MUSTER: Executive Summary Die Ansprache von Materialismus in der Werbung für Finanzdienstleistungsunternehmen Von Anja Spilski und Andrea Gröppel-Klein Executive Summary Der vorliegende Beitrag analysiert die Konsumentenreaktionen auf die Ansprache von Materialismus in der Werbung, wobei zwischen terminalem und instrumentellem Materialismus unterschieden wird. Werbung mit terminalen Reizen bezieht sich direkt auf den Besitz der beworbenen Produkte, während Werbung mit instrumentellen Reizen hervorhebt, für welche Aktivitäten und Ziele die beworbenen Produkte genutzt werden können. In ähnlicher Weise kann terminalmaterialistische Werbung für Finanzdienstleister den Besitz von Geld in den Mittelpunkt der Kampagne rücken, während instrumentell-materialistische Werbung zeigt, welche anderen Ziele mit Hilfe des erworbenen Geldes befriedigt werden können. Um Vermutungen über die Einstellungen von Konsumenten zu diesen Arten der Materialismus-Ansprache in der Werbung ableiten zu können, wurden Zielorientierungen von Konsumenten berücksichtigt. Nachdem gezeigt wurde, welche Werte und Ziele mit Materialismus verbunden sind, konzentriert sich der Beitrag auf die Unterscheidung zwischen innengeleitetem und außengeleitetem Konsumentenverhalten. Bei innengeleiteten Konsumenten bestehen die Antriebskräfte z. B. in der Erarbeitung des eigenen Charakters, während außengeleitete Konsumenten eher auf Signale der interpersonalen Umwelt reagieren und für diese Konsumentengruppe daher nach außen sichtbare, materialistische Dinge eher von Bedeutung sind. Es wurden zwei Erklärungsansätze betrachtet, um Hypothesen über die interagierende Wirkung der beiden Arten der Materialismus Ansprache (terminal vs. instrumentell) und der Konsumenten-Prädispositionen (außen- vs. innengeleitet) auf die Einstellung zur Werbung abzuleiten. Der erste Ansatz basiert auf der Konsistenz zwischen Werbereizen und Konsumenten-Prädispositionen und führt zu der Vermutung, dass instrumentell-materialistische Werbereize positiver von innengeleiteten als von außengeleiteten Konsumenten beurteilt werden. Allerdings wird argumentiert, dass diese Konsistenzthese nur für den instrumentell-materialistischen Werbereiz gültig ist, nicht jedoch für den terminal-materialistischen Werbereiz. Ein zweiter Erklärungsansatz berücksichtigt die direkte versus indirekte Ansprache von Materialismus und setzt dies in Beziehung zu der wahrgenommenen Authentizität der Werbeansprache. Es wird argumentiert, dass die direkte Ansprache von Materialismus in der Werbung (wie es in terminalen Werbereizen erfolgt) den tatsächlichen Kern der Dienstleistung eines Unternehmens der Finanzbranche präsentiert. Dabei werden Konsumenten nicht von dem eigentlichen Thema „Geld“ abgelenkt, und das Unternehmen „versteckt“ sich nicht hinter der Darstellung vermeintlich „höherer Werte“ (wie man es einem instrumentell-materialistischen Reiz vorwerfen könnte). Stattdessen wird offen klargestellt, worin das wahre, ursprüngliche Geschäft besteht: „making money“. Auf dieser Basis wird vermutet, dass sogar innengeleitete Konsumenten (ähnlich wie außengeleitete Konsumenten) den terminalmaterialistischen Werbereiz als authentisch beurteilen, weil sie anerkennen, dass diese Ansprache die von ihnen als wichtig erachteten Werte gerade nicht ausnutzt. Es wird weiter vermutet, dass diese Beurteilung der Authentizität der Werbeansprache die Einstellung zur Werbung beeinflusst, d.h. dass die wahrgenommene Authentizität der Werbeansprache als Mediatorvariable agiert. Im Fall der terminalmaterialistischen Ansprache werden daher ähnliche Einstellungen zur Werbung bei innenund außengeleiteten Konsumenten erwartet. Die Hypothesen wurden mit Hilfe eines 1/2 quasiexperimentellen Designs und durch Test eines mediierten Moderationsmodells überprüft. Die Ergebnisse unterstützen die abgeleiteten Hypothesen. Die Verwendung von Werbestimuli, die das Kerngeschäft der Finanzbranche darstellen (terminale Reize), wurde hier von beiden Konsumentengruppen ähnlich beurteilt, während bei der Ansprache von Bedürfnissen wie Freiheit, Sicherheit und Familienglück (also nicht-originären Aufgaben von Finanzdienstleistern in instrumentellen Reizen) verschiedene Zielgruppen zu beachten sind, die diese Form der Ansprache sehr unterschiedlich beurteilen. Executive Summary This paper analyses consumer reactions to materialistic cues in advertisements for financial service providers, thereby considering the differentiation between terminal and instrumental materialism. Advertising with terminal materialistic stimuli directly refers to possession, whereas instrumental materialistic stimuli show activities or situations in which the advertised product can be used. Similarly, advertisements for financial service providers employ terminal materialistic cues to address the importance of the mere possession of money, while resorting to instrumental materialistic cues to show which other goals could be satisfied with the help of the money. In order to make assumptions about consumers’ attitudes to these materialistic claims, it is necessary to consider their goals. After showing which values and goals might be correlated with materialism, we will concentrate on the distinction between inner-directed and outerdirected consumer goals. For inner-directed consumers, on the one hand, the principal driving forces of life come from within. On the other hand, outer-directed consumers respond to signals from other people and base their lives on visible and materialistic goals. This paper regards two approaches to how the methods of addressing materialism (terminal vs. instrumental) and consumer goals (outer-directed vs. inner-directed) might interact to influence attitudes towards the ad. The first one builds on the consistency between goals and stimuli and leads to a hypothesis assuming that an instrumental materialistic address will be evaluated more positively by innerdirected consumers in comparison to their outer-directed opposites. However, we argue that this goal-consistency will only apply for the instrumental materialistic address, but fails to do so for the terminal materialistic address. A second approach is proposed that includes a distinction between direct and indirect address of materialism and relates it to perceived authenticity of the materialistic appeal. We argue that directly addressing materialism (as in terminal materialism) represents the real purpose of a financial services provider. Consumers are not ‘deceived’ by mentioning a variety of apparently ‘higher goals’. In contrast, the company honestly claims what its true, genuine business is – here, making money. We suppose that even inner-directed consumers - similarly to outer-directed consumers - will perceive a terminal materialistic address as authentic, since they acknowledge that the intrinsic values that are important to them are not being exploited. Furthermore, we assume that this perception will influence their attitudes towards the ad, i.e. the perceived authenticity of the advertisement’s appeal will serve as a mediator. We propose that in the case of a terminal materialistic address both outer-directed and inner-directed consumers will have similar attitudes towards the ad due to perceived authenticity. We applied a quasi-experimental design and tested the hypotheses using a mediated moderation model. The results support the hypotheses. The use of terminal materialistic claims (addressing issues at the heart of the business of this industry) in advertisements for financial service providers was evaluated similarly by both consumer groups. In turn, addressing issues like independence or family security requires a consideration of various target groups, which show very different evaluations of the instrumental address. 2/2