TECHNISCHE UNIVERSITÄT BERLIN Fakultät V – Verkehrs- und Maschinensysteme - Institut für Mechanik FG Systemdynamik und Reibungsphysik Prof. Dr. rer. nat. V. Popov www.reibungsphysik.de Kinematik und Dynamik (Mechanik II) Vorlesungsnotizen SS 2009 Kinematik und Dynamik - Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 1. Kinematik einer eindimensionalen Bewegung: Geschwindigkeit als Ableitung, Entfernung als Integral, Beschleunigung. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.1.1.-1.1.3. I. Kinematik und Dynamik. Unter der Kinematik versteht man rein mathematische und geometrische Methoden zur Beschreibung von Bewegungen, wie Koordinaten, Vektoren, geometrische Bindungen ect. Das Wort Dynamik, oder Englisch dynamics, wird in allen Wissenschaftszweigen als Synonym zur Bewegung verstanden. An einigen deutsprachigen Technischen Universitäten ist für die Dynamik auch ein anderes Wort gebräuchlich: "die Kinetik". Im Sinne unserer Vorlesung sind "die Dynamik" und "die Kinetik" Synonyme. Alle Fragen über die Ursachen und Charakter von Bewegungen werden in der klassischen Mechanik ganz einheitlich beantwortet: Gemäß den Newtonschen Gesetzen. Die Newtonschen Gesetze und deren Anwendung in verschiedenen Situationen sind das Hauptthema der Veranstaltung Kinematik und Dynamik. II. Massenpunkt. Der Begriff eines Massenpunktes ist einer der Grundbegriffe der Mechanik. Unter einem Massenpunkt versteht man einen Körper, dessen Ausmaße man bei der Beschreibung seiner Bewegung vernachlässigen kann. Natürlich hängt die Möglichkeit einer solchen Vernachlässigung von den konkreten Bedingungen der Aufgabe ab. So kann man z.B. die Planeten als Massenpunkte annehmen, wenn man ihre Bewegung um die Sonne untersucht, dagegen freilich nicht, wenn man ihre tägliche Drehung betrachtet. III. Eindimensionale Bewegung. Wir beginnen mit der Bewegung in einer Richtung, wie in einem Wagen auf einer geraden Straße. Um Koordinaten angeben zu können, müssen wir ein Koordinatensystem wählen. Bei einer eindimensionalen Bewegung reicht die Angabe einer Koordinatenachse x, die in der Bewegungsrichtung zeigt: x O Wir wählen auf dieser Achse einen Koordinatenursprung. Zu jedem Zeitpunkt befindet sich der Wagen in einem bestimmten Punkt dieser Achse. Diesen Sachverhalt merken wir uns, indem wir schreiben: x = x(t ) . IV. Geschwindigkeit als Ableitung. Die mittlere Geschwindigkeit auf dem Zeitintervall (t1 , t2 ) wird als Verhältnis des zurückgelegten Weges zu der verstrichenen Zeit definiert: x(t ) − x(t1 ) . v= 2 t2 − t1 Die momentane Geschwindigkeit ist Grenzwert dieses Verhältnisses für t2 − t1 → 0 : x(t2 ) − x(t1 ) . t2 − t1 →0 t2 − t1 Das ist nichts anderes als die erste Ableitung der Koordinate nach der Zeit: dx v= . dt In der Mechanik ist es üblich die Ableitung nach Zeit durch einen Punkt über dem Buchstaben zu bezeichnen: v = x . v = lim Nützliche Regeln der Differnzial- und Integralrechnung Funktion Ableitung Funktion x(t ) dx dt g (t ) Stammfunktion (unbestimmtes Integral) G (t ) = ∫ g (t )dt C 0 0 C t 1 1 t +C u (t ) + f (t ) du df + dt dt du df f +u dt dt u (t ) + v(t ) ∫ udt + ∫ vdt + C u (t ) ⋅ f (t ) partielle Integration du df ∫ dt f dt + ∫ u dt dt = uv + C t t2 / 2 + C t2 2t t3 3t 2 t2 t3 / 3 + C tn nt n −1 tn t n +1 /(n + 1) + C u = u( f ) , f = f (t ) du du df = ⋅ dt df dt sin t cos t cos t sin t + C cos t − sin t sin t − cos t et et et et + C ln t 1/ t 1/ t ln t + C arcsin t 1 1− t Substitionsmethode arcsin t 1 2 1− t 2 1 V. Entfernung als Integral. Ist die Geschwindigkeit v(t ) als Funktion der Zeit bekannt, so kann Koordinate zu einem beliebigen Zeitpunkt bestimmt werden. Zwei Lösungsmöglichkeiten: 1. Unbestimmte Integration. Geschwindigkeit ist zeitliche Ableitung der Koordinate: dx(t ) = v(t ) . Koordinate zu bestimmen bedt deutet demnach eine Funktion zu finden, deren Ableitung der gegebenen Funktion v(t ) gleich ist. Diese Funktion nennt man Stammfunktion oder unbestimmtes Integral von der Funktion v(t ) . Bezeichnung: x(t ) = ∫ v(t )dt + C . Integration ist offenbar eine Umkehroperation zur Ableitung. Die Tabelle der Ableitungen - gelesen in der umgekehrten Richtung ist gleichzeitig eine Tabelle der Integrale (s. Tabelle). 2. Bestimmte Integration. In einem kurzen Zeitabschnitt ∆t ändert sich die Koordinate des Wagens um ∆x = v ⋅ ∆t . Die gesamte Änderung der Koordinate auf einem längeren Zeitintervall kann man als Summe x(t2 ) − x(t1 ) ≈ ∑ v(ti )∆t berechnen. Jedoch i ist die mit dieser Methode erhaltene Koordinate nicht ganz genau, weil sich die Geschwindigkeit während des Zeitintervalls ∆t ändert. Wenn wir die Zeit klein genug wählen, so ist die Summe präzise: x(t2 ) − x(t1 ) = lim ∑ v(ti )∆t ∆t → 0 i Den Grenzwert nennt man bestimmtes Integral: t2 x(t2 ) − x(t1 ) = ∫ v(t )dt t1 Die Bezeichnung des Integral erinnert an seine Herkunft: Das Delta wird zu d, um uns daran zu erinnern, daß die Zeit so gering ist, wie möglich, und die Addition wird geschrieben als eine Summe mit einem großen "S", das sich im Laufe der Zeit etwas ausgestreckt hat ∫ . Bestimmte Integrale berechnet man mit dem Hauptsatz der Differential- und Integralrechnung: Ist G (t ) eine Stammfunktion von g (t ) , so gilt: b ∫ g (t )dt = G(b) − G(a) . a VI. Beschleunigung Ändert sich die Geschwindigkeit mit der Zeit: v = v(t ) , so sprechen wir von einer beschleunigten Bewegung. Beschleunigung ist zeitliche Ableitung der Geschwindigkeit: dv a= . dt Da die Geschwindigkeit selbst eine Ableitung der Koordinate nach der Zeit ist, so ist die Beschleunigung eine Ableitung von Ableitung oder, wie man sagt, die zweite Ableitung der Koordinate nach der Zeit. Das wird in einer der folgenden Formen geschrieben: d ⎛ dx ⎞ d 2 x a = ⎜ ⎟ = 2 = x . dt ⎝ dt ⎠ dt Ist die Abhängigkeit der Koordinate von der Zeit bekannt, so kann man alle sonstigen wichtigen kinematischen Größen sofort berechnen: Nach einmaliger Ableitung haben wir die Geschwindigkeit, nach der zweiten Ableitung die Beschleunigung. VII. Kinematische Grundaufgaben. 1. a = 0 . Das bedeutet: a = v = dv / dt = 0 . Erste Integration: v = const = vo (gleichförmige Bewegung). Aus der Definition v = dx / dt erhalten wir nach der zweiten Integration x = v0t + C . Integrationskonstante erhält man mit Hilfe der Anfangsbedingung: x0 = v0t0 + C ⇒ x = x0 + v0 ( t − t0 ) . 2. a = a0 (gleichmäßig beschleunigte Bewegung) ⇒ Zweifache Integration 3. a = a (t ) ⇒ Zweifache Integration 4. a = a (v) . Wir schreiben Beschleunigung als zeitliche Ableitung der Geschwindigkeit: dv = a(v) und trennen die Variablen: dt dv dv = t + C ergibt = dt . Integration ∫ a (v ) a (v ) nun einen Zusammenhang zwischen Zeit und Geschwindigkeit. Zur Berechnung der Koordinate integriert man Geschwindigkeit nach Zeit. 5. a = a( x) Lösung durch Multiplikation mit v und Darstellung in der Form vdv = a( x)dx . 2 Kinematik und Dynamik - Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 2. Ebene und räumliche Bewegung: Polarkoordinaten, Kugelkoordinaten, Vektoren. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik 1II, 1.1.4 I. Ebene Bewegung. Kartesische und Polarkoordinaten. Die Lage eines Massenpunktes auf einer Ebene wird durch zwei Koordinaten beschrieben. Meistens werden dafür entweder kartesische oder polare Koordinaten benutzt. Kartesische Koordinaten: (x,y) Polarkoordinaten: ( r,ϕ ) Zusammenhang zwischen beiden wird durch die folgenden Gleichungen gegeben: ⎧ x = r cos ϕ ⎨ ⎩ y = r sin ϕ Umgekehrt: ⎧⎪ r = x 2 + y 2 . ⎨ ϕ = arctan x / y ( ) ⎪⎩ II. Räumliche Bewegung. Kartesische, zylindrische und Kugelkoordinaten. In drei Dimensionen wird die Lage eines Massenpunktes mit drei Koordinaten gegeben. Definition von kartesischen, zylindrischen und Kugelkoordinaten sowie Zusammenhänge zwischen ihnen werden mit den drei nachfolgenden Bildern illustriert. Kartesische Koordinaten: (x,y,z) III. Vektorielle Darstellung. Orthonormierte Basen. (x,y,z) seien kartesische Koordinaten des Massenpunktes P in einem rechtshändigen Koordinatensystem. Alternativ kann die Lage des Punktes mit G dem Radiusvektor r charakterisiert werden. G G G Definieren wir drei Vektoren ex , ey , ez , die entlang der Koordinatenachsen gerichtet sind und je die Länge Eins haben. Diese drei Einheitsvektoren sind zu einander orthogonal und bilden eine orthonormierte Basis. Jeder Vektor kann in seine kartesischen Komponenten zerlegt werden: G G G G G G G r = rx + ry + rz = xex + yey + zez ≡ ( x, y, z ) . Kartesische Koordinaten können als Skalarprodukte des Vektors mit entsprechenden Basisvektoren bestimmt werden: G G G G G G x = r ⋅ ex , y = r ⋅ e y , z = r ⋅ ez . In dem beschriebenen Fall einer konstanten kartesischen Basis (Einheitsvektoren der Basis sind "raumfest") leitet man den Radiusvektor ab, indem man seine Komponenten ableitet: G G G G G G G x + ye y + ze z ≡ ( x , y , z ) . r = rx + ry + rz = xe Diese Gleichung kann man auch als G G G G G G G v = vx + v y + vz = vx ex + v y ey + vz ez ≡ ( vx , v y , vz ) schreiben. Eine weitere Ableitung ergibt Beschleunigung: Zylindrische Koordinaten: ( ρ , ϕ ,z) Zusammenhang mit kartesischen Koordinaten: x = ρ cos ϕ y = ρ sin ϕ z=z Kugelkoordinaten: ( r , ϕ ,θ ) Zusammenhang mit kartesischen Koordinaten: x = r cos θ ⋅ cos ϕ y = r cosθ sin ϕ z = r sin θ G G G G G G G G a = v = vx + v y + vz = vx ex + v y e y + vz ez ≡ ( vx , v y , vz ) = G G G G G G G r = rx + ry + rz = xex + ye y + zez ≡ ( x, y, z) = G G G G G G = ax + a y + az = ax ex + a y ey + az ez ≡ ( ax , a y , az ) IV. Polare Basis. Die orthonormierte Basis, in die man den Vektor zerlegt, muß nicht unbedingt konstant sein: Sie kann sich als Ganzes (als orthonormiertes Dreibein) bewegen; dabei ändern sich die Richtungen der Basisvektoren; beide Vektoren bleiben aber orthogonal zu einander und ihre Länge bleibt Eins. Im Weiteren untersuchen wir näher ebene Bewegung. Zur Beschreibung ebener Bewegung wird in der Mechanik sehr oft die soge- 1 nannte "polare Basis" benutzt. Als Basis führt man zwei Einheitsvektoren: G er in Richtung des RadiusVektors eines Massenpunktes G G und eϕ senkrecht zu er (s. Bild). Selbstverständlich bewegt sich die polare Basis zusammen mit dem Radiusvektor. Der Radiusvektor kann in der polaren Basis besonders G G einfach dargestellt werden: r = rer . Bei der zeitlichen Ableitung muß man aber beachten, dass sich auch die Basisvektoren mit der Zeit ändern: G G r (t ) = r (t )er (t ) . Beim Ableiten muss man die Regel zum Ableiten von Produkten benutzen: G G G r (t ) = r(t )er (t ) + r (t )er (t ) . (1) Um weiter zu verfahren brauchen wir zeitliche Ableitung von Basisvektoren. Diese wird mit der nachstehenden Skizze illustriert. G G der zeigt in Richtung eϕ und hat die Länge G G 1 ⋅ dϕ = dϕ . Daher: der = dϕ eϕ . G G deϕ zeigt in Richtung −er und hat die Länge G G 1 ⋅ dϕ = dϕ . Daher: deϕ = −dϕ er . Indem wir diese Gleichungen durch dt dividϕ = ϕ , erhalten dieren und erkennen, dass dt wir G G G G er = ϕ eϕ , eϕ = −ϕ er . Für die zeitliche Ableitung des Radiusvektors (Gleichung (1)) ergibt sich somit G G G G v = r (t ) = r(t )er (t ) + r (t )ϕ eϕ . Eine weitere Ableitung liefert den Bescheunigungsvektor: G G a = v = G G G G G r (t )er + r(t )er + r(t )ϕ eϕ + r (t )ϕeϕ + r (t )ϕ eϕ = G G G G G r (t )er + r(t )ϕ eϕ + r(t )ϕ eϕ + r (t )ϕeϕ − r (t )ϕ 2 er G G G a = ( r (t ) − r (t )ϕ 2 ) er + ( 2r(t )ϕ + r (t )ϕ) eϕ (2) zirkulareKomponente radialeKomponente Zeitliche Ableitung des polaren Winkels ϕ ≡ ω nennt man Winkelgeschwindigkeit. Sonderfall: Bewegung auf einer Kreisbahn Bewegt sich ein Massenpunkt auf einem r = 0. Kreis mit dem Radius r , so gilt r = 0 , Die Gleichung (1) nimmt die Form G G G v = r (t ) = rϕ eϕ an. Geschwindigkeit ist im- mer senkrecht zum Radius (und tangential zum Kreis gerichtet und betragsmäßig gleich v = rϕ = rω Die Gleichung (2) nimmt die Form G G G a = − rϕ 2 er (t ) + rϕeϕ (t ) an. Die Beschleunigung hat die Komponente in Tangentialrichtung aϕ = rω und die Komponente in radialer Richtung v2 ar = −rϕ = −rω = − r Sie ist nach innen - zum Zentrum hin - gerichtet und heißt daher Zentripetalbeschleunigung. 2 2 Sonderfall: Zentralbewegung Bei der Zentralbewegung ist der Beschleunigungsvektor stets auf einen Punkt, das Zentrum Z, hin gerichtet. Dies trifft zum Beispiel für die Bewegung der Planeten zu. Bei einer Zentralbewegung verschwindet die zirkulare Komponente der Beschleunigung, wenn wir den Koordinatenursprung in das Zentrum legen: 1 d 2 aϕ = 2r(t )ω + r (t )ω = (r ω ) = 0 ⇒ r dt r 2ω = const Nach dem Bild überstreicht der Fahrstrahl r in der Zeit dt die Fläche dA = 12 rrdϕ . Die Flächengeschwindigkeit dA / dt = 12 rrω bleibt daher konstant (das 2. Keplersche Gesetz). 2 Kinematik und Dynamik - Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 3. Newtonsche Gesetze der Dynamik. Bestimmung der Kraft bei vorgegebener Bewegung, Bestimmung der Bewegung bei vorgegebener Kraft. Schiefer Wurf. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik 1II, 1.2.1.-1.2.2. nach Zeit liefert x = aω cos ωt , nochmaliges I. Newtonsche Gesetze (Newton, 1687). Differenzieren ergibt x = −aω 2 sin ωt . Die 1. Newtonsches Gesetz: Wirkt auf einen KörKraft ist nach dem 2.N.G. gleich per keine Kraft, so führt er eine geradlinige, F = mx = − maω 2 sin ωt . G gleichförmige Bewegung aus: v = const . Beispiel 2. Kurvenfahrt. (Auch als Trägheitsgesetz bekannt: Galilei, Ein Auto (Masse 1638). m = 1000kg ) durchfährt G G 2. Newtonsches Gesetz: ma = F oder eine Kurve (Radius G dv G R = 100 m ) mit der Gem = F : Masse mal Beschleunigung gleich dt schwindigkeit v = 30m/s Kraft. Dieses Gesetz gilt nur für ein Inertial(108 km/h). Wie groß ist system. die Kraft, die auf es wirkt, wie ist sie gerichtet, was ist das für eine Kraft? 3. Newtonsches Gesetz: Kräfte, die zwei Lösung. Bei einer Bewegung auf einer Kreiswechselwirkende Körper aufeinander ausbahn mit einer betragsmäßig konstanten Geüben, sind gleich groß, entgegengerichtet und schwindigkeit ist die Beschleunigung zum haben eine gemeinsame Wirkungslinie. Zentrum des Kreises gerichtet und ist gleich Varianten der Schreibweise des 2.N.G. ar = −v 2 / R . Nach dem 2. N.G. hat auch die G G 2G G G dv dr G Kraft nur die radiale Komponente: ma = F oder m = F oder m 2 = F dt dt v2 G G G G F ma m = = − . oder mv = F oder mr = F r r R Schreibweise in Komponenten: v2 302 m 2 / s 2 kg ⋅ m 3 ⎧max = Fx ⎧mvx = Fx ⎧ mx = Fx Fr = m = 10 kg = 9 ⋅103 2 = 9 ⋅103 N 2 R 10 m s ⎪ ⎪ ⎪ ⎨ma y = Fy oder ⎨mv y = Fy oder ⎨ my = Fy . Das ist die Reibungskraft zwischen der Straße ⎪ ⎪ ⎪ und den Reifen. ⎩ mz = Fz ⎩mvz = Fz ⎩maz = Fz Einheit der Kraft ist kg ⋅2 m ≡ N (1 Newton). s Bemerkung zum Sprachgebrauch: G G Geschrieben in der Form mr = F , stellt das 2. N.G. eine Differentialgleichung bezüglich G r (t ) dar, die als Bewegungsgleichung bezeichnet wird (Engl.: "equation of motion"). G Radiusvektor als Funktion der Zeit r (t ) nennt man in diesem Zusammenhang Bewegungsgesetz. II. Bestimmung der Kraft bei vorgegebener Bewegung ist die einfachste Aufgabe der G Dynamik. Ist das Bewegungsgesetz r (t ) bekannt, so berechnet sich die Kraft nach dem 2. N.G. durch zweifaches Differenzieren. Beispiel 1. Ein Körper (Masse m) führt eine eindimensionale Bewegung nach dem Gesetz x(t ) = a sin ωt (a und ω sind Konstanten). Zu bestimmen ist die auf ihn wirkende Kraft. Lösung. Die erste Ableitung der Koordinate III. Bestimmung der Bewegung bei vorgegebener Kraft. Ist die Kraft, die auf einen Körper wirkt, bekannt (oder ist das "Kraftgesetz" bekannt), so kann man die Bewegung bestimmen, indem G G man die Differentialgleichung mr = F löst. Zur eindeutigen Bestimmung des BeweG gungsgesetzes r (t ) müssen die Anfangsbedingungen - die Lage und die Geschwindigkeit zu einem Zeitpunkt bekannt sein. Beispiel 3. Zu bestimmen ist die eindimensionale Bewegung unter der Einwirkung einer konstanten Kraft. Zum Zeitpunkt t = 0 befand sich der Körper im Punkt x0 und hatte Geschwindigkeit v0 . dv Lösung. Das 2.N.G. lautet m = F . Indem dt wir beide Seiten mit dt multiplizieren mdv = Fdt und unbestimmt integrieren ∫ mdv = ∫ Fdt + C1 ⇒ mv = Ft + C1 erhal- 1 ten wir die Geschwindigkeit. Das Ergebnis schreiben wir in der folgenden Form: dx m = Ft + C1 . Multiplikation mit dt : dt mdx = ( Ft + C1 ) dt und zweite unbestimmte Integration liefern ∫ mdx = ∫ ( Ft + C1 ) dt + C2 ⇒ mx = 12 Ft 2 + C1t + C2 . Die noch unbekannten Integrationskonstanten C1 und C2 bestimmen wir aus den Anfangsbedingungen: mx0 = C2 , mv0 = C1 . Daraus folgt mx = 12 Ft 2 + mv0t + mx0 oder x = x0 + v0t + 12 mF t 2 . Für die Geschwindigkeit ergibt sich v = v0 + mF t . Bemerkung: Diese Lösungsmethode funktioniert auch bei einer beliebigen, explizit vorgegebenen Kraft F (t ) als Funktion der Zeit. Die Beschleunigung ist dann auch eine gegebene Funktion der Zeit. Durch erste Integration gewinnt man die Geschwindigkeit, durch zweite Koordinate. Die beiden Integrationskonstanten bestimmen sich aus den Anfangsbedingungen. Beispiel 4. Bremsweg bei Vollbremsung. Zu bestimmen ist der Bremsweg eines Autos mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 bei Vollbremsung. Der Reibungskoeffizient sei µ = 1 . Lösung. Die auf das Auto wirkenden Kräfte werden durch den Freischnitt sichtbar gemacht. 2. N.G. lautet: my = −mg + N1 + N 2 = 0 , mx = − R1 − R2 . Aus der ersten Gleichung folgt N1 + N 2 = mg Reibungskräfte bei Vollbremsung erhalten wir nach dem Gesetz "Normalkraft × Reibungskoeffizient": R1 = µ N1 , R2 = µ N 2 . Daraus folgt R1 + R2 = µ ( N1 + N 2 ) = µ mg und für die x-Komponente des 2.N.G. mx = − µ mg . Das ist eine Bewegung unter Wirkung einer konstanten Kraft, daher gilt v = v0 − µ gt x = x0 + v0t + 12 mF t 2 = 0 + v0t − 12 µ gt 2 Aus der ersten Gleichung berechnet sich die Zeit bis zum Stillstand: v = v0 − µ gt = 0 ⇒ t = v0 / µ g . Einsetzen in die zweite Gleichung liefert den Weg bis zum Stillstand: v02 1 v02 1 v02 − = . xBrems = µg 2 µg 2 µg Für v0 = 30m / s (108 km/h) ist v02 302 m 2 / s 2 ≈ = 45m µ g 2 ⋅1⋅10m / s 2 Für v0 = 15m / s (54 km/h) ist xBrems ≈ 11m . xBrems = 1 2 Für v0 = 8,5m / s (ca. 30 km/h) xBrems ≈ 3,5m . Beispiel 5. Schiefer Wurf. Ein Körper mit der Masse m wird zur Zeit t = 0 unter einem Winkel α zur xAchse mit einer Geschwindigkeit v0 abgeworfen. Wenn Luftwiderstand vernachlässigbar ist, wirkt als einzige Kraft das gewicht G in negativer z-Richtung. Das 2. N.G. in kartesischen Koordinaten lautet mx = 0 , mz = −G = −mg . Zweifache Integration führt nach Kürzen von m auf x = C1 , z = − gt + C3 x = C1t + C2 , z = − g t2 + C3t + C4 . 2 Die Anfangsbedingungen: x (0) = C1 = v0 cos α z (0) = C3 = v0 sin α x(0) = C2 = 0 , z (0) = C4 = 0 . Einsetzen liefert x = v0 cos α , z = − gt + v0 sin α , t2 x = v0 cos α ⋅ t , z = − g + v0 sin α ⋅ t . 2 Durch Elimination der Zeit t: t = x / v0 cos α erhält man die Bahngleichung gx 2 + tan α ⋅ x z=− 2 2v0 cos 2 α Der Körper bewegt sich auf einer Parabel. Die Wurfweite xw folgt aus der Bedingung v02 sin 2α . g Die größte Wurfweite ergibt sich α = π / 4 , und sie beträgt xw,max = v02 / g . z ( xw ) = 0 : xw = für Die Wurfhöhe ist gleich zh = (v0 sin α ) 2 / 2 g . 2 Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 4. Kräfte: Schwerkraft, Reaktionskräfte, Widerstandskräfte, Federkraft, Auftriebskraft, Scheinkräfte. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.3, 1.2.4. I. Kraftgesetze 1. Gravitationskraft: Jedes Objekt zieht jedes andere Objekt mit einer Kraft an, welche proportional zu beiden Massen und umgekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung zwischen ihnen ist. Die Kraft ist entlang der Verbindungslinie zwischen beiden Körpern gerichtet. Mm F =G 2 r m3 −11 Gravitationskonstante: G = 6, 67 ⋅10 kg ⋅ s 2 2. Widerstandskraft (turbulent) Ein fahrendes Auto oder ein Flugzeug erfahren eine Widerstandskraft, die annährend mit der folgenden Gleichung wiedergegeben wird: Fw = 12 cw ρ Av 2 . Dabei ist A die Projektionsfläche des Körpers auf eine Ebene senkrecht zur Anströmrichtung, ρ ist die Dichte des Mediums (z.B. Luft), v ist die Anströmgeschwindigkeit (bzw. Fahrgeschwindigkeit) und der Widerstandsbeiwert cw erfaßt alle weiteren Parameter. Er liegt z.B. bei modernen Pkw zwischen 0.3 und 0.4. Das Kraftgesetz ist nur gültig bei schnellen Bewegungen, bei denen sich eine turbulente Strömung bildet. 3. Widerstandskraft (Laminar) Bewegt sich der Körper in einer Flüssigkeit oder einem Gas so langsam, dass sich keine Wirbel bilden (laminare Umströmung), so ist die Widerstandskraft, wie das bereits Newton herasgefunden hat, proportional zur Geschwindigkeit: Fw = −α v . Die Konstante α hängt von der Geometrie des umströmten Körpers und von der Zähigkeit des Mediums, diesmal nicht aber von seiner Dichte. Minus-Vorzeichen zeigt, dass die Kraft entgegengestzt zur Geschwindigkeit gerichtet ist. Für eine Kugel gilt z.B.: Fw = −6πη rv . (1854 Stokes); r ist hier Radius der Kugel, η - Viskosität des Mediums. (Z.B. für Wasser bei 20°C ist η ≈ 10−3 Pa ⋅ s , für die Luft bei 20°C η ≈ 1,8 ⋅10−5 Pa ⋅ s ). 4. Haftreibung und Gleitreibung Durch ausführliche experimentelle Untersuchungen hat Coulomb (1736-1806) festgestellt, dass die Reibungskraft R zwischen zwei Körpern, die mit der Normalkraft N an einander gedrückt sind, in erster, grober Näherung folgende einfache Eigenschaften hat: A. Die Haftreibung (auch statische Reibungskraft) Rs , die zu überwinden ist, um den Körper in Bewegung zu setzen, ist proportional zur Anpreßkraft N: Rs = µ s N . Der Koeffizient µ s heißt statischer Reibungskoeffizient. Er hängt von der Materialpaarung ab, weist aber dagegen fast keine Abhängigkeit von der Kontaktfläche und Rauhigkeit der Oberflächen. B. Die Gleitreibung (auch kinetische Reibungskraft) Rk ist die Widerstandskraft, die nach dem Überwinden der Haftung wirkt. - Gleitreibung ist proportional zur Anpreßkraft N Rk = µk N - Die Gleitreibung hängt nicht (bzw. nur sehr schwach) von der Gleitgeschwindigkeit ab. V. Elastische Kraft Alle Körper in der Welt sind mehr oder weniger deformierbar. Bei Federn ist ihre Elastizität besonders ausgeprägt und wird technisch genutzt. Verschiebt man einen mit einer Feder gekoppelten Körper um x aus seiner Gleichgewichtsposition, so wirkt die feder auf ihn mit der Kraft Fel = −cx . c ist die Steifigkeit der Feder. 1 VI. Auftriebskraft (a) Bewegt sich ein nicht symmetrischer Körper in einer Flüssigkeit oder Luft, so ist die auf ihn vom Medium wirkende Kraft im Allgemeinen nicht entgegengestzt zur Geschwindigkeit gerichtet. Die entgegengesetzte Komponente der Kraft nennt man Widerstandskraft (s. oben). Die zur Bewegung senkrecht gerichtete Komponente heißt Auftriebskraft. Beide sind bei turbulenten Umströmungen ungefähr proportional zum Quadrat der Geschwindigkeit. Für dünne stromlinienförmige Körper (wie ein Flügel) gilt FA = παρ v 2 S wobei S die Fläche des Flügels ist und α der sogenannte Anstellwinkel. (b) Darüber hinaus gibt es auch bei sehr langsamen Bewegungen die entgegen der Schwerekraft gerichtete archimedische Auftriebskraft, die gleich dem Gewicht der verdrängten Flüssigkeit ist. VII. Elektrische, magnetische Kräfte Auf einen geladenen Körper im elektrischen G Feld mit der Feldstärke E wirkt die Kraft G G F = qE , q ist die elektrische Ladung. Auf einen geladenen Körper im magnetischen G Feld mit der Induktion B wirkt die Kraft G G G F = qv × B ; sie ist stets senkrecht zur Geschwindigkeit gerichtet. VIII. Reaktionskräfte (auch Führungskräfte, Zwangskräfte) Wenn ein Massenpunkt gezwungen ist, sich auf einer vorgegebenen Fläche oder Kurve zu bewegen, so spricht man von einer geführten oder gebundenen Bewegung. In diesem Fall treten die sogenannten Reaktionskräfte auf, welche gerade die geforderte Bindung an eine Fläche oder Kurve bewirken. Für den Betrag der Reaktionskraft kann man kein spezielles Kraftgesetz angeben. Sie zeigt aber immer in die Richtung, in der die Bewegung verhindert wird. IX. Scheinkräfte Das 2. Newtonsche Gesetz gilt nur in Inertialsystemen. Manchmal ist es bequemer, eine Bewegung relativ zu einem sich beschleunigt bewegenden oder rotierenden Bezugssystem zu betrachten (die Erde ist z.B. auch kein ideales Inertialsystem). Man kann zeigen, dass man auch in einem bescheunigten System die Newtonschen Gesetze in gewöhnlicher Form anwenden kann, wenn man zusätzliche, sogenannte Scheinkräfe einführt. (a) In einem Bezugssystem, das sich relativ zu einem Inertialsystem mit der BeG schleunigung A bewegt, muß die Scheinkraft G G Ftransl = −mA eingeführt werden. (b) In einem mit einer WinkelgeschwindigG keit ω rotierendem Bezugssystem müssen zwei Scheinkräfte eingeführt werden (diese Kraftgesetze werden im Kurs Mechanik III hergeleitet): Zentrifugalkraft Fzentrif = mrω 2 wirkt radial von der Rotationsachse (r ist der Abstand zur Achse). G G G Coriolis-Kraft FC = 2mv × ω . Beispiel. Satellitenbewegung. Mit welcher Geschwindigkeit umläuft die Erde ein erdnaher Satellit? Radius der Bahn sei R = 6, 4 ⋅103 km . Lösung. Die einzige Kraft, die auf den Satelliten wirkt, ist die Anziehungskraft der Erde (Schwerekraft). Sie ist immer zum Zentrum der Erde gerichtet und in der Nähe der Erdoberfläche gleich Fr = mg . Bewegt sich der Satellit auf einer Kreisbahn, so ist seine Beschleunigung ebenfalls zum Zentrum gerichtet und gleich ar = v02 / R . Nach dem 2.N.G. gilt mv02 / R = mg . Daraus folgt v0 = Rg = 6, 4 ⋅106 m ⋅ 9,8 sm2 ≈ 8 ⋅103 m / s 2 Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 5. Das 2. Newtonsche Gesetz: Anwendungsbeispiele. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.1.3, 1.2.4 Beispiel 1. Geostationäre Satelliten Verläuft die Bewegung eines Satelliten in der Äquatorebene der Erde und ist die Umlaufzeit gleich einem Tag, so "hängt" der Satellit immer über dem gleichen Punkt der Erde. Die einzige auf ihn wirkende Kraft ist die zum Zentrum gerichtete GravitationsMm kraft Fr = G 2 . Bei einer Bewegung auf r dem Kreis ist Beschleunigung ebenfalls zum Zentrum gerichtet und gleich ar = rω 2 , wo- Multiplizieren mit dr ergibt GM vr dvr = − 2 dr . r Eine bestimmte Integration führt auf 2 vr2 vr ( 0 ) ⎛ 1 1⎞ − = GM ⎜ − + ⎟ 2 2 ⎝ R r⎠ Die gesuchte Geschwindigkeit ist eine solche, bei der v → 0 wenn r → ∞ 2GM vr ( 0 ) = = 2 gR ≈ 11, 2km / s . R Beispiel 2. Vertikaler Start einer Rakete Zu berechnen ist die Fluchtgeschwindigkeit bei einem vertikalen Start einer Rakete (Luftwiderstand ist zu vernachlässigen). Lösung. Es liegt eine eindimensionale Bewegung vor. 2.N.G. für die radiale Bewegung GM r = − 2 . Beschleunigung ist hier lautet r eine Funktion der Koordinate. Man löst diese Differentialgleichung durch Multiplizieren dr beider Seiten mit Geschwindigkeit vr = dt und Berücksichtigung, dass dv dv dr dvr x=a= = ⋅ = ⋅ vr . dt dr dt dr Die Bewegungsgleichung nimmt die Form µ = 0.8 erhalten wir v ≈ 146m / s ≈ 525km / h . Beispiel 3. Maximale Geschwindigkeit eines Autos. bei ω = 2π / T die Winkelgeschwindigkeit ist In der vertikalen Richtung gibt es keine Be(T=1 Tag ist die Umdrehungsperiode). 2.N.G. wegung. Unter Vernach2 lässigung der AuftriebsMm ⎛ 2π ⎞ besagt, dass G 2 = mrω 2 = mr ⎜ ⎟ ⇒ kraft gilt daher: N = mg . r ⎝ T ⎠ Da sich das Auto mit ei1/ 3 ⎛ GMT 2 ⎞ ner konstanten Ger =⎜ ⎟ . (1) schwindigkeit bewegen soll, lautet die hori⎜ ( 2π )2 ⎟ ⎝ ⎠ zontale Komponente des 2.N.G.: Die Fallbeschleunigung auf der Erdoberfläche m ⋅ 0 = − Fw + R , wobei R = µ mg die maximaist gleich g = GM / R 2 mit R = 6380 ⋅103 m le erreichbare Reibungskraft zwischen den als Erdradius. Daraus folgt GM = gR 2 . EinRädern und der Straße ist und Fw = 12 cw ρ Av 2 setzen in (1) liefert die (turbulente) Widerstandskraft. Aus 1/ 3 1/ 3 2 ⎞ 6 2 ⎛ 2 2 ⎛ gR T ⎞ 9,8 ⋅ ( 6,38 ⋅10 ) ( 24 ⋅ 3600 ) ⎟ µ mg = 12 cw ρ Av 2 folgt v = 2 µ mg . r =⎜ ⎟ ≈⎜ 2 2 ⎜ ( 2π ) ⎟ cw ρ A ⎜ ⎟ ( 2π ) ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ ≈ 42000km . Das Entspricht einer Höhe über Mit den charakteristischen Werten: cw = 0, 4 , der Erdoberfläche von ca. 35620km . A = 2,5m 2 , ρ = 1, 2kg / m3 , m = 1600kg , dvr GM ⋅ vr = − 2 an. dr r Beispiel 4. Freier Fall in einer viskosen Flüssigkeit Zu bestimmen ist das Bewegungsgesetz einer in einer Flüssigkeit frei fallenden Kugel mit Anfangsbedingungen: y ( 0) = 0 , vy ( 0) = 0 . Lösung. Das 2. N. G. lautet: dv m y = − mg − α v y . Multiplikation mit dt dt α ⎞ ⎛ ergibt dv y = − ⎜ g + v y ⎟ dt . Nach Trennung m ⎠ ⎝ der Variablen und bestimmter Integration ervy t dv y = − ∫ dt = −t ⇒ halten wir ∫ α 0 g + 0 vy m 1 α ⎞v ⎛ ln ⎜ g + v y ⎟ 0y = −t ⇒ m ⎠ α ⎝ ⎞ m ⎛ α mg ⎛ − αmt ⎞ v y ⎟ = −t ⇒ v y = ln ⎜ 1 + ⎜ e − 1⎟ α ⎝ mg ⎠ α ⎝ ⎠ m Für sehr große Zeit t erreicht die Geschwinmg digkeit den Grenzwert − . Minus-Zeichen α zeigt, dass sich die Kugel in die negative yRichtung bewegt. Zur Bestimmung der Koordinate schreiben wir die Geschwindigkeit als zeitliche Ableidy mg ⎛ − αmt ⎞ tung = ⎜ e − 1⎟ , multiplizieren diese dt α ⎝ ⎠ Gleichung mit dt und integrieren bestimmt y t mg ⎛ − αmt ⎞ dy = ∫0 ∫0 α ⎜⎝ e − 1⎟⎠ dt . Ergebnis: α − ⎞ mg m2 ⎛ y=− t + 2 g ⎜1 − e m t ⎟ α α ⎝ ⎠ Beispiel 5. Ein Feder-Masse-System Zu bestimmen ist das Bewegungsgesetz einer mit einer Feder gekoppelten Masse. Anfangsbedingungen: für t = 0 lauten v(0) = 0 ; x(0) = x0 . Lösung. Wir betrachten nur die Bewegung in horizontaler Richtung und vernachlässigen Reibung in dieser Richtung. Die einzige Kraft, die unter diesen Voraussetzungen auf den aus der Ruhelage ausgelenkten Körper wirkt, ist die Federkraft F = − kx . Das 2.N.G. sieht wie folgt aus: ma = − kx ⇒ a = − ( k / m ) x . Mit Bezeichnung k / m = ω 2 schreiben wir es in dv der Form a = −ω 2 x oder = −ω 2 x . dt Mit der Identität dv dv dx dv = ⋅ = v ergibt sich dt dx dt dx dv ⋅ v = −ω 2 x . Multiplikation mit dx und bedx stimmte Integration ergibt v x 0 x0 ⎛ x2 x2 ⎞ v2 − 0 = ω2 ⎜ 0 − ⎟ 2 ⎝ 2 2 ⎠ 2 ∫ vdv = − ∫ ω xdx ⇒ Daraus ergibt sich Geschwindigkeit als Funktion der Koordinate: v = ω x02 − x 2 . Wir schreiben nun Geschwindigkeit als zeitliche dx Ableitung der Koordinate: = ω x02 − x 2 , dt trennen die Variablen und integrieren bex t dx stimmt: ∫ = ∫ ω dt = ω t . x02 − x 2 0 x0 Mit der Substitution x = x0 sin z x 0 dx = x0 cos z ⋅ dz erhalten wir x ∫ x0 dx x02 − x 2 x02 − x 2 = x0 cos z arc sin ( x / x0 ) ∫ = arc sin ( x / x0 ) x x → z arc sin (1) arc sin (1) x0 cos z ⋅ dz arc sin ( x / x ) = z arc sin (1) 0 x0 cos z arcsin( x / x0 ) − π / 2 = ωt Daraus folgt x = x0 sin (ωt + π / 2 ) x ∫ x0 d ( x / x0 ) 1 − ( x / x0 ) 2 ⎡ x / x0 = z :⎤ = ⎢ x/ x ⎥= 0 z | ⎣ 1 ⎦ x / x0 ∫ 1 dz 1− z2 = x arcsin1 − = ωt π /2 x0 Umkehren dieser Funktion ergibt x = x0 sin (ω t + π 2 ) = x0 cos ω t = arcsin z |1x / x0 = arcsin Beispiel 6. Scheinkräfte. A. Wann kippt ein Auto um? Gleichgewicht der Kraftmomente bezüglich des rechten Rades (im rotierenden Bezugssystem!!): m ( v 2 / R ) h = mgd ⇒ v = Rgd / h . B. Neigung eines Motorradfahrers C. Zentrifuge. Durchmesser = 45 cm,1400 Umdrehungen pro Minute. Zu bestimmen ist die effektive Fallbeschleunigung in dem mit der Zentrifuge verbundenen Bezugssystem. 2 Mechanik II / Vorlesung 6 / Prof. Popov Impuls, Kraftstoß, Schwerpunktsatz, Impulserhaltung, Stoß Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.5, 2.2, 2.5 G G I. Impuls. Vektorielle Größe p = mv heißt Impuls des Körpers. Der Gesamtimpuls eines Mehrkörpersystems berechnet sich als Summe G G der Impulse seiner Bestandteile: p = ∑ mi vi . II. Impulssatz. Geschrieben in der Form G dp G =F dt trägt das 2. Newtonsche Gesetz den Namen Impulssatz. III. Kraftstoß. Durch Multiplizieren mit dt und Integration kann der Impulssatz in der folgenden Integralform dargestellt werden: G t2 p ( t2 ) t G G G G 2 G ∫ dp = ∫ F (t )dt ⇒ p(t2 ) − p(t1 ) = ∫ F (t )dt G p ( t1 ) t1 t1 Änderung des Impulses ist somit gleich der t2 G Größe F = ∫ F (t )dt , die Kraftstoß heißt. t1 IV. Abgeschlossenes System. Ein Mehrkörpersystem heißt abgeschlossen, wenn die zu ihm gehörigen Körper nur miteinander wechselwirken. V. Impulserhaltungssatz Betrachten wir ein abgeschlossenes System bestehend aus zwei Körpern. Diese Körper wechselwirken nur mit einander. Die Wechselwirkungskräfte genügen dem 3. Newtonschen Gesetz (actio=reactio). Das 2. Newtonsche Gesetz für jeden Körper kann demnach wie folgt geschrieben werden: G G G dv1 G dv2 =F = −F . m1 m2 dt dt Summieren beider Gleichungen ergibt G G dv dv d G G m1 1 + m2 2 = 0 oder ( m1v1 + m2 v2 ) = 0 dt dt dt In der Klammer steht der Gesamtimpuls des G dp Systems: = 0 . Daraus folgt: dt G G G G p = m1v1 + m2 v2 = const Impuls eines abgeschlossenen Systems bleibt erhalten (Impulserhaltungssatz). Dieser Satz gilt für ein abgeschlossenes System bestehend aus beliebiger Zahl von Körpern. IV. Innere und äußere Kräfte Die Kräfte, mit denen die Körper, die zu einem System gehören, mit einander wechselwirken, nennen wir innere Kräfte. Die Kräfte, mit denen die Körper des Systems mit den Körpern außerhalb des Systems wechselwirken, nennen wir äußere Kräfte. Diese Definitionen sind systemabhängig. So ist z.B. die Wechselwirkungskraft zwischen der Sonne und der Erde eine innere Kraft, wenn wir die Sonne und die Erde als ein System betrachten. Betrachten wir dagegen nur die Erde als "System", so ist das eine äußere Kraft. VII. Impulssatz für ein Mehrkörpersystem Betrachten wir jetzt ein nicht abgeschlossenes (offenes) System, d.h. ein System, dessen Körper auch mit Körpern außerhalb G Gdes Systems wecheselwirken. G G F und − F sind hier innere Kräfte. F1 und F2 sind äußere Kräfte. Das 2. Newtonsche Gesetz für die beiden Körper lautet: G G G G dp1 G G dp2 = F + F1 ; = − F + F2 . dt dt Addition dieser Gleichungen ergibt G G dp G G = F1 + F2 = Fext dt G Fext ist Summe aller äußeren Kräfte. Impulssatz: Zeitliche Ableitung des Impulses eines Systems ist gleich der Summe aller äußeren Kräfte, die auf dieses System wirken. Teilerhaltung des Impulses: Ist Projektion der resultierenden äußeren Kraft auf die x-Achse Null, so bleibt die xProjektion des Impulses erhalten. 1 G dp G Beweis: Der Impulssatz = Fext in der Prodt dp jektion auf die x-Achse lautet: x = 0 . dt Daraus folgt px = const . VIII. Schwerpunktsatz Radiusvektor des Schwerpunkts eines Systems wird wie folgt definiert: G G G m1rG1 + m2 rG2 + ⋅⋅⋅ ∑ mi ri ∑ mi ri Rs = = = , m1 + m2 + ⋅⋅⋅ M ∑ mi wobei M die Gesamtmasse des Systems ist. Die Geschwindigkeit des Schwerpunktes berechnet sich als zeitliche Ableitung dieses Vektors: G G G G m1rG1 + m2 rG2 + ⋅⋅⋅ ∑ mi vi p = = Vs = Rs = . m1 + m2 + ⋅⋅⋅ M M Betrachten wir zwei Fälle: a) GAbgeschlossenes System G G G dRs m1v1 + m2 v2 + ⋅⋅⋅ p = = = const : dt m1 + m2 + ⋅⋅⋅ M Schwerpunkt eines abgeschlossenen Systems bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit. b) Offenes System G G G G d 2R G dV dp / dt Fext oder M 2 = Fext . = = dt dt M M Schwerpunktsatz: Der Schwerpunkt eines Systems bewegt sich so, als ob die Gesamtmasse in ihm vereinigt wäre und alle äußeren Kräfte an ihm angriffen. IX. Plastischer Stoß Betrachten wir Zusammenstoß zweier Körper, nach dem sie sich als ein Ganzes bewegen (an einander kleben). Solcher Stoß nennt man plastischer Stoß. Die Wechselwirkungskräfte zwischen beiden Körpern, unabhängig von deren Größe und physikalischer Herkunft sind innere Kräfte. Wirken am System keine weiteren Kräfte, so ist das ein abgeschlossenes System. Der Impuls des Systems bleibt deshalb erhalten. Insbesondre gilt das für beliebige Zeitpunkte vor und nach dem Stoß: G G Impuls vor dem Stoß: m1v1 + m2 v2 G Impuls nach dem Stoß ( m1 + m2 ) v Wenn keine äußeren Kräfte gewirkt haben: G G G m1v1 + m2 v2 = ( m1 + m2 ) v ⇒ G G G m1v1 + m2 v2 v= m1 + m2 X. Zerfall (z.B. durch eine Explosion) Impuls "vor": ( m1 + m2 ) ⋅ 0 = 0 G G Impuls "nach": m1v1 + m2 v2 G G Impulserhaltungssatz: m1v1 + m2 v2 = 0 G G m v2 = −v1 1 m2 XI. Mittelwert einer Kraft Betrachten wir eine von der Zeit abhängige Kraft F (t ) . Den Mittelwert dieser Kraft auf dem Zeitintervall von t1 bis t2 können wir bestimmen, indem wir das Zeitintervall in eine sehr große Zahl N von Teilintervallen ∆t unterteilen (offensichtlich gilt N ∆t = t2 − t1 ). Den Mittelwert F (der Strich über dem Buchstaben bedeutet "Mittelwert") berechnet man N mit der bekannten Regel F = ∑F i =1 i . Indem N wir diese Gleichung mit ∆t multiplizieren und t2 ∑ F ∆t ∫ F (t )dt . N dividieren, erhalten wir F= i =1 i N ∆t = t1 t2 − t1 Nach dem Impulssatz in der Integralform gilt t2 ∫ F (t )dt = p 2 − p1 , wobei p2 und p1 Impulse t1 des Systems zu den Zeitpunkten t2 und t1 sind. Für den Mittelwert der Kraft ergibt sich somit p − p1 F= 2 t2 − t1 Mittelwert der Kraft ist gleich Änderung des Impulses dividiert durch das Zeitintervall, in dem diese Änderung stattgefunden ist. 2 Mechanik II / Vorlesung 7 / Prof. Popov Arbeit, kinetische und potentielle Energie, Elastischer Stoß Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.7 I. Mechanische Arbeit, Arbeitssatz Betrachten wir einen Körper mit der Masse m, der sich unter der Wirkung einer (im Allgemeinen zeit- oder ortsabhängigen) Kraft F bewegt. Das zweite Newtonsche Gesetz für den Körper G dv G lautet m =F. dt G Indem wir diese Gleichung mit v multiplizieren, erhalten wir G dv G G G (1) m ⋅ v = F ⋅ v (Skalarprodukt!) dt Die linke Seite der Gleichung kann in der Form G G 2 G dv G m d ( v ⋅ v ) m d v m ⋅v = = dt 2 dt 2 dt dargestellt werden. Die rechte Seite schreiben G G G drG wir wie folgt um: F ⋅ v = F ⋅ . Die Gleichung dt G G m (1) nimmt die Form d v 2 = F ⋅ dr an. 2 Bestimmte Integration ergibt G v2 r2 G G m 2 ∫v 2 d v = ∫rG F ⋅ dr 1 1 ( ) ( ) ( ) oder G r mv22 mv12 2 G G − = ∫ F ⋅ dr . G 2 2 r1 (2) mv 2 Die Größe K = ist die kinetische Energie 2 des Körpers. G r2 G G Das Integral W = ∫ F ⋅ dr nennt man die von G r 1 G der Kraft F auf dem Weg zwischen r1 und r2 geleistete Arbeit. Gleichung (2) sagt aus, dass Änderung der kinetischen Energie eines Objektes gleich der durch die einwirkenden Kräfte geleisteten Arbeit ist. K 2 − K1 = W . (Arbeitssatz) II. Eigenschaften der Arbeit.G r2 G G -Arbeit wird als Integral W = ∫ Fdr definiert. G r1 -Bei einer konstanten Kraft gilt G G r2 G G G G G G W = F ∫ dr = F ( r2 − r1 ) = F ∆r G r1 W = F ⋅ ∆r ⋅ cos θ G ∆r θ G F - Wann ist W=0? ⇒ F = 0 oder ∆r = 0 oder θ = 90° . - Die Arbeit von A nach B ist gleich minus die Arbeit von B nach A. - Arbeit ist eine additive Größe (Arbeit mehrerer gleichzeitig wirkender Kräfte ist gleich der Summe der Arbeiten einzelner Kräfte). Folgt aus der Definition. III. Leistung. Betrachten wir Bewegung innerhalb eines infinitesimal kleinen Zeitintervalls dt , so kann man den Arbeitssatz in der Differentialform schreiben: dK = dW . Dividieren durch dt ergibt dK dW . (3) = dt dt Die Größe dW / dt heißt Leistung der Kraft. Gleichung (3) bedeutet, dass die zeitliche Änderung der kinetischen Energie eines Objektes gleich der durch die einwirkenden Kräfte aufgebrachten Leistung ist. Einheiten: [ Arbeit ] = Newton ⋅ Meter = {Joule} [ Leistung ] = Joule pro Sekunde = {Watt} 1 Kilowattstunde = 103 ⋅ 3600 J = 3, 6 ⋅106 Joule IV. Potentielle Energie, Energieerhaltungssatz. Betrachten wir eine eindimensionale Bewegung unter der Einwirkung einer Kraft F ( x) , die nur von der Koordinate abhängt. Das zweite Newtonsche Gesetz lautet: mv = F ( x ) . Multiplizieren mit v ergibt dv dx m v = F ( x) oder mvdv = F ( x ) dx dt dt Bestimmte Integration ergibt x mv 2 mv02 − = ∫ F ( x )dx = U ( x0 ) − U ( x ) , 2 2 x0 (4) wobei U ( x ) = − ∫ F ( x )dx Stammfunktion zur Funktion − F ( x) ist (unbestimmtes Integral von − F ( x) ). 1 (4) kann wie folgt umgeschrieben werden: mv 2 mv 2 + U ( x ) = 0 + U ( x0 ) . (5) 2 2 Die Größe U ( x) heißt potentielle Energie und mv 2 die Summe E = + U ( x ) = K + U - volle 2 Energie des Systems. Gleichung (5) besagt, dass die volle Energie des Systems erhalten bleibt (Energieerhaltungssatz): E = K + U = konst . Der Energieerhaltungssatz in dieser Form gilt nur dann, wenn die Kräfte nur von der Koordinate abhängen (im Allgemeinen Fall gilt das für konservative Kräfte, s. nächste Vorlesung). Bemerkung: Aus der Definition der potentiel∂U len Energie folgt, dass F ( x ) = − . Diese ∂x Gleichung nennt man 1. Satz von Castigliano. V. Beispiele A. Potentielle Energie der Schwerekraft. Die Schwerekraft ist gleich F = −mg . Potentielle Energie ist demnach U = ∫ mgdh = mgh + C . C ist eine beliebige Konstante, die z.B. gleich Null gesetzt werden kann. Der Energieerhaltungssatz hat mv 2 + mgh = konst . die Form 2 B. Potentielle Energie einer elastischen Feder. Die Federkraft ist gleich F = −cx . Potentielle Energie demnach x2 U = ∫ cxdx = c . 2 Energieerhaltungssatz: mv 2 x2 + c = konst . 2 2 C. Potentielle Energie der Gravitationskraft im allgemeinen Fall. Mm F = −G 2 . r Mm Mm U = ∫ G 2 dr = −G . r r Energieerhaltungssatz: mv 2 Mm E= −G = konst . r 2 Die auf dem geschlossenen Weg geleistete Arbeit ist gleich ⎛1 1 1 1 1 1 1 1⎞ W = GMm ⎜ − + − + − + − ⎟ ≡ 0 ⎝ r2 r1 r4 r3 r6 r5 r8 r7 ⎠ Kräfte, deren Arbeit auf jedem geschlossenen Weg Null ist, heißen konservativ. VI. Ein Pendel Zu bestimmen ist das Bewegungsgesetz und die Stangenkraft für ein Pendel bestehend aus einem leichten Stab und einer Kugel, die man als ein Massenpunkt betrachten kann. Zum Zeitpunkt t = 0 wird es aus der Ruhelage um den Winkel ϕ0 ausgelenkt und freigelassen. Lösung. Wir schreiben zunächst den Energiemv02 mv 2 erhaltungssatz + mgh = + mgh0 . 2 2 Unter Berücksichtigung geometrischer Beziehung h = l (1 − cos ϕ ) und v0 = 0 ergibt sich v2 + gl (1 − cos ϕ ) = gl (1 − cos ϕ0 ) 2 Daraus folgt v = 2 gl ( cos ϕ − cos ϕ0 ) . Wir wollen das 2. Newtonsche Gesetz in polarer Basis schreiben. Die zirkulare und radiale Komponenten der Beschleunigung sind gleich 2 aϕ = lϕ , ar = −l (ϕ ) Für die zirkulare und radiale Kraftkomponenten haben wir: Fϕ = −mg sin ϕ Fr = mg cos ϕ − FN Das 2.N.G. nimmt die Form 2 mlϕ = −mg sin ϕ , − ml (ϕ ) = mg cos ϕ − FN an. Aus der zweiten Gleichung können wir die Stangenkraft als Funktion des Winkels ϕ berechnen: v2 FN = mg cos ϕ + m = mg ( 3cos ϕ − 2 cos ϕ0 ) . l Das Bewegungsgesetz bekommen wir aus der dϕ Gleichung v = l = 2 gl ( cos ϕ − cos ϕ0 ) dt durch Trennung der Variablen und Integration. Ist ein Perpetuum mobile möglich? 2 Kinematik und Dynamik / Mechanik II / Vorlesung 8 / Prof. Popov Arbeit, kinetische und potentielle Energie, konservative Kräfte, Energieerhaltungssatz Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.7 I. Eigenschaften der Arbeit. G G G -Arbeit wird als Integral W = ∫ Fdr definiert. r2 G r1 -Bei einer konstanten Kraft gilt G r2 G G G G G G G W = F ∫ dr = F ( r2 − r1 ) = F ∆r W ( P → Q) = U ( P ) − U (Q) G r1 θ W = F ⋅ ∆r ⋅ cos θ G F G ∆r - Wann ist W=0? ⇒ F = 0 oder ∆r = 0 oder θ = 90° . - Die Arbeit von A nach B ist gleich Minus die Arbeit von B nach A. - Arbeit ist eine additive Größe (Arbeit mehrerer gleichzeitig wirkender Kräfte ist gleich der Summe der Arbeiten einzelner Kräfte). Folgt aus der Definition. II. Konservative Kräfte G G G Gegeben sei ein Kraftfeld F ( x, y, z ) = F ( r ) . Das Kraftfeld (oder einfach die Kraft) heißt konservativ, wenn die von dieser Kraft auf einem beliebigen geschlossenen Weg geleistete G G Arbeit gleich Null ist: W = v∫ Fdr = 0 . Schlussfolgerung: Die Arbeit zwischen 1 und 2 hängt vom Weg nicht ab! Konservative Kräfte: Gravitationskraft, elastische Kraft, elektrostatische Kräfte. Nichtkonservative: Widerstandskraft, Reibungskraft III. Potentielle Energie einer konservativen Kraft Wir definieren eine neue Funktion: P G G G U ( P) = − ∫ F (r )dr = −W (O → P ) O G G G U (Q ) = − ∫ F (r )dr = −W (O → Q ) Q O Jetzt gehen wir den Weg O→ P→Q→O. Die Arbeit ist gleich P Q O W (O → P) + W ( P → Q) + W (Q → O) = 0 oder −U ( P) + W ( P → Q) + U (Q) = 0 . Daraus folgt Bei einer Bewegung unter der Wirkung von konservativen Kräften gilt K 2 − K1 = W = U1 − U 2 . Daraus folgt der Energieerhaltungssatz K 2 + U 2 = K1 + U 1 = konst IV. Wie stellt man fest, ob eine Kraft konservativ ist? • EinGhomogenes Kraftfeld ist konservativ. G r1 G G G G W = F ∫ dr = F ( r1 − r1 ) ≡ 0 P Q G r1 R • Eine zentrale Kraft, die nur vom Abstand zu einem Zentrum abhängt, ist konservativ. • Summe konservativer Kräfte ist eine konservative Kraft: ¾ Gravitationskraft einer beliebigen Massenverteilung ¾ Elektrostatische Kraft einer beliebigen Verteilung von Ladungen ¾ Elastische Kräfte (letztendlich nichts anderes als elektrische Kräfte) ¾ Eine beliebige Kombination aus elektrischen, elastischen und Gravitationskräften. V. Potentielle Energien: a) Einer elastischen Feder mit Steifigkeit c: x2 U ( x) = c (1) 2 b) Im Gravitationsfeld: mm (2) U ( r ) = −G 1 2 . r c) Der Zentrifugalkraft in einem rotierenden Bezugssystem: m (3) U (r) = − ω 2r 2 . 2 VI. Kräfte, die senkrecht zur Bewegungsrichtung gerichtet sind, leisten keine Arbeit 1 und brauchen weder im allgemeinen Arbeitssatz, noch im Energieerhaltungssatz berücksichtigt zu werden: - Zwangs- oder Reaktionskräfte G G G - magnetische Kräfte F = qv × B ( ) - Corioliskraft im rotierenden Bezugssystem G G G F = 2mv × ω ( ) - (aerodynamische) Auftriebskraft. Erläuterung zur Arbeit von Zwangskräften Zwangskräfte in mechanischen Systemen sind Kräfte, die stets senkrecht zur Bewegungsrichtung gerichtet sind. Daraus folgt für die Arbeit: G r2 G G r1 G r1 G r2 a Gm ' m ⎡ ( R − a)2 − ( R + a)2 ⎤ ⎣ ⎦ 2 Ra R > a: U = −Gm ' m / R b R<a: = U = −Gm ' m / a IX. Anwendungsbeispiele B1. Wie groß ist die Fluchtgeschwindigkeit für eine Rakete, die unter einem Winkel α zur Vertikale gestartet wird? α vG Lösung: Mm mv 2 , U 1 = −G Am Anfang: K1 = 2 R R Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = 0 . G G r2 G G G W = ∫ Fdr = ∫ FZwangs + Feingeprägt dr = Energieerhaltungssatz: G r2 Daraus v = ( ) G r G G G G 2 G G ∫ FZwangs dr + ∫ Feingeprägt dr = ∫ Feingeprägt dr G r1 G r1 G r1 Bei Berechnung der Arbeit können Zwangs(Reaktions-)kräfte außer Acht gelassen werden. VII. Arbeitssatz in Anwesenheit von konservativen und nicht konservativen Kräften? Der Arbeitssatz in der allgemeinen Form K 2 − K1 = W gilt immer. Die Arbeit können wir schreiben als K 2 − K1 = W = Wkons + Wnichtkons Für die Arbeit der konservativen Kräfte gilt Wkons = U1 − U 2 . Der Arbeitssatz nimmt die Form K 2 − K1 = U1 − U 2 + Wnichtkons an oder K1 + U1 = K 2 + U 2 − Wnichtkons . VIII. Gravitationsfeld einer Kugel Eine dünne Kugelschale mit Masse m . Masse des infinitesimalen Ringes: ds 2π h ⋅ adθ sin θ ⋅ dθ . dm = m =m = m⋅ 2 2 4π a 4π a 2 Die durch den Ring erzeugte potentielle EnerGm ' dm = gie: dU = − r m'm sin θ dϑ = −G 2 R 2 − 2 Ra cos θ + a 2 Die volle potentielle Energie: π sin θ dθ Gm ' m U =− = ∫ 2 2 0 R − 2 Ra cos θ + a 2 mv 2 Mm −G =0. 2 R 2GM = 2 gR - hängt vom WinR kel α nicht ab! B2. Ein Fadenpendel wird nach links bis zur Höhe h ausgelenkt und losgelassen. In der vertikalen Position stößt der Faden auf ein Hindernis. Welche maximale Höhe erreicht das Pendel in der rechten Position? h Lösung: Am Anfang: K1 = 0 , U1 = mgh Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = mgh2 . Zwangskräfte bleiben unberücksichtigt. Aus dem Energieerhaltungssatz folgt h2 = h . B3. Im Abstand h über dem Ende einer ungespannten Feder befindet sich eine Masse m. Sie wird ohne Anfangsgeschwindigkeit losgelassen. Wie groß ist die maximale Zusammendrückung der Feder? m Lösung: Sowohl Gravitationskraft als auch elastische Kraft sind konservativ. h Es gilt der Energieerhaltungssatz. x Am Anfang: K1 = 0 , U1 = mgh + 0 Am Ende: K 2 = 0 , U 2 = −mgx + c x2 2 Energiesatz: x2 . Daraus 2 mg ⎡ 2hc ⎤ x= ⎢1 + 1 + ⎥ . Sonderfall: Bei h = 0 c ⎣ mg ⎦ ist x = 2mg / c - zwei Mal größer, als bei statischer Belastung. mgh = − mgx + c 2 Mechanik II /Vorlesung 9 / Prof. Popov Energieerhaltung, Impulserhaltung Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.7, 2.5 I. Schleifenfahrt (Looping) Ein Körper gleitet von einer Höhe h mit der Anfangsgeschwindigkeit v0 = 0 eine schiefe Ebene hinab, die in einer Kreisschleife ausläuft. Es soll diejenige Höhe bestimmt werden, für die kein Ablösen von der Kreisbahn mit dem Radius R eintritt. Bedingung dafür ist, daß der Bahndruck im höchsten Punkt P der Kreisbahn verschwindet, d.h. 2 v m 2 = mg . R Eine Energiebilanz zwischen dem Anfangspunkt und dem höchsten Punkt in der Schleife liefert: v2 0 + mgh = 2mgR + m 2 2 Daraus folgt die Höhe h = ( 5 / 2 ) R . II. Elastischer Stoß (a) Zentrischer Stoß Geschwindigkeiten vor dem Stoß: v1 und v2 . Geschwindigkeiten nach dem Stoß: v1′ und v2′ . In einem abgeschlossenen System bleibt Impuls erhalten: m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ . (1) Bei einem elastischen Stoß bleibt Energie erhalten: 2 2 2 2 m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ . (2) Diese Gleichungen können umgeschrieben werden: m1 ( v1 − v1′ ) = m2 ( v2′ − v2 ) ( ) ( m1 v1 − v1′ = m2 v2′ − v2 2 2 2 2 ) Wir teilen die zweite Gleichung durch die erste: v1 + v1′ = v2′ + v2 oder v1 − v2 = − ( v1′ − v2′ ) (3) Betrag der relativen Geschwindigkeit ändert sich beim elastischen Stoß nicht. Aus dem linearen Gleichungssystem (1) und (3) folgt: m1v1 + m2 v2 m1 + m2 m v + m2 v2 v2′ = − v2 + 2 1 1 m1 + m2 v1′ = − v1 + 2 (b) Nicht zentrischer Stoß (hier nur Sonderfall m1 = m2 , v2 = 0 ). Der Impulserhaltungssatz nimmt die Form G G G G m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ an. Energieerhaltung: m1v12 + m2 v2 2 = m1v1′2 + m2 v2′ 2 . Bei gleichen Massen bedeutet das G G G v1 = v1′ + v2′ und v12 = v1′2 + v2′ 2 . Aus der ersten Gleichung ist ersichtlich, dass die Vektoren G G G v1 , v1′ und v2′ ein Dreieck bilden. Die zweite Gleichung ist der Pythagoras-Satz. Daraus folgt, dass dies ein rechtwinkliges Dreieck ist ( θ = 90° ): nach einem elastischen Stoß fliegen die Kugeln unter einem rechten Winkel zu einander. III. Energieänderung beim plastischen Stoß Betrachten wir noch einmal einen plastischen Stoß, d.h. einen Zusammenstoß zweier Körper, nach dem sie sich als ein Ganzes bewegen (an einender kleben). Die Wechselwirkungskräfte zwischen beiden Körpern, unabhängig von deren Größe und physikalischer Herkunft sind innere Kräfte. Wirken am System keine weiteren Kräfte, so ist das ein abgeschlossenes System. Der Impuls des Systems bleibt deshalb erhalten. Insbesondre gilt das für beliebige Zeitpunkte vor und nach dem Stoß: G G Impuls "vor": m1v1 + m2 v2 G Impuls "nach" ( m1 + m2 ) v Wenn keine äußeren Kräfte gewirkt haben: G G G m1v1 + m2 v2 = ( m1 + m2 ) v ; 1 G G G m1v1 + m2 v2 v= m1 + m2 Wie steht es mit der Energie der Körper? 2 mi vi G G v2 =∑ + v ∑ mi vi + ∑ mi = 2 2 =0 m 2 2 mv mv = + ∑ i i Kinetische 2 2 Energie im Die Energieänderung ist gleich ( m1 + m2 ) v 2 − m1v12 − m2v22 ∆K = K 2 − K1 = 2 = ( m1v1 + m2v2 ) „Kinetische Energie des Schwerpunktes“ Schwerpunkt System = „innere Energie“ z. B. Wärme 2 − m1v12 − m2 v22 m1 + m2 = 2 ( m1v1 + m2v2 ) (m v = 2 2 1 1 = 2 ⎛ m1v1 + m2 v2 ⎞ ⎟ 2 2 ⎝ m1 + m2 ⎠ − m1v1 − m2 v2 2 2 2 ( m1 + m2 ) ⎜ = 2 2 2 ( ) − m1v12 + m2 v22 ( m1 + m2 ) 2 ( m1 + m2 ) ) ( ) ( + 2m1 v1 m2 v2 + m22 v22 − m12 v12 + m22 v22 − m1m2 v12 + v22 2 ( m1 + m2 ) ( 2m1 v1 m2 v2 − m1m2 v12 + v22 2 ( m1 + m2 ) ) = − m m (v 1 2 1 − v2 2 ( m1 + m2 ) ) ) 2 und ist immer negativ: Energie geht bei einem plastischen Stoß verloren! IV. Kinetische Energie eines Mehrkörpersystems 0/ 0→ m1 m2 02 0↑ 0→ m5 m4 m3 → m G v K= mv 2 ? falsch ! 2 Wir betrachten zwei Koordinatensysteme: Laborsystem (x,y) und ein System, das sich G mit der Geschwindigkeit v des Schwerpunktes bewegt (Schwerpunktsystem). G Gegeben sind: Geschwindigkeiten vi im G Schwerpunktsystem und Geschwindigkeit v des Schwerpunktes. Zu bestimmen ist gesamte kinetische Energie. Geschwindigkeiten im Laborsystem sind G G G vi ' = vi + v . Die gesamte Kinetische Energie ist gleich G G 2 mi ( vi + v ) mi vi '2 T =∑ =∑ = 2 2 GG 2 mi vi mi 2vi v m v2 =∑ +∑ +∑ i = 2 2 2 2 Mechanik II /Vorlesung 10 / Prof. Popov Teilelastischer Stoß, Stoßzahl. Körper mit veränderlicher Masse Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 2.6, 2.7. I. Elastischer und nicht elastischer Stoß v0 = v1 -absolut elastischer Stoß v1 = 0 -absolut plastischer Stoß v1 = e v0 - teilelastischer Stoß e = Stoßzahl Beim elastischen Stoß bleibt Energie erhalten. Ein Modell für einen teilelastischen Stoß. Ein Körper mit Masse m ist mit einer Feder (Steifigkeit c) und einem Dämpfer (Dämpfungskonstante d) versehen. Er stößt gegen eine starre Wand mit der Geschwindigkeit v0 . Mit den Methoden, die später bei der Schwingungstheorie erläutert werden (Vorlesung 21) kann man zeigen, dass für d > 2 mc der Stoß absolut plastisch ist: Der Körper springt nicht zurück. Für d < 2 mc ist der Stoß teilelastisch und die Stoßzahl kann durch die Gleichung ⎛ ⎞ π e = exp ⎜ − ⎟ 2 ⎝ 2 4mc / d − 1 ⎠ angenähert werden (Bild oben). Beispiel 1: Man lässt eine elastische Kugel aus einer Höhe h1 auf eine starre ebene Fläche fallen. Nach dem Stoß erreicht sie eine Höhe h1 . Wie groß ist die Stoßzahl? Lösung: Die Geschwindigkeit vor dem Stoß ist gleich v1 = 2 gh1 . Die nach dem Stoß v2 = 2 gh2 . Die Stoßzahl ist gleich e = v2 / v1 = h2 / h1 . Bei h2 / h1 = 0.78 ist e = 0.88 . Nach vier Stößen wird die Höhe 0.784 h1 = 0.37h1 sein. II. Teilelastischer Stoß zweier Körper Beim teilelastischen Stoß verringert sich der Betrag der relativen Geschwindigkeit: e ( v1 − v2 ) = − ( v1′ − v2′ ) . Aus dieser Gleichung zusammen mit dem Impulserhaltungssatz m1v1 + m2 v2 = m1v1′ + m2 v2′ kann man v1′ und v2′ bestimmen: 1 v1′ = ⎡ m1v1 (1 + e ) + v2 ( m2 − em1 )⎤⎦ m1 + m2 ⎣ 1 v2′ = ⎡ m2v2 (1 + e ) + v1 ( m1 − em2 )⎤⎦ m1 + m2 ⎣ III. Körper mit veränderlicher Masse a) Rakete im Weltraum Eine Rakete stößt Verbrennungsprodukte mit einer Abstoßgeschwindigkeit c. Die verbliebene Masse der Rakete sei m(t ) . Das Massendifferential dm ist eine negative Größe. Deshalb ist die abgestoßene Masse gleich −dm . Wir gehen in ein Inertialsystem über, das sich zum Zeitpunkt t mit der Rakete bewegt. Impulserhaltung beim Abstoß einer kleinen Gasmasse −dm : Impuls "vor" = 0 Impuls "nach" = mdv − c ( − dm ) = 0 dv = −cdm / m ; (1) Diese Änderung der Geschwindigkeit gilt natürlich in jedem Inertialsystem, auch im "ruhenden". Integration von (1) führt zur Ziolkowski-Gleichung: m dm m m v = −c ∫ = − c ln = c ln 0 m m0 m m0 Beispiel 2. Wie schwer muss eine Rakete mindestens sein, damit sie eine Kapsel mit der Masse m bis zur Geschwindigkeit v beschleum nigen kann? Antwort: 0 = ev / c ; m Beispiel: v=Fluchtgeschwindigkeit (11,2 km/s) c=2, 3 oder 4 km/s. e11,2 / 2 = 270 ; e11,2 / 3 = 40 ; e11,2 / 4 = 16 . b) Rakete im Schwerefeld 1 mx1 + Mx2 =0 m+M (Null nach dem Schwerpunktsatz). Aus dem Gleichungssystem folgt m x2 = − L. M +m ∆xS = g Das System ist nicht abgeschlossen, der Impuls bleibt nicht erhalten. Impulssatz gilt aber für alle Systeme, auch nicht abgeschlossene: Impuls "vor" = 0 Impuls "nach" = mdv − c ( − dm ) . (b) (Mit Widerstandskraft) Änderung des Impulses ist gleich Kraft mal Zeit: dp = mdv − c ( − dm ) = Fdt = −( m + dm ) gdt ≈ − mg ⋅ dt Daraus folgt ( −dm ) . dv (2) m = − mg + c dt dt ( −dm ) = q ist die pro Zeiteinheit dt ausgestoßene Masse. Die Gleichung (2) nimmt die Form an: dv m = − mg + cq = Fs + S dt Fs ist Schwerekraft, S ist Schub. Angenommen, die Massenänderung q ist konstant. Dann gilt: m = m0 − qt dv cq cq = − g = −g + dt m m0 − qt ⎛ cq q ⎞ = − gt − c log ⎜1 − v = − gt + ∫ t⎟ m0 − qt ⎝ m0 ⎠ 0 Grenzfall: kleine t cq − m0 g q v = − gt + c t = t m0 m0 Ein Start ist nur dann möglich, wenn cq > m0 g t Beispiel 3. Ein Mensch (Masse m) geht vom Bug eines (am Anfang ruhenden) Bootes (Länge L) zum Heck über. Wie verschiebt sich das Boot unter den folgenden Annahmen: (a) Es gibt keine Reibung zwischen dem Boot und Wasser, (b) Es gibt eine Widerstandskraft proportional zur Geschwindigkeit? Lösung. (a) keine Reibung. Die Länge des Bootes ist L = x1 − x2 . Verschiebung des Schwerpunktes: Das 2. N.G. für den Menschen und das Boot: mx1 = N ⎧ ⇒ mx1 + Mx2 = −α x2 ⎨ ⎩ Mx2 = − N − α x2 oder mx1 + Mx2 = −α x2 + C . Aus den Anfangsbedingungen folgt C = 0 . Somit α x2 = −mx1 − Mx2 . Am Ende des Prozesses sind x1 = 0 , x2 = 0 . Somit ist x2 = 0 : Das Boot ist am Ende in derselben Lage wie am Anfang! IV. Kinetische Energie eines Mehrkörpersystems 0/ 0→ m1 m2 02 0↑ 0→ m5 m4 m3 → m G v Wir betrachten zwei Koordinatensysteme: Laborsystem (x,y) und ein System, das sich G mit der Geschwindigkeit v des Schwerpunktes bewegt (Schwerpunktsystem). Gegeben sind: G Geschwindigkeiten vi im Schwerpunktsystem G und Geschwindigkeit v des Schwerpunktes. Zu bestimmen ist gesamte kinetische Energie. Lösung: Geschwindigkeiten im Laborsystem G G G sind vi ' = vi + v . Die gesamte Kinetische Energie ist gleich G G 2 mi ( vi + v ) mi vi '2 =∑ = T =∑ 2 2 GG 2 mi vi mi 2vi v m v2 =∑ +∑ +∑ i = 2 2 2 2 2 mv G G v = ∑ i i + v ∑ mi vi + ∑ mi = 2 2 =0 m 2 2 mv mv = + ∑ i i Kinetische 2 2 Energie im „Kinetische Energie des Schwerpunktes“ Schwerpunktsystem = „innere Energie“ 2 Mechanik II /Vorlesung 11 / Prof. Popov Drehimpuls, Drehimpulssatz (Drallsatz). Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 1.2.6, 2.3 Index z wird in diesem Fall meistens ausgelassen. Für die einzige Drallkomponente erhalten wir L = mrv sin θ = mrvϕ = mr 2ω I. Drehimpuls (Drall) eines Massenpunktes G G G G G Den Vektor L = r × p = r × mv bezeichnet man als Drehimpuls des MassenG punktes. r ist dabei der Radiusvektor des Massenpunktes von einem festen Bezugspunkt, der frei wählbar ist. Der Drehimpuls hängt somit von der Wahl des Bezugspunktes ab. II. Der Drehimpulssatz (Drallsatz) Zeitliche Ableitung des Drehimpulses ergibt: G d G G ⎛ d G⎞ G G ⎛ d G⎞ L = ( r × mv ) = ⎜ r ⎟ × mv + r × m ⎜ v ⎟ = dt ⎝ dt ⎠ ⎝ dt ⎠ G G G G G = ( v ) × mv + r × F = 0 + M . G M ist hier Kraftmoment bezüglich desselben Koordinatenursprunges. Für die zeitliche Ableitung des Drehimpulses gilt somit: G G L=M Die zeitliche Ableitung des Drehimpulses im Bezug auf einen raumfesten Punkt ist gleich dem Moment der am Massenpunkt angreifenden Kraft bezüglich desselben Punktes. (Drehimpulssatz) III. Drehimpulserhaltung G G Verschwindet das Moment M , so ist L = 0 G oder L = const - der Drehimpuls bleibt erhalten. Anders als beim Impulserhaltungssatz kann der Drehimpuls auch in einem nicht abgeschlossenen System erhalten bleiben. Dafür ist es notwendig, dass das Kraftmoment verschwindet (nicht aber unbedingt die Kraft selbst!) IV. Bewegung in einem Zentralfeld. Zeigt bei einer Bewegung der Kraftvektor stets zu einem Zentrum O hin, so verschwindet das Moment bezüglich O, denn in diesem G G Fall haben F und r stets die gleiche RichG G tung, somit gilt r × F ≡ 0 . Der Drehimpuls bezüglich des genannten Kraftzentrums bleibt somit erhalten. V. Ebene Bewegung. Liegt die gesamte Bahn in einer Ebene (sagen wir (x,y)) und wählen wir als Bezugspunkt einen Punkt in derselben Ebene, so hat der Drehimpuls eine einzige Komponente Lz . Beispiel 1. Eine Masse m, die von einem Faden gehalten wird, bewegt sich mit der Winkelgeschwindigkeit ω0 auf einer glatten, waagerechten Kreisbahn mit dem Radius r0 . Der Faden wird durch ein Loch A in der Mitte der Kreisbahn geführt. a) Wie groß ist die Winkelgeschwindigkeit ω1 , wenn der Faden so angezogen wird, dass sich die Masse im Abstand r1 bewegt? b) Wie ändert sich dabei die Fadenkraft? Lösung: Die Spannkraft des Fadens zeigt stets zum Punkt A. Sie hat bezüglich A kein Moment. Der Drehimpuls bezüglich A bleibt somit erhalten: Der Drehimpuls im Anfangszustand: L0 = mr02ω0 . Der Drehimpuls im Endzustand: L1 = mr12ω1 . Aus der Drehimpulserhaltung mr02ω0 = mr12ω1 2 ⎛r ⎞ folgt ω1 = ω0 ⎜ 0 ⎟ . ⎝ r1 ⎠ Das 2. N.G. für eine Bewegung auf einer Kreisbahn unter der Wirkung der radialen Spannkraft S lautet: 4 3 r4 ⎛r ⎞ ⎛r ⎞ S = mω r = mr ⎜ 0 ⎟ ω02 = m 03 ω02 = ⎜ 0 ⎟ S0 . r ⎝r⎠ ⎝r⎠ 2 Beispiel 2. Geschwindigkeit eines Satelliten in Anwesenheit eines kleinen Widerstandes. Auf die erdnahen Satelliten wirkt eine sehr kleine Widerstandskraft, die sich erst über große Zeiträume bemerkbar macht. Wie ändert sich die Geschwindigkeit eines Satelliten unter der Wirkung der Widerstandskraft? Lösung. In erster Annäherung bewegt sich der Satellit auf einer Kreisbahn, deren Radius sich 1 aber sehr langsam ändert. Der Drehimpuls des Satelliten ist gleich L = mrv . Aus dem 2.N.G. v2 mM für die Kreisbewegung folgt m = G 2 . r r Indem wir aus dieser Gleichung den Radius bestimmen und in die Gleichung für den Drehimpuls einsetzen, erhalten wir GMm . v Die Widerstandskraft übt auf den Satelliten ein kleines negatives Kraftmoment. Der Drehimpuls wird daher langsam abnehmen. Das bedeutet, dass die Geschwindigkeit größer wird: Reibung führt zur "Beschleunigung" des Satelliten! L= VI. Drallsatz für ein Mehrkörpersystem Betrachten wir ein Zweikörpersystem, dessen Körper sowohl miteinander, als auch mit Körpern außerhalb des Systems wechselwirken. Der gesamte Drehimpuls des Systems ist G G G G G G G G G L = r1 × p1 + r2 × p2 = r1 × m1v1 + r2 × m2 v2 . Seine zeitliche Ableitung ist gleich G G G G G G G G G L = r × m v + r × m v + r × m v + r × m v . 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 2 2 Nach dem 2.N.G. gilt G G G G G G G G m1v1 = F1 = F + Fext ,1 , m2 v2 = F2 = − F + Fext ,2 . G Für L ergibt sich somit G G G G G G G G G G G L = r1 × F + Fext ,1 + v1 × m1v1 + r2 × − F + Fext ,2 + v2 × m2 v2 ( ) ( ) oder G G G G G G G L = r1 × F + Fext ,1 + r2 × − F + Fext ,2 = G G G G G G G = ( r1 − r2 ) × F + r1 × Fext ,1 + r2 × Fext ,2 G G G Da r1 − r2 und F die gleiche Richtung haben (das 3. Newtonsche Gesetz!) erhalten wir endgültig G G G G G G G L = r1 × F + Fext ,1 + r2 × − F + Fext ,2 = G G G G G G G = r1 × Fext ,1 + r2 × Fext ,2 = M ext ,1 + M ext ,2 = M ext G G L = M ext Die zeitliche Ableitung des gesamten Drehimpulses eines Mehrkörpersystems bezüglich eines festen Punktes ist gleich dem resultierenden Moment aller äußeren Kräfte bezüglich desselben Punktes. (Drehimpulssatz). ( ( ) ) ( ( ) ) VII. Drehung eines Massenpunktsystems um eine feste Achse. Wir betrachten ein System von Massen, die alle starr mit einer Achse verbunden sind. Alle Massen führen eine ebene Bewegung aus und bewegen sich mit der gleichen Winkelgeschwindigkeit ϕ . Der gesamte Drehimpuls (genauer gesagt, seine z-Komponente) ist in diesem Fall gleich La = ∑ mi ri 2ϕ = Θ aϕ . (1) Die Größe Θ a = ∑ mi ri 2 i i bezeichnet man als Massenträgheitsmoment des Systems bezüglich der gegebenen Achse. Leitet man (1) unter Beachtung von Θ a = const ab, so folgt Θ aϕ = M a . Auch diese Gleichung nennt man oft Drehimpulssatz, obwohl dies lediglich eine spezielle Form des Drehimpulssatzes ist. Beispiel. Das in A aufgehängte Pendel besteht aus einer starren, masselosen Stange, an der die Massen m1 und m2 angebracht sind. Es ist die Bewegungsgleichung für eine ebene Bewegung des Pendels aufzustellen. Lösung: Das Massenträgheitsmoment des Systems um den Punkt A ist gleich 2 Θ = m1l 2 + m2 ( 2l ) = ( m1 + 4m2 ) l 2 . Das Kraftmoment ist M = − m1 gl sin ϕ − m2 g 2l sin ϕ = − gl ( m1 + 2m2 ) sin ϕ Der Drehimpulssatz lautet: ( m1 + 4m2 ) l 2ϕ = − gl ( m1 + 2m2 ) sin ϕ . ⇒ ϕ = − g ( m1 + 2m2 ) l ( m1 + 4m2 ) sin ϕ 2 Mechanik II /Vorlesung 12 / Prof. Popov Kinematik der ebenen Rotation. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 3.1.3, 3.1.4 I. Starrer Körper. Einen starren Körper kann man als ein System von Massenpunkten definieren, deren Abstände unverändert bleiben. Ein starrer Körper kann im Raum drei unabhängige Translationsbewegungen und drei Rotationen ausführen. Somit ist jeder starre Körper ein mechanisches System mit 6 Freiheitsgraden. II. Ebene Rotation Besonders einfach lässt sich eine ebene Bewegung eines starren Körpers beschreiben, d.h. eine Bewegung, bei der sich jeder Punkt des Körpers in einer Ebene bewegt. Ist ein Punkt (O im Bild) des starren Körpers unbeweglich, so kann der Körper nur eine Rotationsbewegung um diesen Punkt ausführen. G r ( P ) sei der Radiusvektor vom unbeweglichen Zentrum zu einem beliebigen Punkt P. Es gilt: G G G r ( P ) = rer , wobei er ein Einheitsvektor in G Richtung r ( P ) ist. Für die Geschwindigkeit des Punktes P erhalten wir G G G G G r ( P ) = r er + rer = rϕ eϕ = rω eϕ . Die zeitliche Ableitung des Winkels ϕ = ω heißt Winkelgeschwindigkeit des Körpers (sie ist gleich für alle Punkte des Körpers). III. Zusammengesetzte Bewegung Zur Beschreibung einer beliebigen Bewegung eines starren Körpers führen wir zwei Koordinatensysteme ein: Ein "raumfestes" System (x,y) und ein mit dem starren Körper fest verbundenes System ( x , y ) . Bezeichnungen: A sei ein beliebiger Referenzpunkt im Körper, P ist ein G beliebiger Punkt des Körpers, r ist Radiusvektor des Punktes P im beweglichen (in den G Körper "eingefrorenen") System. rP sei der Radiusvektor desselben Punktes im raumfeG sten System, rA sei Radiusvektor des Bezugspunktes A im raumfesten System. G G G Offenbar gilt: rP = rA + r . Die zeitliche Ableitung ergibt die Geschwindigkeit: G G G G G rP = rA + r = rA + rϕ eϕ . (1) G r nennt man Geschwindigkeit der TranslatiA onsbewegung des Körpers, ϕ = ω die Winkelgeschwindigkeit. IV. Momentanpol Die den zwei Koordinatensystemen entsprechenden Einheitsvektoren bezeichnen wir als G G G G G ex , ey , ex , ey . Für den Radiusvektor rP des Punktes P bezüglich des raumfesten Koordinatensystems gilt dann G G G G G G x + ye y . rP = rA + r = rA + xe In Projektionen auf Koordinatenachsen (x,y): G G G G G G x + ye y ) ⋅ ex = xP = rP ⋅ ex = ( rA + xe G G G G G G x ⋅ ex + ye y ⋅ ex rA ⋅ ex + xe G G G G G G x + ye y ) ⋅ ey = yP = rP ⋅ e y = ( rA + xe G G G G x ⋅ ey + ye y ⋅ ey y A + xe Daraus folgt: xP = x A + x cos ϕ − y sin ϕ yP = y A + x sin ϕ + y cos ϕ Die Geschwindigkeit des Punktes P erhalten wir durch Ableitung der Koordinaten nach Zeit (dabei wird berücksichtigt, dass ϕ = ϕ (t ) und Kettenregel benutzt): x P = x A + ( − x sin ϕ − y cos ϕ ) ϕ y P = y A + ( x cos ϕ − y sin ϕ ) ϕ . Ist ϕ ≠ 0 , so kann man immer einen Punkt M finden, dessen Geschwindigkeit Null ist: xM = x A + ( − x sin ϕ − y cos ϕ ) ϕ = 0 y M = y A + ( x cos ϕ − y sin ϕ ) ϕ = 0 . Auflösung dieses Gleichungssystems nach ( x, y ) gibt die Lage von diesem Punkt in dem starr mit dem Körper verbundnen Koordinatensystem: 1 xM = ( x A sin ϕ − y A cos ϕ ) , ϕ 1 y M = ( x A cos ϕ + y A sin ϕ ) . ϕ Dieser Punkt heißt Momentanpol des Körpers. Da sich Momentanpol nicht bewegt, kann sich der Körper nur um diesen Punkt drehen. Eine 1 beliebige Bewegung eines starren Körpers kann somit (auf kurzen Zeitabschnitten) als eine reine Drehung angesehen werden. Die Lage des Momentanpols lässt sich auch geometrisch bestimmen. Aus der vektoriellen G G G G G Gleichung (1): rP = rA + rϕ eϕ = v A + rωeϕ folgt G G G für den Momentanpol: r = v + rω e = 0 . M A ϕ Daraus folgt G v G eϕ = − A : rω G der Vektor eϕ ist gerichtet entgegengeG setzt zu v A . G Das bedeutet, dass der Vektor er , der immer G senkrecht zu eϕ steht, senkrecht zur Richtung G von v A steht. In der Projektion auf die Richtung vA lautet die Gleichung (1): v A = rω . Daraus r = v A / ω . Bemerkung 1. Der Momentanpol kann auch außerhalb des starren Körpers liegen. Bemerkung 2. Der Momentanpol ist ein Punkt, der sich zum gegebenen Zeitpunkt nicht bewegt. Die Lage des Momantanpols kann sich aber ändern. Das bedeutet, dass sich der Körper im nächsten Zeitpunkt um eine etwas verschobene Achse dreht usw. Die Gesamtheit aller momentanen Drehzentren nennt man Rastpolbahn. V. Wie findet man den Momentanpol? 1. Sind die Richtungen der Geschwindigkeiten von zwei Punkten eines starren Körpers gegeben (Bild (a)), so liegt der Momentanpol auf dem Schnitt der Senkrechten zu den jeweiligen Geschwindigkeiten. 2. Sind die Geschwindigkeiten von zwei Punkten parallel zu einander (Bild (b)), so liegt das Momentanzentrum auf dem Schnittpunkt der Senkrechten zu den beiden Geschwindigkeiten mit der Verbindungsgeraden der Pfeilspitzen beider Geschwindigkeiten. 3. Rollt ein Körper auf einer unbeweglichen Fläche ohne Gleiten, so befindet sich der Momentanpol im Kontaktpunkt. (Bei reinem Rol- len eines Rades kann man sich vorstellen, dass die starre Unterlage und das Rad miteinander verzahnt sind. Der Kontaktpunkt kann sich somit relativ zur Unterlage nicht bewegen). Beispiel 1. Eine Leiter ist gegen eine Wand gestützt und gerät ins Rutschen. Wo liegt der Momentanpol? Lösung. Geschwindigkeiten des oberen und des unteren Endes der Leiter sind entlang der Wand bzw. dem Boden gerichtet. Der Momentanpol liegt auf dem Schnitt der Senkrechten zu den Geschwindigkeiten. Beispiel 2. Ein Stab gleitet von einer Stufe (Höhe h) ab. Wo liegt das Momentanzentrum? Lösung. Im Punkt A gleitet der Stab entlang dem Boden, im Punkt C in seiner eigenen Längsrichtung. Offenbar ist a / x = x / h . Daraus folgt a = x 2 / h und y = h + x2 / h . Beispiel 3. An einer Achse (A) ist unbeweglich ein Zylinder mit dem Radius a befestigt. Um die gleiche Achse dreht sich eine Stange AB mit der Winkelgeschwindigkeit ω1 . Am anderen Ende der Stange ist frei drehbar ein Rad mit dem Radius b angebracht, der an dem unbeweglichen Zylinder ohne Rutschen rollt. Zu bestimmen ist die Winkelgeschwindigkeit ω2 des Rades. Lösung. Punkt A ist der Momentanpol der Stange. Für die Geschwindigkeit des Punktes B ergibt sich somit vB = ω1 ( a + b) ) . Der Kon- taktpunkt des Rades mit dem Zylinder ist der Momentanpol des Rades. Daher vB = ω2b . Aus dem Vergleich beider Ausdrücke folgt: ω2 = ω1 ( a + b ) / b . Weitere Beispiele s. Hauger, Schnell, Gross, Technische Mechanik 3 (Beispiele 3.3, 3.4). 2 Mechanik II / Vorlesung 13 / Prof. Popov Drehung in drei Dimensionen, Drehimpulssatz, kinetische Energie und Arbeit bei einer Rotation um eine feste Achse. Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 3.1, 3.2 G Bezugspunkt bezeichnen wir mit r′′ . I. Reine Rotation eines starren Körpers G G G ⇒ r = r ''+ a Bei einer Rotation um den δϕ δ rG P G G Winkel δϕ um die Achse G G G G G r′′ r v = V + ω × (r ''+ a ) = G verschiebt sich der Punkt G G G G r θ = V + ω × a + ω × r '' = G O' senkrecht zur Ebene G G G 0 a (Achse- Radiusvektor) O = V '+ ω '× r '', G G G G um den Betrag V ' = V + ω × a, δ r = r sin θ ⋅ δϕ . G G G ω ' = ω ⇒ Winkelgeschwindigkeit hängt nicht Wenn wir einen Vektor δϕ so definieren, dass vom Bezugssystem ab! er entlang der Achse gerichtet ist und den BeIII. Eigenschaften vom Vektorprodukt G G G G G G G trag δϕ hat, so gilt: δ r = δϕ × r . (a) a × b = − b ×a G G G G G G G G G δr (b) a × (b + c ) = a × b + a × c ergibt sich Für die Geschwindigkeit v = G G G δt (c) (α a ) × b = α ( a × b) G G G v =ω×r G G G G G G G G G G G ⋅ × = × b ) ⋅ c = (c × a ) ⋅ b (d) a ( b c ) ( a wobei ω = δϕ / δ t die Winkelgeschwindigkeit G G G G G G G G G (e) a × (b × c ) = b ( a ⋅ c ) − c ( a ⋅ b ) der Rotation des starren Körpers ist. G G a×a = 0 (f) II. Allgemeine Bewegung G G G (d) a ⋅ (a × b ) = 0 Zur Beschreibung einer beliebigen Bewegung eines starren Körpers führen wir zwei KoordiVektorprodukt in Komponenten natensysteme ein: Ein "raumfestes" System G G G G ( i , j , k - sind Einheitsvektoren): k (x,y,z) und ein mit dem starren Körper fest G G G G a = ax i + a y j + az k , verbundenes System ( x1 , x2 , x3 ) . G G G G G G j Bezeichnunb = bx i + by j + bz k i gen: O ist ein G G G G G G G G G A = a × b = a b ( i × i ) + a b ( i × j ) + a b ( i ×k) x 2 beliebiger x x x y x z P G G G G G G G Referenz+ a y bx ( j × i ) + a y by ( j × j ) + a y bz ( j × k ) + r' punkt im G G G G G G G R Körper, P ist + az bx (k × i ) + az by (k × j ) + az bz (k × k ) ⇒ G G G G ein beliebiger A = (axby − a y bx )k + (az bx − ax bz ) j + (a y bz − az by )i Punkt des G Ax = a y bz − az by Körpers, r ist z x Radiusvektor des Punktes P im beweglichen Ay = az bx − ax bz G (in den Körper "eingefrorenen") System. r ′ ist y Az = ax by − a y bx Radiusvektor desselben Punktes im raumfesten G System, R ist Radiusvektor des Bezugspunktes IV. Beschleunigung bei einer Rotation um O im raumfesten System. eine feste Achse G G G Bei einer zusammengesetzten Bewegung Indem wir die Gleichung v = ω × r nach Zeit (Translation des Punktes O und Rotation um ableiten, erhalten wir G G G G G G G G G G G G G G diesen Punkt): dr ' = dR + dϕ × r . v = ω × r + ω × r = ω × r + ω × (ω × r ) . Mit Bezeichnungen: Bei einer konstanten Winkelgeschwindigkeit: G G G G G G G G G G G G G dr′ G dR G dϕ G v = ω × (ω × r ) = ω (ω ⋅ r ) − r (ω ⋅ ω ) = = v, =V, =ω dt dt dt G G G G = ω (ω ⋅ r ) − r ω 2 G G G G erhält man: v = V + ω × r Es ist leicht zu sehen, dass dieser Vektor in der G G Wählen wir jetzt den Nullpunkt des mit dem gleichen Ebene liegt wie ω und r und immer Körper verbundenen Koordinatensystems im senkrecht zur Achse gerichtet ist: G G G G G G G G Punkt O ' im Abstand a von O. Den Radius(Skalarprodukt ω ⋅ v = ω ⋅ ω (ω ⋅ r ) − r ω 2 = vektor des Punktes P relativ zum neuen ( ) 1 G G G G = ω 2 (ω ⋅ r ) − ω 2 (ω ⋅ r ) ist Null). Dem Betrag nach ist dieser Vektor G gleich v = ρω 2 . Beschleunigungsvektor bei einer Rotation mit einer konstanten Winkelgeschwindigkeit ist immer senkrecht zur Achse gerichtet und ist gleich ρω 2 , wobei ρ der kürzeste Abstand vom gegebenen Punkt zur Achse ist. V. Gleichzeitige Rotation um zwei Achsen G G G dr ′(1) = dϕ1 × r , G G G dr′(2) = dϕ 2 × r′ G G G G G G G G G G dr ′ = dϕ1 × r + dϕ2 × r ′ = dϕ1 × (r ′ − a ) + dϕ2 × r ′ = G G G G G − dϕ1 × a + ( dϕ2 + dϕ1 ) × r ′ G G G dϕ = dϕ 2 + dϕ1 . VI. Dynamik der Rotation um eine feste Achse Betrachten wir Rotation eines starren Körpers um eine feste Achse. Wir teilen den Körper in G kleine Elemente mi . ri ρi Für die Projektion des Drehimpulses auf die Rotationsachse gilt L& = M ext ,& . (1) Der ist gleich G Drehimpuls G G G G G L = ∑ ri × mi vi = ∑ mi ri × (ω × ri ) = G G G G G G ∑ mi ⎡⎣ω ( ri ⋅ ri ) − ri ( ri ⋅ ω )⎤⎦ Seine Projektion auf die Rotationsachse GG G G G G G G G G L& = Le& = ∑ mi ⎡⎣(ω ⋅ e& ) ( ri ⋅ ri ) − ( ri ⋅ e& ) ( ri ⋅ ω ) ⎤⎦ = = ∑ mi ⎡⎣ω ri 2 − ω ri 2 cos 2 θ ⎤⎦ = ω ∑ mi ρi2 = Θω Die Größe Θ = ∑ mi ρi2 nennt man Massenträgheitsmoment bezüglich der Rotationsachse. Der Drehimpulssatz (1) nimmt somit die folgende Form an Θω = M ext ,& oder Θϕ = M ext ,& (Drallsatz) Dasselbe gilt für die Winkelgeschwindigkeiten: G G G ω = ω1 + ω2 . wobei M ext ,& Kraftmoment aller äußeren Kräfte Beispiel 1. Eine Scheibe dreht sich mit einer Winkelgeschwindigkeit G ω1 um eine vertikale Achse, die sich ihrerseits mit einer WinkelG geschwindigkeit ω2 um eine vertikale Achse dreht. Zu bestimmen ist die Winkelgeschwindigkeit der Scheibe. VII. Kinetische Energie bei einer Rotation um eine feste Achse 2 mi ( ρiω ) mi vi2 1 K =∑ =∑ = ∑ mi ρi2 ω 2 2 2 2 2 Θω K= 2 VIII. Arbeit bei einer Rotation um eine feste Achse. An einem Punkt P G eines starren Körpers mit dem δϕ δ rG G G r greift eine Radiusvektor F G Kraft F an. Bei einer Rotatiθ rG on um die gezeigte Achse um G den Winkel dϕ verschiebt sich der Angriffspunkt der 0 Kraft um den Vektor G G G dr = dϕ × r . G Die von der Kraft F geleistete Arbeit ist G G G G G G G G dA = F ⋅ dr = F ⋅ ( dϕ × r ) = dϕ ⋅ r × F zyklische Umstellung G G oder dA = dϕ ⋅ M . Lösung: G G G ω = ω1 + ω2 . In diesem Fall ω = ω1 + ω2 . Beispiel 2: Eine Scheibe dreht sich mit einer WinkelgeschwindigG keit ω1 um eine Achse, die sich ihrerseits mit einer G Winkelgeschwindigkeit ω2 um eine horizontale Achse dreht. Zu bestimmen ist die momentane Winkelgeschwindigkeit der Scheibe in der gezeigten Lage. G G ω Lösung: ω1 G ω2 bezüglich der Rotationsachse ist. ( ( ) ) 2 Mechanik II / Vorlesung 14 / Prof. Popov Verschiedenes aus der Dynamik Diese Vorlesung dient im Wesentlichen einer gezielten Vorbereitung zur Klausur. Ihr Inhalt kann daher dieses Semester völlig anders sein! B1. Ein Mensch (Masse m) geht vom Bug eines (am Anfang ruhenden) Bootes (Länge L) zum Heck über. Wie verschiebt sich das Boot unter den folgenden Annahmen: (a) Es gibt keine Reibung zwischen dem Boot und Wasser, (b) Es gibt eine Widerstandskraft proportional zur Geschwindigkeit? Lösung. (a) keine Reibung. Die Länge des Bootes ist L = x1 − x2 . Verschiebung des Schwerpunktes: mx + Mx2 ∆xS = 1 =0 m+M (Null nach dem Schwerpunktsatz). Aus dem m L. Gleichungssystem folgt x2 = − M +m (b) (Mit Widerstandskraft) Das 2. N.G. für den Menschen und das Boot: mx1 = N ⎧ ⇒ mx1 + Mx2 = −α x2 ⎨ ⎩ Mx2 = − N − α x2 oder mx1 + Mx2 = −α x2 + C . Aus den Anfangsbedingungen folgt C = 0 . Somit α x2 = −mx1 − Mx2 . Am Ende des Prozesses sind x1 = 0 , x2 = 0 . Somit ist x2 = 0 : Das Boot ist am Ende in derselben Lage wie am Anfang! B2. Drei Massen sind durch masselose starre Stäbe verbunden und gleiten ein schiefe Ebene hinab. An der Masse m3 greift eine Kraft F an. FWie groß ist die Beschleunigung des Systems? Lösung. In meisten Fällen empfiehlt sich als erstes eine F Freischnittskizze zu machen und mit den aufgetragenen Kräften 2. N.G. für jeden Körper aufzustellen. In der y-Richtung gibt es keine Bewegung. 2.NG. für diese Richtung entartet sich zu Gleichgewichtsbedingungen N1 = m1 g cos α , N 2 = m2 g cos α , N 3 = m3 g cos α Für die Reibungskräfte ergibt sich aus dem Reibungsgesetz: R1 = µ1m1 g cos α , R2 = µ2 m2 g cos α , R3 = µ3 m3 g cos α . Bezeichnen wir die Beschleunigung der Körper in der x-Richtung durch a, so lautet das 2.NG. in dieser Richtung m1a = m1 g sin α − µ1m1 g cos α + S1 m2 a = m2 g sin α − µ2 m2 g cos α − S1 + S 2 m3a = m3 g sin α − µ3m3 g cos α − S 2 + F Durch Addition der Gleichungen fallen alle inneren Kräfte im System aus (in diesem Fall die Stabkräfte): ( m1 + m2 + m3 ) a = ( m1 + m2 + m3 ) g sin α − ( µ1m1 + µ2 m2 + µ3m3 ) g cos α + F Diese Gleichung ist nichts anderes als der Schwerpunktsatz für dieses System. Für die Beschleunigung ergibt sich ( µ m + µ2 m2 + µ3m3 ) g cos α a = g sin α − 1 1 ( m1 + m2 + m3 ) + F ( m1 + m2 + m3 ) B3. Ein Auto bremst so, dass die darauf von der Straße wirkende Kraft F kleiner µ G ist ( µ ist der Reibungskoeffizient, G - Gewichtskraft). Wie groß darf eine senkrecht zur Bewegung gerichtete Kraft sein, so dass das Auto noch G nicht rutscht? Lösung. Die Bremskraft F und G die Kraft F1 , die das Auto vom seitlichen Rutschen abhält, sind in Wirklichkeit zwei Komponenten der Reibungskraft zwischen den Rädern und der Straße, deren Betrag den Wert µ mg nicht übersteigen darf. "An der Gernze des Rutschens" gilt somit: F 2 + F⊥2 = ( µ mg ) 2 . Die maximale zulässige Seitenkraft erreichnet sich zu F⊥ = ( µ mg ) 2 − F 2 (s. Bild links). Bei einer Vollbremsung reicht bereits eine unendlich kleine Seitenkraft. 1 B4. Ein Körper bewegt sich so, dass seine Polarkoordinaten als Funktionen der Zeit sind gleich r = l 1 + ξ t 3 und ϕ = ξ t 3 . Zu ( ) bestimmen ist die Beschleunigung für ϕ = π . Lösung. Zur Beschreibung der Bewegung wählen wir eine "polare Basis" G G ( er , eϕ ). G G Für der Radiusvektor des Körpers gilt r = rer . Seine Ableitung nach Zeit ergibt G G G G G r + rer = re r + rϕ eϕ . Geschwindigkeit: r = re Beschleunigung erhalten wir durch nochmaliges Differenzieren: G G G G G G r + rϕ eϕ + rϕeϕ + rϕ eϕ = r = rer + re G G G G G e = re + rϕ e + rϕ e + rϕe − rϕϕ ϕ r ϕ ϕ r G G = ( r − rϕ ) er + ( 2rϕ + rϕ) eϕ 2 Im unseren Spezialfall gilt r = l (1 + ξ t 3 ) , r = 3lξ t 2 , r = 6lξ t , ϕ = ξ t 3 , ϕ = 3ξ t 2 , ϕ = 6ξ t , ( ) ) eG ) 6ξ t ) eG G r = 6lξ t − l 1 + ξ t 3 3ξ t 2 ( ( )( ( + 2 ⋅ 3lξ t 2 3ξ t 2 + l 1 + ξ t 3 2 r ϕ = ( ( ) ) ( ( )) ⎡ 2 − 1 + ξ t 3 3ξ t 3 eGr ⎤ ⎥ 3lξ t ⎢ ⎢ + 6ξ t 3 + 1 + ξ t 3 2 eG ⎥ ϕ⎥ ⎣⎢ ⎦ für ϕ = π ist ξ t 3 = π ⇒ t = (π / ξ ) . 1/ 3 Für Beschleunigung ergibt sich G ⎡ 2 − (1 + π ) 3π ) er ⎤ G 1/ 3 ( r = 3lξ (π / ξ ) ⎢ G ⎥. ⎢⎣ + ( 6π + (1 + π ) 2 ) eϕ ⎥⎦ Betrag der Beschleunigung ist gleich G 2/3 r = 32 l 2ξ 2 (π / ξ ) ⋅ 2 2 ⋅ ⎡⎢( 2 − (1 + π ) 3π ) + ( 6π + (1 + π ) 2 ) ⎤⎥ ⎣ ⎦ B5. Erklären Sie Bewegung eines Stuhles, wenn er etwas geneigt und freigelassen wird. B6. Welches Glas ist stabiler: ein leeres oder mit Zucker? B7. Hubble hat festgestellt, dass alle Sterne von uns fliehen, und zwar mit einer Geschwindigkeit proportional zur Entfernung. Kann man daraus schließen, dass wir uns im Zentrum des Universums befinden? Lösung: Die Beobachtung von Hubble lautet: G G rWi = krWi . Das gilt für einen beliebigen Stern, z.B. auch für A: G G rWA = krWA . Für die Einwohner des Sternssystems A ist die Geschwindigkeit des Sterns i gleich G G G G rWi − rWA = k ( rWi − rWA ) . Der Vektor in der Klammer ist aber genau der Vektor vom Stern A zum Stern i. Das bedeutet, dass die Einwohner des Sterns A sehen, dass alle Sterne von ihnen fliehen, und zwar mit einer Geschwindigkeit proportional zur Entfernung. B8. Auf einer masselosen Stange (Länge 2l) sind zwei Körper mit Masse m befestigt. Die Stange dreht sich nach dem Gesetz ϕ (t ) = π sin ωt um eine Achse, die durch ihre Mitte geht und senkrecht zur Stange gerichtet ist. Zu bestimmen ist das auf die Stange wirkende Kraftmoment. Das Kraftmoment bekommen wir aus dem Drehimpulssatz G G L = M . Zur Bestimmung des Drehimpulses G G G benutzen wir seine Definition: L = ∑ mi ri × vi . Der Drehimpuls ist demnach entlang der zAchse gerichtet und betragsmäßig gleich G G L = 2mlv = 2ml 2ϕ , L = 2ml 2ϕ ez . Aus dem Drehimpulssatz folgt G G G G M = L = 2ml 2ϕez = −2π ml 2ω 2 ( sin ωt ) ez . B9. Zu bestimmen ist das Reflexionsgesetz beim Aufprall eines Würfels auf eine rauhe Wand (Reibungskoeffizient µ ). Freischnitt im Moment des Aufpralls: Impulssatz in der x- und yRichtung: x: mv (2) x − mv t2 (1) x = ∫ Ndt = 2mvx(0) t1 x y t2 (1) (0) y: mv (2) y − mv y = − ∫ µ Ndt = −2 µ mv x t1 Daraus folgt v (1) y (0) = v (2) y − 2 µ vx tan β = tan α − 2µ . 2 Mechanik II / Vorlesung 15 / Prof. Popov Trägheitsmomente, Dynamik ebener Bewegung Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 3.2.2 I. Analogie zwischen einer eindimensionalen Translation und eindimensionalen Rotation Translation Rotation ϕ Koordinate x x = v Θ G G G M = r ×F L = Θω G G L=M Θ K = ω2 2 Θω = M G G dA = Mdϕ Kraft Impuls Impulssatz m K = v2 2 mv = F G G dA = Fdr Winkel ϕ = ω Geschwindigkeit Masse m G F p = mv G G p = F Kinetische Energie das 2.N.G. Arbeit Winkelgeschwindigkeit Trägheitsmoment Θ = ∑ mi ( x + y 2 i 2 i B6. "Senkrechten-Achsen-Satz". sein Analog m B2. m B3. x Θ = mr 2 l l 0 0 Θ = ∫ x 2dm = ∫ x 2 dm = M dx l Mdx Ml 2 = l 3 B4. Stablänge l l /2 ∫ −l / 2 l/2 x dm = 2 ∫ −l / 2 x2 Beweis: ( = ∑m (x ) ) = ∑m x Θ x = ∑ mi yi2 + zi2 = ∑ mi yi2 i 2 i + zi2 2 i i Θ z = ∑ mi ( xi2 + yi2 ) = Θ x + Θ y . x+dx Stablänge l Für ebene Figuren (in der Ebene (x,y) liegend) gilt Θ z = Θ x + Θ y . y x Θy Θ = mr 2 r z Arbeit Volumen r a Kinetische Energie a2 . 12 Bei Rotation um die Achse x: b2 Θx = m . 12 Drehimpulssatz Θ = ∫ dm ( x 2 + y 2 ) = ∫ ( x 2 + y 2 )ρ dV B1. x Drehimpuls ) oder Dichte Θy = m b Kraftmoment II. Berechnung der Trägheitsmomente Das Massenträgheitsmoment eines Körpers bezüglich der z-Achse wird definiert als Θ= Nach Integration über alle Massenelemente: y Mdx Ml 2 = l 12 B5. Platte mit den Seiten a und b. Bei einer Rotation um die Achse y schneiden wir die Platte in dünne Streifen senkrecht zur ya2 chse. Für jeden Streifen gilt d Θ = dm . 12 B7. Platte mit den Seiten a und b senkrecht zur Plattenebene. z y x Aufgrund von B5 und B6: Θz = m 2 ( a + b2 ) . 12 B8. Quader mit den Seiten a, b und c. Trägheitsmoment bezüglich der z-Achse: Wir schneiden den Quader in dünne Platten senkrecht zur z-Achse. z Nach B7 gilt für jede Platte dm 2 a d Θz = a + b2 ) ( 12 y Nach Integration b über alle Platten: m x Θz = ( a 2 + b2 ) . c 12 Analog m m Θ x = ( a 2 + c 2 ) , Θ y = ( b2 + c 2 ) . 12 12 1 B9. Kreis mit dem Radius R. Wir schneiden aus m dem Kreis einen dünnen Kreisring mit dem inneren Radius r und dem äußeren Radius r + dr . Die Masse 2π rdr 2m des Kreisringes ist dm = m = 2 rdr . π R2 R Das Trägheitsmoment des Kreisringes ist (nach 2m B2) gleich d Θ = dm ⋅ r 2 = 2 r 3dr . Das R gesamte Trägheitsmoment ergibt sich durch Integration von r = 0 bis r = R : R 2m 3 mR 2 . r dr = R2 2 0 Θ=∫ B10. Kreis bezüglich einer in seiner Ebene liegenden Achse. z m y x Nach dem "Senkrechten-Achsen-Satz" (B6) gilt mR 2 Θz = = Θ x + Θ y = 2Θ x = 2 Θ y . 2 mR 2 Daraus folgt Θ x = Θ y = 4 B11. Kugel mit dem Radius R. Wir schneiden R die Kugel in r dünne Kreisscheiben senkrecht zur Rotationsachse. z Masse einer Scheibe ist 2 dm = ρπ r dz . Trägheitsmoment einer Scheibe dm 2 ρπ r 4 ist d Θ = r = dz . Mit r 2 = R 2 − z 2 2 2 ergibt sich für das Gesamtträgheitsmoment R ρπ ( R 2 − z 2 ) 2 8 πρ R 5 . (1) 2 15 −R Die Dichte kann man aus der Gleichung 4 m = ρV = ρ π R 3 erhalten und in (1) einset3 2 zen. (1) erhält dann die Form Θ = mR 2 . 5 Θ= ∫ dz = Satz von Steiner Betrachten wir das Trägheitsmoment Θs eines starren Körpers bezüglich einer Achse s-s, die durch den Schwerpunkt S geht und Trägheitsmoment Θa desselben Körper bezüglich einer Achse a-a parallel dazu. Den Abstand zwischen beiden Achsen sei a. Zwischen den beiden Trägheitsmomenten besteht ein Zusammenhang, der durch den Satz von Steiner gegeben wird: Θa = Θs + mrs2 wobei m die Masse des Körpers ist. Beweis: Das Trägheitsmoment bezüglich der Achse a ist gleich G Θ a = ∑ mi rai2 = G G 2 ∑ mi ( rsi + a ) = G G G G = ∑ mi rsi2 + 2rsi a + a 2 = G G G G ∑ mi rsi2 + 2a ∑ mi rsi + a 2 ∑ mi = Θs + ma 2 ( ) III. Dynamik einer ebenen Bewegung Betrachten wir Bewegung eines starren Körpers in einer Ebene (xG,y) unter der Einwirkung von äußeren Kräften F . Für ein beliebiges System auch einen starren Körper - gilt immer der G G G Schwerpunktsatz: mrs = F , wobei rs RadiusG vektor des Schwerpunkts und F Summe aller äußeren Kräfte ist. Betrachten wir jetzt Bewegung des Körpers aus einem Bezugssystem, das eine Translationsbewegung mit dem Schwerpunkt des Körpers ausführt. In diesem System bewegt sich der Schwerpunkt nicht und eine beliebige Bewegung ist eine reine Rotation um den Schwerpunkt. Dieses System ist aber ein sich beschleunigt bewegendes und somit ein nicht Inertialsystem. Für eine Rotation um den Schwerpunkt gilt der Drehimpulssatz in der Form L = Θsϕ = M s + M schein , wobei Momente aller physikalischen äußeren Kräfte und der Scheinkräfte bezüglich des Schwerpunkts berücksichtigt werden müssen. Das Moment der Scheinkräfte ist aber bezüglich des Schwerpunktes gleich Null, da die Scheinkräfte im Schwerpunkt angreifen. Somit fallen sie aus dem Drehimpulssatz aus und er nimmt die Form L = Θsϕ = M s an. Die 3 Bewegungsgleichungen für eine ebene Bewegung sind somit mxs = Fx , mys = Fy , Θsϕ = M s 2 Mechanik II / Vorlesung 16 / Prof. Popov Ebene Dynamik eines starren Körpers: Beispiele oder I. Bewegungsgleichungen für Translationsmxs = mg ( sin α − μ cos α ) , bewegung und für Rotationsbewegung. Die 3 Bewegungsgleichungen für eine ebene Θ sϕ = r μ mg cos α . Bewegung sind III. Schiefe Ebene mit verschiedenen Rollmxs = Fx , mys = Fy , Θsϕ = M s . körpern (Experiment). Für einen rotationssymmetrischen Körper mit II. Hinabrollende Kugel dem Außenradius R gilt H 1 xs = g sin α y r 1 + Θ s / mR 2 mg x α N α Für eine ebene Bewegung gelten die drei Bewegungsgleichungen mxs = Fx , mys = Fy , Θsϕ = M s . xs und y s sind Koordinaten des 2 Schwerpunkts und Θs = mr 2 ist das Träg5 heitsmoment der Kugel bezüglich des Schwerpunkts. Die o.g. Gleichungen lauten: mxs = mg sin α − H , (1) 0 = N − mg cos α ⇒ N = mg cos α (2) Θsϕ = rH (3) Beim Rollen ohne Gleiten ist der Berührungspunkt der Kugel mit der Ebene der Momentanpol. Der Abstand des Zentrums vom Momentanpol ist r. Somit ist die Geschwindigkeit des Zentrums gleich x s = rϕ (4) Aus dem Gleichungssystem (1)-(4) folgt für die Beschleunigung 1 5 xs = g sin α = g sin α und für die 2 1 + Θ s / mr 7 Haftreibung H = (2 / 7)mg sin α . Das gilt aber nur solange diese Haftreibung tatsächlich realisiert werden kann, d.h. solange H 2 = tan α . Ist diese BeH ≤ μN ⇒ μ ≥ N 7 dingung nicht erfüllt, so wird die Kugel durchrutschen. Z.B. für eine stählerne Kugel mit 7 μ ≈ 0.3 muss tan α ≤ μ ≈ 1 und α ≤ 45° sein. 2 Beginnt die Kugel zu rutschen, so steigt die Reibkraft nicht weiter, sondern bleibt gleich H = μN . Die Gleichungen (1) und (3) nehmen nun die Form mxs = mg sin α − μ N , Θ sϕ = r μ N Je größer Θ s / mR 2 , d.h. je weiter von der Achse die Masse verteilt ist, desto kleiner Beschleunigung (Beim Holzylinder kleiner, als beim Doppelkegel). IV. Energieerhaltungssatz. Kinetische Energie eines Körpers berechnet sich als kinetischen Energie der Translationsbewegung des Schwerpunkts plus kinetische Energhie der Rotationsbewegung bezüglich des Schwerpunkts. mv 2 Θ ω 2 K= s + s 2 2 Gibt es im Kontakt kein Gleiten (reines Rollen), so leisten die Reibkräfte im Kontakt keine Arbeit und die Energie bleibt erhalten. Beispiel. Rollt eine Kugel ohne Gleiten wie in (I) aus der Höhe h, so lautet der Energieerhaltungssatz zwischen dem Anfangszustand und dem Endzustand am Fuße der geneigten Ebene wie folgt: mv 2 Θ ω 2 mgh = s + s . 2 2 Unter Berücksichtigung der kinematischen Beziehung vs = rω nimmt der Erhaltungssatz die mvs2 Θ s vs2 vs2 + = ( m + Θs / r 2 ) . 2 2 2r 2 V. Ein Fahrzeug mit einem Vorder- bzw. Hinterradantrieb. Form mgh = a h mg H N1 N2 Die beiden "Schwerpunktgleichungen" lauten mx = H und 0 = N1 + N 2 − mg . Der Drehimpulssatz bezüglich des Schwerpunka a tes: 0 = N1 − N 2 − hH . Hieraus folgt 2 2 1 mg h mg h + H, N2 = − H. 2 a 2 a Maximale Haftkraft genügt der Bedingung ⎛ mg h ⎞ H max = μ N1 ⇒ H max = μ ⎜ + H max ⎟ (5) ⎝ 2 a ⎠ mg μ ⇒ H max = . Die maximale Be2 1 − μh / a g μ schleunigung ist somit . Das xmax = 2 1 − μh / a gilt nur solange N 2 > 0 ist. Die maximale Reibkraft ist beschränkt entweder durch die Bedingung (5) oder durch die Bedingung, dass die Vorderräder nicht abheben: mg h mga . Im zweiten Fall N2 = − H > 0, H < 2 a 2h wäre die maximale Beschleunigung gleich ga . Maximale Beschleunigung ist gleich xmax = 2h dem kleinsten von zwei gefundenen Werten. N1 = Im Fall des Vorderradantriebs genügt die maximale Haftkraft der Bedingung H max = μ N 2 . mg Daraus folgt g μ H xmax = 2 1 + μh / a N2 N1 (kleiner als beim Antrieb über die Hinterräder). VI. Schaukeln auf einer Reckstange mit Amplitude 90°. Zu bestimmen ist der maximale Wert der horizontalen Komponente der Lagerreaktion. Modellieren wir den Menschen als einen homogenen Stab mit der Masse m. y Ay A l Horizontale Kraftkomponente ergibt sich aus dem Schwerpunktsatz: Ax = mxs . Für xs gilt xs = (l / 2)cos ϕ . Zweimaliges Differenzieren ergibt xs = −(l / 2)cos ϕ ⋅ ϕ 2 − (l / 2)sin ϕ ⋅ ϕ = 3 mgl 2 9 sin 2ϕ = − g sin 2ϕ 8 Θ 8 Die Reaktionskraft Ax = −(9 / 8)mg sin 2ϕ erreicht ihren (betragsmäßig) maximalen Wert (9 / 8)mg bei ϕ = 45° . − VII. Rutschen einer Leiter Zu bestimmen ist Geschwindigkeit v des Schwerpunkts als Funktion M l des Winkels ϕ . Lösung: Momentanpol befindet sich im Punkt M. Abstand vom Momentanpol zum ϕ Schwerpunkt ist gleich l / 2 . Kinetische Energie ist gleich 2 2 2 ⎛ ml 2 ml 2ω 2 Θ ω ⎛ l ⎞ ⎞ω K= M =⎜ + m⎜ ⎟ ⎟ = . ⎜ 12 ⎟ 2 2 2 6 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ Energieerhaltungssatz: mg (l / 2)sin ϕ + ml 2ω 2 / 6 = mgl / 2 ⇒ ω = (3g / l )(1 − sin ϕ ) . Die Schwerpunktgeschwindigkeit ist somit gleich l vs = ω = (3gl / 4)(1 − sin ϕ ) . 2 Ax ϕ x mg Winkelgeschwindigkeit kann aus dem Energiesatz bestimmt werden. Energie "vor": U = 0 , K = 0 . U = − mg (l / 2)sin ϕ , Energie bei ϕ : K = Θϕ 2 / 2 . Erhaltungssatz: Θ 2 l ϕ = mg sin ϕ oder 2 2 mgl sin ϕ . Differenzieren nach Zeit ergibt Θ mgl ϕ = cos ϕ . 2Θ ϕ 2 = 2 Mechanik II / Vorlesung 17 / Prof. Popov Drehimpulserhaltungssatz, Exzentrischer Stoß Literatur: Hauger, Schnell und Groß. Technische Mechanik III, 3.3.3 I. Drehimpulserhaltung: Aus dem DrehimG G pulssatz L = M folgt, dass wenn das gesamte Moment aller an einem System angreifenden äußeren Kräfte bezüglich eines Bezugspunktes gleich Null ist, so bleibt der Drehimpuls bezüglich desselben Punktes konstant. Bemerkung 1: Das System muss nicht abgeschlossen sein. Nur das Moment der einwirkenden Kräfte muss verschwinden! Bemerkung 2: Die Erhaltung des Drehimpulses gilt auch für einzelne Richtungen, auf welche die Projektion des Momentenvektors gleich Null ist. B1. Bei Drehung um eine feste Achse ohne Reibungsmoment gilt L = Θω = const . Verringert sich das Trägheitsmoment, so wird die Winkelgeschwindigkeit größer (Experiment mit Drehschemel). B2. Hält man in den Händen eine Einrichtung mit einem Rotor und versucht man, die Rotationsachse zu ändern, so entsteht eine Rotationsbewegung in der entgegengesetzten Richtung (2. Experiment mit Drehschemel). B3. Ein Stab trifft mit der Geschwindigkeit v auf ein Lager A und wird dort eingeknickt. Zu bestimmen ist die Winkelgeschwindigkeit nach dem Aufprall. l Lösung: Kraftmoment A l/3 bezüglich des v Punktes A ist gleich Null. Deshalb bleibt der Drehimpuls erhalten. Bei einer Translationsbewegung ist G G G G G G G L = ∑ mi ri × vi = ∑ mi ri × v = mrs × v . Für den Drehimpuls haben wir deshalb: l "vor": L1 = m v 6 2 ⎛ ml 2 ml 2 ⎛l⎞ ⎞ + m ⎜ ⎟ ⎟ω = ω "nach": L2 = Θω = ⎜ ⎜ 12 ⎟ 6 9 ⎝ ⎠ ⎝ ⎠ 3v L1 = L2 ⇒ ω = . 2l Wie groß ist Energieverlust bei diesem Stoß? m K1 = v 2 , 2 2 ml 2 ω 2 ml 2 ⎛ 3 v ⎞ mv 2 K2 = 9 2 = ⎜ ⎟ = 18 ⎝ 2 l ⎠ 8 3/4 der Energie geht verloren. B4. Zu berechnen sind lineare und Winkelgeschwindigkeit sowie die Lage des Momentanpols nach einem v plastischen Stoß. m m Lösung: Energie bleibt hier nicht m v' l erhalten. Aber Impuls und Drehimω puls bleiben erhalten, und zwar bezüglich eines beliebigen Bezugspunktes, da dies ein abgeschlossenes System ist. Impuls "vor": mv l ⎞ ⎛ Impuls "nach": mv′ + m ⎜ v′ + ω ⎟ 2 ⎠ ⎝ Impulserhaltung: l l ⎞ ⎛ v ′ + ⎜ v ′ + ω ⎟ = v ⇒ 2v ′ + ω = v 2 2 ⎠ ⎝ Stellen wir den Drehimpulssatz bezüglich des Schwerpunktes des Stabes auf: l Drehimpuls "vor": mv 2 l ⎞l ⎛ Drehimpuls "nach": m ⎜ v′ + ω ⎟ + Θ Stabω 2 ⎠2 ⎝ Drehimpulserhaltung: m(l / 2) ( v′ + ω (l / 2) ) + Θ Stabω = m(l / 2)v oder ( v′ + ω (l / 2) ) + 2Θ Stab ω=v ml 2 Mit Θ Stab = ml 2 /12 folgt daraus v′ + lω = v . 3 Lösung des umrahmten Gleichungssystems 6v 1 ergibt ω = und v′ = v . 5 5l Der Momentanpol befindet sich unter dem v′ 1 Schwerpunkt im Abstand ∆l = = l . ω 6 Diesen Punkt nennt man Stoßmittelpunkt. Wird der Körper in diesem Punkt gelagert, so treten beim Stoß keine Lagerreaktionen auf. B5. In welcher Höhe h muss eine Billardkugel horizontal angestoßen werden, damit sie auf glatter Bahn nach dem Stoß rollt? Lösung: Die RollF bedingung bedeutet, dass der Kontakth S r punkt mit dem Bo- A 1 den der Momentanpol ist. Daher gilt vs = ω r . (1) (2) Schwerpunktsatz: mvs = F . Schwerpunkt des Pendels, Masse m der Kugel). Dividieren von (3) durch (2) ergibt Θ ω 7 h= s +r = r. 5 m vs Dasselbe Ergebnis kriegt man auch wenn man den Drallsatz bezüglich des Momentanpols schreibt (ist in diesem Fall richtig, aber nicht empfohlen). Lösung. Betrachten wir drei Zustände: 1. Direkt vor dem Zusammenstoß 2. Direkt nach dem Zusammenstoß 3. Maximale Auslenkung des Pendels. Zwischen 1 und 2 ändert sich der Winkel ϕ nicht (d.h. er bleibt Null). Das Kraftmoment aller Kräfte bezüglich des Aufhängepunktes ist Null, somit gilt der Drehimpulserhaltungssatz: hmv hmv = Θ + mh 2 ω ⇒ ω = . (1) ( Θ + mh2 ) B6. Ein geschlossenes zylindrisches Gefäß (innerer Radius R, Höhe h, Trägheitsmoment Θ ) gefüllt mit Wasser wird schnell bis zu einer Winkelgeschwindigkeit ω0 beschleunigt. Wel- Ab diesem Moment (zwischen 2 und 3) bleibt Energie erhalten: 2 ( hmv ) = g Ml + mh 1 − cos ϕ (2) ( )( m) 2 Θ + mh 2 Drehimpulssatz: Θ sω = F ( h − r ) . (3) che Winkelgeschwindigkeit ω1 wird sich im Zustand einstellen, in dem sich das Gefäß und das Wasser als ganzes drehen? Reibmoment in der Achse ist zu vernachlässigen. Lösung. Nachdem das Gefäß in die Rotation gesetzt wurde, hat es den Drehimpuls L0 = Θω0 . Im Endzustand ist der Drehimpuls ( ) gleich L1 = Θ + mR 2 2 ω1 . Da auf das System (bezüglich der Achse) keine äußeren Momente wirken, bleibt der Drehimpuls erhalten: Θω0 L0 = L1 . Daraus folgt ω1 = . Dar( Θ + mR 2 2 ) auf beruht z.B. die Methode, mit der man ein rohes Ein von einem gekochten Ein unterscheiden kann. B7. Ballistisches Pendel Geschwindigkeit einer Kugel kann gemessen werden, indem in ein "Ballistisches Pendel" (auch Stoßpendel) geschossen und dern Ausschlagwinkel gemessen wird. Wie hängt die Geschwindigkeit der Kugel von dem maximalen Winkel ab? (Gegeben: Das Trägheitsmoment Θ des Pendels bezüglich des Aufhängepunktes, Masse M des Pendels, der Höhenabstand h zwischen dem Aufhängepunkt und dem Punkt, wo die Kugel das Pendel trifft, Abstand l zwischen dem Aufhängepunkt und dem ( ( ) ) Aus (1) und (2) folgt 1 2 Θ + mh 2 g ( Ml + mh )(1 − cos ϕ m ) . v= hm ( ) B8. Eine Kugel stößt elastisch mit einer Wand zusammen. Zu bestimmen sind Geschwindigkeit und Winkelgeschwindigkeit nach dem Abprall (kein Gleiten im Kontakt). ω v α β v α β v' v' O H N Bezüglich des Kontaktpunktes O ist das Drehmoment aller Kräfte während des Stoßes gleich Null ⇒ Drehimpulserhaltung: mvr sin α = mv′r sin β + Θ sω (1) Beim elastischen Stoß bleibt auch Energie erhalten: mv 2 mv′2 Θ Sω 2 = + . (2) 2 2 2 Rollen ohne Gleiten: v′x = ω r = v′ sin β . (3) Aus diesen drei Gleichungen kann man drei Unbekannte v′ , ω und β bestimmen. Mit (3) nehmen (1) und (2) die Form v sin α = v′ sin β (1 + Θ S / mr 2 ) v = v′ 1 + Θ S sin 2 β / mr 2 Z.B. wenn α ≈ 90° , so ist v β ≈ 45° und ω = 0.71 . r sin β = 5/ 7 , 2 Mechanik II / Vorlesung 18 / Prof. Popov I. Drehimpuls bei einer Drehung um eine beliebige Achse G ω x = ω cosα ω ω y = ω sin α a y G G mb2 L F Θx = 12 b G ma 2 α Θy = −F β 12 x b tan α = . a 2 mb ω cosα Lx = Θ xω x = 12 ma 2 ω sin α Ly = Θ yω y = 12 a 2 sin α a 2 b a = 2 = = tan −1 α . tan β = 2 b cosα b a b Der Vektor des Drehimpulses dreht sich um die Achse. II. Zeitliche Änderung eines rotierenden Vektors. G Wenn ein Vektor A sich mit der WinkelgeG schwindigkeit ω dreht, so gilt G G G A =ω × A. Beispiele: G G G G (a) Geschwindigkeit v = r = ω × r G G G G G G G (b) Beschleunigung a = v = ω × v = ω × (ω × r ) (c) Änderung des Drehimpulses G G G L =ω ×L III. Die in der Achse bei einer Rotation wirkenden Kräfte. Nach dem Drehimpulssatz G G G G L =ω ×L = M . Ändert sich der Drehimpuls, so muss ein Kraftmoment wirken! Die Änderung des Drehimpuls zeigt in die Tafel. In den Lagern muss somit ein Kräftepaar wirken, wie im Bild 1 gezeigt. Woher stammt dieses Kraftmoment? Betrachten wir die Platte im rotierenden Bezugssystem. Durch die Zentrifugalkräfte entsteht ein Kraftmoment in der gezeigten Rich- Kreiselbewegung tung. Die Reaktionskräfte in den Lagern wirken in die entgegensetzte Richtung. Was geschieht, wenn die Achse nicht festgehalten wird? IV. Symmetrischer Kreisel Definition: Θ x = Θ y ≠ Θ z . Zum Beispiel: A. Reguläre Präzession (Nutation) eines symmetrischen Kreisels. G G L1 = Θ1ω1 ω L L2 = Θ2ω 2 = 0 x3 L3 = Θ3ω3 Winkelgeschwindigkeit der Drehung um die x1 Symmetrieachse: θ L L cosθ ω3 = 3 = Θ3 Θ3 L sin θ ω1 = ω Pr sin θ = . Θ1 L . Die Kreisachse beschreibt Daraus ω Pr = Θ1 G einen Kreiskegel um die Richtung L . V. Präzession unter der Einwirkung eines Kraftmomentes G Wenn wir die ω Kreiselachse G -F L in die gleichmäßig Tafel gerich- um die tet G vertikale F Ω ändert sich der Drehimpuls? Achse drehen, wie G G G G L =ω ×L = M Wenn die Kräfte in vertikaler Ebene wirken, so bewegt sich die Achse in der horizontalen Ebene VI. Spielkreisel G L Ω Pr G ω θ h mg 1 L = Ω Pr L sinθ = mgl sinθ ⇒ Ω Pr = mgl mgl = L Θω Astronomisches Beispiel: Präzession der Erde Sonne Periode der 25800 Jahre. astronomischen Präzession VII. Präzession und Nutation G Ω Pr äz G ω Nut VIII. Satz vom gleichsinnigen Parallelismus der Drehachsen (Foucault) Die Kreiselachse versucht sich gleichsinnig parallel mit der Achse der Zwangsdrehung zu stellen. . 2 Mechanik II / Vorlesung 19 / Prof. Popov Die Eulerschen Gleichungen, Lagerreaktionen bei Rotoren (Hauger, Schnell und Gross: 3.4.2, 3.4.3, 3.4.4) I. Trägheitstensor (dieses Semester ohne Herleitung). Neunkomponentige Größe ⎛ Θ xx Θ xy Θ xz ⎞ ⎜ ⎟ Θij = ⎜ Θ yx Θ yy Θ yz ⎟ − ⎜Θ ⎟ ⎝ zx Θ zy Θ zz ⎠ mit Θij = ∑ m ⎡⎣ r 2δ ij − ri rj ⎤⎦ ( m) nicht diagonale Elemente Θ xy u.s.w. sind Deviationsmomente. In expliziter Form Θ xz ⎞ ⎟ Θ yz ⎟ = Θ zz ⎟⎠ −∑ mxy ∑m(x + z ) −∑ mzy 2 2 −∑ mxz ⎞ ⎟ −∑ myz ⎟ ⎟ 2 2 ⎟ ∑ m( x + y )⎠ Für ein Kontinuum Θik = ∫ ρ dV ( r 2δ ik − ri rk ) Der Drehimpuls berechnet sich mit Hilfe des Trägheitstensors als Li = ∑ 0⎞ 0 ⎟⎟ . Θ3 ⎟⎠ Der Drehimpuls und die kinetische Energie haben dann eine besonders einfache Form: 0 ⎞ ⎛ ωx ⎞ ⎛ Θ1ωx ⎞ ⎛ Lx ⎞ ⎛ Θ1 0 ⎜L ⎟ = ⎜ 0 Θ 0 ⎟⎟ ⎜⎜ ω y ⎟⎟ = ⎜⎜ Θ2ω y ⎟⎟ 2 ⎜ y⎟ ⎜ , (2) ⎜L ⎟ ⎜ 0 0 Θ3 ⎟⎠ ⎜⎝ ωz ⎟⎠ ⎜⎝ Θ3ωz ⎟⎠ ⎝ z⎠ ⎝ 1 ( Θ1ωx2 + Θ2ωy2 + Θ3ωz2 ) 2 . III. Die Eulerschen Gleichungen Wenn man den Drehimpuls bezüglich der Hauptachsen berechnet, so muß man bei Berechnung der zeitlichen Ableitung noch die Drehung der Achsen selbst berücksichtigen. G G dL d ′L G G G = +ω×L = M dt dt Sind ω1 , ω2 und ω3 Rotationsgeschwindigkeiten bezüglich der Hauptachsen des Trägheitstensors, so kann man den Drehimpulssatz in der folgenden Form schreiben (Eulersche Gleichungen): K= heißt Trägheitstensor. Die Diagonalelemente Θ xx , Θ yy , Θ zz sind axiale Trägheitsmomente, ⎛ Θ xx Θ xy ⎜ ( Θik ) = ⎜ Θ yx Θ yy ⎜ Θ zx Θ zy ⎝ ⎛ ∑ m ( y2 + z2 ) ⎜ = ⎜ −∑ myx ⎜ ⎜ −∑ mzx ⎝ ⎛ Θ1 0 Θik = ⎜⎜ 0 Θ2 ⎜0 0 ⎝ Θijω j j= x, y ,z oder ausführlich: Lx = ∑ Θ xjω j = Θ xxωx + Θ xyω y + Θ xzωz j Ly = ∑ Θ yjω j = Θ yxωx + Θ yyω y + Θ yzωz j Lz = ∑ Θ zjω j = Θ zxω x + Θ zyω y + Θ zzω z j Die kinetische Energie berechnet sich als 1 1 K = Θijω iω j ≡ ∑ Θijω iω j 2 i, j = x, y, z 2 II. Hauptträgheitsachsen und Hauptträgheitsmomente. Man kann ein kartesisches Koordinatensystem immer so wählen, dass der Trägheitstensor eine Diagonalform annimmt. Diese Koordinatenachsen heißen Hauptträgheitsachsen und die Diagonalelemente des Tensors Hauptträgheitsmomente. In Hauptachsen verschwinden alle Deviationsmomente: Θ1ω1 − ( Θ2 − Θ3 ) ω2ω3 = M 1 Θ2ω 2 − ( Θ3 − Θ1 ) ω3ω1 = M 2 Θ3ω 3 − ( Θ1 − Θ2 ) ω1ω2 = M 3 Beispiel 1: Der momentenfreie symmetrische Kreisel (ein Körper in kardanischer Lagerung oder auch ein frei fliegender Körper) Θ1ω1 − ( Θ2 − Θ3 ) ω 2ω 3 = 0 Θ2ω 2 − ( Θ3 − Θ1 ) ω3ω1 = 0 Θ3ω 3 − ( Θ1 − Θ2 ) ω1ω 2 = 0 Wenn Θ1 = Θ2 = Θ ist, dann ist ω 3 = 0 . D.h. um die Symmetrieachse dreht sich der Körper mit einer konstanten Geschwindigkeit. Beispiel 2: Bei kleinen Rotationsgeschwindigkeiten sind alle drei Rotationen unabhängig! Beispiel 3: Kollermühle Ein um eine horizontale Achse A frei drehbares Rad rollt längst eines Kreises ab. Die Achse A wird durch eine zwangsläufige Führung über eine vertikale, angetriebene und mit einer Art Kardangelenk versehene Achse B eingeleitet und unterhalten (Winkelgeschwindigkeit ω0 ). 1 Zu bestimmen ist die vom Rad auf den Boden ausgeübte Kraft. G N R j Die Änderung G des Drehimpulses berechnet sich G d ′L G G als L = + ω × L oder dt 2 L x = Θ xzω z + ω y Lz − ω z Ly = Θ xzω z − ω z Θ yz 2 L y = Θ yzω z + ω z Lx − ω x Lz = Θ yzω z + Θ xzω z Lösung. Den Drehwinkel um die Symmetrieachse bezeichnen wir als α . Die Winkelgeschwindigkeiten um die drei Hauptachsen sind dann: R ω0 r ω 2 = ω0 cosα j Lz = ∑ Θ zjω j = Θ zx ω x + Θ zy ω y + Θ zzω z r ω1 = α = Ly = ∑ Θ yjω j = Θ yx ω x + Θ yy ω y + Θ yzω z ω0 2 L z = Θ zzω z +ω x Ly − ω y Lx = Θ zzω z 3 Aus dem Drehimpulssatz folgt 2 Θ xzω z − ω z Θ yz = M x , Θ yzω z + Θ xzω z = M y , 2 ω1 = 0 ω 2 = −ω 0 sin α ⋅ α = ω1ω 3 ω 3 = −ω 0 sin α ω 3 = −ω1ω 2 Die Eulerschen Gleichungen: M1 = 0 R M 2 = ( Θ2 − Θ3 + Θ1 ) ω3ω1 = Θ1 ω02 sin α r R M 3 = ( −Θ3 − Θ1 + Θ2 ) ω 2ω1 = −Θ1 ω 02 cos α r Der Betrag des Kraftmomentes ist R M = Θ1 ω02 = ( N − G ) R ⇒ r M ω2 1 ⎞ ⎛ = G + Θ1 0 = m ⎜ g + rω02 ⎟ N =G+ 2 R r ⎝ ⎠ Bei schneller Rotation kann die Druckkraft viel größer als die Gewichtskraft werden! Θ zzω z = M z , Die dritte Gleichung ist die übliche Form des Drallsatzes bei einer ebenen Rotation um eine feste Achse. Die ersten zwei Gleichungen geben die seitens der Achse wirkenden Reaktionsmomente. Die Reaktionsmomente treten nur bei einer Abweichung von einer symmetrischen Form auf (wenn Deviationsmomente nicht gleich Null sind). Beispiel 5: Auswuchten eines Rades. An einem Autorad (Drehachse z) befindet sich eine Unwucht mit der Masse m0 . Welche Massen m1 und m2 müssen an den Stellen (1) und (2) angebracht werden, damit das Rad ausgewuchtet ist? Beispiel 4: Kreiselwirkung bei Luftschraube Bei einer Rechtskurve wird die Flugzeugnase nach unten gedrückt und bei einer Linkskurve nach oben. Bei zweimotorigen Flugzeugen und gegenseitig laufenden Luftschrauben werden die Tragflügel verdreht. IV. Lagerreaktionen bei ebener Bewegung Dreht sich der Körper um eine feste Achse z, so ωx = 0 , ω y = 0 , ωz = ω Für den Drehimpuls Li = Θijω j ≡ ∑ j = x, y ,z Θijω j haben wir Lx = ∑ Θ xjω j = Θ xx ω x + Θ xy ω y + Θ xzω z j Lösung. Das Rad ist ausgewuchtet, wenn der Schwerpunkt auf der Drehachse liegt und die Deviationsmomente verschwinden: m0 r0 + m2 r2 − m1r1 = 0 Θ zy = − m0 r0 e0 + m1r1e1 + m2 r2 e2 = 0 . Auflösen liefert die gesuchten Massen r e +e r e −e m1 = m0 0 0 2 , m2 = m0 0 0 1 . r1 e1 + e2 r2 e1 + e2 2 Mechanik II / Vorlesung 20 / Prof. Popov Schwingungen, Federzahlen, imaginäre Exponenten (HSG 5.1, 5.2.1, 5.2.2) gung der Schwerekraft. Das zweite NewtonBeispiele für Schwingungen sche Gesetz lautet: Masse an einer Feder Schwingungen in elektrischen Kreisen ⎛c⎞ mx = − cx oder x = − ⎜ ⎟ x = −ω02 x . Elektronen in einem Atom ⎝m⎠ Regelungssysteme Allgemeine Lösung dieser Gleichung ist Ökologische Systeme Wirtschaftliche Systeme x ( t ) = A cos ω0t + B sin ω0t - ...... I. Periodische Schwingungen: x (t + T ) = x (t ) T - Periode f = 1 - Frequenz (Einheit Hertz: Hz=1/s) T I.a. Harmonische Schwingungen x = A sin ωt ω − Kreisfrequenz ⎛ ⎛ 2π ⎞ ⎞ = x ( ωt ) x ⎜ω ⎜ t + ω ⎟⎠ ⎟⎠ ⎝ ⎝ 2π 2π T= ; ω= = 2π f ω T x (ωt + 2π ) = x (ωt ) ; Allgemeine Form von harmonischen Schwingungen: x ( t ) = C cos (ωt − α ) = = C cos ωt cos α + C sin ωt ⋅ sin α = = A cos ωt + B sin ωt ; A = C cos α , B = C sin α ; B C = A2 + B 2 , α = arctan . A II. Harmonische Schwingung und Kreisbewegung x = C cos (ωt − α ) ϕ = ωt − α − Phasenwinkel (oder Phase) Kreisfrequenz und Winkelgeschwindigkeit sind in diesem Fall Synonyme. III. Einmassenschwinger. Betrachten wir eine Masse gekoppelt an eine starre Wand mit einer linear elastischen Feder. Betrachten wir dieses System zunächst unter Vernachlässi- Konstanten A und B berechnen sich mit Hilfe von Anfangsbedingungen: x ( 0 ) = x0 , x ( 0 ) = v0 . Daraus folgt A = x0 , B = v0 / ω0 . Die Lösung lautet somit v x ( t ) = x0 cos ω0t + 0 sin ω0t . ω0 Die Amplitude der Schwingung ist gleich C = x02 + ( v0 / ω0 ) , 2 die Phase α = arctan v0 . ω0 x0 ω0 = c / m wird Eigenkreisfrequenz genannt. Kinetische und potentielle Energie oszillieren, wobei ihre Summe konstant bleibt: 1 1 1 E = T + U = mx 2 + cx 2 = mω02C 2 sin 2 (ω0t − α ) 2 2 2 Energie 1 cC 2 + cC 2 cos 2 (ω0t − α ) = = const 2 2 IV. Physikalisches Pendel. Betrachtet wird ein beliebiger starrer Körper, der eine ebene Bewegung um eine feste Achse A ausführt. Der Drehimpulssatz bezüglich der Rotationsachse lautet: Θ Aϕ = − mgl sin ϕ . Für kleine ϕ vereinfacht sich die Gleichung zu Θ Aϕ = −mglϕ oder ϕ + ω 2ϕ = 0 mit ω 2 = mgl / Θ A . Für den Sonderfall eines mathematischen Pendels erhalten wir ω 2 = mgl / Θ A = mgl / ml 2 = g / l . V. Federzahlen elastischer Systeme Bei einer linear elastischen Feder gilt F = c∆l . Der Steifigkeitskoeffizient kann somit definiert werden als c = F / ∆l . 1 Dehnfedern Elastizitätsmodul E σ = Eε A l ∆l F AE ⇒ F= =E ∆l ⇒ A l l Biegefedern (Blattfedern) c= AE . l F Elastizitätsmodul E, geometrisches Trägheitsmoment des Querschnitts ist I. x Aus der Statik ist bekannt, dass die Verschiebung des Endpunktes des Balkens ist gleich 3EI 3EI Fl 3 ⇒ F = 3 x ⇒ c= 3 x= l 3EI l Eine auf beiden Enden gestützte Blattfeder F l F/2 F/2 F x l/2 l/2 In diesem Fall ist Verschiebung wie bei einem einseitig eingespannten Balken der Länge l / 2 unter der Wirkung einer Kraft F / 2 : 48EI F (l / 2) Fl 3 x= = ⇒ c= 3 . l 2 3EI 48EI 3 VI. Parallelschaltung von Federn Gesamtsteifigkeit c* = c1 + c2 VII. Reihenschaltung von Federn Gesamtsteifigkeit 1 1 1 = + c * c1 c2 c1 c1 c2 c2 VIII. Lineare Differentialgleichungen mit konstanten Koeffizienten A. Homogene Gleichungen dnx d n −1 dx an n + an −1 n −1 + ....a1 + a0 x = 0 dt dt dt Allgemeiner Lösungsansatz: x = Ceλt , λ = const Einsetzen in die Gleichung ergibt die charakteristische Gleichung: an λ n + an −1λ n −1 + an − 2 λ n − 2 + ⋅⋅⋅ + a0 = 0 Dies ist eine algebraische Gleichung n -ter Ordnung. Sie hat genau n Wurzeln: λ1 ,..., λn (Theorem von Gauß). Die allgemeine Lösung der Differentialgleichung ist: x ( t ) = C1eλ1t + C2 eλ2t + ⋅⋅⋅ + Cn eλnt . Beispiel 1. x − 5 x + 6 x = 0 ; λt 1) x = e ⇒ 2) λ 2 − 5λ + 6 = 0 ⇒ 3) λ1 = 2 ; λ2 = 3 ; Allgemeine Lösung: x = C1e 2t + C2 e3t . Beispiel 2. x − 9x = 0 ; Charakteristische Gleichung: λ 2 − 9 = 0 ; λ 2 = 9 ; λ1 = +3 ; λ2 = −3 ; Allgemeine Lösung: x = C1e3t + C2e −3t . x + 9x = 0 ; Beispiel 3. Charakteristische Gleichung: λ 2 + 9 = 0 ; λ 2 = −9 ; λ1 = +3i ; λ2 = −3i ; Hier i ist imaginäre Einheit: i 2 = −1 . Allgemeine Lösung: x = C1e3it + C2 e −3it IX. Imaginäre Exponenten x 2 x3 x 4 e x = 1 + x + + + + ⋅⋅⋅ 2! 3! 4! e = 1 + ( ix ) ix ( ix ) + 2 ( ix ) + 3 ( ix ) + 4 2! 3! 4! 2 4 3 2 ⎣⎡i = −1 ; i = i ⋅ i = −i ; i = 1⎤⎦ x2 x3 x 4 x5 ⇒ 1 + ix − − i + + i + ⋅⋅⋅ 2! 3! 4! 5! 2 4 6 ⎡ x ⎤ x x = ⎢1 − + − + ⋅⋅⋅⎥ + ⎣ 2! 4! 6! ⎦ + ⋅⋅ ⇒ ⎡ ⎤ x3 x5 x 7 +i ⎢ x − + − + ⋅⋅⋅⎥ = 3! 5! 7! ⎣ ⎦ = cos x + i sin x : eix = cos x + i sin x (Eulersche Formel) Beispiel 3 – Fortsetzung. x = C1e3it + C2e −3it = = C1 [ cos 3t + i sin 3t ] + C2 [ cos 3t − i sin 3t ] = ( C1 + C2 ) cos 3t + ( iC1 − iC2 ) sin 3t = A B = A cos 3t + B sin 3t 2 Mechanik II / Vorlesung 21 / Prof. Popov Gedämpfte Schwingungen (HSG 5.2.3) I. Gedämpfte Schwingungen Bewegungsgleichung (das 2. N.G.): mx = − dx − cx Federkraft Dämpfungskraft (viskose Reibung) Standardform: x+ d c x + x = 0 m m 2δ ω02 B. Große Dämpfung δ 2 > ω02 Beide λ1,2 sind reell (und negativ) x = Ae ( −δ + δ 2 ) −ω02 t + Be x + 2δ x + ω02 x = 0 - die Bewegungsgleichung für freie Schwingungen eines gedämpften Einmassenschwingers. II. Lösung mit dem Exponentialansatz Gegeben sei die DGL x + 2δ x + ω02 x = 0 Lösung: Ansatz x = Aeλt ⇒ Charakteristische Gl. λ 2 + 2δλ + ω02 = 0 hat zwei Wurzeln λ1,2 = −δ ± δ 2 − ω02 . A. Kleine Dämpfung δ 2 < ω02 λ1,2 = −δ ± − (ω02 − δ 2 ) = = −δ ± i ω02 − δ 2 = −δ ± iω * ω* = ω02 − δ 2 ; + C2 e ( −δ −iω *)t ) −ω02 t Zwei Exponenten Anfangsbedingungen: x ( 0 ) = x0 , x ( 0 ) = v0 x ( 0 ) = Aeλ1 0 + Beλ2 0 = A + B = x0 x ( t ) = Aλ1eλ1t + Bλ2 eλ2t λ2 x0 − v0 v −λ x ; B= 0 1 0. λ2 − λ1 λ2 − λ1 λ x −v v −λ x x ( t ) = 2 0 0 eλ t + 0 1 0 eλ t λ2 − λ1 λ2 − λ1 A= Drei Fälle: −δ + iω *)t 2 x ( 0 ) = Aλ1 + Bλ2 = v0 Allgemeine Lösung ist x = Aeλ1t + Beλ2t x = C1e( ( −δ − δ = = C1 ⋅ e −δ t ⋅ eiω*t + C2 ⋅ e−δ t ⋅ e− iω*t = 1 2 z. B. für x0 = 0 , v0 ≠ 0 v0 v0 −λ t −λ t x (t ) = eλ2t − eλ1t ) = e 2 −e 1 ( λ2 − λ1 λ2 − λ1 ( ) „Übergedämpfte Schwingungen“ = e −δ t ( A cos ω * t + B sin ω * t ) = Ce −δ t cos (ω * t + α ) Das ist eine Schwingung mit der Kreisfrequenz ω* = ω02 − δ 2 und einer nach dem Gesetz e−δ t abnehmenden Amplitude. δ heißt Abklingkoeffizient [ s −1 ]. "Periode" (z.B. Zeit zwischen zwei Maxima T = 2π / ω* = 2π / ω02 − δ 2 strebt bei δ → ω0 gegen ∞ . C Aperiodischer Grenzfall δ = ω0 , λ1 = λ2 = λ = −δ . In der letzten Gleichung des Abschnitts B setzen wir λ2 = λ1 + ∆λ und lassen ∆λ gegen Null streben: 1 x (t ) = = v0t v0 δ ( ⋅ e( λ1t +∆λ ⋅t ) ) − eλ1t = eλ1t +∆λ ⋅t − eλ1t = ∆λ ⋅ t x = v0teλ1t = v0te −|λ |t Allgemeine Lösung in diesem Fall ist x ( t ) = Ae −δ t + Bte −δ t = x0 e −δ t + ( v0 + x0δ ) te −δ t . Abhängig von den Anfangsbedingungen können sich folgende Bewegungen ergeben: III. Energie bei nicht gedämpften und gedämpften Schwingungen Für ungedämpfte Schwingungen gilt 1 1 1 E = T + U = mx 2 + cx 2 = mω02C 2 sin 2 (ω0t − α ) 2 2 2 Energie 1 cC 2 + cC 2 cos 2 (ω0t − α ) = = const 2 2 Energie bleibt erhalten. Mittelwert der kinetischen Energie ist dabei gleich dem Mittewert der potentiellen Energie: K = U = E / 2 Für gedämpfte Schwingungen multiplizieren wir mx + dx + cx = 0 mit x : 2 + d ( x ) + cxx = 0 mxx d ⎛ mx ⎞ d ⎛ cx 2 ⎞ 2d mx 2 2 ⎟ = −d ⋅ x = − ⎜ ⎟+ ⎜ dt ⎝ 2 ⎠ dt ⎝ 2 ⎠ m 2 bungskraft R = µ mg ist stets gegen die Geschwindigkeit gerichtet. Das 2. N.G. liefert: ⎧⎪mx = −cx − R, x > 0 ⎨ x < 0 ⎪⎩mx = −cx + R, x = −ω02 x − r , x > 0 ⎪⎧ r = R/m ⎨ x = −ω02 x + r , x < 0 ⎪⎩ Bei den Anfangsbedingungen x ( t1 = 0 ) = x0 , x ( t1 = 0 ) = 0 bewegt sich der Klotz nach links ( x < 0 ) , x + ω02 x = r ; x = r / ω02 ist eine Partikularlösung der nicht homogenen Gleichung. Die allgemeine Lösung ist x = A cos ω0t + B sin ω0t + r / ω02 ; Einsetzen der Anfangsbedingungen: 2 ⎪⎧ x ( 0 ) = A + r / ω0 = x0 ⎨ ⎪⎩ x ( 0 ) = ω0 B = 0 ergibt B = 0 und A = x0 − r / ω02 . Endgültige Lösung: x = ( x0 − r / ω02 ) cos ω0t + r / ω02 ; dE 2d =− K = −4δ K . dt m Diese Lösung gilt solange x = −ω0 ( x0 − r / ω02 ) sin ω0t < 0 Mittelung über eine Periode ergibt: Die Geschwindigkeit würde ihr Vorzeichen ändern, wenn sin ω0t = 0 . Das geschieht zum Zeitpunkt t1 = π / ω0 . In diesem Moment dE = −4δ K = −2δ E . dt Die Energie nimmt somit nach dem Gesetz E = E0 e −2δ t ab. IV. Schwingungen in Anwesenheit trockener Reibung Ein Klotz (Masse m) bewege sich auf einer Unterlage (Reibungskoeffizient µ ). Die Rei- x = − ( x0 − r / ω02 ) + r / ω02 = − x0 + 2r / ω02 D.h. nach einer halben Periode hat der Ausschlag um 2r / ω02 abgenommen. In der nächsten halben Periode wird offenbar dasselbe passieren. Nach einer endlichen Zahl von Halbperioden kommt der Körper vollständig zum Stillstand. 2 Mechanik II / Vorlesung 22 / Prof. Popov Erzwungene Schwingungen, Resonanz (HSG 5.3.1) I. Erzwungene Schwingungen ohne Dämpfung Zu bestimmen ist ihre Bewegung unter der Wirkung der Kraft F ( t ) = F0 cos ωt . Lösung. Aus (2) folgt F m x (0) = A + 2 0 2 = 0 ω0 − ω F (t ) Freischnitt: Fel = − cx x (0) = − Aω0 sin ω0t + Bω0 cos ω0t − ω F0 m sin ωt = ω02 − ω 2 t =0 = Bω0 = 0 F0 m . ω02 − ω 2 Bewegungsgleichung: mx = −cx + F ( t ) Daraus folgt: B = 0 , A = − Angenommen die äußere Kraft ändert sich nach dem Gesetz F ( t ) = F0 cos ωt ⇒ Die Lösung lautet F m F m x = − 2 0 2 cos ω0t + 2 0 2 cos ωt = ω0 − ω ω0 − ω Bewegungsgleichung: mx = −cx + F0 cos ωt Lösungsansatz: x = C cos ωt . Einsetzen in die Bewegungsgleichung liefert −mω 2C cos ωt = − cC cos ωt + F0 cos ωt C ( c − mω 2 ) = F0 ⇒ C= (3) F m = 2 0 2 ( cos ωt − cos ω0t ) ω0 − ω cos 2t − cos 2.1t cos 2t − cos 3t F0 F0 m F m = = 20 2 2 2 c − mω c m −ω ω0 − ω b a cos 2t − cos 0.1t F0 m cos ωt (1) ω02 − ω 2 heißt Partikularlösung der DGL. Aus (1) folgt: • wenn ω < ω0 , hat x dasselbe Vorzeichnen wie F . Koordinate und Kraft schwingen in gleicher Phase. • wenn ω > ω0 , hat x entgegengesetztes zu F Vorzeichnen ⇒ Koordinate schwingt in „Gegenphase“ zur Kraft. • Amplitude wird ∞ , wenn ω → ω0 RESONANZ. t sin t Resonanzfall Die Lösung: x = Allgemeine Lösung setzt sich aus der allgemeinen Lösung der homogenen Gleichung und einer Partikularlösung zusammen: F m x = A cos ω0t + B sin ω0t + 2 0 2 cos ωt (2) ω0 − ω Beispiel: Zum Zeitpunkt t = 0 befinde sich die Masse in Ruhe im Gleichgewicht: (Anfangsbedingungen: x(0) = 0 , v (0) = 0 ). c d Sonderfall ω = ω0 (Resonanz). In (3) setzen wir ω = ω0 + ∆ω ein und lassen ∆ω → 0 . F0 m x= ( cos(ω0 + ∆ω )t − cos ω0t ) = (ω0 + ω )(ω0 − ω ) =− = ( cos(ω0t + ∆ω ⋅ t ) − cos ω0t ) = F0 t m ( ω0 + ω ) ∆ω ⋅ t F0 F t t ω0 sin ω0t → 0 ω0 sin ω0t m (ω0 + ω ) m 2ω0 x= F0 t sin ω0t (Resonanzfall) (Bild d oben). m 1 II. Schwebungen. Oft werden Schwingungen mit verschiedenen Frequenzen überlagert. Erzwungene Schwingungen ohne Dämpfung ist ein Beispiel hierfür: x (t ) = C ( cos ωt − cos ω0t ) . Wir untersuchen den Fall, wo die beiden Frequenzen fast gleich sind: ω = ω0 + ∆ω ( ∆ω ist eine kleine Frequenzdifferenz ∆ω ω0 , ω ). Es gilt ω = ω + ( ∆ω / 2 ) , ω0 = ω − ( ∆ω / 2 ) , wobei ω = ω + ω0 der Mittelwert der beiden 2 Frequenzen ist. Für den uns interessierenden Ausdruck cos ωt − cos ω0t ergibt sich cos ωt − cos ω0t = = cos (ω + ( ∆ω / 2 ) ) t − cos (ω − ( ∆ω / 2 ) ) t = cos ωt ⋅ cos ( ∆ω / 2 ) t + sin ωt ⋅ sin ( ∆ω / 2 ) t + − cos ωt ⋅ cos ( ∆ω / 2 ) t + sin ωt ⋅ sin ( ∆ω / 2 ) t = cos ωt − cos ω0t = 2sin ω t ⋅ sin ( ∆ω / 2 ) t . Schnelle Schwingungen Diese Art von Schwingungen heißt Schwebungen (Bild b oben). III. Erzwungene Schwingungen mit Dämpfung Freischnitt: F (t ) Bewegungsgleichung: mx = −cx − dx + F ( t ) , x2 + ω02 x2 + 2δ x2 = ( f 0 / 2 ) e − iωt . Diese Gleichungen lösen wir mit dem Exponentialansatz: x1 (t ) = x1eiω t , x2 (t ) = x2 e− iω t ⇒ −ω 2 x2 + ω02 x2 + i 2ωδ x2 = ( f 0 / 2 ) ⇒ −ω 2 x2 + ω02 x2 − i 2ωδ x2 = ( f 0 / 2 ) ( f0 / 2) x1 = , x2 = ( f0 / 2) . −ω + ω + i 2ωδ −ω + ω02 − i 2ωδ Die partikuläre Lösung ist: ( f0 / 2) ( f0 / 2) x(t ) = eiωt + e − iωt = 2 2 2 −ω + ω0 + i 2ωδ −ω + ω02 − i 2ωδ 2 2 0 2 ⎡( −ω 2 + ω02 − i 2ωδ ) eiωt + ⎤ ⎢ ⎥= − iω t 2 2 2 2 2 2 2 ⎢ ⎥ i 2 e ω ω ωδ + − + + 4 ω ω ω δ − + + ( ) ( 0 0 ) ⎣ ⎦ ( f0 / 2 ) ( −ω f0 2 +ω ) 2 2 0 + 4ω δ 2 2 ⎡(ω02 − ω 2 ) cos ωt + 2ωδ sin ωt ⎤ = ⎣ ⎦ = x0 cos (ωt − α ) langsam oszillierende Amplitude FFeder Wegen der Linearität können wir die Aufgabe in getrennte Lösung von zwei Aufgaben teilen x1 + ω02 x1 + 2δ x1 = ( f 0 / 2 ) eiωt und Dies ist eine harmonische Schwingung mit der f0 Amplitude x0 = 2 ( −ω 2 + ω02 ) + 4ω 2δ 2 und der Phasenverschiebung α : 2ωδ tan α = 2 . (ω0 − ω 2 ) 2δ = 0 FDämpfer 2δ = 0.3 F ( t ) = F0 cos ωt x + ω02 x + 2δ x = ( F0 / m ) cos ωt . Dies ist eine lineare, nicht homogene DGL. Trigonometrische Funktionen und imaginäre Exponenten eiα = cos α + i sin α e − iα = cos α − i sin α eiα + e − iα = 2 cos α ⇒ cos α = (eiα + e − iα ) / 2 , eiα − e − iα = 2i sin α ⇒ sin α = ( eiα − e − iα ) / 2 . Partikularlösung Wir stellen cos ω t als Summe von Exponentialfunktionen dar: cos ω t = ( eiω t + e− iω t ) / 2 und lösen dann die Gleichung x + ω02 x + 2δ x = ( f 0 / 2 ) (eiωt + e − iωt ) . 2δ = 0 2δ = 0.3 2δ = 1 2δ = 1 Das Verhältnis x (ω ) ω02 = V= 0 2 x0 (0) ( −ω 2 + ω02 ) + 4ω 2δ 2 heißt Vergrößerungsfunktion. Sie zeigt, um wie viel größer ist die Schwingungsamplitude verglichen mit dem statischen Fall. Der maximale Wert der Vergrößerungsfunktion: x (ω ) ω Vmax = 0 0 = 0 ≡ Q heißt die Güteziffer x0 (0) 2δ des Schwingers. 2 Mechanik II / Vorlesung 23 / Prof. Popov Erzwungene Schwingungen mit Dämpfung (Fortsetzung) I. Erzwungene Schwingungen mit Dämpfung Freischnitt: F (t ) FFeder Bewegungsgleichung: mx = −cx − dx + F ( t ) , FDämpfer F ( t ) = F0 cos ωt x + ω02 x + 2δ x = ( F0 / m ) cos ωt = f 0 cos ωt . Genauso, wie bei freien gedämpften Schwingungen ist es bequem komplexe Zahlen zu benutzen. II. Lösung von linearen, nicht homogenen Differentialgleichungen Eine lineare, nicht homogene Gleichung d nx d n −1 dx an n + an −1 n −1 + ....a1 + a0 x = f (t ) dt dt dt ist leicht lösbar im Fall, wenn die Funktion f (t ) eine Exponentialfunktion ist: f (t ) = F0e pt ( p ist eine beliebige Konstante). Allgemeine Lösungsmethode: Suche partikuläre Lösung in der gleichen Exponentialform: x = Ce pt . Einsetzen in die DGL liefert: C ( an p n + an −1 p n −1 + an −2 p n −2 + ⋅⋅⋅ + a0 ) = F0 . Daraus folgt C= (a p n n + an −1 p n −1 F0 . + an −2 p n −2 + ⋅⋅⋅ + a0 ) Diese Methode funktioniert auch bei harmonischen Funktionen f (t ) , da trigonometrische Funktionen über die Eulersche Formel mit der Exponentialfunktion verbunden sind. III. Komplexe Zahlen Komplexe Zahlen sind Zahlen der Form z = x + iy . " i " ist hier imaginäre Einheit: i 2 = −1 . x heißt Realteil, y Imaginärteil der Zahl: x = Re( z ) , y = Im( z ) . Die zur z komplex konjugierte Zahl ist z* = x − iy . Komplex konjugierte Zahl bekommt man durch Änderung des Vorzeichens vor " i " . Betrag einer komplexen Zahl: z ≡ x 2 + y 2 . Offenbar gilt 2 z ⋅ z* = ( x + iy )( x − iy ) = x 2 + y 2 = z . (HSG 5.3.2) Polare Darstellung von komplexen Zahlen Eine komplexe Zahl ist eindeutig durch Angabe ihrer Real- und Imaginärteile definiert, d.h. durch die Angabe eines Paars (x,y). Jeder komplexen Zahl kann eindeutig ein Punkt auf der Ebene (x,y) zugeordnet werden (und umgekehrt). Jeder Punkt auf der Ebene kann aber auch eindeutig durch seine Polarkoordinaten definiert werden: x = r cos θ , y = r sin θ . Die komplexe Zahl hat dann die Form z = r cos θ + ir sin θ = reiθ . r ist offenbar gleich dem Betrag der komplexen Zahl z ≡ x 2 + y 2 . θ heißt Phase der komplexen Zahl: tan θ = y / x = Im( z ) / Re( z ) . cos θ = Re( eiθ ) , sin θ = Im( eiθ ) Lösungsweg 2 (der beste Weg). cos ω t wird als Realteil einer komplexen Exponente gesehen. Beispiel 1. Gegeben sei eine periodische Größe, z.B. Kraft F (t ) = F0 cos ω t . Sie kann als Realteil einer komplexen Funktion F (t ) = F0 eiω t betrachtet werden: F (t ) = Re F (t ) . Beispiel 2. Gegeben sei eine Kosinus-Funktion mit einer Phasenverschiebung: i ω t −ϕ F = F0 cos (ω t − ϕ 0 ) = Re F0 e ( 0 ) = ( ( ) ) = Re ( F0 e− iϕ0 ⋅ eiω t ) = Re Fˆ ⋅ eiω t F ist komplexe Amplitude Fˆ = F0 e− iϕ0 Merke: Koeffizient vor der komplexen Exponente kann auch eine komplexe Zahl sein! Der Hintergrund der Methode: Wir betrachten die Gleichung x + ω02 x + 2δ x = f (t ) . Angenommen, eine partikuläre Lösung der Gleichung für f1 (t ) = cos ω t ist x1 (t ) und für f 2 (t ) = sin ω t ist x2 (t ) . Die Lösung für f (t ) = af1 (t ) + bf 2 (t ) ist dann x (t ) = ax1 (t ) + bx2 (t ) . Insbesondere für die Kraft f (t ) = f 0 cos ω t + if 0 sin ω t = f 0 eiω t lautet die Lösung x(t ) = f 0 x1 (t ) + if 0 x2 (t ) . 1 D.h.: Realteil der Lösung bei einer komplexen Kraft ist gleich der Lösung unter der Wirkung des Realteils der Kraft. Beispiele für Übergangsprozesse (Einschwingvorgang): Lösungsschritte: Schritt 1 : Wir erkennen eine reelle periodische Kraft F0 cos ωt als Realteil einer komplexen Funktion: F0 cos ωt = Re ( F0eiωt ) Schritt 2 : Die gegebene reelle Kraft ersetzen wir durch die komplexe: x + ω02 x + 2δ x = ( F0 / m ) eiωt . ˆ iωt : Schritt 3 : Exponentialansatz x = xe ˆ iωt = ( F0 / m ) eiωt ( −ω 2 + ω02 + i2ωδ ) xe Schritt 4 : Komplexe Amplitude: ( F0 m ) xˆ = 2 (1) ω0 − ω 2 + i 2ωδ Damit ist die Lösung der Ersatzgleichung ( F0 m ) ⋅ eiωt x(t ) = 2 ω0 − ω 2 + i 2ωδ Schritt 5 : Die komplexe Amplitude (1) stellen wir in polarer Form dar: xˆ = ρ ⋅ e− iΘ mit 2 ( F0 m ) , 2 ˆ ˆ* ρ = xx = tan Θ = (ω 2 0 − ω 2 ) + 4ω 2δ 2 2 − Im ( x ) 2δω . = Re ( xˆ ) ω02 − ω 2 = Re ( ρ e ⋅e iω t ) = ρ cos (ω t − Θ ) x(t ) = ρ cos (ω t − Θ ) Ergebnis : Schwingungsamplitde: ρ = F0 m (ω 2 0 Phasenverschiebung: − ω 2 ) + 4ω 2δ 2 2 ⎛ 2δω ⎞ Θ = arctan ⎜ 2 2 ⎟ ⎝ ω0 − ω ⎠ IV. Die allgemeine Lösung setzt sich aus einer partikulären Lösung der nicht homogenen Gleichung und der allgemeinen Lösung der homogenen Gleichung zusammen. Z.B. für kleine Dämpfungen: x(t ) = ρ cos (ωt − Θ ) + e −δ t Beispiel: "Fußpunkterregung" Bewegungsgleichung: mx = −c ( x − xF ) − dx , mx + cx + dx = cxF mx + cx + dx = cx0 cos ωt , d.h. identisch mit dem Fall einer Erregung durch eine Kraft F (t ) = cx0 cos ω t . x xF = x0 cos ω t Beispiel: Erregung über einen Dämpfer Schritt 6 : x = Re ( xˆ ⋅ eiωt ) = − iΘ V. Beispiele für erzwungene Schwingungen ( A cos ω * t + B sin ω * t ) Nach einer ausreichend langer Zeit wird das zweite Glied abklingen. Dann wird die Lösung nur durch die partikulare Lösung der nicht homogenen Gleichung bestimmt. Bewegungsgleichung: mx + cx + dx = dxF , mx + cx + dx = −d ω x0 sin ωt , d.h. identisch mit dem Fall einer Erregung durch eine Kraft F (t ) = −dω x0 sin ωt . Zu berechnen ist die Schwingungsamplitude. Lösung F (t ) = Im(− d ω x0 eiωt ) −2δω x0 xˆ = 2 . ω0 − ω 2 + i 2ωδ Schwingungsamplitude ist 2ωδ x0 . ρ= 2 2 2 2 2 (ω0 − ω ) + 4ω δ x xF = x0 cos ω t 2δ = 1 2δ = 0.3 Vergrößerungsfunktion: 2ωδ V= 2 (ω02 − ω 2 ) + 4ω 2δ 2 2 Mechanik II / Vorlesung 24 / Prof. Popov Schwingungen von Systemen mit zwei Freiheitsgraden "Lösung 2" (Bewegungsart 2): ϕ1(2) = A(2) cos ω 2t + B (2) sin ω 2t ϕ2(2) = − A(2) cos ω2t − B (2) sin ω2t I. Zwei gekoppelte Pendel. a (HSG 5.4.1) b l sin ϕ In diesem Fall kann man die allgemeine Lösung aufschreiben ohne die Bewegungsgleichungen aufzustellen. Bei kleinen Auslenkungen ist dies ein lineares System. Wenn wir einige "Lösungen" erraten haben, dann ist auch ihre Superposition mit beliebigen Koeffizienten eine mögliche Bewegung. Fall (a). Wenn beide Pendel um den gleichen Winkel ausgelenkt werden ( ϕ1 = ϕ 2 = ϕ ), so lautet der Drehimpulssatz für jedes Pendel Θϕ = ml 2ϕ = M = − mgl sin ϕ . Für kleine Winkel: ϕ = − ( g / l ) ϕ ist dies Schwingungsgleichung mit der Frequenz ω1 = g / l . Fall (b). Wenn die Pendel um den gleichen Winkel in entgegengesetzten Richtungen ausgelenkt werden, lautet der Drehimpulssatz: Θϕ = ml 2ϕ = − mgl sin ϕ − 2kd 2 sin ϕ cos ϕ Bei kleinen Winkeln ersetzen wir sin ϕ ϕ , cos ϕ 1 : ⎛ g 2kd 2 ⎞ + ⎟ ϕ Dies ist eine ml 2 ⎠ ⎝l Schwingungsgleichung mit der Fre- Diese zwei Bewegungsformen nennt man "normale Moden" oder "normale Formen" oder "Eigenformen" oder "Hauptschwingungen" des Systems. Die (Kreis)Frequenzen ω1 und ω 2 sind Eigen(kreis)frequenzen "Allgemeine Lösung": ϕ1 = A(1) cos ω1t + B (1) sin ω1t + A(2) cos ω2t + B (2) sin ω2t ϕ 2 = A(1) cos ω1t + B (1) sin ω1t − A(2) cosω 2t − B (2) sin ω2t Beispiel. Zu bestimmen ist das Bewegungsgesetz von zwei gekoppelten Pendeln mit den folgenden Anfangsbedingungen: ϕ1 (0) = ϕ 0 , ϕ 2 (0) = 0 , ϕ1 (0) = 0 , ϕ 2 (0) = 0 . Aus der allgemeinen Lösung folgt ϕ1 (0) = A(1) + A(2) = ϕ0 ⇒ A(1) = A(2) = ϕ 0 / 2 (1) (2) ϕ 2 (0) = A − A = 0 ϕ1 (0) = ω1B (1) + ω2 B (2) = 0 ⇒ B (1) = B (2) = 0 (1) (2) ϕ 2 (0) = ω1B − ω 2 B = 0 Die Lösung lautet somit ϕ1 (t ) = ϕ 2 (t ) = ϕ0 2 ( cosω1t + cosω2t ) ϕ0 2 ( cosω1t − cosω2t ) . Wenn ω1 ≈ ω 2 ist, so beschreiben beide Gleichungen die Schwebungen. ϕ1 ϕ = − ⎜ g 2kd + . l ml 2 Bezeichnen wir die Auslenkung des ersten Pendels mit ϕ1 und des zweiten mit ϕ 2 . Unsere zwei "Lösungen" (zwei mögliche Schwingungsformen) (a) und (b) lassen sich wie folgt schreiben: "Lösung 1" (Bewegungsart 1): ϕ1(1) = A(1) cos ω1t + B (1) sin ω1t ϕ 2(1) = A(1) cos ω1t + B (1) sin ω1t quenz ω 2 = ϕ2 2 t II. Wie findet man die Eigenformen? Lösungsmethode 1. m m 1 Betrachten wir das oben gezeigte Zweinassensystem und stellen für es die Bewegungsgleichungen auf: m 2ω 4 − 3kmω 2 + k 2 = 0 ⇒ ω 4 − 3 Eigenfrequenzen: mx1 = − kx1 + k ( x2 − x1 ) mx2 = − kx2 − k ( x2 − x1 ) (ω 2 )1,2 = d 2 ( x1 − x2 ) = −3k ( x1 − x2 ) . dt 2 Bezeichnungen: x1 + x2 = X , x1 − x2 = Y . Gleichungen A und B nehmen die Form d2X d 2Y m 2 = − kX und m 2 = −3kY an. dt dt Ihre Lösung: X (t ) = A(1) cos ω1t + B (1) sin ω1t Y (t ) = A(2) cos ω 2t + B (2) sin ω 2t mit ω12 = k / m , ω22 = 3k / m . Umkehrtransformation: X +Y X −Y x1 = , x2 = . 2 2 III. Reguläre Lösungsmethode Wir betrachten das folgende System: x1 2 2 Eigenformen bekommt man, indem man (7) in (5) oder (6) einsetzt: Y = ( 2 − mω 2 / k ) X . ω12 = ⎛ 3+ 5 ⎞ k 3+ 5 ⇒ Y = ⎜2 − ⎟ X = −0.62 X m 2 2 ⎠ ⎝ ω22 = ⎛ 3− 5 ⎞ k 3− 5 ⇒ Y = ⎜2 − ⎟ X = 1.62 X 2 ⎠ m 2 ⎝ Man kann die Lösungen auch in der Matrixform darstellen: ⎛ 1 ⎞ G ⎛x ⎞ x1 = ⎜ 1 ⎟ = C1 ⎜ ⎟ cos ωt ⎝ −0.62 ⎠ ⎝ x2 ⎠1 ⎛ 1 ⎞ G ⎛x ⎞ x2 = ⎜ 1 ⎟ = C2 ⎜ ⎟ cos ωt ⎝1.62 ⎠ ⎝ x2 ⎠ 2 Auf ähnliche Weise kann man zeigen, dass der sin-Ansatz zum gleichen Ergebnis führt. Es gibt zwei weitere unabhängige Lösungen: ⎛ 1 ⎞ G ⎛x ⎞ x3 = ⎜ 1 ⎟ = C3 ⎜ ⎟ sin ωt ⎝ −0.62 ⎠ ⎝ x2 ⎠3 x2 Die Bewegungsgleichungen lauten mx1 = − kx1 + k ( x2 − x1 ) mx2 = −k ( x2 − x1 ) ⎛ 1 ⎞ G ⎛x ⎞ x4 = ⎜ 1 ⎟ = C4 ⎜ ⎟ sin ωt ⎝1.62 ⎠ ⎝ x2 ⎠ 4 Die allgemeine Lösung lautet: G G G G G x = x1 + x2 + x3 + x4 . Sie enthält 4 Konstanten, die man aus den vier Anfangsbedingungen bestimmen kann. IV. Lösung mit komplexen Federzahlen Suchen wir Lösungen in der Form: x1 = X cos ωt , x2 = Y cos ωt . Einsetzen in die Bewegungsgleichungen liefert −mω 2 X = −kX + k (Y − X ) −mω 2Y = − k (Y − X ) oder nach Umformung (5) ( 2k − mω 2 ) X − kY = 0 −kX + ( k − mω 2 ) Y = 0 (6) Bedingung für die Lösbarkeit des Systems: ( 2k − mω ) −k −k ( k − mω ) 2 3k k 3± 5 ⎛ 3k ⎞ ⎛ k ⎞ . (7) ± ⎜ ⎟ −⎜ ⎟ = 2m m 2 ⎝ 2m ⎠ ⎝ m ⎠ ω1 = 1.62ω0 , ω2 = 0.62ω0 mit ω0 = k / m . Summieren beider Gleichungen ergibt d 2 ( x1 + x2 ) m = − k ( x1 + x2 ) dt 2 Subtrahieren: m 2 k 2 ⎛k⎞ ω +⎜ ⎟ =0 m ⎝m⎠ 2 =0 (charakteristische Gleichung) Die äquivalente, frequenzabhängige Steifigkeit ist gleich k (k − mω 2 ) k 2 − 3kmω 2 + m 2ω 4 2 k* = − m = . ω 2k − mω 2 2k − mω 2 Eigenfrequenzen sind solche Frequenzen, bei denen die äquivalente, frequenzabhängige Steifigkeit Null wird: k 2 − 3kmω 2 + m2ω 4 = 0 . Das ist genau die charakteristische Gleichung, die wir oben auf einem anderen Weg erhalten haben. 2 Mechanik II / Vorlesung 25 / Prof. Popov Verschiedenes aus dem Thema Schwingungen Diese Vorlesung dient im Wesentlichen einer gezielten Vorbereitung zur Klausur. Ihr Inhalt kann daher dieses Semester völlig anders sein! ( −mω 2 + iω d + c ) x ( t ) = F ( t ) . I. Komplexe Federzahlen 1). Feder unter Wirkung einer periodischen Die Federzahl ist jetzt eine komplexe Größe Kraft c* = − mω 2 + iω d + c = − mω 2 + c + i (ω d ) = F = cx (1) Re(c*) + i Im(c*) Den Proportionalitätskoeffizienten nen5). Allgemeiner Fall nen wir Federzahl. Für ein lineares mechanisches System (d.h. ein 2). Dämpfer unter Wirkung einer periodischen beliebig kompliziertes System aufgebaut aus Kraft Massen, linearen Federn und linearen DämpF = dx (2) fern) gilt bei einer Erregerkraft F0 eiωt ein lineaBei einer periodirer Zusammenhang schen, harmonischen Kraft F = F0 cos ωt F (t ) = c *(ω ) x(t ) , schreiben wir die Kraft in komplexer Form wobei c *(ω ) komplexe Federzahl des Systems F = F0 eiωt und suchen die Lösung in Form ist. x = xeiωt . Ergebnis: F (t ) = idω x(t ) , II. Berechnung von erzwungenen Schwind.h. die Kraft ist zu jedem Zeitpunkt proportiogungen mit Hilfe von komplexen Federzahnal zur Auslenkung, wie bei einer Feder. len. Der Koeffizient Die Gleichung F (t ) = c *(ω ) x(t ) bedeutet in cd = idω , expliziter Form F0 eiωt = c *(ω ) x . Daraus folgt der die Kraft mit der Auslenkung verbindet, ist F0 F0 jetzt aber komplex und hängt von der Frequenz x= eiωt = eiωt . *( ω ) Re * Im * c c + i c ( ) ( ) ab. Wir nennen ihn komplexe, frequenzabhängige Federzahl. Imaginäre Zahl c *(ω ) = Re ( c *) + i Im ( c *) in ( 3). Masse unter Wirkung einer periodischen Kraft. Bewegungsgleichung F = F0 cos ωt mx = F0 cos ωt ersetzen wir durch iωt mx = F0 e und suchen Partikularlösung in der Form x p = xeiωt . Dann gilt F = − mω 2 x . Auch in diesem Fall ist die Kraft proportional zur Auslenkung. Der Proportionalitätskoeffizient ist zwar reell, aber negativ und frequenzabhängig: cm = −mω 2 . 4). Masse mit einer Feder und einem Dämpfer unter Wirkung einer periodischen Kraft. Bewegungsgleichung: mx + cx + dx = F ( t ) . Für eine Kraft F ( t ) = F0 eiωt ergibt sich wieder ein linearer Zusammenhang zwischen der Kraft und der Auslenkung: ) ( ) polarer Darstellung hat die Form c *(ω ) = c * eiα mit ( Re c *) + ( Im c *) und Im ( c *) tan α = . Folglich ist Re ( c *) c* = 2 2 F0 F eiωt = 0 eiωt −iα c *(ω ) c* Realteil von dieser Funktion gibt die Lösung der ursprünglichen (reellen) Gleichung: F x(t ) = 0 cos (ωt − α ) c* Amplitude der Schwingungen ist demnach F0 . Amplitude = 2 2 Re c * + Im c * ( ) ( ) x= III. Zusammengesetzte Systeme aus mehreren Federn und Dämpfern. A) Reihenschaltung einer Feder und eines Dämpfers. Zu bestim1 men ist die Schwingungsamplitude unter der Wirkung einer periodischen Kraft F = F0 cos ωt . Lösung. Die komplexe Federzahl der Feder ist cF = c . Die komplexe Federzahl des Dämpfers ist cd = idω . Für die Steifigkeit der zusammengesetzten Feder gilt bei einer Reihenschalc c c ⋅ id ω tung c* = F d = . cF + cd c + idω Der Betrag dieser komplexen Zahl ist gleich cd ω c* = . 2 c 2 + ( dω ) Für die Schwingungsamplitude ergibt sich x0 = F0 c 2 + ( dω ) 2 cdω . B) Einfaches rheologisches Modell für Gummi Elastomere (wie Gummi) sind sogenannte viskoelastische Stoffe, deren elastische Eigenschaften sich als eine Kombination aus Federn und Dämpfern darstellen lässt (ausführlicher in der LV "Kontaktmechanik und Reibungsphysik" oder "Materialtheorie" im Hauptstudium). Zu berechnen ist die Schwingungsamplitude der gezeigten Feder-Dämpfer-Kombination unter Wirkung einer periodischen Kraft F = F0 cos ωt . Lösung. Die gezeigte Kombination ist eine Reihenschaltung der Federn c1* = c1 + idω und c2 . Die gesamte Steifigkeit ist somit * ( c + idω ) c2 = c1c2 + idωc2 . cc c* = * 1 2 = 1 c1 + c2 c1 + idω + c2 ( c1 + c2 ) + idω Betrag der komplexen Federzahl ist c* = c1c2 + id ωc2 ( c1 + c2 ) + idω ( c1 ) + ( dω ) 2 2 ( c1 + c2 ) + ( dω ) 2 = c2 Die Schwingungsamplitude ist demnach F x0 = 0 c2 ( c1 + c2 ) + ( dω ) 2 2 ( c1 ) + ( dω ) 2 2 Für Gummi gilt in der Regel c1 << c2 (z.B. c1 = 103 c2 . Bei sehr langsamen Beanspruchungen gilt x0 = F0 ( c1 + c2 ) ≈ F0 . Bei sehr großen c1c2 c1 Frequenzen strebt Amplitude gegen einen sehr F viel kleineren Grenzwert x0 = 0 . c2 IV. Einfluss einer konstanten Kraft Betrachten wir freie Schwingungen einer Masse auf einer Feder unter Berücksichtigung der Schwerkraft. mg Das 2. N.G. lautet in diesem Fall mx = −dx − cx + mg oder mx + dx + cx = mg . Statische Ausdehnung unter der alleinigen Wirkung der Schwerekraft wäre xst = mg / c . Führen wir eine neue Variable x = x − xst ein (was bedeutet, dass wir Koordinate von der statischen Gleichgewichtslage messen), so gilt für sie mx + dx + cx = 0 . Eine konstante Kraft (z.B. Schwerekraft) brauchen wir demnach nicht zu berücksichtigen, wenn Koordinate vom statischen Gleichgewichtspunkt gemessen wird. V. Aufgabe. Gehäuse eines Messgerätes wird nach dem Gesetz xG = x0 cos Ωt bewegt. Wie müssen die Parameter c und m gewählt werden, damit bei beliebiger Dämpfung Anzeige und Erregeramplitude x0 in einem weiten Frequenzbereich übereinstimmen? 2 . 2 Mechanik II / Vorlesung 26 / Prof. Popov Erzwungene Schwingungen mit zwei Freiheitsgraden I. Erzwungene ungedämpfte Schwingungen. Wir betrachten das skizzierte System: F(t) x1 x2 Die Bewegungsgleichungen lauten mx1 = − kx1 + k ( x2 − x1 ) mx2 = − k ( x2 − x1 ) + F (t ) x1 = − k k x1 + ( x2 − x1 ) m m x2 = − k F (t ) ( x2 − x1 ) + m m Die allgemeine Lösung dieser nicht homogenen DGL ist gleich der Summe einer Partikularlösung der nicht homogenen Gleichung und der allgemeinen Lösung der homogenen Gleichung. (a) Lösung der homogenen Gleichung. In ungedämpften Systemen kann man auf gleiche Weise einen Sinus- oder Kosinus- oder Exponentialansatz verwenden. Nehmen wir cos-Ansatz: x1 = X cos ωt , x2 = Y cos ωt . Einsetzen in die Bewegungsgleichungen liefert −mω 2 X = − kX + k (Y − X ) −mω 2Y = − k (Y − X ) oder nach Umformung (1) ( 2k − mω 2 ) X − kY = 0 −kX + ( k − mω 2 ) Y = 0 Bedingung für die Lösbarkeit des Systems (charakteristische Gleichung): 2k − mω 2 −k ∆= =0 −k k − mω 2 ( ) ( ∆ = ω4 − ) 3k 2 k 2 ω + 2 =0 m m (2) Eigenfrequenzen: (ω ) 2 1,2 3k k 3± 5 ⎛ 3k ⎞ ⎛ k ⎞ . = ± ⎜ ⎟ −⎜ ⎟ = 2m m 2 ⎝ 2m ⎠ ⎝ m ⎠ 2 2 ω1 = 1.62k / m , ω2 = 0.62k / m (3) Eigenformen bekommt man, indem man (3) in (1) einsetzt: Y = ( 2 − mω 2 / k ) X . (HSG 5.4.2) Die Determinante (2) kann man nach dem Theorem von Viet umformen (wird später benutzt): ∆ = (ω 2 − ω12 )(ω 2 − ω22 ) . (4) (b) Partikularlösung der nicht homogenen Gleichung. Die äußere Kraft sei F (t ) = F0 cos Ωt . In ungedämpften Systemen werden die Lösungen in der gleichen Form wie die Krafterregung gesucht: x1 = X cos ωt , x2 = Y cos ωt . Einsetzen in die Bewegungsgleichungen liefert k ⎛ 2k ⎞ − Ω2 ⎟ X − Y = 0 ⎜ m ⎝m ⎠ F k ⎛k ⎞ − X + ⎜ − Ω2 ⎟ Y = 0 = f0 m m ⎝m ⎠ Die Determinanten ∆ X und ∆Y sind k − 0, m k ∆X = = f0 , m ⎛k ⎞ f0 , ⎜ − Ω2 ⎟ ⎝m ⎠ ⎛2 2⎞ ⎜ − Ω ⎟, 0 m ⎛2 ⎞ ⎠ ∆Y = ⎝ = f0 ⎜ − Ω2 ⎟ . k ⎝m ⎠ f0 − , m Somit ∆ k/m , (5) X = X = f0 2 ∆ Ω − ω12 Ω 2 − ω22 ( Y= )( ) ∆Y 2k / m − Ω 2 = f0 2 . ∆ Ω − ω12 Ω 2 − ω22 ( )( (6) ) X und Y werden ∞ groß bei Ω = ω1 und Ω = ω2 (zwei Resonanzen). Numerisches Beispiel. Betrachten wir folgendes numerisches Beispiel: m1 = m2 = 1 , k1 = k2 = 1 . Die Eigenfrequenzen sind: ω1 = 1.62s −1 , ω2 = 0.62s −1 . Die Schwingungsamplituden (5) und (6) sind 1 (7) X = f0 2 2 ( Ω − 1.62 )( Ω2 − 0.622 ) Y = f0 2 − Ω2 ( Ω2 − 1.622 )( Ω2 − 0.622 ) (8) (S. Bild). Aus den Gleichungen (7) und (8) kann man folgende Schlussfolgerungen ziehen: 1 ¾ Beide Amplituden werden bei den beiden Eigenfrequenzen Ω = ω1 = 1.62 und Ω = ω2 = 0.62 unendlich (Resonanz). ¾ Das Verhältnis der Amplituden ist Y / X = 2 − Ω2 . Y / X ω =ω = 2 − ω12 = −0.62 1 Y/X ω =ω 2 = 2 − ω2 2 = 1.62 . Das bedeutet, dass bei jeder der zwei Resonanzen genau die jeweilige Eigenform angeregt wird. ⇒ Methode zur experimentellen Untersuchung von Eigenformen (experimentelle Modalanalyse). ¾ Die Schwingungsamplitude X ist immer von Null verschieden. Die Schwingungsamplitude Y dagegen wird Null bei ωt2 = 2 . [Im all- gemeinen Fall ωt2 = ( k1 + k2 ) / m1 ]. Das bedeu- tet, dass trotz der anregenden Kraft, die auf den zweiten Körper wirkt, bewegt er sich nicht! Das ist der sogenannte Tilgereffekt. Die entsprechende Frequenz ist Tilgerfrequenz. ⇒ Praktische Anwendung zur Schwingungstilgung. Y X Ω II. Schwingungen eines starren Körpers mit 2 Freiheitsgraden. Zu bestimmen sind die freien und die erzwungenen Schwingungen des skizzierten Systems ohne Berücksichtigung der Schwerekraft für F (t ) = F0 cos Ωt . Für die elastischen Federkräfte gilt F1 = −c1 ( x + lϕ ) , F2 = −c2 x . Der Schwerpunktsatz für den starren Körper: mx = − ( c1 + c2 ) x − c1lϕ + F (t ) , Der Drallsatz bezüglich des Schwerpunkts: Θϕ = −c1 ( x + lϕ ) l + lF (t ) ( Θ = ml 2 / 3 ist das Trägheitsmoment des Stabes). (a) Freie Schwingungen. c ⎛c c ⎞ x + ⎜ 1 + 2 ⎟ x + 1 lϕ = 0 , m ⎝m m⎠ 2 3c 3c ml ϕ + c1lx + c1l 2ϕ = 0 ⇒ ϕ + 1 x + 1 ϕ = 0 lm m 3 Wir suchen die Lösung in der Form x = A cos ωt , ϕ = B cos ωt : c ⎛c c ⎞ −ω 2 A + ⎜ 1 + 2 ⎟ A + 1 lB = 0 (9) m ⎝m m⎠ 3c 3c −ω 2 B + 1 A + 1 B = 0 lm m Charakteristische Gleichung: c1 ⎛c c ⎞ l −ω 2 + ⎜ 1 + 2 ⎟ m ⎝m m⎠ =0 ⇒ c 3c1 3 −ω 2 + 1 lm m 2 ⎛ 4c + c ⎞ 3c ω 4 − ω 2 ⎜ 1 2 ⎟ − 12 = 0 . ⎝ m ⎠ m Betrachten wir Sonderfall c1 = c2 = c c c ω12 ≈ 4,3 , ω22 ≈ 0, 7 . m m Schwingungsformen erhalten wir aus der Glei1⎛ m ⎞ chung (9): B = − ⎜ 2 − ω 2 ⎟ A . l⎝ c ⎠ ω1 ⇒ B = 2,3 ( A / l ) ω2 ⇒ B = −1,3 ( A / l ) . Freie Schwingung des Stabes ist im allgemeinen Fall eine Superposition aus zwei Schwingungen mit Frequenzen ω1 und ω2 . (b) Erzwungene Schwingungen F c ⎛c c ⎞ x + ⎜ 1 + 2 ⎟ x + 1 lϕ = 0 cos Ωt , m m ⎝m m⎠ F 3c 3c ϕ + 1 x + 1 ϕ = 02 cos Ωt lm m ml Die Lösung wird gesucht in der Form x = A cos Ωt , ϕ = B cos Ωt . F0 2c ⎞ c1 ⎛ 2 , ⎜ −Ω + ⎟ A + lB = m⎠ m m ⎝ F 3c 3c ⎞ ⎛ + 1 A + ⎜ −Ω 2 + 1 ⎟ B = 02 lm m ⎠ ml ⎝ 2 Mechanik II / Vorlesung 27 / Prof. Popov Beispiel 1: Stabilität des Kreisels Die Eulerschen Gleichungen: Θ3 Θ1ω1 − ( Θ2 − Θ3 ) ω 2ω 3 = 0 Θ2ω 2 − ( Θ3 − Θ1 ) ω 3ω1 = 0 Θ3ω 3 − ( Θ1 − Θ2 ) ω1ω 2 = 0 Θ2 Θ1 Bewegung um eine Hauptachse (z.B. mit dem Trägheitsmoment Θ1 ) mit einer konstanten Winkelgeschwindigkeit ist eine Lösung: ω1 = konst = ω0 , ω 2 = ω3 = 0 . Problem: Was passiert, wenn sich der Körper nicht ganz genau um die Achse dreht? Das heißt: ω1 = ω 0 + δω1 , δω1 ,δω 2 ,δω 3 ω 0 ω 2 = 0 + δω 2 , ω3 = 0 + δω3 . Einsetzen in die Eulerschen Gleichungen liefert: Θ1δω1 − ( Θ2 − Θ3 ) δω 2δω 3 = 0 Θ2δω 2 − ( Θ3 − Θ1 ) δω 3 (ω 0 + δω1 ) = 0 Θ3δω 3 − ( Θ1 − Θ2 )(ω 0 + δω1 ) δω 2 = 0 Wir vernachlässigen Glieder zweiter Ordnung: Θ1δω1 = 0 ⇒ δω1 = konst Θ2δω 2 − ( Θ3 − Θ1 )ω 0δω3 = 0 Θ3δω 3 − ( Θ1 − Θ 2 ) ω0δω 2 = 0 Ein lineares Gleichungssystem wird mit einem Exponentialansatz gelöst: δω2 = Aeλt , δω3 = Beλt . Dynamische Stabilität (HSG, 3.4.4) δω3 = A3eλ t + B3e− λ t . * * Sie besteht aus einem exponentiell abklingen- ( ) den Teil ( e ) . Eine beliebig kleine Störung den e − λ t und einem exponentiell anwachsen* + λ *t wird mit der Zeit anwachsen: Bewegung ist instabil. Fall 2: ( Θ3 − Θ1 )( Θ1 − Θ2 ) < 0 λ1,2 = ±iω0 ( Θ1 − Θ3 )( Θ1 − Θ2 ) Θ 2 Θ3 Die allgemeine Lösung ist δω 2 = A2 cos ω *t + B2 sin ω *t , δω3 = A3 cos ω *t + B3 sin ω *t . In diesem Fall bleibt eine kleine Störung immer klein: Bewegung ist stabil. Die Bedingung ( Θ3 − Θ1 )( Θ1 − Θ2 ) < 0 ist erfüllt wenn Θ1 entweder das maximale oder das minimale Trägheitsmoment ist. Beispiel 2.Stabilität eines rotierenden Pendels (Zentrifugalregler, 1789, James Watt). ω0 Bild im rotierenden (nicht inertialen) System ϕ Θ 2 λ A − ( Θ3 − Θ1 ) ω0 B = 0 mω 2 r Θ3λ B − ( Θ1 − Θ 2 ) ω0 A = 0 Lösbarkeitsbedingung: Θ2 λ − ( Θ3 − Θ1 ) ω0 − ( Θ1 − Θ2 ) ω0 Θ 3λ mg =0 oder Θ2Θ3λ 2 − ( Θ3 − Θ1 )( Θ1 − Θ2 ) ω 02 = 0 . λ = 2 ( Θ3 − Θ1 )( Θ1 − Θ2 )ω02 Θ 2 Θ3 . Fall 1: ( Θ3 − Θ1 )( Θ1 − Θ2 ) > 0 λ1,2 = ±ω 0 ( Θ3 − Θ1 )( Θ1 − Θ2 ) Θ 2 Θ3 Die allgemeine Lösung ist * * δω 2 = A2 eλ t + B2 e− λ t , = ±iω * . = ±λ * . Der Drehimpulssatz im rotierenden Bezugssystem: ml 2ϕ = mω02 rl cos ϕ − mgl sin ϕ oder r g g ϕ = ω02 cos ϕ − sin ϕ = − sin ϕ + ω02 sin ϕ cos ϕ l l l Für kleine ϕ ⇒ ϕ = ⎛⎜ − g ⎞ + ω02 ⎟ ϕ ⎝ l ⎠ g (a) ω02 < g / l ⇒ ϕ = − − ω02 ϕ . l Bewegung ist eine harmonische Schwingung mit der Frequenz ω * = g / l − ω02 und einer konstanter Amplitude: vertikale Lage ist stabil. (b) ω02 = g / l ⇒ indifferentes Gleichgewicht. 1 (c) ω02 > g / l ⇒ ϕ = + ω02 − g ϕ. l Die Lösung hat die Form ϕ = Ae g l g − ω02 − t l ω02 − t + Be . Der Winkel wächst unendlich mit der Zeit: Die vertikale Lage ist instabil. In der Tat wird die Linearisierung irgendwann ungültig: Es gibt eine neue stabile Lage: 2 d c ⎛ d ⎞ λ1,2 = ± ⎜ ⎟ − 2m ⎝ 2m ⎠ m 2 c ⎛ d ⎞ 2 Für ⎜ ⎟ − = −ω * < 0 ist das eine ange⎝ 2m ⎠ m fachte Schwingung nach dem Gesetz d x = Ce 2 m cos (ω * t + α ) . t Beispiel 4. Stick-Slip-Bewegung. g ϕ = − sin ϕ + ω02 sin ϕ cos ϕ = 0 ⇒ l ϕ cos ϕ = g / lω 2 0 Beispiel 3: Angefachte Schwingungen eines Drahtes im Wind Wird ein Draht vom Wind umweht (in horizontaler Richtung) und bewegt er sich vertikal mit einer Geschwindigkeit v so hat die Kraft, die die Luft auf den Draht ausübt sowohl eine horizontale, als auch eine vertikale Komponente. Bei einem Draht mit einem runden Querschnitt ist die vertikale Komponente entgegen der Geschwindigkeit gerichtet. Bei einem nicht symmetrischen Draht, wie unten im Bild, kann sie in die gleiche Richtung zeigen, wie die Geschwindigkeit. (Das liegt am Ablösen der Strömung an den Kanten). Bewegungsgleichung für einen nicht symmetrischen Draht im Wind: mx = −cx + dx oder c d x + x − x = 0 . m m Einsetzen des Exponentialanˆ λt führt zur charakteristischen satzes x = xe d c Gleichung λ 2 − λ + = 0 . m m Ihre Lösungen sind x Die Bewegungsgleichung für den Block lautet: mx + F ( x ) + kx = kv0t , Offenbar hat sie immer eine stationäre Lösung x = x0 + v0 t mit x0 = − F ( v0 ) / k . Zur Untersuchung der Stabilität der stationären Lösung nehmen wir an, dass die stationäre Lösung schwach gestört wird. x = x0 + v0t + δ x mit einer kleinen Abweichung δ x . Nach Einsetzen in die Bewegungsgleichung und Linearisierung bezüglich der Störung δ x erhalten wir die folgende lineare Gleichung für die Störung: dF ( x ) δ x + kδ x = 0 mδ x+ dx x =v0 Nach Einsetzen des üblichen Exponentialansatzes δ x ∝ eλt kommen wir zur charakteristischen Gleichung 1 dF k λ2 + ( v0 )λ + = 0 . m dx m Die Wurzeln der charakteristischen Gleichung sind 2 1 dF k ⎛ 1 dF ⎞ ± ⎜ − . ⎟ 2m dx ⎝ 2m dx ⎠ m Haben beide charakteristische Zahlen einen negativen Realteil, so wird eine beliebige Störung der stationären Lösung exponentiell abklingen und die stationäre Bewegung ist (gegenüber kleinen Störungen) stabil. Die Bedingung für Stabilität ist in diesem Fall nur erfüllt, dF wenn ( v0 ) > 0 , d.h. Reibungskraft wächst dx mit der Gleitgeschwindigkeit. λ1,2 = − 2 Mechanik II / SS 2007 / Prof. Popov Anhang Der Stoff der folgenden Notizen wird im Sommersemester wegen des Zeitmangels nicht behandelt. 1 2 Mechanik II / Prof. Popov / Vorlesung 5* 2. Newtonsches Gesetz: Anwendungsbeispiele I. Das zweite Keplersche Gesetz für Planetenbewegung Wir betrachten vereinfacht eine Bewegung auf einer Kreisbahn. Das zweite Newtonsche Gesetz für den ersten Planeten lautet: G G m1a1 = F1 . Es gibt nur radiale Komponente der Kraft (Gravitationskraft GMm1 / r12 ) und der Beschleunigung (Zentripetalbeschleunigung 2 ω1 r1 ). Das 2. N.G. nimmt die folgende Form an: m1ω12 r1 = GMm1 / r12 . Daraus folgt ⎧max = 0 − α vx ⎫ ⎨ ⎬ ⎩ma y = −mg − α v y ⎭ Bewegungen in beiden Richtungen sind völlig unabhängig! Für beide haben wir Lösungen: αt − ⎤ ⎡ x = v0 cos α ⎢1 − A m ⎥ α ⎣ ⎦ α − t ⎞ mg m ⎛ mg ⎞ ⎛ y=− t+ ⎜ + v0 sin α ⎟ α ⎜ 1 − A m ⎟ α α⎝ α ⎠ ⎝ ⎠ Das ist gleichzeitig auch die Balkenkurve in parametrischer Form. m Bewegung beim schiefen Wurf unter Berücksichtigung des Luftwiderstandes ω12 = GM / r13 . Die Winkelgeschwindigkeit ist 2π , wobei T1 die Umlaufperiode gleich ω1 = T1 des ersten Planeten 2 ( 2π / T1 ) = GM / r13 . ist. Somit gilt (1) Für den zweiten Planeten ergibt sich ähnlich 2 ( 2π / T2 ) = GM / r23 . Dividieren der ersten Gleichung durch die 2 Das 2.N.G. in einer bewegten Basis 3 ⎛T ⎞ ⎛ r ⎞ zweite ergibt ⎜ 2 ⎟ = ⎜ 2 ⎟ . ⎝ T1 ⎠ ⎝ r1 ⎠ Das ist ein Sonderfall des 2. Keplerschen Gesetzes für die Planetenbewegung. II. Schiefer Wurf mit Luftwiderstand III. Planeten- oder Satellitenbewegung Bezeichnungen: M ist die Masse des zentralen Körpers, m ist die Masse des "umkreisenden" Körpers. In Polarkoordinaten mit dem Zentrum im zentralen Körper gilt: G G G a = ( r − rϕ 2 ) er + ( rϕ + 2rϕ ) eϕ Das 2.Newtonsche Gesetz: m ( r − rϕ 2 ) = Fr Das 2.N.G.: G G G ma = G − α v m ( rϕ + 2rϕ ) = Fϕ oder oder in Komponenten 1 M ⎧ 2 ⎪( r − rϕ ) = −G 2 r ⎨ ⎪⎩ rϕ + 2rϕ = 0 Die letztere Gleichung kann als 1d 2 ( r ϕ ) = 0 r dt geschrieben werden. Daraus folgt r 2ϕ = const = C. Das ist das 3. Keplersche Gesetz: rdϕ 1 r 2 dϕ r ⋅ rdϕ = 2 2 2 2 r r A = ϕ = ω = const 2 2 (die Flächengeschwindigkeit ist konstant) Die r- Komponente des 2.N.G. kann umgeschrieben werden: C 2 GM r= 3 − 2 r r dA = 2 Mechanik II / Vorlesung 19* / Prof. Popov I. Tensorrechnung ⎛ ωx ⎞ ωi = ⎜⎜ ω y ⎟⎟ − Vektor ⎜ω ⎟ ⎝ z⎠ ⎛ Θ xx Θ xy Θ xz ⎞ ⎜ ⎟ Θij = ⎜ Θ yx Θ yy Θ yz ⎟ − Tensor zweiter Stufe ⎜Θ ⎟ ⎝ zx Θ zy Θ zz ⎠ Multiplikation eines Tensors und eines Vektors Li = ∑ j= x, y ,z j Ly = ∑ Θ yjω j = Θ yxωx + Θ yyω y + Θ yzωz j Lz = ∑ Θ zjω j = Θ zxω x + Θ zyω y + Θ zzω z j Das Summationszeichen wird ausgelassen und über alle doppelt auftretenden Indizes über (x,y,z) summiert (Summationsindizes). Beispiel: G G Ai Bi ≡ ∑ Ai Bi = Ax Bx + Ay B y + Az Bz = A ⋅ B i G G Al Al = Al2 = A ⋅ A = A2 Die Bezeichnung der Summationsindizes kann man beliebig verändern: Ai Bi = Al Bl = Aj B j Wichtige Spezialtensoren: A Einheitstensor ⎛1 0 0⎞ ⎧1, i = j δ ij = ⎜⎜ 0 1 0 ⎟⎟ ; δ ij = ⎨ ⎩0, i ≠ j ⎜0 0 1⎟ ⎝ ⎠ Ai = δ ij B j = Bi Diagonaltensor 0⎞ ⎛ Θ1 0 ⎜ Θij = ⎜ 0 Θ2 0 ⎟⎟ ; Li = Θijω j , ⎜ 0 Θ3 ⎟⎠ ⎝0 Lx = Θ1ωx , Ly = Θ2ω y , Lz = Θ3ωz C Symmetrischer Tensor: Θij = Θ ji ⎛ Θ xx ⎜ Θij = ⎜ Θ xy ⎜Θ ⎝ xz Θ xy Θ yy Θ yz II. Beziehung zwischen Drehimpuls und Winkelgeschwindigkeit, Trägheitstensor G G G G G G G G L = ∑ mn rn × vn ≡ ∑ mr × v = ∑ mr × (ω × r ) G G G G G G G G L = ∑ mr × (ω × r ) = ∑ m (ω r 2 − r (ω ⋅ r ) ) G GG G GG b ( a ⋅c ) -c( a ⋅b )-Regel Li = ∑ m ⎡⎣ωi r 2 − ri ( rjω j )⎤⎦ i = x, y , z Summierung über j! Summierung über alle Massenelemente ωi = δ ijω j ( Θijω j ≡ Θijω j i = x, y,z B Bekannte Beispiele: Hauptachsen des Spannungstensors, des Deformationstensors. Θ ij 2 2 Li = ∑ m ⎡⎣ r δ ijω j − ri rjω j ⎤⎦ = ∑ m ⎡⎣ r δ ij − ri rj ⎤⎦ ω j Einsteinsche Konvention: ∑ Theorem: Jeder symmetrische Tensor 2. Stufe kann durch entsprechende Wahl der Achsenrichtungen auf eine Diagonalform gebracht werden. Index n (Nummer eines Elementes) wird im Weiteren ausgelassen. Θijω j ; Lx = ∑ Θ xjω j = Θ xxωx + Θ xyω y + Θ xzωz Li = Trägheitstensor, die Eulerschen Gleichungen Θ xz ⎞ ⎟ Θ yz ⎟ Θ zz ⎟⎠ „Symmetrieachse“ Li = Θijω j ≡ ∑ j = x, y ,z ) Θijω j Θij = ∑ m ⎡⎣ r 2δ ij − ri rj ⎤⎦ − Trägheitstensor. (m) z.B Θ xx = ∑ m ⎡⎣ r 2 − x 2 ⎤⎦ = ∑ m ⎡⎣ y 2 + z 2 ⎤⎦ Θ xy = −∑ mxy ⎛ Θ xx ⎜ ( Θik ) = ⎜ Θ yx ⎜ Θ zx ⎝ Θ xy Θ yy Θ zy ⎛ ∑ m ( y2 + z2 ) ⎜ = ⎜ −∑ myx ⎜ ⎜ −∑ mzx ⎝ usw. Θ xz ⎞ ⎟ Θ yz ⎟ = Θ zz ⎟⎠ −∑ mxy ∑ m(x + z ) −∑ mzy 2 2 −∑ mxz ⎞ ⎟ −∑ myz ⎟ ⎟ 2 2 ⎟ + m x y ( ) ∑ ⎠ Die Diagonalelemente Θ xx , Θ yy , Θ zz sind ach- siale Trägheitsmomente, nicht diagonale Elemente Θ xy u.s.w. sind Deviationsmomente. Bei Kontinuum Θik = ∫ ρ dV ( r 2δ ik − ri rk ) III. Kinetische Energie m m G G 2 K = ∑ v 2 = ∑ (ω × r ) 2 2 G G 2 G G G G G G G G (ω × r ) ≡ (ω × r ) ⋅ (ω × r ) = ω ⋅ ( r × (ω × r ) ) = 1 G G G G G G G G G 2 = ω ⋅ ⎡⎣ω ( r ⋅ r ) − r (ω ⋅ r ) ⎤⎦ = ω 2 r 2 − (ω ⋅ r ) G GG G GG b ( a ⋅c ) -c ( a ⋅b ) -Regel G G 2 m (1) K = ∑ ω 2 r 2 − (ω ⋅ r ) 2 GG ω 2 = ∑ ωiωi = ωiωi , r ω = riωi tende kinematische Untersuchung notwendig. Betrachten wir zwei Koordinatensysteme: Ein "ruhendes" System K und ein "rotierendes" System K'. Wir betrachten einen beliebigen, zeitG abhängigen von beiden A Vektor Systemen aus. G ω ) ( i= x , y ,z Einsteinsche Konvention Somit kann die kinetische Energie (1) in der folgenden Form umgeschrieben werden: m K = ∑ (ωiωi r 2 − riωi rjω j ) ⇒ 2 ωi = δ ijω j N Einsteinsche Konvention! K =∑ ( m ωiδ ijω j r 2 − riωi rjω j 2 ) Θ ij m = ∑ δ ij r 2 − ri rj ωiω j 2 ( ) Summe über alle Massenelemente! Das Endergebnis: K= 1 1 Θijωiω j ≡ ∑ Θijωiω j 2 i, j = x, y, z 2 IV. Hauptträgheitsachsen und Hauptträgheitsmomente Trägheitstensor ist ein symmetrischer Tensor. Man kann ein kartesisches Koordinatensystem immer so wählen, dass er eine Diagonalform annimmt. Diese Koordinatenachsen heißen Hauptträgheitsachsen und die Diagonalelemente des Tensors Hauptträgheitsmomente. In Hauptachsen verschwinden alle Deviationsmomente: ⎛ Θ1 0 Θik = ⎜⎜ 0 Θ2 ⎜0 0 ⎝ 0⎞ 0 ⎟⎟ . Θ3 ⎟⎠ Der Drehimpuls und die kinetische Energie haben dann eine besonders einfache Form: 0 ⎞ ⎛ ωx ⎞ ⎛ Θ1ωx ⎞ ⎛ Lx ⎞ ⎛ Θ1 0 ⎜L ⎟ = ⎜ 0 Θ 0 ⎟⎟ ⎜⎜ ω y ⎟⎟ = ⎜⎜ Θ2ω y ⎟⎟ 2 ⎜ y⎟ ⎜ , (2) ⎜L ⎟ ⎜ 0 0 Θ3 ⎟⎠ ⎜⎝ ωz ⎟⎠ ⎜⎝ Θ3ωz ⎟⎠ ⎝ z⎠ ⎝ 1 K = ( Θ1ωx2 + Θ2ω y2 + Θ3ωz2 ) 2 . V. Die Eulerschen Gleichungen Den Drehimpuls (2) wollen wir in den Drehimpulssatz einsetzen. Dafür ist aber eine vorberei- G A ruhendes rotierendes G 1. Wenn hier A = konst dann ist hier G dA G G =ω×A dt G 2. Wenn sich A hier ändert G ⎛ d ′A ⎞ ⎜ ⎟, dt ⎝ ⎠ dann G ist Ghier dA d ′A G G = +ω× A dt dt Angewendet an den Drehimpuls: G G dL d ′L G G G = +ω×L = M . dt dt Wählen wir als "rotierendes" das mit den Hauptträgheitsachsen verbundene System. d ′L1 + ω2 L3 − ω3 L2 = M 1 dt d ′L2 + ω3 L1 − ω1L3 = M 2 dt d ′L3 + ω1L2 − ω2 L1 = M 3 dt Wegen L1 = Θ1ω1 , L2 = Θ2ω2 , L3 = Θ3ω3 ⇒ Θ1ω1 + ω2 ( Θ3ω3 ) − ω3 ( Θ2ω2 ) = M 1 Θ2ω 2 + ω3 ( Θ1ω1 ) − ω1 ( Θ3ω3 ) = M 2 Θ3ω 3 + ω1 ( Θ2ω2 ) − ω2 ( Θ1ω1 ) = M 3 Θ1ω1 − ( Θ2 − Θ3 ) ω2ω3 = M 1 Θ2ω 2 − ( Θ3 − Θ1 ) ω3ω1 = M 2 Θ3ω 3 − ( Θ1 − Θ2 ) ω1ω2 = M 3 Die Eulerschen Gleichungen - gekoppelte, nichtlineare Differentialgleichungen. 2 Mechanik II / Vorlesung 25* / Prof. Popov Erzwungene Schwingungen (Fortsetzung). I. Erregung durch eine Unwucht Erregung durch eine rotierende Unwucht findet man in Systemen mit Rotoren. x sei Koordinate des Schwerpunkts c der Masse m. Eine α Unwucht (Masse mu mu dreht sich mit x r der Winkelgeschwindigkeit ω m um eine an der Masse m befestigten Achse. Zu bestimmen ist die erzwungene Schwingung der Masse m. Lösung. Die x-Koordinate des Schwerpunkts des Gesamtsystems " m + mu " ist gleich mx + mu ( x + r cos ωt ) xs = . m + mu Der Schwerpunksatz lautet ( m + mu ) xs = −cx − dx ⇒ II. Erzwungene Schwingungen bei einer periodischen, nicht sinusförmigen Anregung. ( m + mu ) x − ω 2 mu r cos ωt = −cx − dx ( m + mu ) x + dx + cx = ω 2 mu r cos ωt . ⇒ F0 Die Partikularlösung ist wie wir wissen x = ρ cos (ωt + ϕ0 ) . Die Schwingungsamplitude ρ erhalten wir, indem wir F0 = ω 2 mu r in ρ= F0 ( m + mu ) (ω 2 0 − ω 2 ) + 4ω 2δ 2 2 einsetzen: ρ= (ω −ω ) 2 2 + 4ω δ 2 L ϕ R m l Schubkubelgetriebe L = R cos ϕ + l 2 − R 2 sin 2 ϕ . l 2 − R 2 sin 2 ϕ = l 1 − ( R / l ) sin 2 ϕ ≈ 2 R2 2 2 ⎛ 1 ⎞ l ⎜ 1 − ( R / l ) sin 2 ϕ ⎟ = l − sin ϕ 2l ⎝ 2 ⎠ 1 sin 2 ϕ = (1 − cos 2ϕ ) ⇒ 2 R2 R2 L = R cos ϕ + l − + cos 2ϕ = 4l 4l R2 R2 R cos ωt + l − + cos 2ωt 4l 4l Bewegungsgleichung mx = −c( x − x0 (t )) , R2 cos 2ωt . 4l 1) Wenn x0 (t ) = R cos ωt , dann wobei x0 (t ) = R cos ωt + −mω 2 x + cx = cR cos ωt , dann haben wir Partikularlösung cR cos ωt R cos ωt = . x1 (t ) = 2 2 c − mω 1 − (ω / ω0 ) R2 cos 2ωt , ist die Partikular4l R 2 / 4l ) cos 2ωt ( . lösung x2 (t ) = 2 1 − ( 2ω / ω0 ) 2) Wenn x0 (t ) = rω 2 mu ( m + mu ) 2 0 ω . 2 Dabei sind ω02 = c / ( m + mu ) , 2δ = d /(m + mu ) . R2 cos 2ωt , dann 4l R 2 / 4l ) cos 2ωt ( R cos ωt x(t ) = x1 (t ) + x2 (t ) = + 2 2 1 − (ω / ω0 ) 1 − ( 2ω / ω0 ) III. Beispiel für linear gedämpfte Schwingung. ϕ ( 0 ) = 0 , ϕ ( 0 ) = ϕ0 , ϕ ( t ) = ? 3) Wenn x0 (t ) = R cos ωt + 2δ = 0 2δ = 0.3 2δ = 1 Fel = − kaϕ FDämpf = −d ⋅ ( 3aϕ ) 1 Drallsatz: Θ Aϕ = M = + aFel + 3aFDämpf ⇒ ( 2a ) V. Resonanz in elektrischen Schaltkreisen Die drei passiven Schaltelemente: m ⋅ ϕ = − ka 2ϕ − 9a 2 dϕ 2 Θ ϕ + 2δϕ + ω02ϕ = 0 Kondensator Widerstand Induktivität (Spule) 9d k ; ω02 = 2δ = 4m 4m Allgemeine Lösung: ϕ ( t ) = Ce−δ ⋅t cos (ω * t − α ) ; Spannung VC = q / C a) Ladung Kapazität Spannung VR = RI = R dq dt b) mit ω* = ω02 − δ 2 ϕ = C ⎡⎣ −δ e −δ ⋅t cos (ω * t − α ) − Widerstand −e −δ ⋅t ⋅ ω *sin (ω * t − α ) ⎤⎦ ϕ (t ) = ϕ0 −δ ⋅t e sin ω * t ω* IV. Angefachte Schwingungen Beispiel: x Zeitlich verzögerte Regelung Sensor F Prozessor Aktor F ( t ) = − c ⋅ x ( t − τ ) ( τ = kleine Verzögerung) Bewegungsgleichung: mx ( t ) = −cx ( t − τ ) ⇒ mx( t ) = − c ⎣⎡ x ( t ) − τ x ( t ) ⎦⎤ cτ c x ( t ) − x ( t ) + x ( t ) = 0 m m 2 2 λ − 2δλ + ω0 = 0 ⇒ λ1,2 = +δ ± i ω02 − δ 2 x (t ) = e cτ t 2m dI d 2q Spannung VL = L = L 2 dt dt c) ⎧⎪ϕ ( 0 ) = C cos ( −α ) ⎨ ⎪⎩ϕ ( 0 ) = −δ C cos ( −α ) − ω * C sin ( −α ) ⎧ϕ ( 0 ) = C cos α = 0 ⇒ α = π ⎪ 2 ⎨ ⎪⎩ϕ ( 0 ) = −δ C cos α + ω * C sin α ω * C = ϕ0 ⇒ C = ϕ0 ω * ( A cos ω * t + B sin ω * t ) Dies ist eine Schwingung mit exponentiell wachsender Amplitude. Strom Elektrischer Schwingungskreis d 2q dq q + R + = V (t ) oder 2 dt dt C 2 d q dq q V (t ) + ( R / L) + = oder 2 dt dt CL L d 2q dq V (t ) + 2δ + ω02 q = 2 dt dt L 2 Bezeichnungen: ω0 = 1/ CL , ω0 = 1/ CL und 2δ = R / L . Diese Gleichung hat die gleiche Form, wie die Gleichung für erzwungene Schwingungen eines Einmassenschwingers. Die Lösung der homogenen Gleichung (in Abwesenheit des erregenden Potentials q = q0 e −δ t cos (ω * t + α ) beschreibt gedämpfte L Schwingungen mit der Frequenz ω * und dem Abklingkoeffizienten δ = R / 2 L . Im Fall eines harmonischen erregenden Potentials V (t ) = V0 cos ωt nimmt die Gleichung die V d 2q dq Form 2 + 2δ + ω02 q = 0 cos ωt an. dt dt L Ihre Partikularlösung q = q0 cos (ωt ) beschreibt eine erzwungene Schwingung mit der Amplitude q0 = V0 / L (ω 2 0 −ω ) 2 2 + 4ω δ 2 . 2 2 Mechanik II / Vorlesung 23* / Prof. Popov I. Komplexe Federzahlen 1). Feder unter Wirkung einer periodischen Kraft F = cx (1) Den Proportionalitätskoeffizienten nennen wir Federzahl. 2). Dämpfer unter Wirkung einer periodischen Kraft F = dx (2) Bei einer periodischen, harmonischen Kraft F = F0 cos ωt schreiben wir die Kraft in komplexer Form F = F0 eiωt und suchen die Lösung in der Form x = xeiωt . Ergebnis: F (t ) = idω x(t ) , d.h. die Kraft ist zu jedem Zeitpunkt proportional zur Auslenkung, wie bei einer Feder. Der Koeffizient cd = idω , der die Kraft mit der Auslenkung verbindet, ist jetzt aber komplex und hängt von der Frequenz ab. Wir nennen ihn komplexe, frequenzabhängige Federzahl. 3). Masse unter Wirkung einer periodischen Kraft. Bewegungsgleichung F = F0 cos ωt mx = F0 cos ωt ersetzen wir durch iωt mx = F0 e und suchen Partikularlösung in der Form x p = xeiωt . Dann gilt F = − mω 2 x . Auch in diesem Fall ist die Kraft proportional zur Auslenkung. Der Proportionalitätskoeffizient ist zwar reell, aber negativ und frequenzabhängig: cm = −mω 2 . Bemerkung: Anders als bei Federn und Dämpfern, ist für die Bewegung einer Masse nicht ihre relative, sondern absolute Beschleunigung maßgebend. Deswegen muss man bei der effektiven Feder, die die Masse wiedergibt, immer ein Ende an die feste Umgebung koppeln. Komplexe Federzahlen 4). Parallelgeschaltete Feder und Dämpfer unter Wirkung einer periodischen Kraft. cx + dx = F ( t ) . Für eine Kraft F ( t ) = F0 eiωt ergibt sich wieder ein linearer Zusammenhang zwischen der Kraft und der Auslenkung: ( iω d + c ) x ( t ) = F ( t ) . Die Federzahl ist jetzt eine komplexe Größe c* = ( iω d + c ) = c + i (ω d ) = Re(c*) + i Im(c*) 5). Allgemeiner Fall Für ein lineares mechanisches System (d.h. ein beliebig kompliziertes System aufgebaut aus linearen Federn und linearen Dämpfern) gilt bei einer Erregerkraft F0 eiωt ein linearer Zusammenhang F (t ) = c *(ω ) x(t ) , wobei c *(ω ) komplexe Federzahl des Systems ist. II. Berechnung von erzwungenen Schwingungen mit Hilfe von komplexen Federzahlen. Die Gleichung F (t ) = c *(ω ) x(t ) bedeutet in expliziter Form F0 eiωt = c *(ω ) x . Daraus folgt F0 F0 x= eiωt = eiωt . Re ( c *) + i Im ( c *) c *(ω ) Imaginäre Zahl c *(ω ) = Re ( c *) + i Im ( c *) in polarer Darstellung hat die Form c *(ω ) = c * eiα mit ( Re c *) + ( Im c *) und Im ( c *) tan α = . Folglich ist Re ( c *) c* = 2 2 F0 F eiωt = 0 eiωt −iα c *(ω ) c* Realteil von dieser Funktion gibt die Lösung der ursprünglichen (reellen) Gleichung: F x(t ) = 0 cos (ωt − α ) = x0 cos (ωt − α ) c* Amplitude der Schwingungen ist demnach F0 . Amplitude = x0 = 2 2 ( Re c *) + ( Im c *) x= 1 III. Zusammengesetzte Systeme aus mehreren Federn und Dämpfern. A) Reihenschaltung einer Feder und eines Dämpfers. Zu bestimmen ist die Schwingungsamplitude unter der Wirkung einer periodischen Kraft F = F0 cos ωt . Lösung. Die komplexe Federzahl der Feder ist cF = c . Die komplexe Federzahl des Dämpfers ist cd = idω . Für die Steifigkeit der zusammengesetzten Feder gilt bei einer Reihenschalc c c ⋅ id ω tung c* = F d = . cF + cd c + idω Der Betrag dieser komplexen Zahl ist gleich cd ω c* = . 2 c 2 + ( dω ) Für die Schwingungsamplitude ergibt sich x0 = F0 c 2 + ( d ω ) 2 cd ω Die Schwingungsamplitude ist demnach F x0 = 0 c2 2 2 Für Gummi gilt in der Regel c1 << c2 (z.B. c1 = 103 c2 . Bei sehr langsamen Beanspruchungen gilt x0 = F0 ( c1 + c2 ) ≈ F0 . Bei sehr großen c1c2 c1 Frequenzen strebt Amplitude gegen einen sehr F viel kleineren Grenzwert x0 = 0 . c2 C) Erzwungene Schwingungen eines Zweimassensystems. Im links dargestellten Zweimassensystem ersetzen wir beide Federn und beide Massen durch äquivalente Federn. Die Federzahl des gesamten Systems ist gleich . c* = B) Einfaches rheologisches Modell für Gummi. Elastomere (wie Gummi) sind sogenannte viskoelastische Stoffe, deren elastische Eigenschaften sich als eine Kombination aus Federn und Dämpfern darstellen lässt (aus- ( c1 + c2 ) + ( dω ) 2 2 ( c1 ) + ( dω ) 1 − mω 2 = m 2ω 4 − 3cmω 2 + c 2 2c − mω 2 1 1 + 2 c − mω c Die Schwingungsamplitude ist demnach 2c − mω 2 x0 = F0 2 4 m ω − 3cmω 2 + c 2 führlicher in der LV "Kontaktmechanik und Reibungsphysik" oder "Materialtheorie" im Hauptstudium). Zu berechnen ist die Schwingungsamplitude der gezeigten Feder-Dämpfer-Kombination unter Wirkung einer periodischen Kraft F = F0 cos ωt . Lösung. Die gezeigte Kombination ist eine Reihenschaltung der Federn c1* = c1 + idω und c2 . Die gesamte Steifigkeit ist somit * c id + ω ( ) c2 = c1c2 + idωc2 . cc c* = * 1 2 = 1 c1 + c2 c1 + idω + c2 ( c1 + c2 ) + idω Betrag der komplexen Federzahl ist c* = c1c2 + id ωc2 ( c1 + c2 ) + idω ( c1 ) + ( dω ) 2 2 ( c1 + c2 ) + ( dω ) 2 = c2 ω1 ωT 2 . ω2 Es gibt drei charakteristische Frequenzen: Bei ω1 und ω2 wird die Schwingungsamplitude unendlich groß (Resonanzfrequenzen). Nächstes Mal werden wir sehen, dass dies die sogenannten Eigenfrequenzen des Systems sind. Bei der Frequenz ωT wird die Schwingungsamplitude zu Null. Das ist die Tilgerfrequenz. 2 Mechanik II / Vorlesung 27* / Prof. Popov Qualitative Analyse von Schwingungssystemen F0 I. Wie lange dauert ein Einschwingvorgang? x= 2 −mω + id ω + c Freischnitt: Wir können asymptotische Werte bei sehr kleiF (t ) nen, sehr großen und Resonanzfrequenz finden: F F FFeder Dämpfer 1) ω klein (ω → 0 ) ⇒ x = 0 Bewegungsgleichung: c mx = −cx − dx + F ( t ) , F ( t ) = F0 cos ωt F0 2) ω groß (ω → ∞ ) ⇒ x = 2 x + ω0 x + 2δ x = ( F0 / m ) cos ωt = f 0 cos ωt . −mω 2 F Lösung: 3) Resonanz (ω = ω0 ) ⇒ x = 0 −δ t x(t ) = ρ cos (ωt − Θ ) + e ( A cos ω * t + B sin ω * t ) +id ω Schwingungsamplituden bei diesen wichtigen Amplitude der "freien Punkten kann man aber bestimmen auch ohne Schwingungen" (allgedie gesamte Lösung zu haben (z.B. auch dann, meine Lösung der homowenn die exakte Lösung nicht bekannt ist). genen Gleichung) verrinτ gert sich um das e-fache Bei kleinen Frequenzen kann man Terme mit (2,7) in der Zeit τ = 1/ δ . Geschwindigkeit und Beschleunigung vernachlässigen ( cx = F0 cos ωt ), bei sehr großen spielt II. Wie breit ist das Resonanzmaximum? Bei der Resonanzfrenur der der Term mit Beschleunigung eine wequenz nimmt die sentliche Rolle ( mx = F0 cos ωt ), bei der ResoSchwingungsamplitunanzfrequenz müssen alle Terme ausfallen mit de Ausnahme von GeschwindigkeitsproportionaF0 m 3 δ x= len Term ( dx = + F0 cos ωt ). Das sieht man dar2 2 2 2 2 (ω0 − ω ) + 4ω δ an, dass die Energie, die dem System zugeführt wird, dann ihr Maximum erreicht, wenn die F0 m den Wert x = Kraft immer in Richtung Geschwindigkeit ge2ωδ richtet ist und somit den Körper immer "bean. Einen zweimal kleineren Wert nimmt sie 2 schleunigt". wenn (ω02 − ω 2 ) + 4ω 2δ 2 = 16ω 2δ 2 oder Hätten wir eine nicht lineare konservative 2 2 2 2 Kraft, mx = −G ( x) − dx + F0 cos ωt , so könnten (ω0 − ω ) (ω0 + ω ) = 12ω δ oder wir diese Gleichung nicht analytisch lösen, aber 2 (ω0 − ω ) 4ω02 = 12ω02δ 2 ⇒ die Grenzfälle kleiner und großer Frequenzen könnten auch in diesem Fall ermittelt werden. ω = ω0 ± 3δ . Hätten wir eine lineare konservative Kraft aber Die Gütezahl ist somit Q ≈ ω0 / ∆ω . eine nicht lineare Dämpfung, z.B. III. Wie beeinflusst Dämpfung den Fremx = −cx − kx 3 + F0 cos ωt so könnte man auf quenzgang der Amplitude? Mit kleiner ähnliche Weise näherungsweise SchwingungsDämpfung folgt Amplitude als Funktion der gesetz und Schwingungsamplitude bei der ReErregerfrequenz im Wesentlichen der Kurve sonanz ermitteln: kx 3 = F0 cos ωt ohne Dissipation. Nur die Spitzen werden "abgestumpft". IV. Kann man die Höhe des Resonanzmaximums berechnen ohne Bewegungsgleichung zu lösen? mx = −cx − dx + F0 cos ωt Lösung der Ersatzdifferentialgleichung mit der Kraft F0eiωt führt zur Gleichung ( −mω 2 + idω + c ) x = F0 mit der Lösung ⇒ x = ( ( F0 / k ) cos ωt ) . 1/ 3 V. Seitenbänder bei Rundfunkübertragung Bei der Rundfunkübertragung, die die Amplitudenmodulation (AM) benutzt, wir das hochfrequente Trägersignal durch die Schallamplitude moduliert. 1 Die oben gezeigte modulierte Schwingung kann wie folgt ausgedrückt werden x = (1 + b cos ωmt ) cos ω0t . Oder x = cos ω0t + b cos (ω0 + ωm ) t + b cos (ω0 − ωm ) t Das bedeutet, dass die ausgestrahlte Welle Summe von drei Wellen darstellt: reguläre Welle mit der Frequenz ω0 , sowie Schwingungen mit den Frequenzen ω0 + ωm und ω0 − ωm . Wie scharf darf Resonanzmaximum eines Schwingungskreises eines Funkempfängers sein? Ein Schwingungskreis unterdrückt Schwingungen mit allen Frequenzen, die weiter von der Trägerfrequenz ω0 entfernt sind, als um einige δ . Ist die Breite der Resonanzkurve zu klein, so empfängt das Gerät nur die Trägerfrequenz. In der ist aber keine Information enthalten. Die Breite des Maximums (und somit die Dämpfungskonstante) muss somit größer sein, als die Modulationfrequenz: δ > ωm . Man kann das auch anders sehen: Die Modulation wird nur dann wirklich übermittelt, wenn die Dauer des Einschwingvorganges kleiner ist als die Modu1 lationsperiode: τ = < Tmod , was zu derselben δ Gleichung δ > ωm führt. 1 2 1 2 VI. Wie bestimmt man die Tilgerfrequenz und welchen Einfluss hat Dämpfung auf die Tilgung von Schwingungen? Betrachten wir einen elastisch (Gesamtsteifigkeit c ) gelagerten "Tisch" mit der Masse M . Wenn auf ihn technisch bedingt eine periodische Kraft F0 cos ωt mit einer bestimmten Frequenz wirkt, kann man die Schwingungen des Tisches unterdrücken, indem man an ihn eine weitere Masse m elastisch koppelt. Der physikalische Sinn des Tilgereffektes besteht darin, dass der Tisch M die zusätzliche Masse zum Schwingen erregen und somit ihre eigenen Energie abgeben kann. Dafür muss die Schwingungsfrequenz gleich der Eigenfrequenz des Tilgers sein. Da bei Resonanz Verhältnis von Amplituden unendlich wird, kann die Tilgermasse auch dann schwingen, wenn sich der Tisch gar nicht mehr bewegt. Die Bedingung für die Tilgung ist offenbar ω = c1 / m . Der Einschwingvorgang dauert allerdings bei einem idealen Tilger unendlich lange. Bei einem realen Tilger (mit Dämpfung) dauert er eine endliche Zeit, aber auch der Tilgereffekt ist nicht ideal. Die äquivalente Federzahl ergibt sich aus der neben stehender Skizze. Die Federzahl ist gleich − mω 2 ( c1 + id ω ) c* = − M ω 2 + c2 + . −mω 2 + c1 + idω Ohne Dämpfung wird diese Steifigkeit unendlich bei − mω 2 + c1 = 0 . Bei kleinen Dämpfungen ist die Steifigkeit nicht unendlich aber −mωc1 groß: c* ≈ id VII. Dynamik eines Fahrzeuges Nebenstehende Skizze kann als ein einfaches Modell eines Fahrzeuges angesehen werden (ein "Viertelfahrzeug"). Zu bestimmen sind die Eigenfrequenzen und der Frequenzgang der Beschleunigung von Aufbau bei einer Fußpunkterregung nach dem Gesetz x0 = A cos ωt . Gegeben: m1 = 10kg , m2 = 250kg . Eigenfrequenz des Rades alleine sei 10 Hz, des Aufbaus alleine 1 Hz. Da wir in der Karosserie ( m2 ) sitzen, sind wir nur in der Koordinate x2 interessiert: c1c2 x0 . Oder x2 = 2 ( c2 − m2ω )( c1 + c2 − m1ω 2 ) − c22 x2 = ( c1c2 x0 )( m1m2 ω − ω12 ω 2 − ω22 2 ) . Wir sind aber in der Beschleunigung interessiert, da wir nur diese unmittelbar empfinden. c1c2 x0ω 2 . a2 = − m1m2 (ω 2 − ω12 )(ω 2 − ω22 ) Wie groß sind die Eigenfrequenzen? (Eine vereinfachte Methode wird erläutert). 2