Der Weg zum deutschen Nationalstaat

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Der Weg zum deutschen
Nationalstaat
Von der Revolution 1848/49 zur
Einigung mit Eisen und Blut 1871
1. Revolution von 1848/49
Europäischer Völkerfrühling 1848
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Die deutsche Märzrevolution steht in der Reihe von
Erhebungen, die Ende 1847 im österreichisch
beherrschten Norditalien beginnen und mit der
Februarrevolution in Paris zum Lauffeuer werden.
Alle deutschen Staaten und alle Völker des
Habsburgerreiches werden erfasst.
Das Verlangen nach bürgerlichen Freiheiten
(Verfassungen) und soziale Forderungen vereinen
sich mit einer Eruption der Nationalbewegungen.
Märzkämpfe in Berlin 1848.
Der König muss sich verneigen
Adolph Menzel, 1848, unvollendet: Aufbahrung der Märzgefallenen vor dem Schauspielhaus.
Hamburger Kunsthalle.
Der innere Gegensatz
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Überall in Deutschland kommt es zu
Volksunruhen.
Eine revolutionäre Handwerkerbewegung
formiert sich.
Die Sozialistische Bewegung organisiert sich
„Arbeiterverbrüderung“ und im „Bund der
Kommunisten“.
Die“Neue Rheinische Zeitung“, von Marx und
Engels redigiert, wird zu einem Organ der
Demokratie.
Arbeiterabordnung vor dem Magistrat. Johann Peter Hasenclever, 1848.
Nationalversammlung
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Die Frankfurter Nationalversammlung trat schon am 18.
Mai 1848 nach allgemeinen Wahlen in allen deutschen
Staaten zusammen.
Die Abgeordnete gruppierten sich in Linke (Demokraten,
Republikaner), Gemäßigte (für den Bundesstaat mit
konstitutioneller Regierung) und Rechte (für die
Erhaltung der Fürstenstaaten mit Verfassungen).
Dies sind Fraktionen innerhalb des Liberalismus.
Sozialisten und Monarchisten kommen nicht vor.
Indessen: Die Nationalversammlung war keine
Professorenversammlung, keine „Schwatzbude“, wie
von rechten und linken Gegnern immer gern behauptet.
Die Nationalversammlung in der Paulskirche
Nationalismus oder Völkerfrühling
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Die Nationalversammlung will die großdeutsche
Lösung in den Grenzen des Deutschen Bundes
oder sogar des Alten Reiches.
Streitfragen: Lombardo-Venetien und Trient,
Limburg, Böhmen, Großpolen.
Die Linken plädieren für Autonomie oder Freiheit zur
Sezession für die inkorporierten Völker, die Rechten
wollen eher sterben als einen Fuß deutschen
Landes preisgeben.
Die große Polendebatte im Juli 1848 endet mit dem
Sieg der Rechten, der Niederschlagung des
Posener Aufstands und schließlich mit der
Eingemeindung des preußischen Polen in den
Deutschen Bund.
Der
Deutsche
Bund
1815-1866
Die gestörte Mächtegleichgewicht
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Die Möglichkeit des deutschen Nationalstaates ruft die
„Heilige Allianz“ auf den Plan: Russland verweigert der
deutschen Zentralregierung die Anerkennung und
unterstützt die Reaktion Preußens und Österreichs.
Auch Frankreich und England verweigern – unerwartet die völkerrechtliche Anerkennung.
Zentralregierung und Nationalversammlung müssen
einen Vertrag akzeptieren, in dem Dänemark Schleswig
und Holstein zugestanden werden.
Niederschlagung
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Die Volksproteste wegen der Schleswig-Holstein-Frage
boten Preußen den Anlass, militärisch gegen die
Revolutionäre vorzugehen.
Aufstände in Sachsen und in Baden (unter Führung des
polnischen Offiziers Ludwig von Mieroslawski) werden
blutig niedergeschlagen.
Die Verfassungsbewegung verläuft im Sande.
Der preußische König weist die von der
Nationalversammlung angebotene Kaiserkrone zurück.
Hunderttausende Deutsche wandern darauf nach
Amerika aus.
Aber kein Ende
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Doch entgegen der späteren Legende war
die Revolution nicht vergebens gewesen.
Der Liberalismus geht geschärft aus der
Niederlage hervor, in klarer Abgrenzung zu
Demokraten, Sozialisten und Konservativen.
Der Liberalismus gewinnt über die
Parlamente der Einzelstaaten an Einfluss und
bleibt Träger der Nationalbewegung.
2. Alternativen
Preußisch-österreichischer Dualismus
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Der deutsche Nationalstaat war zwar durch die
starke Nationalbewegung und durch die
wirtschaftliche Verflechtung wahrscheinlicher
geworden, seine Gestalt blieb aber offen.
Sie ist wesentlich eine Frage des preußischösterreichischen Dualismus, der seit den Tagen
Friedrichs II. die deutsche Geschichte bestimmte.
Die kleindeutsche Lösung unter Ausschluss
Österreichs war zunächst die unwahrscheinlichste.
Wahrscheinliche Alternativen
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1. Umgestaltung des Deutschen Bundes zu
einem Großdeutschen Bundesstaat.
2. Nationalstaat des Dritten Deutschland
unter Ausscheiden der multinationalen
Großmächte Österreich und Preußen.
3. Auseinanderbrechen an der Mainlinie in
einen Nordstaat unter preußischer Führung
und einen österreichisch dominierten
Südstaat.
Die kleindeutsche Lösung
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Im Verlaufe der sechziger Jahre wird die
kleindeutsche Lösung unter preußischer
Führung wahrscheinlicher.
Preußen wird zum wirtschaftlich stärksten
und einflussreichsten Staat im Deutschen
Bund, während Österreich sich auf die
Stabilisierung seiner multiethnischen
Monarchie konzentriert.
3. Reichseinigung
„Durch Eisen und Blut“
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1864: Preußen und Österreich exekutieren
gemeinsam die Bundesinteressen gegen die
dänische Integration der Herzogtümer Schleswig
und Holstein. Dänemark scheidet aus dem
Deutschen Bund.
1866: Preußen eröffnet den Krieg mit Österreich
und den süddeutschen Bundesstaaten. Der Sieg
bei Königgrätz bedeutet die Auflösung des
Deutschen Bundes. Nachfolger ist der preußisch
dominierte Norddeutsche Bund.
Norddeutscher Bund 1866-1871
Gegen Frankreich
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1870/71: Krieg des Norddeutschen Bundes und der
alliierten süddeutschen Staaten gegen Frankreich.
Frankreich verliert den Einfluss auf die deutsche
Frage.
Gründung des „Deutschen Reiches“ im Spiegelsaal
von Versailles am 18. Januar 1871.
Die Annexion des Elsass und Lothringens im
Frieden von 1871 war für den neuen Staat eine
verhängnisvolle Hypothek, die wesentlich auf das
Drängen der deutschen Öffentlichkeit zurückging.
Anton von Werner: Die Proklamation des Deutschen Kaiserreiches
(18. Januar 1871)
Das Erbe von 1848/49
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Der preußische König, der 1849 die Kaiserkrone der
Paulskirche als „Schweinekrone“ zurückgewiesen
hatte, nahm sie 1871 aus den Händen derselben
Männer (Simson) als Deputation des Norddeutschen
Reichstages an.
Die Reichsgründung von 1871 war nicht die
Negation der Revolution von 1848/49, sondern der
Vollzug ihrer nationalen Bestrebungen.
Das Reichstagswahlrecht war allgemein, gleich und
direkt. Damit war es revolutionärer als das indirekte
Wahlrecht der Nationalversammlung von 1848.
Die verspätete Nation?
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In der deutschen Nationalbewegung hatten sich
Völkersolidarität, Liberalismus und Demokratie vereinigt.
Die Revolution von 1848, in der die Gegensätze
aufbrachen, markiert den Bruch.
Das Deutsche Reich von 1871 war weder notwendig
noch wahrscheinlich das Ergebnis der deutschen
Geschichte.
Er war nur in einem historischen Zeitfenster (Schulze)
möglich, in dem die europäischen Großmächte durch
anderweitige Konflikte gelähmt waren.
Der deutsche Einheitsstaat war durch seine Lage und
schiere Größe mit dem Gleichgewicht der europäischen
Mächte unvereinbar.
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