Datum: 14.02.2014 Reformierte Presse 8026 Zürich 044/ 299 33 21 www.ref.ch Reformierte Presse 14.02.2014 Auflage/ Seite Ausgaben Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 3'487 Erscheinungsweise: wöchentlich 3783 / 4 50 / J. Seite 1 / 2 5360 OrderID: 5360 11617665 Abo-Nr.: 1090612 Seite: 4 Fläche: 52'076 mm² Gibt es Moral im Plural? Eine Zürcher Tagung erforscht Zukunftsmöglichkeiten des Christentums Chinesischer Soldat vor Maria-Statue: Im Reich der Mitte geht der Wirtschaftsaufschwung mit einer rasanten Christianisierung einher. Mit einer hochkarätig besetzten Ver- zu fassen, ja ein Mythos, erklärt gegenden findet, in denen trotz anstaltung hat die Paulus-Akademie er, wobei er den Prozess techni- Säkularisierung kein Moralverfall den deutschen Soziologen Hans Joas scher, wirtschaftlicher und sonsti- zu beobachten ist (wie Skandinagewürdigt. Er nutzte sie für ein ein- ger Modernisierung durchaus ein- vien), als Beweis dafür interpretieren, dass religiöse Motive für drucksvolles christliches Plädoyer. räumt. Fabian Kramer Modernisierung führt zu Säkularisierung führt zu Moralverfall. Mit dieser einfachen Annahme blicken Sozial- und Religionswissenschaftler oft auf die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrhunderte, die man Der bekennende Katholik ver- eine allgemeine Ethik nicht unbetritt damit einen Standpunkt, der dingt notwendig sind. sowohl religionsfreundlich als auch -kritisch gedeutet werden Lebendiges Liebesethos kann. Wenn es, so Joas, zahlreiche Diese erfrischend neutrale SichtStaaten gibt, die trotz starker Mo- weise auf gegenwärtige Entwickdernisierung ein wachsendes reli- lungen war Anlass für eine Tagung giöses Leben erfahren (wie die am 6. Februar in der Zürcher Paugemeinhin der «Moderne» zu- rechnet Hans Joas räumt dieses USA, China, Südkorea), spricht Vorurteil in seinem neuesten das für die Religion, zumindest Buch* fulminant beiseite und für ihre Vereinbarkeit mit moderden Begriff der Moderne gleich nen Werten. Demgegenüber lässt lus-Akademie. Vor prominenten Zuhörern wie dem langjährigen SEK-Präsidenten Thomas Wipf und dem früheren Economie- mit. Als Epoche sei diese gar nicht sich die Tatsache, dass man Welt- suisse-Präsidenten Rudolf Wehr- Media Monitoring Analytics Ad Monitoring © Reformierte Presse, Zürich ZMS Monitoring Services AG Kronenplatz 1, CH-5645 Aettenschwil Tel: 041 202 02 00, Fax 041 202 02 09 www.zms.ch Ref.: 52851964 Ausschnitt Seite: 1/2 ZMS Monitoring Services AG ­ Media Monitoring ­ www.zms.ch Datum: 14.02.2014 Reformierte Presse 8026 Zürich 044/ 299 33 21 www.ref.ch Reformierte Presse 14.02.2014 Auflage/ Seite Ausgaben Medienart: Print Medientyp: Spezial- und Hobbyzeitschriften Auflage: 3'487 Erscheinungsweise: wöchentlich li diskutierte eine ökumenisch Apologetik zu betreiben. 3783 / 4 50 / J. Seite 2 / 2 5360 OrderID: 5360 11617665 Abo-Nr.: 1090612 Seite: 4 Fläche: 52'076 mm² angehe, während letzteres bedeute: «Wir haben immer ein Stück besetzte Runde von Theologen, eine Religionswissenschaftlerin, ein Pathologische Autonomiekultur? des Lebens des anderen in der Politikwissenschaftler und Hans Anschliessend wurde lebhaft über die Bedeutung von Joas' Thesen Joas selbst über dessen Buch. Dabei ging es zuerst um das im Zusammenhang mit gesellVerhältnis von Religion und Ethik schaftlichem Pluralismus, Globaim engeren Sinn. Der Churer Pro- lisierung und Migration debatfessor Hanspeter Schmitt beklag- tiert. Dabei trat Lehrreiches und te in seinem leidenschaftlichen Druckreifes zutage, etwa die ErEinführungsreferat die «Morali- kenntnis, dass die Erklärung der sienmg des Glaubens», die in der Menschenrechte, deren Geist jekatholischen Kirche Einzug ge- mand als eurozentrisch bezeichhalten habe und den Menschen nete, massgeblich von einem kon- Hand.» nicht mehr vermittelt werden könne. Wie um diesen Punkt zu stützen, verwies Hans Joas später auf die jüngst durchgeführte Umfrage zum Umgang mit Ehe und Sexualität unter Katholiken: Sie habe gezeigt, dass das Liebesethos als zentrale Glaubensaussage immer noch überwältigende Zustimmung finde, während des- sen «normative Zuspitzungen», also Handlungsnormen, ebenso überwältigend abgelehnt würden. Für Joas ist das Liebesethos, Pfleiderer sprach mit Blick auf die Sterbehilfe in der Schweiz sogar von einer «pathologischen Autonomiekultur». Was all dies für die kirchliche Praxis bedeuten könnte, fasste am Schluss die Schwamendinger Pfarrerin Esther Straub zusammen. Auch für sie ist Religion nicht einfach Privatsache. Dies widerspreche der reformierfuzianischen Chinesen und einem ten Kirchenordnung, wonach die christlichen Araber verfasst wor- Kirche in der Gesellschaft ein den ist. Nur einmal wurde die Wächteramt ausübe. Dass jedoch ökumenische Harmonie auf dem der Einfluss von Kirchenleitungen Podium leicht beeinträchtigt, als auf ethische Entscheidungen ihrer der Basler Systematiker Georg Mitglieder klein ist, musste auch Pfleiderer sich an Joas' Meinung sie einräumen. Als Beispiel nannstörte, der Mythos der Moderne te sie das politische Abstimein prophetisei Teil einer protestantischen Ge- mungsverhalten sches Wort, wie sich am verganschichtsschreibung. Gegen Ende ging es noch ein- genen Wochenende herausstellte. mal um das Kernthema Ethik Hans Joas (1948). und um die Liebe. Christoph Ammann von der Universität Zürich kritisierte in seinem Vortrag, dass wie es das Evangelium formuliert, denn auch der stärkste Pfeiler ei- in der heutigen Diskussion um Fragen wie Sterbehilfe oder nes ethischen Universalismus, auf den sich Gläubige und Ungläu- Prostitution das Autonomieprinzip, also das Recht auf Selbstbebige einigen könnten. Damit forstimmung, höher gesetzt werde muliert der Soziologe ein starkes Plädoyer für das Christentum, als das christliche Liebesprinzip. Ersteres bedeute, dass der andere wobei er sich zugleich gegen den Vorwurf wehrt, blosse katholische Mensch einen erst einmal nichts Hans Joas: Glaube als Option. Freiburg i.B. 2012. Media Monitoring Analytics Ad Monitoring © Reformierte Presse, Zürich ZMS Monitoring Services AG Kronenplatz 1, CH-5645 Aettenschwil Tel: 041 202 02 00, Fax 041 202 02 09 www.zms.ch Ref.: 52851964 Ausschnitt Seite: 2/2 ZMS Monitoring Services AG ­ Media Monitoring ­ www.zms.ch