Prof. Dr. Ulrich Schwalbe/Dr. Tone Arnold Wintersemester 2002/03 Klausur zur Vorlesung Informationsökonomik Die Klausur besteht aus drei Vorfragen und drei Hauptfragen, von denen jeweils zwei zu beantworten sind. Sie haben für die Beantwortung 90 Minuten Zeit. Verwenden Sie auf eine Vorfrage nicht mehr als 10 Minuten. Es sind keine Hilfsmittel zugelassen. Viel Erfolg! Vorfragen Aufgabe 1 (Theorie der Firma) In ihrer Kritik an der neoklassischen Theorie der Firma formulieren Coase und Williamson das Konzept der Transaktionskosten. Welche Arten von Transaktionskosten unterscheiden Coase und Williamson (sowohl innerhalb einer Firma als auch zwischen Firmen)? Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen den Transaktionskosten und der optimalen Firmengrösse nach Coase. Aufgabe 2 (Moral Hazard) Skizzieren Sie kurz das Problem des Moral Hazard, das sich ergibt, wenn der Principal die Anstrengung des Agent nicht beobachten kann. Welche zwei Bedingungen muss ein anreizkompatibler Vertrag erfüllen, und was besagen diese? Unter welcher Bedingung nimmt der Lohn im Ergebnis zu? Welches Problem ergibt sich, wenn der Agent mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen hat? Aufgabe 3 (Adverse Selektion) Angenommen, Firmen konkurrieren auf einem Wettbewerbsmarkt um Arbeiter. Der Typ (die Effizienz) eines Arbeiters ist dessen private Information. Charakterisieren Sie den optimalen (second best) Vertrag (Stichwort: Informationsrente). 1 Hauptfragen Aufgabe 1 (Moral Hazard) Eine Firma (P) will einen Angestellten (A) einstellen. Dieser kann zwischen zwei Anstrengungsniveaus wählen: e = 4 und e = 6. Die möglichen Ergebnisse der Anstrengung sind x1 = 30000 und x2 = 60000. Sie hängen auch vom Zufall ab. Die folgende Tabelle fasst die Wahrscheinlichkeiten der Ergebnisse bei der jeweiligen Anstrengung zusammen. 30 000 60 000 e=6 1/3 2/3 2/3 1/3 e=4 Die Nutzenfunktion des A ist √ U (w, e) = w − e2 , wobei w den Lohn bezeichnet, den der P dem A zahlt. Der Reservationsnutzen des A ist Ū = 114. Der Gewinn des P ist B(x, w) = x − w. a) Welche Risikoneigung hat der A? b) Bestimmen Sie den optimalen Vertrag sowie den erwarteten Gewinn des P bei symmetrischer Information. c) Jetzt betrachten Sie den Fall asymmetrischer Information, d.h. der P kann die Anstrengung des A nicht beobachten. • Welchen Lohn muss der P zahlen, um die Anstrengung e = 4 zu implementieren, und wie hoch ist der erwartete Gewinn des P? • Welchen Lohn muss der P zahlen, um die Anstrengung e = 6 zu implementieren, und wie hoch ist der erwartete Gewinn des P? (Hinweis: Die Anreizkompabilitäts– und Teilnahmebedingungen sind beide bindend.) • Wie lautet der optimale Vertrag? Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem Vertrag unter symmetrischer Information. 2 Aufgabe 2 (Signalisieren) Eine Firma bringt einen neuen Schokoriegel “Schoki” auf den Markt. Die potentiellen Kunden sind vor dem Kauf nicht über die Qualität des Produktes informiert. Sie glauben, dass die Qualität von Schoki gut (Typ g) ist mit der a priori Wahrscheinlichkeit q, und schlecht (Typ s) mit der a priori Wahrscheinlichkeit 1 − q. Die Firma kennt die Qualität des von ihr hergestellten Schokoriegels, hat jedoch keinen Einfluss darauf (die Qualität ist exogen gegeben). Die Wertschätzung eines jeden Konsumenten bezüglich Schoki ist V > 0, falls die Qualität gut ist, und null sonst. Der Nutzen eines Konsumenten beim Kauf ist V − p > 0, falls gute Qualität vorliegt, und 0 − p bei schlechter Qualität, wobei p > 0 den vom Konkurrenzmarkt vorgegebenen Preis bezeichnet. (Der Preis ist hier keine Entscheidungsvariable der Firma.) Das Modell hat zwei Perioden. Die Nachfrage pro Periode richtet sich nach der (vermuteten) Qualität von Schoki. In der ersten Periode können die Vermutungen der Konsumenten durch Werbeausgaben W ∈ [0, ∞) seitens der Firma beeinflusst werden. Die Vermutungen hängen wie folgt von den Werbeausgaben ab: Es gibt einen Schwellenwert W ∗ , so dass gilt: Ist W ≥ W ∗ , so ist die vermutete Qualität gut, und die Nachfrage ist gleich X > 0. Ist W < W ∗ , so ist die vermutete Qualität schlecht, und die Nachfrage ist gleich null. In der zweiten Periode kennt jeder Konsument, der in der ersten Periode Schoki gekauft hat, dessen wahre Qualität, und kauft erneut, falls diese gut ist. Konsumenten, die in der ersten Periode nicht gekauft haben, kaufen auch in der zweiten Periode nicht. Der Gesamtgewinn der Firma ist die Summe der Gewinne beider Perioden. a) Welche Werbeausgaben wird die Firma tätigen, wenn sie (i) gute und (ii) schlechte Qualität signalisieren möchte? b) Welche beiden Bedingungen müssen in einem separierenden Gleichgewicht erfüllt sein? Leiten Sie aus diesen Bedingungen ein Intervall ab, innerhalb dessen W ∗ liegen muss, damit Werbung als effektives Signal für Qualität fungiert. c) Wieviele separierende Gleichgewichte gibt es in diesem Modell? Welches davon ist Pareto–effizient? d) Angenommen, qV < p. Existiert in diesem Fall ein Pooling Gleichgewicht, dass das separierende Gleichgewicht dominiert? (Begründen Sie Ihre Antwort.) 3 Aufgabe 3 (Das Hold–up Problem) Eine Softwarefirma (S) entwickelt eine Software für ein Designbüro (D). Die Kosten der Entwicklung betragen c = 5000. Der Wert der Software für das Designbüro hängt von einer spezifischen Investition (Mitarbeiterschulung) seitens des Designbüros ab, die nicht verifizierbar ist. Die Investition wird mit x ∈ [0, 1] bezeichnet. Die Kosten der Investition betragen 2500x2 . Der Wert der Software ist v ∈ {3000, 8000}. Die Wahrscheinlichkeit für den hohen Wert ist prob(v = 8000) = x. a) Berechnen Sie den erwarteten Überschuss aus dem Handel. b) Welche Investition x∗ wählt D im sozialen Optimum? c) Nehmen Sie an, der Überschuss werde 50 : 50 aufgeteilt. Zeigen Sie, dass D einen Anreiz zur Unterinvestition hat. d) Nehmen Sie jetzt an, S habe die gesamte Verhandlungsmacht, d.h. S kann sich den gesamten Überschuss aneignen. D ist weiterhin für die Investition verantwortlich, und trägt auch deren Kosten. Wieviel wird D dann investieren? Zu welchem Preis wird die Software gehandelt (falls überhaupt)? (Begründen Sie Ihre Antworten.) e) Nehmen Sie jetzt an, D habe die gesamte Verhandlungsmacht. Wieviel wird D dann investieren? Zu welchem Preis wird die Software gehandelt (falls überhaupt)? (Begründen Sie Ihre Antworten.) 4