Zusammenfassung Optimale Geldpolitik im neu-keynesianischen Modell Geldtheorie und Geldpolitik Wintersemester, 2011/12 Literaturhinweise: Galı́, Jordi, ”Monetary Policy, Inflation and the Business Cycle”, 2008, Princeton University Press. Optimale Allokation Als Referenzrahmen betrachten wir zunächst die erstbeste Allokation im neu-keynesianischen Modell. Die optimale Allokation maximiert in jeder Periode die Haushaltswohlfahrt U (Ct , Nt , Mt /Pt ) unter Berücksichtigung der technologischen und Ressourcen-Bedingungen. Da alle Handelfirmen ex-ante gleich sind produziert im Optimum jede Firma gleich viel, also Ct (i) = Ct = Yt = At Nt1−γ . Außerdem muss der Grenznutzen des Konsums multipliziert mit der Grenzproduktivität der Arbeit gerade dem marginalen Arbeitsleid entsprechen, oder anders ausgedrückt − 0 UN ∂Y = = (1 − γ) At Nt−γ . UC0 ∂N Daher ist die Allokation, die sich im neo-klassischen Modell bei einem Technologieniveau von At ergibt, optimal. Quellen von Ineffizienz Monopolistischer Wettbewerb Wie wir gesehen (bzw. angenommen) haben, stehen die Firmen in monopolistischer Konkurrenz und setzen einen Mark-up auf ihre Grenzkosten. Wir wollen diese Quelle von Ineffizienz von der aus Preisrigiditäten abgrenzen. Wir nehmen daher für den Moment an, dass Firmen ihre Preise flexibel setzen können. Dann wählen die Handelsfirmen, wie wir schon gesehen haben den Preis so, dass sie einen konstanten Aufschlag auf den Preis des Zwischenproduktes Vt verlangen: Pt = η η Wt Vt = . ∂Y η−1 η − 1 ∂N Setzt man dies nun in die individuelle Optimalitätsbedingung intratemporalen Haushaltsentscheidung − ein, so ergibt sich − 0 UN Wt = UC0 Pt 0 UN ∂Y η − 1 ∂Y = < . UC0 ∂N η ∂N Somit ist die Beschäftigung im Marktgleichgewicht niedriger als im sozialen Optimum. Durch eine Subvention, entweder indem sich der Staat an den Lohnkosten oder an den Kosten des Zwischenprodukts beteiligt, kann die Ineffizienz aus der Marktmacht der Unternehmen behoben werden. Zahlt der Staat eine Subvention in Höhe von τ Vt , ergibt sich für das Preissetzungsverhalten der Firmen Pt = η (1 − τ ) Vt η−1 1 und somit η−1 − 0 UN Wt ∂Y η = = . 0 UC Pt ∂N 1 − τ Durch τ = η1 kann also die erst-beste Allokation wiederhergestellt werden. Daher nehmen wir im Folgenden zunächst an, dass der Staat eine solche Subvention gibt. Gestaffelte Preisanpassung: Preisdispersion Die zweite Quelle von Ineffizienz im neu-keynesianischen Modell liegt in der Preisrigidität. Diese Ineffizienz kann nicht durch eine fixe Subvention behoben werden, da sie sich in der Folge von technologischen Schocks verändert. Wir können die Ineffienz aus der Preisrigidität in zwei Aspekte aufteilen: Zum einen verändert sich der durchschnittliche Mark-up und weicht von der Handelspanne bei flexiblen Preisen ab und zum anderen führt die Preisrigidität dazu, dass sich die Preise der verschieden Firmen unterscheiden und somit auch die Nachfrage nach ihren Produkten. Beide Aspekte werden im Folgenden erläutert: Die durchschnittliche Handelsspanne bei flexiblen Preisen sei M (ohne Berücksichtigung der Subvention), so ergibt sich für die durchschnittliche Handelsspanne nach optimaler Subvention für die Periode t (mit −1 η = (1 − τ ) ) M= η−1 Pt −1 Pt Mt = (1 − τ ) =M . Vt Vt Setzt man dies in die Bedingung für eine sozial optimale Allokation − 0 Wt ∂Yt M UN = = UC0 Pt ∂N Mt ein, so sieht man, dass die Bedingung für die erstbeste Allokation nur erfüllt ist, falls M = Mt . Dies ist lediglich dann der Fall, wenn die Inflation gleich Null ist, andernfalls verändern sich die Preise für das Zwischenprodukt und für die Endprodukte mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Nicht alle Firmen können ihre Preise zur gleichen Zeit anpassen. Daher verlangen Firmen unterschiedliche Preise und setzen unterschiedliche Mengen ab. In der erstbesten Allokation wird aber von jedem differenzierten Endprodukt gerade gleichviel produziert, da dies den Konsumindex Ct für eine gegebene Menge des Zwischenprodukts maximiert. Dies spiegelt sich wieder, wenn wir yt und ct vergleichen. Für ct gilt Z ct = log C (i) η−1 η η η−1 di und hingegen für yt Z yt = log Y (i) di . Somit ist unsere vereinfachende Bedingung ct = yt nur dann tatsächlich die Gleichgewichtsbedingung zwischen Vorprodukt und Konsumgütermarkt, wenn C (i) = const. über i ist. Setzen die Unternehmen unterschiedliche Mengen ab, dann erkennt man aus den obigen Indizes, dass sie mehr Vorprodukte benötigen um den gleichen Konsumindex zu erzielen. Daraus lässt sich schließen, dass Preisverzerrungen durch Preisrigiditäten mit einem Wohlfahrtsverlust verbunden sind. Die folgende Betrachtung zeigt, dass eine Inflation i.H.v. null zu keinem Wohlfahrstverlust führt. Dies ist intuitiv, weil die Unternehmen ihre Preise nicht anpassen müssen und es daher zu keiner Verzerrung kommt. Setzt man die Nachfragefunktion jedes Handelsunternehmens für seine Nachfrage nach Zwischenprodukten ein, so erhält man Z log −η Pt (i) Ct di Pt −η Z Pt (i) = log Ct + log di, Pt Z y (i) di = log 2 R Pt (i) −η so dass sie Nachfrage nach Zwischenprodukten umso höher ist, je größer dt = log di. Dabei Pt können wir dt als Maß für die Streuung der Preise verstehen. dt ist Null, wenn alle Preise gleich sind und nimmt zu, je stärker sich die Preise der Handelsunternehmen unterscheiden. Optimalität von Nullinflationspolitik Um vor dem Hintergrund der vorangestellten Überlegungen eine optimale Geldpolitik herzuleiten, wollen wir annehmen, dass in der Ausgangssituation alle Firmen den gleichen Preis gesetzt haben, also P−1 (i) = P−1 . Ferner seien in der Vorperiode alle Preise so, dass die Handelspanne gerade dem Zielwert M entspricht. In diesem Fall ist es optimale Politik der Zentralbank, die Handelsspannen bei gegebenem Preisniveau Pt = P−1 auf das von den Firmen gewünschtes Niveau M zu bringen (indem sie die Preise der Vorprodukte manipuliert). Wie wir gesehen haben, ist dann die Allokation (wegen der ausgelobten Zwischenproduktsubvention) gerade gleich der erstbesten Allokation. Insofern alle Firmen erwarten, dass diese Politik für immer besteht, so haben sie keinen Grund ihre Preise zu ändern und sie behalten die Preise der letzten Periode bei. Daher ist die Inflation πt = 0 für alle t und es folgt aus der neukeynesianischen Phillipskurve, dass ŷt = 0 für alle t.1 Damit dies mit der dynamischen IS Kurve kompatibel ist, muss die Zentralbank dafür sorgen, dass der nominale Zinssatz dem realen jeder Zeit gleicht.2 it = rtn . Daneben ist es wie in der klassischen Ökonomie notwendig auch auf Abweichungen von Nullinflation gemäß dem Taylor-Prinzip zu reagieren, um selbsterfüllende Inflationserwartungen zu verhindern. it = rtn + φπ πt + φŷ ŷt Eine solche ZB-Politik ist allerdings praktisch kaum möglich, da sie Informationen über Output-gap und natürlichen Realzins in Echtzeit benötigt. Praktisch wird eine Zentralbankpolitik nur die Form it = ρ + φπ πt + φŷ ȳt annehmen können, wobei ȳt die Outputabweichung vom steady state Wert ist. 1 Falls die Firmen aber erwarten, dass zu irgendeinem Zeitpunkt die Handlesspanne nicht mehr dem gewünschten Niveau entsspricht, so werden sie bereits sofort die Preise anpassen, falls sie können. 2 Dies heißt aber, dass Produktionseffizienz und optimale Ausstattung mit Geld gemäß der Friedman Regel, die einen Nominalzins von 0 fordert, im Konflikt stehen. Wir vernachlässigen den Wohlfahrtsverlust aus zu geringer Geldhaltung. 3