Schall wahrnehmen und aufzeichnen – Akustik im Unterricht Diplomarbeit Zur Erlangung des akademischen Grades Magister der Naturwissenschaften ausgeführt am Institut für Theoretische Physik Der Formal- und Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien unter der Anleitung von Univ.-Prof. Dr. Helmut Kühnelt durch Jürgen Neuwirth Neubaugasse 11 7063 Oggau Wien, Juni 2002 Ich möchte mich bei Univ.–Prof. Dr. Helmut Kühnelt für die Betreuung der Diplomarbeit bedanken. Besonderer Dank gilt auch meinen Eltern, die mich im Laufe meiner Ausbildung stets unterstützt haben. Inhaltsverzeichnis Einleitung ................................................................................ 3 1.Didaktische Aspekte............................................................ 6 2. Grundlagen zur Akustik.................................................. 11 2.1. Aufzeichnung von Schwingungen .......................................................... 11 2.1.1. Aufzeichnung der Schwingungen eines Fadenpendels ........................................... 11 2.1.2. Schwingungen - periodische Funktionen, Veranschaulichung mittels des Computerprogrammes „Derive“ .............................................................................. 18 2.2. Überlagerung von Schwingungen .......................................................... 20 2.2.1Überlagerung von gleichgerichteten Schwingungen am Fadenpendel...................... 20 2.2.2. Überlagerung gleichgerichteter Schwingungen mit Hilfe der Computerprogramme „Excel“ und „Derive“ ............................................................................................... 22 2.2.3. Überlagerung von Schwingungen mit dem Computerprogramm „Cool Edit“........ 31 2.2.4. Überlagerung verschieden gerichteter Schwingungen am Fadenpendel, LissajousKurven ..................................................................................................................... 34 2.2.5. Darstellung von Lissajousschen Figuren in „Derive“ ............................................. 36 2.3. Fourier - Transformation ....................................................................... 37 2.4. Resonanz zwischen zwei Stimmgabeln.................................................. 44 2.5. Transversal und Longitudinalwellen..................................................... 45 2.6. Schallwellen.............................................................................................. 47 2.7. Schallausbreitung in Luft ....................................................................... 48 2.8. Messung der Schallgeschwindigkeit ...................................................... 50 2.9. Der Doppler-Effekt.................................................................................. 51 2.9.1. Die kreisende Pfeife................................................................................................. 51 2.9.2. Doppler-Effekt am pendelnden Stimmgerät............................................................ 52 -1- 3.Schallwahrnehmung ......................................................... 53 3.1. Tonhöhe und Frequenz von Schall ........................................................ 54 3.2. Schalldruckpegel – Lautstärke .............................................................. 58 3.3. Die Lautheit.............................................................................................. 61 3.4. Maskierung .............................................................................................. 65 3.5. Lärm ......................................................................................................... 67 3.5.1. Der bewertete Schallpegel ....................................................................................... 68 3.5.2. Addition von bewerteten Schallpegeln.................................................................... 70 3.5.3. Der Mittelungspegel ................................................................................................ 72 3.5.4. Gesundheitliche Auswirkungen des Lärms auf Menschen...................................... 77 3.5.5. Lärmschutzmaßnahmen........................................................................................... 81 4. Aufbau und Funktion des menschlichen Ohres ............ 83 4.1. Das Außenohr .......................................................................................... 84 4.2. Das Mittelohr ........................................................................................... 87 4.3. Knochenschall .......................................................................................... 89 4.4. Das Innenohr............................................................................................ 90 4.5. Das Residuum .......................................................................................... 93 5. Schallaufzeichnung .......................................................... 95 5.1. Die Schallplatte ........................................................................................ 97 5.2. Das Tonband .......................................................................................... 101 5.3. Die Compact Disc (CD)......................................................................... 104 5.4. MPEG Audio Layer-3 (MP3) ............................................................... 111 Literaturverzeichnis........................................................... 115 -2- Einleitung Diese Arbeit ist als Sammlung physikalisch – didaktischer Vertiefungen und Erweiterungen verschiedener Themen der Akustik im Physikunterricht der Oberstufe gedacht, da es gerade in diesem Teilgebiet der Physik sehr schwierig und aufwendig ist, entsprechende Informationen zu finden und für den Unterricht aufzubereiten. Der Inhalt soll dabei vor allem durch den Bezug zum Alltag, durch fächerübergreifende Betrachtungsweise, sowie den Einsatz des Computers für Schüler interessant gemacht werden. Die einzelnen Kapiteln sind so gestaltet, daß auf das laut Lehrplan vorhandene Wissen der Schüler zurückgegriffen wird, wobei grundlegende Definitionen und wichtige Voraussetzungen auch in dieser Arbeit an geeigneter Stelle behandelt werden. Da in vielen Lehrbüchern das Thema Akustik sehr theoretisch aufgearbeitet wird, soll das Kapitel „Grundlagen zur Akustik“ durch die angeführten Experimente den Schülern den Einstieg in dieses Teilgebiet der Physik erleichtern. Mit Hilfe von anschaulichen Experimenten, die ohne großen Aufwand durchzuführen sind, können den Schülern die zur Beschreibung von Schwingungen und Wellen notwendigen physikalischen Größen verdeutlicht werden. Die angeführten Experimente kann man dabei als Freihandexperimente bezeichnen, da es hier nicht um genaue quantitative Aussagen geht, sondern nur Zusammenhänge verdeutlicht werden sollen. Die Experimente können auch mit geeigneter Anleitung von den Schülern selbst durchgeführt werden. Die wichtigsten Versuche dieses Kapitels sind auch als Filmsequenzen auf der beigelegten CD-ROM zu sehen. Im Kapitel Grundlagen zur Akustik ist auch der Einsatz des Computers besonders zu erwähnen. Mittels der Computerprogramme „Excel“ und „Derive“, die in jeder Schule zur Verfügung stehen, sollen die Schüler durch selbständiges Ausprobieren und Lösen verschiedener Aufgaben zum spielerischen Lernen angeregt werden. Sehr empfehlenswert ist der Einsatz des Computerprogrammes „Cool Edit“. Mit dessen Hilfe lassen sich Schwingungen nicht nur optisch sondern auch akustisch verdeutlichen. Die Ergebnisse der Versuche mit den Programmen „Cool Edit, „Excel“ und „Derive“ sind ebenfalls auf der beigelegten CD-ROM dokumentiert. -3- Es wird empfohlen Experimente mit dem Programm „Cool Edit“ als Demonstrationsexperimente vorzuführen, da die Einarbeitung in die Handhabung des Programmes durch die Schüler zu viel Zeit benötigen würde. Im Kapitel „Schallwahrnehmung“ sollen den Schülern nicht nur wichtige physikalische Größen zur Beschreibung des Schallfeldes vermittelt werden, vielmehr soll auch ihr Zusammenhang mit der Physiologie des Ohres erklärt werden. In diesem Kontext spielt auch das Fach Biologie eine wesentliche Rolle. Zum besseren Verständnis der Schallwahrnehmung sollte daher in der Schule unbedingt der Aufbau des menschlichen Ohres erklärt werden (Kapitel 4). So kann fächerübergreifendes Arbeiten, zum Beispiel im Rahmen eines Projektes zum Thema Akustik, durchaus vorteilhaft sein, da sich das Fach Biologie in Schülerkreisen wesentlich größerer Beliebtheit erfreut als der Gegenstand Physik. Da auch die Fächer Musik und Psychologie im Zusammenhang mit der Schallwahrnehmung stehen, ist es auf jeden Fall sinnvoll deren Betrachtungsweise zum Thema Schallwahrnehmung einzubeziehen. Die Zusammenarbeit mit Kollegen aus diesen Fächern ist durchaus zu empfehlen. Ein wesentlicher Bestandteil des Kapitels „Schallwahrnehmung“ ist natürlich auch die Beschäftigung mit dem Thema Lärm. Dabei wird neben der physikalischen Betrachtungsweise auch die psychologische Perspektive berücksichtigt. Die Schüler sollen hier auf das in Zukunft immer stärker auftretende Problem der Lärmbelästigung aufmerksam gemacht werden. Sie sollen auch über mögliche gesundheitliche Schäden des Lärms und verschiedene Lärmschutzmaßnahmen aufgeklärt werden. Im Kapitel „Schallaufzeichnung“ werden exemplarisch Methoden zur Schallaufzeichnung und die Funktionsweisen von einigen Geräten zur Schallwiedergabe behandelt. Eine kurze geschichtliche Einleitung macht dabei den Schülern die rasante Entwicklung in diesem Bereich der Technik deutlich. Die Grundlage zur digitalen Informationsverarbeitung wurde bereits im Kapitel 2.3 Fourier Transformation gelegt, ohne die das Verständnis der Speicherung und Wiedergabe von Informationen z.B. auf der CD nicht möglich ist. In diesem Kapitel wird auch auf das Musikspeicherformat MPEG Audio Layer-3 (MP-3) eingegangen. Da fast jeder Schüler Umgang mit diesem Musikspeicherformat hat, ist sicher Interesse an diesem Thema vorhanden. -4- Diese Arbeit behandelt natürlich nur einige mir interessant und wichtig erscheinende Aspekte der Akustik. Ich hoffe jedoch durch sie das Interesse an der Akustik zu wecken und die Schüler zu motivieren eigene Ideen zu diesem Thema in den Unterricht einzubringen. Dadurch wird der Unterricht sowohl für Lehrer als auch für Schüler „spannender“. -5- 1. Didaktische Aspekte In diesem einführenden Kapitel werden einige Überlegungen zum Arbeiten mit Experimenten und zum Einsatz des Computers im Physikunterricht angestellt, die das Schreiben dieser Arbeit geprägt haben. Trotz aller Versuche und dem Einsatz des Computers darf jedoch nicht auf das Einbeziehen von lebensweltlichen Situationen vergessen werden. Damit sind vor Allem die Erfahrungen der Schüler mit der Alltagswelt, sowie die Anwendung physikalischer Kenntnisse in der Technik gemeint. Gerade das Thema Akustik bietet ein breites Feld dieses zu verwirklichen. So ist zum Beispiel Lärm ein „Übel“, das in unserer hochtechnisierten Zeit immer größer wird. Da hier sehr leicht auch gesundheitliche Schäden auftreten können, ist es besonders wichtig Schüler auf die Gefahr, die von der Alltagswelt z.B. Lärm in Discos oder am Arbeitsplatz,... ausgeht, aufmerksam zu machen. Schüler haben natürlich schon eigene Erfahrungen mit dem Thema Akustik, sowie mit anderen physikalischen Gebieten. Sie bringen ein vielfältiges Alltagswissen in den Physikunterricht mit und versuchen selbstverständlich damit gestellte Probleme zu ergründen und zu verstehen. Diese Alltagsvorstellungen gilt es in den Unterricht einzubauen und in eine wissenschaftliche Sprache zu bringen, oder zu widerlegen, falls falsche Vorstellungen vorherrschen. Das ist auch ein Punkt, wo der Einsatz von Experimenten im Unterricht ansetzen kann. Dabei unterscheidet man zwischen Lehrerexperiment und Schülerexperiment. Man muß jedoch für die Unterrichtsplanung genau überlegen, welche Art des Experimentes sinnvoll ist. Dabei ist grundsätzlich festzustellen, daß Experimente dem Schüler einen Nutzen bringen sollen. Experimente ohne Nutzen für die Schüler, nur um zu versuchen den Unterricht abwechslungsreicher zu gestaltenden erachte ich für nicht sinnvoll. Allerdings sei hier auch erwähnt, daß Experimente durchaus als Verschnaufpause für die Schüler dienen können, da das Nachvollziehen physikalischer Überlegungen eine hohe Konzentration der Schüler erfordert. Folgende Fragen können als Entscheidungshilfe für die Durchführung eines Schüler- oder Lehrerexperiments dienen: -6- -) Welchen Zweck hat das Experiment? (Erläuterung von Zusammenhängen, Vertiefung von zuvor erarbeiteten physikalischen Begriffen oder Gesetzen, um sie in Zusammenhang mit der realen Umwelt zu bringen, Demonstration eines Sachverhalts, Grundlage zum Entwickeln einer Theorie, Einstieg in ein neues Thema, Meßexperiment, ....) -) Welchen Nutzen ziehen die Schüler aus dem Experiment? -) Ist das Experiment für den Schüler verständlich? -) Wie groß ist der zeitliche und materielle Aufwand zur Durchführung des Experiments? (Vorbereitungszeit, Zusammenstellen der Gruppen, Durchführung, Erläuterung, Zusammenfassung, Präsentation, Wegräumen) -) Wie viel Zeit möchte ich im Unterricht für das Experiment verwenden? -) Gibt es in der Physiksammlung Unterrichtsmaterialien in ausreichender Anzahl für die Durchführung eines Schülerexperiments? -) Kann eine geeignete Aufgabenstellung für ein Schülerexperiment gefunden werden? (Erstellung eines Arbeitsblattes) -) Welche Sozialform ist für die Durchführung des Schülerexperiments geeignet? (Kleingruppe, Großgruppe, individuell) -) Besitzen die Schüler die technischen Fertigkeiten für den Umgang mit den Geräten? Die Durchführung von Schülerexperimenten ist grundsätzlich sehr zu empfehlen. Die Schüler erwerben dabei nicht nur handwerkliches Geschick und lernen den Umgang mit verschiedenen Meßgeräten, sie erhalten auch Einblick in die Arbeitsweise eines Physikers. Experimentelles Arbeiten von Schülern hat viele Vorteile. Peter Labudde schreibt dazu folgendes (Labudde Peter, Alltagsphysik in Schülerversuchen, 1996): Naturwissenschaftliche „Forschung“ bedeutet Arbeiten im Team und erzieht damit ganz allgemein zur Bereitschaft und Fähigkeit sich mit anderen zu verständigen und mit anderen zusammen zu arbeiten. In der Gruppe lernt der Schüler zudem schneller und einfacher Probleme zu erkennen und zu lösen. Das fällt hier besonders leicht wegen des ständigen Wechselspiels zwischen geistiger und manueller Arbeit. Letztere relativiert auch etwas die Kopflastigkeit der Schule, speziell die der „mathematischen Naturwissenschaften“. -7- Bei den Schülerversuchen ist allerdings zu beachten, daß der Lehrer durch seine Erklärungen den Verlauf und den Ausgang des Versuches nicht vorweg nimmt, da die Schüler sonst das Interesse am Experiment verlieren. Die Versuche dürfen jedoch auch nicht zu wissenschaftlich (Meßreihen, die mathematische Zuordnungen exakt nachweisen) und undurchschaubar sein, da sie sonst als langweilig empfunden werden. Aus diesen Gründen eignen sich Freihandversuche besonders für Schülerexperimente. Sie sind einfach im Aufbau, und sollen Ergebnisse und Zusammenhänge ohne unübersichtlichen apparativen Aufwand verdeutlichen. Die Schüler sollen durch den Versuch zum Staunen und Nachdenken gebracht werden. Neben Experimenten im Physikunterricht bietet sich auch der Einsatz des Computers zur Erläuterung von physikalischen Zusammenhängen, Vertiefung von zuvor erarbeiteten physikalischen Begriffen oder Gesetzen, Demonstration eines Sachverhalts oder als Einstieg in ein neues Thema an. Dabei eignen sich für den Bereich Akustik besonders folgende Programme: „Derive“, „Excel“, „Cool Edit“ und auch verschiedene Homepages im Internet zu diesem Thema. Bei der Auswahl der Programme für den Computereinsatz in dieser Arbeit wurde auf die Einfachheit der Bedienung wertgelegt, sodaß nur eine geringe Einarbeitungszeit durch die Schüler notwendig ist. Im Allgemeinen muß man sich bevor man den Computereinsatz im Physikunterricht erwägt über die methodisch didaktischen Ansätze zum Einsatz des Computers klar werden. Diese sind nach (Schec 1992, 24) folgende: -) medientechnische Bereicherung -) Inhaltliche Bereicherung -) Methodische Bereicherung -) Inhaltlich –methodische Umgestaltung Die medientechnische Bereicherung des Physikunterrichts ist die in der Praxis am meisten vorherrschende Form des Computereinsatzes. Hier kommt der Computer punktuell zur Veranschaulichung konventioneller Inhalte zum Einsatz, vor allem wenn für die behandelten Themenbereiche geeignet erscheinende Programme zur Verfügung stehen. Der Computer wird z.B. für Simulationsprogramme oder Meßwerterfassung genutzt. -8- Beim zweiten Ansatz, der inhaltlichen Bereicherung des Physikunterrichts, ist vor Allem die Erschließung neuer Themen für den Unterricht gemeint, die wegen ihres hohen mathematischen oder experimentellen Aufwands sonst nur schwer im Unterricht zu veranschaulichen sind. Hier kommen Simulations-, sowie Mathematikprogramme zum Einsatz. Die Anwendung des Computers zur methodischen Bereicherung des Physikunterrichts, d.h. um zu neuen Formen der Behandlung physikalischer Inhalte zu kommen, ist zur Zeit Gegenstand didaktischer Forschungsarbeit. Gewisse Hoffnungen werden in Systeme der „künstlichen Intelligenz“ gesetzt, in denen der gesamte Regel- und Faktenbestand eines Themenbereichs gespeichert ist und die den Schüler als individuelle Tutoren bei der Bearbeitung von Aufgaben anleiten. (Schec 1992, 25) Die inhaltlich-methodische Umgestaltung des Physikunterrichts ist eine Folgeerscheinung der vorhin genannten didaktisch-methodischen Ansätze. Sie beinhaltet eine Neugestaltung von Lehrplänen und Lehrzielen unter systematischer Nutzung neuer Möglichkeiten des Computereinsatzes im Physikunterricht. Unter Berücksichtigung der oben erwähnten didaktisch-methodischen Einsatzmöglichkeiten des Computers sollen folgende Fragen als Entscheidungshilfe für den Computereinsatz im Physikunterricht dienen. -) Bietet sich das behandelte Stoffgebiet für den Einsatz des Computers an? -) Welchen Zweck hat der Computereinsatz? (Erläuterung von Zusammenhängen, Vertiefung von zuvor erarbeiteten physikalischen Begriffen, Demonstration eines Sachverhalts, Simulation von Vorgängen, Grundlage zum Entwickeln einer Theorie, Einstieg in ein neues Thema, Meßdatenerfassung, Informationsquelle, ....) -) Welchen Nutzen ziehen die Schüler aus dem Computereinsatz? -) Welche Sozialform verwendet man? (Kleingruppe, Großgruppe, individuell, Demonstration durch den Lehrer) -) Stehen genügen Computer zur Verfügung bzw. ist der Informatikraum frei? -) Sind geeignete Computerprogramme vorhanden? -) Existiert ein Internetzugang? -) Wie groß ist der zeitliche Aufwand zur Durchführung? (Vorbereitungszeit, Zusammenstellen der Gruppen, Erläuterungen, Durchführung, Zusammenfassung, Präsentation) -9- -) Besitzen die Schüler die technischen Fertigkeiten für den Umgang mit den Computerprogrammen? -) Kann ich Zusatzaufgaben für Interessierte finden, die in der Bewältigung der gestellten Aufgaben schneller sind als andere Schüler? Hat man sich für den Einsatz des Computers und hier vor Allem für das selbständige Arbeiten durch die Schüler entschieden, ist dabei zu achten, daß die Schüler sich tatsächlich mit der gestellten Aufgabe beschäftigen, da die Ablenkung durch diverse andere möglicherweise für die Schüler im Moment interessanter erscheinende Computertätigkeiten, wie zum Beispiel Internet-surfen, Chatten, Computerspielen sehr groß ist. Weiters ist zu beachten, daß nicht die Bedienung des Computers bzw. die Handhabung des Computerprogrammes im Vordergrund stehen soll, sondern die Wissensvermittlung und der physikalische Hintergrund. Obwohl der Computereinsatz im Physikunterricht noch nicht sehr verbreitet ist (laut einer Studie von Schecker, Bethge und Niedderer von der Universität Bremen 1992 verwenden 59 % der Lehrer in Deutschland den Computer im Unterricht überhaupt nicht), ist er durchaus zu empfehlen. Er trägt, wie diese Studie und auch eine im Jahr 2000 durchgeführte Studie von Andrea Mayer zum Thema „Eigenverantwortliches Arbeiten im Physikunterricht mit Schwerpunkt Physiklernen mit Internet“ zeigt, deutlich zur Erhöhung der Lernmotivation und zur Förderung des physikalischen Interesses bei Schülern bei. - 10 - 2. Grundlagen zur Akustik 2.1. Aufzeichnung von Schwingungen 2.1.1. Aufzeichnung der Schwingungen eines Fadenpendels In vielen Physikbüchern, die an den österreichischen Schulen als Lernbehelf Verwendung finden (z.B. Schreiner J.: Physik 2 oder Jaros u.a. Basiswissen Physik), wird der Begriff der Schwingung nicht definiert und auf das intuitive Erfassen dieses Begriffes durch die Schüler vertraut. Dabei wird als Einstieg in das Kapitel Schwingungen und Wellen meist gleich die harmonische Schwingung behandelt. Sie stellt aber nur einen Spezialfall einer Schwingung dar. Um von vornherein einen typischen Fehler in der Vorstellung der Schüler zu vermeiden, nämlich Schwingung = harmonische Schwingung, sollte man zuerst an Hand von nicht harmonischen Schwingungen die wesentlichen Merkmale einer Schwingung charakterisieren. Dazu kann man z.B. die Kippschwingung oder die Schwingung einer angezupften Saite (Abbildung 2.1.1) betrachten. Bei der Definition des mechanischen Schwingungsbegriffes soll unbedingt auf den ungleichförmig beschleunigten Bewegungsvorgang eines Körpers, dessen besonderes Merkmal es ist, daß er sich in regelmäßigen Zeitabschnitten wiederholt, hingewiesen werden (Bergm 1990, 171). Als Schwingungsvorgang bezeichnet man solche Vorgänge, bei denen nach Ablauf gewisser Zeitabschnitte stets wieder der gleiche Zustand erreicht wird (Trend 1961, 1). Es sei jedoch angemerkt, daß diese Definition nur die harmonische Schwingung erfaßt, da zum Beispiel bei der gedämpften Schwingung der Ausgangszustand nicht wieder erreicht wird. Eine der anschaulichsten Möglichkeit eine Schwingung graphisch darzustellen ist ihr ZeitWeg-Diagramm. Man erhält es durch die Überlagerung der Schwingbewegung in der y - Richtung mit einer gleichförmigen Bewegung in der x - Richtung. - 11 - Abbildung 2.1.1: Schwingungen einer angezupften Saite zu verschiedenen Zeiten und bei verschiedener Lage der Anzupfstelle (Trend 1961, 74) Nun kann speziell die harmonische Schwingung betrachtet werden, deren Merkmal es ist, daß ihr Zeit-Weg-Diagramm eine Sinus oder Cosinuskurve zeigt. Dazu betrachtet man einmal die Kreisbewegung eines mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω rotierenden Massenpunktes. Eine solche Bewegung stellt ja nach den oben angeführten Definitionen auch eine Schwingung dar. Um nun den Zusammenhang zwischen einer solchen Kreisbewegung und der harmonischen Schwingung zu erläutern, muß man die Bewegungsgleichung der Kreisbewegung aufstellen: Damit der rotierende Massenpunkt, dessen Ort durch den v Ortsvektor r (t ) beschrieben wird, sich auf einer Kreisbahn bewegen kann, muß eine Kraft wirken, die zum Zentrum hingerichtet ist und die proportional dem Radius r der Kreisbahn ist: v v v v v v F (t ) = − kr (t ) ⇔ m&r&(t ) = −kr (t ) ⇔ m&r&(t ) + kr (t ) = 0 k....const Nun geht man in die komplexe Ebene über. Dort beschreibt man den Vektor r durch die komplexe Zahl z(t) = x(t) +iy(t). Für die Differentialgleichung ergibt sich: m&z&(t ) + kz (t ) = 0 Um nun diese homogene Differentialgleichung 2. Grades zu lösen bestimmt man zuerst die Lösungen des charakteristischen Polynoms: - 12 - mλ 2 + k = 0 Nun setzt man − ⇒ λ1, 2 = ± − k , m mit − k p0 m k =ω. m Für λ1,2 ergibt sich dann: λ1, 2 = ±iω Lösungen der Differentialgleichung sind also: e ± i ωt = cos(ωt ) ± i sin (ωt ) Damit ist jedoch auch jede beliebige Linearkombination der beiden Lösungen wieder eine Lösung. Die allgemeine Lösung ist also: z (t ) = c1 (cos(ωt ) + i sin (ωt )) + c 2 (cos(ωt ) − i sin (ωt )) ⇒ z (t ) = (c1 + c 2 ) cos(ωt ) + i (c1 − c 2 ) sin(ωt ) ⇒ (c1, c2 aus den reellen Zahlen) z (t ) = a cos(ωt ) + ib sin(ωt ) Da der Radiusvektor r durch die komplexe Zahl z(t) = x(t) + iy(t) dargestellt wurde, folgt: ⎛ x(t ) ⎞ ⎛ a cos(ωt ) ⎞ v ⎟⎟ = ⎜⎜ ⎟⎟ , wobei r (t ) = ⎜⎜ ω y ( t ) b sin( t ) ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ a und b Konstanten aus den reellen Zahlen sind, die durch den Startpunkt der Kreisbewegung festgelegt werden. Man sieht also, daß sich die Kreisbewegung aus zwei aufeinander normal stehenden harmonischen Schwingungen zusammensetzt. Das heißt man kann die harmonische Schwingung, wie es auch in den meisten Lehrbüchern geschieht, als Projektion des Ortsvektors eines mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω rotierenden Massenpunktes beschreiben (Abbildung2.1.2). - 13 - Abbildung 2.1.2: Zerlegung einer Kreisbewegung in harmonische Schwingungen (Schre 1990, 95) Das Zerlegen der für die Kreisbewegung erforderlichen Zentripedalkraft in einzelne Komponenten gemäß ihren kartesischen Koordinaten stellt eine graphische Lösung der oben angeführten Differentialgleichung für die Kreisbewegung dar. Die Schüler sollen nun mit den Begriffen zur Beschreibung von Schwingungen, wie Elongation, Amplitude, Periode, Periodendauer und Frequenz, vertraut gemacht werden. Zur Veranschaulichung dieser Begriffe eignet sich das Sandpendel bestens. Benötigte Materialien: 1) Trichter mit kleiner Öffnung (oder Plastiksackerl mit abgeschnittenen „Spitz“) 2) Faden 3) fester Karton oder dünnes Holzbrett 4) Lineal oder Leiste 5) Wäscheklammern 6) Feiner, trockener Sand oder Salz 7) Stativmaterial - 14 - Versuchsanleitung: Der Trichter dient als Pendelkörper. Er kann leicht aus einem Blatt Papier selbst gebastelt werden, dazu braucht man nur ein Stanitzel drehen. Am oberen Ende des Trichters macht man zwei sich gegenüberliegende Löcher und befestigt an ihnen zwei gleich lange Fäden. Die anderen Enden der beiden Fäden befestigt man am Stativ wie in Abbildung 2.1.3 gezeigt. Der Karton oder das dünne Holzbrett dient als „Schreibunterlage“. Man befestigt an seiner Stirnseite eine Schnur. Die Leiste wird mit einer Stativklemme so befestigt, daß sie als Führungsschiene für die Schreibunterlage fungiert. Abbildung 2.1.3: Das Sandpendel (Sproc 1983, 357) Nun füllt man den Trichter mit Sand, verschließt aber vorher die Öffnung mit dem Finger. Gibt man den Finger weg und zieht gleichzeitig am Faden der „Schreibunterlage“, so entsteht eine gerade Sandspur auf dem Brett. Sie kann als Nullinie für die folgenden Versuche verwendet werden. Nun verschließt man die Ausflußöffnung wieder. Man lenkt jetzt den Trichter aus der Ruhelage aus und läßt ihn los. Gleichzeitig gibt man den Finger von der Ausflußöffnung. Es entsteht eine zur Nullinie senkrecht stehende Sandspur. Durch gleichmäßiges Ziehen am Faden der „Schreibunterlage“ entsteht eine sinusähnliche Sandspur auf der „Schreibunterlage“. Eine Sinuskurve stellt das Bild einer ungedämpften, harmonischen Schwingung dar. Dieser Versuch weicht natürlich von den idealen Bedingungen beim Mathematischen Pendel ab, stellt aber ein schönes Demonstrationsexperiment dar, um den Schülern die Begriffe Elongation, Amplitude, Periode, Periodendauer und Frequenz zu veranschaulichen. - 15 - Versuchsauswertung: An Hand der Sandspur kann man nun den Bewegungsverlauf des Pendels erläutern. In der Nähe der Umkehrpunkte häuft sich der Sand, die Geschwindigkeit des Pendels nimmt also ab, wird schließlich Null und nimmt dann wieder zu, bis sie beim Durchgang durch die Nullage (gerade Sandspur) ihren maximalen Wert annimmt, die Dichte der Sandspur ist hier geringer. Die maximale Auslenkung, d.h. die Amplitude x0 der Schwingung, erreicht das Pendel zu den Zeiten t= 1/4T, 3/4T, 5/4T,... Zu den Zeiten t=0, 1/2T, 2/2T, 3/2T geht das Pendel durch die Ruhelage. Wirkt auf einen Körper nur eine zur Elongation proportionale Kraft, die stets zur Ruhelage hinweist, dann schwingt dieser Körper harmonisch. Das heißt bei der harmonischen Schwingung gibt es keine Reibungsverluste. Das Sandpendel hat zwar Reibungsverluste, diese wollen wir aber, da sie nur sehr gering sind, vernachlässigen. Die Bewegungsgleichung eines harmonisch schwingenden Körpers lautet: v v v F = m&x& = − kx Bei geeigneter Wahl des Koordinatensystems werden alle Koordinaten des Ortsvektors, bis auf eine Koordinate v x , gleich 0. Für die nichtverschwindende Koordinate x gilt dann (vgl. Lösung der Bewegungsgleichung für die Kreisbewegung): x = b sin(ωt ) mit ω= k m , wobei b die Amplitude der Schwingung ist. Da m und ω konstant sind, ist auch die Richtgröße (auch Federkonstante genannt) k=m ω2 konstant. Die Dämpfung der Schwingung des Sandpendels auf Grund der Reibung wurde bis jetzt vernachlässigt. Nun kann man aber durch Anbringen eines rechteckigen Stück Kartons an den Aufhängungsfäden des Pendels mit Hilfe von Wäscheklammern die Dämpfung verstärken, sodaß sie nicht mehr vernachlässigbar ist. - 16 - Sie ist um so größer, je größer der befestigte Karton ist. Unter diesen geänderten Bedingungen führt man den Versuch erneut aus und erhält so das Zeit-Weg-Diagramm einer gedämpften Schwingung. Beim Vergleich der jetzt erhaltenen Sandspur mit der, der harmonischen Schwingung, sieht man, daß die Frequenz der Schwingung unverändert bleibt und durch die Dämpfung nur die Amplitude kleiner wird. Abbildung 2.1.4: Aufzeichnungen der Schwingungen eines Sandpendels (Sproc 1983, 357) Um das gewonnene Bild zu konservieren, kann man es mit Spraylack fixieren. - 17 - 2.1.2. Schwingungen - periodische Funktionen, Veranschaulichung mittels des Computerprogrammes „Derive“ Da viele Schüler im Umgang mit den Winkelfunktionen wenig vertraut sind und hier immer wieder falsche Vorstellungen auftreten, ist es wichtig den Zusammenhang zwischen der algebraischen Beschreibung einer Schwingung als periodische Funktion und ihrer graphischen Beschreibung herzustellen. Dazu eignen sich fast alle Computeralgebraprogramme, die auch Funktionen zeichnen können. Besonders bietet sich für die Durchführung dieses Vorhabens das Computerprogramm „Derive“ an. Es ist einfach zu handhaben und ist an fast allen österreichischen Schulen vorhanden. Trotz der einfachen Handhabung sollte der Lehrer den Schülern eine Einführung in das Programm „Derive“ geben. Diese kann im Rahmen des gemeinsamen Lösens der im folgenden gestellten Aufgabe geschehen. Eine kurze Erläuterung dazu ist im Anschluß an die Aufgabe 1 angeführt. Man kann den Abschnitt von Aufgabe 1 bis Ende des Kapitels 2.1.2. auch als Arbeitsblatt für die Schüler zum selbständigen Durcharbeiten verwenden. Aufgabe 1: Zeichne das Schwingungsbild einer Schwingung mit der Amplitude b=2 und beliebiger Frequenz. Hinweis: Durch Anklicken der Menüpunkte „Author“ und im Folgenden „Expression“ oder durch einen Mausklick in die separate Zeile am unteren Bildschirmrand kann man Ausdrücke eingeben. Will man eine Funktion zeichnen lassen, so kann man sie entweder als Ausdruck, der nur eine Variable enthält eingeben (z.B. x2+3) oder als Gleichung in der Form y=u, wobei y eine Variable und u ein Ausdruck in genau einer anderen Variablen ist (z.B. y=x2+3). Die Bezeichnung der Variablen sind dabei frei wählbar. Nach Bestätigung der Eingabe durch die Entertaste erscheint der Ausdruck im Algebrafenster, wobei die Zeilen durchnumeriert sind. Für Aufgabe 1: 1: 2sin(x) Die Kreisfrequenz ω, hier der Einfachheit halber mit x bezeichnet, ist also 1. Das ergibt eine Frequenz von f = ω/(2π) = 1/(2π). Durch Drücken der Schaltfläche „2D-plot window“ gelangt man in das Zeichenfenster. Dort kann man durch Drücken der Schaltfläche „plot-expression“ (F4) den im Algebrafenster markierten Ausdruck zeichnen. - 18 - Aufgabe 2: Wie ändert sich die Frequenz einer Schwingung, wenn man die Schwingungsdauer a) halbiert b) verdoppelt c) verzehnfacht? Aufgabe 3: Wie verändert sich die Schwingungsdauer bei a) Verdreifachung b) Halbierung der Frequenz? Aufgabe 5: Wie verändert sich die Schwingung, wenn a) die Amplitude b) die Frequenz doppelt so groß wird. Überlege zuerst die Gestalt des Graphen, wo wird der Funktionswert 0? Zeichne dann den Graph in „Derive“! Aufgabe 6: Wo nimmt die Funktion a) 1,5sin(x+π/2) b) cos(x) c) 3sin(2x+π)) d) cos(2x) die Funktionswerte 0 an, wo befinden sich Funktionsmaxima bzw. –minima. Welche Frequenz haben die obigen Funktionen beschriebenen Schwingungen? Überlege die Antwort und überprüfe sie durch zeichnen der Funktionen in „Derive“. Aufgabe 7: Wodurch unterscheiden sich die Funktionen sin(x²) und (sinx)²? Wie sehen die Graphen der Funktionen aus? Überlege und überprüfe Deine Antwort durch Zeichnen der Funktionen in Derive. - 19 - 2.2. Überlagerung von Schwingungen 2.2.1 Überlagerung von gleichgerichteten Schwingungen am Fadenpendel Da Überlagerungen von Schwingungen in der Praxis sehr oft vorkommen, z.B. der Klang der menschliche Stimme, der Klang eines Musikinstruments, modulierte hochfrequente Schwingungen in der Nachrichtentechnik, etc., soll das folgende Experiment das Verständnis für das Zustandekommen solcher Schwingungsformen vorbereiten. Dabei wird der Versuchsaufbau aus Kapitel 2.1.1. modifiziert. Benötigte Materialien: 1) Sandpendeltrichter 2) Faden 3) Gleitbrett 4) Lineal oder Leiste 5) Feiner, trockener Sand oder Salz 6) Zwischenkörper besteht aus: a) Pendelmasse mit Mittelbohrung z.B. runder Stativfuß b) Schraube mit Flügelmutter c) 2 Holzleisten d) 4 Schraubhaken 7) Stativmaterial Versuchsanleitung: Das Sandpendel wird, wie in Abbildung 2.2.1 gezeigt aufgebaut. Der Zwischenkörper besteht aus einer Pendelmasse, dazu eignet sich z.B. ein Rundfuß aus dem Stativmaterial, die zwischen zwei Holzleisten mittels einer Flügelschraube befestigt ist. An jedem Ende der beiden Holzleisten wird jeweils ein Schraubhaken befestigt. An den Schraubhaken können in Folge die Fäden für die Aufhängung (an der oberen Leiste) bzw. die Fäden des Sandpendels (an der unteren Leiste) angebracht werden. Der Zwischenkörper wird jetzt so an einem hohen Stativ befestigt, daß er quer zur Bewegungsrichtung des Gleitbrettes schwingen kann. Auch das Sandpendel soll quer zur Bewegungsrichtung des Gleitbrettes schwingen können. Dazu müssen die beiden Holzleisten parallel zueinander stehen. Gleichzeitig mit dem Anstoßen des Doppelpendels quer zur Bewegungsrichtung des Gleitbrettes öffnet man nun die zuvor mit dem Finger verschlossene Öffnung des Sandpendels und zieht gleichmäßig an der Schnur des Gleitbrettes. - 20 - Abbildung 2.2.1: Das „Doppel(sand)pendel“ (Sproc 1983, 369) Versuchsauswertung: Man erkennt, daß beide Pendel des Doppelpendels Schwingungen in der gleichen Ebene ausführen. Die Bewegung des unteren Pendelkörpers läßt die durch Überlagerung entstandene Schwingung erkennen (Abb.: 2.2.2). Durch Änderung des Verhältnisses der Pendellängen, kann man verschiedene Kurven erzeugen. Abbildung 2.2.2: Spur eines Doppel(sand)pendels (Sproc 1983, 370) - 21 - 2.2.2. Überlagerung gleichgerichteter Schwingungen mit Hilfe der Computerprogramme „Excel“ und „Derive“ Bevor die Computerprogramme „Excel“ und „Derive“ zur Veranschaulichung der Überlagerung von Schwingungen eingesetzt werden, soll unbedingt das Superpositionsprinzip durchbesprochen werden. Die Schüler sollen verstehen, daß bei der ungestörten Überlagerung die Elongationen der einzelnen Schwingungen zu jedem Zeitpunkt addiert werden. „Excel“ und „Derive“ soll den Schülern die Möglichkeit geben, verschiedene Überlagerungen von Schwingungen über die beiden Standardfälle der konstruktiven und destruktiven Interferenz hinaus selbst durchzuführen und zu veranschaulichen. Dadurch soll das Verständnis des Superpositionsprinzipes vertieft werden. Oft kommt es vor, daß ein Körper nicht nur eine Sinusschwingung ausführt, sondern sich seine Bewegung aus zwei oder sogar mehreren überlagerten Schwingungen zusammensetzt. Hier wird nur die Überlagerung von zwei Schwingungen besprochen, um das Superpositionsprinzip zu erläutern. Die Überlagerung von mehr als zwei Schwingungen kann mit Hilfe von „Derive“ oder „Excel“ leicht selbständig durchgeführt werden. Bei der Überlagerung von zwei Schwingungen sind zwei Hauptfälle zu unterscheiden. 1. Die Schwingungsrichtungen der beiden Schwingungen liegen in der gleichen Ebene. 2. Die Schwingungsrichtungen der beiden Schwingungen liegen senkrecht zueinander. Vorerst betrachten wir nur den 1. Fall. Der 2. Fall wird separat im Kapitel 2.2.4 behandelt. Solche Schwingungen heißen kolineare Schwingungen, sie können nun gleiche oder verschiedene Frequenzen haben. Zunächst betrachten wir den Fall, beide Schwingungen haben gleiche Schwingungsrichtung und gleiche Frequenz. Man spricht dabei von Interferenz. Die Schwingungen sind gegeben durch die Gleichungen: y1 (t ) = b1 sin (ωt + ϕ1 ) y 2 (t ) = b2 sin (ωt + ϕ 2 ) - 22 - Der Phasenunterschied Δϕ beider Schwingungen ist dann: Δϕ = ϕ 1 − ϕ 2 Ist Δϕ=0, so gehen die Bewegungen beider Schwingungen zum Zeitpunkt t=0 in die gleiche Richtung durch die Nullage und erreichen zur gleichen Zeit ihre größte Auslenkung. Bei Δϕ=π gehen beide Schwingungen zwar gleichzeitig durch die Nullage, aber in entgegengesetzte Richtung. Sie erreichen auch gleichzeitig die größte Auslenkung, jedoch nach verschiedenen Seiten. Natürlich sind auch alle anderen Phasenunterschiede möglich. Im einfachsten Fall verhält sich jede Schwingung so, als ob die andere nicht existieren würde, die zusammenzusetzenden Schwingungen stören sich gegenseitig nicht. Es gilt das Prinzip der ungestörten Überlagerung (Superpositionsprinzip). Die resultierende Schwingung y erhält man in dem man in jedem Zeitpunkt die Auslenkungen der beiden Schwingungen addiert, also durch Addition der Einzelschwingungen. y (t ) = y1 (t ) + y 2 (t ) = b1 sin (ωt + ϕ 1 ) + b2 sin (ωt + ϕ 2 ) = br sin(ωt + ϕ r ) mit: br = b12 + b22 + 2b1b2 cos Δϕ und: tan ϕ r = b1 sin ϕ 1 + b2 sin ϕ 2 b1 cos ϕ 1 + b2 cos ϕ 2 Die erhaltene Schwingung hat also die gleiche Frequenz ωt, wie die beiden Schwingungen, aus denen sie sich zusammensetzt. Sie hat aber verschiedene Amplitude br und Phasenlage ϕr. Zeigerdiagramme Jeder harmonischen Schwingung y = rּsin(ωt+ϕ0) ordnet man jenen Zeiger (Vektor) r zu, dessen y-Komponente sie ist (Abbildung 2.2.3). Der Betrag des Zeigers ist die Amplitude r der Schwingung. Der Zeiger rotiert mit der konstanten Winkelgeschwindigkeit ω und schließt zum Zeitpunkt 0 mit der x-Achse den Winkel ϕ0 ein. Er gibt die Phasenverschiebung der Schwingung an. - 23 - Abbildung 2.2.3: Zeigerdarstellung einer harmonischen Schwingung (Schre 1990, 105) Bei Schwingungen gleicher Frequenz kann man die Amplitude br und die Phase ϕr der resultierenden Schwingung auch durch geometrische Konstruktion finden. Dazu ordnet man jeder Schwingung y1 und y2 jenen Vektor b1 bzw. b2 , vom Nullpunkt aus gezeichnet, zu, dessen Länge (Betrag des Vektors) der Amplitude und dessen Winkel der Phase der jeweiligen Schwingung entspricht (Abbildung 2.2.4). Nun addiert man diese Vektoren nach den Regeln der Vektoraddition und erhält einen Vektor br, dessen Länge der Amplitude und dessen Winkel der Phase der resultierenden Schwingung entspricht. Abbildung 2.2.4: Geometrische Konstruktion der resultierenden Amplitude und Phase zweier zusammengesetzter Schwingungen. (Schre 1990, 105) y1 (t ) = b1 sin (ωt + ϕ 1 ) y 2 (t ) = b2 sin (ωt + ϕ 2 ) - 24 - A: Überlagerung von gleichgerichteten Schwingungen mit Derive Mit Hilfe des Computerprogrammes „Derive“ kann man nun ganz einfach die resultierende Schwingung berechnen und veranschaulichen. Die folgende Aufgabe erläutert den Schülern die Vorgehenswiese und das Zeichnen von Funktionen in „Derive“. Aufgabe 1: Addiere zwei Schwingungen beliebiger aber gleicher Frequenz mit der Amplitude b=1 und der Phasendifferenz Δϕ = 0. Zeichne die Graphen der einzelnen Schwingungen und der resultierenden Schwingung. Überlege vorher, wie der Graph der resultierenden Schwingung aussehen könnte. Abbildung 2.2.5: Addition zweier Schwingungen mit gleicher Frequenz und Phasendifferenz 0. 1: y1:=sin(x) 2:y2:=sin(x+0) Mit „:=“ definiert man in „Derive“ Funktionen 3:y1+y2 Jetzt drückt man die Schaltfläche „Simplify“ (=) und man erhält als Lösung: 4: 2·sin(x) Zum Zeichnen alle gewünschten Funktionen markieren, die Schaltfläche „2D-plot window“ und im Anschluß „plot – expression“ drücken.‘ Aufgabe 2: Addiere zwei Schwingungen mit der Frequenz f=440 Hz, der Amplitude b=1 und der Phasendifferenz a) Δϕ =π/2, b) Δϕ=π. Zeichne die Graphen der einzelnen Schwingungen und der resultierenden Schwingung. Überlege vorher, wie der Graph der resultierenden Schwingung aussehen könnte. Zur Vertiefung der Addition kolinearer Schwingungen können die Schüler selbständig die Addition von zwei und mehreren Schwingungen gleicher Frequenz, verschiedener Amplitude und gleicher bzw. verschiedener Phasen durchführen. Die Lösung in Derive erfolgt nach dem gleichen Prinzip, wie vorher gezeigt. - 25 - Die Überlagerung von Schwingungen unterschiedlicher Frequenz gestaltet sich schwieriger, kann aber unter zu Hilfenahme von „Derive“ leicht veranschaulicht werden. Dazu werden, wie bei Schwingungen gleicher Frequenzen, die Auslenkungen der Schwingungen in jedem Zeitpunkt addiert. Aufgabe 3: Gegeben sind zwei Schwingungen mit dem Frequenzverhältnis a) 2:1. b) 9:2 Stelle die resultierende Schwingung graphisch dar. Variiere die Phasendifferenz der beiden Schwingungen und betrachte erneut die resultierende Schwingung. Abbildung 2.2.6: Überlagerung von Sinusschwingungen unterschiedlicher Frequenz. (Bergm 1990, 180) Abbildung 2.2.6 zeigt das Superpositionsprinzip für Schwingungen unterschiedlicher Frequenz. Die resultierende Schwingung ist nicht mehr sinusförmig, sie ist aber noch immer periodisch. Dies ist aber nur der Fall, wenn die Frequenzen der einzelnen Schwingungen in einem ganzzahligen Verhältnis stehen (in Abbildung 2.2.6 ist das Frequenzverhältnis 9:2). Die Frequenz der resultierenden Schwingung ist dann der größte gemeinsame Teiler der Einzelfrequenzen. Ist das Frequenzverhältnis irrational, so ist die resultierende Bewegung nicht mehr periodisch. - 26 - B: Überlagerung von gleichgerichteten Schwingungen mit Excel Da „Excel“ zur Grundausstattung jedes Computers gehört, sind die meisten Schüler vertraut mit dem Programm. Dadurch entsteht die Möglichkeit des eigenständigen Erarbeitens der Graphik zur Darstellung von Schwingungen und deren Überlagerung durch die Schüler. Dabei können die zuvor erarbeiteten Grundkenntnisse über die Beschreibung von Schwingungen praktisch angewandt und gleichzeitig gefestigt werden. Es ist jedoch sinnvoll den Schülern einige Hinweise zur Bewältigung der Aufgabe zu geben. So ist zum Beispiel für die graphische Darstellung von Schwingungen das Anlegen von Wertetabellen für die Zeit (Ordinate) und Elongation zum jeweiligen Zeitpunkt (Abszisse) notwendig. Für die Erstellung der Wertetabellen kann man die automatische Ausfüllfunktion des Programmes nutzen. Zur Darstellung einer glatten Kurve reichen 30 Wertepaare für eine Periode aus. Weiters ist es empfehlenswert eine Variable für die Frequenzen der Schwingungen in die Formel zur Erstellung der Wertetabellen einzubauen, um diese einfach ändern zu können und die Auswirkung auf die graphische Darstellung zu beobachten. Die Frequenz darf jedoch bei der Unterteilung der Periode in 30 Wertepaare nicht zu groß gewählt werden (< 20), da das Programm sonst die Meßpunkte nicht mehr als Sinuskurve auflösen kann. Mit einer größeren Wertepaaranzahl pro Periode läßt sich aber die Bandbreite möglicher Frequenzen vergrößern. - 27 - Abbildung 2.2.7: Überlagerung von Schwingungen in „Excel“ Besonders interessant ist die Überlagerung zweier harmonischer Schwingungen mit nur geringfügig unterschiedlichen Frequenzen. Die beiden Schwingungen werden wieder dargestellt durch: y1 = b sin(ω 1t ) , y 2 = b sin(ω 2 t ) Für die resultierende Schwingung (Abbildung 2.2.8) ergibt sich: ⎛ω −ω 2 ⎞ ⎛ω +ω2 ⎞ y = y1 + y 2 = b[sin(ω 1t ) + sin(ω 2 t )] = 2b cos⎜ 1 t ⎟ ⋅ sin ⎜ 1 t⎟ 2 2 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ - 28 - Abbildung 2.2.8: Zusammensetzung zweier Sinusschwingungen mit wenig voneinander verschiedenen Frequenzen – Schwebung. (Bergm 1990, 181) Es entsteht also eine resultierende Schwingung mit der mittleren Frequenz der beiden ω −ω 2 ⎞ Ausgangsschwingungen, deren Amplitude sich mit der Kreisfrequenz ⎛⎜ 1 ⎟ 2 ⎠ ⎝ periodisch ändert. Die Amplitude wächst also periodisch vom Wert Null zu ihrem maximalen Wert 2b und nimmt dann wieder ab. Diesen Vorgang nennt man Schwebung. Die Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden maximalen Amplituden nennt man Schwebungsdauer Ts. Ts = 2π ω1 − ω 2 Die Schwebungsfrequenz fs, das ist die Zahl der Schwebungen pro Sekunde, ist demnach: f s = f1 − f 2 Mittels des Programms „Derive“ kann der Schüler nun Schwebungen graphisch darstellen. Durch selbständiges Ausprobieren sollen ihm der oben angeführte Zusammenhang zwischen der Schwebungsfrequenz und den Einzelfrequenzen verdeutlicht werden. - 29 - Auch in „Excel“ lassen sich Schwebungen leicht veranschaulichen. Allerdings ist zu beachten, daß auch hier die Frequenz der Einzelschwingungen nicht zu groß werden darf, da dann von „Excel“ keine Sinuskurve mehr gezeichnet wird. Ein anschauliches Bild einer Schwebung erhält man, wenn die Frequenz der Einzelschwingungen ungefähr bei der Hälfte der Wertepaare pro Periode ist. Abbildung 2.2.9: Schwebung dargestellt in „Excel“ - 30 - 2.2.3. Überlagerung von Schwingungen mit dem Computerprogramm „Cool Edit“ Das Computerprogramm „Cool Edit“ ist ein mehrspuriger digitaler Audio Recorder und – Editor. Da man mit diesem Programm auch Sinusschwingungen generieren kann, ist es ein sehr nützliches Instrument, um den Schülern Schwingungen nicht nur visuell, wie in „Derive“ oder „Excel“ sondern auch akustisch zu verdeutlichen. Weil die Bedienung von „Cool Edit“ nicht ganz trivial ist, eignet sich das Computerprogramm besonders zur Demonstration durch den Lehrer. Es ist jedoch auf jeden Fall auch sinnvoll Schüler selbständig mit diesem Programm arbeiten zu lassen. Dazu benötigt man jedoch ausreichend Zeit und es ist vorweg eine Einführung in die Handhabung des Programmes durch den Lehrer erforderlich. Im Folgenden wird an Hand eines Beispiels zur Überlagerung von Schwingungen eine kurze Einführung in „Cool Edit“ gegeben. Nach Starten des Programms geht man mit der Taste F12 zu der „single waveform view“ über. Zum Erzeugen von Tönen geht man im Menü „Generate“ auf die Schaltfläche „Tones“. Im dadurch geöffneten Fenster stellt man nun sicher, daß bei der Einstellung „channels“ die Schaltfläche „mono“ aktiv ist und bestätigt dieses durch Drücken der Schaltfläche „OK“. Man gelangt in ein Fenster, wo man die Eigenschaften des zu erzeugenden Tones festlegen kann. Im Fenster „Presets“ wählt man den Punkt A440 (default). Dadurch wird der Kammerton a1 mit einer Frequenz von 440 Hz generiert. Die Frequenz des Tones kann man aber im Fenster „Base Frequency“ beliebig ändern. Im Fenster „Start Phase“ gibt man die Phasenlage der generierten Sinusschwingung in Grad ein. Mit OK bestätigt man den erzeugten Ton. Um nun die Sinuskurve des Tones zu erkennen muß man einige male die Schaltfläche „Zoom in to center„ betätigen. Nun geht man ins Menü „Edit“ und betätigt die Schaltfläche „Insert in Multitrack“. Dadurch wird der generierte Ton auf einen Kanal in der Multitrack Ansicht gelegt. Zum generieren eines zweiten Tones öffnet man eine neue Datei indem man im Menü „File“ auf die Schaltfläche „New“ geht. Jetzt generiert man einen neuen Ton z.B. mit 440 Hz und einer Phasenverschiebung von 180° und fügt ihn, wie oben beschrieben in die Multitrack Ansicht ein. Durch Drücken der Schaltfläche „Switch to Multitrack Mixer view“ (F12) gelangt man in diese Ansicht. Dort kann man durch Zoomen die Sinuskurven der beiden Töne erkennen. Drückt man die Schaltfläche „Play“, so werden die Töne auf beiden Kanälen gleichzeitig abgespielt. - 31 - Im Angeführten Beispiel hört man nichts, die Schwingungen heben sich gegenseitig auf. Durch Drücken der Schaltfläche „m“ bei den einzelnen Kanälen, kann man diese stumm schalten und den jeweils anderen einzeln abspielen. Dadurch kann man eindrucksvoll die Auslöschung zweier um 180° verschobenen Schwingungen demonstrieren. Abbildung 2.2.10: Auslöschung zweier um 180° verschobener Schwingungen. Zur Erzeugung der Schwebung generiert man zwei Sinustöne mit nur geringfügig verschiedenen Frequenzen. In der Multitrack Ansicht kann man mit Hilfe der Funktion „Mix Down Selected Waves (mono)“ im Menü „Edit“ beide Schwingungen überlagern. Durch Drücken der Schaltfläche „Mix Down“ im Menü „Insert“ fügt man die resultierende Schwingung in einen Kanal der Multitrack Ansicht ein. Bei der Erzeugung einer Schwebung empfiehlt es sich eine relativ niedrige Frequenzen (um 200 Hz) und eine Differenz von 3 bis 5 Hz zwischen den beiden Tönen zu verwenden, um den Verlauf der Schwebung deutlich zu erkennen. - 32 - Abbildung 2.2.11: Schwebung - 33 - 2.2.4. Überlagerung verschieden gerichteter Schwingungen am Fadenpendel, Lissajous-Kurven Die harmonische Schwingung kann als Projektion des Ortsvektors eines mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ω rotierenden Massenpunktes beschrieben werden. In diesem Fall wird die Kreisbewegung in zwei zueinander senkrecht stehende linear polarisierte Schwingungen gleicher Frequenz und Amplitude mit einer Phasenverschiebung von π/2 zerlegt. Natürlich kann man umgekehrt die erhaltenen linearen Schwingungen wieder zusammensetzen und so die Kreisbewegung erhalten. Man nennt daher eine Kreisbewegung auch eine zirkular polarisierte Schwingung. Ist jedoch der Phasenunterschied zweier aufeinander normal stehender linear polarisierter Schwingungen ungleich π/2 und die Amplituden und Frequenzen der Schwingungen unterschiedlich groß, entsteht bei Überlagerung keine zirkular polarisierte Schwingung mehr, man erhält andere Schwingungsbilder, nach ihrem Entdecker Lissajoussche Figuren benannt. Die Kurvenformen sind charakteristisch für das Verhältnis der beiden sich überlagernden Frequenzen. Die entstehenden Figuren sind nur bei rationalen Verhältnis der beiden Frequenzen geschlossen. Bei irrationalen Verhältnis wird, läßt man die Zeit gegen unendlich gehen, die gesamte rechteckige Fläche, sie wird durch die Amplituden der Einzelschwingungen festgelegt, überstrichen. Man erhält die Bahn einer Lissajousschen Figur durch vektorielle Addition der Amplituden der Einzelschwingungen in jedem Zeitpunkt. Mit Hilfe der Lissajousschen Figuren hat man die Möglichkeit bei Kenntnis der Frequenz einer Schwingung die Frequenz der zweiten Schwingung sehr genau zu bestimmen. Abbildung 2.2.12: Sandpendel zur Aufzeichnung von Lissajouschen Figuren (Sproc 1983, 371) - 34 - Benötigte Materialien: siehe Kapitel 2.2.1 Versuchsanleitung: Zur Demonstration der Überlagerung verschieden gerichteter Schwingungen kann der Versuchsaufbau aus Kapitel 2.2.1 verwendet werden. Man muß nur die beiden Holzleisten des Zwischenkörpers zueinander senkrecht verdrehen. Dadurch ermöglicht man ein Schwingen des Pendels in zwei zueinander senkrecht stehenden Ebenen. Zum Anregen der Schwingung zieht man das Pendel zuerst nach vorne und dann zur Seite. Die Ausflußöffnung des Sandpendels ist noch immer mit dem Finger verschlossen. Nun gibt man den Finger von der Ausflußöffnung und läßt gleichzeitig den Trichter los. Der ausfließende Sand veranschaulicht nun die Schwingungen des Pendels auf der ruhenden Unterlage. Durch Änderung der Pendellängen des Doppelpendels kann man das Verhältnis der Frequenzen und damit die Gestalt der Lissajousschen Figuren ändern. Abbildung 2.2.13: Lissajoussche Figuren aufgezeichnet mit einem Sandpendel (Sproc 1983, 371) - 35 - 2.2.5. Darstellung von Lissajousschen Figuren in „Derive“ Zur graphischen Darstellung von Lissajousschen Figuren in „Derive“ ist die Beschreibung der Schwingungen in Parameterform notwendig. Da die Schüler bereits die Beschreibung einer Schwingung in Parameterform kennen, sollten sie in der Lage sein selbständig LissajousFiguren zu zeichnen. Durchführung: Als erstes werden Funktionen zweier Schwingungen in Parameterdarstellung definiert: 1: X(t):=a⋅SIN(ωt) 2: Y(t):=b⋅SIN(ψt+ϕ) Die beiden Schwingungen werden als Komponenten eines vom Parameter t abhängigen zweidimensionalen Vektors aufgefaßt. 3: [X(t),Y(t)] Nun kann man die Variablen a, b, ω, ψ und ϕ festlegen. z.B.: 4: [a:=1,b:=1,ω:=2,ψ:=3,ϕ:=π] Jetzt markiert man Zeile 3 und drückt die Schaltfläche Simplify (=). Die zuvor definierten Variablen werden eingesetzt: 5: [SIN(2⋅t),-SIN(3⋅t)] Den Graph dieser Kurve kann man im 2D Plot Window zeichen (siehe Abbildung 2.2.14) Abbildung 2.2.14: Lissajous-Figuren: a)[a:=1,b:=1,ω:=2,ψ:=3,ϕ:=π] b) [a:=2,b:=2,ω:=2,ψ:=1,ϕ:=0] c) [a:=1,b:=1,ω:=8,ψ:=9,ϕ:=π/2] - 36 - 2.3. Fourier - Transformation Bisher wurde nur die Zusammensetzung von harmonischen Schwingungen zu einer resultierenden Schwingung behandelt. Natürlich ist auch der umgekehrte Weg möglich. Jede beliebige periodische Bewegung läßt sich in eine Summe von harmonischen Teilschwingungen zerlegen. Die mathematische Ausführung einer solchen Fourier – Transformation durch die Schüler ohne Unterstützung des Computers wird im Allgemeinen nicht möglich sein. Mit Hilfe des Computerprogrammes „Derive“ kann man jedoch die Fourier – Transformation ohne großen Rechenaufwand durchführen und das Ergebnis darstellen. Um einen qualitativen Einblick in die Fourier - Transformation zu erhalten, eignet sich besonders ein von Erich Neuwirth geschriebenes „Excel-Spreadsheet“, mit dessen Hilfe man nicht nur die Zusammensetzung einer beliebigen Schwingung aus den einzelnen harmonischen Schwingungen sehen, sondern auch die resultierende Schwingung akustisch wahrnehmen kann (Abbildung 2.2.4). Zu finden ist dieses „Excel-Spreadsheet“ unter http://sunsite.univie.ac.at. Es funktioniert unter allen gängigen „Excel“- Versionen. Jede beliebige periodische Bewegung läßt sich also als Superposition einer Reihe von einfachen harmonischen Schwingungen der Form x = a sin(ωt ) darstellen. Nach dem Theorem von Fourier gilt nämlich der Satz: Ist eine von einer Veränderlichen, beispielsweise also von der Zeit t abhängige Funktion F(t) im Bereich T = t1 - t2 stetig, so ist sie eindeutig darstellbar durch den Ansatz F (t ) = a1 sin ωt + a 2 sin 2ωt + a 3 sin 3ωt + ... + 1 a 0 + b1 cos ωt + b2 cos 2ωt + b3 cos 3ωt + ... 2 bzw. nach Umformung der Summe einer Sinus- und Cosinusreihe in eine Reihe von mit entsprechender Phase angesetzten Sinusschwingungen: ∞ F (t ) = A0 + ∑ An sin n(ωt + ϕ n ) , n =1 - 37 - n = 1, 2, 3, ... wobei: A0 = 1 a0 , 2 tan ϕ n = An = a n2 + bn2 , bn , an ω= 2π T Ist die betrachtete Funktion F(t) mit der Abschnittsdauer T = t1 – t2 periodisch, so gilt der Ansatz ganz allgemein für alle Werte der betrachteten Veränderlichen t; ist eine derartige Periodizität nicht vorhanden, so gilt der Fourier-Ansatz nur im Bereich t1 bis t2, außerhalb dieses Bereiches aber nicht. T nennt man die „Grundperiode“, T/2, T/3, T/4, ... sind die Perioden der höheren „Harmonischen“ oder, wie man auch sagt, der höheren „Partialschwingungen“. Handelt es sich um Schallschwingungen, so spricht man vom „Grundton“ und von höheren „Partialtönen“. Die Höhe der Partialtöne kennzeichnet man nach ihrer Ordnungszahl n, der Ton mit der Periode T/3 ist also beispielsweise der 3. Partialton. Vielfach wird auch die Bezeichnung „Obertöne“ verwendet, diese Bezeichnung kann aber zu Verwechslungen Veranlassung geben, da dem 1. Oberton der 2. Partialton entspricht usf. (Trend 1961, 8) Die Lage der Phase der einzelnen Teilschwingungen hat großen Einfluß auf die äußere Gestalt der Kurve. Sie hat jedoch praktisch keinen Einfluß auf die Klangwirkung. Das heißt das Ohr würde zwei Klänge, die aus den Partialschwingungen von gleicher Amplitude aber verschiedener Phasenlage zusammengesetzt sind als gleiche Klangfarbe empfinden. Die Fourier - Koeffizienten an und bn berechnen sich aus den Funktionswerten wie folgt: 2t a 0 = ∫ F (t )dt Tt 2 1 2t a n = ∫ F (t ) sin (nωt )dt Tt 2 1 2t bn = ∫ F (t ) cos(nωt )dt Tt 2 1 - 38 - Mit diesen Kenntnissen kann man jetzt Beispiele zur Fourier - Transformation in „Derive“ rechnen. Um die Zusammensetzung z.B. einer Rechteckskurve, einer Dreieckskurve oder einer Sägezahnkurve aus harmonischen Schwingungen zu demonstrieren, ist es sinnvoll diese den Schülern selbst durch Überlagerung herstellen zu lassen. Die Schüler sollen die Kurve durch schrittweises Hinzufügen eines weiteren Gliedes der Reihe erzeugen: a) Rechteckskurve: 1 1 1 sin f + sin 3 f + sin 5 f − sin 7 f + ... 3 5 7 b) Dreieckskurve: 1 1 1 sin f − sin 3 f + sin 5 f − sin 7 f + −... 9 25 49 c) Sägezahnkurve: 1 1 1 sin f − sin 2 f + sin 3 f − sin 4 f + −... 2 3 4 Abbildung 2.3.1: a) Rechteckskurve b) Dreieckskurve c) Sägezahnkurve Zur Darstellung der Zerlegung einer Schwingung in ihre Einzelschwingungen eignet sich am Besten ein Spektogramm. Hier wird auf der horizontalen Achse die Frequenz und auf der vertikalen Achse die Amplitude der Einzelschwingungen aufgetragen. - 39 - Abbildung 2.3.2: Frequenzspektrum der in Abbildung 2.3.3a angeführten Rechteckskurve (Schre 1990, 118) Aufgabe 1: Zeichne das Frequenzspektrum der Dreiecks- und der Sägezahnkurve! Nun kann man auch die Fourier - Koeffizienten und somit die harmonischen Teilschwingungen einer beliebigen Periodischen Funktion mit Hilfe von „Derive“ berechnen. Aufgabe 2: Eine Funktion mit der Periode 2π hat im Intervall (−π, π) die Darstellung f(x)=x² (Abbildung 2.3.2). Bestimme die Fourierreihe. Abbildung 2.3.3: Parabelförmige Schwingung - 40 - Abbildung 2.3.4: „Excel-Spreadsheet“ zur Fourier Anlyse Diskrete Fourier - Transformation Für die oben angeführten Schwingungsformen können die Integrale zur Berechnung der Fourier – Koeffizienten leicht gelöst werden. Das ist aber nicht immer möglich. Auch bei experimentell gewonnenen Schwingungskurven ist die Bestimmung der Fourier – Koeffizienten mittels oben angeführten Ansatz nicht möglich. Darum bedient man sich der diskreten Fourier - Transformation. Zu deren Durchführung teilt man die Zeitachse der Schwingungskurve so ein, daß innerhalb einer Periode 2m äquidistante Teilpunkte liegen. Nun mißt man die Elongation der Schwingung in jedem dieser 2m Punkte. Die Näherungswerte der Fourier – Koeffizienten kann man nun nach folgenden Summenformeln berechnen: - 41 - an = 1 2m n ⋅π ⋅ i y i sin ∑ m i =1 m n = 1,2,3,..., m − 1 n ⋅π ⋅ i bn = ∑ y i cos m i =1 2m 1 2m i a 0 = ∑ (− 1) y i m i =1 Die Übereinstimmung der hier berechneten Werte der Fourier – Koeffizienten mit den tatsächlichen durch die Integrale gegebenen Werte hängt natürlich davon ab, wie stark die Funktionswerte zwischen den einzelnen Punkten, die für die Ausrechnung verwendet wurden, schwanken. Die Übereinstimmung wird im Allgemeinen umso genauer sein, je enger der Abstand zwischen den Punkten ist, d.h. je mehr Punkte auf der Zeitachse gewählt wurden. Natürlich erfordert es einen geringeren Rechenaufwand, wenn man weniger Punkte zur Durchführung der diskreten Fourier – Transformation heranzieht. Es besteht jedoch eine Mindestanzahl an Meßpunkten, die notwendig ist, um eine Schwingung darzustellen. Dazu kann man den Schülern folgende Überlegungen anstellen lassen: Was ist das Minimum an Punkten, das man benötigt, um eine Schwingung darstellen zu können, die einmal steigt und einmal fällt. Die Schüler werden schnell erkennen, daß dazu nur zwei Punkte notwendig sind. Um nun eine Schwingung darstellen zu können, die dreimal innerhalb einer Periode oszilliert sind natürlich sechs Punkte notwendig. In der Praxis werden die Meßwerte in regelmäßigen Zeitabständen bestimmt, um das Signal weiter digital verarbeiten zu können. Das Signal (die Schwingung) wird dabei abgetastet = Sampling. Die Anzahl der Meßwerte pro Sekunde wird angegeben durch die Abtastfrequenz (sampling frquenzy oder sample rate). Bei der CD beträgt diese 44100 Hz, beim Rundfunk 48000 Hz, bei der DVD 96000 Hz oder sogar 192000 Hz. Da für das Abtasten einer Schwingung minimal zwei Meßpunkte erforderlich sind, folgt daraus, daß die höchste darstellbare Frequenz nicht größer sein kann als die Hälfte der Abtastfrequenz. Diese Erkenntnis bezeichnet man als Abtasttheorem (Sampling theorem). - 42 - Führt man nun die diskrete Fourier – Transformation durch, so zeigt sich, daß die Rechenzeit, die im Wesentlichen durch die Anzahl der durchgeführten Multiplikationen bestimmt ist, proportional zu N² ist, wobei N die Anzahl der Meßstellen angibt. Da selbst schnelle Computer bei hohen Werten von N dadurch sehr lange zur Berechnung der Fourier Transformation brauchen würden, entwickelten Cooley und Tukey 1965 einen Rechenalgorithmus zur Reduktion der Rechenzeit bei der diskreten Fourier – Transformation, die Fast Fourier – Transformation (FFT). Die Rechenzeit ist bei Verwendung dieses Algorithmus proportional Nּlog2N. Abbildung 2.3.5: Vergleich der notwendigen Multiplikationen und damit der Rechenzeit für die diskrete Fourier – Transformation bei Verwendung der direkten Berechnungsmethode und des FFT – Algorithmus. (Brigh 1982, 185) - 43 - 2.4. Resonanz zwischen zwei Stimmgabeln Der folgende Versuch eignet sich besonders zur Erarbeitung der Begriffe Resonanz und erzwungene Schwingung. Benötigte Materialien: 1) 2 Stimmgabeln gleicher Frequenz mit Resonanzkasten 2) Anschraubkörper 3) Anschlaghammer Versuchsanleitung: Die zwei Stimmgabeln gleicher Frequenz werden so aufgestellt, daß die Öffnungen der Resonanzkästen einander gegenüber liegen. Nun schlägt man eine der Stimmgabeln an und dämpft sie kurz danach durch Berühren mit der Hand ab. Man hört jetzt deutlich die zweite Stimmgabel klingen. Verändert man nun die Eigenfrequenz einer Stimmgabel durch Befestigung des Anschraubkörpers und führt den Versuch erneut durch, so wird in Folge der veränderten Eigenfrequenz die zweite Stimmgabel nicht mehr zum Mitschwingen angeregt. Abbildung 2.4.1: Zwei Stimmgabeln auf Resonanzkästen (Sproc 1982, 72) Man kann das Resonanzphänomen auch an einem Klavier (Flügel) beobachten. Dazu öffnet man zuerst den Deckel des Flügels. Danach drückt man eine beliebige Taste langsam hinunter und hält sie gedrückt, sodaß der Hammer die Seite nicht anschlagen kann und die Dämpfung angehoben wird. Nun spielt man auf einem anderen Instrument, z.B. Blockflöte den selben Ton kurz an. Die Klavierseite gerät in Resonanz und schwingt weiter. Statt mit einer Blockflöte kann man den Ton auch ansingen, oder am Klavier den um eine Oktave tieferen Ton kurz anschlagen. - 44 - 2.5. Transversal und Longitudinalwellen Bisher wurden nur Schwingungen behandelt. Um nun den Unterschied bzw. den Zusammenhang zwischen Schwingungen und Wellen zu erörtern, eignen sich besonders mehrere gleich lange aneinandergekoppelte Pendel (Abbildung 2.5.1). Den Schülern soll dabei klar werden, daß eine Schwingung eine zeitlich oder räumlich periodische Bewegung ist, eine Welle ist hingegen zeitlich und räumlich periodisch. Die Welle ist also die Fortpflanzung einer zeitlichen, in der Regel periodischen Zustandsänderung (Schwingung) in Materie oder im Raum. Mittels dieses Versuches kann man auch den Begriff harmonische Welle erörtern. Von einer harmonischen Welle spricht man, wenn jeder Oszillator eine harmonische Schwingung ausführt und zwischen jeweils benachbarten Oszillatoren immer der gleiche Phasenunterschied besteht. Weiters bietet sich an dieser Stelle die Möglichkeit den Begriff der Wellenlänge einzuführen und zu erläutern. Benötigte Materialien: 1) Stange zur Befestigung der Fadenpendel 2) mehrere gleiche Fadenpendel 3) mehrere gleiche Schraubenfeder Versuchsanleitung: Die gleich langen Fadenpendel werden auf der waagrechten Stange in gleichen Abständen befestigt. Sie werden mit Hilfe der Schraubenfedern aneinander gekoppelt. Nun bewegt man das erste Pendel entlang der y-Achse „harmonisch“ hin und her. Durch die Kopplung beginnen auch die anderen Pendel zeitverzögert harmonisch zu schwingen. Dadurch kommt es zur Ausbildung einer Wellenbewegung. Weil die Schwingungsrichtung senkrecht zur Fortpflanzungsrichtung ist, spricht man von einer Transversalwelle (Abbildung 2.5.1). Bewegt man nun das erste Pendel entlang der x-Achse „harmonisch“ hin und her, so entsteht wieder eine Wellenbewegung. Die Schwingungsrichtung dieser Wellenbewegung liegt jedoch parallel zur Fortpflanzungsrichtung. Man spricht von einer Longitudinalwelle. - 45 - Abbildung 2.5.1: Gekoppelte Fadenpendel zur Demonstration von Longitudinal- bzw. Transversalwellen (Sexl 1999, 114) - 46 - 2.6. Schallwellen Bestimmt hat jeder Schüler schon einmal eine schwingende Saite gesehen und den dadurch erzeugten Ton gehört. Vielleicht hat er an einem gespannten Gummiringerl gezupft und dadurch einen Ton erzeugt. Der Schüler weiß also, daß Schallwellen durch schwingende Körper erzeugt werden. Schüler haben bestimmt schon viele Erfahrungen mit Schall und dessen Eigenschaften gemacht. Aber was ist eigentlich der Schall, den wir mit unseren Ohren wahrnehmen? Mit Hilfe des folgenden Versuches, den die Schüler ohne erheblichen Aufwand selbst durchführen können, soll diese Frage geklärt werden. Versuchsanleitung: Man legt ein Lineal aus Plastik oder Metall über eine Tischkante und drückt es mit der Hand am Tisch fest. Das freie Ende des Lineals wird nach unten gebogen und wieder losgelassen. Das Lineal beginnt nun zu schwingen. Nun führt man den Versuch erneut durch und verkürzt die Länge des überstehenden Lineals. Abbildung 2.6.1: Lineal als Schallerzeuger (Kaufm 1997, 62) Versuchsauswertung: Ist das freie Ende sehr lang, so schwingt das Lineal sehr langsam, man kann die Schwingung mit freiem Auge mitverfolgen. Die Luft fließt hier einfach um das Lineal herum. Bewegt sich jedoch das Lineal rascher hin und her, so hat die Luft nicht mehr genügend Zeit um das Lineal zu umströmen. Das Lineal preßt die angrenzende Luftschicht zusammen. Durch das Hin- und Herschwingen entstehen Luftdruckschwankungen, die sich als Druckwelle ausbreiten und an unser Ohr gelangen. Die Schallwelle ist also in einem Gas eine Longitudinalwelle. - 47 - 2.7. Schallausbreitung in Luft Der folgende Versuch soll zeigen, daß bei der Ausbreitung einer Schallwelle nur ein Energietransport stattfindet, jedoch keine Massetransport. Benötigte Materialien:1) lange Kartonröhre 2) Zellophan 3) Zigarettenrauch 4) Glaskolben mit ausgezogener Spitze (Öffnung ca. 0,5 - 1 mm) und Gummischlauch oder kleine Kerze 6) Stativmaterial Versuchsanleitung: Aus einer langen Kartonröhre, man kann z.B. eine Röhre zum Aufbewahren oder Versenden von Zeichnungen oder Bildern verwenden, stellt man eine Luftstoßtrommel her. Dazu verschließt man das eine Ende der Röhre mit Zellophan. Das andere Ende der Röhre beklebt man mit einem Karton, in dem man zuvor eine kreisförmige Öffnung mit einem Durchmesser von etwa 3 – 5 cm geschnitten hat (Abbildung 2.7.1). Aus dem Glaskolben und dem Gummischlauch baut man einen Brenner für sensitive Flammen wie in Abbildung 2.7.2 gezeigt. Der Gummischlauch ist dabei die Zuleitung für das Propangas. Durch Verstellen des Einlaßhahnes erreicht man, daß die Flamme empfindlich auf kleine Druckschwankungen der Umgebung reagiert. So reagiert z.B. die Flamme bereits auf die Druckschwankungen, die in Folge der Schallerzeugung beim Sprechen in einiger Entfernung entstehen. Statt des Brenners für sensitive Flammen kann man auch eine kleine Kerze verwenden. Abbildung 2.7.1: Luftstoßtrommel (Sproc 1982, 60) - 48 - Bläst man nun Zigarettenrauch in die Trommel und klopft leicht gegen die Zellophanbespannung, so werden bei jedem Schlag Rauchwirbel ausgestoßen. Jetzt richtet man das Stoßrohr in einer Entfernung von einigen Metern gegen die sensitive Flamme und schlägt auf die Zellophanmembran. Man erkennt, daß die Flamme unmittelbar zuckt, wenn der Schlag gegen die Membran ausgeführt wird, während der Rauchwirbel diese erst bedeutend später erreicht. Man sieht also ganz deutlich, daß Luftwirbel oder Luftmassentransporte nicht die Ursache für die Ausbreitung des Schalles sein können. Abbildung 2.7.2: Brenner für sensitive Flamme (Sproc 1982, 59) - 49 - 2.8. Messung der Schallgeschwindigkeit Wir haben festgestellt, daß Schallwellen in Luft Longitudinalwellen sind. Jetzt stellt sich jedoch die Frage wie schnell sich eine solche Longitudinalwelle in Luft fortpflanzt. Die Schallgeschwindigkeit kann mit den folgenden Versuchen ohne großen Aufwand festgestellt werden. Bestimmung der Schallgeschwindigkeit mit Stoppuhr Benötigte Materialien: 1) Startklappe oder Hammer und Brett bzw. Gong 2) Stoppuhr 3) Maßband Versuchsanleitung: Zuerst wird eine Strecke von mindestens 200 m ausgemessen. Man kann auch die Leitpflöcke entlang einer geraden Straße zur Bestimmung der Entfernung, 3 Pflöcke auf 100m, verwenden. (ACHTUNG vor dem Verkehr!) Zwei Schüler stellen sich an je ein Ende der ausgemessenen Strecke (s). Ein Schüler erzeugt mit einer Startklappe ein akustisches Signal. Der zweite Schüler mißt mit der Stoppuhr die Zeit (t), die von der visuellen Beobachtung der Signalerzeugung bis zum Eintreffen des Schalls am Ohr vergeht. Mit Hilfe der Gleichung c=s/t läßt sich die Schallgeschwindigkeit (c) berechnen. Bestimmung der Schallgeschwindigkeit mit der Kundt’schen Röhre Benötigte Materialien: 1) Kundt’sches Röhre mit Korkmehl 2) Tongenerator 3) Lineal Versuchsanleitung: Ein Tongenerator am Ende der Kundt’schen Röhre wird auf eine bestimmte Frequenz (f) eingestellt. Dieser Schall erzeugt in der Kundt’schen Röhre eine stehende Welle. Der Abstand zwischen zwei Knotenpunkten beträgt gerade eine halbe Wellenlänge (λ/2). Mißt man diese Länge, so kann man aus der Gleichung c = λ·f die Schallgeschwindigkeit errechnen. - 50 - 2.9. Der Doppler-Effekt 2.9.1 Die kreisende Pfeife Bestimmt hat jeder Schüler schon Erfahrungen mit dem Doppler-Effekt z.B. im Straßenverkehr beim Vorbeifahren eines Autos gemacht. Daher kann man nahtlos an die Beobachtungen der Schüler anknüpfen und die von Christian Doppler 1842 gewonnenen Erkenntnisse aus den Erfahrungen der Schüler herleiten. Doppler stellte fest, daß sich die Schwingungszahl einer Wellenbewegung an einem Beobachtungsort ändert, wenn der Beobachter und die Erregungsstelle der Welle gegeneinander bewegt werden. Dabei unterschied er zwei Spezialfälle: 1) Die Schallquelle mit der Frequenz fQ ruht relativ zur Luft. Der Beobachter bewegt sich mit der Geschwindigkeit vB gegenüber der Schallquelle. Die Frequenz des Schalls, die der ⎛ v ⎞ Beobachter wahrnimmt (fB) ergibt sich aus: f B = fQ ⎜1 + B ⎟ , c ⎠ ⎝ wobei c die Schallgeschwindigkeit in Luft ist. 2) Der Beobachter ruht relativ zur Luft. Die Schallquelle bewegt sich mit der Geschwindigkeit vQ zum ruhenden Beobachter. Die vom Beobachter wahrgenommene Frequenz des Schalls ergibt sich aus: f B = fQ 1 v 1− Q c Der folgende Versuch zum zweiten Fall kann den Schülern mit einfachsten Mitteln den Doppler-Effekt demonstrieren und die vorhin aus Überlegung gewonnenen Erkenntnisse experimentell bestätigen. Er eignet sich besonders zur selbständigen Durchführung durch die Schüler. Benötigte Materialien: 1) Trillerpfeife 2) Gummischlauch 1,5 – 2 m lang Versuchsanleitung: Die Trillerpfeife wird fest in ein Ende des Gummischlauches gesteckt und eventuell mit Klebeband fixiert. Während man die Pfeife am Schlauch durch die Luft kreisen läßt, bläst man kräftig in das andere Schlauchende. Zuhörer, die sich in der Kreisebene der drehenden Pfeife befinden, hören ein Ansteigen der Tonhöhe, wenn die Pfeife näher kommt bzw. ein Absinken der Tonhöhe, wenn die Pfeife sich entfernt. - 51 - 2.9.2. Doppler-Effekt am pendelnden Stimmgerät Der folgende Versuch ist ein weiteres Experiment zum Doppler-Effekt mit bewegter Schallquelle und ruhendem Beobachter. Benötigte Materialien: 1) Stimmgerät oder elektronisches Metronom mit Stimmton 2) Schnur 3) Stativmaterial Versuchsanleitung: Ein Stimmgerät oder ein elektronisches Metronom, das den Stimmton erzeugen kann, wird an einem Ende eines Faden befestigt. Das Stimmgerät oder Metronom dient als Pendelkörper. Das andere Ende des Fadens wird idealerweise in einem offenen Türrahmen befestigt. Besteht dazu nicht die Möglichkeit, kann man aus Stativmaterial einen Tragrahmen bauen. Nun schaltet man den Stimmton des Stimmgeräts oder des Metronoms ein und lenkt das Pendel stark aus. Stellt man sich in die Ebene des schwingenden Pendels, hört man ein Ansteigen der Tonhöhe, wenn das Pendel auf einen zukommt bzw. ein Abfallen der Tonhöhe, wenn sich das Pendel entfernt. - 52 - 3. Schallwahrnehmung Schall wird durch mechanische Schwingungen eines Körpers, dieser kann fest, flüssig oder gasförmig sein, erzeugt. Diese Schwingungen werden auf das dem Körper umgebende Medium, für die Schallwahrnehmung des Menschen ist dies vorwiegend Luft, übertragen und gelangen so in unser Ohr, das diese Druckschwankungen in Nervenreize umwandelt und an das Gehirn weiterleitet. Der Aufbau und die Funktionsweise des Ohres werden später behandelt. Wie hängen also die entsprechenden Eigenschaften der Sinneswahrnehmung mit den entsprechenden Eigenschaften des Reizes zusammen? Dieser Frage soll hier für den Schall nachgegangen werden, wobei in der Physik nur Eindrücke, welche der Schall auf den Menschen ausüben kann, besprochen werden, die durch die physikalische Natur des Schalls erklärt werden können. So werden zum Beispiel im Sprachgebrauch für verschiedene Erscheinungsformen des Schalls unterschiedliche Ausdrücke wie Ton, Klang, Geräusch, Knall usw. verwendet. Diese lassen sich auch physikalisch unterscheiden: Ein Ton entspricht einer reinen sinusförmigen Schwingung. Als Klang bezeichnet man eine nicht sinusförmige aber in der Grundfrequenz periodische Schwingung. Ein Klang ist also gleichbedeutend mit der Summe von harmonischen Tönen, d.h. mit der Überlagerung von Tönen, deren Frequenzen sich zueinander wie ganze Zahlen verhalten. Hier ist unbedingt auf den Unterschied im physikalischen und im musikalische Sprachgebrauch hinzuweisen. Musikinstrumente erzeugen Klänge, die aus mehreren verschieden stark ausgeprägten Partialtönen bestehen. Jedoch werden diese in der Musik als Töne bezeichnet. Ein Schallereignis wird als Geräusch bezeichnet, wenn die darin enthaltenen Frequenzen keinerlei Gesetzmäßigkeiten unterworfen sind. Ein Geräusch ist also ein vollkommen unperiodischer Vorgang, bei dem die Periode und die Amplitude statistisch wechseln. Treten alle Frequenzen mit gleicher Amplitude auf, so spricht man vom weißen Rauschen. Man kann es z.B. beim Fernseher beobachten, wenn kein Signal empfangen wird. Eine weitere Kategorie von Schallereignissen ist der Knall. Er enthält kurzzeitig Frequenzen eines großen Bereichs, die Amplituden hingegen klingen jedoch sehr schnell ab. Es werden daher nur sehr wenige Perioden durchlaufen. - 53 - 3.1. Tonhöhe und Frequenz von Schall Schon 1840 bewies der deutsche Physiker Seebeck die Vermutung, daß die Tonhöhe von der Frequenz der Schallwelle abhängt. Er führte zum Nachweis des Zusammenhanges der Tonhöhe als subjektive Wahrnehmung und der Frequenz als physikalische Größe folgenden Versuch durch. Benötigte Materialien:1) Lochsirene mit Einspannvorrichtung 2) Blasrohr mit Spitze 3) Schwungmaschine oder Elektromotor mit regelbarer Drehzahl Versuchsanleitung: Man spannt die Lochsirene, das ist eine Kreisscheibe, in der in konzentrischen Kreisen 24,27,30,32,36,40,45,48 Löcher in gleichen Abständen eingeschlagen sind, in die vertikal aufgestellte Schwungmaschine oder bringt den Elektromotor zu deren Antrieb an (Abbildung 3.1.1 a und b). Nun versetzt man die Kreisscheibe mit konstanter Winkelgeschwindigkeit in Drehung und bläst mit dem Blasrohr der Reihe nach von innen beginnend gegen die Lochreihen. Abbildung 3.1.1: Lochsirene a) auf einer Schwungmaschine b) mit Elektromotor angetrieben (Sproc 1982, 54) - 54 - Versuchsauswertung: Man hört in Folge der zunehmenden Lochzahl und der dadurch bedingten steigenden Frequenz der Luftstöße eine steigende Tonfolge. Sie ist uns als Dur-Tonleiter bekannt. Steigert man nun die Winkelgeschwindigkeit der Lochsirene, so erhöhen sich auf Grund der größeren Frequenz alle Töne, die Intervalle, das sind die Abstände zwischen zwei Tönen, und somit die Frequenzverhältnisse bleiben jedoch unverändert. In der Musik gibt man den Intervallen besondere Namen. Ausgehend von der Lochzahl der Lochsirene erhält man für die in der Dur-Tonleiter vorkommenden Intervalle folgende Frequenzverhältnisse. Abbildung 3.1.2: Lochzahl, Frequenzverhältnisse, Frequenzen, Intervalle und Frequenz = verhältnisse benachbarter Töne der C-Dur- Tonleiter ausgehend von c´ Lochzahl 24 27 30 32 36 40 45 48 Relative Frequenz 1 9/8 5/4 4/3 3/2 5/3 15/8 2/1 Frequenz in Hz 264 297 330 352 396 440 495 528 Ton (C-Dur-Tonleiter) c´ d´ e´ f´ g´ a´ h´ c´´ Intervall zum Grundton c´ Prim Sekund Terz Quart Quint Sext Septim Oktav Frequenzverhältnis benachbarter Töne 9/8 10/9 16/15 9/8 10/9 9/8 16/15 Betrachtet man nun die Frequenzverhältnisse zwischen den einzelnen Tönen, so stellt man fest, daß nur drei verschiedene Werte vorkommen. Man nennt Töne mit dem Frequenzverhältnis 9/8 einen „ großen Ganzton“, 10/9 einen „kleinen Ganzton“. Die beiden Ganztöne unterscheiden sich in ihren Frequenzverhältnissen um den Faktor 80/81. Man nennt ihn das syntonische Komma. Das Intervall mit dem Frequenzverhältnis 16/15 nennt man einen Halbton. Baut man nun z.B. eine Dur-Tonleiter vom Ton d´ auf, unter Beibehaltung der für die Intervalle charakteristischen Frequenzverhältnisse, erkennt man, daß nicht alle Frequenzen der erhaltenen Töne in der D-Dur-Tonleiter mit den Frequenzen derselben Töne in der C-Dur übereinstimmen: - 55 - Töne der D-Dur_Tonleiter d´ e´ fis´ Frequenzen der Töne in Hz 297 334,125 371,25 g´ a´ h´ cis´ d´´ 396 445,5 495 556,875 594 Man erkennt bereits die Probleme, die sich daraus ergeben. So ist es zwar kein Problem Instrumente mit einer fixierten Tonhöhe, vor allem Klavier und Orgel in einer bestimmten Dur-Tonleiter nach den oben besprochenen Intervallen zu stimmen (reine Stimmung), verläßt man aber diese Tonart, so ist die Stimmung in der neuen Tonart nicht mehr rein, es klingt verstimmt. Die Abweichungen von der reinen Stimmung in einer Tonart sind umso größer, je weiter die gespielte Tonart sich im Quintenzirkel (Abbildung 3.1.3) entfernt befindet. Um nun mit einem Instrument mit fester Tonhöhe wie dem Klavier in allen Tonarten musizieren zu können, hat man die Oktave, Frequenzverhältnis 2:1, in zwölf gleich große Halbtonschritte unterteilt. Die Größe x eines solchen Halbtonschrittes ist dann: x 12 = 2 ⇔ x = 12 2 = 1,05946 Die Frequenzen der einzelnen Töne erhält man, indem man die Ausgangsfrequenz so oft mit dem Faktor 12 2 multipliziert, so viele Halbtonschritte das Intervall besitzt. Um nun einen gemeinsamen Ausgangspunkt für diese Stimmung zu haben, man nennt sie wohltemperierte Stimmung, einigte man sich 1885 in Wien bei der internationalen Stimmtonkonferenz auf einen Fixpunkt, den Kammerton a´ mit einer Normfrequenz von 435 Hz. 1939 wurde diese Festsetzung dann auf 440Hz korrigiert. Abbildung 3.1.3: Der Quintenzirkel (Miche 1977, 86) - 56 - Bisher wurden reine Sinustöne behandelt. Die Tonhöhe hängt hier nur von der Frequenz der Schallwelle ab. Hörbare mechanisch erzeugte Schwingungen, wie bei Musikinstrumenten sind jedoch in der Regel keine Töne sondern Klänge, die neben dem Grundton auch Obertöne enthalten. Ihre Tonhöhe entspricht aber in der Regel der Tonhöhe eines Sinustones mit derselben Frequenz wie der des Grundtones. Die Obertöne sind zwar nicht entscheidend für die Tonhöhe eines Klanges, jedoch sind sie es, die unserem Ohr die Unterscheidung zwischen Klängen der verschiedenen Musikinstrumente ermöglichen. Für die Klangfarbe ist nämlich im Wesentlichen die Anzahl und die relative Intensität der Obertöne verantwortlich. Weiters ist für den Klangeindruck auch der Einschwingvorgang maßgebend. - 57 - 3.2. Schalldruckpegel – Lautstärke Schallwellen sind wie jede andere Welle auch Energieträger. Geht man davon aus, daß sich die Schallwelle kugelförmig ausbreitet, so folgt, daß sich die Schallenergie immer auf eine größere Kugelfläche verteilt. Die Schallintensität, also jene Schallenergie, die pro Sekunde in senkrechter Richtung durch die Flächeneinheit tritt, nimmt daher ab. Die Einheit für die Schallintensität I = E ist demnach 1Watt pro m2 (1 W/m²). Die kleinste Schallintensität, At die das menschliche Ohr bei 1000 Hz gerade noch wahrnehmen kann, die sogenannte Hörschwelle, beträgt 10-12 W/m². Das entspricht einem Schallwechseldruck von 2·10-4 μbar. Der Ausschlag der Luftteilchen bei diesem Wechseldruck beträgt ca. 0.86·10-9 cm. Zum Vergleich: Der Durchmesser eines Wasserstoffatomes beträgt 10-8 cm. Auch bei großen Werten des Schalldruckes besteht eine Grenze für den Hörbereich. Man bezeichnet sie als Schmerzschwelle. Diese liegt bei rund 200 μbar oder 10 W/m². Da der Empfindlichkeitsbereich des Ohres für den Schalldruck sich über sechs Zehnerpotenzen erstreckt, nimmt man eine Umrechnung in ein logarithmisches Maß vor. Dieses Maß ist der Schalldruckpegel L (SPL = Sound Pressure Level). Er wird in der dimensionslosen Zahl dB (1 dezibel = 1/10 bel) angegeben. Es handelt sich hierbei um ein Relativmaß, bei dem jeder anzugebende Schalldruck oder jede anzugebende Schallintensität mit einem willkürlich festgelegten Bezugswert, in diesem Fall dem Hörschwellenwert ps = 2 · 10-4 μbar bzw. 10-12 W/m², verglichen wird: L = 20 ⋅ log p I = 10 ⋅ log −12 ps 10 W / m 2 Die Einführung des Schalldruckpegels geschieht auch mit Rücksicht auf die sogenannte Unterschiedschwelle. Diese ist eine Eigenschaft des Ohres und bezeichnet die kleinste noch hörbare Änderung des Schalldruckpegels. Sie beträgt ungefähr 1 dB. Jede Verdoppelung des Schalldruckes entspricht stets einer Steigerung des Schalldruckpegels um ca. 6 dB. Jede Verdoppelung der Intensität entspricht einer Steigerung des Schalldruckpegels um 3 dB. Die logarithmische Skala des Schalldruckpegels stimmt auch mit dem Weber-Fechnerschen Gesetz überein. - 58 - Das Weber – Fechnersche Gesetz besagt, daß gleiche Quotienten R2/R1 der Reizeigenschaft R gleiche Differenzen S2-S1 der entsprechenden Wahrnehmungseigenschaft bewirken: S = k ⋅ log R ⇒ S 2 − S 1 = k ⋅ log R2 R1 k = const. Der Schalldruckpegel gibt jedoch nicht die genaue Höhrempfindung wieder, da diese auch von der Frequenz abhängt. Die Empfindlichkeit des Ohres ist an der unteren bzw. oberen Höhrgrenze (16 Hz bzw. 20 kHz) gering, während bei ca. 4000 Hz die größte Empfindlichkeit vorliegt. Der Schallpegel muß also an der unteren bzw. oberen Grenze viel höher sein als bei 4000 Hz, wenn in allen Fällen die gleiche Hörempfindung ausgelöst werden soll. Um nun die Empfindlichkeit des Ohres mit zu berücksichtigen hat man eine neue Größe eingeführt, die Lautstärke. Sie wird in Phon angegeben. Man hat sie folgendermaßen definiert: Die Lautstärke Λ in Phon ist gleich dem Schalldruckpegel (dB) eines gleich laut empfundenen 1000 Hz Tones. Dieser Festlegung entsprechend sind bei 1000 Hz die dB - Werte und die Phon – Werte identisch. Um nun die Lautstärke eines Tones zu messen, muß man eine Vergleichsmessung durchführen. Man vergleicht den zu messenden Ton mit einem Ton von 1000 Hz und regelt dessen Lautstärke so ein, daß beide Töne gleich laut erscheinen. Führt man diese Messung über den ganzen Hörbereich durch, so erhält man die Kurven gleicher Lautstärke (Isophone). Diese Kurven geben an, wie man den Schalldruckpegel als Funktion der Frequenz ändern muß, damit man im gesamten Hörbereich die gleiche Lautstärke Λ empfindet. So wird zum Beispiel ein 1000 Hz Ton mit einem Schalldruckpegel von 50 dB gleich laut wahrgenommen wie ein 60 Hz Ton von 70 dB. Die Stelle der größten Empfindlichkeit bezüglich der Lautstärke stimmt mit der Resonanz des äußeren Gehörganges überein. Die weiteren Kurvenformen hängen vorwiegend mit dem Schallschatteneffekt des eigenen Kopfes zusammen. Diese Kurven gleicher Lautstärke oder Phon – Kurven wurden zuerst von Kingsbury 1927 bestimmt. Noch im selben Jahr wurde von Barkhausen auch der Phon – Begriff eingeführt. (vergleiche Abbildung 3.2.1) - 59 - Abbildung 3.2.1: Kurven gleicher Lautstärke (Kadne 1994, 63) Es sei aber darauf hingewiesen, daß die Lautstärke im Gegensatz zum Schalldruckpegel keine physikalische Größe darstellt. Sie ist vielmehr eine psychophysische Größe und wird erst durch das Durchführen der oben erwähnten Vergleichsmessung mit möglichst vielen Versuchspersonen „objektiviert“. Auf einer internationalen Konferenz 1956 wurden dann die Ergebnisse des oben erwähnten Versuches von Robinson und Dadson als internationale Norm festgelegt. Diese gilt jedoch nur im freien Schallfeld, das ist ein Raum, in dem nur freie fortschreitende Schallwellen auftreten. - 60 - 3.3. Die Lautheit Man hat schon früher gewußt, daß eine Verdoppelung der Schallintensität keine zweifache Lautstärke hervorruft. Dem hat man auch durch Verwendung des Weber – Fechnerschen Gesetzes versucht Rechnung zu tragen. Nun hat sich aber in Versuchen herausgestellt, daß das tatsächliche Empfinden der Lautstärke nicht dem Logarithmus der Verhältnisse der Intensitäten proportional ist. Den Beweis dazu erbrachte H. Fletscher 1946. Er stellte zehn Sinustongeneratoren von 500 Hz, 1000 Hz, 1500 Hz, .... 5000 Hz auf einen Schallpegel von 60 dB ein. Das gleichzeitige Erklingen aller Töne bewirkte selbstverständlich einen Pegel von 70 dB. Nun schaltete der Experimentator abwechselnd einen Sinuston von 1000 Hz ein, dann den vorher erwähnten komplexen Schall. Die Zuhörerschaft mußte bestimmen, welchen sie als lauter empfindet. Wenn der Ton von 1000 Hz 85 dB war, meinten die meisten, daß der Schall von den zehn Tongeneratoren lauter war. Nur bei dem 90-dB-Wert des Sinustones waren die Meinungen verschieden, bei 95 dB nahm fast jeder den alleinstehenden Ton als lauter wahr. Wenn man als statistischen Mittelwert den 90-dB-Pegel des einfachen Tones als gleich laut mit der im Allgemeinen für zehnfach erwartenden Lautheit der zehn Töne akzeptiert, kann leicht festgestellt werden, daß die Pegelerhöhung von 90 – 60 = 30 dB mit der zehnfachen Lautheit des komplexen Schalles das Gleichgewicht hält. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß eine zehnfache Lautheit (Empfindungsseite) eine Erhöhung von 30 dB erfordert, während zum Erreichen der zehnfachen Schallintensität (Reizseite) – den Definitionen gemäß – eine Pegelerhöhung von 10 dB nötig ist. Dieses Experiment widerlegt also alle Vorstellungen von der Dezibel – Phon – Parallele (Tarno 1991, 152). Man muß also ein Maß für die tatsächliche Skala der Lautheit bestimmen. Diese psychophysische Größe, die Lautheit N mit der Einheit 1 sone wurde von Fletscher und Munson geprägt. Sie bestätigt die schon lange bekannte Unzulänglichkeit des Weber – Fechnerschen Gesetzes für psychophysikalische Zusammenhänge und ersetzt dieses durch ein Potenzgesetz. Dieses wird durch Lautheitsversuche mit geeigneter Sorgfalt gewonnen. Ein 1000 Hz Ton mit 40 dB wird als 1 sone festgelegt. Danach wird der Ton von den Versuchspersonen auf die doppelte bzw. halbe Lautstärke (empfindungsmäßig) eingeregelt. Dem Wert entsprechen dann 2 sone bzw. ½ sone. - 61 - Durch Fortsetzen dieser Vorgangsweise und Mittelung über das Urteil vieler Versuchspersonen erhält man die Lautheitskala vorerst für den 1000 Hz Ton. Zieht man in die Kurven gleicher Lautstärke heran, erhält man in Folge Kurven gleicher Lautheit für alle Frequenzen. Bei diesem Versuch stellt sich heraus: Wenn die physikalische Intensität über 40 dB das Doppelte erreicht, erhöht sich die Lautheit nur im Sinne von 20,3. Erst wenn die Intensität um das Zehnfache erhöht wird, wird die Lautheit verdoppelt, denn 100,3 ≈ 1,995. Der Exponent ist nicht ganz exakt. Deshalb und auf Grund der Einfachheit der Umrechnung hat sich die internationale Normkomission bei einem 1000 Hz Ton über 40 dB für 10 dB = doppelte Lautheit entschieden. Das entspricht einem Exponenten von 1/3, also: N= 1 cI 3 = c3 I c ist ein frequenzabhängiger Parameter Das heißt also zehn Musikinstrumente, die die selbe Note auf dem selben Schallpegel spielen, werden nur als doppelt so laut beurteilt, wie ein einziges mit diesem Schallpegel. Die Gesetzmäßigkeiten unter 40 dB weichen von der vorher erwähnten Regel ab (vergleiche Abbildung 3.3.1). Dieses spielt jedoch in der Musik keine Rolle, da die vorherrschenden Schallpegel meist über 40 dB sind (Grundgeräusch in einem Konzertsaal ca. 30 dB). Abbildung 3.3.1: Internationale Norm für den Zusammenhang zwischen Lautheit (sone) und Lautstärke (phon) (Tarno 1991, 153) - 62 - Die Sone – Skala ist also die Skala der wirklichen Empfindungsantwort, sie muß also der Menge aller zum Gehirn eingelieferten Nervenenergie proportional sein. Dies konnte man schon mit nervenphysiologischen Versuchen nachweisen. Da die Sone - Skala einem linearen Maßstab entspricht, kann es rechnerisch summiert werden; es ist also wichtig zu merken daß 1 sone + 1 sone = 2 sone sind, obwohl laut den logarithmischen Regeln 40 phon + 40 phon = 43 phon wären. Daraus kann man sehen, wie groß die Abweichung zwischen der wirklichen Lautheit und der Lautstärke ist, 2 sone sind nämlich nicht 43 phon, sondern entsprechen 50 phon. (Tarno 1991, 155) Nun stellt sich die Frage, wie sich die Lautheit gestaltet, wenn zwei Töne gleichzeitig erklingen? Addiert man zwei Töne der selben Frequenz, dann hat der resultierende Ton eine Intensität, welche die Summe der Intensitäten der einzelnen Töne ist, also I = I1 + I2 + I3 + ... . Die resultierende Lautheit wird durch die Gesamtintensität I bestimmt. Hier ist aber anzumerken, daß diese nicht gleich der Lautheit der einzelnen Töne ist. Anders verhält es sich, wenn die beteiligten Töne verschiedene Frequenzen haben. Hier unterscheidet man, ob die beteiligten Frequenzen in dieselbe Frequenzgruppe fallen oder nicht. Eine Frequenzgruppe ist jenes Frequenzintervall, in dem man zwei gleichzeitig gespielte Töne nicht mehr als einzelne Töne auflösen kann, sie verschmelzen zu einem einheitlichen Empfindungsbild. Die Frequenzgruppen sind durch die Physiologie des Ohres bedingt und betragen für tiefe Töne (unter 500 Hz) stets 100 Hz, zwischen 1000 und 5000 Hz zum Großteil eine kleine Terz, darüber im Durchschnitt eine große Terz. Natürlich kann man beim Klavier nebeneinander liegende Töne auch als solche auflösen, da die mit dem jeweiligen Grundton mitklingenden Obertöne nicht auch wieder in einer Frequenzgruppe liegen. 1) Fallen nun alle beteiligten Frequenzen in dieselbe Frequenzgruppe, so hängt die resultierende Lautheit immer noch direkt mit der Gesamtintensität, der Summe der einzelnen Intensitäten zusammen: N = c ⋅ 3 (I 1 + I 2 + I 3 + ....) c ist ein frequenzabhängiger Parameter - 63 - 2) Wenn die Frequenzen der Töne nicht mehr innerhalb einer Frequenzgruppe liegen, ist die resultierende Lautheit größer, als man sie durch Addition der Intensitäten erhält. Sie nimmt mit größer werdender Frequenzdifferenz zu und nähert sich bei hinreichend großen Frequenzabständen der Einzeltöne einem Wert, der durch die Summe der einzelnen Lautheiten gegeben ist: N = c ⋅ 3 I 1 + c ⋅ 3 I 2 + c ⋅ 3 I 3 + ... Bei der Berechnung der Lautheiten von gleichzeitig erklingenden Tönen muß man außerdem noch Verdeckungseffekte ( = Maskierung, darunter versteht man den Prozeß, bei dem die Hörschwelle eines Schalles durch die Anwesenheit eines anderen (maskierenden) Schalles angehoben wird) berücksichtigen. Eine einfachere Methode zur Feststellung der Lautheit mehrere gleichzeitig erklingender Töne bei der auch die Maskierungseffekte berücksichtigt werden, ist der experimentelle Vergleich mit einem einzigen Ton (z.B. 1000 Hz), den man in der Lautheit angleicht. - 64 - 3.4. Maskierung Wie vorhin erwähnt, spielt bei der Wahrnehmung der Lautstärke eines Tones auch die Verdeckung (Maskierung) durch einen anderen Ton eine Rolle. Führt man zum Beispiel den Versuch zur Feststellung der Hörschwelle nicht in einer vollkommen stillen Umgebung durch, sondern in einem Zimmer mit Hintergrundgeräuschen, so kann man die dargebotenen Töne erst bei einer viel höheren Intensität wahrnehmen. Der das Ohr belastende Lärm verdeckt auf irgend eine Art jenen Ton auf den man hören will. Da beide Schallereignisse gleichzeitig stattfinden spricht man hier von simultaner Maskierung im Gegensatz zur zeitlichen Maskierung, das sind Vorwärtsmaskierung (= Nachverdeckung) und Rückwärtsmaskierung (= Vorverdeckung). Die vollkommene Stille ist also eine falsche Illusion, sie ist eigentlich eine Verdeckungserscheinung, da zu beobachtender Schall unter einer gewissen Intensität nicht wahrgenommen werden kann. Es stellt sich nun die Frage welche Intensität ein Ton haben muß, um ihn neben einem zweiten Ton oder einem Geräusch mit einer gewissen Bandbreite wahrzunehmen. Stellt man diese kleinste Intensität für Töne aller Frequenzen auf, erhält man die sogenannte Mithörschwelle. Das Diagramm in Abbildung 3.4.1 zeigt, wie sich die Hörschwelle bei schmalbandigen Geräuschen mit einer Mittenfrequenz von 250 Hz, 1 kHz und 4 kHz verändert. Die Mithörschwellen bei 1000 Hz wird dabei auch mit Verdeckungsgeräuschen von verschiedener Intensität veranschaulicht. Hat zum Beispiel das Geräusch eine Mittelfrequenz von 1000 Hz und eine Intensität von 100 dB, so ist die Hörschwelle bei 200 Hz dieselbe wie bei voller Stille. Ein Ton von 600 Hz kann aber erst bei einem Pegel von 40 dB und ein Ton von 990 Hz erst bei 97 dB erkannt werden. Abbildung 3.4.1: Maskierungseffekte bei schmalbandigen Geräuschen (Tarno 1991, 125) - 65 - Betrachtet man die Abbildung 3.4.1 genauer, so sieht man auch, daß die Verdeckung in Richtung der hohen Töne stärker ist und sich diese Asymmetrie mit der Intensität erhöht. Laute tiefe Töne verdecken also fast alle hohen Töne, während laute hohe Töne auf die tiefen Töne weniger Einfluß haben. Daher werden im gemischten Chor viel weniger Baßstimmen als Sopranstimmen benötigt und im Orchester viel weniger Baßgeigen als erste Geigen. Besonders interessant ist folgende Tatsache: Wenn der Verdeckungston (maskierende Ton) nicht mehr ertönt, verdeckt er immer noch – wenn auch mit ständig abnehmender Wirkung – das später eintreffende Testsignal (maskierter Ton). Dieses Phänomen wird als Nachverdeckung oder Vorwärtsmaskierung bezeichnet und wird verständlich, wenn man die Gehörschnecke als mechanisches System betrachtet, das nach einer Anregung natürlich erst eine gewisse Zeit benötigt, um wieder in den Ruhezustand zurückzukehren. Die Zeit die eine Nachverdeckung wirkt, beträgt ungefähr 150 – 200 ms. Es gibt aber neben der Nachverdeckung noch eine andere Art der zeitlichen Maskierung, die Vorverdeckung oder Rückwärtsmaskierung. Diese besteht darin, daß irgendein Verdeckungston auch die Hörschwelle eines bereits kurz vorher ertönten Tonsignals anhebt. Wie kann dies aber möglich sein? Nach den Gesetzen der Logik kann eine zeitlich später eintretende Erscheinung die zeitlich frühere Erscheinung nicht beeinflussen. (Tarno 1991, 130) Die Diskrepanz läßt sich aufklären, wenn man die Fortbewegungsgeschwindigkeit der Nervenimpulse betrachtet, die von vielen physikalischen Umständen abhängt, darunter auch von der Intensität des Erregertones. Nervenimpulse, die durch größere Lautstärke verursacht wurden, bewegen sich schneller vorwärts. So können sie also zeitlich kurz vorher erregte Nervenimpulse einholen und ihre Informationswirkung verdecken. Die Zeitdauer der Vorverdeckung ist im Allgemeinen natürlich viel kürzer als bei der Nachverdeckung. Abbildung 3.4.2: Zeitliche Form der Verdeckung eines Impulses des „Weißen Rauschens“ bei verschiedenen Intensitäten. A: Nachverdeckungskurven B: Vorverdeckungskurven (Tarno 1991, 131) - 66 - 3.5. Lärm Ruhe – das ist ein Zustand, den man in unserer Zeit nur mehr ganz selten vorfindet. Fast überall ist der Mensch dem Lärm ausgesetzt. Das große Maß an Technisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer starken Zunahme der Lärmbelästigung geführt. Aber was ist Lärm eigentlich? Unter Lärm versteht man jeden Schall, der unerwünscht und störend ist. Man erkennt sofort, daß diese Definition sehr problematisch ist. So kann ein Motorradfahrer den Klang des Motors als sehr angenehm empfinden, während Anrainer einer Durchzugsstraße diesen Schall bestimmt störend finden. Denkt man nach, welche Geräusche man selbst als störend empfindet, so erkennt man bald, daß die Lärmbelästigung nicht nur von der Lautstärke abhängen kann, sondern auch von der Dauer der Lärmeinwirkung, von der Frequenzzusammensetzung des Geräusches, der Tageszeit und der subjektiven Einstellung einer Person. Den Schülern kann man diese Phänomene leicht mittels einer CD mit Lärmbeispielen, erhältlich bei den Unterrichtsmittelverlagen, näher bringen. Eine Sammlung von Geräuschen für diesen Zweck findet man auch im Internet auf der Homepage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter http://www.bzga.de/bzga_stat/lug/kap30/m01b.html. Man kann hier die Hörbeispiele direkt anhören oder als Zip-File herunter laden. Das Vorspielen verschiedener Alltagsgeräusche in verschiedenen Lautstärken bietet sich besonders als Einstieg in das Thema Lärm an und kann ohne vorherige Erklärung geschehen. Eine Diskussion über die Empfindungen bei den Hörbeispielen kann die Schüler zur Definition und den damit verbundenen Schwierigkeiten hinführen. Dabei soll auch die gesetzliche Definition von Lärm besprochen werden: Lärm ist Schall (Geräusch), der Nachbarn oder Dritte stören (gefährden, erheblich benachteiligen oder erheblich belästigen) kann oder stören würde. Um die Einstiegsdiskussion über das Thema Lärm interessanter zu machen besteht die Möglichkeit mit den Schülern ein Rollenspiel durchzuführen. Dafür können typische Alltagsbeispiele einer Lärmbelästigung, wie folgendes als Ausgangspunkt dienen: Ein junger Mann fährt Sonntagnachmittag mit seinem Motorrad und quietschenden Reifen vor das Haus seiner Freundin und wartet auf sie. Ungeduldig drückt er mehrmals die Hupe und läßt den Motor aufheulen, bis die Angebetete am Fenster erscheint. Auch die Nachbarin beugt sich heraus, allerdings ungebeten und nicht ganz so jung. Sie überschüttet den Fahrer mit Beschimpfungen und zuletzt mit einer kalten Dusche (Kadne 1994, 78) - 67 - 3.5.1. Der bewertete Schallpegel Trotz der Schwierigkeiten bei der Definition von Lärm ist es wichtig, besonders in Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen, Richtlinien für die Lärmbelastung aufzustellen. Dazu müssen objektive Meßverfahren angewandt werden. Das Erste, was nun einen Lärm objektiv kennzeichnet, ist sein Schallpegel L. Der Schallpegel ist keine Eigenschaft unserer Sinnenswahrnehmung, er ist eine physikalische und damit meßbare Größe. Mit Hilfe eines Schallpegelmeßgerätes kann man diese Größe messen. Ein solches Gerät besteht im Wesentlichen aus einem Mikrophon, einem Frequenzfilter, einem Verstärker und einer in dB geeichten Anzeige. (Abbildung 3.5.1) Abbildung 3.5.1: Blockschaltbild eines Schallpegelmessers (Pütz 1973, 87) Das Mikrophon transformiert die Druckschwankungen in Spannungsschwankungen, der nachfolgende Verstärker erhöht die Spannungswerte so, daß sie analog oder digital angezeigt werden können. Allerdings ist hier zu beachten, daß der Schallpegel nicht der tatsächlich empfundenen Lautstärke entspricht. Zeigt das Gerät zum Beispiel einen Schallpegel von 40 dB an, so entspricht das bei einer Frequenz von 1000 Hz auch 40 phon, während bei einer Frequenz von 63 Hz die Lautstärke nur 13 phon gleichkommt. (Abbildung 3.5.2) Damit das Gerät nun auch bei 63 Hz die tatsächliche Lautstärke anzeigt, muß der Wert um 27 dB abgeschwächt werden. Diese Abschwächung beträgt aber bei einem Schallpegel von 70 db nur etwa 11 dB. (vgl. Abbildung 3.5.2) - 68 - Abbildung 3.5.2: Kurven gleicher Lautstärke mit eingezeichneter Bewertungskurve A (Schre 1990, 133) Ein Gerät zu bauen, das die Eigenheiten der Schallwahrnehmung unseres Ohres, d.h. die Kurven gleicher Lautstärke, exakt berücksichtigt, wäre sehr kompliziert. Deshalb hat man sich geeinigt die Kurven gleicher Lautstärke durch Bewertungskurven A, B oder C zu ersetzen. (vgl. Abbildung 3.5.2) Das Schallpegelmeßgerät reduziert mit Hilfe des genormten Bewertungsfilters, das ist eine elektronische Schaltung, den gemessenen Schallpegelwert in Abhängigkeit von der Frequenz und gibt den so an das Hörvermögen des Menschen angepaßten Wert aus. Dieser Wert wird mit dB (A) bezeichnet, wenn der Bewertungsfilter A verwendet wird. Abbildung 3.5.3 zeigt die genormten Bewertungskurven in Abhängigkeit von der Frequenz. Es wird meist die Bewertungskurve A verwendet. Die Filter B und C werden nur für hohe Lautstärken verwendet. Abbildung 3.5.3: Bewertungskurven nach DIN 45633 (Schre 1990, 133) - 69 - 3.5.2. Addition von bewerteten Schallpegeln Nicht immer ist es nur eine Schallquelle, die den für uns störenden Lärm verursacht. Möchte man nun die gesamte Lärmbelastung ermitteln, so kann man zum Beispiel den gesamten bewerteten Schallpegel mit einem Schallpegelmeßgerät messen oder falls die Lärmemissionen der einzelnen Schallquellen bekannt sind, berechnen. Dabei darf man jedoch die beiden Schallpegel nicht linear addieren, da es sich ja um logarithmische Größen handelt. Das heißt zwei gleiche Schallquellen haben nicht doppelte Lautstärke. Das kann man durch Rechnung leicht nachprüfen: Zwei gleiche Schallquellen erzeugen zwei gleich große Schallintensitäten I. Diese werden durch den Bewertungsfilter (A – Filter) mit dem selben Faktor k verändert. Es gilt also: L1 ( A) = L 2 ( A) = 10 log(kI / I 0 ) ⎛ kI + kI ⎞ ⎛ 2kI ⎞ ⎛ kI ⎟⎟ = 10 log⎜⎜ ⎟⎟ = 10 log 2 + 10 log⎜⎜ L1, 2 ( A) = 10 log⎜⎜ ⎝ I0 ⎠ ⎝ I0 ⎠ ⎝ I0 ⎞ ⎟⎟ = 3,0103 + L1 ⎠ Bei Verdoppelung bzw. Halbierung der Anzahl der Schallquellen erhöht bzw. erniedrigt sich also der Schallpegel nur um 3 dB. Es nützt also nur sehr wenig, bei einer zu lauten Stereoanlage den Stecker eines Lautsprechers rauszuziehen. Bei Verallgemeinerung auf n gleiche Schallquellen ergibt sich ein Gesamtpegel von: L ges = L1 + 10 log n Betrachtet man diese Gleichung genauer, so kann man feststellen, daß man eine Lautstärkenverdopplung erst durch Verzehnfachung der Anzahl der gleichen Schallquellen erreicht. Anders gesagt einen um 10 dB erhöhten Pegel empfinden wir als doppelt so laut. Natürlich kann man auch den gesamten bewerteten Schallpegel verschieden lauter Schallquellen berechnen, vorausgesetzt sie haben daßelbe Frequenzspektrum und werden dadurch mit dem selben Faktor k bewertet: - 70 - Aufgabe: Ein Motor erzeugt in einem Abstand von 10 m einen Schallpegel L1 = 85 dB (A), ein zweiter Motor erzeugt in einem Abstand von 10 m einen Schallpegel L2 = 75 dB (A). Welchen bewerteten Schallpegel erzeugen sie zusammen? L1 ( A) = 10 log(kI 1 / I 0 ) ⇒ kI 1 = I 0 ⋅10 L ( A) / 10 1 L 2 ( A) = 10 log(kI 2 / I 0 ) ⇒ kI 2 = I 0 ⋅10 L ( A) / 10 2 L1, 2 ( A) = 10 log ( kI 1 + kI 2 = 10 log 10 L ( A) / 10 + 10 L ( A) / 10 I0 1 2 ) L1, 2 ≈ 85,4dB ( A) Man sieht hier deutlich, daß die schwächere Schallquelle den Gesamtpegel L1,2 kaum beeinflußt, er ist wesentlich vom stärksten Schallerreger beeinflußt. Die Lärmbekämpfung muß daher stets bei der stärksten Lärmquelle beginnen. Die Verallgemeinerung des oben gewonnenen Ergebnisses für die Addition von mehreren bewerteten Schallpegeln, wobei die Schallquellen jedoch ähnliche Frequenzspektren haben müssen, lautet demnach: ( L ges ( A) = 10 ⋅ log 10 0,1L ( A) + .... + 10 0,1L 1 - 71 - n ( A) ) 3.5.3. Der Mittelungspegel Der Schallpegel ist aus der Sicht des Lärmschutz sicher die bedeutendste Größe zur Beschreibung einer Lärmemission. Sie ist jedoch nicht die einzige Größe, die eine Auswirkung auf unsere Gesundheit hat. Ein wesentlicher Faktor neben der Stärke des Lärms ist auch die Dauer der Lärmeinwirkung. Da in der Praxis jedoch kaum eine gleichbleibende Lärmbelastung über eine längere Dauer vorherrscht, muß man ein Maß einführen, das die häufig wechselnden Lärmbelastungen berücksichtigt. Dieses Maß ist der Mittelungspegel. Als Zeitspanne hat man sich dabei auf einen 8 – Stunden Tag geeinigt. Da Schallpegel jedoch logarithmische Größen sind, ist die Bildung des arithmetischen Mittels nicht zulässig. Bei geringen Pegelschwankunken bis zu etwa 10 dB begnügt man sich meist mit einem Schätzverfahren. Dazu wird die Schwankungsbreite durch drei geteilt und vom Maximalpegel subtrahiert. Schallpegel in dB (A) Abbildung 3.5.4: Schallpegel in einem 8 – Stunden Tag 75 70 65 60 55 50 45 40 Schwankungsbereich 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Z e it t in h Wertet man das Beispiel aus Abbildung 3.5.4 mit der oben angeführten Schätzmethode aus, die Schwankungsbreite ist ja kleiner als 10 dB, so erhält man für den Mitttelungspegel: 1 L m = 65dB( A) − (65 − 55)dB ( A) ≈ 62dB ( A) 3 - 72 - In den meisten Fällen liegt jedoch der Schwankungsbereich weit über 10 dB(A). Daher benötigt man auch ein exaktes Mittelungsverfahren. Ein solches Verfahren zur Berechnung des Mittelungspegels ist das Takt – Maximalwert – Verfahren. Bei diesem Verfahren werden in regelmäßigen Abständen, meist in 5 – Sekundenabständen, die Maximalmeßwerte abgelesen. Man erhält eine stufenförmige Funktion. Schallpegel in db(A) Abbildung 3.5.5: Takt –Maximalwert – Verfahren 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0 5 10 15 20 25 30 Zeit t in s Diese Maximalwerte werden zur weiteren Berechnung herangezogen. Jedem dieser Einzelwerte wird jetzt auf der Grundlage von der Tabelle in Abbildung 3.5.6 ein Gewichtswert zugeordnet. Diese Gewichtswerte werden dann arithmetisch gemittelt und der so erhaltene Mittelwert wieder einem Lärmpegel zugeordnet. Abbildung 3.5.6: Gewichtswerte für Takt – Maximalwert – Verfahren dB (A) 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 Gew.Wert 0,10 0,13 0,16 0,20 0,25 0,32 0,40 0,50 0,63 0,80 1,00 1,3 1,6 dB (A) 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 Gew.Wert 2,0 2,5 3,2 4,0 5,0 6,3 8,0 10 13 16 20 25 32 - 73 - dB (A) 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 Gew.Wert 40 50 63 80 100 130 160 200 250 320 400 500 630 dB (A) 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 Gew.Wert 800 1000 1300 1600 2000 2500 3200 4000 5000 6300 8000 10000 Beispiel: Lese aus der Abbildung 3.5.5 die Maximalwerte des Schalldruckpegels in den eingezeichneten 5 – Sekundenintervallen und führe ihre Addition nach dem Takt – Maximalwert – Verfahren durch! Die Maximalwerte des Schalldruckpegels in den ersten sechs 5 – Sekundenintervallen sind: 60 dB (A), 73 dB (A), 90 dB (A), 73 dB (A), 91 dB (A), 84 dB (A). Die dazugehörigen Gewichtungsfaktoren (siehe Abbildung 3.5.6) sind: 0,10 2,0 100 2,0 130 25 Das arithmetische Mittel der Gewichtungsfaktoren ist: 0,10 + 2,0 + 100 + 2,0 + 130 + 25 = 51,82 5 Dem Gewichtungswert 51,82 entspricht nun ein Schallpegel von ca. 87 dB (A). Da es oft nicht möglich ist innerhalb eines acht Stundentages alle fünf Sekunden eine Messung durchzuführen, begnügt man sich meist den Mittelungspegel von größeren Intervallen zu berechnen. Dazu wird der Arbeitstag in so viele verschiedenen Intervalle eingeteilt, wie es typische Lärmsituationen gibt. Für die Berechnung des Mittelungspegels einer typischen Lärmsituation mittels des Takt - Maximalwert - Verfahrens genügen nun wenige Messungen, da sich die Lärmsituation ja innerhalb dieses Intervalls nicht wesentlich verändert. Nun verwendet man die Mittelungspegel der typischen Lärmsituationen zur Berechnung des Mittelungspegels des 8 – Stunden Tages. Die Berechnung erfolgt wieder mit Hilfe der Tabelle. (Abbildung 3.5.6) Da die Teilzeiten notwendigerweise nicht gleich lang sein müssen, ist es erforderlich die Mittelungspegel der einzelnen Teilzeiten mit ihrer Dauer zu gewichten. Das heißt, die Gewichtswerte der Teilzeitmittelungspegeln werden zunächst mit der Dauer der jeweiligen Lärmsituation (in der Regel in Minuten angegeben) multipliziert. Erst dann werden diese Werte addiert und die Summe durch 480 Minuten, das entspricht einem 8 – Stunden Tag, dividiert. Zu dem so erhaltenen Gewichtswert sucht man in der Tabelle (Abbildung 3.5.6) den entsprechenden Lärmpegel. - 74 - Aufgabe 1: In Abbildung 3.5.7 sind die Mittelungspegel der einzelnen Teilzeiten eines ganzen Arbeitstages dargestellt. Berechne den Mittelungspegel über diesen Arbeitstag! Abbildung 3.5.7: Mittelungspegel der einzelnen Teilzeiten eines Arbeitstages (Stark 1997, 82) Für die Schüler ist es ganz sicher interessant die Lärmbelastung in der Schule zu messen. Für die Durchführung dieses Projekt bietet sich besonders die Sozialform der Kleingruppe an. Vier bis fünf Schüler erhalten jeweils ein Schallpegelmeßgerät und werden beauftragt den Schallpegel verschiedener Lärmsituationen zu messen und eventuell über einen längeren Zeitraum, zum Beispiel eine Unterrichtsstunde, den Mittelungspegel zu berechnen. Mögliche Lärmsituationen können folgende sein: -) Wie laut ist der Verkehrslärm in den verschiedenen Klassenzimmern? -) Wie laut ist der Verkehrslärm vor der Schule? -) Wie laut ist es während einer Schularbeit oder eines Tests? -) Wie laut ist es in der Pausenhalle während einer Pause? -) Wie laut ist es in der Klasse während des Unterrichts? -) Wie laut ist es im Schulhof? Die Meßdaten und die Ergebnisse sollen in der Klasse zusammengefaßt und besprochen werden. Es besteht auch die Möglichkeit eine Lärmkarte, wie in Abbildung 3.5.8 für die Schule oder den angrenzenden Häuserblock zu erstellen. Eine Lärmkarte der Stadt Wien findet man im Internet unter www.lois.wien.at. - 75 - Abbildung 3.5.8: Lärmkarte - 76 - 3.5.4. Gesundheitliche Auswirkungen des Lärms auf Menschen Hörschäden zählen zu den bedeutendsten und am häufigsten auftretenden körperlichen Schäden in unserer Zeit. Bei den meisten Menschen ist die Beeinträchtigung des Hörvermögens zwar so unerheblich, daß sie den Defekt gar nicht bemerken, trotzdem ist sie vorhanden und kann bei einem Hörtest festgestellt werden. Die gesundheitlichen Auswirkungen des Lärms auf den Menschen beschränken sich jedoch nicht auf eine Beeinträchtigung oder den Verlust des Hörvermögens, weniger bekannt ist, daß auch schwacher aber dauerhafter Lärm Auswirkungen auf den Menschen haben kann. Deshalb unterscheidet man zwischen auralen Wirkungen des Lärms, das sind Auswirkungen auf das Gehörorgan und extraauralen Wirkungen, das sind die Auswirkungen auf den Organismus und auf das Verhalten des Menschen. So kann es schon bei Lärm über ca. 30 dB zu negativen Auswirkungen auf das psychische Befinden kommen. Dieses kann sich durch Kopfschmerzen, Benommenheit und Überreizung äußern. Bereits bei Lärm über 60 dB kann man schon Störungen des vegetativen Nervensystems beobachten, die sich unter anderem auch in Nervosität, Konzentrationsschwäche Magenbeschwerden, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Schlafstörungen äußern können. Bei Lärm ab ca. 90 dB ist bereits eine akute Gefährdung des Gehörs gegeben und es kann zu temporären Schäden des Gehörorgans kommen. (Abbildung 3.5.9). Lärm über 120 dB führt bereits zu heftigem Schmerzempfinden. Längerfristiges Einwirken eines Schallpegels von über 120 dB hinterläßt bereits dauerhafte Schäden Abbildung 3.5.9: Abklingen der vorübergehenden Vertäubung bei Einwirkung eines 45 minütigen Lärms von 90 dB. (Pütz 1973, 89) - 77 - Lärmschwerhörigkeit Lärmschwerhörigkeit ist die häufigste Berufskrankheit in Österreich. Über 500000 Personen sind täglich an ihrem Arbeitsplatz gehörschädigendem Lärm ausgesetzt. Die Lärmschwerhörigkeit aufgrund berufsbedingter Lärmbelastung stellt nicht nur für die Betroffenen eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität dar, das Verfolgen eines Gespräches mit anderen Personen wird sehr erschwert, was wiederum zu psychischen Problemen bis zur völligen Isolation von der Außenwelt und Vereinsamung führen kann, sondern auch einen wesentlichen Faktor für die Unfall und Pensionsversicherungsanstalten. Deshalb wurden auch gesetzliche Regelungen erlassen, die den Menschen am Arbeitsplatz vor zu hoher Lärmeinwirkung und damit gesundheitlichen Schäden schützen sollen. In erster Linie sollte dabei der Lärm vermieden werden. Ist dies jedoch nicht möglich, so schreibt der Gesetzgeber vor, daß ab 85 dB ein persönlicher Schallschutz bereitzustellen ist. (Gehörstöpsel, Gehörschutzkapseln) Ab einem Lärm von 130 dB am Arbeitsplatz müssen Schallschutzhelme und Schallschutzanzüge bereitgestellt werden, da die Gefahr besteht, daß innere Organe Schaden nehmen können. Grundsätzlich unterscheidet man bei der Entstehung von Lärmschwerhörigkeit zwei Arten, den akustischen Unfall und die langzeitige Einwirkung von Schall mit hoher Intensität. Beim akustischen Unfall wirkt ein einziges kurzes, impulsartiges Schallereignis mit einem Maximalpegel von über 140 dB (z.B. Explosion, Schüsse, ...) auf den Menschen. Durch die große Druckwelle kann das Trommelfell platzen oder die Hörzellen im Innenrohr werden abgerissen, es entsteht ein irreparabler Schaden. Bei der Schwerhörigkeit, verursacht durch langzeitiges Einwirken von Schall mit hoher Intensität sterben ebenfalls Gehörzellen im Innenohr ab. Sie werden jedoch nicht durch die große Druckwelle eines hohen Schallpegels weggerissen, sondern es kommt durch die Dauerbelastung zu einer Erschöpfung des Stoffwechsels der Sinneszellen. Im Vergleich zum Energieverbrauch der Sinneszellen ist die nachgelieferte Energie zu gering, die Hörzellen werden unterversorgt. Geschieht dies über einen längeren Zeitraum, so sterben die Hörzellen auf Grund von Nahrungsmangel ab. Bei Dauerbelastung mit größeren Schallpegeln kann es auch zum Absterben der Gehörzellen durch Anschwellen und Zerplatzen des Zellkerns kommen. Da abgestorbene Hörzellen nicht durch neue ersetzt werden, ist die Lärmschwerhörigkeit irreparabel. - 78 - Zumeist vollzieht sich der Verlust des Hörvermögens nur langsam und schrittweise. So gehen etwa Medizin und Gesetzgebung bei der Definition des Begriffes „Taubheit“ davon aus, daß auch Menschen mit „normalem“ Gehör an einer gewisse Beeinträchtigung des Hörvermögens leiden können. Diesen Definitionen zufolge spricht man von einem normalen Hörvermögen, wenn ein Mensch Schallereignisse mit einer vergleichsweise niedrigen Intensität von 15 Dezibel noch erkennen kann. Medizin und Gesetzgebung sprechen von völliger Taubheit, wenn ein Mensch Sprachschall unter durchschnittlich 82 Dezibel nicht mehr wahrnimmt (bei normalem Sprechen bewegt sich die Lautstärke zwischen 60 und 80 Dezibel). Zwischen diesen beiden Extremen liegt der Zustand, den man gemeinhin als „Schwerhörigkeit“ bezeichnet. (Lapp 1966, 145) Altersschwerhörigkeit Jeder Mensch büßt nach und nach seine Empfindlichkeit gegenüber hohen Frequenzen ein. Diese sensorisch - nervlich bedingte Verringerung der Hörfähigkeit bei hohen Tönen ist eine ganz natürliche Alterserscheinung. Sie tritt bei allen Menschen in der zivilisierten Welt gleichermaßen auf. Nur bei Eingeborenen, die fern jeder technischen Lärmquelle sind, bleibt das vollständige Hörvermögen bis ins hohe Alter erhalten. Dieser altersbedingte Verlust der Hörfähigkeit für hohe Frequenzen beginnt überraschend früh. So können nach einer Studie des Audiologen F. W. Schober bereits Menschen im Alter von 30 Jahren Frequenzen über 15000 Hz nicht mehr wahrnehmen. Im Alter von 50 Jahren sinkt die obere Hörgrenze bei den meisten Menschen auf ca. 12000 Hz, mit 60 Jahren auf 10000 Hz und mit 70 Jahren auf 6000 Hz. Sie liegt dabei schon unter der oberen Frequenzgrenze des normalen Sprechens. Daher sind Hörschwierigkeiten ab einem Alter von ca. 70 Jahren durchaus üblich. Zur Demonstration des Vergleichs von Höreindrücken verschiedener Schallereignisse des Alltags gesunder Menschen und gehörgeschädigter Menschen gibt es eine Compact Disc, die bei der Allgemeinen Unfall Versicherungs Anstalt (AUVA) erhältlich ist. Zur medizinischen Diagnose von Schwerhörigkeit bedient sich der Arzt einem Audiogramm. Dabei wird mit Hilfe eines Audiometers über Kopfhörer ein in der Lautstärke variabler Ton erzeugt und die Hörschwelle der Versuchsperson festgestellt. Dies wird mit mehreren Frequenzen verteilt über den ganzen Hörbereich wiederholt. Definitionsgemäß liegt die Hörschwelle von gesunden Menschen bei 0 dB (A). Wird beim Audiogramm also ein Hörverlust von 20 dB festgestellt, so tritt dieser Hörverlust auch bei anderen Lautstärken auf. Ein 80 dB Ton wird also nur so laut wie ein 60 dB Ton empfunden. - 79 - Abbildung 3.5.10: Typisches Audiogramm für Lärmschwerhörigkeit. Zu beachten ist der Hörverlust im Bereich der oberen Frequenzen, zwischen 3 und 7 kHz (c5 – Senke). Diese Tatsache wird verständlich, wenn man bedenkt, daß sich die Maximalamplituden der tiefen Frequenzen am Ende der Gehörschnecke ausbilden. Was zur Folge hat, daß die Haarzellen am vorderen Ende der Schnecke von tiefen und hohen Tönen belastet werden und daher als erstes ermüden. (Kadne 1994, 73) Abbildung 3.5.11: Audiogramm bei Altersschwerhörigkeit (Pütz 1973, 90) Einen qualitativen Test zur Überprüfung der Hörschwelle und des Hörvermögens kann man leicht mit Hilfe des Computerprogrammes „Cool Edit“ durchführen. Dazu generiert man reine Sinustöne verschiedener Frequenzen über den gesamten Hörbereich des Menschen (16 – 20000 Hz) und regelt mittels des Lautstärkenreglers der Soundkarte die Lautstärke so hoch bis man den Ton wahrnimmt. Diesen Versuch kann man natürlich auch mit Hilfe eines Frequenzgenerators und einem Lautsprecher durchführen. Einen Hörtest findet man auch im Internet unter http://www.hear-center.de/hoertest.html oder http://www.hoerforum.de/100.html . - 80 - 3.5.5. Lärmschutzmaßnahmen Durch die immer größer werdende Lärmbelastung und die damit verbundenen physischen und psychischen Auswirkungen auf den Menschen, sieht man sich immer mehr veranlaßt Lärm zu vermeiden oder, wo dies nicht möglich ist, ihn zu verringern. Dazu gibt es eine Vielzahl von technischen Schallschutzmaßnahmen auf die hier nicht näher eingegangen werden soll. Hier soll nur die Verminderung von Lärm durch Schalldämmung oder Schallabsorption mit Hilfe eines Versuches erläutert werden. Schalldämmung behindert die Schallausbreitung durch Reflexion an geeigneten Medien. Sie wird dort eingesetzt, wo verhindert werden soll, daß unerwünschter Schall nach Außen dringt. Ein Beispiel dafür sind die Schallschutzwände entlang der Autobahnen. Auch in Wohnungen findet die Schalldämmung Anwendung. So wird zum Beispiel durch sogenannte „schwimmende Estriche“, das sind schwere Platten, die auf einer weichen Schaumstoffschicht liegen, der Trittschall, der durch Schritte oder Klopfen entsteht, auf Boden und Wände übertragen wird und dadurch Schall in angrenzenden Räumen erzeugt, vermindert. Schallabsorption oder Schalldämpfung liegt dann vor, wenn ein großer Teil der Schallenergie beim Auftreffen auf das Medium in Wärme umgewandelt wird. Für die Absorption von Luftschall eignen sich am Besten poröse Stoffe wie zum Beispiel Textilien, Holzfaserstoffe, Mineralwolle oder Schaumstoffe. Wichtig ist hier die große Oberfläche der Stoffe, sodaß möglichst viel Schallenergie durch Reibung in Wärme umgewandelt werden kann. Schalldämpfer wie zum Beispiel am Auspuff eines Motorrads oder Autos arbeiten nach den vorher erwähnten Prinzipien. Der Schall wird durch ein System von mehreren akustisch wirksamen Kammern geleitet und auf diese Weise durch Reflexion und Absorption leiser. Abbildung 3.5.12: Der Schalldämpfer (Lapp 1966, 174) - 81 - Der folgende Versuch, der mit wenig Aufwand von den Schülern selbst durchgeführt werden kann, soll die Wirksamkeit von Schallschutzmaßnahmen demonstrieren. Benötigte Materialien: 1) Schallquelle (z.B.: Wecker, Klingel oder Metronom mit Stimmton) 2) Dämmaterial z.B. Schaumstoff 3) 2 Schallpegelmeßgeräte 4) Glasglocke oder Glasschüssel Versuchsanleitung: Zuerst wird der Lärmpegel der verwendeten Schallquelle gemessen. Danach wird die Schallquelle und ein Schallpegelmeßgerät unter die Glasglocke gestellt und der Schallpegel innerhalb und außerhalb der Glocke gemessen. Hier erkennt man, daß der Schall an der Innenwand der Glocke reflektiert wird. Deshalb wird es Außen leiser, aber Innen lauter. Nun kleidet man die Glasglocke mit Dämmmaterial aus und führt die Messung des Innen- und Außenschallpegels erneut durch. Man sieht am Meßgerät, daß der Reflexionsschall und auch der Außenschall durch die Auspolsterung der Wand und die damit verbundene Absorption deutlich geringer geworden ist. Man kann auch den Körperschall (Tisch oder Boden) noch verringern, indem man die Schallquelle auf eine weiche Unterlage, z.B. ein dickes Schaumgummistück stellt. - 82 - 4. Aufbau und Funktion des menschlichen Ohres Da bisher nur die physikalischen Aspekte zum Thema Schall behandelt wurden, soll jetzt auch ein grober Überblick über die Physiologie des menschlichen Ohres gegeben werden. Mit einer Frequenzwahrnehmung von 16 bis 20000 Hz, wobei der kleinste wahrnehmbare Frequenzunterschied bis 500 Hz konstant bei ca. 1,5 Hz und darüber bei etwa 0,3 % der Frequenz liegt und dem Registrieren von Schallwechseldrücken im Bereich von 2·10-4 μbar bis etwa 200 μbar ist das Ohr auf einem Volumen von etwa 17 cm³ eines unserer kompaktesten und leistungsfähigsten Sinnesorgane. Dieses Kapitel reicht auch in das Unterrichtsfach Biologie hinein und bietet sich daher für einen fächerübergreifenden Unterricht Biologie – Physik an. Das menschliche Ohr besteht aus drei Hauptteilen: Dem Außenohr, dem Mittelohr und dem Innenohr. Abbildung 4.1.1: Schematischer Aufbau des menschlichen Ohres (Bergm 1990, 609) gg....Gehörgang tf.....Trommelfell ot.....Ohrtrompete (Eustachische Röhre) rf.....Runde Fenster vh.....Vorhof s.....Steigbügel a.....Amboß sb.....Felsenbein - 83 - ph.....Mittelohr tht.....Gehörschnecke bg.....Bogengänge h.....Hammer 4.1. Das Außenohr Das Außenohr wird von der Ohrmuschel und dem im Felsenbein liegenden ca. 2,1 bis 2,6 cm langen Gehörgang gebildet. Dieser wird durch das Trommelfell vom Mittelohr abgeschlossen. Der einzige sichtbare Teil des Ohrs ist die Ohrmuschel (Auricula). Mit ihrer schneckenförmigen Form ist sie der Teil des Ohrs, der zuerst auf Schall reagiert. Die Ohrmuschel fungiert als eine Art Trichter, der dabei hilft, den Schall tiefer ins Ohr zu leiten. Ohne diesen Trichter würden die Schallwellen direkter in den Gehörkanal dringen. Das wäre problematisch, weil dadurch ein großer Teil des Schalls verloren ginge und der Klang dadurch schwieriger zu hören und zu verstehen wäre. Sobald die Schallwellen die Ohrmuschel durchdrungen haben, gelangen sie in den Gehörkanal und erreichen dann das Trommelfell (Membrana tympani). Durch Ohrmuschel und äußeren Gehörgang tritt auch eine Verstärkung des Bereichs von 1500 bis 7000 Hz infolge von Resonanz auf. Die Ohrmuschel liefert ebenfalls einen Beitrag zur Schallokalisierung. Richtungshören Wie jeder aus Erfahrung weiß, besitzt das menschliche Ohr eine ausgesprochene Richtungsempfindlichkeit. Diese gründet auf das Zusammenwirken der beiden Ohre, die sich im Abstand von zirka 21 cm befinden. Findet nun ein Schallereignis an einem beliebigen Punkt des Raumes statt, so benötigt die Schallwelle für ihre Ausbreitung eine gewisse Zeit, da sie sich ja erst mit Schallgeschwindigkeit fortpflanzen muß. Befindet sich nun die Schallquelle nicht in einer senkrechten Ebene durch den Mittelpunkt der Verbindungslinien zwischen beiden Ohren (Abbildung 4.1.2), sondern bildet sie einen Winkel α mit dieser Ebene, so sind die Wege von der Schallquelle zum linken bzw. zum rechten Ohr unterschiedlich lang. Das heißt, die von der Schallquelle erregte Schallwelle trifft nicht zur gleichen Zeit auf beide Ohren, es ergibt sich ein Laufzeitunterschied Δt. Δt = LA a ⋅ sin α = c c c = Schallgeschwindigkeit - 84 - Der Laufzeitunterschied dient dem menschlichen Gehör zum Lokalisieren von Schallquellen bis zu einer Frequenz von ca. 1500 Hz. Dabei werden von den Ohren bereits Laufzeitunterschiede von 30 μs wahrgenommen. Das entspricht einem Winkel von 3°. Abbildung 4.1.2: Zur Richtungsempfindlichkeit des menschlichen Ohres (Bergm 1990, 614) Bei Frequenzen über 1500 Hz treten Beugungserscheinungen und somit eine merkliche Abschattung des einen Ohres durch den Kopf auf, da die Größe des Hindernisses (Kopf) im Bereich der Wellenlänge (λ = c/f) der Schallwelle liegt. Durch die Abschattung ergeben sich unterschiedliche Schalldrücke an beiden Ohren. Diese werden bei Frequenzen oberhalb von 1500 Hz zur Richtungsbestimmung herangezogen. Liegt nun die Schallquelle genau in der senkrechten Ebene durch den Mittelpunkt der Verbindungslinien zwischen beiden Ohren, so funktioniert keiner der vorhin erwähnten Lokalisationsmechanismen. In diesem Fall werden die unterschiedlichen Verzerrungsmuster, die durch die komplexe Form des Außenohres entstehen zum Lokalisieren der Schallquelle in vertikaler Richtung herangezogen. Auch wenn der Schall durch Reflexion aus verschiedenen Richtungen kommt, ist unser Gehör in der Lage die Richtung der Schallquelle zu bestimmen aufgrund der Fähigkeit der Ohren nur den Primärschall zu bewerten. Die akustische Richtungsbestimmung des Gehörs kann wesentlich verfeinert werden, wenn man den Abstand zwischen beiden Ohren zum Beispiel durch Benutzung von Schalltrichtern, die mit Schlauchleitungen mit den Ohren des Beobachters verbunden sind, künstlich vergrößert. - 85 - Mittels der folgenden zwei Versuche kann man die Genauigkeit des Richtungshörens hervorragend demonstrieren. 1: Benötigte Materialien: 1) Augenbinde Versuchsanleitung: Für diesen Versuch, der am Besten im Freien durchzuführen ist (z.B. Schulhof), werden einem Schüler die Augen verbunden. Andere Schüler stellen sich rund um den Schüler mit verbundenen Augen in einer Entfernung von ca. 15 – 20 m auf und klatschen einzeln ein paar mal in die Hände. Nun soll die Versuchsperson sein Gesicht immer in Richtung der Schallquelle wenden, um so festzustellen, wie genau diese Lokalisiert werden kann. 2: Benötigte Materialien: 1) 2 – 3 m langer Schlauch (z.B. Gartenschlauch) 2) Bleistift Versuchsanleitung: Zuerst wird die Schlauchmitte ausgemessen und mit einem Filzschreiber oder einer Schlaufe markiert. Ein Schüler stellt sich nun mit dem Rücken zum Experimentiertisch und führt die beiden Schlauchenden in die Ohren ein. Mit einem leichten Gegenstand wie zum Beispiel einem Bleistift klopft man nun auf die Mitte des Schlauches (Abbildung 4.1.3). Der Beobachter hat nun den Eindruck, als läge die Schallquelle genau vor oder hinter seinem Kopf. Nun Klopft man wenige Millimeter neben der Mitte und läßt der Versuchsperson die Richtung der Schallquelle feststellen. Es stellt sich heraus, daß bereits eine Verschiebung der Klopfstelle um weniger als 10 mm und damit ein Wegunterschied von 20 mm zu bei den Ohren ausreicht, um die Richtung der Schallquelle bestimmen zu können. Abbildung 4.1.3: Versuch zum Richtungshören (Kadne 1994, 124) - 86 - 4.2. Das Mittelohr Das Mittelohr, auch Paukenhöle genannt, ist mit Luft gefüllt und wird vom Trommelfell (Membrana tympani) gegen das Außenohr abgeschlossen. An diesem sitzt der erste der drei Gehörknöchel (Ossikel), der Hammer (Maleus), gefolgt vom Amboß (Incus) und vom Steigbügel (Stapes), der am Ovalen Fenster, welches das Mittelohr vom Innenohr trennt, anschließt. Die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) ist eine Verbindung vom Mittelohr zum Rachenraum. (Abbildung 4.1.1) Das Trommelfell ist eine ungefähr kreisrunde Membran von 9 – 10 mm Durchmesser und ist in einem knöchernen Ring ziemlich schlaff aufgespannt. Der Schall dringt durch den Gehörgang zum Trommelfell und versetzt dieses in Schwingung. Da der akustische Widerstand des Trommelfells dem der Luft sehr ähnlich ist, bei 800 Hz ist er genau derselbe, können die Schwingungen der Luft fast ohne Verlust übernommen werden. Die Schalldruckschwankungen werden also vom Trommelfell in mechanische Schwingungen umgewandelt. Diese werden durch die drei Gehörknöchel, Hammer, Amboß, Steigbügel an das Innenohr übertragen. Der komplizierte Übertragungsmechanismus der Gehörknöchel ist noch immer das Vorbereitungsstadium zum Gehör. Er dient zur Überwindung des Wellenwiderstandes an der Grenze zwischen der Luft und der Lymphflüssigkeit im Innenohr. Ohne diese Anpassung würde die Schallenergie an der Grenze zum schallhärteren Medium der Innenohrflüssigkeit nahezu vollständig reflektiert werden und nicht ins Innenohr eindringen. Die verzerrungsfreie Übertragung der Schallsignale mit hoher Frequenz kann aber nur durch sehr kleine mechanische Strukturen gelöst werden. Deshalb sind die beweglichen Abmessungen der Gehörknöchel auch nur ca. 2 bis 5 mm. Bei der Übertragung der Schwingungen vom Trommelfell zum Ovalen Fenster fungiert das Mittelohr als akustischer Transformator. Der Druck, der von der beweglichen Fläche des Trommelfells (55 mm²) der Fläche der Steigbügelplatte (3,2 mm²) übergebenen Schwingung erhöht sich auf ca. das 17 fache. (Vergleiche das Prinzip der Hebebühne) Das Hebelsystem der mit Muskelfasern gespannten Knöchel kann noch mal eine 1,5 fache Verstärkung bewirken. Einige Muskeln im Mittelohr haben auch noch eine andere Aufgabe. Sie haben die Fähigkeit das Trommelfell stärker zu spannen und die Steigbügelplatte vom Ovalen Fenster wegzuziehen. - 87 - Dieses ist ein Schutzmechanismus und geschieht reflexartig, wenn plötzlich ein hoher Schalldruck in das Ohr eindringt. So soll das Innenohr vor Beschädigung geschützt werden. Das Mittelohr ist mit Luft gefüllt und steht über die Eustachische Röhre in Verbindung zur Mundhöhle. Sie ermöglicht einen Druckausgleich zwischen dem Mittelohr und der äußeren Umgebung. Ist nämlich der Druck im Mittelohr zu gering oder zu hoch, so bewirkt dies nicht nur ein unangenehmes, bei zu großem Druckunterschied sogar schmerzhaftes Gefühl, sondern auch ein schlechteres Hörvermögen, da das Trommelfell entweder nach Innen bzw. nach Außen gespannt ist und dadurch weniger beweglich ist. Solche raschen Veränderungen des äußeren Luftdrucks treten zum Beispiel bei Fahrten mit Seilbahnen oder bei Abflug und Landung von Flugzeugen auf. Durch Schlucken kann man die Eustachische Röhre öffnen und somit einen Druckausgleich herbeiführen. Man kann sich hiervon leicht überzeugen, wenn man bei zugehaltener Nase und geschlossenen Mund in diesem durch Anblasen einen Überdruck erzeugt und dabei gleichzeitig eine Schluckbewegung ausführt. Man fühlt dann, wie das Trommelfell nach Außen gedrückt wird; zugleich tritt ein taubes Gefühl auf, das auch nach dem Öffnen von Mund und Nase bestehen bleibt und erst wieder verschwindet, wenn man eine neue Schluckbewegung ausführt und dadurch den Überdruck im Mittelohr und in der Ohrtrompete ausgleicht. (Bergm 1990, 610) Abbildung 4.2.1: Prinzip der Verstärkung des Schalldrucks im Mittelohr (Lapp 1966, 41) - 88 - 4.3. Knochenschall Nicht nur die Luft überträgt den Schall an unser Ohr. Summt man zum Beispiel einen Ton, so scheint dessen Ursprungsort mitten im Kopf zu liegen. Verschließt man nun mit der Hand ein Ohr, so wandert die Schallquelle scheinbar in dieses Ohr und wird lauter. Diese Tonempfindungen werden durch Knochenschall hervorgerufen, der das Innenohr, das Mittelohr und den Luftraum im äußeren Gehörgang gleichzeitig in Schwingungen versetzt. Auch beim Sprechen gelangen die Schwingungen des Kehlkopfes durch Knochenleitung zum Ohr. Nicht nur bei der Schallerzeugung im eigenen Körper findet Knochenleitung statt. Auch eine außerhalb des Körpers liegenden Schallquelle verursacht Vibrationen der Schädelknochen, die zu Hörempfindungen führen. Verschließt man nun den Gehörgang zum Beispiel mit Ohropax, so kann man das Einwirken des Luftschalls auf das Gehör weitgehend unterbinden. Es bleibt fast nur mehr die Hörempfindung über, die durch Knochenleitung verursacht wurde. Die Empfindlichkeit kann dabei um 30 bis 40 dB vermindert werden, was vor allem für den Schutz vor Lärm sehr wichtig ist. Falls also der Übertragungsmechanismus im Mittelohr geschädigt ist, ist es vor allem der Knochenschall, der die Hörempfindung auslöst. Mit Hilfe des Rinneschen Versuchs kann ohne großen Aufwand eine schwerwiegende Schädigung des Übertragungsmechanismus im Mittelohr nachgewiesen werden: Benötigte Materialien: 1) Stimmgabel Versuchsanleitung: Die Stimmgabel wird angeschlagen und mit ihrem Stiel an das Felsenbein hinter dem Ohr gehalten. Man wartet nun bis der Ton der Stimmgabel nicht mehr zu hören ist. Nun haltet man die noch immer schwingende Stimmgabel vor das Ohr. Ist das Mittelohr gesund, so kann man den Ton wieder hören. Hört man den Ton nicht, so liegt eine Schädigung des Schallübertragungsmechanismus des Mittelohres vor. - 89 - 4.4. Das Innenohr Das Innenohr oder Labyrinth beginnt hinter dem Ovalen Fenster. Es besteht aus drei ringförmigen Kanälen, die in drei Raumrichtungen ausgerichtet sind und das menschliche Gleichgewichtsorgan (Vestibularapparat) bilden, aus dem Vorhof (Vestibulum) und der Gehörschnecke (Cochlea). Das ganze Innenohr ist mit einer Flüssigkeit gefüllt, der sogenannten Endolymphe. Um nun der inkompressiblen Flüssigkeit bei Druckschwankungen eine Ausweichmöglichkeit zu geben, ist das Runde Fenster vorgesehen, das mit einer Membran verschlossen ist. Abbildung 4.3.1: Schematische Darstellung des Innenohrs (Tarno 1991, 116) a.....Hammer b.....Amboß c.....Steigbügel d.....Rundes Fenster e.....vestibularer Kanal f.....Paukenhöhlenkanal g.....Vestibulum (Vorhof) h.....Reserve des inneren Flüssigkeitssystems i.....Ersatz des inneren Flüssigkeitssystems j.....Gehirn k.....knöchernes Labyrinth l.....häutiges Labyrinth Das eigentliche Gehörorgan, die Cochlea, ist eine aus 2 bis 2,75 Windungen bestehende Schnecke, die durch eine zum Teil knöcherne und zum Teil häutige Membran in zwei Kanäle geteilt ist. Der knöcherne Teil der Membran heißt Lamina spiralis ossea, der häutige Teil setzt sich aus der Reißnerschen Membran (Membrana vestibuli) und der Basilarmembran (Membrana basilaris) zusammen. (Abbildung 4.3.2) Der vestibulare Kanal mündet in den Vorhof. Der andere Kanal, der Paukenhöhlenkanal führt an das runde Fenster. Beide Kanäle sind an der Spitze der Schnecke durch eine kleine Öffnung, das Schneckenloch (Helicotrema) miteinander verbunden. Abbildung 4.3.3 zeigt die abgewickelte Gehörschnecke in schematische Darstellung. - 90 - Abbildung 4.3.2: Querschnitt durch die unterste Windung der Schnecke (Bergm 1990, 610) Auf der Basilarmembran, deren Breite vom Schneckenanfang (0,08 mm) bis zur Spitze der Schnecke (0,5 mm) allmählich zunimmt, befindet sich das Cortische Organ. Es ist ein kompliziertes Gebilde, auf dem die Rezeptorzellen, das sind ca. 30000 feine Härchen, die mit den Nervenfasern verbunden sind, sitzen. Abbildung 4.3.3: Schematische Darstellung der abgewickelten Gehörschnecke von der Seite und von Oben gesehen. Entlang der Basilarmembran sind die Stellen der Frequenzempfindung in groben Zügen eingezeichnet. (Tarno 1991, 116) a) Basilarmembran b) Schneckentrennwand c) Helicotrema d)Steigbügel Werden nun durch das Schwingen des Ovalen Fensters Druckschwankungen in der Flüssigkeit ausgelöst, so gelangen die Flüssigkeitsschwingungen nicht nur über das Helicotrema zum Paukenhöhlenkanal, sondern auch über die biegsame Basilarmembran selbst. Diese wird dabei zu einer Wanderwellenbewegung angeregt, die bei einer bestimmten Frequenz an einem bestimmten Ort maximale Ausschläge hervorruft. - 91 - Da jedoch das Maximum nicht so scharf ist, daß sich damit das große Auflösungsvermögen des menschlichen Ohres erklären läßt, nimmt man an, daß die Verschärfung erst im Nervensystem vor sich geht. Fest steht jedoch, daß hohe Frequenzen Maximalausschläge am Beginn der Gehörschnecke und niedere Frequenzen Maximalausschläge in der Nähe des Helicotremas erzeugen und damit die dort sitzenden Härchen am Cortischen Organ veranlassen einen Nervenimpuls an das Gehirn weiterzuleiten. In Abbildung 4.3.3 sind die Stellen der Maximalausschläge für verschiedene Frequenzen in groben Zügen eingezeichnet. Das Ortsprinzip der Schallwahrnehmung erkennt man auch daran, daß bei extrem lauten Schallreizen eine lokale Schädigung des Innenohrs auftritt, die das Absterben der Hörzellen an diesem Ort bewirkt. Dadurch verliert man die Hörfähigkeit für Schallreize dieser Frequenz. Mit steigender Frequenz verschiebt sich die geschädigte Stelle mit jeder Oktave um 3,5 bis 4 mm in Richtung Helicotrema. Die Frequenzemfindungsstellen sind also auf der Basilarmembran logarithmisch aufgetragen. Die Wanderwellentheorie läßt sich auch an einem mechanischen Beispiel verdeutlichen. Zur Verdeutlichung betrachtet man zuerst eine Reihe von gekoppelten Pendel, alle mit gleicher Länge und damit gleicher Resonanzfrequenz. Ist auch die Kopplung zwischen den einzelnen Pendeln gleich groß, so pflanzt sich die Auslenkung des ersten Pendels mit konstanter Amplitude durch das System fort. Nun paßt man das System an die Situation wie sie bei der Basilarmembran vorliegt an. Man denkt sich eine Reihe von Pendeln, deren Pendellänge und deren Kopplungsstärke von links nach rechts zunimmt. Versetzt man nun das erste Pendel in Schwingung, so entsteht ebenfalls einen Wellenbewegung. Diese hat jedoch eine veränderliche Wellenlänge und eine veränderliche Amplitude. Dort wo die Resonanzfrequenz eines Pendels mit der Erregerfrequenz übereinstimmt, wird die Amplitude ein Maximum annehmen. Um nun die Situation der Basilarmembran annäherungsweise wiederzugeben, muß man sich noch beliebig viele Pendel, beliebig dicht nebeneinander aufgehängt denken, sodaß sie näherungsweise ein Kontinuum bilden. Das linke Ende der Pendelreihe (kurze Pendellänge, geringe Kopplung) entspricht nun der Basilarmembran in der Nähe des Ovalen Fensters. Das rechte Ende der Pendelreihe (lange Pendellänge, starke Kopplung) stellt die Basilarmembran in der Nähe des Helicotremas dar. - 92 - 4.5. Das Residuum Die Bestätigung, daß die Frequenzempfindung nicht allein vom Ort der maximalen Erregung der Basilarmembran abhängt, wie bereits oben erwähnt, liefert zum Beispiel das Residuum. Als Residuum bezeichnet man eine Komponente tiefer Tonhöhe, die bei gemeinsamer Wahrnehmung einer Anzahl höherer Harmonischer zum Klang addiert wird. (Schouten 1940) Unterdrückt man also in einem zusammengesetzten Klang den Grundton, so bleibt die Empfindung des Grundtones enrhalten, insbesondere wird als „Tonhöhe“ des Klanges weiterhin diejenige des Grundtones empfunden, obwohl dieser physikalisch objektiv gar nicht vorhanden ist. (Trend 1961, 454) Mit Hilfe des Computerprogrammes „Cool Edit“ kann man diesen Sachverhalt leicht demonstrieren. Man erzeugt mit Hilfe des Menüs „Generate/Tones“ einen Klang. Dazu klickt man im Fenster „Presets“ auf A 440, stellt die Regler für die Lautstärke der Frequenzkomponenten auf 100 und gibt den Multiplikationsfaktor mit dem die im Fenster „Base frequenzy“ eingestellte Frequenz (z.B. 264 Hz = c‘) multipliziert werden soll für die Frequenzkomponenten ein (z.B.: 1,2,3,4,5). Diesen erzeugten Klang übernimmt man dann in die Multitrack Mixer view. Genauso geht man mit dem zweiten Klang vor, nur schiebt man den Regler für die Lautstärke des Grundtones (Multiplikationsfaktor 1) ganz nach unten auf 0. Hat man nun beide Klänge in die Multitrack Mixer view übernommen, so kann man sie hintereinander abspielen und hört das Phänomen des Residuums. Dieses überaus faszinierende Phänomen der Tonhöhenwahrnehmung von Klängen ist bis heute nicht vollständig gelöst. Es gibt jedoch dazu einige vielversprechende Lösungsansätze. Eines der führenden Institute zur Erforschung dieser Thematik ist das Institut für Elektroakustik der TU München mit Prof. E. Terhardt und H. Fastl. Terhard schreibt zu dieser Thematik in der Zeitschrift Acustica: Es zeigt sich, daß die Tonhöhe reiner Töne und die allgemeine Klangtonhöhe („Residuum“) sehr verschiedene Eigenschaften haben. Die Tonhöhe reiner Töne läßt sich nach den Grundprinzipien der „klassischen“ Ortstheorie verständlich machen. Die „Residualtonhöhe“ erweist sich als eng mit den Einzeltönen der Harmonischen verknüpft. Es wird der Schluß gefaßt, daß die „Residualtonhöhe“ als sekundäres Wahrnehmungsattribut aufgefaßt werden kann, .... (Terha 1972, 173) - 93 - Abbildung 4.5.1: Demonstration des Residuums mit Hilfe von „Cool Edit“. Im Fenster Untitled wurde der harmonischer Klang, wie im obigen Beispiel in Klammer angeführt, dargestellt. Im unteren Fenster (Untitled(2) ) wurde der Grundton weggelassen. - 94 - 5. Schallaufzeichnung Jeder Schüler verwendet sie fast täglich, Schallaufzeichnungsmedien wie Schallplatte, Audiokassette, CD oder MP 3. Wahrscheinlich haben aber die wenigsten schon einmal über die physikalischen Prinzipien und die Technik, die diese erst ermöglichen, nachgedacht. Darum sollen in diesem Kapitel ausgehend von einer kurzen geschichtlichen Einleitung zur Würdigung der Leistungen des Pioniers der Schallaufzeichnung Thomas Alva Edison die wichtigsten Schallaufzeichnungsmedien und deren Funktionsweise besprochen werden. Dabei soll jedoch keine detaillierte Beschreibung der Technik gegeben werden, sondern ein grober Überblick über die Funktionsweise der einzelnen Schallaufzeichnungsmedien. Mit dem Begriff der Schallaufzeichnung ist unweigerlich der Name Thomas Alva Edison (1847 – 1931) verbunden. Er war es, der als Erster im Jahre 1877 die Wiedergabe seiner eigenen menschlichen Stimme hören konnte. Das Gerät, das dieses erstmals ermöglichte nannte er den Phonographen. Der Phonograph bestand aus einer neun Zentimeter starken Metalltrommel mit einer Achse. Das Ganze ruhte auf zwei Stützen. Links und rechts befand sich eine verstellbare Sprechmuschel mit einer Pergamentmembran und in deren Mitte eine Stahlnadel. (Abbildung 5.1.1) Über die Metalltrommel wurde ein dünnes Staniolpapier gelegt. Nun setzte man das Gerät mit einer Kurbel in Bewegung während man in den kleinen Trichter an der Membran hineinsprach. Die Nadel ritzte dabei die durch den Schall verursachten Schwingungen der Membran in das Staniolpapier und zwar senkrecht zur Oberfläche der Walze (Tiefenschrift). Nun wurde die zweite Membran an die Stelle der ersten gesetzt, die Walze zurückgedreht und erneut gekurbelt. So hörte Edison zum ersten mal seine eigene Stimme, sehr schwach und mit viel Rauschen. - 95 - Abbildung 5.1.1: Der Edison Phonograph (Linge 1991, 12) - 96 - 5.1. Die Schallplatte Die Entwicklung der Schallaufzeichnung wurde nach der Erfindung von Edison mit großem Eifer von vielen Erfindern weitergetragen. Einer der bedeutendsten war bestimmt Emil Berliner. Er gilt als Erfinder der Schallplatte. Bei ihm ritzte ein an einer Membran befestigter Stift die Schallschwingungen in eine waagrechte spiralförmige Rinne in einer Wachsschicht mehr oder weniger weit nach links oder rechts ein. Eine Verbesserung in der Wiedergabequalität trat hier durch die Herstellung der Platten aus 70% Gesteinsmehl und 30 % Schellack ein. Diese sogenannten Schellacks hatten jedoch nicht genug Spieldauer um lange Stücke darauf aufzuzeichnen. Dieses Problem löste jedoch Thomas Alva Edison durch eine größere Rillendichte. Er konnte so eine Schallplatte herstellen, die bereits 40 Minuten Spielzeit hatte. Auf Grund der großen Rillendichte war jedoch ein besonders widerstandsfähiges Material notwendig. Dieses wurde schließlich von einem belgisch - amerikanischen Chemiker erfunden. Es war ein vollsynthetisches Kunstharz, das unter dem Namen „Bakelit“ bekannt wurde. Die endgültige „Langspielplattenrevolution“ fand jedoch statt, als der Ungar Peter Goldmark 1945 den bisher rein mechanischen Tonabnehmer elektrifizierte und die Platte aus einem härtbaren Kunststoff aus der Familie der Polyvinylchloride herstellte. Durch die Elektrifizierung der Tonabnahme war ein geringerer Abtastdruck der Nadel notwendig. Dadurch verminderte sich die Abnutzung der Platte und man konnte die Rillendichte entscheidend vergrößern. Schließlich wurde die Spieldauer einer Platte auf zwei mal 30 Minuten vergrößert. Eine weitere Verlängerung der Spieldauer brachte das von Eduard Rhein entwickelte Füllschriftverfahren. Bisher hatte man die Rillen der Tonspur gleichmäßig angelegt. Der Ausschlag der Nadel war aber ungleichmäßig, je größer die Lautstärke, desto größer die Amplitude, sodaß viel Platz zwischen den Rillen ungenützt blieb. Beim Füllschriftverfahren schmiegt sich jede Rille an die vorhergehende an, sodaß gerade so viel Platz zwischen ihnen ist, wie unbedingt notwendig ist. Bei der Stereoschallplatte wird die Musik mit mehreren räumlich verschieden angeordneten Mikrophonen aufgezeichnet, um einen Richtungseindruck der Schallereignisse zu vermitteln. Auf der Stereoschallplatte müssen also zwei Informationen, nämlich für jedes Ohr eine, in einer Rille gespeichert werden. Dies geschieht durch die sogenannte 45°-Flankenschrift, bei der jede Seite (Flanke) der Rille die Information eines Kanals enthält. - 97 - Die Rillenbreite einer Stereoschallplatte beträgt ca. 40 μm, die größte Auslenkungsamplitude der Rille auf der Platte ist bei einem Ton von 1000 Hz etwa 13 μm. Bei der Herstellung einer Schallplatte wird die Musik oder die Sprache zuerst von einem oder mehreren Mikrophonen in elektrische Ströme umgewandelt, verstärkt und zunächst von einem Magnetband aufgezeichnet. Das Band kann leicht an bestimmten Stellen gelöscht und neu bespielt oder zerschnitten und zusammengeklebt werden. Dadurch können künstlerische oder technische Unvollkommenheiten korrigiert werden. (Bergm 1990, 606) Hat man nun das Musikstück endgültig auf einem Band aufgenommen, so überträgt dieses bei der Wiedergabe den im Rhythmus der Töne wechselnden elektrischen Strom nach Verstärkung auf einen Schneidkopf. Dieser bewegt einen Schneidstichel aus Saphir im gleichen Rhythmus hin und her und erzeugt so die Rille auf einer Lackfolie. Die Rille wird dabei vom äußeren Rand zur Mitte geführt. Wichtig ist bei der Aufzeichnung, wie bei der Wiedergabe der Schallplatte die sehr konstante Geschwindigkeit des Plattentellers. Die so erhaltene Folie wird mit einem Silberüberzug versehen. Diese versilberte Folie wird nun in ein galvanisches Bad gehängt und dadurch mit Kupfer überzogen. Die Kupferschicht ist so dick, daß man sie von der Silberfolie ablösen kann. Der Abdruck hat Erhöhungen überall dort wo vorher Vertiefungen waren und umgekehrt. Man nennt ihn „Vater“. Nach einem ähnlichen Verfahren wird vom „Vater“ eine “Mutter“ hergestellt. Hier sind an Stelle der Erhöhungen wieder Rillen. Man kann die Mutter abspielen und tut das auch zur Kontrolle der Qualität. Nun wird wieder ein galvanischer Abklatsch der Mutter hergestellt, der „Sohn“. Er hat wieder Erhöhungen und dient als Preßmatrize. Die Plattenpresse funktioniert ähnlich einem Waffeleisen. Pressmatritze und Kunststoffgranulat werden in eine mit Dampf beheizte Presse eingelegt. Durch die Hitze verflüssigt sich das Kunstoffgranulat. Nach dem Abkühlen und dem Aushärten des Kunststoffes werden noch der Grat an den Rändern abgeschnitten und das Mittelloch gestanzt. Nun ist die Platte fertig. - 98 - Abbildung 5.1.2: Herstellung einer Schallplatte (Pütz 1973, 72) Beim Abspielen einer Schallplatte wird die Saphir oder Diamantnadel in die Rille eingesetzt und von ihr geführt. Die Bewegungen der Nadel werden in elektrische Spannungen umgewandelt. Diese werden verstärkt und vom Lautsprecher in mechanische Schwingungen einer Membran umgewandelt und somit hörbar gemacht. Bei den Stereoschallplatten bewegt die Nadel zwei gleiche elektrodynamische Wandler, für jede Flanke einen. Für die Qualität der Wiedergabe ist die konstante Geschwindigkeit und die Dämpfung des Plattentellers, sowie die Tonarmlagerung von großer Wichtigkeit. Der Tonarm darf nämlich nur sehr leicht auf der Platte liegen, da z.B. schon eine Masse von 5 g an der Nadelspitze wegen der kleinen Fläche einen Druck von mehreren tausend bar erzeugen kann, was leicht zur Zerstörung führen kann. Das Prinzip des Plattenspielers läßt sich sehr schön durch folgenden Versuch veranschaulichen: Benötigte Materialien: 1) alte Schallplatte 2) Plattenspieler 3) Zeichenkarton oder Postkarte 4) Steck- oder Nähnadel 5) Klebeband - 99 - Versuchsanleitung: Aus einem Zeichenkarton bastelt man einen Trichter, den man mit einem Klebeband zusammenklebt. Durch das dünne Kartonende steckt man normal zum Trichter eine dünne Näh- oder Stecknadel. Statt des Trichters kann man die Nadel auch mit einem Klebestreifen auf einer Postkarte befestigen und zwar so, daß die Nadel zu 2/3 ihrer Länge über die Schmalseite der Karte hinausragt. Nun legt man die Schallplatte auf den Plattenteller und läßt ihn rotieren, ohne den Tonarm auf die Rille der Platte zu legen. Setzt man nun die Nadel mit dem Trichter oder dem Karton in die Rille, so kann man die Musik oder Sprache von der Schallplatte hören. Die Vertiefungen in der Schallplatte bringen die Nadel zum Schwingen. Diese Schwingungen werden durch den Trichter oder den Karton verstärkt. - 100 - 5.2. Das Tonband Die Entwicklung der Schallplatte stellte jedoch nicht die einzige Möglichkeit der Aufzeichnung von Sprache dar. Bereits auf der Weltausstellung im Jahr 1900 in Paris wurde ein Gerät zur Aufzeichnung von Schall vorgestellt, das „Telegraphon“. Der Erfinder dieses Gerätes war der dänische Physiker Vlademar Poulsen (1869 – 1942). Bei seinem Gerät zeichnete der Stift eines Elektromagneten die Mikrophonströme durch unterschiedlich starke Magnetisierung eines Drahtes auf. Beim Abspielen glitt der Elektromagnet über den magnetisierten Draht und las so die gespeicherte Information wieder aus. Da die Magnetisierung des Drahtes nur sehr schwach war, war auch die Lautstärke bei der Wiedergabe des aufgezeichneten Schalls sehr leise. Das war auch der Grund, warum sich diese Art der Tonaufzeichnung erst nach Verbesserung der Verstärkertechnik in den 1920er Jahren durchsetzte. Erst durch sie konnte man auch der Verzerrung Herr werden, die bei diesem Verfahren besonders stark ausgeprägt war. Trotz Verstärkertechnik stellte das Grundrauschen der Tonträger und die magnetische Sättigung ein großes Problem dar, denn dadurch wurde der brauchbaren Lautstärkenumfang (Dynamik) beschränkt. Durch Zufall entdeckten jedoch die Physiker Braunmühl und Weber 1940, daß durch Überlagerung des Sprechstroms mit einem hochfrequenten Wechselstrom das Grundrauschen wesentlich herabgesetzt und eine größere Dynamik erreicht werden kann. Zuvor ging man auch von der Verwendung eines Drahtes zur Schallaufzeichnung ab und verwendete statt dessen zuerst Papierbänder, später Kunststoffbänder mit Eisenpulverbeschichtung, danach Kunststoffbänder beschichtet mit magnetischen Oxiden (z.B. Eisenoxid Fe2O3). Die heute am meisten verbreitete und im Wesentlichen die einzige noch verwendete Form der Magnettonaufzeichnung ist die Audiokassette (Abbildung 5.2.1). Bei ihr ist das Tonband in einem flachen Kunststoffbehälter untergebracht. Die Transport- und Führungselemente sowie die Magnetköpfe (Ringmagnet mit Spalt) werden bei Einlegen der Kassette in einen Kassettenrecorder durch Löcher und geeignete Form selbständig an das Band herangeführt. Das Band besteht aus einer Polyvinylchloridfolie (PVC), in die Eisenoxid, Chromdioxid oder Dergleichen eingewalzt sind. Es hat eine Breite von 6 mm, eine Dicke von 50 μm und eine je nach Spieldauer verschiedene Länge (ca. 171 m für eine 2 mal 30 Minuten Kassette). Die Bandgeschwindigkeit beim Aufnehmen oder Abspielen beträgt 9,5 cm/s. - 101 - Abbildung 5.2.1: Die Audiokassette (Meyer 1986, 203) Beim Aufnehmen der Musik oder der Sprache auf das Band wird dieses zuerst durch den Löschkopf entmagnetisiert. Dieses geschieht durch ein hochfrequentes Wechselmagnetfeld (40 kHz bis 80 kHz). Dadurch werden die magnetischen Feldrichtungen der kleinen Eisenoxid-Teilchen statistisch vollkommen durcheinander gebracht. Danach wird das Band dicht am Spalt des Ringmagneten (Breite ca. 7 – 28 μm) des Sprechkopfes vorbeigeführt. Der Magnet wird durch den Wechselstrom des Mikrophonverstärkers im Rhythmus der Musik oder Sprache magnetisiert. Die Feldlinien dicht am Spalt des Magneten erzeugen eine remanente Magnetisierung der Eisenoxid- oder Chromoxidteilchen (siehe Abbildung 5.2.2). So entstehen im Band nacheinander kleine, permanente Stabmagnete mit wechselnder Richtung der magnetischen Feldstärke. Die Länge der kleinen Stabmagnete ist gleich der halben aufgezeichneten Weglänge (Abbildung 5.2.3). (Bergm 1990, 608) - 102 - Abbildung 5.2.2: a) Magnettonband mit Sprechkopf, Hörkopf oder Löschkopf b) Magnetfelder innerhalb und außerhalb eines bespielten Tonbandes (Bergm 1990, 605) a) b) Abbildung 5.2.3: Magnetisierung des Bandes (Meyer 1986, 201) Das Abspielen einer Audiokassete funktioniert umgekehrt wie die Aufzeichnung. Dabei wird das magnetisierte Band am Spalt des Tonkopfes vorbeigezogen und in diesem ein Induktionsstrom hervorgerufen. Die induzierten Wechselströme werden verstärkt und können durch einen Lautsprecher hörbar gemacht werden. - 103 - 5.3. Die Compact Disc (CD) In den 1960er Jahren begann das Zeitalter der Digitaltechnik. Sie ist ein Teilgebiet der Elektronik und beschäftigt sich mit der Erfassung, Darstellung und Speicherung von digitalen Signalen, sowie der Umwandlung von analogen Signalen in digitale Signale mit Hilfe geeigneter elektronischer Bauelemente. Die Entwicklung der CD wurde erst möglich durch die großen Fortschritte bei der Herstellung elektronischer Bauelemente, insbesondere der integrierten Schaltungen. Diese ermöglichten erst die Anwendung der Pulscodemodulation (PCM) in der Nachrichtentechnik und der Unterhaltungselektronik, wie zum Beispiel bei der CD. Bei der Pulscodemodulation werden Töne nicht in Form von Schwingungen dargestellt, sondern die Amplituden der Schwingungen werden abgetastet. (vgl. Kapitel 2.3. Diskrete Fourier – Transformation) Die Abtastung des Signals erfolgt in regelmäßigen kurzen Zeitabständen mit Hilfe einer Sample-and-hold-Schaltung, bei der CD 44100 mal pro Sekunde. Da sich die gewonnenen Abtastwerte viel besser in digitaler Form weiterverarbeiten und speichern lassen, werden sie nicht in der Form unterschiedlich hoher Impulse übertragen bzw. gespeichert, sondern gemäß ihrer Amplitude mit einem Binärcode codiert. Das geschieht mit Hilfe eines Analog-Digital-Wandlers (Abbildung 5.3.1). Abbildung 5.3.1: Schaltungselemente bei der Digitalisierung (Meyer 1986, 65) - 104 - Man muß sich bei der Digitalisierung jedoch auf eine begrenzte Zahl von Amplitudenwerten beschränken, da sonst der Rechenaufwand zu groß wäre, ohne eine Verbesserung der Aufnahme bzw. Wiedergabequalität zu bewirken. Diese Amplitudenwerte werden ja als duale Ziffernfolgen dargestellt. Um nun eine genügend genaue Darstellung der Amplitudenwerte zu erhalten, hat man bei der CD die Ziffernfolge aus Nullen und Einsen auf 16 Stellen (16 Bit) festgelegt. Das heißt es ergeben sich 216 = 65536 mögliche Werte, die die Amplitude annehmen kann. Auf der Compact Disc, ein einseitig bespielter aus metallbeschichteten Kunststoff (Polycarbonat) bestehender scheibenförmiger Tonträger (Durchmesser 120 mm), wird die erhaltene digitale Information unterhalb einer transparenten Kunststoffschicht in Form von mikroskopisch kleinen Vertiefungen, Pits genannt (Länge 0,8 bis 4,6 μm, Breite 0,5 μm, Höhe 0,1 μm und Spurabstand 1,6 μm) gespeichert. Die für die Herstellung wesentlichen Fertigungsstufen sind Mastering, Galvanisieren, Pressen, Metallisieren, Lackieren, Stanzen und Drucken. Beim Mastering wird eine kreisrunde Glasscheibe, die mit einem lichtempfindlichen Material beschichtet ist von einem Laserstrahl mit dem Muster der vom PCM-Verfahren erhaltenen Informationen von Innen nach Außen belichtet (Glas-Vater). Nach dem Wegätzen der belichteten Teile wird die Scheibe mit Silber beschichtet (Metall-Vater). Ähnlich wie bei der Schallplatte wird dann galvanisch vom Metallvater ein Negativabbild hergestellt (MetallMutter). Von diesem wiederum werden nach dem gleichen Verfahren mehrere Matrizen (Söhne) hergestellt, die als Preßform beim automatischen Pressen der CD dienen. Die CD wird durch Spritzgießen des geschmolzenen Kunststoffes in die vorgesehene Form und anschließendes Pressen hergestellt. Dieser Prozeß muß in einem völlig staubfreien Raum erfolgen, da Staubeinschlüsse oder Blasen in der Platte den Laserstrahl beim Auslesen der Information ablenken würden. Nach dem Pressen wird die Kunststoffplatte im Vakuum mit Aluminium beschichtet, um sie reflektierend zu machen. Um nun die CD vor mechanischen Einwirkungen, wie Kratzern oder Ablagerung von Staubkörnern, die die Klangqualität beeinträchtigen könnten, zu schützen, werden sie mit einem durchsichtigen Schutzlack versehen. Danach wird noch das Mittelloch eingestanzt. - 105 - Abbildung 5.3.2: Herstellungsprozeß einer CD (Meyer 1986, 207) Beim Abspielen der Compact Disc wird die Information berührungslos mittels eines fokusierten Lichtstrahls eines Halbleiterlasers (Gallium Arsenid Diodenlaser) ausgelesen. Dabei wird die Umdrehungszahl des CD-Tellers elektronisch so geregelt, daß die Datenleserate konstant ist, egal ob die Information am inneren oder äußeren Rand ausgelesen wird. Der Laserstrahl wird mit Hilfe einer Linsen gebündelt und läuft anschließend durch das Polarisationsprisma, das den hinauflaufenden vom reflektierten Laserstrahl trennt. Die Trennung wird durch die phasendrehende Eigenschaft eines λ/4-Plättchens unterstützt. Danach wird er über ein System von Spiegeln senkrecht auf die CD geleitet. Ein Fokussierungs-Linsensystem verengt ihn dabei so, daß er beim Auftreffen auf die CDOberfläche nur etwa 0,8 mm breit ist. An der Oberfläche der CD wird der Strahl gebrochen. Der Grund dafür ist, daß der Lichtbrechungsindex von 1,55 des Trägermaterials höher ist als der von Luft mit 1,0. Die Brechung des Strahls bewirkt eine Bündelung von 0,8mm Breite an der CD-Oberfläche auf 1,7 µm, wenn er auf die Datenspur trifft (Abbildung 5.3.3). Das entspricht ungefähr der dreifachen Breite eines Pits. Auf Grund dieser Eigenschaft des Trägermaterials wirken sich kleine Kratzer oder Staubpartikel auf der CD-Oberfläche kaum aus. Trifft nun der Laserstrahl auf ein Pit, muß er wegen der Pittiefe eine längere Strecke zurücklegen als bei der glatten Stelle (Land). Die Differenz beträgt zwei mal die Pittiefe, das entspricht etwa der halben Wellenlänge des Laserstrahls. Dadurch löschen sich die von Pits und den glatten Stellen reflektierten Strahlen (Abbildung 5.3.4) - 106 - durch Interferenz teilweise aus. Dabei repräsentieren nicht die Pits und Lands direkt die Nullen und Einsen. Vielmehr ist es jede Pitecke, egal ob steigend oder fallend, die eine Eins repräsentiert. Alle Gebiete dazwischen, egal ob innerhalb oder außerhalb eines Pits stellen Nullen dar. Der auf diese Art modulierte Laserstrahl wird nun auf eine Photodiode geleitet und erzeugt dort bei jedem Übergang eines Pits zur glatten Stelle und umgekehrt einen Spannungsimpuls. Die Photodiode wandelt also Lichtimpulse in digitale elektrische Signale um, aus denen in einem Digital-Analog-Wadlern wieder das ursprüngliche Signal rekonstruiert wird. Dieses wird verstärkt und über Lautsprecher hörbar gemacht. Abbildung 5.3.3: Bündelung des Laserstrahls durch Brechung an der CD-Oberfläche (Pohlm 1992, 55) Abbildung 5.3.4: Auslöschung des Laserstrahls beim Auftreffen auf ein Pit (Pohlm 1992, 56) - 107 - Abbildung 5.3.5: Das Optoelektronische Abtastsystem eines CD-Players (Meyer 1986, 207) Manchmal sind die Daten auf der CD nicht mehr vollständig lesbar, etwa aufgrund von großen Kratzern. In so einem Fall braucht man Verfahren, um diese Fehler aufzuspüren und sie dann mittels vorhandener Daten zu rekonstruieren. Das beste Verfahren zur Fehlererkennung ist das Hinzufügen von Paritätsbits zu den aufgenommenen Nutzdaten. Dabei wird etwa zu jedem Daten-Byte, 14 Daten-Bits stellen auf der CD ein Byte dar, noch ein Bit mitgespeichert. Der Wert dieses Bit, es heißt Paritätsbit ist 0, wenn die Anzahl der Einsen im Daten-Byte gleich Null oder eine gerade Zahl ist. Sonst nimmt das Paritätsbit den Wert 1 an. Wird nun ein Bit falsch gelesen, kann dieser Fehler erkannt werden. Durch die Verwendung mehrerer Paritätsbits, die aus verschiedenen Kombinationen der Nutzdaten gebildet werden, kann man fehlerhafte Bits genau lokalisieren, sodaß auch eine Korrektur möglich ist. Mit Hilfe einer Tabelle sieht man sehr gut, welches Bit fehlerhaft ist. Erhält man zum Beispiel statt der Ziffernfolge 0011 die Ziffernfolge 011, so zeigen die Paritätsbits den Fehler im zweiten Bit an (Abbildung 5.3.5). Dieses Verfahren läßt sich beliebig verfeinern, aber mit steigender Fehlererkennungsrate steigt auch die zu übertragende Datenmenge auf Grund der größer werdenden Anzahl der Paritätbits. - 108 - Abbildung 5.3.6: Fehlerkorrektur durch Paritätsbits (Pohlm 1992, 64) Wie man sieht können durch dieses Verfahren einzelne Fehler, wie falsch abgebildete Bits, leicht erkannt und korrigiert werden. Treten jedoch Fehler in aufeinander folgenden Gruppen auf, spricht man von Flächenfehlern oder Bursts. Flächenfehler kommen bei CDs oft vor, etwa in Form von Kratzern oder Staubpartikeln. Bei Flächenfehlern ist der Korrekturaufwand wesentlich größer, sie werden durch sogenanntes Interleaving korrigiert. Dabei werden die Daten vor der Aufzeichnung so umverteilt, daß aufeinander folgende Werte auf dem Speichermedium niemals benachbart sind (vergleichbar mit dem Mischen von Spielkarten). Beim Lesen werden nun die Daten wieder in ihre ursprüngliche Reihenfolge gebracht (De-Interleaving). Tritt nun ein Flächenfehler auf dem Medium auf, werden die Daten durch das De-Interleaving so umverteilt, daß daraus mehrere Einzelfehler entstehen, die mit Hilfe von Paritätsbits korrigiert werden können (Abbildung 5.3.6). - 109 - Abbildung 5.3.6: Schema der Fehlerkorrektur mittels Interleaving (Pohlm 1992, 66) Die Verfeinerung dieser Technik nennt man Cross Interleaving. Bei diesem Verfahren werden die Daten mehrere Male in kürzeren als auch in längeren Intervallen umverteilt. Bei der CD werden das Paritätsprüfverfahren zur Feststellung und Korrektur der Einzelfehler und das Interleavingverfahren zur Umwandlung von Flächenfehler in Einzelfehler kombiniert verwendet. Dieser Fehlererkennungs- und Fehlerkorrekturcode heißt Cross Interleave ReesSolomon Code (CIRC). Fehler, die trotz CIRC nicht korrigierbar sind, könnten bei Audio-CDs hörbare Knackgeräusche erzeugen. Um dem vorzubeugen, sind in Audio-CD-Spielern Verdeckungsschaltungen eingebaut, die den nicht eindeutig lesbaren Wert bei der Wiedergabe ausblenden. Fehlende Werte können manchmal auch durch Interpolation der Nachbarstellen oder durch den vorigen Wert ersetzt werden. Meist sind durch solche Maßnahmen, die durch spezielle elektronische Schaltungen verwirklicht werden, auch die unbehebbaren Fehler für den Hörer nicht wahrnehmbar. - 110 - 5.4. MPEG Audio Layer-3 (MP3) Was ist MP3? MP3 steht als Abkürzung für das Audiokomprimierungsverfahren MPEGLayer-3. MPEG (Moving Picture Experts Group) ist eine Organisation, die Standards für die Kompression von Film und Audiodaten entworfen hat. Die Idee der Komprimierung von Audiodaten ist nicht neu, hat aber mit der Verbreitung des Computers eine rasante Entwicklung durchgemacht. Bereits seit über 20 Jahren wird an Kompressionsalgorithmen für Audiosignale gearbeitet. Der Idee lag ursprünglich der Wunsch zu Grunde, Musik über die Telefonleitung zu übertragen. Da aber im Standardformat, indem digitale Audiosignale normalerweise gespeichert werden, die Datenmenge sehr groß ist, das nachfolgende Rechenbeispiel verdeutlicht dieses, ist eine Online-Übertragung hier nicht sinnvoll zu bewerkstelligen. Für unkomprimierte Audiodatein auf der CD gilt folgendes: Die Samplefrequenz beträgt 44100 Hz . Die Auflösung ist 16 bit und man hat ein Stereosignal. Das heißt, das Signal wird 44100 mal pro Sekunde abgetastet, jedem Abtastwert wird ein 16-Bit-Wert zugeordnet und das ganze geschieht zweimal (Stereo), für jeden Kanal einmal. Insgesamt gibt das für eine Sekunde eines Stereo-Audiosignals eine Datenmenge von: 44100s-1ּ16Bitּ2 ≈ 1411200 Bit/s. Das entspricht 176 400 Byte/s (8 Bit = 1 Byte) bzw. ~ 172,266 KB/s. (In der Informationstheorie bedeutet die Vorsilbe Kilo (K) eine Multiplikation mit 210 = 1024. Dementsprechend sind auch 1024 KB = 1 MB.) Bei MP3 genügt laut Angaben des Fraunhofer Institutes für Integrierte Schaltungen bereits eine Bitrate (Bitrate = Datenmenge / Sekunde) von 112 bis 128 Kbit/s, um CD-Qualität zu erreichen. Das heißt, bei der Verwendung dieser Bitrate kann mit Hilfe dieses Komprimierungsverfahrens die Datenmenge ca. um das 10 bis 12 Fache reduziert werden. Damit lassen sich auf einer CD ca. 10 Stunden Musik im MP3 – Format unterbringen. Bei niedrigeren Datenraten ist natürlich die Kompressionsrate größer, jedoch ist auch die Qualität der Klangwiedergabe geringer. Die folgende Abbildung zeigt Qualitätsstufen von MP3 laut Angaben des Fraunhofer Institutes. - 111 - Abbildung 5.4.1: Qualitätsstufen von MP3 Klangqualität Modus Bitrate Kompressionsrate Telefon mono 8 KBit/s 96:1 besser als KW-Radio mono 16 KBit/s 48:1 besser als MW-Radio mono 32 KBit/s 24:1 ähnlich UKW-Radio stereo 56 bis 64 KBit/s 26 bis 24:1 annähernd CD stereo 96 KBit/s 16:1 CD-Qualität stereo 112 bis 128 KBit/s 14 bis 12:1 Die Komprimierung von Musikdaten im MP3 Format ist also durchaus sehr groß. Wie kommt es jedoch dazu, daß mit weniger Daten eine fast gleich gute Wiedergabequalität eines Musikstückes erreicht werden kann? Im Wesentlichen nutzt man dazu die besonderen Eigenschaften des menschlichen Ohres aus. Man filtert aus einem Audiosignal alle überflüssigen Komponenten heraus. Zuerst überführt man das zu kodierende Audiosignal mit Hilfe einer modifizierten diskreten Cosinus-Transformation vom Zeit- in den Frequenzbereich. Mit Hilfe von Filterbänken, die den Eigenschaft des menschlichen Gehörs angepaßt sind, wird nun das Signal in Frequenzbänder aufgespalten. Dabei geschieht bereits eine Dezimierung der Abtastwerte. Nun wird das in Bänder zerlegte Signal durch den MP3Encoder, das ist ein Programm zur Komprimierung digitaler Audiodaten, gemäß einem Psychoakustischen Modell auf verzichtbare Frequenzen untersucht. Es werden alle Frequenzkomponenten eliminiert, die aufgrund der Eigenschaften des Gehörs nicht wahrgenommen werden können. Der wichtigste psychoakustische Effekt, der hier Anwendung findet, ist die Verdeckung, auch Maskierung genannt (vgl. Kapitel 3.4). Für jeden Ton eines Audiosignals wird eine Verdeckungsschwelle errechnet. Liegt ein anderer Ton unter dieser Verdeckungsschwelle, so wird er durch den lauteren Ton verdeckt und bleibt somit unhörbar. Er ist daher auch für den Höreindruck irrelevant und kann daher vom MP3Encoder entfernt werden. Abbildung 5.4.2 zeigt eine Verdeckungskurve. Man erkennt hier also, daß für die Qualität des Komprimierungsverfahren im Wesentlichen die Qualität des psychoakustischen Modelles, das verwendet wird, maßgebend ist. - 112 - Abbildung 5.4.2: Verdeckungskurve (Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen) Neben dieser Möglichkeit der Datenreduktion werden auch noch verschiedene algebraische Möglichkeiten genutzt, um die Datenmenge zu verkleinern. So wird zum Beispiel ein bei der Abtastung erhaltenes Signal durch ein 16 Bit großes Sample dargestellt. Es sind jedoch nicht immer alle 16 Bit nötig, um den Pegel darzustellen. Daher kann man zum Beispiel die voranstehenden Nullen eines Samples weglassen. Das Sample 0000001011100101 ergibt also nur mehr 1011100101. Zum Rekonstruieren des Original-Samples aus dem zurechtgestutzten Sample benötigt der Decoder zwei Angaben: Den Skalierungsfaktor, er beschreibt an welcher Stelle die verbliebenen Bits des Samples sich im ursprünglichen Zustand befunden haben und die Bit-Allocation, sie enthält die Information, wie viele Bits im Sample verblieben sind. Würde man das jetzt für jedes Sample durchführen, ergebe es nicht viel Ersparnis, daher teilen sich je zwölf Samples diese Werte. Ein weiteres Beispiel für einen Datenreduktionsalgorithmus, der bei MP3 Verwendung findet, ist die Huffman-Kodierung. Bei diesem Algorithmus erhalten häufig auftretende Werte eine kurze Bitfolge, weniger oft auftretende Werte eine lange Bitfolge. Natürlich muß der Algorithmus dazu zuerst die Verteilung innerhalb der zu komprimierenden Daten ermitteln. Um die Bitfolge den Werten zuordnen zu können erstellt man einen sogenannten HuffmannBaum. Man beginnt dabei mit den zwei seltensten Werten und ordnet ihnen eine 0 bzw. eine 1 zu. Jetzt faßt man diese beiden Werte zusammen und nimmt die zwei nächst häufigen Werte und ordnet dem größeren wieder eine 1 und dem kleineren eine 0 zu. Diesen Vorgang wiederholt man, bis nur noch ein Wert übrig ist. - 113 - Man erhält dadurch eine Baumstruktur, an Hand derer die Kodierung erfolgt. Jede Rechtsverzweigung wird dabei durch eine 1 und jede Linksverzweigung durch eine 0 gekennzeichnet. So bekommt zum Beispiel in Abbildung 5.4.3 der weniger häufige Wert 4 die Bitfolge 010, während dem am Häufigsten vorkommenden Wert 6 nur 1 zugeordnet wird. Abbildung 5.4.3: Der Huffmann-Baum 3 1 Häufigkeit Wert 6 2 8 3 13 4 16 5 42 6 88 : * 0 0 0 42 : 6 17 : * 8:3 0 46 : * 29 : * 9:* 3:1 1 6:2 0 13 : 4 1 1 16 : 5 1 1 Um diese auf verschiedenen Wege komprimierten Daten auslesen zu können, benötigt man einen Decoder. Er hat die Aufgabe aus den kodierten spektralen Bestandteilen ein Audiosignal zu synthetisieren. Dieses Audiosignal unterscheidet sich natürlich von dem vor der Kompression, es klingt aber gleich. - 114 - Literaturverzeichnis (1) (Bergm 1990) Bergmann, Schäfer: Lehrbuch der Experimentalphysik: Mechanik, Akustik, Wärme; Walter de Gruyter, Berlin – New York 1990 (2) (Berke 1989) Berkeley: Physikkurs 3, Schwingungen und Wellen; Vieweg & Sohn, Braunschweig – Wiesbaden 1989 (3) (Brigh 1982) Brigham Oran E.: FFT Schnelle Fourier – Transformation; R. 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Oktober 1976, Eisenstadt Ausbildung 1982 – 1986: Volksschule in Oggau 1986 – 1994: Bundesoberstufenrealgymnasium mit Schwerpunkt Musikerziehung in Eisenstadt – Matura 1993 – 1995: Kapellmeister Lehrgang am Joseph HaydnKonservatorium Eisenstadt 1994 – 1999: Instrumental (Gesangs-)pädagogikstudium auf der Klarinette mit Schwerpunkt Musikalische Früherziehung am Joseph Haydn-Konservatorium Eisenstadt – Abschluß mit Auszeichnung 1995 – 2002: Physik und Mathematik Lehramt Studium an der Universität Wien 1999 – laufend: Klarinettenstudium am Joseph HaydnKonservatorium Eisenstadt Berufserfahrungen Pädagogische Erfahrung Vertretungslehrer an der Zentralmusikschule Oberpullendorf Privatlehrer für Klarinette und Blockflöte Nachhilfelehrer für Physik und Mathematik Ferialpraxis bei der Post Jugendreferent und Kapellmeister Stellvertreter im Musikverein Oggau Bezirksjugendreferent des Burgenländischen Blasmusikverbandes Dozent bei Jungbläsertagen des Burgenländischen Blasmusikverbandes Prüfer bei Jungbläserleistungsabzeichen des Österreichischen Blasmusikverbandes Hobbies Mitglied im Kammerorchester Joseph Haydn Eisenstadt Musiker in der Jungen Philharmonie Wien Sportliche Betätigung: Geländelauf, Squash, Skifahren, Schwimmen Wien, 4. Juni 2002 - 118 -