Merkblatt Prostatakrebs - MediClin Kraichgau

Werbung
Patienten-Info
Nach
Prostata-Krebs
Probleme und Hilfestellungen
Kraichgau-Klinik Bad Rappenau
Chefarzt Dr. med. Peter Trunzer
Facharzt für Innere Medizin
Spezielle Schmerztherapie, Chirotherapie,
Homöopathie, Rehabilitationswesen
www.Kraichgau-Klinik.de
Prostatakrebs - Sie sind kein Einzelfall!
Der Prostatakrebs (fachsprachlich „Prostatakarzinom“,
„Prostata-Ca.“) ist die dritthäufigste Krebsform bei
Männern, die Häufigkeit der Diagnose nimmt zu. Dies
liegt zum einen daran, dass die Screening-Methoden
(Früherkennung, vor allem PSA-Wert-Bestimmung)
verbessert wurden und andererseits Männer heute ein
höheres Durchschnittsalter erreichen als früher. Der
Prostatatumor ist eine Erkrankung des höheren
Lebensalters, es kommen jedoch bereits Erkrankungen
ab dem 50. Lebensjahr vor. Er macht über lange Zeit
keine Symptome und wird oft nur durch die
Laboruntersuchung und durch eine bestätigende
Probeentnahme entdeckt.
Therapiemöglichkeiten:
Operation, Bestrahlung, Hormonblockade
Es gibt keine „Patentrezepte“ gegen den Prostatatumor.
Die Therapiestrategie muss für jeden Betroffenen
individuell geplant werden. Je nach Tumorstadium und
Tumorbeschaffenheit kommen folgende Methoden in
Frage:
Operation: Die sogenannte radikale Prostatektomie
kann über einen Bauchschnitt, vom Damm her
(perinealer
Zugang)
oder
über
die
sog.
„Schlüssellochchirurgie“ (laparaskopische Prostatektomie) erfolgen. Jede Methode hat ihre eigenen Vorund Nachteile. Es kommt darauf an, die Prostata
komplett zu entfernen (sog. Radikalität). Dafür muss oft
ein Teil des umliegenden Gewebes geopfert werden,
dies ist besonders bedeutsam für den Verlust der
Erektionsfähigkeit des Penis. Nur in selteneren Fällen
kann das Nervengeflecht, das für die Peniserektion
verantwortlich ist, geschont werden (sog. Nerve
sparing-Technik). Die Orgasmusfähigkeit allerdings
bleibt in aller Regel erhalten.
Folgen der Operation: Häufige Operationsfolge ist die
sog. „Harninkontinenz“, das heißt, die Unfähigkeit,
Urin zu halten. Dies liegt daran, dass sich die
anatomischen Verhältnisse stark geändert haben, der
Beckenboden
geschwächt
ist
und
die
Abdichtmechanismen an der Nahtstelle zwischen Blase
und Harnröhre nicht mehr funktionieren. Diese Situation
bildet sich jedoch häufig zurück, insbesondere
bei unterstützendem Beckenbodentraining
(siehe unten).
www.Kraichgau-Klinik.de de
Gelegentlich kann ein Harnverhalt oder eine
Harnstrahlabschwächung durch vorübergehende
Schwellungserscheinung (Anastomosenödem) oder
Vernarbungsprozesse (Anastomosenstriktur) an der
Nahtstelle zwischen Harnblase und Harnröhre
auftreten. Je nach Ursache sind hier abschwellende
Medikamente oder ein kleiner Zweiteingriff nötig. Um
diese Komplikation nicht zu übersehen, wird eine
engmaschige Überwachung unter anderem mit UroflowMetrie notwendig.
Da bei der radikalen Prostataoperation in aller Regel
auch die Lymphknoten des kleinen Beckens entfernt
werden, kann es in seltenen Fällen zu Lymphabflussproblemen (sog. Lymphödem) an einem oder beiden
Beinen oder im Bereich des Hodensackes kommen.
Hier hilft eine kombinierte Therapie aus Lymphdrainage, Bandagierung und Kompressionsstrumpf
sowie Entstauungsübungen.
Eine seltene Komplikation ist die Lymphozele, eine
Ansammlung von Lymphflüssigkeit im Operationsbereich. Löst sich diese Lymphansammlung nicht
spontan auf, müssen geeignete weitere Maßnahmen
(Lymphdrainage, Ruhigstellung, evtl. Kathetereinlage)
ergriffen werden. Ein Lymphödem kann sich auch im
Bereich des Hodensackes bilden. Vorübergehende
Erscheinungen sind Schmerzen im Bereich des
Beckenbodens, der Hoden oder der Nebenhoden, teils
auch mit Schwellungen und Entzündungserscheinungen verknüpft. Hier kann ggf. mit abschwellenden
Medikamenten gegengesteuert werden.
Bestrahlung: Auch durch Bestrahlung kann in
begrenzten Tumorstadien die Heilung erzielt werden.
Die gängigste Bestrahlungsart ist die über die Haut
(perkutane Bestrahlung) mit radioaktiven Strahlen.
Auch
diese
Methode
hat
ihre
spezifischen
Nebenwirkungen, wie z.B. Blasen- und Mastdarmentzündung. Die erektile Dysfunktion tritt seltener auf.
Hormonblockade:
Durch
Tabletten,
die
den
Stoffwechselweg des männlichen Hormons Testosteron
blockieren oder durch Spritzen (monatlich oder
vierteljährlich unter die Bauchhaut), die über die
Hirnanhangsdrüse den Regelkreis für die Hormonproduktion blockieren, kann Prostatakrebs in seinem
Wachstum wirkungsvoll gestoppt werden.
Diese Therapiestrategie kommt vor der
Operation in Frage, um den Tumor zu
www.Kraichgau-Klinik.de
verkleinern und besser operabel zu machen. Auch nach
einer Operation kann die Hormonblockade sinnvoll sein.
Auch bei primär nicht operierbaren Tumoren oder beim
Rezidiv (Wiederauftreten) hat die Hormonblockade
segensreiche Wirkungen.
Den gleichen Effekt hat die Herausnahme der Hoden
(plastische Orchiektomie).
Nebenwirkungen der Hormonblockade sind Hormonmangelerscheinungen
wie
z.B.
Hitzewallungen,
Libidoverlust, Anschwellung der Brustdrüse (hier kann
eine vorsorgliche leichte Bestrahlung helfen). Auch die
Möglichkeit einer Osteoporoseauslösung (Knochenabbau) durch die Hormonblockade wird diskutiert, hier ist
eine Prophylaxe mit Calcium und Vitamin D
empfehlenswert.
Ergänzende Verfahren
In der Erforschung, im Stellenwert jedoch noch nicht
gesichert sind folgende Verfahren: Operation mit Lasertechnik, Kryotherapie (Vereisung), Brachytherapie
(lokale Therapie mit radioaktiv beladenen Nadeln, sog.
„Seeds“). Diese Methoden kommen zur Zeit vorwiegend
dann in Frage, wenn die Radikaloperation nicht möglich
ist, z.B. bei schweren Begleiterkrankungen.
Kombination verschiedener Verfahren: Operation,
Bestrahlung und Hormonblockade können untereinander kombiniert werden, die Entscheidung hierüber
muss im Einzelfall gefällt werden.
Chemotherapie?
Eine Therapie mit Zytostatika (Zellgiften) ist beim
Prostatakrebs nur im Ausnahmefall angezeigt.
„Außenseitermethoden“: Nach einer Tumordiagnose
werden Patienten oft mit einer Vielzahl sog. biologischer Heilverfahren bzw. „alternativer Heilmethoden“
konfrontiert.
Beispiele: Misteltherapie, Thymustherapie, Enzyme,
PC-Spes.
Wir sprechen in diesem Zusammenhang lieber von
einer „komplementären“, das heißt, ergänzenden und
unterstützenden Therapie. Diese sind beim Prostatakrebs nur in Einzelfällen sinnvoll, eine individuelle
Beratung ist unabdingbar.
www.Kraichgau-Klinik.de
Anschlussheilbehandlung nach Prostatakrebs - die
Hauptaufgaben der Rehabilitationsklinik
Neben den bereits erwähnten Therapiefolgen (Harninkontinenz, erektile Dysfunktion/Impotenz) treten in der
Phase nach der akuten Behandlung oft folgende
Probleme auf: Erschöpfung, seelische Belastungen,
Wundheilungsstörungen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche.
Noch berufstätige Männer können durch die langwierige
Erholungsphase durchaus auch soziale Probleme
bekommen. Die Folgen der Prostatakrebserkrankung
sind, wie bei vielen Tumorerkrankungen, nicht nur auf
die rein körperlichen Störungen beschränkt, sondern
treffen die Psyche und das soziale Umfeld genauso.
Eine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitationsbehandlung hat deshalb zur Aufgabe, aus ganzheitlicher
Sicht alle Ebenen, auf denen Belastungen auftreten
können, zu behandeln.
Anschlussheilbehandlung (AHB) und rehabilitative
Nachsorge - aus eigener Kraft wieder auf die Beine
kommen
Eine Nachbehandlung nach der Operation, die als
stationäres Heilverfahren in einer Rehabilitationsklinik durchgeführt wird,
kann bei den
beschriebenen Problemen helfen und die Lebensqualität wieder verbessern. Die Rehabilitationsklinik
bietet eine Vielfalt von Therapieformen, die den
gesamten Beschwerden gerecht werden. Ihre aktive
Mitarbeit ist dabei aber genauso wichtig.
Eine solche Nachbehandlung beinhaltet beispielsweise:
§ Ausführliche
ärztliche
Untersuchung
und
Beratung
§ Beckenbodentraining und eventuell Elektrostimulation der Beckenbodenmuskulatur zur
Verbesserung der Kontinenz (Fähigkeit Urin zu
halten).
§ Lymphdrainagen bei Lymphödem
§ Körperliches Aufbautraining in Einzel- oder
Gruppenbetreuung.
§ Beratung
bei
erektiler
Dysfunktion
und
postoperativen Sexualproblemen (siehe auch
unser gesondertes Merkblatt).
§ Erlernen bestimmter Techniken, die die
§ Peniserektion wieder möglich machen.
www.Kraichgau-Klinik.de de
§ Schulung im ständigen Umgang mit Hilfsmitteln
(Vorlagen, Kontinenzhilfen usw.)
§ Bei Bedarf psychologische Beratung.
§ Auf Wunsch Gesprächsgruppen von Mitbetroffenen.
§ Diagnostische Überwachung (Laborkontrollen,
Ultraschall- und Röntgendiagnostik, Uroflow,
Miktionsprotokoll, Vorlagenwiegetest etc.)
§ Behandlung von Begleiterkrankungen (chronische Rückenschmerzen, Arthrosen, Kreislaufoder Atemwegserkrankungen usw.)
§ Sozialberatung: Fragen zur beruflichen Wiedereingliederung, zur Arbeitsunfähigkeit und ggf. zur
Berentung.
Eine Anschlussheilbehandlung oder NachsorgeHeilbehandlung bietet also eine „RundumBetreuung“ und erleichtert Ihnen so eine Wiedereingliederung ins normale Leben. Ihre Familie, Ihr
Hausarzt und Sie selbst werden für die „kritische
Zeit“ direkt nach der Operation entlastet. Sie
werden befähigt, mit Krankheit und Behinderung
kompetenter umzugehen. So werden die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine schnelle
Genesung
und
langfristige
Lebensqualität
geschaffen.
Wie kommen Sie zur AHB?
Ihr Arzt im Krankenhaus kann für Sie eine AHB
anmelden. In der Regel wird der Klinik-Sozialdienst
den Ort und den Termin für das Heilverfahren
organisieren. Sie erhalten dann von der
Rehabilitationsklinik Einweisungs-Unterlagen und
weitere Hinweise.
Wie kommen Sie zur Nachsorge-Kur?
Sie können bei der Rentenversicherung (BfA, LVA),
zusammen mit einer ärztlichen Bescheinigung, Ihre
Nachsorge-Kur beantragen. Hausarzt oder Krankenkasse geben Hilfestellung.
Kraichgau-Klinik • 74906 Bad Rappenau
Fachklinik für Rehabilitation und Präventivmedizin
Fritz-Hagner-Promenade 15 • Tel.: 07264-802-122
e-Mail: [email protected]
03/2003
www.Kraichgau-Klinik.de
Herunterladen