Thomas von Aquin (1225 – 1274) • christlicher Lehrer und Dominikanermönch • verkörpert die Scholastik („Schulwissenschaft“), den „scholastischen Höhepunkt“ • strebte eine Einigung der Lehre Aristoteles mit der christlichen Theologie an = wollte Glaube und Vernunft in Einklang bringen • Seele als Prinzip des Lebens, der Bewegung und des Erkennens (Individualität) = eigene, körperunabhängige Substanz (dennoch braucht sie den Körper zur Sinneserfahrung, nur dadurch gelangt sie zur Erkenntnis) → Hylemorphismus (Seele als Form des Körpers = Einheit) → sie ist unsterblich (bewahrt die Identität und Kontinuität) → Seele ist nicht mit Gott gleichzusetzen (von Gott bekommt sie das grundsätzliche Wissen, das Handeln danach liegt jedoch beim Menschen) • Aus Sinneserfahrungen können universale Ideen bzw. allgemeingültige Wesenserkenntnisse abstrahiert werden. Diese können aufgenommen und gespeichert werden = Trennung zwischen tätiger Verstand (abstrahiert aus den Sinneserfahrungen universale Ideen) und rezeptiver Verstand (nimmt diese Erkenntnisse auf und speichert sie) • Betonung der Einheit des Menschen (Begriff der Person: besteht aus Körper, Seele, Geist) • Maßgebend: Begriffspaar von Aristoteles = aus „Möglichkeit und Wirklichkeit“ wurde für Thomas von Aquin „Wesen und Sein“ • Hinter allem steht das Streben nach Glück (Motiv des Handelns) • Empirismus • Realist im Universalienstreit (Allgemeinbegriffen kommt Realität zu) → Rückbesinnung auf Thomas von Aquin im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, diese wurde als Neoscholastik bezeichnet. (u. a. war durch diese einer der bedeutendsten Gründerpersönlichkeiten der modernen Psychologie beeinflusst: Franz Brentano) Aristoteles 384 – 322 v. Chr. Geb. in Makedonien − Aufnahme in der Akademie Platons − Gründet dann seine eigene Philosophie und -schule − Wirkt als Erzieher von Alexander dem Großen − Die griechische Philosophie erreichte ihren Gipfel mit Aristoteles, dem Schöpfer des universellsten philosophischen Systems der Antike, eines Systems, das sowohl materialistische als auch idealistische Elemente enthält. Beim Versuch, das "Wesen" der Dinge zu erkennen und zu beschreiben, gelangte Aristoteles zum Bild einer Stufenleiter, deren niedrigste Stufe die unbelebte Natur darstellt, und deren höhere Stufen die belebten Dinge versinnbildlichen. Als Ausgangspunkt für die Klassifikation der Lebewesen diente Aristoteles die Überlegung, dass die Form dieser Wesen die Seele sein müsse; "Seele besitzen" ist danach nur ein anderer Ausdruck für "leben". Nun bedeutet aber "Seele besitzen" nicht dasselbe für eine Pflanze, ein Tier und einen Menschen. Pflanzen scheinen weniger beseelt zu sein als Tiere und jene wiederum weniger als Menschen. Pflanzen, die ja nur vegetieren, haben nach Aristoteles eine vegetative Seele, die Ernährung, Wachstum und Fortpflanzung steuert, bei den Tieren kommt eine animale Seele hinzu, die zusätzlich die Wahrnehmung und die Empfindung bewirkt und dadurch das Tier über das Pflanzliche hinaushebt. Beim Menschen kommt schließlich zur vegetativen und animalen Seele die Geistseele hinzu, die ihn vom Tier unterscheidet und zu dem macht, was er ist. Die Dreiteilung der Seele hat somit ihre Entsprechung in den drei Seinsstufen des Lebendigen, repräsentiert durch das Geschlecht der Pflanzen (hier wären auch primitive, einzellige Lebewesen einzuordnen, die Aristoteles noch nicht kannte), das Geschlecht der Tiere und das Menschengeschlecht. − Von besonderer Wichtigkeit ist es, wie Aristoteles das Verhältnis zwischen Körper und Seele gesehen hat. Am Anfang des zweiten Buchs "Über die Seele" (De anima II. 414a), wo Aristoteles das Prinzip der Seele einführt, heißt es: "die Seele gibt es weder ohne Körper noch ist sie ihrerseits Körper" und dann: "sie (die Seele) ist zwar nicht Körper, wohl aber etwas an einem Körper". Hier wird ganz deutlich herausgestellt, dass einerseits ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Seele und Körper vorhanden ist (Seele ist nicht Körper), als auch andererseits eine unlösbare Gebundenheit der Seele an den Körper existiert (Seele gibt es nicht ohne Körper). Mit heutigen Begriffen ist die aristotelische Seele ein übermaterielles Lebensprinzip, welches untrennbar an das Körperlich-Materielle gebunden ist und dieses überformt. Dieses Lebensprinzip ist bei Aristoteles menschlichen Sinnen und menschlicher Erfahrung zugänglich und keinesfalls ein übersinnliches oder übernatürliches Prinzip. − Durch Aristoteles ist der materialistische (Demokrit) und idealistische (Platon) Denkansatz seiner Vorgänger zu einem ganzheitlichen Denkansatz vereint worden, der besonders deutlich in dem angenommenen Körper-Seele-Verhältnis zum Ausdruck kommt. Lebewesen bilden eine Ganzheit aus Körper und Seele und das eine ist bei ihnen nicht ohne das andere denkbar. Körper ohne Seele ist ein Totes und kein Lebendes und Seele ohne Körper ist ein Gedankengespinnst Aurelius Augustinus (354 – 430 v. Chr.) • Wichtige Rolle in der christl. Spätantike bis zum Beginn des MA = er führt platonische Schriften u. Begriffe in die damalige christliche Lehre • in dem Buch „Bekenntnisse“ beschreibt er seine Illuminationstheorie, wonach das Wort Gottes das wahre Licht sei − jeder kann mit Gottes Hilfe die Wahrheit erkennen − die Erleuchtung kommt von Gott − Erkenntnis folgt aber nicht ohne Zutun des Menschen = Wahrheit der Seele wird durch Gott eingestrahlt und durch die Selbstbeobachtung erkannt • „Entdeckung des inneren Menschen“ (der Mensch muss sich vor Gott verantworten) = die innere Erfahrung führt zu Gott und zu Wissen über das Selbst • der Weg der Erkenntnis führt über eine Wendung vom Äußeren zum Inneren (mittels des Bewusstseins) = im Innern des Menschen wohnt die Wahrheit, der Verstand schafft sie nicht, sondern findet sie vor (Menschen sollen nach Augustinus in sich selbst einkehren, dadurch bekommen sie Sicherheit und Gewissheit) → Musterbeispiel für die Methode der Introspektion (Wahrheit ist nicht über die Sinne im Außen erfahrbar, sondern nur durch Innenwendung/ Reflexion) • Augustinus unterscheidet die körpernahen Sinnesempfindungen, die Begierden und die seelischen/geistigen Vorgänge, die Bezug zu zeitlichen Dimensionen haben: − Das Gedächtnis (Vergangenheit) − Verständnis und Einsicht (Gegenwart) − der Wille (Zukunft) → die Vorstellung ist ein Zwischenglied zwischen Gedächtnis und Einsicht • Seele bei Augustinus: − Seele ist individuell, unveränderlich und unsterblich (Fegefeuer) − Anima rationalis (Bereich des Geistes u. Willens) und Anima irrationalis (Bereich der Triebe, sinnliche Wahrnehmung und Gedächtnis) − Seele ist unkörperlich und unteilbar (Dualismus) = sie regiert den Körper und gibt ihm Befehle) − Erkennende Funktion der Seele (Gottes- und Selbsterkenntnis) − Aufgabe, zwischen Gott und materieller Welt zu vermitteln − Seele als Lebensprinzip • die einzelnen seelischen Vorgänge sind zwar voneinander unterscheidbar, bilden aber eine Einheit, die sich in der Erfahrung des Selbst ausdrückt • Praktische Auswirkungen: − Überlegungen markieren das bis heute aktuelle Problemfeld des Wollens, Könnens und Handelns sowie dessen Erklärungen − Psychologie der Moderne: Begriff Selbst wird zum Inbegriff der Eigenständigkeit des erlebenden Menschen − Frage, welche seel. Fähigkeiten es gibt, wie man sie erforschen kann und in welchem Verhältnis sie stehen, sind zentrale Themen der aktuellen Psychologie − Frage des Verhältnisses von Kognition, Emotion und Volition = Intellektualismus vs. Voluntarismus (freie Entscheidung, nicht zu sündigen) − Seelenlehre wird zur Lehre von der inneren Erfahrung − er entwickelt eine Gnadenlehre von Gott − nur der Geist ist rein und der Mensch muss sich von der Sinnenwelt abwenden und sich der höheren Seele zuwenden Franz Brentano (1838 – 1917) • Gründerpersönlichkeit der modernen Psychologie (kommt aus der scholastischen Philosophie) • Werk „Psychologie vom empirischen Standpunkt aus“ (1874) = Naturwissenschaft als Vorbild • Intentionalität als Hauptmerkmal des Psychischen • Brentano sucht nach Unterschieden von physischem und psychischem Bewusstsein (auch Wundt/ James), Bewusstsein von etwas • Psychisches - sind Akte nach außen gerichteter Intentionen (und subjektiven Verhaltens) kann nicht beobachtet werden, sonst wird das Beobachtungsobjekt zerstört. kann bemerkt oder im Rückblick erschlossen werden • Intentionale Inexistenz: - eigentliche Inhalt worauf sich das Bewusstsein bezieht ist dieses „etwas“ – also z. B. der Gedanke an den Geliebten heute werden intentionale Objekte als semantischer Gehalt bezeichnet • Brentanos Problem in der Philosophie des Geistes: - Beweis der Intentionalität aller psychischen Phänomene Ist Intentionalität ein naturgesetzliches Phänomen? Ziel ist, physikalisch beschreibbare Bedingungen angeben zu können, unter denen ein mentaler Ausdruck etwas bestimmtes bedeutet • Brentano will naturwissenschaftliche Methoden in der Psychologie - - Basis bilden Erfahrungen im Sinne des konkret Gegebenen (in ihr sind psychische Phänomene unmittelbar gegeben) Methode: systematische, experimentelle Selbstbeobachtung zunächst eine deskriptive Psychologie: Diese hat das Ziel eine Klassifizierung psychischer Phänomene → Grundstein für die Phänomenologie (Deskription als solide Basis, bevor nach konkreten Zusammenhängen gefragt und geforscht wird) dann eine genetische Psychologie die sich mit Fragen der Entstehung beschäftigen soll Ich habe Ihre Diskussion verfolgt und mir folgende Gedanken dazu gemacht: Brentano sieht in der Naturwissenschaft die Methode der Psychologie, wobei Erfahrungen im Sinne des konkret Gegebenen die Basis bilden. Psychische Phänomene sind aus seiner Sicht in der Erfahrung unmittelbar erfassbar. Als Methoden dienen die systematische, experimentelle Selbstbeobachtung, die sprachliche Darstellung des Gegebenen sowie experimentelle Untersuchungen, die der deskriptiven Psychologie dienen, um im Ergebnis zunächst Klassen psychischer Phänomene zu bilden. Die Intentionalität ist nach Brentano das Hauptmerkmal des Psychischen. Die innere Wahrnehmung beachtet ein psychisches Phänomen, wird darauf aufmerksam und es entsteht das Vorgestellte oder das Gedachte. Dieses Vorgestellte, Gedachte, Beurteilte, Geliebte, Begehrte (u.s.w.) wird intentionale Inexistenz genannt. Es ist also der eigentliche Inhalt, auf den sich die Vorstellung, der Gedanke, das Urteil, die Liebe, das Begehren (u.s.w.) (= Bewusstsein) bezieht. Nun kommt der Aspekt 'naturgesetzlich' ins Spiel. Dabei soll naturgesetzlich im Sinne immer wieder bestätigter Hypothesen und daraufhin bewährter Theorien verstanden werden. Brentano sieht psychische Funktionen (Vorstellungen... Emotionen) als Akte im Sinne nach außen gerichteter Intentionen und subjektivem Verhalten. Alle diese Funktionen sind auf etwas gerichtet. Sie alle sind intentional und zwar in der Weise, dass sie sich 1. auf etwas als Inhalt beziehen und 2. auf sich selbst beziehen (Selbstbezüglichkeit). Mit diesen Formulierungen wird deutlich, dass Brentano von einem großen Geltungsbereich (als wichtiges naturgesetzliches Attribut) ausgeht. Intentionalität besteht nicht nur für eine dieser psychischen Funktionen sondern für alle. Weiter hat die Deskription des Gegegebenen und dessen Ausrichtung einen hohen Erklärungswert (ebenfalls ein wichtiges naturgesetzliches Element) für Psychisches und bildet eine solide Basis, bevor nach konkreten Zusammenhängen gefragt und geforscht wird. Brentanos Problem aus naturgesetzlicher Perspektive bestand im 'Beweis' der Intentionalität aller psychischen Phänomene, dem er sich wiederum durch die eingangs beschriebenen Forschungsmethoden annäherte. René Descartes (1596 – 1650) • Vertraut mit Scholastik und Humanismus (Studien zur Metaphysik u. Medizin) • Er zweifelte an: theologische und philosophische Meinungen und die Wahrheit der Sinneserkenntnisse (= Begründer des Rationalismus „ich zweifle also bin ich“) • interaktionistischer Dualismus • Mechanismus • „Was denkt hat eine Seele (= denkende Substanz)“ = res cogitans: unsterblich, demgegenüber res extensa (Körpersubstanz): sterblich. • Gott als „Urheber“, Descartes „glaubt“ an die Naturgesetze = Hauptinteresse liegt bei Gott und der Seele, wie bei Augustinus, nur will er sie mit Hilfe der Philosophie ergründen. • Seiner Ansicht nach, kann der Mensch den freien Willen nutzen, damit so die Vernunft zur Erkenntnis gelangt. • Er gibt als Erfinder des Leib-Seele-Problems: „Wie sollen Körper und Geist miteinander kommunizieren?“ Er trennt Körperwelt und Bewusstsein. • Theoretische Nachwirkungen: - Cartesianischer Dualismus: Subjekt-Objekt-Spaltung. Als seine Prinzipien gelten Selbstgewissheit des Ichbewusstseins (Cogito ergo sum), Klarheit und Deutlichkeit als Kriterium der Wahrheit, Materie als Raumerfüllung, Dualismus, methodischer Zweifel, Rationalismus und die Wertschätzung der Mathematik. - Reflexbogen der Körperwelt wurde von Descartes erkannt und das ca. 200 Jahre vor Darwin. Im 19. und 20. Jahrhundert hatte das Auswirkungen auf die Reflexologie und den Behaviourismus. - Dualismus – Wissenschaftliches Dogma und wurde erst teilweise überwunden durch moderne Psychosomatik. - Teilfunktion der Denkseele: Das war ein Vorläufer des Kognitivismus. • Psychologie ohne Seele im 19. Jahrhundert – dadurch setzte sich der Begriff Bewusstsein durch, aber auch Seele war noch gebräuchlich. Wilhelm Dilthey (1833-1911) Ideen über eine beschreibende und zergliedernde Psychologie • Unterscheidung einer geisteswissenschaftlich orientierten, beschreibenden und zergliedernden Psychologie („verstehende Psychologie“) von der damals aufkommenden naturwissenschaftlich orientierten, erklärenden Psychologie = die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir • Erklärende Psychologie: kausaler Rahmen wird konstruiert, darin werden strukturbildende Hypothesen erstellt und miteinander kombiniert (Kritik von Dilthey: objektive Ordnung der Natur sei unserem lebendigen Denken aufgedrungen worden) • Verstehende Psychologie: sie geht vom Nacherleben seelischer Zusammenhänge aus und erfasst diese in ihrer Strukturgesetzlichkeit; beim Verstehen anderer Menschen handelt es sich um Vorgänge, mit denen aus dem eigenen Erfahrungshaushalt heraus auf die Erlebnisse anderer Menschen geschlossen wird = Untersuchung des subjektiven Erlebens Eigenschaften der Struktur des Seelenlebens • Äußere Welt (Systeme der Kultur wie Religion, Wirtschaft, Recht) ist organisiert in Verbänden, aus diesen Organisationen geht der lebendige Zusammenhang der Menschen und der Menschenseelen hervor (= innere Welt) → innere und äußere Welt interagieren und stehen in Wechselwirkung • Der psychische Lebensprozess ist von den einfachsten bis höchsten Formen eine Einheit (höchste Stufe: Einheit der Person, Einheit des Bewusstseins) • Mit seiner Auffassung des Bewusstseins als Leben und Erlebnis überwand er drei Schwächen älterer Bewusstseinstheorien: Es gibt für ihn - Keine isolierten Bewusstseinselemente (eine Theorie über deren Zusammenhang wird überflüssig) keine Trennung von Bewusstsein und Außenwelt (kein in sich verschlossenes Bewusstsein) keinen Leib-Seele-Dualismus. Methode • Beschreiben, Zergliedern/Analyse des Erlebens, Anschmiegen an den Gegenstand, gegenseitige Kompensation der Hilfsmittel bei Mängel → Hermeneutik als Alternative zu den erklärenden Verfahren in den Geisteswissenschaften Gustav Theodor Fechner (1801-1887) Begründer der Psychophysik widmete er sich der Beziehung zwischen dem Physischen und Psychischen. Naturphilosophie und exakte Naturwissenschaft vereinte er so zu einem originellen wie originären Werk. Zwei Wissenschaften wurde von ihm auf diesem Wege begründet: Die Psychophysik und die experimentelle Ästhetik. Die Psychophysik stellt eine der wissenschaftshistorisch ältesten psychologischen Fragestellungen dar. Sie bezieht sich auf die gesetzmäßigen Wechselbeziehungen zwischen subjektivem psychischen (mentalen) Erleben und quantitativ messbaren, also objektiven physikalischen Reizen als den auslösenden Prozessen. Die Psychophysik wurde 1860 als Teilgebiet der experimentellen Psychologie von Gustav Theodor Fechner begründet und stützt sich auf die Vorarbeiten von Ernst Heinrich Weber und Konrad Hoppe. Sie wird bisweilen auch als Teilgebiet der Sinnesphysiologie, Wahrnehmungspsychologie oder der Psychophysiologie betrachtet und befasst sich z.T. auch mit ästhetischen Fragen des Geschmacks. (1) Äußere Psychophysik (2) Innere Psychophysik (3) Physiologie Auf Fechner geht die Unterscheidung zwischen äußerer und innerer Psychophysik zurück. Während die äußere Psychophysik den Zusammenhang zwischen Reizungen der Sinnesorgane und Erleben misst, beschäftigt sich die innere Psychophysik mit den Relationen zwischen neuronalen Prozessen und Erleben. Meist wird unter „Psychophysik“ primär die Untersuchung von Reiz – Erlebenszusammenhängen verstanden, während der Bereich der inneren Psychophysik der kognitiven Neurowissenschaft zugeordnet wird. Diese Zuordnungen resultieren aus der Tatsache, dass Fechner die innere Psychophysik nur theoretisch postulieren konnte, aber aufgrund fehlender neurowissenschaftlicher Methoden nicht an ihr forschen. Francis Galton (1822-1911) • Menschliche Eigenschaften einschließlich Intelligenz sind angeboren (Darwin) • Beschäftigte sich mit der Erhebung individueller Unterschiede = individuelle Variation sei das Ergebnis der Evolution → Gesellschaft braucht Vielfalt • Suchte nach Tests zur Intelligenzmessung und wandte Statistik auf die Persönlichkeitsforschung an (er schloss von physische auf psychische Merkmale) • Begründete die Zwillingsforschung • Er prägte den Begriff „Eugenik“ (Anwendung humangenet. Erkenntnisse auf Politik) → Trug viel zur Entstehung des Sozialdarwinismus und des Rassismus bei Hermann Ebbinghaus (1850-1909) • Beeinflusst von Helmholtz, Weber und Fechner • Beschäftigte sich mit Lernschwierigkeiten und Gedächtnisproblemen • Assoziationsprinzip spielt in der Gedächtnis und Lernpsychologie eine große Rolle • Gedächtnis sollte in die experimentelle Psychologie miteinbezogen werden • Bevorzugte für die Prüfung von Lernleistungen nicht vorbelastete Lernelemente: = Sinnlose Silben (Selbstversuche) → führte allerdings zu einer künstlichen Verkürzung der Gedächtnisforschung (man benötigt gerade einen Sinn, wenn man lernt!) 2.3.3 Helmholtz Zu den größten Wissenschaftlern des 19. Jahrhunderts gehört Herrmann von Helmholtz (1821 - 1894), und obwohl die Wahrnehmungspsychologie gar nicht sein Hauptarbeitsgebiet war, hat er hier so bedeutende Beiträge geliefert, dass wir ihn zumindest als einen der einflussreichsten Wahrnehmungspsychologen seiner Zeit betrachten können. Seine Arbeiten zur Nervenleitgeschwindigkeit sowie zur physiologischen Optik und Akustik haben die Psychologie ebenso nachhaltig verändert wie seine Auffassungen über den Zusammenhang zwischen Sinnesreiz und Wahrnehmungsergebnis. Im Jahre 1849 führte Helmholtz in Königsberg Untersuchungen zur Nervenleitgeschwindigkeit durch und fand, dass die Verzögerungszeit zwischen Erregung und Muskelreaktion bei einem Frosch mit etwa 30 Metern pro Sekunde ziemlich langsam war. Weil er nicht sicher war, dass die Leitgeschwindigkeit der Sinnesnerven ähnlich niedrig war, reizte er Zeh und Oberschenkel eines Menschen gleichzeitig und schloss aus dem Unterschied der Reaktionszeiten, dass die Leitgeschwindigkeit hier zwischen 50 und 100 Metern pro Sekunde lag. Dadurch musste die damals herrschende Vorstellung von der unmittelbaren Reaktion des Körpers auf wahrnehmbare Ereignisse durch ein Konzept der zeitlichen Aufeinanderfolge einer Reihe von neuronalen Ereignissen abgelöst werden. Dieses Konzept bereitete den intellektuellen Boden für die Auffassung vieler interner Verarbeitungsschritte zwischen der Stimulation der Sinnesorgane und der Wahrnehmungsreaktion. Ein Großteil der heutigen Reaktionszeit-Psychologie basiert auf dem Gedanken der Aufeinanderfolge unterschiedlicher Verarbeitungsstufen. Aus seinen zahlreichen Beiträgen zur Wahrnehmungspsychologie u.a.: Farbentheorie, die Resonanztheorie des Hörens und das Konzept der unbewussten Schlüsse. Nachdem Thomas Young (1802) die Theorie aufgestellt hatte, daß Licht eine Form der Wellenbewegung ist und daß das Licht im allgemeinen gleichzeitig Wellen aus dem gesamten Spektrum enthält, wurde die Frage diskutiert, wie das Auge die verschiedenen Farben unterscheiden kann. Young meinte, dass die Retina drei Typen von Rezeptoren enthält, die jeweils für eine der drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau empfindlich ist. Helmholtz entwickelte diese Theorie durch Unterscheidung zwischen additiver und subtraktiver Farbmischung weiter zu einer Dreifarben-Theorie des Farbsehens, die wir heute als YoungHelmholtz-Theorie kennen. Weiterhin war Helmholtz von der Idee fasziniert, daß das Gehör (nach Gustav Ohin, 1843) komplexe Klänge analysiert, und er machte sie zur Grundlage seiner Resonanztheorie. Er glaubte, daß das Ohr selbst über eine Anzahl von mechanischen Resonatoren verfügt, die auf bestimmte Frequenzen abgestimmt sind und bei jedem Klang ein spezifisches Erregungsmuster liefern, welches nicht global als Klang, sondern in seinen Komponenten wahrgenommen wird. Mit dieser Idee entwickelte er gleichzeitig Müllers Gesetz der spezifischen Sinnesenergien weiter, indem er annahm, daß nicht nur das Sehen, Hören, Riechen usw. durch spezifische Nerven zustande kommt, sondern daß sogar innerhalb jedes Sinnessystems die einzelnen Nervenfasern spezifische Auswirkungen haben. Vereinfacht ausgedruckt, nahm Helmholtz an, daß die aus dem Ohr austretenden Nervenfasern jeweils auf bestimmte Frequenzen abgestimmt sind. Der Gedanke, daß anatomische Strukturen auf der Basilarmembran mit den tonalen Komponenten des Schalls in spezifische Resonanz kommen, ist auch in den heute geltenden Orts- und Periodentheorien der Tonhöhenwahrnehmung enthalten. Die auch heute noch populäre Vorstellung, daß die Information, die die Rezeptoren unserer Sinnessysteme über die Umwelt liefern, nicht ausreicht, um in uns ein realistisches und korrektes Bild der Welt zu erzeugen, stützt sich vor allem auf die Unterscheidung zwischen sinnlicher "Perzeption" und bewußter Erfassung des Gegenstandes ("Apperzeption") durch Leibniz einerseits und den durch Helmholtz bekannt gewordenen Begriff der unbewußten Schlüsse andererseits. In seiner allgemeinsten Form besagt dieser Begriff, daß die neurale Sinnes-Information durch kognitive Prozesse (vor allem Gedächtnisprozesse) ergänzt und interpretiert wird. Für sein Konzept brachte Helmholtz drei Argumente vor: 1. Unbewußte Schlüsse sind normalerweise nicht revidierbar. Gegen bestimmte Erfahrungen, wie z.B. Kontrastfarben oder das Einzelbild beim binokularen Sehen, könnten wir uns auch bei bewußter Anstrengung nicht wehren. 2. Unbewußte Schlüsse werden durch Erfahrung gebildet. Helmholtz meint damit, daß wir zunächst bewußte Schlüsse ziehen, die dann durch ständige Wiederholung automatisiert und damit unbewußt werden. Bestimmte Konstellationen der Netzhautbilder lösen dann automatisch Assoziationen aus. In diesem Zusammenhang verweist er auf uneindeutige Bilder und optische Täuschungen, die erst dann eindeutig und dann aber auch unwiderstehlich werden, wenn wir sie auf eine bestimmte Weise interpretiert haben. Manchmal können wir diese Interpretation wieder rückgängig machen, jedoch müssen wir dann bewußt eine analytische Haltung bei der Wahrnehmung einnehmen. Hier führt Helmholtz seine Unterscheidung zwischen Empfindung und Wahrnehmung ein: Die Empfindung liegt vor den unbewußten Schlüssen, während die Wahrnehmung abhängig von diesen Schlüssen ist. Streng genommen sind nur die Empfindungen unabänderbar und nicht durch Erfahrung modifizierbar, während in die Wahrnehmung unbewußte Schlüsse eingehen, die durch Erfahrung teilweise revidiert werden können. 3. Unbewußte Schlüsse sind induktiv, ebenso wie bewußte. Das Gehirn schließt nach Helmholtz von früheren Erfahrungen automatisch und unbewußt auf neue; es generalisiert ähnlich, wie wir es beim induktiven logischen Schließen bewußt tun. Daraus folgt, daß wir auch Gegenstände, die wir noch nie gesehen haben, dreidimensional sehen können, weil unser Gehirn Erfahrungen mit ähnlichen Gegenständen anwendet und die Empfindungen durch Gedächtnisinhalte ergänzt. Heute wird das Konzept der unbewußten Schlüsse oft als Beginn der "Kognitionspsychologie" angesehen (vgl. Mausfeld 1994), wobei jedoch meist übersehen wird, daß die Grundannahme, die den Sinnesapparaten zur Verfügung stehenden Informationen seien grundsätzlich nicht ausreichend, die Wahrnehmungspsychologie auf eine recht zweifelhafte Ausgangslage festgelegt hat. Johann Friedrich Herbart (1776-1841) Werk „Psychologie als Wissenschaft“ Herbart versucht die Mathematik auf innere Vorgänge anzuwenden und die Psychologie als strenge Wissenschaft zu etablieren • zu inneren Erfahrungen kommt es in erster Linie über Vorstellungen • Seele als immaterielle Substanz ist einheitlicher Träger dieser Vorstellungen • es können nicht beliebig viele Vorstellungen gleichzeitig im Bewusstsein wirksam sein können, daher muss es Möglichkeiten geben, diese Vorstellungen entweder zu verbinden oder zu hemmen (bei der Hemmung wird eine Vorstellung von einer anderen ins Unterbewusstsein gedrängt, aus dem sie aber wieder auftauchen könne) • Herbart entwirft eine Art Statistik und Mechanik des Geistes für das Gleichgewicht und die Bewegung von Vorstellungen (sie werden durch die Summe der Hemmungen bestimmt) • Reines Vorstellen erfolgt, wenn eine Vorstellung ungehemmt ihm Bewusstsein ist, wird sie aber mit anderen Vorstellung verschmolzen so entsteht ein Gefühl → es sind also die Vorstellungen entscheidend und nicht die Empfindungen (intellektualistischer Ansatz) • Feststellung, dass der Mensch auf die Gesellschaft angewiesen sei und ohne sie nicht existieren könne (ohne sie wäre das Individuum ein Nichts) Methode Umwandlung der Psychologie in eine exakte Wissenschaft durch die Anwendung mathematischer Methoden auf Erfahrungen und Selbsterfahrungen (Psychische = „flüssiges Wesen“ mit einem immateriellen Charakter, seine Mechanik bleibt eine des Geistes) Rezeption und Nachwirkungen • Für viele ist Herbart der erste moderne wissenschaftliche Psychologe überhaupt = Auffinden funktionaler Zusammenhänge ist wegleitend geworden (Psychologie geht nicht mehr von verschiedenen, getrennten seelischen Vermögen aus) • Einfluss auf naturwissenschaftliche Psychologen, Freud und die Völkerpsychologen • Praktisch: Großen Einfluss auf das Bildungswesen (fundierte eine eigene Pädagogik) David Hume (1711 – 1776) • Dritte große Vertreter des Empirismus neben Locke und Berkeley. • Er hat Lockes Empirismus und Berkeleys Idealismus zu einem Positivismus weitergebildet auf dem Boden des Phänomenalismus und Psychologismus. • Er wirkte auf Kant und auf den Positivismus von Compte. • Sein Ziel: Newtons Wissenschaft soll zu einer Wissenschaft vom Menschen zu werden • Zitat: „Alles Denken, das sich auf Tatsachen bezieht, scheint auf die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung gegründet.“ (seiner Ansicht nach enthüllt Erfahrung weder die Ursachen, noch die Wirkungen eines Gegenstandes, alles ist nur eine Sache des Glaubens und der Gewohnheit, die das Leben erleichtert). = Die Konsequenz: es gibt keine notwendige Verknüpfung von Ursache und Wirkung, keine Kausalität (beschäftigte die Philosophie noch lange) • Eigenschaften der Seele: die Seele oder das Ich ist keine Substanz, sondern ein Bündel fortwährend wechselnder Vorstellungen und Gefühle (aktualistischer Seelenbegriff) • Leib-Seele-Problem: nicht lösbar da es keine Gewissheit bezüglich Materie, Geist, freiem Willen, Kausalprinzip und keine sichere Naturwissenschaft gibt (alles nur "Erinnerung, Vorstellungen in der Psyche") • Was kann ich erkennen oder wissen? - Grundthese des Empirismus: alle Ideen, sind letztlich von einfachen Sinneseindrücken herzuleiten - idealistischer Positivismus: alles die Erfahrung Übersteigende (= die letzten Ursachen der Dinge) sind unerkennbar. Kausalität ist ein Produkt der Gewohnheit auf Grund wiederholter, konstanter Assoziation zwischen zwei Vorstellungen • Praktische Umsetzung, Sinn des Lebens? = Erkenntnis dient der praktische Beherrschung der Natur (Aktivismus) - Die Freiheit des Menschen ist nur die Freiheit zu handeln oder nicht zu handeln - Gefühle bestimmen den Menschen • Seele als Prozess - Affekte, Neigungen und Leidenschaften als Motive = handlungsbestimmendes Wollen, Vernunft kann Handeln nicht alleine bestimmen - Ursprung sozialer Verhaltensweisen - Assoziationen aufgrund von Konstanz und Zusammenhang der Wahrnehmungskomplexe. Edmund Husserl (1859 - 1938) • • Husserl gilt als Begründer der Phänomenologie, mit deren Hilfe er die Philosophie als strenge Wissenschaft zu begründen suchte Husserl forderte von der Philosophie, sich vorschneller Weltdeutungen zu enthalten und sich bei der analytischen Betrachtung der Dinge an das zu halten, was dem Bewusstsein unmittelbar (phänomenal) erscheint. • Zentrale Gedanken und Begriffe - - - - - Erkenntnis ist zwar an psychische und physiologische Prozesse gebunden, sie ist aber nicht mit diesen identisch. Aus einem empirisch psychologischen Satz kann niemals eine logische Norm abgeleitet werden. Empirische Sätze sind wahrscheinlich und können falsifiziert werden. Logik hingegen unterliegt nicht der Kausalität. Philosophie als Wissenschaft kann sich daher nicht an den Naturalismus binden. Philosophie, Erkenntnistheorie, Logik und reine Mathematik sind Idealwissenschaften, deren Gesetze ideale Wahrheiten a priori ausdrücken. Phänomenologie als Wesensschau des Gegebenen soll die voraussetzungslose Grundlage allen Wissens sein. Intentionalität des Bewusstseins: Intentionalität ist die Gerichtetheit des Bewusstseins auf einen Gegenstand (Sachverhalt). Es gibt kein reines Subjekt und kein reines Objekt (Noema), sondern beide sind stets verbunden durch den Akt des Bewusstwerdens (Noesis), in dem die Gegenstände konstituiert werden. Alle Akte des Bewusstseins sind sinnstiftend und konstituieren überhaupt erst ihre Gegenstände. Ein bewusstseinstranszendentes „eigentliches An-sich“ der Dinge (wie noch bei Kant) existiert somit nicht. Diese Sichtweise übernahm Husserl von Franz Brentano. Phänomenologische Reduktion: Um den wahren Wesensgehalt eines Gegenstandes zu erkennen, müssen wir unsere Einstellung zu ihm ändern. Wir müssen uns jeglichen (Vor-)Urteils ihm gegenüber enthalten. Um sich einem Gegenstand entsprechend zu nähern, muss man von jeglicher Theorie, auch den naturwissenschaftlichen absehen. Erst durch Ausschaltung aller Setzungen erscheint die Welt in ihren tatsächlichen Strukturen. Dieses Sich-zurücknehmen nannte Husserl Epoché, beziehungsweise Einklammerung. Wahrheit ist die volle Übereinstimmung von Gemeintem und Gegebenem. Das Erlebnis der Übereinstimmung ist die Evidenz oder Intuition. Evidenz in diesem Sinne ist kein Gewissheitserlebnis, sondern die unmittelbare Erfahrung. Evidenz im Sinne Husserls ist korrigierbar, wenn sich im Nachhinein zeigt, dass die damalige Erfahrung nicht zutreffend war. Eidetische Reduktion: Aus der durch die Enthaltung gewonnenen Neutralität heraus ist es nun möglich, zum Wesen einer Sache, beziehungsweise „zu den Sachen selbst“ vorzudringen. Jetzt sind nur noch die Bewusstseinsakte selbst Gegenstand der Betrachtung. Die Existenz des Gegenstandes wird „transzendiert“. Was übrig bleibt, ist die „absolute Seinsregion des Bewusstseins“ selbst. Mit dieser eidetischen Reduktion gelingt eine Wesensschau, die uns zeigt, wie sich die Welt im Bewusstsein konstituiert. Immanuel Kant (1724 – 1804) • Transzendentalphilosophie: was verbirgt sich hinter der Wirklichkeit? = Verstand kann Zusammenhänge fassen, z. B. Ursache und Wirkung („die Untersuchung der Möglichkeit einer jeden Erfahrung“) → Begründer der kritischen Philosophie • Vom Rationalismus zum Kritizismus (Kritizismus = Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit der Erkenntnis und der Geltung von Urteilen) • Orientierung an: - Descartes´ Rationalismus - Humes Empirismus - Aristoteles` Vermögenspsychologie (Denken, Fühlen, Wollen) - Besondere Prägung durch Leibniz und Wolff und Newton • Kritik am: - Rationalismus (Erkenntnis benötigt sinnl. Anschauung/ Wahrnehmung) - Empirismus (sinnliche Wahrnehmung bleibt unstrukturiert, wenn der Verstand nicht Begriffe hinzufügt und sie lenkt) - an der psychologischen Methode der Selbstbeobachtung • Kantischen Fragen: - 1. Was kann ich wissen? Erkenntnistheorie - 2. Was soll ich tun? Ethik - 3. Was darf ich hoffen? Religionsphilosophie - 4. Was ist der Mensch? Anthropologie • Der Mensch ist selbst bestimmt (autonom) • Selbstbewusstsein ist nicht wie ein Objekt behandelbar (auch später: James und Wundt) • Sieht das „ICH“ als Noumenon (Ding an sich – nur als „Ding für uns“ erscheinbar) = transzendental-logisches Ich (mit Hilfe der Vernunft aus der Erfahrung erschließbar) → Ich als Bezugspunkt von Raum und Zeit (ich nehme mich wahr und ordne) • für ihn war das Leib-Seele-Problem kein Gegenstand der Wissenschaft, denn es liegt außerhalb der Erfahrung (Leib und Seele ist nur als Erscheinung erfahrbar) - Seele als regulativer Begriff der praktischen Vernunft (ist nicht emp. beweisbar, aber man tut so als ob es sie gäbe, auch Freiheit/Gott) - Unsterblichkeit der Seele (Glaube an Gott) • Sinnlichkeit und Verstand als gleichberechtigte, voneinander abhängige Quellen der Erkenntnis (ohne sie ist kein Gegenstand erkennbar): = Sinnlichkeit benötigt Begriffe, der Verstand liefert Kategorien, mit denen sich Wahrgenommenes beurteilen lässt (Quantität, Qualität, Modalität, Relation) • Aussage der Dialektik: Es gibt Wissen a priori (vor der Erfahrung) - mit diesem Wissen kann ich eine entsprechende Erfahrung machen - mit dieser Erfahrung kann ich mein Wissen beweisen (Deduktion). • Kant kritisiert die Annahme, dass man über die Dialektik überhaupt zu irgendwelchen "gültigen" Schlüssen kommen kann: sie ist eine Logik des Scheins, man kann die Widersprüche zwar erklären, aber nicht auflösen Verstand/ Wissen kann nicht gleichzeitig ("parallel") Ausgangspunkt und Ziel einer Reihe von logischen Schlussfolgerungen sein (= Paralogismus). Tatsächlich ist das, was über die Erfahrung hinausgeht, nicht zu beweisen - auch nicht, wenn es "logisch" zu sein scheint. • Paralogismus: Kant bezeichnet damit eine bestimmte Art von Fehlschlüssen. Damit möchte er den Anspruch der bisherigen Metaphysik entlarven, das Unbedingte wirklich auffinden zu können. Er unterscheidet zwischen einem logischen (= Falschheit der Form nach) und einem transzendentalen Paralogismus • Ziel der transzendentalen Dialektik ist es, diese "Scheinlogik" aufzudecken - und Sachverhalte aufzuzeigen, die nicht empirisch, sondern nur transzendental erfahrbar und zu erkennen sind. z.B. die Frage nach der "Person" = aus der Erfahrung, dass ich Raum und Zeit wahrnehme, kann ich schließen, dass es ein ICH gibt, das wahrnimmt: aufgrund der Erfahrung, dass ICH MICH wahrnehmen kann, nehme ich an, dass es ein ICH gibt, das MICH wahrnimmt. Die Existenz dieses ICHes kann ich nicht beweisen - sie wäre aber die "Bedingung für die Möglichkeit", dass ich mich selbst wahrnehme = transzendentales Ich (Es gibt eine "logische Einheit" ICH, aber ich kann nichts Sicheres über diese "Einheit" sagen, weil das transzendentale ICH ein Teil dieser Einheit ist, und das ist ja nun halt nicht erfahrbar) • Das Problem ist „Vernunft“ zu erklären, zu beschreiben. = wir benötigen „Vernunft“, um uns überhaupt diese Frage stellen zu können. Diese benötigte Vernunft bezeichnet Kant deswegen als transzendental. Er unterteilt diese noch mal in einzelne transzendentale Kategorien wie Raum, Zeit, Kausalität. Dies sind erst mal die „Grundvoraussetzungen“, die schon gegeben sein müssen, um überhaupt „ denken, argumentieren“ zu können. Die abgeleitete Problematik ist dadurch natürlich das sich das Subjekt (Vernunft) faktisch selber beobachten muss. Dies ist auf empirischer Basis nicht möglich. "Ohne Sinnlichkeit würde uns kein Gegenstand gegeben, und ohne Verstand keiner gedacht werden. Gedanken ohne Inhalt sind leer, Anschauungen ohne Begriffe sind blind." William James (1842 – 1910) • er vertritt einen radikalen Empirismus (bezieht sich ausschließlich auf Erfahrbares) • Evolutionslehre (Darwin/ Spencer) beeinflusste das Denken von James und auch das von Charles Sanders Peirce. → sie gelten als Begründer des Pragmatismus (Lehre, die den Nutzen von Denken und Erkennen für die Handlungsfähigkeit des Menschen in der Vordergrund stellt und Wahrheit dementsprechend nicht absolut, sondern als Produkt der Auslese im Kampf ums Dasein sieht: „Wahr ist das, was sich durch seine praktische Konsequenzen bewährt.“) • Auffassung, dass unbewusste physiologische Veränderungen der bewussten Erfahrung von Gefühlen vorangehen (untersuchte Zusammenhang Emotion - Körperfunktion) • Menschliche Bewusstsein wird naturwissenschaftlich-funktional betrachtet: - Prozesse des Bewusstseins sind zwar oftmals auf physische Prozesse zurückzuführen, aber sie stellen dennoch selbständige Prozesse dar Einzigartiger Bewusstseinsstrom einer Person (einheitlich/ kontinuierlich/ veränderlich/ selektiv) • Leib-Seele-Problem: es sind keine getrennten Sphären, sie sind in einen funktionalen Lebenszusammenhang eingebettet • Beobachtung als zentrales wissenschaftliches Verfahren zur Gewinnung von Erkenntnissen • Unterscheidung zwischen Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis → er beeinflusste den Behaviorismus nachhaltig und darüberhinaus die moderne Neuropsychologie (große Bedeutung von Plastizität) Karl Bühler (1879- 1963) • Vertreter der Würzburger Schule (=ganzheitspsychologischer Ansatzes, der mit der Gestaltpsychologie verwandt ist) • Orientierung an Husserl • Gedanken sind unanschauliche Bewusstseinsinhalte, die durch unbewusste Kräfte gesteuert werden, sie werden gefühlsmäßig erlebt („Aha-Erlebnis") = Denken als ein Erfassen von Sinnzusammenhängen (nicht nur Verknüpfung ohne Sinn) • Methode der experimentellen Selbstbeobachtung/ Introspektion = Ergebnis, dass der Denkprozess bzw. die Gedanken fast ausschließlich aus nichtbeobachtbaren Prozessen bestehen • Kontroversen mit Wundt • Sprachtheorie: − Systematisierung der Sprach- und Ausdrucksformen − er entwirft das sog. Organ-Modell mit den drei Elementen Sender (Ausdruck), Empfänger (Appell) und Gegenstand/ Sachverhalt (Darstellung), zu denen das komplexe Sprachzeichen in Relation steht → Bühlers Sprachtheorie hat indirekt einen großen Einfluss auf die Alltagspsychologie ausgeübt John Locke (1632 – 1704) - - - - Galt als Menschenfreund und „moderner Aristoteles“. Er studierte Sprachen, Logik und Metaphysik (vor allem Medizin und Chemie) Prägend für ihn waren seine Dienste für Earl of Shaftesbury, dem folgte er in das holländische Exil. Seine Werke: o „Überlegungen über die Folgen des Zinsflusses“ o „Einige Gedanken über die Erziehung“ (ganzheitliches Erziehungsideal, später von Rousseau maßgeblich beeinflusst) o „Versuch über den menschlichen Verstand“ (über Ursprung und Umfang menschlicher Erkenntnis). Nichts kann im Verstand sein, was nicht vorher in der Sinneswahrnehmung war. Wie kommen Vorstellungen und Begriffe in unser Bewusstsein? Seiner Ansicht nach kommen alle Eindrücke von Außen, sie müssen zuerst wahrgenommen werden. o „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ o „Brief zur Toleranz“ seine Forderung nach Toleranz fixiert erstmals in der Philosophie das Prinzip einer Privatsphäre, in die weder Staat noch Kirche eindringen sollen. "Wir wollen also annehmen, die Seele sei, wie man sagt, ein weißes, unbeschriebenes Blatt Papier, ohne irgendwelche Vorstellungen; wie wird sie nun damit versorgt? Ich antworte darauf mit einem Wort: mit der Erfahrung." Die Seele hat nicht Zustände wie Denken, Vorstellen u. s. w., sondern diese Zustände in ihrer Gesamtheit sind die Seele. Empirismus, Positivismus - Erfahrung ist die einzige Wissensquelle. Problem der Ich-Identität: Da das Bewusstsein keine Wesenheit ist, stellt sich die Frage, was diese Identität verbürgt. Locke führt dazu den Begriff der Person an, deren Identität im Bewusstsein unserer Selbstigkeit besteht, im Wissen um uns selbst, in unseren Erinnerungen. psychologisch interessante Inhalte o Vorläufer der Aufklärung. o Mitbegründer des Empirismus o "Identität durch Gedächtnis" : Selbst-Bewusstsein durch Kontinuität im Erinnern über eine Lebensspanne (=Zeit von Verbindung der Seele mit einem Körper bis zum Tod). o Reflexe und Instinkte nicht als "angeborene Ideen" sondern lediglich als physiologische Sequenzen der Bewegung Platon (427-347 v. Chr.) • Schüler von Sokrates, knüpft mit seiner Philosophie an ihn an = er schrieb eine Verteidigungsrede aus seiner Perspektive • Werk „Der Staat“: − Entwurf eines Staatswesens, das darum besorgt ist, die Menschen zur Geistigkeit und Gerechtigkeit zu führen − Staat soll sich um das Seelenwohl der Menschen kümmern (+ Erziehung) − Analogie zur Seele: Seele (Vernunft, Lenkung, Begehren) Staat (Wächterstand, lenkender Stand, leiblicher/arbeitender Stand) • Höhlengleichnis: = drei unveränderliche Stände, die entsprechend dem Sein und der Erkenntnis aufgebaut sind Ideenwelt (Welt der Sonne, des Lichts, der Erkenntnis, vollkommen) Erfahrungswelt (mittlerer Rang zwischen körperlicher Sinneswelt und Ideenwelt) Körperwelt (Welt in der Höhle, in der Dunkelheit, Mangel an Erkenntnis, unvollkommen) → die erkennende Seele bewegt sich aufsteigend von der Sicht bloßer Schatten zur Sicht der Dinge und schließlich zur Sicht der Ideen • Erkennen von Ideen: = Wiedererinnern an Formen, die der Seele schon vor ihrem Dasein auf der Erde eingegeben worden ist (mehr Ahnen als verstandesmäßiger Vorgang) → das ideelle Sein kann vom menschlichen Denken nicht hervorgebracht, sondern lediglich nachgebildet werden • Methode: = begrifflich-deduktive Erkenntnisgewinnung (z. B. Mathe) − Aufstieg im Höhlengleichnis bezeichnet den Weg vom Vielen zur Einheit des Begriffs − Abstieg zeigt die Mannigfaltigkeit eines Begriffs • Seele bei Platon: − unsterblich und garantiert dem Menschen ewige Identität − eigenständige Substanz (im Körper gefangen) − Wertbegriff (mit ihr erkennt man, was gut ist und was nicht) − Auffassung der Seelenwanderung − 3 Teile der Seele (im Körper lokalisiert: Kopf, Brust, Unterleib) = vernüftige/denkende, mutartige, begehrende Seelenteil − → Geistesseele ist Vermittlerin zwischen vollkommener Ideenwelt und erfahrbarer Sinnenwelt, sie hat Anteil an der Ideenwelt und kann somit das Wirkliche erkennen (sie beherrscht die anderen Seelenteile und den Körper) 3 Tugenden: mit Hilfe des Verstandes soll aus Vernunft Weisheit werden, aus Mutwillen Tapferkeit und aus Begierde Selbstbeherrschung → Gerechtigkeit als höchste Tugend ist allen gemeinsam und hält sie zusammen • Gleichnis vom Wagenlenker: Wagenlenker, frommes Pferd (Sein/Ideen), böses Pferd (Schein/Schatten) • Aus- und Nachwirkungen: − Dualismus (ideelle Welt vs. Materielle Welt) = zweiseitige Betrachtung der Wirklichkeit − Idealismus (Welt wird primär von Ideen bestimmt) − Bedeutung für das Christentum und die Renaissance − Grundschema der Unterteilung in kognitive, motivationale und emotiionale Fähigkeiten ist bis heute ein zentrales Thema in der Psychologie Sokrates (ca. 470 – 399 v. Chr.) • Maieutik/ Hebammenkunst: − − − − − Dialog in Form von Fragen und Antworten Überprüfung der Antworten und Weiterfragen Widersprechende Thesen Berücksichtigung des vorangegangen Dialogs Beendigung des Dialogs = etwas durch Erinnerung an frühere Erfahrungen sowie an vorangegangene Momente im Dialog zu ermitteln (dabei stehen nicht die Gedanken des Philosophen im Mittelpunkt, sondern die Hervorbringung eigener Gedanken durch den Schüler mit Hilfe des Lehrers) →die Lösung begrifflicher Probleme besteht weniger in der Definition, sondern in der Kritik der Fragestellung → regressiv-progressive Erkenntnismethode • Er versucht nicht, emp. Fälle zu verallgemeinern (Gefahr der Übergeneralisierung), vielmehr wird gerade durch die Bestimmung des je Besonderen auch das Allgemeine herausgearbeitet = Versuch, von konkreten Erfahrungen oder Urteilen ausgehend zu universell gültigen Aussagen, Prinzipien oder Regeln zu gelangen • Sokratische Dialog steht im Mittelpunkt der philosophischen Erörterung der folgenden Jahrzehnte, in der Folge wurde die philosophische Auseinandersetzung monologisiert (auch in der modernen Psychologie spielt der Dialog kaum eine Rolle, anstelle der einseitigen Frage-Antwort ist soziale Interaktion und Kommunikation getreten) • Er durchschnitt von Anfang an die Wurzeln des Dogmatismus, da das ständige Fragen und Infragestellen zwingt immer wieder zum Eingeständnis der eigenen Unwissenheit sowie jener fremden Autoritäten (schließt auch ein Dominanzverhältnis ein) = Typus des theoretischen Menschen Wilhelm Wundt (1832-1920) • Lösung des Leib-Seele-Problems = er postulierte zwar ebenfalls, dass Körper und Geist getrennt existierten, betrachtete sie aber als gleichwertig → darauf begründet Wundt die experimentelle Psychologie und wird zum Wegbereiter der Psychologie als eigenständige Wissenschaft • Aktualitätsauffassung der Seele (Seele = Insgesamt aller seelischen Prozesse) = emotionale, motivationale und kognitive Prozesse laufen ab und beeinflussen sich gegenseitig (sie werden mittels Introspektion erfahrbar) • Die Apperzeption ist für Wundt als innere Willenshandlung Prototyp aller psychischen Prozesse = Wundt nennt seine Psychologie (in späteren Jahren) Voluntaristische Psychologie, da psychische Erlebnisse nicht Ereignisse, sondern Ergebnisse von Willenshandlungen sind → dieser Voluntarismus bildet für Wundt auch die Grundlage seiner Metaphysik → Bewusstseinsbegriff Wundts wird in Anlehnung an den empirisch-psychologischen Voluntarismus verstanden (es gibt nicht den „reinen“ Willen) • Werk über die „Völkerpsychologie“ • Er kommt aus der Naturwissenschaft (Lehrer: Wilhelm Bunsen, Begründer der physikalischen Chemie, Wundt diagnostizierte psychische Ursachen), wechselt zur Psychologie • In Leipzig gründet er das erste Institut für experimentelle Psychologie – gemeinsam mit dem Physiker Hermann Helmholtz (gibt die erste psychologische Fachzeitschrift heraus) → insbesondere bildet Wilhelm Wundt einen experimentell geschulten wissenschaftlichen Nachwuchs heran – seine Studenten tragen die bahnbrechenden Erkenntnisse in die ganze Welt • Möchte Psychologie nicht ausschließlich in der Naturwissenschaft angesiedelt wissen: Der Psychologe solle nicht zum „bloßen Experimentator“ verkommen, sondern ein „psychologisch und philosophisch durchgebildeter Mann“ sein Lew S. Wygotski (1896-1934) • Gehört neben Leontjew und Lurija zur Kulturhistorischen Schule • Historisch-materialistischer Ansatz • Ziel: Verbindung naturhistorischer, humangeschichtlicher und exp. Vorgehensweisen • Denken und Sprechen haben versch. Wurzeln, bilden dann in ihrer weiteren Entwicklung eine Einheit (= Wortbedeutung) = Bedeutung und Sinn sind Kategorien höherer psychischer Funktionen (werden durch Zeichen vermittelt) → mentale Funktionen werden transformiert, sobald man sprachliche Hilfsmittel erwirbt • Nach Wygotski verläuft die Sprachentwicklung nicht wie bei Piaget vom mutistischen Denken über das egozentrische Sprechen zum sozialisierten Denken, sondern umgekehrt (bedeutende Untersuchungen zur egozentrischen Sprache: behält er recht, müsste man den individualist. Standpunkt aus revidieren)