Wie werden Krampfadern behandelt? Ob Mann oder Frau, fast jeder zweite zwischen 30 und 50 Jahren hat sie, und zwar fast immer (zu 90 Prozent) im Bereich der Beine: Es sind Krampfadern oder, wie die Mediziner sagen, Varizen. Ein Krankheitscharakter haben die sack- oder auch schlauchförmig ausgedehnten Venen zwar längst nicht bei jedem Betroffenen, aber immerhin bei etwa 10 bis 15 Prozent der Krampfaderträger. Natürlich geht es bei der Beseitigung von Krampfadern auch, aber längst nicht ausschließlich, um die Optik. An heißen Sommertagen etwa macht es sich eben nicht gut, wenn man mit mehr oder weniger auffälligen Krampfadern am Strand entlangspaziert. Das kann nicht nur sensiblen Gemütern Probleme bereiten. Weitaus wichtiger als die Frage der Kosmetik ist allerdings die medizinische Bedeutung. Krampfaderleiden Krampfader gesunde Vene Krampfadern umgebende Entzündung Das Blut in den Venen kann bei Krampfadern nicht mehr richtig abfließen, die Haut wird schlecht versorgt. Die Folge ist ein Geschwür. Geschwür 100 Wie verlaufen die wichtigsten Operationen? werden nämlich in der täglichen Praxis oft unterschätzt. Das gilt nicht nur für den einzelnen Kranken, sondern auch im Hinblick auf die medizinische Bedeutung dieses Leidens. Häufig führen Varizen zur Arbeitsunfähigkeit, zu einem stationären Krankenhausaufenthalt, oft ist gar der vorzeitige Ausstieg aus dem Berufsleben nötig. Es gibt verschiedene Formen von Venenerkrankungen: Stamm-, Seitenastvarizen und Varikosen, die Verbindungen zwischen den Venensystemen betreffen. Die Venenklappen, die das Blut am Rückfluß hindern, werden durch Vergrößerung des Venenumfangs unwirksam. Blut kann ungehindert von oben oder sogar aus Querverbindungen aus der Tiefe (Schleusenklappeninsuffizienz in der Leiste) einströmen und verstärkt somit die Krampfaderbildung. Als besonders störend werden die netz- oder besenreiserartigen kleinsten Venenerweiterungen, die oft häßlich blau verfärbt sind, in der Haut empfunden. Krampfaderleiden dürfen nicht unterschätzt werden! Wer ist besonders gefährdet? Wenn es in der Familie bereits Krampfadern gegeben hat, ist die Chance, selbst an Varizen zu erkranken, besonders hoch. Sind beide Elternteile betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei nahezu 100 Prozent. Studien haben ergeben, daß auch das Alter, wiederholte Schwangerschaften und berufliche Belastungen im Stehen die Bildung von Krampfadern begünstigen. Was sind die Symptome? Typisch ist eine Schwellung der Beine am Abend, dazu kommen Schmerzen im Ruhezustand. Außerdem klagen Patienten über leichte Schmerzen entlang der Krampfadern sowie über Spannungsgefühle. Bei Frauen können diese Beschwerden im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten. Besonders belästigt werden hoch101 Krampfadern sind erblich. Krampfadern entstehen auch oft während der Schwangerschaft. schwangere Frauen durch eine oft vorübergehende Zunahme von Krampfadern. Weil der Rückfluß des Blutes im Bereich des Beines gestört ist, kann das auch zu einer Thrombose oder zu einer Lymphstauung mit Ödembildung führen. Venenentzündungen (Thrombophlebitis) machen sich oft durch schmerzhafte strangartige Verhärtungen mit Rötungen, Fieber und Schmerzen bemerkbar. Zum Glück handelt es sich meist nur um liegengebliebenes altes Blut und nicht um eine Entzündung durch Bakterien. Wenn sich eine Entzündung bildet, und diese Gefahr ist groß, sind die Heilungsmöglichkeiten schlecht. Meist entstehen dann chronische Geschwüre (offene Beine). Besonders schlimm wird es, wenn die tiefen Venen mit entzündet sind. Dann kommt es zu einer enormen Umfangsvermehrung des Beins, Schmerzen in den Waden, eine tiefe Venenthrombose hat sich eingestellt. Dies passiert selten bei Menschen mit Krampfadern, meist bei Patienten mit frischen Verletzungen oder Unfällen mit Gipsbehandlung nach der Operation. Auch das ist bemerkenswert: Oft stehen die vom Patienten geäußerten Beschwerden im krassen Gegensatz zum gesicherten Befund des Arztes. Das bedeutet, daß Betroffene mit ausgeprägten, deutlich sichtbaren Varizen weitaus weniger über Leiden klagen als Patienten, bei denen die Varizen kaum zu erkennen sind. Was passiert bei der Operation? Die Operation der Krampfadern wird in fast allen chirurgischen Klinken und von jedem ausgebildeten Chirurgen gemacht. Natürlich hat die Operation zunächst einmal einen kosmetischen Effekt, es sei denn, das Leiden ist schon sehr fortgeschritten. Krampfadern können vor allem bei jüngeren Menschen durchaus am Selbstbewußtsein zehren. Nach überstandenem Eingriff fühlt man sich deutlich besser. Ziel der Operation ist es aber auch, die Beschwerden des Patienten zu lindern und die Wahr102 Wie verlaufen die wichtigsten Operationen? scheinlichkeit möglicher Komplikationen so gering wie möglich zu halten. Zur klinischen Eingangsuntersuchung prüft der Arzt die tiefen Venen auf ihre Durchgängigkeit. Ihre intakte Funktion ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise, insbesondere für die röntgenologische Venendarstellung. Beim Eingriff selbst beschränken sich die Ärzte darauf, die Beschwerden, die durch die oberflächlichen Krampfadern entstehen, zu beseitigen. Außerdem müssen die krankhaften Zuflüsse von oben oder aus der Tiefe unterbunden werden. Das geht aber nur, wenn die tiefen Venen in Ordnung sind. Beim sogenannten Stripping werden die befallenen Venenpartien herausgezogen. Nur bei schwersten Fällen müssen alle veränderten Venen gestrippt werden. Da bei Beinoperationen auch die kosmetischen Gesichtspunkte wichtig sind, geht der Trend eindeutig zu minichirurgischen und endoskopischen Verfahren. Bei der Behandlung der Venenseitenäste setzen die Ärzte keine Schnitte, sondern nur noch Stiche. Die Operationsbelastung ist auf ein Minimum reduziert. Die Infektionsgefahr ist extrem niedrig. Auch die Gefahr einer Thrombose wird stark reduziert: Der Patient verläßt den Operationssaal bereits auf eigenen Füßen, mit elastisch gewickeltem Bein. Bei der Seitenvarikose halten sich Operation und Verödungstherapie die Waage, während Besenreiservarizen fast immer verödet werden. Das Verödungsmittel wird über Kanülen am erhobenen Bein, also bei blutleeren Venen, injiziert. Eine Narkose ist beim Verödungsverfahren nicht notwendig. Sonst wird je nach Schwere der Operation Vollnarkose oder örtliche Betäubung gewählt. Die Beine werden nach der Varizenbehandlung sofort elastisch gewickelt. 103 Operationsdauer: • Stripping 30 bis 90 Minuten • Verödung jeweils ein bis drei Minuten pro Einstich. Welche Komplikationen sind möglich? Krampfadern können sich erneut bilden. Typisch sind Blutergüsse, die sich aber meist relativ schnell zurückbilden oder abgelassen werden. Bei bis zu 17 Prozent der Operierten kann es zu Gefühlsstörungen der Haut besonders im Bereich des Unterschenkels oder Fußes kommen, bei 5 Prozent entstehen Lymphödeme. Ausgedehnte Blutergüsse treten in 3 von 1000 Fällen auf, ebensooft muß von einer verzögerten Heilung der Wunden ausgegangen werden. Weitere Komplikationsmöglichkeiten sind irreversible Lymphödeme (in etwa 2 von 1000 Fällen) und die Entstehung einer Lungenembolie (in etwa 1 von 1000 Fällen). Verletzungen intakter Gefäße des Beines sind dabei äußerst selten. Die Verödung ist eine risikoarme Therapie. Sehr selten kommt es dabei zu Schocksymptomen oder zu Hautnekrosen, also einem Gewebeuntergang der Haut. Wenn größere Krampfadern verödet werden, kann es zu starken Entzündungserscheinungen kommen. Durch Absaugen des gestauten Blutes in den Venen besteht die Möglichkeit, sofort Erleichterung zu verschaffen. Das Krampfaderleiden ist eine generelle Venenschwäche, kein Wunder also, daß es in über einem Drittel der Fälle zu einer erneuten Bildung der Krampfadern kommen kann. Das Rückfallrisiko ist bei Männern größer als bei Frauen. Gleiches gilt auch für Übergewichtige im Vergleich zu Patienten mit Normalgewicht. Eindeutig ist: Je ausgeprägter Krampfadern vor der Operation sind, desto häufiger kommt es zum erneuten Auftreten von Varizen. Die Operation kann ambulant oder stationär gemacht werden. Bei größeren Eingriffen (zum Beispiel Deckung der Hautdefekte mit Transplantaten) kann der Klinikaufenthalt mehrere Tage dauern. 104 Wie verlaufen die wichtigsten Operationen? Wie geht es zu Hause weiter? Nach sieben Tagen werden, wenn überhaupt vorhanden, die Fäden gezogen. Die elastischen Wickelungen mit Kompression der Beine müssen allerdings noch sechs Wochen getragen werden. Manchmal sind auch Stützstrümpfe erforderlich. Spätestens nach zwei bis drei Tagen sollte der Patient zur ambulanten Wundkontrolle kommen. Entscheidend für den guten Erfolg ist Laufen. Bewegung und Wandern sollten obenan stehen. Der Venenrückfluß durch die tiefen gesunden Venen muß erhalten bleiben, sonst gibt es Schmerzen und eine Thrombose. Sollten sich nach Abheilung der Wunden noch einzelne Varizenseitenäste oder Besenreißer zeigen, so müssen Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Er kann mit speziellen Verödungsmitteln direkt in die Vene die Restbehandlung kosmetisch einwandfrei durchführen. Das Wichtigste auf einen Blick Hauptsymptome: Kosmetisch häßlich geschlängelte Venenknäuel, Entzündungen, Geschwüre, Schwellungen der Beine. Häufigste Technik: Verödung oder Entfernung der erkrankten oberflächlichen Venen. Komplikationen gibt es nur selten. Nach Verödung kann es zu Hautveränderungen/verfärbungen oder auch zu einem Gewebeuntergang mit Bildung von Hautdefekten kommen. Nach der Operation sind auch Gefühlsstörungen der Haut oder Entzündungen möglich. Belästigung (vor allem im Sommer): elastische Wikkelung der Beine für sechs Wochen. Prognose: Ein Drittel (und mehr) der Patienten kann erneut Krampfadern bekommen. Die Ursache von Krampfadern ist eine generelle Venenschwäche. 105 Wichtig ist die elastische Wicklung der Beine. Bewegung ist für den Heilungsprozeß entscheidend. Fußgymnastik zur Vorbeugung und Linderung von Venenerkrankungen Diese Übungen eignen sich als Thrombosevorbeugung nach jeder Operation. Beugen und strecken Sie abwechselnd die Zehen. Lassen Sie die Füße kreisen. Beugen und strecken Sie abwechselnd die Füße. 106 Wie verlaufen die wichtigsten Operationen? Übungen zur Entstauung der Beine Setzen Sie sich auf den Boden, ziehen die Beine an und drücken mit den Händen die Knie nach außen. Heben Sie die Füße vom Boden ab und strecken Sie die Beine durch. Dabei dürfen Sie den Boden nicht berühren. Strecken Sie die Arme nach vorne und wippen Sie mehrmals von der Sohle auf die Zehenspitzen. 107