KirstinBrandt eI al. P f erde h e i l k u n d eI 1 ( 1 9 9 5 ) 6 ( No ve m b e r /De ze m b e r4) 0 5 - 4 1 0 Zusammenfassung Die eosinophile Keratokonjunktivitis bei drei Pferden- Sy-ptomatik und laserchirurgischunterstützte ,T-rl . I neraDre |. Kirstin Brandtl, Reinhild Hippt, P Wohlsein2 und E. Deegenl I Klinik ftir Pferde,TierärztlicheHochschule Hannover 2 Institut für Pathologie,TierärztlicheHochschuleHannover I)ie eosinophile Keratokonjunktivitis ist bei Pferden eine seltene Augenerkrankung.Ihre klinische Symptomatik ist gekennzeichnet durch rötliche Zubildungen, die KonjLrnktivabulbi und Hornhaut betreffen. Diese an Granulationsgewebeerinnernden Plaquesweisen eine zerklüftete Oberflache und stellenweiseAuflagerungen von weißlichem kasigen Material auf. Teilweise ist das angrenzende Hornhaurstroma ödematisiertund/oder getrübt und weist eine Gefäßeinsprossung auf. Die chirurgischeExzision dieserZubildungen mit der anschließenden Bestrahlung der Wundflachen mit dem Neodym-YAG-Laser mit B bis 9 \fatt im Non-Kontakt Verfahren scheint eine erfolgreiche Therapie zu sein. Im Rahmen der histologischenUntersuchung des exzidiertenMaterials wurden subepithelialin der Konjunktiva und im Hornhautstroma eine hochgradigeInfiltration mit eosinophilenGranulozyten nachgeu'iesen.Fokal wurden irn Bereich von ulzeriertem Epithel zusätzlichzahlreicheneutrophile Granulozyten und Makrophagen beobachtet. Mögliche Ursachenund Differentialdiagnosender eosinophilenKeratokoniunktivitis des Pferdeswerden diskutiert. Schlüsselwörter: Pferd,Auge, Keratokonjunktivitis,Tumor, Neodym-YAG-Laser Einleitung und Literatur Die eosinophileKeratokonjunktivitis ist eine Augenerkrankung, die bisher selten bei Pferden diagnostiziertwurde. Ramsey et al. (1994) beschreiben dieseunseresVissen nach erstmaligbei einem Pferd. Demnach ist die klinischeSymptomatikdurch milden Blepharospasmusund tänenfluß gekennzeichnet.Es sind im Bereich der Hornhaut weißliche, erhabenesubepitheliale Plaquesfestzustellen, die von einem Öd.m umrundet werden. Limbal findet sich Granulationsgewebe,stellenweise mit käsigemExsudatbedeckt.Außerdem sind Zellinfiltrate zu beund eine tiefe und oberflachlicheGe{rißeinsprossung obachten. Das Hornhautgeschabselenthält zahlreiche eosinophile und segmentkernigeneutrophile Granulozytensowiewenige Mastzellen, Plasrnazellenund Lymphozyten. Histologisch sind in den Hornhautplaquesmultifokal Kollagenfaserdegenerationen sowieInfiltrate ausdegenerierteneosinophilen und neutrophilenGranulozytenfestzustellen, Auch im angrenzendenStroma flnden sich zahlreicheeosinophile und neutrophile Granulozyten und mononukleareZellen. Die Konjunktiva weist abschnittsweise eine diffuse Infiltration mit eosinophilen und neutrophilen Granulozyten, Plasmazellen, Makrophagenund Lymphozytenauf. Die eosinophileKeratitis der Katze weist ein vergleichbares klinischesund histopathologisches Bild aufl Dazu beschreibenArntbrecht er al. (1992) bandförmige milchig-käsigeEin- und Auflagerungender Kornea bei einem Siamkatermit starkerVaskularisierungund Ödematisierung. Die Hornhauttri-ibungmit Vaskularisationund schmierig-weißlichenBelägen auf der Korneaoberfläche kann auch generalisiertauftreten (Rösch1994). Diese Korneaplaquesweisen im Rahmen der zytologischenUntersuchung zahlloseeosinophileZellen auf (Paulsenet al. 1987). Nach Paulsenet al. 0987) handelt es sich hierbei um eine Pferdeheilkunde 11 Eosinophilic keratoconjunctivitis in three horses - symptoms and treatment Eosinophilic keratoconjunctivitisis a rare eye diseasein horses. It is characterizedby the appearanceof reddish plaqueson the conjunctiva and on the cornea.These plaquesappearsimilar to granulation tissue,presentinga rough surfacewhich is partly coveredby a caseousexudate.The surrounding corneamay show edema,opaciry and/or superficialand deep vascularization. The most successfultreatment seemsto be the surgical excision o€ the plaques followed by irradiation with a Neodym-YAG-Laser (8 to 9 \fatt). Histological examination showsa high degreeof infiltration of subepithelial cornea and conjunctiva by eosinophilic granulocytes.Several neutrophils and macrophagesare found in areasof ulcerated epitheliurn. Etiologv and differential diagnosesconcerning eosinophilic keratoconlunctivitis are discussed. kel"words: horse, eye, keratoconjunctivitis, tumour, NeodymYAC-Lascr seltene,langsamfortschreitendeKeratopathieunbekannter Atiologie. Anzeichen von okulärem Schmerz (Blepharospasmus,Epiphora) werden nur bei einigen Katzen beobachtet (Paulsenet al. I 987; Rösch1994). Die Prognoseder Erkrankung bei der Katze ist bei frtihzeitiger Behandlung als gut anzusehen (Armbrecht et al. 1992). Eine Behandlung durch die lokale Verabreichung glukokortikoidhaltigerAugensalbenist in manchen Fallen erfolgreich,jedoch nicht bei allen Patienten ausreichend (Paulsenet al. 1987). In diesen Fällen ist die systemische Applikation von Megestrolacetat angezeigt(Paulsenet al. 1987 Armbrecht er aI. 1992; Rösch 1994). Bei schweren chronischen Erkrankungsgraden ist nach Ansicht von Armbrechter al. (1992) eine lamelläreKeratektomiezu erwägcn. 405 Die eosinophileKeratokonjunktivitisbei drei Pferden - Symptomatikund laserchirurgischunterstützteTherapie Klinische Symptomatik Im Verlaufe desJahres1994 wurden in der Klinik ftir Pferde der Tierärztlichen Hochschule Hannover drei Pferde mit einseitigereosinophilerKeratokonjunktivitisvorgestellt und behandelt.Angaben zu den Patientensind der Thbelle I zu entnehmen.Anamnestischlag bei den drei Patienten eine sich rasch in wenigen tVochen vergrößernde korneolimbal gelegeneUmfangsvermehrungvor. Die Vorbehandlung fand durch die lokale Applikation von Augensalben statt. In einem Fall wurden zudem systemischantibiotische und antiphlogistischeArzneimittel verabreicht.Eine Besserungder Symptomatik konnte jedoch in keinem Fall erziek werden. bei zwei der drei Patienteneine geringgradigeRötung der Konjunktiven der erkrankten Augen auf, Die erkrankten Augen wiesen ein bis zwei erhabenekorneolimbal gelegeneZubildungen unterschiedlicherGröße auf. Diese an Granulationsgewebe erinnerndenPlaquesbetrafen Konjunktiva bulbi und Kornea und wieseneine zerklüftete, rötliche Oberflache aul die teilweisemit weißlichem, käsigemMaterial bedecktwar (Abb. 1). Tab.1: Angaben zu den Patienten mit eosinophilerKeratokonjunktivitis. Data concerning patients with eosinophilic keratoconjunctivitis. Patient 1 Patient2 Patient3 Rasse Araber Norweger Trakehner Alter 4 Jahre 11 J ahr e 1. 5 J ahr e Farbe Schimmel Falbe Fuchs Geschlecht Wallach Stute Wallach Alle Pferdezeigtenein ungestörtesAllgemeinbefinden.Die bei Einstellung durchgeftihrteAllgemeinuntersuchungsowie die Kontrolle des Blutbildes ergabenkeinerlei pathologischeBefunde. Das klinische Bild ist in der Täbelle 2 zusammengefaßt. Blepharospasmus und Epiphora konnten nicht festgestellt werden. Im Rahmen der speziellenAugenuntersuchungfiel Tab.2: Abb. 1: Das klinischeBild der eosinophilenKeratokonjunktivitis: korneolimbalgelegene rötliche Zubildungen mit zerklüfteter Oberflächeund Auflagerungenvon weißem käsigen Material. Clinical symptoms of eosinophilic keratokonjunctivitis: reddish plaques showing a rough sudace which is partly covered by caseous exudate. Bei zwei Patienten zeigte sich im Bereich des angrenzenden Hornhautstromas ein ca. 3 mm breiter grünlich schimmernder Saum. Zudem lag bei diesen Augen eine lokal begrenzte Gefäßeinsprossung vor. bei drei Pferden Symptomatikder eosinophilenKeratokonjunktivitis Symptomatologyof eosinophilickeratoconjunctivitis Patient 1 Patient1 Patient2 Patient2 Rezidiv Rezidiv Patient3 Charakter der Zubildung Lokalisation dorsal u. temporal dorsal u. temporal dorsal dorsal dorsal u. temooral Größe je pfenniggroß je halber Pfennig bohnengroß erbsengroß je pfenniggroß Farbe rötlich mit rötlichmit rötlichmit rötlich mit rötlich mit Exsudat Exsudat Exsudat Exsudat Exsudat Ober{läche zerklüftet zerklüftet zerklüftet zerklüftet zerklüftet Allgemeinbefinden ungestört ungestörl ungestört ungestört ungestört Epiphora netn netn nern netn nein Blepharospasmus nern neln nein netn netn gerötete Konjunktiven gennggraorg geringgradig netn nern geflnggraorg Hornhautödem netn nern nern nern nein Hornhauttrübung grünlichca. 3 mm qrünlichca. 3 mm netn weißlichca. 2 mm grünlichca. 3 mm Ja nein netn )a WeitereSymptome Hornhautvaskularisation 406 Ja '11 Pferdeheilkunde KirstinBrandt et al. Aufgrund der vorberichtlich erwähnten raschenGrößenzunahme der Zubildungen und der erfolglosenkonservativen Therapieversuche wurden die Patientenchirurgischin Allgemeinnarkosebehandelt. Im Anschluß an die Narkoseinduktion wurden die Pferde auf den Operationstischverbrachtund intubiert. Die Inhalationsnarkoseerfolgte unter Spontanatmungim halboffenen Systemdurch ein Sauerstoff-Halothangemisch. Nach Desinfekton der Lidbindehaut und Spülen des Bindehautsackeswurde das Operationsfeldmit sterilen, wasserdichtenFolien abgedecktund ein Lidspreizereingesetzt. Die entnommenen Zubildungen wurden in 4o/oigerFormaldehydlösungfixiert und anschließendim Institut für Pathologie der Tierärztlichen Hochschule Hannover histologischuntersucht. Therapiemaßnahmen und weiterer Verlauf Patient 1 (Araberwallach; 4 Jahre alt) Bei diesem Pferd gelang im Rahmen der Operation keine vollständige Exzision des Plaquesim temporalen Augenwinkel. Postoperativerfolgte 5 bis 6 mal täglich die lokaleApplikaAugention antibiotischerlund epithelisierungsfordernder2 salben. Bereitsam 4. Tag nach der Operation war ein Rezidiv zu erkennen (Abb. 2). Die Zubildungen hatten ca. 80 % der Ausdehnung des Aufnahmebefundeserreicht und wiesen makroskopischein identischesErscheinungsbildauf. Abb.2: Rezidivder eosinophilen Keratokonjunktivitis vrerTage nachchirurgischer Therapie. fourdays Recurrence of eosinophilic keratokonjunctivitis, aftersurgicaltreatment. Abb. 3: DerselbePatient12 Tage nach chirurgischer Therapie des Rezidives. Samepatient,12 daysafterthe secondsurgery. wurde das Auge 5 bis 6 mal täglich mit einer gentamicinhaltigen Spüllösung lokal versorgt. Zusätzlich wurde über einen Zeirraum von fünf Tägen systemisch Gentamicin verabreicht. Nach l0 Tägen wurde das Ankyloblepharon geöffnet. Das Auge war reizfrei, und es war kein Rezidiv zu erkennen. Dorsotemporal l"g korneolimbal eine erwa linsengroße Umfangsvermehrungvor, die aber eine blaßrosaFarbeund eine glatte Oberflacheaufiviesund somit als Narbengewebe angesprochenwurde. Die Hornhaut war im Operationsgebiet rauchig getrübt, oberflächlichintakt und ohne grünliche Verfärbung. Im weiteren Verlauf wurden dexamethasonhaltige3 Augensalben über einen Zeitraum von ca. 3 'Wochen lokal appliziert. Der Araberwallachkonnte mit ungestörtemAllgemeinbefinden aus der Klinik entlassenwerden. Ein Rezidiv wurde in den vergangenen 1,2 Monaten nicht beobachtet (A bb.3). ffiffi .'.?:i;i+*-än ;1urllr ;fi'u; Im Rahmen der zweitenOperation wurden dieseUmfangsvermehrungen vollständig per Skalpell entfernt. Die dadurch entstandenen'W'undflächenvon Konjunktiva und Abb.4: Konjunktiva.Hochgradige,diffuse Infiltrationdes subKornea wurden durch den Neodym-YAG-Lasermit ca. 9 epithelialenBindegewebes mit eosinophilenGranulo'Watt im Non-Kontakt-Verfahren bestrahlt. Anschließend zyten. Hämatoxylin-Eosin-Färbung; GerätevergröBerung 40x. wurde eine Bindehautschürzeund ein Ankyloblepharonarteficialeangelegt.Über einen Spülkatheter(Lacrymal Duct Conjunctiva.Infiltrationof subepithelialtissue with eosinophilicgranulocytes. Cannula, Portex Limited, England) im Tlänennasenkanal Pferdeheilkunde 11 407 Die eosinophileKeratokonjunktivitisbei drei Pferden 51 mpLornalrk rtnd laserchirurgrsch unterstützte Therapie Patient 2 (IVorwegerstute;11 Jahre) Die erwa bohnengroße Zubildung wurde in Vollnarkose per Skalpell entfernt. Anschließendwurden die zuftihrenden GeFäßedurch elektrische Kauterisierung koaguliert. Die Nachbehandlungerfolgtedurch die lokaleApplikation antibiotikahaltigerI Augensalbe. Der Patient wurde nach 9 Tägen mit ungestörtemAllgemeinbefinden aus der Klinik entlassen.Die Hornhaut war zu diesem Zeitpunkt im Operationsbereichca. linsengroß weißlich getrübt und wies einzelne, oberflachlich eingesprossteGefiiße auf. Etwa 5 Monate nach der erstenchirurgischenBehandlung wurde die Stute mit einem Rezidiv erneut vorgestellt.Die Zubildung war etwa erbsengroßund wurde durch einen ca. 2 mm breitenweißlich getrübtenHornhautsaumumrahmt. Im Rahmen der zweiten Operation wurde dieseZubildung per Skalpellentfernt. Zusätzlichwurden die einsprossenden Gefäße per Neodym-YAG-Laser koaguliert. Postoperativ wurden 5 bis 6 mal täglich lokal antibiotischeaund epithelisierungsfördernde2 Augensalbenverabreicht. Zudem erfolgte über einen Zeivaum von 5 Tägen die systemische VerabreichungeinesPenicillinpräparates. Die Stute konnte nach l0 Thgenmit ungestörtemAllgemeinbefindenaus der Klinik für Pferde entlassenwerden. In den letzten 11 Monaten konnte im Bereich des rechten Auges keine erneure Zubildung festgestelltwerden. Patient 3 (Trahehnerwallach;1,5 Jahre alt) Die Umfangsvermehrungenwurden per Skalpell exzidiert, und die neu entstandenenOberflachenmit dem NeodymYAG-Laser bei ca. B \ü/att im Non-Kontakt-Verfährenbestrahlt. Es wurden eine Bindehautschürzeund ein Ankyloblepharonarteficialeangelegt.Auch in diesenrFall erfolgte die lokale Versorgungdes Auges mit einer gentamicinhaltigen Spüllösung über einen Spülkatheter (Lacrymal Duct Cannula, Portex Limited, England) im tänennasenkanal. Zusätzlich erfolgte die intramuskuläre Applikation eines Penicillin-Streptomycin-Präparates über ftinf Thge. Am neunten Täg wurde dasAnkyloblepharongeöffnet.Die Hornhaut war diffus rauchig getrübt und wies zentral zwei ca. linsengroßeEpitheldefekteauf. Es war eine oberflachliche GeFäßeinsprossung festzustellen.Die operierten Bezirke waren jedoch reizfrei und ohne Rezidiv. Die entstandenenHornhautdefektewurden mehrmals täglich durch die lokale Applikation von antibiotikahaltigerl und epithelisierungsfördernder2 Augensalbebehandelt.Am 5. Tag waren die Epitheldefekteabgeheiltund die diffuse Titibung nicht mehr vorhanden. Der Wallach konnte daraufhin mit ungestörtemAllgemeinbefinden aus der Klinik entlassenwerden. Ein Rezidivwurde in den vergangenen12 Monaten nicht festgestellt. fuse,das Stromabeziehungsweise Bindedassubepitheliale gewebedestruierendeInfiltration mit eosinophilenGranulozyten nachgewiesen(Abb. 4). Im Bereichvon Epitheldefekten fanden sich zusätzlich neutrophile Granulozyten und Makrophagen,eine ausgeprägte Ödemarisierung,eine Aktivierung und Proliferationvon Bindegewebszellen sowie einzelneGe{?ißsprossen. Patient 2 (Norwegerstute;11 Jahre) In den Konjunktivaexzidatenbeider Operationen bestand eine hochgradige,diffuse Infiltration des subepithelialen Bindegewebes mit eosinophilenGranulozyten.Fokal lag eine umschriebeneKollagenfaserdegeneration vor. In einer Lokalisationwar dem mäßig hyperplastischem,konjunktivalen Epithel ein Aggregataus degenerierten,eosinophilen Granulozyten aufgelagert.Ebenfallswurde im Stroma der Kornea eine hochgradige,diffuse Infiltration mit eosinophilen Granulozytenbeobachtet. lm Rezidiv lag zusätzlicheine mäßige Infiltration mit Makrophagen, Lymphozyten und einzelnen mehrkernigen Riesenzellen vor. Patient3 (Trakehnerwallach;1,5Jahre alt) Im exzidierten Material wurde histopathologisch subepithelial eine hochgradigeInfiltration mit eosinophilen Granulozyten,einzelnenMakrophagen, neutrophilen Granulozytenund Lymphozytenfestgestellt. Diskussion Histologische Befunde Die eosinophile Keratokonjunktivitis des Pferdesist eine selteneF.rkrankung.Prädispositionenvon Geschlecht,Rasse oder Altersgruppen lassensich aufgrund der geringen Fallzahl nicht nachweisen;es liegen jedoch keinerlei Hinweisedaraufvclr. Bei der Katze, bei der die eosinophileKeratokonjunktivitis häufiger auftritt, gibt es ebenfallskeine Hinweise auf eine Rassen- oder Geschlechtsprädisposition(Paulsen et al. l9B7; Armbrechtet al. 1992; Rösch1994). Das klinische ErscheinungsbilddieserErkrankung ist recht typisch. So befinden sich die Zubildungen stetsim Bereich des Limbus und betreffen somit Konjunktiva bulbi und Hornhaut. lhre Oberflachen sind zerklüftet, rötlich und ähneln Granulationsgewebe. Außerdem sind lokal Auflagerungen von weißlichem, kasigemMaterial vorhanden. Das angrenzende Hornhautstromakann ödematisiertund/oder getrübt sein und weist teilweise eine GeFäßeinsprossung auf. Anzeichenvon okulärem Schmerzkonnte bei unseren Patientennicht festgestelltwerden. Ramseyet al. (1994) berichten dagegenvon mildem Blepharospasmusund Tränenfluß. Trov der typischenmakroskopischen Veränderungenbedarf die endgültige Diagnoseeiner histologischenAbsicherung. Patient I (Araberwallach; 4 Jahre) Histologischwurde in den Gewebeexzidarcn von Konjunktiva und Kornea beider Operationen eine hochgradige,dif- 1 N eotr ac i n@C , IBA Vi s i on O phthal m i c s Gm bH 2 Kerato Biciron@N S&K Pharma Schumann und Kohl GmbH :r Corti Biciron@N. S&K Pharma Schumann und Kohl GmbH a di s pagent@ C , IBA Vi s i on O phthal m i c s G m bH 408 Pferdeheilkunde 11 Kirstin Brandt eI al. Bei der Untersuchung des exzidierten Materials konnte in allen Fallen eine hochgradige subepitheliale Infiltration mit eosinophilen Granulozyten nachgewiesen werden. Das Vorkommen von Makrophagen und neutropl-rilenGranulozyten isr wahrscheinlich auf die ulzerierten Epitheldefekte zurückzuführen. Aufgrund der Chronizität der Erkrankung bestand am Konjunktivaepithel eine mittelgradige Hyperplasie. Diese Befunde decken sich mit den Untersuchungsergebnissen von Ramseyet al. (1994) beim Pferd bzw. von Paulsenet al. (1987) bei der Katze weitgehend. Die Atiologie der eosinophilen Keratokonjunktivitis ist noch nicht geklart. Allerdings liegt in Anbetracht der histoparhologischen Befunde der Verdacht nahe, da{3es sich bei diesem Krankheitsbild um eine Immunantworr auf ein r,rnbekannres Antigen handelt. Möglicherweise kann auch ein die Konjunktiva bulbi irritierender Fremdkörper als antigener Stimulus wirken und als solcher zu einer granulomatösen Entzündung rnit ausgeprägter Eosinophilie führen. Eosinophile Granulozyten sind die Indikatorzellen bei parasitären oder allergischenKrankheitsprozessen.Eine parasitäre Geneseist also ebenfallsin Betracht zr.rziehen. Aufgrund des klinischen Bildes sind verschiedeneDifferentialdiagnosen in Betracht zu ziehen. Das Mastozytom ist ein bei Pferden sehr seltener -fumor, der an Augenlidern, Hornhaut oder Sklera beobachtet werden kann (Mnrtin und Leipold 1972). Histologisch ergaben sich in den vorgestelltenFä[en für ein tumoröses \Wachstumkeine Anhaltspunkte. Barnett et al. (1995) weisen darauf hin, daß bei Plerden oft fokale Entzündungen im l.imbusbereich ohne spezifische Atiologie festgestelltwerden. Dabei kommt es zrr der Ausbildung von multiplen Follikeln oder Vesikeln, die bei exzessiver Ausdehnung auch auf die Hornhaut übergreifen können. Diese Umfangsvermehrungen stellen klinisch ein der eosinophilen Keratokonjunkrivitis sehr ähnliches Bild dar; sie weisen jedoch eine glatte Oberflache ohne Auflagerungen auf. Konjunktivale Plattenepithelkarzinome(Hdrlinget al. 1983) und korneolimbale Plattenepithelkarzinome (Klcin er al. 1990) können gleichfalls ein ähnliches klinisches Bild aufweisen. Es handelt sich dabei in der Regel um rosafarbene knotige Zubildungen, die teilweisevaskularisiertund von einem Hornhautödemm umgeben sind. Die histopathologische Untersuchung des exzidierten lvlaterialserrnöelichte jedoch eine sichere Unrerscheidung. Bei der kornealen Keratosehandelt es sich um eine gurartige epitheliale Hyperplasie. Sie stellt sich als rosafärbene,teilweise pigmentierte papillomatöse Zubildung auf cler Hornhaut dar, die unter Umständen auf die Konjunktiva bulbi übergreift (Barnett et al. 1995).Auch diese Erkrankung wurde durch die histologischeUntersuchung ausseschlossen. Keratomykosen (Barton 1992) und Hornhautulzera (Moore et al. 19 83 ) sin d au f gr und des r y pis c hen k linis c he n B i l d e s und der mikroskopischen UntersuchLlngen ausgeschlossen worden. Im Rahmen der Hornhautdegeneration kann es \Wochen bis Jahre nach traumatischer oder entztindlicher Hornhauterkrankung zu einer Ansammlung von Lipiden, Cholesrerol Pferdeheilkunde 1l oder Calcir-rm im Hornhautstroma kommen (Rebhun 1992). Klinisch handelt es sich um weiße oder milchige Titibungen des Hornhautstromas, jedoch ohne plaqueartigeAuflagerungen. ln der Annahme, daß die eosinophile Keratokonjunktivitis Ausdruck einer Immunantwort auf ein Antigen ist, sollte die lokale Applikation von Glukokortikoiden die Therapie der Wahl sein. Ramseyet al. (1994) konnten dementsprechend d i e e o s i n o p h i l e K l r a t o k o n j u n k r i v i t i s b e i d e m u o n i h n .n b e schriebenem Patienten durch die lokale Behandlung mit Kortikosteroiden erfolgreich therapieren. 1. Therapi eversuch Patient1 Patient2 Patient3 erfolglos erfolglos erfolglos )a Glukocorticoide lokal nern Ja andereAugensalben la Ja svstem Gahe v Arzneimitteln la nel n nern 2. Therapieversuch erfolglos erfolglos erfolgreich Exzisron(Skalpell) Ja )a ja Elektrokauter nel n la nern Neodym-YAG-Laser nern nern Ia 3. Therapieversuch erfolgreich erfolgreich Exzision(Skalpell) )a )a Neodym-YAG-Laser )a ja Tab. 3: Therapremaßnahmen Keratokonjunktivitis bei eosinophiler Treatment of eosinoohilic keratoconiunctivitis Anhand unseres Parientenmaterials konnte dieser Erfolg nicht bestritigt werden. Trotz des Einsatzes glukokortikoidhaltiger Augensalbein zwei Fällen, konnte in jedem Fall ein aLlsgesprochen schnellesGrößenwachstum der Zubildungen beobachtetwerden. In Anbetracht des Vorberichtes wurde auf weitere konservative J'herapieversucheverzichtet und eine chirurgische Exzision der Zubildungen vorgenommen. In zwei Fallen wurde auf den Einsatz des Neodym-YAG-Lasers verzichtet und gerade in diesen Fallen bildecesich ein Rezidiv. Im Rahmen der anderen drei Operationen wurden die nach der Exzision der Zubildungen entstandenen tWundflächen nrit dem Neodym-YAG-Laser im Non-Kontakt-Verfahren mit ca. 8 bis 9 Watt bestrahlt. In diesendrei Fälien wurde bis zum heutigen Zeitpunkt kein Rezidiv beobachter.Einschränkend muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß der 1 1- bis 12-monatige Beobachtungszeitraumnoch nicht lang genug ist, um Rezidivemit Sicherheitausschließenzu können. ln zwei Fällen wurden nach der chirurgischen Exzision der ZubildLrngen zudem eine Bindehautschürze und ein Ankyloblepharor-rarteficiale angelegt. Diese Maßnahmen erschienen notwendig, da großflachige Hornhautwunden entstanden waren. Aus demselben Grund wurden regelmäßig gentamicinhaltige Lösungen lokal über einen Katheter im tänennasenkanalverabreicht. Armbrecht et al. (1987) weisen darauf hin, daß die eosinophile Keratokoniunktivitis der Katze schlechter auf die 409 Die eosinophileKeratokonjunktivitisbei drei Pferden - Symptomatikund laserchirurgischunterstützteTherapie Steroidbehandlung ansprichtals eosinophileGranulomeder Haut und Schleimhaut.Sie empfehlendaher bei fehlender \Tirksamkeit von Glukokortikoiden auf die systemische Verabreichung von Megestrolacetatauszuweichen.Allerdings sollte aufgrund der möglichen NebenwirkungendiesesProgestagens, grundsätzlichein Therapieversuchmit Kortikoiden unternommenwerden.Auch Paulsenet al. (1987) empfehlen Megestrolacetat bei Unwirksamkeitvon Kortikoiden, weisenaberebenfallsauf dessenNebenwirkungenhin. Inwieweitder Einsatzvon Megestrolacetat in der Pferdepraxis vorgenommen werden sollte, bleibt offen. Zu diesemZeitpunkt liegenkeinerleiErflahrungen mit dieserTherapievor. Martin, C.L., und H.W. Leipold (1972): Mastocytoma of the Gl obei n a H orse.J.A * .A ni m. H osp.A ssoc.8.32 - 34 Moore, C.P, W.H. Fales, P. Whittington und L. Bauer (1983): Bacterialand fungal isolatesfrom Equidaewith ulcerativekeratitis.J. Am. vet. med. Ass. 182,600-603 Paulsen,M.E., J.D. Lauach, G.A. Seuerinund J.D. Eichenbaum (1957): FelineEosinophilic Keratitis:A Reviewof 15 C l i ni calC ases. J.A -.A ni m. H osp.A ssoc.23,63-69 Ramsey,D.7., H.E. Whiteley,P.A. Gerding und R.A. Valdez (1994): Eosinophilickeratoconjunctivitisin a horse.J. A-. vet. med.A ss.205, 1308-1311 Rebhun,WC. (1992): Corneal Dystrophiesand Degenerations in Horses. Compend. Contin. Educ. Pract. 14. Literatur Rösch,X. (1994): EosinophileKeratitis bei der Katze.Veterinär Spiegel3, B0-81 945-950 Armbrecht, 5., E. Wendelund S. Niemand (1992): Ein Beitrag zrr Eosinophilen Keratitis der Katze. Prakt. Tierarzt 73 .7 1 0 - 712 Barnett, K.C., S.M. Crispin, l.D. Lauach und A.G. Matthews(1995): Color Atlas and Text of Equine Ophthalmology. l. Aufl. Mosby-'Wolfe,London. Barton, M.H. (1992): Equine Keratomycosis.Comp. Contin. Educ. Pract.Vet. 14, 936-944 Harling, D.E., R.L. Pfeifferund C.S. Cook(1983): Excision and cryosurgicaltreatment of five casesof squamouscell carcinomain the horse.Equine Vet. J. Suppl. 2, 105-109 Klein, H.-J., E. Deegenund H. Gerhards(1990): Rückbildung eines korneolimbalen Plattenepithelkarzinomsnach intratumoralen BCG-lnjektionen bei einem Haflinger. Pferdeheilkunde6. 17-21 Magnetreson anzbilder des Kniegelenksbeim Pferd Magnetic resonaceimaging of the equine stifle SusanL. Holcombe,Alicia L. Bertone,D.S. Billerund ValerieHaider (1995) Vet.Radiol.&Ultrasound36. I 19-125 Die vorliegendeArbeit dient dem Zweck, Grobstrukturen der Anatomie des Kniegelenksmit Magnetresonanzbildernzu erfassen und Normwerte zu definieren. Zwei Pferdekniegelenkewurden in mehreren Ebenen analysiert : sagittal, l5o abgebeugt, transversalund dorsal. Die Magnetresonanzbilderwurden überprüft, indem Vergleiche zu zerlegtenPartien und eingefrorenen Präparatendes equinen Kniegelenksgezogenwurden. Zur Darstellung des Gelenkknorpels, des subchondralen Knochens und der 'Weichteilstrukturen innerhalb des Kniegelenks eigneten sich am bestendie sagittalenund die 15o-'Sflinkel-Aufnahmen. Die cranialen und caudalenKreuzbänder,der mediale und lateraleMenicus sowie die Bänder der Meniscen zur Tibia 410 Dr. Kirstin Brandt Prof Dr. E. Deegen Dr. Reinhild Hipp Klinih fi)r Pferde der Tierärztlichen HochschuleHannouer BischofholerDamm 15, Nr. l IB 30173 Hannouer Tel. (05I 1) 856-7233 Fax. (051 1) 856-7688 Dt P. Wohlsein Institut fi)r Pathologie der Tierärztlichen Hochrhule Hannouer Bünteweg17 30559 Hannouer Tel. @511) 953-8627 und zum Femur ließen sich leicht darstellen.Ebenfallsgut zu erkennen waren die Sehnedes langenZehenstreckersund die Kniescheibenbänder. Die Magnetresonanz-Technikbietet eine bemerkenswerteAlternative zu bisherigenMethoden der Darstellung equiner Kniegelenksstrukturen.Sie hat den Vorteil, daß sie mehr Informationen über die anatomischeGesamtstruktur des Kniegelenksvermittelt als andere gelaufigebildliche Darstellungen diesesrecht komplizierten Gelenks.Verletzungender Bänder und der Meniscen wurden bisher meist mittels Arthroskopie diagnostiziert.Das Magnetresonanzverfahren stellt nun eine nicht invasiveMethode dar. die zwar nicht die gleichendiagnostischenInformationen wie die Kamera desArthroskops liefert, manche Bandansätzeund \üTeichteilstrukturen aber bessererfaßt. Durch Magnetresonanzbilderkönund des nen Rupturen des M. fibularis tertius (Peroneus-Abrisse) IangenZehenstreckerssehr gut dargestelltwerden, auch die Qualität der Kreuzbänderist sicherzu beurteilen. Die Magnetresonanztechnikkann besserAufschluß geben über Knorpelschädendes Kniegelenksals z.B. radiologischeAufnahmen, da sich Knorpelstrukturenauf dem Röntgenbild nicht gut von der Gelenkkapselund der Synoviaabheben.In Zukunft wird die Maein nützliches Mittel in der nicht invasiven gnetresonanztechnik DiagnostikorthopädischerErkrankungendesPferdesdarstellen. 11 Pferdeheilkunde