Einführung in die Astronomie – Übungen Lösungsvorschläge zur 3. Übungsserie 2015-11-19 riz on Zum Obj ekt t( °) =9 0 (h n it Ze Ho m m Zu Zu Zum Nordpol (δ=90°) Aufgabe 3.1 h= 0° K) t (O ) (UK ek Obj Zu m ) δ Zum Äquator (δ=0°) OK Zu m Ho dir (h =9 0° ) riz on t( h= 0° Zu m Na ) Abbildung 1: Obere und Untere Kulmination. Abbildung 1 kann man entnehmen, dass die maximale Höhe (d. h. die Höhe der Oberen Kulmination, OK) gegeben ist durch hOK = 90◦ − |φ − δ |. Stimmen geografische Breite φ und Deklination δ überein, dann beträgt die maximale Höhe eines Objekts 90◦ , läuft es also durch den Zenit. Jede Differenz zwischen φ und δ (deshalb die Betragsstriche) reduziert die maximale Höhe. Die minimale Höhe (d.h. die Höhe der Unteren Kulmination, UK) ergibt sich zu hUK = −90◦ + |φ + δ |. Beide Formeln gelten auch auf der Südhalbkugel. Alternativ kann man auch über die Beziehungen der sphärischen Trigonometrie herangehen. Aus der Transformationsgleichung zwischen Horizont- und Äquatorsystem ergibt sich folgende Formel für die Höhe h über dem Horizont: sin h = cost cos δ cos φ + sin δ sin φ . wobei h die Höhe, t der Stundenwinkel, δ die Deklination des Himmelsobjekts und φ die geografische Breite des Beobachters ist. Die geografische Breite von Jena beträgt φ = 50◦ 550 = 50,9◦ . Am 22. Juni hat die Sonne eine Deklination von δ = +23,5◦ , am 23. Dezember gilt δ = −23,5◦ . Den höchsten Stand erreicht die Sonne mittags, also bei einem Stundenwinkel t = 0 h = 0◦ ; ihren niedrigsten Stand 12 Stunden später (t = 12 h = 180◦ ). Die Extrema von sin h für einen bestimmten Tag (also ein bestimmtes φ ) liegen damit bei sin hex = ± cos δ cos φ + sin δ sin φ = ± cos(φ ∓ δ ) = ± sin(90◦ − φ ± δ ) = sin(±90◦ − φ ± δ ) (1) ◦ = sin(±90 + φ ∓ δ ) (2) also hOK = und hUK = 90◦ − φ + δ 90◦ + φ − δ −90◦ + φ + δ −90◦ − φ − δ für φ − δ ≥ 0 für φ − δ < 0 für φ + δ ≥ 0 für φ + δ < 0. Die Fälle für ≥0 und <0 ergeben sich dabei jeweils aus Gleichung 1 und Gleichung 2. Für den 22. Juni (Sommersonnenwende) ergibt sich somit eine maximale Höhe der Sonne über dem Horizont in Jena von 62,6◦ 1 und eine minimale Höhe von −15,6◦ , also knapp 16 Grad unter dem Horizont. Zur Wintersonnenwende am 23. Dezember sind die Werte umgekehrt: am Mittag steht die Sonne hier nur 15,6◦ über dem Horizont – um Mitternacht befindet sie sich bei h = −62,6◦ unter dem Horizont. Die Rechnung ließe sich analog für Tromsø (φ = 69◦ 390 = 69,7◦ )durchführen. Zur Sommersonnenwende beträgt der Höchststand der Sonne hier 43,8◦ – sie steht also deutlich tiefer als in Jena. Dafür steht sie um Mitternacht immer noch 3,2◦ über dem Horizont – es wird also die ganze Nacht nicht dunkel. Zur Wintersonnenwende ist die Situation wieder umgekehrt: Selbst zu Mittag steht die Sonne immer noch etwa 3,2◦ unter dem Horizont. Ursache für die Unterschiede ist die Tatsache, dass Tromsø schon innerhalb des nördlichen Polarkreises liegt, der bei einer geografischen Breite von 90◦ − 23,5◦ = 66,5◦ beginnt. Ab hier geht für mindestens einen Tag im Jahr die Sonne im Winter nicht auf (Polarnacht) und entsprechend für die gleiche Anzahl an Tagen im Sommer nicht unter (Polartag). Aufgabe 3.2 Das Problem und die gesuchten Winkel bzw. Koordinaten sind in Abb. 2a dargestellt. Ekliptik- und Äquatorialebene sind gegeneinander um etwa ε = 23,4° geneigt. Entsprechend ist der ekliptische Nordpol (ENP) auch automatisch um diesen Winkel vom äquatorialen Nordpol (dem Himmelsnordpol) entfernt. Seine Deklination beträgt somit δENP = 90° − 23,4° = 66,6°. (3) Ekliptiksystem und Äquatorialsystem II teilen sich den Frühlingspunkt, die Schnittrichtung zwischen den beiden Bezugsebenen, als Bezugsrichtung. Der ENP ist also entweder in Richtung α = 6 h oder α = 18 h um 23,4° verkippt. Da die Sonne nun im Sommer (also beispielsweise zum Sommeranfang bei α = 6 h) oberhalb des Äquators steht, muss der ENP Richtung αENP = 18 h (4) verschoben sein. Der ekliptische Südpol ist entsprechend gegenüber, also bei δESP = −66,6°, αESP = 6 h. (5) Zusatzaufgabe 3.3 Als Vorarbeit ist es günstig den Abstand zwischen zwei gegebenen Punkten (z. B. im Äquatorialsystem II: P1 = (α1 , δ1 ) und P2 = (α2 , δ2 )) in einem Himmelskoordinatensystem zu kennen. Dieses Problem ist in Abb. 2b dargestellt, die gesuchte Entfernung ist a. Ein für die Berechnung geeignetes nautisches Dreieck ist das durch P1 , P2 und den Himmelsnordpol aufgespannte. Von diesem kennen wir die Größen c = 90° − δ1 , b = 90° − δ2 , A = α2 − α1 . Mit dem Kosinussatz der sphärischen Trigonometrie lässt sich daraus a (bzw. cos a) ermitteln: cos a = cos b cos c + sin b sin c cos A = cos(90° − δ1 ) cos(90° − δ2 ) + sin(90° − δ1 ) sin(90° − δ2 ) cos(α2 − α1 ) = sin δ1 sin δ2 + cos δ1 cos δ2 cos(α2 − α1 ). (6) Sind wie hier Horizontkoordinaten (P1 = (A1 , h1 ) und P2 = (A2 , h2 )) gegeben, folgt analog cos a = sin h1 sin h2 + cos h1 cos h2 cos(A2 − A1 ). (7) In Abb. 2c ist das eigentliche Problem dargestellt, der gesuchte Winkel zwischen den Großkreisen, die Stern (∗) 2 und Nordpol (HNP) sowie Stern und Sonne () verbinden. Der direkte Weg führt jetzt über eine Berechnung aller drei Seitenlängen des eingezeichneten Dreiecks (das jetzt ein anderes ist, als das eben verwendete) zu einer anschließenden Berechnung des Winkels mittels Kosinussatz. Man beginnt dann mit cos a = sin hHNP sin h + cos hHNP cos h cos(AHNP − A ) = sin hHNP sin h , | {z } (8) 90° cos c = sin hHNP sin h∗ + cos hHNP cos h∗ cos(AHNP − A∗ ) | {z } 180° = sin hHNP sin h∗ − cos hHNP cos h∗ = − cos(hHNP + h∗ ) c = 180° − (hHNP + h∗ ), (9) cos b = sin h∗ sin h + cos h1 cos h2 cos(A∗ − A ) = sin h∗ sin h , | {z } (10) −90° cos A = cos a − cos b cos c sin b sin c (11) und erhält cos A = = = = = sin hHNP sin h + sin h∗ sin h cos(hHNP + h∗ ) p (da sin2 x + cos2 x = 1) 2 2 1 − sin h∗ sin h sin(hHNP + h∗ ) sin h sin hHNP + sin h∗ (cos hHNP cos h∗ − sin hHNP sin h∗ ) p · 2 2 sin(hHNP + h∗ ) 1 − sin h∗ sin h sin hHNP cos2 h∗ + sin h∗ cos hHNP cos h∗ sin h p · sin(hHNP + h∗ ) 1 − sin2 h∗ sin2 h :1 h sin h cos h∗ sin hHNP cos h∗ + sin h cos HNP ∗ p · + h ) 2 2 sin(h HNP ∗ 1 − sin h∗ sin h sin h cos h∗ sin(−20°) cos 60° p ≈ −0,18 =q 1 − sin2 h∗ sin2 h 1 − sin2 60° sin2 (−20°) A ≈ 100°. (12) (13) Alternativ könnte man aber auch ausnutzen, dass der Zenit auf demselben Großkreis liegt, der Stern und Nordpol verbindet, weil A∗ = 0 h (der Stern liegt also im Süden) und AHNP = 12 h. Man kann also auch das Dreieck aus Stern, Zenit und Sonne nutzen (Abb. 2d). Der Vorteil hiervon ist, dass nur die Strecke zwischen Stern und Sonne zunächst unbekannt ist. Der Abstand Zenit–Sonne dagegen ergibt sich aus der Höhe der Sonne. Hier hat man a = 90° − h = 110°, c = 90° − h∗ = 30°, cos b = sin h∗ sin h (siehe oben), cos a − cos b cos c cos A = sin b sin c und erhält ebenfalls cos A = = sin h − sin h∗ sin h sin h∗ p , 1 − sin2 h∗ sin2 h cos h∗ sin h cos h∗ p . 1 − sin2 h∗ sin2 h (14) 3 b) a) Himmelsnordpol Himmelsnordpol b ε c δENP P1 A b b a b δ1 Äquator ik Eklipt −αENP ε b α1 P2 δ2 α2 d) c) Himmelsnordpol Himmelsnordpol b b c b N H or izo a nt Himmelsäquator Sonne A b Stern b N H or izo nt Himmelsäquator Sonne b φ S Z c A a b Stern b b φ S Abbildung 2: a) Lage des ekliptischen Nordpols (αENP , δENP ) im Äquatorsystem II. b) Abstand a zwischen zwei Punkten P1 = (α1 , δ1 ) und P2 = (α2 , δ2 ). c) Nautisches Dreieck zwischen Stern, Himmelsnordpol und Sonne. d) Nautisches Dreieck zwischen Stern, Zenit und Sonne. 4