Teil II

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Wir haben über das Sein nachgedacht, was im deutschen Wort Istigkeit ausgedrückt ist, was
jenseits von Zeit, Ort und Kausalität ist. Ich möchte noch einmal tiefer gehen und erklären, dass
dieses reine Sein von der Natur reiner Bewusstheit ist. Wir haben gesagt, dass dieses Sein mit den
Eigenschaften von Christian Christian ist, und der Neembaum mit den Eigenschaften des
Neembaum das Sein in Form das Neembaums ist. Das Substrat von allem ist dieses Sein und die
Form von Christian oder des Neembaumes oder des Arunachalaberges sind Überstülpungen auf
dieses Sein. Das Sein ist das unveränderliche Substrat auf das die Eigenschaften der verschiedenen
Individualitäten aufgesetzt sind. Wenn man diese Darauflegungen negiert bleibt dieses Substrat
übrig. Christian ging neulich spazieren, kam ins Dorf und hat gesehen, wie der Töpfer Lehm mit
Wasser vermischte und daraus sein Rohmterial geformt hat. Er kam am Abend wieder und sah,
dass der Töpfer schon etliche Sachen gemacht hat, Töpfe usw. Es ist kein Lehm mehr da, sondern
das sind jetzt alles Töpfe. Aus dem Lehm wurde der Topf. Wenn man den Topf zerbröselt wird
wieder Lehm draus. Der Lehm ist die Materialursache für den Topf. Ohne diese Materialursache
läßt sich kein Topf machen. Dies ist letztlich genau das, was dieses Sein ist. Ich habe das Wort
„letztlich“ benutzt, was dabei eine bestimmte Bedeutung hat. Normalerweise würde man sagen,
dass die Materie, die Prakriti das Material ist, aus dem der Topf gemacht ist. Hier sage ich euch,
dass nicht die Materie die Basis des Kopfes ist, sondern das Sein. Um einen Topf zu machen ist
Lehm nötig, es braucht aber auch einen Töpfer. Der Töpfer ist der, der das technische Know-how
hat und anwenden kann um einen Topf zumachen. Er ist die Wirkursache, um diesen Topf zu
machen, das ist notwendig, weil der Lehm unterschiedlich ist vom Töpfer. Es ist notwendig, dass
Gott sowohl die Wirkursache ist wie auch die Materialursache, denn wenn Gott abhängig wäre
von irgend etwas anderem, wäre er nicht unabhängig, letztlich sind Materie und Geist eins,
insofern muss Gott beides sein, das Bewusstsein, das gestaltet und auch die Materie. Gott schafft
diese Welt aus sich selbst heraus, die Schöpferkraft ist eine unerschöpfliche Kraft. Nicht wie bei
Insekten, die nachwuchs zeugen und sterben, sondern Gott ist weiterhin dabei, bei dem was er
schafft. Er muss unerschöpflich sein. Das nennen wir unendlich. Er muss die Welt aus sich selbst
heraus schaffen können, kennt ihr etwas, das aus sich selbst heraus schaffen kann? Gott ist wie
eine Spinne, sie schaffen den Faden in sich selbst, schaffen das Netz und nehmen den Faden
wieder in rein, aus sich selbst heraus schaffen und in sich selbst hineinnehmen. Dieses Beispiel
steht schon in den Upanishaden. Die Spinne bewegt sich frei in dem Netz, das sie geschaffen hat
und wirkt wie gefangen in diesem Netz. Die Spinne bewegt sich frei, sie ist nicht gebunden durch
die Schöpfung, die sie geschaffen hat. Er hat keine Bevorzugungen sondern ist wie ein Zeuge der
Schöpfung. In der Bhagavad Gita wird dasselbe so ausgedrückt, dass die Prakriti die Materie
produziert in der Gegenwart Gottes, die die Prakriti anregt, die Welt zu schaffen. Gott ist also
sowohl die Materialursache als auch die Wirkursache, er ist zugleich der Töpfer wie auch der
Lehm, d.h. er ist Ursache und Wirkung.
Jetzt kommen wir zum Topf selber, was ist dieser Topf? Er ist nichts anderes als Lehm, wenn man
ihn bricht und wieder zu Lehm werden lässt, man kann einen neuen Topf formen, der stabiler ist
und das Wasser besser hält, letztlich ist der Topf nichts anderes als Lehm. So wie man mit dem
Lehm verschiedene Sachen machen kann, ähnlich ist es mit dem Gold, Armreifen, Kette, Ring.
Lehm + Form und Name eines Topfes ist ein Top. Gold + Name und Form eines Armreifs ist der
Armreif. Die Substanz ist das was wichtig ist, Name und Form sind nur aufgeprägt auf die Substanz.
Deshalb ist die Materialursache nicht verschieden von der letzten Wirklichkeit. Gott muss also
nicht nur Sein sein sondern auch Bewusstsein. Dieses Sein muss auch Intelligenz haben, es braucht
die Bewusstheit. Andersrum gesagt, es ist das Bewusstsein, welches das Sein ist (….lachen,
Deutsch ist wie gemacht für Advaita Vedanta, Meister Eckhart war ein großer Mann, der dasselbe
gesagt hat wie Advaita Vedanta, seine Lehrerinnen waren Frauen aus Antwerpen, Beginen).
Was ist also dieses Bewusstsein? Ich habe vorhin von dem Spinnennetz gesprochen und der
Spinne, die nicht gefangen wird im Netz. Gott ist nicht gebunden in seiner Schöpfung, er bewegt
sich frei in dieser seiner Schöpfung, Gott schafft frei aus sich selbst heraus. Wir als Menschen
schaffen auch unsere eigene Welt. In der Tat, Gott schafft die eine Welt, aber jeder von uns schafft
seine eigene Welt durch das was wir wollen und nicht wollen. Wir sehen die Welt nicht wie sie ist,
sondern wie wir sie durch unsere Prägungen unseres Wollens und nicht Wollens sehen. Dadurch
wird sie unsere Welt. Ich sehe Christian und erinnere mich daran, wie wir uns zum ersten mal
getroffen haben, da hat er so schlecht über andere geredet und erinnere mich immer wieder an
das erste Gespräch, werde ganz zornig auf ihn wenn ich ihn nur sehe. Einem anderen Menschen
mag ich sehr gerne, weil ich gute Erfahrungen gemacht habe und ich mag ihn auch wenn er große
Fehler gemacht hat. Auf Grund unserer mentalen Bevorzugungen prägen unser Tun, dies mag, dies
mag ich nicht.
Wenn wir nur über dieses mögen und nicht mögen hinauskommen könnten würden wir zu einer
verwirklichten Person, die dasselbe Eine in jedem sieht. In der Baghavad Gita kommt sehr häufig
das Begriffspaar Ragah (Leidenschaft für etwas, ein starkes Wollen) Resha (Hass, ein starkes NichtWollen) vor als größtes Hindernis, die Welt so zu sehen wie sie ist. Wenn ich Dinge als mein
Eigentum betrachte, mein Kind, meine Arbeit, meine Familie, mein Partner, dann bin ich sehr stark
verhaftet an diese Beziehungen. Dieser Ich-Macher, der Ahamkara schafft das Gefühl von ich und
von „das gehört mir“, dadurch entstehen Trennungen. Das ist die Ursache für Bindung, daraus
entsteht Unwissenheit und aus Unwissenheit heraus die Gebundenheit durch Ich und Mein.
Im Mahabharata, dem großen Epos gibt es viele Hinweise auf diesen Sachverhalt. Yudhistira, der
ein sehr frommer und rechtschaffener Mensch war und sein Guru ihm den Auftrag gegeben hat,
geh in die Welt und suche einen schlechten Menschen, er findet aber keinen und sagt, ich habe
keinen schlechten Menschen gefunden. Weil er ein guter Mensch ist sieht er nur gute Menschen.
Er hatte einen Cousin namens Duriodana, er war ein ziemlich übler Bursche. Er sagte, jeder ist
schlecht, es gibt keinen Guten in der Welt. Auf diese Weise färben wir mit unserer eigenen
Sichtweise die Welt.
Was meinen wir mit reinem Bewusstsein? Wie in der Chemie, wenn wir Substanzen haben und
sagen das ist 70% irgendwas, kann man auch beim Bewusstsein sagen, dass ist 80% reines
Bewusstsein, das geht nicht, reines Bewusstsein ist nur dann da, wenn es kein Objekt gibt. Gibt es
objektfreie Bewusstheit? Jeden Tag im Tiefschlaf erlebt ihr die objektfreie Bewusstheit 6 – 8
Stunden, dann gibt es keine äußere Welt und keine innere Welt, trotzdem ist Bewusstheit da,
wenn man aufwacht und gefragt wird, wie hast du geschlafen dann sagt man, ich habe gut
geschlafen. Die Verwandlung beginnt, wenn dem Bewusstsein ein Widerstand gesetzt wird und es
diesen Gegenstand erkennt, dann wird aus dem objektreinen Bewusstsein ein Bewusstsein, das da
ein Erkenner ist, der etwas erkennt in dem Prozess des Erkennens. Für diejenigen, die Yogaschüler
sind, ist dies das Thema im Yogasutra, wo gesagt wird, dass Yoga das Zurruhebringen der
Modifikationen des Bewusstseins ist, der citta vrittis, dann, und nur dann, wenn keine
Bewusstseinsmodifikationen mehr da sind, dann ist das Bewusstsein in seinem eigenen Stand, das
reine Bewusstsein. Man kann unterscheiden zwischen Bewusstsein in seinem absoluten Zustand,
reines Bewusstsein, wenn der Prozess des Erkennens stattfindet mit Erkenner und Erkanntem, der
relative Zustand von Bewusstsein, ein Bewusstsein, das in Beziehung ist zu etwas anderem,
während die Ebene des reinen Bewusstseins absolutes Bewusstsein ist. Das ist schwierig es sofort
zu verstehen, aber nach ein paar Minuten sollte ein Verstehen möglich sein. Ihr kommt hier in
dieses Haus, es ist dunkel und die Lichter gehen aus, euer Augenlicht ist sehr gut aber ihr könnt
nichts sehen, was ihr seht ist nur Dunkelheit. Kann man normalerweise die Dunkelheit sehen? Nur
wenn kein Licht da ist, wenn nichts beleuchtet ist.
Um ein Foto zu machen ist es nötig, dass ein Licht da ist. Was nötig ist, damit licht sichtbar wird ist
die Anwesenheit von etwas, das das Licht reflektiert, sonst würde man den Lichtstrahl nicht sehen.
Man sieht einen lichtstrahl, nur weil da Staubpartikel sind, die das Licht reflektieren. Wenn man in
ein Haus kommt wo kein Licht ist würde man sich den Kopf anhauen am Schrank oder an der Tür,
deshalb schaltet man das Licht an. Dann sind die Augen fähig, den Schrank zu sehen.
Auch wenn man den Ruf eines Pfaus hört, braucht es im Bewusstsein das Erkennen, ah, das ist der
Ruf eines Pfaus, es braucht ein Bewusstsein, das die Hörwahrnehmung sozusagen mit dem Licht
beleuchtet, das den Pfau erkennt. Bewusstsein muss als Quelle da sein.
Es ist also ein Bewusstsein in uns, dass die ganze Welt erkennbar macht für unsere Organe der
Wahrnehmung. Wenn ich kein Bewusstsein hätte wäre nichts für mich wahrnehmbar, auch nicht
die Sonne, die alles beleuchtet. Wir sind nur in der Lage etwas wahrzunehmen, weil es durch unser
Bewusstsein beleuchtet wird. Es wird zum einen Wahrnehmbar durch den Input, der durch die
Sinnesorgane kommt, Augen Ohren usw., das Auge ist in der Lage etwas zu sehen, nicht das
materielle Auge, der Sehsinn als solcher ist etwas Subtiles. Auch das Gehirn ist nur ein Instrument
des Bewusstseins, etwas Subtiles, das aus dem Körper geht, wenn der Mensch stirbt. Das
Bewusstsein in uns macht uns fähig, etwas zu erkennen und macht das Auge fähig, etwas zu
sehen. Weil dieses „Ich bin“ da ist, die Existenz meiner Selbst, dadurch sind meine Sinne in der
Lage zu sehen, riechen, hören, schmecken. Geht noch ein Stück weiter: mein Auge kann sehen
aber nicht hören und es kann nur ein begrenztes Spektrum sehen, die Sinnesorgane haben alle ein
begrenztes Spektrum der Wahrnehmung.
Das Bewusstsein arbeitet mit allen Sinnen gleichzeitig, es kann zugleich sehen, zugleich
schmecken, zugleich riechen, zugleich hören. Das Bewusstsein arbeitet nicht nur durch deine
eigenen Sinne, sondern auch durch die Sinne deines Nächsten, auch wenn du ihn nicht magst.
Dieses selbe Bewusstsein arbeitet auch in der kleinen Ameise, die wegläuft, wenn man anfängt, sie
zu berühren. Dieses Bewusstsein arbeitet zugleich in allen Wesen des gesamten Universums zur
selben Zeit. Und deshalb ist es nicht unendlich. Das unendliche Bewusstsein ist das, was alle
Wahrnehmungen des Bewusstseins in einem Bewusstsein sammelt, dann ist es unendliches
Bewusstsein. Unsere Augen und Ohren arbeiten nur auf Grund dieses großen Bewusstseins. Wenn
das Auge zwar physische etwas sieht, aber wir mit unserem Geist woanders sind, nehmen wir
nicht wahr, was wir sehen. Wir nehmen etwas nur bewusst wahr, wenn wir auch mit unserem
Geist dabei sind. Z.B. da drüben steht das schöne Bildnis von Swami Gnanananda, es ist in meinem
Blickfeld, aber wenn ich an etwas anderes denke fällt es mir gar nicht auf, nur wenn ich mein
Bewusstseins darauf richte kommt es zur Wahrnehmung, dann sehe ich, dass das ein Dicker ist,
der ein wunderschönes Lächeln aufgesetzt hat, und diese Handhaltung hat und dann entsteht in
meinem Bewusstsein ein Bild dieser Figur. Genauso wenn ich eine Sinfonie höre ist es zuerst ein
Gedudel im Hintergrund, wenn ich genauer hinhöre erkenne ich diese oder jene Komposition ….
Wie entsteht dieses Bild in meinem Bewusstsein? Wie erkenne ich den Inhalt des Bildes? Weil
dahinter dieses „Ich bin“ ist, das zu einem Erkenner dieses Gegenstandes wird. Dieses „Ich bin“ ist
die Basis jeglicher Wahrnehmung, „Ich bin“ also sehe, höre, schmecke ich…
„Ich bin“ ist der Seher des Sehens, der Hörer des Hörens, der Schmecker des Schmeckens…, der
Denker des Denkens. Dieses „Ich bin“ ist nicht nur ein Bewusstsein, wenn das Wissen da ist, wenn
es einen bestimmten Gegenstand gibt, um das Bewusstsein zu aktualisieren, es ist auch da, wenn
kein Gegenstand da ist. Es ist unabhängig davon. …lass uns chinesisch sprechen, ich kann aber gar
nicht chinesisch…. Das „Ich bin“ Bewusstsein weiß auch, wenn ein bestimmter Gegenstand nicht
da ist. „Ich bin“ ist dasselbe Bewusstsein in allen Wesen, die bewusst sind im gesamten
Universum, es ist das eine „Ich bin“ Bewusstsein, was allem zugrunde liegt, das reine Bewusstsein.
Dieses Bewusstsein schließt alle Arten von Wissen ein, ohne dieses Bewusstsein gibt es kein
Wissen. D.h. wenn ich sage, dass alles Wissen in diesem Bewusstsein enthalten ist, dass es ohne
dieses Bewusstsein kein Wissen gibt. In den Upanischaden gibt es eine schöne Geschichte, wo ein
Vater, der keine Zeit hat seinen Sohn zu unterrichten, ihn in eine Schule schickt und als er
zurückkommt stellt er ihm die Frage, Junge hast du das gelernt, wenn man weiß, das man alles
weiß? Er ist ein kluger Bursche und fragt zurück: Vater wie kann es sein, dass es etwas gibt, wenn
man das weiß, dass man alles weiß? Vielleicht hat mein Lehrer nichts davon gewusst, deshalb hat
er es mir nicht beigebracht. Dann beginnt er dem jungen das Bewusstsein beizubringen, das allem
zugrunde liegt. Wenn dieses Bewusstsein die Quelle allen Wissens ist, dann ist dieses unendliche
Bewusstsein dein eigenes Sein, weil es Ananca ist, unendlich, ist es auch Ananda, Glückseligkeit.
Dieses Sein kann nie zum Objekt des Wissens gemacht werden. Wie kann diese Quelle allen
Wissens zum Objekt des Wissens, zum Wissensgegenstand werden? Es kann keinen anderen
Erkenner geben um dieses zu erkennen. Genauso wie wir von der Existenz nur wissen können
durch die Existenz, können wir von diesem Bewusstsein nur Kenntnis haben durch jede
Erkenntnis, es ist kein abgetrenntes erkennen, es ist in jeder Erkenntnis mit enthalten. Das „Ich
bin“ ist dieses Sein und zugleich Bewusstsein. Ein Bewusstsein des „Ich bin“, der Existenz, des
Daseins („Seinsbewusstsein“). Kann man einen Tag nur Urlaub nehmen von diesem „Ich bin“
Bewusstsein? Kann man es auch nur für eine Sekunde? Es ist ein ewiges Bewusstsein,
ungebrochen, ohne Saum.
Ich kann mit dem Bewusstsein von mir zu einem anderen gehen, was ich nicht kann, von meinem
eigenen „Ich bin“ wegzugehen. Ein bestimmtes Wissen kann wieder verschwinden, aber diese
Bewusstheit kann nie weg sein. Es gibt keine Wahl. Es ist kontinuierlich, es schläft nie. Wie dumm
ist man wenn man meint man ist mal hier mal dort, im Himmel oder in der Hölle, während man
letztlich dieses unendliche Glückseligkeitsbewusstsein ist. Deswegen ist dieses Sat, das Sein ist,
Chit, reines Bewusstsein. Dieses Bewusstsein ist zugleich Glückseligkeit, die Glückseligkeit des
eigenen Seins. Swarupananda, die Glückseligkeit der eigenen Form. Was ist der praktische Nutzen
von dem Ganzen? Es ist letztlich kein empirisches Wissen wenn ich sage, ich bin ewiges Sein. Die
Welt ist die Erscheinung dieses Bewusstseins und sie hat Realität auf der Ebene der
Erscheinungen. Wenn du einen Pass bestellst kannst du nicht sagen: ich bin der namenlose
Ewige…... in der empirischen relativen Welt musst du deine Rolle spielen, man musst aber
verstehen, dass man diese Rolle spielt.
Du bewahrst das Bewusstsein, dass du das Unendliche bist in deinem Herzen, dann kann dich
keine Rolle angreifen, ich kann weinen, aber ich weiß, ich bin ewiges Bewusstsein, dass diese Rolle
spielt, ich bin nicht gefangen. Ich weine wirklich auf der Ebene der relativen Wirklichkeit, das
andere ist die Wirklichkeit des absoluten Seins. Die großen Meister haben diese beiden Rollen
anstrengungslos gespielt. Wenn man dieses Bewusstsein kennt, dann bleibt man unberührt von
allem, was einem passiert. Meister wie Ramana Maharshi oder Gnanananda konnten diese beiden
Dinge anstrengungslos spüren, wussten immer, dass sie das ewige Bewusstsein sind und das hat
sie fähig gemacht ihre Rolle im Relativen besonders gut spielen zu können. Sie hatten auch ihre
Gesundheitsprobleme aber sie wussten, dass sie nur auf der Ebene der Erscheinungen da sind und
dass sie selber, dass ihr Wesen das ewige Sein ist. Sobald du weißt, wer du bist, bist du der, der
du bist.
Ich bin Chit Ananda, die Form von Bewusstsein und Glückseligkeit.
Der Guru ist ein Mensch, der dieses Bewusstsein verkörpert, er kommt in mein Leben, wenn die
Zeit reif ist, an ihm erkenne ich, dass es auch bei mir möglich ist, diese Bewusstheit konstant zu
halten, sie sind lebende heilige Schriften. Shankara sagt, es kommt nicht auf die Person an, wer
immer diese Bewusstheit hat, der ist mein Guru. Das ist eine Sache universaler Intuition, man
muss kein Hindu sein, um dies zu erkennen. In Indien war man in der Lage, solche Menschen zu
erkennen und die Gesellschaft hat einen Nutzen daraus gezogen, während in anderen Kulturen
und Gesellschaften war das nicht möglich, auch die kirchliche Institution hat dafür gesorgt, dass
diese Menschen nicht anerkannt werden. Diese Religionen haben die Tendenz, die Gesellschaft
auseinander zu reißen.
Die beiden Repräsentanten der Wirklichkeit, das Statische und das Bewegte, Shiva und Shakti, die
Gesamtheit der Wirklichkeit. Das Selbst aller Wesen in seiner geistigen Varietät.
Der Guru transformiert den Schüler in dasselbe, was er selber ist. Shankara dichtet: kann man den
Guru vergleichen mit einem Stein der Weisen, der Eisen in Gold verwandelt? Nein, er verwandelt
etwas anderes in uns selbst. Er ist wie eine Lampe, die eine andere Lampe anzündet, Deepak
santana, die Linie der Lichter.
Das ist unsere abschließende Zusammenkunft und der abschließende Überblick über das, was wir
versucht haben zu verstehen. Ich habe euch sowohl lustig aber auch ernsthaft erzählt, dass es sehr
bequem und angenehm ist, einen Gott zu haben, wo wir unser Ego aufhängen können, jemanden,
bei dem wir Zuflucht nehmen können, wenn wir Probleme haben, der uns Halt gibt und uns hilft in
problematischen Situationen. Auch dann wäre ein rationaler Schluss, dass hinter dieser
kosmischen Ordnung ein Bewusstsein sein muss, hinter dieser endlichen Ordnung muss etwas
Unendliches sein, was alles kontrolliert und das nennen wir Gott. Während alles andere einen
Anfang und ein Ende hat, hat dieses Bewusstsein, was hinter dem Kosmos steht keinen Anfang
und kein Ende. D.h. Es ist etwas anderes, als wir in unserem empirischen Leben gewöhnt sind. Das
bedeutet, es transzendiert die Erfahrungswelt, die Empirizität. Paulus: Gott wird als kraft erkannt,
die hinter der kosmischen Ordnung steht. Die Frage ist, ist diese äußere Kraft auch eine die in uns
ist? Ist die transzendente Wirklichkeit auch in uns? Das ist ein wichtiges und gängiges Thema in
der mystischen Theologie, wie in jeder anderen Theologie, Transzendenz und Immanenz. Und in
welcher Art und Weise ist er anwesend? Worüber wir in den letzten Tagen nachgedacht haben ist,
dass dieses Transzendente tatsächlich auch immanent ist, es ist sowohl außerhalb als auch Teil von
allem anderen. Und dann wiederum der Gedanke, wenn es in allem ist was wir sehen und auch im
leeren Raum, wie ist es trotzdem etwas, das auch völlig getrennt von allem, jenseits von allem ist?
Dann haben wir den Gedanken gehabt, dass alles Endliche letztlich nur ein Schleier ist, der über
das Unendliche gelegt ist. Wenn ich diesen Schleier wegnehme, sehe ich das Unendliche. Anders
ausgedrückt, das was unendlich ist scheint endlich zu sein. Dieses Unvergängliche ist anwesend im
Vergänglichen und zwar als Zeugenbewusstsein, was alle vergänglichen Prozesse wahrnimmt.
Dabei reden wir nicht über philosophische Aspekte, wir reden über uns selbst, über unsere
Wirklichkeit. Die Schriften offenbaren uns unsere wahre Natur, die wir vergessen haben. Die
endliche Erscheinung ist nur über die transzendentale Realität drübergelegt. Sobald diese endliche
Wirklichkeit negiert wird, erscheint die unendliche Wirklichkeit, d.h. aber nicht Ablehnung der
endlichen Wirklichkeit, sondern dahinter steht die Tatsache, dass der Grund unseres Geistes die
unendliche Wirklichkeit ist und der kann unterscheiden, ich bin nicht dies und nicht das, das ist mit
negieren gemeint, also das Unterscheiden des Endlichen vom Unendlichen, ich habe einen Körper,
aber ich bin nicht der Körper und suche das Ewige in mir. Der Körper ist eine Hülle über den Geist.
Alles ist zurückzuführen auf die Grundunterscheidung von Erscheinung und Wirklichkeit. Die
Erscheinung ist nicht real aber wahr. Die absolute und die relative Wirklichkeit. Jedes Gleichnis
weist nur auf dieses Verhältnis hin, kann es aber nicht wirklich ausdrücken. Die Welt der
Erscheinungen hat eine Wirklichkeit, wir können den Körper spüren, aber es ist vergänglich. Das
Ewige ist auch in uns, es ist unvergänglich. Das Unendliche kann alle möglichen Arten von
Erscheinungen annehmen, alle Formen im vielfältigen Universum. Wir sind das unvergängliche
Selbst, das im Körper lebt, der Körper stirbt und wird als Erscheinung von der göttlichen Kraft
geprägt. Hinter dem Vergänglichen muss ich das Unvergängliche erkennen. Beim Yoga geht es
auch letztendlich darum, den Geist von allen empirischen Inhalten zu leeren und den unendlichen
Geist dahinter zusehen.
Auch wenn ich das weiß lebe ich trotzdem in diesem Körper, esse und trinke, es widerspricht sich
nicht. Wenn ich eine starke Gründung habe in den religiösen, spirituellen Werten, von denen wir
gesprochen haben, dann werden wir in die Lage kommen, diese doppelte Realität zu leben. Dazu
ist das Erarbeiten von religiösen Werten ganz wichtig. Ethisch moralische Dinge, die die Basis sind
für ein gesellschaftliches Zusammenleben, es geht darum, Kultur zu entwickeln, ein kultivierter
Mensch ist einer, der eine gewisse Selbstkontrolle hat, jemand, der weiß, wie man sich richtig
verhält, der weiß, wie man richtig redet, der die Wahrheit sagt, und sich im Kontext richtig verhält.
Das ist etwas, das heute mehr und mehr verloren geht durch die persönliche und kollektive
Habgier der Wirtschaftssysteme und Unternehmen, die nur auf einen ganz kleinen Ausschnitt des
Lebens schauen und Rücksicht nehmen, durch die Technologisierung ist auch das menschliche
Tempo verloren gegangen. Es geht um die Frage, sind wir glücklicher als unsere Vorfahren und
nicht um die Negation des Erreichten, es geht um die richtigen korrektiven Schritte zu setzen, um
Wege zu unserem Glück zu finden, nicht Diener eines selbstlaufenden Fortschrittswahns zu
werden. Poesie und Klassiker kommen im Erziehungssystem nicht mehr vor, alles wird dem
verrückten Hinterherlaufen von Geld geopfert. Die moralischen Werte sind wichtig für die soziale
Harmonie, z.B. das gesamte Mahabarata Epos geht in dieses Thema, dass man ein
dharmazentriertes Leben führt, der Begriff Dharma ist die moralische Ordnung, Geld verdienen ist
wichtig auf rechtschaffene Weise, die Führung eines selbstbeherrschten Lebens, normen, die
einen eingrenzen, aber in diesen Grenzen glücklicher machen. Wenn man sich daran orientiert
wird die soziale Harmonie größer, im Mahabarata kämpfen die asurischen Kräfte mit den
göttlichen Kräften, für spirituelle Klarheit ist es wichtig, den Fokus auf den Dharma, die
Rechtschaffenheit zu legen. Wir haben heute eine Wirtschaftskrise, aber hinter der
Wirtschaftskrise steckt eine soziale Krise und dahinter eine Krise unseres Charakters. Wir wollen
lernen, in diesem unvergänglichen bleibenden Bewusstsein dieses zu verwirklichen und mit
diesem Bewusstsein in dieser Welt der Vielheit zu leben. Das erfordert ein großes
Unterscheidungsvermögen, einen sehr klaren Geist, und eine sehr starke Willensbestimmtheit,
um in beiden Wirklichkeiten zugleich zu leben, als ganz normaler Mensch. Diese mystische
Tradition gibt es in der ganzen Welt, ich bin der ich bin. Der spirituelle Weg zum eigenen Selbst
muss geerdet sein in ganz klaren moralischen Werten, sonst ist es völlig unmöglich, irgendwie
weiter zu kommen. Dazu gehören Demut, Wohltätigkeit, Gewaltlosigkeit, Sensitivität für das
Leiden anderer, freizügiges Geben. Die Hingabe an Gott ist dieses kleine Ich aufzuhängen an den
Mantelhacken Gottes, die Suche nach dem Selbst und hinter dem kleinen Ich das ewige Ich finden.
Beide Wege sind gleich gut und führen zum Ziel, zur Gottverwirklichung. Man sucht immer
weniger nach den Freuden der Welt, da sie alle vergänglich sind sondern sucht das unendliche
Bewusstsein, die Energie des ewigen Wesen, von dem man nach und nach Geschmack bekommt,
an Gott, den man im kultischen Leben verehrt hat und auf der inneren spirituellen Suche und
irgendwann kommt der Punkt, wenn Gott als Lehrer einem den Weg weist.
All diese spirituellen Eigenschaften und Werte entwickeln sich nach und nach aus dieser Praxis
mehr oder weniger von selber, je tiefer man kommt, umso mehr merkt man dass die Welt der
Erscheinungen ein Spiegel der inneren Welt ist. Man lebt im Göttlichen auch in der äußeren Welt,
weil Innen und Außen nicht verschieden sind. Wenn ihr mich fragt, was ist der Weg um in diese
Erfahrung zu kommen, dann sage ich, man muss verrückt nach Gott werden, das ist der einzige
Weg, was heißt, man denkt die ganze Zeit daran, immer diesen Gedanken an Gott zu haben, die
Aufgaben als Gottesdienst zu tun. In allem Gott zu suchen, das ist verrückt sein nach Gott.
Die Basis des Reichtums an Tugenden zusammen mit dieser ständigen Suche nach Gott, diesem
Verrücktsein nach Gott und dieser Verinnerlichung des Bewusstseins, d.h. nicht zu sehr nach
außen orientiert sein, dann passiert es, dass einem alles gegeben wird, was man braucht auf
dieser Welt. Je tiefer man kommt, desto mehr wird man gewahr, es wird rundum für einen
gesorgt. Man trifft die richtigen Menschen, die richtigen Bücher, es kommen die richtigen
Intuitionen, und die Gewissheit wächst, dass der Weg auch zum Ziel führt. man muss in der Welt
leben, aber auch jenseits der Welt, sowie die Lotusblume, sie lebt im Wasser, aber das Wasser
perlt ab.
Was wir entwickeln müssen ist dieses Losgelöst sein, bei Franz v. Assisi wird dies die Armut
genannt, ich möchte nichts besitzen, aller Besitz bindet mich. Die Armen im Geiste, eine Armut,
die nichts als meins betrachtet und mit allem leben kann. Die spirituelle Unterscheidung, die so
wichtig ist führt nicht dazu, dass man die Welt verlässt, sondern es darum, mit dieser
Unterscheidung in dieser Welt zu leben. Nur so gibt es Fortschritt, nicht indem man der Welt
entflieht. Diese Liebe zum Losgelöst sein kommt aus einer tiefen Liebe zu Gott. Es heißt auch
nicht, dass man dann seinen Partner oder seine Kinder weniger liebt, sondern man weiß, diese
Liebe geht soweit, aber die Liebe zu Gott ist nochmal etwas anderes. Der Reichtum des Losgelöst
seins ist etwas sehr Wichtiges, sie besagt, dass die Liebe zu Gott letztlich das Aufheben der
Welterscheinungen ist. Es geht um eine geistige Reife, die erkennt und dadurch weiß, dass all
diese Dinge vergänglich sind und sie dadurch sieht wie sie wirklich sind und gleichzeitig die geistige
Kraft hat, das unvergänglich zu sehen. In der Katha Upanishad, einer mittleren Upanischaden, wird
beschrieben, was die Qualitäten eines Schülers sind und die Qualitäten eines Gurus. Der Schüler
fragt Yama, den Totengott, was ist das Selbst? Du willst das Selbst finden? Ich gebe dir
Reichtümer… nein, ich möchte wissen, was passiert mit mir, wenn ich sterbe. Frag mich nicht ich
schick dich in den Himmel und dort hast du alles was du möchtest…. du wirst nie sterben, nein ich
möchte wissen wer ich bin, sagt der Schüler. Yama bietet Brahmaloka an bis zum nächsten
Schöpfungszyklus, nein solange kann ich nicht warten, ich möchte wissen wer ich bin, hier und
jetzt. Du kriegst bei mir eine Festanstellung, nein sagt er. Diese unbedingte Dringlichkeit ist
wichtig, um die Verwirklichung in diesem Leben zu erlangen. Wenn ich während des Sadhana
sterbe, werde ich diesen Schwung ins nächste Leben nehmen und weitermachen.
Man wird fähig die Sinne von den Objekten zurückzuziehen und die Kontrolle über den Geist zu
erlangen, Extreme auszuhalten, Wärme und Kälte, man erträgt die unangenehmen Dinge, ohne
sich zu sehr damit zu identifizieren, nicht nur des Körper sondern auch des Geistes, man kann
Schwierigkeiten ertragen und klar dabei bleiben. Die spirituelle Qualität wahrnehmen in anderen
Menschen, die Liebe zu Heiligen und der Umgang mit Heiligen lehrt, den Stolz auf die eigenen
Errungenschaften loszulassen. Diese Verbindung mit Heiligen ist ganz wichtig und hilft uns
voranzukommen. Ich wünsche, dass ihr alle die unermessliche Gnade des Sat Guru bekommen
werdet. Dieser Ort ist ein Ort der Gnade, der Stille und des Friedens. Gnanananda heißt euch mit
seiner ganzen Liebe willkommen.
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