Einführung in die Astronomie und Astrophysik I 15.10 Einfuehrung: Überblick & Geschichte (H.B.) 22.10 Grundlagen: Koordinaten, Sternpositionen, Erde/Mond (C.F.) 29.10 Grundlagen: Teleskope und Instrumentierung (H.B.) 05.11 Grundlagen: Zeitmessung, Strahlung, Strahlungstransport (C.F.) 12.11 Planetensystem(e) & Keplergesetze (H.B.) 19.11 Sonne & Sterne, Typen, Klassifikation, HR-Diagramm (C.F.) 26.11 Sternaufbau und Sternentwicklung (C.F.) 03.12 Sternentstehung, Akkretionsscheiben & Jets (H.B.) 10.12 Interstellare Materie: Chemie & Matriekreislauf (H.B.) 17.12 Exoplaneten & Astrobiologie (H.B.) 24.12 - Weihnachten 31.12 - Sylvester 07.01 Mehrfachsysteme & Sternhaufen, Dynamik (C.F.) 14.01 Kompakte Objekte: Schw. Löcher, Neutronensterne, Weiße Zwerge (C.F.) 21.01 Die Milchstraße (H.B.) 28.01 Zusammenfassung (C.F. & H.B.) 04.02 Prüfung 2. Grundlagen der Astronomie und Astrophysik 2.1. Koordinatensysteme 2.2. Positionen der Himmelskörper 2.3. Erde & Mond Christian Fendt, Max Planck Institute for Astronomy 2.1 Koordinaten, Sternpositionen ­ Motivation Von der Erde aus gesehen: Erde rotiert von W -> O: Himmel (Sonne, Mond, Planeten) bewegen sich von O -> W Links -> rechts auf Nord-Halbkugel, rechts -> links auf Süd-HK Erdbewegung um Sonne von W -> O : Sonne bewegt sich von W -> O durch die Sternbilder Sterne gehen jede Nacht früher auf Mond bewegt sich von W -> O; Mondaufgang jeden Tag verzögert Planetenbewegung komplizierter .... Src: Murphy 2.1 Koordinaten, Sternpositionen ­ Motivation Ebene der “Ekliptik” Großkreis der Sonnenbewegung am Himmel Sonne bewegt sich durch “12” Sternbilder -> Zodiak (eigentlich durch 13 Sternbilder) Src: Murphy 2.1 Koordinaten, Sternpositionen ­ Motivation Sternpositionen und Koordinatensysteme Lokalisierung der Position eines Sterns oder eines anderen astronomischen Objektes auf der Himmelskugel: Astrometrie: Messung von Positionen Koordinatensysteme: Zuordnung der Sternpositionen zu zwei sphärischen Koordinaten, analog zu geographischen Koordinaten auf der Erde Dritte Koordinate ist Entfernung: wird hier (noch) berücksichtigt Problematik: Orientierung @ Beobachtungsplatz: -> horizotale Koordinaten -> “feste” äquatoriale Koordinaten Orientierung am Himmel: -> “mitbewegte” äquatoriale Koord. -> ekliptische Koordinaten -> Galaktische Koordinaten -> ... 2.1 Koordinaten, Sternpositionen ­ Motivation Sternpositionen und Koordinatensysteme: Problematik: Orientierung am Beobachtungsplatz: -> horizotale Koordinaten -> “feste” äquatoriale Koordinaten Orientierung am Himmel: -> “mitbewegte” äquatoriale Koord. -> ekliptische Koordinaten -> galaktische Koordinaten 2.1 Koordinatensysteme ­ Definition Sphärische Koordinatensysteme sind definiert durch: (1) Eine Grund-Ebene = Großkreis (= “Äquator”) mit dazugehörigen Polen und Parallelkreisen (2) Großkreise der Längengrade von Pol zu Pol (3) Einen Nullpunkt des Koordinatensystems: Schnittpunkt des Null-Längengrades (z.B. Meridian von Greenwich) mit der Referenzebene ⇒ Erste Koordinate: Winkeldistanz des Längenkreises eines Objekts vom Null-Längenkreis (wie geographische Länge von 0º bis +360º oder 0h bis 24h) ⇒ Zweite Koordinate: Winkeldistanz eines Objekts von der Referenzebene, Höhe (wie geographische Breite von -90º bis +90º, manchmal auch Distanz vom Pol: 0º bis +180º) 2.1 Koordinatensysteme ­ Horizontales System Horizontales Koordinatensystem -> “natürliches” System für Beobachtungen Grundkreis (Ebene): Horizont Oberer Pol: Zenit, unterer Pol: Nadir Längenkreise: Großkreise durch Zenit = vertikale = azimutale Kreise Parallelkreis: Kreise um Achse in verschiedener Höhe h Null-Längengrad: vertikale Richtung durch Süden = Meridian Koordinaten: Azimut A = Winkel zwischen den Vertikalen durch Objekt und Süden: Zählweise von S→W→N→O→S (links-händiges System), manchmal in der Radioastronomie: S→O→N→W→S Höhe h = Winkel über dem Horizont (-90º. . .+90º: negativ = unter dem Horizont) 2.1 Koordinatensysteme ­ Horizontales System Azimut: A: Winkeldistanz zur Südrichtung Höhe h (altitude, elevation): Winkeldistanz über dem Horizont Zenit-Distanz: z = 90° - h h A Source: E.M. Murphy www.astro.virginia.edu/SST/resources.html 2.1 Koordinatensysteme ­ Äquatoriales System Festes äquatoriales Koordinatensystem -> Projektion der geographischen Koordinaten auf die Himmelskugel ➢ Null - Längenkreis festgelegt durch Standort des Beobachters Koordinatensystem bewegt sich wegen Erdrotation Grundkreis: Himmelsäquator = Projektion des Erdäquators auf den Himmel Nordpol & Südpol: Verlängerung der Erdrotationsachse -> Nordpol liegt nahe des Polarsterns Null-Längenkreis: Großkreis durch Pol, Zenit und Südrichtung = Meridian Koordinaten: • Stundenwinkel t = Distanz des Längenkreises des Objekts (Stern) vom Meridian: 0h. . . 24h; S→W→N→O→S (links-händiges System) • Deklination δ= Winkeldistanz zum Äquator (-90º. . .+90º) 2.1 Koordinatensysteme ­ Äquatoriales System Festes äquatoriales Koordinatensystem -> Tägliche Rotation des Himmels: Periode: 23h56m -> Bewegung am Himmel verläuft gekrümmt, nicht auf Großkreisen -> Höhe des Pols = geographische Breite -> Zirkumpolar-Sterne nahe des Himmels-Pol Src: Murphy 2.1 Koordinatensysteme ­ Äquatoriales System Festes äquatoriales Koordinatensystem δ = 0º: Sterne für 12h über dem Horizont δ ≷ 0º: Sterne über dem Horzont für ≷ 12h δ > 90º − φ: Zirkumpolarsterne φ = geographische Breite = Höhe des Pols über dem Horizont = Zenitdistanz des Äquators im Süden Am (irdischen) Norpol: alle Sterne nördlich des Äquators sind zirkumpolar, alle südlichen bleiben unsichtbar Am (irdischen) Äquator: alle Sterne befinden sich 12h über und 12h unter dem Horizont, keine Zirkumpolarsterne Stundenwinkel t nimmt über den Tag alle Werte an (Erdrotation) -> t wird in Zeiteinheiten gemessen, nicht in Grad: 24h = 360º, 1h = 15º, 1º = 4 m, 1m = 15′, 1′ = 4s, 1s = 15′′, 1′′ = 0.067 s t = Sternzeit seit Durchgang durch den Meririan -> t = 0h: Stern auf Meridian, “Obere Kulmination” -> t = 12h: “Untere Kulmination” 2.1 Koordinatensysteme ­ Äquatoriales System Mitbewegtes äquatoriales Koordinatensystem -> ortsfeste Koordinaten unabhängig von der tägl. Rotation des Himmels Grundkreis: Himmelsäquator (= ortsfestes System) Nordpol & Südpol: Verlängerung der Erdrotationsachse -> Nordpol liegt nahe des Polarsterns Null-Längenkreis: Großkreis durch den Frühlingspunkt = Position der Sonne am Frühlingsbeginn, Schnittpunkt von Ekliptik- und Äquatorebene (zum Frühlingsbeginn) Koordinaten: • Rektaszension α: (engl.: right ascension, RA) Winkeldifferenz zwischen Stundenwinkeln von Objekt und Frühlingspunkt (Richtung durch Sonnenbewegung nach Osten gegeben, rechts-händiges System) • Dekination δ = awie im ortsfesten Äquatorialsystem, Winkeldistanz vom Äquator (-90º. . .+90º) 2.1 Koordinatensysteme ­ Äquatoriales System Mitbewegtes äquatoriales Koordinatensystem Rektaszension α: Winkeldifferenz zwischen Stundenwinkeln von Objekt und Frühlingspunkt Dekination δ: wie im ortsfesten Äquatorialsystem, Winkeldistanz vom Äquator (-90º. . .+90º) 2.1 Koordinatensysteme ­ Äquatoriales System Mitbewegtes äquatoriales Koordinatensystem Koordinaten α, δ sind unabhängig von der Erdrotation, also ~ konstant Definition: Θ = Sternzeit = Stundenwinkel des Frühlingspunktes (abhängig von der geographischen Länge) Es gilt: θ = t + α Für einen Stern im Meridian gilt t = 0, also θ = α -> z.B. stehen zur Sternzeit 7h die Sterne mit α = 7h im Meridian (haben also ihre höchste Höhe über dem Horizont erreicht) Koordinatensystem ist immer noch nicht fest fixiert im Weltraum, da Frühlingspunkt sich durch Präzession und Nutation der Erdachse verschiebt (um jeweils 20” und 50” pro Jahr). Daher: Spezifikation eines Referenz-Äquators und des ReferenzFrühlingspunktes durch Jahresangabe: z.B.: α1950 oder α2000, oder α(1950) oder α(2000) 2.1 Koordinatensysteme ­ ICRS System ICRS: International Celestial Reference System IAU 1997/2000: ICRS als offizielles Standard-Koordinatensystem für Kataologe, Ephemeriden etc. Verknüpft mit mitbewegtem äquatorialen System zum 1. Januar 2000 um 12h, = J2000.0, aber anders definiert Grundkreis: nominal der Himmelsäquator J2000.0 Null-Länge: nominal Stundenkreis des Frühlingspunktes J2000.0 Koordinaten: Rektaszension α: αJ2000.0 oder αICRS Deklination δ: δJ2000.0 oder δICRS ICRS-Koordinaten ändern sich per Definition nicht durch Rotation eines Koordinatensystems: -> Definition des ICRS ohne direkte Referenz zum Äquator oder Frühlingspunkt -> Inertialsystem ohne Referenz zum Sonnensystem oder Erd-Orientierung Realisierung: Liste von Quasaren bei “unendlicher” Entfernung, beobachtet durch VLBI-Radioteleskope (ICRF = International Celestial Reference Frame) Sternpositionen besser meßbar als Äquator oder Frühlingspunkt 2.1 Koordinatensysteme ­ Ekliptisches System Ekliptisches (ekliptikales) Koordinatensystem Verwendung für Sonnensystem, Bedeckungen, etc. Grundkreis: Ekliptik = scheinbarer Orbit der Sonne = Orbit der Erde = Linie der Bedeckungen (Eklipsen, griechisch: εκλιποις) Null-Längenkreis: Großkreis durch Frühlingspunkt und eklipischen Pol Koordinaten: • Ekliptikale Länge λ: 0º-360º, nach Osten zunehmend (Sonnenbewegung, rechts-händiges System) • Ekliptikale Breite β: -90º…+90º Ekliptik ist gegenüber Äquator gedreht um ε = 23.439 281° (leicht zeitanhängig), Drehung um Frühlingspunkt Ekliptischer Nordpol bei α = 18h, δ = 90º - ε ≈ +66.5° 2.1 Koordinatensysteme ­ Ekliptisches System Ekliptisches Koordinatensystem Koordinaten: • Ekliptikale Länge λ: 0º-360º, nach Osten zunehmend • Ekliptikale Breite β: -90º…+90º Ekliptik ist gegenüber Äquator gedreht, Drehung um Frühlingspunkt Ekliptikaler Nordpol α = 18h = 90º - ε ≈ +66.5° δ 2.1 Koordinatensysteme ­ Galaktisches System Galaktisches Koordinatensystem -> angepasst an Geometrie der Milchstraße (Galaxis) -> Verwendung um Phänomene in der Galaxis zu lokalisieren Grundkreis = Galaktischer Äquator = Galaktische Ebene Null-Längenkreis: Großkreis durch Galaktische Pole und Zentrum der Galaxis (bis 1970: Großkreis durch Schnittpunkt mit Himmelsäquator und gal. Ebene) Koordinaten: Galaktische Länge ℓ: 0º…+360º, vom Galaktischen Zentrum nach Nord-Osten (rechts-händiges System) Galaktische Breite b: -90º…+90º ICRS-Koordinaten des Galaktischen Zentrums: αICRS = 17h45m37.2s, δICRS = −28º56′10” (Schütze, Sagittarius) Exakte Definition: Galaktischer Nord-Pol: αICRS = 192.85948º, δICRS = +27.12825º Galaktisches Zentrum: definiert durch Länge ℓ des Schnittpunktes mit dem ICRS Äquator bei ℓΩ = 32.93192º 2.1 Koordinatensysteme ­ Vergleich Src: Max Camenzind 2.1 Koordinatensysteme ­ Sphärische Trigonometrie Sphärisches Dreieck: -> Seitenlängen a, b, c = Teile von Großkreisen -> Längenangabe im Bogenmaß 0…2π = 0…3600 -> Winkel A,B,C mit A+B+C>π -> Grundgleichungen: - Sinus-Regel: sin a / sin A = sin b / sin B = sin c / sin C - Cosinus-Regel (Seiten): cos a = cos b cos c + sin b sin c cos A - Cosinus-Regel (Winkel): cos A = - cos B cos C + sin B sin C cos a - Fläche S=A+B+C-π 2.1 Koordinatensysteme ­ Transformationen Koordinatentransformation (t, δ) →(A, z) cos z = sin φ sin δ + cos φ cos δ cos t sin A = cos δ sin t / sin z cos A = (sin φ cos δ cos t - cos φ sin δ ) / sin z φ = geographische Breite Src.: Voigt nautisches Dreieck, H = t in der Abb. 2.1 Koordinatensysteme ­ Transformationen Koordinatentransformation (t, δ) →(A, z) cos z = sin φ sin δ + cos φ cos δ cos t sin A = cos δ sin t / sin z cos A = (sin φ cos δ cos t - cos φ sin δ ) / sin z φ = geographische Breite Achtung: z variiert von 0º bis 180º, δ von +90º to −90º -> eine Gleichung reicht für eindeutige Zuordnung A und t variieren von 0º bis 360º -> wegen der Mehrdeutigkeit der trigonometrischen Funktionen müssen ZWEI Gleichungen benutzt werden um den richtigen Quadranten zu bekommen 2.1 Koordinatensysteme ­ Transformationen Koordinatentransformation (A, z) → (t, δ) cos δ sin t = sin z sin A sin δ = sin φ cos z − cos φ sin z cos A cos δ cos t = cos φ cos z +sin φ sin z cos A φ = geographische Breite 2.1 Koordinatensysteme ­ Transformationen Andere Koordinaten-Transformationen In Prinzip ähnlich ICRS -> Galaktisches System komplizierter, da es keinen gemeinsamen Nullpunkt gibt Feste Äquatorialkoordinaten -> mitbewegte Äquatorialkoordinaten werden durch θ = t + α verbunden 2.2 Sternpositionen ­ Sternabstände Sternabstand in sphärischen Koordinaten: Positionen (α1,δ1), (α2,δ2) Umrechnung αi in Bogenmaß Anwendung der Cosinus-Regel: cos =sin 1 sin 2cos 1 cos 2 cos 1−2 Für kleine Abstände |δ1-δ2|, |α1-α2|«900-δ2 kann man lokal kartesisch rechnen: 2 2 2 2 =1 −2 1−2 cos Meßgenauigkeit: -> absolut: 1" (normal opt. Tel.), 0".1 (aktive Optik), 10 mas (milli-arcsec, HIPPARCOS), 20 μas (Gaia) -> relativ: <1 mas (Astrometrie), ~1 mas ( VLBI, Radioastronomie), für helle Quellen bis 4 μas 2.2 Sternpositionen ­ Distortionen “Lokale Verschiebungen” in stellaren Positionen -> Eigenbewegung der Sterne -> Orientierung der Erde Rotation, Präzession, Nutation -> Bewegung der Erde Aberration Parallaxe (Dopplereffekt) -> Erdatmosphäre Opazität, Streuung von Licht Refraktion “Seeing” 2.2 Sternpositionen ­ Eigenbewegung Eigenbewegung (“proper motion”): -> Sterne befinden sich relativ zur Sonne nicht in Ruhe Zuerst bemerkt von Edmond Halley (1718): Vergleich stellarer Positionen mit Ptolemäus' (Hipparchos') Katalog → Eigenbewegung von drei Sternen Größte Eigenbewegung μ=10.3“/Jhr: Banards Stern Jede stellare Position braucht eine Zeitangabe zu der sie gemessen wurde μα= Eigenbewegung in Rektaszension μδ= Eigenbewegung in Deklination =2 cos 2 2 1/2 x = cos 2.2 Sternpositionen ­ Präzession Präzession der Erde im Gravitationsfeld Sonne/Mond Erde abgeplattet, “Wulst” von 21km, gekippt um 230.5 Gezeitenkräfte von Sonne & Mond -> Drehmoment -> vesucht Erdachse aufzurichten -> Präzessionsbewegung (Kreisel) Himmelspole wandern über den Himmel, Frühlingspunkt wandert Periode: 25,725 Jhr = 50".3878 /Jhr Relation von Jahreszeiten und Tierkreiszeichen ändern sich Entdeckt: 129 v. Chr. v. Hipparchos, (Babylonier ?) 2.2 Sternpositionen ­ Präzession Präzession der Erde im Gravitationsfeld Sonne/Mond http://www.astronomynotes.com/nakedeye/s6.htm 2.2 Sternpositionen ­ Nutation Nutation: Störung der Präzessionsbewegung Grund: nicht konstante Drehmomente der Gezeiten auf Erdwulst -> Bahnneigung des Mondes -> Eliptizität von Erd und Mondbahn Periode: 18.6 Jahre Effekte: Verschiebung der Bahnknoten Ω Jahreszeitliche Verschiebung der Bedeckungen Längennutation (Verschiebung des Frühlingspunktes: dλ = -17".24 sinΩ “Schiefen”nutation (Inklination der Ekliptik) dε = 9".21 cosΩ Entdeckt:1728 von James Bradley R: Rotation N: Nutation P: Präzession http://en.wikipedia.org/wiki/Nutation 2.2 Sternpositionen ­ Nutation Nutation: Bahnelemente Ap di pa re re ctt nt oion st ar to star true direction app dir arent ect ion true direction 2.2 Sternpositionen ­ Aberration 2.2 Sternpositionen ­ Aberration Lichteinfallsrichtung variiert wegen Bewegung des Beobachters Grund: Bewegung(en) der Erde 0.5 km/s Rotationsgeschw. am Äquator 30 km/s Bahngeschw. um Sonne 10 km/s Eigengeschw. der Sonnen in Galaktischer Scheibe 220 km/s Bahngeschw. der Sonne in Galaxis few 100 km/s Eigengeschw. der Galaxis Gleichungen: nicht-relativistische Näherung: wirkl. Winkel (v,c) = γ , beob. Winkel = γ b , Differenz = α = γ b − γ π −β β << 1: γ max = ;α ≈ β sinγ ,α << γ 2 −4 −4 für Erde (jährlich) : β = 10 ;α m = 10 = 20.6" α ["] ≈ ksinγ Werte für die Aberrationskonstante k mit täglich: 0".32 cos φ , jährlich: 20".6 , Galaktisch: 150" (2·108 yr) 2.2 Sternpositionen ­ Parallaxe Nahe Sterne werden auf verschiedene Positionen am Himmelshintergrund projeziert, wenn sich die Beobachterposition verändert -> Erdbahn -> jährliche Parallaxe π ≃sin = a sin ; ≤≤− R β = ekliptikale Breite a = Distanz Erde-Sonne (1 AE, astronomische Einheit) R = Distanz des Sterns π[Bogengrad] = a/R π["] = 1/R[pc] (Definition “parsec”, pc) 1pc=206,265a=3.26 Lj 2.2 Sternpositionen ­ Parallaxe Königsberger Heliometer 1. genaue Parallaxenmessung Friedrich Wilhelm Bessel (1838): 61 Cygni (damals größte Eigenbewegung) Parallaxe = 0.31” Distanz: 1/0.31 pc = 3.2pc ≈ 11 Lj Friedrich Wilhelm Bessel (1784-1846) 2.2 Sternpositionen ­ Refraktion Brechung des Sternlichts in der Atmosphärere Snelius Brechungsgesetz: ni sin z i=const. z = wahre Zenit-Distanz zb= beobachtete Zenit-Distanz n = Brechungsindex ideales Gas -> R=z-zb : Refraktion =>> n − 1∝ ρ ∝ p/ T n − 1= 0.000293 R= n−1 tan z b z[°] tan z R['] 10 0.18 0.18 45 1 1 85 11.4 10 90 ∞ 35 http://www.astronomynotes.com/ 2.2 Sternpositionen ­ “Seeing” Sterne funkeln am Himmel! -> “Verwaschung” durch atmosphärische Turbulenz (Zellen ~10cm -1m groß) -> die untersten 20m sind am einflußreichsten -> Effekte: - kleine Teleskope: Bilder wandern umher - große Teleskope: Bilder werden verschmiert auf ~1" (“seeing”) -> Verbesserung durch - gleichmäßigen Luftstrom - kühle Teleskope - große Höhen - adaptive Optik http://www.astronomynotes.com/ 2.3 Erde und Mond ­ Jahreszeiten Neigung der Rotationsachse der Erde gegenüber der Senkrechten zur Ekliptik um 230.5 -> Höhe der Ekliptik-Ebene über dem Horizont variiert durch das Jahr Src: Murphy 2.3 Erde und Mond ­ Jahreszeiten Jahreszeiten 2.3 Erde und Mond ­ Jahreszeiten Jahreszeiten 2.3 Erde und Mond ­ Erdbahn Tagundnachtgleichen (Äquinoktia, equinoxes) Frühlingspunkt (~ 21. Maerz): Sonne überquert Himmels-Äquator von Süden nach Norden (auch Widder-Punkt) Sonnen-Position: 0h, = 0o Herbstpunkt (~ 21. Sept.): Sonne überquert Äquator von Norden nach Süden Sonnen-Position: 12h, = 0o Sonnenwenden (Solstices) Sommersonnenwende (~ 21. Juni): Sonne nimmt ihre nördlichste Position ein Sonnen-Position: 6h, = +23.5o Wintersonnenwende (~ 21. Dez.): Sonne nimmt ihre südlichste Position ein h Sonnen-Position: 18 , = –23.5 o 2.3 Erde und Mond ­ Mondparameter Entfernung des Mondes Im Mittel 384,404 km Kleinste Entfernung 356,334 km Groesste Entfernung 406,610 km = 30 mal Erd-Durchmesser Groesse des Mondes Durchmesser 3,475.9 km = 0.27 mal Erd-Durchmesser Mondmasse 1/81.3 Erdmasse Mondvolumen 1/49 Erdvolumen Mond-Erde “Doppelplanet” mit Barizentrum 4,627km vom Erdzentrum Src: Murphy 2.3 Erde und Mond ­ Mondparameter Mondbahn Keplerbahn um Erde Kreisen gemeinsam um Sonne -> “schwingt” um Erdbahn ( -> Epizykelbewegung?? -> konvexe Bahn um Sonne ?? http:// www. math.nus.edu.sg/aslaksen/teaching/convex.html 2.3 Erde und Mond ­ Mondparameter Mondbahn Keplerbahn um Erde -> konvexe Bahn um Sonne Sonnengravtiation ~ 2.2x Erdgravitation bei Mondbahn Sonnengravitation wirkt auf Erde und Mond gleich -> daher Mondbahn um Erde möglich Würde Erde plötzlich verschwinden, wuerde sich Mondbahn um Sonne kaum ändern ...... Mond-Geschw. um Erde ~ 1km/s, Erd-Geschw. um Sonne ~30km/s http:// www. math.nus.edu.sg/aslaksen/teaching/convex.html 2.3 Erde und Mond ­ Mondphasen Mondphasen resultieren aus relativer Position Sonne-Mond, nicht aus Position der Erde Src: Murphy 2.3 Erde und Mond ­ Monate Sidirischer Monate: Mond kehrt zur selben Position relativ zu den Fixsternen zurück (Latein: sidus): 27.321 661 Tage (27 d 7 h 43 min 11.5 s) oder ~27 ⅓ Tage Tropischer Monat: Mond kehrt zum Frühlingspunkt zurueck: 27.321 582 Tage (27 d 7 h 43 min 4.7 s) Anomalistischer Monat: von Erdnähe (Perigäum) zu Erdnähe: 27.554 551 Tage (27 d 13 h 18 min 33.2 s), oder ~27 ½ Tage Drakonischer Monat: Mond kehrt zum aufsteigenden Knoten (Schnittpunkt Mondbahn/ Ekliptik) zurück: 27.212 220 days (27 d 5 h 5 min 35.8 s), oder ~27 1/5 Tage Synodischer Monat: von Neumond zu Neumond: 29.530 588 Tage (29 d 12 h 44 min 2.8 s), oder ~29 ½ Tage 2.2 Sternpositionen ­ Nutation Bahnelemente 2.3 Erde und Mond ­ Monate Sidirischer Monat: Mond kehrt zur selben Position relativ zu den Fixsternen zurueck (Latein: sidus): 27.321 661 Tage (27 d 7 h 43 min 11.5 s) oder ~27 ⅓ Tage Synodischer Monat: von Neumond zu Neumond: 29.530 588 Tage (29 d 12 h 44 min 2.8 s), oder ~29 ½ Tage 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Bedeckungsarten total im Schatten (Umbra) teilweise im Halbschatten (Penumbra) Src: Murphy 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Bedeckungsarten total im Schatten (Umbra) teilweise im Halbschatten (Penumbra) Src: Murphy 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Darstellung der Umlaufbahnen und Relativpositionen Src: Murphy 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Sonnenfinsternisse: nur bei Neumond möglich Mondfinsternisse: nur bei Vollmond möglich Mond-Umlaufbahn gegenüber Ekliptik um 50 inkliniert Bedeckungen nur möglich nahe der Knoten, an denen die Mondbahn die Ekliptik (also die Sonnenbahn) schneidet Häufigkeit ~ 2x / Jahr Knotenbewegung ist retrograd gegenüber der Ekliptik Nutation mit Periode von 18.6 Jhrn (18.9 Jhr relativ zu den Jahreszeiten) entspricht physikalisch einer Präzession, hervorgerufen durch Sonne und Planeten Websites www.mreclipse.com/MrEclipse.html : Bilder, Berichte, Geschichten www.eclipse.org.uk/ : Bilder, interaktive Karten, Datenmaterial Src: Murphy unearth.gsfc.nasa.gov/eclipse/eclipse.html Datenmaterial und Karten fuer die Jahre 2000+ 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Quasi-periodische Bedeckungen Saros Zyklus: Periodizität in der Abfolge von Bedeckungen Nach 18 Jhr, 11 1/3 Tagen kehrt ungefähr die gleiche Bedeckung wieder -> Grundlage der Babylonier für Bedeckungsvorhersagen Vorhersage nur einfach für Mondbedeckungen, da Sichtbarkeitsbedingungen für verschiedene Orte stark variieren Grund: 242 drakonische Monate = 6585.357 Tage ≈ 243 synodische Monate = 6585.322 days, -> Differenz: nur 0.035 Tage 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Quasi-periodische Bedeckungen Src: Murphy Quasi-periodische Bedeckungen 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Mondfinsternisse Durchmesser der Erdschattens ~ 2x Monddurchmesser Zeitdauer der totalen Finsternis ~ 2 Std. Ungefähr gleicher Verlauf der Finsternis überall auf der Erde Mond in totalen Phase nicht dunkel, sondern gelblich-orange (abhängig vom Grad der Zentralität) -> Grund: Streulicht der Erdatmosphäre Zentrale toltale Bedeckung (Bedeckungsphasen relativ zum Erdschatten, unterschiedliche Belichtungszeiten): Src: Murphy 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Periphäre totale Bedeckung Src: Murphy 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Sonnenfinsternisse bei Erdnähe / Perigäum: Durchmesser Mond-Umbra bis 269 km Dauer totale Bedeckung bis zu 7½ min. bei Erdferne / Apogäum: nur Ring-artige teilweise Bedeckungen Bereiche totaler Bedeckung stark lokalisiert Aussehen von teilweisen Bedeckungen sehr abhängig vom Ort (auf der Erde) Src: Murphy Totale Bedeckung am 29.3.2006 2.3 Erde und Mond – Bedeckungen Totale Sonnenfinsternis am 11.8.1999 total eclipse (umbra) http://www.mreclipse.com/MrEclipse.html partial eclipse (penumbra) http://www.eclipse.org.uk/eclipse/0411999/ 2.3 Erde und Mond – Mondlibration Sichtbarkeit der Mondoberfläche, Libration, (latein. Libra= Waage) 2.3 Erde und Mond – Mondlibration Gezeitenwechselwirkung zwischen Mond & Erde: --> Mond führt gebundene Rotation aus: 1 Mondtag = 1 synodischer Monat ~60% der Mondoberfläche sind von der Erde aus sichtbar Libration im Längengrad (max. 7o53´): vrot = const., aber Variation der orbitalen Geschwindigkeit wegen 2. Kepler-Gesetz Libration im Breitengrad (max. 6o40´): Inklination des Mondäquators gegen die Orbitalebene Parallaktische Libration (max. 57´): Beobachter befindet sich nicht im Zentrum der Erde 2.3 Erde und Mond – Gezeitenwirkung Gezeitenwechselwirkung zwischen Mond & Erde: -> Mond führt gebundene Rotation aus: 1 Mondtag = 1 synodischer Monat Gezeitenkräfte: differentielle Gravitationskräfte auf einen Körper (an verschiedenen Stellen) : -> Gravitationskraft bei A kleiner als bei B. Bei C kleiner als bei B. 2.3 Erde und Mond – Gezeitenwirkung M Mondbeschleunigung im Erdzentrum B: bB =G 2 r Mondbeschleunigung bei A : b A = Mondbeschleunigung bei C: Allgemein: b= GM GM − r RE 2 r2 GM GM bC = − 2 2 r−RE r GM GM − r 2 1±R E /r 2 r 2 2.3 Erde und Mond – Gezeitenwirkung Earth 2 Taylor-Entwicklung: f x =f x 0 f ' x 0 x f ' ' x 0 x ... ; x 0=0, x =RE / r Gezeitenkräfte ~ mit 3.Potenz im Abstand: b= Gezeitenkräfte der Sonne: bS= 2G MS RE Gezeitenkräfte des Mondes: bM = Im Vergleich: b S / b M =0.46 RE ±2GMR E GM 1±2 −1 = r r2 r3 1AE3 2GM M R E 384,000km3 siehe Übungsaufgabe 2.3 Erde und Mond – Gezeitenwirkung Gezeitenkräfte des Mondes 2x diejenigen der Sonne Beide Effekte verursachen 2 Gezeitenaufwölbungen, die 12 Std 25 min um die Erde laufen Gezeitenhub: offener Ozean ~1m, enge Buchten bis zu 15m, Erdkruste 30 cm Sonne verstärkt/vermindert Mondgezeitenwirkung -> Bei Neumond / Vollmond -> “Springflut” -> Im 1. oder 3. Viertel Abschwächung -> “Nippflut “, “Nipptide” Erd-Rotation wird durch Gezeitenreibung abgebremst: 1.6 x10-5 s/Jhr -> Im Devon (vor 370 Mio Jhr): 1 Jahr = 400 Tage, 1 Tag = 22 Std (Messungen an Korallenriffen, proNacht eine neue Schicht) 2.3 Erde und Mond – Gezeitenwirkung Sonnenfinsternis am 15.4. 136 v. Chr., beobachtet in Babylon. Ohne Abbremsung der Erdrotation hätte sie ~3000 km weiter westlich stattgefunden (nach F. Richard Stephenson) 2.3 Erde und Mond – Gezeitenwirkung Mondrotation: Gezeitenkräfte (während der ersten flüssigen Evolutionsphase) führten zu einem synchronisierten Orbit -> 1 Mond-Tag = 1 synodischer Monat Abbremsung der Erdrotation → Entfernung zum Mond vergrößert sich um 4cm / Jahr (Dreimpulserhaltung) -> keine totalen Sonnenfinsterniss mehr in 1 Mrd. Jahre -> in ≈1010 Jahren: auch Erdrotation synchronisiert, 1 Tag = 47 heutige Tage → vollständige Gezeitenkopplung, “tidal lock” Ähnliche Fälle: Viele andere Monde, 3/2 Orbit/Rotations-Verhältnis bei Merkur, synchronisierte Rotation bei Pluto/Charon, bei engen Doppelsternen, Vulkanismus auf Io ... Einführung in die Astronomie und Astrophysik I 15.10 Einfuehrung: Überblick & Geschichte (H.B.) 22.10 Grundlagen: Koordinaten, Sternpositionen, Erde/Mond (C.F.) 29.10 Grundlagen: Teleskope und Instrumentierung (H.B.) 05.11 Grundlagen: Zeitmessung, Strahlung, Strahlungstransport (C.F.) 12.11 Planetensystem(e) & Keplergesetze (H.B.) 19.11 Sonne & Sterne, Typen, Klassifikation, HR-Diagramm (C.F.) 26.11 Sternaufbau und Sternentwicklung (C.F.) 03.12 Sternentstehung, Akkretionsscheiben & Jets (H.B.) 10.12 Interstellare Materie: Chemie & Matriekreislauf (H.B.) 17.12 Exoplaneten & Astrobiologie (H.B.) 24.12 - Weihnachten 31.12 - Sylvester 07.01 Mehrfachsysteme & Sternhaufen, Dynamik (C.F.) 14.01 Kompakte Objekte: Schw. Löcher, Neutronensterne, Weiße Zwerge (C.F.) 21.01 Die Milchstraße (H.B.) 28.01 Zusammenfassung (C.F. & H.B.) 04.02 Prüfung