommen der Landwirte gesichert werden. Die Folge war eine enorme Überproduktion von Agrarprodukten, die unter gewaltigem Aufwand an Steuergeldern von staatlichen Stellen aufgekauft, gehortet und vernichtet werden musste (Milchseen, Butterberge) oder mit subventionierten Dumpingpreisen in andere Länder exportiert wurde. Sozialpolitisch war dies sehr bedenklich: Kleinbäuerliche Familienbetriebe erhalten sehr viel weniger Subventionen als agrarindustrielle Großbauern, da die Subventionen mit der Produktionsmenge steigen. Ärmere Haushalte geben einen größeren Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus; durch die künstlich hochgehaltenen Agrarpreise werden sie überproportional belastet. Landwirten aus Entwicklungsländern wird der Zutritt zum europäischen Markt erschwert, gleichzeitig werden sie mit subventionierten Agrarimporten überschwemmt. Auch hier gilt wieder: Man kann das sozialpolitische Ziel einer Umverteilung zugunsten notleidender Landwirte (oder andere Ziele wie Landschaftspflege usw.) besser fördern und gleichzeitig die Funktionsweise des Preissystems weniger stark manipulieren. Dies versucht die EU seit 1992 durch stärkere Betonung direkter Einkommenstransfers, die sich nicht mehr an der Produktionsmenge orientieren. Quelle: Wohlgemuth, M.: Ordnungsökonomik. Baustein im Projekt „Ökonomische Bildung online“, Institut für Ökonomische Bildung Oldenburg, 2003, S. 62, leicht vereinfacht. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 7: Die Elastizität der Nachfrage und des Angebots bestimmt die Preise (IB 6) Lesen Sie bitte die nachfolgenden Informationen: Welche Mengen nachgefragt und angeboten werden, ist zweifelsohne abhängig von der Höhe der Preise. Interessant ist es aber auch zu wissen, in welchem Ausmaß Nachfrage und Angebot auf Preisänderungen ansprechen. Antwort auf diese Fragen gibt die Berechnung der „Elastizität“. Die Preiselastizität der Nachfrage zeigt an, in welchem Ausmaß die Nachfrager auf Preisänderungen reagieren. In der Wirklichkeit existieren unterschiedliche Nachfragekurven, denn nicht bei jedem Produkt steigt auch die Nachfrage bei sinkenden Preisen stark an. Der Konsum von Grundnahrungsmitteln wie Milch und Brot hängt nur bedingt vom Preis ab. Man kann zwar eine leichte Steigerung der Nachfrage bei sinkenden Preisen bzw. ein geringfügiges Absinken der Nachfrage bei steigenden Preisen feststellen. Allerdings sind die Veränderungen insgesamt gesehen eher gering. Man spricht in einem solchen Fall von einer steilen Nachfragekurve und einer geringen Elastizität. Die folgende Grafik stellt eine solche unelastische Nachfragekurve dar: Bei einem doch deutlichen Absenken des Preises von EUR 4,– auf EUR 0,50 – also einer Reduktion um 87,5% steigt die Nachfrage nur um 50 kg (von 200 kg auf 250 kg), also um vergleichsweise bescheidene 25%. Um nun die Preiselastizität der Nachfrage konkret zu ermitteln, geht man rechnerisch so vor, dass man die jeweiligen Prozentwerte in die nachfolgende Formel einsetzt: Preiselast izität der Nachfrage (E) E prozentmäßige Änderung der nachgefragten Menge prozentmäßige Änderung des Preises 25 % 0,286 87,5 % In unserem Beispiel ergibt dies den Wert von 0,286. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Ist die Preiselastizität kleiner als 1, dann spricht man von einer unelastischen Nachfrage. Das bedeutet, dass eine relativ große Preisänderung nur eine relativ geringe Änderung der nachgefragten Menge bewirkt. Im Gegensatz zum oberen Fall spricht man von einer elastischen Nachfrage, wenn der Wert für die Elastizität größer als 1 ist. Dann ist die Nachfragekurve sehr flach: Sinkt der Preis wie in diesem Beispiel von EUR 3,– auf EUR 1,50 (Preisreduktion um 50%) bei einer gleichzeitigen Zunahme der Nachfrage von 100 kg auf 400 kg (Nachfrage erhöht sich also um 300%), dann ist die Nachfrage elastisch. Der Wert für die Elastizität ist deutlich größer als 1. E 300 % 6,0 50 % Ist die Nachfrage eher elastisch, dann ist eine Preissenkung aus der Sicht der Anbieter interessant, weil dadurch der Gesamtumsatz gesteigert werden kann. Bei einer unelastischen Nachfrage können die Anbieter den Umsatz durch eine Preiserhöhung steigern. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 8: Marktform und Marktverhalten beeinflussen die Preise (IB 7) Lesen Sie bitte die nachfolgenden Informationen: Die Preisbildung über Angebot und Nachfrage funktioniert nur, wenn es mehrere Anbieter für gleiche und ähnliche Produkte gibt, die miteinander über die Preise um die Kunden in Konkurrenz zueinander stehen. Wettbewerb ist also eine weitere wichtige Größe, die die Preisbildung beeinflusst. Je weniger Anbieter es gibt, desto größer ist die Gefahr, dass überhöhte Preise verlangt werden. In vielen Staaten der Welt findet man auf immer mehr Märkten nur noch einige wenige große Anbieter. Damit steigt das Risiko, dass einzelne dieser Unternehmen ihre Marktstellung dazu missbrauchen, überhöhte Preise zu verlangen. Gibt es am Markt nur einen Anbieter, so spricht man von einem Angebotsmonopol. In Österreich existiert beispielsweise ein Glücksspielmonopol. Nur ein einziges Unternehmen, die Österreichischen Lotterien, dürfen in Österreich gewisse Glücksspiele (z. B. „6 aus 45“) anbieten. In der umgekehrten Situation, wenn ein einziger Nachfrager am Markt zahlreichen Anbietern gegenübersteht, spricht man von einem Nachfragemonopol. Eine solche Situation findet man z. B. bei der Vergabe eines Straßenbauvorhabens, wo eine öffentliche Körperschaft (Bund, Land oder Gemeinde) auf eine größere Zahl von Bauunternehmern trifft, die sich um diesen Auftrag bewerben. Tritt eine begrenzte Zahl von Anbietern oder Nachfragern auf einem Markt auf, so spricht man von einem Oligopol. Angebotsoligopole – einige wenige Anbieter beherrschen den Markt – sind heute in vielen Branchen (z. B. Autohersteller, Fluggesellschaften, Pharmaindustrie) häufig anzutreffen. Steht eine Vielzahl von Anbietern auf dem Markt einer Vielzahl von Nachfragern gegenüber, so spricht man auf beiden Seiten von einem Polypol. Eine Übersicht über die möglichen Kombinationen ist in der folgenden Grafik zu finden: Besteht die Gefahr, dass auf der Anbieterseite aufgrund des zu geringen Wettbewerbs Preisabsprachen (offene oder geheime) getroffen werden, so ist der Staat als Wächter über den Markt gefordert. Der Staat muss die Vorgaben und Rahmenbedingungen schaffen, damit von den Konsumenten nicht überhöhte Preise verlangt werden. Weltweit ist eine oligopolistische Situation häufig bei wertvollen Rohstoffen wie Erdöl, Erdgas und Edelmetallen zu finden. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS Aufgabenstellung 9. Überprüfen Sie Ihr Wissen! (AB 2) 1. Nennen Sie wichtige Bestimmungsgrößen, die das Verhalten der Nachfrager beeinflussen. 2. Welche Faktoren beeinflussen/steuern die Preisvorstellungen des Verkäufers und damit seine Bereitschaft, Güter und Dienstleistungen anzubieten? 3. Was versteht man unter einem Marktgleichgewicht? 4. Warum ist Nachfrage nach Lebensmitteln unelastisch? 5. Das Modell des vollkommenen Marktes baut auf zahlreichen Annahmen auf, die in der Praxis nicht oder nur zum Teil gegeben sind. Nennen Sie einige dieser Annahmen. 6. Durch welche Maßnahmen könnten Anbieter versuchen, die Transparenz der Preisgestaltung am Markt zu verringern, um ein Produkt über dem Marktpreis der Konkurrenz verkaufen zu können? 7. Unter welchen Bedingungen spricht man von einem vollkommenen Markt? Was ist im Gegensatz dazu unter einem unvollkommenen Markt zu erstehen? 8. Warum wird ein Anbieter im vollkommenen Polypol davon Abstand nehmen, einen anderen Preis als den Marktpreis zu verlangen? 9. Überprüfen Sie, ob die folgenden Aussagen richtig oder falsch sind (durch Ankreuzen), und stellen Sie die falschen Aussagen richtig! Aussage Richtig Falsch Richtigstellung Die Teilnehmer eines vollkommenen Marktes besitzen alle verfügbaren Informationen über den Markt und die Preise auf diesem Markt. Liegt ein amtlich festgesetzter Höchstpreis über dem Gleichgewichtspreis, so bildet sich ein Schwarzmarkt. Wenn eine relativ große Preisänderung nur eine relativ geringe Änderung der nachgefragten Menge bewirkt, spricht man von einer elastischen Nachfrage. In einem vollkommenen Markt hat kein Marktteilnehmer (Anbieter oder Käufer) entscheidenden Einfluss auf den Preis. Zu höheren Preisen sind nach dem Angebot-Nachfrage-Modell mehr Anbieter bereit, mehr Produkte eines Gutes anzubieten. In einem beschränkten Nachfragemonopol sind die Nachfrager gegenüber den Anbietern in der Überzahl. Im Angebot-Nachfrage-Modell steigt die nachgefragte Menge nach einem Produkt, wenn der Preis herabgesetzt wird. Umgekehrt nimmt die Nachfrage ab, wenn der Preis erhöht wird. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus Betriebs- und Volkswirtschaft 02/2016 NEWS 10. Lesen Sie den folgenden Zeitungsausschnitt und beantworten Sie die Fragen: Bauern-Milchpreis im Keller: Konsumenten spüren davon nichts Noch nie wurde so viel Milch produziert wie jetzt. Für die Bauern sind die Auswirkungen desaströs. Die Konsumenten merken vom Preisverfall dagegen so gut wie nichts. Österreichs Bauern produzierten zuletzt im Schnitt um zehn Prozent mehr Milch als noch vor einem Jahr. Der Pinzgau Milch wurde in den ersten drei Monaten dieses Jahres gar um satte 24 Prozent mehr Milch angeliefert. Die Folge: Für einen Liter konventionelle, also Nicht-Biomilch erhalten die Bauern derzeit österreichweit nicht einmal 30 Cent – um rund zehn Cent weniger als noch vor einem Jahr. Viele Landwirte stellt das vor existenzielle Probleme. Besser geht es derzeit noch den Biobauern. Die Nachfrage ist hier – vor allem wegen des gut laufenden Exports – größer als das Angebot. Beim Konsumenten sind die seit Monaten niedrigen Erzeugerpreise noch nicht angekommen. Im Supermarkt kostet ein Liter Milch nach wie vor rund einen Euro. Quelle: Salzburger Fenster, Nr. 12 vom 6.4.2016. a) Recherchieren Sie bitte, warum es zur Talfahrt der Milcherzeugerpreise gekommen ist. b) Das hohe Angebot an Milch führt also zu einem starken Rückgang des Milchpreises. Wie wird sich der Preisverfall – laut Angebot-Nachfage-Modell – auf die Nachfrage nach Milch auswirken? c) Wie schätzen Sie die tatsächlichen Auswirkungen des Preisrückgangs bei Milch auf die Nachfrage nach Milchprodukten ein? 11. In Österreich ist ausschließlich die Autobahnen- und Schnellstraßen-FinanzierungsAktiengesellschaft (ASFINAG) für den Aus- und Umbau von Autobahnen zuständig. Um jedes Baulos bewerben sich in der Regel zahlreiche Bauunternehmen. a) Welche Marktform ist hier vorzufinden? b) Wie könnten die Bauunternehmer versuchen, ihre Position auf dem Markt zu verbessern? 12. Die Ergebnisse von Marktforschungen ergaben beim jeweils herrschenden Preis für verschiedene Güterarten folgende Preiselastizitäten der Nachfrage: Juwelen 2,8 Zucker und Marmelade 0,6 Streichhölzer 0,0 Möbel 1,1 Quelle: Seidel, H., Temmen, R.: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre, 2005, gekürzt. a) Bei welchen Güterarten liegt eine unelastische Nachfrage vor? b) Erklären Sie die Gründe für die relativ hohen Elastizitäten der Nachfrage bei Juwelen und die relativ niedrigen Werte für Zucker und Marmelade. © MANZ Verlag Schulbuch Autor: Mag Gottfried Kögler www.wissenistmanz.at/wissenplus