1 Hormonale Regulation 1 –– In der äußeren Zona glomerulosa werden die Mineralcorticoide (Aldosteron) gebildet. –– In der Zona fasciculata entstehen die Glucocorticoide (Cortisol), –– und die innere Zona reticularis schließlich ist für die Bildung der Androgene (Testosteron) verantwortlich. Die Glucocorticoide und Androgene werden ACTH-abhängig synthetisiert, also über den hypothalamisch-hypophysären Regelkreis gesteuert. Im Gegensatz dazu werden die Mineralcorticoide vor allem über das Renin-Angiotensin-System reguliert. ACTH fördert deren Ausschüttung zwar auch, jedoch nur in geringem Ausmaß (s. Skript Physiologie 1). 1.6.1 Cortisol „Cortisol“ und „Cortison“ sind, wenn man es ganz genau nimmt, zwei unterschiedliche Moleküle, die sich aber nur an einer Stelle ihrer Strukturformel unterscheiden. Cortisol (auch Hydrocortison genannt) ist die aktive Form und Cortison die inaktive Form. Cortisol ist der wichtigste Vertreter der Glucocorticoide. Die Sekretion folgt einem stabilen, zirkadianen Rhythmus mit einem Maximum in den frühen Morgenstunden und einem Minimum um Mitternacht. Es wirkt vor allem auf den Energiestoffwechsel: –– Cortisol erhöht den Blutzuckerspiegel durch Steigerung der Gluconeogenese. Es wirkt also insulinantagonistisch! Bei einer Cortisontherapie kann es deshalb zum „Steroiddiabetes“ kommen. –– Cortisol wirkt proteolytisch und lipolytisch, bewirkt also den Abbau von Muskel- und Fettgewebe. –– Über verschiedene Wege wirkt Cortisol immunsuppressiv. Dies macht seinen therapeutischen Wert aus: Zur Unterdrückung von entzündlichen Erkrankungen ist das Cortison in der heutigen Medizin immer noch unverzichtbar. 12 –– Cortisol hat außerdem eine katabole Wirkung auf den Knochen und kann so eine Osteoporose herbeiführen. –– Cortisol kann auch an die Aldosteron-Rezeptoren binden und dort synergistisch wirken. So kann es zu Bluthochdruck kommen. Aus diesen wichtigsten Wirkungen des Cortisols kannst du ganz leicht auch die Nebenwirkungen bei Cortisontherapie (oder die Symptome bei überschießender endogener Cortisolproduktion) ableiten. Das dazugehörende Krankheitsbild wird Cushing-Syndrom genannt und hat folgende Symptome: –– Steroiddiabetes (Hyperglykämie) –– Hypertonie (Hypernatriämie) aufgrund der aldosteronartigen Wirkung –– Osteoporose –– typische Umverteilung des Körperfettes (Stamm­­fettsucht, Mondgesicht und Büffelnacken; sehr dünne Extremitäten auch dank der folgenden Symptome) –– Muskelabbau (Proteolyse) –– Atrophie der Haut –– Neigung zu Thrombosen Von einem Morbus Cushing spricht man nur, wenn dem Hypercortisolismus ein ACTH-produzierender Tumor der Adenohypophyse zugrunde liegt. Wird aufgrund einer entzündlichen Grunderkrankung längerfristig mit Cortison therapiert, darf die Therapie auf keinen Fall abrupt beendet werden. Die exogenen Glucocorticoide sorgen nämlich für eine Suppression des ACTH aus der Hypophyse. Da Letzteres jedoch ein wichtiger Wachstumsfaktor für die Nebennierenrinde ist, kann ein längerfristiges Fehlen von ACTH zur Atrophie der NNR führen. Bei plötzlichem Absetzen der Cortison-Medikation ist die NNR nicht sofort zur Synthese von Glucocorticoiden in der Lage, was lebensgefährlich sein kann. Als klinische Symptome des Cortisolmangels stehen Schwäche, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen und Gewichtsverlust sowie niedrige Blutzuckerspiegel im Vordergrund.