Schule, Schulangst, Schulverweigerung, Schuleschwänzen

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Schule, Schulangst,
Schulverweigerung, Schuleschwänzen
„ohne Mama hab ich Angst“
„alle anderen können es besser“
„niemand mag mich“
„wozu auch?“
Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerfortbildung
Stuttgart, 5.06.2007
Dr. G. Joas
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Olgahospital Stuttgart
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Olgahospital Stuttgart
Dr. G. Joas
2
Jugendstation II
Plätze: 12 (+2)
Jugendstation I
Plätze: 12 (+2)
Kinderstation
Plätze 6 (+1)
Tagesklinik (Kinder)
Plätze: 7
Psychiatrische
Institutsambulanz (PIA)
Dr. G. Joas
3
Dr. G. Joas
4
Dr. G. Joas
5
Dr. G. Joas
6
Postmoderne Maximen
Globalität
Mobilität
Flexibilität
Leistung
Vielfalt
psychosozialer
Druck
Eltern
geforderte
psychosoziale Kompetenz
Erziehungs- u.
Beziehungskultur
Dr. G. Joas
Kinder
(mod. nach Resch, 2000)
7
„Physiologische“ Ängste im Kindesund Jugendalter
Alter
Angstinhalte
0-6 Monate
Laute Geräusche
6-9 Monate
Fremde
9-12 Monate
Trennung, Verletzung
2. Lebensjahr
Imaginäre Figuren, Einbrecher
3. Lebensjahr
Tiere (Hunde), Alleinsein
4. Lebensjahr
Dunkelheit
6-12 Jahre
Schule, Verletzung, Krankheit, soziale
Situationen, Gewitter
13-18 Jahre
Verletzung, Krankheit, soziale Situationen,
Sexualität
Dr. G. Joas
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Angststörungen, die in jeder
Altersstufe beginnen können
• Phobische Störungen
– Agoraphobie
– Soziale Phobie
– Spezifische Phobie
• Sonstige Angststörungen
–
–
–
–
Panikstörung
Generalisierte Angststörung
Angst und depressive Störung, gemischt
Sonstige gemischte Angststörung
• Anpassungsstörung, Angst und depressive Reaktion
gemischt
Dr. G. Joas
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Angststörungen mit Beginn im
Kindesalter
• Emotionale Angststörungen mit Beginn im Kindesalter
–
–
–
–
emotionale Störung mit Trennungsangst
phobische Störung des Kindesalters
Störung mit sozialer Überempfindlichkeit
generalisierte Angststörung des Kindesalters
Dr. G. Joas
10
Angststörungen - Epidemiologie
• Angststörungen gehören zu den häufigsten
psychiatrischen Erkrankungen im Kindes- und
Jugendalter (AACAP 1997, Bernstein et al. 1996)
• In anglo-amerikanischen Untersuchungen
(AACAP 1997) sind die häufigsten
Angststörungen im Kindes- und Jugendalter
–
–
–
–
Trennungsangststörungen 2,4-4,7 %
generalisierte Angststörungen 3,7 %
Spezifische Phobien 2,4 %
Soziale Phobien 0,9-1,1 %
Dr. G. Joas
11
Angststörungen - Epidemiologie
• Etwa 10 % der Kinder und Jugendlichen weisen
Angststörungen auf, die ohne Behandlung einen
chronischen Verlauf nehmen (Esser 1998, Federer 2000)
• Angststörungen im Kindesalter erhöhen das Risiko einer
psychischen Störung im Erwachsenenalter
• Angststörungen weisen eine hohe Komorbidität
untereinander auf (60 % leiden an einer weiteren
Angststörung, etwa 30 % sogar an zwei Angststörungen,
30 bis 60 % leiden an zusätzlichen depressiven Störungen,
Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen gehen
häufig depressiven Störungen voraus)
Dr. G. Joas
12
Schule als psychischer Erlebnisraum I
• Schule für sich und mit sich selbst
– Identität der Schule, der Lehrer (Erziehen, Lehren,
Bildungsziele)
– Vorschriften
– Gesellschaftliche Ansprüche
• Schule als sozialer Lebensraum für das Kind
–
–
–
–
Begegnungen
Versorgung
Beziehungen (Mitschüler, Lehrer)
Bewährung in der Realität
Dr. G. Joas
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Schule als psychischer Erlebnisraum II
• Schule als Projektionsfläche für Eltern-Kind-Konflikte,
Anpassungsstörungen etc.
– Trennungskonflikte (pathologische Bindungen)
– Überforderung, überhöhte Erwartungen
– Narzisstische Konflikte
• Schule als Indikator für konstitutionelle Schwächen
–
–
–
–
Ich-Schwäche
Depressive Verstimmungen
Teilleistungsschwächen – Aufmerksamkeitsstörungen
Globale intellektuelle Schwäche
Dr. G. Joas
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Einfluss auf den Schulerfolg
•
•
•
•
Intelligenz
Förderung durch das Elternhaus
Klassenklima, Lehrerverhalten
Persönlichkeitsvariablen des Kindes (Selbstbild,
Selbstwert)
Dr. G. Joas
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Selbstvertrauen und
Leistungsmotivation
• Selbstvertrauen hoch,
Sicherheit („mastery“)
• Selbstvertrauen niedrig
(„helplessness“)
• Lernstoff und Prüfung =
Herausforderung („learning
goal“)
• Lernstoff und Prüfung = Beweis
der persönlichen Qualität
(„performance goal“)
• „Wie kann ich meine
Fähigkeiten verbessern?
• Bin ich gut?
• Suchen, Neugier, Überwinden
von Schwierigkeiten,
Durchhaltevermögen
• Versagensangst
• Abwehrprozesse
(Sylva, 1999)
Dr. G. Joas
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Zahlen, Zahlen, Zahlen
• Häufigkeitsangaben streuen von 5 bis 8 Prozent aller schulpflichtigen
Kinder (Bernstein et al. 2001, Döpfner et al. 1998; Lehmkuhl et al.
1998)
• Auftreten von „Schulphobie“ und „Schulangst“ (Esser et al. 1990)
– Im Alter von 8 Jahren 1,9 % der Jungen; 0,9 % der Mädchen
– Im Alter von 13 Jahren 6,5 % der Jungen, 5 % der Mädchen
• 3 Häufigkeitsgipfel (Moore u. Carr 2000; Ollendick u. Maier 1984)
– 5.-6. Lj. (u.a. Trennungsangst bei Schuleintritt)
– späte Kindheit (>11 J.) (u.a. Übergang zu anderen Schultypen)
– Adoleszenz (u.a. Manifestation anderer psychischer Probleme)
Dr. G. Joas
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...und wie heißt es auf japanisch?
„Hikikomori“
„Hiku“ = ziehen
„Komoro“ = zurückweichen
meist die erstgeborenen Söhne aus der gut situierten Mittelschicht
oft bereits schon mit Abitur
gehen in den vollen Rückzug
fühlen sich den hohen Ansprüchen nicht gewachsen
Dr. G. Joas
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Prognosen
• Je jünger die Kinder und je rascher der Therapiebeginn
umso besser die Prognose (Lehmkuhl 2003)
• 3/4 aller ehemaligen schulverweigernden Kinder weisen
später psychische oder psychiatrische Störungen auf mit
deutlichen Tendenzen zu Somatisierungsstörungen (Dt.
Ärzteblatt 2007
• Gefahr: weiter erhöhte Selbstunsicherheit, mangelnde
Autonomie, keine soziale Integration
Dr. G. Joas
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Begrifflichkeiten
• 1971 unterscheidet Nissen für den deutschen Sprachraum grob 3
Formen der Schulverweigerung
die beiden „nicht dissozialen“ Formen (NDS)
1. die Schulangst
2. die Schulphobie
und
3. das Schuleschwänzen (dissoziale Schulverweigerung)
• Darüber hinaus kann es noch weitere gute Gründe geben, nicht in die
Schule zu gehen (bspw. eine beginnende Psychose)
Dr. G. Joas
20
Begrifflichkeiten
• Das Nichterscheinen in der Schule wird bezeichnet als
Schulverweigerung – Schulvermeidung – Schulabsentismus
• 1932 grenzt Broadwin ein Fernbleiben vom Schulunterricht ohne
Wissen der Eltern (dissoziales Schuleschwänzen) von einem
Fernbleiben vom Schulunterricht mit Wissen der Eltern ab. Er
behandelte einen Jungen, der nicht in die Schule ging, aus Angst seiner
Mutter könnte etwas zustoßen.
• 1941 nennt Johnson diese Art der Trennungsängstlichkeit
„School Phobia“ - Schulphobie
Dr. G. Joas
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Mögliche Faktoren der nicht dissozialen Schulverweigerung
(nach Carr 1999)
Schule
Kind
• Trennungsangst
• Versagensangst
• intellektuelle
Überforderung
• Depression
• Unsportlichkeit
• Teilleistungsstörung
• Mangelnde soziale
Kompetenz
• Körperliche Erkrankung
• Tyrannisieren durch Mitschüler
• Viktimisierung durch Lehrer
• Hohe akademische Anforderungen
• Hohe sportliche Anforderungen
Nicht dissoziale
Schulverweigerung
(NDS)
Familiäres Umfeld
• Psychische Störung der
• Eltern
• Familiäre Belastungen
(z.B. Krankheit)
• NDS der Geschwister in
der Vorgeschichte
• Hoher Anspruch der
Eltern
• Unklare Haltung der
Eltern
Professionelles Netzwerk
• Mangel an Koordination
• Verwirrende Kommunikation mit
Eltern bzgl. Bedeutung der
körperlichen Symptome
Dr. G. Joas
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Schulphobie
• keine direkt auf die Schule gerichtete Angst
• i.d.R. leistungsfähige, gute Schüler
• enge Bindung an eine primäre Bezugsperson (Frage: „Wer schläft zu
hause wo?)
• Schulerweigerung geschieht mit Wissen der Eltern
• Befürchtungen, was der Mutter passieren könnte
• Körperliche Symptome im Sinn einer Somatisierung stark
ausgeprägt
• hohe Chronifizierungsgefahr
• klassifiziert als Störung mit Trennungsangst (F93.0)
Dr. G. Joas
23
Schulphobie - Verhaltensmuster
• Angst/Zwangssymptomatik
– Quengeln – Fordern – Vermeiden –Trödeln – Bedingungen stellen
– Mutter soll Kind zur Schule begleiten
• Somatisierung
– Bauchschmerzen, Kopfweh, Durchfall, Schwindel,
Schwächegefühl
• Rationalisierung und Opposition
– Offene Weigerung – Kind sagt etwas nebulös, es werde in der
Schule gehänselt („wenn der nicht wäre, ja dann...“)
– Lehrer sei ungerecht und streng
– stellt Besserung durch Schulwechsel in Aussicht
Dr. G. Joas
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Schulphobie - Verhaltensmuster
• Phobische Symptomatik
– Weigerung ohne Angaben von Gründen –“es geht nicht“ – „da ist
so ein Gefühl“
– Innerer Widerstand –aufkommendes Panikgefühl – Rückzug in der
Wohnung (jedenfalls zu Schulzeiten)
– Kind geht gar nicht mehr in die Schule
• Angst ist nur eine Seite der Medaille, die andere ist
Macht und Überheblichkeit
Dr. G. Joas
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Schulphobie - Familienprobleme
• „Kind traut sich nicht, den Eltern den Rücken
zuzukehren“
– ein Elternteil depressiv, psychisch krank
– psychisch kranke, alleinerziehende Mutter
– Auflösungserscheinungen der Familie (kaschierte
Trennungsarrangements „dem Kind zuliebe“)
– mütterliche Angst vor dem Alleinsein
– Verleugnung von Autonomiebestrebungen
– familiärer Stil: Kontaktarmut, Scheu, Misstrauen gegenüber der
Außenwelt
– Kinder zu Hause die „Chefs“
Dr. G. Joas
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Mögliche Auswirkungen einer psychischen
Erkrankung eines Elternteils auf die Kinder
•
•
•
•
•
•
•
Reizüberforderung/Reizunterforderung
Mangel an affektiver Sicherheit macht Angst: reaktiv-kompensatorisch:
Aggressivität oder Ausdruckslosigkeit
Frühe Übernahme von Pflichten und Verantwortung (Aufweichung der
Eltern-Kind-Ebene)
Ernsthaftigkeit, mangelnde Leichtigkeit
Stolz auf eigene Kompetenz (einerseits)
Aggressive Verweigerung von Regelakzeptanz (anderseits)
Beziehung zur psychotischen Mutter gekennzeichnet durch:
–
–
–
–
Schuld und Scham
Mitleid und Fürsorge
Ablehnung und Wut
Überheblichkeit und Verachtung
Dr. G. Joas
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Ambivalenzen
einerseits und andererseits
Wut
Aggression
Überangepasstheit
Wunsch nach
Abgrenzung/Distanz
Wunsch nach Nähe
und Geborgenheit
„Notreifung“
Kindliche
Bedürfnisse
Vordergründig frühe
Selbständigkeit
Schulverweigerung
(individuell viele weitere Symptome: psychosomatische Beschwerden,
Verhaltensauffälligkeiten,
etc.)
Dr.„Hyperaktivität“
G. Joas
28
(Joas 2005)
Schulphobie - Interventionen
• Kinderarzt
–
–
–
–
Schulangst thematisieren
sparsame körperliche Abklärung – sparsames Überweisen
schulbefreiende Atteste vermeiden
Verständnis für die Situation der Eltern zeigen (nicht anklagen)
• Schule
– öffentliche Schulpflicht verteidigen und durchsetzten, Schule
bewusst als Gegenpol zu den bedrängten Familien darstellen
– keinen Hausunterricht arrangieren
– wirkungslos ist, wenn sich die Schule dem Kind freundlich andient
Dr. G. Joas
29
Schulphobie – Psychotherapie II
• Elternzentrierte Arbeit
–
–
–
–
–
–
Den Eltern den Rücken stärken
Schuld und Scham gegenüber der Außenwelt bearbeiten
(Eheliche) Beziehung klären
Symbiotische Verstrickungen behutsam bearbeiten
„dunkle Punkte“ der Familiengeschichte erhellen
Klare, energische, selbstbewusste Positionen vertreten –
Handlungsfähigkeit beweisen
– Wiederherstellung einer klaren Eltern-Kind-Hierarchie
Dr. G. Joas
30
Schulphobie – Psychotherapie II
• Ambulante Therapie
– Nur bei schnell schnell gelingender Wiederaufnahme des
Schulbesuchs
– Trennungsängste bearbeiten – Nachreifung erreichen
– Angstauslösende Situation erkennen
– Familientherapie, Einbezug der Eltern
• Stationäre Therapie
– Beginn der stationären Therapie ist die große Hürde
– Stationäre Aufnahme ist der erste Schritt in die Veränderung
– Schulbesuch im neutralen Umfeld der Klinik meist problemlos
möglich
– Familientherapie
Dr. G. Joas
31
Schulangst
• eine auf den Lebensraum Schule gerichtete Angst.
• Das heißt, der Angstauslöser ist im System Schule, seinen
Anforderungen, seinen Personen, seinem Umfeld
festzumachen
• Schulangst ist für das Kind meist eine real erlebte Angst
• Überforderung im Leistungsbereich oder Sozialbereich
• Klassifiziert als Soziale Angststörung bzw. soziale Phobie
(F40.1)
Dr. G. Joas
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Schulangst - Symptome
• Kopfschmerzen,Übelkeit, Durchfall etc. am Tag der
Klassenarbeit
• Konzentrationsstörungen
• wirken unglücklich
• Trödeln
• Tagträumen
• Fehlzeiten, die aber meist nicht durchgängig sind
• Cave: die Schüler sprechen ihre Angst nicht direkt an
Dr. G. Joas
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Schulangst
• Leistungsbereich
– Erwartungsdruck (meist unterschwellig) der Eltern, elterliches
Überengagement (heute sehr viel seltener: strafende Eltern)
Bewertungsängste, Notenangst, Leistungsängste
– Angst vor Klassenarbeiten, Prüfungsängste
– Teilleistungsschwächen
– Überforderungssituationen (es trifft auch die Fleißigen)
– Schulstress
– zu hohe eigene Leistungsansprüche
– keine realistische Einschätzung der Fähigkeiten
Dr. G. Joas
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Schulangst
• Sozialbereich
–
–
–
–
–
–
–
Stigmatisierungsangst (Bloßstellen etc.)
Kontaktschwierigkeiten
Institutionsangst (Größe der Schule etc., Gefühl verloren zu sein)
Konfliktangst
Personenangst
Angst vor Lehrern oder Mitschülern
Ablehnung durch Mitschüler
Dr. G. Joas
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Schulangst
• Schulweg
– Angst vor Beförderungsmittel
– Angst vor Menschenansammlungen
• reale Bedrohungen und Zynismus
–
–
–
–
–
Mobbing,
Erpressung
Bullying
körperliche oder sexuelle Gewalt
zynische Lehrer
Dr. G. Joas
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Schulangst
• Psychische Grundausstattung
–
–
–
–
–
Unsicherheiten
Unselbständigkeit
soziale Überforderung (z.B.überbehütet, Hochbegabte)
Selbstunsicherheit
Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls
• Eltern
– selbst ängstlich
– Selbstwertstörung bei den Eltern, Eltern definieren sich stark über
die Weiterentwicklung der Kinder
Dr. G. Joas
37
Hilfen/Vorgehen
• sorgfältige Erfassung aller relevanten Faktoren (Kind,
Familie, Schule etc.)
• mit dem Kind ins Gespräch kommen (oft wird viel über,
aber nicht mit dem Kind gesprochen)
• Fokus auf Stärken des Kindes
• Leistungsdiagnostik (auf Heterogenität des
Leistungsprofils achten)
• Schullaufbahnberatung
• evtl. Klassenwechsel nicht als Kränkung, sondern als
Chance verstehen
Dr. G. Joas
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Umgang in der Schule mit der Angst - Prävention •
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Schulklima, soziale Analyse des Schul- und Klassenklimas
zurückhaltender Einsatz von Leistungsvergleichen zwischen Schülern
rechtzeitige Ankündigung von Prüfungsterminen
Kalkulierbarkeit und Transparenz von Seiten der Lehrer
Differenzierung in Lerngruppen
Berücksichtigung von Emotionen während des
Unterrichtsgeschehens
Supervision der Lehrer, selbstkritische Lehrerreflexion
effiziente Lern- und Arbeitsverhaltensstrategien vermitteln
ansprechende bauliche Umgebung
Ruheraum in der Schule
schülerorientierter Unterricht
Thematisierung von Ängsten und anderen Gefühlen im Unterricht, in
Dr. G. Joas
39
Projektwochen o.ä.
So wärs schön......
• Institutionsübergreifende
Kooperationsstrukturen und
Beratungsnetzwerke (Lehrer, Eltern,
Kinderärzte, Jugendamt, Beratungsstellen,
Therapeuten etc.)
Dr. G. Joas
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Schulangst - Psychotherapie
• Psychoedukation und Elternberatung
• Motivation
• Psychotherapie (Imaginationsverfahren, EMDR,
Entspannungsverfahren, Selbstwerterleben etc.)
• Familientherapie
• Einleitung einer Therapie bei einem evtl. angsterkrankten
Elternteil (ca. 70 % der Kinder werden besser, wenn allein
der angsterkrankte Elternteil therapiert wird, Schneider
2004)
Dr. G. Joas
41
Schuleschwänzen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Sozialstörungen
keine Angst vor der Schulsituation
Fernbleiben meist ohne Wissen der Eltern
Körperliche Symptome treten eher selten auf
oft verbunden mit Sozialstörungen (aggressive und
dissoziale Verhaltensweisen)
schlechte Schulleistungen
antisoziale Verhaltensweisen
Desinteresse
Klassifiziert als Störung des Sozialverhaltens (F92...)
Dr. G. Joas
42
Schulphobie
Schulangst
Schulschwänzen
Angst in der
Schulsituation
stark
wechselnd
fehlt
Somatisierung
stark
wechselnd
fehlt
Persönlichkeit
ängstlich
ängstlich
aggressiv
Intelligenz
normal bis hoch
heterogen
meist niedrig
Lernstörung
fehlt
vorhanden
fehlt
Lernmotivation
sehr hoch
gestört
niedrig
Elternverhalten
überprotektiv
unspezifisch
vernachlässigend
Schulbesuch
unterbrochen,
chronisches
Fernbleiben mit
Wissen der Eltern
unterbrochen,
sporadisch mit
Wissen der Eltern
unterbrochen
zumindest anfangs
ohne Wissen der
Eltern
Dr. G. Joas
43
andere gute Gründe nicht in die
Schule zu gehen
• Prodromalstadium einer sich entwickelnden Störung aus
dem schizophrenen Formenkreis
• mit zunehmendem Alter wird das Spektrum der
psychiatrischen Diagnosen größer
• Ausdruck einer komplexen psychiatrischen Störung
• Komorbidität mit Depression, Zwang, Phobien sowie
anderen Angststörungen
• Schwellensituation
• Drogenkonsum
Dr. G. Joas
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Eine schizophrene Psychose kommt nicht
über Nacht....
• dem Höhepunkt der ersten psychotischen
Symptome (Plussymptome) geht oft ein Zeitraum
von über einem Jahr voraus (psychotische
Vorphase), in dem bereits das Vollbild der
Psychose vorhanden ist, aber nicht als solches
erkannt wird
• davor liegt die so genannte Prodromalphase von
durchschnittlich 5 Jahren, in der unspezifische
negative Symptome und so genannte
„Basissymptome“ auftreten
Dr. G. Joas
45
Dr. G. Joas
46
Symptome in der Prodromalphase
schizophrener Symptome
• Unspezifische Symptome:
–
–
–
–
–
–
–
–
Konzentrationsstörungen
Leistungsabfall
Antriebsarmut, Schulunlust
Gedrückte Stimmung
Schlaf- und Appetitstörungen
Gefühlsschwankungen, Ängstlichkeit
Sozialer Rückzug
Interesselosigkeit
Dr. G. Joas
47
Symptome in der Prodromalphase
schizophrener Symptome
• Basissymptome:
–
–
–
–
Gedankenblockade
Gedankendrängen
Eigenbeziehungstendenz
Optische Wahrnehmungsstörungen (veränderte Farbwahrnehmung,
Mikro- und Makropsie)
– Akustische Wahrnehmungsstörungen (veränderte
Geräuschintensität
Dr. G. Joas
48
Literatur
Oelsner W, Lehmkuhl, G (2002): Schulangst. Ein Ratgeber für
Eltern und Lehrer. Walter Verlag
Du Bois, R (2007): Kinderängste. C.H. Beck
Schneider, S (2004): Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen. Springer
Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie (Band 6/2003):
Therapeutische Hilfen bei Ängsten vor der Schule. Vandenhoeck und Ruprecht
(sehr guter Sammelband mit 5 Beiträgen unterschiedlicher Autoren)
Dr. G. Joas
49
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
und Ausdauer !
Dr. G. Joas
50
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