Kernphysik I Kernmodelle: • Vibrationsanregungen • γ-Zerfall Wiederholung: Deformierte Kerne Nilsson Zustände Zur Charakterisierung der Zustände werden die asymptotische Quantenzahlen [NnzΛ Ωπ] oder Ωπ [NnzΛ] verwendet. (Definition kommt gleich) Nur für große Deformationen β2, δ sind [NnzΛ] Konstanten der Bewegung. Bei großer Deformation, kann man die Bewegung eines Nukleons im deformierten Potential trennen in Komponenten entlang und senkrecht zu der Deformationsachse, die bei axial symmetrischer Deformation als Quantisierungsachse dienen kann. Die Entartung der Zustände mit bestimmten j, wird hinsichtlich ihrer Projektion m auf die Deformationsachse aufgehoben, Zustände mit ±m bleiben entartet. Beispiel: j = 5/2 spaltet in 3 Komponenten auf mit |m|= 5/2; 3/2; 1/2 Wiederholung: Kollektive Kernanregungen Die Anregung von Einteilchenzuständen ist auf Kerne in der Nähe abgeschlossener Schalen beschränkt. Bei allen Kernen (außer den sehr leichten) ist die Anregung kollektiver Freiheitsgrade möglich. Kerne mit vielen Nukleonen außerhalb abgeschlossener Schalen zeigen auch kollektive Anregungsspektren. Kollektive Kernanregungen sind Fluktuationen des Kerns um die Gleichgewichtslage: Dichtefluktuationen oder Formfluktuationen Experimentelle Untersuchung: Kollektive Anregungen werden am besten mit Hilfe elektromagnetischer Übergänge untersucht, d.h. mit γ-Spektroskopie Beobachtete kollektive Kernanregungen: • Rotationszustände deformierter Kerne • Vibrationszustände Quadrupolschwingungen Oktupolschwingungen • Riesenresonanzen Dipolriesenresonanz Analogie in der Molekülphysik: • Einteilchenanregung • Vibration • Rotation Informationen über den Charakter der Anregung erhält man aus: • Systematik der Anregungsenergien • Übergangswahrscheinlichkeiten • γ-Winkelverteilung Formschwingungen Einfachsten Formschwingungen: - Quadrupolschwingungen - Oktupolschwingungen Beobachtung: Alle gg-Kerne haben im Grundzustand Spin und Parität Jπ=0+ und - bis auf die doppelt magischen Kerne - im ersten angeregten Zustand Jπ=2+ Die Übergangswahrscheinlichkeit für diese E2-Anregung zwischen 0+ und 2+ ist um bis zwei Größenordnungen höher als für Einteilchenübergänge. Kollektive Vibrationsanregung Vibrationszustände Mittlere Form momentane Form Oberflächenschwingungen R(t) = R avr + ∑ Instantane Koordinate λ=0 Monopol r0A1/3 λ ∑α λμ (t) Yλμ (θ, φ) α λμ = α λ, -μ Symmetrie λ μ = − λ Amplitude Sphärische Kugeloberflächenfunktionen λ=1 Dipol λ=2 Quadrupol λ=3 Oktupol . Monopol und Dipol-Anregung benötigen hohe Anregungsenergie. Oberflächenschwingungen R(t) = R avr + 2 ∑ α 2μ Y2μ (θ ,φ ) μ = −2 λ=2 Quadrupol = R avr + α 22 Y22 + α 21 Y21 + α 20 Y20 + α 2,-1Y2,-1 + α 2, -2 Y2, -2 = R avr + α 20 Y20 • Quantisierung der Quadrupol-Vibration nennt man Quadrupol-Phonon. • Ein Phonon trägt zwei Einheiten des Drehimpulses. • Diese Anregungsmode ist dominant. • Für die meisten gg Kerne existiert ein niedrig liegender Zustand mit Jπ=2+. Entweder von kollektiver Rotation oder Vibration. Formschwingungen β - Vibration γ - Vibration Formschwingungen Oktupolschwingungen In doppelt magischen Kernen (16O, 40Ca, 208Pb) wird niedrig liegender 3--Zustand beobachtet. Zustände haben um bis zu zwei Größenordnungen höhere Übergangswahrscheinlichkeiten als Einteilchenübergänge. Die kollektiven 3--Zustände können als Oktupolschwingungen interpretiert werden. Können als kohärente Überlagerung von TeilchenLoch-Zuständen zwischen benachbarten Schalen erzeugt werden. Anders als bei der Dipolriesenresonanz ist hier die Schwingung von Protonen und Neutronen gleichphasig. Dadurch ist die Teilchen-LochWechselwirkung anziehend und die kollektive Oktupolanregung in der Energie nach unten verschoben. Elektromagnetische Übergänge Die Übergangswahrscheinlichkeit vom Zustand i in den Zustand f ergibt sich nach Fermis Goldener Regel zu: 2π dW = ψ f H int ψ i h 2 dρ ( E ) = (2πhc )3 A = (φ / c, A) ⋅ dρ ( E ) Der Phasenraumfaktor für die Emission eines Photons mit der Energie Eγ in das Raumwinkelelement dΩ ist gegeben: Eγ2V dΩ WW eines geladenen Teilchens mit dem elektromagnetischem Feld Die Energie eines geladenen Teilchens v im EM Feld: ist klassisch gegeben durch: v2 1 v ( H = p − eA) + eφ 2m v p2 e v v H = − pA + e φ 2m m Wechselwirkungsterm: H int e vv = − pA + e φ ≡ j ⋅ A m mit elektrischem Viererstrom j und EM-Feld A. Photonen haben transversale Polarisation -> keine Monopolübergänge, eφ trägt nicht bei. Elektromagnetische Übergänge Quantenmechanisch: ersetze Impuls v v v p → − i h ∇ A ≡ Wellenfunktion des Photons Matrixelement: ψ f H int ψ i v v ieh 3 * =− d rψ f ( ∇ ψ i ) A ∫ m Vertauschungsrelation: v ih v h2 v [r , H 0 ] = p = ∇ m m Umformung: ψ f H int ψ i v ie 3 *v = ( E i − E f ) ∫ d rψ f r ψ i A m Matrixelement für Multipolstrahlung Photon wird durch ebene Welle dargestellt: v A= h 2ε 0ωV vv ε cos( kr − ω t ) mit dem Polarisationsvektor ε der Energie Eγ = ħω und dem Wellenvektor k Elektromagnetische Übergänge Für die Übergangswahrscheinlichkeit gilt damit: vv 2 e2 3 v 3 * v ikr dWfi = E γ ε ∫ d rψ f re ψ i d Ω 2 4 3 8π ε 0 h c mit Eγ ~ MeV ist λγ >> RKern und man entwickelt exp(ikr) nach Multipolen: e vv ikr vv = 1 + ikr + .... Elektrische Dipolübergänge (E1) Aus eikr=1 folgt die Dipolübergangswahrscheinlichkeit z.B. für γ-Zerfälle bei Einteilchenanregung oder kollektiven Anregungen. ( E 1) W fi e2 3 3 *v E γ ∫ d rψ f r ψ i = = λ (E1) = 4 3 3πε 0 h c τ 1 W fi( E 1) ∝ E γ3 2 Höhere Multipole Übergangsmatrixelement Abschätzung mit “einfachen” Näherungen für Übergang zwischen zwei Protonen-Einteilcheniveaus: ψ i = Rnl' (r )ϕ j ' l' m' (θ, φ ) ψ f = Rnl" (r )ϕ j "l"m" (θ, φ ) Annahme: R n l ' (r ) ~ konstant für 0 ≤ r ≤ R Allgemein gilt: Mittelung über Anfangszustände m’ Summierung über die Endzustände m”. R = Ro A1/ 3 2l+1 2 ⎛ ⎞ E π l + 1 ⎛ 8 ⎞ ( ) e 3 γ 2l λE (l,m ) = cR ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ ⎝ l + 3⎠ hl(2l + 1)!! 4 πεo hc ⎝ hc ⎠ 2 2l+1 2 ⎞ ⎛ ⎞ E 8 π l + 1 ⎛ ⎛ ⎞ ⎞ ( ) e h 3 1 γ 2l−2 λM (l,m ) = ⎟⎜ ⎟ ⎜μ p − ⎜ ⎟ ⎜ ⎟ cR ⎝l + 2⎠ l + 1⎠ ⎝ m p c ⎠⎝ hc ⎠ hl(2l + 1)!! 4 πεo hc ⎝ 2 2⎛ Übergangswahrscheinlichkeit für γ-Zerfälle Resultate für Einteilchen-Proton-Übergänge: λE (l = 1) = 1.0 ×1014 A 2 / 3 E 3 λM (l = 1) = 5.6 ×1013 E 3 λE (l = 2) = 7.3 ×10 7 A 4 / 3 E 5 λM (l = 2) = 3.5 ×10 7 A 2 / 3 E 5 λE (l = 3) = 34 A 2 E 7 λM (l = 3) = 16A 4 / 3 E 7 λE (l = 4 ) = 1.1 ×10 −5 A8 / 3 E 9 λM (l = 4 ) = 4.5 ×10 −6 A 2 E 9 Wichtige Verhältnisse: λ (l + 1) ≈ 10 −5 λ (l) λE (l) 2 ≈ 10 λM (l) Multipolstrahlung besitzt Drehimpuls l und definierte Parität: π l = ( -1) (l) π l = ( -1) ( l +1) Elektrische Multipolstrahlung Magnetische Multipolstrahlung Auswahlregeln für γ-Übergänge Für die E-M Wechselwirkung gelten die Erhaltungsgrößen: -Energie r r -Impuls E , p , L -Drehimpuls -Parität Betrachte den Übergang: , π Ii → If + L γ Auswahlregeln Drehimpuls Parität Beispiele: Ii − If ≤ Lγ ≤ Ii + If m = mi − mf πi = πf ⋅πγ Ii = 3 + If = 2 − Ii = 0+ → If = 0+ + Lγ