Evolutionspsychologie Gliederung – – – – Einleitung Interindividuelle Unterschiede Kontexte und Fitnesskonsequenzen Schluss •Hinney, Teschner, Müller Einleitung Evolutionspsychologische Sicht • Darwin • Rückblick: Ekman & Fridlund • Fridja will schlichten • Allgemeines Evolutionspsychologische Sicht Darwins Evolutionstheorie • • • • Natürliche Selektion Inklusive Fitness (vs. Handicap-Prinzip) Selektion psychologischer Merkmale Die biologische Funktion Evolutionspsychologische Sicht Ekmans emotionstheoretische Sicht (Neurokulturelle Theorie, Zwei-Faktoren-Theorie) • Genetische Dispositionen (neuro) • Darstellungsregeln (kulturell) • Organismische und kommunikative Funktion des mimischen Ausdrucks Evolutionspsychologische Sicht Organismische Kommunikative Bereitet Handlungen vor (z.B. angespannter Kiefer bei Wut oder aufgerissene Augen bei Angst) Besteht in der Verknüpfung vom mimischen Ausdruck mit Emotion. Daraus sind Handlungsabsichten ablesbar! Daraus sind Gefühle ablesbar! Evolutionspsychologische Sicht Fridlunds verhaltensökologische Sicht • Kritik an Ekman Vernachlässigung der Kosten kein Automatismus! • einzig Handlungsabsichten werden kommuniziert, keine Emotion. • Auslöser des mimischen Ausdrucks sind soziale Motive Evolutionspsychologische Sicht Frijda • unternahm den lobenswerten Versuch, die beiden Theorien zu einen.Die (von Fridlund postulierten) sozialen Motive könnten ja durchaus emotionell begründet sein! „Weinen ist ohne Zweifel ein soziales Signal, ein Hilferuf: Wir weinen meistens deshalb, weil wir diese Hilfe benötigen, und das heißt, weil wir Kummer haben. [...] Es gibt deshalb keine prinzipielle Unvereinbarkeit zwischen der emotionstheoretischen und der verhaltensökologischen Sicht.“ Evolutionspsychologische Sicht Allgemeines • Fitness-Konsequenzen als Crux der evolutionspsychologischen Forschung! • Heute mehr Fragen als Antworten… Interindividuelle Unterschiede Phänotypen des Verhaltens • Interkulturelle Vergleiche zeigen, das die Kombinationen der Gesichtsbewegungen, die zu den entsprechenden Ausdrücken wie „Ekel“, „Angst“, „Freude“, „Überraschung“, „Traurigkeit“ und „Wut“ führen, identisch sind. • Zusätzlich gibt es weitere stereotype, nonverbale Ausdrücke, wie das Heben der Augenbrauen, das Gähnen und Gesichtsausdrücke für Scham, Schüchternheit und Verlegenheit, die größtenteils kulturunabhängig vorkommen. Phänotypen des Verhaltens • Um diese wahrnehmbaren, universalen Ausdrücke zeigen zu können, nutzen Menschen vermutlich dieselben Gesichtsmuskeln • Jeder dieser koordinierten Gesichtsausdrücke kann man als verhaltensbezogenen Phänotyp betrachten. • Anatomische, neurobiologische und demographische Unterschiede (Alter, Geschlecht, kult. Hintergrund) können dazu führen, dass Gesichtsausdrücke in ihrer Ausführung und Wahrnehmung individuell variieren Anatomische Variation in Gesichtsausdrücken • Die Struktur der menschlichen Gesichtsmuskulatur und Basis der Gesichtsausdrücke wurde im sog. „Facial Action Coding Sytem“ beschrieben. • Gesichtsmuskeln können in Ihrer Struktur und Ausprägung variieren, manche Muskel(bündel) können komplett fehlen, was zu individuellen Unterschieden im Gesichtsausdruck führt. Anatomische Variation in Gesichtsausdrücken • Manche Unterschiede führen dazu, dass Gesichtsausdrücke intensiver oder kostbarer erscheinen (Beisp.: Grübchen) • Anatomische Unterschiede führen nur bis zu einem gewissen Grad zu verschiedenen Ausprägungen eines Ausdrucks. • Die sechs Basisausdrücke werden auch in abgekürzter Form erkannt. Unterschiede zwischen den Phänotypen • Variation in der Ausführung oder Wahrnehmung universaler Ausdrücke ist durch Asymmetrie des Gesichts, die Spontaneität der Muskelbewegungen und vieles mehr bedingt. • Beisp.: „Duchenne-smile“/“non-Duchennesmile“ Unterschiede zwischen den Phänotypen • Auch die Position, bzw. Bewegung des Kopfes wird als Teil des Gesichtsausdrucks wahrgenommen, sogar ohne Aktivität der Gesichtsmuskulatur. • Die Vielseitigkeit des Gesichtsausdrucks sollte nicht als unendliche Variabilität des Ausdrucks verstanden werden, sondern als vielseitige Möglichkeit der nonverbalen Kommunikation. Individuelle Unterschiede bei wahrnehmbaren Gesichtsausdrücken • Einfluss auf den Gesichtsausdruck haben zum einen Alter, Geschlecht und kultureller Hintergrund, zum anderen bspw. die Natur des visuellen oder anderen Stimulus (Emotionen hervorrufend). • Die Ausprägung des ausgelösten Gesichtsausdrucks zeigt ihren Wert. • Die Variabilität der Ausprägung lässt Aussagen über den Erfolg interpersonaler nonverbaler Kommunikation sowie über die allgemeine Ausdruckskraft zu. Phänotypische Variation in der Gesichtswahrnehmung • Nerven in bestimmten Regionen des Gehirns reagieren auf soziale Stimuli. • Bei aufgetretenen Gehirnschäden können z.B. Gesichter noch erkannt werden, Gesichtsausdrücke aber nicht. (Autismus) • Gesichtsausdrücke werden von unterschiedlichen Gehirnregionen verarbeitet. • Die Wahrnehmung mancher Signale erfordert eine hohe Empfindlichkeit des Empfängers (z.B. „leichte“ Wut) Vielfalt der Gesichtsausdrücke • Alle Gesichtsausdrucks-Phänotypen werden nicht gleich produziert, manche öfter (Lächeln), als andere. • Einige Gesichtsausdrücke können nicht so einfach wie andere produziert werden. • Manche Ausdrücke werden eher selten gezeigt und lassen sich nicht so einfach von anderen unterscheiden Ausdrücke, die gleich scheinen, wie Lachen und Lächeln, sind als verschiedene Phänotypen anzusehen, da verschiedene Muskelbewegungen charakteristisch sind. • Umfangreiche Variation sowohl innerhalb eines Gesichtsausdrucks, als auch unter allen Ausdrücken, benötigt vielfache adaptive Erklärungen. Ökologische Kontexte und fitnessKonsequenzen Gesichtsausdrücke als soziale Signale • Gesichtsausdrücke sind durch soziale Umgebung beeinflusst • Annahme: Gesichtsausdrücke sind Zeichen von sozialer Anpassung Sozioökologische Kontexte menschlicher Gesichtsausdrücke • auch nicht offensichtlich soziale Kontexte sind sozial geprägt • je stärker der soziale Kontext, desto häufiger und intensiver treten bestimmte Gesichtsausdrücke auf • Kontexte zur Untersuchung dieses Phänomens: • • • • Eltern-Kind-Interaktion kooperative Interaktionen Unterhaltung Konkurrenz-Situationen Positive fitness-Konsequenzen • U.a. Förderung sozialer Akzeptanz, Milderung negativer Konsequenzen (Scham/ Verlegenheit) • Erröten (bei Scham): Signal, das unmöglich zu fälschen scheint → Ehrlichkeit von Scham wird nicht angezweifelt • Lächeln hebt andere positive Eigenschaften der Person hervor, wie z.B. Intelligenz, Freundlichkeit,… • Mangelnde Koordination von Gesichtsausdrücken führt zu erheblichen sozialen Problemen (z.B. bei Menschen mit Schizophrenie) Eltern-Kind-Interaktionen • Kindlicher Ausdruck hat Signalfunktion • Signale sind abhängig von dem Interaktionspartner (z.B. der Mutter) • Vorschlag: Variable „Bedürftigkeit“ operationalisieren als andauernde fitnessKosten, außerdem Intensität und Häufigkeit verschiedener Ausdrücke messen Positive Antworten auf kindliches Lächeln (also v. a. Aufmerksamkeit) haben positive fitnessKonsequenzen Kooperative soziale Interaktionen • Muster: wahrscheinlich ein Signal mit relativ geringem Aufwand, häufig wiederholt • „soziales Lächeln“ ist Zeichen von Kooperation: regelmäßiges „Skript“ signalisiert positive Intentionen → timing • Verständigung über gegenseitigen Altruismus wird vereinfacht durch klare Signale zur Kooperation, bzw. Sanktionierung bei NichtKooperation Kooperative soziale Interaktionen • Primäres Ziel von Gesichtsausdrücken in sozialer Interaktion ist Selbst-Präsentation • de Paulo: Menschen versuchen nicht, sich als etwas darzustellen, was sie nicht sind → keine Täuschung • andere Annahme: Signale müssten so kostspielig sein, dass es sich für den Täuschenden nicht lohnen würde, sie vorzuspielen Kooperative soziale Interaktionen • je kostspieliger ein Signal ist, für umso ehrlicher wird es eingeschätzt (z.B. Duchenne smile) • Kosten dieser sozialen Signale sind nicht nur physiologischer Art, auch der Aufmerksamkeitsfokus muss auf die Person gerichtet sein → Vernachlässigung der Umgebung • unbewusste Antworten auf das Lächeln anderer können sehr adaptiv sein, denn sie bringen positive fitness-Konsequenzen mit sich • Gesichtsausdruck gibt Aufschluss über die Intentionen des Interaktionspartners Gesichtsausdrücke während Unterhaltung • Gesichtsausdrücke und Sprache müssen miteinander koordiniert werden (Muskeln, Mimik zur Unterstreichung von Gesagtem,…) • Zuhörer-Signale Werbungsverhalten und Gesichtsausdrücke • Gesichtausdrücke signalisieren sowohl Interesse als auch die eigenen Qualitäten • Spontane Gesichtsausdrücke sind in der Regel symmetrisch → Symmetrie steigert Attraktivität Fitness-Konsequenzen: – Steigerung der eigenen Attraktivität für andere, bessere Chancen auf Erfolg Fremde, Konkurrenten und Interessenkonflikte • In Konkurrenzsituationen sind mimische Ausdrücke offen und klar erkennbar • Konventionalisierte Ausdrücke, um so wenig zusätzliche Information wie möglich preiszugeben • Andererseits: Versuch, Gefühle zu verstecken (z.B. hinter vorgehaltener Hand) Fremde, Konkurrenten und Interessenkonflikte • Täuschungsversuche, Selbsttäuschung • Täuschungen aufdecken: unter Fremden fast unmöglich (bezogen auf Gesichtsausdrücke) → Fremden wird ohnehin eher misstraut, Eigenschaft also wichtiger bei vertrauten Menschen • Unregelmäßiger Gebrauch von Signalen deutet auf Täuschung hin Fitness-Konsequenzen: - mögliche Kooperation mit Fremden, ohne zu viel von sich preiszugeben - „Betrüger“ entlarven (nur unter Bekannten) Signaleigenschaften von Gesichtsausdrücken • Erkennbarkeit von Gesichtsausdrücken auf weite Distanz bringt positive fitnessKonsequenzen Zusammenfassung • Durch Anpassungs-Hypothese kann Gesichtsausdruck aus evolutionstheoretischer Perspektive untersucht werden • Bisherige Ergebnisse deuten jedoch die Wichtigkeit von Gesichtsausdrücken für die fitness an Schluss Schluss • Komplexität des Feldes • Appell an die Forschung • Fitness-Konsequenzen genau formulieren Nach Phänotypen suchen (Ist Lächeln gleich Lächeln?) Frage: Sind mimische Ausdrücke beim Menschen heute noch adaptiv? Sind sie nicht vielleicht nur noch ein Überbleibsel aus nicht-sprachlichen Zeiten?