Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Informationsblatt V/1.1: „Ein Mensch – viele Ausdrucksmöglichkeiten“ – Signalebenen des Menschen unterscheiden Verbale und nonverbale Signalebenen Signalebenen Verbale Signalebene Das gesprochene Wort Kanäle Wörter Signale m mm ggg gg ggg g g z.B. angehobene oder gesenkte Stimme Tonfall ... z.B. Frage und Antwort ... ... Nonverbale Signalebene Die verschiedenen Kanäle der Körpersprache Kanäle Mimik z.B. herunterhängende Mundwinkel Gestik z.B. Hände falten Augenausdruck z.B. Blickkontakt aufnehmen Körperhaltung Körperbewegung Atmung Muskeltonus © BMFSFJ Signale z.B. Hände in die Hüften stemmen z.B. ein Bein oder einen Arm ausstrecken z.B. beschleunigte Atmung z.B. erhöhter Muskeltonus V/24 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/1.1: „Ein Mensch – viele Ausdrucksmöglichkeiten“ – Signalebenen des Menschen unterscheiden In dieser Aufgabe geht es darum, sich die Vielfalt der nonverbalen Signale von Menschen mit Demenz in Essenssituationen bewusst zu machen. Hierbei können Ihnen die Beobachtungen, die Sie bisher in Ihrer beruflichen Praxis gemacht haben, helfen. Ebenso können Sie Beobachtungen aus dem Film „Personenzentrierte Pflege als Chance und Perspektive – Über den Umgang mit Verwirrten“ und den Beobachtungen aus dem Fallbericht (Frau Klewe) ergänzen. 1. Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer hat zu jedem Kanal der nonverbalen Sprache eine Wandzeitung vorbereitet. Bilden Sie in Ihrer Klasse fünf Arbeitsgruppen und ordnen Sie sich einer Wandzeitung zu. 2. Sammeln Sie nun spontan zu Ihrem jeweiligen Kanal, z. B. Mimik, mögliche nonverbale Signale, die Sie bei einem Menschen mit Demenz in Essenssituationen beobachten können. Notieren Sie Ihre Ergebnisse auf der Wandzeitung. 3. Gehen Sie auf diese Weise nacheinander von Wandzeitung zu Wandzeitung. Lesen Sie sich dabei zunächst die bereits von Ihren Vorgruppen notierten Ergebnisse durch und ergänzen Sie diese, wenn Ihnen weitere beobachtbare Signale einfallen. Am Ende der Aufgabe haben Sie sich so mit allen fünf Kanälen der nonverbalen Sprache auseinandergesetzt. 4. Stellen Sie am Ende der Bearbeitung die Wandzeitung, die Sie zuletzt bearbeitet haben, im Plenum vor. Kanal Mimik Nonverbale Signale/Beobachtungen Gestik Augenausdruck Körperhaltung Körperbewegung © BMFSFJ V/25 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Informationsblatt V/1.2: „Ein Mensch – viele Ausdrucksmöglichkeiten“ – Signalebenen des Menschen unterscheiden Drei Regeln zur Bedeutungsabsicherung von nonverbalen Signalen 1. Regel: Signale im Verbund mit anderen Signalen deuten Bei Menschen mit Demenz, die auf der verbalen und nonverbalen Signalebene senden: • Verbale und nonverbale Signalebenen in die Interpretation mit einfließen lassen, d.h. es soll mindestens ein Signal aus der nonverbalen Signalebene hinzukommen. Bei Menschen mit Demenz, die nur auf der nonverbalen Signalebene senden: • Mindestens einen zweiten Kanal der nonverbalen Signalebene in die Interpretation mit einfließen lassen (z. B. Gestik und Mimik). Bei Unsicherheit, ob die Interpretation im Sinne des Menschen mit Demenz ist: • Körpersprachlich nachfragen, ob die Interpretation stimmt. 2. Regel: Signale im Kontext deuten Nonverbale Signale immer im Kontext der Situation, in der sie auftreten, deuten. 3. Regel: Auf Übereinstimmung zwischen verbalen und nonverbalen Signalen achten Wenn verbale und nonverbale Signalebene nicht übereinstimmen, hat das nonverbale Signal Vorrang. Quellen: Argyle, M. (2005). Körpersprache & Kommunikation. Das Handbuch zur nonverbalen Kommunikation (9. Auflage). Paderborn: Junfermann. Ulmer, E-M & Margraf, K. (2005). Interaktionen mit dementen Menschen. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft. Im Auftrag der Alzheimer-Gesellschaft Mittelhessen e.V. © BMFSFJ V/26 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/2.1: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpretieren Ziel: Diese Aufgabe besteht aus mehreren. Es geht darum, sich mit der Interaktion zwischen einem Menschen mit Demenz (Herr A.) und einer Pflegeperson während einer Essenssituation auseinanderzusetzen. Der Schwerpunkt liegt darauf, die eigene Wahrnehmung und Beobachtung anhand der Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ aus dem Film „Interaktion mit dementen Menschen“ (Margraf 1999) zu schulen. Schritt I: Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ (1. Mal) Sehen Sie sich den Filmausschnitt „Herr A. möchte etwas trinken“ aus dem Film „Interaktion mit dementen Menschen“ ein erstes Mal in Normalgeschwindigkeit und ohne Ton an. Beschreiben Sie im Anschluss daran stichwortartig, was Sie gesehen haben. Blick auf die Situation Was habe ich gesehen? Beschreiben Sie stichwortartig. Wir wollen uns im Anschluss über Ihre Eindrücke in der Großgruppe austauschen. Bearbeitungszeit: 10 Minuten © BMFSFJ V/27 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/2.2: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpretieren Schritt II: Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ (2. Mal) Sehen Sie die Filmsequenz „Herr A. möchte etwas trinken“ jetzt ein zweites Mal in Zeitlupe und ohne Ton an. Damit Sie alles genau beobachten können, ist die Szene in vier Zeitlupen aufgeteilt. Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer wird den Film nach jeder Zeitlupe kurz stoppen, damit Sie genügend Zeit haben, Ihre Beobachtungen zu dokumentieren. Nach der vierten Zeitlupe wird die gesamte Filmsequenz noch einmal in Normalgeschwindigkeit gezeigt. Falls Sie das Gefühl haben, noch nicht alles beobachtet zu haben, kann Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer Ihnen die Zeitlupen nochmals zeigen. 1. Beobachten Sie genau: • Welche nonverbalen Signale senden und empfangen die Pflegeperson und Herr A.? 2. Dokumentieren Sie Ihre Beobachtungen auf dem vorbereiteten Beobachtungsbogen auf der folgenden Seite. 3. Nachdem Sie die gesamte Beobachtung und Dokumentation abgeschlossen haben, vergleichen und überprüfen Sie Ihre Ergebnisse mit einer Partnerin / einem Partner. 4. Notieren Sie mögliche Fragen und Unstimmigkeiten. Bearbeitungszeit für die Partnerarbeit: 15 Minuten © BMFSFJ V/28 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Beobachtungsbogen Zeitlupe 1 Zeitlupe 2 Zeitlupe 3 Zeitlupe 4 Herr A. Pflegeperson Herr A. Herr A. Pflegeperson Herr A. Pflegeperson Herr A. © BMFSFJ V/29 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/2.3: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpretieren Regeln zur Klarheit in der nonverbalen Kommunikation mit Menschen mit Demenz Regel 1: © BMFSFJ V/30 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/2.4: „Der Körper sagt mehr als tausend Worte“ – Körpersprache beobachten und interpretieren Schritt III: „Auf welchen Kanälen kommunizieren Herr A. und die Pflegeperson?“ Im ersten Teil dieser Aufgabe geht es darum, die nonverbalen Signale von Herrn A. und der Pflegeperson den verschiedenen Kanälen (Mimik, Gestik, Augenausdruck, Körperhaltung, Körperbewegung) zuzuordnen. Dieses ist wichtig, um herauszufinden, auf welchen Kanälen Herr A. und die Pflegeperson schwerpunktmäßig miteinander kommunizieren. In einem zweiten Teil der Aufgabe überlegen Sie, welche unterschiedlichen Sinneskanäle (visuell, akustisch, taktil) die Pflegeperson bei Herrn A. anspricht und wie sie dies genau macht. 1. Lesen Sie nun noch einmal Ihre Aufzeichnungen auf dem Beobachtungsbogen. Ordnen Sie die von Ihnen beobachteten Signale von Herrn A. und der Pflegeperson nun gemeinsam den verschiedenen Kanälen der nonverbalen Sprache zu. Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer wird Ihre Ergebnisse an der Tafel festhalten. Tabelle 1: Ergebnisse Tafelbild Kanal Herr A. Nonverbale Signale / Beobachtungen Kanal Mimik Mimik Gestik Gestik Augenausdruck Augenausdruck Körperhaltung Körperhaltung Körperbewegung Körperbewegung © BMFSFJ Pflegeperson Nonverbale Signale / Beobachtungen V/31 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten 2. Überlegen Sie nun, welche unterschiedlichen Sinneskanäle die Pflegekraft bei Herrn A. anspricht und wie sie dies genau macht. Tragen Sie Ihre Ergebnisse in die nachfolgende Tabelle ein. Tabelle 2: Sinneskanäle Sinneskanäle Visuell (sehen) Visuelles Signal: Taktil (berühren) Taktiles Signal: Akustisch (hören) Akustisches Signal: © BMFSFJ Beobachtungen / Signale V/32 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/3.1: „Im Kon-Takt sein“ – Synchronie in der Interaktion herstellen In dieser Wahrnehmungsübung geht es darum, sich in dem Takt und Rhythmus einer anderen Person zu bewegen und Synchronität zu erspüren. Schritt I: Eine Wahrnehmungsübung ohne Berührung durchführen und reflektieren 1. Suchen Sie sich einen Partner oder eine Partnerin und stellen Sie sich einander gegenüber. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem „Spiegel“. 2. Sorgen Sie dafür, dass Sie beide genügend Raum für die gemeinsame Bewegung haben. 3. Heben Sie nun Ihre beiden Handflächen zueinander, ohne dass sich diese berühren. 4. Vollziehen Sie alle Bewegungen Ihres Partners / Ihrer Partnerin möglichst gleich und gleichzeitig. 5. Finden Sie einen Anfang, ohne abzusprechen, wer die Bewegung leitet. 6. Führen Sie die Übung solange durch, bis Ihre Lehrerin / Ihr Lehrer Ihnen ein StoppZeichen gibt. Wichtig: Während der gesamten Übung darf nicht gesprochen werden! 7. Reflektieren Sie die Übung in Partnerarbeit anhand folgender Fragen: • Wie habe ich mich gefühlt? _________________________________________________ • Was war leicht? __________________________________________________________ • Was war schwer? _________________________________________________________ • Wer hat geführt? _________________________________________________________ • Woher wusste ich, wie ich mich bewegen musste? _______________________________ Schritt II: Eine Wahrnehmungsübung mit Berührung durchführen und reflektieren 1. Wiederholen Sie die Wahrnehmungsübung mit folgender Änderung: Heben Sie Ihre beiden Handflächen zueinander und legen sie sie aneinander, so dass sich Ihre Handflächen berühren. 2. Reflektieren Sie die Übung in Partnerarbeit: © BMFSFJ V/33 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten • Wie habe ich mich gefühlt? _________________________________________________ • Was war leicht? __________________________________________________________ • Was war schwer? _________________________________________________________ • Wer hat geführt? _________________________________________________________ • Woher wusste ich, wie ich mich bewegen musste? _______________________________ Bearbeitungszeit: 20 Minuten © BMFSFJ V/34 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Informationsblatt V/3.1: „Im Kon-Takt sein“ – Synchronie in der Interaktion herstellen Modell der Interaktion zwischen Menschen mit Demenz und Pflegepersonen Mensch mit Demenz Klarheit der verbalen und nonverbalen Signale Empfänglichkeit Interpretation / Deutung Erwiderungsbereitschaft Pflegeperson (in Anlehnung an Athlin &. Norberg 1987) • Klarheit der verbalen und nonverbalen Signale: • Empfänglichkeit: • Interpretation / Deutung: • Erwiderungsbereitschaft: © BMFSFJ V/35 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/3.2: „Im Kon-Takt sein“ – Synchronität in der Interaktion herstellen In dieser Wahrnehmungsübung geht es darum, sich in eine Essenssituation hineinzuversetzen und den Kontakt (Kontakt herstellen, Kontakt halten, Kontakt beenden) aus verschiedenen Positionen heraus zu gestalten, zu beobachten und zu reflektieren. Versuchen Sie hierbei folgender Frage nachzugehen: „Welche Form der individuellen Unterstützung benötigt der Mensch, um die Situation für sich begreifen? Was braucht er, um die Handlung Trinken bzw. Essen möglichst eigenständig durchführen zu können? 1. Bilden Sie eine Kleingruppe mit drei Personen 2. Entscheiden Sie wer A, wer B und wer C ist Person A: Person A ist in der Lage, mit Unterstützung selbstständig zu essen und zu trinken. Sie hat aber manchmal Schwierigkeiten, mit einer Handlung zu beginnen oder die Handlung nach Beginn fortzusetzen. Außerdem fällt es Person A. schwer, verbale Aufforderungen zu verstehen. Person B: Person B möchte Person A beim Essen unterstützen, so dass diese die Handlung weitgehend selbstständig ausführen kann. Person C Person C beobachtet und protokolliert die Kommunikation mit Hilfe eines Beobachtungsbogens. 3. Führen Sie nun die Übung durch. 4. Reflektieren Sie die Übung anhand der Leitfragen. Gehen Sie dabei so vor, dass zunächst Person A und dann Person B reflektiert. Erst im Anschluss daran erläutert Person C ihre Beobachtungen. Leifragen zur Reflexion: Person A: • Wie habe ich mich gefühlt? • Was hat mir gut gefallen? • Was war schwierig für mich? • Was hätte ich mir gewünscht? Person B: • Wie habe ich mich gefühlt? • Was war leicht? • Was war schwer? • Was würde ich beim nächsten Mal gerne anders machen? Person C: 1. Was habe ich beobachtet? 5. Tauschen Sie nun die Positionen, so dass jeder einmal alle Positionen eingenommen hat. Bearbeitungszeit: 40 Minuten © BMFSFJ V/36 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Beobachtungsbogen zur Übung: „Kontakt mit Menschen mit Demenz herstellen, halten und beenden“ Beobachtungsaspekte 1. Kontakt herstellen (Kontakt vor Funktion) • auf Augenhöhe begegnen • Blickkontakt herstellen • körpersprachlich klar und eindeutig sprechen • eindeutig und angemessen berühren (Berührungsgeste) • genügend Zeit zum Wahrnehmen geben Beobachtungsnotizen • 2. Kontakt halten • körpersprachlich klar und eindeutig sprechen • visuelle Signale senden • akustische Signale senden • taktil/haptische Signale senden 3. Kontakt beenden • körpersprachlich klar und eindeutig sprechen • eindeutig und angemessen berühren (Berührungsgeste) • genügend Zeit zum Wahrnehmen geben © BMFSFJ V/37 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/4.1: „Alles spielt zusammen“ – Interaktion, Team und Organisation betrachten Das Ziel dieser letzen Aufgabe in der Lernsituation besteht darin, dass Sie sich in dieser Woche erarbeitetes Wissen noch einmal vor Augen führen und anwenden. Dabei kehren Sie zum Ausgangspunkt der Lernsituation zurück: zum Fallbericht von Schülerin Andrea und Frau Klewe. Die nachfolgenden Leitfragen unterstützen Sie dabei, die Situation im Fallbericht erneut zu reflektieren – diesmal unter Einbezug dessen, was Sie im Verlauf dieser Lernsituation an neuem Wissen hinzugewonnen haben. Abschließend schätzen Sie selbst ein, ob und – wenn ja – wie sich Ihre Sichtweise auf die Situation verändert hat. 1. Lesen Sie die Leitfragen aus den verschiedenen Blickwinkeln Interaktion, Team und Organisation auf den Seiten 17 und 18. 2. Überprüfen Sie, ob Sie die Fragen verstehen. 3. Lesen Sie nun den Fallbericht „Schülerin Andrea unterstützt Frau Klewe beim Mittagessen“ noch einmal durch. 4. Bearbeiten Sie jeder für sich die Leitfragen vor dem Hintergrund Ihres neu erworbenen Wissens. Bearbeitungszeit: 40 Minuten Fallbericht: Schülerin Andrea unterstützt Frau Klewe beim Mittagessen Schülerin Andrea Baumann befindet sich gerade im Praxiseinsatz im Altenheim. Zu der Bewohnergruppe, für die Andrea gemeinsam mit ihrer Praxisanleiterin verantwortlich ist, gehört auch die 85-jährige Frau Maria Klewe. Sie hat eine Demenz vom Alzheimer Typ. Frau Klewe kann noch gut laufen, benötigt aber bei den meisten übrigen Aktivitäten die Unterstützung der Pflegekräfte. Sie ist sehr ruhig und sitzt häufig teilnahmslos in ihrem Sessel. Wenn sie eine bestimmte Handlung anfängt, vergisst sie schon einmal, was sie gerade tut, hört mitten in der Bewegung auf und schließt die Augen. Öfter weiß Frau Klewe auch gar nicht, was sie denn in einer bestimmten Situation tun soll, z. B. während der Körperpflege oder beim Essen und Trinken. Schülerin Andrea kommt es heute vor, als sei der Vormittag rasend schnell verflogen. Nach dem Mittagessen will sie unbedingt noch einige Dinge dokumentieren, das hat sie in der Hektik noch gar nicht geschafft. Jetzt soll sie allerdings erst einmal Frau Klewe bei der Einnahme ihres Mittagessens unterstützen. Gemeinsam mit einigen anderen Bewohnern begleitet Schülerin Andrea Frau Klewe zu ihrem Platz im Speisesaal. Es dauert noch einige Minuten, bis das Mittagessen von einer Mitarbeiterin aus der Küche gebracht wird. Teller, Besteck und ein Getränk stehen schon auf dem Tisch. Andrea nutzt die Zeit, um einigen Bewohnerinnen, die beim Essen und Trinken häufiger etwas verschütten, ein Tuch als Schutz umzubinden. Im Speisesaal läuft Musik, und Andrea summt leise mit. Das Mittagessen besteht aus einem Eintopf, gemischtem Salat und einer Nachspeise. Frau Klewe sitzt abwesend auf ihrem Platz, auch als das Essen vor ihr steht, scheint sie dies nicht wahrzunehmen. Schülerin Andrea setzt sich neben Frau Klewe an den Tisch und fragt: „Frau Klewe, haben Sie noch gar keinen Hunger?“ Die Bewohnerin hebt den Kopf und sieht Andrea an. „Ich helfe Ihnen jetzt beim Essen. Riechen Sie mal, es gibt Eintopf mit Rindfleisch.“ Frau Klewe wirkt ein wenig aufmerksam, sie hebt ihre rechte Hand und reibt vor sich über die Tischkante. Schülerin Andrea hebt das Wasserglas an Frau Klewes Lippen. „Trinken Sie mal © BMFSFJ V/38 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten erst einen Schluck, dann klappt es mit dem Essen gleich besser“, fordert Andrea Frau Klewe auf. Frau Klewe zuckt zunächst mit dem Kopf zurück, öffnet dann aber den Mund und trinkt einige große Schlucke. Anschließend gibt Andrea Frau Klewe einen Löffel in die rechte Hand und führt diese zu ihrem Teller. Daraufhin beginnt Frau Klewe mit dem Essen. Andrea ist erleichtert darüber, dass Frau Klewe isst. Nach ein paar Löffeln erkundigt sie sich: „Schmeckt gut, oder?“. „Ja, Eintopf schmeckt immer gut“, antwortet Frau Klewe. Da Frau Klewe jetzt allein isst, steht Andrea auf, um einem anderen Bewohner beim Zerkleinern des Essens und beim Einnehmen der Medikamente zu helfen. Nach einigen Minuten geht Andrea zu Frau Klewe zurück; auf dem Weg nimmt sie noch Frau Klewes Mittagsmedikamente mit. Inzwischen hat Frau Klewe aufgehört zu essen, sie spielt mit dem Löffel in ihrer Hand, ihr Blick geht geradeaus ins Leere. Der Teller scheint bis auf ein paar Löffel unberührt. Andrea seufzt leise und setzt sich wieder neben die Bewohnerin. „Frau Klewe, warum essen Sie denn nicht? Sie müssen doch etwas essen. Außerdem schmeckt es Ihnen doch!“ Frau Klewe sieht Andrea an und lächelt ein wenig, sie lässt den Löffel los und streichelt Andrea mit der Hand über den Arm. Andrea versucht, Frau Klewe zum Weiteressen zu überreden. Sie spricht ermutigend auf sie ein und führt Frau Klewes Hand mit einem gefüllten Löffel zum Mund. Frau Klewe wendet den Kopf ab und wehrt den gefüllten Löffel ab, so dass Eintopf über ihr Kleid und ihren Stuhl läuft. Ihr Blick wirkt angestrengt. Andrea ekelt sich und spürt, wie sie sich innerlich verkrampft. So gut es geht, säubert sie mit einer Serviette das Kleid und den Stuhl von Frau Klewe. Sie versucht dann erneut, Frau Klewe zum Essen zu bringen: „Frau Klewe, dann nehmen Sie wenigstens Ihre Medikamente, das ist wichtig für Sie!“ Andrea gibt Frau Klewe zwei Tabletten in die Hand. Da sie nicht reagiert, gibt Andrea die Tabletten auf einen Löffel und berührt damit Frau Klewes Mund. Frau Klewe presst jetzt die Lippen ganz fest aufeinander, ihr Gesichtsausdruck ist verkniffen. Andrea fühlt sich hilflos und überfordert. Sie versucht es noch einmal mit etwas Wasser, aber Frau Klewe schlägt jetzt nach dem Glas und ruft laut: „Nein, nein, nein!“ Frustriert steht Andrea auf. © BMFSFJ V/39 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/4.2: „Alles spielt zusammen“ – Interaktion, Team und Organisation betrachten Leitfragen zur Reflexion aus den Blickwinkeln Interaktion, Team und Organisation Blickwinkel: Interaktion 1. Wie beurteilen Sie die Interaktion zwischen Schülerin Andrea und Frau Klewe? 2. Was könnte Andrea Ihrer Meinung nach anders machen? 3. Wie würde sich die Interaktion dadurch möglicherweise verändern? © BMFSFJ V/40 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Blickwinkel: Team 1. Wie beeinflusst das Team Ihrer Ansicht nach die Interaktion? 2. Was könnte das Team Ihrer Ansicht nach tun? 3. Was könnte sich dadurch verändern? Blickwinkel: Organisation 1. Wie beeinflusst die Organisation Ihrer Ansicht nach die Interaktion? 2. Was könnte die Organisation Ihrer Ansicht nach tun? 3. Was könnte sich dadurch verändern? © BMFSFJ V/41 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten Arbeitsblatt V/6.1 „Blick zurück und nach vorn“ – die Lerneinheit evaluieren Meine Rückmeldung zur Lernsituation Code-Nr.: ________ 1. Folgende Themen, Aspekte und Inhalte fand ich ... ... wichtig ... weniger wichtig ... überflüssig 2. Die folgenden Aspekte waren für mich Aspekte nicht geeignet (--) weniger geeignet (-) gut geeignet (+) sehr gut geeignet (++) Fallbericht (Schülerin Andrea und Frau Klewe) Szenische Darstellungen Wahrnehmungsübungen Gruppenarbeit Schülerpräsentationen Lehrervortrag Medien Thematik „Essen und Trinken“ Lernmaterialien (Arbeits- und Informationsblätter) Wandzeitungen Lerntagebuch © BMFSFJ V/42 Informations- und Arbeitsblätter Lerneinheit V: Interaktion gestalten 3. Folgende Themen, Aspekte und Inhalte glaube ich, in der Praxis anwenden zu können: auf jeden Fall ab und zu gar nicht - 4. Durch die Lernsituation habe ich neue Erkenntnisse hinzu gewonnen ... in sehr geringem Maße (--) in geringem Maße (-) in hohem Maße (+) in höchstem Maße (++) Was ich noch sagen wollte! © BMFSFJ V/43