. THEORETISCHE ELEKTRODYNAMIK Vorlesung Univ. Potsdam WS 2005/06 Achim Feldmeier 1 Kapitel 1 Vektoranalysis 2 Tensoranalysis 3 Elektrostatik im Vakuum 4 Randwertprobleme der Elektrostatik 5 Elektrostatik in Medien 6 Magnetostatik 7 Magnetische Induktion 8 Maxwellsche Gleichungen 9 Elektromagnetische Wellen 10 Magnetohydrodynamik 11 Relativitätstheorie 12 Differentialformen Benutzte Literatur Becker & Sauter, Theorie der Elektrizität, Bd I,II Bergmann, Introduction to the Theory of Relativity Fließbach, Elektrodynamik Greiner, Theoretische Physik (Mechanik; Elektrodynamik) Jackson, Classical Electrodynamics Panofsky & Phillips, Classical Electricity & Magnetism Römer & Forger, Elementare (!) Feldtheorie Schwinger, Classical Electrodynamics Sommerfeld, Vorlesungen über Elektrodynamik Thierring, Lehrbuch der mathematischen Physik Weatherburn, Advanced Vector Analysis Weller & Winkler, Elektrodynamik 2 Häufige (mehrdeutige) Symbole ~r Aufpunkt: Ort, an dem Feld gemessen wird ~r 0 Quellpunkt: Ort der Ladung, die Feld verursacht: Int.variable d~l, d~s Bogenlänge d~a infinitesimales Flächenelement dV und d3 r infinitesimales Volumenelement Φ Skalarfeld, Potential, magnetischer Fluß U Vektorkomponente (U, V, W ), Spannung, Vierergeschwindigkeit V Volumen, Vektorkomponente (U, V, W ), Vektorraum ~ Vektorfeld, elektrische Feldstärke E Häufige Abkürzungen Bedg = Bedingung Def = Definition DGL = Differentialgleichung Dreh = Drehung el = elektrisch elmag= elektromagnetisch infinit = infinitesimal Fkt = Funktion Geschw = Geschwindigkeit Glg = Gleichung Int = Integration ko- = kovariant kontra- = kontravariant Koord = Koordinaten Ldg = Ladung Lsg = Lösung mag = magnetisch Trafo = Transformation vgl = vergleiche Plural: Glgen = Gleichungen usw. Aber Trafos = Transformationen Zusammengesetzte Abkürzungen: Koord.trafo.glgen = Koordinatentransformationsgleichungen 3 Plan der Vorlesung 17.10.2005 – 10.02.2006 Vorlesungszeitraum Freie Tage: 31.10.2005 Reformationstag 27.12.2005 – 06.01.2006 Weihnachtsferien Stunden pro 5 D.stunden 3 D.stunden 2 D.stunden 8 D.stunden Stoff. (D.stunde = 90 min) Vektoranalysis (Ferienkurs) Tensoranalysis (Ferienkurs) Tensoren und Deltafkt Elektrostastik Vorkurs Vorlesung Tg Mo Mi Mo Mi Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Mo Mi Datum 17.10. 19.10. 24.10. 26.10. 02.11. 07.11. 09.11. 14.11. 16.11. 21.11. 23.11. 28.11. 30.11. 05.12. 07.12. 12.12. 14.12. 19.12. 21.12. 09.01. 11.01. 16.01. 18.01. 23.01. 25.01. 30.01. 01.02. 06.02. 08.02. Nr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 Stoff Physikalische TENSOR-Definition ko-, kontravariant. Kroneckertensor. Orthogonale Trafo. Deltafunktion Deltafunktion: Greensfkt, Laplaceglg. ELEKTROSTATIK. Phäno. Coulomb Gaußsches Gesetz. rot E=0. Dipolfeld Multipolentwicklung. Dipolschicht. Poissonglg Greenssatz. Dirichlet. Greensche Fkt. El Energie. Kapazität. Influenz. Fourierintegral. Leiterkante. Legendreentwicklung Legendre Punktquelle. Sphär Harmonische. Maxwellentwicklung. E in Medien Dielekt Verschiebung. Polarisation. Sprung an Mediengrenze MAGNETOSTATIK. Stromdichte. Biot-Savart. Ampere Erste und zweite DGL Magnetostatik. Fernfeld Strom. Mag Moment H in Medien. B,H-Sprung an Flaechen. Permanentmagnet MAG INDUKTION. Int- & Diff.form. Lorentzkraft ↔ Faraday Mag Energie. Selbstinduk. MAXWELLGLGEN. Eichung. Poynting. Impuls B ist axialer Vektor. ELMAG WELLEN. Retardierte Greensche Fkt Einfachste Wellenglg. Polarisation, Reflexion, Brechung. Drudemodell Kausale Verknüpfung D und E. Komplexe Integration. Kramers Kronig Dispersion. Gruppengeschwindigkeit Keine Überlichtgeschwindigkeiten. Das schnellste Signal. Vgl Wasserwellen Gaussscher Strahl Hertzscher Dipol RELATIVITÄT Relativistische LAGRANGEFKT DIFF.FORMEN 4 KAP 1: VEKTORANALYSIS §1 Literatur, Einleitung Quelle: Weatherburn, Advanced Vector Analysis (out of print). Auch gut: erste 100 Seiten in Greiner Mechanik 1. Für hohe Theorie (Differentialformen auf Mannigfaltigkeiten): Lang, Introduction to Differentiable Manifolds Jänich, Vektoranalysis (Neuerscheinung) Sternberg, Differential Geometry Hegel, Wissenschaft der Logik I (Suhrkamp S. 322): “Die ganze Methode der Differentialrechnung ist in dem Satze, daß dxn = nxn−1 dx, absolviert. Man bedarf weiter nichts zu erlernen. In wenig Zeit, vielleicht in einer halben Stunde, kann man die ganze Theorie innehaben.” Einige der verbleibenden Details in diesem Ferienkurs. Vektoranalysis: Differenzieren und Integrieren von Vektorfeldern im Raum Trick im folgenden: Basissystem sei orthonormal. Also kartesische, Zylinder-, Kugel-, elliptische Koordinaten. Lokal werden nur kartesische Systeme betrachtet. Nichtorthonormal: Riemannscher Tensorkalkül: Christoffelsymbole, ART §2 Vektorglgen in kart Koord Gegeben Glg, in der nur Skalare, Vektoren, Tensoren auftauchen. Sowie grad, div, rot, Laplace, Richtungsableitung usw. Ist die Glg in irgendeinem Koord.system richtig, dann in jedem. Beweis: (i) Skalare, Vektoren, Tensoren sind koord.unabhängig definiert. (ii) Ebenso grad, div, rot usw. QED. Man wählt Koord nur zur einfachen Rechnung. Sehr oft Beweis in kartesischen Koordinaten. In diesem Sinn ist Rechnung in kartesischen Koord oft allgemein. §3 Erinnerung: partielles und totales Differential 5 Partielle Ableitung eines Skalar- und Vektorfeldes. ~ ~ + h, y, z) − E(x, ~ ∂ E(x, y, z) E(x y, z) = lim . h→0 ∂x h ~ ~ Entsprechend ∂ E/∂y und ∂ 2 E/∂x∂y. Durch Erweiterung mit 0 (siehe Mechanikvorlesung) findet man: Totales Differential ~ = dE ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E dx + dy + dz. ∂x ∂y ∂z Variablentransformation, Kettenregel ~ ~ ~ y) ∂x ∂ E(x, y) ∂y ∂ E(x(s, t), y(s, t)) ∂ E(x, = + . ∂s ∂x ∂s ∂y ∂s §4 Gradient Sei Φ(x, y, z) stetiges Skalarfeld. Niveauflächen Φ = const. Bilden Blätterung des Raums. Seien P, P 0 infinit benachbarte Raumpunkte im Abstand δs. Wert von Φ(x, y, z) sei Φ in P und Φ + δΦ in P 0 . δΦ/δs heißt Richtungsableitung (in Richtung ŝ von P nach P 0 ). Geschrieben ∂Φ/∂s. ^ ^ n s | / ----------Q---P’----- Phi + dPhi | / dn | / ds |/ ----------P---------- Phi Ab jetzt ohne δ; stattdessen ds und dΦ. Betrachte Niveauflächen durch P und P 0 . Sei Q Punkt auf Φ + dΦ Fläche im kürzesten Abstand dn zu P . Linie P Q steht senkrecht auf Φ und Φ + dΦ Fläche. 6 ∂Φ/∂n ist Richtungsableitung senkrecht zur Niveaufläche. Diese Ableitung ist größer als Ableitung in jede schräge Richtung. Denn ∂Φ ∂Φ ∂n ∂Φ = = cos θ. ∂s ∂n ∂s ∂n θ Winkel QP P 0 . Sei n̂ ⊥ Niveaufläche (Richtung, in die Φ wächst). Def Gradient ∂Φ grad Φ = ∇Φ = n̂. ∂n Nach dieser Def ist grad unabhängig von irgendeinem Koord.system. Sei ~r Ortsvektor nach P und ~r + d~r nach P 0 . Zunahme dΦ von P nach P 0 ist Differenz der Niveauflächenwerte. ∂Φ dn ∂n ∂Φ = n̂ · d~r ∂n = d~r · ∇Φ. dΦ = Grundformel. Auswendig. Wird manchmal zur Definition von grad benutzt. Darstellung von grad in kartesischen Koordinaten: Ansatz d~r = dx î + dy ĵ + dz k̂. Einsetzen gibt dΦ = ∂Φ ∂Φ ∂Φ dx + dy + dz. ∂x ∂y ∂z Vgl mit oben ∇Φ = ∂Φ ∂Φ ∂Φ î + ĵ + k̂. ∂x ∂y ∂z Als Operatorglg ∇Φ = ∂ ∂ ∂ î + ĵ + k̂ ∂x ∂y ∂z also ∇ ≡ î ∂ ∂ ∂ + ĵ + k̂ . ∂x ∂y ∂z 7 Φ, Rechenregeln: Gradient von Summe von Fkten ist Summe der Gradienten. Übung: zeige: Gradient eines Produkts ∇(ΦΨ) = Φ∇Ψ + Ψ∇Φ. Übung: zeige ∇r = r̂ r̂ 1 ∇ = − 2. r r Übung: zeige (sehr wichtig in Elektrodynamik) 1 ~r − ~r 0 = − |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3 1 ~r − ~r 0 0 ∇ = . |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3 ∇ Dabei ∇0 Gradient bzgl Variable ~r 0 statt ~r. Übung: zeige: sei Φ = Φ(r), dann ∇Φ = ∂Φ r̂. ∂r Nochmals Richtung von grad: Nach Def dΦ = grad Φ · d~r. d~r liege in Niveaufläche dΦ = 0. Dann grad Φ · d~r = 0 → d~r ⊥ grad Φ. Gradient steht senkrecht zu Niveauflächen. Dies ist Richtung des stärksten Anstiegs von Φ. §5 Richtungsableitung ŝ · ∇ Richtungsableitung in beliebige Richtung ist somit ∂Φ = ŝ · grad Φ. ∂s 8 Sei ŝ = lî + mĵ + nk̂, mit Richtungscosinus l = ŝ · î, m = ŝ · ĵ, n = ŝ · k̂. Dann ∂Φ ∂Φ ∂Φ î + ĵ + k̂ ŝ · (∇Φ) = (lî + mĵ + nk̂) · ∂x ∂y ∂z ∂Φ ∂Φ ∂Φ =l +m +n . ∂x ∂y ∂z Operatorschreibweise ŝ · ∇ = l ∂ ∂ ∂ +m +n . ∂x ∂y ∂z Damit ist definiert ŝ · (∇Φ) = (ŝ · ∇)Φ. Also kann Klammer weggelassen werden. Richtungsableitung ∂ ≡ ŝ · ∇. ∂s ~ Sei E(x, y, z) stetiges Vektorfeld, ~ = Ex î + Ey ĵ + Ez k̂. E Änderung in Richtung ŝ ~ ~ ∂x ∂ E ~ ∂y ∂ E ~ ∂z ∂E ∂E = + + . ∂s ∂x ∂s ∂y ∂s ∂z ∂s Wie oben, mit Richtungscosinus von ŝ ~ ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ∂E ~ =l +m +n = (ŝ · ∇)E. ∂s ∂x ∂y ∂z Achtung: Klammer kann noch nicht weggelassen werden: ~ ∇E 9 (ohne Punkt) ist Tensor von Rang 2, wird erst später definiert. ~ deren RichtungsÜbung: Zeichne und gebe Glgen für Vektorfelder E, ~ ist. ableitung nicht parallel E §6 Divergenz Hier zunächst keine koord.freie Def wie bei grad, sondern kartesisch. Koord.freie Darstellung wird erst mit Gaußschem Integralsatz erreicht. Daher zunächst reine Diff.Algebra von div und rot. Erst später anschauliche Bedeutung klar. Def in kartesischen Koordinaten ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ~ div E = î · + ĵ · + k̂ · . ∂x ∂y ∂z Es ist ∂ ∂ ∂ ~ = î ~ ∇·E + ĵ + k̂ ·E ∂x ∂y ∂z ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ~ = î · + ĵ · + k̂ · = div E. ∂x ∂y ∂z Also ~ = ∇ · E. ~ div E ~ = Ex î + Ey ĵ + Ez k̂ folgt Mit E ~ = ∂Ex + ∂Ey + ∂Ez . div E ∂x ∂y ∂z Wird oft als Def benutzt. div einer Summe ist Summe der div. div ~r = 3. §7 Rotation Def in kartesischen Koordinaten ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ~ rot E = î × + ĵ × + k̂ × . ∂x ∂y ∂z Zeige wie oben: ~ = ∇ × E. ~ rot E 10 Kartesisch ausrechnen ∂E ∂E ∂E ∂E ∂E ∂E y z x z x y ~ = î rot E − + ĵ − + k̂ − . ∂y ∂z ∂z ∂x ∂x ∂y Jetzt klar, warum rot nicht über Komponenten definiert. Rot einer Summe ist Summe der Rot. rot ~r = 0. §8 div und rot von Produkten. Zweite Differentiale Zusammenfassung bisher, kartesisch ∂ ∂ ∂ + ĵ + k̂ , ∂x ∂y ∂z ∂ ∂ ∂ div = ∇· = î · + ĵ · + k̂ · , ∂x ∂y ∂z ∂ ∂ ∂ rot = ∇× = î × + ĵ × + k̂ × . ∂x ∂y ∂z grad = ∇ = î Beachte: grad wirkt auf Skalar-, div und rot auf Vektorfeld. Übung: die folgenden Beziehungen lassen sich leicht beweisen ~ = ∇Φ · E ~ + Φ∇ · E, ~ ∇ · (ΦE) ~ = ∇Φ × E ~ + Φ∇ × E, ~ ∇ × (ΦE) ~ × F~ ) = F~ · ∇ × E ~ −E ~ · ∇ × F~ , ∇ · (E ~ × F~ ) = (F~ · ∇)E ~ − (E ~ · ∇)F~ + E∇ ~ · F~ − F~ ∇ · E, ~ ∇ × (E ~ · F~ ) = (F~ · ∇)E ~ + (E ~ · ∇)F~ + F~ × ∇ × E ~ +E ~ × ∇ × F~ . ∇(E Auswendig rot grad ≡ 0, div rot ≡ 0. Übung: finde je 2 Vektorfelder (Bild, Glg) für diese Relationen. Sehr wichtig ∂Φ ∂Φ ∂Φ div grad Φ = ∇ · ∇Φ = ∇ · î + ĵ + k̂ ∂x ∂y ∂z ∂ 2Φ ∂ 2Φ ∂ 2Φ = + 2 + 2. ∂x2 ∂y ∂z 11 Def Laplace-Operator (letzte Glg kartesisch) div grad = ∇2 = ∆ = ∂2 ∂2 ∂2 + + . ∂x2 ∂y 2 ∂z 2 Übung: zeige ~ ~ ∆eik·~r = −(~k · ~k)eik·~r . Definiere auch ~ ~ ~ ∂ 2E ∂ 2E ∂ 2E ~ ∆E = + + . ∂x2 ∂y 2 ∂z 2 Achtung: dies muß vorsichtig nach div grad aufgelöst werden: ~ hat (bisher) keine Bedeutung. ∇E Also ? ~ = (∇ · ∇)E ~ = ~ ∆E ∇ · (∇E). Auch wichtig ~ = grad div E ~ − ∆E. ~ rot rot E Also sozusagen (Achtung auf Klammer) ~ = grad div E ~ − (div grad )E. ~ rot rot E Wichtig in der Elektrodynamik ist ∆ 1r . Hier nur für r 6= 0. 1 1 ∆ =∇· ∇ r r ~r = −∇ · r3 1 1 = −~r · grad 3 − 3 ∇ · ~r r r ~r 3 = 3~r · 5 − 3 r r = 0. Φ = 1/r ist Lsg der Laplaceglg ∆Φ(r) = 0. Übung: zeige für Φ = Φ(r) 2Φ0 ∆Φ = Φ + . r 00 12 §9 Orthogonal krummlinige Koordinaten Gegeben 3 Skalarfelder u(x, y, z), v(x, y, z), w(x, y, z). Die Niveauflächen von jeder blättert den IR3 . Niveauflächen sollen an jedem Punkt ⊥ zueinander sein: Dann kann Niveauwert als Orthogonal-Koordinate dienen. Beachte: Achsenrichtung ändert sich von Punkt zu Punkt. Beispiel: Zylinder- und Kugelkoordinaten. Wähle Reihenfolge u, v, w so, daß System rechtshändig. Seien â, b̂, ĉ die orthogonalen Einheitsvektoren ... entlang der Schnittlinien der Niveauflächen. Betrachte Niveauflächen u + du, v + dv, w + dw. Zusammen mit Niveauflächen u, v, w geben sie 3d-Rechtecksvolumen. Krümmung und Gestauchtheit sind Effekte d2 . Übung: zeige durch Taylorentwicklung, daß alle Abweichungen vom Rechteck (also auch Spat-Stauchung) Differential 2. Ordnung. Kantenlängen des Volumens seien da = h1 (x, y, z)du, db = h2 (x, y, z)dv, dc = h3 (x, y, z)dw. Beachte: du ist irgendein Funktionswert, nicht unbedingt Länge. Beachte: da, db, dc lokal kartesisch. Abstand Niveauflächen bei Zylinderkoordinaten da = dr, db = rdφ, dc = dz. Also h1 = 1, h2 = r, h3 = 1. Bei Kugelkoordinaten da = dr, db = rdθ, dc = r sin θdφ. Also h1 = 1, h2 = r, h3 = r sin θ. Das Rechtecksvolumen zwischen Niveauflächen ist also dadbdc = r2 sin θdrdθdφ. 13 w | C ------------/| /| / | / | / | / | / | / | ------------| | | | | | P ------------- --v | / | /B | / | / | / | / |/ |/ A ------------- D / u Aus Zeichnung P~A = h1 duâ, ~ = h1 duâ + ∂ (h1 duâ)dv, BD ∂v ~ P B = h2 dv b̂, ~ = h2 dv b̂ + ∂ (h2 dv b̂)du. AD ∂u Summe der 4 Vektoren entlang Rechtecksrand muß 0 sein, daher ∂ ∂ (h2 b̂) = (h1 â). ∂u ∂v Entsprechend durch Rechnung oder Permutation ∂ (h3 ĉ) = ∂u ∂ (h3 ĉ) = ∂v ∂ (h1 â), ∂w ∂ (h2 b̂). ∂w Bilde Skalarprodukt der ersten mit b̂, ! ∂h2 ∂ b̂ ∂h1 ∂â b̂ · b̂ + h2 = b̂ · â + h1 . ∂u ∂u ∂v ∂v 14 Weil Orthogonalkoordinaten, â · b̂ = 0. Außerdem b̂ · ∂ b̂ 1 ∂(b̂ · b̂) 1 ∂1 = = = 0. ∂u 2 ∂u 2 ∂u Also ∂h2 ∂â = h1 b̂ · . ∂u ∂v Multipliziere die zweite obere Glg skalar mit ĉ ∂h3 ∂ĉ ∂h1 ∂â ĉ · ĉ + h3 = ĉ · â) + h1 . ∂u ∂u ∂w ∂w Also ∂h3 ∂â = h1 ĉ · . ∂u ∂w Durch Permutation oder Rechnung ∂h1 ∂v ∂h3 ∂v ∂h1 ∂w ∂h2 ∂w ∂ b̂ , ∂u ∂ b̂ = h2 ĉ · , ∂w ∂ĉ = h3 â · , ∂u ∂ĉ = h3 b̂ · . ∂v = h2 â · Diese 6 Relationen im folgenden als (I) zitiert. §10 grad, div, rot, ∆ in krummlinigen Koordinaten Im folgenden E1 , E2 , E3 statt Ex , Ey , Ez . Oben eingeführt a, b, c ≡ x, y, z und â ≡ î, b̂ ≡ ĵ, ĉ ≡ k̂ und da = h1 du, db = h2 dv, 15 dc = h3 dw. Damit ∂Φ 1 ∂Φ = , ∂a h1 ∂u ∂Φ 1 ∂Φ = , ∂b h2 ∂v ∂Φ 1 ∂Φ = . ∂c h3 ∂w Also Gradient ∂Φ ∂Φ ∂Φ + b̂ + ĉ ∂a ∂b ∂c 1 ∂Φ 1 ∂Φ 1 ∂Φ = â + b̂ + ĉ. h1 ∂u h2 ∂v h3 ∂w ∇Φ = â Dies ist Gradient in krummlinigen Koordinaten. Z.B. Kugelkoordinaten ∇Φ = ∂Φ ∂Φ ∂Φ êr + êθ + êφ . ∂r r∂θ r sin θ∂φ Sei n̂ = n1 â + n2 b̂ + n3 ĉ. Dann Richtungsableitung in Richtung n̂, ~n · ∇Φ = n1 ∂Φ n2 ∂Φ n3 ∂Φ + + . h1 ∂u h2 ∂v h3 ∂w Divergenz ~ ~ ~ ~ = â · ∂ E + b̂ · ∂ E + ĉ · ∂ E div E ∂b ∂c ∂a 1 ∂ 1 ∂ 1 ∂ + b̂ · + ĉ · (E1 â + E2 b̂ + E3 ĉ). = â · h1 ∂u h2 ∂v h3 ∂w ∂â Wieder â ∂u = 0 usw. ~ = 1 ∂E1 + E1 b̂ · ∂â + E1 ĉ · ∂â div E h1 ∂u h2 ∂v h3 ∂w 1 ∂E2 E2 ∂ b̂ E2 ∂ b̂ + + â · + ĉ · h2 ∂v h1 ∂u h3 ∂w 1 ∂E3 E3 ∂ĉ E3 ∂ĉ + + â · + b̂ · . h3 ∂w h1 ∂u h2 ∂v 16 Mit (I) wird daraus ~ = 1 ∂E1 + E1 ∂h2 + E1 ∂h3 div E h1 ∂u h1 h2 ∂u h1 h3 ∂u 1 ∂E2 E2 ∂h1 E2 ∂h3 + + + h2 ∂v h1 h2 ∂v h2 h3 ∂v 1 ∂E3 E3 ∂h1 E3 ∂h2 + + + . h3 ∂w h1 h3 ∂w h2 h3 ∂w Genaues Hinschauen 1 ∂ ∂ ∂ ~ = div E (h2 h3 E1 ) + (h3 h1 E2 ) + (h1 h2 E3 ) . h1 h2 h3 ∂u ∂v ∂w Ist Divergenz in orthogonalen krummlinigen Koordinaten. Für ∆ braucht man nur grad und div kombinieren 1 ∂Φ 1 ∂Φ 1 ∂Φ ∆Φ = div grad Φ = div â + b̂ + ĉ h1 ∂u h2 ∂v h3 ∂w ∂ h2 h3 ∂Φ ∂ h3 h1 ∂Φ ∂ h1 h2 ∂Φ 1 + + . = h1 h2 h3 ∂u h1 ∂u ∂v h2 ∂v ∂w h3 ∂w Für rot findet man 1 ∂ ∂ ~ = rot E (h3 E3 ) − (h2 E2 ) â h2 h3 ∂v ∂w 1 ∂ ∂ + (h1 E1 ) − (h3 E3 ) b̂ h3 h1 ∂w ∂u 1 ∂ ∂ + (h2 E2 ) − (h1 E1 ) ĉ. h1 h2 ∂u ∂v Bisher: grad, div, rot aus Differentialdef. Nur grad war einfach; div, rot waren verwickelt. div, rot einfacher aus Int.def. §11 Ko- und Kontravariant. Skalenfaktoren hi In diesem § nichtorthogonale Koord.systeme erlaubt. Begriff ko-/kontravariant recht subtil. Bereits in SRT (und damit Elektrodynamik) nötig: Wegen Diagonale 1, −1, −1, −1 des metrischen Tensors. 17 Hier nach Greiner. Seien x, y, z bzw x1 , x2 , x3 kartesische Koord. q1 , q2 , q3 krummlinige Koor, statt bisher u, v, w. Sei Ortsvektor ~r(xj ) = ~r(xj (qi )) ≡ ~r(qi ). Achtung: links und rechts verschiedene Fkten (besser oder 0 ). Def kontravariante Einheitsvektoren (auswendig) ∂~r ∂q êi = i . ∂~r ∂q i Liegen in Richtung der Koord.linien. Koord.linien sind Schnitte der Koord.flächen. Z.B. Kugelkoordinaten x = r sin θ cos φ, y = r sin θ sin φ, z = r cos θ. Also Damit sin θ cos φ r̂ = r sin θ sin φ . cos θ ∂~r sin θ cos φ êr = ∂r = sin θ sin φ , 1 cos θ ∂~r cos θ cos φ êθ = ∂θ = cos θ sin φ , r − sin θ ∂~r − sin φ ∂φ êφ = = cos φ . r sin θ 0 Betrachte jetzt Koord.flächen qi = const. 18 Def kovariante Einheitsvektoren Êi = ∇qi . |∇qi | Kovariante Einheitsvektoren stehen ⊥ zu Koord.flächen. Vgl kontravariant: liegen entlang Koord.linien. Für nichtorthogonale Systeme kovariant 6= kontravariant. Betrachte z.B. Koord ξ = x, ζ = x + y der Ebene. 19 kontravar --------y / / / / / /__/__/__/__/ / / / / / /__/__/__/__/ / / / / / /__/__/__/__/__x .b . . . ........a Einheits vektoren nichtorthogonales Koordinatennetz / y/. . . . * / . / . / . /________.___ x kovariant --------a . . . . . .b / y/. / / * Koordi / . naten / . / . /______________ x Wir hatten definiert (dort: da = h1 du) dsi = hi dqi , Bogenlänge dsi bei Koord.änderung dqi . Def “kontravariant” umstellen und dsi ≡ |d~r| benutzen ∂~r ∂~r = êi = hi êi . ∂qi ∂qi Mit ~r = ~r(q1 , q2 , q3 ) ∂~r ∂~r ∂~r dq1 + dq2 + dq3 ∂q1 ∂q2 ∂q3 = h1 dq1 ê1 + h2 dq2 ê1 + h3 dq3 ê3 . d~r = 20 . Gesamtbogenlänge ds2 = d~r · d~r = 3 X hi hj êi · êj dqi dqj i,j=1 = 3 X gij dqi dqj . i,j=1 g heißt metrischer Tensor: Theorie von Gauß, Riemann. Elemente sind gij = hi hj êi · êj . Jetzt wieder nur Orthogonalkoord êi · êj = δij , also ds2 = h21 dq12 + h22 dq22 + h23 dq32 . Volumenelement Orthogonalkoord. dV = h1 h2 h3 dq1 dq2 dq3 . §12 Gradient krummlinig Nach Greiner. Sei Φ = Φ(q1 , q2 , q3 ). Gesucht ∇Φ ≡ f1 ê1 + f2 ê2 + f3 ê3 . Es gilt von oben d~r = h1 dq1 ê1 + h2 dq2 ê1 + h3 dq3 ê3 . Ferner nach Def dΦ = ∇Φ · d~r. Einsetzen und Orthogonalität der Basis (!) benutzen dΦ = h1 f1 dq1 + h2 f2 dq2 + h3 f3 dq3 . 21 Andererseits nach Def totales Differential dΦ = ∂Φ ∂Φ ∂Φ dq1 + dq2 + dq3 . ∂q1 ∂q2 ∂q3 fi aus Koeffizientenvergleich und damit ∇Φ = 1 ∂Φ 1 ∂Φ 1 ∂Φ ê1 + ê2 + ê3 . h1 ∂q1 h2 ∂q2 h3 ∂q3 Wichtiger Trick: setze speziell Φ = qi . Dann ∇qi = êi . hi Also gezeigt: für orthonormale Basis ist Êi = êi . In Orthonormalkoord sind ko- und kontravariante Basen gleich. Hilfssatz: für Orthogonalkoord gilt ê1 = h2 h3 ∇q2 × ∇q3 , und zyklisch. Beweis: h2 h3 ∇q2 × ∇q3 = h2 h3 ê2 ê3 × h2 h3 = ê2 × ê3 = ê1 . §13 Div in Orthogonalkoord Greiner. Gesucht ~ = ∇ · (E1 ê1 + E2 ê2 + E3 ê3 ). div E Erinnerung ~ × F~ ) = F~ · rot E ~ −E ~ · rot F~ . div (E und rot grad ≡ 0. 22 Damit ∇ · (E1 ê1 ) = ∇ · (E1 h2 h3 ∇q2 × ∇q3 ) = ∇(E1 h2 h3 ) · (∇q2 × ∇q3 ) + E1 h2 h3 ∇ · (∇q2 × ∇q3 ) ê3 ê2 × +0 = ∇(E1 h2 h3 ) · h2 h3 ê1 = ∇(E1 h2 h3 ) · h2 h3 ê2 ∂ ê3 ∂ ê1 ê1 ∂ + + (E1 h2 h3 ) · = h1 ∂q1 h2 ∂q2 h3 ∂q3 h2 h3 1 ∂ (E1 h2 h3 ). = h1 h2 h3 ∂q1 Insgesamt wieder 1 ∂ ∂ ∂ ~ = div E (E1 h2 h3 ) + (E2 h3 h1 ) + (E3 h1 h2 ) . h1 h2 h3 ∂q1 ∂q2 ∂q3 §14 Rot in krummlinigen Orthogonalkoordinaten Greiner. ~ = ∇ × (E1 ê1 ) + ∇ × (E2 ê2 ) + ∇ × (E3 ê3 ). ∇×E Betrachte ∇ × (E1 ê1 ) = ∇ × (E1 h1 ∇q1 ) = ∇(E1 h1 ) × ∇q1 + E1 h1 ∇ × ∇q1 ê1 = ∇(E1 h1 ) × +0 h 1 ê1 ∂ ê2 ∂ ê3 ∂ ê1 = + + (E1 h1 ) × h1 ∂q1 h2 ∂q2 h3 ∂q3 h1 ê2 ∂ ê3 ∂ = (E1 h1 ) − (E1 h1 ). h3 h1 ∂q3 h1 h2 ∂q2 23 Insgesamt wie zuvor, 1 ∂ ∂ ~ = rot E (h3 E3 ) − (h2 E2 ) ê1 h2 h3 ∂q2 ∂q3 ∂ 1 ∂ (h1 E1 ) − (h3 E3 ) ê2 + h3 h1 ∂q3 ∂q1 1 ∂ ∂ + (h2 E2 ) − (h1 E1 ) ê3 . h1 h2 ∂q1 ∂q2 grad, div, rot, ∆ in Zylinder- und Kugelkoordinaten: Innendeckel von Jackson. Übung: zeige entsprechend 1 ∂ h2 h3 ∂Φ ∂ h3 h1 ∂Φ ∂ h1 h2 ∂Φ + + . ∆Φ = h1 h2 h3 ∂q1 h1 ∂q1 ∂q2 h2 ∂q2 ∂q3 h3 ∂q3 §15 Erster Integralsatz: Zirkulation von Gradientenfelder Neues Kapitel: Integrale von Vektorfeldern. Mathematik: Linienintegral entlang Kurve Z B ~ d~l · E A wobei d~l Kurventangente ist. Natürlich Z B Z ~ =− d~l · E A A ~ d~l · E. B Für Gradienten Z B d~l · grad Φ = A Z B dΦ = ΦB − ΦA . A wobei dΦ Niveauunterschied zwischen ~r und ~r + d~r auf Kurve. Also I d~l · grad Φ = 0. Der Umkehrschluß gilt auch: Wenn I ~ r) = 0 d~l · E(~ 24 ~ = grad Φ. für alle Wege in Gebiet des IR3 , dann dort E Beweis: Betrachte Kurve AP RQ. H R geschlossene R Aus = 0 folgt AP R = AQR . RR Überhaupt haben alle Integrale A denselben Wert. Sei A fest und R mit Ortsvektor ~r variabel. Dann kann man Funktion Φ(~r) definieren, Z R ~ Φ(~r) = d~l · E. A Wert hängt nur von A und R, nicht von Zwischenweg ab. Besser: ΦA (~r). RB Wählt man Anfangspunkt B, dann ΦB = ΦA + C, mit C = A . Verschiebung d~r von R gibt einerseits nach Def von grad dΦ = d~r · ∇Φ, andererseits nach Def von Φ ~ dΦ = d~r · E. Diese Gleichheit für alle d~r, also ~ = ∇Φ. E §16 Zweiter Integralsatz: Gauß Betrachte geschlossene Fläche S. Keine Abschnürungen = keine Singularitäten. Vollständig in der Fläche dürfen andere geschlossene Flächen liegen. Gaußscher Satz I Z ~ = dV div E. ~ d~a · E d~a ist Flächennormale. Konvention: soll von Volumen dV der rechten Seite wegzeigen. ~ ist Projektion von E ~ auf Flächennormale. d~a · E dV ist inneres Volumenelement. Beweis. Reicht in kartesischen Koordinaten: 25 Der Satz ist koord.unabhängig, und gilt dann in allen Koord. Sei ~ = Ex î + Ey ĵ + Ez k̂ E und Z ∂Ex . ∂x Betrachte Rechteckssäule mit Querschnittsfläche I= dxdydz [y, y + dy] × [z, z + dz] entlang der gesamten x-Richtung (feste y, z). Säule schneidet Außenrand und Innenränder von S 2n mal. (Dabei n zunächst unbekannt.) Grund: alle Flächen sind geschlossen. Ex habe an Schnittflächen Werte Ex,1 , . . . , Ex,2n . Dann Z I = dydz(−Ex,1 + Ex,2 − Ex,3 + . . . − Ex,2n−1 + Ex,2n ). Dies nach Def Stammfkt. Beachte: Integration nur innerhalb V . Eintritt bei x1 , x3 , x5 , . . .: jeweils Untergrenze (−), Austritt bei x2 , x4 , x6 , . . .: jeweils Obergrenze (+). Rechteckssäule schneidet Flächen d~a1 , . . . , d~a2n aus Randflächen. 26 Also dydz = î · d~ai . Genauer: dydz > 0 immer. Aber î · dâ1 < 0: Flächeneintritt heißt: d~a ist gegen î gerichtet. Austritt: d~a gleichgerichtet î. Also dydz = −î · d~a1 , = î · d~a2 , .. . = −î · d~a2n−1 , = î · d~a2n . Einsetzen I= Z X 2n d~ai · îEx,i . i=1 Es ist Z X I d~ai ≡ d~a. Nämlich links und rechts Summe über alle Oberflächenelemente. Also Z I ∂Ex I = dxdydz = d~a · îEx . ∂x Genauso Z I ∂Ey dxdydz = d~a · ĵEy , ∂y Z I ∂Ez dxdydz = d~a · k̂Ez . ∂z Glgen addieren I Z ∂Ex ∂Ey ∂Ez dxdydz + + = d~a · (Ex î + Ey ĵ + Ez k̂). ∂x ∂y ∂z Kann koord.invariant geschrieben werden Z I ~ = d~a · E. ~ dV div E 27 Gaußscher Satz. §17 Integraldef der Divergenz. Fluß ~ in dV konstant. Sei dV infinitesimal, so daß E Dann wird Gaußscher Satz I 1 ~ = ~ div E d~a · E. dV Dient als alternative Def von div. Rechte Seite ist koord.unabhängig, also auch div. Allgemein: ~ Vektorfeld und d~a Flächenelement. Sei E Sei (noch nicht zu sehr als Ladung lesen) I ~ Q = d~a · E. ~ den Q-Fluß und Im Zusammenhang mit div nennt man E ~ d~a · E Q-Strom durch d~a. Elektrodynamik: Stromdichte ~j: Ladung/(Zeit×Fläche), ~ ~j. Leiterquerschnitt Ak ~ · ~j. Strom (Ladung Q/Zeit) I = A (Ladungs-)Stromdichte ~j ist also Ladungsfluß. §18 Kontinuitätsgleichung 1. Betrachte Erhaltungsgröße Q, die nur strömen kann: keine Quellen und Senken. Soll durch kart Volumen δV = δxδyδz strömen. Volumenzentrum (0, 0, 0). Konkret: Massenerhaltung. Massendichte ρ in g/cm3 , Strömungsgeschw (u, v, w). Masse, die in Zeit δt durch Fläche δyδz bei δx/2 strömt δyδzρ(δx/2, 0, 0, t)u(δx/2, 0, 0, t)δt. Und bei −δx/2 δyδzρ(−δx/2, 0, 0, t)u(−δx/2, 0, 0, t)δt. 28 Also Netto (Ausströmen positiv) [(ρu)(δx/2, 0, 0, t) − (ρu)(−δx/2, 0, 0, t)]δyδzδt ∂(ρu) (0, 0, 0, t)δV δt. = ∂x Entsprechend in y- und z-Richtung. Insgesamt Massenänderung an irgendeiner Stelle ∂(ρu) ∂(ρv) ∂(ρw) δ(ρδV )(~r, t) = − + + (~r, t)δV δt ∂x ∂y ∂z − weil Ausströmen: Verlust positiv gerechnet. δV konst, kann vors Differential gezogen werden δρ ∂(ρu) ∂(ρv) ∂(ρw) (~r, t) = − + + (~r, t). δt ∂x ∂y ∂z Also ∂ρ + div (ρ~v ) = 0. ∂t Heißt Kontinuitätsgleichung. Ist mathematische Formulierung der Massenerhaltung. Hier Q ≡ Masse. ρ~v ist Massenfluß und I d~a · ρ~v S ist Massenstrom (g/s) durch Randfläche S eines Volumens. Also ist Massenstrom aus Volumen dV nach Def von div dV div (ρ~v ). Dafür manchmal auch “Durchfluß”. 2. So für jede Erhaltungsgröße: sei e Energiedichte R (Energie/Volumen). Gesamtenergie dV e (hier Q) erhalten; kann nur fließen. Dann wieder für festes Volumen ∂e + div (e~v ) = 0, ∂t 29 und I d~a · e~v = dV div (e~v ) S als Energiestrom aus Volumen dV . 3. Insbesondere gilt Kontinuitätsglg für Strom. Hier Ladungsdichte ρ (Ladung/Volumen) und Stromdichte ~j = ρ~v . Dann (auswendig) ∂ρ + div ~j = 0. ∂t Zusammenfassung: ~ = div E R S ~ d~a · E Q−Strom aus dV = . dV dV ~ = 0: Zufluß = Abfluß; keine Quellen und Senken. Wenn div E §19 Alternativbeweis Satz von Gauß Mit koord.freier Def ~ = 1 div E dV I ~ d~a · E. ist Gaußscher Satz fast trivial. Zerlege jedes V in infinitesimale dVi . Dürfen nichtkartesisch sein. Dann Z X XI ~ ≡ ~ = ~ dV div E dVi div E d~a · E. i i P Betrachte i : Jedes innere d~a ist Rand von genau zwei Volumenzellen. ~ für beide Zellen verschieden: Vorzeichen von d~a · E Also heben sich alle inneren Beiträge. Nur Integral über Randflächen bleibt: dort nur eine benachbarte, nämlich innere Volumenzelle. Also Z I ~ = ~ dV div E d~a · E. V ∂V 30 Rechtes Integral nur über Rand von V . Ab- und Zufluß benachbarter Volumenzellen hebt sich auf. Nettofluß nur am Volumenrand. §20 Dritter Integralsatz: Stokes Sei C geschlossene Kurve, die offene Fläche S berandet. S muß nicht eben sein. Jedes C berandet ∞ viele S. Z.B. berandet Äquator die Äquatorebene der Erde, ...und die nördliche und südliche Hemisphäre. Sei d~a Flächenelement von S. Wenn C in irgendeinem Sinn durchlaufen wird, ... soll d~a im Rechtssinn zeigen: Orientierbarkeit. Satz von Stokes I Z ~ = ~ d~l · E d~a · rot E. C S Beweis v+ ........ . | | .C . ^b | S . . v+dv | | . .-------|--|-------. u- . |da|ds2 . u+ .-------|--|--->---. . v |ds1 a . . | | . . u| |u+du. ..|..|.. v- Seien u, v (oder q1 , q2 ) Skalarfelder auf IR3 mit ⊥ Niveauflächen. Schnitt der Niveauflächen mit S gibt 2 ⊥ Koord.linien. Niveauflächen von S, u, v sollen nie zusammenfallen. Betrachte infinit Rechteck am Schnitt der Koord.linien auf S. 31 Seitenlängen ds1 = h1 du, ds2 = h2 dv, Fläche da = h1 h2 dudv. Seien â, b̂ Einheitsvektoren tangential an Koord.linien. Sei ĉ = â × b̂, so daß â, b̂, ĉ Rechtssystem. Sei ~r Ortsvektor zu Punkt auf S im infinit Rechteck. Dann kontravariante Basisvektoren ∂~r 1 ∂~r â = = , ∂s1 h1 ∂u ∂~r 1 ∂~r b̂ = = . ∂s2 h2 ∂v Beachte: dies sind wirklich schon Einheitsvektoren. Def von rot ~ ~ ~ ~ = â × ∂ E + b̂ × ∂ E + ĉ × ∂ E . rot E ∂s1 ∂s2 ∂s3 Also mit zyklischer Permutation im Spatprodukt ~ ~ ∂E ∂E ~ ĉ · rot E = (ĉ × â) · + (ĉ × b̂) · ∂s1 ∂s2 ~ ~ ∂E ∂E = b̂ · − â · . h1 ∂u h2 ∂v Also Z ~ d~a · rot E I≡ Z = ~ daĉ · rot E ! ~ ~ ∂E ∂E = dudv h2 b̂ · − h1 â · ∂u ∂v ! Z ~ ~ ∂ E ∂~r ∂ E ∂~r = dudv · − · ∂u ∂v ∂v ∂u Z ∂ ~ ∂~r ∂ ~ ∂~r = dudv E· − E· . ∂u ∂v ∂v ∂u Z 32 Jetzt Geometrie: Integriere ersten Term über u: Integral von einem Rand von S zum Rand gegenüber. Endpunkte sollen Werte u± haben. Integriere zweiten Term über v: Integral von einem Rand von S zum Rand gegenüber ... entlang Weg, der ersten Weg ⊥ kreuzt. Endpunkte sollen Werte v± haben. Dann Z ∂~ r ∂~ r ~· ~· I = dv E (u+ ) − E (u− ) ∂v ∂v Z ∂~ r ∂~ r ~· ~· (v+ ) − E (v− ) . − du E ∂u ∂v u+ , u− haben denselben v-Wert, v+ , v− denselben u-Wert. Laufe entlang S im positiven Umlaufsinn: dv bei u+ , −dv bei u− , entsprechend für du. Also Beitrag zu Umlaufintegral Z ∂~ r ∂~ r ~· ~· I = dv E (u+ ) + E (u− ) ∂v ∂v Z ∂~ r ∂~ r ~· ~· − du E (v+ ) + E (v− ) . ∂u ∂v In v-Integral wird jeder Punkt von S einmal abgefahren. Ebenso im u-Integral. Also I I ∂~ r ∂~ r ~· ~ I= E dv + du = d~r · E. ∂v ∂u Identifikation d~r = d~l: beide Bogenelement entlang C. Also Stokesscher Satz Z ~ = d~a · rot E I ~ d~l · E. Übung: zeige Umkehrung des Satzes: sei Z I ~ d~a · F~ = d~l · E S C ~ für alle C in IR3 . Dann F~ = rot E. 33 §21 Integraldef von rot Betrachte infinitesmales und daher ebenes d~a. Alternative Def von rot mit Satz von Stokes I ~ = d~l · E. ~ d~a · rot E §22 Alternativbeweis Satz von Stokes Beginnt man mit dieser Def von rot, ist Stokesscher Satz fast trivial: Lege krummliniges Netz auf S mit infinit Maschen, Laufindex i. (Details in Mechanikvorlesung.) Z.B. Nordhalbkugel, Rand ist Äquator. Z X XI ~ ~ ≡ ~ = d~l · E. d~a · rot E d~ai · rot E S i i Jedes innere Stück “Faden” berandet zwei Maschen. Bei gleichem Maschenumlauf verschiedene Richtung entlang Schnur. ~ Also heben sich innere Beiträge zu d~l · E. Es bleibt nur Integral über Außenrand. Z I ~ = ~ d~a · rot E d~l · E. S ∂S Jedoch Jänich, Vector Analysis: “Although the idea of decomposition into cells does not lead to an elegant proof, it describes the geometric content of the theorem extremely well – in fact, it reduces the theorem at the intuitive level to a truism.” §23 Vektoridentitäten Mit Integraldef von div und rot kann man Beweis führen für rot grad = div rot = 0 ohne Differentialausdruck dieser Größen zu benutzen: 1. Integralbeweis für rot grad Φ = 0. 34 Nämlich Z Stokes I d~a rot grad Φ = no Zirk d~l · grad Φ = 0. S (Gradientenfelder haben keine Zirkulation.) Da S beliebig, muß rot grad Φ = 0. 2. Integralbeweis für ~ = 0. div rot E Nämlich Z Gauß ~ = dV div rot E I ~ Stokes d~a · rot E = 0. Grund für letzte Glg: Ziehe irgendeine geschlossene Kurve auf S (ohne ×). Definiert zwei “Hemisphären”. Nach Stokes ist Oberflächenintegral über beide gleich: denn sie haben gleichen Rand. Aber verschiedenes Vorzeichen: also Summe 0. Einfacher: geschlossene Flächen haben keine Randkurve. §24 Div in krummlinigen Koordinaten Dieser Paragraph als Übung: Mit Integraldef von div. §25 Rot in krummlinigen Koordinaten Dieser Paragraph als Übung: Mit Integraldef von rot (siehe Mechanikvorlesung). Weil rot Vektoroperator, muß man 3 Projektionen betrachten: Zuerst Flächenelement d~a = âh2 h3 dvdw. Linienintegral über Flächenrand: Geometrie (Rechtssystem, yz-Ebene): w+dw -----<----- C | | c | ^| .a ^ v || | v+dv D 35 | | | | A ----->----- B --->b w Beitrag von DA: ~ 3 (−dw) = −E3 h3 dw ĉ · Eh usw. Beitrag von BC: ∂ ∂ ~ 3 )dv dw = E3 h3 + (E3 h3 )dv dw. ~ 3 + (Eh ĉ · Eh ∂v ∂v Summe ∂ (E3 h3 )dvdw. ∂v Beitrag von AB: ~ 2 dv = −E2 h2 dv b̂ · Eh Beitrag von CD: ∂ ∂ ~ 2+ ~ 2 )dw (−dv) = − E2 h2 + b̂ · Eh (Eh (E2 h2 )dw dv. ∂w ∂w Summe ∂ (E2 h2 )dvdw. ∂w Summe der Summen in Integraldef von rot einsetzen 1 ∂ ∂ ~ = â · rot E (h3 E3 ) − (h2 E2 ) . h2 h3 ∂v ∂w − b̂, ĉ Komponenten durch Rechnung oder Permutation. Gibt wieder 1 ∂ ∂ ~ = (h3 E3 ) − (h2 E2 ) â rot E h2 h3 ∂v ∂w 1 ∂ ∂ + (h1 E1 ) − (h3 E3 ) b̂ h3 h1 ∂w ∂u 1 ∂ ∂ + (h2 E2 ) − (h1 E1 ) ĉ. h1 h2 ∂u ∂v 36 ~ = 0 → die B-Feldlinien ~ Übung: zeige: div B sind geschlossen. Hierbei Def Feldlinien eines Vektorfeldes: stetig differenzierbare Kurve entlang Vektorpfeile. 37 KAP 2: TENSORANALYSIS Wichtige Tensoren der Physik: 1. Richtungsableitung 2. total schiefsymmetrischer Tensor 3. Spannungstensor 4. Scherungstensor (Reibung in Kontinua) 5. Quadrupolmoment 6. Feldstärketensor Fµν 7. Energie-Impuls-Tensor 8. Metrischer Tensor 9. Krümmungstensor Die Hälfte davon in dieser Vorlesung. §26 Lineare Vektorfunktionen Sei ~r Vektor. Lineare Abb. ~r 7→ ~r 0 heißt lineare Vektorfunktion. Mit Basisdarstellung ~r = xî + y ĵ + z k̂ werden lin Vektorfkten dargestellt durch Matrizen A = (aij ). Im folgenden î, ĵ, k̂ Orthonormalsystem. Also x0 = a11 x + a12 y + a13 z, y 0 = a21 x + a22 y + a23 z, z 0 = a31 x + a32 y + a33 z. Alternative Schreibweise x0 = a1 x + a2 y + a3 z, y 0 = b1 x + b2 y + b3 z, z 0 = c1 x + c2 y + c3 z. Damit x0 = ~a · ~r, y 0 = ~b · ~r, z 0 = ~c · ~r. 38 Also ~r 0 = x0 î + y 0 ĵ + z 0 k̂ = î(~a · ~r) + ĵ(~b · ~r) + k̂(~c · ~r). §27 Dyadisches Produkt. Dyaden Durch eine einzige scheinbar triviale Umklammerung in einem Dreierprodukt ...bekommt man das mächtige Werkzeug der Dyaden. Tensoralgebra ohne Indizes. Vereinbarung: Dyaden und Tensoren von Rang/Stufe 2 sind Synonyme. 3 Möglichkeiten, Tensoren einzuführen: 1. Tensor aus dyadischen Produkten von Vektoren. 2. Tensor als (multi-)lineare Abbildungen zwischen Vektorräumen. 3. Tensor als Objekt mit bestimmtem Verhalten unter Koord.trafo. Definiere dyadisches Produkt durch Umklammern ~r 0 = î(~a · ~r) + ĵ(~b · ~r) + k̂(~c · ~r) = (î ⊗ ~a) · ~r + (ĵ ⊗ ~b) · ~r + (k̂ ⊗ ~c) · ~r. Die Terme in Klammern heißen Dyaden, Symbol T . Dieselbe Def einfacher (~a ⊗ ~b) · ~c = ~a(~b · ~c). Verallgemeinerung: Dyade ist jedes T = ~a ⊗ ~b + ~c ⊗ d~ + . . . Dyadenaddition ~r 0 = [î ⊗ ~a + ĵ ⊗ ~b + k̂ ⊗ ~c] · ~r. Bisher wirkte Dyade auf Vektor nach rechts. Dieselbe Dyade (nicht eine andere Art!) wirkt auch nach links: ~c · (~a ⊗ ~b) = (~c · ~a)~b. 39 Da ~a ∦ ~b, ist (~a ⊗ ~b) · ~c 6= ~c · (~a ⊗ ~b). Dyade kann nach links und rechts wirken, man muß jeweils sagen, wohin. Ist Wirkung einer Dyade nach rechts = Wirkung anderer Dyade nach links: dann nennt man die Dyaden konjugiert (Index c) T · ~r = ~r · T c . Def: Zwei Dyaden heißen gleich ↔ Ihre Wirkungen auf alle Vektoren links und rechts sind gleich. Zusammenfassung: lineare Vektorfunktion = Dyade = 2-Tensor. Deren Basisdarstellung ist Matrix. Warnung: in engl. und amerik. Büchern wird ⊗ weggelassen: Stehen 2 Vektoren nebeneinander ohne · oder ×, wird ⊗ verstanden. Mit einiger Übung sinnvoll, nicht am Anfang. Rechenregeln: Linearität nach Def T · (α~u + β~v ) = α(T · ~u) + β(T · ~v ). Dyaden werden mit Vektorraumstruktur ausgestattet: Addition von Dyaden und Multiplikation mit Grundkörperelement: (αS + βT )(~u) = α(S · ~u) + β(T · ~u). Distributivität [~a ⊗ (~b + ~c)] · ~r = ~a[(~b + ~c)] · ~r] = ~a(~b · ~r + ~c · ~r) = ~a(~b · ~r) + ~a(~c · ~r) = (~a ⊗ ~b) · ~r + (~a ⊗ ~c) · ~r = (~a ⊗ ~b + ~a ⊗ ~c) · ~r, also ~a ⊗ (~b + ~c) = ~a ⊗ ~b + ~a ⊗ ~c. 40 Damit (~a + ~b + . . .) ⊗ (~p + ~q + . . .) = ~a ⊗ p~ + ~a ⊗ ~q + . . . + ~b ⊗ p~ + ~b ⊗ ~q + . . . Reihenfolge der Faktoren wichtig. Übung: definiere “Minus” für Dyaden. Somit jede Dyade darstellbar als T = a11 î ⊗ î + a12 î ⊗ ĵ + a13 î ⊗ k̂ + a21 ĵ ⊗ î + a22 ĵ ⊗ ĵ + a23 ĵ ⊗ k̂ + a31 k̂ ⊗ î + a32 k̂ ⊗ ĵ + a33 k̂ ⊗ k̂. Ist praktisch schon ihre Matrixdarstellung. Sei T = ~a ⊗ ~b + ~c ⊗ d~ + . . . Def Kontraktion einer Dyade (Tensorkontraktion): der Skalar ~a · ~b + ~c · d~ + . . . . Ist unabhängig von Basis (denn hängt nur von Vektoren ab). Als Skalar Invariante, also wichtig in Physik: Ändert sich nicht bei Koord.trafo. P Übung: zeige in Orthogonalkoord.: Kontraktion ist Spur Tii . Def Kontraktion zweier Dyaden (Tensoren). Jede bestehe zur Einfachheit nur aus einem Summanden. (~a ⊗ ~b ) : (~c ⊗ d~ ) = (~b · ~c )(~a ⊗ d~ ). Entspricht Matrixmultiplikation. Für mehrere Summanden in jeder Dyade: ausmultiplizieren. Übung: zeige Assoziativgesetz (mehrere Summanden) (R : S) : T = R : (S : T ). Übung: zeige 1 = î ⊗ î + ĵ ⊗ ĵ + k̂ ⊗ k̂ ist identische Dyade, 1~r = ~r. 41 Def inverse Dyade. Wenn S : T = 1, nennt man T invers zu S, T = S −1 . Übung: zeige: S : T = 1 ↔ T : S = 1. Übung: zeige: Inverse eines direkten Dyadenprodukts (Kontraktion) = Produkt der Inversen in umgekehrter Reihenfolge. §28 Konjugierte Dyaden Def war (~a ⊗ ~b) · ~c = ~a(~b · ~c), ~c · (~a ⊗ ~b) = (~c · ~a)~b. ~a ↔ ~b umbenennen in 2. Zeile (~a ⊗ ~b) · ~c = ~a(~b · ~c), ~c · (~b ⊗ ~a) = (~c · ~b)~a. Die rechten Seiten sind jetzt gleich, also (~a ⊗ ~b) · ~c = ~c · (~b ⊗ ~a) Dafür hatten wir geschrieben T · ~c = ~c · T c . Also: T = ~a ⊗ ~b ↔ T c = ~b ⊗ ~a. Bei Summen von ~ai ⊗ ~bi jedes Produkt vertauschen. Übung: zeige (S + T )c = S c + T c , (ST )c = T c S c , (S −1 )c = (S c )−1 . 42 Def selbstkonjugierte Dyade S = S c. Also S · ~r = ~r · S. Oder X ~ai ⊗ ~bi = X ~bi ⊗ ~ai . Def antiselbstkonjugierte Dyade S = −S c . Also S · ~r = −~r · S c . Oder X Satz: jede Dyade ist Beweis: schreibe P ~ai ⊗ ~bi = − X ~bi ⊗ ~ai . von selbstkonj und antiselbstkonj Dyade. 1 1 T = (T + T c ) + (T − T c ). 2 2 Erster Summand ist selbstkonjugiert (T + T c )c = T c + T . Zweiter Summand ist antiselbstkonjugiert. Satz: jede selbstkonjugierte Dyade über IR3 ist darstellbar als a1 î ⊗ î + a2 ĵ ⊗ ĵ + a3 k̂ ⊗ k̂. Beweis (nicht kurz) in der Linearen Algebra: Jede symmetrische Matrix kann auf Diagonalform gebracht werden. §29 Kreuzprodukt und antiselbstkonj Dyaden In E-Dynamik wichtig und offensichtlich richtig: Jede antiselbstkonjugierte Dyade kann dargestellt werden als X (~ai ⊗ ~bi − ~bi ⊗ ~ai ). i 43 Erinnerung: Entwicklungssatz für Vektor(kreuz)produkt ~a × (~b × ~c) = ~b(~a · ~c) − ~c(~a · ~b). Damit (verzichte auf Index i wegen Übersichtlichkeit) X X (~a ⊗ ~b − ~b ⊗ ~a) · ~r = ~a(~b · ~r) − ~b(~a · ~r) X =− (~a × ~b) × ~r X ~ =− ~a × b × ~r. Produkt antiselbstkonj Dyade mit Vektor = 2faches Kreuzprodukt. Vgl entsprechende Aussage in Mechanik. In der E-Dynamik bei mag Dipolmoment benötigt. NB: zuvor war Skalar einer Dyade definiert als X X ~a ⊗ ~b → ~a · ~b. Def Vektor einer Dyade X ~a ⊗ ~b → X ~a × ~b. Übung: zeige: Skalar und Vektor einer Dyade ändern sich bei Koord.trafo nicht. Def Kreuzprodukt von Dyade und Vektor (~a ⊗ ~b) × ~r = ~a ⊗ (~b × ~r), ~r × (~a ⊗ ~b) = (~r × ~a) ⊗ ~r. Reines Umklammern, nicht wie bei Def Dyade · ↔ ⊗ Satz: T · (~r × ~s) = (T × ~r) · ~s. Erinnerung Spatprodukt: zyklisches Vertauschen ~a · (~b × ~c) = ~b · (~c × ~a) = ~c · (~a × ~b), also Operatorvertauschung erlaubt ~a · (~b × ~c) = (~a × ~b) · ~c 44 Im obigen Satz genauso. P Beweis für Satz: sei T = ~a ⊗ ~b. Dann X T · (~r × ~s ) = ~a ⊗ ~b · (~r × ~s ) X = [(~a ⊗ ~b ) · (~r × ~s )] X = ~a [~b · (~r × ~s )] X = ~a [(~b × ~r ) · ~s ] X = ~a [(~b × ~r ) · ~s ] X = [~a ⊗ (~b × ~r )] · ~s X = [(~a ⊗ ~b ) × ~r ] · ~s X = (~a ⊗ ~b ) × ~r · ~s = (T × ~r ) · ~s. Genauso zeigt man (~r × ~s) · T = ~r · (~s × T ). Oben gezeigt: antiselbstkonj Dyaden und Doppelkreuzprodukt. Jetzt stärkere Aussage: antiselbstkonj Dyaden und Einfachkreuzprodukt. Satz: Jeder Vektor ~a in Kreuzprodukt mit ~r kann durch Skalarprodukt mit einer antiselbstkonj Dyade mit ~r ersetzt werden. Beweis: ~a × ~r = (1 · ~a) × ~r = (1 × ~a) · ~r Zeige noch: 1 × ~a ist antiselbstkonj. Sei kartesisch ~a = a1 î + a2 ĵ + a3 k̂, 1 = î ⊗ î + ĵ ⊗ ĵ + k̂ ⊗ k̂. Ausrechnen (Rechtssystem!) gibt ~a × 1 = 1 × ~a = − a1 (ĵ ⊗ k̂ − k̂ ⊗ ĵ) − a2 (k̂ ⊗ î − î ⊗ k̂) − a3 (î ⊗ ĵ − ĵ ⊗ î). 45 Ist antiselbstkonj. Nicht verwirren lassen von ~a × 1 = 1 × ~a. Dennoch gilt (~a × 1)c = −~a × 1. Zusammenfassung: merke ~a × ~r = (1 × ~a ) · r, wobei Def (~a ⊗ ~b) × ~a = ~a ⊗ (~b × ~a). Übung: zeige ~a · (~b ⊗ ~c − ~c ⊗ ~b) = (~b × ~c) × veca. §30 Physik: Kreuzprodukt und schiefsymmetrische Tensoren Derselbe Satz, wie er in der Physik bewiesen wird: Jeder schiefsymmetrische Tensor 2. Stufe auf IR3 ↔ Vektorkreuzprodukt. Beweis: Kartesische Darstellung schiefsymm Tensor T 2. Stufe 0 Txy Txz T = −Txy 0 Tyz . −Txz −Tyz 0 Angewendet auf Vektor ~a = (ax , ay , az ): Txy ay + Txz az T · ~a = −Txy ax + Tyz az −Txz ax − Tyz ay . Kann man schreiben als q y az − q z ay ~q × ~a = qz ax − qx az , q x ay − q y ax 46 wenn man identifiziert qx −Tyz qy = Txz . qz −Txy Also für schiefsymmetrische T T · ~a = ~q × ~a. §31 Dyadeninvarianten Gegeben sei Dyade in Koordinatendarstellung T = Tij . Die folgenden Skalare sind in jedem Koordinatensystem gleich: P 1. Spur Tii . 2. Determinante det T . 3. Eigenwerte λ, bestimmt durch det(T − λ1) = 0. §32 Dyaden und Ellipsoide Wie in Mechanikvorlesung: geometrische Deutung der Dyaden als Ellipsoide. Wieder sehr elegant in Weatherburn: Was ist allgemeinste skalare quadratische Ausdruck in x, y, z? Q = a11 x2 + a22 y 2 + a33 z 2 + (a12 + a21 )xy + (a13 + a31 )xz + (a23 + a32 )yz. Sieht wie selbstkonjugierter Dyade aus. Sei ~r = (x, y, z)τ . Allgemeinste skalare quadratische Ausdruck ist X Q= [pi~r · ~r + qi (~r · ~ai )(~r · ~bi )]. i Umschreiben Q= X [~r · (pi 1) · ~r + ~r · (qi~ai ⊗ ~bi ) · ~r] i # " = ~r · X (pi 1 + qi~ai ⊗ ~bi ) · ~r i = ~r · T · ~r. 47 Übung: zeige 1 ~r · (T − T c ) · ~r = 0. 2 Also bleibt nur selbstkonj Anteil T + T c obiger Dyade. Nach Satz über Diagonalisierung selbstkonj Dyaden: Q = a1 x 2 + a2 y 2 + a3 z 2 . Sind a1 , a2 , a3 , Q > 0, ist dies Glg eines Ellipsoids. Sonst Hyperpoloid. §33 Definition ∇~v Bisher Tensoralgebra, jetzt: Tensoranalysis. Ziel: Satz von Gauß und Stokes für Dyaden (Tensoren). Gradient eines Skalarfelds war definiert als ∇Φ = î ∂Φ ∂Φ ∂Φ + ĵ + k̂ . ∂x ∂y ∂z Def Gradient eines Vektorfeldes ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ~ ∇E = î ⊗ + ĵ ⊗ + k̂ ⊗ . ∂x ∂y ∂z ~ ist (leider) unüblich. Schreibweise ∇ ⊗ E Def konjugierte Dyade ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ~ E∇= ⊗ î + ⊗ ĵ + ⊗ k̂. ∂x ∂y ∂z Sei ~c konstanter Vektor. Dann ~ · ~c = (∇E) X ~ ∂E î ⊗ ∂x ! X ∂ ~ · ~c) î (E ∂x ~ = ∇(E · ~c). = Also genau wie in Tensoralgebra ~ · ~c = ∇(E ~ · ~c). (∇ ⊗ E) 48 · ~c Aber ~c muß konstant sein. Für beliebiges Vektorfeld ~a(~r) gilt ~ ∂E ∂x ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E = a1 + a2 + a3 ∂x ∂y ∂z ~ = (~a · ∇)E. ~ = ~a · ~a · (∇E) X î ⊗ Sehr wichtige Relation in der ganzen Physik: ~ Richtungsableitung (in Richtung â) eines Vektorfeldes E. Beachte: ~ ∦ E. ~ (~a · ∇)E Hier ist Nablakalkül etwas irritierend, weil man denkt: ~a · ∇ ≡ α (Skalar), also ~ E. ~ αEk Richtig ist ~ = ~a · (∇ ⊗ E) ~ = ~a · (∇E). ~ (~a · ∇)E ~ noch k~a. Rechte Seite i.a. weder kE ~ Mit dieser Def von ∇E: Klammern um ∇ auch bei Vektoren nicht mehr nötig. ~ = ~a · (∇E) ~ = ~a · ∇E. ~ (~a · ∇)E Wichtige Formel für Richtungsableitung: ~ = (dx î + dy ĵ + dz k̂) · d~r · ∇E = ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E + ĵ ⊗ + k̂ ⊗ î ⊗ ∂x ∂y ∂z ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E ~ dx + dy + dz = dE. ∂x ∂y ∂z Ist gleiche Formel wie für Skalarfelder d~r · ∇Φ = dΦ. ~ ist div E. ~ Übung: zeige: Spur von ∇E §34 Richtungsableitung 49 ! Wiederholung und elementare Rechnung. Operator n̂ · ∇ in vielen Glgen der Physik: Richtungsableitung in Richtung n̂ (beliebiger Einheitsvektor). Def für Skalarfeld Φ Φ(~r + hn̂) − Φ(~r) . h→0 h (n̂ · ∇)Φ(~r) = lim Dies ist aber nach Def von grad (n̂ · ∇)Φ = n̂ · (∇Φ). Kartesisch, mit n̂ = (l, m, n)τ , (n̂ · ∇)Φ = l ∂Φ ∂Φ ∂Φ +m +n . ∂x ∂y ∂z Also Operator ∂ ∂ ∂ +m +n . ∂x ∂y ∂z Def Richtungsableitung für Vektorfelder n̂ · ∇ = l ~ ~ ~ r) = lim E(~r + hn̂) − E(~r) . (n̂ · ∇)E(~ h→0 h ~ wird auf nichtparallelen Vektor abgebildet. Vektor E n̂ · ∇ auf Vektoren angewendet ist Tensoroperator. Nur ein Fall wo man keine Tensoren braucht: ~ · ∇)E ~ = 1 grad E 2 − E ~ × rot E, ~ (E 2 ~ · E. ~ wobei E 2 = E Übung: beweise die Glg in kartesischen Koordinaten. In der Elektrodynamik braucht man die Glg bei Alfvenwellen in Plasmen. Zurück zum allgemeinen Fall: ~ durch Definiere Tensor ∇E ~ = n̂ · (∇E). ~ (n̂ · ∇)E 50 Kartesisch wird dies, mit ∂x = ∂/∂x usw., Ex l∂x + m∂y + n∂z 0 0 Ey = 0 l∂x + m∂y + n∂z 0 Ez 0 0 l∂x + m∂y + n∂z ∂x Ex ∂x Ey ∂x Ez (l, m, n) ∂y Ey ∂y Ey ∂y Ez . ∂z Ez ∂z Ey ∂z Ez Auf Transponierungssymbol τ verzichtet. ~ in Zylinderkoord. Berechne n̂ · ∇ und ∇E Dazu Zylindereinheitsvektoren durch kartesische ausgedrückt r̂ = cos φ î + sin φ ĵ, φ̂ = − sin φ î + cos φ ĵ, ẑ = k̂. Gradient in Zylinderkoordinaten ist grad Φ = r̂∂r Φ + φ̂r−1 ∂φ Φ + ẑ∂z Φ. Schreibe n̂ = nr r̂ + nφ φ̂ + nz ẑ, ~ = Er r̂ + Eφ φ̂ + Ez ẑ. E Jetzt Anwendung von grad nur auf Skalare und Vektorkomponenten: ~ = (n̂ · ∇)(Er r̂ + Eφ φ̂ + Ez ẑ) (n̂ · ∇)E = r̂(n̂ · ∇)Er + φ̂(n̂ · ∇)Eφ + ẑ(n̂ · ∇)Ez + Er nr ∂r + r−1 nφ ∂φ + nz ∂z r̂ + Eφ nr ∂r + r−1 nφ ∂φ + nz ∂z φ̂ + Ez nr ∂r + r−1 nφ ∂φ + nz ∂z ẑ = (1. Zeile) Er 0 + nφ (− sin φî + cos φĵ) + 0 + r Eφ 0 − nφ (cos φî + sin φĵ) + 0 + r + Ez [0 + 0 + 0] nφ Er nφ Eφ = (1. Zeile) + φ̂ − r̂. r r 51 Also in Zylinderkoordinaten n E n E φ φ φ r ~ = r̂ (n̂ · ∇)s Er − (n̂·∇)v E +φ̂ (n̂ · ∇)s Eφ + +ẑ(n̂·∇)s Ez . r r Hier (nur hier) sollen Subscripts v und s anzeigen: ~n · ∇ wirkt auf Vektor oder Skalar. Dabei (n̂ · ∇)s wie oben angegeben. Wendet man dies auf Mechanik an, dann: Zentrifugalkraft und Corioliskraft: geometrische Krümmungsterme der Koord.linien. Tensor n̂ · ∇ in Zylinderkoord (n̂ · ∇)s −r−1 nφ 0 0 . (n̂ · ∇)v = r−1 nφ (n̂ · ∇)s 0 0 (n̂ · ∇)s Ferner ∂r Er ∂r Eφ + Eφ /r ∂r Ez ~ = r−1 ∂φ Er − Eφ /r r−1 ∂φ Eφ r−1 ∂φ Ez . ∇E ∂z Er ∂z Eφ ∂z Ez §35 ∇ auf Dyaden Def (Leibnizregel für Dyaden) ~ ∂ ~ ∂E ∂ F~ ~ ~ ~ (E ⊗ F ) = ⊗F +E⊗ . ∂x ∂x ∂x Entsprechend für Summen von Dyaden. Damit Def ∂T ∂T + ĵ · + k̂ · ∂x ∂y ∂T ∂T ∇ × T = î × + ĵ × + k̂ × ∂x ∂y ∇ · T = î · ∂T , ∂z ∂T . ∂z Erste Zeile: Vektor. Zweite Zeile: Dyade. Übung: zeige ∇(~a ⊗ ~b) = (∇ · ~a)~b + (∇ · ~b)~a. 52 Sei ~c konstanter Vektor. Dann X ∂T î · (∇ · T ) · ~c = · ~c ∂x X ∂ î · (T · ~c) = ∂x = div (T · ~c). Def ∂T ∂T ∂T · î + · ĵ + · k̂, ∂x ∂y ∂z ∂T ∂T ∂T × î + × ĵ + × k̂. T ×∇= ∂x ∂y ∂z T ·∇= Übung: zeige ~ = 0, ∇ × ∇E ∇ · ∇ × T = 0, ~ = ∆E, ~ ∇ · ∇E ∇ × (∇ × T ) = ∇∇ · T − ∆T . Ab sofort soll ∇ nur auf unmittelbar folgenden Vektor wirken. Außer wenn Klammerung anderes sagt. Übung: zeige ~ · F~ ) = ∇E ~ · F~ + ∇F~ · E, ~ ∇(E ~ × F~ ) = ∇E ~ × F~ − ∇F~ × E. ~ ∇(E Übung: zeige (Skalarfeld Φ) ~ = ∇Φ ⊗ E ~ + Φ∇E, ~ ∇(ΦE) ∇ · (ΦT ) = ∇Φ · T + Φ∇ · T , ∇ × (ΦT ) = ∇Φ × T + Φ∇ × T , ~ = ∇ × E, ~ ∇ · (1 × E) ~ = E∇ ~ − 1∇ · E. ~ ∇ × (1 × E) 53 Beweis 3. Zeile ∂Φ ∂T ∇ × (ΦT ) = T +Φ î × ∂x ∂x X X ∂Φ ∂T ×T +Φ = î î × ∂x ∂x = ∇Φ × T + Φ∇ × T . X Beweis 4. Zeile ∂ ~ (1 × E) ∂x X ~ ∂E = î · 1 × ∂x ~ = ∇ × E. ~ = ∇ · (1 × E) X î · §36 Satz von Stokes für Dyaden Kurvenintegral einer Dyade. Mit ~ = d~l · ∇E ~ dE macht folgendes unmittelbar Sinn: ~B − E ~A = E Z B ~ d~l · ∇E. A Integral entlang beliebiger Kurve von A nach B. Also I ~ = 0. d~l · ∇E Beweis des Satzes von Stokes bleibt richtig, wenn man ersetzt: ~ → ∇ × T = â × ∂T + b̂ × ∂T + ĉ × ∂T . rot E ∂s1 ∂s2 ∂s3 Also Satz von Stokes für Dyaden (2-Tensoren) Z I d~a · ∇ × T = d~l · T Beachte: Reihenfolge ist wichtig: 54 d~l und T nicht vertauschbar. §37 Satz von Gauß für Dyaden Im Beweis des Gaußschen Satzes wurde gezeigt (Rechteckssäule) Z I ∂Ex dV = d~a · îEx . ∂x ~ gibt Derselbe Beweis mit U → E Z I ~ ∂E ~ dV = d~a · (î ⊗ E). ∂x Übung: führe dies explizit durch. Entsprechende Glgen für y- und z-Richtung. Darstellung einer Dyade T = T11 î ⊗ î + T12 î ⊗ ĵ + T13 î ⊗ k̂ + T21 ĵ ⊗ î + T22 ĵ ⊗ ĵ + T23 ĵ ⊗ k̂ + T31 k̂ ⊗ î + T32 k̂ ⊗ ĵ + T33 k̂ ⊗ k̂ = î ⊗ (T11 î + T12 ĵ + T13 k̂) + ĵ ⊗ (T21 î + T22 ĵ + T23 k̂) + k̂ ⊗ (T31 î + T32 ĵ + T23 k̂) ~ + ĵ ⊗ F~ + k̂ ⊗ G. ~ ≡ î ⊗ E Jede Dyade kann also als ~ + ĵ ⊗ F~ + k̂ ⊗ G ~ T = î ⊗ E ~ F~ , G. ~ geschrieben werden, mit Vektorfelder E, 55 (37.1) Damit ∂T ∂T ∂T + ĵ · + k̂ · ∂x ∂y ∂z ! ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E = î · î ⊗ + ĵ ⊗ + k̂ ⊗ + ... ∂x ∂y ∂z ∇ · T = î · ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E + (î · ĵ) + (î · k̂) = (î · î) ∂x ∂y ∂z ∂ F~ ∂ F~ ∂ F~ + (ĵ · î) + (ĵ · ĵ) + (ĵ · k̂) ∂x ∂y ∂z ~ ~ ~ ∂G ∂G ∂G + (k̂ · î) + (k̂ · ĵ) + (k̂ · k̂) ∂x ∂y ∂z ~ ~ ∂E ∂ F~ ∂G = + + . ∂x ∂y ∂z Also mit (37.1) Z Z dV ∇ · T = dV I = ~ ~ ∂ F~ ∂G ∂E + + ∂x ∂y ∂z ~ + ĵ ⊗ F~ + k̂ ⊗ G) ~ d~a · (î ⊗ E I = ! d~a · T . Dies ist Gaußscher Satz für Dyaden Z I dV ∇ · T = d~a · T . Ein anderer interessanter Satz folgt so: 56 Multipliziere (37.1) mit î⊗ Z I ~ ∂E dV î ⊗ = ∂x I = I = I = I = ~ î ⊗ [d~a · (î ⊗ E)] ~ î ⊗ [(d~a · î)E] ~ (d~a · î)(î ⊗ E) ~ [(d~a · î)î] ⊗ E ~ [d~a · (î ⊗ î)] ⊗ E. Hierbei wurde 2mal Def dyadisches Produkt verwendet. Die akribische Klammerung gestattet 2fache dyadische Produkte: nie wirklich 3-Tensoren (obwohl auch möglich und erlaubt). Genauso für y- und z-Richtung (mit ĵ⊗ und k̂⊗). Glgen addieren ! Z ~ ~ ~ ∂E ∂E ∂E dV î ⊗ + ĵ ⊗ + k̂ ⊗ = ∂x ∂y ∂z I ~ = d~a · (î ⊗ î + ĵ ⊗ ĵ + k̂ ⊗ k̂) ⊗ E I ~ = [d~a · 1] ⊗ E. Also Z ~ = dV ∇E I ~ d~a ⊗ E. Schöner wäre, wenn man auch links ⊗ schriebe. Übung: zeige Gaußschen Satz für Vektoren statt Dyaden durch î· statt î×. Zusammenfassung: Zirkulationssatz (grad), Gaußscher (div) und Stokesscher (rot) Satz: 57 Für Vektoren und Dyaden gilt I d~l · grad Φ = 0, Z I ~ dV ∇ · E = Z I ~ = d~a · ∇ × E I ~ = 0, d~l · ∇E I Z dV ∇ · T = Z I d~a · ∇ × T = ~ d~a · E, ~ d~l · E, d~a · T , d~l · T . Also perfekte Korrespondenz Vektor- und Tensorintegralsätze. §38 Quellfreiheit Wichtig für Magnetostatik (Multipolentwicklung): Sei div ~j = 0 und ~j = 0 außerhalb eines endlichen Bereichs. Dann Z d3 r~j(vecr) = 0. Beweis 1. Da Vektorglg, reicht kartesischer Beweis. Komponentenweise Z Z 3 d rjx = d3 r~j · î Z = d3 r~j · ∇x Z = d3 r(~j · ∇x + x∇ · ~j) Z = d3 r∇ · (~jx) I = d~a(~jx) ∞ = 0. 58 Ebenso für jy , jz . Also d3 r~j = 0. Beweis 2 ist viel eleganter: mit Dyaden. Z 0 = d3 r~r∇ · ~j Z h i 3 ~ ~ = d r ∇ · (j ⊗ ~r) − 3j Z Z = d~a · (~j ⊗ ~r) − 3 d3 r~j ∞Z = −3 d3 r~j. Achtung: in Schwingers Buch fehlt Faktor 3. §39 Physikalische Def von kontravarianten Tensoren Die folgenden §§ nach Hay, Vector and Tensor Analysis. Klassische Einführung von Tensoren hat sich in Büchern erhalten. Vor allem aus der ART: Tensoren sind Objekte, die sich bei Koord.trafo soundso verhalten. Gegeben Koord xi und Koord.trafo i i x0 = x0 (xj ). Gemeint: jedes x0 i ist Funktion aller xj . Also X ∂x0 i 0i dxj . dx = j ∂x j Betrachte Vektor d~r = (dxi ). Trafoverhalten 0i dx = X ∂x0 i j ∂xj dxj . Allgemeine Def: Zahlentupel Ai heißt Vektor, wenn bei Koord.trafo 0i A = X ∂x0 i j 59 ∂xj Aj . Def Tensor 2. Stufe über IRn : (1) quadratisches Schema T ij von n2 Zahlen, (2) das sich bei Koord.trafo so transformiert T 0 ij = X ∂x0 i ∂x0 j k,l ∂xk ∂xl T kl . Entsprechend Tensoren höherer Stufe. Vektor ist dann Tensor erster Stufe. Skalar Tensor nullter Stufe. Genauer sind dies die kontravarianten Vektoren und Tensoren. §40 Physikalische Def von kovarianten Tensoren Jetzt erstmals untere Vektorindizes: Def: Tupel Ai ist kovarianter Vektor, wenn es sich so transformiert A0i = X ∂xj A. 0i j ∂x j Zwei Änderungen gegenüber kontravariant: (1) x und x0 von Nenner nach Zähler u.u. vertauscht. (2) Summationsindex von Nenner nach Zähler vertauscht. Der Gradient ist ein kovarianter Vektor: Sei Φ(xi ) Skalarfeld. Dann X ∂xj ∂Φ ∂Φ = . 0 i ∂xj ∂x0 i ∂x j Also ∇0i Φ X ∂xj = ∇ Φ. 0i j ∂x j ∇ ist also kovarianter Vektor(operator). Beachte, daß in letzter Glg Index i an ∇ unten: in Übereinstimmung mit Def.glg kovarianter Vektor. Allgemein ∂ ∂i = i . ∂x 60 Merkregel: 1/oben = unten. Def: kovarianter Tensor 2. Stufe ist (1) Quadratschema Tij (2) mit Trafoverhalten Tij0 = X ∂xk ∂xl T . 0 i ∂x0 j kl ∂x k,l Wichtig: Skalarprodukt nur von ko- mit kontravariantem Vektor definiert. X 2 A ≡ Ai Ai . i Übung: zeige: A2 ist Skalar, d.h. invariant unter Koord.trafo. Einsteinsche Summationskonvention: taucht Index oben und unten auf, dann summiere darüber A 2 = Ai Ai . Beachte: Index kann nur 1- oder 2-mal auftreten, nicht öfter. Divergenz ist Skalarprodukt ko- mit kontravariant: ~ = ∂i Ai . div A Gemischt ko- und kontravariante Tensoren: kanonische Def. Addition von Tensoren gleicher ko- und kontra Stufe. §41 Kroneckers Delta Kroneckers Delta ist gemischt ko-kontravarianter Tensor Stufe 2. Beweis: für Orthogonalkoord gilt ∂x0 i = δji . j 0 ∂x Schreibe Indizes des Kronecker Delta gleich positionsrichtig. (Satz wird ja richtig sein...) Sei x0 i = x0 i (xj ), dann ∂x0 i ∂x0 i ∂xk = . ∂xk ∂x0 j ∂x0 j 61 Außerdem mit Kettenregel ∂xl ∂ ∂ = 0j l . ∂x0 j ∂x ∂x Also δji = = = = ∂x0 i ∂x0 j ∂x0 i ∂xk ∂xk ∂x0 j ∂x0 i ∂xl ∂xk ∂xk ∂x0 j ∂xl ∂x0 i ∂xl k δ . ∂xk ∂x0 j l Erinnerung: Def kontravariant 0i dx = X ∂x0 i j Def kovariant ∇0i ∂xj dxj , X ∂xj = ∇. 0i j ∂x j Obige Glg: 1. Faktor kontravariant bzgl i , 2. Faktor kovariant bzgl j . Damit dies exakt wie Tensorglg aussieht, schreibt man auch i δ0j ∂x0 i ∂xl k = δ ∂xk ∂x0 j l und ∂x0 i 0i = δ j. j ∂x0 In jedem Koord.system besteht δ (bzw δ 0 ) aus 0 und 1. Kronecker δ ist Einheitstensor. Einzig anderer Tensor mit gleichen Komponenten in allen Koord: Total schiefsymmetrischer Tensor (0, 1, −1). §42 Kovarianz von Glgen 62 Einsteins Leitsatz: alle physikalischen Glgen müssen Tensorglgen sein: Nur diese lauten in allen Koord.systemen gleich. Damit völlige Gleichheit aller Beobachter: ruhend, fahrend, fallend. Sµν = Tµν wird zu 0 0 Sµν = Tµν ohne additive Terme usw. Dies nennt man (Begriffsverdopplung) Kovarianz einer Glg. Beweis für Kovarianz von Tensorglg. Sei Sµν = Tµν . Dann ∂x0 µ ∂x0 ν αβ ∂x0 µ ∂x0 ν αβ 0 µν S = T = T . S = ∂xα ∂xβ ∂xα ∂xβ Def Verjüngung eines Tensors 0 µν αβγ... Tµνβ... Def Kontraktion zweier Tensoren αβγ... δσ... Sµνρ... Tτ πβ... Übung: zeige Kovarianz von µν Sνσ = Tσµ . §43 Der metrische Tensor Zentraler Tensor der Physik. Früher definiert: Bogenlänge der i-ten Koordinate dsi = hi dqi . Gesamtbogenlänge 2 ds = 3 X gij dqi dqj . i,j=1 63 Schreibe jetzt besser ds2 = gij dq i dq j . Vermutung: gij ist kovarianter Tensor. Bogenlänge ist Skalar: koord.invariant. Also muß sein ds2 = gij dq i dq j ∂q i ∂q j 0 k 0 l = gij 0 0 dq dq ∂qk ∂ql k l 2 0 = gkl dq 0 dq 0 = ds0 . Da k- und l-Komponenten unabhängig variiert werden können, muß 0 gkl = ∂q i ∂q j gij . ∂qk0 ∂ql0 Dies ist tatsächlich Def eines kovarianten Tensors. Gauß-Riemann Geometrie auf gekrümmten Flächen. §44 Tensoren mittels orthogonaler Koord.trafo Bisherige Tensordef benutzt ∂xi /∂x0 j . Dies für Mathematiker unschön: Tensoralgebra abhängig von Differentialen. Ausweg: betrachte homogene, lineare Koord.trafo: Drehungen. i x0 = Aik xk . (Summationskonvention.) Warum ist dies genug? Def Koord.trafo: läßt Vektorlänge invariant. Also Drehung oder Translation. Letztere einfach zu behandeln, aber nur Schreibarbeit → weglassen. Also kein Verlust an Allgemeinheit durch linearen Ansatz. Matrixschreibweise ~x 0 = A~x. Längeninvarianz von Vektoren i x0i x0 = Aki xk Ail xl = xl xl . 64 Also muß Aki Ail = δlk . Verzichte für Moment auf Unterschied ko- und kontravariant: Aik xk Ail xl = δkl xk xl . Als Matrixprodukt AAτ = 1. Genauso Aτ A = 1. Drehung ist orthogonale Trafo. Matrizen mit Aτ = A−1 heißen orthogonal. Zusammenfassung: Drehtrafos i x0 = Aik xk mit Aik Ali = δkl und Aki Ail = δlk bilden Gruppe der orthogonalen Trafos. Def: Vektor ~v = (v i ) ist Zahlentupel mit Trafoverhalten i v 0 = Aik v k . Def: kontravarianter Tensor der Stufe 2 ist Quadratschema mit ij T 0 = Aik Ajl T kl . Verzichte wieder kurz auf ko-/kontra T 0 ij = Aik Ajl Tkl = Aik Aτlj Tkl = Aik Tkl Aτlj . Als Matrixglg T 0 = AT Aτ . Probleme: 65 1. Wie unterscheidet man Aji und Aij in Matrizschreibweise? 2. Schon bei rein kontravar Tensor treten Matrixen A und Aτ auf. Daher Tensoralgebra in Physikbüchern fast nur mit Indizes. Wie lautet Trafo von grad? Nur Orthogonalkoord, also ohne Unterscheidung ko/kontra. ∂xk ∂Φ ∂Φ = 0 ∂xi ∂x0i ∂xk Koord.trafo ist x0i = Ail xl . Beide Seiten von links mit Aik multiplizieren, über i summerieren Aik x0i = Aik Ail xl = δkl xl = xk . Also xk = Aik x0i = Aτki x0i . Also (keine Summe mehr!) ∂xk = Aτki . 0 ∂xi Oben einsetzen ∂Φ τ ∂Φ = A . ki ∂x0i ∂xk Also ∂ ∂ = A . ik ∂x0i ∂xk Am Ende perfekte Index-Reihenfolge ohne τ . Ganz ohne Mühe gehts hier aber nicht: Statt τ hier benutzt Bergmann 3-fach Produkt der A. Also: Gradient ist Vektor. Wieder die alte Frage: Warum ist Richtungsableitung eines Vektorfelds Tensorfeld? Kartesische Koord, also ohne Unterscheidung ko/kontra: ~ = (Ei ). Dann Sei E ∂Ei0 0 0 dEi = dx . ∂x0j j 66 Behauptung: ∂Ei0 /∂x0j ist Tensor. ∂Ei0 ∂Ek = Aik 0 0 ∂xj ∂xj ∂Ek = Aik Ajl . ∂xl In Zeile 1: Trafoverhalten von Vektor benutzt. In Zeile 2: Trafoverhalten von Gradient benutzt. Insgesamt: Trafoverhalten von Tensor. §45 Diracs Deltafunktion Neues Kapitel, ohne eigene Überschrift. Deltafkt erst um 1930 eingeführt. Gebraucht hätte man sie schon immer: Verallgemeinerung des Kronecker Delta auf x ∈ IR. Def Deltafunktion δ(x) (auswendig) Z ∞ f (a) = dxf (x)δ(x − a). −∞ Integralgrenzen im folgenden weglassen: immer −∞ und ∞. Setze f = 1 Z 1 = dxδ(x − a). Substitution y = x − a: Z dyδ(y) = 1. δ-Fkt ist einzelne Spitze, Fläche darunter ist 1. Mathematisch exakt: Distribution, nicht Fkt. δ ist eindeutig definiert durch (i) Z ∞ f (a) = dxf (x)δ(x − a) −∞ und (ii) δ(x) = δ(−x). Alternative Def 67 (i,a) δ(x R ∞ − a) = 0 für x 6= a. (i,b) −∞ dxδ(x) = 1. (ii) δ(x) = δ(−x). Wichtig: Einheit der Fkt δ(x) ist Einheit von 1/x. Rechenregeln (Beweis Übung) f (x)δ(x) = f (0)δ(x), xδ(x) = 0, 1 δ(ax) = δ(x). |a| §46 Dirac- und Stufenfunktion Es folgt einfach (Übung) Z x dyδ(y) = Θ(x), −∞ mit Θ(x < 0) = 0 und Θ(x > 0) = 1. Heavisidesche Sprungfkt. Also ist Θ Stammfunktion von δ, also formal δ(x) = d Θ(x). dx Spitze ist also Ableitung des Sprungs. §47 Dreidimensionale δ-Fkt Ist definiert durch Z f (~a) = d3 rf (~r)δ(~r − ~a) und δ(~r) = δ(−~r). Übung: zeige für ~r = (x, y, z)τ , daß δ(~r) = δ(x)δ(y)δ(z). Damit kann man diskrete Ladungsträger qi an Orten ~ri 68 ...als kontinuierliche Ladungsdichte (Ladung/Volumen) schreiben X ρ(~r) = qi δ(~r − ~ri ). i §48 Deltafkt und Gaußfkt Deltafkt ist Grenzwert der Gaußverteilung. Gaußkurve 1 f (x, σ) = √ exp(−x2 /σ 2 ). σ π Es ist f (x, σ) = f (−x, σ) und Z ∞ dxf (x, σ) = 1. −∞ Somit δ(x) = lim σ→0 1 √ exp(−x2 /σ 2 ). σ π §49 Deltafkt und Fourierintegral Wichtigste Darstellung der δ-Fkt ist Z ∞ 1 dkeikx . δ(x) = 2π −∞ Dabei ist gemeint 1 δ(x) = lim a→∞ 2π Z a dkeikx . −a Math. Deutung: eikx = cos(kx) + i sin(kx). Bei a → ∞ heben sich + und − Halbwelle in fast allen sin und cos. Also Integral fast überall 0. R a Aber Singularität bei x = 0: −a dk = 2a → ∞. Phys. Deutung: δ-Puls setzt sich aus Schwingungen ...aller Wellenlängen λ = 2π/k zusammen. Für Rechnungen einfacher ist folgende äquivalente Darstellung Z ∞ 1 δ(x) = lim δ (x) = lim dkeikx−|k| . →0 →0 2π −∞ 69 Faktor e−|k| unterdrückt Integranden für k → ±∞, wie zuvor a. Spaltet man Integral in Intervalle [−∞, 0] und [0, ∞] auf, findet man 1 1 δ(x) = lim − Im →0 π x + i 1 = lim . →0 π x2 + 2 Übung: führe die Integration durch. Übung: zeige, daß δ für → 0 Eigenschaften der δ-Fkt hat. Ist Lorentzresonanzkurve. Der lim darf strikt nur ausgeführt werden nach Integration über δ . Direktes Rechnen mit singulärer δ-Fkt klappt aber immer. Dreidimensionale δ-Fkt Z ∞ Z ∞ Z ∞ 1 δ(~r) = δ(x)δ(y)δ(z) = dk dl dm eikx+ily+imz 3 (2π) −∞ −∞ −∞ Z ∞ 1 = d3 keik̂·~r . 3 (2π) −∞ §50 Deltafkt und Greensfkt Wichtige Anwendung der δ-Fkt: Greensfkt. Beispiel aus der Mechanik: harmonische Schwingung ohne Reibung. mẍ(t) + kx(t) = 0. Auslenkung x einer Masse m an Feder mit Federkonstante k. Äußere Anregungskraft F (t) (falls periodisch: Resonanz möglich) d2 mẍ(t) + kx(t) = m 2 + k x(t) = F (t). dt Für jede Fkt F (t) müßte man DGL neu lösen. Trick: löse stattdessen ein- für allemal d2 m 2 + k G(t − t0 ) = δ(t − t0 ). dt Deutung: bei t = t0 wird Pendel schlagartig angestoßen (δ = ∞); danach ganz sich selbst überlassen (δ = 0). 70 Man könnte hier noch t0 = 0 setzen, weiter unten aber nicht mehr. G(t − t0 ) heißt Greensfkt. (Nach Mathematiker Green; daher Jackson: Green function). Wichtiges Konzept der modernen Physik. Integriere in letzter Glg links und rechts über dt0 F (t0 ) Z ∞ Z ∞ 2 d dt0 F (t0 )δ(t − t0 ) = F (t). dt0 F (t0 ) m 2 + k G(t − t0 ) = dt −∞ −∞ R Ziehe links dt0 F (t0 ) durch [...]-Operator: letzterer hat nur t, und t0 ist unabhängige Variable Z ∞ d2 m 2 +k dt0 F (t0 )G(t − t0 ) = F (t). dt −∞ Dies ist aber gerade die zu lösende DGL. Also Z ∞ x(t) = dt0 F (t0 )G(t − t0 ). −∞ Beachte: t0 ≡ 0 nicht möglich, t0 ist vollwertige Variable. Was ist gewonnen? Wenn G(t − t0 ) einmal bekannt ist, ... dann für alle F Lsg der Schwingungsglg aus letzter Glg. Diese besteht nur noch aus Integration, ist keine DGL mehr. Achtung: Greensfkt geht nur für lineare DGL. §51 Deltafkt und Laplaceoperator Laplaceoperator in Kugelkoordinaten: zuvor gezeigt 1 1 ∂2 1 ∆ = r = 0. r r ∂r2 r Dies nur für r 6= 0. Jetzt für r = 0. Betrachte infinit Kugel um Ursprung. 71 Forme Volumenintegral über Kugel mit Gaußschem Satz um Z Z 1 1 dV ∆ = dV ∇ · ∇ r r Z 1 = d~a · ∇ r Z r̂ = − d~a · 2 Z r 1 = − 2 da r 4πr2 = − 2 = −4π. r Skalar da: Kugelflächenelement. r auf Kugelfläche konstant. Übung: diese Rechnung für beliebiges infinit Volumen statt Kugel. Also für r → 0 Z 1 d3 r∆ = −4π r 3-d Deltafkt Z 1 = d3 rδ(~r). Also Z Z 1 d r∆ = −4π d3 rδ(~r). r Also (Details zu Int.volumen...) für r → 0 3 1 ∆ = −4πδ(~r). r Diese Glg stimmt aber für alle r: ∆r−1 = 0 für r 6= 0. Also gilt überall 1 ∆ = −4πδ(~r). r In der Elektrodynamik: Abstand zwischen Ladungsort ~r 0 und Feldmeßpunkt ~r: ∆ 1 = −4πδ(~r − ~r 0 ). 0 |~r − ~r | 72 KAP 3: ELEKTROSTATIK IM VAKUUM §52 SI und Gaußsche Einheiten Diese Vorlesung in SI-Einheiten, auch die Relativitätstheorie. Manche Bücher zur E-Dynamik stattdessen Gaußsche Einheiten. QED im Heaviside-System: wird hier nicht betrachtet. 1. Coulombkraft SI: neue Fundamentaleinheit für Ladung: Coulomb Coulombsches Gesetz 1 q1 q 2 |F~ | = 2 . 4π0 r12 Gauß (G): Drücke Ldg durch cm, s, g aus. Coulombsches Gesetz hier q1 q2 |F~ | = 2 . r12 Also erste Umrechnungsregel 1 (SI) ↔ 4π (G). 0 2. Lorentzkraft Nach Ampere wird jedes Magnetfeld von bewegter Ladung erzeugt. Magnetismus hat also keine neue Einheit. Zweite Umrechnungsregel ist nur Konvention: Lorentzkraft in SI ~ + ~v × B). ~ F~ = q(E Lorentzkraft in Gauß ~ + ~v × B). ~ F~ = q(E c Also zweite Regel ~ ~ (SI) ↔ B (G). B c ~ Ebenso für Vektorpotential A! 73 3. Lichtgeschwindigkeit Verschiedene Einheiten für Magnetfeld in SI und G. In SI expliziter Faktor µ0 . In G kein Faktor (bzw Vakuumlichtgeschwindigkeit c). Da es keine mag Ldgen gibt, ist µ0 festgelegt: Zusammenhang 0 , µ0 , c lautet 0 µ0 (SI) ↔ 1 (G). c2 Durch diese 3 Regeln Übergang SI ↔ G festgelegt. Beachte: in G keinerlei 0 und µ0 . Reine Lehre: in SI kein c, nur 0 und µ0 . §53 Phänomenologie Ladung + und −. Ladung ist gequantelt. Ladung ist erhalten. Einheit: SI. Ladungseinheit 1 Coulomb. Ldg ist neue Größe, wird nicht auf Mechanik zurückgeführt. Aber: ganze E-Dynamik nur eine neue Einheit: C. Elektromagnetismus Coulomb und Cavendish: elektrisches Kraftgesetz. Oersted: elektrischer Strom lenkt Magnetnadel ab. Ampere: Magnetfelder stammen von bewegten Ladungen. Faraday: bewegte Magneten erzeugen elektrische Ströme. Maxwell: Elektromagnetismus. Hertz: elektromagnetische Wellen. Einstein: Relativitätstheorie. Feldtheorie Streit Korpuskel (Newton) vs Wellen (Huygens). Faraday: Existenz von elmag Feldern, um Fernwirkung zu vermeiden. Elmag Strahlung durch beschleunigte Ladungen. bis 1905: Träger der Felder und Wellen: Äther. Einstein... 1925: Welle-Teilchendualismus. 74 1950: zweite Quantisierung: von Feldern. Konventionen El Feld zeigt von + zu − Ladung. El Feld startet auf + und endet in − Ladung (oder in ∞). + Ldgen laufen in Feldrichtung, − Ldgen dagegen. Aufpunkt (wo man Feld, Potential usw. mißt): ~r. Quellpunkt (für das Feld verantwortliche Ladungen): ~r 0 . Referenzpunkt Φ(r = ∞) = 0 für Potential. Leiter und Isolatoren Idealer Leiter (conductor) hat ∞ viele freie Ladungsträger. Nämlich freie Elektronen. Atomrümpfe fest im Kristallgitter. Elektron-Bewegung erscheint auch als Gegenbewegung positiver Ldg. Isolator: keine freien Ladungen. Aber Versatz Atomrumpf-Elektronenwolke im el Feld: Polarisation. Daher Isolator = Dielektrikum. §54 Was ist Elektrostatik? Unveränderliche Ladungsverteilungen. Nichts fließt: keine Ströme. Berechne elektrisches Feld an Nadelspitzen usw. Konzept der Punktldgen: wie Massenpunkte in Mechanik. Aber Ldg → 0 physikalisch nicht möglich. §55 Das Coulombsche Gesetz Seien q1 , q2 Punktldgen bei ~r1 , ~r2 . El Kraft F~1 auf q1 aufgrund von q2 F~1 = 1 ~r1 − ~r2 q1 q 2 . 4π0 |~r1 − ~r2 |3 Dabei 1 = 10−7 c2 , 4π0 mit Vakuumlichtgeschwindigkeit c. 75 0 heißt Permeabilität des Vakuums. Kraft F~2 auf q2 aufgrund von q1 : F~2 = −F~1 . Bei mehr als 2 Ldgen: el Kräfte addieren sich vektoriell. Superpositionsprinzip. Coulombsches Gesetz ≡ Newtonsches Gesetz: Zentralkraft, actio = reactio, r−2 -Abfall. Coulombsches Gesetz gilt nur im Vakuum. Gilt nicht in Medien mit Suszeptibilität: gilt nicht in Dielektrika. §56 Elektrisches Feld Def Probeldg: q (idealisiert) verschwindend klein: kein Einfluß auf bestehende el Felder. Vgl Thermometer: muß verschwindende Wärmekapazität haben. Sei q Probe-Punktldg am Ort ~r. ~ bei ~r: Def el Feld E ~ ~ r) = F , E(~ q wobei F~ Kraft auf q ist. Meßvorschrift: mache q immer kleiner, bis F~ /q konstant wird. ~ ist Vektorfeld. E ~ r) aufgrund einer Ldg qi am Ort ~ri : El Feld E(~ ~ r) = E(~ 1 ~r − ~ri qi . 4π0 |~r − ~ri |3 Elektrisches Feld aufgrund von Ldgen qi an Orten ~ri : n ~ r) = E(~ 1 X ~r − ~ri qi . 4π0 i=1 |~r − ~ri |3 Kontinuierliche Ldgsverteilung: mit Ladungsdichte ρ, ∆q . ∆V →0 ∆V ρ(~r) = lim Ldgsinhalt ∆q des infinit Volumens ∆V . 76 El Feld aufgrund Ladungsdichte ρ(~r) Z 1 r − ~r 0 3 0 0 ~ ~ E(~r) = . d r ρ(~r ) 4π0 |~r − ~r 0 |3 (56.1) Auch (56.1) heißt Coulombsches Gesetz. §57 Raumwinkel Def Bogenwinkel: Kreissegment / Kreisradius. Def Raumwinkel: Oberflächenelement Sphäre / (Sphärenradius)2 . Sei S geschlossene Fläche im IR3 . Sei O Bezugspunkt innerhalb S. Sei d~a ein infinitesimales Oberflächenelement von S. (Infinit Fläche ist planar, hat also eindeutige Normale.) Sei ~r Vektor von O nach d~a. d~a nimmt von O aus gesehen Raumwinkel ein dΩ = d~a · r̂ . r2 Beachte Projektionsfaktor cos θ im Skalarprodukt. Raumwinkel hat hiernach Vorzeichen! §58 Gaußsches Gesetz: Integralform Unterscheide Gaußschen Satz (theorem) und Gaußsches Gesetz (law). ~ Ist alternative Bestimmungsglg für E. Ist erster Bestandteil der Maxwellglgen. Ist identisch zu Coulombschem Gesetz. Sei q Punktldg im Ursprung, mit el Feld ~ = E 1 q r̂, 4π0 r2 mit Verbindungsvektor ~r von Ldg zu Feldpunkt (später ~r − ~r 0 ). Geschlossene Fläche S um q. Sei ~r Vektor von q zu Oberflächenelement d~a. 77 ~ el Feld bei d~a. Dann Sei E 1 q r̂ · d~a 4π0 r2 1 qdΩ. = 4π0 ~ · d~a = E Also I I q q ~ = d~a · E dΩ = . 4π0 0 S Denn geschlossene Fläche nimmt bzgl innerem Punkt Ω = 4π ein. Übung: was wird hieraus, wenn ~r mehrfach S kreuzt? In der Glg taucht ~r nicht auf: Glg ist korrekt für Ldg an jedem Ort innerhalb S. Summiere über alle Ldgen in V (von S umschlossenes Vol). ~ unterschieden) Dann Gesamtfeld (wird nicht vom bisherigen E I Z 1 ~ = d~a · E (58.1) d3 rρ(~r). 0 V S Ist Gaußsches Gesetz in integraler Form. Vergleiche mit (56.1). Dreierlei ging in Herleitung ein: Coulombgesetz: 1/r2 (Raumwinkel) Zentralkraft: r̂ (Raumwinkel)R Vektoraddition von Kräften: d3 r (Gesamtfeld) §59 Gaußsches Gesetz: Differentialform Gaußscher Satz (reine Mathematik) lautet: I Z ~ ~ = d~a · E d3 rdiv E. S V Auf vorige Glg angewendet: Z Z 1 3 ~ = d3 rρ(~r). d rdiv E 0 V V Da V beliebig, muß ~ r) = ρ(~r) . div E(~ 0 78 Gaußsches Gesetz in differentieller Form. Grundgesetz der Elektrostatik: Besser handhabbar als Coulombsches Gesetz. Aber identisch mit diesem. Übung: zeige, daß Feld einer Kugel im Außenraum = Punktladungsfeld. §60 Elektrisches Potential Coulombsches Gesetz ≡ Newtonsches Grav.gesetz. Also el Potential ≡ Grav.potential. Punktldg q bei ~r 0 : q ~r − ~r 0 4π0 |~r − ~r 0 |3 1 q ∇ . =− 4π0 |~r − ~r 0 | ~ r) = E(~ Beachte: ∇ bezieht sich nur auf ~r, nicht auf ~r 0 . Entsprechend für Ladungsverteilung: Z 1 r − ~r 0 3 0 0 ~ ~ E(~r) = d r ρ(~r ) 4π0 |~r − ~r 0 |3 Z 1 1 d3 r0 ρ(~r 0 )∇ =− 4π0 |~r − ~r 0 | Z 1 ρ(~r 0 ) =− ∇ d3 r0 4π0 |~r − ~r 0 | ≡ −∇Φ(~r). In vorletzter Zeile benutzt, daß ∇ nur auf ~r wirkt. ~r 0 ist unabhängige Variable. El Potential Z 1 ρ(~r 0 ) Φ(~r) = d3 r0 . 4π0 |~r − ~r 0 | Für Punktldg q bei ~r 0 Φ(~r) = q 1 . 4π0 |~r − ~r 0 | 79 Def Spannung U : Φ-Differenz zweier Pkte U12 = Φ2 − Φ1 . §61 Kondensatoren Def Kondensator nach Sommerfeld: (i) Zwei benachbarte Leiter beliebiger Gestalt. Def benachbart: Abstand kleiner als Abmessung. (ii) Mit Ldgen q und −q. Idee: el Feld vor allem zwischen Leitern, kaum nach ∞. Also el Feld in Kondensator gespeichert. Jeder Leiter auf einem Potential. Also eindeutige Spannung im Kondensator: Z.B. Plattenkondensator: Plattenabstand d. E konstant. Also Z d U= dxE = Ed. 0 Gaußsches Gesetz: Ldg ±q auf Platten mit Fläche A. Details: Übung; gibt 2q E= . 2A0 Also qd U= . A0 Def Kapazität C = q/U , dann C= A0 . d Übung: Berechne Kapazität des Kugelkondensators. §62 Feld einer Sphäre und Kugel Übung: bestimme el Feld einer homogen geladenen Sphäre im Außenund Innenraum durch direkte Integration des Coulombschen Gesetzes (für Potential oder Feld; mit Cosinussatz; Achtung bei Vorzeichen). Übung: genauso Feld der homogen geladenen Kugel. Drei Wege, um Potentiale und Felder zu berechnen: 80 (1) Coulombsches Gesetz (wie in Übung; intuitiv) (2) Gaußsches Gesetz (einfachste Rechnung) (3) Poissonsche Glg (Lsg einer DGL mit Randbedg) Beispiel zu (2): Feld der Sphäre mit Gaußschem Gesetz. ~ = E r̂. Wegen Kugelsymmetrie E Sphäre mit Ldg q soll Radius 1 haben. Gaußscher Satz mit (gedachter) Integrationssphäre S bei r > 1 I Z 1 q 2 ~ = 4πr E(r) = = d~a · E d3 rρ(~r). 0 0 V S Geladene Sphäre hat Außenfeld, als säße Ldg im Zentrum: ~ E(r) = q r̂. 4π0 r2 Für r < 1 wird keine Ldg umschlossen, also 4πr2 E(r) = 0 → E(r) = 0. Innenraum feldfrei! Beispiel zu (3): Fließbach S. 51. §63 Ldgen auf Leiterinnenseiten Elektronen stoßen sich ab. Warum gehen sie an Leiteroberfläche, statt Volumen auszufüllen? Fehlschluß: in der letzteren Konfiguration steckt mehr Energie. Betrachte Pkt.ldg q bei r = 0: Ldg dq wird (z.B. radial) von ∞ bis r herangebracht. El Arbeit Z ∞ 1 dr 1 qdq dW = qdq = . 2 4π0 r 4π0 r r Arbeit um Kugel mit Radius r von 0 auf q von r = ∞ aufzuladen: Vorstellung: die schon aufgebrachte Ldg q 0 als Pkt.ldg im Zentrum, Z 1 1 q 0 0 1 q2 W = q dq = . 4π0 r 0 4π0 2r Beispiel (Maxwell): 2 konzentrische Sphären mit Radius 1 und r > 1. Leitend miteinander verbunden (Draht), zunächst ungeladen. 81 Ldg q wird von r = ∞ aufgebracht. Wie verteilt sie sich auf die beiden Sphären? Sei q1 Ldg der inneren Sphäre. Aufladearbeit 1 q12 . 4π0 2 Arbeit um äußere Sphäre auf q − q1 zu laden, wenn innere nicht da 1 (q − q1 )2 . 4π0 2r Extraarbeit um äußere auf q − q1 zu laden, wenn innere schon auf q1 q − q1 1 q1 . 4π0 r Beachte, daß hier kein 1/2 (siehe Def Arbeit oben). Also Gesamtarbeit 2 q − q (q − q ) 1 1 1 q12 + + 2q1 W = 8π0 r r 1 = q 2 + q12 (r − 1) . 8π0 r Jedes System sucht Zustand niedrigster Energie: geleistete Arbeit = gespeicherte Energie muß minimal sein. Also q1 = 0: alle Ldg sitzt auf der äußeren Kugel. Übung: Vgl mit el Arbeit, um endlich dicken Kugelmantel homogen zu laden. Übung (Cambridge): Änderung der Potenz im Coulombschen Gesetz. §64 Feld in Leitern ~ = 0 in Leitern: 1. E Gäbe es Feld, würden freie Ldgen sich umlagern bis Feld = 0. Genauer: lege äußeres Feld an Leiter. + Ldgen laufen in Feldrichtung, − Ldgen dagegen. An gegenüberliegenden Oberflächen sammeln sich + vs − Ldgen an. Erzeugen ein dem äußeren entgegengesetztes Feld. Flächenldgen werden induziert, bis internes Feld externes aufhebt. 82 ~ = 0 → 0 = div E ~ = ρ0 , also ρ = 0 im Leiter. 2. E Einzige freie Ldg in Leitern auf dessen Oberfläche. 3. Potential im ganzen Leiter konstant (auch in Ellipsoiden usw.) Z ~r2 ~ = 0. Φ(~r2 ) − Φ(~r1 ) = d~l · E ~r1 ~ ⊥ Leiteroberfläche. 4. E Sonst würden Kräfte Ldgen entlang Oberfläche treiben. §65 Elektrische Arbeit Sei d~l Linienelement auf Weg (Kurve) im IR3 . Arbeit W , um Ldg q im el Feld von A nach B zu bringen Z B W = d~l · F~ A Z B ~ =q d~l · E A Z B = −q d~l · grad Φ ZAB = −q dΦ A = q(ΦA − ΦB ). Arbeit im Gradientenfeld ist wegunabhängig 0 = q(ΦA − ΦA ) I ~ = q d~l · E Z ~ = q d~a · rot E. Stokesscher Integralsatz in 2. Zeile benutzt. ~ = 0, da d~a beliebig. Aus 3. Zeile folgt rot E §66 El Feld ist wirbelfrei ~ hat 3 Komponenten, div E ~ = ρ/0 (Gauß) ist 1 skalare Glg. E 83 ~ Also weitere Glg nötig für E. Satz: Vektorfeld (nahezu) eindeutig festgelegt durch sein div und rot. Übung: warum nur nahezu? ~ völlig fest. Coulombsches Gesetz (Vektorglg) legt E Gaußsches Gesetz hat Coulombsches nicht ausgeschöpft. Aus Coulombschem Gesetz folgt ~ = −grad Φ. E Also ~ = 0. rot E Damit Grundglgen der Elektrostatik ~ = ρ div E 0 und ~ = 0. rot E Sind zusammen äquivalent zum Coulombschen Gesetz. §67 Dipolfeld Zwei Ldgen q, −q (q > 0) seien durch Vektor d~ getrennt. Konvention: d~ zeigt von −q zu q. Sei ~r 0 Mittelpunkt zwischen Ldgen. ~ Also −q bei ~r 0 − d/2. Sei d → 0, q → ∞ so daß qd endlich. Potential gesucht. Φ(~r) = q 4π0 =− q 4π0 1 ~ |~r − (~r 0 + d/2)| − 1 ! ~ |~r − (~r 0 − d/2)| ! 1 1 − . ~ ~ |~r − ~r 0 + d/2| |~r − ~r 0 − d/2| Nach Def von grad ist dies Φ(~r) = − q ~ 1 d·∇ . 4π0 |~r − ~r 0 | 84 Mit 1 r̂ ∇ =− 3 r r folgt Φ(~r) = q d~ · (~r − ~r 0 ) . 4π0 |~r − ~r 0 |3 p~ = q d~ heißt Dipolmoment. Ladungspotential fällt mit r−1 , Dipolpotential mit r−2 . Beachte: bei Sorgfalt kein ±Problem. Übung: zeige: Feld eines bei ~r 0 zentrierten Dipols ist ~ r) = E(~ 1 3n̂(~p · n̂) − p~ , 4π0 |~r − ~r 0 |3 wobei ~r − ~r 0 n̂ = . |~r − ~r 0 | Def Dipolmoment einer Ladungsverteilung Z p~ = d3 r0~r 0 ρ(~r 0 ). Übung: wie ändert sich p~ bei Verschiebung des Ursprungs? §68 Multipolentwicklung der Energie Gegeben unbeeinflußbares äußeres Potential Φ(~r). In dieses wird Ladungsverteilung ρ(~r) eingebracht. Energie des Systems Z 1 W = d3 r0 ρ(~r 0 )Φ(~r 0 ). 2 Annahme: Φ nahezu konstant auf Änderungsskala von ρ. Kartesische Koordinaten. Taylorreihenentwicklung um beliebigen (. . .) Nullpunkt 2 X ∂Φ XX 1 ∂ Φ 0 0 0 0 Φ(~r ) = Φ(0) + xi 0 + xi xj + ... 0 0 ∂xi 0 2 ∂xi ∂xj i i 85 j 0 ~ = −∇Φ, Benutze E 0 Φ(~r ) = Φ(0) − X x0i Ei (0) i 1 X X 0 0 ∂Ej + ... − xx 2 i j i j ∂x0i 0 Trick: Φ ist äußeres Potential. Also sind die erzeugenden Ldgen “außen,” also X ∂Ei ~ = ∇0 · E 0 = 0. ∂x i i Ziehe von oben ab mit r0 2 = 02 i x i. P Φ(~r 0 ) = Φ(0) − 1 2 X ∂Ei 0 = r0 6 ∂x0i i Dann X i XX 1 ∂E 2 j + ... x0i Ei (0) − (3x0i x0j − r0 δij ) 0 6 i j ∂xi 0 Lasse “. . .” weg. Einsetzen in W , Z Z X W = Φ(0) d3 r0 ρ(~r 0 ) − Ei (0) d3 r0 ρ(~r 0 )x0i i Z 1 X X ∂Ej 2 − d3 rρ(~r 0 )(3x0i x0j − r0 δij ) 6 i j ∂xi 0 X 1 X X ∂Ej = qΦ(0) − Ei (0)pi − Qij . 6 ∂x i 0 i i j Hierbei poliert ∂Ej (~r 0 ) ∂Ej (~r) = . ∂x0i 0 ∂xi 0 Def Quadrupolmoment Z Qij = 2 d3 r0 ρ(~r 0 )(3x0i x0j − r0 δij ). Ist Tensor. Koordinatenfreie Def Z 2 Q = d3 r0 ρ(~r 0 )(3~r 0 ⊗ ~r 0 − r0 1). 86 §69 Allgemeine Multipolentwicklung In Jackson nur als Übung (vgl Fließbach, Kapitel 12). Lokalisierte Ladungsverteilung ρ(~r 0 ) bei r0 ≈ 0. Gesucht: Feld bei ~r mit r r0 . Taylorreihe von 1/|~r − ~r 0 |. Zum Training erst eindimensional: Entwickle 1/|x − x0 | um x für |x0 | |x|. Subtil: Entwicklung um x, nicht um x0 ≡ 0. 2 1 1 d 1 1 0 0 2 d 1 = + (x − x − x) + (x − x − x) + ... |x − x0 | x dx x 2 dx2 x Beachte Term x − x0 − x = −x0 . Dreidimensional. Hilfsrechnung. Kartesische Koordinaten x1 , x2 , x3 statt x, y, z. ∂ 1 ∂ xj 1 p = = − . ∂xj r ∂xj x21 + x22 + x23 r3 Also ∂ ∂ 1 ∂ xj r3 ∂xj /∂xi − 3rxi xj =− =− ∂xi ∂xj r ∂xi r3 r6 3xi xj − r2 δij = . r5 Also (verzichte auf Tensorschreibweise; stattdessen kartesisch) 1 = |~r − ~r 0 | 1 1 1X ∂ ∂ 1 = + (~r − ~r 0 − ~r) · ∇ + (xi − x0i − xi )(xj − x0j − xj ) + ... r r 2 i,j ∂xi ∂xj r = 1 ~r 1 X 3xi xj − r2 δij 0 0 + 3 · ~r 0 + xi xj + . . . r r 2 i,j r5 87 In Potentialformel einsetzen Z r 0) 3 0 ρ(~ 4π0 Φ(~r) = d r |~r − ~r 0 | Z Z Z 1 ~r 1 X 3xi xj − r2 δij 3 0 0 3 0 0 0 = d r ρ(~r ) + 3 · d r ~r ρ(~r ) + d3 r0 x0i x0j ρ(~r 0 ) + . . . 5 r r 2 i,j r Z q p~ · ~r 1 X 3xi xj − r2 δij = + 3 + d3 r0 x0i x0j ρ(~r 0 ) + . . . 5 r r 2 i,j r q und p~ wie oben eingeführt. Der letzte Term wird noch umgeformt. Es ist X X 2 2 2 2 2 2 r2 δij x0i x0j = r2 (x0 1 +x0 2 +x0 3 ) = r2 r0 = r0 (x21 +x22 +x23 ) = r0 δij xi xj . ij ij Also Symmetriebeziehung X X 2 (3xi xj − r2 δij )x0i x0j = (3x0i x0j − r0 δij )xi xj . ij ij Also q p~ · ~r 1 X xi xj 4π0 Φ(~r) = + 3 + r r 2 i,j r5 Z 2 d3 r0 (3x0i x0j − r0 δij )ρ(~r 0 ) + . . . Also 1 q p~ · ~r ~r · Q · ~r Φ(~r) = + 3 + + ... , 4π0 r r 2r5 mit Quadrupoltensor Z Q(~r) = 2 d3 r0 (3~r 0 ⊗ ~r 0 − r0 1)ρ(~r 0 ). Zwei Vorteile obiger Symmetrieumformung: (1) In Glg für Φ taucht nur xi xj , kein δij auf. (2) Tensor Q ist spurfrei (Übung). Aber noch unschön: Ladungswolke in Nähe des Nullpunkts. Kann jetzt (sonst konfuse Rechnung) verschoben werden, 1 q p~ · (~r − ~r 0 ) 1 (~r − ~r 0 ) · Q · (~r − ~r 0 ) Φ(~r) = + + + ... . 4π0 |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3 2 |~r − ~r 0 |5 88 Nun besser in q, p~, Q Int.variable r00 einführen. Zusammenfassung: Potentialentwicklung nach Momenten: q Ldg (Skalar), p~ Dipolmoment (Vektor), Q Quadrupolmoment (Tensor). §70 Ladungsschicht Betrachte Fläche mit Flächenelement ∆a. Def Flächenladungdichte ∆q . ∆a→0 ∆a σ = lim Lege Pillendose in die Fläche: Zylinder mit Durchmesser infinit von 1. Ordnung, ... und Höhe infinit von 2. Ordnung. ~ und σ auf Boden und Deckel konstant. E Beitrag von Wänden vernachlässigbar. Sei Deckel “2”, Boden “1”. Gaußsches Gesetz I Z 1 ~ = d~a · E d3 rρ(~r). 0 V S ~2 − E ~ 1 ) · d~a. Links: (E Rechts: 1 0 Z d3 rρ(~r) = V σda q = . 0 0 Also mit d~a = da n̂ ~2 − E ~ 1 ) · n̂ da = σ da, (E 0 oder ~2 − E ~ 1 ) · n̂ = σ . (E 0 ~ durch Ladungsschicht: Sprungbedingung für E ~ Unstetigkeit in Normalkomponente von E. ~ stetig ist. Übung: zeige, daß Tangentialkomponente von E Übung: Potentialformel für Flächendichte. Zeige, daß Potential überall stetig (sprungfrei) ist. 89 §71 Dipolschicht Betrachte beliebige Fläche S. An jedem Flächenpunkt Dipol beliebiger Stärke (Ladungstrennung d(~r 0 ) → 0). Dipolachse = Flächennormale. Alle Dipole gleiche Ausrichtung. Sei σ(~r 0 ) Flächendichte der + (oder −) Ldgen. Heißt Dipolschicht. Potentialberechnung. Sei D = σd. Weg 1: Flächenintegral über Einzeldipole: Übung. Weg 2: Differenz der Potentiale der + und − Ladungsflächen. ! Z 1 1 1 Φ(~r) = da0 σ(~r 0 ) − ~ ~ 4π0 S |~r − ~r 0 − d/2| |~r − ~r 0 + d/2| Z 1 1 = da0 σ(~r 0 ) d~ · ∇0 4π0 S |~r − ~r 0 | Z 1 1 0 0 0 = D(~r )d~a · ∇ 4π0 S |~r − ~r 0 | Z d~a 0 · (~r − ~r 0 ) 1 D(~r 0 ) = 4π0 S |~r − ~r 0 |3 Z 1 =− D(~r 0 )dΩ. 4π0 S Siehe Abb. 1.7 in Jackson für diesen Raumwinkel. Also für D = const DΩ . Φ=− 0 4π Also Potential innerhalb einer geschlossenen Dipolschicht Φ=− D . 0 Behauptung: Potentialsprung beim Durchqueren jeder Dipolschicht. Auch von offenen! Begründung: ~r sei in infinit Abstand von Doppelschicht. Pillendose in Doppelschicht, ~r auf Mittelachse. Gesamtpotential stammt von Ldgen in Pillendose und Rest. 90 Pillendose erscheint von ~r als Halbebene mit Raumwinkel 2π. Beim Durchgang durch Pillendose: Raumwinkel 2π → −2π. Also Potentialsprung −D/20 → D/20 beim Durchgang. Raumwinkel der restlichen Doppelschicht stetig bei Durchgang. Also Potentialsprung D Φ2 − Φ1 = . 0 Vergleiche mit Feldsprung bei Durchgang durch Ladungsschicht: ~2 − E ~ 1 ) · n̂ = σ . (E 0 ~ = −grad Φ und D = σd dieselbe Formel. Ist wegen E Details der Rechnung mit Pillendose in Jackson. P&P nur knapp: Raumwinkel einer offenen Fläche springt um 4π ... bei Durchfahren der Fläche. Zusammenfassung: Sprung von En an Ladungsschicht. Sprung von Φ an Dipolschicht. Übung: zeige: Stetiges Φ an Ladungsschicht. Stetiges En = −∂Φ/∂n an Dipolschicht! §72 Poisson- und Laplacegleichung Bisher gezeigt ~ = ρ, div E 0 ~ = −grad Φ. E Also Poissongleichung ρ ∆Φ = − . 0 ∆ = div grad : Laplaceoperator. Im ladungsfreien Raum gilt Laplacegleichung ∆Φ = 0. So auch für Gravitationsfelder. 91 Übung: leite Poissonglg für Massenverteilung ab, wenn Newtonsches Gravitationsgesetz gilt. Für Punktldg bei ~r 0 Φ(~r) = q 1 . 4π0 |~r − ~r 0 | Ladungsdichte der Punktldg ρ(~r) = qδ(~r − ~r 0 ). Also 1 ∆ = −4πδ(~r − ~r 0 ). 0 |~r − ~r | Rein mathematische Glg. Wurde in Vektoranalysis bewiesen. §73 Greenscher Satz Ist Konsequenz des Gaußschen Satzes Z I 3 ~= ~ d r div A d~a · A. V S Setze ~ = Φ∇Ψ A mit beliebigen Skalarfeldern Φ, Ψ. Es gilt ∇ · (Φ∇Ψ) = Φ∆Ψ + ∇Φ · ∇Ψ. Nach Def Gradient ist ∂Ψ . ∂n Hier ∂/∂n Ableitung entlang Flächennormale n̂. Also ~ = Φn̂ · ∇Ψ = Φ ∂Ψ . n̂ · A ∂n Einsetzen in Gaußschen Satz Z I ∂Ψ d3 r(Φ∆Ψ + ∇Φ · ∇Ψ) = daΦ . ∂n V S n̂ · ∇Ψ = 92 Setze ~ 0 = Ψ∇Φ A mit denselben Φ, Ψ. ~ 0 gibt, mit obigen Umformungen Gaußscher Satz für A Z I ∂Φ 3 d r(Ψ∆Φ + ∇Ψ · ∇Φ) = daΨ . ∂n V S Abziehen Z V ∂Φ ∂Ψ −Ψ . d r(Φ∆Ψ − Ψ∆Φ) = da Φ ∂n ∂n S I 3 Heißt Greenscher Satz: reine Mathematik. Beachte: kein d~a rechts. §74 Potential aus Potentialrandbedingungen Oben hergeleitet 1 Φ(~r) = 4π0 Z ρ(~r 0 ) dr . |~r − ~r 0 | 3 0 V = IR3 . In vielen praktischen Problemen Metall- oder Isolatorflächen. Metalloberfläche = Äquipot.flächen. Bestimme Φ in V aus Φ auf Randfläche ∂V und ρ in V . Mache aus Poisson DGL mittels Greenschem Satz Integralglg. Belasse Φ allgemein, und setze speziell Ψ= 1 1 = . |~r − ~r 0 | R Poissonglg ρ ∆Φ = − . 0 plus rein mathematische Glg. 1 ∆ = −4πδ(~r − ~r 0 ). 0 |~r − ~r | 93 Benenne im Greenschen Satz Int.variable d3 r, da um in d3 r0 , da0 . I Z 0 ρ(~ r ) ∂(1/R) 1 ∂Φ d3 r0 −4πΦ(~r 0 )δ(~r − ~r 0 ) + = da0 Φ − . 0 0 R ∂n R ∂n 0 V S Liegt ~r innerhalb V , dann Z I 0 1 1 ∂Φ ρ(~ r ) ∂(1/R) Φ(~r) = − − . (74.1) d3 r0 da0 Φ 0 4π0 V |~r − ~r | 4π S ∂n0 R∂n0 Vergleiche mit bisherigem 1 Φ(~r) = 4π0 Z V ρ(~r 0 ) . dr |~r − ~r 0 | 3 0 Glg (74.1) geht darin über, wenn (i) Fläche S ins Unendliche rückt und (ii) el Feld auf S stärker als mit 1/R abfällt. §75 Randwerte nach Dirichlet, Neumann und Cauchy Sei ρ = 0 in ganz V . Dann nach (74.1) Φ in V durch Φ und ∂Φ/∂n auf S bestimmt. Vorgabe von Φ auf Flächen: Dirichlet-Randwertproblem. Vorgabe von ∂Φ/∂n auf Flächen: Neumann-Randwertproblem. Vorgabe von Φ und ∂Φ/∂n auf Flächen: Cauchy-Randwertproblem. §76 Eindeutigkeit der Dirichlet oder Neumann Lösung Subtil: Jackson zeigt in Abschnitt 1.9 (Details direkt von dort): Für die Poissonglg: Dirichlet- oder Neumann-Randwerte reichen für eindeutige Lsg aus. Cauchy-Randwerte geben keine Lösung: zu viel am Rand gefordert. Beweis: zeige mittels erster Greenscher Identität: Lsg ist bei Verwendung von Dirichlet oder Neumann schon eindeutig. Gibt man Dirichlet und Neumann-Randbdg vor: ∗ zu viel spezifiziert ∗ Dirichlet und Neumann unverträglich → Benutze in (74.1) entweder Dirichlet- oder Neumann-Randwerte. All dies nochmal subtiler für offene Flächen. Zusammenfassung: Elektrostatik = 94 Lsg der Poissonglg entweder mit Dirichet oder Neumann-Randbdg. §77 Greensche Funktion der Poissonglg 1. Ansatz Zentrale Technik der theoretischen Physik. Erinnerung: ~ = ρ/0 , ∇·E ~ = −∇Φ, E gibt Poissonglg ∆Φ(~r) = −ρ(~r)/0 . Problem: muß für jedes ρ(~r) neu gelöst werden. Löse stattdessen Greensfktproblem ∆G(~r − ~r 0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 ). (Ab sofort Konvention: −4π auf rechter Seite.) Was hilft dies bei Lsg der allgemeinen R Glg? 1 Integriere links und rechts über 4π0 d3 r0 ρ(~r 0 ), Z Z 1 1 ρ(~r) 3 0 0 0 d r ρ(~r )∆G(~r − ~r ) = d3 r0 ρ(~r 0 )δ(~r − ~r 0 ) = − . 4π0 4π0 0 R 3 0 1 Schiebe links 4π d r ρ(~r 0 ) durch ∆r (unabhängige Variable r, r0 ) 0 Z ρ(~r) 1 d3 r0 ρ(~r 0 )G(~r − ~r 0 ) = − ∆ . 4π0 0 Vergleich mit Poissonglg gibt als deren allgemeine Lsg Z 1 Φ(~r) = d3 r0 ρ(~r 0 )G(~r − ~r 0 ). 4π0 D.h.: Potential Φ einer beliebigen Ladungsverteilung ρ: aus einfacher Integration, wenn Greensfkt G bekannt. 2. Bestimmung von G Sei zur Einfachheit ~r 0 = 0: wird am Ende wieder eingeführt. 95 Trick seit Fourier: suche nicht G, sondern deren Fouriertrafo g. Z ∞ 1 ~ G(~r) = d3 k g(~k)eik·~r . 3 (2π) −∞ Konventionen: (1) √ sonst Fkt im Ortsraum kleingeschrieben, im Impulsraum groß. (2) 2π oder 2π (3) ±i~k · ~r. Benutze Darstellung der δ-Fkt Z ∞ 1 ~ δ(~r) = d3 keik·~r . 3 (2π) −∞ Einsetzen in ∆G = −4πδ Z ∞ Z ∞ 1 1 ~ 3 3 i~k·~r ~k)eik·~r = − d kg( d ke . ∆ (2π)3 −∞ 2π 2 −∞ Also (Ortogonalität der harmonischen Fkten...) Z ∞ Z Z ∞ ~ ~ 3 i k·~ r 3 2 i k·~ r d kg(~k)∆e = d kg(~k)(−k )e = −4π −∞ mit k 2 = ~k · ~k. Also Somit −∞ ∞ −∞ 4π g(~k) = 2 . k Z ∞ 1 1 ~ G(~r) = 2 d3 k 2 eik·~r . 2π −∞ k Da Skalar k 2 (wie sonst r2 ) auftaucht, empfehlen sich: Kugelkoord im ~k-Raum. Nenne sie (abstrakt) k, θ, φ. Volumenelement d3 k → k 2 sin θdkdθdφ. Lege Polarachse des Kugelkoord.systems in ~r-Richtung. Dann ist ~k · ~r = kr cos θ und Z ∞ Z Z 2π 1 k2 π G(~r) = 2 dk 2 dθ sin θeikr cos θ dφ 2π 0 k 0 0 Z Z π 1 ∞ = dk dθ sin θeikr cos θ . π 0 0 96 ~ d3 keik·~r , Sei x = cos θ, also dx/dθ = − sin θ, oder dθ sin θ = −dx, Z Z 1 1 ∞ G(~r) = dk dxeikrx π 0 −1 Z ∞ ikr 1 e − e−ikr = dk π 0 ikr Z ∞ sin(kr) 2 d(kr) = πr 0 kr Z ∞ 2 sin y = dy πr 0 y 1 = . r Dabei benutzt: eikr = cos(kr) + i sin(kr); und Integraltafel. Jetzt wieder ~r → ~r − ~r 0 . Ergebnis ∆ 1 = −4πδ(~r − ~r 0 ). 0 |~r − ~r | Zum zweitenmal hergeleitet. Zusammenfassung: Greensfkt der Poissonglg lautet G(~r − ~r 0 ) = 1 . |~r − ~r 0 | §78 Nichteindeutigkeit der Greensfkt Neben 1 |~r−~r 0 | erfüllen andere Fkten G die Glg ∆G(~r − ~r 0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 ). Nämlich mit Ansatz G(~r − ~r 0 ) = 1 + F (~r − ~r 0 ) 0 |~r − ~r | folgt trivial ∆F (~r, ~r 0 ) = 0. Alle F die dies erfüllen können zur Greensfkt addiert werden. 1 Benutze G(~r, ~r 0 ) statt |~r−~ r 0 | im Integral (74.1) 97 Wähle F (~r, ~r 0 ) auf Randfläche so, daß Dirichlet oder Neumann. Dank F tritt obige Inkonsistenz in (74.1) nicht mehr auf. Zusammenfassung: Elektrostatik als Sommerfeldsche Summationsaufgabe: Lsg der Poissonglg mit Greenschem Int.satz oder Greenscher Fkt. §79 Elektrostatische Energie Arbeit, um Teilchen i von ∞ nach ~ri zu bringen ...im el Potential anderer Teilchen qi X qj W i = qi Φi = . 4π0 |~ri − ~rj | j6=i Heißt auch potentielle Energie. Bringe i-te Ldg ins Feld von vorhandenen i − 1 Ldgen, usw: Gesamte potentielle Energie von n Teilchen ist n 1 X X q i qj W = 4π0 i=1 j<i |~ri − ~rj | n 1 X X q i qj . = 8π0 i=1 |~ri − ~rj | j6=i Kontinuierliche Ladungsverteilungen Z Z r)ρ(~r 0 ) 1 3 3 0 ρ(~ W = dr dr . 8π0 |~r − ~r 0 | Ziehe die unendliche Selbstenergie von ~r = ~r 0 einfach ab. Übung: berechne Selbstenergie einer Punktldg. Wie bekannt Z 1 ρ(~r 0 ) Φ(~r) = d3 r0 . 4π0 |~r − ~r 0 | Also Z 1 W = d3 rΦ(~r)ρ(~r). 2 Benutze Poissonglg. ρ ∆Φ = − . 0 98 Also Z 0 W =− d3 rΦ(~r)∆Φ(~r). 2 Partielle Integration (Übung) Z 0 d3 r∇Φ(~r) · ∇Φ(~r). W = 2 Dabei Φ(∞) = 0 gesetzt. ~ = −∇Φ, also El Feld E Z 0 ~ r) · E(~ ~ r). W = d3 rE(~ 2 Energie des el Feldes: Feld wird zu physikalischer Größe. Energiedichte [J/m3 ] 0 ~ e(~r) = |E(~ r)|2 . 2 §80 Kapazität Gegeben n Leiter mit Potentialen Φi , Ldgen qi . Empirisch: Ldgen und Potentiale hängen linear voneinander ab. Def Kapazitäten Cij : n X qi = Cij Φj , i = 1, . . . , n. j=1 Potentielle Energie (vi Volumen des i-ten Leiters) Z 1 W = d3 rΦ(~r)ρ(~r) 2 n Z 1X = d3 ri Φ(~ri )ρ(~ri ) 2 i=1 vi Z n 1X = Φi d3 ri ρ(~ri ) 2 i=1 vi n 1X = Φi qi 2 i=1 n n 1 XX = Cij Φi Φj . 2 i=1 j=1 99 100 KAP 4: ELEKTROSTATIK: RANDWERTPROBLEME §81 Problem Lsg von DGLen bei gegebenen Randbdgen: Leiter und Dielektrika im el Feld: Ldgen verteilen sich so um, daß Randbedgen erfüllt. Theorie der elliptischen partiellen DGLen. Methoden: (1) Spiegelldgen (2) orthogonale Funktionen (3) Funktionentheorie, konforme Abb (nur 2d) §82 Methode der Spiegelladungen Anwendbar bei Problemen mit hoher Symmetrie. Ist Lsg.trick der Poissonglg in Gegenwart von Äquipot.flächen. Aufgabe: Pkt.ldg vor geschlossener Äquipot.fläche. Bestimme Φ. Die Fläche kann auch erst bei ∞ schließen: Ebene. Idee von Kelvin: Erfinde Ldgen im Außenraum der Fläche so daß: Feld der Ldgen Innen+Außenraum = Feld Ldg Innen in Gegenwart Äquipot.flächen. Ldg q vor Wand (Randbdg Φ = 0) ↔ Ldgen q, −q ohne Wand. §83 Spiegelldgen beim rechten Winkel B | -x | x (b) | | A’........O________A . . x . -x (cd) . (a) . B’ 101 Gegeben zwei leitende Halbebenen OA und OB. Stoßen im rechten Winkel aneinander. Gegeben Ldg x irgendwo in Quadrant OAB. (a) Spiegelung an OA, Spiegelldg −x: stellt Randbdg auf OA sicher. (b) Spiegelung an OB, Spiegelldg −x: stellt sicher, daß OB Äquipot.fläche. Aber −x von (a) stört diese Randbgd. (c) Trick: spiegle −x von (a) an OB 0 : Spiegelldg x. Damit (b) erledigt: OB ist Äquipot.fläche. (d) Zurück zu (a): Äquipot OA zerstört durch −x von (b). Wie in (c): spiegle −x von (b) an OA0 : Spiegelldg x. Elementargeometrie: dieses x am selben Ort wie x aus c. Also 3 Spiegelldgen nötig, mit Gesamtldg −x. §84 Influenz: Punktladung vor geerdeter Metallkugel Metallkugel mit Radius R, Mittelpunkt im Koord.ursprung. Erdung = leitende Verbindung mit ∞ ferner Oberfläche mit V = 0. oEdA (Kugelsymmetrie): Punktldg q auf x-Achse, in (X, 0, 0). Sei X > R. Nur relative Längen x = X/R. Kelvin (1847) findet: eine Spiegelldg reicht. Aus Symmetriegründen muß sie auf x-Achse liegen: (x0 , 0, 0). Muß sein x0 < 1. In diesem Bereich will man Feld nicht kennen. Potential der echten plus Spiegelldg (~r = rr̂ usw.) q q0 Φ(~r) = + . 4π0 R|rr̂ − xx̂| 4π0 R|rr̂ − x0 x̂| Randbdg auf Kugel Φ(|~r| = 1) = 0. 102 Also nach Multiplikation mit 4π0 R q0 q + |r̂ − xx̂| |r̂ − x0 x̂| q q0 =p +p 1 − 2x(r̂ · x̂) + x2 1 − 2x0 (r̂ · x̂) + x0 2 q q 0 /x0 =p . +q (r̂·x̂) 1 1 − 2x(r̂ · x̂) + x2 1 − 2 x0 + x0 2 0= Glg ist erfüllt wenn q0 = −q, x0 x0 = 1 . x Also ist Potential, das Randbedg auf Kugel erfüllt 1 1 q − . Φ(~r) = 4π0 R |rr̂ − xx̂| |xrr̂ − x̂| Gaußsches Gesetz für Pillendose in Kugelfläche ~2 − E ~ 1 ) · r̂ = σ . (E 0 Hier “2” Außenseite, “1” Innenseite der Kugel. Also σ = 0 (Er,2 − Er,1 ), ~ mit Er Radialkomponente von E. ~ 1 = 0. Kugelinneres feldfrei, E Nach Def Potential σ = 0 Er,2 0 ∂Φ =− . R ∂r r=1 Kurze Rechnung gibt, mit s = 1/r und r̂ · x̂ = cos γ, q s − s3 σ=− . 4πR2 (1 − 2s cos γ + s2 )3/2 Auf Kugeloberfläche entsteht Gegenldg zu q. Heißt Influenzldg (englisch induced charge). Ist konzentriert auf Verbindungslinie Kugelmittelpunkt mit q. 103 (84.1) Ldg so verteilt, daß Feldlinien = Kraftlinien ⊥ Kugel: Sonst Ldgsverschiebung in Kugelfläche. Gesamtldg auf Kugel aus Integration von (84.1) ist q 0 (nicht q). Übung: zeige, daß dies auch aus Gaußschem Gesetz folgt. q wird von Kugel angezogen und umgekehrt. Kraft aus Coulombschem Gesetz mit q und q 0 . Deutung: e− kann Metalloberfläche trotz Abstoßung anderer e− nicht verlassen. Verläßt e− Metall, entsteht dort anziehende Influenzldg. §85 Influenz: Punktladung vor isolierter Metallkugel Welches Feld, wenn beliebige Ldg q0 auf isolierter Kugel? Isolierung im Gegensatz zur Erdung: Kugelldg q0 ist vor und nach Influenz dieselbe. Trick: lineare Superposition von Potentialen. Schritt 1: Erdung der Kugel. Nach vorigem § induziert Ldg q dann q 0 . Alle Feldlinien senkrecht auf Kugel, keine Kräfte in Fläche. Schritt 2: Unterbreche Erdung, bringe von außen Ldg q0 − q 0 auf. Beachte |q0 − q 0 | > |q0 |. Kugel hat und hatte Ldg q0 . Da keine Kräfte in Fläche wirken, verteilt sich Ldg homogen: Die von q stammende Kraft ist durch q 0 kompensiert. Bekannt: homogene Sphärenldg identisch Punktldg im Ursprung. q 1 1 q0 + (q/x) Φ(~r) = − + . 4π0 R |rr̂ − xx̂| |xrr̂ − x̂| r Kraft aus Coulombschen Gesetz mit 3 Punktldgen q, q 0 , q0 − q 0 . Ergebnis: für große Abstände Coulombabstoßung zwischen q und q0 . In Kugelnähe überwiegt die nahe q konzentrierte Influenzldg. q, q 0 haben umgekehrtes Vorzeichen: Anziehung. §86 Leitende Kugel im homogenen el Feld Jackson Abschnitt 2.5. §87 Dielektrische Kugel im homogenen el Feld 104 Sommerfeld S. 63. §88 Fourierreihen Spiegelldgen war erste Methode zur Lsg von Randwertproblemen. Zweite Methode: Entwicklung nach orthogonalen Funktionen. Wichtigstes Beispiel: Fourierreihen. Funktion f (x) sei auf Intervall [−π, π] stetig. Außerhalb des Intervalls periodische Wiederholung. Satz: ∞ X 1 f (x) = a0 + ak cos(kx) + bk sin(kx), 2 k=1 mit Z 1 π ak = f (x) cos kx dx, π −π Z 1 π bk = f (x) sin kx dx, π −π k = 0, 1, 2, . . . k = 1, 2, . . . §89 Fourierintegrale Nichtperiodische stetige Fkt f falle für x → ±∞ so ab, daß Z ∞ |f (x)|dx < ∞. −∞ Heißt absolut integrabel. Satz: Dann gilt für alle x ∈ IR Z ∞ f (x) = dk a(k) cos kx + b(k) sin kx , 0 mit Z 1 ∞ 0 dx f (x0 ) cos kx0 , a(k) = π −∞ Z 1 ∞ 0 b(k) = dx f (x0 ) sin kx0 . π −∞ §90 Fouriertrafo 105 Kleine Rechnung gibt folgenden Satz: Sei f (x) stetig, nichtperiodisch, absolut integrabel. Dann existiert Fouriertransformierte F (k) Z ∞ 1 F (k) = √ dx f (x)eikx , 2π −∞ und es gilt 1 f (x) = √ 2π Z ∞ 0 dk 0 F (k 0 )e−ik x . −∞ Hierbei Eulersche Formel (a ∈ IR und i2 = −1) eia = cos a + i sin a. Mit bekanntem 1 2π Z ∞ dk eikx = δ(x) −∞ 0 folgt Orthogonalitätsrelation der Fkten eikx , eikx Z ∞ 1 0 dk eik(x−x ) = δ(x − x0 ). 2π −∞ §91 El Feld an Leiterkante Gegeben zwei leitende Halbebenen. Berühren sich unter Winkel β entlang Randgerade. Gemeinsames Potential V . Gesucht: Potential, Feld, Ldg nahe Randgerade. Zylinderkoord r, φ, z. Lege z entlang Randgerade: wegen Symmetrie hängt nichts von z ab: weglassen. ~ steht senkrecht zur Kante. E Laplacegleichung in 2d-Polarkoordinaten r, φ 1 ∂ r∂Φ 1 ∂ 2Φ + 2 2 = 0. r ∂r ∂r r ∂φ Trick: Separationsansatz Φ(r, φ) = Φ1 (r)Φ2 (φ). 106 Einsetzen und mit r2 /Φ multiplizieren dΦ1 1 d2 Φ2 r d r + = 0. Φ1 dr dr Φ2 dφ2 Beachte: vollständige statt partielle Differentiale. Erster Summand hängt nur von r, zweiter nur von φ ab, S1 (r) + S2 (φ) = 0. Damit dies für alle r, φ gilt, muß S1 (r) = c2 , S2 (φ) = −c2 , ∀r, φ mit Konstante c ∈ IR. Lsgen der DGLen für c = 0 Φ1 (r) = a0 + b0 ln r, Φ2 (φ) = A0 + B0 φ. Lsgen für c 6= 0 (oEdA c > 0) Φ1 (r) = ac rc + bc r−c , Φ2 (φ) = Ac cos cφ + Bc sin cφ. Randbdg ∀r > 0 (Kippwinkel β) Φ1 (r)Φ2 (0) = Φ1 (r)Φ2 (β) ≡ Φ0 . Also b0 = B0 = 0 und a0 A0 = Φ0 . Auf der anderen Halbebene: (i) bc = 0 damit r = 0 zugelassen ist, (ii) Ac = 0 damit Φ2 (0) = 0, (iii) cβ = kπ mit k = 1, 2, . . ., damit sin cβ = 0 und Φ2 (β) = 0. DGLen für Φ1 und Φ2 sind linear: Allgemeine Lösung ist Superposition (Addition) der Einzel-Lsgen Φ(r, φ) = Φ0 + ∞ X ãk rkπ/β sin(kπφ/β), k=1 mit ãk ≡ a{c=kπ/β} . 107 In Kantennähe r → 0 rπ/β r2π/β r3π/β . . . Also für r → 0 Φ(r, φ) = Φ0 + ã1 rπ/β sin(πφ/β). Damit el Feld für r → 0 πã1 πβ −1 ∂Φ =− r sin(πφ/β), ∂r β ∂Φ πã1 πβ −1 =− r Eφ (r, φ) = − cos(πφ/β). r∂φ β Er (r, φ) = − Gaußsches Gesetz an Spitze von Tortenstück gibt: Flächenladungsdichte bei φ = 0 und φ = β ist für r → 0 σ(r) = 0 Eφ (r, 0) = − 0 πã1 πβ −1 r . β π Also E und σ proportional zu r β −1 an Kante. (i) β < π: Exponent von r positiv: E, σ → 0 an Innenkante von spitzem und stumpfem Winkel. → Innenkanten sind feld- und ladungsfrei. (ii) β > π: Exponent von r negativ: E, σ → ∞ an Außenkante von spitzem und stumpfem Winkel. Z.B. an Außenseite eines rechten Winkels sind E, σ ∝ r−1/3 . §92 Legendrefkt Zweitwichtigster Typ spezieller Fkt nach sin, cos. Das folgende so auch beim Wasserstoffatom mit Schrödingerglg. Laplaceglg in Kugelkoord 1 ∂2 1 ∂ ∂Φ 1 ∂ 2Φ (rΦ) + 2 sin θ + 2 2 = 0. r ∂r2 r sin θ ∂θ ∂θ r sin θ ∂φ2 Wieder Separationsansatz Φ(r, θ, φ) = 1 U (r)P (θ)Q(φ). r 108 (92.1) Einsetzen und mit r sin2 θ/Φ multiplizieren 2 2 1 d dP 1 d2 Q r dU 2 sin θ + sin θ + = 0. U dr2 P sin θ dθ dθ Q dφ2 (92.2) Nur letzter Term hängt von φ ab. Muß also konstant sein: −m2 . Also d2 Q + m2 Q = 0. 2 dφ Ist Oszillatorglg mit Lsg Q = e±imφ . (92.3) Damit Q(0) = Q(2π) (Kugelkoord, einmal rum), muß m ∈ IN. Jetzt eckige Klammer in (92.2): Erster Term hängt nur von r ab, zweiter nur von θ. Damit sie sich immer kompensieren, müssen beide const sein. Setze ersten Term = l(l + 1). Also d2 U l(l + 1) − U = 0. dr2 r2 Hat Lsg (mit l beliebig) U = Arl+1 + Br−l . Zweiter Term = −l(l + 1). Zweiter Term soll auch dritten (−m2 ) kompensieren. Gibt insgesamt 1 d dP m2 sin θ + l(l + 1)P − P = 0. sin θ dθ dθ sin2 θ Beachte Jonglieren mit sin θ. Variablensubstitution: sei x = cos θ. Da θ von Nord- zu Südpol: −1 ≤ x ≤ 1. Damit wird Glg d m2 2 dP (1 − x ) + l(l + 1) − P = 0. dx dx 1 − x2 109 (92.4) (92.5) Heißt verallgemeinerte Legendre-Glg. Lsg sind assoziierte Legendre-Fkten. §93 Azimutalsymmetrie: Legendrepolynome Vereinfachung: Azimutalsymmetrie: alle Fkten unabhängig von φ. d = 0. dφ Obige Prozedur wiederholen. Oder einfacher m = 0 in (92.3). Gibt Legendresche DGL d 2 dP (1 − x ) + l(l + 1)P = 0. dx dx Schreibe gesuchte Lsg als Potenzreihe P (x) = ∞ X aj x j . (93.1) j=0 Einsetzen gibt (Übung: nachrechnen) aj+2 = j(j + 1) − l(l + 1) aj , (j + 1)(j + 2) j = 0, 2, 4, . . . Alle ungeraden Potenzen a1 x, a3 x3 , . . . bleiben unbestimmt. Versuche alternativen Ansatz P (x) = ∞ X aj x j j=1 Einsetzen gibt wieder (93.2). (Jackson hier etwas umständlich.) Problem: P divergiert bei x = ±1, soll aber nicht. Fordere also: (93.1) soll nur endlich viele Summanden haben. Also aj = 0 ab irgendeinem j. Nach (93.2) nur möglich, wenn l ∈ IN. 110 (93.2) Def: Pl ist P , mit höchster Potenz xl . Jedes Pl erfüllt Legendresche DGL. Legendrepolynome in Literatur auf Pl (1) = 1 normiert. Rechnung gibt als erste Pl P0 (x) = 1, P1 (x) = x, 1 P2 (x) = (3x2 − 1), 2 1 P3 (x) = (5x3 − 3x), 2 1 P4 (x) = (35x4 − 30x2 + 3), 8 1 P5 (x) = (63x5 − 70x3 + 15x), 8 1 P6 (x) = (231x6 − 315x4 + 105x2 − 5), 16 1 P7 (x) = (429x7 − 693x5 + 315x3 − 35x). 16 Es gilt l 1 dl 2 x − 1 . Pl (x) = l 2 l! dxl Erfüllen Orthogonalitätsrelation (k, l ∈ IN) Z 1 2 dxPk (x)Pl (x) = δkl . k+l+1 −1 Sei f (x) : [−1, 1] → IR zweimal stetig differenzierbar. Dann konvergiert die Legendrereihen-Entwicklung f (x) = ∞ X Al Pl (x) l=0 absolut und gleichmäßig, mit 2l + 1 Al = 2 Z 1 dx0 f (x0 )Pl (x0 ). −1 Weiteres Training in Greiner: Betrachte Taylorreihenentwicklung von f (x) in Potenzen x, x2 , x3 , . . .. 111 Arrangiere Potenzen zu Polynomen P0 , P1 , P2 , . . .. Viele Relationen zwischen Pl−1 , Pl , Pl+1 . Zusammenfassung: Laplaceglg in Kugelkoord mit Azimutalsymmetrie ∆Φ(r, θ) = 0. Faktorisiere Lsg (wegen 1/r siehe (92.1)) 1 U (r)P (cos θ). r (x = cos θ erwies sich als geeignete Variable.) Dann gilt nach (92.4) Φ(r, θ) = ∞ X Al rl + Bl r−(l+1) Pl (cos θ). Φ(r, θ) = l=0 Al , Bl durch Randbedingungen festgelegt. Beispiele in Griffiths, chap. 3. §94 Legendreentwicklung des Punktquellenpotentials Wichtige Anwendung: Entwickle Punktquellen-Potential Φ(~r) = 1 |~r − ~r 0 | nach Legendrepolynomen. Drehe Koord.system so, daß Ldg auf z-Achse liegt: Also ~r 0 auf z-Achse. Dann Potential auf jedem Ring um z-Achse konstant, Φ(r, θ) = 1 |~r − r0 ẑ| (Auch Schreibweise z 0 = r0 möglich, aber unüblich.) Sei θ = 0: Punkt ~r auch auf z-Achse. Da Pl (cos θ) = Pl (1) = 1 nach Normierung, ist ∞ X Φ(r, 0) = Al rl + Bl r−(l+1) = l=0 112 1 . |r − r0 | Taylorreihenentwicklung für r < r0 ∞ ∞ l=0 l=0 1 1 X r l X 1 Al r l . = 0 = 0 = 0 0 0 |r − r | r (1 − r/r ) r r Also 1 Al = Also r0 l+1 , Bl = 0. ∞ X rl Φ(r, θ) = P (cos θ) 0 l+1 l r l=0 (r < r0 ). Für r > r0 ∞ l ∞ X 1 1 X r0 1 = = = Bl r−(l+1) . 0 0 |r − r | r(1 − r /r) r r l=0 l=0 Also l Bl = r0 , Also Al = 0. ∞ X r0l Pl (cos θ) Φ(r, θ) = rl+1 (r > r0 ). l=0 Mit ~r = rr̂ und cos θ = r̂ · ẑ, ∞ X min(r, r0 )l 1 = Pl (r̂ · ẑ). |rr̂ − r0 ẑ| max(r, r0 )l+1 l=0 So kam Legendre (1784) auf seine Polynome. NB: wenn ~r 0 nicht auf z-Achse: ∞ X min(r, r0 )l 1 = Pl (cos θ), |~r − ~r 0 | max(r, r0 )l+1 l=0 mit cos θ = r̂ · r̂0 . §95 Erzeugende Fkt der Legendrepolynome Legendrepolynome nochmals aus anderer Perspektive: nehme letzte Glg als Startpkt (Becker-Sauter). Merkregel vorab: 113 Verwende Legendrepolynome bei Kugelproblemen mit Azimutalsymmetrie. Coulombpotential einer Punktldg 1 q 4π0 |~r − ~r 0 | 1 q √ . = 4π0 r2 − 2rr0 cos θ + r02 Φ(~r) = Ansatz für konvergente Potenzreihe ∞ q 1 X r l Φ(~r) = Pl (cos θ), 4π0 r0 r0 l=0 ∞ 0 l X q 1 r Φ(~r) = Pl (cos θ), 4π0 r r für r < r0 , für r > r0 . l=0 Beachte ∼ rl vs ∼ 1/rl+1 in den beiden Fällen.. Damit sind Legendrepolynome definiert durch (r = 1, r0 = t, cos θ = x) ∞ X 1 = tl Pl (x), F (x, t) ≡ √ 2 1 − 2xt + t l=0 |t| < 1. F (x, t) heißt erzeugende Fkt. Alle Eigenschaften der Pl folgen aus F . Z.B. DGL für die Pl aus ∂F/∂x (Übung) (1 − x2 )Pl00 (x) − 2xPl0 (x) + l(l + 1)Pl (x) = 0. Mit x = cos θ erhält man dP (x) d l (1 − x2 )Pl00 (x) − 2xPl0 (x) = (1 − x2 ) dx dx d dP (cos θ) l = sin2 θ d cos θ d cos θ " # −1 −1 d cos θ d d cos θ dP (cos θ) l = sin2 θ dθ dθ dθ dθ 1 d dPl =− − sin θ . sin θ dθ dθ 114 Also erfüllen die Pl die DGL dPl (cos θ) 1 d sin θ + l(l + 1)Pl (cos θ) = 0. sin θ dθ dθ Dies in (92.5) als alternativer Start für Legendrepolynome (m = 0). Der θ-Term ist genau der vom ∆-Operator in Kugelkoord. Durch Faktorisierungsansatz Φ(r, θ) = 1 U (r)P (cos θ) r der gesuchten Lsg der Laplaceglg ∆Φ(r, θ) = 0 ergibt Rechnung wie früher ∞ X Al rl + Bl r−(l+1) Pl (cos θ). Φ(r, θ) = l=0 Randbdgen: Soll Lsg bis r → ∞ reichen, wo Φ = 0, dann Al = 0 ∀l. Soll Lsg bis r = 0 reichen und liegt dort keine Pktldg: → Φ(0) < ∞ → Bl = 0 ∀l. §96 El Feld an einer Leiterspitze Leiternadel mit Spitze nach oben. Azimutalsymmetrie, aber: Nur Bereich 0 ≤ θ ≤ β außerhalb Nadel: Randwertproblem. Dabei β > π/2. Also hat cos θ beide Vorzeichen. Vermeide dies durch neue Variable 1 y = (1 − cos θ). 2 Dann 0 ≤ y < 1. Legendre-Glg für x = cos θ war d 2 dP (1 − x ) + l(l + 1)P = 0. dx dx 115 Mit y = (1 − x)/2 ist dP dy dP 1 dP = =− . dx dx dy 2 dy Also dP d y(1 − y) + l(l + 1)P = 0. dy dy Potenzreihenansatz ∞ X P (y) = aj y j . j=0 Einsetzen (Übung) gibt aj+1 = (j − l)(j + l + 1) aj (j + 1)2 Für y = 0: P (0) = a0 ≡ 1. Auch für alle y < 1 Konvergenz. Also muß l nicht mehr ganzzahlig sein: Unendliche Reihe (96.1) erlaubt: Legendre-Fkten der ersten Art und Ordnung l. Für l ∈ IN stimmen sie mit bisherigen Legendre-Fkten überein. Es besteht Zusammenhang mit hypergeometrischen Fkten. Lsg für Potential in der Nadelspitze Arl Pl (y). Fordere l > 0 damit Potential in Spitze r = 0 endlich. Randbdg auf Nadelkegel: Pl ([1 − cos β]/2) = 0. Bestimme nichtganzzahlige l, so daß Pl diese Nullstelle hat. Es gibt ∞ viele solcher l. Interessant nur Verhalten unmittelbar in Spitzennähe. Finde also kleinstes l mit der geforderten Nullstelle. Ergebnis für lange, spitze Nadel (Blitzableiter) lim E = β→0 116 const . r (96.1) Also sehr große Felder an Spitze r = 0. Vollständig durchgerechnet von Hall (1949). §97 Assoziierte Legendre-Fkten und Sphärisch Harmonische Treten auf, wenn keine Azimutalsymmetrie. Assoziierte Legendre-Fkt definiert durch Plm (x) m 2 m/2 = (−1) (1 − x ) dm Pl (x). dxm Kleine Rechnung mit Pl gibt Plm (x) l+m (−1)m 2 m/2 d = l (1 − x ) (x2 − 1)l . l+m 2 l! dx Daraus Kugelflächenfunktionen s 2l + 1 (l − m)! m Ylm (θ, φ) = Pl (cos θ)eimφ . 4π (l + m)! Sind orthonormal Z 2π Z dφ 0 π dθ sin θ Yl∗0 m0 (θ, φ)Ylm (θ, φ) = δl0 l0 δm0 m . 0 Hierbei Y ∗ : komplex konjugiert. Satz: beliebige Fkt g(θ, φ) läßt sich nach Y entwickeln g(θ, φ) = ∞ X l X Alm Ylm (θ, φ). l=0 m=−l Hierbei Z Alm = 2π Z dφ 0 θ ∗ dθ sin θ Ylm (θ, φ)g(θ, φ). 0 §98 Maxwellsche Kugelfkten Das folgende zeigt zwei interessante Zusammenhänge: (1) der Multipole untereinander (2) der sphärisch harmonischen Fkten mit den Multipolen Literatur: Becker & Sauter Kap 1.8. Schwinger Kap 20 und 22. 117 1. Dipol d~ sei wieder Vektor von Ldg −q im Pkt Q0 nach q in Q. Statt mit ~r, ~r 0 hier mit Pkten P, Q, Q0 . Pkt.potentiale in P von Ldgen q und −q sind: Φ± = ±q/4π0 s, mit s = P Q bzw P Q0 . Gesamtpotential in P ist Φ+ (Q) + Φ− (Q0 ) = Φ+ (Q) − Φ+ (Q0 ) = Q~0 Q · ∇0 Φ+ (Q) = d~ · ∇0 Φ+ (Q). Warum ∇0 , nicht ∇?: Ldgs.koord ist ~r 0 , nicht ~r. Mit Ortsvektoren geschrieben 1 4π0 |~r − ~r 0 | 1 = d~ · ∇0 4π0 |~r 0 − ~r| (~r 0 − ~r) ~ = −d · 4π0 |~r 0 − ~r|3 d~ · (~r − ~r 0 ) = . 4π0 |~r − ~r 0 |3 Φ(~r) = d~ · ∇0 Wie bekannt. Dieses Potential erfüllt Laplaceglg, weil jedes Pkt.potential dies tut. 2. Maxwellsche Multipolentwicklung Maxwells Idee: Dipol aus versetzten Pkt.ldgen. Quadrupol aus versetzten Dipolen. Oktupol aus versetzten Quadrupolen. “Versetzung” bedeutet je d~ · ∇0 = −d~ · ∇ des Vorgängerpotentials. Nenne Pkt.ldgs.pot Φ0 . Also Dipol Φ1 (~r) = −d~1 · ∇Φ0 (~r), Quadrupol Φ2 (~r) = (−d~2 · ∇) ⊗ (−d~1 · ∇)Φ0 (~r), 118 Oktupol Φ3 (~r) = (−d~3 · ∇) ⊗ (−d~2 · ∇) ⊗ (−d~1 · ∇)Φ0 (~r), usw. 3. Zusammenhang mit sphärisch Harmonischen Def Maxwellsche Kugelfkten Yl : sind bis auf Vorfaktor Potential des 2l Pols im Ursprung ~r 0 = 0. (−1)l rl+1 ˆ 1 (dl · ∇) ⊗ . . . ⊗ (dˆ1 · ∇) . Yl = l! r Übung: wieviele Argumente hat Yl ? Entwickle die dˆi nach kartesischen Basisvektoren. Man findet: es gibt nur 2l + 1 linear unabhängige Yl . Man nennt diese Yl dann Ylm , mit m = −l, . . . , l. Dann verbleibt als Argument nur ~r. Alle Information über dˆi in m (und l). Fundamentalglg Ylm (~r) = rl Ylm (θ, φ). Links: Maxwellsche Kugelfkten. Rechts: sphärische Harmonische aus komplizierter DGL oben. §99 Besselfunktionen Laplace-Glg in Zylinderkoord (r, φ, z) ∂ 2 Φ 1 ∂Φ 1 ∂ 2Φ ∂ 2Φ + + 2 2 + 2 = 0. ∂r2 r ∂r r ∂φ ∂z Separationsansatz Φ(r, φ, z) = U (r)Q(φ)ζ(z). Führt auf 3 gewöhnliche DGL ζ 00 − k 2 ζ = 0, Q00 + ν 2 Q = 0, 2 1 ν U 00 + U 0 + k 2 − 2 U = 0. r r 119 Hierbei Strich: Ableitung nach jeweiligem Argument r, φ, z. Lsg der ersten 2 Glgen trivial ζ(z) = e±kz , Q(φ) = e±iνφ . Wegen Q(0) = Q(2π) muß ν ∈ IN. Dagegen k ∈ IR beliebig. Variablentrafo x = kr gibt für Radialglg 1 0 ν2 00 U + U + 1 − 2 U = 0, x x mit U 0 = dU/dx jetzt. Heißt Besselsche DGL. Potenzreihenansatz U (x) = x α ∞ X aj x j j=0 gibt α = ±ν und 1 a2j−2 , 4j(j + α) = 0, a2j =− a2j+1 j = 1, 2, . . . j = 0, 1, . . . Einsetzen und rechnen gibt U (x) ≡ U±ν (x) = ∞ x ±ν X 2 j=0 x 2j (−1)j . j!Γ(j ± ν + 1) 2 Heißen Bessel-Fkten erster Art der Ordnung ±ν. Existieren für ν ∈ IR (!) Speziell für ν ∈ IN (nur dann) U−m (x) = (−1)m Um (x). Besselfkt zweiter Art: Neumannfkt. Besselfkt dritter Art: Hankelfkt. 120 Sind jeweils Lsg der Bessel-DGL. Jede Besselfkt hat ∞ Nullstellen: wichtig in Physik. Besselfkt sind orthogonal. Jede Fkt läßt sich in [0, a ∈ IR] nach Besselfkt entwickeln: Fourier-Bessel-Reihe Neumann-Reihe Kapteyn-Reihe Schlömilch-Reihe Anwendung: Akkretionsscheiben um Sterne und schwarze Löcher. Übung: Zylinderpotential mit Bessel-Fkten. 121 KAP 5: ELEKTROSTATIK IN MEDIEN §100 Phänomenologie Keine el Felder in Leitern: Ldgen verteilen sich um, sammeln sich an Oberfläche. Erzeugen gleich großes, umgekehrtes Feld. In Isolatoren neutrale Atome aus Kern (+) und Elektronen (−). Werden durch angelegtes Feld leicht versetzt: Dipol. Dipole heben angelegtes Feld teilweise auf. Schiebe Dielektrikum zwischen Platten eines Kondensators. Kapazität C = q/U . Mit Dielektrikum verringert sich E, also U . Kapazität wächst. §101 Potential in Medien Die Glgen ~ = −grad Φ E ↔ ~ =0 rot E bleiben in Medien richtig: Sie gelten für jedes Atom, also für alle. §102 Dielektrische Verschiebung: Physik Äußeres Feld bewirkt Versatz zwischen Atomkern und Ldgswolke: induzierte Dipole im Dielektrikum. Erzeugen Dipolfeld. Gehe damit ins Gesetz für Potential einer Ladungs+Dipolverteilung. Dies ist makroskopische Beschreibung: Kern+Ldgswolke haben Gesamtldg 0: keine freien Ldgen. Man kann Feld im Dielektrikum auch so beschreiben: als Überlagerung versetzter Kern+Wolkenldgsfelder. Aber statt +großes E (Kern) − großes E (Elektron) ... Kompensation schon in Dipolfeld geschehen. §103 Dielektrische Verschiebung: Formalismus Betrachte Volumenelement d3 r0 bei ~r 0 im Dielektrikum. 122 Hat Ldg dq = ρ(~r 0 )d3 r0 , Dipolmoment d~p = P~ (~r 0 )d3 r0 . Neue Größe: Dipolmomentdichte P~ . Beitrag zum Potential bei ~r " # 0 ~ (~r 0 ) · (~r − ~r 0 ) 1 ρ(~ r ) P dΦ(~r) = d3 r0 + d3 r0 . 0 4π0 |~r − ~r | |~r − ~r 0 |3 Gesamtpotential bei ~r Φ(~r) = 1 4π0 Z " d3 r0 # 0 0 ~ P (~r ) · (~r − ~r ) ρ(~r ) + . |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3 0 Standardformel für letzten Term (betachte ∇0 , nicht ∇) Z 0 ρ(~ r ) 1 1 d3 r0 . + P~ (~r 0 ) · ∇0 Φ(~r) = 0 4π0 |~r − ~r | |~r − ~r 0 | Benutze ~ = ∇f · A ~ + f∇ · A ~ ∇ · (f A) in partieller Integration (Übergang von grad zu div) "Z # Z 0 ~ 1 P (~r ) 1 0 0 ~ 0 0 Φ(~r) = d3 r0 [ρ(~ r ) − ∇ · P (~ r )] + d~ a · . 4π0 |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 | Jackson läßt leider Oberflächenterm weg. Interpretation der Glg: Randterm beschreibt Potential einer Flächen-Ladungs-Schicht mit dq = daσ ≡ d~aP~ . Ursache: Dipolldgen auf Randfläche haben keine kompensierenden Nachbarldgen. Mittlerer Term mit ∇0 P~ beschreibt Volumenldg: Unvollständige Ldgskompensation an Dipolenden, wenn Dipole ungleich. Idee: Letzte Glg ist Potential einer Ladungsverteilung ρ − div P~ . Also Gaußsches Gesetz ~ r) = 1 [ρ(~r) − div P~ (~r)]. div E(~ 0 123 Umstellen ~ r) + P~ (~r)] = ρ(~r). div [0 E(~ Definiere dielektrische Verschiebung ~ = 0 E ~ + P~ . D Dann (beachte: kein 0 ) ~ = ρ. div D Jetzt Info über Materialverhalten nötig. Einfachster Fall: Medium reagiert linear auf angelegtes Feld ~ P~ = 0 χe E. Def Dielektrizitätskonstante = 0 (1 + χe ). Dann ~ = E. ~ D Falls ortsunabhängig, ~ = ρ/. div E Falls nicht konstant, tritt grad auf. §104 Fundamentaldef des Verschiebungsvektors ~ über atomare Dipole. Obige Def von D Atomstruktur gehört aber nicht zur engeren Elektrodynamik. ~ als el Grundgröße ein. Sommerfeld führt D El Feld ist dann durch 2 Größen charakterisiert. Ihren Zusammenhang erfragt man erst später: ~ durch Kraft auf Ldg. Def wie bisher. ∗E ~ als Maß für Ldg-Dichte: ∗D Fläche S begrenze Ldgs(teil)volumen V . Dann sei I Z ~ = d~a · D dV ρ = qV . S V qV : Ldg q in V . Also genau wie oben ~ = ρ. div D 124 Ansatz, ganz ohne Polarisation von Dielektrika, ~ = E. ~ D konstant in homogenen Medien. §105 Sprungbedingungen Gegeben Trennfläche zwischen Medien mit 1 und 2 . Form der Trennfläche ist beliebig. Jedoch keine Singularitäten (Kanten): Man kann überall infinit rechteckigen Int.weg wählen: eps_1 -dl ----<--.........-dh|--------|dh......... ---->--eps_2 dl Annahme wie bei pill box: dh dl ~ in Teil normal (En ) und tangential (Et ) zur Grenzfläche. Zerlege E ~ ist Gradientenfeld, also E I ~ 0= d~l · E C = −dl Et,1 + dl Et,2 . Also Et,1 = Et,2 . Tangentialkomponente des el Feldes an Trennfläche von Medien stetig. Lege nun pill box in die Trennfläche: Infinit Höhe, kreisförmiger Boden mit Fläche da. Aus I Z ~ = d~a · D dV ρ = qV . S V wird (verzichte auf Vorzeichendiskussion, nehme Betrag) |Dn,1 − Dn,2 |da = ρdV = ρh da ≡ σda, 125 Flächenladungsdichte σ (der Polarisationsldgen!) Also |Dn,1 − Dn,2 | = σ. Merke: ohne Ldgen sind Et und Dn stetig. Übung: wenn En an Grenzfläche unstetig ist, gibt dann Strecke dh trotz dh dl nicht doch Beitrag? §106 Punktladung vor ebener Dielektrikumgsgrenze Unendliche Ebene trennt 1 , 2 . Punktldg q im Abstand d von der Ebene, in Medium 1 . Finde passende Spiegelldg in Medium 2 . Übung: studiere Lsg in Jackson; rechne damit andere Aufgaben. Jackson 4.4. Trick: erfülle obige Randbdg durch Hilfsldg q 00 am Ort von q. Weiteres Standardbeispiel: Dielektrische Kugel in homogenem E-Feld. Übung: studiere diese Lsg (mittels Legendrepol; z.B. Griffiths S. 186) und löse damit andere Beispiele. §107 Anisotropie Bisher angenommen, daß induzierter Dipol k angelegtes Feld. Aber: Moleküle haben richtungsabhängige Polarisierbarkeit: Tensor statt Skalar . §108 Polare Moleküle Bisher nur von außen induzierter Dipol. Viele Moleküle haben intrinsisches Dipolmoment, z.B. Wasser. Angelegtes Feld bewirkt Drehmoment. Details in Abschnitt 4.5, 4.6 in Jackson. §109 Elektrostatische Energie in dielektrischen Medien Energie von Ldgen im Vakuum Z 1 d3 rρ(~r)Φ(~r). W = 2 126 Jede Ldg im Feld der vorhandenen Ldgen von ∞ heranbringen. Jetzt Zusatzarbeit: Erzeugung der Polarisation im Dielektrikum. Beschreibe Proton-Elektron als klassische Feder: Dehnungsarbeit. Trick: betrachte kleine Änderung der Ladungsdichte Z δW = d3 rδρ(~r)Φ(~r). Übung: warum oben Faktor 1/2, hier nicht? Φ Potential der schon vorhandenen Ldgen. Benutze ~ =ρ ∇·D also ~ = δρ. ∇ · δD Also Z δW = ~ d3 rΦ∇ · δ D. Partielle Integration über ganzen Raum. Annahme: Ldgen nur in endlichem Bereich. Z Z 3 ~ = d3 rE ~ · δ D. ~ δW = − d r∇Φ · δ D Also Z W = 3 Z dr ~ · δ D. ~ E (109.1) ~ = E ~ (linear!), dann Ist = const in D ~ = 1 δ(E ~ · D). ~ E · δD 2 Also 1 W = 2 Z ~ · D. ~ d3 rE ~ = −∇Φ und ∇ · D ~ =ρ Kontrolle: mit E ...und partieller Integration zurück an Anfang: Z 1 W = d3 r Φ ρ. 2 Glg (109.2) nur für Medien, die linear reagieren. 127 (109.2) Sonst gilt (109.1): Hysterese (Vorgeschichte; memory). §110 Einbringen eines Dielektrikums Problemstellung: gegeben Konfiguration von Ldgen. Wie ändert sich el Energie beim Einschieben eines Dielektrikums? Kleine formale Rechnung (Jackson Abschnitt 4.7) gibt Z 1 ~ 0. ∆W = − d3 rP~ · E 2 V ~ 0 Feld ohne Dielektrikum, E P~ Polarisation, V Volumen des Dielektrikums. Ist bis auf Faktor 1/2 Dipolenergie. Grund: Dipol wird schrittweise erzeugt, ist nicht permanent. §111 Kräfte auf Dielektrika Rechnung in Griffiths 4.4.4, S. 193ff. Jeder Leiter wird in el Feld hineingezogen. Dielektrikum auch, wegen Dipol-Polarisationsldgen. Dielektrikum wird in Plattenkondensator hineingezogen. 128 129 KAP 6: MAGNETOSTATIK §112 Monopol, Dipol, Magnetfeld Alte Griechen: freie Ldgen (Reibung) und Permanentmagneten. Permanente el Medien (Elektrete) waren nicht bekannt: Entstehen beim Zerbrechen von Kristallen; Feld zerfällt in Std. Heute: Elektromagnete wichtiger als Permanentmagnete. Oersted: Kompaßnadel im Magnetfeld erfährt keine Translationskraft; nur Drehmoment. Also magnetische Kraft: Kräftepaar: Dipol. Es gibt keine mag Ldgen. Es gibt keine mag Monopole. Mag Feldlinien geschlossen (vgl. Vektoranalysis). Nur mag Dipole (und höher). Richtiger Verdacht: ~ ~j? el Ströme auch immer geschlossen: Zusammenhang B, ~ und B. ~ Subtiler Unterschied zwischen H ~ fundamentaler als Feldstärke H. ~ Magnetische Flußdichte B ~ nicht H, ~ verdient den Namen mag Feldstärke.” Sommerfeld: “B, ~ und H ~ sind Erregungsgrößen.” “D Hat sich (noch) nicht durchgesetzt. §113 Strom. Kontinuitätsglg Alle Magnetfelder durch Ströme = bewegte Ldgen verursacht. Stromdichte ~j: Wieviel Ldg fließt pro Zeit durch Fläche A. Vektorrichtung = Bewegungsrichtung der Ldgen. Ist A konstant (Draht): Strom I = |~j|A. Ldgen sind erhalten. Können nur durch Oberfläche eines Volumens strömen. Vgl Def von div. Änderung der Ldg in festem Volumen Z ∂q ∂ = d3 r ρ(r, t). ∂t ∂t V 130 Nur durch Ein- und Ausfluß. I I d~r ∂q = − d~a · ρ = − d~a · ρ~v . ∂t dt S S -> / dr in dt ---------------- / | |/ / | . . . . . / | |/ / | . . . . . / | V |/ | . . . . . -> | |--> da -----------S---- -> -> dV = da.dr ~a zeigt aus Volumen hinaus. d~r: Strecke, die Ldgen in dt zurücklegen. Ladungsstromdichte ~j = ρ~v . Grundgröße der Magnetostatik, wie q für Elektrostatik Also (Gaußscher Satz) Z I ∂ 3 d r ρ(r) = − d~a · ~j ∂t V ZS d3 r div ~j. =− V Muß für beliebiges (aber konstantes) V gelten, also ∂ρ + div ~j = 0. ∂t Kontinuitätsglg. Wichtig in ganzer Physik. Magnetostatik: zeitlich konstante Mag.felder durch zeitlich konstante Ströme. Also auch ρ zeitlich konstant (Fließgleichgewicht), also ∇ · ~j = 0. (Magnetostatik) §114 Ohmsches Gesetz 131 Verknüpfung Strom und Feld oft empirisch gegeben durch ~ ~j = σ E. Achtung: σ hier el Leitfähigkeit, nicht Flächenldgsdichte. Gilt in Leitern, nicht in Halbleitern. In Kristallen Tensor σ. §115 El Wirbelfelder Elektrostatik: Leiterinneres feldfrei. Nicht in stromführenden Leitern: Ldgen bewegen sich durch Kraftwirkung des el Feldes. Spannungsquelle: Batterie. In Supraleitern nicht nötig. Stromkreise sind geschlossen (ggf in ∞). Elektrisches Feld also geschlossene Kurve. ~ = 0. In Magnetostatik gilt nicht allgemein rot E Def Elektromotorische Kraft I ~ EMK = d~l · E. Stom wird durch Reibung dissipiert (nicht in Supraleitern): Spannungsquelle im Stromkreis nötig. §116 Gesetz von Biot-Savart Oersted 1819: Kompaßnadel durch Strom abgelenkt ~ → Strom erzeugt Magnetfeld: B(I). Erster bekannter Zusammenhang Elektrizität und Magnetismus! Gesetz von Biot & Savart 1820. Heutige Form ~ r) = dB(~ µ0 3 0 ~j(~r 0 ) × (~r − ~r 0 ) dr . 4π |~r − ~r 0 |3 Für einzelne bewegte Ldg ~j = ρ~v . Sei Ldg bei ~r0 , ihre Geschw sei ~v0 . Dann ρ(~r 0 ) = qδ(~r 0 − ~r0 ). 132 Integration gibt ~ r) = µ0 q~v0 × (~r − ~r0 ) . B(~ 4π |~r − ~r0 |3 In Draht d3 r0~j(~r 0 ) = (A0 dl0 )(ˆl0 I 0 /A0 ). Drahtrichtung ˆl0 = Stromrichtung, A0 senkrecht, µ0 I 0 d~l 0 × (~r − ~r 0 ) ~ dB(~r) = . 4π |~r − ~r 0 |3 Zahlenwert per Def (N: Newton, A: Ampere) µ0 N = 10−7 2 . 4π A Sowie 0 µ0 = 1 . c2 §117 Feld des geraden Drahtes ˆl und ~r − ~r 0 liegen in Zeichenebene. ~ = Bφ φ̂. Also wegen Kreuzprodukt B Feldlinien sind konzentrische Kreise um Draht. ^^ I’|l | p |-------x B_phi | ^ ^ l | / . | / . theta/ . -> | /-> -> . r | / r -r’ . |/ . |<. . . . . . . . | -> r’ 133 Sei l Abstand entlang Draht von ~r und ~r 0 . Sei p Normale von Aufpunkt zum Draht. Sei θ Winkel zwischen Draht und Linie Quell-Aufpunkt. Dann ˆl × (r̂ − r̂ 0 ) = φ̂ sin θ. Also Z µ0 0 ∞ dl sin θ I Bφ = 4π p2 + l 2 Z−∞∞ µ0 0 dl = Ip 2 2 3/2 4π −∞ (p + l ) µ0 I 0 = . 2π p Dies eigentliches Gesetz von Biot-Savart. §118 Amperesches Gesetz Oersted und Biot-Savart: Magnetfeld, das durch Strom induziert wird. Ampere: Kraft eines stromdurchflossenen Leiters auf einen anderen. Coulomb: Kraft zwischen Ldgen. Ampere: Kraft zwischen Strömen. ~ Ampere brauchte gar kein B-Feld! Nur Kraft von Strom. Hier gleich: Kraft von Feld von Strom ~ r) . dF~ (~r) = d3 r ~j(~r) × B(~ Alternativ identisch ~ r), dF~ (~r) = Id~l(~r) × B(~ ~ r). F~ (~r) = q~v (~r) × B(~ 1. Zeile: für räumliche Stromdichten 2. Zeile: a la Ampere: Kraft auf Leiter 3. Zeile: Lorentzkraft auf geladenes Teilchen ~ B soll durch Strom erzeugt sein µ0 I 0 d~l 0 × (~r − ~r 0 ) ~ dB(~r) = . 4π |~r − ~r 0 |3 134 ~ dB) ~ Dann in erster Zeile oben (Achtung auf B, µ0 0 ~ d~l 0 × (~r − ~r 0 ) ~ dF (~r) = II dl × . 4π |~r − ~r 0 |3 Gesamtkraft der Schleife I 0 auf Schleife I: Integration über beide Leiterschleifen I I ~ µ dl × [d~l 0 × (~r − ~r 0 )] 0 0 ~ F = II . 4π |~r − ~r 0 |3 Achtung: zwei Einfachintegrale, nicht ein Doppelintegral. Asymmetrie bzgl. d~l und d~l 0 ? Nein: Seien ~a, ~b, ~c beliebig, dann ~a × (~b × ~c) = (~a · ~c)~b − (~a · ~b)~c. (118.1) Erster Term rechts ist hier: 1 1 d~l · (~r − ~r 0 ) = −d~l · ∇ = −dl . 0 3 0 |~r − ~r | |~r − ~r | |~r − ~r 0 | dl : Zuwachs entlang Int.weg. Es ist ~r 6= ~r 0 (sonst Kurzschluß der beiden Ströme). Also 1/|~r − ~r 0 | überall endlich. Also verschwindet Ringintegral. Bleibt nur zweiter Term in (118.1), also Gesamtkraft I I µ r − ~r 0 0 0 0 ~ ~ ~ ~ F = − II (dl · dl ) . 4π |~r − ~r 0 |3 Also perfekte Asymmetrie bzgl der beiden Stromkreise. Newton III erfüllt: Kraft von Schleife I auf I 0 ist −F~ . Damit folgt Amperes eigentliches Ergebnis: Kraft zwischen langen parallelen Drähten ist F = µ0 II 0 l , 2π d mit Länge l, Abstand d der Drähte. Ist anziehend, wenn Ströme in gleiche Richtung, sonst abstoßend. 135 §119 Erste DGL der Magnetostatik Vergleiche Coulomb ~ r) = 1 E(~ 4π0 Z ~r − ~r 0 d r ρ(~r ) |~r − ~r 0 |3 3 0 0 und Biot-Savart ~ r ) = µ0 B(~ 4π Z ~r − ~r 0 d r j(~r ) × . |~r − ~r 0 |3 3 0~ 0 Große Ähnlichkeit. Schreibe Z µ 1 0 3 0 0 ~ r) = − B(~ d r ~j(~r ) × ∇ . 4π |~r − ~r 0 | Es gilt ∇ × (f~a) = ∇f × ~a + f ∇ × ~a. Also 1 ~j(~r 0 ) × ∇ |~r − ~r 0 | ~j(~r 0 ) 1 = −∇ × + ∇ × ~j(~r 0 ). 0 0 |~r − ~r | |~r − ~r | Letzter Term verschwindet, ∇r × ~j(~r 0 ) ≡ 0. Also ~ r ) = µ0 ∇ × B(~ 4π B-Feld ist reines rot-Feld, also Z ~j(~r 0 ) dr . |~r − ~r 0 | 3 0 (119.1) ~ = 0. div B §120 Zweite DGL der Magnetostatik Wie in Elektrostatik: kennt man div und rot, kennt man Vektorfeld. ~ = 0. Gesucht: rot B. ~ div B ! Z 0 ~ ~ r) = µ0 ∇ × ∇ × d3 r0 j(~r ) ∇ × B(~ . 4π |~r − ~r 0 | 136 Formel ∇ × (∇ × ~a) = ∇(∇ · ~a) − ∆~a. Also ~ r ) = µ0 ∇ ∇ · ∇ × B(~ 4π ~ r 0) 3 0 j(~ dr |~r − ~r 0 | Z ! µ0 − ∆ 4π Z ~j(~r 0 ) dr |~r − ~r 0 | 3 0 Formel ∇ · (f~a) = ~a · ∇f + f ∇ · ~a. (120.1) Also im ersten Term ! ~j(~r 0 ) 1 1 0 ~j(~r ) · ∇ = ∇· ∇ · ~j(~r 0 ). + 0 0 0 |~r − ~r | |~r − ~r | |~r − ~r | Hierbei wieder ∇r · ~j(~r 0 ) = 0. Also ~ r ) = µ0 ∇ ∇×B(~ 4π Z Z 1 µ0 1 3 0~ 0 d r j(~r )∇ − d r j(~r )∆ . |~r − ~r 0 | 4π |~r − ~r 0 | 3 0~ 0 Hierbei benutzt ∆r~j(~r 0 ) = 0. Benutze (i) 1 1 ∇ = −∇0 0 |~r − ~r | |~r − ~r 0 | und (ii) 1 ∆ |~r − ~r 0 | = −4πδ(~r − ~r 0 ). Dann ~ r ) = − µ0 ∇ ∇×B(~ 4π Z 3 0~ 0 d r j(~r )·∇ 0 Z 1 +µ0 d3 r0~j(~r 0 )δ(~r −~r 0 ). 0 |~r − ~r | Verwende wieder (120.1) im ersten Term " ! # Z 0 ~ j(~r ) 1 ~ r) = − µ0 ∇ d3 r0 ∇0 · ∇×B(~ − ∇0 · ~j(~r 0 ) +µ0~j(~r). 0 0 4π |~r − ~r | |~r − ~r | Erster Klammerterm ist Raumintegral über Divergenz. 137 Also nach Gaußschem Satz Oberflächenintegral in r = ∞. Kann = 0 gesetzt werden. Zweiter Klammerterm: Kontinuitätsglg der Magnetostatik ist ∇0 · ~j(~r 0 ) = 0. Also bleibt nur dritter Term, und somit ~ r) = µ0~j(~r). ∇ × B(~ Heißt Amperesches Gesetz (mikro): jeder Strom ist von Magnetfeld umschlossen: rot. Zweite Fundamentalglg der Magnetostatik. §121 Integralform des Ampereschen Gesetzes E-Statik: Gaußsches Gesetz mit Gaußschem Satz Z Z ρ 1 ~ = ↔ ~ = div E d3 rρ(~r) = q/0 . d~a · E 0 0 S M-Statik: Amperesches Gesetz (makro) mit Stokesschem Satz I Z ~ = µ0~j ↔ ~ = µ0 d~a · ~j = µ0 I. rot B d~l · B C S Eingerahmt: Amperesches Durchflutungsgesetz. Anwendung: Magnetfeld von symmetrischen Leitern: Drähte. (Vgl Gaußsches Gesetz der Elektrostatik.) §122 Vergleich Magneto- und Elektrostatik Grundglgen der Magneto- und Elektrostatik im Vakuum ~ = 0, div B ~ = µ0~j, rot B ~ =ρ/0 , div E ~ rot E=0. Integralformen der 2 Glgen mit Quellen ρ, ~j sind { ~ = q/0 , d~a · E S I ~ = µ0 I. d~l · B C 138 Benutze Integralformen für Felder hoher Symmetrie. §123 Das Vektorpotential ~ = 0 dann Mathem.: wenn überall div B ~ = rot A. ~ B Vergleiche (119.1) ~ r ) = µ0 ∇ × B(~ 4π Z ~j(~r 0 ) dr . |~r − ~r 0 | 3 0 Also ~ r ) = µ0 A(~ 4π Z ~j(~r 0 ) dr . |~r − ~r 0 | 3 0 Vgl Elektrostatik 1 Φ(~r) = 4π0 Z ρ(~r 0 ) dr . |~r − ~r 0 | 3 0 Es gilt rot grad ≡ 0. ~ unverändert, wenn Also B ~→A ~ + grad Ψ. A Heißt Eichtransformation. ~ invariant unter Eichtransformationen. B ~ verfügen. Mit Eichfreiheit kann man über div A ~ = 0 heißt Coulomb-Eichung. div A Jackson zeigt: für Coulomb-Eichung gilt (123.1). §124 Von Ampere zu Biot-Savart Oben: von Biot-Savart zur Ampereschen Glg. Jetzt als Training umgekehrter Weg. Schwinger 26.3 (S. 316) Fundamentalglgen ~ = 0, ∇·B ~ = µ0~j. ∇×B 139 (123.1) Ansatz ~ = ∇ × A. ~ B Somit erste Glg erfüllt. Zweite Glg wird ~ = ∇(∇ · A) ~ − ∆A ~ = µ0~j. ∇ × (∇ × A) ~ ändert sich nicht bei Eichtransformation B ~→A ~ + ∇λ. A ~ so, daß folgende Rechnung einfach. Wähle A Wähle also Coulombeichung ~ = 0. ∇·A Übung: Zeige, daß dies durch Addition von ∇λ möglich. In Coulombeichung wird (gesamte!) Magnetostatik also ~ = −µ0~j. ∆A Ist Vektor-Poissonglg. Vgl Skalar-Poissonglg der Elektrostatik ρ ∆Φ = − . 0 Lsg, wie oben ~ = µ0 A 4π Erinnerung Vektoranalysis Z d3 r0 ~j(~r 0 ) . |~r − ~r 0 | ~ = ∇Φ × E ~ + Φ∇ × E. ~ ∇ × (ΦE) Also ~j(~r 0 ) 1 ∇× =∇ × ~j(~r 0 ) 0 0 |~r − ~r | |~r − ~r | ~r − ~r 0 = ~j(~r 0 ) × . |~r − ~r 0 |3 In erster Zeile ∇ × ~j(~r 0 ) = 0 benutzt. 140 Also Z ~ r 0) µ 0 3 0 j(~ ~ ∇× d r B(~r) = 4π |~r − ~r 0 | Z µ0 ~r − ~r 0 3 0~ 0 = d r j(~r ) × . 4π |~r − ~r 0 |3 Ist Biot-Savart. §125 Magnetfeld fern von kreisförmigem Leiter Strom I in kreisförmigem Draht mit Radius a: Stromschleife. ~ in 5.5. Jackson berechnet B Damit Fernfeld in großer Entfernung der Stromschleife µ0 cos θ Iπa2 3 , 2π r µ0 sin θ Iπa2 3 . Bθ = 4π r Br = Kugelkoord r, θ. §126 Fernfeld eines beliebigen Stroms Gegeben beliebiger Strom innerhalb Gebiet, ... das klein gegen Abstand Feldmeßpunkt ist. Reihenentwicklung, nur bis zu 1 1 ~r · ~r 0 = + 3 + ... |~r − ~r 0 | r r Glg (123.1) wird dann Z Z µ 1 µ 1 0 0 ~ r) = A(~ d3 r0 ~j(~r 0 ) + d3 r0 ~j(~r 0 )(~r · ~r 0 ) + . . . 3 4π r 4π r Erinnerung: dyadisches Produkt zweier Vektoren (~a ⊗ ~b) · ~c = ~a(~b · ~c), ~c · (~a ⊗ ~b) = (~c · ~a)~b. 141 Also Z d3 r0 ~j(~r 0 )(~r · ~r 0 ) = Z d3 r0 (~r · ~r 0 )~j(~r 0 ) Z = ~r · d3 r0~r 0 ⊗ ~j(~r 0 ). Also ~ r ) = µ0 1 A(~ 4π r Z µ0 ~r d r j(~r ) + · 4π r3 3 0~ 0 Z d3 r0 ~r 0 ⊗ ~j(~r 0 ) + . . . Erster Term rechts ist Null! Ist nichttrivial. PP S. 132: This can be seen physically by dividing the system into current loops Z X I 3 0~ 0 d r j(~r ) = I d~l = 0. loops Formal: in Vektoranalysis wurde bewiesen: R Ist div ~j = 0 und ~j(∞) = 0, dann d3 r ~j = 0. Zweiter Term: Jackson S. 216, besser Schwinger S. 326. Beginne kartesisch: div ~j = 0, also Z 3 X 3 0= d r x i xj ∇ k jk k=1 Z = 3 dr X Z ∇k (xi xj jk ) − d3 r X d3 r X k k Z =0 jk ∇k (xi xj ) − jk (δik xj + xi δjk ) k Z = − d3 r(ji xj + xi jj ). R Hier d3 r∇(...) als Oberflächenintegral gedeutet (Gauß). Müßte sauber für 3-Tensoren bewiesen werden. Letzte Glg in Dyadenschreibweise Z d3 r(~j ⊗ ~r + ~r ⊗ ~j) = 0. Gilt für jedes ~j mit div ~j = 0 und ~j(∞) = 0. 142 Übung: führe Beweis direkt in Dyaden. Definiere erst Divergenz von 3-Tensoren. R D.h. d3 r ~r ⊗ ~j ist antiselbstkonjugierter Tensor. Achtung: nur das Integral, nicht der Integrand! ~ Hiermit zweiter Term in Reihenentwicklung von A. Direkt mit Dyaden (schreibe ~j 0 ≡ ~j(~r 0 )) Z Z 3 0 0 ~ 0 d r (~r · ~r )j(~r ) = d3 r0 ~r · (~r 0 ⊗ ~j 0 ) Z 1 d3 r0 ~r · (~r 0 ⊗ ~j 0 + ~j 0 ⊗ ~r 0 ) + (~r 0 ⊗ ~j 0 − ~j 0 ⊗ ~r 0 ) = 2Z 1 = d3 r0 ~r · (~r 0 ⊗ ~j 0 − ~j 0 ⊗ ~r 0 ) 2Z 1 = d3 r0 (~r 0 × ~j 0 ) × ~r. 2 Letzte Relation wurde in Dyaden-Algebra bewiesen, (~a ⊗ ~b − ~b ⊗ ~a) · ~r = −(~a × ~b) × ~r. Am einfachsten sieht man dies kartesisch komponentenweise. Siehe z.B. Kap 7.11 in PP. Somit Z µ ~ r 0 ~ r) = − A(~ × d3 r0 ~r 0 × ~j(~r 0 ) + . . . 3 8π r Schreibe dafür ~ × ~r ~ r ) = µ0 m A(~ + ... 4π r3 mit magnetischem (Dipol)Moment Z 1 m ~ = d3 r0 ~r 0 × ~j(~r 0 ). (126.1) 2 Der Integrand heißt Magnetisierung. Vgl elektrisches Dipolmoment einer Ladungsverteilung Z p~ = d3 r0 ~r 0 ρ(~r 0 ). ~ = ∇ × A, ~ Mag Induktion B µ 3r̂(r̂ · m) ~ − m ~ 0 ~ r) = B(~ . 4π r3 143 Ist magnetisches Dipolfeld. Zusammenfassung: weit weg von beliebiger Stromverteilung: ~ ist Dipolfeld mit mag Moment (126.1). B §127 Dipolmoment einer ebenen Leiterschleife Betrachte Magnetisierung für beliebige ebene Leiterschleife. Sei A Leiterquerschnitt (kann variieren), ˆl Leiterrichtung, ~jd3 r = I ˆl Adl = Id~l. A Also Z 1 d3 r0 ~r0 × ~j(~r0 ) m ~ = 2Z I = ~r0 × d~l0 . 2 ~r × d~l ist Parallelogrammfläche. Faktor 1/2: Dreiecksfläche. Summe aller Dreiecksflächen gibt Fläche innerhalb Leiterschleife. Vergleiche Flächensatz beim Keplerproblem. Falls Leiter also in xy-Ebene liegt m ~ = IAẑ. Übung: das magnetische Moment eines geladenen Teilchens ist q m ~ = ~l, 2µ mit Teilchenldg q, Masse µ, Drehimpuls ~l. Stimmt so für Elektronenbahn um Atomkern. Aber: für “innere” Drehung ~s des Elektrons (Spin) gilt q m ~ = ~s. µ Heißt anomales magnetisches Moment des Elektrons. Wird erst in relativistischer Quantenmechanik erklärt. q m ~ = 1.00116 ~s µ 144 wird erst in Quantenelektrodynamik erklärt. ~ §128 Magnetfeld in makroskopischen Medien: H Atome, Elektronen haben magnetische Momente. Reagieren auf äußere Felder. Mittelung über atomare Mikrofelder. ~ bleibt dabei unverändert. Gleichung div B Erinnerung Elektrostatik: Potential atomarer Ldgen und Dipolmomente (letztere aufgrund el Polarisation) " # 0 ~ (~r 0 ) · (~r − ~r 0 ) 1 ρ(~ r ) P dΦ(~r) = d3 r0 . + d3 r0 0 4π0 |~r − ~r | |~r − ~r 0 |3 Hierbei ~r ∈ / d3 r0 . Entsprechender Ansatz in Magnetostatik " # 0 0 0 ~ ~ ~ r) = µ0 d3 r0 j(~r ) + d3 r0 M (~r ) × (~r − ~r ) . dA(~ 4π |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3 Stromdichte ~j bekannt. Atomare Dipole im externen Feld: ~. Werden angesetzt mit Magnetisierung M Parallel: Integral über P, M gibt p, m: el, mag Dipolmoment. Gemäß (126.1) ist ~ = 1 ~r 0 × ~jm (~r 0 ), M 2 mit Mikrostromdichte ~jm . ~ als Grundtatsache. Diese wird nicht gebraucht: M Die üblichen Schritte (siehe Jackson S. 224): (i) Volumenintegration (ii) Umschreiben ~r − ~r 0 1 0 = ∇ . |~r − ~r 0 |3 |~r − ~r 0 | (iii) Partielle Integration: ~ (iii,a) 1. Term: ∇0 wirkt auf M (iii,b) 2. Term: mit Satz von Gauß in Oberflächenintegral umwandeln: 145 ~ verschwindet (iii,c) Oberfläche liegt im Unendlichen wo M geben Z ~ (~r 0 ) ~j(~r 0 ) + ∇0 × M µ 0 ~ r) = A(~ d3 r0 . 4π |~r − ~r 0 | Interpretation: ~ (~r 0 ) ∇0 × M ist effektive Stromdichte im Medium aufgrund Magnetisierung. Oben wurde gezeigt, daß Glgen ~ = 0, ∇·B ~ = µ0~j, ∇×B Lsg haben ~ = ∇ × A, ~ B Z ~ r 0) µ 0 3 0 j(~ ~ A= dr . 4π |~r − ~r 0 | Jetzt Umkehrschluß: ~ = ∇ × A, ~ B Z ~ (~r 0 ) ~ r 0 ) + ∇0 × M µ 0 3 0 j(~ ~ A(~r) = dr 4π |~r − ~r 0 | ist Lsg von ~ = 0, ∇·B ~ = µ0 (~j + ∇ × M ~ ). ∇×B Sei ~ = 1B ~ −M ~. H µ0 Dann Grundglgen der Magnetostatik ~ = ~j, ∇×H ~ = 0. ∇·B Vergleiche Grundglgen der Elektrostatik ~ = ρ, ∇·D ~ = 0. ∇×E 146 ~ und B ~ sind Grundfelder. E ~ und H ~ sind abgeleitete Felder: D enthalten die atomaren Ldgen und Ströme: per Ansatz: induzierte el und mag Dipole. ~ Magnetfeld genannt. Leider wird historisch H Grundfelder sind dann el Feld und mag Induktion. Abgeleitete Felder sind dielektrische Verschiebung und Magnetfeld. §129 Zusammenhang B und H ~ empfiehlt sich auch bei H ~ abstraktere Def: Wie bei D Denn reine E-dynamik kennt keine Atome und Mikroströme. ~ ist Gegenstück zu el Polarisation P~ . Magnetisierung M ~ beschreibt Elementarmagneten. M Def ~ = µ0 (H ~ +M ~ ) = µH. ~ B Sommerfeld würde hier 1/µ schreiben. Da sich dies nicht bewährt hat: µ0 1 4π0 vs 4π in allen Glgen. µ ist magnetische Permeabilität. µ = const: µ > µ0 : paramagnetische Stoffe, µ < µ0 : diamagnetische Stoffe. Diamagnetismus ≡ Dielelektrizität. Also Polarisierung der Materie durch angelegte Felder. ~ und H. ~ µ < µ0 aber > 0 wegen Vertauschung von B Paramagnetismus nur bei Molekülen mit eigenem mag Moment. Diese richten sich parallel zum Feld aus. Dagegen ist diamag/dielek Polarisierung per Def antiparallel. ~ als Fkt von H: ~ Hystereschleife. Ferromagnetismus: B Zusammenfassung der Materialglgen der E-Dynamik. ~ = E, ~ D ~ = µH, ~ B ~ ~j = σ E. 147 Man schreibt ~ = χm H, ~ M entsprechend zum elektrostatischen ~ P~ = χe E. χm ist magnetische Suszeptibiliät. Damit ~ = µ0 (H ~ +M ~) B ~ = µ0 (1 + χm )H ~ = µH, genau wie zuvor ~ = 0 (E ~ + P~ ) D ~ = 0 (1 + χe )E ~ = E. Also µ = µ0 (1 + χm ), wie zuvor = 0 (1 + χe ). §130 Sprungbedingungen an Grenzflächen ~ = 0 ist nach Gaußschem Satz div B I ~ = 0. d~a · B S Also für Pillendose an Mediengrenzfläche Bn,1 da − Bn,2 da = 0. ~ an Grenzfläche stetig. Also Normalkomponente von B Amperesches Gesetz ~ = ~j. ∇×H 148 Stokesscher Satz I ~ = d~l · H Z d~a · ~j. C Betrachte Rechtecksweg an Grenzfläche, wieder dh dl. Liegt Rechtecksweg d~l in Papierebene, zeigt d~a hinaus. Von ~j trägt nur jt bei. Annahme: j < ∞. Dann (−dl)Ht,1 + dlHt,2 = 0. Denn dh Differential zweiter Ordnung: kein Beitrag von Rechtecksfläche. Ht,1 = Ht,2 . ~ an Mediengrenzfläche stetig. Tangentialkomponente von H Wenn j → ∞ (sehr gute Leiter und hohe Frequenzen): |Ht,2 − Ht,1 | = dh jt ≡ Jt , mit endlicher Linien-Stromdichte Jt in Grenzfläche. §131 Lösungsmethoden der Magnetostatik ~ aus gegebenen Rand(flächen)werten: Randwertproblem: Bestimme B als Lsg der magnetostatischen DGLen. “Randwerte”: Strom in Schicht vorgegeben usw. Abschnitte 5.9 bis 5.14 in Jackson. Übung: magnetisierte Kugel. Hier: magnetische Abschirmung in Hohlkugel. ~ 0. Gegeben homogenes konstantes Feld B In dieses wird Hohlkugel mit konstanter Permeabilität µ gebracht. Welches Feld im Innern der Hohlkugel? Es fließen keine Ströme, also ~ = 0, ∇×H ~ = 0. ∇·B Aus erster Glg ~ = −∇Ψ. H Ψ heißt magnetisches Skalarpotential. 149 Aus zweiter Glg ∆Ψ = 0. Laplacegleichung, genau wie in Elektrostatik. Legendrepolynome; Sprungbedgen an Kugel. Lsg für Innenraumfeldstärke −1 H a3 ∼ µ 1− 3 , H0 b mit Innenradius a, Außenradius b der Hohlkugel. Innenraum also nahezu feldfrei, wenn µ sehr groß und Metallwand nicht allzu dünn. Wo sind die Feldlinien? dicht gepackt im Metall. §132 Permanentmagneten Nach Sommerfeld S. 83. Permanentmagnet: kein Strom fließt, also wieder ~ = 0, rot H ~ = 0. div B Wieder ~ = −grad Ψ. H ~, Gesucht: Magnetisierung M ~ = µ0 (H ~ +M ~ ). B Mit ~ = µ0 (div H ~ + div M ~) 0 = div B folgt ~ = −div M ~. div H Potential einsetzen ~. div grad Ψ = div M ist DGL des Stabmagneten ~. ∆Ψ = div M Wie lautet Randbdg auf Magnetoberfläche? 150 Betrachte wieder ~ = −div M ~ div H ist identisch zu Z ~ =− d~a · H S Z ~. d~a · M S Integriere über Pillendose in Magnetoberfläche Hn,2 − Hn,1 = Mn,1 − Mn,2 . ~ = 0. Außerhalb des Magneten (“1”) ist M Hn,2 − Hn,1 = −Mn,2 ≡ −Mn . ~ = −∇Ψ ist Mit H Hn = −∇Ψ · n̂ = − ∂Ψ . ∂n Also ∂Ψ ∂Ψ + = Mn . ∂n1 ∂n2 Minus wurde in n̂2 = −n̂1 gesteckt. Dies ist Randbdg auf Magnet. In ∞ sei noch Ψ = 0. Zusammenfassung: Glgen des Permanentmagneten ~, ∆Ψ = div M ∂Ψ ∂Ψ + = Mn,S , ∂n1 S ∂n2 S Ψ(∞) = 0. Dabei Subscript S: Oberfläche des Magneten, mit Normalen n̂1 = −n̂2 . Ist Summationsaufgabe (einfach), nicht Randwertaufgabe (komplex): ~ bekannt. Dann Lsg der Glgen Sei M Z ~ (~r 0 ) Z ~ (~r 0 ) div M M 4πΨ(~r) = − d3 r0 − d~ a · . 0| 0| |~ r − ~ r |~ r − ~ r V S Erstes Integral über (inneres) Magnetvolumen. Zweites Integral über Magnetoberfläche. Übung: zeige, daß dies wirklich Lsg ist. 151 Beachte: in Elektrostatik steht hier positives Vorzeichen. §133 Stabmagnet Sommerfeld S. 84. Def Stabmagnet: (i) Zylinder, ~ parallel zur Achse und konstant: M (ii) M ~ = 0, bleibt nur Oberflächenintegral. Also div M Dort tragen auch nur die 2 Deckflächen (“Pole”) bei: ~ · n̂ = 0. Magnetwand hat M Magnet habe Länge 2l, Radius a, Querschnitt F = πa2 . Koord.ursprung in Magnetmitte. Sei ~r Ortsvektor zu Punkt Q außerhalb des Magneten. Abstände r1 = P1 Q, r2 = P2 Q zu Polen P1 , P2 . Dabei r1 < r2 . Seien p, z Zylinderkoordinaten von ~r, r 2 = p2 + z 2 . Übung: zeige, daß für p, z l, 4πΨ = −M F 1 1 − r1 r2 . Übung: daraus durch Reihenentwicklung bzgl r1 , r2 für r l 4πΨ = 2lM F ∂ 1 . ∂z r Übung: zeige, daß dies Dipolfeld ist (wie zu erwarten war). ~ auf der Achse innerhalb des Magneten. Übung: Berechne Ψ und H Ergebnis lautet " # ~ ∂Ψ M l − z l + z ~ = H ẑ = − ẑ = p +p −2 . H ∂z 2 (l − z)2 + a2 (l + z)2 + a2 ~ und M ~ umgekehrtes VorzeiJeder der Klammerbrüche < 1, also H chen. ~ = µ0 (H ~ +M ~ ) sagt man: Da B ~ ist entmagnetisierend. H 152 Dünner Stabmagnet l a: bei z = 0 und z = ±l l ~ ~ 1− √ H(0) = −M ≈ 0, 2 + a2 l l 1~ ~ ~ 1− √ H(±l) = −M . ≈− M 2 4l2 + a2 Also ~ ~, B(0) ≈ µ0 M 1 ~ ~ . B(±l) ≈ µ0 M 2 ~ erreicht in der Mitte des dünnen Magneten vollen Wert µ0 M ~. B So über fast die gesamte Magnetlänge hinweg. ~ ab. ~ (steil) auf den halben Wert 1 µ0 M An den Polen fällt B 2 §134 Entmagnetisierung ~ , H. ~ Alle Permanentmagnete haben antiparallele M ~ = 0, also B ~ = rot A. ~ Grund: div B ~ B-Linien sind also geschlossen (reine Rotation). Verlaufen teils im, teils außerhalb Magnet. ~ entlang einer B-Schleife, ~ Integriere H nicht notwendig im mathematisch positiven Sinn, ~ sondern im Sinne (mittlerer) positiver B-Richtung. ~ = 0 und Stokesschem Satz Wegen rot H I ~ = 0. d~l · H B ~ = µ0 H. ~ Außerhalb des Magneten im Vakuum B Also positiver Beitrag zum Integral: ~ gleichgerichtet mit B. ~ denn d~l und H Also innerhalb des Magneten Z ~ < 0. d~l · H innen 153 Aber nach Voraussetzung Integrationsweg Z ~ > 0. d~l · B innen Es ist ~ = 1B ~ − H. ~ M µ0 (Achtung: hier steht immer µ0 , nicht µ). Also Z ~ > 0. d~l · M innen ~ oben: Vgl mit entsprechender Glg für H ~ H. ~ Im Mittel entlang jeder Linie durch den Magneten M Übung: der Ringmagnet. 154 KAP 7: MAGNETISCHE INDUKTION §135 Hintergrund Bisher: elektro- und magnetostat Glgen. Dazu kommen 2 zeitabhängige Terme hinzu: (i) Faradaysche Induktion (ii) Maxwellscher Verschiebestrom Damit vollständige Maxwellsche Glgen. Faradays Vermutung nach Oersteds Entdeckung: Wenn Ldg auf benachbartem Leiter Ldg induziert: Kann Strom in benachbartem Draht Strom induzieren? Antwort ja und nein: keinen stationären Strom, nur temporären. Faraday 1831: Stromstoß (also I für kurze Zeit) entsteht in Leiter wenn (i) Strom I 0 in Nachbarleiter ein- oder ausgeschaltet wird (ii) Nachbarleiter mit Strom I 0 bewegt wird (iii) ein Permanentmagnet ruckartig bewegt wird. ~ Faraday: ~j durch Änderung von B. ~ durch stationäres ~j. Ampere (zur Erinnerung): stationäres B §136 Integralform des Induktionsgesetzes Sei C Leiterschleife mit Linienelement d~l. C berandet ∞ viele Flächen S; Flächenelemente d~a. Def Magnetischer Fluß durch S ist Z ~ d~a · B. S Erinnerung: elektromotorische Kraft (EMK) ist I ~ d~l · E. C Heutige Formulierung von Faradays Beobachtungen I Z d ~ =− ~ d~l · E d~a · B. dt S C 155 (136.1) Minuszeichen ist Lenzsche Regel. Beachte: in SI-Einheiten keine Prop.konstante in (136.1). Zwei mögliche Ursachen für Flußänderung: ~ (Strom ein-/ausschalten, Magnet bewegen) (i) Änderung von B (ii) Änderung von d~l (Leiterschleife bewegen) §137 Differentialform des Induktionsgesetzes Verzichte auf (ii): Leiterschleife festgehalten. Genauer: Folgende Glg gilt in Koord.systemen, wo Schleife fest. Dann Z Z ~ d ∂B ~ = . d~a · B d~a · dt S ∂t S Forme Linienintegral in (136.1) mittels Stokesschem Satz um I Z d ~+ ~ 0= d~l · E d~a · B dt S C ! Z ~ ~ + ∂B . = d~a · ∇ × E ∂t S Soll für beliebige S gelten: Integrand muß verschwinden ~ ~ + ∂ B = 0. ∇×E ∂t Dies ist eine vollständige Maxwellglg. Vgl. mit Elektrostatik ~ = 0. ∇×E §138 Magnetische Quellenfreiheit und Induktionsgesetz Nach Becker-Sauter. Induktionsgesetz I Z d ~ =− ~ d~l · E d~a · B. dt C S 0 Sei S eine andere Fläche mit demselben Rand C. Z I d ~ =− ~ d~a 0 · B. d~l · E dt 0 C S 156 (138.1) S und S 0 bilden geschlossene Fläche. d~a hat auf S und S 0 dieselbe Richtung. Wenn d~a auf S aus geschlossener Fläche hinauszeigt, ...dann zeigt d~a 0 auf S 0 in sie hinein. Betrachte also −d~a 0 auf S 0 Z I d ~ ~ = (−d~a 0 ) · B. d~l · E dt 0 S C (138.2) (138.1) minus (138.2) d 0=− dt I ~ d~a · B. S,S 0 Hier zeigt jetzt d~a auf ganz S, S 0 vom Innern weg. Also I ~ = const. d~a · B const ist prop zu den in S, S 0 umschlossenen mag Ldgen: Null! §139 Induktionsgesetz aus Ampereschem Gesetz Nach Becker-Sauter, Abschnitt 5.3. ~ Ampere: Kraft zwischen Leitern. Heute: Kraft durch B ~ r), dF~ (~r) = Id~l(~r) × B(~ ~ r). F~ (~r) = q~v (~r) × B(~ Zweite Glg Lorentzkraft. Biot-Savart und Ampere: B und damit F durch j. Faraday: j durch B-Änderung. Dennoch sind beide tief verknüpft. Zeige nun: Lorentzkraft (Amperesches Gesetz) → Induktionsgesetz. ~ Aber nur für bewegte Leiterschleife, nicht für ∂ B/∂t. Induktion im letzteren Fall bleibt Grundgesetz. Drahtring C (Rand von Fläche S) bewege sich, Magnet sei fest. Form von C bleibt erhalten: keine Verbiegungen. Elektronen im Draht bewegen sich durch Magnetfeld. 157 Lorentzkraft ~ F~ = e~v × B. Hat F~ Komponente entlang C dann Bewegung der e− : Strom. Def induzierte Feldstärke ~ = ~v × B. ~ E Linienintegral hiervon I ~ = d~l · E C I IC = ~ d~l · (~v × B) ~ (d~l × ~v ) · B. (139.1) C -> -> ds = v dt o<------------o o<-----------o o<----------o o o o<---------^ o |-> o<---------|dl o o o<---------o o o o<-----------o o<------------o o o o o o o o o o o o o o o Jeder Drahtpunkt wird in dt verschoben um (Bild) ~v dt. Also ist dt ~v × d~l ≡ d~a Flächenelement, das bei Bewegung von C überstrichen wird: Leiterschleife × Verschiebung. Topologie dieser Fläche Z: Zylindermantel ohne Deckel. Also I Z ~ = ~ dt (d~l × ~v ) · B d~a · B. (139.2) C Z 158 Integriere jetzt über Zylindermantel Z plus 2 Deckel S. Wegen magnetischer Quellfreiheit I ~ 0 = d~a · B Z Z Z 0 ~+ ~+ ~ = d~a · B d~a · B d~a · B ZZ ZSt Z St+dt ~− ~+ ~ = d~a · B d~a · B d~a · B St St+dt ZZ Z ~ + dt d ~ = d~a · B d~a · B dt St Z I Z d (139.2) ~ + dt ~ = dt (d~l × ~v ) · B d~a · B dt St Z IC (139.1) ~ ~ + dt d = dt d~l · E d~a · B. dt St C Also Induktionsgesetz I ~ =−d d~l · E dt C Z ~ d~a · B. S Wenn Galileiinvarianz angenommen wird: Dann letzte Glg auch für bewegten Magneten und ruhendes C. Neuer Faraday-Effekt jedoch, nicht aus Lorentzkraft herzuleiten: ~ ∂B ∂t kann ohne Bewegung Strom induzieren. §140 Amperesches Gesetz aus Induktionsgesetz Genauer: Lorentzkraft aus Induktionsgesetz. Siehe Jackson. Relativbewegung ~v zwischen Leiterschleife und Magnet. Zwei gleichberechtigte Beobachter: 1. Ruhsystem des Magneten. 2. Ruhsystem der Schleife. ad 1. Leiterschleife wird mit ~v bewegt. Dann Z Z ~ I d ∂ B ~ = ~ × ~v ). d~a · B d~a · + d~l · (B dt S ∂t S C Postulat Galilei-Invarianz: 159 Induktionsgesetz gilt in jedem Inertialsystem in gleicher Form. ~ und B ~ transformieren sich. Nur E Setze letzte Glg in Induktionsgesetz ein. Nach Umstellen I Z ~ ~ ~ − ~v × B) ~ = − d~a · ∂ B . dl · (E ∂t C S ad 2. Induktionsgesetz lautet im Ruhsystem der Schleife I Z ~ ~ 0 = − d~a · ∂ B0 . d~l · E ∂t C S Vgl letzte 2 Glgen ~ =B ~ 0, B ~ =E ~ 0 + ~v × B ~ 0. E Jackson rechnet ad hoc mit B = B0 . Zweite Glg: Lorentzkraft. §141 Energie des magnetischen Felds Abschnitt 7.3 in Becker-Sauter. Elektrische Energie: bringe infinit Ldgen in el Feld vorhandener Ldgen. Magnetische Energie: bringe infinit Ströme in mag Feld vorhandener Ströme. Ströme dabei in Leiterschleifen. Feldenergie = Arbeit, die zum Aufbau des Systems nötig ist. Berechne mag Energie nur für folgendes Experiment: Jeder Stromkreis hat konstanten Strom Ii . Bei möglicher induktiver Änderung von Ii : Zuschalten von Batterie im Stromkreis hält Ii konstant. Allgemeine Herleitung der mag Energie dagegen kompliziert. Warum ist Arbeit nötig?: Jeder neue infinit Strom ändert mag Fluß durch alle Stromkreise. induziert EMK = Spannung in allen Schleifen ändert alle Ströme Batterien leisten Arbeit, um Ii wieder herzustellen. 160 Unendlich langsames Einbringen der infinit Stöme hilft nicht: Flußänderung dΦ bleibt gleich. Arbeit hängt von dΦ ab, nicht von dΦ/dt: Faraday I ~ = − dΦ . U ≡ d~l · E dt El Leistung U I, also el Arbeit (Minus: geleistete Arbeit der Akkus) dW = −U Idt = IdΦ. Erforderliche Arbeit, um Strom Ii in Schleife i zu erhalten, ...wenn mag Fluß Φi durch die Schleife ...durch Einbringen eines infinit Stroms um dΦi geändert wird. Zerlege jede Schleife in ein Netz infinitesimaler Sub-Schleifen. In diesen ist B-Feld jeweils konstant. o o o o B_1|B_2 o o__|____|____|__o o | | | o o B_3| B_4| | o o____|____|____|____o o | | | o o___|____|____|___o o | | | o o|____|____|o o o o Zerlegung einer Stromschleife in infinit Sub-Schleifen mit konstanten B_i Arbeit in Sub-Schleife ~ d2 W = Id2 Φ = Id~a · dB. Ist Differential zweiter Ordnung. Achtung: Jackson ist hier nachlässig mit Differentialordnung. ~ ist Feldänderung durch Einbringen von infinit Strom. dB I ist finit: Strom in Schleife: konstante Kennzahl der Schleife. Mit Vektorpotential geschrieben ~ d2 W = Id~a · ∇ × dA. 161 Definition von “rot” ist (beliebiges F~ ) I d~a · ∇ × F~ = d~l · F~ . Also I 2 d W =I ~ d~l · dA. Summe über alle infinit Schleifen in allen (Makro-)Schleifen: Gesamtarbeit bei Einbringen von infinit Strom X X I 2 ~ dW = dW = I d~l · dA. Ersetze Summe über Sub-Schleifen durch Raumintegral X Id~l ≡ ~jd3 r. Also Z dW = ~ d3 r ~j · dA. ~ = ~j gibt Amperesches Gesetz ∇ × H Z ~ · dA. ~ dW = d3 r(∇ × H) Vektoridentität ∇ · (~a × ~b) = (∇ × ~a) · ~b − (∇ × ~b) · ~a gibt Z dW = ~ · dH ~ + d r(∇ × dA) 3 Z ~ × dA). ~ d3 r∇ · (H Forme 2. Integral in Oberflächenintegral in ∞ um. Dort sollen alle Felder verschwinden, also Z ~ · dH. ~ dW = d3 r(∇ × dA) ~ = B, ~ Jetzt wieder ∇ × A Z dW = ~ · dB. ~ d3 rH 162 Vgl Elektrostatik Z dW = ~ · dD. ~ d3 rE Sind völlig allgemeine Glgen. ~ = µH ~ linear. Weiter mit Materialien, für die B Z 1 ~ · dB. ~ d3 rB dW = µ Also Energiegehalt Z 1 d3 rB 2 . W = 2µ Magnetische Energiedichte (für µ = const) B2 e= . 2µ §142 Induktivität Definition Nach Becker-Sauter. Thema: Ströme in Leitern: technische Anwendungen. Achtung: nur Niederfrequenzwechselstr öme. P Elektrostatik: qi = Cij Φj . Ldgen auf einem Leiter mit konstantem Potential Φ. Kapazitäten C. Dann 1 XX W = Cij Φi Φj . 2 Magnetostatik: Betrachte n Stromkreise I1 , . . . , In . Wechselseitige und Selbst-Induktion. Annahme: µ = const. ~ ∼ I. Mag Fluß ∼ B Und lineare Superposition der Felder von I1 , . . . , In . R ~ Also Induktion Φi = d~ai · B Φi = n X j=1 163 Lij Ij . Lij Induktivität von Leiter j auf Leiter i. Lii Selbstinduktivität. Mag Feldenergie. Arbeit = el Leistung U I× Zeitintervall dt X dW = Ii Ui dt = = i X Ii dΦi i X X i =d Lij Ij dIj j 1 XX Lij Ij Ij 2 i j ! . Also magnetische Feldenergie W = 1 XX Lij Ii Ij . 2 i j Selbstinduktivität der langen Spule. Strom I, Länge l, Windungszahl N , Querschnittsfläche q. Magnetfeld im Innern H = N I/l. Also Induktionsfluß durch N Drahtschleifen (Fläche!) Φ = µµ0 N q · N I/l. Also Selbstinduktivität L = µµ0 N 2 q/l. Wechsel-Induktivitätsformel. Lij Ij ist mag Fluß durch Fläche Ai wegen Strom Ij , Z ~ j (~ri ). Lij Ij = d~ai · B Achtung auf i, j! Seien d~ri , d~rj Linienelemente des i-ten und j-ten Kreises. (Hier besser geeignet als d~l, siehe unten.) 164 Mit Stokesschem Satz I Lij Ij = ~ j (~ri ). d~ri · A Erinnerung: oben gezeigt, daß ~ = µ0~j, ∇×B ~ = 0, ∇·B Lsg hat ~ = ∇ × A, ~ B Z ~ r 0) µ 0 3 0 j(~ ~ dr . A= 4π |~r − ~r 0 | Benutze d3 r~j = Id~r. Beides einsetzen µ0 Ij Lij Ij = 4π I I d~ri · d~rj 1 . |~ri − ~rj | Also µ0 Lij = 4π I I d~ri · d~rj . |~ri − ~rj | Es gilt also Lij = Lji Dasselbe in Jackson 5.17. Übung: Sommerfeld, gerader Leiter, geometrische Lsg 1854 §143 Selbstinduktivität Problem: wird obige Formel für Lij auch für Lii benutzt: Singulär: ~ri = ~ri . Trick: zerlege Draht in ∞ viele benachbarte Stromfäden. Entsprechende Herleitung wie oben gibt für Selbstinduktivität Z Z I I df df 0 d~r · d~r 0 µ0 . L= 4π q2 |~r − ~r 0 | H Deutung: Die wieder entlang des Stromkreises. 165 RR Das df df 0 über alle Paare von Stromfäden im Draht. Diese haben Querschnitt df df 0 , der ganze Draht q. Übung: diese Herleitung im Detail. Längliche Rechnung gibt für kreisförmig gebogenen Draht, falls Drahtradius α Kreisradius a, 8a 7 L = µ0 a ln − . α 4 Übung: diverse Selbstinduktivitäten ausrechnen. §144 Transformatoren Def Transformator: 2 Stromkreise, mit Wechselstrom in einem. Def Feste Kopplung: Durchsetzt mag Feldlinie einen Stromkreis, dann auch den anderen. Realisierung: beide Stromkreise auf denselben Eisenkern wickeln: Feldlinien verbleiben in diesem. Beachte: Eisenkern muß geschlossen sein. Beachte: es gibt L11 , L12 , L22 . Sinn des Trafos: niedrige Outputspannung bei hoher Inputspannung. §145 Generatoren und Elektromotoren siehe Bergmann-Schäfer. §146 Magnetische Diffusion und Induktionswärme Jackson 5.18. §147 Wirbelströme Jackson 5.18. §148 Kraft auf stromführende Leiter Details in Panofsky und Phillips Kap. 10. 166 167 KAP 8: MAXWELLSCHE GLEICHUNGEN §149 Maxwellscher Verschiebungsstrom Was haben wir bisher gemacht? Grundglgen der Magneto- und Elektrostatik ~ = ρ, div D ~ = 0, rot E ~ = ~j, rot H ~ = 0. div B Hinzunahme der Induktion (zeitabhängig!) ~ = ρ, div D ~ ∂B ~ rot E + = 0, ∂t ~ = ~j, rot H ~ = 0. div B ~ = ~j hinzu: Jetzt noch Term im Ampereschen Gesetz rot H Nehme div im Ampereschen Gesetz ~ = div ~j. 0 = div rot H Gilt also nur für stationäre Ströme div ~j = 0. Für zeitliche veränderliche Ströme gilt aber Kontinuitätsglg ∂ρ + div ~j = 0. ∂t Dann ist Amperesches Gesetz falsch, denn ~ = div ~j = − ∂ρ 6= 0. 0 = div rot H ∂t ~ = ρ in Kontinuitätsglg ein Maxwell: setze div D ∂ ~ + div ~j = 0. (div D) ∂t 168 Also div ~ ~j + ∂ D ∂t ! = 0. Maxwells große Idee: ganzer Klammerausdruck ist wahre Stromdichte. Zweiter Term war bisher unbekannt. Neuer Effekt! Damit Ampere-Maxwellsches Gesetz ~ ∂D ~ ~ rot H = j + . ∂t Dieses stimmt immer: VA ~ = div 0 = div rot H ~ ~j + ∂ D ∂t ! K+G = 0. (VA = Vektoranalysis; K+G = Kontinuitätsglg + Gaußsches Gesetz) ~ ∂ D/∂t heißt Maxwellscher Verschiebungsstrom. ~j heißt dann Leitungsstrom. Zurück zur Def: D hat Einheit Ldg/Fläche. Also ist Ḋ Ldg, die pro Zeit durch Fläche tritt: Stromdichte (Ldgsfluß). Immense Bedeutung: veränderliches el Feld erzeugt mag Feld. Dies selbst wenn kein Leitungsstrom fließt: Licht im leeren Raum. Ohne Verschiebestrom kein Licht. Maxwell postuliert auch im Leiter Verschiebestrom: ist aber viel kleiner als Leitungsstrom. Griffiths zitiert Bork (1963): Maxwell fand Verschiebestrom aus einem Äthermodell. Ist heute irrelevant. Rettung der Kontinuitätsglg für Maxwell nur glücklicher Umstand. Heute fundamental. §150 Maxwellglgen 169 Somit lauten die vollständigen Maxwellglgen ~ = ρ, div D ~ = 0, div B ~ ~ = − ∂B , rot E ∂t ~ ~ = ~j + ∂ D . rot H ∂t Grundglgen der klassischen Elektrodynamik. Beachte: keine Zahl ( 21 , 4π), keine Konstante (0 , µ0 ), nur ein −. ~ B. ~ Die primären Felder stehen zusammen: E, ~ D, ~ ρ, ~j. Abgeleitete Felder und Materialfelder stehen zusammen: H, Im Vakuum ~ ~ = 0 E, D ~ ~ = µ0 H. B Sommerfeld beginnt mit Postulat der Maxwellglgen in Int.form I Z ~ = d~a · D dV ρ, S V I ~ = 0, d~a · B IS Z d ~ =− ~ d~l · E d~a · B, dt S IC Z ~ = ~˙ d~l · H d~a(~j + D). C S 1: Coulombsches Gesetz in Gaußscher Form, 2: es gibt keine magnetischen Ldgen, 3: Faraday: Induktion, 4: Ampere: Strom macht Magnetfeld, Maxwell: Verschiebestrom. ~˙ ≡ 0 verschwindet Zeit aus Glg 4. Für D Nach Glg 1 ist dann ρ̇ = 0 an jedem Ort. Ist Grundlage der Magnetostatik: ~ Stationäres ~j erzeugt statisches B. Stationär = unveränderlich, zeitunabhängig; aber nicht unbewegt. 170 §151 Eichtransformationen Quantenfeldtheorie ist Eichtheorie. Ursprung der Idee in Elektrodynamik. ~ Schreibe Maxwellglgen mit Skalarpotential Φ und Vektorpotential A. ~ = 0 ist erfüllt wenn ∇·B ~ = ∇ × A. ~ B Dann wird Induktionsgesetz ~ ∂B ∂ ~ ~ ∇×E =− =− ∇×A . ∂t ∂t Vertausche ∂/∂t und ∇×, ! ~ ~ + ∂ A = 0. ∇× E ∂t Dies ist erfüllt wenn ~ ~ + ∂ A = −∇Φ. E ∂t Also ganz allgemein: ~ =∇×A ~ B und ~ ∂A ~ E = −∇Φ − . ∂t Dies ersetzt Grundgesetz der E-Statik ~ = −∇Φ. E ~ E ~ ist automatisch erfüllt Mit diesen Glgen für B, ~ = 0, ∇·B ~ ~ = − ∂B . ∇×E ∂t Die beiden anderen Maxwellglgen lauten dann im Vakuum ∂ ~ = −ρ/0 , ∆Φ + ∇·A ∂t 2~ 1 ∂ A 1 ∂Φ ~− ~+ ∆A −∇ ∇·A = −µ0~j. 2 2 2 c ∂t c ∂t 171 (151.1) Nurmehr 2 Maxwellglgen zu lösen! c ist Lichtgeschwindigkeit. Entkopplung der Glgen mit Idee der Eichfreiheit: ~ bleibt wegen rot grad = 0 unverändert, wenn B ~→A ~0 =A ~ + ∇Λ. A ~ unverändert bleibt, muß Damit dabei auch E Φ → Φ0 = Φ − ∂Λ . ∂t Denn ~ 0 = −∇Φ0 − ~A˙ 0 E ˙ + ∂t ∇Λ) = −(∇Φ − ∇Λ̇) − (~A ˙ = E. ~ = −∇Φ −~A Skalare Funktion Λ(~r) ist beliebig. Wähle sie so, daß 0 ~ 0 + 1 ∂Φ = 0. ∇·A c2 ∂t ~ 0 , Φ0 gibt Forderung an Λ Ist dies möglich? Einsetzen von A ∆Λ − (151.2) 1 ∂ 2Λ ~ − 1 ∂Φ . = −∇ · A c2 ∂t2 c2 ∂t Lsg dieser Poissonglg (rechte Seite vorgegeben) gibt gesuchtes Λ. Also Lorenzeichung (151.2) und die 2 zugehörigen Maxwellglgen ~ + 1 ∂Φ = 0, ∇·A c2 ∂t 1 ∂ 2Φ ∆Φ − 2 2 = −ρ/0 , c ∂t ~ 1 ∂ 2A ~ ∆A − 2 2 = −µ0~j. c ∂t (151.3) (Striche weggelassen). Geben gleiche Physik wie 4 Maxwellglgen (aber Eichfreiheit fehlt). Nach L.V. Lorenz (1867; Däne): Lorenzeichung 6= H.A. Lorentz (Holländer): Lorentzkraft, Lorentzkontraktion. 172 Selbst Lorenzeichung hat noch verbleibende Eichfreiheit: ~ und Φ die Lorenzeichung und Maxwellglgen, Erfüllen A ~ + ∇Λ und Φ − ∂Λ/∂t, wenn ...dann auch A 1 ∂ 2Λ ∆Λ − 2 2 = 0. c ∂t Zweite wichtige Eichung: Coulombeichung ~ = 0. ∇·A Hierin wird Maxwellglg für Φ ∆Φ + ∂ ~ = −ρ/0 ∇·A ∂t auch in voller E-Dynamik zur Poissonglg der E-Statik ∆Φ = −ρ/0 . Diese Glg beschreibt Coulombkraft, daher Coulombeichung. §152 Energiesatz für elektrodynamische Felder Wiederholung: und Fluß R Divergenz 3 Ladung q = d r ρ ist Erhaltungsgröße. Kann in festem Volumen nur durch Abfließen verringert werden Z Z Z ∂ 3 d r ρ(r) = − d~a · (ρ~v ) = − d3 r∇ · (ρ~v ). ∂t V S V Beliebiges aber konstantes V , also ∂ρ + ∇ · (ρ~v ) = 0. ∂t Jede Erhaltungsglg hat diese Form. ρ~v heißt Ladungsfluß. (Dieselben Symbole auch: Massenfluß, mit Massendichte ρ.) Ist auch (Ladungs-)Stromdichte ~j = ρ~v . Neu weiter Energiesatz für elmag Felder: Poynting 1884. Hier nur im Vakuum. Für Medien siehe Jackson. 173 Energiedichte des el und mag Feldes 0 ue = E 2 , 2 1 2 um = B . 2µ0 Einheit J/m3 . Dies wurde in Elektro- und Magnetostatik hergeleitet. Wir zeigen unten u.a.: gilt auch in Elektrodynamik. Also Gesamtenergiedichte des Feldes u= 1 1 0 E 2 + B 2 . 2 µ0 Arbeit des Feldes an Ldgen: magnetisches Feld 0! Denn Lorentzkraft ⊥ ~v . (Details: Übung) El Feld: Arbeit pro Zeit Z d~ r ~ = d3 r~j · E. ~ = q~v · E F~ · dt Im letzten Schritt Integral über Ldgsdichte. In Leitern, bei sehr häufigen Stößen: beschreibt dieser Term Energieverlust, Erwärmung, Ohmsches Gesetz. Herleitung Energiesatz Amperesches Gesetz samt Verschiebestrom, im Vakuum ~ 1 ~ = ~j + 0 ∂ E . ∇×B µ0 ∂t Also Z ~ = d3 r~j · E Z 2 1 ∂E 0 ~ · (∇ × B) ~ − d3 r E . µ0 2 ∂t Vektoridentität ~ × B) ~ =B ~ · (∇ × E) ~ −E ~ · (∇ × B) ~ ∇ · (E gibt Z ~ = d r~j · E 3 Z 2 1 ∂E 1 0 ~ × B) ~ + B ~ · (∇ × E) ~ − . d r − ∇ · (E µ0 µ0 2 ∂t 3 174 ~ = −∂ B/∂t ~ Induktionsgesetz ∇ × E benutzen Z Z 2 2 1 1 ∂E ∂B 0 3 ~ ~ 3 ~ × B) ~ + d rj · E = − d r ∇ · (E + . µ0 2µ0 ∂t 2 ∂t Also 1 ∂u ~ = d3 r ~ × B) ~ + − d3 r~j · E ∇ · (E . µ0 ∂t Da Volumen beliebig, muß Glg für Integranden gelten Z Z 1 ∂u ~ × B) ~ = −~j · E. ~ + ∇ · (E ∂t µ0 Ist Energiesatz der Elektrodynamik. Deutung, von links: 1. Term: zeitliche Änderung der Feldenergie an einem Ort. 2. Term: Divergenz, Abfluß der Energie von diesem Ort (infinit Vol). 3. Term: Energieverlust an Materie: Beschleunigung bzw Wärme. Nach dieser Deutung ist der Poyntingsche Vektor ~ ×B ~ ~= 1E S µ0 Energiefluß oder Energiestromdichte. Einheit mJ2 s . §153 Impulssatz für elektrodynamische Felder Lorentzkraft auf einzelnes Teilchen ~ + ~v × B). ~ q(E Summation über alle Teilchen Z ~ + ~j × B). ~ d3 r(ρE Newton II: Änderung des Gesamtimpulses P~mech der Teilchen Z dP~mech ~ + ~j × B). ~ = d3 r(ρE dt 175 Maxwellsche Glgen einsetzen ~ ρ = 0 ∇ · E, ~ ~ − 0 ∂ E , ~j = 1 ∇ × B µ0 ∂t Damit (µ0 0 = 1/c2 ) " # Z ~ ~ dPmech ~ ~ +B ~ × ∂ E − c2 B ~ × (∇ × B) ~ . · E) = d3 r0 E(∇ dt ∂t Vektoridentität ~ ~ ~ × ∂ E = − ∂ (E ~ × B) ~ +E ~ × ∂B B ∂t ∂t ∂t gibt Z ∂ ~ dP~mech ~ + d3 r0 (E × B) dt ∂t " # Z ~ ~ ~ +E ~ × ∂ B − c2 B ~ × (∇ × B) ~ . · E) = d3 r0 E(∇ ∂t (i) Integrationsvolumen sei konstant: ∂/∂t aus Integral ziehen. (ii) Benutze ~ ×B ~ = 0 µ0 1 E ~ ×B ~ = 1 S. ~ 0 E 2 µ0 c (iii) Benutze Induktionsgesetz ~ ∂B ~ . ∇×E =− ∂t (iv) Addiere aus Symmetriegründen eine Null: ~ ~ = 0. c2 B(∇ · B) Damit Z d ~ 1 3 ~ Pmech + 2 d rS dt c Z h i 3 2~ 2~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ = 0 d r E(∇ · E) − E × (∇ × E) + c B(∇ · B) − c B × (∇ × B) . 176 Deutungsversuch, von links: 1. Term: Mechanischer Impuls 2. Term: Elektromagnetischer Impuls. Also Impulsdichte ~ 2. p~Feld = S/c ~ Energiestromdichte bzw Energiefluß. Achtung: hingegen S Rechts: Impulsstromdichte oder Impulsfluß. Damit dies stimmt, muß rechts aber Oberflächenintegral stehen: Abströmung von Impuls aus Volumen, also durch Volumenoberfläche. Formel der Tensoranalysis. Sei f~ beliebiges Vektorfeld. Dann f2 ~ ~ 1) = f~(∇ · f~) − f~ × (∇ × f~). ∇ · (f ⊗ f − 2 Rechte Seite tritt genau oben auf. Definiere also Maxwellschen Spannungstensor ~ ⊗E ~ +B ~ ⊗B ~ − 1 (E 2 + B 2 ) 1]. T = 0 [E 2 Dann Z Z d ~ 3 ~ (Pmech + PFeld ) = d r∇ · T = d~a · T . dt V S Gaußscher Satz gilt auch für Tensoren. Rechts steht gewünschtes Oberflächenintegral. Impulsfluß T . Weiter mit Feldenergie und -impuls in Flüssigkeiten. §154 Drehimpulssatz für elektrodynamische Felder Übung 6.10 in Jackson. §155 Vektoreigenschaften der Felder Polarer Vektor: kehrt bei Spiegelung Vorzeichen um. Axialer Vektor: nicht. Kreuzprodukt gibt axialen Vektor: (“→” sei Spiegelung) ~c = ~a × ~b → (−~a) × (−~b) = ~c. 177 Induktionsgesetz ~ ∂B . ∂t ~ ist polarer Vektor, weil Kraft F~ = q E ~ polar. E ~ axialer Vektor. Also ∇ × E Also muß rechts auch axialer Vektor stehen: ~ ist axial. Dasselbe folgt aus Lorentzkraft. B ~ D, ~ ~j, S. ~ Polar: E, ~ H. ~ Axial: B, Ebenso gibt es Skalare und Pseudoskalare. Letztere ändern bei Spiegelung Vorzeichen. Z.B. Spatprodukt dreier polarer Vektoren ~a · (~b × ~c). ~ =− ∇×E 178 KAP 9: ELEKTROMAGNETISCHE WELLEN §156 Die freie Wellengleichung Wellen ohne Quellen. Maxwellglgen im Vakuum, ohne Ldgen und Ströme ~ = 0, div E ~ = 0, div B ~ ~ = − ∂B , rot E ∂t ~ 1 ∂E ~ rot B = 2 . c ∂t Nehme (i) rot der letzten beiden Glgen, (ii) vertausche mit ∂/∂t, und (iii) benutze die beiden Glgen nochmal, 2 ∂ ~ = − 1 ∂ E, ~ rot B ∂t c2 ∂t2 2 ~ = 1 ∂ rot E ~ = − 1 ∂ rot B. ~ rot rot B 2 2 2 c ∂t c ∂t ~ =− rot rot E Vektoranalysis ~ = grad div E ~ − ∆E. ~ rot rot E Erster Term ist hier 0 wegen der ersten 2 Maxwellglgen oben, also ~ 1 ∂ 2E ~ ∆E − 2 2 = 0, c ∂t ~ 1 ∂ 2B ~ ∆B − 2 2 = 0. c ∂t Ist Wellenglg. §157 Ebene Wellen Einfachste Lsg: planar fortschreitende Welle ~ =E ~ 0 e±i(~k·~r−ωt) E 179 (156.1) ~ 0 konstant). Einsetzen (E k2 − ω =0 c2 also ω = ±c. k Phasengeschwindigkeit vp : Lichtgeschwindigkeit. Übung: rechne dasselbe in Materie, mit Brechungsindex n und Laufgeschwindigkeit c/n. Allgemeine planare Lsg von (156.1) ist vp = ~ E(x, t) = f~(~k · ~r − ωt) + ~g (−~k · ~r + ωt), wobei f~, ~g beliebige Fkten eines Arguments. Denn sei f~0 erste, f~00 zweite Ableitung von f~ nach dem Argument. Dann (Übung: zeige dies) ∆f~ = k 2 f~ 00 , ∂ 2 f~ = ω 2 f~ 00 . 2 ∂t Also 1 ∂ 2 f~ ~ ∆f − 2 2 = 0. c ∂t Ebenso für g. §158 Kugelwellen Betrachte monochromatische Welle ~ r, t) = E ~ 0 (~r)e−iωt . E(~ Einsetzen in freie Wellenglg ~ 0 = 0, (∆ + k 2 )E Hat auch viele andere Lsgen statt ebene Wellen. Annahme: sphärische Symmetrie. Dann ∂2 2 ∂ ∆= 2+ . ∂r r ∂r 180 ~ Für sphärische Symmetrie E(r) verschwinden die Winkelterme. Dreizeilige Rechnung (Übung) zeigt: Lsg der Wellenglg dann: Kugelwellen (Amplitude 1 gesetzt) 2 ±ikr ∂ 2 ∂ 2 e + + k = 0. ∂r2 r ∂r r Beachte ~k · ~r bei ebenen vs kr bei Kugelwellen. Kugelwelle muß nicht sphärisch symmetrisch sein: Kann auch θφ-Abhängigkeit haben – solange Laplaceglg bzgl Winkelterme gilt: Laplaceoperator in sphärischen Koord (nicht sphär Symmetrie) ∂2 2 ∂ + ∂r2 r ∂r 1 ∂2 1 ∂ + + r2 ∂θ2 r2 tan θ ∂θ 1 ∂2 + . r2 sin2 θ ∂φ2 ∆= Nenne zweite plus dritte Zeile: Winkelterme “WT”. Wellenglg dann ~ θ, φ) 0 = (∆ + k 2 )E(r, 2 ∂ 2 ∂ e±ikr 2 ~ = + + k + {WT} F (θ, φ) ∂r2 r ∂r r ±ikr 2 ±ikr 2 ∂ e ∂ 2 e + + k + {WT}F~ (θ, φ) = F~ (θ, φ) ∂r2 r ∂r r r e±ikr = {WT}F~ (θ, φ). r Also ist ±ikr e F~ (θ, φ) r Kugelwellenlsg der Wellenglg, wenn 1 ∂2 1 ∂ 1 ∂2 ~ + + F (θ, φ) = 0. r2 ∂θ2 r2 tan θ ∂θ r2 sin2 θ ∂φ2 lm-Moden in Übungen (Sternpulsationen). 181 Übung: zeige, daß im obigen r durch |~r − ~r| ersetzt werden kann. Übung: welches Vorzeichen beschreibt auslaufende, welches einlaufende Kugelwellen? §159 Transversale Wellen Nochmals Maxwellglgen ~ = 0, div E ~ = 0, div B ~ ~ = − ∂B , rot E ∂t ~ ~ = 1 ∂E . rot B c2 ∂t Wellenglg wurde aus Maxwellglgen durch Differenzieren gewonnen. Dabei gehen Konstante, also Information über Lsg verloren. Diese jetzt gewinnen: Setze Wellenlsg in Maxwellglgen (nicht Wellenglg) ein. Konkret für ebene Wellen ~ r, t) = E ~ 0 ei~k·~r−iωt , E(~ ~ r, t) = B ~ 0 ei~k·~r−iωt . B(~ In die beiden div-Glgen einsetzen gibt ~k · E ~ 0 = 0, ~k · B ~ 0 = 0. El und mag-Feld stehen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. Diese Aussage ist für elmag Wellen universal richtig! Bis hin zur Quantenelektrodynamik (Grund: Photon masselos). Elektromagnetische Wellen sind transversal. Aus den rot-Glgen folgt ~ 0 = iω B ~ 0, i~k × E ~ 0 = − 1 iω E ~ 0. i~k × B c2 182 oder ~ 0 = k̂ × E ~ 0, cB ~ 0 = −ck̂ × B ~ 0. E Setze zweite in erste Glg ein ~ 0 = −k̂ × (k̂ × B ~ 0) B ~ 0 − (k̂ · B ~ 0 )k̂ = (k̂ · k̂)B ~ 0 − 0. =B Tautologie, also sind die zwei Glgen identisch. Also nur eine dritte Relation ~ 0 = k̂ × E ~ 0. cB El und mag Feld stehen aufeinander senkrecht. Beachte: B ist um Faktor c kleiner als E. ~ ×B ~ zeigt in Richtung Wellenausbreitung. Poyntingvektor µ10 E Übung. Zeige, daß zeitliches Mittel (harmonische Welle) der Energiedichte (nicht Energiefluß) u = 12 0 E02 ist. Übung. Wie lautet dieser § in Medien mit Brechnungsindex n? §160 Polarisation ~ senkrecht zur Ausbreitungsrichtung. E ~ durch 2 Basisvektoren darstellbar. Damit E Zwei Sets von Basisvektoren (1) Linear polarisiert in x- und y-Richtung (z.B.) (2) Rechts- und linkszirkular polarisiert. Rechnungen als Übung (Abschnitt 7.2 in Jackson) Übung: Stokessche Parameter. §161 Reflexion und Brechung Hier nur Summary. Rechendetails in Übung. Übergang planare Welle von Vakum in Medium mit konstanten µ, . Beschreibe dies mit Brechungsindex n. Übergangsebene sei z = 0. 183 Drei Wellenanteile: einfallend, gebrochen (0 ), reflektiert (00 ) ~ 0 ei(~k·~r−ωt) , E ~ 00 ei(~k0 ·~r−ωt) , E ~ 000 ei(~k00 ·~r−ωt) . E ω const, ~k, ~k 0 , ~k 00 verschieden. k = k 00 = nk 0 für Beträge der Wellenzahlvektoren. ~ und B ~ bei z = 0 müssen für alle t gelten. Sprungbedingungen an E Also muß e-Faktor bei z = 0 für alle t gleich sein, (~k · ~r)|z=0 = (~k 0 · ~r)|z=0 = (~k 00 · ~r)|z=0 . ~k, ~k 0 , ~k 00 müssen in einer Ebene liegen. Sei α, α0 , α00 Winkel der Wellenvektoren mit Normale zu z = 0. Dann folgt k sin α = k 0 sin α0 = k 00 sin α00 . Damit folgt Spiegelgesetz α = α00 und Snelliussches Brechungsgesetz sin α0 = n. sin α n > 1: Lichtstrahl wird vom Lot weggebrochen. Erst jetzt (elektrodynamische) Sprungbedingungen an E und B. Für senkrechten Einfall findet man nach Rechnung E00 2 = , E0 n+1 n−1 E000 = . E0 n+1 Beachte E00 + E000 = E0 . §162 Polarisation durch Reflexion. Totalreflexion Übungen. §163 Der Gaußsche Strahl Ebene- und Kugelwellen sind schlechte Näherung an Laserstrahl. Pionierarbeit Fox & Li (1961): Gaußscher Strahl. 184 Phänomenologie der Grundmode eines Laserstrahls: Strahl hat fast sphärische Wellenfronten Intensität hat Gaußverteilung in ebenem Strahlquerschnitt Strahl hat eine engste Stelle: Taille (nicht an der Quelle) (Bei höheren Moden statt Gauß-Verteilung Hermite-Polynome.) Dies kann wie folgt aus Wellenglg abgeleitet werden. Abbildung 163.1: Gaußscher Strahl (Praktikum Ruhr-Uni Bochum). 1. Strahllsg Dieser § nach W. Lange, Einführung in die Laserphysik, 1994, sowie Pedrotti et al., Optik – eine Einführung, 1996. Erstmals: Fox, Li, Kogelnik, Mitte 1960er. Lsgen der freien Wellenglg: ebene, Zylinder-, Kugelwellen. Jetzt: Strahlen endlicher Breite/Dicke, wie im Labor. Randeffekte: Intensitätsabfall. Beginne wieder mit Helmholtzscher Wellenglg ~− ∆E ~ 1 ∂ 2E = 0. c2 ∂t2 ~ Ebenso für B. Voraussetzungen: (i) betrachte nur monochromatische Wellen einer Frequenz ~ skalare Theorie (ii) betrachte nur eine Komponente von E: ~ r, t) → u(~r)e−iωt . E(~ 185 Wieder k = ω/c. Erfüllt skalare Wellenglg ∆u + k 2 u = 0. Kart.Koord. (iii) Strahl läuft in z-Richtung (iv) Strahl weicht nur wenig von ebener Welle ab. Origineller Ansatz u(x, y, z) = ψ(x, y, z)e−ikz . Der e-Faktor drückt ebene Welle in z-Richtung aus. Der ψ-Faktor die Abweichung davon. Einsetzen in Wellenglg: vernachlässige ∂ 2 ψ/∂z 2 . Denn Ortsabhängigkeit soll meist in e-Faktor enthalten sein ∂ψ ∂ 2ψ ∂ 2ψ + − 2ik = 0. ∂x2 ∂y 2 ∂z Heißt paraxiale Wellenglg. Hat Ähnlichkeiten mit Schrödingerglg. Lsg.ansatz k(x2 + y 2 ) . ψ(x, y, z) = exp −i p(z) + 2q(z) (163.1) (163.2) p und q seien komplexe Fkten. Sei r2 = x2 + y 2 . Einsetzen von (163.2) in (163.1) gibt dp i =− , dz q dq = 1. dz (163.3) (163.4) Wir definieren neue Fkten R(z), w(z) durch 1 1 λ = −i 2 . q R πw (z) w: Strahlradius, R: Krümmungsradius des Strahls. 186 (163.5) Einsetzen in Lsg.ansatz (163.2) ψ(x, y, z) = e−ip(z) e−ikr 2 /(2R) −r2 /w2 e . (163.6) Dritter Faktor Grund für Name “Gaußscher Strahl”: Strahlintensität nimmt in r-Querrichtung (!) mit Gaußprofil ab. w heißt Strahlradius. Dagegen ebene Wellen: ⊥ zur Laufrichtung ∞ ausgedehnt. Zweiter Faktor. Ebene und Kugelwellen haben Phasenfaktor eikx und eikr . Hier x und r Abstand zur Wellenquelle. Nimm Wellenquelle bei (0, 0, z − R) an, mit r R. Betrachte Punkt (x, y, z). Abstand von Wellenquelle ist r p p r2 r2 2 2 2 2 2 x +y +R = r +R =R 1+ 2 ≈R+ . R 2R Also Phasenfaktor −ik e √ x2 +y 2 +R2 ≈ e−ikR e−ikr 2 /(2R) . Erster Faktor konstante Phase: egal. Zweiter Faktor derselbe wie in (163.6). Also konstante Phase von ψ auf Sphären um (0, 0, z − R). Daher auch Name Gaußsche Kugelwellen. Aber nur in Strahlnähe. Bisher: ∗ sphärische Wellenflächen nahe Strahlachse ∗ Gaußscher Abfall weg von Strahlachse Es gibt (s.u.) Ebene z = z0 , in der Wellenfront eben ist. Also R → ∞ und nach (163.5) q(z0 ) = q0 = iπw02 ≡ izR . λ zR heißt Rayleighlänge. Lege Koord.system so, daß z0 = 0. Dann Lsg (163.4) q(z) = q0 + z = izR + z. 187 (163.7) Dies in (163.5) einsetzen gibt für Real-/Imaginärteil s z2 w(z) = w0 1 + 2 , zR zR2 R(z) = z + . z Strahlradius w und Krümmungsradius R der Wellenfront. Minimum von w bei z = 0: Strahltaille. p ∗ Strahlprofil in Ausbreitungsrichtung: 1/ 1 + z 2 /zR2 . Also für z zR parabelförmig, für z zR linear. Also für z zR konstanter halber Öffnungswinkel des Strahls θ ≈ tan θ = w(z) w0 λ → = . z zR πw0 Dabei vorausgesetzt, daß θ π/2. θ umso kleiner, je größer Strahldurchmesser im Vgl zu λ. Auseinanderlaufen des Strahls ist Beugungseffekt. Krümmungsradius: (i) R = z + zR2 /z ist ∞ bei z = 0 (ii) R hat Minimum bei z = 2zR , (iii) R(z → ∞) = z. (i) ist wie ebene Welle: kollimierter Strahl. (ii) Übergang zu: (iii) ist wie bei Kugelwelle mit Ursprung z0 = 0. Sehr wichtig: Taille ist nicht Strahlursprung. Strahl läuft in seine Taille hinein! Erster Faktor. (163.3) in (163.7) dp i =− . dz z + izR Einfach zu lösen. Insgesamt w0 z ikr2 r2 ψ(x, y, z) = exp i atan exp − exp − 2 . w zR 2R w0 (1 + [z 2 /zR2 ]) Näherungsweise vollständige Lsg der freien Wellenglg. 188 Der Faktor w0 /w sorgt für Amplitudenabfall bei Strahlaufweitung. 2. Optik mit Gaußschen Strahlen Geometrische Optik: Kugelwelle aus Gegenstandsweite g erreicht Linse. Kugelwelle hat bei Sammellinse Krümm.radius g > 0. Wird umgewandelt durch Phasenflächendeformation: in Kugelwelle mit Krümm.radius −b > 0. Sei Brennweite f > 0. Dann Linsenformel 1 1 1 + = , g b f oder äquivalent (Rin = g, Rout = −b) 1 1 1 = − , Rout Rin f Idee: genauso wandelt Linse Krümm.radius R des Gaußschen Strahls um. Gaußscher Strahl geht dabei in Gaußschen Strahl über. Im Gegensatz zur geometrischen Strahloptik ist hier berücksichtigt: Wellencharakter des Lichts: Gaußscher Strahl ist Lsg der Wellenglg. Somit experimentelle Kontrolle über Beugung usw. 3. Hohe Theorie Gaußverteilung von Licht in Ebene z = 0 wird angenommen 2 x + y2 ψ(x, y, 0) = A exp − . w02 Benutze Fresnelsches Beugungsintegral (lin. und quadrat. Taylorterm) ... um ψ(x, y, z) in Ebene z zu berechnen. Statt obigem Näherungs-Ansatz “paraxiale Wellenglg.” §164 Greensche Funktion Bisher nur homogene Wellenglg; aber: Wir fanden mehrfach nichthomogene Wellenglg, z.B. 1 ∂ 2Φ ρ ∆Φ − 2 2 = − . c ∂t 0 189 Heißt ebenfalls Helmholtzsche Wellenglg. Linke Seite beschreibt Signalausbreitung mit c. Rechte Seite ist Anregung der Welle. 1. Greensfunktion Betrachte Glgen der Form 1 ∂ 2Ψ ∆Ψ − 2 2 = −4πf (~r, t). c ∂t (164.1) f sei bekannte Fkt. Wellenglg ist linear, also Superpositionsprinzip: Lsgen addieren. Idee: f ist willkürlich. Um universal weiterzukommen, löse 1 ∂2 ∆ − 2 2 G(~r, t; ~r 0 , t0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 )δ(t − t0 ). c ∂t Da rechte Seite nur von ~r − ~r 0 und t − t0 abhängt, so auch linke G(~r, t; ~r 0 , t0 ) → G(~r − ~r 0 , t − t0 ). Wir bleiben dennoch bei linker Schreibweise. Obiger Diff.operator fundamental, daher Abkürzung G(~r, t; ~r 0 , t0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 )δ(t − t0 ), mit Wellenoperator 1 ∂2 ≡ ∆ − 2 2. c ∂t Integriere über Raum und Zeit Z Z d3 r0 dt0 G(~r, t; ~r 0 , t0 )f (~r 0 , t0 ) Z Z = −4π d3 r0 dt0 δ(~r − ~r 0 )δ(t − t0 )f (~r 0 , t0 ) = −4πf (~r, t). In treten nur R ~r3 und R t0 auf: 0 darf also aus d r dt gezogen werden Z Z d3 r0 dt0 G(~r, t, ~r 0 , t0 )f (~r 0 , t0 ) = −4πf (~r, t). 190 (164.2) Vergleich mit (164.1) gibt Z Z 3 0 Ψ(~r, t) = d r dt0 G(~r, t; ~r 0 , t0 )f (~r 0 , t0 ). Wenn also universelles G bekannt, ...dann für jedes f Lsg Ψ der Wellenglg durch Raumzeit-Integration. Idee der Greensfunktion G fundamental in moderner Physik. Wichtiger Grenzfall: Zurück zu Elektrostatik durch Weglassen aller t und ∂/∂t. Dann wird (164.2) zur Poissonglg für G ∆G(~r; ~r 0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 ). 2. Zeitliche Fouriertransformierte Lsg des zeitlichen Anteils der Wellenglg ist e-Fkt. Mache Fouriertrafo bzgl t Z ∞ 1 0 0 0 G(~r, t; ~r , t ) = dωg(~r, ~r 0 )e−iω(t−t ) . 2π −∞ Außerdem wie bekannt 1 δ(t − t ) = 2π 0 Z ∞ 0 e−iω(t−t ) . −∞ Einsetzen Z Z 1 ω2 0 0 −iω(t−t0 ) 0 1 dω ∆ + 2 g(~r, ~r )e = −4πδ(~r − ~r ) dωe−iω(t−t ) . 2π c 2π Koeffizientenvergleich (e-Fkten sind orthogonal, also unabhängig) (∆ + k 2 )g(~r, ~r 0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 ), mit Wellenzahl k = ω/c. Beachte: Im Fourieransatz sollte man zunächst g = g(~r, ~r 0 , ω) annehmen. Aus der letzten Glg folgt aber, daß g = g(~r, ~r 0 ). 191 (164.3) 3. Lsg der Helmholtzschen Wellenglg Spezialisierung auf Kugelsymmetrie: Vom Quellpunkt ~r 0 soll sich Störung auf Kugelflächen ausbreiten: Dann kann g nur von s = |~r − ~r 0 | abhängen g(~r, ~r 0 ) → g(s). Laplaceoperator wird zu ∆g → Einsetzen 1 d2 [sg(s)]. s ds2 1 d2 [sg(s)] + k 2 g(s) = −4πδ(s). 2 s ds Zwei Bereiche: (i) s > 0 (nicht-infinitesimale Nachbarschaft von 0). δ weglassen 2 d 2 + k [sg(s)] = 0. ds2 Ist Oszillatorglg. Lsg ist sg(s) = aeiks + be−iks . (164.4) DGL 2. Ordnung, also 2 Integrationskonstanten a, b. (ii) s → 0. Dann auch k 2 sg(s) → 0: weglassen 1 d2 [sg(s)] = −4πδ(s). s ds2 Ist Poissonglg der Elektrostatik. Lsg von dort 1 lim g(s) = . s→0 s Der Bereich s → 0 gibt also (nur) Randbedingung an g(s); macht auch anschaulich Sinn. Anschluß: nehme s → 0 in (164.4) sg(s) = a + b. Vergleich mit (164.5) a + b = 1. 192 (164.5) Also g(s) = a eiks e−iks + (1 − a) . s s (164.6) 4. Aufsammeln Damit gesamte Greensfunktion Z ∞ 1 0 0 0 G(~r, t; ~r , t ) = dωg(s)e−iω(t−t ) , 2π −∞ Z ∞ a iωs/c (1 − a) −iωs/c −iω(t−t0 ) 1 dω e + e e , = 2π −∞ s s Z ∞ Z ∞ a 1 1−a 1 0 −iω(t−t0 −s/c) = dωe dωe−iω(t−t +s/c) + s 2π −∞ s 2π −∞ 1−a a δ(t − t0 + s/c). = δ(t − t0 − s/c) + s s Also ausgeschrieben G(~r, t; ~r 0 , t0 ) = aG+ (~r, t; ~r 0 , t0 ) + (1 − a)G− (~r, t; ~r 0 , t0 ), mit 0 0 δ t−t − 0 G+ (~r, t; ~r , t ) = 0 δ t−t + 0 , |~r − ~r 0 | 0 |~r−~r 0 | c G− (~r, t; ~r , t ) = |~r−~r 0 | c |~r − ~r 0 | . Dies ist universelles Ergebnis: Greensfkt ist δ-Fkt, wenn Medium wie hier dispersionsfrei, also c 6= c(ω). Interessanter: Medium mit Dispersion: Greensfkt z.B. Besselfkt. G+ heißt retardierte Greensfunktion: sammelt Beiträge von t − t0 − also |~r − ~r 0 | = 0, c |~r − ~r 0 | t =t− . c 0 193 Störung wird zur Zeit t0 < t (Vergangenheit bzgl t) bei ~r 0 ausgesandt; propagiert mit c, erreicht ~r bei t. So sieht kausale Wirklichkeit aus. G− heißt avancierte Greensfunktion: sammelt Beiträge von |~r − ~r 0 | t−t + = 0, c 0 also |~r − ~r 0 | . c Störung wird zur Zeit t0 > t (Zukunft bzgl t) bei ~r 0 ausgesandt; propagiert mit c, erreicht ~r zu früherem Zeitpunkt t. Akausal. Ist aber nützlich, um bestimmte Randbedingungen zu beschreiben. Aber in QED: Positron ist Elektron, das rückwärts in der Zeit läuft (Feynman). Gesamtlösung Z Z 3 0 Ψ(~r, t) = d r dt0 G(~r, t; ~r 0 , t0 )f (~r 0 , t0 ) |~r−~r 0 | |~r−~r 0 | 0 0 Z Z δ t−t − c δ t−t + c 3 0 0 f (~r 0 , t0 ) = dr dt a + (1 − a) 0 0 |~r − ~r | |~r − ~r | " # Z 0 0 0 0 f ~ r , t − |~ r − ~ r |/c f ~ r , t + |~ r − ~ r |/c = d3 r0 a + (1 − a) . |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 | t0 = t + Sieht kompliziert aus, ist aber klar: Für Ψ bei ~r zur Zeit t werden über ganzen Raum summiert: Störquellen f bei ~r 0 , deren Signal mit c propagiert; und zu korrekt retardierter/avancierter Zeit t0 = t ± |~r − ~r0 |/c startet ...um ~r bei t von ~r 0 bei t0 aus zu erreichen. Diese Lsg heißt Lenard-Wiechert-Potential (1898, 1900). §165 Drudesche Formel Polarisierbarkeit der Materie P~ durch zeitlich veränderliche Felder. Oszillatormodell von Drude (1900). Keine Magnetfelder. 194 Betrachte atomares Elektron als 1-d klassischen Oszillator m(ẍ + γ ẋ + ω02 ) = −eE(x, t). Lichtwellenlänge größer als Atomdurchmesser: E räumlich konstant. Monochrome Welle: E = E0 e−iωt . Lsgansatz: x(t) = x0 e−iωt einsetzen gibt Forderung x0 = ω02 E0 e/m − ω 2 − iωγ wie in Mechanik. Dipolmoment P von N solcher Atome mit Dipolmoment p P = N p = −N ex0 = N e2 /m E0 . ω02 − ω 2 − iωγ Nach Definition ist P = χE0 , mit Suszeptibilität χ und = 0 (1 + χ). Also folgt Drudesche Formel (ω) N e2 /m =1+ 2 . 0 ω0 − ω 2 − iωγ Da der Bruch einheitslos sein muß, schreibt man auch ωp2 (ω) =1+ 2 . 0 ω0 − ω 2 − iωγ Sies unter Annahme, daß alle Atome im Medium identisch. Sonst Mehrfachresonanzen. §166 Kausale Verknüpfung zwischen D und E 1. Faltungssatz für Fourierintegrale Seien f (t), g(t), h(t) Fkten mit Fouriertransformierten Z ∞ 1 f (ω) = √ dtf (t)eiωt , 2π −∞ 195 entsprechend für g(ω), h(ω). Die Umkehrtrafo ist Z 1 f (t) = √ 2π ∞ dωf (ω)e−iωt . −∞ Satz: Sei h(ω) = f (ω)g(ω). Dann ist 1 h(t) = √ 2π ∞ Z dt0 f (t0 )g(t − t0 ). −∞ Und umgekehrt. Solche Integrale heißen Faltungsintegrale. Beweis: Übung, Literatur. 2. Nichtlokalität in der Zeit In der Elektrostatik war definiert ~ r) = E(~ ~ r). D(~ Jetzt in Elektrodynamik, bei Lichtdurchgang ~ r, ω) = (ω)E(~ ~ r, ω). D(~ Mit Faltungssatz folgt ~ r, t) = √1 D(~ 2π ∞ Z ~ r, t − t0 ). dt0 (t0 )E(~ −∞ ~ r, t) abspalten Darin will man zeitlich lokalen Anteil 0 E(~ Z ∞ 0 (t ) 1 ~ r, t − t0 ). ~ r, t) = 0 E(~ ~ r, t) + 0 − δ(t0 ) E(~ D(~ dt0 √ 2π 0 −∞ Schreibe dies als ~ r, t) = 0 E(~ ~ r, t) + 0 D(~ Z ∞ ~ r, t − t0 ), dt0 G(t0 )E(~ −∞ mit 1 (t0 ) G(t ) = √ − δ(t0 ). 2π 0 Mit Fouriertransformation von und δ. 0 196 (166.1) √ Beachte streng 1/ 2π und 1/2π. Z ∞ 1 (ω) 0 0 G(t ) = dω − 1 e−iωt . 2π −∞ 0 Jetzt t statt t0 . Einsetzen der Drudeformel Z ωp2 ∞ dωe−iωt G(t) = . 2π −∞ ω02 − ω 2 − iγω §167 Integration in komplexer Ebene Großer Trick in Plasmaphysik und Quantenfeldtheorie: Schließe reellen Integrationsweg von −∞ bis ∞ ...durch Halbkreis im Unendlichen der komplexen Ebene. Dies so, daß Kausalität korrekt erfüllt (s.u.) Dann Residuensatz der Funktionentheorie anwendbar. Integrand in letzter Glg hat komplexe Pole bei (Lsg der quadratische Glg Nenner = 0) r γ2 1 mit ν0 = ω02 − . ω1,2 = − iγ ± ν0 , 2 4 Beide Pole unterhalb der IR-Achse. Betrachte e-Fkt im Integranden: für t < 0 steht hier eiω|t| . Ist 0, falls ω ≡ i∞. Man kann also Integrationsweg von −∞ bis ∞ entlang IR schließen: durch 2 senkrechte Geraden hoch nach ω ≡ i∞ ... und 1 Gerade ω ≡ i∞. Einfacher: Halbkreis im Unendlichen. Dies gibt keinen Beitrag zum Integral. Für geschlossenen Weg in komplexer Ebene Residuensatz anwendbar: Integral = 2πi× Summe der umschlossenen Polresiduen. Für t < 0 und IR+ Halbkreis in der oberen Halbebene: keine Pole innerhalb des Wegs, also G(t < 0) = 0. Für t > 0 schließe Integrationsweg in unterer Halbebene. 197 Erinnerung: Residuum eines Pols m-ter Ordnung bei z = a ist dm−1 1 lim m−1 [(z − a)m f (z)]. Res = z→a (m − 1)! dz Hier m = 2 und z ≡ ω. Übung: berechne damit G(t > 0) = ωp2 e−γt/2 sin ν0 t . ν0 Zusammen mit Ergebnis oben: G(t) = ωp2 e−γt/2 sin ν0 t Θ(t). ν0 Θ Heaviside’sche Sprungfunktion Θ(t) = 0 für t < 0, = 1 für t > 0. Somit in Greensfkt: (i) kein Signal vor bestimmter Zeit (Retardierung), (ii) plötzlich einsetzende Oszillation (großer Amplitude), (iii) die zeitlich abklingt. Θ stellt Kausalität sicher: ~ kann nur von E ~ zu früheren Zeiten abhängen. D Setze G(t) in (166.1) ein Z ∞ 0 2 0 −γt0 /2 sin ν0 t ~ ~ ~ r, t − t0 ) D(~r, t) = 0 E(~r, t) + 0 ωp dt e Θ(t0 )E(~ ν0 Z−∞ t sin ν0 (t − τ ) ~ ~ r, t) + 0 ωp2 = 0 E(~ dτ e−γ(t−τ )/2 E(~r, τ ), ν0 −∞ nach Substitution τ = t − t0 . ~ r) hängt von E(~ ~ r) zu allen früheren Zeiten τ ab. D(~ Abklingzeit ist aber 2/γ, wegen e-Term. (Von hier weiter zu Supraleitern.) Übung: zeige, daß folgende Darstellung der Stufenfkt gilt Z ∞ e−ikx i Θ(x) = lim dk . →0 2π −∞ k + i 198 Wie sind die Integrationswege geeignet bei ∞ zu schließen? §168 Kramers-Kronig-Relation Ist Anwendung der Cauchyschen Formel der Funktionentheorie. Reine Mathematik mit minimalsten physikalischen Voraussetzungen: Im wesentlichen nur Kausalität. Erlaubt Imaginärteil von aus Realteil zu berechnen, und umgekehrt. Sehr wichtig in Teilchenphysik. §169 Dispersion Dispersion heißt zunächst = (ω), µ = µ(ω), mit Feld-Kreisfrequenz ω. Aus einfachster Wellenglg folgt k= √ µ ω. Damit Phasengeschwindigkeit vp = 1 ω =√ . k µ Sei Brechungsindex n= µ . 0 µ0 Dann vp = c/n. Allgemein (auch für Wasser- und Schallwellen) heißt Dispersion ω = ω(k). Jede harmonische Welle läuft mit eigenem vp . Heißt Phasengeschwindigkeit weil harmonische Welle = Phasen. Wellenpaket besteht nach Fourier aus vielen harmonischen Wellen. Wellenpakete zerfließen also. Siehe Jackson Abschnitt 7.9. Übungen. 199 Es gibt normale Dispersion und anomale. §170 Gruppengeschwindigkeit, Beobachtungen Signalübertragung in Medien: ohne Dispersion: mit Phasengeschw, mit Dispersion: mit Gruppengeschw, mit Dispersion und Instabilität: Signalgeschw aus Greensfkt. Gruppengeschw nur sinnvoll wenn (i) keine Instabilitäten (ii) Puls nicht zu scharf (iii) normale Dispersion, nicht anomale (jedoch...) vp , selbst vg (!) kann größer c sein. Aber nie Widerspruch zu SRT: Signalgeschw ≤ c. Beobachtungen an Wasserwellen: Lamb (Hydrodynamics): “It has often been noticed that when an isolated group of waves, of sensibly the same length, is advancing over relatively deep water, the velocity of the group as a whole is less than that of individual waves composing it. If attention be fixed on a particular wave, it is seen to advance through the group, gradually dying out as it approaches the front, whilst its former place in the group is occupied in succession by other waves which have come forward from the rear.” Lighthill (Water Waves): “It is extremely instructive to watch those outside waves. Anyone observing, however carefully, the progress of one of the crests will suddenly lose sight of it! It seems an optical illusion at first; the possible result of mistaken identity between that crest and the next one coming along behind, to which the observer’s gaze is now transferred; but then this next crest, too, disappears!” Erklärung dieses Phänomens ist erstaunlich: siehe Lighthill S. 240. Lighthill (S. 242) beschreibt folgenden Effekt: Auge oder Gehirn unterscheiden nicht klar zwischen den Konzepten “Wellenberg” und “Wellenlänge”. Daher, wenn man Welle im Sinne von “eine Wellenlänge” verfolgen will, geht das Auge mit der Ge200 schwindigkeit der leicht identifizierbaren Wellenberge über das Wasser. Man ist dann erstaunt, an der neuen Position nicht die originale Wellenlänge sondern eine größere zu finden. Def: Wellenberge, -täler, -knoten (Phasen [0, 2π]) laufen mit vp . Def: Wellenlänge breitet sich mit vg aus. Reynold und Rayleigh: Wellenenergie läuft mit vg . 3 Wege, Gruppengeschw einzuführen, in steigender Abstraktion. §171 Gruppengeschw nach Stokes Gegeben 2 harmoische Wellen. Fast gleiche Wellenlänge und Amplitude. Überlagerung der Wellenamplitude η = a sin(kx − ωt) + a sin(k 0 x − ω 0 t) 1 1 (k − k 0 )x − (ω − ω 0 )t × = 2a cos 2 2 1 1 sin (k + k 0 )x − (ω + ω 0 )t . 2 2 Da k ≈ k 0 , ω ≈ ω 0 , ändert sich cos nur wenig mit x und t: Schwebung. Schwebung ist Einhüllende der schnellen Oszillation ω + ω 0 . Man nennt die Einhüllende ein Wellenpaket (hier 2 Mitglieder). Abstand zweier Knoten der Schwebung ist 2π/(k − k 0 ). Verschiebungsgeschw der Schwebung ist vg = 2π/(k − k 0 ) dω ≡ . 2π/(ω − ω 0 ) dk Letztere Identifikation wegen limes k → k 0 . Beispiel: Wellen in seichtem Wasser: (Gezeitenwellen, Tsunamis). Def: λ Wassertiefe. Die Teilchen schwingen horizontal. Dispersionsrelation (siehe Literatur zu Hydrodynamik) ω 2 = ghk 2 . Also ω p dω vp = = gh = = vg . k dk 201 Phasen- und Gruppengeschw gleich. Dagegen laufen Wellen in tiefem Wasser nur an der Oberfläche. Def: λ Wassertiefe. Teilchen laufen auf Kreisbahnen. Dispersionsrelation (siehe Hydroliteratur) ω 2 = gk. Also r vp = g k aber r 1 1 g = vp , vg = 2 k 2 unabhängig von Wellenlänge. Dies erklärt obiges Zitat von Lamb. §172 Gruppengeschw nach Stokes und Kelvin 1. Verallgemeinerung: ∞ statt 2 Mitglieder im Wellenpaket. Betrachte nur ebene Wellen in Richtung x. Sei E(x, t) irgendeine der 3 el Feldkomponenten (kann auch B sein). Grundlsg der skalaren Wellenglg ist E(x, t) = aeikx−iωt + be−ikx−iωt . Man kann ω oder k als freie Variable auffassen; hier k. Also wieder ω = ω(k). Offensichtlich muß sein ω(−k) = ω(k). Allgemeine Lsg der Wellenglg ist Wellenpaket Z ∞ 1 E(x, t) = √ dk a(k)eikx−iω(k)t . 2π −∞ √ Faktor 1/ 2π wegen Fourierformeln. 202 2. Analysemethode: Methode der stationären Phasen. Einschränkungen: (i) kein stark dispersives Medium (ii) kein spitzer Puls (→ Greensfkt). Annahme: a(k) ändert sich sehr langsam: aus Integral ziehen. Variablensubstitution l = kx − ωt, dω(k) dl =x− t. dk dk Gibt Z E(x, t) = a(k) ∞ 1 . x − t dω/dk −∞ R glatt: vor ziehen. dl eil 1 Interpretation: solange x−t dω/dk R Verbleibendes gibt δ(l). 0 = l = kx − ωt heißt ω/k = vp = x/t. Ist Phasenpropagation. Aber zweiter interessanter Fall im Integral: Singularitäten des Bruchs, x dω = = vg . t dk Übung: zeige: δ-Peak breitet sich mit vg aus. 3. Alternative Methode: stationäre Phase. Siehe Jackson 7.11. Für große t ist Phase φ = kx − ω(k)t absolut genommen groß. Also ändert sich dann eiφ sehr schnell als Fkt von k. Man integriert also meist über sehr viele Schwingungen. Damit Integral nahe 0. Eine Ausnahme ist φ = 0, also ω x vp = = , k t 203 dann hat Integrand gar keine Schwingung. Wann ändert sich φ sonst nicht schnell? An Extrema dφ = 0, dω also dω x vg = = . dk t Exakte Rechnung hierzu: Sattelpunktsmethode, Method of steepest descent: Taylorreihenentwicklung der Phase. (i) Nullte Ordnung: konstante Phase, δ-Peak der Phasengeschw. (ii) Erste Ordnung: an Extrema verschwindet diese. (iii) Zweite Ordnung: Gaußkurvenintegral. Mit diesen weiter: Lighthill “Water Waves”, Sommerfeld “Partielle DGL” oder “Optik”, Born & Wolf “Optik”. §173 Gruppengeschw nach Lamb Eleganteste Herleitung von vg stammt von Lamb (1904). Idee: Dispersion sortiert nach Wellenlängen: Laufen z.B. lange Wellen schnell, und hat man anfänglich ein stark gepeaktes Wellenpaket, dann sind später lange (kurze) Wellen in großen (kleinen) Abständen. vp : Geschw von Wellenmaxima, -minima, -knoten, also Phasen. vg : Geschw von Wellengruppe mit einer Wellenlänge λ. Also Lagrangeableitung der Wellenlänge 0, wenn man mit vg läuft ∂λ ∂λ + vg = 0. ∂t ∂x (173.1) Folgt man dagegen Wellenphase ∂λ ∂λ ∂vp + vp =λ . ∂t ∂x ∂x Rechte Seite: wie ändert sich Abstand zweier Wellenmaxima zeitlich. Also: wie ändert sich Wellenlänge. 204 Sei Dispersionsrelation gegeben in Form vp = vp (λ). Damit ∂λ dvp ∂λ ∂λ + vp =λ . ∂t ∂x dλ ∂x (173.1) von (173.2) abziehen , kürzen vp − vg = λ dvp . dλ (173.2) (173.3) Hilfssatz (Übung): Sei λ ∼ 1/k. Dann k d d = −λ . dk dλ Nach Definition ist vp = ω/k, also dω dvp dvp = vp + k = vp − λ . dk dk dλ Umstellen vp − dω dvp =λ . dk dλ Vergleich mit (173.3) vg = dω . dk §174 Es gibt keine Überlichtgeschwindigkeit Thema: Signalübertragung in dispersiven Medien. Abschnitt 7.11 in Jackson. Auch neuerdings öfters Behauptung: v > c als Signal beobachtet bei seltsamer Dispersion. Beweis, daß v > c für Signale unmöglich: Sommerfeld & Brillouin (1914). Betrachte Licht, das aus Vakuum kommend ⊥ auf Medium fällt. Kante des Mediums bei x = 0. Brechungsindex n(ω). 1. Sprungbedingung 205 In Übungen wurde gezeigt 2 E(x > 0) = . E(x < 0) 1 + n(ω) Verwende ω statt k als freie Variable. Ansatz Wellenpaket Z ∞ 2 E(x > 0, t) = dω a(ω) e[ i(k(ω)x − ωt)], 1 + n(ω) −∞ mit k(ω) = ω n(ω). c 2. Drudeformel ωp2 (ω) n = =1+ 2 . 0 ω0 − ω 2 − iωγ 2 Übung: zeige: Singularitäten von 2/(1+n) liegen in unterer komplexen Halbebene. 3. Singularitäten in a? Amplitudenfunktion a beschreibt das einfallende Wellenpaket. Annahme: einfallendes Paket soll Front haben, so daß E(x = 0, t < 0) = 0. Welle erreicht Medium bei t = 0. Mit mathematischen Zusatzannahmen kann man hierfür zeigen: a(ω) hat in der oberen komplexen Halbebene keine Singularitäten. Weitere Annahme, daß a für |ω| → ∞ bechränkt. Singularitäten von a sämtlich in unterer Halbebene. 4. Asymptotisches Verhalten Für |ω| → ∞ ωp2 n → 1 − 2 → 1. ω (Erstaunlich: n < 1.) Also für |ω| → ∞ iω(x − ct) exp[i(k(ω)x − ωt)] → exp . c 2 206 Reeller Integrationsweg −∞ → ∞: kann für x > ct bei |ω| → ∞ in oberer Halbebene geschlossen werden: Denn dort ist iω(x − ct) exp → exp(−∞|x − ct|) = 0. c Also kein Beitrag zum Integral von Schließung des Wegs. Innerhalb des Wegs liegen keine Singularitäten (siehe 2 und 3). Also nach Residuensatz E(x > ct, t) = 0. Zusammenfassung: sind a(ω) und n(ω) analytisch in oberer komplexen Halbebene und gilt n(|ω| → ∞) → 1, dann kann kein Signal schneller als Licht im Vakuum propagieren. Denn Feld verschwindet bei x > ct: ist “noch nicht da.” Vakuumlichtgeschwindigkeit ist Grenzgeschwindigkeit. Für ct > x muß man Integrationsweg in unterer Halbebene schließen, damit e-Faktor entlang Wegschließung keinen Beitrag gibt. Singularitäten von n und a werden umschlossen: Signal E 6= 0 nach Residuensatz. §175 Das schnellste Signal 1. Vorläufer Betrachte nun x = ct − h̃, mit h̃ → 0. Suche stationäre Phase: dort Signal: keine destruktive Interferenz. dω x = = c − h, dk t mit h = h̃/t → 0. Keine Überraschung: für |ω| → ∞ war oben (nach Drude) n2 → 1, also Ausbreitungsgeschw c. Wellen mit ω → ∞ die schnellsten: laufen mit c. 207 Heißt Sommerfeldscher Vorläufer. Jetzt genauer: für |ω| → ∞ ωp2 n → 1 − 2. ω 2 Also ω 1q 2 k= n= ω − ωp2 . c c Also 1 ω dk = q = q dω c ω 2 − ωp2 c 1 − ωp2 /ω 2 ! ωp2 1 ≈ 1+ 2 . c 2ω Def stationäre Phase d (kx − ωt) = 0 dω → dk t = . dω x Vergleich der beiden Glgen gibt ωp2 ct = − 1, 2ω 2 x also ωp ω=q 2 ct x . −1 Dies auch aus Greensfktanalyse. Glg sagt: zu welchen Zeiten an welchen Orten welche ω. Zu Zeiten ersten Signals t ≈ x/c wieder ω → ∞. Amplitude der zuerst eintreffenden, hochfrequenten Wellen ist klein. Sommerfeldscher Vorläufer dem Signal ganz unähnlich. Im Lauf der Zeit fällt Frequenz und steigt Amplitude. Dann: 2. Brillouinscher Vorläufer Auch durch n(ω) bestimmt. Komplizierte Mathematik: Sattelpktmethode versagt, Airy-Integrale. 208 3. Signal Schließlich wird Integral von a(ω) dominiert: eigentliches, zerflossenes Wellenpaket kommt an. Achtung: Reihenfolge der Ankunft muß nicht sein: “Sommerfeld, Brillouin, Signal”. §176 Vergleich mit Wasserwellen “Stein ins Wasser werfen.” Wellenbewegung aufgrund δ-Störung. Wieder Front, außerhalb derer noch keine Welle angekommen. In inkompressibler Medien (Idealisierung): vp → ∞. Jedoch vg endlich. Lsg des 1d-planaren Problems (siehe Lamb): Sei η vertikale Auslenkung der Wasseroberfläche. Z ∞ √ p 1 η(x, t) = − √ lim dk k cos kx eky cos(t gk). πρ g y→−0 0 y → 0 is nötig, weil Integral für y = 0 divergiert. Reihenentwicklung " # 2 2 2 4 t 3 gt 5 gt η(x, t) = 1− + − ... . πρx2 1 · 3 · 5 2x 1 · 3 · 5 · 7 · 9 2x Reihe ist aus Optik bekannt: Theorie der Fresnelbeugung. Licht und Wasser: Welleninterferenz.. Abbildung 176.2: Greensfunktion für Wasserwellen an festem Ort, im Lauf der Zeit. Aus Lamb. Hinter Front nur Wellen mit λ → ∞ und Amplitude→ 0. 209 Später λ kleiner, Amplitude größer. §177 Der Hertzsche Vektor Panofsky, Phillips (P&P) 14.5., Fließbach Kap 24, Weller, Winkler 5.3. Bisher nur Ausbreitung von elmag Wellen behandelt. Jetzt Erzeugung: Heinrich Hertz 1888. Vorab: die meisten Bücher setzen schwingenden Dipol an. Bei P&P direkte Herleitung des Hertzschen Dipols aus Maxwellglgen. Neue Idee: Ldg und Strom nicht unabhängig voneinander vorgeben. 4 Freiheitsgrade (1 Skalar-, 1 Vektorfeld). Denn keine Trennung Elektro/Magneto in elmag Wellen. Ldg und Strom generell verknüpft durch Kontinuitätsglg ∂ρ + div ~j = 0. ∂t Mit Ansatz ρ = −div p~, ~j = ∂~p ∂t ist Kontinuitätsglg identisch erfüllt. Dabei ein Freiheitsgrad verloren: nur noch 1 beliebiges Vektorfeld, p~. p~ ist tatsächlich Dipoldichte, wie in Dielektrika. Lorenzeichung soll wieder gelten 1 ∂Φ ~ = 0. + div A c2 ∂t ~ Automatisch erfüllt wenn für beliebiges Z ~ Φ = −div Z, ~ 1 ∂Z ~ A= 2 . c ∂t ~ heißt Hertzscher Vektor. Z 210 (177.1) (177.2) Für Lorenzeichung gilt (151.3) 1 ∂ 2Φ ρ ∆Φ − 2 2 = − , c ∂t 0 2~ ~ − 1 ∂ A = −µ0~j. ∆A c2 ∂t2 ~ und ~j aus (177.1) in zweite Glg einsetzen A ~˙ 1 ∂ 2Z 1 1 1 ~˙ ∆Z − 4 2 = −µ0 p~˙ = − 2 p~˙. 2 c c ∂t c 0 Einmal zeitlich integrieren (warum keine Konstante?) ~ 1 ∂ 2Z p~ ~ ∆Z − 2 2 = − . c ∂t 0 (177.3) ~ und ~j aus (177.1) in erste Glg einsetzen A 1 ∂2 ~ ~ = − ∇ · p~ . −∆(∇ · Z) + 2 2 (∇ · Z) c ∂t 0 Übung: zeige, daß man ∆ und ∇· im ersten Term vertauschen kann. Danach ∇· weglassen (Integration) ~ p~ 1 ∂ 2Z ~ ∆Z − 2 2 = − . c ∂t 0 Ist wieder (177.3)! Mit Def von somit ~ = − p~ . Z 0 Interpretation: Große Nähe zur Poissonglg der Elektrostatik. ~ p~ sind euklidsche 3-Vektoren! Z, Nicht wie in SRT Minkowski-4-Vektoren. Also Reduktion von 4 Maxwellglgen auf 1 gelungen durch ~ (i) Einführung der Potentiale Φ und A (ii) Lorenzeichung (iii) 4 → 3 Reduktion in ρ, ~j. 211 Statt 4 Maxwellglgen (2 skalare, 2 vektorielle) nur 1 skalare zu lösen. Natürlich keine allgemeine Lsg, sondern eingeschränkte. Wiederholung: Lsg der Poissonglg der Elektrostatik 1 1 ∆ − = δ(~r − ~r 0 ). 0 4π |~r − ~r | R 3 0 R Beiderseits d r f (~r 0 ); vertausche ∆ d3 r0 Z 0 f (~ r ) 1 d3 r0 = f (~r). ∆Ψ(~r) ≡ ∆ − 4π |~r − ~r 0 | Damit für alle f (~r) Lsg Ψ(~r) der Poissonglg berechenbar. Lsg der Helmholtzglg der Elektrodynamik nach (164.2) 1 δ(t − t0 − |~r − ~r 0 |/c) − = δ(~r − ~r 0 )δ(t − t0 ). 0 4π |~r − ~r | (Zur Einfachheit Greensfkt.) R 3 0 nur 0retardierte R R 0 Beiderseits d r f (~r , t ); vertausche d3 r0 dt0 Z Z 0 0 1 δ(t − t − |~ r − ~ r |/c) Ψ(~r, t) ≡ − d3 r0 dt0 f (~r 0 , t0 ) 4π |~r − ~r 0 | Z 1 r 0 , t − |~r − ~r 0 |/c) 3 0 f (~ = − dr = f (~r, t). 4π |~r − ~r 0 | Damit für alle f (~r, t) Lsg Ψ(~r, t) der Helmholtzglg berechenbar. Ende Wiederholung. Akute Lsg ist, als Integral über retardierte Greensfkt, Z Z 0 1 r − ~r 0 |/c) 3 0 0 0 0 δ(t − t − |~ ~ dr dt p~(~r , t ) Z(~r, t) = 4π0 |~r − ~r 0 | Z 1 ~(~r 0 , t − |~r − ~r 0 |/c) 3 0p = dr . 4π0 |~r − ~r 0 | ~ folgen Φ, A ~ und damit E, ~ B ~ durch Differentiation: Aus Z ~ aus Φ, A ~ nach (151.1) E ~ = ∇ × A, ~ B ~ ~ = −∇Φ − ∂ A . E ∂t 212 Also ~ 1 ∂Z 1 ∂ ~ ~ B = 2∇ × = 2 (∇ × Z). c ∂t c ∂t Und ~ ∂A ~ E = −∇Φ − ∂t ~ 1 ∂ 2Z ~ = ∇(∇ · Z) − 2 2 c ∂t 2~ ~ + δZ ~− 1∂ Z = ∇ × (∇ × Z) c2 ∂t2 ~ + Z ~ = ∇ × (∇ × Z) ~ − p~ . = ∇ × (∇ × Z) 0 ~ nur (weit) außerhalb der Ldgsverteilung; dann Im folgenden E ~ = ∇ × (∇ × Z). ~ E ~ und B ~ durch ∇ × Z ~ bestimmt. Also E §178 Die Hertzsche Näherung Weitere Annahmen: ~ B ~ weit entfernt von Wellenquelle ρ, ~j. (i) Berechne E, (ii) Wellenquelle Wellenlänge λ r. (iii) Die Quellverteilung sei zeitlich periodisch, p~(~r, t) = p~(~r)e−iωt . In allen Glgen ist Realteil gemeint. Also im retardierten p~ p~(~r 0 , t − |~r − ~r 0 |/c) = p~(~r 0 )e−iω(t−|~r−~r 0 |/c) 0 = p~(~r 0 )e−iωt eik|~r−~r | , mit k = ω/c. Also ~ r, t) = 1 e−iωt Z(~ 4π0 Z 213 0 ik|~r−~r | 3 0 0 e d r p~(~r ) . |~r − ~r 0 | Annahme (i): 1 1 ≈ . |~r − ~r 0 | r Annahme (ii): entwickle exp um r 0 eik|~r−~r | = eik(r−~r 0 ·∇r+...) = eikr−ik~r 0 ·r̂/+... ≈ eikr . Denn kr 1 und kr0 1. Also wegen (i,ii,iii) ikr Z e 1 −iωt eikr ~ 1 −iωt ~ r, t) = e d3 r0 p~(~r 0 ) ≡ e P. Z(~ 4π0 r 4π0 r P~ ist Dipolmoment der Ldgsverteilung. Formal identisch zu Polarisationsvektor in Dielektrika. §179 Der Hertzsche Dipol ~ Führe Kugelkoord ein: Polarachse entlang P~ und Z. ~ Sei P = |P~ |, Z = |Z|. ~ Dann sphärische Komponenten von Z Zr = Z cos θ, Zθ = −Z sin θ, Zφ = 0. Nämlich ei(kr−ωt) , Zr = P cos θ 4π0 r ei(kr−ωt) Zθ = −P sin θ , 4π0 r Zφ = 0. ~ nur φ-Komponente. Dann hat ∇ × Z Diese Komponente ist nach Bronstein gegeben durch (beliebiges ~u) (rot ~u)φ = 1 ∂(ruθ ) 1 ∂ur − . r ∂r r ∂θ 214 Also i(kr−ωt) ~ = P sin θ e ∇×Z 4π0 Also ist das Magnetfeld ik 1 − r2 r φ̂. Br = 0, Bθ = 0, iµ0 ω P sin θ ei(kr−ωt) Bφ = − 4π ik 1 − r2 r . ~ Kleine Rechnung gibt für E 1 1 ik i(kr−ωt) Er = P cos θ e − , 2π0 r3 r2 2 ik k 1 1 P sin θ ei(kr−ωt) 3 − 2 − , Eθ = 4π0 r r r Eφ = 0. Diskussion Erster Term in Bφ : Faradaysches Induktionsfeld. Zweiter Term in Bφ : Strahlungsfeld. Erster Term in Er , Eθ : elektrostat Dipolfeld ∼ r−3 . Zweiter Term in Er , Eθ : Transition field. Dritter Term in Eθ : Strahlungsfeld. P&P: “Transition field trägt nicht zur Strahlungsenergie bei. Sondern nur zur Energiespeicherung während der Oszillation.” Weit entfernt vom Dipol: nur niedrigste Potenz 1/r mitnehmen: Dort nur Strahlungsfelder allein meßbar µ0 ω 2 ei(kr−ωt) P sin θ , 4πc r 1 ω 2 ei(kr−ωt) Eθ = − P sin θ . 4πc2 0 r Bφ = − Fallen beide sehr schwach mit 1/r ab. Stehen aufeinander senkrecht. Und senkrecht auf Ausbreitungsrichtung r̂. Entwickelt man eikr /r zu höherer als 1. Ordnung: 215 Quadrupolstrahlung usw in P&P, Greiner, Jackson. §180 Himmelsblau Strahlungsfelder Bφ , Eθ ∼ ω 2 Also zweite zeitliche Ableitung der periodischen Schwingung → Elektromagnetische Abstrahlung nur durch beschleunigte Ldg. Abbildung 180.3: Der Hertzsche Versuchsaufbau. Aus H. Hertz, “Über schnelle elektrische Schwingungen”, Wiedemanns Annalen (1885). Energieflußdichte = Poyntingvektor ~ × B. ~ ~= 1E S µ0 Da Strahlungsfelder nur Bφ , Eθ Komponenten haben ist (i) Ŝ = r̂ 2 (ii) S = Bφ Eθ /µ0 ∼ (ω 2 P )2 sinr2 θ . Energieerhaltung wegen S ∼ 1/r2 : durchstrahlte Oberfläche ∼ r2 . Strahlungskeule: Keine Abstrahlung in Schwingungsrichtung θ = 0, maximale Abstrahlung senkrecht dazu. Verhältnisse im Nahfeld komplizierter und interessanter. http://www-tet.ee.tu-berlin/lehre/FILME/Hertz harmonisch/film.html. Phasengeschwindigkeit > c: statische Felder (immer schon da). Abschnüren und Ablösen der Felder von Quelle. Ersetze ω = ck = 2πc/λ, P 2 sin2 θ S∼ . λ4 r 2 216 Abbildung 180.4: Abstrahlung elektromagnetischer Wellen. Aus H. Hertz, “Die Kräfte elektrischer Schwingungen, behandelt nach der Maxwellschen Theorie”, Wiedemanns Annalen (1888). Es ist λblau λrot . Deutung: Dipole der Luft streuen blaues Licht stärker als rotes. An jedem Himmelspunkt sieht man blaues Streulicht: Himmelsblau. (Wird aus vielen Quer strahlen zum Beobachter gestreut.) Bei Sonnenuntergang wird Blau aus dem direkten Strahl gestreut: Rote Sonne. 217 218 KAP 10: MAGNETOHYDRODYNAMIK §181 Grundlagen Modernes Beispiel für Elektrodynamik in makroskopischen Medien. MHD = Bewegung magnetisierter Flüssigkeiten. Lorentzkraft beschleunigt Flüssigkeitstropfen: ~ in Eulerglg für ~v der Flüssigkeit. B Auch umgekehrt: Flüssigkeitsbewegung induziert neue B-Felder: ~ ~v in Induktionsgleichung für B. Literatur zu MHD: Abschnitt 7.7 in Jackson3 §§36-39 in Chandrasekhar, Hydrodynamic & Hydromagnetic Stability Kapitel VIII in Landau & Lifschitz, Elektrodynamik der Kontinua Cowling, Magnetohydrodynamics Unterschied MHD und Plasmaphysik? Plasmaphysik = kinetische Theorie (statist. Mechanik) + E-Dyn. MHD = Strömungslehre (Kontinuumsmechanik) + E-Dyn. ~ und ~j groß. In Plasmaphysik und MHD B ~ und ρ groß. Nur Plasma: E 4 Annahmen definieren MHD. Keine muß in Plasmen gelten • Leitfähigkeit σ → ∞. Keine Ldgs.akkumulation. Fluid el neutral. • Keine Ldgs.akkumulation → keine E-Felder. • Alle Geschw c: Verschiebungsstrom vernachlässigen. ~ gilt. • Ohmsches Gesetz ~j = σ E Maxwellsche Glgen sind dann ~ = 0, ∇·B ~ = 4π~j, ∇×B c ~ ~ = − 1 ∂B , ∇×E c ∂t plus Ohmsches Gesetz statt Coulomb-Gauß! §182 Das Ohmsche Gesetz 219 Aber Ohmsches Gesetz ist empirisch, Coulombsches fundamental. Coulomb beschreibt Ldgs-Beschleunigung: Plasmaphysik. MHD-Postulat: Fluiddichte groß: mittlere Geschw durch viele Stöße. Stöße stellen effektive Reibung dar: Ohmsches Gesetz. §183 Eulerglg 1. Eulerglg der Hydrodynamik Details der Herleitung dort. Eulerglg ist Newton II für kontinuierliches Medium. Betrachte infinit Tropfen. Beschleunigung ~a ist Lagrangeableitung (!) von ~v . ~a = d~v ∂~v = + (~v · ∇)~v . dt ∂t Kraft: Druckgefälle + Gravitation (z.B.). Damit Eulerglg ∂~v 1 + (~v · ∇)~v = − ∇p + ~g . ∂t ρ 2. Lorentzkraft Elmag Kraft ist, ohne E-Felder ~ = dV ρq~v × B ~ = dV ~j × B. ~ q~v × B Unterscheide Ladungsdichte ρq und Massendichte ρ. In Eulerglg: Lorentzkraft/Masse ~gL ; mit Ampereschem Gesetz 1 ~ ~gL = ~j × B ρ 1 ~ × B. ~ = (∇ × B) ρµ Es wird konstantes µ angenommen. Damit Eulerglg der MHD ρ d~v 1 ~ × B. ~ = −∇p + ρ ~g + (∇ × B) dt µ §184 MHD Induktionsglg 220 Herleitung durch Kombination aller elektrodynamischen Glgen. 1. Lorentz: bewegtes Flüssigkeitsteilchen erfährt E-Feld ~ + ~v × B, ~ E 2. Ohmsches Gesetz ~ + ~v × B ~ . ~j = σ E Umstellen, ~ = 1 ~j − ~v × B. ~ E σ 3. Ampersches Gesetz ohne Verschiebestrom 1 ~ = ~j ∇×B µ ~ = 1 ∇×B ~ − ~v × B. ~ E σµ Auf beiden Seiten rot nehmen, und 4. Faradaysches Gesetz einsetzen ~ ∂B ~ = −η∇ × (∇ × B), ~ − ∇ × (~v × B) ∂t mit Resistivität η, 1 . σµ Nur zur Einfachheit wurden σ, µ als konstant angenommen. Vektoranalysis rot rot = grad div − ∆. ~ = 0 folgt Induktionsglg 5. Mit div B η= ~ ∂B ~ = −η ∆B. ~ − ∇ × (~v × B) ∂t Erstaunlich: Glg gilt so in jedem Einheitensystem der E-Dynamik. In Labors kann man dies meist nähern als ~ ∂B ~ = −η ∆B. ∂t 221 Ist Diffusionsglg: erste zeitliche-, zweite räumliche Ableitung. ~ Beschreibt Zerfall von B. §185 Eingefrorene Felder Ideale MHD macht die umgekehrte Annahme: Diffusion vernachlässigbar: η = 0. Sehr gute Näherung in astrophysikalischen Plasmen. Volle Satz der idealen MHD Glgen ist dann ∂ρ + ∇ · (ρ~v ) = 0, ∂t 1 1 ∂~v ~ × B, ~ + (~v · grad )~v = − ∇p + ~g + (∇ × B) ∂t ρ ρµ ~ ∂B ~ = 0. − ∇ × (~v × B) ∂t Wichtigster Satz der idealen MHD (Alfvén 1942): Magnetischer Fluß ist konstant... durch eine mit der Flüssigkeit strömende geschlossene Schleife S, Z d ~ = 0. d~a · B dt S “Magnetische Feldlinien sind in die Flüssigkeit eingefroren.” Präziser: es liegen immer dieselben Tropfen auf derselben Feldlinie. Nur Longitudinal-, keine Transversalbewegung. Beweis 1: Landau Def vorticity: ω ~ = ∇ × ~v . Aus der Eulerglg (keine MHD) leitet man leicht vorticity eq ab: ∂~ω − ∇ × (~v × ω ~ ) = 0. ∂t Außerdem gilt ∇·ω ~ = ∇ · (∇ × ~v ) = 0. ~ erfüllt genau dieselben Glgen wie ω B ~! ~ ∂B ~ = 0, − ∇ × (~v × B) ∂t ~ = 0. ∇·B 222 ~ Somit gilt jede Aussage für ω ~ auch für B. Die Aussage Z d d~a · ω ~ =0 dt S ist der Wirbelsatz von Helmholtz (1858) und Kelvin. Sei δ~l ein infinitesimal kurzer, also gerader Fluidstrich. Sei ~v Fluidgeschw am einen Ende. Dann Geschw am anderen Ende ~v + (δ~l · ∇)~v . Übung: zeige: ein infinit kurzer Strich bleibt nach Bewegung von infinit kurzer Zeit gerade. Die beiden Enden bewegen sich auseinander mit Verschiebevektor d(δ~l) = dt(δ~l · ∇)~v . Also d ~ δ l = (δ~l · ∇)~v . dt Betrachte jetzt B-Feld. Induktionsglg ~ ∂B ~ = 0. − ∇ × (~v × B) ∂t Vektoranalysis ∇ × (~a × ~b) = ~a(∇ · ~b) − ~b(∇ · ~a) + (~b · ∇)~a − (~a · ∇)~b. Einsetzen gibt ~ ∂B ~ + B(∇ ~ ~ · ∇)~v + (~v · ∇)B ~ = 0. − ~v (∇ · B) · ~v ) − (B ∂t Erster und letzter Term gibt totale Zeitableitung d ∂ = + (~v · ∇). dt ∂t Zweiter Term verschwindet, also ~ dB ~ · ∇)~v − B(∇ ~ = (B · ~v ). dt 223 Jetzt wäre längere Rechnung nötig. Hier einfach: Annahme: inkompressible Flüssigkeit div ~v = 0. Übung: zeige mit Def von div, daß dies wirklich Konstanz des eingenommenen Volumens bedeutet. ~ dieselbe Glg. Dann erfüllen δ~l und B Zwei Tropfen auf derselben Fluidlinie verbleiben also dort. ~ bewegt sich mit der Flüssigkeit. B Literatur: Landau, Elektrodynamik der Kontinua (§65) Batchelor, Introduction to fluid dynamics (Kap 5.2 & 5.3) Beweis 2: Batchelor Beweist Helmholtzschen Wirbelsatz. ~ und ∇ × ~v dieselben Glgen erfüllen Da B ... gilt dann Theorem eingefrorener Felder. Behauptung Z d d~a · (∇ × ~v ) = 0. dt S Betrachte geschlossene Schleife C im Fluid. Mit Satz von Stokes und Bewegungsglg für infinit Tintenstrich Z I I I d d d~ v d~a · (∇ × ~v ) = d~l · ~v = d~l · + ~v · (d~l · ∇)~v . dt S dt C dt Eulerglg ∇p d~v =− + ~g . dt ρ Annahme 1: Potentialkraft ~g = −∇Φ. Annahme 2: Dichte sei Fkt allein von Druck (isotherm; adiabatisch; polytrop). Dann Z ∇p dp =∇ , ρ ρ(p) R wobei entlang beliebigem Weg. Übung: beweise diese Glg. 224 Achtung, im thermodynamischen Gleichgewicht: jede thermodyn Größe durch zwei andere ausdrückbar. In diesem allgemeineren Fall gilt Helmholtzscher Satz nicht: Wirbel können entstehen/vergehen: Meteorologie. Vektoranalysis (Übung: beweise diese Glg) 1 ~v · (d~l · ∇)~v = (d~l · ∇)v 2 . 2 Also I I Z d dp 1 d~l · ~v = (d~l · ∇) v2 − −Φ . dt C 2 ρ(p) Richtungsableitung d~l · ∇ ≡ dl , Änderung entlang Wegstrecke dl. Änderung Skalarfeld über geschlossenen Weg ist 0, also I d d~l · ~v = 0. dt C Beweis 3: Chandrasekhar; Kippenhahn. Vgl Galileiinvarianz bei Faradayschem Gesetz: Betrachte Fläche dt~v × δ~l, die Linienelement δ~l überstreicht. Literatur: Chandrasekhar, Hydrodynamic Stability (§20, S. 78,79) Kippenhahn & Möllenhoff, Elementare Plasmaphysik (§10) Priest, Solar MHD. §186 Magnetischer Druck und Zug Amperesches Gesetz in Lorentzkraft einsetzen ~ ρ~gL = ~j × B 1 ~ × B. ~ = (∇ × B) µ Vektoranalysis 1 ~ ~ ~ · ∇)B ~ + B ~ × (∇ × B). ~ ∇(B · B) = (B 2 225 Damit B2 1 ~ ~ ρ~gL = −∇ + + (B · ∇)B. 2µ µ In Eulerglg einsetzen B2 1 ~ d~v ~ = −∇ p + + (B · ∇)B. ρ dt 2µ µ Interpretation: B 2 /2µ tritt als magnetischer Druck zum thermischen Druck. 1 ~ ~ µ (B · ∇)B ist magnetischer Zug (tension). Sieht man an einfachen Feldkonfigurationen (Übung). Analog zu Saitenspannung. Thermischer Druck verursacht Schallwellen. Mag Druck und Zug verursachen magnetosonische und Alfvénwellen. Weder Schall noch Licht, sondern neuer Wellentyp. Viel langsamer als Licht: Verschiebestrom wurde vernachlässigt. Damit verschwand c aus Glgen. §187 Alfvénwellen Als Übung: B Feld homogen und in z-Richtung. Welle in z oder x-Richtung. Aus Grundglgen: Longitudinale magnetosonische und transversale Alfvénwellen. Laufrichtung längs Feld: Schallwellen mit vp = vs , Alfvénwellen mit √ vp = vA = |B|/ µρ. Laufrichtung senkrecht zum Feld: nur magnetosonische Wellen, mit q vp = vA2 + vs2 . §188 MHD auf der Sonne Das folgende aus Parker 1991, Reviews of Modern Astronomy 4, S. 1. Sonnenkorona besteht aus: (i) aktiver Röntgenkorona: Quelle der Röntgenstrahlung (ii) koronalen Löchern: Quelle des Sonnenwinds 226 Aktive Röntgenkorona Ist eingeschlossen von bipolaren Magnetfeldern. Deren Ursprung: aktive Regionen der Photosphäre. Gasdruck ist 2% des magnetischen Drucks. Feld dominiert Gas. Ursprung der Heizung der Korona ist Alfvénwellendissipation. Die Wellen stammen aus subphotosphärischer Konvektionszone. Alternativ (bisher unentschieden): magnetische Reconnection. Turbulente Konvektion am Fußpunkt des B-Felds der aktiven Region: Verursacht Unstetigkeiten in tangentialer Feldkomponente. Nach Ampere gehört zu tangentialer Unstetigkeit Strom. Hier: Stromblatt (current sheet). Heizung erfolgt in explosiven nanoflares. Sind momentan noch nicht auflösbar. Abbildung 188.5: Entwicklung einer tangentialen magnetischen Unstetigkeit durch stochastische Bewegungen am Feld-Fußpunkt. Aus Parker 1994, “Spontaneous Current Sheets in Magnetic Fields.” Koronale Löcher Statt bipolarer B-Felder in aktiven Regionen hier offene Feldlinien. Feld um Faktor 10 schwächer; divergiert rasch auseinander. Gas dominiert Feld. Ursprungsregion des Sonnenwinds. Windtemperatur 1.5 × 106 K bis hinaus zu 100 Sonnenradien. Ursache: Heizung durch Alfvénwellen. Hydrodynamische Windtheorie von Parker (1958). 227 Abbildung 188.6: Röntgenbild der Sonne. Ein koronales Loch ist in die Sichtlinie zur Erde rotiert. Der in Erdnähe gemessene Sonnenwind wird innerhalb einiger Tage ansteigen und geomagnetische Störungen verursachen. Abbildung 188.7: Aktive Region am Sonnenrand. Heißes Plasma steigt aus der Photosphäre auf und läuft entlang magnetischer Feldlinien. Rote Bereiche sind stark geheizt. 228 Abbildung 188.8: UV Bild der Sonne, aufgenommen von SOHO. Großes grünes Bild: helle Bereiche zeigen heiße, dichte Plasmaloops mit starken Magnetfeldern, dunkle Bereiche haben offene magnetische Feldgeometrie (Quelle des Sonnenwinds). Zoom: Dopplergeschwindigkeit des heißen Gases (> 106 K) an der Basis der Korona, wo der Wind entsteht. Blau- und Rotverschiebung sind also solche kodiert, wobei blau = abströmendes, rot = zurückfallendes Gas. Blau zeigt den Beginn der Abströmung des Sonnenwinds. Diese Regionen liegen innerhalb eines koronalen Lochs (offene Feldgeometrie). Überlagert sind Wände der “Bienenwaben” des magnetischen Netzwerkes. Hier entspringt die stärkste Abströmung (dunkelblau). 229 Abbildung 188.9: Magnetosphäre der Erde (Wikipedia). 230 KAP 11: RELATIVITÄTSTHEORIE §189 Hintergrund 1860 - 1900: Lichtausbreitung in postuliertem Äther. 1887 Michelson: Kein Einfluß der Erdbewegung auf c. 1887 Voigt: Lokalzeit t0 in bewegten Systemen gibt Rechenhilfe: dann gilt auch dort Wellenglg φ = 0. 1892, 1895 p Lorentz: echte Kontraktion des Elektrons: Faktor 1 − v 2 /c2 in v-Richtung. Lorentz 1904, Poincare 1905: Lorentzinvarianz der Maxwellglgen. Radikale Lsg durch Einstein 1905: echte Raum-Zeittransformation. Keine absolute Gleichzeitigkeit, sondern abhängig von Inertialsystem. Zwei Postulate Einsteins: (P1) Licht läuft in jedem Inertialsystem mit c. (P2) Relativitätsprinzip: dieselben Formeln in jedem Inertialsystem. D.h. Experimente in allen Inertialsystemen identisch. §190 Gleichzeitigkeit In Galileitransformation t0 = t. Warum nicht in SRT?: Beispiel: zwei Blitze schlagen in Bahndamm ein. Gleichzeitig im Bahnhofssystem. Zug fährt auf einen der Blitze zu, vom anderen weg. Also kurzer vs langer Lichtlaufweg. Wegen c = konst kurze vs lange Lichtlaufzeit. Also im Zug nicht mehr gleichzeitig. Galilei: Laufgeschw ändert sich so (c ± v), daß Laufzeit gleich. §191 Herleitung der Lorentztrafo I Einstein, Über spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie, Anhang. Systeme x, y, z, t und x0 , y, z, t0 mit Relativbewegung entlang x-Achse. x0 laufe mit v zu größeren x-Werten. Lasse y, z weg. Gesucht: lineare Zusammenhänge x0 (x, t), t0 (x, t). Linear: 231 geradlinig gleichförmige (gg) Bewegung in K soll auch in K0 gg sein. Übung: präzisiere dieses Argument. Linearität und P1 (Konstanz von c) Lichtsignal in +x-Richtung in K und K0 x − ct = 0, x0 − ct0 = 0. Wegen Linearität muß für Nicht-Lichtsignal gelten x0 − ct0 = λ(x − ct). Lichtstrahl in −x-Richtung in K und K0 gibt x0 + ct0 = µ(x + ct). Glgen addieren, subtrahieren x0 = ax − bct, ct0 = act − bx, mit 1 a = (λ + µ), 2 1 b = (λ − µ). 2 Gesucht a, b. Jetzt muß v in Betracht kommen. Betrachte Koordinatenursprung x0 = 0, also x= bc t. a Außerdem x = vt. Also b v = . a c Relativitätsprinzip P2 232 Maßstab L, der in K0 ruht, muß von K aus genauso lang sein ... wie in K ruhend von K0 aus. (i) Momentaufnahme (Gleichzeitigkeit!) der x0 -Achse von K aus: t = 0. Dann von oben x0 = ax. Wenn 2 Punkte der x0 -Achse in K0 Abstand ∆x0 = 1 haben, ... haben sie in K Abstand ∆x = 1/a. (ii) Momentaufaufnahme der x-Achse von K0 aus: t0 = 0. Dann von oben x0 = ax − bct, 0 = act − bx. t eliminieren b2 x0 = a 1 − 2 a Also x. v2 x = a 1 − 2 x. c Wenn also 2 Punkte der x-Achse in K Abstand ∆x = 1 haben, ... haben sie in K0 Abstand 2 v ∆x0 = a 1 − 2 . c 0 (P2): ∆x = ∆x0 , also a2 = 1 . 1 − v 2 /c2 233 Also Lorentztrafo für einheitsgleiche x, ct x − ct (v/c) x0 = p , 1 − v 2 /c2 ct − x (v/c) ct0 = p . 1 − v 2 /c2 Andere Herleitungen: Algebraisch in Born S. 203 (fast identisch) Geometrisch in Born S. 201 (sehr anschaulich) Einstein (1905, kompliziert) Pauli (1921, lustlos knapp) §192 Lorentzkontraktion Lorentztrafo x − vt x0 = p 1 − v 2 /c2 Meßvorschrift für Längen: gleichzeitig an beiden Enden. Objekt soll in K0 Länge ∆x0 haben. Diese wird jetzt in K gemessen. t konst. K0 hat Eindruck, K macht Gleichzeitigkeitsfehler. ∆x0 = p ∆x 1 − v 2 /c2 also , r ∆x = ∆x 0 v2 1 − 2. c Hierbei ∆x0 Ruhlänge. Nenne l0 Ruhlänge, l im bewegten System: r v2 l = l0 1 − 2 . c l < l0 einzig aus Relativität der Gleichzeitigkeit. §193 Zeitdilatation Betrachte Uhr in Ruhe in K0 . 234 Angezeigte Zeit heißt Eigenzeit τ . Ist invariant (s.u.). Vgl. l0 . Uhr sei bei x0 = 0. Lorentztrafo τ . t= p 1 − v 2 /c2 Zeitdilatation t > τ . §194 Eigenzeit Zeit t nicht lorentzinvariant. Man sucht also invariante Zeit τ . Def Eigenzeit: Zeitintervall dτ im Inertialsystem des Massenpunkts p dτ = dt 1 − v 2 /c2 . Alle Pionen zerfallen nach derselben kurzen Eigenzeit. Die atmosphärische Pionschauer kann aber sehr lang dauern. §195 Additionstheorem Übung: schreibe Lorentztrafo mit dx0 , dt0 statt x0 , t0 . Bilde dx0 /dt0 und finde damit Einsteins Additionstheorem der Geschwindigkeiten. §196 Herleitung der Lorentztrafo II Einstein, Grundzüge der Rel.theorie, S. 35-38. Idee von Minkowski. Ab jetzt obere Indizes für “normale” Vektoren: kontravar. Im folgenden: (x0 ), (x1 ), (x2 ), (x3 ) Komponenten des 4-Vektors. Aber nur uµ , nicht (uµ ). Beachte in älterer Literatur: Koordinatenname (x1 ) = x, (x2 ) = y, (x3 ) = z, (x4 ) = ict. Heute (und hier) (x0 ) = ct, (x1 ) = ix, (x2 ) = iy, (x3 ) = iz. Wegen imaginärem i gilt für Licht (x0 )2 + (x1 )2 + (x2 )2 + (x3 )2 = 0. Rechnung wieder ohne y, z: Bewegung in x-Richtung. 235 (P1) 2 2 c2 t2 − x2 = 0 = c2 t0 − x0 . Und allgemeine Annahme: s2 sei Invariante unter Lorentztrafo immer 2 2 c2 t2 − x2 = c2 t0 − x0 . Übung: schreibe diese Forderung für Galileitrafo und leite diese ab. Also Forderung: s2 = (x0 )2 + (x1 )2 hat in allen Koord.systemen denselben Wert. s Länge eines 4- (hier 2-) Vektors im Minkowskiraum. Die linearen Trafos, die dies erfüllen, heißen Lorentztrafos. Weil sie Länge s konstant lassen, sind sie Drehungen + Translationen. Betrachte nur Drehungen D. Hier 2x2 Matrizen. In Mechanik gezeigt: Drehungen bilden Orthogonale Gruppe DDτ = Dτ D = 1. In euklidischer xy-Ebene D= cos φ − sin φ, . sin φ cos φ Und x0 = x cos φ − y sin φ, y 0 = x sin φ + y cos φ. Ebenso in minkowskischer (x0 ) − (x1 )-Ebene (x0 )0 = (x0 ) cos φ − (x1 ) sin φ, (x1 )0 = (x0 ) sin φ + (x1 ) cos φ. Einsetzen ct0 = ct cos φ − ix sin φ, ix0 = ct sin φ + ix cos φ. Minkowskis geniale Idee: sin, cos auf komplexer Ebene definiert: imaginäres φ erlaubt. 236 Ursprung von K0 bewegt sich mit v relativ zu K: x0 = 0 ↔ x = vt In 2. Glg einsetzen (t 6= 0) 0 = c sin φ + iv cos φ. Also v = ic tan φ. Also tan φ tan2 φ =p 1 + tan2 φ =p sin φ = p 1+ 1 cos φ = p −iv/c 1 − v 2 /c2 1 1 − v 2 /c2 , . In Drehtrafo einsetzen ct − x(v/c) ct0 = p , 1 − v 2 /c2 x − ct(v/c) . x0 = p 1 − v 2 /c2 Vollständig reell: es verbleibt kein i. Ist wieder Lorentztrafo. Man benutzt Symbole (β ≤ 1, γ ≥ 1) β = v/c, 1 γ=p . 1 − β2 Dann ct0 = γ(ct − βx), x0 = γ(x − βct). Mit Matrizen ct0 x0 = γ −βγ −βγ γ 237 ct · . x (196.1) Aber dies sind keine Drehmatrizen (vgl oben)!? Doch, auf Minkowskiraum der Koord (ct, x): dort lassen sie Länge 2 2 c2 t0 − x0 = c2 t2 − x2 invariant, also sind sie (Translation plus) Drehung. 2 2 c2 t0 − x0 = γ 2 (c2 t2 − 2ctβx + β 2 x2 − β 2 c2 t2 + 2ctβx − x2 ) = γ 2 (1 − β 2 )(c2 t2 − x2 ) = c2 t2 − x2 . Beweis der Annahme “s2 = s0 2 ist Invariante” Aus (i) Linearität der Lorentztrafo und (ii) c-Konstanz folgt nur 2 2 f (0) c2 t2 − x2 = f (v) c2 t0 − x0 für Nicht-Licht, mit unbekannter Funktion f (v). Idee: nach Hin- und Rückboost (x00 = x, mit −v von x0 aus) gilt f (v)f (−v) = 1. Außerdem aus Relativitätsprinzip f (v) = f (−v). Also f (v) = 1. (Bei genauer Rechnung auch −1 möglich. Wird nicht betrachtet). §197 Die Lorentzgruppe Poincare 1905: Lorentztrafos bilden mathematische Gruppe. Mehr in Übungen. §198 Minkowskiraum Artikel von Minkowski 1907-1915. Raum mit Achsen ~r und ct. 238 Invarianter Abstand s zweier Punkte s2 = c2 ∆t2 − ∆~r · ∆~r. (198.1) s2 > 0 zeitartig: Kausal verknüpfter Zukunfts-Vergangenheitsbereich. s2 < 0: raumartig: Es gibt Inertialsystem, in dem die Ereignisse gleichzeitig sind. Wegen “−” in (198.1) ist Minkowskiraum hyperbolisch: nichteuklidsche Geometrie. Euklidsches Parallelenaxiom gilt nicht. Jede Gerade hat ∞ viele Parallelen durch geradenfernen Punkt. §199 Vierervektoren. Kovarianz von Glgen Minkowski: Verknüpfung von Raum und Zeit zu Vierervektor. Lorentztrafo ist Drehung eines 4-Vektors im Minkowski-Vektorraum. Lorentztrafo ist Drehmatrix: siehe vorn. Schreibe alle Glgen mit 4-Vektoren (uµ , Aµ ) und 4-Tensoren (F µν ). Dann sind die Glgen manifest kovariant: Die Lorentzinvarianz der E-Dynamik ist gezeigt! Vgl: Translations- und Drehinvarianz der Mechanik ist gezeigt: wenn alle Glgen Skalar-, Vektor-, Tensorglgen sind. Denn Vektoren ändern sich bei Drehung nicht; nur ihre Koord. Historischer Weg dagegen (Lorentz, Poincare, Einstein): Lorentzinvarianz der Maxwellglgen direkt gezeigt. Da Maxwellglgen nicht manifest kovariant: mühsam. Def Vierervektor: 4-Tupel 0 a a1 aµ = a2 , a3 wo (a0 ) sich bei Lorentztrafo wie ct, (a1 , a2 , a3 ) wie ~r transformiert. Somit 4-Ort (Schreibweise rµ unüblich) ct xµ = . ~r 239 §200 Relativistische 2-Vektoren Zur Vereinfachung 2-Vektoren: Lorentztrafo nur in x-Richtung. u Teilchengeschw in K, u0 in K0 K0 hat Geschw v gegenüber K. ct + vx/c , ct0 = p 1 − v 2 /c2 x + vt . x0 = p 1 − v 2 /c2 Also Trafo relativistischer 2-Vektor (a, b) a + bv/c a0 = p , 1 − v 2 /c2 b + av/c b0 = p . 1 − v 2 /c2 Sei c = 1 (natürliche Einheiten) a + bv , a0 = √ 1 − v2 b + av b0 = √ . 1 − v2 §201 Zweier-Geschwindigkeit 1. Das Problem Dieser Abschnitt in Jackson recht dunkel. Einsteins Additionsgesetz (c = 1) u0 = u+v . 1 + uv Für v 1 folgt Galileitrafo u0 = u + v. Für u = 1 folgt u0 = 1. 240 (201.1) u in (201.1) transformiert sich weder wie ct noch wie x. Wie daraus relativistischen 2-Vektor machen? 2. Erster Lösungsweg Behauptung: 1 √ 1 − u2 1 u ist 2-Vektor. Der ausgeschriebene 4-Geschw.vektor ist also 1 c . uµ = p 1 − ~u · ~u/c2 ~u Rechnung 0-Komponente √ 1 1 →p 1 − u2 1 − u0 2 1 Add = q u+v 2 1 − 1+uv 1 + uv =p (1 + uv)2 − (u + v)2 1 + uv √ =√ 1 − u2 1 − v 2 uv √ 1 + √1−u 2 1−u2 √ . = 1 − v2 Die Lorentztrafo der 0-Komponente von (201.2) ist aber auch 1 Lor √ → 1 − u2 √ 1 1−u2 √ 241 1 √ uv 1−u2 . − v2 + (201.2) Rechnung 1-Komponente √ u u0 →p 1 − u2 1 − u0 2 Add = q u+v 1+uv 1− u+v 2 1+uv u+v =p (1 + uv)2 − (u + v)2 u+v √ =√ 1 − u2 1 − v 2 v √ u + √1−u 2 1−u2 √ = . 1 − v2 Die Lorentztrafo der 1-Komponente von (201.2) ist aber auch u Lor √ → 1 − u2 √ u 1−u2 √ √ v 1−u2 . − v2 + 1 3. Zweiter Lösungsweg 4-Geschw ist ein 4-Vektor. Leite den bekannten 4-Vektor (t, ~r) nach der Eigenzeit τ ab: letztere ist relativistische Invariante: Vektor / Invariante = Vektor. Teilchen soll sich bzgl Inertialsystem mit ~u bewegen (u2 = ~u · ~u) p dτ = dt 1 − u2 Also zeitlicher Anteil (u0 ) = dt 1 =√ . dτ 1 − u2 Räumlicher Anteil ~ = d~x = dt d~x = √ ~u U . dτ dτ dt 1 − u2 Zusammen 1 uµ = √ 1 − u2 242 1 . ~u Invariantes Betragsquadrat des Geschw-4-Vektors uµ uµ = 1, bzw uµ uµ = c2 in allen anderen Einheiten. §202 Einsteins Masse-Energie-Formel Ab jetzt wieder c 6= 1. Teilchenimpuls p~ = m0~u. m0 ist Teilchenruhmasse (in Mechanik einfach m). (Etwas irreführend: ist Skalar, nicht 0-Komponente von 4-Vektor.) Ansatz 4-Impulsvektor m c 0 . P µ = m 0 uµ = p 1 − ~u · ~u/c2 ~u 0-Komponente: Multipliziere mit c; entwickle für kleine Geschwindigkeiten m0 c2 m0 c2 u2 1 0 2 2 m0 cu = q ≈ = m c 1 + m 0 u2 . = m c + 0 0 2 2 u 2 2c 2 1 − 2c2 1 − uc2 Deutung: Ruhenergie m0 c2 eines Teilchens. Relativistischer 1-2-3-Impuls eines Teilchens ist m0~u p~ = q . u2 1 − c2 Deutung: relativistische Masse m=q m0 1− . u2 c2 Geht für u2 → c2 gegen ∞. Somit c nicht erreichbar. Invariantes Betragsquadrat des Impuls 4-Vektors 2 P = m20 c 2 − u2 = m20 c2 . u2 1 − c2 243 §203 Relativistische 4-Tensoren von Rang 2 Definiere 4-Tensoren von Rang 2 wie im Vektoranalysis-Teil: mittels Trafoeigenschaft bei Koord.trafo: jetzt Lorentztrafo. Klassische Physik: Koord.trafo lassen Vektorlänge unverändert. Also Translationen und Drehungen; keine Streckungen. Wiederhole frühere Tensordef: Math: 2-Tensor ist Dyade ist lineare Abb von Vektorraum auf sich (~a ⊗ ~b) · ~c = (~b · ~c)~a. Phys: Tensor verhält sich bei Koord.trafo wie multipler Vektor. Koord.trafo µ µ x0 = x0 (xα ). Mit Kettenregel (und Summationskonvention) ∂x0 µ α dx . dx = ∂xα 0µ Def kontravarianter Vektor: Zahlentupel Aα mit Trafoverhalten ∂x0 µ α A = A . ∂xα 0µ Def kontravarianter Tensor 2. Stufe (Rang 2): Quadratschema T αβ mit Trafoverhalten T 0 µν ∂x0 µ ∂x0 ν αβ = T . ∂xα ∂xβ Sei Φ(xµ ) Skalarfeld. Dann ∂Φ ∂xα ∂Φ = 0µ α . ∂x0 µ ∂x ∂x Def kovarianter Vektor: Zahlentupel Aµ mit Trafoverhalten ∂xα A µ = 0 µ Aα . ∂x 0 Also vorletzte Glg ∇0µ Φ ∂xα = 0 µ ∇α Φ. ∂x 244 Somit ∇ kovarianter Vektor(operator). Beachte ∇µ = ∂µ = ∂ . ∂xµ Def kovarianter 2-Tensor: Quadratschema mit Trafoverhalten T 0 ∂xα ∂xβ = 0 µ 0 ν Tαβ . ∂x ∂x µν Wenn man zu jedem Vektor Aµ Vektor Aµ kennt (... wie das geht: nächster §) dann ist (keine Freiheit mehr!) Skalarprodukt (Vektorlänge) A2 = A µ Aµ . Konsistenztest: ist dies invariant unter Koord.trafo? ∂xα ∂x0 µ A µ A = 0 µ β A α Aβ ∂x ∂x ∂xα = β A α Aβ ∂x = δβα Aα Aβ 0 0µ = Aα A α . Die ko- und kontravarianten Trafomatrizen sind also invers. Jetzt neu weiter: Spezifiziere Koord.trafo zu Lorentztrafo! µ = 0, 1, 2, 3. 0-Komponente transformiert wie ct, 1,2,3-Komponenten wie x, y, z. (Pseudokartesisch). Lorentztrafo läßt Länge2 c2 t2 − ~r · ~r von 4-Vektor invariant. Lorentztrafo ist Drehung im Minkowskiraum. Für Trafo in x-Richtung γ −βγ 0 0 0µ −βγ γ 0 0 ∂x µ = Λ = ν 0 0 1 0 ∂xν 0 0 0 1. Entsprechend in y- und z-Richtung, und gemischt. 245 Lorentztrafos sind gemischt kontra-kovariante Tensoren: sie bilden kontra- auf kontravariante Vektoren ab. Umkehrtrafo, für x-Richtung γ βγ 0 0 µ βγ γ 0 0 ∂x −1 µ = (Λ ) = ν ν 0 0 0 1 0 ∂x 0 0 0 1. Nämlich v → −v führt zurück zum Ursprungssystem. Nachrechnen, daß dies tatsächlich inverse Matrix ist. §204 Minkowskitensor Man kann alles mit kontravarianten Vektoren allein schreiben. Wenn man einen kovarianten Rang-2 Tensor einführt s2 = gµν xµ xν = xν xν . Euklidisch: g = 1. In ART: g = g(xµ ): orts- und zeitabhängig. In SRT: g = η, mit 1 0 0 0 0 −1 0 0 η= 0 0 −1 0 . 0 0 0 −1 Kontravarianter 4-Ort: ct x µ x = y z Kovarianter 4-Ort: xµ = ηµν xν = (ct, −x, −y, −z). Skalarprodukt ct x 2 2 2 2 2 xµ xµ = ηµν xµ xν = (ct, −x, −y, −z) · y = c t − x − y − z . z 246 Skalarprodukt nur zwischen ko- und kontravarianten Indizes. §205 Vierer-Ableitung der SRT Im IR3 (Summationskonvention) ∂xi = 3. ∂xi Ist Skalar. Also Skalarprodukt ko- mit kontravariantem Vektor. Da xi kontravariant ist, muß ∂/∂xi kovariant sein. Also ∂ ∂i ≡ i ∂x und ∂i xi = 3. Minkowskiraum: kovarianter Gradient (Zeile) ∂ ∂ ∂µ = µ = ,∇ . ∂x c∂t Kontravarianter Gradient (Spalte) ∂ ∂ = = η µν ∂ν = ∂xµ µ ∂ c∂t −∇ . 4-Divergenz eines 4-Vektors Aµ ∂A0 ~ ∂µ A = ∂ Aµ = + ∇ · A. c∂t Kein Minuszeichen! Dagegen Wellenoperator µ µ ∂2 ≡ ∂µ ∂ = 2 2 − ∆. c ∂t µ 3-Volumen d3 r ist wegen Lorentzkontraktion keine Invariante. Aber 4-Volumen ist invarianter Skalar: Betrachte x-boost p cdt d4 x0 = cdt0 dx0 dy 0 dz 0 = p dx 1 − u2 /c2 dydz 1 − u2 /c2 = cdt dx dy dz = d4 x. 247 Für allgemeine 4d-Lorentztrafo d4 x0 = | det η| d4 x = d4 x. Denn η ist hier Jacobische Funktionalmatrix. §206 Vierer-Vektoren der E-Dynamik Postulat: el Ldg ist lorentzinvarianter Skalar. Des weiteren plausibel: Ladungsdichte ρ und Stromdichte ~j bilden 4-Vektor. Wiederholung: sei α Aµ = ~a 4-Vektor. Dann ∂α + ∇ · ~a. ∂ct ∂µ Aµ = Übersetzung der Kontinuitätsglg ∂ρ + ∇ · ~j = 0 ∂t mit → ∂µ j µ = 0 cρ jµ = ~ . j Kontrolle: Ldg ρd3 r soll invariant sein. Also muß sich ρ wie t transformieren: als 0-Komponente eines 4-Vektors. Stimmt. Betrachte Lorenzeichung ∂Φ ~ = 0. +∇·A c2 ∂t Definiere 4-Potential µ A = Φ/c ~ . A Dann Lorenzeichung ∂µ Aµ = 0. 248 ~ B ~ und Potentiale Φ, A ~ Zusammenhang Felder E, ~ ~ = − ∂ A − ∇Φ, E ∂t ~ = ∇ × A. ~ B Dies ist nur scheinbares Durcheinander. In kartesischen Koordinaten (ko- = kontravariant: Ex = E x ) ∂Ax ∂Φ/c − , c∂t ∂x ∂Ay ∂Φ/c Ey /c = − − , c∂t ∂y ∂Az ∂Φ/c Ez /c = − − , c∂t ∂z ∂Az ∂Ay − , Bx = ∂y ∂z ∂Ax ∂Az − , By = ∂z ∂x ∂Ay ∂Ax Bz = − . ∂x ∂y Ex /c = − Erinnerung µ ∂ = ∂ c∂t −∇ , oder (verzichte auf Klammer für Vektorkomponenten) ∂ , c∂t ∂ ∂1 = − , ∂x ∂ ∂2 = − , ∂y ∂ ∂3 = − . ∂z ∂0 = 249 Also (vertausche 1. und 2. Spalte) Ex /c = ∂ 1 A0 − ∂ 0 A1 , Ey /c = ∂ 2 A0 − ∂ 0 A2 , Ez /c = ∂ 3 A0 − ∂ 0 A3 , Bx = ∂ 3 A2 − ∂ 2 A3 , By = ∂ 1 A3 − ∂ 3 A1 , Bz = ∂ 2 A1 − ∂ 1 A2 . Definiere Feldstärketensor F µν = ∂ µ Aν − ∂ ν Aµ . Dann Ex /c = F 10 , Ey /c = F 20 , Ez /c = F 30 , Bx = F 32 , By = F 13 , Bz = F 21 . Oder 0 −Ex /c −Ey /c −Ez /c Ex /c 0 −Bz By . = Ey /c Bz 0 −Bx Ez /c −By Bx 0 F µν Daraus Fµν = ηµα ηνβ F αβ 0 Ex /c Ey /c Ez /c −Ex /c 0 −Bz By . = −Ey /c Bz 0 −Bx −Ez /c −By Bx 0 250 Maxwellsche Glgen im Vakuum ~ = ρ/0 , div E ~ ~ = − ∂B , rot E ∂t ~ div B = 0, ~ = µ0 rot B ~ ~j + 0 ∂ E ∂t ! . Benutze µ0 0 = c−2 in inhomogenen Glgen und stelle um ~ = µ0 cρ = µ0 j 0 , div E/c ~ ∂ E/c ~ = µ0~j. + rot B − c∂t Hinschauen auf den Feldstärketensor: letzte Glgen sind identisch mit ∂µ F µν = µ0 j ν . Bleiben die (sogenannten) homogenen Glgen ~ ∂B ~ rot E + = 0, ∂t ~ = 0. div B Nachdenken hilft: Glgen automatisch erfüllt wenn Felder mit Potentialen definiert ~ ~ = − ∂ A − ∇Φ, E ∂t ~ = ∇ × A. ~ B Letztere Glgen wurden aber schon SRT-übersetzt, in Def von F F µν = ∂ µ Aν − ∂ ν Aµ . Also muß SRT-Übersetzung der homogenen Glgen ~ div B) ~ (i) wieder Ableitung von F haben (rot E, (ii) reine Identität sein: rechte Seite 0. 251 Def von F (antisymm Tensor!) hilft beim Auffinden der Identität. Mit etwas Spielen folgt Jacobi-Identität ∂ κ F µν + ∂ µ F νκ + ∂ ν F κµ = ∂ κ ∂ µ Aν − ∂ κ ∂ ν Aµ + ∂ µ ∂ ν Aκ − ∂ µ ∂ κ Aν + ∂ ν ∂ κ Aµ − ∂ ν ∂ µ Aκ = 0. Übung: zeige: Jacobi-Identität = homogene Maxwellglgen. Also Maxwellglgen in 4-Vektor-Formulierung ∂ κ F µν + ∂ µ F νκ + ∂ ν F κµ = 0, ∂µ F µν = µ0 j ν . Damit ist die Lorentzinvarianz der Maxwellglgen bewiesen: Links und rechts stehen Minkowskitensoren und -vektoren. Also sind die Glgen in jedem lorentztransformierten System gleich. Für originalen, direkten Beweis siehe Lorentz, Poincare, Einstein. Übung: zeige: Lorentzkraft Gµ in SRT ist Gµ = jν F µν . §207 Der duale Feldstärketensor Def vollständig antisymmetrischer Tensor von Rang 4: αβγδ = 1 für gerade Perm von 0123, = −1 für ungerade, = 0 sonst. Übung: zeige αβγδ = −αβγδ . Def dualer Feldstärketensor 1 ∗F αβ = αβγδ Fγδ . (207.1) 2 Übung: zeige F µν 0 −Bx −By −Bz Bx 0 Ez /c −Ey /c . = By −Ez /c 0 Ex /c Bz Ey /c −Ex /c 0 Die Maxwellglgen werden jetzt ∂µ ∗F µν = 0, ∂µ F µν = µ0 j ν . 252 Übung: zeige die erste Zeile. Jacobi-Identität damit stark vereinfacht: Permutationen stecken in statt in Maxwellglg. Magnetische Monopole und ihre Ströme (Bewegung): würden (nur) auf rechter Seite von ∂µ ∗F µν = 0 auftreten. Übung: Zeige, daß ∂µ ∗F µν ein Pseudotensor ist, und damit magnetische Monopole Pseudoskalare sein müßten. 253 KAP 12: LAGRANGEFORMALISMUS §208 Vorab Nach Fließbach: In Mechanik Lagrangeformalismus zentral. In E-Dynamik nicht. Warum? In Mechanik Bewegungsglgen unter Zwängen gesucht: Newton II mit Zwangskräften. Zentrifugalkraft usw. In E-Dynamik dagegen immer dieselben Maxwellglgen. Lagrange aber fundamental für QED. Und für Feldtheorie außerhalb IR3 . §209 Relativistische Lagrangefunktion für freie Teilchen Im folgenden: relativistische Lagrangefunktion für Teilchen Lagrangefunktion für Felder Betrachte Gravitationskraft der Mechanik m1 m2 (~r1 − ~r2 ) . F~12 = G |~r1 − ~r2 |3 Keine Zeitvariable. Keine Retardierung. Instantane Fernwirkung. Unendliche Ausbreitungsgeschwindigkeit. Nicht mit v ≤ c der Relativitätstheorie verträglich. Keine kovariante Formulierung der Newtongravitation möglich. Prinzip der kleinsten Wirkung von Hamilton Z t2 δ dtL(q, q̇, t) = 0. t1 Postulat (nach P2): Wirkungsintegral ist Skalar. Ersetze t durch invariante Eigenzeit τ dτ dt = p 1 − v 2 /c2 Immer γ ≥ 1. Lorentzskalar Ldt = Lγdτ . 254 = γdτ. Also L = γL Lorentzskalar: betrachte nur diese Kombination. Heißt kovariante Lagrangefunktion. Soll sein L = L(xµ , uµ , τ ): 4-Ort, 4-Gesch. Damit (Übung) vier Euler-Lagrangeglgen d ∂L ∂L − = 0. dτ ∂uµ ∂xµ Nichtrelativistisch (freies Teilchen: keine Kraft) 1 L = m~u · ~u. 2 Vermutung: relativistisch 1 L = muµ uµ 2 m/2 c = (c, −~u) · 2 2 ~u 1 − u /c 1 = mc2 . 2 m ist Ruhmasse, also ist L Konstante! Goldstein: “Das hat keine Konsequenzen, denn alles, was von L verlangt wird, ist die richtige funktionale Abhängigkeit von uµ .” Einsetzen in E-L-Glg gibt korrektes relativistisches N II d (muµ ) = 0. dτ §210 Teilchen im elmag Feld Maxwellglgen haben erwünschte endliche Ausbreitungsgeschw: Retardierte Potentiale. Lorentzinvarianz. Also relativistisch kovariante Formulierung möglich für: WW Teilchen + elmag Kraft. Nichtrelativistische Lorentzkraft auf ein Teilchen ~ + ~u × B). ~ F~ = q(E 255 ~ B ~ aus Φ, A. ~ E, Idee: 4-Kraft aus 4-Gradient des Potentials in E-L-Glg. Damit raten: WW-Term in Lagrangefkt −γV ≡ LWW = −quµ Aµ Φ/c = −qγ (c, −~u) · ~ A ~ = −qγ(Φ − ~u · A). Potential V in Relativitäts- und Feldtheorie unüblich: stattdessen WW-Term (englisch interaction) in Lagrangefkt. Achtung: Vorzeichen + bei WW, − bei V. Achtung: γ-Faktor macht aus L Lorentzskalar. ~ = 0 stimmt: Elektrostatischer Grenzfall A ~ F~ = −∇V = ∇LWW = −q∇Φ = q E. Übung: hiermit Minkowskikraft (relativst), Lorentzkraft (nichtrel). §211 Lagrangefunktion mit zwei Variablen t, x Bisher Punktmechanik: Bewegung eines diskreten Teilchens. Jetzt neues Prinzip: Lagrangefunktion für Felder. Zurück zur Mechanik: Lagrangefunktion L = L(q(t), q̇(t), t). Hamiltons Prinzip der kleinsten Wirkung Z t2 δ dtL = 0. t1 Führt auf E-L-Glg d ∂L ∂L − = 0. dt ∂ q̇ ∂q Erste Vorbereitung auf Felder: Def Lagrangedichte L, Z L= Genauso für R dxL. dxdydz. 256 Achtung: Def Lagrangedichte der relativistischen Feldtheorie: Hamiltonsches Prinzip ist jetzt Z δ d4 xL = 0 d4 x ist Lorentzskalar, also auch L: kein γL hier. Unterscheidung wie L und L hier nicht nötig. Satz: für Lagrangedichte L = L(f (x, t), f˙(x, t), f 0 (x, t), x, t) führt Hamiltons Prinzip Z t2 δ Z x2 dt t1 dxL = 0 x1 auf E-L-Glg ∂ ∂L ∂L ∂ ∂L − + = 0. ∂t ∂ f˙ ∂x ∂f 0 ∂f Beweis mit Variationsrechung. ∂ Oder elementar mit Variationsparameter δ ≡ dα ∂α . Mechanik: Variation q(t) + δq(t) bei t. Jetzt: Variation f (x, t) + δf (x, t) bei x, t. x, t festgehalten. Goldstein: “Es kann keine Variation der Parameter x, t geben.” Benutze ∂ ∂f = δf, δ f˙ = δ ∂t ∂t ∂f ∂ δf 0 = δ = δf. ∂x ∂x 257 Dann mit partieller Integration Z t2 Z x2 0=δ dt dx L t x Z t21 Z x21 ∂L ˙ ∂L 0 ∂L δ f + 0 δf = dt dx δf + ∂f ∂f ∂ f˙ t1 x1 Z t2 Z x2 d ∂L d ∂L ∂L = dt dx − − δf ∂f dt ∂ f˙ dx ∂f 0 t1 x1 Z x2 Z t2 d ∂L δf + dx dt dt ∂ f˙ x1 t1 Z t2 Z x2 d ∂L + dt dx δf dx ∂f 0 t1 x1 Z t2 Z x2 d ∂L d ∂L ∂L − − = δf dt dx ∂f dt ∂ f˙ dx ∂f 0 t1 x1 t x Z x2 Z t2 ∂L 2 ∂L 2 + δf + dx dt 0 δf ∂f ∂ f˙ t1 x1 t1 x1 Z t2 Z x2 d ∂L d ∂L ∂L − = − δf. dt dx ∂f dt ∂ f˙ dx ∂f 0 t1 x1 In letzter Zeile wurde vorausgesetzt: keine Variation an Rändern (vgl Mechanik) δf (t1 , x) = δf (t2 , x) = δf (t, x1 ) = δf (t, x2 ) = 0. Beachte: δf (t1 , x1 ) = 0 ist zu wenig: wäre nur Ecke statt Rand des xt-Integrationsgebiets. Da δf beliebig, muß Integrand verschwinden, d ∂L d ∂L ∂L + − = 0. dt ∂ f˙ dx ∂f 0 ∂f Elementare Verallgemeinerung ist (Beweis Übung): Ist L = L(f (x, t), g(x, t), f˙(x, t), ġ(x, t), f 0 (x, t), g 0 (x, t), x, t), dann gelten zwei E-L-Glgen d ∂L d ∂L ∂L + − = 0, dt ∂ f˙ dx ∂f 0 ∂f d ∂L d ∂L ∂L + − = 0. dt ∂ ġ dx ∂g 0 ∂g 258 §212 Ein erstes Kontinuumsmodell Bisher: Ableitungen nach t in E-L-Glgen der Punktmechanik. Ableitungen nach t, x, y, z in E-L-Glgen der Feldtheorie. Woher genau kommen Ableitungen nach x, y, z? Betrachte einfaches Kontinuumsmodell aus Festkörperphysik. Wird in Quantenfeldtheorie übernommen! Das folgende nach Goldstein S. 385ff. Unendlich viele Teilchen der Masse m in konstantem Abstand a; entlang x-Achse, identische Federn zwischen je 2 Teilchen. Verallgemeinerte Koord qi sei Ort des i-ten Teilchens. Kinetische Energie des Systems 1X 2 T= mq̇i . 2 i Potentielle Energie des Systems (Federkonstante k) V= 1X k(qi+1 − qi )2 . 2 i Lagrangefunktion L= 1X 2 i " a qi+1 − qi m 2 q̇i − ka a a 2 # . Betrachte a → 0: µ = m/a ist Linien-Massendichte. Y = ka ist Youngscher Dehnungsmodul (von Stäben). µ, Y sind endlich für a → 0. Ersetze qi (t) durch q(t, x). Dann qi+1 − qi ∂q → . a ∂x Ersetze Summe durch Integral. Dann Z 1 L= dx[µq̇ 2 − Y q 02 ]. 2 259 Also µ 2 Y 02 q̇ − q . 2 2 Da L nicht von q abhängt, ist E-L-Glg L = L(q̇, q 0 ) = d ∂L d ∂L + dt ∂ q̇ dx ∂q 0 = µq̈ − Y q 00 . 0= Hier subtile Häßlichkeit: In Lagrangeglg steht d/dt und d/dx (wegen part. Int). ∂L Diese wirken nach Berechnen von ∂L ∂ q̇ , ∂q 0 : auf Felder q(t, x). Also ∂/∂t und ∂/∂x. Oben Bewegungsglg für elastischen Stab! Genauso: Schallausbreitung in Gasen (longitudinal); Saitenschwingungen (transversal). Mit Wellengeschwindigkeit p a = Y /µ wird daraus Wellenglg q̈ − a2 q 00 = 0. Warum nur eine Glg trotz ∞ vieler Freiheitsgrade qi ? Weil partielle, nicht gewöhnliche DGL. Partielle DGL ↔ gewöhnliche DGL an jedem x ∈ IR. §213 Lagrangefkt des elmag Feldes im Vakuum In diesem § keine Ldgen, keine Ströme: echtes Vakuum. Wichtig in QED: Quantisierung des elmag Feldes. ~ ~r). Statt q(t, x) des Federsystems nun Φ(t, ~r), A(t, Weg: postuliere L, das Maxwellglgen ergibt. Erst moderne, kovariante Rechnung. Sei M: Mechanik, F: Feldtheorie. Generalisierter Ort qi (t) (M) → Feld Φ(xµ ) (F). General. Geschw q̇i (M) → Vierergradient ∂µ Φ (F). Hamiltons Prinzip mit 4-Lagrangedichte Z δ d4 xL = 0. 260 d4 x ist Lorentzskalar, also auch L. ~ B ~ sind 6 Funktionsfreiheitsgrade. E, ~ bestimmt. Sind aber durch 4 Freiheitsgrade Φ, A Arbeite also mit verallgemeinerten Koord Aµ ! ~ B. ~ Nicht mit E, Lagrangegleichungen sollen sein (schreibe ∂µ statt dµ ) ∂µ ∂L ∂L − = 0. ∂(∂µ Aν ) ∂Aν Hier kovariantes Aν nötig. Jetzt raten. L ist quadratische Funktion der Geschw q̇ (M). Also L quadratische Fkt der ∂µ Aν (F). Nehme stattdessen gleich Feldstärketensor: Wegen Kovarianz der Glgen. Sei ∂L ∂L . = ν ∂(∂µ Aν ) ∂ ∂A ∂xµ Einfachste Rate-Möglichkeit ist auch richtig: 1 L = − Fµν F µν . 4 Rechnung: 1 L = − (∂µ Aν − ∂ν Aµ )(∂ µ Aν − ∂ ν Aµ ) 4 1 µ ν = − (∂ A − ∂ ν Aµ )(∂µ Aν − ∂ν Aµ ) 4 1 µσ ντ = − η η (∂σ Aτ − ∂τ Aσ )(∂µ Aν − ∂ν Aµ ). 4 261 Also ∂L 1 = − η µσ η ντ [(δσα δτβ − δτα δσβ )(∂µ Aν − ∂ν Aµ ) ∂(∂α Aβ ) 4 + (∂σ Aτ − ∂τ Aσ )(δµα δνβ − δνα δµβ )] 1 = − [(η µα η νβ − η µβ η να )(∂µ Aν − ∂ν Aµ ) 4 + (η ασ η βτ − η βσ η ατ )(∂σ Aτ − ∂τ Aσ )] 1 = − [∂ α Aβ − ∂ β Aα − ∂ β Aα + ∂ α Aβ 4 + ∂ α Aβ − ∂ β Aα − ∂ β Aα + ∂ α A β ] = −(∂ α Aβ − ∂ β Aα ) = −F αβ . Außerdem ∂L = 0. ∂Aβ Also E-L-Glg ∂α F αβ = 0. Sind 2 Maxwellglgen für ladungs- und stromfreies Vakuum. Beachte: die zwei anderen Maxwellglgen: ~ B ~ mittels Φ, A. ~ sind Def von E, Beschreiben keine Dynamik, sondern: ~ quellfrei, E ~ Potentialfeld. Feldgeometrie: B Also nicht aus E-L-Glgen (Dynamik!) herleitbar. §214 Volle Lagrangedichte des elmag Feldes Volle Lagrangedichte mit Ldg und Strom ist: 1 L = − Fµν F µν − µ0 Aµ j µ . 4 Wieder Jetzt ∂L = −F αβ . ∂(∂α Aβ ) ∂L = −µ0 δµβ j µ = −µ0 j β . ∂Aβ 262 Also E-L-Glg ∂α F αβ = µ0 j β . Sind die zwei dynamischen Maxwellglgen. Probe: Vgl jetziges Lint = −µ0 Aµ j µ (214.1) mit freiem Teilchen im elmag Feld (L Lorentzskalar) ~ Lint = −qγ(Φ − ~u · A). Glg (214.1): Ldgen als Feldquelle (Ursache des Feldes) Glg (214.2): Feld bewirkt Kraft auf Ldgen Ist dasselbe: WW- oder Kopplungsterm. Prüfe Gleichheit mit Teilchenansatz ρ = qδ(~r − ~r 0 ), ~j = q~uδ(~r − ~r 0 ). Achtung: in (214.1) muß man jetzt µ0 weglassen: diente nur dazu, c−2 im Feldstärketensor zu bekommen; und damit kompakte kovariante Maxwellglgen Es muß also gelten Z Z 1 ! dτ Lint = d4 x Lint µZ 0 Z 1 = dt/γ d3 r0 γ Lint µ0 Z Z 1 = dτ d3 r0 γ Lint . µ0 263 (214.2) Tatsächlich Z 1 d r γ Lint = −γ µ0 3 0 Z d3 r0 Aµ j µ Z ~ · cρ d3 r0 (Φ/c, −A) ~j Z ~ · ~j) d3 r0 (Φρ − A = −γ = −γ Z = −γq ~ · ~u)δ(~r − ~r0 ) d3 r0 (Φ − A ~ · ~u)r̃ = −γq(Φ − A = Lint . §215 Lagrangedichte des Feldes: nicht kovariant Zum besseren Verständnis nach dem bisherigen Hochkalkül: ~ und B. ~ Siehe Goldstein. L mit E Verzicht auf explizite Kovarianz; dafür elementare Felder. Feldglgen ~ = ρ/0 , ∇·E ~ = 0, ∇·B ~ ~ = − ∂B , ∇×E ∂t ~ ~ = µ0~j + µ0 0 ∂ E . ∇×B ∂t ~ Glg 2 und 3 identisch erfüllt nach einführen von Φ, A, ~ = ∇ × A, ~ B ~ ~ = −∇Φ − ∂ A . E ∂t Glg 1 und 4 dynamische Glgen: Kopplung an Materie. Nur Glg 1 und 4 aus Lagrangefkt. Postulat 0 1 2 ~ L = E2 − B − ρΦ + ~j · A. 2 2µ0 264 (Im WW-Term sieht man wieder: extra µ0 im kovarianten Kalkül.) ~ B ~ durch Φ, A ~ auszudrücken Hierbei sind E, !2 ~ 0 ∂A L= ∇Φ + 2 ∂t 1 X − abc ∂b Ac ade ∂d Ae 2µ0 abcde ~ − ρΦ + ~j · A. ~ Denn die verallgemeinerten Koord sind Φ, A. ∇× zur Rechen-Vereinfachung mit -Tensor. Beachte hier besonders Index a: Skalarprodukt. Sei wieder ∂L ∂L = . ∂(∂i Φ) ∂ ∂Φ ∂xi Für Φ-Koordinate einfach ablesen ∂L = −ρ, ∂Φ ∂L = 0, ∂ Φ̇ ∂L = 0 (∂i Φ + Ȧi ) = −0 Ei . ∂(∂i Φ) Einsetzen in E-L-Glg 3 ∂L ∂ ∂L X ∂ ∂L + − =0 ∂t ∂ Φ̇ i=1 ∂xi ∂(∂i Φ) ∂Φ gibt 0 X ∂Ei i ∂xi = ρ. Also Maxwellglg ~ = ρ/0 . ∇·E 265 ~ Und für A-Koordinate ∂L = jj , ∂Aj ∂L = 0 (∂j Φ + Ȧj ) = −0 Ej , ∂ Ȧj 1 X ∂L =− (abc ∂b Ac ade δid δje + abc δib δjc ade ∂d Ae ) ∂(∂i Aj ) 2µ0 abcde X 1 X =− aij ade ∂d Ae ) aij abc ∂b Ac + ( 2µ0 ade abc X 1 =− aij abc ∂b Ac µ0 abc X 1 aij Ba , =− µ0 a X ∂L 1 X ∂i =− aij ∂i Ba ∂(∂ A ) µ i j 0 i ai X 1 = jia ∂i Ba µ0 ia = 1 ~ j. (∇ × B) µ0 Einsetzen in E-L-Glgen 3 ∂ ∂L X ∂ ∂L ∂L + − =0 ∂t ∂ Ȧj ∂x ∂(∂ A ) ∂A i i j j i=1 gibt −0 ∂Ej 1 ~ j − jj = 0, + (∇ × B) ∂t µ0 also Maxwellglg ~ ~ = µ0~j + µ0 0 ∂ E . ∇×B ∂t §216 Energie-Impuls-Tensor Jetzt relativistischer Hamiltonformalismus der Feldtheorie. 266 Hamiltonfkt der Mechanik mittels Legendretrafo definiert H= ∂L q̇ − L. ∂ q̇ In E-Dynamik entsprechend für Hamiltondichte H= ∂L ∂α Aβ − L. ∂(∂α Aβ ) Übung: zeige, daß ohne Ladungen und Ströme H ∼ E 2 + B 2 . H ist Feldenergiedichte. Feldimpuls sollte in Relativitätstheorie mit Energie einhergehen. Ist auch der Fall, im Energie-Impuls-Tensor T µν = ∂L ∂ ν Aβ − η µν L. ∂(∂µ Aβ ) Summation über β. Also H = T 00 . Übung: zeige ∂µ T µν = 0. Übung: zeige Zusammenhang T 00 und Feldenergie, T 0i und Poyntingvektor, T ij und Maxwellscher Spannungstensor. Übung: drücke T µν rein algebraisch durch F µν und η µν aus. 267 268 KAP 13: DIFFERENTIALFORMEN §217 Vorbemerkung Motivation: 1915: ART 1950: QED 1970: Eichtheorien 1980+: Supersymmetrie, Stringtheorie Alle Materie und alle Kräfte als Feldtheorien. Daher im folgenden einfachste, abstrakteste Form der Maxwellglgen. Literatur: Römer, Forger: Elementare Feldtheorie. Jänich: Vektoranalysis, Springer Berlin. Thirring, Mathematische Physik. Bücher über multilineare Algebra und Differentialgeometrie. §218 Metrischer Tensor Nichteuklidsche Räume. Riemann 1854: invariantes Bogenelement ds2 = d~r · d~r = gij dxi dxj . Hier ohne Krümmung s2 = ~r · ~r = gij xi xj . Was ist gij ? Sei ~r = xi~ei . Also s2 = (xi~ei ) · (xj ~ej ) ≡ gij xi xj , und gij = ~ei · ~ej . Index unten: kovariant, oben: kontravariant. Für ART fundamentaler Artikel: Ricci & Levi-Civita 1901. Lineare Koordinatentrafo j x0 = Ajk xk . 269 Kontravarianter Tensor T 2. Stufe (oder von Rang 2): Zahlenschema, das bei Koord.trafos übergeht in ij T 0 = Aik Ajl T kl . Erzeugung eines Tensor durch dyadisches Vektorprodukt: T ij = ai bj + ci dj + . . . (Tensor im IR3 hat 9 Komponenten, ~a, ~b nur 6.) Dyadisches Produkt transformiert sich wie Tensor. Koord.freie Schreibweise: T = ~a ⊗ ~b + ~c ⊗ d~ + . . . Vektorraumsstruktur der Tensoren: Addition usw. Def g kl : gij g jk = δik . §219 Ko- und kontravariant Def xi = gij xj . xi sind kovariante, xi kontravariante Komponenten von ~x. Primär: kontravariant. Kovariant, um Skalarprodukt ohne explizites gij zu schreiben. s2 = gij xi xj = xi gij xj = xi xi = xi xi . Erinnerung (Ricci und Levi-Civita): Kontravar.Koord: Parallelprojektion entlang Koord.netz. Kovar.Koord: Orthogonalprojektion, ∇-Richtung der Koord.fkt. §220 Der Dualraum Paulis Kritik: bei letzterer taucht störender Skalarfaktor auf. Besser und modern-abstrakter ist daher folgender Zugang: Vektoren im Vektorraum und Kovektoren im Dualraum. Kontravariant (Vektorpfeil) und kovariant (Ebenenschar). Nach Thierring: 270 Sei V Vektorraum mit Basis ~e1 , . . . , ~em . Elemente werden geschrieben als ~v = v i~ei . Oben/unten nicht vertauschen! Summationskonvention. Dualraum V ∗ ist Menge aller linearen Abb. f : V → IR, z.B. Skalarprodukt! Schreibe Vektor immer als Spalte x ~r = y . z Lineare Abbildung ax + by + cz = d. (220.1) Diese Lin.Abb sei durch a, b, c bestimmt (nicht d !, s.u.) Dann Dim Dualraum = Dim Vektorraum. Menge aller (x, y, z), die (220.1) erfüllen, liegen in Ebene. Steigungen a/b, a/c, b/c in xy, xz, yz Ebenen. Läßt man noch d alle Werte durchlaufen: ergibt parallele Ebenenschar. Somit Vektor = gerichteter Pfeil (parallelverschiebbar). lin.Abb = Ebenenschar. V ∗ ist selbst Vektorraum, z.B. (λf + µg)(~v ) = λf (~v ) + µg(~v ). Deshalb ~v ∗ für Elemente aus V ∗ . Schreibe lin.Abb als Skalarprodukt w ~ ∗ (~v ) ≡ w ~ ∗ · ~v . Elemente von V heißen kontravariante Vektoren. Elemente von V ∗ (lin.Abb) heißen kovariante Vektoren. Skalarprodukt nur zwischen ko- und kontravarianten Vektoren! Basis von V : ~e1 , ~e2 , . . . 271 Basis von V ∗ : ~e 1 , ~e 2 , . . . (ohne Stern) Kanonische duale Basis definiert durch ~e i (~ej ) = δji . Satz (Beweis Übung): orthgonale Koord.trafo ~ei → A · ~ei ↔ ~e i → A−1 · ~e i . Kovariante xi aus Parallelprojektion im Dualraum V ∗ ... statt aus Orthogonalprojektion im Vektorraum V . §221 Tensoren, mathematisch Def dyadisches Produkt (Tensorprodukt) auf Dualraum: Seien f, g lineare Abb. V → IR. Dann ist (f ⊗ g)(~v , w) ~ = f (~v )g(w) ~ bilineare Abb V × V → IR. Bilinear: linear bzgl erstem Argument (f ⊗ g)(λ1~v1 + λ2~v2 , w) ~ = = f (λ1~v1 + λ2~v2 )g(w) ~ = [λ1 f (~v1 ) + λ2 f (~v2 )]g(w) ~ = λ1 f (~v1 )g(w) ~ + λ2 f (~v2 )g(w) ~ = λ1 (f ⊗ g)(~v1 , w) ~ + λ2 (f ⊗ g)(~v2 , w). ~ Menge aller f ⊗ g wieder Vektorraum (Addition, Skalarmult.) Def dyadisches Produkt (Tensorprodukt) von Vektor und linearer Abb: Seien ~v und g gegeben. Dann für alle f und w ~ bilineare Abb definiert durch (~v ⊗ g)(f, w) ~ = f (~v )g(w). ~ Def: Tensor ist multilineare Abb. V ∗ × ... × V ∗ × V × ... × V → IR. Tensorrang = Zahl der Argumente. Seien S, T : V × . . . × V → IR Tensoren von Rang m, n. 272 Def Tensorprodukt (S ⊗ T )(~v1 , . . . , ~vm , w ~ 1, . . . , w ~ n ) = S(~v1 , . . . , ~vm )T (w ~ 1, . . . , w ~ n ). Tensorprodukt zweier Vektoren ist dyadisches Produkt. Entsprechend Produkte von gemischt ko-kontravar Tensoren. ⊗ ist bilinear, assoziativ, distributiv, aber nicht kommutativ. Menge der Tensoren aller Ränge mit ⊗ ist Tensoralgebra. Jeder Tensor darstellbar als kl.. i T = Tij.. ~e ⊗ ~e j ⊗ . . . ⊗ ~ek ⊗ ~el . . . kl.. . In der Physik meist Koordinatendarstellung Tij.. In der Mathematik meist T . §222 Tensorverjüngung Je mit einer ko- und kontravarianten Komponente. Z.B. 3-Tensor T = ~u ∗ ⊗ ~v ∗ ⊗ w ~ Dann ist die 13-Verjüngung der 1-Tensor (Linearform) T̃ = ~u ∗ (w)~ ~ v ∗. Die Verjüngung eines gemischten 2-Tensors ist wichtig T̃ = Tij˜(~e i ⊗ ~ej ) = Tij ~ei (~ej ) = Tij δji = Tii . Ist Spur des Tensors. Übung: zeige wieder: Kroneckertensor δij ~ei ⊗ ~e j = ~ei ⊗ ~e j ändert sich bei Koordinatentrafo nicht. §223 Tensorkontraktion Seien (zur Einfachheit ohne Summe) S = ~v1 ∗ ⊗ ~v2 , T =w ~1 ⊗ w ~ 2. 273 Dann sind mögliche Kontraktionen ~v1 ∗ (w ~ 1 )~v2 ⊗ w ~ 2, ~v1 ∗ (w ~ 2 )~v2 ⊗ w ~ 1. Man muß angeben, welche Position mit welcher. Schreibweise: In Physik S : T ; in Mathematik als Abb iS : T → iS (T ) = S : T . §224 Alternierende n-Formen “Form” = lin.Abb. Betrachte also nur komplett kovariante Tensoren. Def äußeres Produkt zweier kovar.Vektoren ~v ∗ ∧ w ~ ∗ = ~v ∗ ⊗ w ~∗−w ~ ∗ ⊗ ~v ∗ . Hier ⊗ dyadisches Produkt. Def äußeres Produkt dreier kovar.Vektoren: total antisymmetrisch ~u ∗ ∧ ~v ∗ ∧ w ~ ∗ = ~u ∗ ⊗ ~v ∗ ⊗ w ~ ∗ − ~u ∗ ⊗ w ~ ∗ ⊗ ~v ∗ − ~v ∗ ⊗ ~u ∗ ⊗ w ~∗ + ~v ∗ ⊗ w ~ ∗ ⊗ ~u ∗ + w ~ ∗ ⊗ ~u ∗ ⊗ ~v ∗ − w ~ ∗ ⊗ ~v ∗ ⊗ ~u ∗ . Allgemein (Rang S ist p, Rang T ist q) 1 X S∧T = sign(π)π(S ⊗ T ), p!q! π wobei π = Permutation. Gemeint ist: π aller p + q Vektoren in S ⊗ T . Identische Definition: (~v1 ∗ ∧ . . . ∧ ~vm ∗ )(~u1 , . . . , ~um ) = det(~vi ∗ · ~uj ). det = Determinante. Sage statt total antisymmetrisch: schiefsymmetrisch (skew symmetric). Schiefsymmetrische kovariante 2-Tensoren heißen 2-Formen. 274 Benutze Schreibweise mit Skalarprodukt (~a∗ ∧ ~b∗ )(~v , w) ~ = ~v · (~a∗ ∧ ~b∗ )w. ~ Da fast alle physikalischen Tensoren nur Rang 2 haben: reicht dies für meiste physikalische Zwecke. Erlaubt übersichtliche Rechnungen. Mathebücher bevorzugen Argumentenschreibweise ~v ∗ (w). ~ Raum der 2-Formen wird aufgespannt durch Basis ~e i ∧ ~e j mit i < j. Damit ~v · (~e i ∧ ~e j ) · w ~ = ~v · (~e i ⊗ ~e j − ~e j ⊗ ~e i ) · w ~ = (~v · ~e i )(~e j · w) ~ − (~v · ~e j )(~e i · w) ~ = v m (~em · ~e i )(~e j · ~en )wn − v m (~em · ~e j )(~e i · ~en )wn i j n j i n = v m δm δn w − v m δm δn w = v iwj − v j wi. In der zweiten Zeile Def dyadisches Produkt benutzt. In der vierten Zeile Def duale Basis benutzt. Die letzte Zeile ist die von ~v , w ~ aufgespannte Fläche in der ij-Ebene. Allgemein: n-Formen messen n-dimensionale Volumen. Grund: schiefsymmetrische Formen haben selbe Def wie Determinante. Determinanten messen Volumen: Jacobideterminante bei Variablensubstitution in n-dim Integralen. Also: Vektoranalysis und Integrationstheorie mit Differentialformen. §225 Pseudo-Euklidische Räume Einzige Voraussetzung bisher: Vektorraum V gegeben. Jetzt: es existiere Abstand auf V . Solche Vektorräume heißen Pseudoeuklidisch. Abstand ist symmetrische Bilinearform g : V × V → IR. Achtung: Längenquadrat darf (wie in SRT) negativ sein. 275 g heißt metrischer Tensor, g(~v , w) ~ heißt Skalarprodukt. Man schreibt dafür auch ~v · w. ~ Def Drehungen: lineare Abb. φ : V → V , für die gilt g(φ(~x), φ(~y )) = g(~x, ~y ). Führt (wieder) auf orthogonale Gruppe. Koordinatendarstellung des metrischen Tensors g = gij ei ⊗ ej Wie oben kann man zu jedem kontravarianten Vektor kovarianten Vektor definieren vi = gij v i . Allgemein liest sich das etwas abstrakt: linearer Isomorphismus τ :V → V ∗ , ~v 7→ τ~v , definiert durch (w ~ beliebig) τ~v (w) ~ = g(~v , w). ~ Einfacher ~v ∗ = g : ~v . §226 Epsilon-Tensor Sei zur Einfachheit ~e1 , . . . , ~en Orthonormalbasis. Ähnlich, aber womöglich noch wichtiger als Kronecker-Tensor = ~e1 ∧ . . . ∧ ~en . Ist invariant unter Drehungen. §227 Der Sternoperator Sehr wichtig! Sei Vektorraum V n-dimensional. Sei T Tensor von Rang p. Dann ist Sternoperator ein linearer Isomorphismus 276 von Rang-p auf Rang-(n − p) Tensoren. Forderung p ≤ n. Definiere Abb. ∗: Stern eines ∧-Produkts von Basisvektoren ist das ∧-Produkt der komplementären Basisvektoren Mit Vorzeichen der vollstandigen Permutation aller Basisvektoren, gelesen wie sie auf der Zeile stehn Z.B. für Orthonormalbasis auf IR3 ∗(~e1 ∧ ~e2 ∧ ~e3 ) = 1, ∗(~e1 ∧ ~e2 ) = e3 , ∗(~e2 ∧ ~e3 ) = e1 , ∗(~e1 ∧ ~e3 ) = −e2 , ∗(~e1 ) = ~e2 ∧ ~e3 , ∗(~e2 ) = −~e1 ∧ ~e3 , ∗(~e3 ) = ~e1 ∧ ~e2 , ∗(1) = ~e1 ∧ ~e2 ∧ ~e3 . Beachte: ∗ ist bis auf Vorzeichen sein eigenes Inverses. Da ∗ linear, schreibt man ∗(T ) = ∗T . Allgemeine Def des Sternoperators (beliebige Basis): Kontraktion eines Tensors mit dem -Tensor, ∗T = T kov : . Bedeutung von “kov”: ist rein kontravariant: um zu kontrahieren, muß T erst rein kovariant gemacht werden: mittels Anwendung von g auf alle kontravarianten Komponenten. Also mehrfache Kontraktion von g mit T . Wichtig für Vektoranalysis: ~v × w ~ = ∗(~v ∧ w). ~ §228 Äußere Ableitung Sei V ein Vektorraum mit Basis ~e1 , . . . , ~em . 277 Sei ~r = xi~ei . Sei ~e 1 , . . . , ~e m die duale Kobasis. Sei f : V → IR eine diff.bare Funktion. Def äußeres Differential einer Funktion (bisher: Gradient) df = ∂f i ~e = ∂i f~e i . i ∂x Sei ~v ∗ = vj ~e j ein Kovektor; auch 1-Form genannt. Def äußeres Differential einer 1-Form d~v ∗ = dvj ∧ ej = (∂i vj )~e i ∧ ~e j . Also d~v ∗ ≡ ∇ ∧ ~v ∗ . Sei ω = ωjk~e j ∧ ~e k 2-Form. Def äußeres Differential einer 2-Form 1 dω = dωjk ∧ ~e j ∧ ~e k 2 1 = (∂i ωjk )~e i ∧ ~e j ∧ ~e k . 2 Letzterer Ausdruck ist 3-Form. d erhöht den alternierenden Tensorrang um 1. Übung: zeige für 1-Formen ω1 , ν1 und 2-Formen ω2 , ν2 d(ω1 + ν1 ) = dω1 + dν1 , d(ω)2 + ν2 ) = dω2 + dν2 , d(ω1 ∧ ν1 ) = (dω1 ) ∧ ν1 − ω1 ∧ dν1 , d(dω1 ) = 0, d(dω2 ) = 0. §229 Beispiel euklidischer IR3 . 278 0-Formen: Skalarfelder 1-Formen: (Polar-)Vektorfelder (3-Tupel; Richtungspfeil) 2-Formen: Pseudo-Vektorfelder (antisymmetrische 3 × 3 Matrixen; Drehachse) 3-Formen: Pseudo-Skalarfelder (Volumenelement; Vorzeichenwechsel bei Spieg.) Sei Ωi der Raum der i-Formen auf IR3 . Dann sind d grad :Ω0 → Ω1 , ∗ d rot :Ω1 → Ω2 → Ω1 , ∗ d ∗ div :Ω1 → Ω0 → Ω1 → Ω0 , Operatoren für Skalar- und Polarvektorfelder. Übung: konstruiere die 3 Operatoren auf Pseudoskalar- und Pseudovektorfeldern. ~ ein Polarvektor. Dann sei A ~ = ∗dA, ~ rot A ~ = ∗d∗ A. ~ div A Beweis ~ = ∗(∇ ∧ A) ~ ∗dA = ∇i Aj ∗ (~e i ∧ ~e j ) = ∇i Aj ~e i × ~e j = ijk ∇i Aj ~e k . Und ~ = ∗(∇ ∧ ∗A) ~ ∗d∗ A = ∗(∇i~e i ∧ ∗Aj ~e j ) = ∇i Aj ∗ (~e i ∧ ∗~e j ) = ∇i A1 ∗ (~e i ∧ ∗~e 1 ) + ∇i A2 ∗ (~e i ∧ ∗~e 2 ) + ∇i A3 ∗ (~e i ∧ ∗~e 3 ) = ∇i A1 ∗ (~e i ∧ ~e 2 ∧ ~e 3 ) − ∇i A2 ∗ (~e i ∧ ~e 1 ∧ ~e 3 ) + ∇i A3 ∗ (~e i ∧ ~e 1 ∧ ~e 2 ) = ∇i (A1 δ i1 + A2 δ i2 + A3 δ i3 ) ∗ (~e 1 ∧ ~e 2 ∧ ~e 3 ) = ∇ i Ai . 279 §230 Kodifferential Def δ = ∗d∗ §231 Stokesscher Satz Vektoranalysis ist neben grad, div, rot auch Integrationstheorie. Gaußscher und Stokesscher Satz Z Z dω = ω. M ∂M ω Differentialform beliebiger Stufe. M orientierbare Mannigfaltigkeit (gekrümmter Raum). ∂M ihr orientierter Rand (Hyperraum). §232 Elektrodynamik Maxwellglgen mit Diff.formen V = 4-dim Minkowskiraum. Basis ~e0 , ~e1 , ~e2 , ~e3 , duale Basis ~e 0 , ~e 1 , ~e 2 , ~e 3 . Definiere 1-Formen (Kovektoren) ~j = jµ~e µ , ~ = Aµ~e µ . A Definiere 2-Form 1 F = Fµν ~e µ ∧ ~e ν 2 Kleine Konventionsänderung gegenüber zuvor 0123 = −1, 0123 = 1. 280 Dann gilt ∗1 = ~e 0 ∧ ~e 1 ∧ ~e 2 ∧ ~e 3 , ∗~e 0 = ~e 1 ∧ ~e 2 ∧ ~e 3 , 1 ∗~e i = ijk~e 0 ∧ ~e j ∧ ~e k , 2 1 ∗(~e 0 ∧ ~e i ) = − ijk~e j ∧ ~e k , 2 1 ∗(~e i ∧ ~e j ) = ijk~e 0 ∧ ~e k , 2 0 i j ∗(~e ∧ ~e ∧ ~e ) = ijk~e k , ∗(~e 1 ∧ ~e 2 ∧ ~e 3 ) = ~e 0 , ∗(~e 0 ∧ ~e 1 ∧ ~e 2 ∧ ~e 3 ) = −1. Dabei nehmen i, j, k die Werte 1,2,3 an. Übung: zeige diese Glgen. Hiermit Kontinuitätsglg d∗ j = 0. Lorenzeichung d∗ A = 0. Def Feldstärketensor F = dA. Maxwellglgen dF = 0, δF = −µ0~j. Übung: zeige alle diese Glgen. 281 282 KAP 14: BEUGUNG §233 Geschichte und Huygensches Prinzip Klassische Beugung = Lichtausbreitung um Hindernisse, mit scharfkantigen Öffnungen Wellenlänge. Spalt, Doppelspalt, Beugungsgitter, Kanten, Blenden, Aperturen. Hier nach Born & Wolf, Principles of Optics, und Weller & Winkler. Huygensches Prinzip: Jeder Frontpunkt einer Welle ist Quelle einer Kugelwelle. Deren Einhüllende gibt die Welle zu späterer Zeit. Erste Beugungstheorie: Fresnel 1818. = Huygensches Prinzip, plus Interferenz der Kugelwellen. Heutige mathematische Formulierung: Kirchhoff 1882. Sommerfeld 1896: exakte Lsg für Beugung an Halbebene. Anwendung der Beugungstheorie: Abbesche Mikroskoptheorie Auflösungsvermögen astronomischer Teleskope Kristallstruktur aus Röntgenbeugung (Laue) §234 Nochmals Greensfunktion der Helmholtzglg Übersetzung der Huygenschen geometrischen Idee in Integralsatz. Dieser Satz in der Akustik schon von Helmholtz hergeleitet. Zur Vereinfachung: Skalare Beugungstheorie. ~ B. ~ Ein Skalarfeld Φ statt Vektorfelder E, ~ (NB Warnung: Intensität I ∼ ~e ∗ · E. In skalarer Theorie I ∼ Φ∗ Φ; keineswegs I ∼ Φ.) Vektortheorie erst von Kottler 1923. Helmholtzglg für Skalarfeld 1 ∂2 Φ̄(~r, t) = ∆ − 2 2 Φ̄(~r, t) = 0. c ∂t Annahme: monochromatische, harmonische Welle Φ̄(~r, t) = Φ(~r)e−iωt . 283 Damit zeitfreie Helmholtzglg (k = ω/c) (∆ + k 2 )Φ(~r) = 0. Bestimmungsglg der Greensfkt (∆ + k 2 )g(~r, ~r 0 ) = −4πδ(~r − ~r 0 ), Dies ist Glg (164.3)! Entstand bei Fouriertrafo der Helmholtzglg. Hier nur eine Fourierkomponente. Lsg nach (164.6) e−ikp eikp + (1 − a) , g(p) = a p p mit p = |~r − ~r 0 |. Sind Kugelwellen. Zusammen mit vorausgesetztem Zeitfaktor e−iωt gibt: erster Term (∼ a) von einem Punkt auslaufende Kugelwellen, zweiter Term (∼ 1 − a) in einen Punkt einlaufende Kugelwellen: letzteres unphysikalisch. Also nur erster Term, a = 1 ik|~r−~r 0 | e (∆ + k 2 ) = −4πδ(~r − ~r 0 ). (234.1) 0 |~r − ~r | Übung: Prüfe Gültigkeit der Glg. Benutze ∆ in Kugelkoord, denn eikp /p hängt nicht von Winkeln ab. Benutze bekannte Greensfkt der Poissonglg. §235 Helmholtz-Kirchhoffsche Integralformel Sei V Volumen, von Fläche S berandet. Seien Φ, Ψ Skalarfelder. Dann Greenscher Satz Z d3 r0 [Φ(~r 0 )∆0 Ψ(~r 0 ) − Ψ(~r 0 )∆0 Φ(~r 0 )] V I 0 0 ∂Ψ(~ r ) ∂Φ(~ r ) = − da0 Φ(~r 0 ) − Ψ(~r 0 ) . 0 ∂n ∂n0 S Benutze 0 , um bisherige Int.konvention beizubehalten: 284 r0 Quellpunkt, r Meßpunkt. Bücher setzen hier oft ~r = 0 und integrieren über r statt r0 . n0 ist (entgegen üblicher Konvention): Flächennormalenrichtung hin zu V . Sei nun Φ gesuchte Lsg der Helmholtzglg (gebeugtes Licht). Und sei Ψ Greensche Fkt der Helmholtzglg (wieder p = |~r − ~r 0 |) eikp Ψ(~r ) ≡ g(p) = , p 0 Für festgehaltenes ~r ist diese Glg erlaubt. Schreibe im Greenschen Satz ∆0 + k 2 statt ∆0 : die hinzugefügten Terme heben sich. Also Z d3 r0 Φ(~r 0 )(∆0 + k 2 )g(p) − g(p)(∆0 + k 2 )Φ(~r 0 ) V I ∂Φ(~r 0 ) 0 0 ∂g(p) = − da Φ(~r ) − g(p) . ∂n0 ∂n0 S Da Φ Lsg der Helmholtzglg verschwindet zweiter Term links. Erster Term links wegen (234.1) Z Z 3 0 0 0 2 d r Φ(~r )(∆ + k )g(p) = −4π d3 r0 Φ(~r 0 )δ(~r − ~r 0 ) = −4πΦ(~r). V V Also Greenscher Satz I 0 ∂Φ(~ r ) ∂g(p) 1 − g(p) da0 Φ(~r 0 ) . Φ(~r) = 4π S ∂n0 ∂n0 Heißt Helmholtz-Kirchhoffsche Integralformel. Grundlage der Beugungstheorie. Mathematischer Ausdruck der Huygens-Fresnel Konstruktion. Übung: dieselbe Rechnung ohne Greensfkt, nur mit zwei Lsgen Φ, Ψ der Rhomogenen Helmholtzglg, unter Ausschluß einer -Kugel um ~r, in die d3 r0 nicht hineinreicht. Ergänze S um diese Kugeloberfläche, und integriere über sie mittels Raumwinkel. §236 Kirchhoffsche Beugungstheorie Monochromatische Kugelwelle von Punkt Q (nicht ~r 0 ). Läuft durch ∞ ausgedehnten, ebenen Schirm mit Öffnung. Gesucht: Wellenfeld bei P auf anderer Schirmseite. 285 . . . . . . . . . | S | | | ^ |--> n’ | -> r’ P’<----------------o / | / / | | / / | | / q / | | p / / | | / / |-> ->| / -> / |r -r’ | / r / | | / Q | P | |. . . . . . . . . . Q = P = P’= o = . . . Quellpkt Kugelwelle Messpkt Int.pkt Koord.0.pkt . . . . . . . . . . . . . . Sei Wellenlänge Schirmöffnung p, q. Festlegung von S wie in Zeichnung: S besteht aus (i) Öffnung (ii) Schirm (Seite von P ) (iii) Halbkugel in ∞. Quelle Q liegt außerhalb S. In Kirchhoffs Int.formel werden benötigt: Φ und ∂Φ/∂n auf Öffnung, Schirm, Halbkugel. Exakte Vorgabe physikalisch und mathematisch schwierig. Kirchhoffs genial-einfache Idee: In der Öffnung: originale Kugelwelle aus Q. Auf Schirm (Innenseite!) und Halbkugel: Φ = ∂Φ/∂n = 0. Heißen Kirchhoff-Randbdgen. Machen nur Sinn wenn λ Öffnung. Problem auf der Halbkugel in ∞: Feld fällt mit 1/r2 , aber Kugelfläche wächst mit r2 . Also doch Beitrag von Halbkugel? 286 Übung: zeige durch Rechnung, daß Beitrag Halbkugel dennoch 0. Einfachster Ausweg nach Born & Wolf: Halbkugel so groß machen, ... daß Licht während Experiment dort nicht ankommt. (Neues Problem: dann ist Licht nicht mehr monochromatisch: denn monochromatische Welle ist immer überall). In Öffnung ist Kugelwelle aus Q ΦP 0 eikq , = ΦQ q wobei q = QP 0 ; und von oben g(p) = eikp . p Einsetzen in Kirchhoffformel (Ö = Öffnung) ikq ikp ikq I ikp e ∂ e e ∂ e ΦQ da0 − . ΦP = 4π Ö q ∂n0 p p ∂n0 q Es ist ikq ∂ e = ∂n0 q ikp e ∂ = ∂n0 p ∂q ∂ eikq eikq 1 = cos α ik − , ∂n0 ∂q q q q ∂p ∂ eikp eikp 1 = − cos β ik − , ∂n0 ∂p p p p wobei cos α = |n̂0 · q̂|, cos β = |n̂0 · p̂|. (Beträge nicht nötig, nur zur Sicherheit.) Nach Voraussetzung λ p, q, also ik − 1 1 ≈ ik − ≈ ik. p q Einsetzen in Kirchhoff ik ΦP = −ΦQ 4π Z ikp ikq e 0e da Ö p Kirchhoffsche Beugungsformel. 287 q (cos α + cos β). Beide cos-Terme zwischen 0 und +1. Manche Bücher machen hier 1 Minuszeichen, dafür cos < 0. Kirchhoffsche Beugungsformel ist Huygensches Prinzip: jeder Frontpunkt einer Welle ist Kugel-Wellenquelle: eikq /q ist Amplitude Kugelwelle von Ort der Öffnung nach r. eikp /p ist Anfangsamplitude dieser Kugelwelle in der Öffnung: wieviel kam von r0 in der Öffnung an? Beachte: cos α + cos β = 2 wenn Strahl ⊥ Öffnung. Weil Öffnung r, r0 sind cos α, cos β fast konstant. Also vor das Integral ziehen, Z eikp eikq da0 ΦP ∼ . p q Ö Dies ist wirklich Huygensches Prinzip. §237 Beugung an Spalt, Doppelspalt, Gitter Übungen bzw Optikvorlesung. §238 Fraunhoferbeugung an Kreisblende 1. Integralformel für Fraunhoferbeugung Bedeutet: ebene Wellen statt Kugelwellen. Mittles Quelle und Feldpunkt im Brennpunkt von Sammellinsen. Mathematisch: r und r0 nach ∞ legen. Da Öffnung kleine Fläche: eben. Sei ~q = QP 0 und p~ = P P 0 . Seien ~q0 , p~0 Vektoren zu einem festen Öffnungspkt, ~ p~ = p~0 + ξ, ~ ~q = ~q0 + ξ. ξ~ = liegt in Öffnungsebene. 288 Da r, r0 → ∞, reicht Taylorreihe bis zum ersten Glied p p = p~ · p~ q ≈ p20 + 2~p0 · ξ~ s 2~p0 · ξ~ = p0 1 + p20 p~0 · ξ~ ≈ p0 + . p0 Entsprechend für q ~q0 · ξ~ q ≈ q0 + . q0 Def Fraunhoferbeugung: Taylorreihe nur zum ersten Glied. Def Fresnelbeugung: Taylorreihe bis zum zweiten Glied erforderlich. Also Fraunhofer ~ eikp ≈ eikp0 eik~p0 ·ξ/p0 , ~ eikq ≈ eikq0 eik~q0 ·ξ/q0 . Da ξ~ in Öffnungsebene liegt, ist (vgl dV ≡ d3 r) da ≡ d2 ξ. Konstante Faktoren vors Integral ziehen gibt Z p ~ ~ q 0 0 + · ξ~ . ΦP ∼ d2 ξ exp ik p q 0 0 Ö Meiste Bücher haben hier p̂0 − q̂0 : Vektoren gleichgerichtet. Bei uns (siehe Zeichnung oben): Vektoren entgegengerichtet. Sei ξ~ = (η, ζ). Dann Z p0η q0η p0ζ q0ζ ΦP ∼ dηdζ exp ik − η+ − ζ . p0 q0 p0 q0 Ö Da nur Diff p − q vorkommt: Blendenverschiebung erlaubt. Betrachte nur q0η = q0ζ = 0, Z ΦP ∼ dηdζe[ik(ηp0η +ζp0ζ )/p0 ] . Ö 289 Ist Grundglg der Fraunhoferbeugung. (η, ζ) ist ein Blendenöffnungspunkt. (p0η , p0ζ ) ist Punkt auf Beugungsschirm. Beide Koord.paare bezogen auf Nullpkt in Blende (Zentrum). 2. Fraunhoferbeugung an Kreisblende Betrachte kreisförmige Blende mit Radius a. Polarkoord: sei η = b cos θ, ζ = b sin θ, p0η /p0 = d cos ϑ, p0ζ /p0 = d sin ϑ. Dann Za ΦP = C Z2π db b 0 0 Z2π Za =C db b 0 dθeikbd(cos θ cos ϑ+sin θ sin ϑ) dθeikbd cos(θ−ϑ) . 0 Auf guten Glauben lautet eine Darstellung der Besselfkt J0 , 1 J0 (x) = 2π Z2π dαeix cos α . 0 Damit (nach Substitution dθ → d(θ − ϑ)) Za ΦP = 2πC db bJ0 (kbd). 0 Weiterhin gilt die Relation d [xJ1 (x)] = xJ0 (x). dx Also nach Integration Z y dxxJ0 (x) = yJ1 (y). 0 290 Also im Beugungsintegral Za ΦP = 2πC = 2πC k 2 d2 db bJ0 (kbd) 0 Zkad d(kbd)(kbd)J0 (kbd) 0 2πC kadJ1 (kad) k 2 d2 J1 (kad) . = 2πa2 C kad = Dies ist Wellenamplitude, also ist Intensität 2 2J1 (kad) I(d) = I0 . kad Berühmte Formel von Airy 1835. Faktor 2 wegen Normierung 2J1 (0)/0 = 1. I0 ist dann Intensität im Zentrum des Beugungsbilds. d ist Kreisradius auf dem Beugungsschirm. Kreissymmetrisches Beugungsbild von ϑ unabhängig. Erstes Minimum I(d) = 0 bei kad ≈ 3.833 Oder, da d = p0ζ /p0 = tan α, erstes Minimum bei λ tan α ≈ 0.610 . a Starke Beugung also für große Wellenlänge, kleine Öffnung. 291 Abbildung 238.10: Fraunhoferbeugung an einer Kreisblende. 292