Berufsbild der Sozialarbeit Entwurf des Bundesvorstandes und der Bundeskonferenz, Stand: 01.05.2016 1.Einleitung: Das Berufsbild für Sozialarbeit richtet sich an alle SozialarbeiterInnen, an ihre ArbeitgeberInnen, sowie an die Verantwortlichen der Ausbildungsstätten Sozialer Arbeit und die interessierte Öffentlichkeit. Die Darstellung des Berufsbildes umfasst das Zusammenwirken und die Einflussnahme der Sozialarbeit auf die Gesellschaft, Gruppen und Einzelne. Es werden die Aufgaben und Ziele der Sozialarbeit umrissen und die Handlungsfelder dargestellt. Die Grundhaltung der Sozialarbeit, Werte, das Menschenbild und der Ethikkodex sind richtungsweisend für die praktische und theoretische Arbeit und bieten Orientierung und Handlungsspielräume. Die Methoden der Sozialarbeit skizzieren das fachliche Vorgehen und begründen sich im Zusammenwirken von Praxis und Theorie. Die qualifizierende Ausbildung, Fortbildung und persönliche Reflexion im Rahmen der Supervision sichern die Qualität der Sozialarbeit und ihren ganzheitlichen Zugang. 2. Grundhaltung, Werte, Menschenbild: Sozialarbeit fördert Menschen in der Erhaltung ihrer Würde, unterstützt sie in ihren Lebensherausforderungen und strebt nach sozialer Gerechtigkeit. Sozialarbeit handelt nach den Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, der Einhaltung der Menschenrechte, in kollektiver Verantwortung und Respekt für Diversität. Sozialarbeiterisches Handeln ist daher dem Leben verpflichtet, das die kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, psychischen und physischen Bedürfnisse von Menschen respektiert und ihre Befriedigung anerkennt. Die Unveräußerlichbarkeit der Würde und der Wert jedes einzelnen Menschen verdient Schutz und Anerkennung. Die Grundwerte, an denen sich SozialarbeiterInnen orientieren, richten sich aus an der Menschenwürde, der Gerechtigkeit und Gleichheit, sowie der Demokratie und der Solidarität. Der Grad des sozialen Selbstverständnisses der Gesellschaft richtet sich sowohl an der Handlungsfähigkeit des Einzelnen als auch von Gruppen aus. Das Grundverständnis des Menschenbildes ist daher ein humanistisches und an den Menschenrechten orientiertes, welches ethische Prinzipien beinhaltet. Sozialarbeit versteht jeden Menschen als ExpertIn ihres/seines eigenen Lebens und begegnet dieser Expertise mit Wertschätzung und Gleichberechtigung. Sozialarbeit erkennt und bearbeitet individuelle und gesellschaftliche Ursachen, die soziale Benachteiligungen entstehen lassen. Die Sachorientierung und Verantwortung gegenüber den KlientInnen steht vor dem Eigeninteresse der SozialarbeiterInnen. obds Berufsbild Sozialarbeit Entwurf Mai 2016 3.Aufgaben und Ziele: Das berufliche Handeln der SozialarbeiterInnen richtet sich an Einzelne, Gruppen und Gemeinwesen. Es basiert sowohl auf dem gesellschaftlichen Auftrag, als auch auf der Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit und hat somit auch sozialpolitisch richtungsweisend zu agieren. Der professionelle Ansatz von Sozialarbeit ist ganzheitlich. Auf der Ebene des Einzelnen und der Gruppe zielen SozialarbeiterInnen bei der Unterstützung der KlientInnen auf Veränderung und Entwicklung ab, die den KlientInnen ermöglicht, besser mit der sie umgebenden sozialen Umwelt zu recht zu kommen und ihren Lebensentwurf gelingend zu verfolgen. Gleichzeitig arbeiten SozialarbeiterInnen auf der gesellschaftlichen Ebene auf sozialen Wandel hin, der den Einzelnen die Befriedigung der physischen, psychischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bedürfnisse und ihre Entfaltung ermöglicht. SozialarbeiterInnen streben daher mit und für ihre KlientInnen die größtmögliche Autonomie an, welche ihnen gewährleistet an gesellschaftlichen Prozessen teilzuhaben. Ziel der Sozialarbeit ist es, dass alle Menschen selbstbestimmt Verantwortung für das eigene Handeln sowie für andere Menschen übernehmen können. Die sozialarbeiterische Beteiligung soll solange sichergestellt sein, bis die vorhandenen sozialen, psychischen und wirtschaftlichen Ressourcen gesichert und aktiviert werden, die betroffene Menschen brauchen um an den kulturellen und materiellen Ressourcen der Gemeinschaft sowohl teilhaben als auch teilnehmen können. Sozialarbeit versteht sich als konkrete Leistung der Handlungsinstrument und zugleich Ausdruck ihrer Solidarität. Gesellschaft, ein Im Rahmen von Normen und Gesetzen ermöglicht Sozialarbeit die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen. Die Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilnahme ist für die Sozialarbeit richtungsweisend. Sozialarbeit findet ausschließlich in Zusammenarbeit mit Menschen statt und fokussiert auf den gelingenden Lebensentwurf von Einzelnen. Eingebettet in der Gesellschaft ist das Wohlbefinden des Einzelnen maßgebend. obds Berufsbild Sozialarbeit Entwurf Mai 2016 4. Methodik und Ressourcen, Qualitätssicherung, Fortbildung, Evaluierung, Rahmenbedingungen: 4.1. Handlungsfelder: SozialarbeiterInnen sind in unterschiedlichen Bereichen und Handlungsfeldern tätig. Ihre Tätigkeitsbereiche können beispielsweise nach folgenden Merkmalen gegliedert werden: Betroffene bzw. adressierten Personen: Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene; Erwachsene; ältere Menschen; Frauen, Männer; Familien, die Bevölkerung einer Region usw. Die Themenvielfalt umfasst: (auszugsweise:) Armut/Existenzsicherung, Gesundheit, Behinderung, Migration, Gewalt, Bildung/Sozialisation, Diskriminierung, usw. Diese Bereiche sind im Interesse einer Qualitätssicherung vor allem von SozialarbeiterInnen bzw. unter deren fachlicher Leitung zu bearbeiten. Der OBDS berücksichtigt in seinem Programm gesellschaftlichen Wandel, soweit er die Handlungsfelder von Sozialarbeit betrifft. 4.2. Ausbildung, Fortbildung und Supervision: Die Ausübung der Profession Sozialarbeit setzt eine qualifizierte Ausbildung auf tertiärem Niveau im Rahmen der Studiengänge für Soziale Arbeit an den Fachhochschulen, sowie Vorgängerausbildungen voraus. Zentrale Inhalte der Ausbildung sind: Ethik der Sozialen Arbeit Theorien und Geschichte der Sozialen Arbeit Methoden der Sozialen Arbeit – auf den Ebenen des Einzelnen, der familiären Beziehungen, des Gemeinwesens und der Gesellschaft Kompetenzerwerb in Gesprächsführung und (Selbst-)Reflexion umfassendem Fallverstehen, Interventionsplanung und -gestaltung Handlungsfelder der Sozialarbeit Integration der Wissensbestände aus den Bezugswissenschaften (Recht, Medizin, Psychologie, Soziologie, Pädagogik u.v.m.) Praktika Zum Erhalt, der Pflege und Weiterentwicklung der eigenen Qualifikation ist die laufende Weiterbildung erforderlich. Supervision ist integraler Bestandteil von Sozialarbeit und zielt auf die Stärkung der ethischen Kompetenz im Berufsalltag, die eigene Psychohygiene und ein differenziertes Fallverstehen ab. obds Berufsbild Sozialarbeit Entwurf Mai 2016 4.3. Methoden der Sozialarbeit: Die methodischen Zugänge von Sozialarbeit sind Soziale Einzelfallhilfe, Case Management, Soziale Gruppenarbeit, Soziale Gemeinwesenarbeit bzw. Sozialräumliche Arbeit und Methodenintegrative Sozialarbeit. Sie bilden die Basis für die Planung und Reflexion des Einsatzes professioneller Methoden. Berufsspezifische Tätigkeiten sind u.a. Information, Beratung, Betreuung, Vermittlung, Vertretung, Krisenintervention, Ressourcenerschließung, Vernetzung und Koordination, Öffentlichkeitsarbeit, sozialpolitische Aktivitäten, Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen, Sozialplanung, Sozialmanagement, Soziale Diagnose, gutachterliche und fachliche Stellungnahmen, Dokumentation und Evaluation, sowie berufspolitische und sozialpolitische Arbeit. Durch sozialarbeitswissenschaftliche Forschung im Bereich der Sozialen Arbeit werden diese Techniken laufend evaluiert und weiterentwickelt. SozialarbeiterInnen wählen ihre Methoden differenziert je nach Situation und Sachlage in Bezug auf Ihre KlientInnen und die individuellen Gegebenheiten der Organisation in der sie tätig sind. Sozialarbeit setzt ihre einzigartigen Einblicke in Lebensverhältnisse von Einzelnen und Gruppen ein, aber auch in die gesellschaftliche Entwicklung zu präventiven Zwecken bzw. zur Planung präventiver Maßnahmen und Projekte. SozialarbeiterInnen sind insbesondere ExpertInnen für soziale Beziehungen und diese stellen somit eine wichtige Arbeitsgrundlage dar. Die Methoden beinhalten demnach das strukturiert methodische Vorgehen durch Kontaktaufnahme und Beziehungsaufbau, Situations- und Problemerfassung in ganzheitlicher Sicht (biopsychosoziale Anamnese), Handlungsplanung und Umsetzungsstrategien, Durchführung und ständige Überprüfung der Beziehungs-, Handlungsund Lernprozesse, Beendigung der Arbeitsprozesse, Evaluation/Wirkungskontrolle, Dokumentation und Berichterstattung. Weitere grundlegende Dokumente: Internationale Definition von Sozialarbeit Berufsethische Prinzipien des ifsw und des obds obds Berufsbild Sozialarbeit Entwurf Mai 2016