Referat – Baltes – Entwicklungspsychologie der Lebensspanne

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Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09
PD Dr. Haci-Halil Uslucan
Herzlich Willkommen
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Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09
PD Dr. Haci-Halil Uslucan
1.
Überblick: Vorlesungsinhalte
Freitag: 09.01.2009:
 Geschichte der Bildungspsychologie
 Voraussetzungen und Folgen von Bildung:
gesundes Aufwachsen: Bindung und Bildung
kognitive Entwicklung: Piaget und Wygotski
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Vorlesung Bildungspsychologie I WS 2008/09
PD Dr. Haci-Halil Uslucan
1.
Überblick: Vorlesungsinhalte
Freitag: 09.01.2009:
 Voraussetzungen und Folgen von Bildung:
Implikationen für den Unterricht
 Bildung und Erziehung
 Lernen und Lernstörungen
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Wygotski und seine Bedeutung für die
Bildungspsychologie
Miller,P.(1996)Theorien der Entwicklungspychologie.
Mietzel,G.(2001)Pädagogische Psychologie des Lernens und
Lehrens.
Berk,L.E.(2005)Entwicklungspsychologie.
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1.
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3.
4.
Kurze Biographie
Theorie
Beispiele für Wygotskische und kontextualistische
Forschung
Implikationen für Unterrichts- und Bildungskontexte.
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1.Biographie
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1896 in Orshe Russland geboren.
Sohn einer jüdisch-russischen
Intellektuellen Familie
Jurastudium, breites Interesse
Literatur, Psychologie, Kunst,
Sozialwissenschaften, Philosophie.
1924: Wygotski, Luria, Leontjew –
psychologische Schule
30er Jahre Opfer politischer
Auseinandersetzungen
1934 an Tuberkulose im Alter von
38 Jahren gestorben.
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2.Überblick über seine Theorie
a)
b)
c)
d)
Das aktive Kind in seinem Kontext als Untersuchungseinheit
Zone der proximalen Entwicklung
Sozio-kulturelle Ursprünge der individuellen geistigen
Funktionsweise
Psychologische Werkzeuge
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2.Überblick über seine Theorie
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Momente des Sozialen sowie des sozialen Lernens
bei Wygotski zentral:
Wygotski war selbst Lehrer; trotz seines recht kurzen
Lebens verfasste er mehr als 100 Schriften, die erst in
den 60-er Jahren bekannt wurden.
Wygotskis These: Das individuelle Denken hat
soziale Wurzen; der Weg verläuft nicht vom
Egozentrismus zur Sozialität wie bei Piaget, sondern
der Mensch ist bereits von Anfang an in seinem
Denken ein soziales Wesen.
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2.Überblick über seine Theorie

Mentale Tätigkeiten des Kindes sind Ko-Konstruktionen, die
später vom Kind internalisiert werden.

Jede Funktion tritt in der kulturellen Entwicklung zwei Mal
auf: zunächst auf der intermentalen (interpsychischen) Ebene
und dann auf der intramentalen (intrapsychischen) Ebene.
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2.Überblick über seine Theorie

Beispiel: Die 6-jährige Laura hat ihr Spielzeug
verloren und bittet ihren Papa, diesen mitzusuchen.
Der Vater fragt: „Wo hast du es zuletzt gesehen“;
Laura: „Ich weiss es nicht“.

Vater: „In deinem Zimmer vielleicht“?; L.: „Nein“;
V.: „Vielleicht bei deiner Freundin“?; L.: „Nein, glaube
nicht“.
V.: „Hast du das Spielzeug hochgeholt aus dem Auto“;
L.: „Da könnte es vielleicht sein“ und sie findet es im
Auto wieder.
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2.Überblick über seine Theorie

Beispiel: Die 6-jährige Laura hat ihr Spielzeug verloren und
bittet ihren Papa, diesen mitzusuchen.

Wer erinnert sich hier genau? Der Vater, Laura oder
beide?
Erinnerung ist hier das Ergebnis einer sozialen
Interaktion zwischen Vater und Tochter.
Erinnern und Problemlösen werden ko-konstruiert.
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a)Das aktive Kind in seinem
Kontext als Untersuchungseinheit
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Kind und Kontext sind nicht voneinander trennbar
Der soziokulturell-historische Kontext definiert und
formt jedes einzelne Kind. Kognitive Entwicklung als
einen durch die Gesellschaft vermittelten Prozess.
Kultur : gemeinsame Überzeugungen, Werten,
Gebräuche, symbolische Systemen.
Rolle der Kultur, wie diese auf andere Generationen
übertragen wird.
Kontexte nach Bronfenbrenner : Mikrosystem,
Mesosystem, Exosystem, Makrosystem.
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b) Zone der proximalen - nächsten Entwicklung
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Distanz zwischen dem „aktuellen Entwicklungsniveau“ des
Kindes und der höheren Ebene als „potentielle Entwicklung“.
Entwicklung des Kindes : Prozess seiner Veränderung
untersuchen.
Kritik an herkömmlichen Intelligenztests.
Roller der Eltern, Lehrer: „Brücken bauen“, „scaffolding“.
Bereitstellen eines Gerüsts. Bsp. Fahrradfahren lernen,
Mädchen in Mexiko lernen Kunst des Webens.
Konsequenzen für die Pädagogik ? Wie müssen sich Eltern,
Lehrer, Erzieher verhalten ?
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Diagnostik sucht den potentiellen Entwicklungsstand und
damit die nächsten Lern- und Entwicklungsschritte.
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Beispiele für Unterstützung
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c)Das Intermentale konstruiert das Intramentale
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Intermental = Interaktion zwischen Kind
und andere Personen
Intramental = Interaktion wird
internalisiert und in seine innerseelische
Ebene integriert.
Kinder internalisieren das
Problemlösungsmodus. Bsp. Farbstifte
verschwinden lassen.
Deshalb kann intramentale Aktivität nicht
von intermentale Aktivität getrennt
werden.
Wichtiger sozialer Aspekt: Sprache.
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d) Einfluss psychologischer Werkzeuge einer
Kultur auf das Denken
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Psychologische Werkzeuge : Sprache, Zahlensystem,
Kunstwerke.
Technische Hilfsmittel : Computer, Rechenmaschinen.
Sprache : wichtigstes Werkzeug und Hilfsmittel zur
Problemlösung.
Unterschied des Ausmaß an Kommunikation je nach Kultur.
Bsp. Navajo Kinder, Afrikanische Kinder in Tragetücher.
Kinder beobachten Aktivitäten. Weniger Verbale Anweisungen.
Unterschiedliche Bewertung und Ausstattung der Kinder mit
psychologischen Werkzeugen. Bsp. Schulbildung versus
informelle Lehre. Unterschiedliche Definition von Intelligenz
je nach Kultur. Bsp. Uganda : langsam und sorgfältige Person.
Westliche Gruppen : rasches und abstraktes Denken.
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Allgemeine Unterschiede
Piaget – Wygotski
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Jean Piaget
Kognition
Lew Wygotski
Sprache
Kognition
Sprache
Kognition geht Sprache
voran. Ist umfassender.
Sprache und Kognition
beginnen unabhängig
voneinander. Sprache
ermöglicht Formen des
Denkens.
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Allgemeine Unterschiede
Piaget – Wygotski
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Implikationen:
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
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Die Rolle von Peers für die kognitive Entwicklung: bei Piaget
enorm, weil diese ein Disäquilibrium schaffen, eine Störung
herbeiführen, und dadurch bessere Gleichgewichtsprozesse
stimulieren.
bei Wygotski: kognitive Entwicklung wird am besten durch
Personen eingeleitet, die ein wenig erfahrener und
kenntnisreicher sind.
Zone der nächsten Entwicklung relevant.
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Implikationen:

Rolle von Selbstgesprächen beim
Aufgabenlösen:Selbstgespräche bei Denkprozessen nach
Wygotski kein Zeichen kognitiver Unreife, sondern spielen
eine wichtige Rolle für die Selbstregulation, für die Fähigkeit
zu planen und Denkprozesse zu überwachen.

Selbstgespräche unterstützen also das Denken; deshalb sollten
diese nach Wygotski im Unterricht nicht nur zugelassen,
sondern vom Lehrer sogar ermutigt werden.
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Implikationen:
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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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