Kognition, Sprache und Gedächtnis

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Kognition, Sprache und Gedächtnis
Katharina Fischer und Anja Thonemann
1 Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
2 Kognitive Einheiten und Strukturen im LZG
2.1 Konzepte und Wortbedeutungen
2.2 Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
1 Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
2 Kognitive Einheiten und Strukturen im LZG
2.1 Konzepte und Wortbedeutungen
2.2 Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Kognition (lat. cognoscere: erkennen,
erfahren, kennen lernen): Erkenntnis; das
Denken in einem umfassenden Sinne
- Kognitionsforschung: Über welches Wissen
verfügt der Mensch, und wie benutzt er dieses
Wissen, um so komplexe Leistungen wie
Denken, Sprechen und Handeln vollziehen zu
können?
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Wissen: Menge aller Informationen, die ein
Mensch intern gespeichert hat; statische
Ansammlung von Erfahrungsinhalten +
Fähigkeit, auf diesen Inhalten zu operieren
- Grundannahme der Kognition: Wir stellen
die uns umgebende Welt auf eine spezifische
Art mental dar
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Kognitive Kompetenz: Strukturelles /
deklaratives (Wissen, dass…) + prozedurales
Wissen (Wissen, wie…)
- Prozedur: Programme, die im
Kognitionssystem gespeichert sind ,
Voraussetzungen für tatsächliche
Realisierungsmechanismen
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Prozesse: in der Zeit aktuell ablaufende
Vorgänge→ Realisierungen von Prozeduren
- Gedächtnis: eine Art kognitiver
Aufbewahrungsort für menschliches Wissen,
ein komplexes System kognitiver Funktionen
- Gedächtnismodelle als Mehr-SpeicherModelle
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Atkinson/ Shiffrin: sequentieller
Informationsverarbeitungsvorgang (UKZG →
KZG → LZG)
- Ultrakurzzeitgedächtnis (UKZG):
modalitätsspezifischer Rezeptor +
kurzfristiger Speicher
→Bewusstseinsschwelle: bewusste
Wahrnehmung eines Reizes
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Kurzzeitgedächtnis (KZG): Informationen
werden bewusst + als momentan präsent
gespeichert →Gedächtnisspanne:
beschränkte Anzahl von Speicherzellen
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- Chunking: Organisationsprozesse, die die
Kapazität des KZG erweitern
- Langzeitgedächtnis (LZG): PermanenzSpeicher des Wissens des Menschen,
Repräsentation des gesamten Weltwissens in
Form von Konzepten + konzeptuellen
Schemata
- LZG determiniert, was als Chunk verarbeitet
wird→ enger Zusammenhang von LZG +
KZG
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
→ Allgemeine Lernprozesse: Je strukturierter
und umfassender ein Wissensbereich im LZG
ist, desto leichter lassen sich neue Infos zu
diesem Gebiet lernen→ KZG als Ausschnitt
des LZG
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
Zwei funktional verschiedene
Wissenssysteme im LGZ:
- semantisches Gedächtnis: allgemeines,
kategoriales Wissen (+ mentales Lexikon)
- episodisches Gedächtnis: Informationen
über persönliche Erfahrungen
(autobiographisches Gedächtnis);
Speicherung von Ereignissen in räumlichzeitlichen Zusammenhängen
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
→ Allgemeines + spezifisches Wissen
interagieren ständig miteinander
→ Zusammenspiel aller
Gedächtniskomponenten→ Effektivität +
Effizienz unseres Denkens, Sprechens +
Handelns
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
Repräsentation von Wörtern im
Gedächtnis
- Untersuchungen zum semantischen
Gedächtnis: Wie werden die Bedeutungen
von Wörtern langfristig gespeichert? Wie
werden diese Bedeutungen zur Bewältigung
kognitiver Probleme genutzt?
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- prozessorientierte Forschungsrichtung:
Vorgang des lexikalischen Zugriffs auf das im
LZG gespeicherte Wissen: Wie werden die
Wortinfos beim Sprachverarbeitungsprozess
aktiviert + abgerufen?
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
- mentales Lexikon: Teil des LZG, mentale
Repräsentation der Wörter einer Sprache:
phonologische/ graphemische Repräsentation,
Angaben über syntaktischen Rahmen +
semantische Bedeutung→ Nahtstelle formaler
+ inhaltlicher Strukturbildung
Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
→offene Probleme im Bereich „Sprache +
Gedächtnis“, aber enger Zusammenhang
von Gedächtnisorganisation, kognitiver
Strukturbildung + sprachlicher
Informationsverarbeitung
1 Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
2 Kognitive Einheiten und Strukturen im LZG
2.1 Konzepte und Wortbedeutungen
2.2 Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
Konzepte und Wortbedeutungen
Kernannahme der Kognitionsforschung:
- Die im Gedächtnis gespeicherten kognitiven
Strukturen repräsentieren die äußere Welt.
Woraus setzen sich die kognitiven
Strukturen zusammen?
- Die elementaren Einheiten der strukturellen
Kognition sind die Konzepte.
Konzepte und Wortbedeutungen
Konzepte:
- Haben die Funktion, Wissen über die Welt zu
speichern
- Durch sie organisieren Menschen die riesige
Menge an Informationen, sodass ein
effektives Handeln und Verstehen möglich ist
Konzepte und Wortbedeutungen
Prinzip der Identität
- Lässt uns ein Objekt zu unterschiedlichen
Zeitpunkten und in unterschiedlichen Räumen
als ein und dieselbe Entität erkennen
Prinzip der Äquivalenz
- Lässt uns zwei Objekte aufgrund ihrer
gemeinsamen Eigenschaften als zwei
Entitäten, die beide Exemplare derselben
Klasse sind, erkennen
Konzepte und Wortbedeutungen
- Konzepte ergeben sich nicht einfach aus der
Addition einzelner Exemplare.
- Sie entstehen durch Abstraktion von
Objekten, deren gemeinsamen Merkmale
extrahiert werden.
- Durch die gemeinsame Speicherung dieser
Merkmale werden Kategorien gebildet.
Konzepte und Wortbedeutungen
Konzepte und Wortbedeutungen
- Die Übergänge zwischen Konzepten sind oft
fließend und exakte Kategorisierungsurteile
meist gar nicht möglich.
Konzepte und Wortbedeutungen
- Es stellen nicht alle Vertreter einer
bestimmten Kategorie gleich gute Instanzen
dieser Kategorie dar.
• In unseren Breitengraden ist das Rotkehlchen ein
besserer Vertreter der Kategorie VOGEL als ein
Kolibri oder Strauß.
Konzepte und Wortbedeutungen
- Es gibt Abstufungen innerhalb der
Typikalitätseinschätzungen
• Rotkelchen
typischer als
typischer als
Pinguin
Huhn
typischer als
Strauß
Konzepte und Wortbedeutungen
- Es gibt eine interne Struktur von
Kategorien, bestehend aus Prototypen und
peripheren Mitgliedern
→Kern von typischen Merkmalen und
Grenzbereich mit weniger zentralen
Attributen
Konzepte und Wortbedeutungen
Horizontale Dimension
- Bestimmt die Relation der Vertreter auf einer
Abstraktionsebene zueinander
Vertikale Dimension
- Die Entität Dackel wird gleichermaßen als
Dackel, Hund, Tier und Lebewesen
klassifiziert
Konzepte und Wortbedeutungen
Abstrakt:
Basisebene:
Konkret:
Tier
Vogel
Amsel
Pflanze
Baum
Fichte
Basiskonzepte zeichnen sich dadurch aus,
dass sie bei einem höchstmöglichen
Abstraktionsgrad noch eine bildhafte
Repräsentation im Bewusstsein zulassen.
Konzepte und Wortbedeutungen
Relation zwischen Bedeutungen und
Konzepten
- Wortbedeutungen sind sprachlich relevante
Ausschnitte von konzeptuellen Domänen
- Bedeutungen sind versprachlichte Konzepte,
d.h. mentale Inhalte mit einer verbalen
Formrepräsentation versehen
- Bedeutungen werden somit nur als spezifische
Selektionen von enzyklopädischen
Wissenselementen abgegrenzt
Konzepte und Wortbedeutungen
- Semantische Lexikoneinträge repräsentieren
Teile aus Konzepten
- Enzyklopädische Komponenten:
• Wasserstoff-Sauerstoff-Verbindung, H2O,
gefriert bei 0°C und siedet bei 100°C
Konzepte und Wortbedeutungen
- Die Grenze zwischen semantischem und
konzeptuell-enzyklopädischem Wissen ist
fließend
- Im mentalen Lexikon sind semantische und
konzeptuelle Repräsentationen direkt
miteinander verknüpft
1 Gedächtnisfunktionen und mentales Lexikon
2 Kognitive Einheiten und Strukturen im LZG
2.1 Konzepte und Wortbedeutungen
2.2 Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
- Konzepte sind im Gedächtnis nicht isoliert
abgespeichert, sondern sie sind durch
verschiedene Relationen miteinander
verknüpft
- Sie sind hierarchisch aufgebaut
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
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Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
Schemata:
- Strukturierte Wissensbereiche im LZG
- Menschen speichern im LZG mentale
Repräsentationen über Bereiche ihrer Umwelt
und ihrer eigenen Person
- Schemata stellen komplexe
Wissensstrukturen dar, welche die
Erfahrungen repräsentieren, die ein Mensch
im Laufe seiner Lebens macht
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
- Schemata sind Voraussetzung und auch
zugleich Ergebnis aller Informationsprozesse
- Ihre konzeptuellen Einheiten bestehen aus
Variablen
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
Bsp. GEBEN-Schema
VARIABLE X (GEBER), Y (EMPFÄNGER)
und Z (GABE)
→ Martin gibt Birgit das Buch.
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
- Da Schemata flexibel angelegt sind, können
sie auch Informationen verarbeiten, die von
normalen Objekten und Zuständen abweichen
oder lückenhaft wahrgenommen werden.
- Alle fehlenden Informationen werden
aufgrund unseres Schema-Wissens inferiert,
so dass auch eigentlich unvollständige
Textsequenzen mühelos verstanden werden.
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
Bsp.
„Jürgen besuchte ein Restaurant in Tunis. Der
Kellner erhielt ein großzügiges Trinkgeld.“
Komplexe Organisationseinheiten: Schemata
- Die Schema-Theorie spielt besonders in der
Kognitiven Textwissenschaft eine wichtige
Rolle bei dem Versuch, zu erklären, welchen
Einfluss konzeptuelles Weltwissen auf den
Prozess der sprachlichen Verarbeitung hat.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
Literatur: Schwarz, M.: Einführung in die
kognitive Linguistik. 3. Auflage. 2008.
S. 99-119.
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