Wer therapiert die Therapeuten? (Andrea Signer)

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Und wer therapiert die Therapeuten?
Nachdenken über den Beruf des Psychotherapeuten
Journal Club
21. Dezember 2006
Andrea Signer
Literatur
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Jaeggi, E. (2005): Und wer therapiert die Therapeuten? München:
Deutscher Taschenbuch Verlag.
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Yalom, I. D. (2002). Der Panama-Hut oder Was einen guten Therapeuten ausmacht. München: Goldmann Verlag.
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Yovall, Y. (2004). Der Feind in meinem Zimmer und andere Geschichten aus der
Psychotherapie. München: Random House GmbH.
Überblick
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Erwartungen / Motivation
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Beruf / Berufung
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Selbstzweifel / Burnout
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Berufsleben / Privatleben
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Fazit
Überblick
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Erwartungen / Motivation
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Beruf / Berufung
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Selbstzweifel / Burnout
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Berufsleben / Privatleben
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Fazit
Erwartungen / Motivation
Einblick zu bekommen in die Geheimnisse anderer Menschen, ihr Leben zu
verändern, auf vielleicht sogar magische Art einzugreifen: das sind – allen Entzauberungen zum Trotz – die oft unausgesprochenen Erwartungen.
Die eigene Person muss dabei in besonderer Weise fähig sein, hohen menschlichen Anforderungen zu genügen. Dazu gehört eine dauerhafte Beziehungsfähigkeit und das Gefühl, man habe in seinem Leben einen Sinn gefunden.
Die Berufswahl kann man als den Versuch betrachten, im Arbeitsleben eine
spezifische Konfliktthematik zu lösen.
Eine Störung des narzisstischen Gleichgewichts ist der wichtigste Grund für die
Wahl des Therapeutenberufes.
Die Berufswahl wird in erster Linie unter dem Aspekt der Selbstheilung getroffen.
… Erwartungen an den Beruf? Motivation?
Überblick
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Erwartungen / Motivation
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Beruf / Berufung
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Selbstzweifel / Burnout
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Berufsleben / Privatleben
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Fazit
Beruf / Berufung
Wie selten ein anderer Beruf wird gerade der Beruf des Psychotherapeuten
mit sehr wichtigen Aspekten des Selbstkonzeptes in Beziehung gesetzt. Es
kommt so gut wie nie vor, dass eine Therapeutin angibt, sie habe den Beruf
nur halbherzig gewählt und sei dann irgendwie „hineingewachsen“ – eine
Aussage, die man in anderen Berufsfeldern oft findet.
Viele Therapeuten gehen von irgendeiner Art „Erleuchtung“ aus, sie
erzählen, dass der Entschluss, Psychotherapeut zu werden, sich als
plötzlicher, unwiderstehlicher und nicht zu hinterfragender ergab.
Wenn einer aber „berufen“ ist, hat er in jeder Hinsicht dieser Berufung
gerecht zu werden. Kann er das nicht leisten, dann ergeben sich wie von
selbst Zweifel an der eigenen Person und Tätigkeit.
… Beruf oder Berufung?
Überblick
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Erwartungen / Motivation
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Beruf / Berufung
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Selbstzweifel / Burnout
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Berufsleben / Privatleben
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Fazit
Selbstzweifel / Burnout
Die hohen Ansprüche, die man an den eigenen Beruf, das eigene Menschsein stellt, bringen eine starke Belastung mit sich: Therapeuten zweifeln oft
daran, ob sie ihren Patienten zu einem Happyend in ihrem Leben verhelfen
können, wo sie selbst doch diesem Happyend noch sehr ferne stehen.
Allmachtswünsche erfüllen sich nicht, wenn man sehr bald die Grenzen der
Psychotherapie erspürt (und sich selbst die Schuld daran zuschreibt) oder
sich häufig ausgelaugt fühlt. Auch die Vorstellung, man sei ein authentischer
Mensch, wird dünn, wenn man oft Wut oder Langeweile unterdrücken muss.
Tatsächlich ist der Beruf des Psychotherapeuten nicht unbedingt der gesündeste: Schätzungen sprechen von einer im Vergleich zur Normalbevölkerung
vier- bis fünfmal höheren Selbstmordrate unter Psychotherapeuten.
… Selbstzweifel? Burnout?
Überblick
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Erwartungen / Motivation
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Beruf / Berufung
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Selbstzweifel / Burnout
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Berufsleben / Privatleben
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Fazit
Berufsleben / Privatleben
Das Privatleben von Psychotherapeuten ist nicht besser organisiert als das
der Normalbevölkerung. Es scheint tatsächlich, als ob ein vertieftes Wissen
um menschliche Konflikte und die dazugehörenden Abwehrformen die
eigene private Situation nicht unbedingt verbessert, im Gegenteil.
Vollgefüllt mit dem inneren Erleben der Patienten und mit ihren eigenen
Gefühlen, möchten Therapeuten daheim nichts als abschalten. Dass auch
ihre Familie ein gewisses Mass an Anteilnahme für ihre Erlebnisse braucht,
kann ihnen leicht entgehen.
Nach seinem späteren Berufwunsch befragt, sagte das Kind eines Psychotherapeuten: „Ich möchte ein Patient werden.“ Das erschien ihm als die
einzige Möglichkeit, die Aufmerksamkeit des Vaters zu erringen.
… Einfluss auf das Privatleben?
Überblick
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Erwartungen / Motivation
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Beruf / Berufung
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Selbstzweifel / Burnout
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Berufsleben / Privatleben
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Fazit
Fazit
Was ist nun also zu halten von diesem „unmöglichen“ Beruf?
Der Beruf des Psychotherapeuten ist offenbar einer, in dem man sich selbst
dazu verurteilt, den „richtigen“ Weg zu gehen – und dieser Weg wird nur allzu
oft phantasiert als einer, bei dem man klug und beherzt ist, keine Fehltritte
macht und einem strahlenden Ziel entgegeneilt.
Gibt es Trost, Rat, Empfehlungen für den Psychotherapeuten, wenn er sich
verstrickt in diesem Dilemma des nie genügend authentischen Lebens?
Er möge sich für seine eigene Person (wie übrigens auch für die Patienten)
immer wieder klarmachen, dass jedes erreichte Ziel im menschlichen Leben
schwankt, und dass auf Schritt und Tritt Rückfälle möglich sind.
… Fazit?
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