Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Werke Allgemeines Mendelssohns kompositorisches Lebenswerk ist, gemessen an seinem kurzen Leben, umfangreich und vielseitig. Seine historische Stellung zwischen Klassik und Romantik ähnelt jener Schuberts. Lange wurde Mendelssohns Schaffen zu wenig gewürdigt. Es hafteten ihm Begriffe wie „formelhafte Glätte biedermeierlichen Komponierens“ an oder es bestanden absurde Vorbehalte wegen seiner jüdischen Wurzeln. Er galt als „Klassizist“. Felix Mendelssohn war sehr selbstkritisch. So wollte er seine im Alter von 12-14 Jahren komponierten Streichersymphonien und Konzerte nur als Studienwerke publizieren. Aufgeführt wurden sie vorerst nur an den „Sonntagsmusiken“ zu Hause im Kreise von Familie und Freunden. Auch die Nachwelt interessierte sich lange Zeit nicht für die Frühwerke. Erst nach dem zweiten Weltkrieg besann man sich auf die Jugendwerke aus der Berliner Zeit. Die Werke Mendelssohns stehen v.a. der Klassik nahe, erweisen aber gleichzeitig auch in der vollendeten Beherrschung der kleinen lyrischen Formen seine romantische Bindung. Durchsichtige, klare Instrumentierung, geschmeidige melodische Gestaltung. Mendelssohn komponierte Instrumentalwerke (Konzerte v.a. Klavier, Orgel, Violine), Sonaten, Charakterstücke etc.),zahlreiche geistliche Chorwerke (Oratorien, Kantaten, Psalmvertonungen, Motetten), div. Vokalwerke (Lieder, nicht geistliche Chorwerke etc.). Seine Schwester, Fanny Henssel-Mendelssohn war für Felix Mendelssohn in seiner persönlichen Entwicklung wie auch für sein musikalisches Schaffen eine äusserst wichtige Bezugsperson. Er achtete und schätzte Fanny’s kompositorisches aber auch pianistisches Talent ausserordentlich und holte oft ihren Rat oder ihre Meinung ein. Trotzdem war auch Felix M. davon überzeugt, dass die Aufgabe einer Frau im häuslichen Bereich liege und die „Komponiererei und Musik“ als nette Tugend und geistreiches Hobby Fanny genügen müsste. Die Nachwelt hat Felix Mendelssohn übel mitgespielt. Zu Lebzeiten galt er als ein überragender Vertreter der deutschen Musik im 19. Jahrhundert. Im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus (Aufführungsverbot jüdischer Musik während der Zeit des Dritten Reiches, Wagners Hetzerei gegen Mendelssohn) wurde der Erfolg und die Popularität des Werkes Mendelssohns arg in Mitleidenschaft gezogen. Bis heute spielt Mendelssohn neben Beethoven, Mozart und Bach eine untergeordnete Rolle, zu unrecht. 1 Zu einzelnen Werken: Orchesterwerke 12 frühe Streichersymphonien, 5 Sinfonien (nicht chronologisch geordnet, da Mendelssohn die 2. und 3. überarbeitete) Diese frühen Symponien (1821-23 entstanden) sind stilistisch völlig unterschiedlich. Z.B. sind in den Kopfsätzen der 2. und 7. Symphonie Spuren von Carl Philipp Emanuel Bach zu bemerken, während die Symphonie Nr. 8 an die „Prager“ Symphonie Mozarts erinnert. Symphonie Nr. 12 verfällt im Schlusssatz gar in einen konzertanten Barockstil (komponiert als 14 Jähriger). In der 11. Symphonie zitiert er den Emmentaler Hochzeitstanz (im Anschluss an eine Schweiz-Reise). 5 Sinfonien Erste Sinfonie c-moll, op. 11: 1824 Komponiert als 15 Jähriger in klassischer Viersätzigkeit. Folgt den grossen Vorbildern der Wiener Klassik einerseits, andererseits sind romantische Züge schon vorhanden, die auf spätere Werke hinweisen. Zweite Sinfonie B-Dur, op. 52 („Lobgesang“ Sinfoniekantate) 1839/40 Erinnert an Beethovens Neunte Sinfonie. Gliederung in zwei Hauptabschnitte: Erster sinfonisch-instrumental, zweiter oratorisch-kantatenhaft. In Einleitung mottoartig ein Thema, welches später im Vokalteil als Zentrum dient. Instrumentalteil: Allegro, Allegretto un poco agitato, Adagio religioso. Vokalteil: 10 Sätze auf Texte Luthers Uebersetzung Altes Testament, kantatenartig, solistisch und chorisch für 2 Soprane, Tenor und 4stimmigen Chor. Nimmt in diesem Satz Bezug auf seine monumentale Komposition, welche er für das 400. Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst durch Gutenberg im Jahre 1840 komponiert hat. Das Werk schliesst er mit der Technik der Fuge ab. Dritte Sinfonie a-moll op. 56 („Schottische“) 1829 u. 1842 Diese Sinfonie gehört zusammen mit der 4. zu den populärsten Symphonien Mendelssohns. Beide sind über einen längeren Zeitraum entstanden und immer wieder revidiert worden. Gemeinsam ist auch ihre Orientierung in aussermusikalischen Vorgaben. Sie gehören jedoch nicht zur Programmusik. 1842 leitete Mendelssohn selber die Uraufführung dieser Sinfonie. 2 Inspieriert durch Mendelssohns England- und Schottlandreise 1829, nach langem Arbeitsprozess aber erst 1842 beendet. Schottisches Kolorit (balladesker Ton, Dudelsackanklänge im 2. Satz). Viersätzig. Die langsame Einleitung liefert motivische Substanz für Themen der folgenden Sätze. Alle Sätze Sonatensatzform. Die strickte Satzunterteilung schwächt Mendelssohn durch attacca-Verbindungen ab. Im 4. Satz unvermittelte Wendung der Musik in A-Dur „Allegro maestoso assai und erinnert an Siegesjubel nach Schlachtgetümmel. Die frühere Ueberschrift dieses Teils lautete „Kriegerisches Allegro“. Das Finale wird von kontrapunktischen Kompositionsprinzipien beherrscht. Vierte (eigentlich die 3.) Sinfonie A-Dur op. 90 („Italienische“), 1831 und 1833 Auf einer Italienreise in Rom und Neapel begonnen, aber erst 1833 fertiggestellt. Uraufführung in London, Leitung Mendelssohn. Diese Sinfonie wurde durch Mendelssohn bis ins Jahr 1840 immer wieder umgearbeitet. Führte zu drei verschiedenen Versionen. Nur zwei Sätze Sonatensatzform. Kopfsatz weist eine MendelssohnTypische Eigenart auf: verkürzte Reprise, lange Coda mit durchführungsähnlichem Charakter. Kontrapunktische Satztechnik in der Durchführung. 2. Satz Andante – d-moll, verkürzter Sonatensatz ohne Durchführung. Melodisches Zentrum ist eine melancholische Liedweise, durchgehende Achtelbewegungen in den Begleitstimmen. 3. Satz ist ein Menuett (nicht so bezeichnet) mit einem Trioteil. 4. Satz turbulenter Volkstanz in Rondo-Form. Volkstümlich-Neapolitanisch, ausgeweitet auf die sinfonische Form nach allen Regeln der Kunst, motivische-kontrapunktische Verarbeitung. Fünfte Sinfonie d-moll op. 107 („Reformations-Sinfonie“), 1829/30 Chronologisch steht diese Sinfonie an zweiter Stelle, wurde aber später veröffentlicht. Sie entstand zur „Feier der Kirchen-Revolution“ zum 300. Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses von 1530. Diese Sinfonie steht im Schatten der 3. und 4. Sinfonie. Mendelssohn selber empfand sie als nicht vollkommen. Mendelssohn hatte mit dieser Sinfonie keine guten Erlebnisse. Politische Wirren verhinderten die Jubiläumsaufführung, ein Pariser Aufführungsvorhaben scheiterte, sein Auftritt mit dieser Sinfonie an der Berliner Singakademie als Bewerbungsarbeit war erfolglos. Möglicherweise auch Vorbehalte gegenüber diesem Werk wegen der religiösen Orientierung. Eher traditionell angelegtes 4-sätziges Werk mit langsamer Einleitung. Drei Elemente aus der Liturgie: In der Einleitung Beginn des gregorianischen Magnificat, später das Dresdner Amen (Richard Wagner 3 verwendete dies später im Parsifal als Gralsmotiv). Im letzten Satz Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“. Konzertouvertüren/Schauspielmusiken Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ E-Dur op. 21 / 61. (1826/1843). Dies ist die bekannteste Ouvertüre von Mendelssohn. Erste Fassung 1926 in vierhändiger Fassung für Klavier, später instrumentierte Fassung. 17 Jahre später folgten 12 weitere Nummern zur vollständigen Schauspielmusik. Werden die vokalen Teile ausgeklammert, verbleiben 5 Sätze und die Ouvertüre und ist eine Art Orchestersuite (Ouvertüre, Scherzo, Intermezzo, Notturno, Hochzeitsmarsch, Ein Tanz von Rüppeln) Anfang der Ouvertüre = bis heute berühmte Elfentanz-Musik (schnell-flatternde Streicher). Die folgenden Sätze nehmen Teile des Motivs aus dem 1. Satz wieder auf. Z.B. das Scherzo nimmt den Elfentanz wieder auf. Der Hochzeitsmarsch erlangte riesige Popularität bis heute. Ouvertüre „die Hebriden“ h-moll, op 26, 1830-32 in drei Fassungen entstanden. Athmosphärische Anregungen aus der Natur unter dem Eindruck von Landschaftsbildern. Mendelssohn besuchte auf einer Reise die Hebriden. Sonatensatzform. Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ D-Dur op 27, 1828-35 entstanden. Enger Bezug zu zwei Goethe-Gedichte. Langsame Einleitung assoziert ein friedliches, morgendliches Meer. Ouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“ F-Dur, op. 32, 1833/1835 in zwei Fassungen entstanden. Mendelssohn wurde angeregt durch Conradin Kreutzers gleichnamige Oper auf einen Text von Grillparzers, deren Ouvertüre Mendelssohn missfiel und in herausforderte, es besser zu machen. Der Erfolg blieb aber bis heute aus. Ouvertüre „Ruy Blas“ c-moll op. 95, 1839 in wenigen Tagen entstanden, ganz entgegen Mendelssohns Arbeitsweise. Auftragswerk. Ouvertüre zu Victor Hugos Drama. Mendelssohn selber schätzte dieses Werk nicht. Ouvertüre zu Racines Schauspiel „Athalie“, F-Dur op. 74. Selten gehörtes Werk. Setzt im Orchester eine Harfe ein. „Antigone“op. 55 und „Oedipus auf Kolonos“ op 93 zwei weitere Schauspielmusiken, jedoch vergessen. 4 Instrumentalkonzerte Dem Vergleich mit den besten Streichersymphonien halten die frühen Instrumentalkonzerte nicht stand. Es gelang ihm nicht recht, den virtuosen Anspruch zweier konzertierender Instrumente in eine symphonische Entwicklung einzuordnen. Viele Stellen versanden in Gemeinplätzen. Im jugendlichen Alter schrieb Mendelssohn 3 konzertante Werke: ein Klavierkonzert a-moll, ein Violinkonzert dmoll, ein Konzert für Klavier und Violine a-moll. Alle drei mit Streichorchester. Die meist aufgeführen Konzerte von Mendelssohn (Reifezeit) sind: Violinkonzert e-moll, Klavierkonzerte g-moll und d-moll. Klavierkonzert g-moll, op 25 Klavierkonzert der Reifezeit. Dankbar zu spielen. Klassische Dreisätzigkeit. Alle Sätze attacca miteinander verbunden. Ohne eigene grosse Orchesterexposition beginnt das Solo, ausgeprägt lyrisches Seitenthema, knappe Durchführung. Im letzten Satz Presto motivische Rückgriffe auf vorangehende Sätze. Klavierkonzert d-moll, op. 40 Mendelssohns reifer Stil. Bietet dem Solisten Gelegenheit zu brillieren. Mendelssohn hat es zum eigenen Gebrauch für ein Musikfest in England komponiert. 3 Sätze nahtlos verbunden, wieder kurze Orchesterexposition. Violinkonzert e-moll op. Grosse Popularität. 3-sätzig. Dankbare Virtuosität des Soloparts, vornehme Melancholie.Kopfsatz (Allegro molto appassionata): Violinsolo vom Anfang an, Orchester nimmt Thematik erst später auf. Holzbläser führen das Seitenthema ein, Solopart übernimmt. Ungewöhnlich und neuartig ist die Platzierung der grossen Kadenz auf dem Höhepunkt der Durchführung.Verkürzte, variierte Reprise.Uebergang zum Andante durch Fagotte, die auf einem Ton stehenbleiben. 2. Satz Andante. 3. Satz Allegro molto vivace. Kammermusik Oktett für Streicher, Klaviersextett, 2 Streichquintette, 7 Streichquartette, 12 Fugen für Streichquartett, 3 Klavierquartette, 3 Klaviertrios, div. Sonaten für Streichinstrument und Klavier, Lied ohne Worte für Cello/Klavier, Stücke für Klarinette,Bassetthorn und Klavier. 5 Klaviermusik Lieder ohne Worte (1829-45) Erstes Stück ursprünglich für Klavier komponiert, später z.T. auch mit Oberstimme für Violine oder Cello. Anregung zur Komposition vermutlich durch die von Fanny Mendelssohn komponierten Lieder für das Pianoforte op. 2 und 6. Lyrische Klavierstücke mit schlichter, melodischer Oberstimme. Strophenliedcharakter durch Vor-, Zwischen- und Nachspiele. Einzelne Stücke auch duett- und chorliedartig. Charakteristische Titel: Venezianisches Gondellied, Jägerlied, Spinnerlied. Waren im häuslichen Musizieren äusserst populär. 8 Hefte. Das 5. Heft widmete er Clara Schmumann. 6 Präludien und Fugen für Klavier op 35 (1832-37) Im Bachschen Geiste nach dem Verständnis des 19. Jahrhunderts. Etüdencharakter. Die Fugen bewegen sich zwischen Strenge, Konservativ und Freiheit. div. Charakterstücke 3 Sonaten (g-moll, E-Dur, B-Dur) 3 Variationen (d-moll, Es-Dur, B-Dur) Nur wenige Klavierkompositionen haben sich bis heute lebendig gehalten. Orgelwerke 6 Sonaten für Orgel op.65 (1844-45) Sonate eher als Verlegenheitsbegriff zu verstehen. Zyklischer Zusammenhang ist nur in op. 65/6 zu erkennen, ansonsten Zusammenstellung unabhängig entstandener Einzelstücke, teils auch Rückgriffe auf frühere Kompositionen. Präludien- und toccatenartige Sätze stehen neben Fugen und Liedformen. div. andere Orgelsätze, z.B. Passacaglia c-moll, zwei Präludium d-moll und c-moll, Allegro B-Dur etc. 6 Vokalmusik Dem 18-jährigen Mendelssohn war nach einem Treffen mit dem Verfasser der Schrift „Ueber Reinheit der Tonkunst“, Anton Friedrich Justus Thibaut, nach eigenen Aussagen „ein Licht für die altitalienische Musik“ aufgegangen (vgl. auch Biografie). Mendelssohn hatte durch Thibaut wichtige Impulse für sein vokalmusikalisches Schaffen erhalten. Dazu kommt Mendelssohns Verehrung für das Bach’sche Schaffen. Seit frühester Jugend befasste sich Mendelssohn mit den Werken von Bach. Diese Tatsachen schlagen sich vor allem in der geistlichen Chormusik Mendelssohns nieder. Mendelssohn hat Zeit seines Lebens Chormusik geschrieben. Nicht alle geistliche Chormusik war für den kirchlichen Rahmen gedacht. Einige wurden auch für die Konzertsäle konzipiert. Oratorien Paulus op. 36 Aufbau: 2 Teile: Ouvertüre, 44 Sätze (22 davon unter Chorbeteiligung) Text: Julius Schubring, Theologe, einstiger Hauslehrer der Mendelssohn-Kinder (Bibeltextbearbeitung: Psalmen, Propheten, Apostelgeschichte, Apostelbriefe, Offenbarung) Entstehung 1834-36 Uraufführung 22.5.1836 Düsseldorf Entstehung: Mendelssohn trug sich schon mit 21 Jahren, als er auf einer Italienreise befand, mit dem Gedanken eines Paulus-Oratorums. 1832 sandte Mendelssohn Textentwürfe an Julius Schubring. Es entwickelte sich eine lange Zusammenarbeit. Auch Mendelssohn selber war an der Konzeption des Oratorientextes beteiligt. 1835, durch den Tod des Vaters, erhielt die Arbeit am Paulus erneut Aufschwung. Handlung: Stephanus wird als erster christlicher Märthyrer gesteinigt als er die neue Lehre verkündet. Auch Saulus beteiligte sich eifrig gegen Stephanus. Auf dem Weg nach Damaskus erscheint Saulus Gottessohn. Saulus wird durch diese Begegnung im innersten getroffen, erblindet für drei Tage, wird schliesslich zum Paulus, zu einem Apostel Jesu Christi. Im zweiten Teil des Oratoriums bricht er zusammen mit Barnabas auf Missionsreisen auf. Paulus ist sich eines Märthyrertodes bewusst und nimmt am Schluss Abschied von seiner Gemeinde in Ephesus. 7 Zur Musik: Anlehnung an klassische Muster, z.B. in den Chören „Wie lieblich sind die Boten“, Doppelfuge „Der Erdkreis ist nun des Herrn“ oder Schlusschor „Nicht aber ihm allein“. Barocke Modelle jedoch gemischt mit romantischer Gefühlswärme. Mendelssohn knüpft mit der Einbeziehung des protestantischen Chorals an Johann Sebastian Bach an (Thema von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“) in der Einleitung. Steinigung des Stephanus – wild peitschende Rhythmen sollen ein Bild der mordlüsternen Volksmenge sein. Bericht um Paulus’ Bekehrung und Missionsreisen – häufiger Wechsel von zwei Solosopranen und Tenor. Mit Paulus’ Gesinnung ändert sich auch der Charakter der Musik. „zornwütige“ Bässe im ersten Teil wandeln sich zur „Mildigkeit“. Populär im 19. Jahrhundert war die Tenor-Cavatine mit Cello „Sei getreu bis in den Tod“. „Paulus“ fand bei der Uraufführung in Düsseldorf lebhaften Beifall sowohl von den Zuhören als auch den Mitwirkenden. Im gleichen Jahr wurde das Oratorium in Liverpool, dann in Boston in übersetzter Version aufgeführt. Schon nach 18 Monaten seit der Uraufführung konnte man die 50. Aufführung registrieren. Selbst kleinere Chöre wagten sich an die Einstudierung. Elias op. 70 Aufbau: 2 Teile: Ouvertüre, 42 Nummern Text: Julius Schubring, nach dem alten Testament, 1.und2. Buch der Könige, deutsche und englische Fassung Entstehung: 1837/38 erste Pläne, 1844-46 und 1847 überarbeitet. UA: August 1846 Birmingham Entstehung: Felix Mendelssohn trug sich mit dem Gedanke, ein weiteres Oratorium zu schreiben, ev. einen Petrus oder Saul. Er verwarf jedoch die Idee. 1845 bat Joseph Moore, Manager des Birmingham Music Festival, um die Komposition eines neuen Oratoriums. Mendelssohn konnte den Jugendfreund, Karl Klingemann, für das Thema des Elias nicht erwärmen, deshalb gelang er erneut an Julius Schubring, Pfarrer in Dessau. 8 Handlung: Nach dem Bericht des alttestamentarischen Buches der Könige schildert das Oratorium die Geschichte des Propheten Elias: Fluch liegt über dem von Durst und Hungersnot geplagten Volk. Elias verbirgt sich nach Geheiss eines Engels am Bach Krith. Raben versorgen ihn mit himmlicher Speise. Im dritten Jahr nach der Dürre fordert Elias den König Ahab auf, das Volk zu einem Wettstreit zwischen ihm und den Baalspriestern auf dem Berg Karmel zu versammeln. Die Baalspriester und Elias sollen ihren Gott anrufen. Als wahrer Gott soll der gelten, der den zündenden Blitzstrahl auf den Altar lenkt. Die Baalspriester hatten keinen Erfolg, Elias Gebet wurde aber erhört, die Flamme kam vom Himmel auf den Altar. Mit dem Regenwunder schliesst der erste Teil des Oratoriums. Baalspriester werden ermordet. Später wollte die Königin auch Elias ermorden lassen. Elias flüchtet in die Wüste, wo er schlussendlich in den von Gott gesandten Feuerwagen stieg und gegen Himmel fuhr. Zur Musik: Dürre, Wasserfluten, Erdbeben, Feuer, Sturm schlägt sich auch in der Musik nieder. Vorangestelltes Rezitativ des Propheten mit wiederkehrendem Tritonus gefolgt von d-moll Ouvertüre. Nach Ouvertüre folgt ein chromatisch durchsetzter Klagechor des Volkes; Akkordschläge wie Schreie. Leitmotivisch wieder das TritonusMotiv aus der Einleitung. Höhepunkt des Oratoriums ist im zweiten Teil die Erscheinung des Herrn. Chor: „Der Herr ging vorüber“.Rasch wechselnde Harmonien, der „feste Bass“ gerät ins Wanken, als ob der Boden unter den Füssen zu wanken anfängt dann Pianissimo mit reinen Dreiklängen soll das Wunder abzeichnen. Einerseits barocke Formstrenge – andererseits romantische Gefühlswärme. Im Gegensatz zum früheren Oratorium Paulus hat Mendelssohn im alttestamentarischen Oratorium auf den Einbau bekannter Choräle verzichtet. An altitalienische Formen erinnert das Doppelquartett „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“. Auf Jenny Lind zugeschnitten hat Mendelssohn die den zweiten Teil einleitende Sopranarie „Höre Jerusalem“. Weitere bekannte Arie: AltArie „Sei stille dem Herrn“. Die Uraufführung des Elias war in Birmingham ein grosser Erfolg, jedoch nicht so in Deutschland. Auch in den USA war Elias nebst dem „Messias“ von Händel zu dieser Zeit eines der populärsten Werke. 9 Christus op. 97 Zu diesem Werk bestehen nur Fragmente. Entstehung 1847 UA 1854 Leipzig Mendelssohn schwebte eine Triologie Paulus, Elias, Christus vor, eine Synthese aus Altem Testament, Neuem Testament und Judentum, Christentum. Zahlreiche Psalmenvertonungen und Choralkantaten. Letztere gehören in die frühere Schaffensperiode des Komponisten. Mehrstimmige geistliche Vokalwerke mit orchestraler Begleitung, oder A capella, oder nur mit solistischer Begleitung. Zum Beispiel: „Verleih und Frieden gnädiglich“, „Vom Himmel hoch“, „Wie der Hirsch schreit nach Wasser, Psalm 42“, „Ave Maria“ etc. Geistliche Werke für eine Solostimme und Begleitung. Zum Beispiel: „Salve Regina“ oder „Ave maris stella“ etc. weltliche Kantaten und Festmusiken Chorlieder (Männerchöre, gemischte Chöre) Lieder Texte von Goethe, Heine, Eichendorff u.a. (2-3-stimmige Lieder, Sologesang) In den Liederheften op. 8 und 9 nahm er auch Lieder seiner Schwester Fanny auf. Opern, Singspiele Zum Beispiel: Die Soldatenliebschaft, Die beiden Pädagogen, Die wandernden Komödianten, Die beiden Neffen od. der Onkel aus Boston, Die Hochzeit des Camacho (Komische oper), Die Heimkehr aus der Fremde, Loreley Schauspielmusiken Musik zu „Antigone“, „Sommernachtstraum“ „Athalie“, „Oedipus auf Kolonos“, „Der Standhafte Prinz“ weitere siehe Kopie Werkverzeichnis Rahel Burkhalter Frieden, Juni 04 10 11