Brustkrebs vor der Menopause

Werbung
Brustkrebs
vor der
Menopause
Vorbeugende Antihormontherapie
Dritte Auflage Mai 2013
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 1
28.06.13 08:58
© 2008 Europa Donna Svizzera Italiana
Die Gruppe junger Patientinnen von «Europa Donna della Svizzera italiana», Frau Dr. med.
Olivia Pagani und die Onkologieschwester Frau Susan Prati des «Istituto Oncologico della
Svizzera italiana» haben den Inhalt dieser Broschüre gemeinsam verfasst.
Wir danken der Firma AbbVie AG, die dieses Projekt ermöglicht hat.
Impressum
Gruppo Giovani Pazienti
Europa Donna della Svizzera italiana
[email protected]
Erste Auflage November 2008
Zweite Auflage November 2010
Dritte Auflage Mai 2013
2
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 2
28.06.13 08:58
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Allgemeine Informationen zur vorbeugenden Antihormontherapie
4
7
2. Nebenwirkungen der Antihormontherapie
13
3. Möglichkeiten zur Verbesserung des Wohlbefindens während der Behandlung
25
Komplementärmedizin
26
Bewegung und Entspannung
30
Ernährung
32
Psychologische Unterstützung
35
4. Was ich meinen Arzt zur Antihormontherapie fragen könnte
37
5. Notizen
41
3
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 3
28.06.13 08:58
Liebe Patientin
Die vorbeugende Antihormontherapie ist eine Standardbehandlung des hormonsensiblen
Brustkrebses. Ihre hohe Wirksamkeit wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. In der
Schweiz handelt es sich bei ca. 75 % der diagnostizierten Brustkrebserkrankungen um
einen hormonsensiblen Tumor. Die meisten betroffenen Frauen unterziehen sich einer
antihormonellen Behandlung.
Die Therapie ist für die einzelne Frau eine einschneidende und meist schwierige Erfahrung. Allein die unerwartete Diagnose an sich ist für viele traumatisch. Dazu kommt, dass
die Krankheit in einer Lebensphase auftritt, in der die Frau fast immer eine grosse familiäre
und/oder berufliche Verantwortung trägt. Als Folge der Erkrankung wird sie zusätzlich
zu ihrem bereits anspruchsvollen Alltag mit körperlichen, emotionalen und sozialen Veränderungen konfrontiert. Der Entscheidungsprozess für eine Therapie wird oft von vielen
Fragen, Unsicherheiten und Ängsten begleitet. Die Erfahrung zeigt aber, dass gut informierte Patientinnen der Behandlung mehr Vertrauen schenken und das Gefühl haben,
eine gewisse Kontrolle über die Situation zurückzuerlangen.
Diese Broschüre wurde verfasst, um Sie auf diesem Entscheidungsweg und während
der Therapie zu unterstützen. Sie fasst die wichtigsten Informationen über die antihormonellen Behandlungen für Frauen vor der Menopause zusammen und erklärt die verschiedenen Antihormontherapien sowie eventuell auftretende Nebenwirkungen. Zudem
zeigt die Broschüre Möglichkeiten auf, die Ihnen helfen können, während der Behandlungszeit eine gute Lebensqualität zu bewahren.
Natürlich kann eine Broschüre die persönlichen Gespräche mit dem behandelnden Arzt
bzw. dem Pflegepersonal niemals ersetzen. Wir möchten Sie ermuntern, alles, was Ihnen
am Herzen liegt, direkt mit den Spezialisten zu besprechen. Scheuen Sie sich nicht, zu
fragen. Es kann hilfreich sein, wenn Sie sich bereits vor dem Gespräch überlegen, was
Sie gerne wissen möchten. Vielleicht finden Sie in der Fragenliste am Ende der Broschüre
zusätzliche Anregungen, um sich auf dieses Gespräch vorzubereiten.
4
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 4
28.06.13 08:58
Wir hoffen, dass die Broschüre Ihnen hilft, möglichst ruhig und positiv auf die Hormontherapie zuzugehen.
Gruppe Junge Patientinnen
Europa Donna, Regionalgruppe der italienischen Schweiz
[email protected]
Europa Donna, das Europäische Forum für Brustkrebs, setzt sich als politisch neutrale
und Non-Profit Organisation dafür ein, dass alle Frauen, unabhängig von ihrer sozialen,
ethnischen und bildungsmässigen Zugehörigkeit, Zugang zu optimaler Früherkennung,
Behandlung und Nachsorge bei Brustkrebs haben.
5
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 5
28.06.13 08:58
6
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 6
28.06.13 08:58
1
Allgemeine Informationen zur
vorbeugenden
Antihormontherapie
7
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 7
28.06.13 08:58
Sind alle Brusttumore gleich?
Es gibt zwei Hauptgruppen von Brusttumoren: Tumore, die hormonsensibel sind und solche, die von der Hormontätigkeit unabhängig sind.
Die meisten Brusttumore benötigen zum Wachsen weibliche Sexualhormone (Östrogene und Progesteron). Diese werden in den Eierstöcken und in anderen Geweben wie
Fettgewebe, Muskelgewebe, Brustgewebe, in der Leber und in den oberhalb der Nieren
liegenden Drüsen (Nebennieren) produziert.
Die im Blut zirkulierenden weiblichen Hormone stimulieren das Wachstum der Tumorzellen über die Bindung mit einem Molekül, dem so genannten «Rezeptor», das als
Andockstelle dient. Durch eine meist von einem Pathologen durchgeführte Spezialuntersuchung des Tumorgewebes kann man feststellen, ob und wie viele Rezeptoren für
die Östrogene und das Progesteron im Tumor vorhanden sind.
Was ist unter vorbeugender Therapie zu verstehen?
Nach dem chirurgischen Eingriff können mikroskopische Ablagerungen von Tumorzellen,
die mit den zur Verfügung stehenden Diagnostikinstrumenten nicht erkannt werden
können, im Körper verbleiben und so kann die Krankheit auch mehrere Jahre später
wieder ausbrechen. Um das Risiko einer Neubildung des Tumors zu verringern, stehen
postoperative Therapien zur Verfügung, so genannte vorbeugende oder adjuvante
Therapien, die je nach Art des Tumors angewendet werden.
Wann soll die Antihormontherapie angewendet werden und wie funktioniert sie?
Die Antihormontherapie stoppt die Produktion oder die Tätigkeit der weiblichen
Hormone in den Tumorzellen und verlangsamt bzw. verhindert so deren Wachstum. Die
Antihormontherapie ist sehr wirkungsvoll, wenn der Tumor einen hohen Prozentsatz an
Rezeptoren für beide weiblichen Hormone enthält: je weniger Rezeptoren vorhanden
sind, desto geringer ist die Wirkung dieser Therapie.
Die Antihormontherapie kann allein oder in Kombination mit anderen Behandlungen
angewendet werden. Der Onkologe muss verschiedene Faktoren in Betracht ziehen,
bevor er die am besten geeignete Behandlung vorschlägt.
8
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 8
28.06.13 08:58
Welche Antihormontherapie kann man vor der Menopause anwenden?
Vor der Menopause werden fast alle weiblichen Hormone in den Eierstöcken erzeugt. Die
Antihormontherapie stoppt hier die Bildung und/oder die Tätigkeit der Hormone.
Tamoxifen
Tamoxifen blockiert die Stimulierung der Tumorzellen durch Östrogene und verhindert
ihren Wachstum. Die Einnahme erfolgt täglich oral über eine Dauer von 5 Jahren. Bei
einigen Patientinnen, bei denen das Risiko erhöht ist, dass die Krankheit wieder auftritt,
kann Tamoxifen für die Dauer von 10 Jahren verschrieben werden.
Aromataseinhibitoren
Aromataseinhibitoren wirken durch das Blockieren der Östrogenerzeugung im Fettund Muskelgewebe der Brust, in der Leber und den Nebennieren, aber nicht in den Eierstöcken. Deshalb dürfen sie nur nach der Menopause verschrieben werden. Sie werden
täglich oral eingenommen. Es gibt noch keine definitiven wissenschaftlichen Erkenntnisse
über die Anwendung von Aromataseinhibitoren und die gleichzeitige Unterdrückung der
Eierstockaktivität.
Unterdrückung der Eierstockaktivität
Das Blockieren der Erzeugung von weiblichen Hormonen durch die Eierstöcke kann durch
die chirurgische Entfernung beider Eierstöcke (Ovarektomie), durch Strahlentherapie
oder durch Medikamente erreicht werden.
Ein chirurgischer Eingriff und die Strahlentherapie haben eine endgültige Wirkung, während
ein Blockieren durch Medikamente nur vorübergehend wirkt.
9
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 9
28.06.13 08:58
Hypothalamus
Hypophyse
Nebennieren
Eierstöcke
10
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 10
28.06.13 08:58
Medikamentöse Unterdrückung der Eierstockaktivität
Die für die Blockierung der Eierstockfunktion verwendeten Medikamente werden
GnRH-und LH-RH-Analoga genannt, weil sie die Wirkung eines im Gehirn erzeugten
Hormons (GNRH- und LH-RH), das die Produktion von weiblichen Hormonen durch die
Eierstöcke kontrolliert, unterbinden.
Sie werden monatlich über eine Zeitdauer von 2 bis 5 Jahren, je nach Alter der Patientin
und dem Stadium der Krankheit, unter die Haut oder in einen grossen Muskel gespritzt.
Sollten während der Injektion Schmerzen auftreten, kann 30 Minuten vor der Verabreichung der Spritze ein mit einem Lokalanästhetikum versehenes Pflaster auf die entsprechende Stelle geklebt werden.
Welche vorbeugende Antihormontherapie wird standardmässig für Frauen vor der
Menopause angewendet?
Die Antihormontherapie vor der Menopause besteht derzeit in der Verabreichung von
Tamoxifen, mit oder ohne Unterdrückung der Eierstockaktivität.
11
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 11
28.06.13 08:58
12
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 12
28.06.13 08:58
2
Nebenwirkungen
der Antihormontherapie
13
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 13
28.06.13 08:58
Die Nebenwirkungen der Antihormontherapie sind grösstenteils auf die Unterdrückung
der Östrogene zurückzuführen, was zu einem mit der Menopause vergleichbaren Zustand führt. Art und Häufigkeit der Beschwerden hängen davon ab, welche Behandlung
durchgeführt wird (Tamoxifen allein oder mit Unterdrückung der Eierstockaktivität).
Allerdings treten nicht bei allen Frauen während der antihormonellen Behandlung
Nebenwirkungen auf. Stärke und Dauer der Beschwerden schwanken und sind im Laufe
der diversen Behandlungsphasen von Frau zu Frau sehr verschieden. Die meisten Beschwerden verschwinden nach Abschluss der Behandlung, nach einer variablen Zeitspanne, die sich auch über mehrere Monate erstrecken kann.
Je nach Alter der Patientin beim Therapiebeginn und je nach Therapiedauer, kann die von
der Behandlung hervorgerufene Menopause vorübergehender Natur oder endgültig sein.
Je mehr sich der Therapiebeginn der natürlichen Menopause nähert, umso grösser ist die
Wahrscheinlichkeit, dass diese endgültig bleibt. Auch die vorbeugende Chemotherapie,
die normalerweise vor der Antihormontherapie durchgeführt wird, kann eine Menopause auslösen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies geschieht, und die Dauer der Menopause
hängen von den verwendeten Medikamenten und dem Alter, in dem die Behandlung
durchgeführt wird, ab.
Normalerweise stellt sich die durch die Therapie hervorgerufene Menopause plötzlich
ein, das heisst, es gibt zuvor keine Phase der langsamen Hormonabnahme im Organismus. Daher treten die Beschwerden meist stärker und häufiger auf als bei der natürlichen
Menopause.
Es ist wichtig, dass jede Frau ihrem behandelnden Arzt (Onkologen, Gynäkologen, Hausarzt) alle eventuell auftretenden Beschwerden mitteilt. Diese sind sehr oft vorübergehender Natur und können verhindert, behandelt oder abgeschwächt werden.
14
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 14
28.06.13 08:58
Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhö)
Die Behandlung mit Tamoxifen kann eine Unterbrechung des Menstruationszyklus verursachen.
Die Tamoxifen-Therapie stellt jedoch keine Schwangerschaftsverhütung dar, auch wenn
der Menstruationszyklus unterbrochen wird. Deshalb sollte eine zuverlässige Methode
der Empfängnisverhütung angewendet werden, die nicht auf Hormonbasis (Antibabypille)
beruht.
Die Unterdrückung der Eierstockaktivität mit LH-RH-Analoga geht Hand in Hand
mit einer Unterbrechung des Menstruationszyklus, wobei diese auch erst nach 2–3
Verabreichungen eintreten kann. Wenn der Zyklus nach dieser Zeit nicht ausbleibt,
muss der behandelnde Arzt informiert werden. In seltenen Fällen wird die Eierstockaktivität nicht vollständig unterdrückt. Es wird empfohlen, während der Behandlung den
Östrogenspiegel im Blut regelmässig kontrollieren zu lassen und im Zweifelsfalle eine
zuverlässige Verhütungsmethode anzuwenden, die nicht auf Hormonbasis beruht.
Normalerweise setzt der Menstruationszyklus am Ende der Behandlung wieder ein, nach
einem von Frau zu Frau unterschiedlich langen Zeitraum, der auch einige Monate dauern
kann. Hat eine Patientin jedoch zu Beginn der Therapie fast das Alter für den Beginn der
Menopause erreicht, ist es möglich, dass der Zyklus nicht wieder einsetzt. Im Zweifelsfall
sollte der Östrogenspiegel im Blut kontrolliert werden.
Verlust der Fruchtbarkeit
Im Allgemeinen ist während der Behandlung mit LH-RH-Analoga die Eierstockaktivität unterdrückt und es ist daher nicht möglich, Kinder zu bekommen (siehe oben). Die
Wiederaufnahme der Eierstockfunktionen, und somit die Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach Abschluss der Behandlung, hängt vom Alter der Patientin ab (ab 40 Jahren
eher schwieriger) und kann auch erst nach mehreren Monaten eintreten. Es ist wichtig,
vor der Behandlung mit Ihrem Arzt und Gynäkologen die Notwendigkeit und Methoden
für die Erhaltung der Fruchtbarkeit zu diskutieren und sich eventuell an einen Spezialisten
zu wenden.
15
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 15
28.06.13 08:58
Vasomotorische Symptome (Hitzewallungen, nächtliches Schwitzen)
Hitzewallungen werden als ein Gefühl starker Hitze empfunden, das oft, aber nicht immer
von starkem Schwitzen begleitet wird. Sie dauern normalerweise zwischen 30 Sekunden und 2 Minuten und enden häufig mit kaltem Schweiss. Manchmal können die Wallungen auch von Herzklopfen begleitet sein, was auf einen vorübergehenden Anstieg der
Herzschlagfrequenz zurückzuführen ist. Die vasomotorischen Symptome sind nichts
Aussergewöhnliches, ihre Häufigkeit und Intensität sind verschieden und können durch
emotionalen Stress verstärkt werden. Die Symptome können sehr lästig sein, da sie oft
den Schlaf oder die Alltagstätigkeiten beeinträchtigen und ein Gefühl von chronischer
Müdigkeit aufkommen lassen. In vielen Fällen schwächen sich diese Beschwerden jedoch
ab und verschwinden mit der Zeit oft ganz.
Gewisse Arten von Antidepressiva, wie die selektiven Serotonin-Inhibitoren, können
die vasomotorischen Symptome lindern. Es ist wichtig, darauf zu achten, welches Medikament verschrieben werden kann und welche möglichen Nebenwirkungen auftreten
können. Auch gewisse Heilpflanzen können gegen die vasomotorischen Symptome
wirken. Die am häufigsten verwendeten sind: Cimicifuga racemosa und Rotklee. Ihre
Wirkung ist unterschiedlich, normalerweise gering, erfordert einelängere Behandlungsdauer (mindestens 3 Monate) und beschränkt sich auf den Einnahmezeitraum. Da die
Nebenwirkungen bei langfristiger Anwendung nicht bekannt sind, wird empfohlen, die
Einnahme von Zeit zu Zeit zu unterbrechen. Phytoöstrogene sind in vielen Nahrungsmitteln enthalten (Soja, Bohnen, Vollkorn, Leinsamen, Hirse, Hülsenfrüchte, Roggen). Sie
stehen auch in Form von rezeptfreien Arzneimitteln zur Verfügung. Die in diesen Medikamenten enthaltene Dosis ist meist hoch und sie sollten daher nur über kurze Zeiträume
und mit Vorsicht eingenommen werden.
16
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 16
28.06.13 08:58
Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen
Die antihormonelle Behandlung verursacht oft eine Gewichtszunahme sowie eine Veränderung des körperlichen Aussehens, was in erster Linie auf Stoffwechselveränderungen
und Wassereinlagerungen zurückzuführen ist. Es kommt zu einer Umverteilung des Fettund Muskelgewebes im Körper.
Beschwerden im Genital- und Harnwegstrakt und im Bereich der Sexualität
(vermindertes sexuelles Verlangen – Trockenheit der Vagina – Schmerzen während
des Geschlechtsverkehrs)
Die Östrogene schützen die Gewebe des Genital- und Harnwegsapparates. Fehlt
dieser Schutz, können sowohl im Genital- als auch im Harnwegsbereich verschiedene
Beschwerden auftreten.
Im Genitalbereich können Brennen und Jucken entstehen und es kommt häufiger zu
vaginalen Infektionen und Ausfluss.
Die Behandlung mit Tamoxifen kann Blutungen verursachen, in äusserst seltenen Fällen
(eine Frau von einer Million, die dieses Medikament einnehmen) auch einen Tumor am
Uterus. Beim Auftreten von Blutungen sollte die routinemässige gynäkologische Kontrolluntersuchung vorverlegt werden.
Es kann auch häufiger zu Harnwegsinfektionen kommen, und in seltenen Fällen kann sich
mit der Zeit eine Harninkontinenz entwickeln.
Auch die sexuellen Beziehungen können beeinflusst werden. Durch die verringerte Vaginalsekretion und einer dadurch trockenen Vagina, kann der Geschlechtsverkehr mit dem
Partner Schmerzen verursachen.
Viele Patientinnen stellen während der Behandlung fest, dass ihr sexuelles Verlangen
abnimmt und haben Schwierigkeiten, sich zu erregen und einen Orgasmus zu erreichen.
Diese Beschwerden können die ganze Behandlungszeit über andauern. Aufgrund der
körperlichen Veränderungen nach dem chirurgischen Eingriff und der eventuellen Gewichtszunahme fühlen sich viele Frauen nicht mehr so begehrenswert. Der emotionale
Stress und die chronische Müdigkeit können ein Gefühl von Unsicherheit und Unbehagen
auslösen, das zur Abnahme des sexuellen Verlangens beiträgt.
17
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 17
28.06.13 08:58
Diese Beschwerden treten häufiger bei einer Unterdrückung der Eierstockfunktion durch
LH-RH-Analoga auf, während Tamoxifen normalerweise die sexuelle Aktivität und Lust
weniger beeinflusst.
Die vaginale Trockenheit kann mit lokalen, schleimhautbefeuchtenden Behandlungen,
wie zum Beispiels Gels, die auch rezeptfrei im Handel erhältlich sind, verbessert werden.
Wenn stärkere Beschwerden auftreten, können lokale Behandlungen auf Östrogenbasis,
mit einer minimalen Aufnahme durch den Körper, in Betracht gezogen werden, allerdings
nur unter strenger ärztlicher Kontrolle. Um den Genitalbereich nicht zusätzlich zu reizen,
sollten keine eng anliegenden Hosen oder Unterwäsche getragen, und ausschliesslich
Waschmittel mit saurem pH-Wert (z.B pH 5.5) verwendet werden.
Kopfschmerzen und Migräne
Diese Beschwerden treten vor allem bei Frauen auf, die bereits vor der Behandlung während dem Menstruationszyklus darunter gelitten haben. Schlafdefizite, verursacht durch
Schwitzen und Hitzewallungen während der Nacht oder durch Angstzustände, können
das Auftreten von Kopfschmerzen begünstigen und verstärken.
Stimmungsschwankungen (Reizbarkeit, Angst, Depressionen)
Das Auftreten eines depressiven Zustandes lässt sich zum Teil mit dem Östrogenmangel
erklären, der eine verringerten Produktion von Serotonin (eine Substanz, die im Gehirn
zu einer positiven Stimmung beiträgt) zur Folge hat. Es können auch Angstzustände,
Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit oder häufigeres Weinen auftreten. Diese Beschwerden können aber auch durch die Sorgen im Zusammenhang mit der Diagnose,
der unsicheren Zukunft, den familiären, wirtschaftlichen oder sozialen Schwierigkeiten
ausgelöst werden.
18
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 18
28.06.13 08:58
Wahrnehmungsstörungen (Gedächtnisverlust, Konzentrationsschwierigkeiten)
Diese häufig auftretenden Beschwerden können zu Angst- und Reizzuständen führen.
Die Ursachen dafür sind nicht eindeutig. Verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel gewisse Arten der Chemotherapie, hormonelle Veränderungen, psychologische Probleme
sowie chronische Müdigkeit und Schlaflosigkeit können ihre Entstehung mitverursachen
und/oder verstärken.
Chronische Müdigkeit
Die chronische Müdigkeit gehört zu den häufigsten Beschwerden während den Tumorbehandlungen. Es handelt sich dabei um ein Gefühl der Erschöpfung, das nicht mit einem
dichten Tagesprogramm zusammenhängt. Ruhe oder Schlaf bringen keine Besserung und
manchmal ist es unmöglich, den gewohnten Tätigkeiten nachzugehen. Oft wird dieser
Zustand von Muskelverspannung oder Muskelschwäche, Konzentrationsschwierigkeiten,
Motivationsmangel, Schlaflosigkeit und Reizbarkeit begleitet.
Die Gründe für diese Müdigkeit sind nicht klar. Zuerst sollten physische Ursachen (Anämie,
Schilddrüsenprobleme, begleitende Medikamente, unlängst durchgeführte Chemotherapie oder Strahlenbehandlung, unausgeglichene Ernährung, Fehlen von Mineralstoffen,
niedriger Blutdruck) ausgeschlossen werden. Emotionaler Stress und Depressionen
können die chronische Müdigkeit noch verstärken und erschweren zusätzlich die Suche
nach der eigentlichen Ursache.
Gelenkschmerzen, Muskelkrämpfe
Sie entstehen meist durch Gelenkversteifungen (insbesondere an Händen, Füssen und
Knien) aufgrund von Wassereinlagerungen. Meistens treten diese Beschwerden am Morgen auf, und normalerweise verbessert sich der Zustand durch Bewegung. Diese Art von
Beschwerden sind häufiger bei der Einnahme von Aromataseinhibitoren zu beobachten,
können aber auch während der Behandlung mit Tamoxifen und LH-RHAnaloga auftreten.
19
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 19
28.06.13 08:58
Kalziumverlust in den Knochen (Osteopenie) und Osteoporose
Die Behandlung mit Tamoxifen und LH-RH-Analoga kann zu einem vorübergehenden
Kalziumverlust in den Knochen führen, in manchen Fällen sogar zu einer Osteoporose
mit erhöhtem Bruchrisiko. Persönliche Faktoren, wie übermässiger Konsum von Kaffee
und Nikotin, Bewegungsmangel und eine kalziumarme Ernährung, können den Knochenverlust beschleunigen. Der Knochenzustand muss regelmässig, alle 2–3 Jahre, durch eine
densitometrische Untersuchung überprüft werden, damit eine ergänzende Behandlung
mit Kalzium und Vitamin D durchgeführt werden kann. In einigen Fällen von erkannter
Osteoporose ist eine Behandlung mit Bisphosphonaten angezeigt. Eine kalziumreiche
Ernährung (siehe «Ernährung»), Sonneneinwirkung und körperliche Betätigung tragen
zur Verringerung des Kalziumverlustes in den Knochen bei.
Phlebitis (Venenentzündung) und Thrombosen
Eine Antihormontherapie kann ein erhöhtes Phlebitis- und Thromboserisiko in den
peripheren Venen mit sich bringen, selten auch das Risiko einer Thrombo-Embolie. Bei
familiären oder persönlichen Vorbelastungen darf Tamoxifen auf keinen Fall als vorbeugende Therapie verwendet werden.
Trockene Haut und Schleimhaut, brüchige, spröde Haare
Viele Frauen stellen vermehrt trockene Haut, sowie einen Elastizitätsverlust der Haut
und der Schleimhäute fest, insbesondere im Augenbereich und in der Vagina. Zudem werden eine Schwächung und ein teilweiser Ausfall der Haare, der Wimpern und der Brauen
beobachtet.
20
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 20
28.06.13 08:58
21
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 21
28.06.13 08:58
Kreislaufsystem und Fettstoffwechsel (Cholesterin und Triglyzeride)
Die Einnahme von Tamoxifen hat einen schützenden Effekt auf das Herz, der wahrscheinlich
auf die Senkung des Blutfettspiegels, einer der Risikofaktoren für kardiovaskuläre Krankheiten, zurückzuführen ist. Die medikamentöse Unterdrückung der Eierstocktätigkeit
hingegen kann das Risiko von Kreislaufproblemen leicht erhöhen, da die Schutzwirkung
durch die weiblichen Hormone fehlt.
Schmerzen und Anschwellen der Brust
Manche Patientinnen bemerken ein leichtes Anschwellen der Brust (Mastodynie), die
dadurch sehr druckempfindlich werden kann.
Beschwerden im Magen-Darmtrakt
In der Anfangsphase der meisten Antihormontherapien tritt sehr häufig Übelkeit auf, die
normalerweise nicht stark ist, aber über längere Zeit andauern kann. Das Ändern der Einnahmezeit kann zu einer Besserung führen. Durchfall und Erbrechen sind häufig und sollten
daher sofort dem Arzt mitgeteilt werden, damit er andere Ursachen ausschliessen kann.
Psychologische Probleme
Die körperlichen und seelischen Veränderungen aufgrund der Diagnose und der
Behandlung sind individuell verschieden und hängen vom Krankheitsstand und den
unterschiedlichen familiären und sozialen Umständen ab. Es kann hilfreich sein, mit dem
Behandlungsteam über Empfindungen wie Verlust des Selbstwertgefühls, Zukunftsängste, Stress, Trauer und Wut, sowie über soziale Sorgen wie Kündigung der Arbeitsstelle, reduzierte Arbeitszeit, Invalidität und familiäre Probleme zu sprechen. Auf diese Weise
kann die Notwendigkeit einer allfälligen psychologischen und/oder sozialen Unterstützung gemeinsam erkannt und besprochen werden.
22
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 22
28.06.13 08:58
23
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 23
28.06.13 08:58
24
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 24
28.06.13 08:58
3
Möglichkeiten
des Wohlbefindens
während der
Behandlung
25
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 25
28.06.13 08:58
Zusätzlich zu den Ratschlägen Ihres Vertrauensarztes und den Anregungen in Kapitel 2
dieser Broschüre möchten wir Ihnen hier weitere Möglichkeiten vorstellen, die Ihnen
helfen können, die Nebenwirkungen gering zu halten und auch während der Behandlung
eine gute Lebensqualität zu bewahren.
Komplementärmedizin
Die Komplementärmedizin umfasst alle Behandlungsarten, die als nicht traditionell gelten und für deren Wirksamkeit es in der Regel keinen endgültigen wissenschaftlichen
Beweis gibt.
Die Komplementärmedizin ersetzt die traditionelle Medizin nicht, sie kann aber sowohl
im physischen als auch im psychischen Bereich unterstützend wirken. Sie soll nicht als
Alternative zur Schulmedizin angewandt werden.
Vor Beginn jeder komplementärmedizinischen Behandlung ist ein Kontakt zwischen dem
behandelnden Arzt und dem Therapeuten ratsam, damit allfällige Unverträglichkeiten
der Behandlungen ausgeschlossen werden können.
Zu den Behandlungsmethoden in der Komplementärmedizin kann man keine allgemeinen
Empfehlungen aussprechen. Es wird die Therapie vorgeschlagen, die für Ihre Situation am
besten geeignet ist.
Bevor Sie die Komplementärmedizin in Anspruch nehmen, ist es wichtig zu überprüfen,
ob die Kosten durch die Krankenkasse gedeckt sind. Zudem sollten Sie sich vergewissern,
dass der von Ihnen gewählte Therapeut eine anerkannte Zertifizierung besitzt. Die diversen
Fachverbände übermitteln Ihnen gerne die Liste der anerkannten Therapeuten. Sie können
sich aber auch an die Krebsliga oder an die Krankenkasse wenden.
Nachfolgend eine kurze Beschreibung der bekanntesten Behandlungsmethoden der
Komplementärmedizin.
26
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 26
28.06.13 08:58
27
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 27
28.06.13 08:58
Phytotherapie
Das Wort Phytotherapie stammt aus dem griechischen Phyton (Pflanze) und Therapeia
(Therapie, Behandlung) und ist die erste vom Menschen verwendete Form der Medizin.
Unter den 800 bestehenden Pflanzengruppen gibt es Tausende von Pflanzen, die eine
anerkannte therapeutische Wirkung haben und daher als Heilpflanzen bezeichnet werden.
Der Wirkungsbereich der Phytotherapie ist äusserst weitreichend. Die phytotherapeutischen Präparate sind wahrscheinlich die meistverwendeten und wirksamsten Mittel
bei der Behandlung verschiedener Beschwerden der Menopause. Nicht alle Heilpflanzen
und Nahrungsmittelergänzungen sind sicher. Insbesondere bei den Kombinationen von
Substanzen, deren Dosierung und Wechselwirkung nicht entsprechend getestet worden
sind, ist Vorsicht geboten. Bevor man solche Präparate zu sich nimmt, ist es wichtig, mit
dem Vertrauensarzt abzuklären, ob sich keine negativen Wechselwirkungen mit den
laufenden Behandlungen ergeben könnten.
Homöopathie
Die Homöopathie ist eine Vorbeugungs- und Behandlungsmethode von Krankheiten,
die davon ausgeht, dass die Symptome einer Krankheit eine Reaktion auf eine Störung
sind und ein Zeichen dafür, dass der Körper diese wieder beheben will. Die Homöopathie
will nicht die Symptome unterdrücken, sondern Kräfte der Selbstheilung im Körper stimulieren. Die Homöopathie ist also eine Form der Selbsthilfe. Bei der homöopathischen
Untersuchung und in der Krankengeschichte werden der körperliche und der seelischemotionale Zustand sowie die Lebensgewohnheiten berücksichtigt. Aus dieser ganzheitlichen und sehr individuellen Annäherung entsteht die korrekte Verschreibung der
Therapie. Im Gegensatz zur Phytotherapie werden in der Homöopathie nicht nur mineralische und pflanzliche, sondern auch tierische Substanzen verwendet. Sobald die richtige
Substanz, auch homöopathisches Prinzip genannt, gefunden ist, wird sie dem Patienten
in einer stark verdünnten Menge, die von den Homöopathen als Potenz bezeichnet wird,
verabreicht. Der Organismus soll angeregt werden, eine körpereigene Reaktion gegen
die Krankheit zu entwickeln.
28
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 28
28.06.13 08:58
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Die Traditionelle Chinesische Medizin betrachtet die Gesundheit als das Gleichgewicht
zwischen zwei gegensätzlichen Zuständen, Yin und Yang. Eine Krankheit ist das Ergebnis
eines energetischen Ungleichgewichts des Organismus.
Die Traditionelle Chinesische Medizin umfasst Akupunktur, gewisse Heilkräuter, TuinaAnmo (manuelle Behandlungen wie zum Beispiel Massagen) und/oder Qi-Gong (Meditation und Bewegung). Viele Frauen berichten, dass die Beschwerden der Menopause
erfolgreich behandelt werden konnten. Die körperlichen Symptome treten seltener
und in abgeschwächter Form auf. Diese Therapien können sich auch auf die psychischen
Symptome, die durch die hormonellen Störungen hervorgerufen werden, positiv auswirken. Die Frauen fühlen sich in der Regel ausgeglichener.
Die Akupunktur ist ein wesentlicher Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin
und besteht darin, dass an bestimmten Punkten der Haut feine sterile Nadeln eingeführt
werden. Über die so genannten Meridiane, die durch unseren Körper verlaufen, wird der
Energiefluss angeregt. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der Körper während der
Akupunktursitzungen Endorphine ausschüttet. Diese natürlichen Substanzen, können
zum Beispiel Schmerz durch Muskelentspannung abschwächen.
Ayurveda
Ayurveda ist die traditionelle indische Medizin. Nach dem Ayurveda-Prinzip hat jeder
Mensch eine individuelle und einzigartige Kombination der drei Bioenergien: Vata, Pitta
und Kapha. Wird dieses Energiegleichgewicht gestört, können Symptome entstehen wie
sie zum Beispiel für die Menopause typisch sind.
Der Ayurveda-Arzt beurteilt in einer ganzheitlichen Betrachtungsweise den körperlichen,
seelischen und geistigen Zustand und diagnostiziert eventuelle Störungen des Gleichgewichts. Die verschriebenen Therapien sollen das Gleichgewicht der Patientin wiederherstellen und Gifte aus dem Körper ausscheiden. Dies ist gemäss dem Ayurvedaprinzip
besonders während der Menopause wichtig, da durch das Ausbleiben der Menstruation
der weibliche Körper nicht auf natürliche Weise gereinigt wird. Die Ayurvedatherapie
besteht aus Ernährungsempfehlungen, Ratschlägen aus dem Bereich der Psychologie und
des Verhaltens. Dazu kommen Körperbehandlungen wie Massagen und die Verwendung
von ayurvedischen Produkten und Kräutern sowie Yoga und Meditation.
29
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 29
28.06.13 08:58
Es gibt noch viele andere Arten der Komplementärmedizin, die angewendet werden
können – nicht nur um die körperlichen Symptome abzuschwächen, sondern auch um zu
lernen, mit der Krankheit umzugehen.
Bewegung und Entspannung
Eine Brustkrebs-Diagnose an sich, der chirurgische Eingriff und die Therapien können eine
Veränderung des gesamten körperlich-seelischen Gleichgewichts auslösen. Regelmässige und massvolle körperliche Betätigung kann dem Unbehagen, das durch die Krankheit
und die Behandlungen hervorgerufen wurde, erfolgreich entgegenwirken: Körper und
Seele werden wiederbelebt, das Vertrauen in den eigenen Körper wird wieder hergestellt
und die Lebensqualität im Allgemeinen verbessert.
Körperliche Betätigung verbessert ausserdem die Widerstandsfähigkeit, Beweglichkeit,
Kraft, Koordination und die Fähigkeit, sich zu entspannen. Bewegung hilft, gewisse
Nebenwirkungen wie zum Beispiel chronische Müdigkeit und Stimmungsschwankungen
zu reduzieren oder ganz zum Verschwinden zu bringen. Durch Bewegung kann eine
Gewichtszunahme vermieden bzw. in Grenzen gehalten werden. Ausserdem kann körperliche Betätigung auf lange Sicht dem Kalziumverlust in den Knochen entgegenwirken.
Ein weiterer Vorteil der regelmässigen körperlichen Betätigung liegt in der Verbesserung
des Herz-Kreislaufsystems. Das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen wird verringert,
weil Bewegung eine Absenkung des Cholesterinspiegels, vor allem des «bösen» LDL,
und eine Anhebung des «guten» HDL bewirkt, sowie die Triglyzeride verringert und den
Blutdruck senkt.
Es wird empfohlen, sich regelmässig, mindestens 3 bis 4 mal pro Woche, körperlich zu betätigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie lieber spazieren, walken, joggen, schwimmen,
radfahren, tanzen, Gymnastik machen oder andere körperliche Tätigkeiten ausüben.
Wichtig ist, dass Ihnen die Bewegung Spass macht und keine Beschwerden verursacht. Ihr
behandelnder Arzt, ein Physiotherapeut oder ein Sportlehrer mit Spezialausbildung für
Krebserkrankungen können Ihnen Ihre Fragen beantworten.
30
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 30
28.06.13 08:58
31
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 31
28.06.13 08:58
Unabhängig von der körperlichen Betätigung ist es genauso wichtig, sich regelmässig zu
entspannen. Entspannungs- und Atemtechniken können dazu beitragen, die Intensität
der Symptome zu verringern. Es gibt zahlreiche Kurse, um eine der Entspannungs techniken wie zum Beispiel Yoga, Qi-Gong, Tai-Chi und Autogenes Training zu erlernen. Verschiedene Arten von Massagen oder die medizinische Hypnose können ebenfalls zur Verbesserung der Entspannungsfähigkeit, zur Linderung der Schmerzen und zur Lockerung
der Muskelverspannungen beitragen.
Bevor Sie solche Kurse besuchen oder sich an die Anbieter dieser Entspannungstechniken
wenden, sollten Sie unbedingt überprüfen, ob der ausgewählte Therapeut eine anerkannte Zertifizierung besitzt. Die Krebsliga bietet zum Beispiel verschiedene Bewegungs- und
Entspannungskurse an, die von Sportlehrern durchgeführt werden, die einen «Qualitop»-Titel besitzen. Dieses Qualitätszertifikat wird von vielen Krankenkassen anerkannt,
und die Teilnahmekosten werden teilweise rückerstattet, sofern eine Zusatzversicherung abgeschlossen wurde. Dasselbe gilt auch für andere Organisationen im Bereich der
Gesundheitsförderung, die das «Qualitop»-Zertifikat besitzen.
Gegen chronische Müdigkeit können schon kleine Änderungen der eigenen Lebensgewohnheiten helfen. Kurze, aber häufige, über den Tag verteilte Pausen, sowie ein leichtes
körperliches Training wirken sich positiv aus. Weitere Methoden, um der Müdigkeit entgegenzutreten, sind Techniken des Stress- und Zeitmanagements, das Setzen von Prioritäten und das Vereinfachen der Arbeitstätigkeiten.
Ernährung
Eine gute Ernährung ist eine der Grundlagen für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Vor allem während oder nach einer Krankheit ist eine ausgewogene Ernährung
sehr wichtig, um die Abwehrkräfte zu stärken. Nach Möglichkeit sollte regelmässig,
abwechslungsreich und in aller Ruhe gegessen werden. Es wird empfohlen, frische Nahrungsmittel zu bevorzugen und stark gesalzene, gezuckerte oder vorgekochte Speisen,
bzw. Dosenprodukte zu vermeiden.
32
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 32
28.06.13 08:58
33
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 33
28.06.13 08:58
Während der natürlichen oder künstlich herbeigeführten Menopause ändert sich der
Stoffwechsel und der Kalorienbedarf nimmt ab. Möglicherweise hat man mehr Appetit.
Um eine übermässige Gewichtszunahme zu vermeiden, ist nicht nur auf die Menge, sondern auch auf die Zusammensetzung der Nahrungsmittel in Bezug auf Fette, Proteine,
Kohlenhydrate, Vitamine und Mineralstoffe zu achten. Der Genuss von Obst, Gemüse
und frischem Salat deckt einen Grossteil des Vitamin- und Mineralstoffbedarfs ab. Was
die Fettaufnahme betrifft, sollten die tierischen Fette, die zum Beispiel in Wurstwaren,
Rahm, Milch und Butter enthalten sind, eingeschränkt werden, da sie eine Erhöhung des
Cholesterinspiegels bewirken können. Es sollten weisses Fleisch und vor allem Fisch
bevorzugt werden.
Als allgemeine Richtlinie für die Reduzierung der Fettaufnahme gilt auch der verminderte
Verzehr von Käse und Milchprodukten. Diese stellen jedoch eine der wichtigsten Kalziumquellen dar. Kalzium und Vitamin D verringern das Risiko der Osteoporose, die oft als
Folge der Menopause auftritt, weil weniger Östrogene produziert werden. Es wird
empfohlen, täglich 1200 mg Kalzium und 700–800 I.E. oder 10'000 I.E./Woche Vitamin D
einzunehmen. Zur Kalziumaufnahme werden daher Frischkäse und fettarme Käsesorten
sowie Joghurt, gewisse Obst- und Gemüsesorten und Getreide (insbesondere Sesam)
empfohlen. Zur Stimulierung der Vitamin D-Produktion durch den Organismus genügt es,
etwa 10 Minuten pro Tag an der Sonne zu verbringen. Je nach der persönlichen Verfassung
kann der Arzt Kalzium in Tablettenform und Vitamin D in Tropfen als Nahrungsmittelergänzung verschreiben. Ein Mangel an Vitamin D ist durchaus üblich und es ist ratsam,
einen Bluttest vor Beginn der Therapie durchzuführen.
Nach Möglichkeit sollte eine salzarme Kost bevorzugt werden. Durch übermässigen
Salzkonsum wird mehr Kalzium über den Urin ausgeschieden und mehr Wasser im Körper
zurückgehalten. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (ca. 1,5–2 Liter pro Tag) ist sehr
wichtig, da dadurch der Blutkreislauf angeregt und der Körper gereinigt wird. In manchen
Fällen kann auch eine chronische Müdigkeit durch ausreichende Flüssigkeitsversorgung
verringert werden. Wasser, Früchtetee, grüner Tee und verdünnte oder in kleinen Mengen
getrunkene Fruchtsäfte sind die Getränke, die sich am besten eignen. Der Kalziumgehalt
im Wasser (Leitungs- und Mineralwasser) variiert stark und kann durch den Gebrauch
34
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 34
28.06.13 08:58
von Filtern reduziert werden. Alkohol und Kaffee wirken gefässerweiternd und ein übermässiger Konsum kann eine Zunahme der vasomotorischen Symptome (Hitzewallungen,
Schwitzen) bewirken. Koffein ist ausserdem ein Reizmittel und kann Beschwerden wie
Reizbarkeit und Schlaflosigkeit verstärken.
In einer persönlichen Ernährungsberatung kann Ihre Ernährung analysiert, beurteilt und
den neuen individuellen Bedürfnissen angepasst werden.
Psychologische Unterstützung
In allen Krankheitsphasen kann Ihnen und/oder Ihrer Familie eine psychologische
Unterstützung helfen, den auftretenden Problemen wie z.B. Verlust des Selbstwertgefühls, körperlichen Beschwerden, Schwierigkeiten mit dem Partner oder mit den Kindern zu begegnen.
Es ist oft nicht einfach, die Ungewissheit und die Sorgen über die eigene Zukunft mit
Familienangehörigen und Freunden zu teilen, die selbst ängstlich und besorgt sind. Ein
Psychoonkologe kann Sie und/oder Ihre Angehörigen dabei unterstützen, die mit den
verschiedenen Behandlungsphasen verbundenen Stimmungen und Gefühle zu verstehen,
zu verarbeiten und zu akzeptieren.
Vor allem nach Abschluss der Therapien ist häufig eine besondere Unterstützung notwendig. Während der intensiven Behandlungsphase mit wöchentlichen oder sogar täglichen
Terminen bleiben Emotionen oft verborgen. Nach Abschluss der Therapie spielen sie jedoch eine umso wichtigere Rolle. Viele Frauen sind dann bereit, das Erlebte anzunehmen
und die eigenen Ressourcen wieder zu entdecken, um mit neuer Kraft vorwärts zu schauen.
In Kursen und Selbsthilfegruppen können Erfahrungen ausgetauscht und dadurch das
mit der Krankheit und deren Behandlung oft verbundene Gefühl der Isolierung und des
Alleinseins gelindert werden.
35
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 35
28.06.13 08:58
36
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 36
28.06.13 08:58
4
Was ich meinen
Arzt zur Antihormontherapie
fragen könnte
37
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 37
28.06.13 08:58
Wann und wie schnell muss ich mich für eine Therapie entscheiden und diese beginnen?
Ist eine Antihormontherapie in meinem Fall geeignet?
Welche Antihormontherapie eignet sich für mich am besten?
Welchen Nutzen bringt mir eine Antihormontherapie?
Wie lange dauert eine solche Therapie?
Welche Risiken sind mit dieser Therapie verbunden?
Welche Nebenwirkungen hat diese Therapie?
Könnten sich die Antihormonbehandlungen auf meine Knochendichte und auf die
Gesundheit meiner Zähne auswirken?
Wie kann ich Nebenwirkungen vorbeugen? Was kann ich gegen Nebenwirkungen tun?
Welche Nebenwirkungen sind als schwer zu betrachten und wann muss ich mich an
den Arzt wenden?
Was passiert, wenn ich die Einnahme des Medikaments vergesse?
Müssen die Termine der Injektionen genau eingehalten werden?
Was passiert, wenn ich einen Termin auslasse oder verschiebe (z.B. in den Ferien)?
Können diese Behandlungen die Möglichkeit schwanger zu werden beeinflussen?
Ist es möglich, meine Fruchtbarkeit zu bewahren, bevor die Behandlung beginnt?
38
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 38
28.06.13 08:58
Muss ich während der Behandlung verhüten?
Mit welcher Methode?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass durch die Therapie eine vorzeitige Menopause eintritt?
Muss ich damit rechnen, dass nach der Therapie die Menopause bestehen bleibt?
Kann ich eine Zweitmeinung einholen?
Welche Kontrolluntersuchungen müssen während und nach der Therapie durchgeführt werden?
Werde ich während der Therapie eine bestimmte Krankenschwester oder einen bestimmten
Arzt als Referenzperson haben? Wie und wann kann ich diese Person bei Bedarf erreichen
(Telefon, E-Mail usw.)?
Wie wird eine gut funktionierende Kommunikation zwischen allen beteiligten Personen
(Ärzte, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, usw.) organisiert und garantiert?
Wie funktionieren die klinischen Tests? Gibt es klinische Tests, an denen ich teilnehmen kann?
Was geschieht nach Abschluss der Behandlung?
Welche Websites, Bücher oder Broschüren empfehlen Sie mir?
Welche Vereine und Selbsthilfegruppen gibt es?
Weitere Fragen
39
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 39
28.06.13 08:58
40
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 40
28.06.13 08:58
5
Notizen
41
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 41
28.06.13 08:58
42
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 42
28.06.13 08:58
43
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 43
28.06.13 08:58
CLUM130301 05/2013
Hormontherapie_3-Auflage_D_HE.indd 44
28.06.13 08:58
Herunterladen