Biologische Psychologie II

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Biologische Psychologie II
SS2008
Peter Walla
• Persönliche Vorstellung meinerseits
• Organisatorisches
• Vorlesungsinhalte
• Beginn mit Kapitel 10
:: Ich hoffe, Ihre Begeisterung für dieses Fach
wecken bzw. aufrecht erhalten zu dürfen ::
Peter Walla
Biologische Psychologie II
Persönliche Vorstellung
Lebenslauf:
• Gymnasium in Feldkirch (Vorarlberg)
• Studium der Biologie in Wien (Zoologie; Neurophysiologie)
• Diplomarbeit über Spinnenaugen (Wien, Japan)
• Doktorarbeit über menschliche Gedächtnisfunktionen (AKH Wien, Schottland)
• Habilitation zum Thema „Kognitive Neurobiologie“ (Wien, Australien)
• Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich „Biologische Psychologie“
• Habilitation 2 zum Thema „Unterbewusste Informationsverarbeitung“
Wissenschaftliches Hauptinteresse:
• Un- bzw. unterbewusste Informationsverarbeitung im menschlichen Gehirn
(psychologisch und physiologisch)
Das Gehirn weiss mehr als es zugibt!
Peter Walla
Biologische Psychologie II
Organisatorisches
Termine:
• Donnerstag von 12h bis 14h (c.t., d.h. 12h15 bis 13h45)
ausser an Feiertagen und Ferientagen!
(20.3., 27.3., 1.5. und am 22.5.)
Prüfung:
• 1. Termin: 26.6.08 zur Vorlesungszeit (weitere Termine werden noch
bekannt gegeben!
• Schriftliche Prüfung (Buchkapitel 10 - 18)
• 3 x schriftlicher Antritt möglich, dann kommissionell mündlich!
Peter Walla
Biologische Psychologie II
Organisatorisches
Lehrbuch:
• Bisheriges Buch
Biologische Psychologie (Birbaumer Schmidt)
• Neues Buch
Biopsychologie (John P. J. Pinel, Paul Pauli (Hrsg.))
Peter Walla
Biologische Psychologie II
Inhalte der Lehrveranstaltung
Kapitel 10:
Hirnschädigung und Neuroplastizität
Kapitel 11:
Lernen, Gedächtnis und Amnesie
Kapitel 12:
Hunger, Essen und Gesundheit
Kapitel 13:
Hormone und Sexualität
Kapitel 14:
Schlaf, Traum und circadiane Rhythmen
Kapitel 15:
Drogenabhängigkeit und die Belohnungszentren des
Gehirns
Kapitel 16:
Lateralisierung, Sprache und das geteilte Gehirn
Kapitel 17:
Biopsychologie von Emotionen, Stress und
Gesundheit
Kapitel 18:
Biopsychologie psychiatrischer Störungen
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Kapitel 10
Hirnschä
Hirnschädigung
und
Neuroplastizitä
Neuroplastizität
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Peter Walla
:: Durch Untersuchungen menschlicher Hirnschädigungen können wir
Behandlungsmethoden entwickeln und verstehen auch das gesunde Gehirn
besser ::
Wir unterscheiden 6 verschiedene Ursachen für Hirnschädigungen:
1) Hirntumore
2) Cerebrovasculäre Erkrankungen
3) Gedeckte Schädel-Hirn-Traumata
4) Infektionen des Gehirns
5) Neurotoxine
6) Genetische Faktoren
7) Programmierter Zelltod
Ad 1) Hirntumore:
20% der Hirntumore sind Tumore, die sich zwischen den Meningen entwickeln!
so genannte Meningiome!
Meningiome sind abgekapselte Tumore, die leicht zu identifizieren sind,
sich leicht entfernen lassen und beinahe immer gutartig (benigne Tumore) sind!
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Den benignen Tumoren stehen die malignen Tumore gegenüber!
Maligne Tumore sind bösartig! Meist handelt es sich dabei um infiltrierende
Tumore, die diffus in ihr umliegendes Gewebe einwachsen.
Oft bleiben nach Entfernung eines solchen Tumors Rückstände übrig, die in
weiterer Folge wieder auswachsen können.
Ca. 10% der Hirntumore stammen von Metastasen, die aus anderen
Körperregionen über das Kreislaufsystem in das Gehirn gelangten (Blut-HirnSchranke!).
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Neurinom:
Neurinome sind Tumore, die sich
auf Nerven oder Nervenbahnen
bilden!
Das Bild zeigt ein
Akustikusneurinom (bildete sich
auf dem 8. Hirnnerven; Nervus
vestibulocochlearis).
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Ad2) Cerebrovaskuläre Erkrankungen
Typisch sind Schlaganfälle! (als Folge stirbt Gewebe ab = Infarkt)
Wir unterscheiden zwei Arten von cerebrovaskulären Erkrankungen:
Aufgrund von cerbraler Hämorrhagie
aufgrund von cerebraler Ischämie
Cerebrale Hämorrhagie:
Gehirnblutung, die durch Reißen eines cerebralen Gefäßes entsteht. Das
ausrinnende Blut dringt in umgebendes Gewebe ein und führt zu neuronalen
Schädigungen! Oft gibt es so genannte Aneurysmen, die aufplatzen!
Cerebrale Ischämie:
Unterbrechung der Blutzufuhr! Die kann auf drei Arten passieren:
Thrombose
Embolie
oder
Arteriosklerose
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Thrombose:
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Bei einer Thrombose bildet sich ein so genannter Thrombus
(ein Propf), der den Blutfluss blokiert.
Ein solcher Thrombus kann ein Blutgerinnsel, Fett, Öl, eine Luftblase, oder auch
eine Ansammlung von Tumorzellen sein!
Embolie:
Ein so genannter Embolus (auch ein Propf), ist ein gewandeter
Thrombus!
Arteriosklerose:
Wandverdickungen führen zu Gefäßverengung (meist durch
Fettablagerung!)
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Meist treten die Schäden nach einer
cerebralen Ischämie erst nach 1 bis 2 Tagen auf!
Eine entscheidende Rolle bei der Entstehung
der Schäden spielt die Freisetzung von Glutamat,
dem häufigsten exzitatorsichen Neurotransmitter
Im Gehirn!
Als Folge einer Unterversorgung werden Neurone
Überaktiv und setzen Glutamat frei.
Das Glutamat überaktiviert Glutamatrezeptoren
(NMDA) der postsynaptischen Membranen.
Große Mengen an Na+ und Ca2+ strömen in
die Zellen und lösen wiederum die Freisetzung
von Glutamat aus.
Zusätzlich verursachen diese Einströme dann
die Zerstörung postsynaptischer Neurone.
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Wir halten 3 Merkmale einer ischämie-induzierten Hirnschädigung fest:
1)
Es dauert eine Weile bis sich die Hirnschädigung entwickelt!
2)
Die Hirnschädigung tritt nicht mit derselben Wahrscheinlichkeit in allen
Bereichen des Gehirns auf (vermehrt im Hippocampus!).
3)
Die Mechanismen der Hirnschädigung variieren leicht von Struktur zu
Struktur!
Glutamatantagonist?
Die Suche nach einem Glutamatantagonisten hat längst begonnen,
aber bisher konnte nur im Tierexperiment gezeigt werden, dass eine
schlaganfallbedingte Hirnschädigung tatsächlich durch eine Blockade der
glutaminergen Kaskade vermieden werden kann.
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Ad3) Gedeckte Schädel-Hirn-Traumata:
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Hirnverletzungen, die durch Schläge verursacht werden, welche den
Schädel an sich nicht verletzen!
Wird als Folge eines gedeckten Schädel-Hirn-Traumas das cerebrale
Kreislaufsystem geschädigt, spricht man vom so genannten Kontusionssyndrom
(Kontusion bedeutet Prellung!).
Die Folge davon ist eine innere Hämorrhagie, die wiederum ein Hämotom
verursacht.
Ein Schlag auf den Kopf bewirkt meist, dass das Gehirn an der
gegenüberliegenden Seite an den Schädel schlägt!
„Contre-Coup-Verletzung“
Eine Bewusstseinstörung nach einem Kopfschlag bei fehlender Kontusion wird
als Gehirnerschütterung (Kommotionssyndrom) bezeichnet!
„Boxerencephalopathie“
Cerebrale Narben und Demenz!
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Ad4) Infektionen des Gehirns:
Invasion des Gehirns durch Mikroorganismen!
Encephalitis!
Dabei können die Mikroorganismen entweder Bakterien oder Viren sein.
Bakterielle Infektionen führen oft zu cerebralen Abszessen (Eiteransammlungen)
im Gehirn. Häufig kommt es zu Hirnhautentzündungen (Meningitis).
Ein Beispiel einer bakteriellen Infektion ist „Syphilis“ (Wahnsinn + Demenz)!
Virale Infektionen sind entweder „neurotrop“ (mit Affinität für Nervengewebe) oder
„pantrop“ (gleiche Affinität für alle Gewebe)!
Ein Beispiel für eine neurotrope virale Infektion ist die „Tollwut“. Der Tollwutvirus
ist an sich tödlich, jedoch befällt er das Gehirn erst ca. 1 Monat nach der
Infizierung!
Deswegen ist eine vorbeugende Impfung möglich!
Ein Beispiel für eine pantrope virale Infektion ist „Mumps“!
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Ad5) Neurotoxine:
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Toxische Substanzen können über den Magen-Darm-Trakt, die Lungen, oder
über die Haut in den Blutkreislauf gelangen, um sich dann im Gehirn abzulagern.
Quecksilber und Blei (Schwermetalle) sind häufige Toxine, die das Gehirn
schädigen und eine so genannte Intoxikationspsychose (chronischer Wahnsinn)
hervorrufen!
Ad6) Genetische Faktoren:
Beispiel: Down-Syndrom:
Tritt bei 0,15% der Geburten auf!
Genetischer Unfall im Zuge der Ovulation.
Im Ei wird ein zusätzliches Chromosom 21 produziert (Trisomie 21!).
die anatomischen Folgen sind: abgeflachter Schädel, Hautfalten über
den inneren Augenwinkeln, kurze Finger,….
die psychologischen Folgen sind: behinderte intellektuelle Entwicklung!
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Ad7) Programmierter Zelltod:
Apoptose spielt eine entscheidende Rolle bei der frühen Entwicklung des
Nervensystems (siehe Phasen der neuronalen Entwicklung)!
Apoptose spielt aber auch eine Rolle bei Hirnschädigungen!
:: Alle zuvor genannten Ursachen einer Hirnschädigung haben ihre Wirkung zum
Teil über Apoptose! ::
Eine Apoptose führt nach 1 bis 2 Tagen zum Zelltod!
Es beginnt mit einer Schrumpfung des Zellkörpers, wobei die abfallenden Zellteile
dann in Vesikel verpackt und abtransportiert werden.
Es entsteht keine Entzündung und der Schaden benachbarter Zellen bleibt
minimal!
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Neuropsychologische Erkrankungen:
Wir beschreiben hier 5 Krankheiten, die mit einer Hirnschädigung verbunden sind:
Epilespie – Parkinson – Huntington – Multiple Sklerose – Alzheimer
Ad Epilepsie:
Die Diagnose einer Epilepsie trifft auf Patienten zu, die ihre Anfälle durch eine
chronische Funktionsstörung bedingt haben (es gibt auch Anfälle, die nicht
chronisch sind!)
Bei ca. 1% der Bevölkerung wird irgendwann im Leben Epilepsie diagnostiziert!
Die Vielfalt und die Komplexität epileptischer Anfälle ist enorm (ABBA?).
Von so genannten Konvulsionen (motorische Anfälle) bis zu subtilen
Veränderungen im Denken, in der Stimmung oder im Verhalten, die sich nicht
leicht von normal ablaufenden Aktivitäten unterscheiden lassen, kommt alles vor!
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Die Ursachen für Epilepsie sind ebenso zahlreich:
Alle erwähnten Arten von Hirnschädigungen können Epilepsie verursachen!
Ebenso wurden bereits über 70 Gene mit Epilepsie in Verbindung gebracht!
Die Epilepsie-Diagnose beruht im
Wesentlichen auf einer EEG-Befundung!
scheinbar sind Fehlfunktionen
an inhibitorischen Synapsen beteiligt,
sodass viele Neuronen in synchronen
Salven feuern (Spikes)!
Manche Epileptiker erleben vor einer
Konvulsion eigenartige psychische
epileptische Aura!
Veränderungen
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Es gibt viele verschiedene Formen einer solchen Aura:
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ein bestimmter Geruch, ein Gedanke, ein Vertrautsheitsgefühl oder eine
Halluzination, usw. !
Die Art der Aura liefert eventuell Hinweise über die Lage des epileptischen
Herdes! (EKEL - Insula?)
Weiters kann eine solche Aura den jeweiligen Patienten vor einer
bevorstehenden Konvulsion warnen!
Arten von epileptischen Anfällen: Partielle und generalisierte Epilepsie!
Partielle Epilepsie bedeutet, dass es einen so genannten „Herd“ gibt! Synchrone
Entladungssalven treten nur in abgrenzbaren Bereichen auf.
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Die entsprechenden Verhaltenssymptome hängen vom Ort des Herdes ab und
von den Bereichen, wohin sich die Salven ausbreiten.
Weiters gibt es „einfach-partielle Anfälle“, die hauptsächlich mit sensorischen
und/oder motorischen Symptomen einhergehen und „komplex-partielle Anfälle“,
die meist die Temporallappen betreffen.
Während eines komplex-partiellen Anfalls entstehen oft zwanghafte und
wiederholte Handlungen, so genannte „Automatismen“!
Generalisierte Epilepsie: Anfälle einer generaliserten Epilepsie betreffen das
gesamte Gehirn.
Es können die Entladungssalven zwar fokal beginnen, diese breiten sich
allerdings auf das gesamte Gehirn aus!
Oder es beginnt tatsächlich nahezu gleichzeitig überall im Gehirn!
Oder es beginnt fokal im Thalamus, der mit vielen anderen bereichen in Kontakt
steht und so die Entladungssalven ausbreitet!
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Generalisierte Anfälle können sich als so genannte „Grand-mal-Anfälle“ zeigen,
oder als so genannte „Petit-mal-Anfälle“!
Die Symptome eines Grand-mal-Anfalls sind:
Bewusstseinsverlust und heftige Konvulsionen!
Die Symptome eines Petit-mal-Anfalls sind:
Bewusstseinstrübung, Handlungsunterbrechung und leerer Blick!
Petit-mal-Anfälle zeigen ein bilaterales Muster von Spike-Wave-Entladungen mit
einer Frequenz von 3 Hz:
Am häufigsten kommen Petit-mal-Anfälle bei
Kindern vor und enden mit der Pubertät!
Oft bleiben solche Fälle undiagnostiziert und
Kinder mit Petit-mal-Epilepsie werden als
„Tagträumer“ angesehen!
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Parkinson-Erkrankung:
Ca. 0,5% der Bevölkerung leidet an dieser Krankheit, die bei Männern ungefähr
2,5 Mal häufiger auftritt als bei Frauen!
Die Krankheit beginnt mit leichter Steifheit oder Zittern der Finger!
Bei voller Ausprägung entsteht ein Ruhetremor (verstärktes Zittern bei
Inaktivität), der während willkürlicher Bewegungen und im Schlaf abnimmt.
Weiters bestehen Schwierigkeiten bei der Initiierung von Bewegungen!
Typischerweise ist die Parkinson-Erkrankung nicht mit einer Demenz
verbunden!
Als Ursachen werden fehlerhafte Gene, Gehirninfektionen, Schlaganfälle,
Tumore, traumatische Hirnverletzungen und auch Neurotoxine in Verbindung
gebracht.
Degeneration der Substantia nigra, die zum Striatum der
Basalganglien projiziert. Die Folge ist ein Dopaminmangel!
Injektion von L-Dopa lindert die Symptome dieser Krankheit!
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Huntington-Erkrankung: (Chorea Huntington, oder Veitstanz!)
Diese Krankheit ist ebenso eine fortschreitende Störung der Motorik und beginnt
meist erst im mittleren und hohem Alter!
Diese Krankheit ist allerdings selten, hat eine starke genetische Grundlage und
geht mit einer schweren Demenz einher!
Am Beginn der Krankheit stellt sich eine gesteigerte motorische Unruhe ein, die
in weiterer Folge zu komplexen ruckartigen Bewegungen ganzer Gliedmaßen
führt. Schließlich werden diese motorischen Störungen und der intellektuelle
Abbau so heftig, dass entsprechende Patienten alltägliche Dinge nicht mehr
selbst bewältigen können.
Üblicherweise tritt der Tod ca. 15 Jahre nach Beginn der Krankheit ein!
Die Huntington-Erkrankung wird durch 1 dominantes Gen weitergegeben!
Dieses Gen wurde 1993 identifiziert und das entsprechende Protein wurde
isoliert! (Träger dieses Gens können identifiziert werden!)
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