Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben Informationen für Betroffene und Angehörige PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD - Post Traumatic Stress Disorder) Fachklinikum Teupitz Fachklinikum Lübben Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung SEHR GEEHRTE DAMEN UND HERREN, Verfügbare Patienteninformationen aus den Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben: ■ Angststörungen ■ Posttraumatische Belastungsstörungen ■Depressionen ■Psychopharmakotherapie ■Elektrokrampftherapie ■Schlafstörungen ■Gedächtnisstörungen ■Schizophrenie ■Persönlichkeitsstörungen ■Suchterkrankungen die Bankangestellte ... der Lokführer ... die Polizeibeamtin ... der ehemalige Bundeswehrsoldat ... die Verkäuferin im Supermarkt ... der Feuerwehrmann ... die junge Frau von gegenüber, die nachts immer das Licht brennen lässt ... der alte Mann, der schon länger nicht mehr in den Park kommt ... die Autofahrerin ... ... was könnten diese Personen gemeinsam haben? Sie könnten alle etwas sehr schlimmes erlebt haben, was sie nicht mehr los lässt und das ihr Leben danach tiefgreifend verändert. SIE ALLE KÖNNTEN EINE PTBS HABEN. Lesen Sie mehr dazu auf den folgenden Seiten und sprechen Sie uns bei Fragen gerne an: Prof. Dr. med. S. Kropp Dr. med. K. Pieper Dr. med.E. Böhme 2 3 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung DIE POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG Was ist das für eine rätselhafte Krankheit? Kann die jeden treffen? Die Posttraumatische Belastungsstörung ist eine spezifische Form einer Traumafolgestörung. Was ist ein Trauma und wie entstehen Traumafolgestörungen? Der Begriff Trauma (griech.: Wunde) lässt sich bildhaft als eine „seelische Verletzung“ verstehen, zu der es bei einer Überforderung der psychischen Schutzmechanismen durch ein traumatisierendes Erlebnis kommen kann. Umgangssprachlich wird der Begriff Trauma häufig in Bezug auf verschiedene als leidvoll erlebte Vorkommnisse verwendet, um zu kennzeichnen, dass es sich dabei um eine besondere Belastung für den Betroffenen gehandelt hat. In den medizinischen Klassifikationssystemen (ICD-10 = Internationales Krankheitsklassifikationsssystem der Weltgesundheitsorganisation WHO in seiner 10. Auflage und DSM-V= Diagnostisches und Statistisches Manual der amerikanischen Fachgesellschaft für Psychiatrie in seiner 5. Auflage), die maßgeblich sind für die fachgerechte Beurteilung psychischer Beschwerden, ist der Begriff jedoch wesentlich enger definiert und schließt nur Ereignisse mit ein, die ■ objektiv „mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß“ (ICD-10) einhergehen oder „die tatsächlichen oder drohenden Tod, tatsächliche oder drohende ernsthafte Körperverletzung oder eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit von einem selbst oder Anderen“ (DSM-V) einschließt, sowie ■ subjektiv „bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde“ (ICD-10) beziehungsweise mit „starker Angst, Hilflosigkeit oder Grauen“ erlebt wurde. 4 Als traumatisch erlebte Ereignisse können bei fast jedem Menschen eine tiefe seelische Erschütterung mit der Folge einer Überforderung des angeborenen biologischen Stressabwehrsystems verursachen. Somit wirkt sich ein Trauma nicht nur seelisch, sondern auch körperlich aus. Die Überflutung des Gehirns im Rahmen einer überwältigenden Stressreaktion behindert die angemessene Verarbeitung des Erlebten mit der Folge, dass der Betroffene die gemachte Erfahrung nicht wie gewohnt in seinen Erlebnisschatz integrieren und dann wieder Abstand davon gewinnen kann. Dieser Umstand kann dazu führen, dass der Organismus auf einem erhöhten Stressniveau verharrt und charakteristische Folgebeschwerden entwickelt. Die Posttraumatische Belastungsstörung ist eine mögliche Folgereaktion eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse (wie z.B. Erleben von körperlicher und sexualisierter Gewalt, Vergewaltigung, gewalttätige Angriffe, Entführung, Geiselnahme, Terroranschlag, Krieg, Kriegsgefangenschaft, politische Haft, Folterung, Gefangenschaft, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen, Unfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit), die an der eigenen Person, aber auch als Zeuge an fremden Personen erlebt werden können. In vielen Fällen kommt es zum Gefühl von Hilflosigkeit und durch das traumatische Erleben zu einer Erschütterung des Selbst- und Weltverständnisses. 5 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung Wie häufig ist eine PTBS? Die Häufigkeit mit der eine PTBS nach Trauma auftritt, ist abhängig von der Art des Traumas: ■ in ca. 50% der Fälle nach einer Vergewaltigung ■ in ca. 25% der Fälle nach anderen Gewaltverbrechen ■ in ca. 50% bei Kriegs-, Vertreibungs- und Folteropfern ■ in ca. 10% bei Verkehrsunfallopfern ■ in ca. 10% bei schweren Organerkrankungen, (z.B. Herzinfarkt, Krebserkrankung) Die Auftretenswahrscheinlichkeit über die Lebenszeit für PTBS in der Allgemeinbevölkerung liegt mit länderspezifischen Besonderheiten (z.B. höher in Ländern mit hoher Gewalt im Alltag, in Kriegs- oder Bürgerkriegsländern kann sie sogar noch erheblich darüber liegen) zwischen 1% und 7% (Deutschland 1,5 – 2 %). Unbehandelt besteht eine hohe Neigung zur chronischen Erkrankung. Posttraumatische Belastungsstörung Halten die posttraumatischen Beschwerden länger als vier Wochen an, so spricht man von einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Hierzu kommt es insbesondere dann, wenn die traumatisierende Erfahrung als überaus bedrohlich erlebt wurde oder die betroffene Person in der Vergangenheit bereits frühere Traumatisierungen verkraften musste. Typischerweise treten die Beschwerden erst einige Wochen nach dem traumatischen Erlebnis erstmals auf, in der Regel binnen 6 Monaten nach dem auslösenden Ereignis. 6 7 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung Folgende Beschwerden sind typisch für eine posttraumatische Belastungsstörung: Wiedererleben (Intrusionen) Betroffene erleben oft Teile der traumatischen Erfahrung immer wieder – teils bewusst im Sinne eines sogenannten „Flashbacks“ bei dem man sich vor dem inneren Auge mit einem mal wie in einem Film wieder mitten im traumatischen Erlebnis befindet, mitunter aber auch in Form von Albträumen. Ungewollt drängen sich die Erinnerungen auf, angestoßen durch bestimmte Auslöser, sogenannte „Trigger“. Häufig fühlen sich die Betroffenen von den Erinnerungen und den damit verbundenen unangenehmen Gefühlen völlig überflutet und reagieren so, als ob sie sich wieder in der belastenden Situation befänden. Die Erfahrung, nur wenig Einfluss auf das eigene Erleben nehmen zu können, erzeugt bei vielen Betroffenen eine tiefe Hilflosigkeit. Das Wiedererleben stellt den Versuch des Gehirns dar, die im Hochstress des Traumas nur bruchstückhaft und unzusammenhängend gespeicherten Erlebnisinhalte zu verarbeiten. Es handelt sich also um eine physiologische Reaktion des Körpers, in dem Bemühen, sich selbst zu heilen. Es kann eine Aufgabe der Traumatherapie sein, diesen Verarbeitungsversuch des Körpers zu unterstützen, indem das Erlebte systematisch und vorsichtig dosiert bearbeitet wird. Dies ermöglicht der oder dem Betroffenen, nach und nach Distanz zu dem belastenden Ereignis aufzubauen, ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle wiederzugewinnen und schließlich das Erlebte in den eigenen Erfahrungsschatz zu integrieren. 8 Vermeidung (Avoidance) Um sich dem für gewöhnlich als äußerst belastend empfundenen Wiedererleben zu entziehen, meiden die Betroffenen jegliche Umstände, die sie an das traumatische Ereignis erinnern könnten. Schmerzhafte Gedanken an das Erlebte werden weggeschoben, „Trigger“ möglichst gemieden, über das Erlebte zu sprechen, erscheint nicht aushaltbar. Manche Menschen erleben sich emotional „wie betäubt“ und lassen so negative Gefühle gar nicht erst an sich heran. Die Verdrängung des Erlebten in dieser Weise ist eine verständliche, wenn auch zumeist langfristig wenig hilfreiche Reaktion. In vielen Fällen erschwert das Vermeidungsverhalten die spontane Verarbeitung des Traumas, zudem geht es nicht selten mit einer allmählichen Verringerung des persönlichen Aktionsradius einher, was mit der Zeit zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen kann. Übererregung (Hyperarousal) Weitere typische Beschwerden sind Nervosität und Unruhe, Konzentrationsstörungen, erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit und Schlafstörungen. Die Ursache hierfür liegt darin, dass der Körper weiterhin eine Stressreaktion aufrecht erhält, obwohl faktisch gesehen keine Gefahr mehr besteht. Das Nervensystem bleibt aktiviert und versetzt den Organismus in ständige Alarmbereitschaft. Die Übererregungssymptome sind für die Betroffenen nicht nur äußerst unangenehm, sondern stören auch das Funktionieren im Alltag. Dauerhafte Nervosität und Schlafstörungen werden als zermürbend empfunden, Konzentrationsstörungen erschweren die Erledigung alltäglicher Aufgaben. Viele Betroffene erleben sich zudem als überaus gereizt und ecken deshalb ständig mit ihren Mitmenschen an. 9 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung Verwandte Störungsbilder sind: Akute Belastungsreaktion ICD10: F 43.0 Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von „Betäubung“, mit einer gewissen Bewusstseinseinengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit. Diesem Zustand kann ein weiteres Fallen in Apathie mit Rückzug aus der Umweltsituation folgen oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Fluchtreaktion oder Erregungszustand). Körperliche Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten zumeist auf. Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden zurück. Teilweiser oder vollständiger Erinnerungsverlust für das auslösende Ereignis aber auch die gesamte Belastungsreaktion kann vorkommen. 10 Anpassungsstörung ICD10: F 43.2 Hierbei handelt es sich um psychische Zustände von so empfundener Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im Allgemeinen das Funktionieren und die Leistungsfähigkeit im sozialen Alltag behindern und während des Anpassungsprozesses auf einer entscheidende Lebensveränderung oder nach belastenden Lebensereignissen auftreten. Diese Lebensereignisse können dabei denen bei der PTBS beschriebenen Traumakriterien entsprechen, müssen es aber nicht: Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauerfall oder Trennungserlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem größeren Entwicklungsschritt oder einer Krise bestehen (wie Schulbesuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand). Die Beschwerden sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge (oder eine Mischung von diesen). Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. Störungen des Sozialverhaltens können insbesondere bei Jugendlichen ein zusätzliches Symptom sein. Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein. 11 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung ICD10: F 62.0 Eine andauernde, wenigstens über zwei Jahre bestehende Persönlichkeitsänderung kann einer Belastung katastrophalen Ausmaßes folgen. Die Belastung muss extrem sein, dass die Vulnerabilität der betreffenden Person als Erklärung für die tief greifende Auswirkung auf die Persönlichkeit nicht in Erwägung gezogen werden muss. Die Störung ist durch eine feindliche oder misstrauische Haltung gegenüber der Welt, durch sozialen Rückzug, Gefühle der Leere oder Hoffnungslosigkeit, ein chronisches Gefühl der Anspannung wie bei ständigem Bedrohtsein und Entfremdungsgefühl, gekennzeichnet. Eine posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) kann dieser Form der Persönlichkeitsänderung vorausgegangen sein. Komplexe posttraumatische Belastungsstörung Besonders schwere oder wiederholte bzw. langanhaltende Traumatisierungen, zum Beispiel infolge psychischer, körperlicher oder sexueller Gewalterfahrungen oder auch Erfahrungen körperlicher bzw. emotionaler Vernachlässigung in der Kindheit, können erhebliche Beeinträchtigungen des Erlebens, Denkens, Fühlens und auch der Interaktion mit der Umwelt nach sich ziehen. Bei vielen Betroffenen prägt sich ein vielfältiges Beschwerdebild aus, das ein Muster typischer Veränderungen beinhaltet und als komplexe posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet wird. Veränderungen der Gefühlsregulation und Impulskontrolle Oft haben die Betroffenen erhebliche Schwierigkeiten im Umgang mit belastenden oder unangenehmen Gefühlen wie zum Beispiel Ärger, Wut oder Trauer. Es gelingt ihnen nicht, die nötige Distanz zu den inneren Vorgängen herzustellen und sich selbst zu beruhigen. Entsprechend reagieren sie entweder unverhältnismäßig emotional, zum Teil bis hin zum Kontrollverlust, oder wenden große Kräfte 12 PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung auf, um die ihnen „bedrohlich“ erscheinende eigene Emotionalität vor den Mitmenschen zu verbergen. Sind die Betroffenen in ihrer Regulationsfähigkeit überfordert, äußert sich das gelegentlich auch in Wutausbrüchen, fremd-bzw. selbstverletzendem Verhalten oder „Selbstberuhigungsversuchen“ mittels Alkohol oder Drogen. Viele Betroffene haben überdies mit starken selbstschädigenden Impulsen zu kämpfen, was sich nicht nur durch vorsätzliche selbstverletzende Handlungen bis hin zur Suizidalität, sondern auch durch offenkundige Nachlässigkeit in Sicherheitsfragen äußert. Auch die Vermeidung oder im Gegenteil das übermäßige bis zwanghafte Ausleben von Sexualität gehören in diesen Bereich. Veränderungen in Aufmerksamkeit und Bewusstsein Komplex Traumatisierte berichten häufig von Bewusstseinsphänomenen wie dissoziativen Episoden, in denen sich ihr bewusstes Erleben von der Außenwelt zurückzieht, ausgeprägten Erinnerungslücken oder sogenanntem Derealisations- bzw. Depersonalisationserleben, während dem die Umwelt distanziert und wie unwirklich erscheint oder das Gefühl besteht, „wie neben sich“ zu stehen. Andererseits kann es auch zu belastendem Wiedererleben der traumatisierenden Erfahrungen in Form intrusiver Symptome kommen. 13 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben Veränderungen der Selbstwahrnehmung Viele Betroffene erleben sich selbst als hilflos und haben das Gefühl, nur wenig Einfluss auf den Verlauf ihres Lebens nehmen zu können. Oft melden sich ausgeprägte Schuldgefühle, selbst in Situationen, in denen deutlich ist, dass der Betreffende keine Verantwortung zu tragen hat. Viele komplex Traumatisierte fühlen sich isoliert von ihren Mitmenschen und haben aufgrund von Schamgefühlen große Schwierigkeiten damit, sich anderen Menschen so zu zeigen, wie sie sind. Zumeist besteht nur ein geringes Selbstwertgefühl und häufig leben Betroffene in der Überzeugung, von niemandem wirklich verstanden zu werden. Veränderungen in Beziehungen zu anderen Aufgrund ihrer häufig äußerst belastenden Vorerfahrungen im zwischen­menschlichen Bereich haben komplex Traumatisierte oft große Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Viele Betroffene sind deshalb sehr vorsichtig, wenn es darum geht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und tun sich schwer im Austragen und Bewältigen von Konflikten. Gleichzeitig haben sie nicht selten nur wenig Gespür für die eigenen Grenzen, so dass sie wiederholt in Situationen geraten, in denen sie ausgenutzt oder sogar missbraucht werden. Manche komplex Traumatisierte übernehmen hingegen 14 PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung selbst die Täterrolle und verletzen andere Menschen seelisch oder körperlich. Somatisierung Betroffene leiden oftmals unter zahlreichen körperlichen Beschwerden, für die keine organische Erklärung gefunden werden kann. Die Beschwerden können sehr vielfältig sein und jedes Organsystem umfassen. Nicht selten treten mehrere Symptome gleichzeitig auf. Besonders häufig sind chronische Schmerzzustände, Beschwerden des Verdauungssystems, Erschöpfung, Schwindel sowie Beschwerden im Bereich des Herzens, der Atmung sowie des Harn- oder Genitaltraktes. Veränderungen von Lebenseinstellungen Viele komplex Traumatisierte tragen eine große Verzweiflung und Hoffnungs­losigkeit in sich und fühlen sich resigniert und desillusioniert. Werte, Lebenseinstellungen oder religiöse Überzeugungen, die möglicherweise zu einem früheren Zeitpunkt im Leben noch Halt gegeben hatten, haben ihre Bedeutung verloren oder ergeben keinen Sinn mehr. 15 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung THERAPIE DER POSTTRAUMATISCHEN BELASTUNGSSTÖRUNG Da die komplexe PTBS ein sehr verschiedengestaltiges Krankheitsbild ist und bisher in den gängigen Diagnosemanualen ICD-10 und DSM-V keine bzw. kaum Erwähnung findet, bleibt sie häufig lange unerkannt. Im ICD-10 hat die Diagnose keine eigene Beschreibung es gibt aber Überlappung mit der anhaltenden Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung ICD-10:F62.0, der Borderline-Störung ICD-10 F60.31, den dissoziativen Störungen F44 den somatoformen Störungen F45 und anderen. Es ist damit zu rechnen, dass in der nächsten Auflage des ICDs dem ICD-11 dieses Krankheitsbild eine eigene Beschreibung erhalten wird. Bislang braucht es oft sehr lange bis die traumatische Ursache des Krankheitsbildes erkannt wird. Auch ist die Behandlung gegenüber der „einfachen“ PTBS häufig noch umfangreicher und langwieriger (insbesondere die Phase der Stabilisierung), kann aber für die Betroffene erhebliche Verbesserungen ihrer Beschwerden erzielen. Grundsätzlich teilte man bisher die Traumatherapie in drei Phasen ein: 1) Stabilisierung 2) Traumabearbeitung durch konfrontative Verfahren 3) Integration des Erlebten und Neu(Zukunfts-)orientierung Von entscheidender Bedeutung für die Traumatherapie ist eine gute Analyse und Einbeziehung der individuellen Ressourcen des Patienten/ der Patientin. 16 17 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung Ablauf der Phasen im Einzelnen: 1)Stabilisierung: Erste Maßnahmen ■ Herstellen einer sicheren Umgebung, wenn immer möglich (Schutz vor weiterer Traumaeinwirkung) ■ Organisation des psycho-sozialen Helfersystems ■ Frühes Hinzuziehen eines mit PTBS-Behandlung erfahrenen Psychotherapeuten ■ Psychoedukation und Informationsvermittlung bzgl. traumatypischer Symptome, Verläufe und Behandlungsmöglichkeiten Abklärung des individuellen Stabilisierungsbedarfs durch entsprechend qualifizierten ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten: ■ Aufbau einer tragfähigen therapeutischen Beziehung ■ Etablierung einer engmaschigen diagnostischen und therapeutischen Betreuung ■ Abklärung der Fähigkeiten zu Gefühlsregulation, Selbstkontrolle und Beziehungsmanagement sowie soziale Kompetenzen der Betroffenen. ■ Einschätzung und Umgang mit Selbst- und Fremdgefährdungstendenzen ■ Analyse und Aufbau von intra- und interpersonellen Ressourcen ■ Unterstützung von Symptomkontrolle (z.B. Kontrolle intrusiver Phänomene durch Erlernen und Üben von Distanzierungstechniken) ■ unterstützende medikamentöse Therapie (symptomorientiert, z.B. mit bestimmten Antidepressiva) ■ Einbeziehung von kunst- und gestaltungs-, ergo- sowie körpertherapeutischer Verfahren 18 Manche PatientInnen mit PTBS haben eine unzureichende Affektregulation (z.B. mangelnde Impulskontrolle, dissoziative Symptome, Substanzmissbrauch (z.B. Drogen Alkohol, Medikamente) Selbstverletzungen, Suizidalität), die diagnostisch abgeklärt werden muss und intitial in der Behandlungsplanung (individueller Stabilisierungsbedarf) zu berücksichtigen ist. Stabilisierung allein hilft jedoch nur kurzzeitig, unangenehme innere Zustände abzukürzen („escape“-Strategie). Ohne direkte traumakonfrontation gelingt es nur sehr selten, einen weniger belastenden Umgang mit den erlebten schlimmen Ereignissen zu erlernen. 2)Konfrontative Traumabearbeitung nur durch entsprechend qualifizierten Psychotherapeutinnen (ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen, approbierte Kinderund Jugendpsychotherapeutinnen) ■ dosierte Konfrontation mit dem auslösenden Ereignis mit dem Ziel der Durcharbeitung und Integration unter geschützten therapeutischen Bedingungen. ■ Voraussetzung: Ausreichende Stabilität, kein Täterkontakt mit Traumatisierungsrisiko ■ traumaadaptierte Methoden im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes 19 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben In Abhängigkeit von Schwere der Störung und individuellem Stabilisierungsbedarf ist ggf. eine Vernetzung ambulanter und stationärer Behandlungsangebote geboten. ■ Ambulant (Schwerpunktpraxen, Ambulanzen) ■ Stationär (Schwerpunktstation, Tagesklinik) Kontraindikation für konfrontative traumabearbeitende Verfahren Relative Gegenanzeigen für eine solche Behandlung sind: ■ mangelnde Fähigkeit starke Emotionen auszuhalten ■ anhaltende schwere Neigung aus „der Realität auszusteigen“ sogenannte Dissoziation ■ unkontrolliertes selbstverletzendes Verhalten ■ mangelnde Fähigkeit sich vom traumatischen Ereignis Distanzieren zu können ■ hohe akute psychosoziale und körperliche Belastung ■ fehlende Abstinenzfähigkeit/-motivation bei mißbräuchlichem oder abhängigem Suchtmittelkonsum. Absolute Gegenanzeigen sind PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung 3)Die therapeutische Begleitung in den Behandlungsphasen der psychosozialen Reintegration und Neuorientierung nach Traumatisierung sollte allgemeine und spezifische Aspekte und Hilfsmöglichkeiten berücksichtigen, z.B.: Phasenbegleitende Aspekte der psychosozialen Reintegration ■ Soziale Unterstützung ■ Einbeziehung von Angehörigen ■Opferhilfsorganisationen ■ Berufliche Rehabilitation ■Opferentschädigungsgesetz Phasenbegleitende Aspekte der Neuorientierung ■ Auseinandersetzung mit traumaspezifischen Verlusten und Einbußen ■ Psychische Neuorientierung ■ Rückfallprophylaxe (Erarbeitung von Hilfen bei/bzw. zukünftiges Verhindern erneuter schwerer Belastung) ■ Entwicklung von Zukunftsperspektiven ■ akutes psychotisches Erleben ■ akute Suizidalität ■ Täterkontakt mit erneutem Traumatisierungsrisiko 20 21 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben PTBS - Posttraumatische Belastungsstörung Quellen Behandlungsangebote bei uns: Flatten, G.; Gast, U.; Hofmann, A.; Knaevelsrud, Ch.; Lampe, A.; Liebermann, P.; Maercker, A.; Reddemann, L.; Wöller, W. (2011): S3 - Leitlinie Posttraumatische Belastungsstörung, Trauma & Gewalt 3: 202-210; www.degpt.de/informationen/fuer betroffene; ICD-10 GM 2016; Bohus, M. et al: Dialektisch-Behaviorale Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung (S. 65 - S. 76) Psychotherapie 18. Jahrg. 2013, Bd. 18, Heft 1, CIP-Medien, München Asklepios Fachklinikum Teupitz Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapie Buchholzer Str. 21, 15755 Teupitz Sekretariat Herr Prof. Dr. med. S. Kropp Frau A. Schulze Tel. (03 37 66) 66-276 Zentrale Aufnahme Psychiatrie (ZAP) Tel. (03 37 66) 66-404 Hilfreiche Links für weitere Informationen und Hilfsangebote Fachgesellschaften für Fragen zu PTBS/Traumatherapie (über diese Seiten kann man auch einen ambulanten Therapeuten finden): www.degpt.de/informationen www.emdria.de Opferhilfe www.weisser-ring.de www.opferhilfen.de www.opferhilfe-brandenburg.de www.opferhilfe-berlin.de www.der-paritaetische.de/startseite/online-beratung/krisendienste www.berliner-krisendienst.de www.polizei.brandenburg.de www.berlin.de/polizei Bei Traumatisierung im beruflichen Kontext ist die gesetzl. Unfallversicherung Träger von Leistungen, über www.vbg.de finden Sie den Ansprechpartner in Ihrer Region 22 Station 5.1 (Station für Depressive und Erlebnisreaktive Störungen - SERAS) Zuständiger Oberarzt Dr. med. K. Pieper Tel. (03 37 66) 66-134 Tel. (03 37 66) 66-317 Asklepios Fachklinikum Lübben Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychotherapie Luckauer Str. 17, 15907 Lübben Sekretariat Herr Prof. Dr. med. S. Kropp Frau B. Müller Tel. (0 35 46) 29-200 Zentrale Aufnahme Psychiatrie (ZAP) Tel. (0 35 46) 29-482 Station 2.6 (Station für Psychosomatik und Gruppenpsychotherapie) Ltd. Oberarzt Dr. med. Eberhard Böhme Tel. (0 35 46) 29-416 Tel. (0 35 46) 29-287 23 Asklepios Fachklinika Teupitz und Lübben Adresse Asklepios Fachklinikum Teupitz Adresse Asklepios Fachklinikum Lübben Asklepios Fachklinikum Teupitz Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Chefarzt: Prof. Dr. S. Kropp, OFA d. R. Buchholzer Str. 21, 15755 Teupitz Tel.: (03 37 66) 66-276 / Fax: (03 37 66) 66-128 [email protected] www.asklepios.com/teupitz Asklepios Fachklinikum Lübben Die Klinik im Spreewald Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Chefarzt: Prof. Dr. S. Kropp, OFA d. R. Luckauer Str. 17, 15907 Lübben Tel.: (0 35 46) 29-200 / Fax: (0 35 46) 29-409 br. [email protected] www.asklepios.com/luebben Zertifizierungen • at DEUTSCHLANDS GRÖSSTER KRANKENHAUSVERGLEICH DEUTSCHLANDS GRÖSSTER KRANKENHAUSVERGLEICH TQ K 2016 • BRANDENBURG n z u n d Q u a li t ä t im • K o o p er ati o n fü KRANKENHAUS 2016 are e it s w e s e n NATIONALES sp ndh e it s w e s e n KRANKENHAUS an su ndh K - Z e rtifik REGIONALES TOP Ge su • TQ TOP at t im rT r n z u n d Q u a li t ä K o o p er ati o n fü are rT r sp Ge an - Z e rtifik Kontakte Teupitz Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Station 5.1 (SERAS) Tel.: (03 37 66) 66-134 Lübben Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Station 2.6 Tel.: (0 35 46) 29-416 Anfahrt Auto: A 13 - Abfahrt Teupitz; 500 m nach dem Ortsschild liegt links das Klinikgelände. Bahn/Bus: Regionalbahn Berlin-Hoyerswerda/Senftenberg Station Groß Köris, weiter per Bus Linie 727, Richtung Teupitz, Ausstieg Teupitz-Post (Abfahrtszeiten vorher erfragen!) 24 Lo r. nst ge Asklepios Fachklinikum Teupitz Asklepios Fachklinikum Lübben Lübben liegt etwa 70 km südöstlich Berlins. Die Stadt ist über die BAB 13 und über die Bahnstrecke Cottbus-Berlin verkehrsmäßig gut angebunden. Vom Bahnhof sind es ca. 5 bis 10 Minuten Fußweg bis zur Klinik.