2016.10.03. Muskelphysiologie Dr. Mária Dux Die Muskulatur des Menschen macht etwa 50% seiner Körpermasse aus. Themen: Skelettmuskulatur (etwa 400 Muskeln) Struktur Kontraktion Elektromechanische Kopplung Energetik Mechanik Glatte Muskulatur – im Vergleich zu der Skelettmuskulatur 1 2016.10.03. Histologie: Glatte Muskulatur Herzmuskulatur Skelettmuskulatur - Querstreifung - AP des Motoneurons löst die Kontraktion aus - willkürliche Steuerung - keine direkte Kommunikation zwischen Muskelfasern Kontraktion und Erschlaffung Im Körper: Bewegung und Transport -Atmung -Herz/Kreislauf -Magen-Darm-Kanal Die Skelettmuskulatur Muskel Myofibrille Durchmesser: 10-100 µm Muskelfaser (Zelle) A-Band I-Band Erschlaffung M-Linie H-Zone Kontraktion Z-Linie Z-Linie Sarkomer (2 µm) 2 2016.10.03. Skelettmuskelfaser Triadenstruktur „T”„L” Dickes Filament: MYOSIN Dünnes Filament: AKTIN TROPOMYOSIN TROPONIN Kontraktile Proteine Regulatorproteine Weitere Strukturproteine: α-Aktinin Titin 3 2016.10.03. Dystrophin-Mutation: Duchenne-Dystrophie (Der Erbgang ist X-chromosomal rezessiv) Der kontraktile Apparat ist über verschiedene Proteine mit dem Sarkolemm und Kollagenfibrillen der extrazellulären Matrix verbunden. Aufbau von Myosin- und Aktinfilamenten Myosin (2 schweren und 4 leichten Ketten): ATPase-Aktivität Hebelarm-Funktion bindet an Aktin Myosin Aktinmonomere binden: - andere Aktinmonomere, - Myosin, - Tropomyosin, - Troponin G-Aktin schwere Ketten leichte Ketten F-Aktin Tropomyosin dickes Filament Troponin dünnes Filament 4 2016.10.03. Dünnes Filament Aktin Troponin TnI TnC Tropomyosin TnT Untereinheiten des Troponin TnI (Inhibitorische Untereinheit) TnC (Calcium-bindende Untereinheit) TnT (Tropomyosin-assoziierte Untereinheit) Bindungsstelle für Ca2+ Aktin Troponin-Komplex TnC, TnI, TnT In der Abwesenheit von Ca2+ der Querbrückenzyklus blockiert ist. Bindungsstelle für Myosin Bei Bindung von Ca2+ an TnC wird die Blokade aufgehoben. 5 2016.10.03. Gleitfilamenttheorie Breite des Sarkomers (µm) Breite der A Streifen (µm) Huxley A.F., Niedergerke R.: Structural changes in muscle during contraction. Interference microscopy of living muscle fibres. Nature, 173, 971-973. (22 May 1954) Huxley H.E., Hanson J.:Changes in the cross-striations of muscle during contraction and stretch and their structural interpretation. Nature, 173, 973-976. (22 May 1954) Motorische Einheit Rückenmark 1. Motorische Einheit 2. Motorische Einheit Motoneuron Axon Dying Lioness, ca. 650 B.C. Palace of Ashurbanipal at Ninevah Muskel Muskelfaser 6 2016.10.03. Elektromyographie Mit Hilfe von konzentrischen Nadelelektroden lassen sich die Potentialschwankungen einzelner motorischer Einheiten ableiten. Auch Messungen der Potentialänderungen auf der Haut mit Oberflächenelektroden sind möglich, jedoch wesentlich unpräziser. Neuromuskuläre Synapse Presynaptische Endknöpchen Muskelfaser aktive Zone subsynaptische Einfaltungen Muskelfaser 7 2016.10.03. Neuromuskuläre Synapse Endplattenpotential motorische Endplatte Hemmung der neuromuskulären Erregungsübertragung Acetat Hemmung der ACh-Freisetzung: Botulinustoxin Hemmung der ACh-Rezeptoren: Curare, d-Tubocurarin (kompetitive Hemmung) Succinylcholin (depolarisierendes Muskelrelaxans) Bildung von Antikörper gegen den nicotinischen ACh-Rezeptor: Myastenia gravis Hemmung der Acetylcholinesterase: reversibel: Neostigmin irreversibel : Insektizide, chemische Kampfstoffe 8 2016.10.03. Elektromechanische Kopplung DihydropyridinRezeptor (DHPR) RyanodinRezeptor (RyR) Ca2+≈10-3 M Ca2+<10-7 M Kalsequestrin: 44-67 kDa Protein 1 Molekül bindet 40-45 Ca2+ Querbrückenzyklus Mg2+-abhängige ATPase Ca2+ 9 2016.10.03. Elektromechanische Kopplung DihydropyridinRezeptor (DHPR) RyanodinRezeptor (RyR) Ca2+≈10-3 M Ca2+<10-7 M 10 2016.10.03. Querbrückenzyklus Ca2+ 11 2016.10.03. ATP Ca2+ Mg2+ 5 Zyklen /sec Energieumsatz ATP Kreatinphosphat Kreatinphosphat + ADP Kreatin +ATP Glykolyse und Lipolyse - anaerob (Laktatproduktion) - aerob (Myoglobin) Myoglobin ist ein Muskelprotein aus der Gruppe der Globine. Myoglobin enthält eine sauerstoffbindende Hämgruppe, es kann Sauerstoff aufnehmen und wieder abgeben und ist verantwortlich für den intramuskulären Sauerstofftransport. 12 2016.10.03. Energieliefernde Prozesse Anaerobe Glycolyse ATP Aerobe Energiebereitstellung Kreatinphosphat Typen der Skelettmuskulatur Typ II. Typ I. II. a Geschwindigkeit der Kontraktion Ermüdung Mitochondriendichte Kapillarendichte Myoglobin-Gehalt ATPase-Aktivität von Myosin Durchmesser der Muskelfaser II. b Langsame oxidative Schnelle Oxidative/glykolytische Schnelle glykolytische langsam langsam hoch hoch hoch langsam klein schnell mittelmäßig hoch hoch hoch schnell mittelmäßig schnell schnell niedrig niedrig niedrig schnell groß Marathonläufer Kurzstreckenläufer 13 2016.10.03. Die Zahl der Gene, die sich mit sportlichen Höchstleistungen in Verbindung bringen lassen, wächst unaufhörlich (≈ 200). „schnelle” Myosin-Isoformen Michael Phelps – der erfolgreichste Olympionike der Geschichte. Ermüdung Abfall der intrazellulären ATP-Konzentration Abfall des intrazellulären pH-Wertes (Laktat) Transmitterverarmung + Psychologische Ermüdung Wärmeproduktion (Wirkungsgrad ist max. 40-50%) Thermoregulation – Kältezittern/Willkürbewegung 14 2016.10.03. Totenstarre (Rigor mortis) Kein ATP! Kontraktur – Kontraktion ohne Aktionspotentiale Androgene, Wachstumshormon – anabole Wirkung Kontraktion der Muskelfaser 15 2016.10.03. Überlagerung der Kontraktionen unvollständiger Tetanus vollständiger Tetanus Zuckung Zeit (ms) 16 2016.10.03. Die Muskelkraft von Willkürbewegungen kann durch: 1) Erhöhung der Aktionspotential-Frequenz in den einzelnen motorischen Einheiten, und 2) „Rekrutierung” zusätzlicher motorischer Einheiten gesteigert werden. Größenprinzip Formen der Muskelkontraktion Sensor Muskel Kraft Verkürzung Muskel Zeit Zeit ISOTONISCHE KONTRAKTION (Verkürzung) ISOMETRISCHE KONTRAKTION (Kraftgenerierung) AUXOTONE KONTRAKTION (Verkürzung UND Kraftgenerierung) Vorlast Nachlast 17 2016.10.03. Kraft-Längen-Beziehung Isotonische Kontraktion Ruhelänge des Muskels Passive Kraft: Dehnung der Titinmoleküle. gesamte Kraft Kraft Aktive Kraft: Die Strukturumlagerungen beim Kraftschlag im Verlauf des Querbrückenzyklus führen bei festgehaltener Filamentposition zu elastischer Verformung des Myosinkopfes. Isometrische Kontraktion aktive Kraft passive Kraft Länge Einfluss der Sarkomerlänge auf aktive isometrische Kraft 18 2016.10.03. Die Beziehung zwischen Muskelkraft/Last und Verkürzungs-/Dehnungsgeschwindigkeit Isotonische Kontraktion Isometrische Kontraktion Die glatte Muskulatur Verkürzung: max. 70% der Ruhelänge (Skelettmuskel max. 40% der Ruhelänge) 19 2016.10.03. Calmodulin ist ein Ca2+-Sensorprotein (eine regulatorische leichte Kette) + Tropomiosin, Caldesmon, Calponin Kein Troponin! Regulation des Querbrückenzyklus beim glatten Muskel MLCK: Myosin-leichte-Ketten-Kinase MLCP: Myosin-leichte-Ketten-Phosphatase 20 2016.10.03. „Ca2+ Signal” + Mechanomechanische Koppelung mechanosensitive Ca2+-Kanäle der Membran Ca2+-induzierte Ca2+ Freisetzung RyR: Ryanodinrezeptor Ca2+-Sensitivierung und Ca2+-Desensitivierung NO MLCK MLCP Stickstoffmonoxid Myosin-leichte-Ketten-Kinase Myosin-leichte-Ketten-Phosphatase 21 2016.10.03. Haupttypen Muskelschicht Endothel Arterie MULTI-UNIT-TYP Irismuskeln Ziliarmuskulatur Pilomotoren SINGLE-UNIT-TYP Blutgefäßmuskeln Darmmuskulatur Uterus „Gap Junctions” – funktionelles Synzytium Die Kontraktion ist langsamer und weniger energieaufwendig als im Skelettmuskel. ATPase-Aktivität ist niedrig. ATP-Spaltung ist 100-1000mal langsamer als bei der Skelettmuskulatur. „langsam” „sparsam” 22 2016.10.03. SINGLE-UNIT-TYP gap junctions – funktionelles Synzytium „Schrittmacherzellen” Myogener Tonus - bei Dehnung werden die Schrittmacherzellen zunehmend depolarisiert - über das vegetative Nervensystem moduliert MULTI-UNIT-TYP Keine Spontanaktivität Vegetative Nervenfasern innervieren die Muskelzellen, die aus Varikositäten erregende oder hemmende Neurotransmitter freisetzen. Dehnung führt nur vorübergehend zu passiven Rückstellkräften, die rasch abklingen (Füllung der Harn- oder Gallenblase). „Stress-Relaxation" 23