Die Entstehung von sozialen Normen Grundlagen zur Sozialtheorie von James Coleman (1990) Kapitel 11 Stefanie Ulrich & Babette v. Merkesteyn Inhalt: 1.Einleitung 1.1 Rückblick auf Kapitel 10 1.2. Zentrale Frage aus Kapitel 11: Wie entstehen soziale Normen 2. Bezug zur spieltheoretischen Erklärung 3. Wie werden Normen und Sanktionen in der Gesellschaft angewandt? 3.1 Wiederholte Spiele 3.2 Reputation 3.3 Problem öffentlicher Güter 1. und 2. Ordnung 3.4 Trittbrettfahren und Übereifer 3.5 Inkrementelle vs heorische Sanktion 3.6 Status / Macht 3.7 Legitimierung 3.8 Internalisierung von Normen 4. Fragen/ Diskussion Literatur • Coleman, James (1990): Grundlagen der Sozialtheorie. Kapitel 10 & 11 • Diekmann, Andreas (2009): Spieltheorie. • Voss, Thomas (2001): Game-Theoretical Perspectives on the Emergence of Social Norms. 1.Einleitung 1.1 Rückblick auf Kapitel 10 James Coleman (1926-1995) • • Welches sind die Bedingungen für das Interesse / Bedürfnis an einer wirksamen Norm? Coleman wehrt sich dagegen, Normen als gegeben anzunehmen braucht Bedürfnis • Normen: Unterscheidung von individuellen Selbstkontrollprozessen, sozialen Bräuchen und Konventionen Art Imperativ • Wichtige Begriffe: - Konjunkte vs. disjunkte Normen - Externe Effekte - Kontrollrechte / Austausch - Soziales Optimum (->keine weiteren Austauschhandlungen mehr gefordert) 1.Einleitung 1.1 Rückblick auf Kapitel 10 Zentrale Aussage zu Kap. 10 • Die Bedingung, unter der sich ein Interesse an einer Norm und somit das Bedürfnis nach einer Norm entwickelt, ist, dass eine Handlung für eine Menge anderer Personen externe Effekte aufweist, Märkte für Kontrollrechte über die Handlungen jedoch nur mit Schwierigkeiten einzurichten sind und kein einzelner Akteur sich gewinnbringend an einem Austausch beteiligen kann, um Kontrollrechte zu erhalten. • => Wenn paarweise Austauschhandlungen nicht zu einem sozialen Optimum führen können, entsteht ein Interesse / Bedürfnis an einer Norm auf Seiten derjenigen Akteure, die bestimmte externe Effekte erfahren z.B. Nichtraucher, Abwässer in Limmat, Mäuse im „Rat der Mäuse“ Norm grenzt Handlungen ein, die negative externe Effekte haben 1.2. Zentrale Frage aus Kapitel 11: Wie entstehen soziale Normen? • Was ist erforderlich, damit nun tatsächlich Normen entstehen (die durch Sanktionen gestützt werden) nachdem externe Effekte erst einmal ein Bedürfnis geschaffen haben? => Denn: die Tatsache, dass eine Menge von Akteuren daran interessiert ist, die Kontrollrechte über die Handlungen individueller Akteure zu erwerben, erklärt nicht vollständig, wie sie tatsächlich in den Besitz dieses Rechts gelangen. 2. Bezug zur spieltheoretischen Erklärung Kann die Spieltheorie eine Analyse zur Erklärung von Normen bieten? • Anspruch der Spieltheorie: sie biete eine individualistische Analyse der gesellschaftlichen Institutionen und der Gesellschaft überhaupt ->aber Normen? • Spieltheoretische Analyse geht von idealtypischen und von ideal rationalen Akteuren aus (-> Modell als Referenzpunkt) • Aufgabe der spieltheoretischen Analyse ist aufzuzeigen, welche Bedingungen oder sozialen Mechanismen zu NashGleichgewichten führen (=Kernkonzept der Spieltheorie) • => in welchem Verhältnis steht das zu unserer „normalen“ Welt im Alltag mit ihren nicht idealisierten Personen? 2. Bezug zur spieltheoretischen Erklärung : Die wichtigsten Bedingungen der Normentstehung => Erläuterung an klassischen spieltheoretischen Beispielen kooperativen Handelns • Anreiz (Nash-Gleichgewicht, Sanktionen) • Soziale Dilemmata Interessenkonflikt vs. Interesse an Koordination Überschneidung von Interessen, aber keine Deckung • Wiederholte Spiele kooperative Strategien wie „Tit for Tat“ Genügend grosser Diskontfaktor • Struktur der Situation / Umstände • Status / Macht Spieltheoretische Annäherung an soziale Normen (Voss 2001) Anreiz, Nash-Gleichgewicht, Sanktionen • Voss: Effektive Realisierung von Normen beruht auf Anreiz zur Akzeptierung von Normen durch Zielakteure: A) Nutzniesser schaffen Anreiz für Zielakteure, welche Normkonformität mit einem Nash-Gleichgewicht gleichsetzt B) Anreiz liegt auch oft in Form von Sanktionen vor • „Anreiz-Probleme“ im GD: Anreiz, von der Norm (welche Kooperation vorschreibt) abzuweichen Sanktionen nötig, um Verhalten zu koordinieren, um ein vorteilhaftes Ergebnis für alle zu bekommen Spieltheoretische Annäherung an soziale Normen: Soziale Dilemmata • Rational Choice Theorie (Hypothese) : Normen helfen, soziale Dilemmata zu vermeiden • Soziales Dilemma = Situation, in der das beste Ergebnis für alle nicht erzielt wird Basisszenario: zwei Akteure, die die Wahl zwischen zwei Handlungen haben (keine Absprache möglich) 4 verschiedene soziale Dilemmata Spieltheoretische Annäherung an soziale Normen: Soziale Dilemmata • 1.Koordination (Brücke) gibt zwei Lösungen /Gleichgewichte des Spiels (Halt, Fahren) (Fahren, Halt) ( Nash-Gleichgewicht) Voraussetzung: beiden egal wer wartet springender Punkt: beiderseitiges Interesse an der Koordination liegt kein Interessenskonflikt vor Vgl. auch Beispiel von unterbrochener Telefonleitung • 2.Geschlechterkampf (Konzert vs. Stierkampf) Ziel: Kooperation (-> gleicher Ort) zwei „Gleichgewichte“ (aber der „Verlierer“ leistet höhere „Kosten“) Spieltheoretische Annäherung an soziale Normen : Soziale Dilemmata • 3.Klassisches GD Interessen überschneiden sich, ohne sich zu decken Kein pareto-optimales Gleichgewicht -> die rationale Handlung ist Defektion -> Ergebnis könnte verbessert werden durch Kooperation • 4.Chicken-Spiel („Angsthase“, der ausweicht mit dem Auto) Gibt zwei Gleichgewichte beide ausweichen: Gesichtsverlust (schlimm) oder beide Mitte: Zusammenstoss (schlimmer) aber nicht wünschenswert, da Präferenzen der Akteure im Konflikt sind, d.h. einer will gewinnen. Spieltheoretische Annäherung an soziale Normen : Vergleich zu Coleman • Geht es hier in allen Fällen bei dem Bedürfnis nach Normen um externe Effekte? (Coleman leitet Bedürfnis nach Normen aus externen Effekte ab) => Diskussion… Coleman Externe Effekte Sanktionen <--------------> Spieltheorie Koordination Geschlechterkampf GD, Chicken Beispiele bei Spieltheorie: jeweils 2 Interaktionspartner (simultane Interaktion) mit gegenseitigen Effekten Coleman: sequentielle Interaktionen? Kommt es darauf an, ob die externen Effekte von Handlungen Anderer absichtlich erzeugt wurden oder nicht? Wie beeinflussbar sind die Effekte? 3. Wie werden Sanktionen in der Gesellschaft angewandt? 3.1 Wiederholte Spiele • Diekmann (2009): Alltagsbeispiele zu Kooperation • 1. Erbitterte Feinde, die im 1. WK in vorderster Linie lebensgefährlich miteinander konfrontiert waren, kooperieren plötzlich. Wie ist das möglich? • Die Antwort hat etwas mit der Theorie wiederholter („iterierter“) Spiele zu tun. (3 Beispiele) 3.1 Wiederholte Spiele Diekmann: Alltagsbeispiele für Kooperation • Frontsoldaten in Schützengräben, oft nur auf Rufweite voneinander entfernt => gleiche Probleme: alltägliche Dinge verrichten („Leben und leben lassen“) • => es entwickelte sich ohne Absprache eine heimliche Kooperation nicht aufeinander schiessen oder absichtlich Ziel verfehlen Falls aber eine Seite defektierte, wurde Vergeltung geübt kooperative Strategien wie „Tit for Tat“ ähnlich einem wiederholten GD • => in der Folge impliziter Kooperation können sich Regeln (Wimpel zur Kennzeichnung neutraler Zonen) und soziale Normen herausbilden. • => nicht die Einstellung der Akteure sind dafür zunächst entscheidend, zentral ist vielmehr die Struktur der Situation 3.1 Wiederholte Spiele Diekmann: Alltagsbeispiele für Kooperation • 2. Stimmenhandel (Kooperation) im US-Senat => „Deal“: Vereinbarung gegenseitig Anliegen zu fördern => Heute mehr als früher Umstände (nicht Persönlichkeit) dafür verantwortlich Mit längerer Ausübung des Amtes steigt die Chance für wechselseitige Kooperation 3.1 Wiederholte Spiele Diekmann: Alltagsbeispiele für Kooperation • 3. Vampir-Fledermäuse => Hilfeleistung zwischen nichtverwandten Tieren => spenden sich in Notsituationen gegenseitig Blut Putzen gegen Blut für die satte Fledermaus ist der Verlust geringer als der Gewinn für das hungrige Tier Kredit zurückfordern zu späterem Zeitpunkt nur scheinbar altruistisch, auf längere Sicht Eigeninteresse wiederholtes Spiel mit genügend grossem Diskontfaktor 3.1 Wiederholte Spiele Diekmann: Alltagsbeispiele für Kooperation • Iteration = „Schatten der Zukunft“ => erzeugt Kooperation • Der Erfolg bedingt kooperativer Strategien in Computersimulationen unterstützt die These, dass sich Kooperation unter Egoisten und ohne zentrale Autorität in sozialen Situationen vom Typ des GD entwickeln kann. • => Voraussetzung ist, dass sich die Akteure wiederholt begegnen und dass zukünftige Auszahlungen als genügend wertvoll wahrgenommen werden, um der Versuchung kurzfristiger Ausbeutung zu widerstehen. 3.1 Wiederholte („iterierte“) Spiele • A) Endlich und unendlich oft wiederholte Spiele • In einem endlich iterierten GD gibt es nur eine Nash-Gleichgewichtsstrategie: immer defektieren (Logik der Rückwärtsinduktion) • Im sozialen Leben selten oder nie längere Sequenz von Interaktionen, deren Anzahl mit Sicherheit im Vorhinein festgelegt werden kann => Unendlich oft wiederholte „Spiele“: Rundenzahl im Vorhinein nicht festgelegt • B) Wiederholte Spiele mit Diskontierung (Bsp.Stimmenhandel, Fledermäuse) • Diskontieren: „Eine später allfällige Forderung unter Abzug von Zinsen kaufen.“ Bei grösseren Zeitintervallen zwischen den Interaktionen wird der z.B. in einem Jahr erzielte Gewinn „abdiskontiert“ und als weniger wertvoll als ein gegenwärtiger Gewinn gleicher Höhe gelten. • 3.2 Reputation Diekmann: Alltagsbeispiele für Kooperation • Reputation als alternativer Mechanismus zu Iteration, um Kooperation unter Fremden endogen, d.h. ohne äussere Sanktionsinstanz, hervorzurufen • Reputation = „Schatten der Vergangenheit“ => erzeugt Kooperation in „einmaligen“ Begegnungen zwischen Akteuren (z.B. Händler u Kaufleute im 11. Jh.) • Klatsch und Tratsch ein einer sozialen Gemeinschaft haben ähnliche Folgen • Vom Klatsch bis hin zu Ratingagenturen und Evaluationen ist Reputation ein mächtiges Prinzip zur Herstellung von Wohlverhalten • Alltagsbeispiel: E-Bay 3.3 Das Problem öffentlicher Güter erster & zweiter Ordnung Als Einleitung: „Der Rat der Mäuse“ Problem öffentlicher Güter erster Ordnung: Externe, meist negative, Effekte stellen ein Problem öffentliches Ungut erster Ordnung dar Bsp. Das Handeln der Katze, die die Mäuse auffrisst. Problem öffentlicher Güter zweiter Ordnung: Eine Sanktion der Handlung der Katze hat auch (positive) externe Effekte für die Mäuse (sie kann sich nicht mehr lautlos anschleichen) und alle Mäuse würden von der Sanktion profitieren. Aber die Gewinne für die Maus, die der Katze die Glocke umhängen soll, wären geringer als die Kosten, die ihr entstehen. Auch Sanktionsproblem oder Trittbrettfahrerproblem zweiter Ordnung. 3.3 Das Problem öffentlicher Güter erster & zweiter Ordnung (2) • Bedingung unter der das Bedürfnis nach einer wirksamen Norm erfüllt wird, ist diejenige Bedingung unter welcher rationale Behaupter einer Norm das Trittbrettfahrerproblem zweiter Ordnung überwinden können. Rationale Nutzniesser einer Norm können so die Kosten die durch die Sanktion der Zielakteure entstehen gleichmässig aufteilen oder für die Menge der Nutzniesser Sanktionen zweiter Ordnung schaffen, um einen oder mehrere Nutzniesser zu wirksamen Sanktionen der Zielakteure zu veranlassen. Soziale Beziehung zwischen den Nutzniessern notwendig und verantwortlich dafür, dass Normen umgesetzt werden. 3.4 Trittbrettfahren und Übereifer Problem des Trittbrettfahrens Rationalität des Trittbrettfahrens: Wenn die Interessen einer Anzahl Personen durch das gleiche Ergebnis befriedigt werden und wenn Gewinne < Kosten Der rationale Handelnde wird keinen Beitrag leisten. Rationalität des Übereifers: Wenn die Interessen einer Anzahl Personen durch das gleiche Ergebnis befriedigt werden, so hat jede Person den Anreiz andere zu belohnen, die auch auf das Ergebnis hinarbeiten. Jede Person hat u.U. das Interesse eine Norm zu erstellen, die das Erreichen des Ergebnisses begünstigt. Negative und positive Sanktionen zur Durchsetzung der Norm 3.4 Trittbrettfahren und Übereifer (2) Durch Motivation durch andere bzw. durch positiven Sanktionen wird Trittbrettfahren zu Übereifer gewandelt Sanktion zur Durchsetzung der Norm Damit eine Norm wirksam ist braucht es nicht nur externe Effekte, sondern auch: Sanktionen und soziale Beziehungen Sozialstruktur kann die Anwendung von Sanktionen unterstützen 2 Komponenten: Existenz sozialer Beziehungen Geschlossenheit des Netzwerkes 3.5 Inkrementelle vs. heroische Sanktion Inkrementelle Sanktion: Kosten und Wirkung einzelner Sanktionen sind gering, ergeben aber additiv eine beträchtliche Gesamtwirkung z.B. Mobbing Heroische Sanktion: Der Gesamteffekt wird von der Handlung eines einzigen Akteurs hervorgerufen z.B. die Maus in der Fabel 3.6 Status / Macht • Besonders hoher Status und grosse Macht setzen die Wahrscheinlichkeit der Anwendung von Sanktionen herab. • Je mächtiger eine Person ist, desto seltener wird sie sanktioniert. desto eher kann sie andere sanktionieren • Die Kosten einer Anwendung einer Sanktion durch einen Sanktionsträger sind umso höher, je mächtiger ein Sanktionierter ist und je grösser das Interesse des Sanktionsträgers an der Fortdauer der Beziehung zum Sanktionierten ist. • Personen mit grösserer Macht in einem sozialen System werden von Normen weniger eingeschränkt als Personen mit geringerer Macht. 3.7 Legitimierung Wann wird eine Norm als legitim anerkannt? Konjunkte Normen (Zielakteure = Nutzniesser) - Es ist nicht nur möglich von anderen kontrolliert zu werden, sondern selbst auch andere für ähnliche Handlungen zu kontrollieren - Um die Norm aufzustellen, die der Person selbst das legitime Recht verleiht, vergleichbare Handlungen anderer zu kontrollieren, muss diese Person auch anderen das legitime Recht auf Teilkontrolle über die eigene Handlung zugestehen. - Zurückweisung dieser Legitimität = Zurückweisung der Norm Personen haben folglich nicht das Recht, andere auf ihr Abweichen der Norm aufmerksam zu machen. - Bsp. Telefon im Wohnheim 3.7 Legitimierung (2) Wann wird eine Norm als legitim anerkannt - im Falle einer konjunkten Norm kann es für eine Person rational sein, den Anspruch der anderen auf Teilkontrolle der eigenen Handlung anzuerkennen, weil sie dann selbst die Erlaubnis hat, die Handlung anderer zu sanktionieren. - Die Anerkennung des Anspruchs anderer Notwendig für die Aufstellung der Norm 3.7 Legitimierung (3) Wann wird eine Norm als legitim anerkannt? • Es können Asymmetrien auftreten Sanktionsträger oder Zielakteure? • Zielakteure, die durch die Norm beschränkt werden geringeres Interesse, die Norm als legitim anzusehen Werden längerfristig eher nicht von der Norm profitieren • Personen, die eine Norm missachten, werden kaum jemand anderen zur Befolgung der Norm drängen. erhöhtes Risiko selbst sanktioniert zu werden, wenn sie andere für die Missachtung der Norm sanktionieren 3.7 Legitimierung (4) Wann wird ein Norm als legitim anerkannt? Disjunkte Normen (Zielakteure Nutzniesser) - z.B. Kinder, deren Handlungen von den Eltern sanktioniert werden. Die Nutzniesser dieser Norm sind mächtig sie kontrollieren Ereignisse, an denen die Zielakteure ein Interesse haben. Internalisierte Normen: Parallelen zu konjunkten Normen wenn Identifikation mit dem Sozialisationsagenten und Interessen mit jenen des Agenten gleichsetzen Anspruch des Agenten auf ein Kontrollrecht wird als legitim anerkannt, weil dieser Anspruch aus Interessen erwächst, die die Person als ihre eigenen erachtet. 3.8 Die Internalisierung von Normen Internalisierung einer Norm Individuen entwickeln ein inneres Sanktionssystem Reagiert mit Bestrafung, wenn eine verbotene Handlung ausgeführt wird, oder wenn eine, von der Norm vorgeschriebene, Handlung nicht ausgeführt wird. Wie entsteht ein solches Sanktionssystem? Unter welchen Bedingungen versuchen Akteure eine Internalisierung bei einem bestimmten Akteur zu bewirken? Anreiz der Nutzniesser ein inneres Sanktionssystem bei einem Akteur macht die ständige äussere Überwachung überflüssig. 3.8 Die Internalisierung von Normen (2) • Durch Sozialisation wird beim Individuum ein Gewissen angesiedelt, ein inneres Sanktionssystem • Kosten der Internalisierung gegenüber zukünftigen Kosten einer Überwachung abwiegen Ist es rational oder nicht? • Es geht darum, beim Individuum eine Identifizierung mit dem Sozialsisationagenten hervorzurufen. Modifizierung des Selbst durch Internalisierung von Normen Innere Sanktionen bei zukünftigen Handlungen 3.8 Die Internalisierung von Normen Was sind die Bedingungen, die die Wirksamkeit von Internalisierungen beeinflussen? 1. Die Internalisierung wird umso wirksamer, je grösser die Anzahl verschiedener Handlungstypen ist, die der Sozialisationsagent mit Normen kontrollieren möchte. 2. Akteure, die ein inneres Sanktionssystem begründen können, kommen nicht in den Genuss aller Gewinne, die daraus resultieren. 3. Eltern können den Ertrag aus ihre Investitionen in die Internalisierung von Normen erhöhen, indem sie sich mit dem Kind identifizieren und sich auch in seinem späteren Leben über die Handlungen des Kindes informieren. 3.8 Die Internalisierung von Normen Was sind die Bedingungen, die die Wirksamkeit von Internalisierungen beeinflussen? 4. Familien mit hohem Status vs. Familien mit niedrigem Status. - hoher Status eher innere Sanktionen - niedriger Status eher Unterinvestition von inneren Sanktionen 5. Die Wirksamkeit einer äusseren Kontrolle vs. Anreizsystem, dass innere Kontrolle herbeiführt verringert sich in dem Masse, in dem die Kosten für die Überwachung der Handlung kostspieliger werden. 4. Offene Fragen / Diskussion • Folie 13: Vergleich von spieltheoretischen Beispielen mit Coleman: Geht es in allen Fällen um externe Effekte? • Kann die Spieltheorie nun eine Analyse zur Erklärung von Normen bieten? • Gibt es einen Unterschied zwischen sozialen Normen und moralischen Pflichten? • Können Normen nur entstehen, wenn eine Kommunikation stattfindet? D.h. im klassischen GD gibt es keine Normen, da die Möglichkeit eines Austausches ausgeschlossen ist?