Einführung in den Hinduismus

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Wer sich mit dem Hinduismus beschäftigt stolpert zu allererst über die vielen unterschiedlichen
Namen und ein scheinbares Chaos vieler Götter. In der Regel hat jeder Gott tausend Namen, die
jeweils einen Aspekt von ihm beschreiben.
Der Hindu kennt nur einen Gott, benennt diesen aber vielfältig. Ich will es mit einem Bäcker
vergleichen. Er stellt aus Teig etwas her, das wir je nach Zutat und Form verschieden benennen,
vom Vollkornbrot bis zur Brezel, am Ende ist alles nur Teig. Und so sieht es der Hindu mit Gott.
Das eine höchste Wesen in Seiner Vielfalt wird vielfältig benannt.
Auch wird ein Gott danach benannt was Er im Mythos vollbracht hat. So heißt Krishna auch
Madhusudana, weil Er einst den Dämon Madhu vernichtete. Oder an einem Ort geschah ein Wunder,
also bekommt der Gott einen Namen, der auf dieses Wunder hinweist, ein Tempel wird errichtet
oder ein Badeplatz, ein Tirtha, was ihn zum Pilgerort macht. Als in unserer Kultur die Religion noch
einen Stellenwert hatte war es nicht anders. An durch ein Ereignis heilig gewordenen Plätzen
wurden Klöster und Kirchen errichtet.
Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Gott und damit jede Vorstellung Erfüllung findet
gibt es so viele Gottesvorstellungen (Götter) wie es Menschen gibt. Lesen sie zu dritt ein Buch und
jeden wird etwas anderes berühren. Betrachten sie zu dritt ein Bild, jeder sieht in ihm etwas
anderes. Nicht anders ist es mit der Gottesvorstellung.
Indiens Weise haben tausende von Versen verfasst, um dem Menschen das Mysterium
nahezubringen. Alle Verse drehen sich um dasselbe, in allen Varianten der Ansichten und des
Ausdrucks. Der Leser, der es beim ersten Satz nicht versteht, versteht es vielleicht beim
fünfzigsten und für den, der es beim fünfzigsten noch nicht verstanden hat schreibt der
Verfasser weitere hundert Verse, um ihm die Möglichkeit zu geben, es beim hundertfünfzigsten
Vers verstanden zu haben. Wenn es noch nicht soweit ist kann sich der Leser einem anderen
Weisen zuwenden, der das Thema aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, mit tausend Versen,
wieder hat der Leser die Möglichkeit, das Seine und sich zu finden.
Diese unendliche Vielfalt im Hinduismus dient nicht dazu, uns zu verwirren, sondern um die Vielfalt
der menschlichen Vorstellungen und Empfindungen zu spieglen.
Darshana, Anschauung, nennt der Hindu das was bei uns gern als ‚so ist es‘ festgelegt wird. Der
Hindu kennt kein ‚so ist es‘, sondern ein ‚sowohl als auch‘. Jeder Mensch hat eine andere
Anschauung des göttlichen/kosmischen Geschehens.
Erfassen werden wir Außenstehende den Hinduismus nie, man muss hineingeboren werden und das
Verstehen durch die Muttermilch erwerben.
Und dass es ‚den Hinduismus‘ nicht gibt ist eine Tatsache, zu vielfältig sind die Traditionen der
Milliarde Inder.
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Die alten Vedischen Texte kannten Brahma und Vishnu. Vishnu war das Urwesen, aus dessen Nabel
ein Lotus wächst auf dem Brahma sitzt und die Welt erschafft. Brahma kann ohne den Willen
Vishnus nicht erschaffen, so wie keine göttliche Kraft wirken kann, ohne den Willen Vishnus. Wenn
der kosmische Zyklus beendet ist geht das Universum wieder in Vishnu ein, auch Brahma. Vishnu
ruht dann bis wieder ein neuer Zyklus beginnt und ein neuer Lotus mit einem neuen Brahma wächst.
Neben vielen anderen Vedischen Göttern, die allesamt Naturphänomene darstellten, war Rudra ein
aus Brahmas Zorn geborener Gott, der Leid über die Menschen bringen konnte, also Zerstörung
im weitesten Sinn.
Nun brachten die Drawiden, die nach Südindien einwanderten, ihren Gott mit und der hieß Shiva.
Dieser Shiva musste ‚eingemeindet‘ werden und man machte Rudra zu Shiva. Was dazu führt, dass
auch heute manchmal von Rudra gesprochen wird, wenn Shiva gemeint ist.
Für die Drawiden war Shiva was für den Rest der Inder Vishnu war, der Allmächtige. Natürlich
hatten beide ihre eigene Ikonographie.
So kam es zu der ‚Trennung‘ der Vishnu Anhänger, der Vaishnavas, und der Shiva Anhänger, der
Shaivas.
Und damit fängt ein großer Teil des Verwirrspiels für uns Außenstehende an. Denn es gibt nicht
nur eine Trennung, sondern auch eine Vermischung. Die Vaishnavas und die Shaivas haben eine
Vielzahl von Anschauungen begründet, die sich in Glaubensgemeinschaften zusammenfinden. Dann
gibt es noch den Glauben an die Göttin, wieder mit einer Vielzahl von Varianten.
So liest man über Shiva und ein paar Zeilen später steht da Mahesh, im nächsten Absatz Ishvara
und alle drei Begriffe meinen schlicht und einfach Gott, der Schreiber gibt sich als Anhänger
Shivas zu erkennen. Wäre er ein Anhänger Vishnus stünde da Vishnu, Bhagavan und Ishvara.
Ishvara ist die neutrale Bezeichnung für das Wesen, das als Gott verehrt wird.
Shiva und Vishnu sind zwei Namen Gottes.
Mahesh und Narayan bezeichnen eine Qualität dieses Gottes.
Shiva wird als Mahesh bezeichnet, als der höchste (maha) Herr (Ishvara).
Narayan ist Vishnu in Seiner Urform aus der die Schöpfung hervorgeht.
Lese ich also Mahesh, dann kann es nicht Vishnu sein. Lese ich Narayan kann es nicht Shiva sein.
Lese ich Ishvara können es beide sein.
Brahma, Vishnu, Shiva ist eine Dreiheit, die die kosmischen Akte Schöpfung, Dauer und Zeit
darstellen. Brahma erschafft, Vishnu erhält bis Shiva beendet. Brahma lässt die Blüte keimen,
Vishnu lässt sie blühen, Shiva lässt sie verblühen.
Shiva wird meist als Zerstörer bezeichnet, Er zerstört nicht, Er beendet. Shiva ist das ‚stirb und
werde‘. Das Alte muss sterben, damit etwas Neues entstehen kann.
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Dieses Prinzip ist allgegenwärtig in der Natur, in den Lebewesen, in der Nahrung. So wird im
Ayurveda alles diesen drei Kräften zugeordnet. Geraten sie ins Ungleichgewicht werden wir krank.
Kosmische Kraft
Gottheit
Dosha – körperliche Konstitution
Guna – geistige Konstitution
Im Leben
In der Natur
Nahrung
Erschaffen
Brahma
Pitta
Rajas
Aufwachen
Vulkan
Kaffee
Erhalten
Vishnu
Vata
Sattva
Wach sein
Sonnenlicht
Milch
Auflösen
Shiva
Kapha
Tamas
Schlafen
Fels
Alkohol
Dieses Prinzip durchzieht das gesamte Denken des Hindus. Eindrücklich auch dargestellt am Thema
Gebet, unter ‚Religion > Das Gebet‘.
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Für den Shiva Anhänger ist Shiva der höchste, allmächtige Gott.
Für den Vishnu Anhänger ist Vishnu der höchste allmächtige Gott.
Kleine Rivalitäten gibt es natürlich, in shivaitischen Schriften betet Vishnu Shiva an und ist von
Ihm abhängig. In vishnuitischen Schriften ist es umgekehrt.
Im Prinzip kann sich der Hindu jeden Gott als den für ihn allmächtigen auswählen, es ist ja nur ein
Name. Also kann auch Ganesha, der Sohn Shivas und Parvatis, diese Rolle einnehmen.
Das ganze kosmische Geschehen ist eingebunden in Brahman, das ewige Prinzip, das Numinose, die
unpersönliche Gottesvorstellung. Jeder zum Allmächtigen Auserwählte ist dann gleich Brahman.
Name und Form des Gottes kommen erst mit der persönlichen Gottesvorstellung zum Tragen. Dann
wird aus Brahman Vishnu, Ganesha oder ganz einfach Ishvara, der persönliche Gott.
Die unpersönliche Gottesvorstellung wird Brahman nirguna genannt – Brahman ohne Form.
Die persönliche Gottesvorstellung wird Brahman saguna genannt – Brahman mit Form.
Der fleischgewordene Gott ist der Avatar, die Inkarnation.
Damit sind wir bei den drei Gottesvorstellungen, die auch das Christentum nicht anders kennt,
Vater – die persönliche Gottesvorstelllung, Brahman saguna
Sohn – der fleischgewordene Gott, Jesus.
Heiliger Geist – die unpersönliche Gottesvorstellung, Brahman nirguna.
Vishnu inkarniert ‚offiziell‘ zehn Mal, die letzte Inkarnation, als weißer Reiter Kalkin, steht noch
aus. In dieser Inkarnation löst Er das Universum auf. Hier ist also Vishnu der Auflösende. Man
erinnere sich, was ich oben zu Shiva schrieb. Vor Seinem Erscheinen waren alle kosmischen Akte
in Vishnu gegenwärtig.
Im Volksglauben inkarniert Vishnu unzählige Male. Etliche Heilige und Weise werden als Seine
Inkarnationen angesehen. Da gibt es keine Beschränkungen.
Vishnus Inkarnationen und Er sind eins. Deshalb, und jetzt kommt wieder ein Verwirrspiel, kann
man in Schriften eine Mischung aus allen Namen finden. Es ist kein Problem, die Inkarnation
Krishna auch Narayan zu nennen, denn Krishna ist nicht verschieden von Narayan.
Shiva inkarniert nicht in der Art wie Vishnu. Hanuman, der Affengott aus dem Ramayana, gilt als
sein Avatar. Im Volksglauben jedoch ist es wie bei Vishnu, unzählige Heilige und Mystiker gelten
als Inkarnation Shivas, so zum Beispiel der große Philosoph Shankara, der den Advaita Vedanta
kodifizierte.
Mit ‚offiziell‘ meine ich das was Indologen einmal festgelegt haben.
Shivas schöpferische Potenz wird als Phallus, Linga, der in der Vulva, Yoni, ruht dargestellt.
Erhalten und Auflösen des Universums geschieht als kosmischer Tänzer, Nataraj.
Weiterhin wird Shiva als Mahayogi, großer Yogi, in Meditation im Himalaya dargestelt.
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Das ist erstmal überschaubar.
Brahma mit Seiner Gefährtin Sarasvati.
Reittier ist der weiße Schwan Hamsa.
Vishnu mit Seiner Gefährtin Lakshmi.
Reittier ist der Adler Garuda.
Als Narayan ruht Vishnu auf der Weltenschlange Ananta, unendlich, auch Shesha, Rest, genannt,
denn nur aus einem Überrest kann etwas Neues, nämlich die neue Schöpfung, entsthen.
Rama, die Inkarnation Vishnus, mit Seiner Gefährtin Sita.
Krishna, die Inkarnation Vishnus, mit Seiner Gefährtin Radha.
Shiva mit Seiner Gefährtin Parvati und den Söhnen Ganesha und Subrahmanya.
Reittier ist der Bulle Nandi. Ganesha reitet die Ratte Mushika, Subrahmanya den Pfau Parvani.
Hanuman, der Single.
Unüberschaubar wird es nur, weil diese dreizehn Gestalten viele Namen tragen und in allen nur
erdenklichen Kombinationen auftreten. Natürlich kommen noch ein paar Wesenheiten dazu, aber
für den Anfang reichen diese dreizehn.
Vishnus zehn Inkarnationen sind Fisch, Schildkröte, Eber, Mannlöwe, Zwerg, Rama mit der Axt,
Rama, Krishna, Buddha, Kalkin. Buddha spielt überhaupt keine Rolle und Kalkin ist Zukunft. Die
Mythen dazu finden Sie auf meiner Mythenseite.
Wenn Sie also in einer Schrift einen Eber oder einen Zwerg erwähnt finden, dann wissen Sie, es
geht um Vishnu.
Erklärung der Vermischung anhand eines Mythos.
Shiva erschien einst als Feuerseule. Brahma und Vishnu wollten Anfang und Ende dieser Feuerseule
finden. Brahma flog auf Seinem Schwan nach oben, Vishnu grub als Eber nach unten. Anfang und
Ende fanden beide nicht.
Sie sehen daran, jede Vermischung ist möglich. Vishnu kann in jeder Situation als das benannt
werden als was Er einst inkarnierte, es muss nicht im Zusammenhang mit der Geschichte der
Inkarnation stehen. Denn als Eber rettete Er im Urmythos die Erde aus dem Wasser.
Diesen Mythos haben Shiva Anhänger ersonnen, um die Allmacht ihres Gottes, Shiva, darzustellen.
Wenn Sie nun lesen ‚Der, dessen Anfang und Ende sie nicht finden konnten‘, dann ist das eine
Umschreibung für Shiva.
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Das Göttliche manifestiert sich auf drei Weisen
Statue – Murti
Klang – Mantra
Diagramm – Yantra, zwei- und dreidimensional
Symbolik der Statuen
Ganesha hält unter anderem Schlinge und Elefantenstock in Händen. Mit der Schlinge will Er die
Seelen zu Sich holen, mit dem Elefantenstock steuert Er uns durch unser vom Karma vorgegebenes
Leben.
Krishna wird Flöte spielend dargestellt, umgeben von Frauen. Krishna ist Gott, die Frauen
symbolisieren die Seelen, die sich Ihm nähern, Seine Flöte, ein hohles Rohr, soll unseren Körper
darstellen, der offen und durchlässig für das Göttliche sein bzw. werden soll.
Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, aus Ihren Händen fallen Münzen. Der spirituell
fortgeschrittene Mensch wird in den Münzen eher das Symbol für geistigen Reichtum sehen. In
Europa kennen wir Lakshmi als Fortuna.
Sarasvati, die Göttin des Wortes, der Künste und der Weisheit wird mit einem Musikinstrument
dargestellt.
So hat jede Darstellung einer Gottheit, jedes Detail – Attribute, Handhaltung – tiefe Symbolik,
die zur Meditation leiten soll. Wer in diese Tiefe nicht eintauchen will, wird immer etwas Totes
sehen, das Wissen über die Symbolik erst gibt der Statue/dem Bildnis Leben. An der Verehrung
von Statuen scheiden sich die westlichen Geister.
Die Statue, spirituell betrachtet
Eine Gottheit, Murugan, der tamilische Name für Ganeshas Bruder, trägt einen Speer (Danda)
und wird zusammen mit zwei Frauen dargestellt, die Wunsch und Handeln symbolisieren (Kriya
Shakti und Iccha Shakti). Der Speer symbolisiert Jnana, Erkenntnis.
Hat man Wunsch und Handeln überwunden meditiert man auf Murugan in der Gestalt ‘Dandapani’ –
ohne Frauen aber noch mit Speer.
Ist man geistig so weit fortgeschritten, dass man keiner Form mehr bedarf, meditiert man nur
noch auf den Speer, der nichts anderes darstellt als die Einpünktigkeit des Geistes, die dazu führt,
dass man irgendwann auch den Speer vergessen kann und auf ‘Nichts’ meditiert.
So wird jeder geistigen Entwicklungsstufe des Menschen Rechnung getragen.
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Um das Sanskrit kommt man nicht ganz herum. Das Sanskrit kennt Begriffe, die wir nicht eins zu
eins übersetzen können. Wie die Grönländer den Schnee in vielen Begriffen differenzieren (z. B.
fallender Schnee, gefallener Schnee, matschiger Schnee), so hat das Sanskrit differenzierteste
Begriffe für das Mysterium. Feinste Abstufungen, die unsere Sprache nicht kennt.
Die Transliteration ist ein weiteres Verwirrspiel.
Es gibt das International Alphabet of Sanskrit Transliteration, IAST, doch es wird meist nicht
verwendet. Auch hat sich in der Transliteration vollkommen das Englisch durchgesetzt. In alten
deutschen Büchern steht noch Wischnu und Schiwa.
Shiva und Vishnu schreibt man nach IAST Śiva und Viṣṇu. Es zeigt, dass das ‚s‘ von Shiva ein
anderes ist als das von Vishnu und auch das ‚n‘ ist kein wirkliches ‚n‘. Deshalb wird das ‚Ś‘ auch oft
mit S transliteriert, als Siva. Doch darum soll es hier nicht gehen - das Verwirrspiel will ich
erklären.
Viele Inder, die Texte aus dem Sanskrit übersetzen, übertragen das Sanskrit so wie sie es für
richtig halten. Und da es für sie nur das englische Vorbild gibt schreiben sie für
das lange ‚i‘ ‚ee‘
das lange ‚u‘ ‚oo‘
das ‚au‘ ‚ow‘
der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Besonders kreativ ist es, wenn ‚ksh‘ zu ‚x‘ gemacht
wird und aus Lakshmi Laxmi wird. Sie übertragen ihre Sprache so wie sie sprechen in unsere
Buchstaben. Und Indien hat unzähliche Sprachen. Ohne Erfahrung sitzt man davor und fragt sich,
wer wohl Laxmi ist oder wer ist Gowri. Es sind die Göttinnen Lakshmi und Gauri.
Manchmal lässt der Inder das ‚a‘ am Ende weg, was dann zu Shiv und Krishn führt. In Texten aus
Bengalen wird ‚b‘ mit ‚v‘ vertauscht, so wird aus Bali Vali, aus Brihaspati Vrihaspati. Tamilen hängen
hinter das ‚a‘ am Ende ein ‚m‘, aus Abhisheka wird dann Abhishekam. Der Inder, der das ‚a‘ am Ende
weglässt schreibt Abhishek, drei Varianten für dasselbe Wort.
Manches benennt der Inder anders als es sich im Deutschen eingebürgert hat, so ist der Brahmane,
die oberste Kaste, für den Inder der Brahmin.
Noch ein Beispiel zu Krishna, IAST Kṛṣṇa. Das ‚r‘ mit dem Punkt darunter bedeutet, dass das ‚i‘ so
gut wie nicht gesprochen wird, es klingt nur an. Mancher Inder übeträgt das ‚r‘ mit dem Punkt
darunter in ein ‚u‘ was zu Krushna führt. Für Krishna gibt es also die Varianten Krishna, Krushna,
Krishn.
Dies betrifft im Prinzip nur englische Texte und Übersetzungen, in denen der Übersetzer die
Schreibweise nicht anpasst. Als Faustregel kann man sagen, was gleich aussieht und gleich klingt
ist auch dasselbe.
Unangenehm ist es, wenn man in einem Text z. B. nach Bali sucht, der Verfasser sich aber für Vali
entschieden hat.
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Ich möchte am Beispiel Hanumans kurz auf die Namensgebung eingehen.
Hanuman gilt als der Sohn des Windes, Vayu. Vayu wird auch als Marut und Pavan bezeichnet.
Geboren wurde Hanuman Kesari (Vater) und Anjana (Mutter).
Als Sohn von Vayu heißt er Maruti oder Pavanputra – Sohn (Putra) von Pavan.
Als Sohn von Kesari heißt er Kesari Nandana (Nandana bedeutet ebenfalls Sohn)
Als Sohn von Anjana heißt er Anjaneya oder Anjaniputra.
So entsteht diese unüberschaubare und verwirrende Vielzahl der Namen – hier allein fünf
Varianten für den einen Hanuman, und er hat noch mehr, das war nur ein Beispiel. Dazu kommt,
dass jedes Bundesland Indiens seine eigene Variante, analog zu seiner Sprache, hat.
Bei den Avataren gibt es Voll- und Teilmanifestationen – Purnavatar und Amshavatar.
Der Purnavatar hat alle, Purna, Merkmale des Gottes, Krishna ist solche ein Purnavatar.
Der Amshavatar trägt nur einen Teil, ein Amsha, des Gottes in sich.
So können die fünf Pandavas aus dem Mahabharata als Teilavatare bezeichnet werden. Ihre
Mutter zeugte sie mit je einem Gott.
Eine klare Erklärung gibt es für das Geheimnis der Avatare nicht. Es gibt zwar Merkmale, die beide
unterscheiden, aber sie sind auslegungsfähig. Und das ist das Entspannte am Hinduismus, es gibt
keine Grenzen der Phantasie. Jeder kann für sich entscheiden, wer eine Voll- und wer eine
Teilmanifestation ist. Auch große Weise und Heilige könnenn als Teilmanifestation gelten.
Da komme ich dann zu dem Punkt wo ich für mich entschieden habe, nicht alles zu hinterfragen,
nicht alles mit dem Kopf verstehen zu wollen. Religion, Mystik, Mythen spielen auf einer anderen
Bühne, auf einer irrationalen.
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Sünde, gar eine Erbsünde, kennt der Hinduismus nicht, auch wenn in vielen Texten das Wort
gebraucht wird, weil es einfach ist und der westliche Leser es versteht.
Die Schriften kennen Papa und Punya.
Papa ist das Negative, Punya das Positive unserer Handlungen. Beides wird auf unserem Karma
Konto angesammelt. Soll und Haben, wenn man so will. Papa wird nicht festgeschrieben, es kann mit
Punya jederzeit ausgeglichen werden.
Eine Hölle wie das Christentum sie beschreibt gibt es auch nicht, eher den Hades, wie ihn die
griechische Mythologie kennt, also eine Unterwelt - in Sanskrit Naraka. Aus diesem Naraka kommt
man wieder heraus, wenn das Soll Konto ausgeglichen ist.
Sünde, Hölle, Dogmen sind vom Klerus erdachte Druckmittel. Weisheitsschriften und
Weisheitslehrer brauchen diese Mittel nicht!
Das Ziel des Hindus ist die Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod. Leben wird als Leiden
betrachtet. Das bedeutet nun nicht, dass das Leben keine Freuden bringe, jedoch es sind
vergängliche, von Sinnesobjekten abhängige Freuden. Die Welt gilt als Illusion, ich kann mich an
einer Vase erfreuen, wenn sie zerbricht ist die Vase weg und die Freude. Um wieder Freude zu
erlangen muss eine neue Vase her. Das ist der trügerische Kreislauf.
Unwirklich ist die Erscheinungwelt, weil zusammengesetzt aus Vergänglichem. Schlagen wir einem
Holztisch die Beine ab ist es kein Tisch mehr. Verbrennen wir ihn ist der Tisch ganz weg.
Unveränderlich und ewig ist allein das Mysterium, das der Hinduismus Brahman nennt. Brahman ist
die Essenz von allem, das Numinose zu dem die Seele sich zurücksehnt, um zu ewiger Freude zu
gelangen. ParamAtman, die höchste Seele, ist eine weitere Bezeichnung für Brahman, Atman ist
entsprechend die verkörperte Seele, die eins werden möchte mit der höchsten Seele.
Darum geht es, wenn in den Schriften von Befreiung gesprochen wird.
Im religiösen Kontext kann es auch den Einzug in den Himmel bedeuten. Dieser Himmel ist aber
temporär. Wenn das was durch ‚gute Taten‘ angesammelt wurde verbraucht ist fällt man wieder
auf die Erde, wieder in den Kreislauf von Geburt und Tod zurück.
Nur das Einswerden mit Brahman gilt als wirkliche Befreiung.
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Religion und Spiritualität sind zu unterscheiden bzw. sinnvoll zu kombinieren. Schon die Veden
teilen sich in Karma Kanda und Jnana Kanda. Der Karma Kanda beschreibt Handlungen, also Riten,
der Jnana Kanda beschreibt den Erkenntnisweg.
Religion wird, wie bei uns auch, durch den Klerus bestimmt. Der Priester nimmt für sich in Anspruch
zu wissen, was ich zu tun habe, um Gott zu gefallen. In Indien kommt noch dazu, dass das
Priesteramt ein ganz normaler Beruf im Dienstleistungssektor ist. Je mehr Gläubige einen Ritus
kaufen, umso mehr Geld verdient der Priester. Jedes Wort, jede Handlung kostet. Der Priester
verspricht den Himmel und das Paradies.
Spiritualität ist ein freiwilliger Glaube und bedient sich der alten Weisheitstexte, die Hinweise
und Anregungen für ein nach innen, auf unseren göttlichen Wesenskern gerichtetes Leben, geben.
Frei von Zwang. Spiritualität hat den Sinn, zurück zum Göttlichen, zur Quelle, zu gelangen. Der
Weisheitslehrer verspricht die Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod.
Gut und Böse sind von Menschen ersonnene Kategorien bzw. Wertungen. Im Kosmos gibt es kein
Gut und kein Böse, alles ist so richtig wie es ist. Götter und Dämonen – beide haben ihre
Daseinsberechtigung. Am meisten freut sich der Kosmos, wenn man mit ihm fließt, das Leben so
annimmt wie es ist. Man fühlt sich wohl, wie der Fisch im Wasser, sagt der Volksmund. Dazu las ich
zwei sprechende Beispiele:
Ein Fisch, der ganz vom Wasser umgeben ist, wird das Wasser, das ihn umgibt, kaum verehren. Er
begnügt sich damit, mit dem Wasser in Harmonie zu fließen.
Würden wir dem Fisch erklären, dass Wasser physikalisch aus zwei Drittel Wasserstoff und einem
Drittel Sauerstoff besteht, er würde sich totlachen.
Die Ablehnung der rituellen und bezahlten Gottesverehrung ist uralt.
SHIVA: Er zerstörte das Opfer seines Schwiegervaters Daksha. Daksha war ein reiner Ritualist,
er mochte Shiva nicht und lud Ihn deshalb nicht zum Opfer ein. Doch wie kann ein Opfer
erfolgreich sein, wenn man den Urgrund allen Seins, in diesem Fall Shiva, vergisst?
KRISHNA: In der Bhagavat Gita II.42 erklärt Er klar der Herangehensweise über den ‘Lohn’, den
der Gläubige sich erhofft, eine Absage.
BUDDHA: Buddha war aus der Kriegerkaste und wandte sich gegen den Handel mit Riten der
Priester aus der Brahmanenkaste.
JESUS: Macht nicht meines Vaters Haus zu einem Kaufhaus.
Weisheitstexte auf meiner Shiva Seite: Ashtavakra Gita von Ashtavakra, Vachana Sahitya von
Basavanna.
Auf meiner Krishna Seite: Kapila Gita von Kapila, Jnanappana von Punthanam, Changdev Pasashti
von Gyaneshwar.
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Allgemeine Begriffe
Acharya
Adi
Asura
Atman
Paramatman
Begrüßung
Befreiung
Brahma
Brahman
Brahmanas
Brahmane
Deva
Deva/Devi
Guru
ISKCON
Hare Krishna
Bewegung
Ji und Shri
Mahabharata
OM
Ramayana
Swami
Stirnzeichen
Tilaka
Titel großer Weiser, der an den Namen angehängt wird – Shankaracharya.
Titel großer Weiser, der dem Namen vorgestellt wird – Adi Shankara.
Allgemeiner Begriff für das Dämonische, das Dunkle. Der Hinduismus
kennt unzählige Wesenheiten, die dem dämonischen/halbdämonischen
zugeordnet werden, für die unsere Sprache kein Wort kennt.
Gegenspieler, Sura, sind die Götter, das Lichte.
Die verkörperte Seele.
Die höchste, kosmische Seele, auch Brahman genannt.
Vishnu Anhänger begrüßen sich mit ‚Haribol‘.
Krishna Anhänger begrüßen sich mit ‚Hare Krishna‘ oder ‚Haribol‘.
Radha Anhänger begrüßen sich mit ‚Radhe Radhe‘.
Rama Anhänger begrüßen sich mit ‚Ram Ram‘.
Shiva Anhänger begrüßen sich mit ‚Om namah Shivaya‘.
Moksha, Mukti, Samadhi, Turiya bezeichnen die Befreiung aus dem
Kreislauf von Geburt und Tod, das Ziel des Hindus. Landläufig als
Erleuchtung bezeichnet.
Der Schöpfergott, der schöpferische Aspekt Brahmans. Brahma ist ein
Titel. Ebenso ist der König der Götter, Indra, ein Titel. Jeder
Schöpfungszyklus hat einen neuen Brahma und einen neuen Indra.
Das ewige Prinzip, das Numinose
Eine Literaturgattung
Die oberste der vier Kasten.
Allgemeiner Begriff für das Göttliche, das Lichte. Auch Sura bedeutet
das Göttliche, Gegenspieler, Asura, sind die Dämonen, das Dunkle.
Gott/Göttin.
Der spirituelle Lehrer.
International Society for Krishna Consciousness – Internationale
Gesellschaft für Krishnabewusstsein. Eine Glaubensgemeinschaft, die in
Krishna ihren höchten Gott sieht und ihrem Gründer Prabhupada
bedingungslos huldigt. Sie hat ihre eigene Ideologie und eine etwas
veränderte Darstellung der Vishnu Avatare. Sie vertritt die reine
Gottesliebe, Bhakti.
Ein Zeichen der Ehrerbietung. Shivaji, Guruji, Shri Vishnu, Shri Swami,
Shri Swamiji.
Das Epos, das die Geschichte der Kauravas und Pandavas erzählt.
Eingewoben ist die Bhagavad Gita. Das Göttliche heißt Krishna.
Der Urklang, richtig dargestellt AUM, AUM erzeugte eine Vibration, die
zur Schöpfung führte.
Das Epos, das die Geschichte Ramas erzählt. Das Göttliche heißt Rama.
Titel für eine geistig hochstehende Persönlichkeit.
Die Shiva Anhänger erkennt man durch drei waagerechte Aschestreifen
auf der Stirn. Asche, das Symbol der Vergänglichkeit.
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Tiru
Yoga
Yuga
Die Vishnu Anhänger erkennt man durch eine Art ‚V‘ aus Sandelholzpaste
auf der Stirn. Die duftende Sandelholzpaste, das Symbol des Lebens.
Die Zeichen der Göttin sind immer rot, so tragen die Frauen einen roten
Punkt auf der Stirn und/oder bestreichen sich den Scheitelansatz der
Haare mit roter Substanz.
Heilig auf Tamil. Schriften, die ‚Tiru‘ im Titel haben, kommen aus Tamil
Nadu.
Ein spiritueller Weg, um zur Transzendenz und zur Einheit von
verkörperter Seele und kosmischer Seele zu gelangen. Es gibt etliche
Yoga Wege: Bhakti Yoga will die Einheit durch Hingabe erreichen; Karma
Yoga durch absichtsloses Handeln; Jnana Yoga durch das Studium
metaphysischer Schriften; Kriya Yoga durch Techniken; Hatha Yoga
durch Körperarbeit.
Die vier Weltzeitalter, Satya, Treta, Dvapara, Kali.
Kali meint hier Zwietracht, nicht zu verwechseln mit der zornvollen
Göttin Kali.
Begriffe aus der Götterwelt
Ardhanarishvara
Brahma
Dattatreya
Ganesha
Hanuman
Hara
Hari
Harihara
Hariharaputra
Krishna
Lakshmi
Shiva halb Mann und halb Frau. Gott und Göttin sind eins.
Der Schöpfergott, verheiratet mit Sarasvati.
Weitere Namen: Der Vierköpfige; der auf dem Lotus Sitzende bzw. der
aus dem Lotus Geborene, da Er auf dem Lotus sitzt, der aus Vishnus
Nabel entspringt.
Brahma, Vishnu, Shiva als eine Gottheit. Soll deutlich machen, dass es
zwischen ihnen keine Unterschiede gibt, sie sind eins.
Sohn Shivas, der einen Elefantenkopf hat, er ist kein Elefantengott.
Ganesha setzt sich zusammen aus Gana (Heerscharen) und Isha (Herr),
er ist also der Herr von Shivas Heerscharen. Weitere Namen: Ganapati
(Gana – Heerscharen, Pati – Herr), Vinayaka (der die Hindernisse
beseitigt), Vighneshvara (Herr der Hindernisse). Er gilt als der
Beseitiger von Hindernissen, weshalb man ihn zu Beginn einer Handlung
verehrt. Er ist der Schwellenhüter.
Der Affengott aus dem Ramayana. Er gilt als Inkarnation Shivas. Weitere
Namen: Mahavir – großer Held; Maruti – Sohn des Windes; Anjaneya –
Sohn von Anjana.
Shiva
Vishnu
Shiva und Vishnu sind eins.
Sohn (Putra) von Hari und Hara. Vishnu hatte sich in eine Frau, Mohini,
verwandelt und Shiva verführt. Weitere Namen: Shasta, Ayappan.
Achte Inkarnation Vishnus. Berühmt durch Mahabharata und Bhagavad
Gita. Krishna bedeutet dunkel, kann also auch als Adjektiv gebraucht
sein. Weitere Namen: Vasudeva, Janardana, Madusudhana, Gopala,
Govinda, Balakrishna.
Krishna wurde in Mathura geboren, wuchs in Vrindavan als Kuhhirte auf.
Als Erwachsener ist Er der Beschützer der Pandavas im Mahabharata und
der spirituelle Lehrer Arjunas in der Bhagavad Gita.
Vishnus Gemahlin. Weitere Namen: Shri, Narayani.
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Parvati
Radha
Rama
Sarasvati
Shaivas
Shiva
der Gütige
Subrahmanya
Trimurti
Vaishnavas
Vishnu
Der alles
Durchdringende
Shivas Gemahlin. Weitere Namen: Devi, Uma, Parvati, Durga, Kali, Gauri,
Chandrika. Auch Ganga, der Ganges, ist die Göttin. Shivas erste Frau hieß
Sati, sie warf sie auch Trauer, weil Shiva missachtet wurde, ins Feuer
und wurde als Parvati wiedergeboren. Sati ist der Grund dafür, dass sich
früher Frauen ins Verbrennungsfeuer ihres Mannes warfen.
Radha ist Krishnas Gefährtin als Kuhhirte, sie war eine Gopi eine Kuhhirtin
bzw. ein Milchmädchen. Weitere Namen: Radharani, Radhika.
Siebte Inkarnation Vishnus. Berühmt durch das Ramayana. Seine
Gefährtin ist Sita. Weitere Namen: Ramachandra – der Mondgleiche;
Raghava – der aus der Dynastie Raghu Stammende.
Rama ist nicht zu verwechseln mit Parashurama, der sechsten
Inkarnation Vishnus und Balarama/Baladeva, dem Bruder Krishnas.
Gemahlin von Brahma, die Göttin der Weisheit, des Wortes, der Künste.
Weiterer Name: Bharati.
Anhänger Shivas.
Weitere Namen: Hara; Rudra; Mahesh – höchster Herr; Vishvanath – Herr
des Universums, weilend in Varanasi; Shankara – der Frieden Bringende;
Nataraj – der kosmische Tänzer; Mahadev – großer Gott; Nilakantha –
Blauhals, weil er einst das Gift der Welt trank und Sein Hals sich blau
färbte.
Sohn Shivas. Weitere Namen: Skanda, Karttikeya, Sharavanabhava,
Kumara, Murugan, Shanmukha, Guha.
Drei (tri) Gestalten (Murti) - Brahma, Vishnu, Shiva.
Anhänger Vishnus.
Weitere Namen: Hari; Bhagavan – höchster Herr; Jagannath – Herr des
Universums, weilend in Puri; Acyuth – der Unveränderliche; Purushottama
– höchste Seele; Narayan – der Ruhende (auf der Weltenschlange im
Urozean) aus dem alles hervorgeht.
Die Namen Vishnus sind mit Seinen Avataren austauschbar.
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Spirituelle Gemeinschaften sprießen aus dem Boden wie Pilze und jede dieser Gemeinschaften
preist ihren Guru als den Richtigen an. Meist ist Kommerz das einzige Ziel.
Indien hat erkannt was im Westen derzeit auf fruchtbaren Boden fällt und es liefert. Jeder
Ashram, der einen Westler an die Angel bekommt hat finanziell ausgesorgt.
Die Auslegung der Schriften ist immer subjektiv. Kennen wir bei unserer heiligen Schrift ja auch,
wie viele wagen sich an die Auslegung der Bibel.
Also seien Sie wachsam was Sie lesen. Wenn Ihnen eine Auslegung z. B. der zum Kassenschlager
gewordenen Bhagavad Gita nicht zusagt, dann ‚werfen‘ Sie sie nicht gleich weg, sondern lesen noch
eine von einem anderen Autor.
Informieren Sie sich, welche Ideologie der Autor vertritt. Ein buddhistisch, gottlos,
Ausgerichteter erklärt die Gita anders als ein auf Bhakti, die Gottesliebe, Ausgerichteter.
Prüfen Sie also erst Ihre eigene Ausrichtung und greifen dann zum Buch. Und vor allem, machen
Sie sich auch Ihre eigenen Gedanken, ihr eigenes Bild. Wir haben nämlich auch Weisheit in uns, die
durch Weisheitstexte angeregt wird.
Und wem die Bhagavad Gita nicht zusagt, der findet andere Weisheitstexte. Nur weil alle die
Bhagavad Gita anpreisen muss sie nicht für jeden geeignet sein.
Und nicht vergessen darf man die Mythen, auch wenn sie bei uns keinen Stellenwert haben.
Märchen waren einst für Erwachsene geschrieben, wir haben sie zur reinen Kinderliteratur
‚abgewertet‘. Der Inder lebt mit seinen Mythen, für Kinder ersinnt er eine Version für Kinder.
Werden Sie immer hellhörig, wenn ein Guru Wunder vollbringt und wenn man Ihnen Dogmen
auferlegt, um zum Ziel zu gelangen.
Die Schriften nennen ‚Siddhis‘, Fähigkeiten, die über die normalen menschlichen Kräfte
hinausgehen. Wer diese Siddhis besitzt ist ein Siddha. Dieser geht mit Sicherheit nicht in den
Westen um sie zu vermarkten, denn Siddhis kann man nicht erwerben, man muss sie sich über viele
Leben hindurch ‚erarbeiten‘. Der Siddha bleibt in seiner Höhle, er bedarf des Westens nicht.
Dogmen gehören in den Bereich der Religion, nicht der Spiritualität. Spiritualität braucht eine
gewisse Disziplin, aber keine Erpressung durch Dogmen, die, so man sie nicht einhält, die Strafe
eines göttlichen Wesens nach sie ziehen.
www.shivadarshana.de
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