Vorlesung Wirtschaftsmathematik I Prof. Dr. M. Voigt Kapitel I: Grundlagen 1 1.1 Elementare Logik Aussagenlogische Verbindungen Aussage: Unter einer Aussage versteht man ein sprachliches Gebilde, das die Eigenschaft hat, entweder wahr oder falsch zu sein. Beispiele: 5 ist eine Primzahl 3 ist Teiler von 7 Alois besteht die Matheprüfung -) Beachte: 2+x=4 ist keine Aussage -) Bezeichnen Aussagen mit: A, B, C, .... Wahrheitswerte: w (=wahr/1), f (=falsch/0) ½ w f alls Aussage A wahr ist Wert(A) := f f alls Aussage A f alsch ist Zusammengesetzte Aussagen: s. AB 1 Wahrheitstabellen: Wahrheitswerte zusammengesetzter Aussagen (Definitionen s. AB 1) Beispiele: (1) Alois liebt Ulla oder Jutta Teilaussagen: A: Alois liebt Ulla, B: Alois liebt Jutta Verknüpfung: oder; A ∨ B A B 0 0 0 1 1 0 1 1 A∨B 0 1 1 1 (2) Alois liebt entweder Ulla oder Jutta Teilaussagen: A: Alois liebt Ulla, B: Alois liebt Jutta Verknüpfung: entweder oder; A4B 1 A B 0 0 0 1 1 0 1 1 A4B 0 1 1 0 (3) Wenn es heute regnet, trinke ich auf jeden Fall heute abend Bier. Teilaussagen: A: Es regnet heute, B: Ich trinke heute abend Bier Verknüpfung: daraus folgt; A ⇒ B A B 0 0 0 1 1 0 1 1 1.2 A⇒B 1 1 0 1 Tautologien Gegeben Aussagenverb. T = T (A, B, ...) und S = S(A, B, ...) mit den Teilaussagen A, B, ... Definition (a) T heißt Tautologie (oder allgemeingültig), falls für alle möglichen Wahrheitswerte der Teilaussagen A, B, ... die Aussage T stets wahr ist. (b) T und S heißen logisch gleichwertig (in Zeichen T ≡ S), falls Wert(T)=Wert(S) ist für alle möglichen Wahrheitswerte der Teilaussagen A, B... • Beispiel (4): T = A ∨ ¬A A w f ¬A f w A ∨ ¬A w w T = A ∨ ¬A ist eine Tautologie • Beispiel (5): T = ¬(A ∧ B), S = ¬A ∨ ¬B A B w w w f f w f f A∧B w f f f ¬(A ∧ B) f w w w ¬A ¬B f f f w w f w w T ≡ S, also ¬(A ∧ B) ≡ ¬A ∨ ¬B 2 ¬A ∨ ¬B f w w w 1.3 Wichtige Regeln s. AB 1 Bemerkungen: • Kommutativgesetze: Bei Verknüpfung mit ∧ bzw. ∨ können die Teilaussagen vertauscht werden. • Assoziativgsetze: Bei Verknüpfung mehrerer Aussagen mit ∧ bzw. ∨ können Klammern weggelassen werden. 1.4 Prädikate und Quantoren Aussagen=Aussagen über Eigenschaften von Objekten oder über Beziehungen zwischen Objekten Prädikat: Widerspiegelung einer Eigenschaft oder einer Beziehung Beispiele: ... ist Primzahl ... teilt ... ... liegt zwischen ... und ... Trägt man in gewisse Lehrstellen Variable ein, entsteht eine Aussageform Beispiele: A(x): x ist Primzahl B(a,b): a teilt b C(y): y liegt zwischen 2 und 3 Eine Aussageform H(x) kann durch Quantifizierung zu einer Aussage werden: Grundbereich: Menge X von Objekten (z.B. X = N Menge der natürlichen Zahlen) ∀x ∈ X : H(x): Für alle x ∈ X gilt H(x) ∃x ∈ X : H(x): Es existiert ein x ∈ X, für welches H(x) gilt. Negation: (a) ¬(∀x ∈ X : H(x)) ≡ ∃x ∈ X : (¬H(x)) (b) ¬(∃x ∈ X : H(x)) ≡ ∀x ∈ X : (¬H(x)) Beispiele: 3 (6) Negation von Beispiel (2): Alois liebt entweder Ulla oder Jutta Teilaussagen: A: Alois liebt Ulla, B: Alois liebt Jutta A B 0 0 0 1 1 0 1 1 A4B 0 1 1 0 ¬(A4B) 1 0 0 1 ¬(A4B): Alois liebt weder Ulla noch Jutta, oder er liebt beide. (7) A: Alle Studenten bestehen die Matheprüfung, Gesucht: Negation dieser Aussage: ¬A X - Menge der Studenten H(x) - Student x besteht die Matheprüfung A ≡ ∀x ∈ X : H(x) ⇒ ¬A ≡ ∃x ∈ X : ¬H(x) ¬A: Es gibt einen Studenten, der die Matheprüfung nicht besteht. (8) A: Für jeden Mann gibt es eine Frau, die ihn nicht liebt. Gesucht: Negation dieser Aussage: ¬A M : Menge der Männer F : Menge der Frauen H(m, f ): Frau f liebt Mann m ⇒ A ≡ ∀m ∈ M ∃f ∈ F : ¬H(m, f ) ⇒ ¬A ≡ ∃m ∈ M ∀f ∈ F : H(m, f ) ¬A: Es gibt einen Mann, den alle Frauen lieben. 4