SILVER LIVING Lerneinheit 3: Beratung von älteren Menschen Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 1 SILVER LIVING Inhalte • Grundlagen der Kommunikation • • • • Definition Formen der Kommunikation Das Sender-Empfänger-Modell Das 4-Seiten-Modell nach Schulz von Thun • Senioren als Gesprächspartner • Veränderungen der Kommunikation im Alter • Einbeziehung von Angehörigen • Das Beratungsgespräch Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 2 SILVER LIVING Grundlagen der Kommunikation • Definition: Kommunikation (lat. communicare): teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen • Austausch von Gedanken, Ideen, Information, Erkenntnissen, Erlebnissen, Gefühlen durch Zeichen in Sprache, Gestik, Mimik, Schrift, Bildern oder Musik • Senden und Empfangen von Botschaften und Signalen in einem stetigen, wechselseitigen Prozess zwischen mindestens zwei Personen Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 3 SILVER LIVING Definition • Paul Watzlawick *25.07.1921, † 31.03.2007 Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe, Philosoph und Autor „Man kann nicht nicht kommunizieren“ • Auch wenn man nichts sagt oder scheinbar nicht reagiert, sendet man eine Nachricht. Jedes Verhalten teilt dem Umfeld etwas mit. Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 4 SILVER LIVING Formen der Kommunikation • Verbale, sprachliche Kommunikation (verb, lat.= Wort) • wechselseitiger, sprachlicher Ausdruck (gesprochene und geschriebene Sprache) • verbale Kommunikation dient vor allem der Vermittlung von Inhalten und Information • ist geprägt von Kultur und Bildung – sie wertet und ist abhängig von individuellen Wahrnehmung und Vorstellungen • Einflussfaktoren: Muttersprache, Dialekt, Sprachtempo, Sprachrhythmus, Pausen, Deutlichkeit, Lautstärke, Tonfall / Melodie Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 5 SILVER LIVING Formen der Kommunikation • Nonverbale Kommunikation (Körpersprache) • Nonverbale Kommunikation verdeutlicht vor allem Einstellungen, Gefühle, Erwartungen und Beziehungen • Sie wird gleichzeitig mit verbaler Kommunikation eingesetzt, um die Bedeutung der Worte zu unterstreichen oder • Gedanken werden ohne Wörter zum Ausdruck gebracht durch: • • • • Körpersprache (Körperhaltung, Gestik, Mimik, Blickaustausch) Objektsprache (körpernahe Objekte z.B. Haare, Kleidung, Schmuck / körperferne Objekte z.B. Wohnungseinrichtung, Auto) Raumsprache (Distanzzonen) Physiologische Begleiterscheinungen (z.B. Erröten, Schwitzen, Zittern) Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 6 SILVER LIVING Formen der Kommunikation • Stimmige Kommunikation sprachliche und nicht-sprachliche Kommunikation decken sich Fahlbusch, H./Zenneck, H.-U., Altenpflegehilfe kompetent handeln, 2009 Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 7 SILVER LIVING Das Sender-Empfänger-Modell • Grundmodell der Kommunikation Berkefeld, Th./Frie, G., Gesundheit und Pflege, 2008 Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 8 SILVER LIVING Das 4-Seiten-Modell nach Schulz von Thun Berkefeld, Th./Frie, G., Gesundheit und Pflege, 2008 Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 9 SILVER LIVING Das 4-Seiten-Modell nach Schulz von Thun Friedemann Schulz von Thun (*6.08.1944) Psychologe, Kommunikationswissenschaftler, Autor • Jede Nachricht enthält vielfältige Informationen und Botschaften des Senders. Gemäß Schulz von Thun können sie 4 Botschaftsebenen zugeordnet werden. Berkefeld, Th./Frie, G., Gesundheit und Pflege, 2008 Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 10 SILVER LIVING Die 4 Seiten einer Botschaft Berkefeld, Th./Frie, G., Gesundheit und Pflege, 2008 Beratung von älteren Menschen • Sachinhalt: Worüber wird informiert? • Selbstoffenbarung: Was offenbart der Sender über sich selbst? • Beziehung: Was hält der Sender vom Empfänger oder wie stehen sie zueinander? • Appell: Wozu möchte der Sender den Empfänger veranlassen? Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 11 SILVER LIVING Die 4 Seiten einer Botschaft • • • • Berkefeld, Th./Frie, G., Gesundheit und Pflege, 2008 • Beratung von älteren Menschen Beispielsatz von Karikatur: „Helga, probier doch mal den fettarmen Joghurt, der schmeckt auch gut“ Sachinhalt: „Der fettarme Joghurt schmeckt gut“ Selbstoffenbarung: „Ich möchte, dass Du mehr auf Deine Gesundheit achtest.“ Beziehung: „Ich mache mir Sorgen um Deine Gesundheit“ Appell: „Ernähr Dich gesund!“ Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 12 SILVER LIVING Das 4-Ohren-Modell Koch, E./Neumann, Ch./Dr. Schmidt, W., Sozialpflege, 2010 Beratung von älteren Menschen • Sachinhalt: Worüber der Sender informiert • Selbstoffenbarung: Was der Sender über sich selbst mitteilt • Beziehung: Wie der Sender den Empfänger sieht oder wie sie zueinander stehen • Appell: Wozu der Sender den Empfänger veranlassen möchte Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 13 SILVER LIVING Das 4-Ohren-Modell Beispielhaft zur Karikatur: • Sachinhalt: „Der fettarme Joghurt schmeckt gut“ • Selbstoffenbarung: „Er denkt, ich sollte mich ändern!“ • Beziehung: „Ich gefalle ihm nicht mehr. Er mag mich nicht so, wie ich bin.“ • Appell: „Ich soll abnehmen!“ Koch, E./Neumann, Ch./Dr. Schmidt, W., Sozialpflege, 2010 Beratung von älteren Menschen • Helgas Reaktion: „Such Dir doch ne andere, wenn Dir meine Figur nicht passt!“ (Beziehungsohr) Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 14 SILVER LIVING • Missverständnisse • Sender und Empfänger kommunizieren nicht auf einer gemeinsamen Ebene, d.h. die Absicht des Senders und die Reaktion des Empfängers stimmen häufig nicht überein • Einseitige Empfangsgewohnheiten: verstärktes Wahrnehmen auf einer Ebene (v.a. Beziehungsebene) • Situation, Befindlichkeit, Körpersprache und Erfahrungshintergrund zwischen Personen bestimmen, welcher Aspekt im Vordergrund steht Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 15 SILVER LIVING Senioren als Gesprächspartner Veränderung der Kommunikation im Alter • Grundsätzlich ist die Fähigkeit zu kommunizieren vom Älterwerden nicht betroffen, aber • durch den Wegfall anderer Aufgaben und den Zugewinn an Zeit kann ein verstärktes Bedürfnis zum Austausch entstehen • durch die Abnahme direkter persönlicher Kontakte können Kommunikationsformen wie Telefonate oder Briefe eine neue Bedeutung gewinnen • durch Hilfe- und Pflegebedürftigkeit wird eine Umstellung auf Personen erforderlich, die sich der ältere Mensch nur bedingt aussuchen kann • ein verstärktes Bedürfnis, sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinander zu setzen (Bilanzarbeit) kann mit einem Bedürfnis zum Erzählen und Mitteilen einhergehen (narrativer Erzählstil) Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 16 SILVER LIVING Senioren als Gesprächspartner Veränderung der Kommunikation im Alter • Grundsätzlich ist die Fähigkeit zu kommunizieren vom Älterwerden nicht betroffen, aber • nachlassende Fähigkeiten / Fertigkeiten können zu einer Vermeidung von Gesprächen und Begegnungen führen • Schamgefühle können zu einer ablehnenden Haltung führen • das Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses kann zu Vergesslichkeit und einer Konzentration auf Vergangenes führen • Einbußen im Seh- und Hörvermögen sowie schlecht sitzende Zahnprothesen können die Kommunikation und die soziale Teilhabe beeinträchtigen • Schmerzen können das Interesse für die Umwelt stark einschränken • depressive oder aggressive Grundstimmungen können spürbar sein Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 17 SILVER LIVING Einbeziehung von Angehörigen • Die Situation von Angehörigen kann von unterschiedlichen Gefühlen geprägt sein, z.B. Sorge, Hilflosigkeit, Überforderung, Angst, Zorn, Verzweiflung, Schuld • Anliegen von Angehörigen und ihre Gefühle müssen ebenfalls ernst genommen und einbezogen werden • Fakten und Daten können von Angehörigen ergänzt werden, ihr Blickwinkel kann die Sicht auf die Situation erweitern • Je stärker Angehörige in den Lebensalltag des älteren Menschen eingebunden sind, desto wichtiger ist ihre Einbindung in das Gespräch • Bei unterschiedlichen Einschätzungen und Vorstellungen zwischen Angehörigen und dem älteren Menschen ist es sinnvoll, die jeweiligen Vorund Nachteile darzulegen Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 18 SILVER LIVING Das Beratungsgespräch • Ein Beratungsgespräch ist ein gezieltes Gespräch, das nicht zufällig erfolgt • Im Mittelpunkt steht ein Thema oder eine Fragestellung sowie das Bedürfnis nach Information, Unterstützung und Hilfestellung Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 19 SILVER LIVING Beispiel für ein Beratungsgespräch Quelle: Anderae, S./von Hayek, D./Weniger, J. (2011): Gesundheits- und Krankheitslehre für die Altenpflege, Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 3. überarb. u. erw. Auflage, Seite 201. Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 20 SILVER LIVING Das Beratungsgespräch Regeln und Hinweise für eine positive Kommunikationsgestaltung: • Gesprächspartner als gleichwertigen Partner sehen ältere Menschen als erwachsene Menschen achten • auf Augenhöhe gehen / Blickkontakt • Einsatz von Hör- und Sehhilfen • deutlich sprechen, Lautstärke anpassen, langsam sprechen • angenehme Gesprächsatmosphäre (z.B. Störquellen beseitigen, ausreichend Helligkeit, angenehmen Abstand zwischen den Gesprächspartnern) • ausreichend Zeit mitbringen, zeitlichen Rahmen zu Beginn festlegen • Zeit zum Ausreden und zum Antworten geben • Fragen umformulieren, wenn diese nicht verstanden werden, ggf. einfache Sätze formulieren Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 21 SILVER LIVING Das Beratungsgespräch Regeln und Hinweise für eine positive Kommunikationsgestaltung: • Nicht zu viele Informationen auf einmal, nicht zu viel auf einmal erfragen • Gesprächspartner zum Erzählen ermutigen durch positive Signale (Nicken, Lächeln, Blickkontakt, Nachfragen) • Aktiv Zuhören • nonverbale Kommunikation beachten – beim Gesprächspartner und bei sich selbst • Stets berücksichtigen, dass man beim Gesprächspartner zu Gast ist (nicht eigenmächtig in der Wohnung bewegen, stets fragen) • Nicht mit Angehörigen über den älteren Menschen hinweg sprechen • Angehörige in das Gespräch einbeziehen, auf ihre Fragen und Anliegen eingehen • Informationen klar und nachvollziehbar darlegen, nachfragen, ob alles verstanden wurde Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 22 SILVER LIVING Literatur • ANDREAE, S./von HAYEK, D./WENIGER, J. (2011): Gesundheits- und Krankheitslehre für die Altenpflege, Thieme Verlag, Stuttgart/New York, 3. überarb. u. erw. Auflage. • BERKEFELD, TH./FRIE, G. (2008): Gesundheit und Pflege. Basiskompetenzen, Verlag Dr. Felix Büchner – Handwerk und Technik, Hamburg, 2. durchges. und akt. Auflage. • FAHLBUSCH, H./ZENNECK, H.-U. (2009): Altenpflegehilfe kompetent handeln, Verlag Dr. Felix Büchner – Verlag Handwerk und Technik GmbH, Hamburg. • KOCH, E./NEUMANN, CH./Dr. SCHMIDT, W. (2010): Sozialpflege. Miteinander leben – füreinander arbeiten, Dr. Felix Büchner – Handwerk und Technik, Hamburg, 5. völlig überarb. u. erw. Auflage. • KÖTHER, I. (2007): Thiemes Altenpflege, Thieme Verlag, Stuttgart, 2. akt. Auflage. Beratung von älteren Menschen Modul 2 „Soziale Aspekte des Alters“ 23