Felix Mendelssohn Bartholdy

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Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847)
Werke
Allgemeines
Mendelssohns kompositorisches Lebenswerk ist, gemessen an seinem
kurzen Leben, umfangreich und vielseitig. Seine historische Stellung
zwischen Klassik und Romantik ähnelt jener Schuberts. Lange wurde
Mendelssohns Schaffen zu wenig gewürdigt. Es hafteten ihm Begriffe wie
„formelhafte Glätte biedermeierlichen Komponierens“ an oder es
bestanden absurde Vorbehalte wegen seiner jüdischen Wurzeln. Er galt als
„Klassizist“.
Felix Mendelssohn war sehr selbstkritisch. So wollte er seine im Alter von
12-14 Jahren komponierten Streichersymphonien und Konzerte nur als
Studienwerke publizieren. Aufgeführt wurden sie vorerst nur an den
„Sonntagsmusiken“ zu Hause im Kreise von Familie und Freunden. Auch
die Nachwelt interessierte sich lange Zeit nicht für die Frühwerke. Erst
nach dem zweiten Weltkrieg besann man sich auf die Jugendwerke aus
der Berliner Zeit.
Die Werke Mendelssohns stehen v.a. der Klassik nahe, erweisen aber
gleichzeitig auch in der vollendeten Beherrschung der kleinen lyrischen
Formen seine romantische Bindung. Durchsichtige, klare
Instrumentierung, geschmeidige melodische Gestaltung.
Mendelssohn komponierte Instrumentalwerke (Konzerte v.a. Klavier,
Orgel, Violine), Sonaten, Charakterstücke etc.),zahlreiche geistliche
Chorwerke (Oratorien, Kantaten, Psalmvertonungen, Motetten), div.
Vokalwerke (Lieder, nicht geistliche Chorwerke etc.).
Seine Schwester, Fanny Henssel-Mendelssohn war für Felix Mendelssohn
in seiner persönlichen Entwicklung wie auch für sein musikalisches
Schaffen eine äusserst wichtige Bezugsperson. Er achtete und schätzte
Fanny’s kompositorisches aber auch pianistisches Talent ausserordentlich
und holte oft ihren Rat oder ihre Meinung ein. Trotzdem war auch Felix M.
davon überzeugt, dass die Aufgabe einer Frau im häuslichen Bereich liege
und die „Komponiererei und Musik“ als nette Tugend und geistreiches
Hobby Fanny genügen müsste.
Die Nachwelt hat Felix Mendelssohn übel mitgespielt. Zu Lebzeiten galt er
als ein überragender Vertreter der deutschen Musik im 19. Jahrhundert.
Im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus (Aufführungsverbot
jüdischer Musik während der Zeit des Dritten Reiches, Wagners Hetzerei
gegen Mendelssohn) wurde der Erfolg und die Popularität des Werkes
Mendelssohns arg in Mitleidenschaft gezogen. Bis heute spielt
Mendelssohn neben Beethoven, Mozart und Bach eine untergeordnete
Rolle, zu unrecht.
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Zu einzelnen Werken:
Orchesterwerke
12 frühe Streichersymphonien, 5 Sinfonien (nicht chronologisch
geordnet, da Mendelssohn die 2. und 3. überarbeitete)
Diese frühen Symponien (1821-23 entstanden) sind stilistisch völlig
unterschiedlich. Z.B. sind in den Kopfsätzen der 2. und 7. Symphonie
Spuren von Carl Philipp Emanuel Bach zu bemerken, während die
Symphonie Nr. 8 an die „Prager“ Symphonie Mozarts erinnert. Symphonie
Nr. 12 verfällt im Schlusssatz gar in einen konzertanten Barockstil
(komponiert als 14 Jähriger). In der 11. Symphonie zitiert er den
Emmentaler Hochzeitstanz (im Anschluss an eine Schweiz-Reise).
5 Sinfonien
Erste Sinfonie c-moll, op. 11: 1824
Komponiert als 15 Jähriger in klassischer Viersätzigkeit. Folgt den grossen
Vorbildern der Wiener Klassik einerseits, andererseits sind romantische
Züge schon vorhanden, die auf spätere Werke hinweisen.
Zweite Sinfonie B-Dur, op. 52 („Lobgesang“ Sinfoniekantate)
1839/40
Erinnert an Beethovens Neunte Sinfonie.
Gliederung in zwei Hauptabschnitte: Erster sinfonisch-instrumental,
zweiter oratorisch-kantatenhaft.
In Einleitung mottoartig ein Thema, welches später im Vokalteil als
Zentrum dient.
Instrumentalteil: Allegro, Allegretto un poco agitato, Adagio religioso.
Vokalteil: 10 Sätze auf Texte Luthers Uebersetzung Altes Testament,
kantatenartig, solistisch und chorisch für 2 Soprane, Tenor und 4stimmigen Chor. Nimmt in diesem Satz Bezug auf seine monumentale
Komposition, welche er für das 400. Jubiläum der Erfindung der
Buchdruckerkunst durch Gutenberg im Jahre 1840 komponiert hat.
Das Werk schliesst er mit der Technik der Fuge ab.
Dritte Sinfonie a-moll op. 56 („Schottische“) 1829 u. 1842
Diese Sinfonie gehört zusammen mit der 4. zu den populärsten
Symphonien Mendelssohns. Beide sind über einen längeren Zeitraum
entstanden und immer wieder revidiert worden. Gemeinsam ist auch ihre
Orientierung in aussermusikalischen Vorgaben. Sie gehören jedoch nicht
zur Programmusik. 1842 leitete Mendelssohn selber die Uraufführung
dieser Sinfonie.
2
Inspieriert durch Mendelssohns England- und Schottlandreise 1829, nach
langem Arbeitsprozess aber erst 1842 beendet. Schottisches Kolorit
(balladesker Ton, Dudelsackanklänge im 2. Satz).
Viersätzig. Die langsame Einleitung liefert motivische Substanz für
Themen der folgenden Sätze.
Alle Sätze Sonatensatzform. Die strickte Satzunterteilung schwächt
Mendelssohn durch attacca-Verbindungen ab.
Im 4. Satz unvermittelte Wendung der Musik in A-Dur „Allegro maestoso
assai und erinnert an Siegesjubel nach Schlachtgetümmel. Die frühere
Ueberschrift dieses Teils lautete „Kriegerisches Allegro“.
Das Finale wird von kontrapunktischen Kompositionsprinzipien beherrscht.
Vierte (eigentlich die 3.) Sinfonie A-Dur op. 90 („Italienische“),
1831 und 1833
Auf einer Italienreise in Rom und Neapel begonnen, aber erst 1833
fertiggestellt. Uraufführung in London, Leitung Mendelssohn. Diese
Sinfonie wurde durch Mendelssohn bis ins Jahr 1840 immer wieder
umgearbeitet. Führte zu drei verschiedenen Versionen.
Nur zwei Sätze Sonatensatzform. Kopfsatz weist eine MendelssohnTypische Eigenart auf: verkürzte Reprise, lange Coda mit
durchführungsähnlichem Charakter. Kontrapunktische Satztechnik in der
Durchführung.
2. Satz Andante – d-moll, verkürzter Sonatensatz ohne Durchführung.
Melodisches Zentrum ist eine melancholische Liedweise, durchgehende
Achtelbewegungen in den Begleitstimmen.
3. Satz ist ein Menuett (nicht so bezeichnet) mit einem Trioteil.
4. Satz turbulenter Volkstanz in Rondo-Form. Volkstümlich-Neapolitanisch,
ausgeweitet auf die sinfonische Form nach allen Regeln der Kunst,
motivische-kontrapunktische Verarbeitung.
Fünfte Sinfonie d-moll op. 107 („Reformations-Sinfonie“), 1829/30
Chronologisch steht diese Sinfonie an zweiter Stelle, wurde aber später
veröffentlicht. Sie entstand zur „Feier der Kirchen-Revolution“ zum
300. Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses von 1530. Diese Sinfonie
steht im Schatten der 3. und 4. Sinfonie. Mendelssohn selber empfand sie
als nicht vollkommen.
Mendelssohn hatte mit dieser Sinfonie keine guten Erlebnisse. Politische
Wirren verhinderten die Jubiläumsaufführung, ein Pariser
Aufführungsvorhaben scheiterte, sein Auftritt mit dieser Sinfonie an der
Berliner Singakademie als Bewerbungsarbeit war erfolglos. Möglicherweise
auch Vorbehalte gegenüber diesem Werk wegen der religiösen
Orientierung.
Eher traditionell angelegtes 4-sätziges Werk mit langsamer Einleitung.
Drei Elemente aus der Liturgie: In der Einleitung Beginn des
gregorianischen Magnificat, später das Dresdner Amen (Richard Wagner
3
verwendete dies später im Parsifal als Gralsmotiv). Im letzten Satz
Luthers Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“.
Konzertouvertüren/Schauspielmusiken

Ouvertüre zu Shakespeares „Sommernachtstraum“ E-Dur op.
21 / 61. (1826/1843). Dies ist die bekannteste Ouvertüre von
Mendelssohn.
Erste Fassung 1926 in vierhändiger Fassung für Klavier, später
instrumentierte Fassung. 17 Jahre später folgten 12 weitere
Nummern zur vollständigen Schauspielmusik. Werden die
vokalen Teile ausgeklammert, verbleiben 5 Sätze und die Ouvertüre
und ist eine Art Orchestersuite (Ouvertüre, Scherzo, Intermezzo,
Notturno, Hochzeitsmarsch, Ein Tanz von Rüppeln)
Anfang der Ouvertüre = bis heute berühmte Elfentanz-Musik
(schnell-flatternde Streicher).
Die folgenden Sätze nehmen Teile des Motivs aus dem 1. Satz
wieder auf. Z.B. das Scherzo nimmt den Elfentanz wieder auf. Der
Hochzeitsmarsch erlangte riesige Popularität bis heute.

Ouvertüre „die Hebriden“ h-moll, op 26, 1830-32 in drei
Fassungen entstanden. Athmosphärische Anregungen aus der Natur
unter dem Eindruck von Landschaftsbildern. Mendelssohn besuchte
auf einer Reise die Hebriden. Sonatensatzform.

Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ D-Dur op 27,
1828-35 entstanden. Enger Bezug zu zwei Goethe-Gedichte.
Langsame Einleitung assoziert ein friedliches, morgendliches Meer.

Ouvertüre „Das Märchen von der schönen Melusine“ F-Dur,
op. 32, 1833/1835 in zwei Fassungen entstanden. Mendelssohn
wurde angeregt durch Conradin Kreutzers gleichnamige Oper auf
einen Text von Grillparzers, deren Ouvertüre Mendelssohn missfiel
und in herausforderte, es besser zu machen. Der Erfolg blieb aber
bis heute aus.

Ouvertüre „Ruy Blas“ c-moll op. 95, 1839 in wenigen Tagen
entstanden, ganz entgegen Mendelssohns Arbeitsweise.
Auftragswerk. Ouvertüre zu Victor Hugos Drama. Mendelssohn
selber schätzte dieses Werk nicht.

Ouvertüre zu Racines Schauspiel „Athalie“, F-Dur op. 74.
Selten gehörtes Werk. Setzt im Orchester eine Harfe ein.

„Antigone“op. 55 und „Oedipus auf Kolonos“ op 93 zwei
weitere Schauspielmusiken, jedoch vergessen.
4
Instrumentalkonzerte
Dem Vergleich mit den besten Streichersymphonien halten die frühen
Instrumentalkonzerte nicht stand. Es gelang ihm nicht recht, den
virtuosen Anspruch zweier konzertierender Instrumente in eine
symphonische Entwicklung einzuordnen. Viele Stellen versanden in
Gemeinplätzen. Im jugendlichen Alter schrieb Mendelssohn 3
konzertante Werke: ein Klavierkonzert a-moll, ein Violinkonzert dmoll, ein Konzert für Klavier und Violine a-moll. Alle drei mit
Streichorchester.
Die meist aufgeführen Konzerte von Mendelssohn (Reifezeit) sind:
Violinkonzert e-moll, Klavierkonzerte g-moll und d-moll.

Klavierkonzert g-moll, op 25
Klavierkonzert der Reifezeit. Dankbar zu spielen. Klassische
Dreisätzigkeit. Alle Sätze attacca miteinander verbunden. Ohne
eigene grosse Orchesterexposition beginnt das Solo, ausgeprägt
lyrisches Seitenthema, knappe Durchführung. Im letzten Satz Presto
motivische Rückgriffe auf vorangehende Sätze.

Klavierkonzert d-moll, op. 40
Mendelssohns reifer Stil. Bietet dem Solisten Gelegenheit zu
brillieren. Mendelssohn hat es zum eigenen Gebrauch für ein
Musikfest in England komponiert.
3 Sätze nahtlos verbunden, wieder kurze Orchesterexposition.

Violinkonzert e-moll op.
Grosse Popularität. 3-sätzig. Dankbare Virtuosität des Soloparts,
vornehme Melancholie.Kopfsatz (Allegro molto appassionata):
Violinsolo vom Anfang an, Orchester nimmt Thematik erst später
auf. Holzbläser führen das Seitenthema ein, Solopart übernimmt.
Ungewöhnlich und neuartig ist die Platzierung der grossen Kadenz
auf dem Höhepunkt der Durchführung.Verkürzte, variierte
Reprise.Uebergang zum Andante durch Fagotte, die auf einem Ton
stehenbleiben. 2. Satz Andante. 3. Satz Allegro molto vivace.
Kammermusik
Oktett für Streicher, Klaviersextett, 2 Streichquintette, 7
Streichquartette, 12 Fugen für Streichquartett, 3 Klavierquartette, 3
Klaviertrios, div. Sonaten für Streichinstrument und Klavier, Lied ohne
Worte für Cello/Klavier, Stücke für Klarinette,Bassetthorn und Klavier.
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Klaviermusik
Lieder ohne Worte (1829-45)
Erstes Stück ursprünglich für Klavier komponiert, später z.T. auch mit
Oberstimme für Violine oder Cello.
Anregung zur Komposition vermutlich durch die von Fanny
Mendelssohn komponierten Lieder für das Pianoforte op. 2 und 6.
Lyrische Klavierstücke mit schlichter, melodischer Oberstimme.
Strophenliedcharakter durch Vor-, Zwischen- und Nachspiele. Einzelne
Stücke auch duett- und chorliedartig. Charakteristische Titel:
Venezianisches Gondellied, Jägerlied, Spinnerlied. Waren im häuslichen
Musizieren äusserst populär. 8 Hefte. Das 5. Heft widmete er Clara
Schmumann.
6 Präludien und Fugen für Klavier op 35 (1832-37)
Im Bachschen Geiste nach dem Verständnis des 19. Jahrhunderts.
Etüdencharakter. Die Fugen bewegen sich zwischen Strenge,
Konservativ und Freiheit.
div. Charakterstücke
3 Sonaten (g-moll, E-Dur, B-Dur)
3 Variationen (d-moll, Es-Dur, B-Dur)
Nur wenige Klavierkompositionen haben sich bis heute lebendig
gehalten.
Orgelwerke
6 Sonaten für Orgel op.65 (1844-45)
Sonate eher als Verlegenheitsbegriff zu verstehen. Zyklischer
Zusammenhang ist nur in op. 65/6 zu erkennen, ansonsten
Zusammenstellung unabhängig entstandener Einzelstücke, teils auch
Rückgriffe auf frühere Kompositionen. Präludien- und toccatenartige
Sätze stehen neben Fugen und Liedformen.
div. andere Orgelsätze, z.B. Passacaglia c-moll, zwei Präludium d-moll
und c-moll, Allegro B-Dur etc.
6
Vokalmusik
Dem 18-jährigen Mendelssohn war nach einem Treffen mit dem
Verfasser der Schrift „Ueber Reinheit der Tonkunst“, Anton Friedrich
Justus Thibaut, nach eigenen Aussagen „ein Licht für die
altitalienische Musik“ aufgegangen (vgl. auch Biografie).
Mendelssohn hatte durch Thibaut wichtige Impulse für sein
vokalmusikalisches Schaffen erhalten. Dazu kommt Mendelssohns
Verehrung für das Bach’sche Schaffen. Seit frühester Jugend befasste
sich Mendelssohn mit den Werken von Bach. Diese Tatsachen schlagen
sich vor allem in der geistlichen Chormusik Mendelssohns nieder.
Mendelssohn hat Zeit seines Lebens Chormusik geschrieben. Nicht alle
geistliche Chormusik war für den kirchlichen Rahmen gedacht. Einige
wurden auch für die Konzertsäle konzipiert.
Oratorien
Paulus op. 36
Aufbau: 2 Teile: Ouvertüre, 44 Sätze (22 davon unter Chorbeteiligung)
Text: Julius Schubring, Theologe, einstiger Hauslehrer der
Mendelssohn-Kinder (Bibeltextbearbeitung: Psalmen, Propheten,
Apostelgeschichte, Apostelbriefe, Offenbarung)
Entstehung 1834-36
Uraufführung 22.5.1836 Düsseldorf
Entstehung:
Mendelssohn trug sich schon mit 21 Jahren, als er auf einer Italienreise
befand, mit dem Gedanken eines Paulus-Oratorums. 1832 sandte
Mendelssohn Textentwürfe an Julius Schubring. Es entwickelte sich eine
lange Zusammenarbeit. Auch Mendelssohn selber war an der
Konzeption des Oratorientextes beteiligt. 1835, durch den Tod des
Vaters, erhielt die Arbeit am Paulus erneut Aufschwung.
Handlung:
Stephanus wird als erster christlicher Märthyrer gesteinigt als er die
neue Lehre verkündet. Auch Saulus beteiligte sich eifrig gegen
Stephanus. Auf dem Weg nach Damaskus erscheint Saulus Gottessohn.
Saulus wird durch diese Begegnung im innersten getroffen, erblindet
für drei Tage, wird schliesslich zum Paulus, zu einem Apostel Jesu
Christi.
Im zweiten Teil des Oratoriums bricht er zusammen mit Barnabas auf
Missionsreisen auf. Paulus ist sich eines Märthyrertodes bewusst und
nimmt am Schluss Abschied von seiner Gemeinde in Ephesus.
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Zur Musik:
Anlehnung an klassische Muster, z.B. in den Chören „Wie lieblich sind
die Boten“, Doppelfuge „Der Erdkreis ist nun des Herrn“ oder
Schlusschor „Nicht aber ihm allein“. Barocke Modelle jedoch gemischt
mit romantischer Gefühlswärme.
Mendelssohn knüpft mit der Einbeziehung des protestantischen Chorals
an Johann Sebastian Bach an (Thema von „Wachet auf, ruft uns die
Stimme“) in der Einleitung.
Steinigung des Stephanus – wild peitschende Rhythmen sollen ein Bild
der mordlüsternen Volksmenge sein.
Bericht um Paulus’ Bekehrung und Missionsreisen – häufiger Wechsel
von zwei Solosopranen und Tenor.
Mit Paulus’ Gesinnung ändert sich auch der Charakter der Musik.
„zornwütige“ Bässe im ersten Teil wandeln sich zur „Mildigkeit“. Populär
im 19. Jahrhundert war die Tenor-Cavatine mit Cello „Sei getreu bis in
den Tod“.
„Paulus“ fand bei der Uraufführung in Düsseldorf lebhaften Beifall
sowohl von den Zuhören als auch den Mitwirkenden. Im gleichen Jahr
wurde das Oratorium in Liverpool, dann in Boston in übersetzter
Version aufgeführt. Schon nach 18 Monaten seit der Uraufführung
konnte man die 50. Aufführung registrieren. Selbst kleinere Chöre
wagten sich an die Einstudierung.
Elias op. 70
Aufbau: 2 Teile: Ouvertüre, 42 Nummern
Text: Julius Schubring, nach dem alten Testament, 1.und2. Buch der
Könige, deutsche und englische Fassung
Entstehung: 1837/38 erste Pläne, 1844-46 und 1847 überarbeitet.
UA: August 1846 Birmingham
Entstehung:
Felix Mendelssohn trug sich mit dem Gedanke, ein weiteres Oratorium
zu schreiben, ev. einen Petrus oder Saul. Er verwarf jedoch die Idee.
1845 bat Joseph Moore, Manager des Birmingham Music Festival, um
die Komposition eines neuen Oratoriums.
Mendelssohn konnte den Jugendfreund, Karl Klingemann, für das
Thema des Elias nicht erwärmen, deshalb gelang er erneut an Julius
Schubring, Pfarrer in Dessau.
8
Handlung:
Nach dem Bericht des alttestamentarischen Buches der Könige schildert
das Oratorium die Geschichte des Propheten Elias:
Fluch liegt über dem von Durst und Hungersnot geplagten Volk. Elias
verbirgt sich nach Geheiss eines Engels am Bach Krith. Raben
versorgen ihn mit himmlicher Speise. Im dritten Jahr nach der Dürre
fordert Elias den König Ahab auf, das Volk zu einem Wettstreit
zwischen ihm und den Baalspriestern auf dem Berg Karmel zu
versammeln. Die Baalspriester und Elias sollen ihren Gott anrufen. Als
wahrer Gott soll der gelten, der den zündenden Blitzstrahl auf den Altar
lenkt. Die Baalspriester hatten keinen Erfolg, Elias Gebet wurde aber
erhört, die Flamme kam vom Himmel auf den Altar. Mit dem
Regenwunder schliesst der erste Teil des Oratoriums. Baalspriester
werden ermordet. Später wollte die Königin auch Elias ermorden
lassen. Elias flüchtet in die Wüste, wo er schlussendlich in den von Gott
gesandten Feuerwagen stieg und gegen Himmel fuhr.
Zur Musik:
Dürre, Wasserfluten, Erdbeben, Feuer, Sturm schlägt sich auch in der
Musik nieder. Vorangestelltes Rezitativ des Propheten mit
wiederkehrendem Tritonus gefolgt von d-moll Ouvertüre.
Nach Ouvertüre folgt ein chromatisch durchsetzter Klagechor des
Volkes; Akkordschläge wie Schreie. Leitmotivisch wieder das TritonusMotiv aus der Einleitung.
Höhepunkt des Oratoriums ist im zweiten Teil die Erscheinung des
Herrn. Chor: „Der Herr ging vorüber“.Rasch wechselnde Harmonien,
der „feste Bass“ gerät ins Wanken, als ob der Boden unter den Füssen
zu wanken anfängt dann Pianissimo mit reinen Dreiklängen soll das
Wunder abzeichnen.
Einerseits barocke Formstrenge – andererseits romantische
Gefühlswärme. Im Gegensatz zum früheren Oratorium Paulus hat
Mendelssohn im alttestamentarischen Oratorium auf den Einbau
bekannter Choräle verzichtet.
An altitalienische Formen erinnert das Doppelquartett „Denn er hat
seinen Engeln befohlen über dir“.
Auf Jenny Lind zugeschnitten hat Mendelssohn die den zweiten Teil
einleitende Sopranarie „Höre Jerusalem“. Weitere bekannte Arie: AltArie „Sei stille dem Herrn“.
Die Uraufführung des Elias war in Birmingham ein grosser Erfolg,
jedoch nicht so in Deutschland. Auch in den USA war Elias nebst dem
„Messias“ von Händel zu dieser Zeit eines der populärsten Werke.
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Christus op. 97
Zu diesem Werk bestehen nur Fragmente.
Entstehung 1847
UA 1854 Leipzig
Mendelssohn schwebte eine Triologie Paulus, Elias, Christus vor, eine
Synthese aus Altem Testament, Neuem Testament und Judentum,
Christentum.
Zahlreiche Psalmenvertonungen und Choralkantaten.
Letztere gehören in die frühere Schaffensperiode des Komponisten.
Mehrstimmige geistliche Vokalwerke mit orchestraler Begleitung, oder
A capella, oder nur mit solistischer Begleitung.
Zum Beispiel: „Verleih und Frieden gnädiglich“, „Vom Himmel hoch“,
„Wie der Hirsch schreit nach Wasser, Psalm 42“, „Ave Maria“ etc.
Geistliche Werke für eine Solostimme und Begleitung.
Zum Beispiel: „Salve Regina“ oder „Ave maris stella“ etc.
weltliche Kantaten und Festmusiken
Chorlieder (Männerchöre, gemischte Chöre)
Lieder
Texte von Goethe, Heine, Eichendorff u.a.
(2-3-stimmige Lieder, Sologesang) In den Liederheften op. 8 und 9
nahm er auch Lieder seiner Schwester Fanny auf.
Opern, Singspiele
Zum Beispiel: Die Soldatenliebschaft, Die beiden Pädagogen, Die
wandernden Komödianten, Die beiden Neffen od. der Onkel aus Boston,
Die Hochzeit des Camacho (Komische oper), Die Heimkehr aus der
Fremde, Loreley
Schauspielmusiken
Musik zu „Antigone“, „Sommernachtstraum“ „Athalie“, „Oedipus
auf Kolonos“, „Der Standhafte Prinz“
weitere siehe Kopie Werkverzeichnis
Rahel Burkhalter Frieden, Juni 04
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