Analysis 2, 4. UE-Test, Gruppe B 1. Beispiel: Berechnen Sie für die Funktion g(z) = Z g(z) dz, z z+1 + z z−i γ wobei γ : [0, 2π] → C mit γ(t) = i + 12 exp(it). Skizze! Begründen Sie Ihre Antwort! Lösung: Die Funktionsvorschrift des Weges γ beschreibt einen Kreis mit Mittelpunkt i und Radius 12 , der im positiven Sinn (=gegen den Uhrzeigersinn) durchlaufen wird und Anfang- und Endpunkt bei 12 + i hat. Wir schreiben nun Z Z Z z z dz + dz g(z) dz = γ z −i γ γ z +1 und betrachten die beiden Integrale getrennt voneinander, wobei wir g1 (z) := z definieren. z+1 R z Auf γ z−i dz wollen wir die Cauchysche Integralformel anwenden. Um die Notation wie im Skriptum (Satz 11.8.9) beizubehalten, definieren wir D := C, f : D → C, z 7→ z, w := i und ρ := 12 . Die Bedingung Kρ (w) ⊆ D ist dann klarerweise erfüllt, und der Weg γρ aus dem Satz ist genau unser gegebener Weg γ. Da jetzt i ∈ Uρ (w) = U 1 (i) gilt, folgt mit der Cauchyschen 2 Integralformel Z Z f (ζ) ζ 1 1 i = f (i) = dζ = dζ, 2πi γ ζ − i 2πi γ ζ − i was unmittelbar Z γ z dz = −2π z−i impliziert. R Auf γ g1 (z) dz werden wir den Satz von Morera anwenden. Man beachte dazu, dass die Funktion g1 als Zusammensetzung holomorpher Funktionen auf C\{−1} holomorph ist. Das Gebiet U1 (i) ⊆ C\{−1} ist einfach zusammenhängend, und somit folgt aus Satz 11.8.12 Z g1 (z) dz = 0 γ̃ für alle geschlossenen, achsenparallelen Polygonzüge γ̃, die ganz in U1 (i) verlaufen. Wegen Korollar 11.8.7 gilt dann auch Z g1 (z) dz = 0, γ 1 da der Weg γ auf U1 (i) homotop ist zu beispielsweise dem Polygonzug, der entsteht, wenn man dem Kreis U 1 (i) ein Quadrat mit achsenparallelen Kan2 ten umschreibt (und den Weg dann entsprechend parametrisiert). Insgesamt erhalten wir also Z Z Z z z g(z) dz = dz + dz = 0 − 2π = −2π. γ γ z +1 γ z −i 2. Beispiel: Seien X = {1, 2, 3, 4} und Y = {17, 18}. Weiters sei Y mit der diskreten Topologie TY = P(Y ) versehen, und seien T1 := {∅, {1, 3}, {2, 4}, X} sowie T2 := {∅, {2}, {1, 3}, X}. Schließlich sei f : X → Y gegeben durch f (n) = 17 + [ n−1 ] (Gaußklammer)! 2 Sind T1 , T2 Topologien? Warum bzw. warum nicht? Für das bzw. die Tj , welche eine Topologie ist bzw. Topologien sind, gebe man an, ob f : (X, Tj ) → (Y, TY ) stetig ist! Begründung! Bestimmen Sie auch den Abschluss von {3} bzgl. Tj ! Schließlich gebe man den Umgebungsfilter U(1) von 1 bzgl. Tj und eine möglichst kleine Filterbasis von U(1) an! Lösung: Wir prüfen die drei Axiome für T1 nach: (O1) ist laut Definition erfüllt, da ∅ und X in T1 liegen. Das Axiom (O2) gilt auch, da {1, 3}∩{2, 4} = ∅, der Schnitt jeder offenen Menge mit der leeren Menge immer leer ist und der Schnitt jeder Menge mit X wieder die Menge selbst ergibt. (O3) gilt nach ähnlichen Argumenten, wobei man hier {1, 3} ∪ {2, 4} = X beachte. Somit ist T1 eine Topologie. Das Mengensystem T2 ist hingegen keine Topologie, da wegen {2} ∪ {1, 3} = {1, 2, 3} ∈ / T2 das Axiom (O3) verletzt ist. Man beachte, dass wir somit für den Rest der Aufgabe die Menge T2 nicht weiter beachten müssen, da (X, T2 ) keinen topologischen Raum darstellt! Als nächstes wollen wir die Stetigkeit nachprüfen: Nach Satz 12.3.5 ist die Stetigkeit der Funktion f äquivalent dazu, dass f −1 (O) ∈ T1 für jede offene Menge O ∈ TY (d.h. also, dass die Urbilder von offenen Mengen wieder offen sind). Es gilt aber nach Definition der Funktion f , dass f −1 ({17}) = {1, 2} ∈ / T1 , womit f nicht stetig ist. Der Abschluss von {3} ist nach Lemma 12.2.4 die kleinste abgeschlossene Obermenge, die {3} umfasst. Im topologischen Raum (X, T1 ) sind die abgeschlossenen Mengen gegeben durch A = T1 , was man unmittelbar durch Komplementbildung von den offenen Mengen einsieht. Somit kommen als Obermengen von {3} nur die Mengen {1, 3} und X in Frage. Da X allerdings eine echte Obermenge der Menge {1, 3} ist, ist {1, 3} daher die kleinste abgeschlossene Obermenge, die {3} enthält, und daher folgt {3} = {1, 3}. Alternativ kann man auch Definition 12.2.3 verwenden und den Durchschnitt über alle abgeschlossenen Obermengen von {3} bilden. Damit folgt ebenfalls 2 {3} = {1, 3} ∩ X = {1, 3}. Der Umgebungsfilter U(1) von 1 bzgl. T1 ist definiert als die Menge aller Umgebungen von 1, wobei U Umgebung von 1 heißt, wenn es eine offene Menge O ∈ T1 gibt mit 1 ∈ O ⊆ U . Somit sieht man sofort, dass alle Obermengen von {1, 3} die gesuchten Umgebungen sind, was U(1) = {{1, 3}, {1, 2, 3}, {1, 3, 4}, X} zeigt. Ein Mengensystem B ⊆ U(1) heißt Filterbasis von U(1), wenn man zu jeder Menge U ∈ U(1) ein B ∈ B findet, sodass B ⊆ U . Somit ist klarerweise B := {{1, 3}} eine Filterbasis von U(1), da {1, 3} ∈ U(1) und {1, 3} ⊆ U für alle Umgebungen U ∈ U(1). Als einelementige Filterbasis ist diese natürlich auch die kleinstmögliche, da eine Filterbasis nicht leer sein darf. 3