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KOMMENTAR MIT LÖSUNGEN
2
Karl LAHMER
KERNBEREICHE DER PHILOSOPHIE (LP 2004)
KOMMENTAR
© 2007 E. DORNER GmbH,
Ungargasse 35, 1030 Wien
Tel. (01)533 56 36, Fax: (01)533 56 36-15
E-Mail: [email protected]
www.dorner-verlag.at
Kommentar Kernbereiche Philosophie LP 2004
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INHALTSVERZEICHNIS
DIDAKTISCHES
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Praxisorientierung
8
Übungsmaterial
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Informationsteile
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Jahresplanung und Lehrpläne
10
Stoffauswahl AHS – 8. Klasse
12
Stoffauswahl BAKIP – 3. Klasse
13
Stoffauswahl HLA – V. Jahrgang
14
KAPITEL 1: GRUNDLAGEN
Staunen (Buch, S. 7 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 8 f.
Philosophieren (Buch, S. 10 ff.)
Lösungshinweise zur Aufgabe Seite 11 f.
Philosophische Fragen (Buch, S. 13 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 15 f.
Wissen und Scheinwissen (Buch, S. 17 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 19 f.
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Sprache und Denken (Buch, S. 21 ff.)
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Existenz und Tatsachen (Buch, S. 24 f.)
18
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 24 f.
Wahrheit (Buch, S. 27 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 29 f.
Philosophie in der Praxis (Buch, S. 31 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 33
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KAPITEL 2: ERKENNTNIS
Problem der Erkenntnis (Buch, S. 39 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 41
Wie alles begann (Buch, S. 42 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 47
PLATON (Buch, S. 48 ff.)
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Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 51 f.
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Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 55 f.
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ARISTOTELES (Buch, S. 57 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 59 f.
Klassischer Empirismus (Buch, S. 60 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 64 f.
Klassischer Rationalismus (Buch, S. 66 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 69 f.
Kritizismus: Immanuel KANT (Buch, S. 73 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 77
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Evolutionäre Erkenntnistheorie (Buch, S. 78 ff.)
27
Kritischer Rationalismus (Buch, S. 83 ff.)
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Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 88
27
Lösungshinweise zum Projekt Erkenntnis Seite 89 ff.
28
KAPITEL 3: IDEALISMUS UND KRITIK
Deutscher Idealismus (Buch, S. 95 ff.)
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Lösungshinweise zur Aufgabe Seite 97
30
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 101
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Idealismuskritik (Buch, S. 102 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 105 f.
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Ergänzung zu Nietzsche Seite 106 ff.
32
Existenzphilosophie (Buch, S. 112 ff.)
33
Lösungshinweise zur Aufgabe Seite 121
33
Lösungshinweise zur Aufgabe Seite 122 f.
33
KAPITEL 4: ENTWÜRFE ZUM MENSCHEN
35
Mensch und Evolution (Buch, S. 127 ff.)
35
Frau und Mann (Buch, S. 130 ff.)
35
Text von John Gray
35
Glück (Buch, S. 135 ff.)
38
Ergänzung: Esoterik (Buch, S. 143 ff.)
38
Aufgaben zur Esoterik
39
Mensch und Medien (Buch, S. 148 ff.)
41
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 155
41
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 158 f.
41
KAPITEL 5: MORAL UND ETHIK
Begriffsdifferenzierung (Buch, S. 163 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 167
Prinzipienethik (Buch, S. 168 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 175
Utilitarismus (Buch, S. 176 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 181
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Diskursethik (Buch, S. 182 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 184
Ethik der Verantwortung (Buch, S. 188 ff.)
Lösungshinweis zur Aufgabe Seite 202
Aktuelle Problembereiche (Buch, S. 203 ff.)
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44
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 212
44
Lösungshinweise zum Projekt
Gerechtigkeit und Globalisierung Seite 213 ff.
44
KAPITEL 6: STRUKTUREN – KONSTRUKTE
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Philosophische Rätsel (Buch, S. 223 f.)
46
Logik (Buch, S. 224 ff.)
46
Argumentieren (Buch, S. 233 ff.)
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Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 238
Analytische Philosophiesysteme (Buch, S. 244 ff.)
Lösungshinweise zur Aufgabe Seite 250
Abschied von der Moderne (Buch, S. 254 ff.)
Lösungshinweise zu den Aufgaben Seite 256 f.
KAPITEL 7: HEUREKA
Standpunkte zur Beurteilung von Kunstwerken (Buch, S. 287 ff.)
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DIDAKTISCHES
Die neuen Lehrpläne aller Schultypen zeigen folgende Gemeinsamkeiten: In den Bildungsaufgaben
wird darauf verwiesen, dass ein Schulfach nicht die Aufgabe hat, eine wissenschaftliche Disziplin zu
vermitteln, sondern ein Fenster zu den Wissenschaften zu öffnen. Damit wird verstärkt der Aspekt
des exemplarischen Lernens betont: Das Konzentrieren auf einzelne Teilaspekte und der Verzicht auf
enzyklopädisches Wissen. In den didaktischen Begründungen wird die Verwendung vielfältiger Methoden verpflichtend vorgeschrieben, vor allem solcher Methoden, die Schlüsselqualifikationen und
Kompetenzen in Richtung „Lebenslanges Lernen“ forcieren.
1. Die Lehrpläne und Curricula beinhalten in den Beschreibungen zu den allgemeinen Bildungszielen
und didaktischen Grundsätzen die Forderung, Schülerinnen und Schüler sollen zu einem lebenslangen Lernen motiviert werden. In diesem Zusammenhang werden die Begriffe Kompetenzen
bzw. Schlüsselqualifikationen verwendet.1
2. Hinter der Forderung Motivation zum lebenslangen Lernen steckt ein für die heutige Zeit existen-
tieller Appell: Aufgrund der Tatsache, dass das Leben in unserer Zivilisationsgesellschaft
extremer Dynamik unterworfen ist, sollen Menschen in der Schule dazu befähigt werden, das Gelernte situationsspezifisch und flexibel anzuwenden, auftretende Probleme zu lösen, neue Handlungsalternativen in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren, zwischen Alternativen auszuwählen, offen
zu sein für neue Entwicklungen etc.2
3. Wenn also erworbenes Wissen immer kurzlebiger wird, ist die Fähigkeit gefragt, Wissen ständig zu
adaptieren, es auf neue Anwendungsbereiche zu übertragen und anzupassen. Der ständige Wandel beruflicher Aufgaben in einer modernen Informationsgesellschaft erfordert es, neben dem
Fachwissen vor allem solche Fähigkeiten zu erwerben, die die Grundlage zur Bewältigung verschiedener Aufgaben bilden und ein lebenslanges Lernen im Laufe der Berufswege erleichtern.
Solche Fertigkeiten und Fähigkeiten werden Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen genannt.
Allen Schlüsselqualifikationen gemeinsam ist die Zielsetzung, neue Herausforderungen effektiv
anpacken zu können.
Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Wenn man aufhört zu rudern,
treibt man zurück (LAOTSE).
1
Kompetenz ist Wissen in Aktion. Schlüsselqualifikationen sind Fähigkeiten und Fertigkeiten, neue Herausforderungen bewältigen zu können.
2
Vgl. Christine SCHEITLER, Schlüsselqualifikation Soziale Kompetenz – ein strategischer Erfolgsfaktor,
http://www.wzk.de/bibliothek/intern/schluesselqualifikation.html (Dezember 2004)
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Lebenslanges
Lernen
kognitive
Kompetenz
personale
Kompetenz
soziale
Kompetenz
Arbeitsweise, Präsentation,
vernetztes Denken,
Problemlösen
Initiative, Reflexion,
Zielorientierung,
Selbstsicherheit
Teamfähigkeit, Sensitivität,
Projektmanagement,
Überzeugungskraft
Die zentrale Frage: Wie können Kompetenzen – verstanden als Wissen in Aktion – im Bereich der
Schule gefördert werden? Die Konzeption des Buches in der alten Version hat diesen Aspekten bereits Rechnung getragen. Die neue Version verstärkt nun die oben angeführten Forderungen der
Lehrpläne.
Die Aufgabenstellungen und Übungen sind so konzipiert und variiert, dass alle drei Kompetenzen angesprochen werden.
PRAXISORIENTIERUNG
Entsprechend den Zielsetzungen des neuen Lehrplans sind theoretische Informationen mit konkreter
Praxisorientierung verknüpft, z. B.:
Maieutik und Sokratisches Gespräch (S. 18 ff.)
Philosophie in der Praxis (S. 31 ff.)
Rüstzeug zum Philosophieren (S. 34 ff.)
Argumentieren (S. 233 ff.)
Beurteilung von Kunstwerken (S. 287 ff.)
Literaturhinweise wurden auf FBAs und Spezialgebiete hin orientiert. Referenzliteratur und Zitate
finden Sie wie bereits im alten Buch an Ort und Stelle.
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ÜBUNGSMATERIAL
Um die Selbsttätigkeit der Schülerinnen und Schüler im Unterricht zu gewährleisten, wurde das
Übungsmaterial für „Kernbereiche Philosophie LP 2004“ wesentlich erweitert:
konkrete Aufgabenstellungen zum Arbeiten mit dem Internet bzw. PC
ausgearbeitete Aufgabenstellungen zu Projektarbeiten (Erkenntnis, Gerechtigkeit und Globalisierung, Argumentieren etc.)
Hinweise zu Lernprotokollen, Lerntagebüchern, Portfolio etc.
Sie finden eine Vielzahl von Aufgaben, die die SchülerInnern zu eigenständigem Arbeiten anregen sollen, allein und in der Gruppe. Arbeitsblätter und Folien als Download gibt es unter www.dornerverlag.at. Bei der Lösung einiger Aufgaben bedarf es allerdings der Hilfestellung durch die Lehrperson.
INFORMATIONSTEILE
Die Informationsteile wurden aktualisiert und den neuen Lehrplänen angepasst, Verknüpfungen zwischen Psychologie und Philosophie werden durch Randbemerkungen, Übungen etc. angeregt.
Das didaktische Konzept des Buches lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Die Informationsteile sind streng nach den Intentionen kognitivistischer Lerntheorien systematisch konzipiert. Die SchülerInnen sollen die Möglichkeit haben, die Informationen und Texte
selbstständig zu lesen und zu verstehen. Jedes Kapitel ist methodisch stringent aufgebaut; der
Aufbau wird am Beginn durch ein Organigramm oder eine Mindmap visualisiert.
Die Aufgaben – nach konstruktivistischen Lerntheorien konzipiert – bieten die Möglichkeit zur
Kreativitätsförderung, zum Assoziieren, zum Philosophieren. Konkret soll dadurch das kooperative
Lernen forciert werden.
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JAHRESPLANUNG UND LEHRPLÄNE
Eine Jahresplanung hat nicht die Funktion eines Korsetts, das genau einzuhalten ist. Eine sinnvolle
Jahresplanung hat folgende Funktionen:
Ein grober Überblick verschafft die Möglichkeit von Zeitkorrekturen.
Ein grober Überblick ermöglicht – verknüpft mit einer Klassenkonferenz – geplantes fächerübergreifendes Arbeiten.
Die Belastung der Schülerinnen und Schüler durch Projekte, Portfolio etc. kann – verknüpft mit einer Klassenkonferenz – ökonomisch gesteuert werden. Wenn beispielsweise in der Klasse 7d bereits in Deutsch ein Portfolio und in Physik ein arbeitsintensives Projekt durchgeführt werden, ist
es wahrscheinlich schülerInnenfreundlich, in Psychologie auf ein Portfolio oder Lerntagebuch zu
verzichten. Man beschränkt sich dann auf ein Lernprotokoll, in dem lediglich die zum Buch zusätzlichen Materialien gesammelt werden.
Tipp: Präsentieren und besprechen Sie die Jahresplanung in einer der ersten Stunden des Schuljahres, erläutern Sie die Kernbereiche. Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler bei Schwerpunktsetzungen mitbestimmen und nehmen Sie Anregungen auf. Sie erreichen damit eine bessere Identifikation
der Lerngruppe mit dem Unterricht und beugen möglichen Reaktanzphänomenen vor. In der Psychologie bzw. Pädagogik versteht man unter Reaktanz eine Abwehrreaktion, die sich auf Einschränkungen oder Vorschriften von außen bezieht.
Im Lehrplan der AHS werden die Lernziele nach der Wissenstiefe differenziert. Die folgende Gliederung ist als Orientierungshilfe zu verstehen, in der Unterrichtspraxis sind natürlich Mischformen der
in der Theorie differenzierten Ebenen wünschenswert.3
FAKTENWISSEN
Die Schülerinnen und Schüler sollen Gelerntes reproduzieren können, z. B. Begriffe und Definitionen
wiedergeben können.
Philosophische Fragestellungen kennenlernen und beschreiben
Geeignete Begriffe zur Beschreibung von Faktenwissen bei einer konkreten Unterrichtsplanung sind
beispielsweise erwerben, nachvollziehen, üben, erkennen, auswählen, zuweisen.
Geeignete Methoden zum Erreichen der Ziele sind u. a. Vortrag, Übersichtsfolien, Zusammenfassungen aus Schulbüchern.
3
Frei nach Robert F. MAGER, Lernziele und Unterricht, Weinheim u. a.: Beltz 1994.
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VERSTÄNDNIS
Die Schülerinnen und Schüler sollen eigenständig Informationen verarbeiten und Wissen reorganisieren können.
Die Problematik von Wirklichkeit und ihrer Erkenntnis nachvollziehen (und analysieren)
Geeignete Begriffe zur Beschreibung von Verständnis bei einer konkreten Unterrichtsplanung sind
beispielsweise darstellen, zusammenfassen, erklären, paraphrasieren.
Geeignete Methoden zum Erreichen der Ziele sind u. a. Aufgabenstellungen zur Textanalyse.
ANWENDUNG UND TRANSFER
Die Schülerinnen und Schüler sollen selbstständig Informationen auffinden und verarbeiten.
Sich mit dem Wesen der Menschen auseinandersetzen
Geeignete Begriffe zur Beschreibung von Transfers sind beispielsweise lösen, selbstständig anwenden, eigene Lösungswege suchen, entwickeln, sich kritisch auseinandersetzen, erschließen, einordnen,
erfassen.
Geeignete Methoden zum Erreichen der Ziele sind u. a. selbstständiges Strukturieren von Arbeitsphasen, Recherche, Planung und Durchführung von Experimenten sowie Interviews und deren Auswertung, Präsentation des Erarbeiteten.
KREATIVITÄT
Die Schülerinnen und Schüler sollen eigenständig und innovativ Problemstellungen bearbeiten.
Geeignete Begriffe zur Beschreibung von Kreativität und Innovation sind beispielsweise definieren,
analysieren, interpretieren, Stellung beziehen, begründen, vergleichen, kreativ schreiben.
Geeignete Methoden zum Erreichen der Ziele sind u. a. Rollenspiele, Fantasiereisen, Gedankenexperimente, Zeichnungen und andere künstlerische Darstellungen, meditative Betrachtungen von Kunstwerken, Arbeiten mit audio-visuellen Impulsen.
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STOFFAUSWAHL AHS – 8. KLASSE
AHS – 8. Klasse
Monat
Lerninhalte im Buch
Lehrplan
September
4 Stunden
Staunen, Philosophieren, philosophische
Fragen
Philosophische Fragestellungen
kennenlernen.
Oktober
8 Stunden
Kategorien, Existenz und Tatsachen
Wahrheitsfrage
Problem der Erkenntnis: Sophistik
(Begriffe), PLATON, ARISTOTELES, DESCARTES,
HUME
Philosophische Fragestellungen kennen lernen, Wahrheitsfrage.
Die Problematik von Wirklichkeit und
ihrer Erkenntnis nachvollziehen und
analysieren.
November
8 Stunden
KANT, POPPER, LORENZ, Ausschnitte aus
Projekt Erkenntnis als Zusammenfassung
Die Problematik von Wirklichkeit und
ihrer Erkenntnis analysieren.
Dezember
6 Stunden
philosophisches Argumentieren mit Essay
HEGEL, NIETZSCHE
Grundlagen des Argumentierens,
sich mit dem Wesen der Menschen
auseinandersetzen.
Jänner
6 Stunden
SARTRE, Frau und Mann, Religionskritik
Freiheit und Verantwortung,
Menschenbilder, Ideologiekritik
Februar
6 Stunden
Ziele der Ethik, KANT, Utilitarismus,
ethisches Argumentieren
Ethische Grundpositionen kennenlernen und ethische Fragestellungen
analysieren.
März
8 Stunden
Projekt Gerechtigkeit
Auswahl eines Themas, z. B. Gentechnik
Ethische Grundpositionen kennenlernen und ethische Fragestellungen
analysieren.
April
6 Stunden
freie Wahl, z. B. Ästhetik
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STOFFAUSWAHL BAKIP – 3. KLASSE
BAKIP – 3. Klasse
Lerninhalte im Buch
Lehrplan
Staunen und Philosophieren (S. 7 ff.)
Begriffe (S. 45 ff.)
Höhlengleichnis (S. 52 ff.)
Ursachen (S. 58 f.)
DESCARTES (S. 66 ff.)
KANT (S. 73 ff.)
Auszüge aus dem Projekt Erkenntnis (S. 89 ff.)
Grundzüge der Erkenntnistheorie
Argumentieren (S. 233 ff.) eventuell in offener Form,
Vertiefung durch Wahrheitstafeln oder Syllogismus
(S. 227 ff. oder 231)
Grundzüge der Logik
Sprache und Denken (S. 21 ff.)
WITTGENSTEIN (S. 246 ff.)
Aufgaben (S. 253)
Grundzüge der Sprachphilosophie und
Ontologie
Begriffsdifferenzierung (S. 163 ff.)
KANT (S. 171 ff.)
Utilitarismus (S. 176 f.)
ethisches Argumentieren (S. 185 ff.)
Auszüge aus dem Projekt
Gerechtigkeit und Globalisierung (S. 213 ff.)
Grundzüge der Ethik
Aspekte zur Beurteilung von Kunstwerken
in Form eines Projekts (S. 287 ff.)
Grundzüge der Ästhetik
Rüstzeug zum Philosophieren (S. 34 f.)
kritischer Rationalismus (S. 83 ff.)
Grundzüge der Wissenschaftstheorie und
Wissenschaftsmethodologie
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STOFFAUSWAHL HLA – V. JAHRGANG
HLA – V. Jahrgang
Lerninhalte im Buch
Staunen und Philosophieren (S. 7 ff.)
Begriffe (S. 45 ff.)
Auszüge aus dem Projekt Erkenntnis (S. 89 ff.)
Rüstzeug zum Philosophieren (S. 34 f.)
kritischer Rationalismus (S. 83 ff.)
Sprache und Denken (S. 21 ff.)
Wittgenstein (S. 246 ff.)
Argumentieren (S. 233 ff.) eventuell
in offener Form
Vertiefung durch Wahrheitstafeln oder
Syllogismus (S. 227 ff. oder 231)
Lehrplan
Mensch und Erkenntnis:
Methoden, Ziele, Grenzen der Erkenntnis;
Wissenschaftstheorie; Sprachphilosophie;
Logik
Begriffsdifferenzierung (S. 163 ff.)
KANT (S. 171 ff.)
Utilitarismus (S. 176 f.)
ethisches Argumentieren (S. 185 ff.)
Aspekte zur Beurteilung von Kunstwerken in
Form eines Projekts (S. 287 ff.)
Mensch und Werte:
Wertproblematik; Ethik; Ästhetik
ökologische Ethik (S. 191 ff.)
Technik und Verantwortung (S. 195 ff.)
Mensch und Natur:
ökologische Denkmuster
(Natur – Technik – Gesellschaft)
feministische Philosophie (S. 263 f.)
Auszüge aus dem Projekt
Gerechtigkeit und Globalisierung (S. 213 ff.)
politische Philosophie (S. 267 ff.)
Mensch und Gesellschaft:
Gesellschaftsmodelle
(feministische Denkansätze); Recht, Politik,
Macht; Ideologie und Ideologiekritik
Höhlengleichnis (S. 52 ff.)
Philosophie in der Praxis (S. 31 ff.)
Postmoderne und Konstruktivismus (S. 254 ff.)
Existenzphilosophie (S. 112 ff.)
Mensch und Transzendenz:
Metaphysik
Hauptrichtungen der Gegenwartsphilosophie
kritische Lebensereignisse
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KAPITEL 1: GRUNDLAGEN
STAUNEN  SEITE 7 ff.
Der Abschnitt verdeutlicht einen Wesenszug der Philosophie, nämlich rationale Erklärungen hinter
den Erscheinungen zu suchen und das Wesentliche herauszufinden.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 8 f.
AUFGABE 2
Die Differenzierung könnte etwa so aussehen:
Entsetzen, Panik, Angst und Bedrohung lassen keine klare Erkenntnis zu.
Mit Staunen und Ergriffenheit kann ich beobachten, weil ich weiß, dass makrokosmische Ereignisse berechenbar und prognostizierbar sind.
AUFGABE 3
Dass SOKRATES 24 Stunden lang regungslos dastand und nachdachte, klingt befremdlich. Die Anekdote
zeigt, dass für SOKRATES das Denken, das bohrende Fragen einen sehr wichtigen Stellenwert hatte.
Um zu einem Ergebnis zu kommen, muss man Ausdauer an den Tag legen und sich meditierend von
allen Einflüssen der Umwelt abkapseln.
Die Geschichte vom stehend-denkenden Sokrates versteht man vielleicht in Kontrast zu heutigen
Ereignissen. Nehmen Sie ein Weltrekord-Buch in die Hand: Es gibt Weltrekorde im Autositzen, im
Achterbahnfahren etc. SOKRATES war eben nicht das wichtig, sondern das Denken, das Nachdenken
und Weiterfragen.
PHILOSOPHIEREN  SEITE 10 ff.
Ziel des Abschnitts ist es, dass die SchülerInnen Philosophie als Prozess verstehen lernen.
LÖSUNGSHINWEISE ZUR AUFGABE SEITE 11 f.
Die Aufgabe ist geeignet, die SchülerInnen auf das Führen eines Lernprotokolls hinzuweisen. In der
kurzen Abhandlung sollten folgende Gedanken vorkommen:
Philosophie als kreativer Prozess, der nicht auf unmittelbaren Nutzen ausgerichtet ist (Text a)
Distanz und Abstandnehmen als wichtiger Aspekt der Kritik, um den Gefahren eines Konformismus entgegentreten zu können (Text b)
Ruhe (im Gegensatz zu Hektik) als Voraussetzung für Freiheit (Text c)
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PHILOSOPHISCHE FRAGE N  SEITE 13 ff.
In diesem Abschnitt werden die Charakteristika philosophischer Fragen behandelt. Die SchülerInnen
sollen verstehen lernen, dass Philosophie den Aspekt des kritischen Vorbehaltsdenkens beinhaltet.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 15 f.
AUFGABE 2
Bei Sendungen wie „Mit versteckter Kamera“ befinden sich die ZuschauerInnen in der Situation von
PhilosophInnen. Aufgrund ihres Wissens können sie die Situation gleichsam aus der Turmperspektive,
also aus der Distanz, beobachten.
Die ZuschauerInnen können deshalb lachen, weil sie durch die Distanz vom konkreten Geschehen
gleichsam aus der Vogelperspektive alles Relevante überschauen können.
Hinweis für eine ergänzende Übung: Machen Sie folgendes Experiment zur Differenzierung von
„Wahrnehmen und Denken“. Stellen Sie einen Sessel auf den Lehrertisch. Die Schülerinnen und Schüler erhalten den Auftrag, den Sessel eine Minute lang genau anzusehen. Anschließend nehmen Sie
den Sessel vom Tisch. Die Schülerinnen und Schüler erhalten nun den Auftrag, die Augen zu schließen
und einen Sessel zu denken. Anschließend werden die Erfahrungen gesammelt. Mögliche Differenzierungen:
Sehen ist konkreter, man sieht Kratzer, Farben etc.
Denken ist abstrakter, man kann den Sessel im Geiste drehen, man sieht nur das Wesentliche.4
AUFGABE 3
Situationen, in denen Distanz von Vorteil sein kann: Konfliktlösungen etc.
Situationen, in denen Distanz von Nachteil sein kann: wenn Mitgefühl erforderlich ist etc.
AUFGABE 4
Die Charakteristika philosophischer Fragen sind z. B. Vorläufigkeit, Unabgeschlossenheit, Übergeschichtlichkeit etc.
AUFGABE 7
Beispiel zu Biologie: Eine Biologielehrerin reflektiert über das Verhalten von Hunden (Metaebene).
Ein Philosoph oder eine Philosophin verallgemeinert das Nachdenken über das Verhalten noch einmal; er / sie überlegt auch, warum die Biologielehrerin darüber nachdenkt (Meta-Metaebene).
4
Weitere Ideen zur Methodik vgl. Andreas SIEKMANN, Unterrichtsideen, Stuttgart: Klett 1992.
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Beispiel zu Literatur: Wenn eine Deutschlehrerin ein Gedicht interpretiert, verwendet sie eine bestimmte Interpretationsmethode (Metaebene). Ein Philosoph oder eine Philosophin reflektiert z. B.
die angewandte Methode an sich, welche Probleme sich beim Interpretieren grundsätzlich ergeben
können. Man denke an die Hermeneutik und den hermeneutischen Zirkel (Meta-Metaebene).
Beispiel nach ARISTOTELES: Ein Architekt hat Kenntnis über fachspezifische Ursachen (z. B. der Statik),
ein Philosoph hat Kenntnis der allgemeinen Ursachen, nach ARISTOTELES sind es vier Ursachen, die auf
alle Phänomene anwendbar sind.
„Die Philosophie zielt nie am Menschen vorbei allein auf die Welt. Die Philosophie befragt vielmehr
alle Dinge in der Welt letztlich daraufhin, was sie für den Menschen und sein Leben bedeuten.“5
WISSEN UND SCHEINWISSEN  SEITE 17 ff.
In diesem Abschnitt sollen die SchülerInnen zwei philosophische Methoden kennenlernen, wie man
sich einem fundierten Wissen annähern kann.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 19 f.
AUFGABE 1 UND 4
Die sokratische Unterscheidung, ExpertInnen haben ein spezifisches Fachwissen, PhilosophInnen
streben nach Wissen, ist auch heute noch relevant. Auf viele Fragen gibt es klare Antworten, auf
manche Fragen gibt es jedoch nur vorläufige Antworten. Diese Aspekte können bei der Lösung der
Aufgaben zielführend sein.
SPRACHE UND DENKEN  SEITE 21 ff.
Philosophie als Wissenschaft versucht, sprachliche Begriffe möglichst exakt zu verwenden und mithilfe der Sprache die Vielfalt der Erscheinungen zu systematisieren. Aristotelische Kategorien sind
Aussageformen, die verschiedene Phänomene systematisieren.
5
Holm TETENS, Philosophisches Argumentieren. Eine Einführung, München: Beck 2004.
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EXISTENZ UND TATSACHEN  SEITE 24 f.
Mithilfe der Tatsachen gelingt es uns, die Vielfalt physischer, psychischer und semantischer Phänomene zu beschreiben.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 24 f.
AUFGABE 2
Hinweis: Die Sapir-Whorf-Hypothese beschäftigt sich in erster Linie damit, wie Sprachen Gedanken
beeinflussen. Sie sagt, dass die Sprache, die eine Person spricht, unabhängig von der Kultur, in der sie
lebt, den Weg ihres Denkens beeinflusst. Die Struktur der Sprache beeinflusse also die Wahrnehmung der Umwelt. Die Hopi, ein Indianerstamm, drücken Zeitbegriffe durch Raumbezeichnungen
aus. Dies bewirkt nach WHORF, dass die Hopi ein völlig anderes Zeitverständnis als Europäer haben.
AUFGABE 3
Beispiele: Steueranpassung statt Steuererhöhung, Freisetzung von Arbeitskräften statt Arbeitslosigkeit, Treuegeschenkszuzahlung statt Zahlung etc.
AUFGABE 4
Das Wichtigste in Stichworten:
Sprache als Bedürfnis der Kommunikation, des aktiven Lernens durch Versuch und Irrtum;
Wissen besteht aus Erwartungen, unerfüllte Erwartungen provozieren das Forschen;
Voraussetzung ist ein hoher Grad an Suggestivität (Beeinflussbarkeit), das Bedürfnis, mit den
Wünschen und Bewertungen der Artgenossen übereinzustimmen.
Das Suggestionsbedürfnis führt dazu, ein gemeinsames Dogma zu haben und sich gegenseitig die
Wahrheit dieses Dogmas zu suggerieren.
Erst wenn dieses Dogma etabliert ist, kann man mit der Kritik beginnen.
AUFGABE 5
Bei dieser Übung könnten die Theorien ergänzt werden.
Gebrauchstheorie
a. Sprachliche Zeichen haben dann eine Bedeutung, wenn sie eine Idee
oder bildliche Vorstellung ausdrücken.
Ideationale Theorie
b. Sprachliche Zeichen haben eine Bedeutung, weil sie zu einem bestimmten Zweck verwendet werden und das Verhalten anderer beeinflussen.
Referentielle Theorie
c. Sprachliche Zeichen haben dann Bedeutung, wenn sie sich auf ein Ding
beziehen.
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WAHRHEIT  SEITE 27 ff.
Im Unterricht kann mit der Frage begonnen werden: Was versteht ihr unter Wahrheit? Im Anschluss
können die Antworten systematisiert und durch die Übungen vertieft werden.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 29 f.
AUFGABE 1
Die Übung soll das Verständnis von Objekt- und Metasprache greifbar machen.
a. objektsprachlich
b. metasprachlich
c. objektsprachlich
d. metasprachlich
AUFGABE 2
Bei dieser Aufgabe gibt es keine eindeutigen Lösungen, sondern nur Vorschläge.
a. Konsenstheorie
b. pragmatische Theorie
c. Kohärenz- oder Evidenztheorie
d. Kohärenztheorie
e. Evidenztheorie oder pragmatische Theorie
AUFGABE 3
a. absolute Wahrheit
b. Faktum
c. Ehrlichkeit
d. authentisch sein
e. Wahrheit im Sinne Heideggers – das Nicht-verborgen-Sein
AUFGABE 4
Ohne auf aussagen- oder prädikatenlogische Aspekte einzugehen, könnte man die Sätze in folgende
zwei Bereiche gliedern:
a. Beschreibung von Beobachtungen
b. sogenannte analytische Sätze oder Nominaldefinitionen (ein Sachverhalt wird umschrieben oder
durch ein anderes Wort erklärt)
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PHILOSOPHIE IN DER PRAXIS  SEITE 31 ff.
Der Abschnitt soll die konkreten Anwendungsbereiche der Philosophie aufzeigen und Verknüpfungen
zur Psychologie herstellen.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 33
AUFGABE 1
Wichtige Vertreter der Stoa: ZENON, SENECA, MARK AUREL, EPIKTET (vgl. HEGEL)
Wichtige Aussagen und Zielsetzungen:
Alle Lebewesen haben Anteil am Logos. Dieser Logos (Weltgeist, Weltseele, Weltsinn) ist umfassend; alle haben an ihm Anteil.
Die Natur ist das absolut Vernünftige: Lebe gemäß der Natur. Bringe deine Fähigkeiten zur Entfaltung.
Folge dem Logos (der Vernunft). Affekte und Triebe verdunkeln die Vernunft. Vernünftig leben
heißt tugendhaft leben.
Der gesamte Kosmos steht mit allem in Beziehung. Übe Mitgefühl (Sympatheia). Ducunt volentem
fata, nolentem trahunt. Den Willigen geleitet das Schicksal, den Unwilligen schleppt es mit sich.
Ignoriere alles, was nicht in deiner Macht steht.
Lebensziele sind Maßhalten und Ausgeglichenheit (Ataraxia).
AUFGABE 2
Ähnlichkeiten sind: Irrationale Gedanken sollen in realistische Wünsche, gestörte Emotionen in Ausgeglichenheit umgewandelt werden.
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KAPITEL 2: ERKENNTNIS
PROBLEM DER ERKENNTNIS SEITE 39 ff.
Die Schülerinnen und Schüler sollen dahingehend sensibilisiert werden, dass auf Fragen nach der Erkenntnis sehr unterschiedliche Antworten gegeben werden können. Eine erste Begriffseinführung
wird gegeben.
Der Einstieg erfolgt mit einem Dilemma (Seite 39f.). Ein Dilemma beschreibt eine Situation, in der
man von zwei Möglichkeiten eine auswählen muss und in der beide Möglichkeiten zu keinem Ziel
führen.
Als Ergänzung kann folgendes Dilemma herangezogen werden: EUATHLOS, ein junger Grieche, vereinbart mit seinem Rhetoriklehrer PROTAGORAS, den Unterricht zu bezahlen, wenn er, EUATHLOS, seinen
ersten Gerichtsprozess gewonnen habe. Aber EUATHLOS steigt nie in einen Prozess ein. Daraufhin wird
er von PROTAGORAS angeklagt, er habe ihm seinen Lohn nicht bezahlt. EUATHLOS argumentiert nun wie
folgt:
Entweder PROTAGORAS gewinnt den Prozess gegen mich, oder er verliert ihn.
Wenn PROTAGORAS den Prozess gewinnt, dann muss ich nicht bezahlen (denn ich verliere
meinen ersten Prozess).
Wenn PROTAGORAS den Prozess verliert, dann muss ich nicht bezahlen (denn ich habe den
Prozess gewonnen). Daraus folgt: Ich muss nicht bezahlen.6
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 41
AUFGABE 1
Das Problem besteht darin, dass jeder glaubt, das Ganze zu „überblicken“, während er nur einen Teil
sieht oder ertastet. Den Gedanken könnte man insofern weiterführen, dass die Blinden, wenn sie ins
Gespräch kommen, ihre Erkenntnisse möglicherweise revidieren. Würden Menschen – um es jetzt
allgemein zu formulieren – über Bereiche, die keine klaren Antworten zulassen, nicht mehr sprechen,
wäre von vornherein ein Erkenntnisfortschritt ausgeschlossen.
6
Vgl. Jonas PFISTER, Philosophie. Ein Lehrbuch, Stuttgart: Reclam 2006, S. 252.
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AUFGABE 2
MAGRITTEs Bild der Pfeife mit dem Untertitel „Das ist keine Pfeife“ lässt beispielsweise die Differenzierung einer wirklichen Pfeife von einer gezeichneten Pfeife zu:
Realität – wirkliche Pfeife
Bild – gezeichnete Pfeife
vielfarbig
zweifarbig
dreidimensional
zweidimensional
Gebrauchsgegenstand (Rauchen)
nicht verwendbar (zum Rauchen)
durch mehrere Sinne wahrnehmbar
(Geruch, Geschmack, Sehen, Tasten)
nur optisch wahrnehmbar
AUFGABE 3
Am ehesten trifft Skeptizismus zu.
WIE ALLES BEGANN  SEITE 42 ff.
Auf Wunsch vieler KollegInnen wurde der Abschnitt „Vorsokratiker“ in das Kapitel „Erkenntnis“ integriert. Die Vorsokratiker werden im Unterricht gerne durchgenommen, weil sie von keinen philosophischen Rezeptionen überlagert und somit relativ einfach zu verstehen sind.
Im Abschnitt „Sophistik“ werden wichtige Begriffe der Erkenntnistheorie eingeführt.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 47
AUFGABE 3
Die Fragen sind nicht eindeutig zu beantworten. Es geht bei der Aufgabe darum, ein Nachdenken zu
provozieren. Zusammenfassend könnte die Folie „Gibt es eine zuverlässige Wissensquelle“ gezeigt
werden (siehe Download – Folien).
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23
PLATON  SEITE 48 ff.
Dieser Abschnitt zeigt grundlegende Fragen der Philosophie auf. Ausführlich werden das Verständnis
von Idee und das Höhlengleichnis behandelt.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 51 f.
AUFGABE 1
Gezeichneter Kreis: Abbild (Erscheinungsform)
Formel des Kreises: Idee
Graugans Emma und 98% der Graugänse: Abbild
die Graugans: Idee
AUFGABE 2
Der Text zeigt, wie PLATON über Ideen schreibt.
a. Der Begriff der Tugend wird vom Konkreten (Tugend des Mannes, der Frau) zum Identischen
(Tugend = Verwalten mit Gerechtigkeit und Besonnenheit) diskutiert.
b. Die Antworten MENONs spiegeln einen Übergang vom Schein zum Sein: Am Beginn des Gesprächs antwortet er mit „Es scheint, ich glaube“, am Schluss mit „Es ist offensichtlich“.
c. Eine sprachliche Feinheit zeigt den transzendenten Aspekt von Idee: SOKRATES differenziert
zwischen besonnen und gerecht verwalten und mit Besonnenheit und Gerechtigkeit verwalten. Während bei besonnen und gerecht verwalten das besonnen und gerecht eng mit dem
Verwalten verknüpft ist, also dem Verwalten gleichsam immanent ist, wird mit der Formulierung mit Besonnenheit und Gerechtigkeit verwalten Besonnenheit und Gerechtigkeit vom
Verwalten getrennt, es ist also transzendent, unabhängig von einer Tätigkeit.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 55 f.
AUFGABE 1
Stuhl  physikalische Welt
gezeichneter Stuhl  Nachahmung
Gott  Idee des Guten
Dokumentarfilm  Nachahmung
die Gerechtigkeit  Idee
a2 + b2 = c2  wissenschaftlicher Verstand
Falsche Angaben sind: Spekulation, mit einer konkreten Handlung vergleichbar
AUFGABE 2
Beispiele wären Matrix oder Truman Show.
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AUFGABE 3
Informationen zu René MAGRITTE (1898–1967), eine der herausragenden Persönlichkeiten der surrealistischen Malerei: Seine ersten Bilder kamen dem Stil des Surrealismus, der während seiner gesamten Schaffenszeit dominierte, sehr nahe. MAGRITTE arbeitete technisch exakt und schuf hauptsächlich
Bilder, die außergewöhnliche Gegenüberstellungen alltäglicher Objekte zeigen oder bekannten Gegenständen in einem ungewöhnlichen oder absonderlichen Zusammenhang neue Bedeutung verleihen. MAGRITTE hat dem fantastischen Realismus, dessen bekanntester Vertreter der Wiener Maler
Ernst FUCHS ist, mit den Weg bereitet. Neben fantastischen Elementen sind seine Werke auch kindlich
humorvoll, ironisieren bekannte Motive der Kunstgeschichte oder nehmen Themen auf, die aus
Träumen entlehnt sein könnten.
AUFGABE 4
a. Kognitivismus
b. Gedächtnis als Netz
ARISTOTELES  SEITE 57 ff.
Es werden die für den Empirismus typischen Erkenntnisstufen und die Ursachen beschrieben.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 59 f.
AUFGABE 1
Formursache: Plan
Wirkursache: Tischler
Zweckursache: Möbel zum Sitzen
AUFGABE 3
Die Fragestellung zum Zug könnte etwa so beantwortet werden: Stoffursache und Wirkursache sind
Veränderungen unterworfen, während Form- und Zweckursache eher auf das Allgemeine, das Charakteristische hindeuten. Dies veranlasst uns schließlich, vom gleichen Zug zu sprechen.
AUFGABE 4
a. Löwe  Stoff
b. Bewegung und Ruhe  Zweck
c. Idee des Löwen  Form
ERGÄNZUNG
An einigen Stellen erklärt ARISTOTELES, dass es etwas geben müsse, das alle Bewegungen in der Natur
in Gang gesetzt hat. Er stellte sich vor, dass die Bewegungen der Sterne und Planeten die Bewegungen hier auf der Erde leiten. Aber irgendetwas muss auch die Himmelskörper bewegen. Dieses Etwas
nannte ARISTOTELES den ersten Beweger. Der erste Beweger bewegt sich selbst nicht, ist aber die erste
Ursache der Bewegungen der Himmelskörper und damit aller Bewegungen in der Natur.
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KLASSISCHER EMPIRISMUS  SEITE 60 ff.
Der klassische Empirismus ist als Abkehr von der antiken Philosophie mit ihrer kontemplativen Intention zu verstehen. In diesem Abschnitt werden Begriffe wie Induktion und Kausalität erklärt.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 64 f.
AUFGABE 1
Hinweise: Lauwarmes Wasser erscheint einer kalten Hand heiß und einer heißen Hand kalt. Auch
wenn sekundäre Qualitäten anthropozentrisch und relativ sind, kann man nicht ableiten, sie wären
fiktiv und beliebig. Sekundäre Qualitäten könnte man mit Schlüsseln vergleichen, die in die Schlüssellöcher der verschiedenen menschlichen Sinne passen.
AUFGABE 2
Um diskutieren zu können, müssen wir aus denkökonomischen Gründen eine Basis (ein Axiom) setzen, von der aus wir zu diskutieren beginnen. Stellen wir alles in Frage, machen wir den Relativismus
zum Axiom. Beispiel: Wenn ARISTOTELES sagt, jeder Mensch strebt von Natur aus nach Glück, dann ist
das für ethische Fragestellungen die Basis, von der aus wir diskutieren können.
THALES: Wasser
BACON: Experimentieren?
HERAKLIT: Feuer und Logos
LOCKE: gesunder Menschenverstand?
HUME: Perzeptionen?
PLATON: Idee des Guten
ARISTOTELES: Neugier und Staunen
AUFGABE 4
Der Denkfehler liegt darin, dass das eine Ereignis notwendigerweise das zweite bedingt, wofür es
keinen Beweis gibt. Es kann natürlich sehr wohl sein, dass die Prognose stimmt.
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KLASSISCHER RATIONAL ISMUS  SEITE 66 ff.
Neben der Darstellung von DESCARTES werden die Vor- und Nachteile eines dualistischen Denkens
thematisiert. Ergänzend kann an dieser Stelle die Unterscheidung zwischen Deduktion und Induktion
vertieft werden.
INDUKTION
In der untersten Schicht befinden sich Beobachtungssätze. Aus diesen werden induktiv Verallgemeinerungen abgeleitet. Von den Verallgemeinerungen kann man durch Abstraktion zu Axiomen, Prinzipien und Naturgesetzen gelangen. In der obersten Schicht sind also die Axiome anzusiedeln, diejenigen Aussagen, die nicht weiter begründet werden.
In der Richtung von unten nach oben wird induktiv begründet: Die höhere Stufe kann nur mit Wahrscheinlichkeit aus der darunterliegenden erschlossen werden.
In der Richtung von oben nach unten gilt die Deduktion: Aus den Axiomen und Naturgesetzen lassen
sich mit den Regeln der Logik Beobachtungssätze ableiten.
Wenn wir einen Apfel sehen, erkennen wir ihn mit den Sinnen, dazu kommt, dass wir dem Gegenstand durch den Sprechakt eine bestimmte Bedeutung hinzufügen. Es lassen sich jedoch nicht alle Erkenntnisse auf Erkenntnis durch die Sinne zurückführen. Es gibt auch Erkenntnis durch Nachdenken.
Beim Nachdenken bedienen wir uns der Vernunft. Des Öfteren ziehen wir aufgrund von Beobachtungen oder Nachdenken Schlüsse. Schlüsse formulieren wir mithilfe von Sätzen bzw. Argumenten. Argumente, die primär durch Nachdenken gefunden werden, heißen deduktive Argumente.
Beispiel für Deduktion: Wenn ein Objekt von der Erde angezogen wird, fällt es zu Boden (Gravitationsgesetz). Dieser Stein wird angezogen. Folglich fällt er zu Boden.
Deduktion
Induktion
Axiome,
Naturgesetze
_____________
Verallgemeinerungen
____________________
Erfahrungen,
Beobachtungen
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 69 f.
AUFGABE 2
Monismus: SPINOZA, MARX, LORENZ
Dualismus: DESCARTES, POPPER
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27
KRITIZISMUS: IMMANUE L KANT  SEITE 73 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 77
AUFGABE 1
Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen: Die gesamte Beschreibung ist a posteriori. A priori ist lediglich, dass ich den Apfel im Raum wahrnehme, wenn ich ihn angreife, dass ich ihn in der Zeit, nämlich jetzt, wahrnehme und dass ich, wenn ich sage, er schmeckt gut, in meinem Denken automatisch
und unbewusst eine Beziehung zu etwas anderem herstelle (Kategorie der Relation).
AUFGABE 2
Zwei und zwei sind vier.  analytisch
In Neusiedl …  synthetisch
Die Schule ist sinnvoll.  synthetisch
Alle Junggesellen …  analytisch
AUFGABE 3
Die Taube gleicht dem Verstand, der den festen Boden der Sinneswahrnehmung zu verlassen
wünscht. „Begriffe, denen keine Sinneserfahrung zugrunde liegt, sind leer – Sinneserfahrung ohne
Begriffe ist blind.“
EVOLUTIONÄRE ERKENNT NISTHEORIE  SEITE 78 ff.
Der österreichische Beitrag zur Philosophie wird besonders gewürdigt. Konrad LORENZ und Rupert
RIEDL sind ausführlich behandelt.
KRITISCHER RATIONALISMUS  SEITE 83 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 88
AUFGABE 1
Bei der Wissenschaft kommt es auf die Kritik an.
Das Problem der Verifikation besteht darin, dass keine neuen Erkenntnisse provoziert werden.
Der Vorteil der Falsifikation besteht in der negativen Selektion.
AUFGABE 2
Das Gleichnis zeigt den Vorteil der negativen Selektion. Der Erkenntnisfortschritt liegt nun darin, dass
man weiß, dass kein schwarzer Hut im Keller ist.
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LÖSUNGSHINWEISE ZUM PROJEKT SEITE 89 ff.
AUFGABE 1 A
PLATON: Ideen
ARISTOTELES: Axiome wie „Der Mensch ist ein Neugierwesen, er strebt nach Glück.“
DESCARTES: Prinzipien wie eigene Existenz (res cogitans) oder Gott
LEIBNIZ: alle notwendigen Wahrheiten (Mathematik und Logik)
KANT: Anschauungsformen (Raum, Zeit) und Kategorien
LORENZ: angeborene Lehrmeister (Raumanschauung, Kausalität)
JUNG: Archetypen
CHOMSKY: universale Grammatik, generative Grammatik (Der Mensch hat eine angeborene Disposition für Sprache.)
AUFGABE 1 B
Säuglinge können mit etwa 15 Tagen Farben sehen. Ob Kinder Farben unterscheiden können, prüft
man, indem man einen farbigen Lichtfleck auf einem andersfarbigen Hintergrund gleicher Helligkeit
hin und her bewegt, z. B. rot auf grün, gelb auf blau etc.
Versuche mit einem Graben zeigen, dass im Kriechalter (vorher ist dieser Test nicht durchführbar) die
meisten Kinder Tiefe abschätzen können. Auch zur Tiefenwahrnehmung von Kleinstkindern (sechs bis
acht Wochen) gibt es Experimente.
Ja. Neugeborene reagieren vom ersten Tag an auf gemusterte Karten stärker als einfarbige, auf Figur
mehr als auf Grund.
AUFGABE 2
a. Beide Tischplatten haben nicht nur genau die gleiche Fläche, sondern auch dieselbe Form. Unser
Wahrnehmungssystem setzt voraus, dass eine Linie, die sich in die Tiefe erstreckt, in der dreidimensionalen Wirklichkeit länger ist als eine gleich lange Linie, die sich nicht in die Tiefe erstreckt – und
korrigiert das, was wir sehen, entsprechend. Auch wenn man versteht, was geschieht, gibt das Unbewusste die gleiche Wahrnehmung an den bewussten Verstand weiter.
b. Fast alle sehen ein Rechteck. Die Gestaltgesetze der Nähe und Prägnanz
kommen zum Tragen: Was nahe liegt, gehört auch zusammen. Niemand
kommt auf die Idee, die Kreise etwa so zu verbinden.
c. Wenn Sie das Bild umdrehen, erleben Sie eine Überraschung. Offensichtlich nehmen wir das Gesicht als Ganzes wahr, einzelne Teile (Mund, Augen) werden jedoch separat analysiert. Der umgedrehte Kopf hat normale Augen und einen normalen Mund. Wir können zu einem einzigen Zeitpunkt
nicht die gesamte Wirklichkeit erfassen.
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AUFGABE 5
Gibt es die Außenwelt, die Welt, die uns umgibt und die wir täglich wahrnehmen? Das Traumargument von DESCARTES besagt, dass wir dies nicht wissen können, weil wir nicht ausschließen können,
dass wir in diesem Augenblick träumen, die Objekte der Außenwelt somit lediglich Produkte unserer
Fantasie sind. Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass wir denken.
Einige Realisten versuchen, ihre Ansicht, dass die Außenwelt unabhängig von einem Geist existiert,
der sie wahrnimmt, durch den gesunden Menschenverstand zu stützen. LOCKE versucht es durch die
Unterscheidung in primäre und sekundäre Qualitäten. Gegen diese Unterscheidung argumentiert
BERKELEY: Diese Unterscheidung sei nicht möglich, weil sie einen Standpunkt außerhalb unserer Ideen
verlangte. Er kommt zu dem Schluss: Esse est percipi. Sein ist Wahrgenommenwerden.
Der Idealismus besagt, dass es zwar keine materielle Außenwelt gibt, jedoch Ideen. Nach PLATON gibt
es die Außenwelt, unabhängig davon, ob wir sie wahrnehmen oder nicht.
KANT unterscheidet zwischen Erscheinungen und dem Ding an sich. Es existiert ein Ding an sich, aber
wir können nicht wissen, wie es beschaffen ist. Wissen haben wir nur davon, wie uns das Ding erscheint.7
AUFGABE 6
Ein Beispiel für eine Präsentation finden Sie auf der CD-ROM.
7
Vgl. Jonas PFISTER, Philosophie. Ein Lehrbuch, Stuttgart: Reclam 2006, S. 104f. Unsere Darstellung unterscheidet sich jedoch in Bezug auf KANT und PLATON.
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30
KAPITEL 3: IDEALISMUS UND KRITIK
DEUTSCHER IDEALISMUS  SEITE 95 ff.
Es werden zwei Vertreter des deutschen Idealismus vorgestellt, FICHTE und HEGEL. Bei HEGEL wird u. a.
die Geschichtsphilosophie thematisiert.
LÖSUNGSHINWEISE ZUR AUFGABE SEITE 97
Die Anthroposophie (griechisch ánthropos: Mensch, sophía: Weisheit), die von Rudolf STEINER begründete Lehre, strebt danach, die Erkenntnisfähigkeiten des Menschen zu entwickeln und zur Erkenntnis des Geistigen zu führen. Als geistige Bewegung begann die Anthroposophie mit einem Vortrag STEINERS 1895 über die „Philosophie der Freiheit“. STEINER setzte dem modernen rationalistischen
Weltbild seiner Zeit die Betonung der Gefühlswelt entgegen und lehrte die Dreigliedrigkeit von Geist,
Seele und Leib. Besondere Aufmerksamkeit erlangte die anthroposophische Bewegung durch den Erfolg der Waldorfpädagogik.
Der Mensch besteht nach STEINER aus dem Geist (als Inbegriff für Denken, Fühlen und Wollen), der
Seele (dem Triebhaften, Tierischen) und dem Leib. Nach dem Tod des Individuums vereinigt sich die
Seele mit dem Geist; aber durch den Hang der Seele zum Physischen erhält sie erneut körperliche
Gestalt (Reinkarnation). Dieser Wechsel setzt sich fort, bis die Seele ihren Hang zum Physischen
überwunden hat. Die gewöhnliche menschliche Erkenntnis bleibt an die Sinneserfahrung gebunden,
welche die Seele empfängt; aber durch bestimmte (meditative) Übungen lässt sich die intuitive Einsicht erlangen, dass es hinter dem Physischen eine höhere geistige Wirklichkeit gibt, die über Natur
und Mensch waltet. In dieser Einsicht wird deutlich, dass sich der Geist durch Freiheit auszeichnet,
und dass der Mensch als geistig-erkennendes Wesen selbst frei ist.8
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 1 01
Aufgabe 1
Die Entfaltung des Geistes durchläuft drei verschiedene Stadien.
Der subjektive Geist tritt im Einzelwesen auf. Er wird betrachtet:
1. als Sinnlichkeit psychophysischer Art von HEGELs Anthropologie,
2. als reine Bewusstheit von seiner Phänomenologie,
3. als theoretische Vernunft, praktischer Wille, freie Moralität von seiner Psychologie.
8
Aus Karl LAHMER, Esoterik mit Distanz. Folienmappe, Hadersdorf: sbz 2000.
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31
Die individuelle Vernunft führt zur sozialen Vernunft, d. h. zum objektiven Geist, der in den Beziehungen der Einzelgeister zueinander Gestalt annimmt und sich im (abstrakten) Recht, seinem Gegensatz, der (lebendigen) Moralität (im Sinn u. a. von Sitte) und der Recht und Moralität einigenden
(konkreten) Sittlichkeit offenbart, die ihrerseits die Verbände: (lebendige) Familie, (abstrakte) Gesellschaft und den beide einigenden (konkreten) Staat schafft.
Die höhere Einheit, die den subjektiven und den objektiven Geist umfasst und somit deren Synthese
ist, ist der absolute Geist, d. i. die Totalität des Geistigen überhaupt. Sie hat sich nacheinander in drei
Stufen jeweils unterschiedlich offenbart. In der frühesten, der Stufe der Anschauung, als Kunst, in der
nächsten Stufe, der der Gefühle, als Religion und in der letzten, der Synthese beider, der des Denkens, als Philosophie. Diese Stufen sind dialektische Entwicklungsschritte des absoluten Geistes, die
in ihm aufgehoben worden sind und in ihm bewahrt werden („Das Wahre ist das Ganze.“). In der Philosophie begreift der Geist zuletzt sich selbst und gelangt damit zur Vollendung. Er wird zum Sichwissenden-Geist und kommt damit zu seinem An-und-für-sich-Sein.
ODYSSEUS als Beispiel für einen Individualisten,
ÄNEAS als Beispiel für Pflichtbewusstsein,
GOETHE u. a. als Beispiel für die Verwirklichung des Weltgeists.
IDEALISMUSKRITIK  102 ff.
KIERKEGAARD und NIETZSCHE werden behandelt. Die Themen können auch unter dem Aspekt der Religionskritik bearbeitet werden.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 105 f.
AUFGABE 1
Hannah ARENDT führt in Vita activa aus: Erst im Handeln hat der Mensch unmittelbar mit seinesgleichen, mit anderen Menschen zu tun. Diese Ebene beruht nicht auf den vitalen Bedürfnissen, sondern
auf der Individualität oder Personalität des Menschen. Bedingung des Handelns ist eine Vielfalt von
Individuen, die nicht austauschbar und ersetzbar sind. Die Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit eines Menschen drückt sich im Sprechen und Handeln aus, in dem immer wieder neue Anfänge gesetzt
werden. Überhaupt ist eigentümlich menschliches Handeln dadurch gekennzeichnet, dass nicht nur
eine Kette kausal-mechanischer Wirkungen fortgesetzt wird, sondern aus innerer Freiheit ein Neubeginn möglich wird. Ein solcher Neuanfang ist schlechterdings unberechenbar. ARENDT geht es um ein
Tätigsein, dessen einziger Zweck ist, dass ein menschliches Miteinander entsteht. Gesellschaft gibt es
im vollen Sinne des Wortes erst dann, wenn der öffentlich-politische Raum nicht durch strategisches
oder instrumentelles, sondern durch kommunikatives Handeln gebildet wird. Darin entsteht wirkliche
Gemeinsamkeit über die Unterschiede der Individuen hinweg.
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32
Zusammenfassung der menschlichen Ebenen nach ARENDT
1. Arbeit
Bedürfnisbefriedigung, Selbstbezüglichkeit
Lebenssicherung
Weltlosigkeit
Funktionalität gegenüber Dingen und Menschen
Verbrauch der Güter
2. Herstellen
Werkzeuge für Arbeit,
Kunstwerke
3. Handeln
Menschenwelt
Überdauert kurzfristige Bedürfnisse und das Leben von
Individuen.
Objekt- bzw. Dingwelt
Sprechen und Handeln bilden Sphäre der Zwischenmenschlichkeit: Gemeinschaft, Weltbezogenheit.
Freiheit zum Neubeginn (Bezug KIERKEGAARD)
ERGÄNZUNG ZU NIETZSCHE SEITE 106 ff.
Die Nationalsozialisten konnten NIETZSCHE nur deswegen zur Rassenfrage zitieren, weil sie sich eines
besonderen Interpretationsprinzips bedienten. In der Tat verführt NIETZSCHEs Sprache zu Fehlinterpretationen und Verzerrungen, da er selbst es vermieden hat, seine Gedanken systematisch zu ordnen und größtenteils in Aphorismen spricht. Dadurch läuft er Gefahr, seine Aussagen durch ihre Vieldeutigkeit und Unbestimmbarkeit ins Unverbindliche abgleiten zu lassen. NIETZSCHEs eigene
Gedanken sind in seinen vollständigen Sätzen nur maskiert enthalten, was er wirklich gedacht hat,
steht in Parenthesen, Nebensätzen und Teilzitaten. NIETZSCHE öffnete durch seinen aphoristischen Stil
jeder willkürlichen Fehlinterpretation Tür und Tor.
So haben sich die den Nationalsozialisten nahestehenden Schriftsteller bedient, indem sie einzelne
Sätze oder Teilsätze aus dem Kontext herausgerissen und in Form geschickter Zitatkompilationen im
Sinne ihrer Rassenideologie verwendet haben. Man hielt NIETZSCHE für einen den Nationalsozialisten
nahestehenden Philosophen, da man vor allem die verzerrten Darstellungen der ihnen nahen Schriftsteller rezipierte. Auch NIETZSCHEs Schwester Elisabeth hat sicher ihren Teil zur nationalsozialistischen
Uminterpretation beigetragen. Als Nachlassverwalterin des NIETZSCHE-Archivs reduzierte sie NIETZSCHEs Kulturkritik auf ein populäres Kochrezept, mit dem sie die Stimmung der Deutschen kurz vor
Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu hehren Idealen und kraftvollen Schlagworten verrührte: Übermensch, Wille zur Macht, der Krieg als Vater aller Dinge – es waren eher die Vokabeln, nicht die Gedanken NIETZSCHEs, die es den Nationalsozialisten angetan haben.9
9
Vgl. Gisela LÜCK, NIETZSCHEs Kritik der Erkenntnis als Verfestigung, Köln: 1985, S. 20ff.
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33
EXISTENZPHILOSOPHIE  SEITE 112 ff.
In diesem Abschnitt werden HEIDEGGER, SARTRE und CAMUS behandelt. Der Abschnitt kann auch unter
dem Aspekt der Anthropologie oder Ethik (Freiheit und Verantwortung) bearbeitet werden.
WITZIGES ZU HEIDEGGER, SEITE 113ff.
Das Fassende des Fassbaren ist die Nacht. Sie fasst, indem sie übernachtet. So gefasst nachtet das
Fass in der Nacht. Sein Wesen ist die Gefasstheit in der Nacht. Was fasst – Was nachtet? Dasein nachtet fast. Übernächtig west es in der Umnachtung durch das Fass, so zwar, dass das Fassbare im Gefasstwerden durch die Nacht das Anwesen des Fasses hütet. Die Nacht ist das Fass des Seins. Der
Mensch ist der Wächter des Fasses. Dies ist seine Verfassung. Das Fassende des Fasses aber ist die
Leere. Nicht das Fass fasst die Leere – und nicht die Leere das Fass; sie fügen einander wechselweise
in ihr Fassbares. Im Erscheinen des Fasses als solchem aber bleibt das Fass selbst aus. Es hat sein
Bleibendes in der Nacht. Die Nacht übergießt das Fass mit seinem Bleiben. Aus dem Geschenk dieses
Gusses west die Fassnacht. Es ist unfassbar. 10
LÖSUNGSHINWEISE ZUR AUFGABE SEITE 121
Die Situation ist das An-sich-Sein, die Möglichkeiten sind das Für-sich-Sein.
Der Greis, von dem erzählt wird, ist kein Denker, der zwischen dem Abwerfen der Last und der Ankunft des Todes die Feststellung über den Unwert des Lebens geändert hätte. Aber er ist einer, der in
der Verzögerung den Gewinn erfährt, den erst sie zulässt. Er hat die unerträgliche Last abgeworfen,
weil er zum Ende entschlossen ist und den Tod erwarten will. Doch das Abwerfen der Last gewährt
ihm den Aufschub, Atem zu holen, sich umzusehen, die unter der Bürde unbeachtete Welt noch einmal anzublicken, um nun wahrzunehmen, was der Preis für die Endgültigkeit des Loskommens von
der Last sein würde. Über solche Nachdenklichkeit tritt der Tod heran, wie gerufen; und es scheint,
dass der Alte von ihm Verlängerung des Aufschubs erlangt, den er sich doch erst durch Überdruss am
Leben verschafft hatte. So gesehen ist die Fabel ein Beispiel, das An-sich-Sein vom Für-sich-Sein zu
differenzieren.
LÖSUNGSHINWEISE ZUR AUFGABE SEITE 122 f.
Im Anschluss an die Behandlung des Absurden bei CAMUS kann man den Schülerinnen und Schülern
die Aufgabe stellen, eine absurde Situation zu beschreiben. Dabei steht es frei, welchen Begriff des
Absurden die Schüler zugrunde legen. Als Beispiel die Geschichte einer Schülerin:
10
Diese Parodie auf Martin HEIDEGGER wurde 1954 in Freiburg in einer lokalen Zeitschrift veröffentlicht. Dort
wurde sie Maxim FELDWEGER zugeschrieben. Zitiert aus: Hans-Martin GAUGER, Das ist bei uns nicht Ouzo.
Sprachwitze, München: Beck 2005, S. 59.
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34
Meine Eltern
In dem Teufelskreis, in dem ich mich schon ziemlich lang befinde, sind meine Eltern inkludiert. Sie
sind sehr konservativ und streng; mit meinen Noten sind sie seit der 4. Klasse nicht mehr zufrieden.
Ich weiß zwar, dass ich nicht besonders gut bin, hatte jedoch noch nie eine Nachprüfung. Jedoch lassen mich meine Eltern nie in Ruhe und mischen sich die ganze Zeit ein. Ich bete ihnen schon ewig,
dass dies meine Sache ist, und dass ich nicht so beobachtet werden will; vor allem will ich nicht die
ganze Zeit ermahnt und eingesperrt werden.
Meine Eltern meinen, wissen zu können, wann ich z. B. an einem Sonntag zu wenig gelernt hätte, worauf sie mich nicht aus dem Haus lassen. Sie regen sich dann sogar auf, wenn ich telefoniere oder
fernsehe. Ich ärgere mich darüber so, dass ich aus Protest und aufgrund einer innerlichen Sperre erst
recht nichts lerne und einfach nur im Zimmer hocke. Ich weiß, dass dieses Verhalten auch ziemlich
blöd ist; aber Zwang vertrage ich nicht. Ich weiß auch: Hätte ich öfters tolle Noten, die ganze Motzerei würde aufhören. Zusätzlich erpressen mich meine Eltern damit, dass sie mir Sprachaufenthalte in
Amerika, Frankreich, England ermöglichten und Nachhilfestunden bezahlten. Ich bin ein Mensch, der
fast nichts in sich hineinfrisst, und vor allem meinen Eltern sage ich immer, was mich stört. Mir
kommt allerdings vor, meine Eltern hören nicht richtig zu, verstehen mich nicht oder wollen mich
nicht verstehen. Alle meine Freunde haben wesentlich mehr Freiheiten als ich, obwohl sie in der
Schule auch nicht besser sind. Das ist mein Teufelskreis, der nicht aufhört. Ich weiß nicht, ob das mit
Sisyphos verknüpfbar ist; es war jedenfalls meine spontane Assoziation.
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35
KAPITEL 4: ENTWÜRFE ZUM MENSCHEN
Es werden folgende Themenbereiche behandelt. Evolution, Frau und Mann, Glück, Religionskritik und
Medien. Leider musste der Abschnitt Esoterik aus dem Buch genommen werden, weil ein Gutachter
des Ministeriums dagegen Einspruch erhoben hatte. Der Abschnitt ist hier als Ergänzung angeboten.
MENSCH UND EVOLUTION  SEITE 127 ff.
Das Thema ist in „Kernbereiche Ethik 2, S. 84“ aus anderer Perspektive behandelt.
FRAU UND MANN  SEITE 130 ff.
TEXT VON JOHN GRAY
Stellen Sie sich vor, Mars war einmal der Planet der Männer und Venus der Planet der Frauen. Eines
schönen Tages schauten die Marsmänner durch ihr Teleskop und entdeckten die Venusfrauen. Ein
einziger Blick rief bei ihnen Gefühle hervor, die sie noch nie verspürt hatten. Sie verliebten sich unsterblich. Schnell erfanden sie ein Raumschiff und flogen zur Venus. Die Venusfrauen empfingen die
Marsmänner mit offenen Armen. Sie hatten intuitiv gespürt, dass dieser Tag einmal kommen würde.
Ihre Herzen weiteten sich, und sie verspürten eine Liebe, derart, wie sie es nie zuvor erlebt hatten.
Ihre Liebe war wie ein Zauber. Sie erfreuten sich aneinander und teilten alles. Sie hatten ein königliches Vergnügen daran, sich gegenseitig die Unterschiede ihrer verschiedenen Welten klarzumachen.
Viele Monate verbrachten sie damit, voneinander zu lernen, ihre Bedürfnisse, Vorlieben und Verhaltensweisen zu erforschen und zu achten. Viele Jahre lebten sie zusammen in Liebe und Harmonie.
Dann entschlossen sie sich, gemeinsam die Erde zu bevölkern. Am Anfang verlief alles sehr harmonisch. Eines Morgens jedoch wachten sie auf, und die Welt war über Nacht eine andere geworden.
Die Erdatmosphäre hatte ihre Wirkung auf sie ausgeübt, und alle verfielen in einen seltsamen Schlaf
des Vergessens. An bestimmte Dinge konnten sie sich einfach nicht mehr erinnern. Sie hatten beispielsweise vergessen, dass sie von verschiedenen Planeten stammten. Sie hatten vergessen, dass sie
verschieden sein sollten. An einem einzigen Tag war ihnen alles, was sie in den vergangenen Jahren
über ihre Unterschiede gelernt hatten, wieder entfallen. Von diesem Tag an lebten Männer und
Frauen im Streit miteinander.
Ohne das Bewusstsein dafür, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und sein sollen, sind
Streit und Zwietracht in einer Beziehung vorprogrammiert. Wenn wir ärgerlich oder enttäuscht sind,
liegt das meistens daran, dass wir diese wichtige Wahrheit aus den Augen verloren haben. Wir möchten stattdessen, dass unsere Partner vom anderen Geschlecht wollen, was wir wollen und fühlen,
was wir fühlen. Männer irren, wenn sie meinen, dass Frauen auf dieselbe Weise fühlen, kommunizieren und reagieren wie sie selbst. Den Frauen geht es jedoch nicht anders. Es ist in Vergessenheit geraten, dass Männer und Frauen das Recht haben, anders zu sein. Folglich sind unsere Beziehungen
voller unnötiger Reibungen und Konflikte ...
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Eigenheiten der Marsianer: Männer schätzen es, Macht zu haben, kompetent zu sein, effizient zu arbeiten und etwas zu leisten. Sie machen ständig etwas, um sich selbst zu beweisen, dass sie etwas
können, und entwickeln dabei ihre Fertigkeiten und ihre Kraft. Männliches Selbstverständnis definiert sich durch die Fähigkeit, etwas Greifbares hervorzubringen. Erfüllung finden sie in erster Linie
im Erfolg. Alles auf dem Mars war auf diese Werte ausgerichtet. Selbst die Kleidung der Marsmänner
reflektierte Fähigkeiten und Kompetenz ihrer Träger. Polizisten, Soldaten, Wissenschaftler, Chauffeure, Ingenieure, Köche und viele andere kleideten sich in Uniformen als Zeichen ihrer Kompetenz und
Macht. Jeder musste eine Uniform tragen, damit seine speziellen Fertigkeiten und seine Kompetenz
offen zur Schau gestellt wurden.
Sie hatten nur Äußerlichkeiten im Kopf wie Jagen, Angeln und Autorennen. Sie interessierten sich für
die Nachrichten, den Wetterbericht und die Sportschau. Mit Liebesromanen oder Selbsthilfebüchern
konnte man keinen von ihnen hinter dem Ofen hervorlocken. Die Leidenschaft der Marsmänner galt
Gegenständen und Dingen, nicht etwa Menschen und Gefühlen. Auch heute noch fantasieren Männer lieber über starke Autos, noch schnellere Computer, technische Spielereien und HightechEntwicklungen. Männer haben vorwiegend Sachen im Kopf, mit denen sie ihre Macht zum Ausdruck
bringen, Dinge zu bewegen und ihre Ziele durchzusetzen.
Das Erreichen von Zielen ist für einen Mann sehr wichtig, denn es ist seine beste Möglichkeit, seine
Kompetenz unter Beweis zu stellen und sein Selbstwertgefühl zu zeigen. Wenn ihm jemand etwas
abnimmt, hat er kein gutes Gefühl dabei. Marsianer sind stolz darauf, Dinge ganz allein zu tun. Autonomie ist für sie ein Symbol von Effizienz, Macht und Kompetenz. Diese Eigenheit der Marsianer zu
verstehen, kann einer Frau begreifen helfen, warum ein Mann sich widersetzt, sobald sie ihn verbessern will oder ihm sagt, was er tun soll. Einem Mann ungefragt einen Ratschlag erteilen heißt, davon
auszugehen, dass er nicht weiß, was er tun soll, oder nicht mehr allein weiterkommt. Für Männer ist
das ein wunder Punkt, denn kompetent zu sein ist für sie das Allerwichtigste. Weil ein Marsianer seine Probleme allein bewältigt, spricht er auch nicht oft über sie, es sei denn, er benötigt einen fachkundigen Rat. Wenn er jedoch einmal wirklich Hilfe braucht, ist es ein Zeichen von Klugheit, sie auch
einzuholen. In diesem Fall wird er jemanden finden, den er respektiert, und dann über sein Problem
sprechen. Auf dem Mars gilt es als Einladung für einen Ratschlag, wenn man anfängt, über ein Problem zu sprechen. Ein Marsianer fühlt sich durch eine solche Gelegenheit sehr geehrt. Automatisch
setzt er seine Heimwerkermütze auf, hört sich den Problemfall eine Weile an und gibt dann seinen
kostbaren Ratschlag zum Besten. Diese marsianische Sitte ist einer der Gründe, warum Männer instinktiv Lösungen anbieten, wenn Frauen über ihre Probleme reden. Wenn eine Frau nichtsahnend
ihrem Ärger Luft macht oder laut über ihre alltäglichen Probleme nachdenkt, geht der Mann irrtümlicherweise davon aus, dass sie fachkundigen Rat sucht.
Eigenheiten der Venusianerinnen: Frauen haben andere Prioritäten. Sie schätzen Liebe, Kommunikation, Schönheit und Beziehungen. Sie verbringen einen Großteil ihrer Zeit, indem sie einander helfen
und pflegen. Das weibliche Selbstbewusstsein definiert sich durch Gefühle und die Qualität von Beziehungen. Frauen erleben Erfüllung durch Teilen und Mitteilen. Alles auf der Venus war auf diese
Werte ausgerichtet. Statt Autobahnen und große Häuser zu bauen, waren die Venusfrauen eher darum bemüht, in Harmonie, Gemeinschaft und liebevoller Hingabe zusammenzuleben. Beziehungen
waren ihnen wichtiger als Arbeit und Technik. In vielfacher Hinsicht war ihre Welt das genaue Gegenteil der Welt der Marsmänner.
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Sie kleideten sich nicht in Uniformen wie die Marsmänner, sondern hatten vielmehr ein himmlisches
Vergnügen daran, jeden Tag ein anderes Kleid zu tragen, je nachdem, wie sie sich gerade fühlten. Der
Ausdruck der individuellen Persönlichkeit, insbesondere ihrer Gefühle, war für sie sehr wichtig.
Manchmal wechselten sie sogar mehrmals täglich das Kleid, je nach ihrer Stimmung. Kommunikation
war für sie von vorrangiger Bedeutung. Ihre persönlichen Gefühle mitzuteilen, war viel wichtiger für
sie als aller Erfolg und das Durchsetzen ihrer Ziele. Anteilnahme und Verständnis stellten ihre Quelle
der Befriedigung dar.
Auf der Venus war Psychologie Pflichtfach in der Schule und jede Venusfrau verfügt über Qualifikationen als Psychotherapeutin. Venusianerinnen beschäftigen sich vorzugsweise mit persönlicher
Entwicklung, Spiritualität und allem, was Leben, Heilung und Wachstum fördert. Der ganze Planet
war voller Parks, Biotope, Einkaufszentren und Restaurants. Frauen sind sehr intuitiv. Sie haben diese
Fähigkeit über die Jahrhunderte entwickelt, um ihren Mitmenschen die Wünsche »von den Augen
abzulesen«. Sie sind besonders stolz darauf, auf die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Mitmenschen
Rücksicht zu nehmen. Es gilt als Zeichen großer Zuneigung, unaufgefordert einer anderen Venusianerin Hilfe und Unterstützung anzubieten. Weil es auf der Venus nicht so wichtig war, die eigene Kompetenz unter Beweis zu stellen, gilt es auch nicht als Beleidigung, Hilfe anzubieten. Es ist auch kein
Zeichen für Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Mann hingegen kann sich durch das Hilfsangebot einer Frau angegriffen fühlen, weil er das Gefühl hat, sie traut ihm nicht zu, dass er allein damit
fertig wird. Venusianerinnen glauben fest daran, dass alles noch besser funktionieren kann, selbst
wenn es schon gut funktioniert. Es liegt in ihrem Wesen, Dinge zu verbessern. Wenn sie sich etwas
aus jemandem machen, nehmen sie kein Blatt vor den Mund, sagen, was ihrer Meinung nach noch
besser werden könnte, und schlagen Verbesserungsmöglichkeiten vor. Rat und konstruktive Kritik
sind für Frauen ein Liebesbeweis. Wenn eine Frau versucht, einen Mann zu verbessern, hat er das
Gefühl, sie versucht, ihn zu reparieren. Er meint also, sie gibt ihm dadurch zu verstehen, dass er kaputt ist. Sie sieht nicht, dass ihre fürsorglichen Versuche, ihm zu helfen, ihm ein Gefühl von Erniedrigung vermitteln. Sie irrt, wenn sie denkt, sie hilft ihm nur, sich zu entwickeln.11
11
John GRAY, Männer sind anders, Frauen auch. Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus, München:
Goldmann 1998, S. 25ff.
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GLÜCK  SEITE 135 ff.
Antike und moderne Glückskonzepte werden beschrieben. Als Ergänzung kann der Abschnitt „Esoterik“ behandelt werden.
ERGÄNZUNG ESOTERIK  SEITE 143 ff.
Im esoterischen Supermarkt werden die verschiedensten Heilsversprechungen und Sinnklärungen
angeboten, die von neuheidnischer Naturreligion über weiße und schwarze Magie, von Persönlichkeitstests über Selbsterfahrungsgruppen, von Ufologie bis zu transzendentaler Meditation, Spiritismus und Animismus reichen. Selbsternannte Gurus und Schamanen versprechen Menschen, die auf
der Suche nach Sinn sind, mit Schlagworten wie neue Ganzheitlichkeit, integrales Bewusstsein, kosmisches Bewusstsein, Reinkarnation, Entdeckung des wahren Selbst, Selbsterkenntnis als Weg des Heils,
Bewusstseinserweiterung, positives Denken, Astralwandern etc.
Gesundheit und Glück durch völlige Beherrschung von Körper und Seele,
Erfolg und Macht durch den Einsatz übersinnlicher Fähigkeiten und
umfassendes und fundamentales Wissen um die menschliche Existenz und die Zusammenhänge
dieser Welt.
Viele Menschen stellen sich heute auch die Frage nach Reinkarnation, nach Wiedergeburt: Gibt es ein
Leben nach dem Tod? Habe ich früher schon einmal gelebt? Reinkarnationsvorstellungen boomen
nicht zuletzt deshalb im reichen Westen, weil der Erlebnishunger gleichsam ad infinitum verlängert
werden kann: Was ich im derzeitigen Leben nicht genießen kann, werde ich dann im nächsten Leben
genießen.
Für esoterisches Denken sind die so genannten hermetischen Thesen von zentraler Bedeutung. Sie
fassen das esoterische Wissen zusammen. Diese Texte werden auf die legendäre Figur des HERMES
TRISMEGISTOS zurückgeführt. Nach einer Legende soll ALEXANDER der Große eine smaragdene Tafel in
den Händen der Mumie von TRISMEGISTOS gefunden haben. Die legendäre Gestalt des HERMES TRISMEGISTOS ist das Ergebnis des Zusammenfließens verschiedener mythischer Gestalten, des ägyptischen
Gottes der Magie TOTH sowie des griechischen Gottes HERMES, des Götterboten, der den Menschen
das göttliche Wissen überbringt und verständlich macht. Aus den hermetischen Schriften, die aus
hellenistischer Zeit stammen, lassen sich fünf Grundprinzipien zusammenfassen:
1. Prinzip der Analogie – wie oben, so unten: Alles, was auf einer oberen Ebene geschieht, findet
seine Entsprechung auch in den unteren Ebenen; umgekehrt gesehen ist alles, was auf einer unteren Ebene vorhanden ist, ein Abbild dessen, was auf den oberen Ebenen ist und wirkt.
2. Prinzip der Polarität – alles in der Welt ist polar: Alles, was ist, ist in zwei Polen vorhanden, die
zueinander in einem komplementären Spannungsverhältnis stehen, wie etwa oben – unten,
männlich – weiblich, positiv – negativ, hell – dunkel, sichtbar – unsichtbar etc.
3. Prinzip der Schwingung: Zwischen den Polen herrscht ein gegenseitiger Kraftfluss, der etwas
Neues entstehen lässt, das mit den zwei ersten Polen zusammen eine neue Einheit bildet. Wenn
beispielsweise ein Mann und eine Frau zusammen ein Kind zeugen, so entsteht als neue Einheit
die Familie, die sich mit einer anderen Familie zusammen zu einer Wohngemeinschaft entwickeln
kann. Zwei Wohngemeinschaften können Ausgangspunkt für eine Siedlung sein etc.
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4. Prinzip des Rhythmus – alles im Kosmos läuft zyklisch ab: Alles fließt zyklisch oder rhythmisch
hin und her, auf und ab, vor und zurück. Alles bewegt sich wie ein ewiges Pendel. Beispiele für
die Ausgewogenheit und Balance sind der Herzschlag, der Atem oder das Gesetz der Gravitation
im Weltall, das die Gestirne berechenbare Bahnen ziehen lässt. Bestünde diese Ausgewogenheit
nicht, wäre der Kosmos längst aus den Fugen geraten und zerstört. Jeder aktiven Betätigung entspricht eine ihm gemäße Ruhephase. Ausdehnung und Zusammenziehung des Herzens machen
den Herzschlag aus, Einatmen und Ausatmen den Atem. Und all das geschieht in einer ganz bestimmten Harmonie.
5. Prinzip von Ursache und Wirkung: Jede Wirkung hat ihre Ursache, und jede Ursache ihre Wirkung. Dieses Prinzip besagt, dass es keine Zufälle gibt.12
AUFGABEN
AUFGABE 1: DISKUSSION
Lesen Sie den folgenden Text des Physikers und Philosophen Carl Friedrich von WEIZSÄCKER und diskutieren Sie im Anschluss die Fragen.
Der Mensch ist das Lebewesen, das Geschichte hat (und nicht nur erleidet). Eben deshalb kann er
sich nur im Lichte seiner eigenen Geschichte beurteilen. Was er als schlichte Wahrheiten über sich,
den Menschen selbst ausspricht, ist immer zugleich im Lichte seiner speziellen Geschichte gesagt, insbesondere also in der Sprache der Kultur, der er entstammt. Das ist das Problem und, wo es verstanden wird, der Reichtum des heute eingetretenen Dialogs zwischen den Weltkulturen. Es ist freilich auch die Quelle vieler Missverständnisse. So wissen z. B. Europäer, die sich um der meditativen
Erfahrung willen tief auf Indien einlassen, oft nicht, in welchem Grade sie weder Inder noch überkulturell Wissende werden, sondern entwurzelte Europäer mit einer unintegrierten Fremderfahrung.
Dieser Vorgang erzeugt objektive Unordnung, wo er nicht erkannt wird, subjektives Leiden, wo er erkannt wird. Das Leiden kann aber hier, wie so oft, die Kraftquelle eines Reifungsprozesses werden,
freilich nur, wenn wir es bewusst auf uns nehmen. …
Es wäre aber eine schwere Täuschung, zu meinen, die hohe Ausbildung von Verstand und Willen sei
an sich ein Irrweg. In ihrer höchsten Stufe, geleitet von einer Wahrnehmung des Ganzen, als Vernunft
und Sittlichkeit, sind beide unerlässliche Elemente der Menschlichkeit. Es gibt keine Rückkehr in die
älteren Kulturen. Eben darum wirkt die Ver-Inderung so vieler westlicher Meditationsnovizen als eine
für Abendländer und Inder gleichermaßen peinlich anzuschauende psychische Regression, ein Infantilismus. Ebenso problematisch ist die Meinung, man könne westlich geprägten Menschen in einer
Art Schnellkochverfahren noch einen meditativen Habitus verleihen, der inmitten ihrer westlichen
Welt zur besseren Problemlösung befähigt: Beide zueinander spiegelbildlichen Fehler unterschätzen
das Niveau und die Prägungskraft der westlichen Kultur. Die asiatische ebenso wie die heute zu oft
vergessene christliche Meditation entstammen einer Kultur, einer Denkform, die früher ist als der
unumkehrbare Schritt der europäischen Aufklärung. Meditation kann daher weder an die Stelle des
12
Vgl. Edmund RUNGGALDIER , Philosophie der Esoterik, Stuttgart: Kohlhammer 1996, S. 49ff.
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aufgeklärten Denkens treten, noch lässt sie sich ihm nahtlos anfügen. Ihre Versöhnung mit der aufgeklärten Vernunft verlangt einen kulturellen Schritt, der nicht geringer ist, als es die Aufklärung
selbst war. Ein solcher Schritt geschieht zuerst im Einzelnen, er ist voller Schmerzen, und seine Vollendung dauert Jahrhunderte.13
a. Sind Sinnkonzepte, die die Eigenverantwortung und rationale Überlegungen des Menschen reduzieren, mit Vorsicht zu betrachten?
b. Sind Menschen deshalb von satanistischen und okkulten Bewegungen begeistert, weil sie sich dadurch frei von Verantwortung und Gewissensbissen fühlen?
c. Sind Europäer, die sich mit völlig fremden Erfahrungen identifizieren möchten, überkulturell Wissende oder entwurzelte EuropäerInnen mit unintegrierter Fremderfahrung?
AUFGABE 2: ZUM NACHDENKEN
Wenn Sie zu einer Ärztin oder einem Psychotherapeuten gehen, diese bei der Behandlung einen Fehler machen oder nicht weiter wissen, können Sie jederzeit jemand anderen konsultieren. Diese/r
weiß über die Behandlungsmethoden Bescheid und kann korrigierend eingreifen. Wenn Sie zu einem
Schamanen oder sonstigen Guru gehen und der einen Fehler macht, können Sie nur hoffen, dass es
jemanden gibt, der Ihnen dann helfen kann. Während die Behandlungsmethoden von ÄrztInnen und
PsychotherapeutInnen durch wissenschaftliche Forschung und klare Richtlinien geregelt sind, fehlen
im esoterischen Bereich solche objektiv nachvollziehbare Kriterien.
Bedenken Sie: Es gibt esoterische Gruppierungen und Sekten, die für Menschen gefährlich werden
können, weil sie die Persönlichkeit einengen, Schuldgefühle schüren, die Selbstständigkeit hemmen,
Freundschaften verhindern oder Sie finanziell ausbeuten. Das Familien- und das Bildungsministerium
geben laufend Informationsmaterial heraus. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Lehrperson.
13
Carl Friedrich v. WEIZSÄCKER, Wozu Meditation?, in: Volker SPIERLING (Hrsg.), Lust an der Erkenntnis: Die
Philosophie des 20. Jahrhunderts, München: Piper 1986, S. 450f. (gekürzt).
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MENSCH UND MEDIEN  SEITE 148 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 1 55
AUFGABE 2
Texbestimmte Kulturen: Abstraktion, Begrifflichkeit, Diskurse, wissenschaftliches Denken
Bildbestimmte Kulturen: Fantasie schwindet, Bilder sind nicht widerlegbar, Reflexion schwindet.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 158 f.
AUFGABE 2
Voraussetzungen: lesen, selektieren, Vorinformationen kennen
AUFGABE 4
Eine Zeitungsseite ist mit dem Kubismus vergleichbar: mosaikartig, fragmentarisch. Verschiedenste
Themen aus unterschiedlichsten Zeiten von verschiedenen Orten sind auf einer kleinen Fläche vereint. Nebeneinander stehen
Mütter zweiter Klasse
Wetterprognose
Werbung für Fernseher
Werbung für Billigflug
Die angesprochene Gleichzeitigkeit von Informationen findet man auch im Fernsehen, auch Nachrichtensendungen werden fragmentiert:
Live-Bilder
Schlagzeilen unten und oben
Börsenberichte
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KAPITEL 5: MORAL UND ETHIK
BEGRIFFSDIFFERENZIERUNG  SEITE 163 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 1 67
AUFGABE 2
In „Kernbereiche Ethik 1, S. 36 ff.“ finden Sie kreative Problemlösetechniken ausführlich beschrieben.
Es wird das sogenannte Heinz-Dilemma behandelt.
PRINZIPIENETHIK  SEITE 168 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 175
AUFGABE 5
Unterscheidung Goldene Regel – kategorischer Imperativ
Der kategorische Imperativ ist von der Goldenen Regel zu unterscheiden. Die Goldene Regel geht von
der eigenen Person aus und leitet daraus ein bestimmtes Verhalten gegenüber anderen ab. Der kategorische Imperativ hingegen geht nicht von der eigenen Person aus, sondern von dem, was wesentlich zu einer vernünftigen Person gehört. Wesentlich zu einer vernünftigen Person gehört, dass sie
über die Fähigkeit zu denken verfügt und sich selbst als vernünftiges Wesen erfassen kann.
Der kategorische Imperativ liefert ein Kriterium, mit dessen Hilfe sich entscheiden lässt, welche allgemeinen Handlungsprinzipien und Handlungen ethisch richtig sind. Der kategorische Imperativ ist
allerdings rein formal und muss von jedem Einzelnen mit Inhalt gefüllt werden. Der kategorische Imperativ besagt lediglich, welche Bedingungen eine Maxime erfüllen muss, damit sie als ethisches
Prinzip gelten kann.
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UTILITARISMUS  SEITE 176 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 1 81
AUFGABE 1
Pro: die Berücksichtigung anderer Spezies
Kontra: Der Mensch gibt seine ethische Entscheidung aus der Hand und lässt letztlich ExpertInnen
entscheiden. Dies widerspricht dem Prinzip der Mündigkeit.
AUFGABE 3
Meistens werden auf dem rechten Bild links unten die Menschen nicht entdeckt. Die beiden Bilder
können das anthropozentrische Denken beleuchten.
Im linken Bild dient die Landschaft als Stütze und Fassade für den überdimensionalen Menschen:
Caspar David FRIEDRICH, Der Wanderer über dem Nebelmeer (um 1817/18).
Im rechten Bild fallen die kleinen Menschen kaum auf: Aquarell aus der Mingzeit (um 1500).
DISKURSETHIK  SEITE 182 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 184
AUFGABE 1
Umfangreiches Material dazu finden Sie in „Kernbereiche Ethik 2, S. 21 ff.“.
ETHIK DER VERANTWORTUNG  SEITE 188 ff.
Neben SCHOPENHAUER, SCHWEITZER und JONAS wird auf die Themenbereiche „Wissenschaft und Verantwortung“ sowie „Verantwortung nach Auschwitz“ (ADORNO) eingegangen.
HINWEIS ZUR AUFGABE SEITE 202
Hannah ARENDT beurteilt das deutsche Problem14, bezogen auf den Nationalsozialismus folgendermaßen: Zum Nazismus gehört kein Teil der westlichen Tradition. Weder MACHIAVELLI noch KANT, HEGEL
oder NIETZSCHE tragen die geringste Verantwortung. Es war die radikale Verneinung der Tradition, der
guten wie der schlechten. Das Programm des Nazismus war die Zerstörung der Tradition. Dieses Vakuum wurde mit Lügen und Versprechungen ausgefüllt.
14
Vgl. Hannah ARENDT, Zur Zeit. Essays, hg. von Marie Luise KNOTT, Berlin: Rotbuch-Verlag 1986.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg zog sich die Leugnung der jüngsten Vergangenheit fort. Am deutlichsten kommt diese Einstellung in Sepp HERBERGERs Fußballspruch zum Ausdruck: Nach dem Spiel ist vor
dem Spiel. Die Menschen schauen also nicht mehr auf ihre Vergangenheit, sondern nur mehr in die
Zukunft.
AKTUELLE PROBLEMBEREICHE  SEITE 203 ff.
In „Kernbereiche Ethik 1 und 2“ finden Sie ausführliche Informationen und Aufgabenstellungen zu
folgenden Themenbereichen:
Ethik 1: angeborene moralische Verhaltensweisen, moralische Vorbilder, moralische Entwicklung,
Sterbebegleitung, Gewissen, Freundschaft und Liebe, Umgang mit dem Fremden, Natur und
Mensch, ökologische Visionen, monotheistische Religionen und ihre ethischen Ansprüche
Ethik 2: Diskurse zur Euthanasie, bioethische Probleme, Gerechtigkeit, gewaltfreie Konfliktlösung,
Dienst an der Gemeinschaft, Wissenschaftsethik, Wirtschaftsethik, fernöstliche Weltanschauungen und ihre ethischen Ansprüche
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 212
AUFGABE 1
Die aktuelle Diskussion zum sogenannten Gen-Chip kann ergänzt werden. Auf einem Gen-Chip sind
Dispositionen zu Krankheiten (z. B. Brustkrebs) gespeichert. U. a. wird diskutiert, ob Arbeitssuchende
einem Gentest unterzogen werden sollen. Nähern wir uns in Zukunft einer reinen Rasse?
Fragen: Bekommt nur mehr die Person Arbeit, die genetisch rein ist? Wird nur mehr die Person versichert, die keine Dispositionen zu Risikofaktoren zeigt? Wer entscheidet, wie eine Disposition zu einer
Krankheit einzuschätzen ist? Wie wirkt sich das Wissen um eine Risikodisposition auf die betroffenen
Menschen aus?
Es scheint so zu sein, dass der Mythos von der Büchse der PANDORA umgeschrieben werden muss: In
der Büchse sind alle Übel wie Krankheit, Leid, Trauer, Hunger, Tod etc. verborgen. EPIMETHEUS und
PANDORA sind neugierig und öffnen die Büchse, alle Übel entfliehen aus der Büchse, verbreiten sich
auf der Erde, außer die Elpís, was richtig übersetzt heißt „die böse Vorahnung“: Die Menschen müssen ab jetzt mit allem, was für Menschen charakteristisch ist, leben, also mit Freude und Trauer etc.
Nur das Wissen um das zukünftige Leid blieb ihnen erspart.
Heute scheinen wir die Büchse wieder zu öffnen und das letzte Übel, die böse Vorahnung, herauszulassen. Wie wir damit umgehen werden, steht in den Sternen.
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LÖSUNGSHINWEISE ZUM PROJEKT GERECHTIGKEIT UND GLOBALISIERUNG SEITE 213 ff.
AUFGABE 1
Am Königshof verführte GYGES mithilfe dieses Ringes die Königin, tötete den König und riss die Herrschaft an sich.
AUFGABE 2
Nicht alle Aussagen lassen sich einem Philosophen zuordnen.
2. HOBBES
5. ARISTOTELES
6. RAWLS
9. NOZICK
AUFGABE 3
a. Konsenstheorie
d. Prinzipienethik, Diskursethik
AUFGABE 4
In „Kernbereiche Ethik 2, S. 118 ff.“ finden Sie ausführliche Informationen zu wirtschaftsethischen
Fragen.
AUFGABE 7
In „Kernbereiche Ethik 2, S. 46 ff.“ ist das Weltethos ausführlich beschrieben.
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KAPITEL 6: STRUKTUREN – KONSTRUKTE
PHILOSOPHISCHE RÄTSE L  SEITE 223 f.
Das Paradoxon mit dem Krokodil und der Mutter ist lösbar: Das Krokodil kann das Kind dann ganz legitim fressen, wenn es die Mutter zuerst frisst.
Das zweite Paradoxon stammt vom Kreter EPIMENIDES. In der Literatur werden mehrere Varianten von
Lösungen angeboten:
Variante 1: Wenn man den Begriff „lügen“ im alltagssprachlichen Gebrauch als „manchmal lügen“
interpretiert, so ergibt sich kein Widerspruch, egal ob man die Aussage des Kreters als wahr oder
falsch bewertet.
Variante 2: Wenn man den Begriff „lügen“ im Sinne von „immer lügen“ deutet, so ist die Aussage
falsch.
Variante 3: Denken Sie selbst weitere Varianten durch.
Das dritte Beispiel mit den Verträgen kann man als Dilemma bezeichnen. Ein Dilemma (griech. zweigliedrige Annahme oder Zwickmühle) bezeichnet eine Situation, die zwei Wahlmöglichkeiten bietet,
welche jedoch beide zu einem unerwünschten Resultat führen. Es wird durch seine Ausweglosigkeit
als paradox empfunden.
LOGIK  SEITE 224 ff.
Viele Übungen mit Lösungen finden Sie auf der CD-ROM.
Literaturhinweise:
Ansgar BECKERMANN, Einführung in die Logik, Berlin: Walter de Gruyter 1997
Thomas ZOGLAUER, Einführung in die formale Logik für Philosophen, Göttingen: UTB 1999
Irving M. COPI, Einführung in die Logik, München: Wilhelm Fink Verlag 1998
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ARGUMENTIEREN  SEITE 233 ff.
Unterscheidung von Induktion und Deduktion
Wenn wir einen Apfel sehen, erkennen wir ihn mit den Sinnen, dazu kommt, dass wir dem Gegenstand durch den Sprechakt eine bestimmte Bedeutung hinzufügen. Es lassen sich jedoch nicht alle Erkenntnisse auf Erkenntnis durch die Sinne zurückführen. Es gibt auch Erkenntnis durch Nachdenken.
Beim Nachdenken bedienen wir uns der Vernunft. Des Öfteren ziehen wir aufgrund von Beobachtungen oder Nachdenken Schlüsse. Schlüsse formulieren wir mithilfe von Sätzen bzw. Argumenten. Argumente, die primär durch Nachdenken gefunden werden, heißen deduktive Argumente.
Hinweis zur Bearbeitung des Abschnitts
Variante 1: Sie teilen die Klasse in fünf Gruppen. Jede Gruppe bearbeitet einen Unterabschnitt und
präsentiert im Anschluss ihre Ergebnisse der Klasse. Im Anschluss schreiben die SchülerInnen einen
Essay, in dem sie die gelernten Argumentationsmuster anwenden.
Variante 2: Sie teilen die Klasse in Gruppen. Jede Gruppe muss in einer offenen Lernarbeit drei (vorgeschriebene oder frei gewählte) Unterabschnitte bearbeiten und die Ergebnisse in schriftlicher Form
der Lehrperson vorlegen. Im Anschluss schreiben die SchülerInnen einen Essay, in dem sie die gelernten Argumentationsmuster anwenden.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 238
AUFGABE 3
1. Unser Lernen ist Wiedererinnern.
2. Woran wir uns wiedererinnern, müssen wir zu einem früheren Zeitpunkt gelernt haben.
3. Dies wäre nicht möglich, wäre unsere Seele nicht schon da gewesen, ehe sie in menschliche Gestalt kam.
 Also ist die Seele unsterblich.
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ANALYTISCHE PHILOSOPHIESYSTEME  SEITE 244 ff.
LÖSUNGSHINWEISE ZUR AUFGABE SEITE 250
Die Beispielsätze könnten die Abbildtheorie WITTGENSTEINs problematisieren und auf die Gebrauchstheorie hinführen. In den Wissenschaften versucht man, die Schwierigkeiten von Bedeutungsvielfalt
durch exakte Definitionen zu vermeiden. Als Ergänzung könnte die Begriffsbildung thematisiert werden: „Ohne die Erfahrungen, die die Wissenschaftler in der Lebenswelt des Alltagslebens machen,
wären sie gar nicht in der Lage, ihre Begriffe und ihre Theorien zu konstruieren, durch die sie dann
die Struktur der Welt erklären ...“
In der Lebenswelt lernen außerdem die Wissenschaftler jene Bedeutungsschichten, die im wissenschaftlichen, theoretischen Begriffsbildungsprozess in selbstverständlicher Weise übernommen und
weiterverarbeitet werden. Das wissenschaftliche Ich soll genauso wie das normale bewusste Ich über
seine eigenen intentionalen Leistungen und Geltungsfundierungen reflektieren, um deren konkrete
Funktionsweisen kennenzulernen, wodurch die Gefahr, objektivistischen Selbsttäuschungen zu erliegen, erfolgreich vermieden wird. Nur ein radikales Zurückfragen auf die Subjektivität, und zwar auf
die letztlich alle Weltgeltung mit ihrem Inhalt und in allen vorwissenschaftlichen und wissenschaftlichen Weisen zustande bringende Subjektivität, sowie auf das Was und Wie der Vernunftleistungen
kann die objektive Wahrheit verständlich machen und den letzten Seinssinn der Welt erreichen. Dieses radikale Zurückfragen wird die Einsicht möglich machen, dass Wissenschaft eine menschliche
Leistung ist. Wie alle Praxis, so bezieht sich auch diese in ihrem eigenen, dem Handelnden selbst bewussten Sinn auf die vorgegebene Erfahrungswelt und ordnet sich ihr zugleich ein. Die wissenschaftliche Begriffs- und Theorienbildungspraxis hängt von der lebensweltlichen Erfahrung des Einzelnen
ab und beginnt mit der Reflexion alltagssprachlicher Erscheinungen.“15
ABSCHIED VON DER MODERNE  SEITE 254 ff.
ERGÄNZUNG
LYOTARD beschäftigt sich u. a. mit der Frage, warum sich das christliche Denken im Vergleich zur antiken Philosophie durchgesetzt hat. Der christliche Diskurs hat sich deshalb durchgesetzt, weil er alle
einbezogen hat, vor allem Schwache und Rechtlose. Diese Behauptung kann man durch zwei Stellen
aus dem Neuen Testament konkretisieren.
Bei LUKAS ist diese Integrationsbotschaft bei allen Gleichnissen und Erzählungen festzustellen. Im
Weihnachtsevangelium (LUKAS 2, 1–14) wird im ersten Teil ein rein erzählender (referentieller)
Bericht gegeben. Ohne Attribute und sonstige Beifügungen wird die Situation der Volkszählung
mit den Ortsangaben, von wo wohin Maria und Josef reisen mussten, geschildert. Der entscheidende Bruch in der Erzählung folgt, als der Engel den Hirten verkündet: Fürchtet euch nicht! Ab
diesem Punkt ändert sich der Diskurs: Wörter wie strahlen, glänzen, fürchten etc. häufen sich.
15
Thomas GIL, Einführung in philosophisches Denken, München: Fink Verlag 1998, S. 27ff. (gekürzt).
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Heute ist euch der Retter geboren! Dieses Heute – für LUKAS charakteristisch – bezieht in die frohe
Botschaft nicht nur die damaligen Hirten ein, sondern ganz konkret alle Menschen, die diese Botschaft berichten und hören. LYOTARDs Erklärung der Alltäglichkeit könnte man auch für Phänomene wie Big Brother (Fernsehsendung) und Talkshows, in denen es um Themen wie „Meine Eltern
verstehen mich nicht“ geht, heranziehen.
Die christliche Botschaft bedient sich primär der Bilder und Gleichnisse, um für alle Menschen in
verständlicher Sprache zu berichten. Im Gegensatz dazu sind Philosophie und Literatur der Antike
des Öfteren abstrakt und theoretisch.
LÖSUNGSHINWEISE ZU DEN AUFGABEN SEITE 256 f.
AUFGABE 2
Charakteristika eines postmodernen Unterrichts:
Erlebnisorientierter Unterricht (Postmoderne Gesellschaft strebt nach Maximierung des subjektiven Wohlbefindens)
Postmoderne Werte: Selbstverwirklichung, Ablehnung von Autorität, Mitspracherechte etc.
Kooperatives Lernen: Kontakt mit Menschen, Vertrauen in Freunde, gestiegene Relevanz von Zwischenmenschlichkeit, Streben nach Autonomie und Selbstbestimmung
Training kognitiver und sozialer Skills (Fähigkeiten)
AUFGABE 4
Das postmoderne Gebäude der naturwissenschaftlichen Fakultät Salzburg zeigt die Formen- und Materialienvielfalt: Kanten, Bögen und Säulen; Ziegel, Glas und Marmor.
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KAPITEL 7: HEUREKA
STANDPUNKTE ZUR BEURTEILUNG VON KUNSTWERKEN  SEITE 287 ff.
P LATON (4. Jh.)
PLATON beurteilt Kunst kritisch, weil sie nichts zur Wahrheitsfindung
beiträgt. Handwerker stehen der Wahrheit näher als Maler oder Dichter. Ein Künstler kann nur die Erscheinung abbilden, die Idee lässt sich
jedoch aufgrund ihrer Allgemeinheit nicht sinnlich darstellen.
PLATON schätzt allerdings das Schöne (= das Wahre und Gute) hoch.
Nicht das Kunstwerk als naturalistisches Objekt steht im Mittelpunkt
der Betrachtung, sondern die Idee, die hinter dem Kunstwerk steht.
Hermes von PRAXITELES
A RISTOTELES (4. Jh.)
(Museum Olympia)
Wie PLATON versteht ARISTOTELES die künstlerische Tätigkeit als Mimesis, allerdings im positiven Sinn.
Ein Künstler hat die Aufgabe, darzustellen, dass Menschen (z. B. Odysseus) in bestimmten Situationen auf bestimmte Weise handeln. Die Darstellung geht auf das Typische und Allgemeine. Anders der
Geschichtsschreiber, er hat das Besondere und Konkrete im Blick. Der Künstler erkennt im Zufälligen
das Wesentliche und bringt es zur Darstellung. Der Wert eines Kunstwerkes ist an seinem inneren
Wahrheitsgehalt und der Wirkung auf die BetrachterInnen zu bemessen.
MITTELALTER
Gott selbst ist nicht sichtbar. Was aber seinem Wesen ähnlich ist, ist
das Licht und die Harmonie. Das Material, das diesem Wesen am
nächsten kommt, ist Glas. Unter Kunst verstand man Techne (= fachliches Können), die auch einen Zweckbezug haben konnte.
Beispiel: Bei einer Säge aus Eisen steht der Zweck im Vordergrund,
bei einer Säge aus Glas steht der Verweisungscharakter im Vordergrund. Kunst hat immer einen Verweisungscharakter: Sinnliche
Schönheit ins Licht setzen und das Wirken des Unsichtbaren (= Gott)
im Sichtbaren deutlich hervorheben. Dazu bedient sich die Kunst der
uneigentlichen Darstellung, des Symbols und der Allegorie.
Fensterrose von Notre-Dame
Besonderheit bei Ikonen: Wenn Gott dargestellt wird, ist er anwesend. Eine Ikone ist ein vom Urbild
gezeugtes Abbild. Gott ist in der Ikone oder die Ikone ist ein Teil Gottes.
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Renaissance
Die Schönheit der Welt beruht auf der concinnitia, der Zusammenstimmung bis ins Kleinste. Ob ein Ding schön ist oder nicht, hängt von
seiner objektiven Beschaffenheit ab, nicht vom Geschmack der BetrachterInnen. Das Schöne nicht zu sehen, beweist einen Mangel an
Erkenntnisfähigkeit (ist also keine Geschmacksache).
Bei der Malerei geht es besonders um das Erscheinen, also um die
Perspektive. Die Kunst zeigt, wozu der Mensch fähig ist, und sie begründet damit die einzigartige Würde des Menschen.
MICHELANGELOs David
Galleria dell’Accademia,
Friedrich S CHILLER (1759–1805)
Ein Mensch, der allein nach seinem Gefühl lebt, ist ein Wilder; wer nur nach Grundsätzen und der
Vernunft lebt, ist ein Barbar. Vernunft und Gefühl ist also für die Würde des Menschen charakteristisch. Kunst vermag den Menschen nicht unmittelbar verbessern, sie kann ihm doch die Möglichkeit
zum Guten zurückgeben. Im physischen Zustand erleben wir die Macht der Natur, im moralischen
Zustand beherrschen wir die Natur, im ästhetischen Zustand werden wir frei. Indem sich sinnliche
und geistige Spannung aufheben, entsteht ein Raum aktiver Bestimmbarkeit. Der einzige Weg zur
Freiheit führt über die Schönheit, das fröhliche Reich des Spiels und des Scheins.
Arthur S CHOPENHAUER (1788–1860)
Raum, Zeit und Kausalität sind nach KANT nicht Eigenschaften der Dinge,
sondern Ordnungsprinzipien unseres Erkenntnisvermögens. SCHOPENHAUER
glaubt, dass das Ding an sich, also die der Erkenntnis entzogene Welt hinter
der Erscheinung der „Wille“ ist. Da wir uns selbst nicht nur als Körper, sondern auch als Wille erleben, der sich im Körper repräsentiert, sind wir berechtigt, alle übrigen Erscheinungen als Vergegenständlichung des Willens
zu begreifen.
Ebene 1: gewöhnliche und alltägliche Betrachtungsweise
Ebene 2: Sie wird erreicht, wenn Dinge losgelöst von Raum, Zeit und Kausalität in ihrer „Idee“ (= PLATON) betrachtet werden. Dies ist die ästhetische Betrachtungsweise.
Antonio CANOVA (18. Jh.),
Venus
Aufgabe der Kunst ist es, das Wesentliche und Bleibende aller Erscheinungen der Welt zur Darstellung zu bringen. Der Idee des Menschen z. B. widmen sich Skulptur, Dichtung und Musik, im Speziellen die Tragödie. In der Kunst findet der vom Leben gequälte Mensch für eine Weile Frieden, er erfährt so, was es heißt, ohne Willen zu sein, allem Leiden enthoben einen klaren Blick zu haben.
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Karl R OSENKRANZ (1805–1879)
Durch die strikte Ausblendung alles Hässlichen wird
nicht nur die lebensweltliche Realität übergangen,
sondern auch die Wirklichkeit und Wahrheit (oder
Idee). Es geht bei der Kunst um die Darstellung der
Ambivalenz. Nichts kann so schön sein wie der
Mensch, aber auch so hässlich. Jede Einheit als solche ist schön, aber wenn die Einheit keine Gegensätze enthält, wird sie hässlich.
Egon SCHIELE (1917), Umarmung
Benedetto C ROCE (1866–1952)
Es gibt zwei Arten von Erkenntnis: Der Verstand bringt Begriffe hervor, die Fantasie bringt Vorstellungsbilder = Intuitionen hervor. Beides lässt sich ausdrücken (ansonsten sind es nur Empfindungen,
man denke an die Definition von Wahrnehmung). Erkenntnis ereignet sich erst im Ausdruck. Kunst ist
der Ausdruck intuitiver Erkenntnis.
Der Künstler zeichnet sich nicht durch das aus, was er hervorbringt, sondern durch das, was er wahrnimmt. Der Maler ist deswegen ein Maler, weil er das erschaut, was andere nicht sehen oder fühlen.
Wenn die Welt ein Buch ist, dann liest der gewöhnliche Mensch das Inhaltsverzeichnis, der Künstler
aber einen Ausschnitt. Kunst kann jeden beliebigen Inhalt haben. Nicht der Inhalt, sondern der Ausdruck ist entscheidend.
Walter B ENJAMIN (1892–1940)
BENJAMIN beschäftigt sich vor allem mit dem Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (Foto etc.). Früher hatten Kunstwerke eine eigentümliche Aura. Eine Aura entsteht aus
der Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit des Erlebten, einer Wirklichkeit, die nur an diesem Ort, zu dieser Zeit erfahren werden
kann.
Eine von der Aura befreite Kunst hält BetrachterInnen nicht mehr
zur andächtigen Kontemplation an, sie lenkt davon ab. Das Werk
lässt diese Kontemplation gar nicht aufkommen.
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Dorothea LANGE,
Wanderarbeiterfamilie (1936)
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Martin H EIDEGGER (1889–1976)
Das Wesen der Kunst ist das Sich-ins-Werk-Setzen der Wahrheit (= Unverborgenheit) des Seienden.
Die ins Werk gesetzte Lichtung des Seins ist nun das, was wir als schön erleben: Schönheit ist die
Weise, wie Wahrheit west (= wirkt, das Wesen zeigt).
Wenn das ekstatische Sich-Einlassen des existierenden Menschen in die Unverborgenheit des Seins
der Vergangenheit angehört, gibt es auch keine Kunstwerke mehr.
Theodor W. A DORNO (1903–1969)
In jedem gemeinen Kunstwerk erscheint das, was es nicht gibt. Alle Kunst ist Utopie. Um das Leiden an der Wirklichkeit und die
Sehnsucht nach Veränderung nicht zu schwächen, darf Kunst
nicht den Eindruck der Versöhnung erwecken. Kunst muss die Andersheit, den Widerspruch, die Dissonanz, das Nicht-Identische
und Fragmentarische in Szene setzen. Kunst muss grausam sein
und Chaos in die Scheinordnung bringen.
Hermann NITSCH (geb. 1938),
Orgien-Mysterientheater
Niklas L UHMANN (1927–1998)
Nach diesem Kommunikationsmodell ist Kunst ein Medium zur
Kommunikation. Sowohl BetrachterInnen als auch KünstlerInnen
sind Träger dieser Kommunikation. Nicht das Kunstwerk als Objekt
steht im Mittelpunkt der Betrachtung, sondern das Gespräch über
das Kunstwerk. So gesehen ist ein Kunstwerk der Ausgangspunkt
für einen ästhetischen Diskurs: KünstlerInnen und BetrachterInnen
schaffen gemeinsam ein ästhetisches Bewusstsein.
Nelson G OODMAN (1906–1998)
René MAGRITTE,
Le Fils de l’Homme (1964)
Jedes Kunstwerk ist ein komplexes Symbol, es ist nicht nur da, es bezieht sich auf etwas. Auf diese
Bezugnahme (Symbolisierung) kommt es an. Der Zweck der Kunst ist die Erkenntnis um ihrer selbst
willen, im Sinne eines zunehmenden Verstehens. Kunst bringt die vertraute Welt ins Wanken und
eröffnet neue Perspektiven.
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Arthur D ANTO (GEB. 1924)
Kunst ist, wenn man Dinge in Absehung der Zweckbestimmung betrachtet. Kunstdinge haben immer
einen Bezug, ein Über-etwas-Sein (Aboutness). Das Ding wird zur Kunst durch die Möglichkeit seiner
Interpretation. Kunst ist eine Sache, deren Existenz von Theorien abhängig ist. Wann ist ein Werk
entstanden? Wo? In welcher Situation? Um das Werk zu verstehen, muss man die Metapher verstehen, auf der es beruht, die Bedeutung und die Gründe, warum etwas so dargestellt ist.
Jean-Francois L YOTARD (1924–1998)
Aufgabe der Kunst ist es, die Gegenwart fühlbar zu machen. Kunst muss den
Horizont des Erwartbaren durchbrechen. Jede Geschmacklosigkeit ist besser
als Vollkommenheit im Rahmen des Gewohnten. Es kommt wie bei BENJAMIN
auf den Schock an. Kunst muss den Stimmlosen eine Stimme geben und der
Schuld des Vergessens entgegenwirken. Kunst reißt den Betrachter ins Jetzt, in
das Sein des Augenblicks.16
Goliator vor dem Stadion in Wals-Siezenheim
LESERBRIEF: UMGANG MIT DEM BEGRIFF „KUNST"
Es ist schon seltsam, wie locker heutzutage mit dem Begriff „Kunst" umgegangen wird. Mehr noch, es
scheint als ein Aktionserfolg unserer Spaß- und Wegwerfgesellschaft zu gelten, wenn fremde Gelder
(Steuergelder) mit vollen Händen für ein effektives Nichts hinausgeworfen werden und zigtausend
Euro in eine spielerische Volksbefragung fließen, die anschließend wahrscheinlich wieder als „Kunstwerk" dargestellt wird.
„Das Volk findet in der Kunst weder Trost noch Erhebung. Aber die Raffinierten, die Reichen, die
Nichtstuer und Effekthascher suchen in ihr Seltsamkeit, Originalität, Verstiegenheit und Anstößigkeit.“ Das sagte niemand Geringerer als Pablo Picasso und formulierte als Lebensresümee: „Ich bin
heute nicht nur berühmt, sondern auch reich. Wenn ich aber allein mit mir bin, kann ich mich nicht
als Künstler betrachten im großen Sinne des Wortes. Große Maler waren Giotto, Tizian, Rembrandt
und Goya. Ich bin nur ein Clown, der seine Zeit verstanden und alles herausgeholt hat aus der
Dummheit; der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen.“ (Auch: http://www.continuoaustriae.com.) Darum wollen wir lieber vorsichtig sein, wenn wir von Kunst sprechen. 17
Salzburg, im Jänner 2007
Karl L AHMER ([email protected])
16
Literaturhinweis: Michael HAUSKELLER, Was ist Kunst? Positionen der Ästhetik von PLATON bis DANTO, München: Beck 1998
17
Leserbrief von Harald GATTERMAIR (5020 Salzburg) in den SN, 7. Dezember 2006, S. 31.
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