Einführung in die theoretische Physik II Sommersemester 2015 [email protected] Ausgewählte Aufgaben zur Klausurvorbereitung –Lösungshinweise Aufgabe 1: Elektrostatik Betrachten Sie eine geladene Kugel (Radius R) mit Ladungsdichte ρ(r) = ρ0 r/R. a. Berechnen Sie mit Hilfe des Gauss’schen Satzes das elektrische Feld innerhalb und ausserhalb der Kugel. b. Berechnen Sie das elektrostatische Potential φ(~r) unter der Annahme dass φ(∞) = 0. c. Skizzieren Sie den Potentialverlauf. d. Überprüfen Sie, welches der Felder ~ 1 (~r) = (2zx + y 2 )êx + 2yxêy + x2 êz E ~ 2 (~r) = (zx + y 2 )êx + 2yxêy + xêz E und ein elektrostatissches Feld sein kann. Berechnen Sie für dieses die Ladungsdichte und das Potential. a. Aus Symmetriegründen ist hat das Feld nur eine Radialkomponente, ~ r) = Er (r)êr . E(~ (1) Wir verwenden den Gauss’schen Satz der Elektrodynamik Z Z Z 1 0 3 0 ~ ~ 0 ~ d~a · E(~r ) = d r ∇E(~r ) = d3 r0 ρ(~r0 ). 0 Vr ∂Vr Vr für ein Kugel-Volumen Vr = {|~r0 | ≤ r}. Oberflächeneintegral: Z ~ r0 ) = 4πr2 Er (r), d~a · E(~ ∂Vr (= Oberflächeninhalt × Betrag des Feldes, wegen der Kugel-Symmetrie.) Volumenintegral: (Kugelkoordinaten) 1 0 Z π 1 0 Z 4π = 0 Z d3 r0 ρ(~r0 ) = Vr Z 2π sin(ϑ)dϑ 0 0 r0 r0 Z 2 dr0 r0 ρ(r0 ) dϕ 0 2 dr0 r0 ρ(r0 ) (2) 0 Für r < R: 1 0 Z 4πρ0 R0 Z 1 0 Z 4πρ0 d r ρ(~r ) = R0 Vr Z d3 r0 ρ(~r0 ) = Vr r0 3 dr0 r0 = 0 πρ0 r4 R0 (3) πρ0 R3 0 (4) Für r ≥ R: 3 0 0 R 3 dr0 r0 = 0 Zusammensetzen ergibt ( Er (r) = ρ0 r 2 4R0 ρ0 R3 4r 2 0 r<R r≥R (5) ~ r) = −∇Φ ~ erhält man das Potential aus b. Wegen E(~ Z Φ(~r) − Φ(∞) = ~ d~s · E, C wobei C ein beliebiger Weg von ~r nach ∞ ist. Hier wählen wir einen radialen Weg. Z ∞ Φ(~r) = dr0 Er (r0 ). r Damit für r > R: Φ(~r) = ρ0 R 3 4r0 und für r < R: Z Φ(~r) = r R dr0 Er (r0 ) + Z ∞ dr0 Er (r0 ) = R ρ0 r 3 ρ0 R 2 ρ0 R 3 − + 12R0 12R0 40 c. Die Skizze sollte eine monotone Funktion zeigen, bei r = R stetig, und das richtige asymptotische Verhalten andeuten (Φ ∼ 1/r für |~r| → ∞). ~ ×E ~ = 0. Für E1 gilt d. Das Feld kann nur dann ein elektrostatisches Feld sein, wenn ∇ ~ ×E ~ 1 (~r) = 0 ∇ ~ ×E ~ 2 (~r) = (x − 1)êy 6= 0 ∇ ~ 1 (~r) ein elektrisches Feld. Die Ladungsdichte erhält man as der Maxwell Gleichung Also ist nur E ~E ~ 1 = 2z + 2y. ρ(~r) = 0 ∇ (6) Potential: Wir wählen den Potentialnullpunkt bei ~r = 0. Dann gilt Z ~ Φ(~r) = d~s · E, C wobei C ein beliebiger Weg von ~r nach 0 ist. Wir wählen z.B. den Weg längs der drei Koordinatenachsen Z x Z y Z z −Φ(~r) = dx0 Ex (x0 , 0, 0) + dx0 Ey (x, y 0 , 0) + dx0 Ez (x, y, z 0 ) 0 0 0 (Beachte Minus vor Φ, dafür Weg von 0 nach ~r). Φ(~r) = −y 2 − zx2 . ~ r) = −∇Φ ~ nachprüfen.) (Kann man durch E(~ Aufgabe 2: Bildladungen Zwei positive geladene Punktladungen befindet sich in den Punkten (0, 0, a) und (d, 0, a) oberhalb einer perfekt leitenden Oberfläche, die durch die Ebene z = 0 gegeben ist. a. Berechnen Sie das elektrostatische Potential der Anordnung für z > 0 mit Hilfe der Bildladungsmethode. b. Berechnen Sie die x-Komponente der Kraft auf eine der Ladungen, d.h. die Komponente parallel zur Oberfläche und erwickeln Sie den Ausdruck für d a. a. Das Potential für z > 0 ist die Superposition von 4 Punktladungspotentialen: +Q bei (0, 0, a), +Q bei (d, 0, a), sowie die Bildladungen −Q bei (0, 0, −a), −Q bei (d, 0, −a) (denn diese Anordnung ergibt Φ = const. auf der Metalloberfläche.) 1 1 Q h p +p Φ(~r) = 2 2 2 2 4π0 x + y + (z − a) (x − d) + y 2 + (z − a)2 i 1 1 −p −p . (7) (x − d)2 + y 2 + (z + a)2 x2 + y 2 + (z + a)2 b. Kraft auf Ladung bei (0, 0, a) gegeben durch Summe der Kräfte durch die anderen drei Punktladungen. (0, 0, −a) übt nur Kraft in z-Richtung aus; Summe der Coulombkräfte der Ladungen +Q bei (d, 0, a) und −Q bei (d, 0, −a): i d Q2 h 1 (8) Fx = − 2+p 3 4π0 d d2 + (2a)2 Entwicklung für d a: Fx = i Q2 h 1 − 1 + p 3 4π0 d2 1 + (2a/d)2 Taylor-Entwicklung (1 + )α = 1 + α + O(2 ) für α = 3/2 und = (2a/d)2 ergibt i Q2 h 6a2 4 Fx = − + O((a/d) ) 4π0 d2 d2 (9) (10) Aufgabe 3: Magnetostatik Betrachten Sie einen langen Draht mit Radius R entlang der z-Achse. Die Stromdichte innerhalb des Drahtes sei durch ~j(~r) = êz j0 [1 − (s/R)2 ] p gegeben, wobei s = x2 + y 2 den Abstand von der z-Achse bezeichnet. ~ r) innerhalb und ausserhalb des Drahtes. a. Bestimmen Sie das magnetische Feld B(~ b. Berechnen Sie die Kraft auf eine stromdurchflossene rechteckige Leiterschleife C, bestimmt durch die Eckpunkte (a, 0, 0) → (a, 0, b) → (a0 , 0, b) → (a0 , 0, 0) → (a, 0, 0). c. Aus Symmetriegründen können sie folgern, dass das Vektorpotential der Anordnung in êz -Richtung zeigt ~ r) ausserhalb des Drahtes, indem Sie den Satz von Stokes mit der und nur von s abhängt. Bestimmen Sie A(~ ~ ~ ~ ~ so dass A ~ = 0 für Beziehung ∇ × A = B auf eine Kurve C wie in Aufgabe b anwenden. Wählen Sie A s = R. ~ r) = y 2 êx + 2yzêy − 3zxêz ? d. Kann es sich bei dem folgenden Feld um ein Magnetfeld handeln: B(~ ~ r) = êϕ Bϕ (s). a. Wir verwenden Zylinderkoordinaten (s, ϕ, z). Aus der Symmetrie der Anordnung folgt B(~ 0 0 Wir verwenden das Ampere’sche Durchflutungsgesetz für eine Kreisfläche Sr = {s : s < s} in der Ebene z = 0. Z Z Z ~ × B(~ ~ r0 ) = ~ r0 ). µ0 d~a · ~j(~r0 ) = d~a · ∇ d~s · B(~ Ss Ss ∂Ss Wegen der Zylindersymmetrie ergibt das Linienintegral (Im Gegenuhrzeigersinn um z wenn die Fläche in +z Richtung orientiert ist) Z ~ r0 ) = 2πsBϕ (s). d~s · B(~ ∂Ss Das Flächenintegral ergibt Z d~a · ~j(~r0 ) = µ0 µ0 Ss Für s < R erhält man Z s ds0 2πs0 jz (s0 ) 0 h s2 s4 i d~a · ~j(~r0 ) = 2πµ0 j0 − , 2 4R2 Ss Z µ0 für s > R Z d~a · ~j(~r0 ) = 2πµ0 j0 µ0 Ss R2 4 Für das Magnetfeld erhält man demnach ( Bϕ (s) = µ0 j0 h s s2 2 − 4R2 µ0 j0 R2 4s i , s<R s>R (11) b. Allgemein gilt für die Kraft auf eine stromdurchflossene Leiterschleife C, Z ~ ~ F =I d~l × B. C Aus Symmetriegründen heben sich die Kräfte auf die Drahtabschnitte (a, 0, b) → (a0 , 0, b) und (a0 , 0, 0) → (a, 0, 0) weg. Längs der anderen Abschnitte ist das Feld jeweils konstant. Wir erhalten F~ = Ibêz × êϕ Bϕ (a) + Ib(−êz ) × êϕ Bϕ (a0 ) = ês Ib[Bϕ (a0 ) − Bϕ (a)] mit dem Ergebnis von a. c. Verwende der Satz von Stokes für eine Fläche S die von der Kurve ∂S = (R, 0, 0) → (R, 0, b) → (s, 0, b) → (s, 0, 0) → (R, 0, 0) umschlossen wird: Z Z ~ × A(~ ~ r0 ) = ~ r0 ). d~a · ∇ d~s · A(~ S ∂S ~ ×A ~=B ~ und der Symmetre von B ~ erhält man die linke Seite als Wegen ∇ Z Z s Z s bµ0 j0 R2 µ0 j0 R2 ~ × A(~ ~ r0 ) = b = log(s/R). d~a · ∇ ds0 B(s0 ). = b ds0 0 4s 4 S R R Zur Kurvenintegral trägt nur der Abschnitt (s, 0, b) → (s, 0, 0) bei (da A = 0 bei R = 0), und damit Z ~ r0 ) = −bAz (s). d~s · A(~ ∂S Damit gilt Az (s) = µ0 j0 R2 log(R/s). 4 d. Das gegebene Feld kann kein Magnetfeld sein, denn ~ ·B ~ = 2z − 3x 6= 0. ∇ (12) Aufgabe 4: Maxwell-Gleichungen a. Betrachten Sie die Überlagerung von zwei ebenen Wellen mit Ausbreitungsrichtung in z-Richtung, von denen eine in êx und eine in êy -Richtung polarisiert ist. Die Feldamplituden sei E1 und E2 , und die Wellen seien um π/2 phasenverschoben. (Es handelt sich um eine elliptisch polarisierte Welle). Geben Sie für beide Anteile der Welle die explizite Form des elektrischen und magnetischen Feldes an. b. Berechnen Sie die zeitgemittelte Energiestromdichte (Poynting-Vektor). a. Wir verwenden als Ansatz einer ebenen Welle den Realteil von ~ r, t) = E ~ 0 ei~k~r−iωt , B(~ ~ r, t) = B ~ 0 ei~k~r−iωt , E(~ ~ 0 = 1 ~k × E ~ 0 . (Die zweite Beziehung folgt aus der Maxwell Gleichung ∇× ~ E ~ = − ∂ B, ~ mit |k| = ω/c und B ck ∂t angewendet auf ebene Wellen.) Im Beispiel gilt ~k = kêz , so dass die Superposition der zwei Wellen gegeben ist durch ~ r, t) = E1 êx eikz−iωt + E2 êy eikz−iωt+π/2 , B(~ ~ r, t) = E1 êy eikz−iωt − E2 êx eikz−iωt+π/2 . E(~ c c b. Poynting Vektor (verwende reelle Felder(!)) ~=1E ~ ×B ~ S µ0 1 = E1 êx cos(ikz − iωt) + E2 êy cos(ikz − iωt + π/2) µ0 c × [E1 êy cos(ikz − iωt) − E2 êx cos(ikz − iωt + π/2)]. (13) (14) Unter dem Kreuzprodukt fallen in diesem Fall die Interferenzterme ∝ E1 E2 weg, es bleibt ~ = 1 E12 êz cos(ikz − iωt)2 + E22 êz cos(ikz − iωt + π/2)2 . S µ0 c (15) Mittelung der cos2 Terme über eine Schwingungsperiode ergibt ~ = 1 1 E12 + 1 E22 êz . S µ0 c 2 2 (16) Aufgabe 5: Fourier-Transformation Betrachten Sie den Fourier-Ansatz Z h i dk v+ (k)eikx−iωt + v− (k)eikx+iωt . v(x, t) = (17) für eine eindimensionale Welle. Zur Zeit t = 0 sei die Welle gegeben durch v(x, 0) = Θ(1 − |x|), und ihre Zeitableitung durch v̇(x, 0) = 0. a. Berechnen Sie die Fouriertransformierten von v(x, 0) und v̇(x, 0). b. Bestimmen Sie v± (k) durch Vergleich des Ergebnisses von a mit der Fouriertransformierten von Gl. (17). a. Bestimmung der Fouriertransformierten aus der gegebenen Anfangsbedingung: 1 2π Z ∞ dxv(x, 0)e −ikx −∞ 1 = 2π ∞ Z −ikx dxΘ(1 − |x|)e −∞ 1 2π Z 1 = 2π Z 1 dxe−ikx = −1 1 e−ik − eik 1 sin(k) = 2π −ik π k ∞ dxv̇(x, 0)e−ikx = 0 −∞ b. Bestimmung der Fouriertransformierten aus Gl. (17): Mit Z h i 0 0 v(x, 0) = dk 0 v+ (k 0 )eik x + v− (k 0 )eik x . folgt 1 2π Z ∞ dxv(x, 0)e−ikx −∞ Z ∞ Z h i 0 0 1 = dx dk 0 v+ (k 0 )eik x e−ikx + v− (k 0 )eik x e−ikx 2π −∞ Z Z ∞ Z ∞ h i 0 0 1 1 = dk 0 v+ (k 0 ) dxeik x e−ikx + v− (k 0 ) dxeik x e−ikx 2π −∞ 2π −∞ R Mit Verwendung von dxeikx = 2πδ(k) folgt Z ∞ 1 dxv(x, 0)e−ikx = v+ (k) + v− (k) 2π −∞ Analog ergibt Z v̇(x, 0) = 1 2π Z h i 0 0 dk 0 − iωv+ (k 0 )eik x + iωv− (k 0 )eik x . ∞ dxv̇(x, 0)e−ikx = iω[−v+ (k) + v− (k)]. −∞ Vergleich mit a ergibt v+ (k) = v− (k) = 1 sin(k) . 2π k (18) (19) (20)