Die gotischen Verba dicendi. Semantik, Syntax und Textfunktion im

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DIE GOTISCHEN VERBA DICENDI.
SEMANTIK, SYNTAX UND TEXTFUNKTION IM SPRACHVERGLEICH
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung .................................................................................................... 4
2 Theoretische Grundlagen, Forschungsstand und Fragestellung ................. 8
2.1 Zum Gotischen: Ursprung, Besonderheiten, Stellenwert ........................ 8
2.2 Allgemeines zum Verb ............................................................................. 9
2.2.1 Semantisch-grammatische Einteilungen der Verben .......................... 13
2.2.2 Morphologische Einteilung der Verben .............................................. 20
3 Zur Definition, Stellung und Klassifikation der verba dicendi ................. 22
3.1 Das Problem der Wortsemantik und die verba dicendi ......................... 24
3.2 Zur Wortbildung und zu ihrer Rolle im Verbalsystem .......................... 27
4 Semantische, syntaktische und funktionale Eigenschaften der Verba ..... 33
dicendi .......................................................................................................... 33
5 Die Besonderheiten der verba dicendi im Bibeltext. Die verba dicendi in
einem übersetzten Text................................................................................. 35
6 Abriss des Forschungsmodells für den empirischen Teil ......................... 37
7 Die verba dicendi in dem gotischen Bibeltext. Exemplarische
Untersuchung einiger Verben ...................................................................... 38
7.1 Die Verben des Sagens........................................................................... 38
7.2 Die Verben des Fragens und des Antwortens ........................................ 45
7.3 Andere verba dicendi ............................................................................. 47
8 Die Analyse des Wortfeldes redebezeichnender Verben (sagen-redensprechen) ...................................................................................................... 50
9 Zusammenfassung ..................................................................................... 53
10 Bibliografie.............................................................................................. 55
2
11 Internetquellen......................................................................................... 61
3
1 Einleitung
Die vorliegende Arbeit versteht sich als eine semantische Untersuchung, in
der eine Bedeutungsgruppe von Verben der gotischen Sprache behandelt
wird. Diese Verben bezeichnen das Reden und beziehen sich auf allgemeine
Redehandlungen. Diese Verben werden in der Fachliteratur am häufigsten
als verba dicendi bezeichnet. Die verba dicendi werden als stark funktional
aufgefasst und spielen in vielen Sprachen eine wichtige Rolle.
Das Ziel besteht in einer komplexen Beschreibung der verba dicendi im
Korpus der gotischen Bibel mit besonderer Berücksichtigung der
Bildungsweise, ihrer Bedeutung und Gebrauchsweise im Text.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen folgende Aufgaben gelöst werden:
1.
Die
Analyse
wissenschaftlichen
des
gegenwärtigen
Fachliteratur
zu
Forschungsstandes
dem
in
Forschungsthema,
der
deren
Präsentation und deren kritischen Behandlung;
2.
Die Erarbeitung eines adäquaten Forschungsmodells für die
Untersuchung des empirischen Sprachstoffes (dieses Forschungsmodell
wird aufgrund der Forschungsmethoden analysiert).
3.
Die
Erhebung
der
zur
erforschenden
Einheiten
aus
den
entsprechenden Quellen;
4.
Die Klassifikation der zu erforschenden sprachlichen Entitäten nach
ihren relevanten Merkmalen und die Aufstellung, von formalen und
semantischen Gruppen der jeweiligen Entitäten;
5.
Die Untersuchung der wichtigen semantischen, morphologischen,
syntaktischen Eigenschaften der analysierten sprachlichen Einheiten und
deren Verwendung in konkreten Kontextbelegen;
4
6.
Die Formulierung der wichtigen Schlussfolgerungen aus der Analyse
des untersuchten Sprachmaterials.
Das Korpus meiner Arbeit bilden die Texte der gotischen Bibel
(zusammengestellt nach 4. Jh. nach Christus und niedergeschrieben in
5.-7. Jh.) nach der Ausgabe von Wilhelm Streitberg (1965), einschließlich
der
dort
vorhandenen
Ausgabe
des
Gotisch-Griechisch-Deutschen
Wörterbuches, entnommen und an konkreten Beispielen untersucht.
In dieser Arbeit werden folgende Forschungsmethoden benutzt:
1. die historisch-vergleichende Analyse mit Elementen der externen
und internen Rekonstruktion;
2. die strukturell-semantische und strukturell-syntaktische Analyse;
3. die
Analyse
der
kontextbedingten
Verwendungsweise
der
erforschten sprachlichen Einheiten.
In der vorliegenden Studie werden eingangs keine Hypothesen aufgestellt,
da meine Forschungsaufgabe dies nicht sinnvoll macht. Stattdessen werden
folgende Fragen gestellt, die man in der Arbeit beantwortet:
1. Wie können die verba dicendi formal klassifiziert werden?
2. Zu welchen semantischen Klassen gehören sie?
3. Welche Typen von Sätzen werden mit Hilfe von den verba dicendi
gebildet?
4. Lassen sich Parallelen zum Neuhochdeutsch aufstellen?
Die vorliegende Arbeit hat folgende Struktur. Der theoretische Teil hat zum
Ziel, die untersuchte Literatur zu präsentieren und verschiedene
Auffassungen und Diskussion darzustellen.
Es wird eine Selektion der
verba dicendi durchgeführt. Zuerst werden die theoretischen Grundlagen,
5
der Forschungsstand dargestellt, dann die Fragen anstatt Hypothesen
gestellt. Die Verben werden semantisch klassifiziert, wobei die Stellung der
verba dicendi im Verbalsystem dargestellt wird. Dabei ist es wichtig, ihre
semantischen, syntaktischen und funktionalen Eigenschaften zu nennen.
Die Besonderheiten der verba dicendi werden aufgrund des Bibeltextes und
auch im einen übersetzten Text festgestellt. Der theoretische Teil wird mit
den
methodologischen
Grundlagen
und
einem
Abriss
des
Forschungsmodells für den empirischen Teil abgeschlossen.
Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die Lösung der Aufgaben, um das eingangs
gesetzte Ziel zu erreichen. Der gegenwärtige Forschungstand in der
wissenschaftlichen Fachliteratur zu dem Forschungsthema wird analysiert,
präsentiert
und
kritisch
behandelt.
Dabei
muss
ein
adäquates
Forschungsmodell für die Untersuchung des empirischen Sprachstoffes
erarbeitet
werden.
Forschungsmodells
Hierunter
versteht
aufgrund
der
man
die
Analyse
Forschungsmethoden.
Die
dieses
zur
erforschenden Einheiten aus den entsprechenden Quellen werden erhoben.
Die zu erforschenden sprachlichen Entitäten werden nach ihren relevanten
Merkmalen klassifiziert und den jeweiligen formalen und semantischen
Gruppen zugeordnet. Die Untersuchung der wichtigen semantischen,
morphologischen und syntaktischen Eigenschaften der analysierten
sprachlichen Einheiten wird durchgeführt. Diese Entitäten werden an
konkreten Kontextbelegen erforscht.
Die vorliegende Studie ist ein Versuch, die eingangs gestellten Fragen zu
beantworten. Die formale Klassifizierung der verba dicendi wird dargestellt.
Es wird aufgezeigt, zu welchen semantischen Klassen sie gehören. Die
Typen von Sätzen, die mit Hilfe der verba dicendi bildbar sind, werden
6
präsentiert.
Es
wird
der
Versuch
unternommen,
Parallelen
zum
Neuhochdeutschen aufzustellen. Die Arbeit wird mit der Formulierung der
wichtigen
Schlussfolgerungen
aus
der
Analyse
des
untersuchten
Sprachmaterials abgeschlossen.
7
2 Theoretische Grundlagen, Forschungsstand und Fragestellung
2.1 Zum Gotischen: Ursprung, Besonderheiten, Stellenwert
Meine Arbeit behandelt die semantische Gruppe der verba dicendi der
gotischen Sprache.
Zuerst soll man sich mit den Besonderheiten der gotischen Sprache
auseinandersetzen und in diesem Diskurs die verba dicendi behandeln. Die
Bezeichnung ‚gotisch‘ ist ungeeignet als Sprachbenennung, weil sie zu weit
ist. Mit dieser Bezeichnung wird im weiteren Sinne die Sprache der
‚gotischen‘ Stämme von der Zeit ihres ersten Erscheinens in der Geschichte
(etwa 350 v. Chr.) bis zum sogenannten Krimgotisch (etwa 1560) und
vielleicht sogar noch später gemeint. Hingegen im engeren Sinne wird
‚gotisch‘
als
Bezeichnung
der
fast
einheitlichen
Sprache
der
Pergamenthandschriften der Gotenbibel und der Skeireins gebraucht.
(Vgl. Haller/Dannenbauer, 1957:39)
Der Stellenwert des Gotischen für die sprachgeschichtliche Beschreibung
der älteren Sprachstufen des Deutschen betont Wolfgang Binnig. Es nennt
zwei Quellengruppen: (1) Wulfilas Bibelübersetzung aus dem Griechischen,
ein Nehemia-Fragment und schon früher erwähnte Skeireins (ein
Bruchstück eines Kommentars zum Johannesevangelium) und (2) „profane“
Werke wie Verkaufsurkunde, Kalender, Einzelwörter in anderssprachigen
Texten und Personen- und Ortsnamen. Darauf basiert unsere Kenntnis der
gotischen Sprache. Alle systematischen Beschreibungen der gotischen
Sprache in Grammatiken und Handbüchern beruhen auf den geistlichen
Schriften, „Bibelgotischen“, weil diese zweite Quellengruppe von der
Materialmenge unfruchtbar ist. Durch eine auffällige Einheitlichkeit in der
8
Schreibweise und Grammatik hebt sich dieses Bibelgotisch ab, im
besonderen Gegensatz zum Althochdeutsch. (Vgl. Binnig, 1999:973)
Binnig, 1999:974 schreibt dazu Folgendes:
„Insgesamt ist dieses Bibelgotisch als »normierte« Schriftsprache einer
speziellen Textsorte anzusehen, so daβ Aussagen über Alltags- oder
Verkehrssprache kaum möglich sind. Berücksichtigen muβ man ferner, daβ
wohl zu Recht Wulfila als Schöpfer nicht nur der gotischen Schrift, sondern
als Former und Gestalter der von ihm vorgefundenen gotischen Sprache
anzusehen ist. Immerhin liegt es in der Natur der Evangelientexte, daβ dort,
etwa in Gleichnissen, Alltagswortschatz erscheint, so daβ ebenfalls im
Gotischen Wörter aus den Bereichen der Landwirtschaft, Geburt, Krankheit,
Tod, Familie usw. überliefert sind.“
Die Überreste der gotischen Bibel wurden in die folgenden Handschriften
umfasst, nämlich: Codex Argenteus, Codex Gissensis, Codex Carolinus
und die Codices Ambrosiani. Die erwähnten gotischen Handschriften
wurden in Oberitalien geschrieben. Traube schreibt die Zeit der Entstehung
der allen damals bekannten Handschriften dem 6 Jh. zu. (Vgl. Streitberg,
1920:23ff)
Binnig hebt hervor, die Überlieferungslage der gotischen Sprache ist
dadurch gekennzeichnet, dass der eindeutig größte Teil nur einer Textart
zuzuschreiben ist, alle übrigen Sprachdenkmäler haben daneben karge bis
verschwindende Bedeutung (vgl. Binnig, 1999:29).
2.2 Allgemeines zum Verb
Da in der vorliegenden Arbeit das Verb als Hauptgegenstand der Analyse
ist, muss man die Grundinformationen über die einzige konjugierbare
Wortart geben.
Thieroff (1992:3) schreibt, dass die finiten Verbformen des Deutschen seit
je und her nach Numerus, Person, Tempus, Modus und Genus verbi
9
bestimmt werden, was gemäß der Tradition der lateinischen Grammatik ist
(zitiert nach Römer, 2006:85).
Das finite Verb ist eine Verbform, die im Satz an die Person gebunden ist.
Aus diesem Grund ist diese personalgebundene Verbform hinsichtlich
Person (1., 2., 3.) und Numerus (Singular, Plural) bestimmt. Dagegen das
infinite Verb kann als Infinitiv, Partizip I und Partizip II agieren (vgl.
Römer, 2006:86).
Den Begriff Tempus verwendet man traditionell und fast ausnahmslos in
der neueren Grammatik für Verbformen und Verbkomplexe, die temporale
Bedeutungen einbeziehen. Die Aufgabe der Kategorie Tempus hat zu tun,
ein verbales Geschehen auf einer Zeitachse im Bezug auf ein bestimmtes
Zeitpunkt zu lokalisieren (vgl. Mugler 1988). In diesem Zusammenhang
bildet das Tempus den Kern der semantisch-funktionellen Kategorie
Temporalität (vgl. Schwall 1991:10f). Der Begriff Temporalität impliziert
drei linguistische Begriffe: (1) den sprachlichen Ausdruck der Zeit, (2) den
grammatischen Aspekt und (3) die Aktionsart, die kurz besprochen werden
(vgl. Schmiedtová 2003:185).
Tempora sind sprachliche Mittel, um die Zeit darzustellen. Man
unterscheidet drei Arten der Tempora. Das absolute Tempus wird durch
Präsens, Präteritum oder Futur ausgedrückt. Durch Partizip Perfekt wird das
relative
Tempus
ausgedrückt.
Zur
letzten
Art,
nämlich
zum
zusammengesetzten Tempus, zählt man Präsens-Perfekt, Plusquamperfekt
und Futur-Perfekt.
Der Aspekt wird als nächster dargestellt, weil er mit der Temporalität
verbunden ist. Obwohl Agrell (1908) bereits eine ausführliche und
10
eindeutige Unterscheidung zwischen Aspekt und Aktionsart gemacht hat,
gibt es bis heute die Diskussion darüber, ob Aspekt und Aktionsart im
Deutschen vorhanden sind. Die Definition von Agrell (1908:78) lautet:
„Unter Aktionsart verstehe ich, wie in der Einleitung schon hervorgehoben
worden ist, nicht die beiden Hauptkategorien des slavischen Zeitwortes, die
unvollendete und die vollendete Handlungsform (das Imperfektivum und das
Perfektivum) – diese nenne ich Aspekte. Mit dem Ausdrucke Aktionsart
bezeichne ich bisher fast gar nicht beachtete – geschweige denn
klassifizierte – Bedeutungsfunktionen der Verbalkomposita […], die genauer
ausdrücken, wie die Handlung vollbracht wird, die Art und Weise ihrer
Ausführung markieren.“
Man nimmt an, dass man dann von Aspekt spricht, wenn in der bezüglichen
Sprache ein entwickeltes, morphologisch realisiertes System von der
Distinktion wie z. B. Abgeschlossenheit und Andauern einer Handlung oder
eines Prozess besteht. Der Terminus Aspekt wird aber auch in
Zusammenhang mit Tempusbedeutungen verwendet, da viele Sprachen
Unterschiede des Aspekts auf gewissen Zeitstufen durch Tempusformen
ausdrücken. Es ist möglich, etwa durch zwei Tempusformen dieselbe
Zeitstufe der Vergangenheit zu bestimmen. Die abgeschlossene Handlung
wird als perfektiv bezeichnet, hingegen Aspekt der andauernden Handlung
als imperfektiv (Vgl. Hentschel, 1994:34ff). In der deutschen Sprache ist
Aspekt
nicht
oder
nur
teilweise
grammatikalisiert
http://www.linguistik-online.de/49_11/attaviriyanupap.html).
(vgl.
Eisenberg
(2006:112) weist auf die Grammatiken hin, die Aspekt genau für die
Beschreibung der Perfektbedeutung verwenden. Es wird kaum erwähnt,
dass eine Handlung oder ein Vorgang vom perfektiven Aspekt als
„abgeschlossen“ gekennzeichnet wird und dass eine wichtige Besonderheit
des deutschen Perfekts durch diese Abgeschlossenheit aufgewiesen wird
(vgl. http://www.linguistik-online.de/49_11/attaviriyanupap.html).
11
Der letzte Bestandteil der Temporalität, nämlich Aktionsart, wird
ausführlich im Kapitel 2.2.1 dargestellt.
Die terminologische Trennung von Modus und Modalität ist an dieser Stelle
sinnvoll: Modus ist die morphologische Verbkategorie, hingegen unter
Modalität versteht man eine funktional-semantische Kategorie des Satzes.
(Vgl. Römer, 2006:107)
Im Deutschen gibt es vier Modi, die beim Verb markiert werden: Indikativ,
Imperativ, Konjunktiv I und Konjunktiv II. Die Modi haben die Funktion,
einen Beitrag zum Wirklichkeitsbezug bzw. zum Wahrheitsanspruch von
Äußerungen zu leisten. (Vgl. Römer, 2006:108)
„Modalität ist die Sprecheinstellung zum Satz. Sie betrifft die Einschätzung
eines Zustandes oder Ereignisses durch den Kommunizierenden hinsichtlich
des Geltungsgrad“ (Römer 2006:182). Im Deutschen gibt es:
- deklarative Sätze = Aussagesätze,
- interrogative Sätze = Fragesätze,
- imperative Sätze = Aufforderungssätze,
- exclamative Sätze = Überraschungäußerungen,
- optative Sätze = Wunschsätze.
Die Modalität wird mithilfe der lexikalischen (Modalverben, Satzwörter,
Partikeln),
intonatorischen
morphosyntaktischen
(Intonationsmuster,
Mitteln
(Modi,
Kontrastakzent)
Wortfolge)
und
deutlich
(vgl. Römer 2006:182).
Die Begriffe Diathese und Genus verbi werden vom Wackernagel
(1920:119), Seiler (1988:8) als Synonyme gebraucht, außerdem auch als
Termini für verschiedene Spracherscheinungen voneinander unterschieden,
12
wie bei Lötsch/Fiedler/Kostov (1976) Diathese als Relation zwischen
Partizipanten und Aktanten, und Genus verbi als eine formale Kategorie des
Verbs (vgl. Yoshiko 2002:370). Um die Genera verbi des deutschen Verbs
einleuchtend zu analysieren, muss man zuerst die Verbvalenz darstellen. Sie
zieht den Zusammenhang zwischen Struktur und Semantik in Erwägung.
Die Grundzüge (1981:541, zitiert nach Barański, 2007:24) signalisieren
diesen Zusammenhang wie folgt:
„Diese verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten eines Sachverhaltes sind
mit speziellen Zuordnungen der Aktanten der semantischen Ebene (Agens,
Patiens) zu den Satzgliedern der syntaktischen Ebene (Subjekt, Objekt)
verbunden.“
Unter verschiedene Darstellungsmöglichkeiten versteht man die folgende
Dreiteilung:
(1)
Aktiv - grammatisches Subjekt übt die Funktion des Agens aus;
(2)
Vorgangspassiv
-
grammatisches
Subjekt
(abgesehen
vom
subjektlosen Vorgangpassiv) übt die Funktion des Patiens aus;
(3)
Zustandspassiv - grammatisches Subjekt übt die Funktion des
Zustandsträgers aus.
Dadurch wurde das Verhältnis zwischen syntaktischen Rollen und
semantischen Rollen plausibel erklärt. (Vgl. Barański, 2007:25)
(Mehr zur Valenz: Kapitel 2.2.2)
2.2.1 Semantisch-grammatische Einteilungen der Verben
Viele grammatische Eigenschaften von Verben sind mit semantischen
verbunden. Sonderlich wird die große Gruppe der Verben, die mit dem
menschlichen Handeln oder mit einer Tätigkeit zu tun haben, betrachtet.
13
Daraus resultiert die Einteilung der Verben in Tätigkeitsverben und
Handlungsverben.
Vorgangsverben
Davon
wurden
unterschieden.
(Vgl.
meist
Prozessverben
Graefen/Liedke,
oder
2008:135,
Helbig/Buscha 2001:59)
Zu den Tätigkeitsverben zählt man nicht nur Verben für zweckhaftes
Handeln, sondern auch die Verben für sogenannte Verrichtungen nicht von
außen gesteuerter Aktivitäten durch einen Akteur, wie z.B. warten, lachen,
spielen. Der Handelnde ist typischerweise eine Person, jedoch ein nichtmenschliches Subjekt kann auch als Handlungsträger vorgestellt werden,
was man mit dem grammatischen Oberbegriff Agens bezeichnet.
Unter dem Vorgang versteht man eine Veränderung der Realität, die nicht
durch eine beabsichtigte, zielbewusste Handlung bewirkt wird. Man kann
auf kein menschliches Agens hinweisen. Ein Mensch kann zwar Subjekt
eines Satzes mit einem solchen Verb sein, er erfährt eine Veränderung an
sich. Beispiele für Prozessverben sind sterben, erkranken, wachsen usw.
(Vgl. Graefen/Liedke, 2008:135f)
Es ist möglich, in der deutschen Sprache Handlungsverben durch ihren
reflexiven Gebrauch zu Prozessverben zu bilden bzw. als solche zu nutzen:
Es fragt sich, ob …
Das Fenster schließt sich.
Die Verben, deren Bedeutung keine Dynamik aufzeigt, sind schwieriger zu
klassifizieren. Helbig/Buscha (2001:68) unterscheiden die „stativen“
Verben oder Zustandsverben, wie z.B. sich befinden, sein, stehen, wohnen.
Durch zeitliche Betrachtungsweise können diese Zustände eingeschränkt
werden. Mithilfe der Aktionslehre werden die Verben
daher leichter
erfasst. (Vgl. Graefen/Liedke, 2008:136f)
14
Helbig/Buscha (2001:62) definieren die Aktionsart eines Verbs als „(die)
Verlaufweise und Abstufung des Geschehens, das vom Verb bezeichnet
wird. Die Differenzierung des Geschehens erfolgt nach dem zeitlichen
Verlauf (Ablauf, Vollendung: Anfang, Übergang, Ende) und nach dem
inhaltlichen
Verlauf
(Veranlassung,
Intensität,
Wiederholung,
Verkleinerung). Der zeitliche und inhaltliche Verlauf greifen oft
ineinander.“ (vgl. Graefen/Liedke, 2008:136, Eisenberg 1999:501).
Die Tabelle unten stellt die Klassen der Aktionsarten nach den oben
erwähnten Gesichtspunkten dar (vgl. Helbig/Buscha 2001:62ff).
Klassen der Aktionsart
Was wird vom bestimmten Verb bezeichnet?
Beispiele
1. Durative (auch: imperfektive) Der reine Ablauf oder Verlauf des Geschehens,
Verben
ohne dass etwas über Begrenzung und Abstufung
über Anfang und Ende des Geschehens ausgesagt
ist.
z.B. laufen, schwimmen, schreiben
1.1 Iterativen oder frequentative Die Wiederholung eines Geschehens
Verben (gehören zu den durativen z.B. flattern, plätschern, streicheln
Verben)
1.2 Intensive Verben (gehören zu Die Verstärkung eines Geschehens
den durativen Verben)
z.B. brüllen, saufen, sausen
1.3 Diminutive Verben
Die Abschwächung des Geschehens
z.B. hüsteln, lächeln, tänzeln
2. Perfektive oder terminative Die zeitliche Eingrenzung des Verlaufs des
Verben
Geschehens oder die Ausrückung des Übergangs
von einem Geschehen zu einem anderen
Geschehen. Die Abstufung des Geschehens nach
zeitlichen Phasen erfolgt auf sehr unterschiedliche
Weise.
2.1 Ingressive oder inchoative Der Anfang eines Geschehens.
Verben
(Subklasse
der z.B. einschlafen, erblicken, loslaufen
perfektiven Verben)
2.2 Egressive oder resultative Die Endphase und der Abschluss eines Geschehens.
Verben
(Subklasse
der z.B. verblühen, platzen, zerschneiden
perfektiven Verben)
15
2.3 Mutative Verben (Subklasse
der perfektiven Verben)
2.4 Kausative oder faktitive
Verben
(Subklasse
der
perfektiven Verben)
Der Übergang von einem Zustand in einen anderen.
z.B. reifen, rosten, sich erkälten
Ein Bewirken bzw. Veranlassen, ein Versetzen in
einen neuen Zustand.
z.B. öffnen, sprengen, verschwenden
Die Aktionsarten in der deutschen Sprache stellen kein grammatisches
System dar und sind nur zu einem sehr wenigen Teil grammatikalisiert.
Dank verschiedenen sprachlichen Mitteln kann man die semantische
Klassifikation der Aktionsarten formulieren.
Erstens wird die Aktionsart durch die Bedeutung des Verbs selbst
ausgedrückt. Das bezieht sich auf die einfachen Verben, die meist durative
Aktionsart haben, wie z.B. essen, lesen, schlafen. Die einfachen Verben, die
von ihrem Stellenwert her perfektiv sind, können die Aktionsart
ausdrücken, wie z.B. finden, kommen, sterben.
Zweitens
kann
man
die
perfektive
Aktionsart
mithilfe
der
Wortbildungsmittel (Präfixe, Suffixe, Zusammensetzung, Umlaut des
Stammvokals, e / i-Wechsel) darstellen.
brennen
brennen
blühen
blühen
reißen
glatt
sinken
bitten
platschen
husten
lachen
schlucken
spenden
- anbrennen
- ausbrennen
- aufblühen
- verblühen
- zerreißen
- glätten
- senken
- betteln
- plätschern
- hüsteln
- lächeln
- schluchzen
- spendieren
ingressiv
egressiv
ingressiv
egressiv
egressiv
kausativ
kausativ
iterativ
iterativ
diminutiv
diminutiv
intensiv
intensiv
16
Drittens wird die Aktionsart durch zusätzliche lexikalische Mittel
ausgedrückt.
Er arbeitet immer/unaufhörlich.
Er arbeitet und arbeitet.
Es klingelte plötzlich.
Es begann zu regen.
Es hört auf zu regen,
Er pflegte abends spazieren zu gehen.
durativ
durativ
ingressiv
ingressiv
egressiv
iterativ
Viertens drückt man die Aktionsart durch syntaktische Mittel aus. Man
verwendet vor allem Konstruktionen mit Hilfsverben und Funktionsverben.
Er ist beim Arbeiten,
(gegenüber: Er arbeitet.)
Er ist im Begriff zu verreisen.
(gegenüber: Er verreist.)
Das Mädchen wird rot.
Er setzt die Maschine außer Betrieb.
durativ
ingressiv
mutativ
egressiv
Fünftens gibt es tatsächlich Verben und Sätze, die von mehreren
Aktionsarten gleichzeitig beschrieben werden können, weil es extrem
schwierig ist, die Aktionsarten deutlich voneinander zu trennen.
Die Kinder rupfen immer wieder die Blumen heraus.
(perfektiv + intensiv + iterativ)
Bei der Unterscheidung der beiden Hauptklassen der durativen und
perfektiven Verben kann man ein allgemeines Kriterium annehmen,
nämlich das semantische Kriterium der Verträglichkeit mit bestimmten
Arten der freien Adverbialbestimmungen. Durative Verben sind vereinbar
mit einer durch seit eingeleiteten Temporalangabe, die auch eine Zeit
bezeichnet. Dagegen sind perfektive Verben unverträglich mit einer durch
seit eingeleiteten Temporalangabe.
Das Institut besteht seit 20 Jahren. (durativ)
*Das Institut wird seit 20 Jahren gegründet. (perfektiv)
(Vgl. Helbig/Buscha 2001:62ff)
17
Das Verb als Kern tritt in der Verbalphrase auf. Infolge der bedeutenden
Unterschiede im Gebrauch dieses Termins muss man unbedingt einer
falschen Darstellung entgegentreten. Unter Verbalphrase versteht man „alle
einfachen und komplexen Verbformen, entsprechend den eingeklammerten
Teilen der folgenden Beispiele:
(1) Ich [sehe] ihn nicht.
(2) Ich [kann] ihn nicht [sehen].
(3) Ich [habe] ihn nicht [gesehen].“
(Vgl. Graefen/Liedke, 2008:139)
Eine finite Verbform wird mit einer oder zwei infiniten Verbformen
kombiniert. Das ist für die Tempora, die Passiv- und Konjunktivbildung
gültig. Überdies hat man mit der mehrteiligen (analytischen) Formen zu tun,
bei denen Modal- oder andere Hilfsverben mitgewirkt haben.
(4) Der Politiker [will] den Geldbetrag dem Minister sofort [übergeben haben].
Die Dependenzgrammatik befasst sich in vielen Fällen von Rektion. Analog
der Valenzgrammatik heißt ein übergeordnetes Element Regens. Eine
konjugierte Form des Verbs wie kann regiert demnach eine infinite Form
wie sehen (Dependens).
Bezüglich der Beispiele (1-4) spricht man nur von verbalen Gruppen und
Verbkomplexen bzw. Verbalkomplexen (so auch Engel). Der Begriff
Verbalperiphrase wird von den anderen Sprachwissenschaftlern benutzt. Im
Deutschen
nennt
man
die typischen
Formen
des
Prädikats
als
Verbalkomplexe. Der Begriff Verbalphrase bestimmt dagegen das Prädikat
mit seinem Objekten, also oft den gesamten Satz ohne SubjektNominalphrase. Die Verbalphrase umfasst einen großen Teil des Satzes,
18
wenn aber zu ihr außer den verbalen Kern-Bestandteilen auch noch eine
oder mehrere Nominalphrasen als Objekte zählen, wie im Beispiel (5).
(5) Die Schüler
(Nominalphrase
Subjekt)
haben ihre Hausaufgaben in der Schule gemacht.
(Verbalphrase)
Dadurch wird der Begriff der Phrase unklar. Es erscheint daher sinnvoll, für
die verbale Wortgruppe im engeren Sinne (also die eingeklammerten
Prädikatsteile in Beispielen 1, 2, 3, und 4) die Bezeichnungen
Verbalperiphrase und Verbalkomplex zu verwerten.
Man kann denselben Sachverhalt oder Vorgang auf unterschiedliche Art
und Weise benennen und schildern. Auf Grund von dem folgenden
Beispiel:
(6)
mit jemandem sprechen
= mit jemandem ein Gespräch führen
kann man zeigen, dass das Verb von links, das in vielen Verbindungen
durch die rechts stehende sprachliche Einheit bildende Wortgruppe ersetzt
werden kann. (Vgl. Graefen/Liedke, 2008:139ff)
So kommentieren Graefen/Liedke (2008:140):
„Einfaches Verb und Funktionsverbgefüge haben mehrere Beziehungen
zueinander. Die semantische Potenz der links stehenden Verben verschiebt
sich im Funktionsverbgefüge sozusagen zu den Substantiven: sprechen →
Gespräch.
Dementsprechend
haben
die
damit
kombinierten
Funktionsverben [hier z.B. führen] relativ wenig semantischen Gehalt. Sie
leisten einen Beitrag zur Gesamtbedeutung der Fügung; man spricht meist
von einer verblassten oder reduzierten Bedeutung. Das kann so weit gehen,
19
dass das Verb fast nur noch die Aktionsart kennzeichnet und natürlich die
Aufgaben des finiten Verbs übernimmt.“
2.2.2 Morphologische Einteilung der Verben
In Anbetracht des morphologischen Aspekts kann man mindestens zwei
Anordnungen vornehmen:
1) nach der Bildung der Stammformen (die Unterteilung in
unregelmäßige
und
regelmäßige
vorkommenden
unregelmäßigen
Verben;
Verben
die
wurden
besonders
in
den
häufig
meisten
Grammatiken nach Ablautreihen aufgelistet.)
2) nach der Bildung des Verbs kann man drei große Gruppen
unterscheiden:
a) Simplexverben wie fragen,
b) präfigierte Verben wie befragen,
c) trennbare Verben oder Partikelverben wie abfragen.
(Vgl. Graefen/Liedke, 2008:142)
In Bezug auf die Konjugation sind Verben zu unterscheiden:
- finite und infinite Verben;
- starke, schwache und unregelmäßig konjugierte Verben.
So klassifizieren Helbig/Buscha Verben nach morphologischen Kriterien.
Die Klassifizierung der Verben nach syntaktischen Kriterien bezieht sich
auf die Verhältnisse im Prädikat, zum Subjekt, zum Objekt, zu Subjekt und
Objekt, zu allen Aktanten. Hier werden die folgenden Verben
unterschieden: transitive, intransitive, relative, absolute, reflexive und
reziproke.
Die Verben verbinden sich in Satzzusammenhängen mit weiteren
Mitspielern,
mit
denen
sie
geordnete
Beziehungen
eingehen.
20
Diese Eigenschaft von Verben bezeichnet man als Valenz. Nach dem
Kriterium der Valenz werden die Verben von Engel folglich klassifiziert:
- Verben, die lediglich ein Subjekt als Ergänzung haben (schlafen, sterben);
- Verben, die neben dem Subjekt eine Akkusativergänzung haben
(brauchen, wecken);
- Verben, die neben dem Subjekt eine Akkusativergänzung noch eine
Präpositivergänzung haben (verbinden mit, zwingen zu);
- Verben, die neben dem Subjekt eine Dativergänzung haben (helfen,
nützen);
sowie zahlreiche andere Subklassen (Vgl. Engel, 1996:388ff).
Die Valenz wird in Erwägung gezogen, da die die Merkmale von Wörtern
(vor allem von Verben, aber auch von Adjektiven und Substantiven)
untersucht, andere Wörter an sich zu binden. Als Begründer der
Valenzgrammatik gilt man Lucien Tesnière. (vgl. Kessel/Reimann,
2010:14) Bei der Textanalyse wichtig ist die Unterscheidung zwischen den
valenzabhängigen und freien Einbettungen. Man kann als Mittel des Stils
nur diejenigen Einbettungen ansehen, die nicht von der Valenz des
Prädikatsausdrucks schon zugeteilt sind. Polenz (1985:240f) schreibt:
„Valenzabhängig sind Aussagen-Einbettungen in Bezugsstellen, wenn die
betreffende Bezugsstelle vom Prädikationstyp her (…) nicht mit
‚Gegenstand‘ oder ‚Person‘ zu besetzen ist, sondern mit ‚Sachverhalt‘, also
mit einer eingebetteten Aussage. Diese Bezugsstellen werden also
syntaktisch primär durch einen Ergänzungssatz, Infinitivsatz oder eine
Nominalisierung davon realisiert (…)“.
Nach Polenz gibt es bestimmte Klassen von Prädikationen (bzw. Valenzen
von Prädikationsausdrücken). Die verba dicendi und viele Verben für die
Sprechhandlungen wurden zur der ersten Klasse „Kommunizieren“
21
zugeordnet, da die Einbettung einer Prädikation in die 2. oder 3.
Bezugsstelle von vornherein die Regel ist. Darüber hinaus wurden noch
zwei Klassen erwähnt: „Wahrnehmen“ (verba sentiendi) und „Psychische
Zustände und Vorgänge“. (Vgl. Polenz 1985:240f)
3 Zur Definition, Stellung und Klassifikation der verba dicendi
Die aus dem Latein entlehnte Bezeichnung verba dicendi kann man als
„Verben des Sprechens/Sagens“ übersetzen. In der Fachliteratur werden sie
jedoch auf der einen Seite sehr unterschiedlich bezeichnet, auf der anderen
Seite als Ganzes, wenn auch intern verschieden gegliedert. Helbig (1983)
bezeichnet die verba dicendi als Verben der Rede/Kommunikationsverben,
Starke (1984) als Verben der sprachlichen Kommunikation, Schumacher
(1986) als Verben des sprachlichen Ausdrucks, Wilske (1986) als
sprachkommunikative
Verben,
und
Ziebart
als
sprach-
und
sprechaktbezogene Wörter. (Vgl. Eduardo, 1993:29) Winkler (1987)
vermerkt, dass die Definition aus dem Lexikon Sprachwissenschaftlicher
Termini (1985) nicht ausreichend und präzise ist. Nach dem Lexikon sind
die verba dicendi als „die Bedeutungsgruppe der Verben, zu der Verben des
Sagens, Behauptens, Beweisens, Denkens, Leugnens u.a. gehören“ (zitiert
nach Eduardo, 1993:30)
Zu den verba dicendi zählt Ziebart (1978) jene Verben, deren Kernsem
einen Sprechvorgang ausdrückt. Die Definition Sprechvorgang kann wie
die
Definition
Sprache/Sprechen
vieldeutig
im
Sprachgebrauch
vorkommen. Nach Ziebart bezieht sich der Sprechvorgang auf den
menschlichen Sprachprozess, der sich in lautlichen und graphischen
Ausdrucksformen bzw. in Form von lautlichen oder graphischen
Ausdrucksmitteln mit expliziter Ausformulierung der zu kommunizierenden
22
Bewusstseinsinhalte realisiert. In Anbetracht des ersten typischen bzw.
prototypischen Merkmals der verba dicendi kann man auf ihre
kommunikative Leistung mittels menschlicher Sprache hinweisen. Diese
Leistung verlangt das elementare dreigliedrige Verhältnis zwischen Sender,
Empfänger und Objekt. Daraus kann man auch eine Reihe semantisch
denotativer und funktionaler Merkmale hervorgehen, die u.a. zur
Unterscheidung innerhalb der Bedeutungsgruppe dienen. Die verba dicendi
bezeichnen die Sprachfunktionen, die eine Situation betreffen, in der ein
Sender einem Rezipienten mithilfe sprachlicher Zeichen Nachrichten über
Gegenstände und Sachverhalte zukommen lässt. Dadurch wurde die
praktische Realisierung der verba dicendi beschrieben. In weiterem Sinne
können die Nachrichten einer sprachlichen oder außersprachlichen Natur
sein z.B. grüßen, weitersprechen usw. Ein relativ deutliches Kriterium zur
Absonderung der verba dicendi von anderen Verbklasen stellen das
Kernsem im Bündel mit den Kontextsemen und die Art der zu erfüllenden
Bedingungen dar. (Vgl. Sommerfeld, 1983; Eduardo, 1993:30ff) Schippan
(1984) definiert das Kernsem „als überindividuelles, gesellschaftlich
objektiviertes in Zeichen und Rede sprachgebundenes Abbildelement“
(Schippan 1984:189), das in der Art vom prototypischen Element der verba
dicendi ist. Im Sinne von Schippan handelt sich um ein sprachgebundenes
Element, im Sinne von Ziebart handelt es sich dagegen um ein
sprachreflektierendes Abbildelement. Die Rede kann von verba dicendi nur
dann sein, wenn in dem Element das Imstandesein der Übertragung eines
Wissensgehaltes zur Zufriedenstellung einer Kommunikationsnotwendigkeit vorhanden ist. Die sprachgebundenen Elemente dienen vor allem der
intersubjektiven sprachlichen Kommunikation. Aus diesem Grund können
sie ohne den sprachlichkommunikativen Gebrauch nicht existieren, indes
23
durch sprachreflektierende Abbildelemente nur die Widerspiegelung einer
Sprechhandlung bzw. sprachinvolvierenden Handlung realisiert werden
kann. (Vgl. Eduardo, 1993:32)
Bei der Analyse ist es bedeutend auf die Stellung der verba dicendi
hinzuweisen, weil es für den Informationsgrad des Lesers zu einem
bestimmten Zeitpunkt wichtig ist. Teuchert stellt vier Möglichkeiten
zusammen (1988:70):
„(1) Initialstellung: das v.d. steht vor der direkten Rede und führt sie ein,
(2) Mittelstellung a: das v.d. ist nach einer Kurzäußerung, die indirekte
Rede nur aus einem oder zwei einleitenden Wörtern besteht, zwischen die
direkte Rede eingefügt.
(3) Mittelstellung b: das v.d. steht innerhalb der direkten Rede nach einem
umfangreichen einleitenden Teilsatz, der nach der Nennung des verbums
dicendi eine Fortsetzung findet.
(4) Finalstellung: das v.d. bildet den Abschluss der direkten Rede.“
3.1 Das Problem der Wortsemantik und die verba dicendi
In der vorliegenden Arbeit ist das Problem der Wortsemantik zentral. Der
Begriff Semantik hat sich zuerst innerhalb der Philosophie, dann der
Sprachwissenschaft und der Semiotik entwickelt. Offiziell wurde der
Terminus Semantik für die sprachwissenschaftliche Bedeutungslehre von
Bréal verwendet. Sie befasste sich mit der Untersuchung der Struktur und
der
Ursachen
der
Bedeutungsveränderungen
von
Wörtern.
(Vgl. Vater, 2002:131) De Saussure hat den Zeichenbegriff mit der Logik
verbunden und für die Sprachwissenschaft nutzbar gemacht. Nach seiner
Auffassung können die Zeichenketten, die Sätze bilden, die Wirklichkeit
24
richtig oder unrichtig abbilden. Daraus kann man schlussfolgern, dass diese
Zeichenketten wahr oder falsch sein können. Die wörtliche Bedeutung von
Wörtern und Sätzen fassen Bierwisch (1970), Wunderlich (1976) und Reis
(1980) als Gegenstand der Semantik auf. (Vgl. Vater, 2002:132) Reis
(1980) setzt voraus, dass „jeder geäußerte Satz in der Äußerungssituation
eine Gesamtbedeutung hat, die neben der wörtlichen Bedeutung situative,
soziale und implikative Bedeutungsbestandteile umfasst“ (nach Vater,
2002:133).
Die mit der Bedeutung verbundene Problematik ist eine der meist erörterten
in der Sprachwissenschaft (Eduardo 1993:69, zitiert nach Wojak, 1977). Da
eine Interpretation der Bedeutung oft die Grenzen der Sprachwissenschaft
überschreitet, nimmt man an, dass die Bedeutung eine linguistische
Erscheinung ist (vgl. Lorenz/Wojak, 1977, Eduardo 1993:69). Man geht
davon aus, dass es eine lexikalische und eine grammatische Bedeutung gibt,
die eine Reihe Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufweisen (vgl.
Sommerfeldt/Starke 1984, Eduardo 1993:69). Eduardo schreibt dazu
Folgendes: „die Bedeutung der verba dicendi (…) ist die lexikalische
Bedeutung.“ (Eduardo 1993:69)
Schippan geht von der Behauptung aus, dass in der Bedeutung der verba
dicendi die verallgemeinerte Wiedergabe der sprachlichen Handlungen mit
dem kommunikativen Charakter reflektiert wird (vgl. Schippan 1984:307).
Infolgedessen untersucht man in der Binnenstruktur dieser semantischen
Strukturen die Beziehungen und Bedingungen der Handlungstypen, die die
verba dicendi benennen. Weil die Kommunikation und die Kognition von
den sprachlichen Handlungen erschlossen werden, kommt es in der
Semantik von verba dicendi zur Verschmelzung der sprachkommunikativen
25
und sprachlichkognitiven Abbildelementen. Diese Abbildelemente drücken
die gesellschaftlichen Handlungsmerkmale aus, die die Kommunikation
bestimmen, aus dem Grund, „dass man anders auf eine Aufforderung als
auf eine Bitte reagiert und dass man sie unter verschiedenen Bedingungen
wählt“ (Schippan 1984:307).
Die kommunikativen, kognitiven und sozialen Merkmale sind relativ
independent in der Bedeutung der semantischen Mikrostrukturen vorhanden
(vgl. Eduardo 1993:70, Bierwisch, 1987:653).
Bei der Realisierung der Handlung, die durch die verba dicendi dargestellt
wird und deswegen in ihre Bedeutung aufgenommen wird, steht immer im
Mittelpunkt
als
Prototyp
ein
WISSEN
Das
bedeutet,
dass
ein
Informationsdefizit gefüllt/gesättigt bzw. ausgeglichen wird. (Eduardo
1993:70)
Das WISSEN LASSEN, (COGN) dargestellt, misst sowohl dem
Bestandsteil der kommunikativen Tätigkeit als auch der Herausbildung des
kognitiven Prozesses viel Wert bei. Es erfüllt die Funktion der Befriedigung
der Informationsdefizite. In der sprachlichen Handlung wird explizit oder
implizit eine Wissenslücke geschlossen, „indem der Sender ein von ihm
beim Empfänger angenommenes Wissensdefizit auszugleichen bestrebt ist“
(Winkler, 1982:129 zitiert nach Eduardo 1993:70) Zusammenfassend stellt
man fest, dass in jeder sprachlich-kommunikativen Äußerung und
deswegen in der Bedeutung der verba dicendi die Bezeichnung von einer
Sprechhandlung vorhanden ist. Das Wissensdefizit aus des Senders oder des
Empfängers Sicht wird in der Sprechhandlung angenommen oder
tatsächlich ausgeglichen. (Vgl. Eduardo 1993:72)
26
3.2 Zur Wortbildung und zu ihrer Rolle im Verbalsystem
Der Wortbildung in der deutschsprachigen Germanistik wird viel
Aufmerksamkeit geschenkt. Die Struktur und die Semantik im Sinne der
gegenständlichen Bezogenheit und der kommunikativen Funktion der
sprachlichen Zeichen sind eng miteinander verknüpft. Das kann als
Grundlage
einer
einheitlichen
Forschungsrichtung
dienen.
(Vgl.
Stepanova/Černyševa 1986:90) Deswegen sollen die Wortbildungstypen der
Verben in der vorliegenden Arbeit skizziert werden.
Bei der verbalen Wortbildung stehen in unmittelbarer Beziehung die
morphosyntaktischen Eigenschaften der Wortart, über die das Verb
independent von seinem Komplexitätsgrad verfügt, und der Form seiner
Wortbildung. Auf die Basisverben haben die Wortbildungsprozesse einen
lexikalisch-semantischen
und
syntaktischen
Einfluss.
Durch
die
syntaktischen Gegebenheiten wird die spezifische Form zahlreicher
Wortbildungsmodelle bestimmt. Den Nachweis dafür kann man erbringen,
indem man die Derivation, besonders die Präfigierung und die Komposition
darstellt. (Vgl. Fleischer/Barz 1995:289)
Römer (2006:114) schreibt, dass neue Verben in der Regel durch
Derivation und nicht durch Komposition entstehen. Schon früher hat
Wunderlich (1987) nachgewiesen, dass keine richtigen Verbkomposita im
Deutschen auftreten, möglicherweise auch in den anderen Sprachen (vgl.
Römer 2006:114).
Als erstes Wortbildungsmodell wird die Komposition beschrieben. Hier
unterscheidet man vier Erstglieder.
27
Erstens: Verb als Erstglied, z.B. brennhärten, spülbohren.
Von den
Textsorten ist die Relevanz des Typs Verbstamm + Verb stark abhängig.
Die entsprechenden Verben haben kaum Verbreitung gefunden, abgesehen
vom Fachwortschatz, wie z. B. in der Fachsprache der Technik. Die
Komposition aus zwei Infinitiven wird grundsätzlich auf bleiben, lassen,
lernen als Zweitglieder beschränkt. Die benutzten Partizipien könnten
wegen ihrer Bedeutung aber auch als Adjektive aufgefasst werden.
Zweitens: Substantiv als Erstglied. Diese Komposition ist zwar stärker
ausgebaut im Vergleich zur Komposition zweier Verben, dennoch wird nur
ein kleiner Teil der komplexen Verben durch diese Zusammensetzungen
gebildet, z.B. radfahren, standhalten. Die substantivischen Erstglieder sind
äquivalent
für die Beziehung zwischen
Objekt oder adverbialer
Bestimmung zum Prädikat des Satzes (jemandem Dank sagen –
danksagen).
Drittens: Adjektiv als Erstglied. Diese Gruppe von Verben ist stärker
entfaltet als die substantivischen und verbalen Wortbildungsmodelle. In der
Mehrzahl sind sie trennbar, ausgenommen z.B. liebäugeln, frohlocken
sowie einigen Komposita mit voll.
Viertens: Adverb als Erstglied. Die Lokaladverbien bilden die Mehrzahl
von den verbalen Komposita wie z. B. da, darauf, her, hier, hin, hinüber,
empor, entgegen. Hinzu kommen Adverbien mit lokaler und temporaler
Bedeutung wie z. B, voran, vorbei, vorüber, zurück. (Vgl. Fleischer/Barz
1995:295ff)
In Anlehnung an Deutsche Wortbildung
(1973:160ff) und Grundzüge
(1981:605) wird die syntaktische Modifikation durch Präfigierung
28
beschrieben. Auch die syntaktischen Aspekte der verbalen Komposition
wurden analysiert. Im Fokus wurde die Produktivität der Komposita und
der übrigen Wortbildungsarten genommen. Der unterschiedliche Gebrauch
von der Präfigierung und Suffigierung zur verbalen Wortbildung steht in
Beziehung mit der Anzahl der vorhandenden Affixe bzw. Modelle. (Vgl.
Fleischer/Barz 1995:289ff)
Stepanova/Černyševa (1986: 107) stellen übersichtlich die verschiedenen
Wortbildungsmodelle dar. Für die vorliegende Arbeit sind drei Modelle für
die Wortbildung der deutschen Verben von Bedeutung: (1) Modell der
präfixalen Ableitung, (2) Modell der suffixalen Ableitung und (3) Modell
der präfixal-suffixalen Ableitung.
Bei dem ersten Modell wurden die deutschen (be-, ent-, emp-, er-, ge-,
miss-, ver-, zer-) und fremden (de-, dis-, ex-, ko-, re-) Präfixe differenziert.
Mit Ausnahme vom Präfix ge- sind die deutschen Präfixe produktiv. In der
Mehrzahl der Fälle sind die Präfixe unbetont, wenn aber der primäre Stamm
ein präfixalen ist, hat man mit der Ausnahme zu tun: miss- wird schwach
betont (‚missver’stehen). (Vgl. Stepanova/Černyševa 1986: 107)
Das zweite Modell stellt sie suffixalen Ableitung dar. Die verbalen Suffixe
kann man in die zwei Gruppen gliedern. Die erste bilden Suffixe, die
Vokale enthalten, wie: -el(n), -enz(en), -er(n), -ig(en), -itz(en), -ier(en), (is)ier(en), -(ifiz)ier(en). Die nur aus Konsonanten bestehenden Suffixe
formen die zweite Gruppe: -ch(en), -s(en), -sch(en), -tsch(en), -z(en).
Dieses Modell ist nicht so wichtig, weil die Suffigierung bei den Verben
eine viel geringere Rolle als Präfigierung spielt. (Vgl. Stepanova/Černyševa
1986: 109)
29
Zu den präfixal-suffixalen Verben, die das dritte Wortbildungsmodell
darstellen, zählt man solche Strukturen, die weder aktiv noch zahlreich sind,
z. B. beerdigen, befriedigen (vgl. Stepanova/Černyševa 1986: 110).
Zu den Wortbildungsstrukturen als Varianten der Grundmodelle gehören
die Strukturen mit sogenannten „Halbpräfixen“. Der Unterschied zwischen
den verbalen Halbpräfixen von den Präfixen besteht darin, dass die
Halbpräfixe, wie ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu-, betont
und trennbar sind, oder die Halbpräfixe hinter-, über-, unter-, wider- bald
betont
und
trennbar,
bald
unbetont
und
untrennbar
sind.
Stepanova/Černyševa (1986: 118) erläutern wie folgt:
„Wie aus unser Schilderung folgt, gehört die Kategorie Halbpräfixe
einerseits zur Peripherien Schichten der Komposita, andererseits u denen
der Derivata: die einen Halbpräfixe berühren sich mehr
mit den
Kompositionsgliedernder Zusammensetzungen, die anderen mit den
Affixen“.
Zur Wortbildung des Verbs zählt man Derivation, die sich auf
desubstantivische und deadjektivische Verben bezieht. Diese erste
Wortbildungsart kann man mithilfe der Konversion ohne Affigierung
bilden. Die Formativstrukturen der Konversionsprodukte werden von Olsen
(1986:111) auf zweierlei Weise erklärt.
(1) Man überführt ein Substantiv ohne formativstrukturelle Veränderungen
in die Wortart Verb. Es wird als Verb anerkannt durch das InfinitivMorphem -en (-n bei Basisendung -e, -el, -er) und die Kleinschreibung; z.
B. hechten, dampfen, etw. schroten. Die weiteren (morphemisch
30
markierten) Konversionsprodukte werden durch unterschiedliche, die
Konversion begleitende Prozesse, gebildet:
- durch Tilgung des schwachtonigen -e- bei Basen auf -en (Regen - regen)
oder Uminterpretation des -en als Infinitivmorphem (Rahmen – rahmen) zur
Vermeidung der -en- Doppelung beim Verb;
- durch Substitution des schwachtonigen -o- bei Basen auf -or (Sponsor sponsern);
- durch Umlautung des Stammvokals (dampfen - dämpfen).
(2) Meist Simplizia werden zur Bildung der Konversionsprodukte
gebraucht. Komposita und Derivate umwandelt man selten (schriftstellern).
Im Fall der wenigen zusammengesetzten Basen geht es um idiomatisierte
Komposita z. B. schulmeistern, ohrfeigen. (Vgl. Fleischer/Barz 1995:305)
In der verbalen Wortbildung ist die Präfigierung simplizischer Verben die
am häufigsten gebrauchte Wortbildungsart. Dadurch kann man eine
wichtige
Aufgabe
bei
der
Differenzierung
der
verbalen
Ausdrucksmöglichkeiten erfüllen.
Man unterscheidet vier Typen der verbalen Wortbildung in Anlehnung an
Altmann und Kemmerling (2000): Präfixverb, Partikelpräfix-Verb, Partikel
Verb, Doppelpartikel-Verb. Zu den Präfixverben werden alle Verben
gezählt, die die folgenden Präfixe haben: ge-, er-, ver-, be-, ent-/ant-/emp-,
zer-, miss-. (Vgl. Meibauer, 2007:59) Im Vergleich zu den Partikelverben
sind die Präfixverben syntaktisch untrennbar. Die Elemente des
Partikelverbs bilden dagegen eine verbale Klammer, so „dass der finite
31
Verbstamm die linke Satzklammer besetzt, während die Partikel der rechte
Satzklammer besetzt“ (Meibauer, 2007:60).
Es gibt Verben, die zwar wie Partikelverben aussehen (darunter versteht
man, dass kein typisches verbales Präfix aufgewiesen wird). Diese kann
man syntaktisch trennen. Die Klasse von solchen Verben bezeichnet man
Partikelpräfix-Verben. Die Partikel verhalten sich wie Präfixe, was mit dem
Beispiel dargestellt wird:
a. Die Fahrerin umfährt den Poller. (Partikelpräfix-Verben)
b. Die Fahrerin fährt das Hindernis um. (Partikelverb)
Dabei muss man die morphologische Trennbarkeit erwähnen, die eine Rolle
neben der syntaktischen Trennbarkeit spielt. Die morphologische
Trennbarkeit liegt vor, wenn die Partikelverben beim zu-Infinitiv und beim
Partizip II das zu oder das ge wortintern realisiert wird.
Ein wichtiger Unterschied zwischen Partikelverben und PartikelpräfixVerben besteht im Wortakzent. Im Fall der Partikelverben liegt der Akzent
auf der Partikel, beim Partikelpräfix-Verb wird der Stamm betont (wie beim
Präfixverb). Auch die Produktivität unterscheidet die beiden verbalen
Wortbildungstypen. Vom Partikelverb kann man viele Neubildungen
schaffen (z.B. antörnen, abhängen usw.), aber nur wenigen vom Typ des
Partikelpräfix-Verbs.
Der letzte Typ der verbalen Wortbildung wird von den Doppelpartikeln
gebildet, z.B. her+unter+ziehen, mit+ein+beziehen. Eine besondere
Gruppe von Verben bilden diejenige, die Adverbien, Adjektive, Nomen und
Verben als Erstglieder haben, wie z.B. zusammen+brechen, bereit+schlgen,
bau+sparen, kennen+lernen. (Vgl. Meibauer, 2007:61)
32
4 Semantische, syntaktische und funktionale Eigenschaften der Verba
dicendi
Wunderlich hat die semantischen Komponenten für die verba dicendi
aufgezählt:
[+Offizialität] verkünden, erklären, bekannt geben, proklamieren
[[+Lautstärke]
[-
plaudern, unterhalten
rufen, schreien
] flüstern
[-Intonation]
erwähnen
[+Intonation]
hervorheben, betonen, unterstreichen
[Redeanfang] beginnen, anfangen, ansetzen
[Redeschluss]
schließen, endigen
[Redeunterbrechung]
[Redefortsetzung]
[Rednerwechsel]
einwerfen, unterbrechen
fortfahren, weiterausfuhren
entgegen, antworten
aber: lächeln, schreien [+Kommunikativ], [-Linguistisch] d.h. das sind
keine v.d.
Die Verben wie lispeln, brüllen, flüstern stellen die Art des Sagens dar,
betonen, feststellen, erwähnen bestimmen das Verhältnis der Sprechenden
zu den übermittelten Inhalten und behaupten, vorgeben, gestehen dienen
zur Einschätzung der übermittelten Inhalten in der Relation richtig/falsch.
Jedoch im Bibeltext hat man nicht mit der Reichwiete von Verba dicendi zu
tun, so dass man eine ausführliche Analyse der semantischen Komponenten
33
durchführen kann. Aus diesem Grund werden die Bedeutungen der
einzelnen Verben nur im Kontext untersucht.
Im Bezug auf Syntax kann man feststellen, dass die Verba dicendi als
Prädikate zur Einleitung der direkten oder indirekten Reden dienen. Das ist
die funktionale Eigenschaft von dieser Wortart.
(Vgl. Kubiak 2010:10ff)
34
5 Die Besonderheiten der verba dicendi im Bibeltext. Die verba dicendi
in einem übersetzten Text
Es ist nicht zu verkennen, dass die Bibel eine Menge von literarischen
Textsorten enthält. Für die vorliegende Arbeit sind die mündlichen
jesuanischen und apostolischen Textsorten von Bedeutung, wobei die verba
dicendi gebraucht werden.
Das Gespräch wurde in der Bibel unterschiedlich wiedergegeben. Unter
formalem und semantischem Aspekt lassen sich drei Typen von
Apophthegmen (Die Definition nach Berger (1999:142) lautet: „Die
kürzeste Form nach dem Schema „x (Name) wurde gefragt y (Gegenstand)
und sagte z (Sentenz oder Gnome)“ unterscheiden:
„1. Das Streitgespräch zwischen Jesus als apokalyptischem, prophetischem
Weisheitslehrer und seinen Gegnern;
2. das Schulgespräch zwischen Jesus und seinen Anhängern;
3. das biographische Apophthegma von Jesus und anderen bedeutenden
Personen wie Johannes dem Täufer und den Aposteln“ (Bultmann,
1975:39ff).
Symposion-Gespräche oder Reden können in Rahmen eines Gastmahls
stattfinden. Zur knappen Exposition gehören der Gastgeber, die Annahme
der Einladung und die Situation. Als Initiation des Tischgesprächs können
eine Beobachtung, ein Zwischenfall oder eine kritische Frage sein. Die
Umkehrung der personellen Rangordnung
ist typisch, d.h. nicht der
Hausherr, sondern Jesus leitet die Diskussion (Vgl. Prostmeier 2008:96).
Berger (1999:1310f) weist darauf hin, dass Jesus nur bei den
35
Herrenmahldarstellungen sowohl Hausherr als auch Gesprächsleiter ist (Mk
14,18-25, Joh 13-17).
(Vgl. Dormeyer 2008, Internetquelle)
Man muss bemerken, dass die gotische Bibel zu den historischen Texten
gehört, deswegen ist die Bibel arm an Verben des Sagens/Redens. Die
vorgekommenen Verben haben unterschiedliche Bedeutungen und aus
diesem Grund treten in den übersetzten Texten andere verba dicendi auf.
36
6 Abriss des Forschungsmodells für den empirischen Teil
Am Anfang wurden nur fünf verba dicendi gewählt, nämlich: sagen, reden,
sprechen, fragen, antworten. Dann wurden die gotischen Entsprechungen
im Wörterbuch vom Streitberg gefunden:
sagen – qiþan; reden – rodjan; sprechen – rodjan; fragen –
fragan, fraihnan, ga-fraihnan; antworten – and-hafjan, us-bairan.
Man konnte sich nicht nur auf diesen fünf Hauptvertretern der verba
dicendi einschränken, weil in den exzerpierten Belegen auch andere verba
dicendi vorgekommen sind, die man nicht vermeiden sollte.
Dabei wurden auch die abgeleiteten Verbformen mit den gotischen
Äquivalenten berücksichtigt wie:
faur-qiþan – sich entschuldigen; für ungültig erklären, aufheben, umstoßen;
fra-qiþan – für ungültig erklären, aufheben, verfluchen;
ga-qiþan – sich verabreden, übereinkommen, beschließen;
miþ-qiþan – mit-, nachsprechen;
us-qiþan – ein Gerede verbreiten usw.
Nach der semantischen und syntaktischen Analyse der Belege wurde eine
einfache Analyse des Wortfeldes sprechen-reden-sagen durchgeführt.
Dabei hat man sich auf deutschen redebezeichnenden Verben in Anlehnung
an Heringer (1989, 304) basiert. Es wurde die Liste aller gotischen Verben
zusammengestellt, die auf der Seite des Projekts Wulfila 2004 beruht.
Danach wurden Zusammenhänge gezogen.
37
7 Die verba dicendi
in dem gotischen Bibeltext. Exemplarische
Untersuchung einiger Verben
Da die deklarativen, interrogativen und imperativen Sätze in der Bibel
mehrmals vorkommen, spielen die verba dicendi eine große Rolle. Alle
verba dicendi werden in vier Hauptgruppen gegliedert. Sie werden auch
bezugnehmend auf die verschiedenen Satztypen analysiert.
7.1 Die Verben des Sagens
Die größte Gruppe bilden die Verben des Sagens. Zu dieser wird nicht nur
das Verb qiþan ‚sagen‘ gerechnet, sondern auch solche, die sinnverwandte
Verben sind.
Das Verb sagen hat die folgende Bedeutung (Duden, 2002):
a) Wörter, Sätze o.Ä. als lautliche Äußerung, als Mitteilung o.Ä. von sich geben;
Synonyme: äußern, bemerken.
b) [jmdm.] etwas mündlich mitteilen;
Synonyme: berichten, darlegen, erzählen, mitteilen.
c) mit Bestimmtheit aussprechen, als Tatsache hinstellen;
Synonym: behaupten.
d) einen bestimmten Sinn (für jmdn., etwas) haben;
Synonyme: bedeuten, besagen
Abgesehen von den verschiedenen Bedeutungen des Verbs sagen, fällt dem
Leser auf, dass qiþan sehr oft mit anderen verba dicendi gebraucht wird,
wie im Beispiel Mc 14,66-72.
Mc 14,66-72
66 jah wisandin Paitrau in rohsnai dalaþa [jah] atiddja aina þiujo þis
auhumistins gudjins, 67 jah gasaihvandei Paitru warmjandan sik,
insaihvandei du imma qaþ: jah þu miþ Iesua þamma Nazoreinau wast. 68 iþ
is afaiaik qiþands: ni wait, ni kann hva þu qiþis. jah galaiþ faur gard, jah
hana wopida. 69 jah þiwi gasaihvandei ina aftra dugann qiþan þaim
faurastandandam, þateisa þizei ist. 70 iþ is aftra laugnida. jah afar leitil aftra
þai atstandandans qeþun du Paitrau: bi sunjai, þizei is; jah auk <Galeilaius is
jah> razda þeina galeika ist 71 iþ is dugann afaikan jah swaran þatei ni
38
kann þana mannan þanei qiþiþ. 72 jah anþaramma sinþa hana wopida1. jah
gamunda Paitrus þata waurd, swe qaþ imma Iesus, þatei faurþize hana
hrukjai twaim sinþam, inwidis mikþrim sinþam. jah dugann greitan.
66 Und als Petrus unten im Hof war, kommt eine von den Mägden des
Hohenpriesters, 67 und als sie den Petrus sich wärmen sah, blickte sie ihn an
und spricht: Auch du warst mit dem Nazarener Jesus. 68 Er aber leugnete
und sprach: Ich weiß nicht, verstehe auch nicht, was du sagst. Und er ging
hinaus in den Vorhof. 69 Und als die Magd ihn sah, fing sie wieder an, zu
den Dabeistehenden zu sagen: Dieser ist einer von ihnen. 70 Er aber
leugnete wieder. Und kurz nachher sagten wieder die Dabeistehenden zu
Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ihnen, denn du bist auch ein Galiläer.
71 Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne diesen
Menschen nicht, von dem ihr redet. 72 Und sogleich krähte zum zweiten
Mal der Hahn. Und Petrus gedachte des Wortes, wie Jesus zu ihm gesagt
hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und
er begann zu weinen.
In der Verleugnung durch Petrus treten folgende verba dicendi auf:
 afaiaik vom Verb af-aikan gebildet und bedeutet: leugnen;
 laugnida vom Verb laugnjan gebildet und bedeutet: leugnen;
 swaran - das Verb bedeutet schwören;
 das deklinierte Verb qiþan tritt in diesem Abschnitt siebenmal auf.
Im Mc 14,69 steht von qiþan das Verb dugann, die Grundform
du-ginnan bedeutet beginnen, weil es zur Umschreibung des durativen
Futurs dient. Das Verb dugann wurde auch mit afaikan im Mc 14,71
verwendet.
 inwidis vom Verb in-widan gebildet und bedeutet: verleugnen.
1
Obwohl wopida vom Verb wopjan gebildet ist und bedeutet: rufen, jedoch hier: krähen. In
diesem Fall kann man überhaupt über verbum dicendi nicht sprechen, weil der Hahn (got. hana)
als Tier keine Begabung zum Sprechen hat. Das ist die Eigenschaft des Menschen. Im Mc 14,72
ist aber hrukjai gebraucht und d.h. krähen (von got. hrukjan).
39
Das Verb qiþan hat die Bedeutung [jmdm.] etwas mündlich mitteilen
in J 16,20.
20 amen, amen, qiþa izwis þei greitiþ jah gaunoþ jus, iþ manaseþs faginoþ;
jus saurgandans wairþiþ, akei so saurga izwara du fahedai wairþiþ.
20 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass ihr weinen und wehklagen
werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure
Traurigkeit wird zur Freude werden.
Im vorliegenden Zitat kann man auf folgendes verbum dicendi hinweisen,
und zwar gaunon. Das Verb gaunon hat die Bedeutung klagen, Totenklage
abstimmen und in der Übersetzung erscheint mit Präfix weh-. An der Stelle
wird nur gaunon zur Gruppe von verba dicendi gezählt, weil durch das
Wehklagen ein seelischer Schmerz geäußert werden kann, also mit den
Worten formuliert wird.
Mit dem flektierten Verb qiþan tritt einmal das Adjektiv ubils ‚böse,
übel‘ auf und zwar in Mc 7,10:
10 Moses auk raihtis qaþ: swerai attan þeinana jah aiþein þeina; jah: saei
ubil qiþai attin seinamma aiþþau aiþein seinai, dauþau afdauþjaidau.
10 Denn Mose hat gesagt: »Ehre deinen Vater und deine Mutter!«, und:
»Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben.«
Das Verb qiþan mit den verschiedenen Ableitungen bildet andere Verben
und zwar:

ana-qiþan verleumden, verlästern;

faura-qiþan vorhersagen;

faur-qiþan sich entschuldigen; für ungültig erklären, aufheben,
umstoßen;

fra-qiþan für ungültig erklären, aufheben, verfluchen;

ga-qiþan sich verabreden, übereinkommen, beschließen;

miþ-qiþan mit-, nachsprechen.
40
Man muss an dieser Stelle die Aufmerksamkeit darauf legen, dass das Verb
us-qiþan ‚ein Gerede verbreiten‘ bedeutet. Da us-qiþan ins Deutsche als
Funktionsverbgefüge übertragen wird, aber mit dem Reden verbunden ist,
kann man dieses gotische Verb als verbum dicendi klassifizieren. Nur
einmal (Mc 1,45) wurde das Verb us-qiþan ‚ein Gerede verbreiten‘ mit dem
Verb dugann im Bibeltext gebraucht, aber es wurde dort als ‚verkünden‘
übertragen.
Mc 1,45
45 iþ is usgaggands dugann merjan filu jah usqiþan þata waurd, swaswe is
juþan ni mahta andaugjo in baurg galeiþan, ak uta ana auþjaimstadim was;
jah iddjedun du imma allaþro.
45 Der aber ging weg und fing an, die Sache eifrig zu verkünden und
auszubreiten, so dass er nicht mehr öffentlich in eine Stadt gehen konnte;
sondern er war draußen an einsamen Orten, und sie kamen von allen Seiten
zu ihm.
Es wurde nur einzige Stelle in der Bibel angegeben, wo das präfigierte Verb
ana-qiþan ‚verleumden, verlästern‘ auftritt. Das Verb schmähen hat die
Bedeutung
‚mit
verächtlichen
Reden
beleidigen,
beschimpfen,
schlechtmachen‘ (Duden, 2006).
Kor I 10,30
jabai ik anstai andnima, duhve anaqiþaidau in þize ik awiliudo?
30Wenn ich mit Danksagung teilnehme, warum werde ich geschmäht für
das, wofür ich danksage?
Das Verb faura-qiþan wurde nicht nur als „vorhersagen“ übertragen,
sondern auch ‚zuvorsagen‘ (wie im R 9,29), ‚weissagen‘ und ‚prophezeien‘.
R 9,29
29 jah swaswe fauraqaþ Esaïas: nih frauja Sabaoþ biliþi unsis fraiwa, swe
Saudauma þau waurþeima jah swe Gaumaurra þau galeikaiwaurþeima.
29 Und wie Jesaias zuvorgesagt hat: "Wenn nicht der Herr Zebaoth uns
Samen übriggelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und Gomorra
gleich geworden".
41
Im Kor II 7,3 wurde die Bedeutung des Verbs fauraqaþ mithilfe des
Adverbs „vorhin“ und mit dem flektierten Verb ‚sagen‘ übertragen.
Kor II 7,3
3 ni du gawargeinai qiþa; fauraqaþ auk þatei in hairtam unsaraim sijuþ du
gaswiltan jah samana liban.
3 Nicht zur Verurteilung rede ich; denn ich habe vorhin gesagt, daß ihr in
unseren Herzen seid, um mit zu sterben und mit zu leben.
Das Verb faur-qiþan kann man zu den verba dicendi zählen, wenn es die
Bedeutung mit der redebezeichnenden Tätigkeit kodiert, wie im unteren
Beispiel (L 14,18-19). Hier kommt v.d. bidjan, hier: ‚bitten‘, aber auch
‚beten‘ und ‚betteln‘ zum Vorschein.
L 14,18-19
18 jah dugunnun suns faurqiþan allai. sa frumista qaþ: land bauhta jah þarf
galeiþan jah saihvan þata; bidja þuk, habai mik faurqiþanana 19 jah anþar
qaþ: juka auhsne usbauhta fimf jah gagga kausjan þans; bidja þuk, habai mi
k faurqiþanana.
18 Und sie fingen alle ohne Ausnahme an, sich zu entschuldigen. Der erste
sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß notwendig ausgehen
und ihn besehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt. 19 Und ein
anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe hin, sie zu
versuchen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt.
Als nächstes Verb soll man fra-qiþan in den Bedeutungen: ‚1.für ungültig
erklären, aufheben 2. verfluchen‘ anführen. Es tritt unter anderem im
Evangelium von Lukas, im Kapitel „Rechtes Vergelten: Feindesliebe“ 6,2728, wo noch die andere Verben des Sagens auftreten (sagen, segnen).
L 6,27-28
27 akei izwis qiþa þaim hausjandam: frijod þans hatandans izwis; waila
taujaid þaim fijandam izwis. 28 þiuþjaiþ þans fraqiþandans izwis; bidjaid
fram þaim anamahtjandam izwis.
42
27 Aber euch sage ich, die ihr höret: Liebet eure Feinde; tut wohl denen, die
euch hassen; 28 segnet, die euch fluchen; betet für die, welche euch
beleidigen.
Ein weiteres wichtiges Verbum dicendi ist rodjan, das im Streitberges
Wörterbuch zwei Bedeutungen hat: reden und sprechen. Im Duden (2006)
findet man folgende Erläuterungen zur Bedeutungen der beiden erwähnten
Verben:
reden:
1a) etwas Zusammenhängendes sagen; sich in Worten äußern, Synonyme: sich
auslassen, sich äußern, mitteilen, sprechen, verbreiten;
1b) ein Gespräch führen; Synonyme: sich unterhalten, sprechen, schwatzen;
2) eine Rede halten; Synonyme: vortragen, sprechen.
sprechen:
1a) sprachliche Laute, Wörter, Satze bilden;
1b) sich in bestimmter Weise ausdrücken;
Synonyme: sich ausdrücken.
2) eine Sprache beherrschen;
3) eine Meinung darlegen; urteilen;
Synonyme: sich äußern, reden, urteilen.
4a) Worte wechseln, ein Gespräch führen, sich unterhalten;
Synonyme: quatschen (ugs.), plaudern, reden, schwatzen, schwätzen, sich
unterhalten.
4b) (mit jmdm.) ein Gespräch führen, sich unterhalten, reden;
5) erzählen, berichten;
Synonyme: berichten, erzählen, reden.
6) über etwas diskutieren, sich besprechen;
Synonyme: sich beraten, besprechen, diskutieren, durchsprechen, erörtern, reden
7) eine Rede, Ansprache o. Ä. halten.
Jesus hält sehr oft eine Rede oder erläutert etwas durch Gleichnisse oder
Vergleiche, wie z.B. im J 6,63.
J 6,64
63 ahma ist saei liban taujiþ, þata leik ni boteiþ waiht. þo waurda þoei ik
rodida izwis, ahma ist jah libains ist, 64 akei sind izwara sumai, þaiei ni gala
ubjand. wissuh þan us frumistja Iesus hvarjai sind þai ni galaubjandans,
jah hvas ist saei galeiweiþ ina.
43
63 Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte,
die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; 64 aber es sind
einige unter euch, die nicht glauben. Denn Jesus wusste von Anfang an,
welche es waren, die nicht glaubten, und wer es war, der ihn überliefern
würde.
Dabei müssen die Verben analysiert werden, die mit den Präfixen und der
Grundform rodjan gebildet sind und im Bibeltext auftreten.
Das Verb miþ-rodjan, das mit einem reden bedeutet, kommt nur einmal (L
3,30) vor. In L 9,31 hat das Verb qiþan andere Bedeutung als sagen und
zwar reden.
L 9,30-31
30 jah sai, wairos twai miþrodidedun imma, þaiei wesun Moses jah Helias;
31 þai gasaihvanans in wulþau qeþun urruns is, þoei skulda usfulljan in
Iairusalem.
30 Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, welche waren Mose und
Elia; 31 die erschienen in Klarheit und redeten von dem Ausgang, welchen
er sollte erfüllen zu Jerusalem.
Zu den verba dicendi gehört auch bi-rodjan es bedeutet ‚murrend reden,
murren‘. Durch das Verb qiþandans wird die Frage eingeleitet (siehe:
Kapitel 7.2).
L 5,30
30 jah birodidedun bokarjos ize jah Fareisaieis du siponjam is qiþandans:
duhve miþ þaim motarjam jah frawaurhtaim matjid jah drigkid?
30 Und die Schriftgelehrten und Pharisäer murrten wider seine Jünger und
sprachen: Warum esset und trinket ihr mit den Zöllnern und Sündern?
Da in der vorliegenden Arbeit nur die verba dicendi analysiert werden, kann
man das Verb un-rodjands (nicht redend, stumm) nicht berücksichtigt
werden.
44
7.2 Die Verben des Fragens und des Antwortens
In diesem Kapitel werden solche Verben dargestellt, die eine Frage oder
eine Antwort direkt oder indirekt einleiten.
Man muss zuerst die Bedeutung der beiden Verben einführen.
fragen
1) sich mit einer Frage an jmdm. wenden,
Synonyme: anfragen bei, befragen, sich erkundigen bei, sich informieren bei.
2) <+sich> sich etwas überlegen, sich die Frage stellen;
Synonyme: abwägen, bedenken, nachdenken, überdenken, sich Gedanken machen.
3) sich um jmdn., etwas kümmern;
Synonym: sich kümmern um.
antworten
sich auf eine Frage hin äußern; eine Antwort, Auskunft geben;
Synonyme: einwenden, einwerfen, entgegen, erwidern, kontern, versetzen.
(Duden 2002)
Im Gotischen können nur 3 Verben als Verben des Fragens genannt werden
und zwar: fragan, fraihnan und gafraihnan.
Das Verb fraihnan wurde mit anderen Verba dicendi verwendet, um einen
Dialog zu bilden, wie im J 13,24-27.
J 13,24
24 bandwiduh þan þamma Seimon Paitrus du fraihnan hvas wesi, bi þanei qaþ.
25 anakumbida þan jains swa ana barma Iesuis qaþuh imma: frauja, hvas ist?
26 andhof Iesus: sa ist þammei ik ufdaupjands þana hlaif giba. jah ufdaupjands
þana hlaif gaf Iudin Seimonis, Skariotau. 27 jah afar þamma hlaiba þan galaiþ in
jainana Satana. qaþ þan du imma Iesus: þatei taujis, tawei sprauto.
24 Dem winkte Simon Petrus, daß er forschen sollte, wer es wäre, von dem
er sagte. 25 Denn derselbe lag an der Brust Jesu, und er sprach zu ihm:
HERR, wer ist's? 26 Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen
eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein und gab ihn Judas,
Simons Sohn, dem Ischariot. 27 Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn.
Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!
45
Das Verb antworten hat folgende Bedeutung (Duden 2006):
sich auf eine Frage hin äußern, eine Antwort, Auskunft geben;
Synonyme: einwenden, einwerfen, entgegen, erwidern, kontern, versetzen.
Das Verb and-hafjan tritt sehr häufig in der Form andhafjands mit dem
deklinierten Verb qiþan auf (vgl. L 10,30; M 8,8).
Diese drei Verben (fragen-antworten-sprechen) kommen sehr häufig
zusammen vor (vgl. J 18,4-8).
Auch das Verb us-bairan kann mit der Bedeutung antworten gebraucht
werden. Neben dieser Bedeutung stehen noch: hinaustragen (T 6,7),
hervorbringen (L 6,45), vorbringen (Mc 11,14) und ertragen (M 8,17).
Mc 11:14
14 jah usbairands qaþ du imma: ni þanaseiþs us þus aiw manna akran
matjai. jah gahausidedun þai siponjos is.
14 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand
ewiglich! Und seine Jünger hörten das.
Schwierig war die Analyse des unten angeführten Belegs (Mc 8,11). In
Streitbergs Wörterbuch findet man das Lemma us-bairan, dabei die
Erläuterung und einen Beleg, wo dieses Verb mit der Bedeutung ‚ertragen‘
auftreten sollte. Es wurde das Verb miþsokjan gebraucht und ins Deutsche
als „sich befragen“ übertragen. Sowohl mitdisputieren als auch sich
befragen kann man als verba dicendi betrachten.
Mc 8,11
11 jah urrunnun Fareisaieis jah dugunnun miþsokjan imma sokjandans du
imma taikn us himina, fraisandans ina.
11 Und die Pharisäer gingen heraus und fingen an, sich mit ihm zu
befragen, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel.
46
7.3 Andere verba dicendi
In diesem Kapitel werden andere verba dicendi analysiert.
In dem schon analysierten Abschnitt (Mc 14, 66-72) wurden zwei Verben
mit der Bedeutung leugnen untersucht. Nun muss man noch einmal
laugnjan in Focus nehmen. Im Mc 14,70 ist die Form des Verbs laugnjan
mit dem Adjektiv aftra gebildet, um die Wiederholbarkeit auszudrücken. In
gleicher Weise wurde die Wiederholbarkeit mit dem Verb qiþan
gebildet. (Vgl. M 26,70; L 8,45)
Mc 14,70
70 iþ is aftra laugnida. jah afar leitil aftra þai atstandandans qeþun du
Paitrau: bi sunjai, þizei is; jah auk <Galeilaius is jah> razda þeinagaleika ist.
70 Er aber leugnete wieder. Und kurz nachher sagten wieder die
Dabeistehenden zu Petrus: Wahrhaftig, du bist einer von ihnen, denn du bist
auch ein Galiläer.
Der unten zitierte Beleg zeigt, dass zwei verba dicendi in einem Satz
auftreten können und zwar: afaikan ‚verfluchen‘ und swaran ‚schwören‘,
die mit dem Verb dugann die direkte Rede einleiten.
Mc 14,71
71 iþ is dugann afaikan jah swaran þatei ni kann þana mannan þanei qiþiþ.
71 Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne diesen
Menschen nicht, von welchem ihr redet.
In diesem Abschnitt wurde das Verb us-spillon ‚verkünden, erzählen‘
untersucht, das nur zweimal in der Bibel auftritt. Im Kapitel „Heilung des
Besessenen von Gerasa“ kommt noch merjan vor, was ins Deutsche nicht
als „kund tun, etwas künden“ übertragen wurde, sondern als „rufen“ ersetzt.
47
L 8,38-39
38 baþ þan ina sa wair af þammei þos unhulþons usiddjedun, ei wesi miþ im
ma; fralailot þan ina Iesus qiþands: 39 gawandei þuk du garda þeinamma
jah usspillo hvan filu gatawida þus guþ. jah galaiþ and baurg alla merjands
hvan filu gatawida imma Iesus.
38 Der Mann aber, von welchem die Dämonen ausgefahren waren, bat ihn,
daß er bei ihm sein dürfe. Er aber entließ ihn und sprach: 39 Kehre in dein
Haus zurück und erzähle, wieviel Gott an dir getan hat. Und er ging hin und
rief aus durch die ganze Stadt, wieviel Jesus an ihm getan hatte.
Zur verba dicendi gehört auch wopjan ‚rufen‘ und seine Ableitung ufwopjan ‚aufschreien, ausrufen‘. In J 11,28 tritt neben schon bekannten
verba dicendi (wopjan und qiþan) noch ein neues Verb haitan, das ‚1.
heißen, nennen 2. rufen, einladen 3. heißen, befehlen, bitten‘ bedeutet und
in diesem Textabschnitt wurde als rufen übersetzt.
J 11,28
28 jah þata qiþandei galaiþ jah wopida Marjan, swistar seina, þiubjo qiþan
dei: laisareis qam jah haitiþ þuk.
28 Und als sie dies gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria
heimlich und sagte: Der Lehrer ist da und ruft dich.
Im Lukasevangelium ist die Beschreibung des Lobpreises der Maria von
Elizabeth vorhanden, wo das Verb wopjan mit dem Präfix ‚uf-’ auftritt und
‚ausfrufen‘ bedeutet. In diesem Beleg kommt auch das Verb þiuþjan
‚segnen‘ vor.
L l,41-42
4 1jah warþ, swe hausida Aileisabaiþ golein Mariins, lailaik barn in qiþau iz
os, jah gafullnoda ahmins weihis Aileisabaiþ, 42 jah ufwopida stibnai mikila
i jah qaþ: þiuþido þu in qinom, jah þiuþido akran qiþaus þeinis.
41 Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, hüpfte das Kind
in ihrem Leibe; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geiste erfüllt 42 und rief
aus mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet bist du unter den Weibern, und
gesegnet ist die Frucht deines Leibes!
48
Vom Verb þiuþjan wurde mit dem Praefix ‚ga-‘ ein Synonym gebildet, und
zwar: ga-þiuþjan ‚einem den Segen geben‘. Es tritt in L 9,16; Mc 8,7; E
1,3.
49
8 Die Analyse des Wortfeldes redebezeichnender Verben (sagen-redensprechen)
Das Wortfeld der redebezeichnenden Verben (sagen-reden-sprechen) in der
gotischen Bibel wurde analysiert.
Zuerst wurden 47 deutschen redebezeichnenden Verben in Anlehnung
an Heringer (1989, 304) gewählt. Es wurde die Liste aller gotischen Verben
zusammengestellt, die auf der Seite des Projekts Wulfila 2004 basiert. Diese
beträgt 1172 gotische Verben. 19 deutsche redebezeichnende Verben haben
eine sinnverwandte Entsprechung im Gotischen, den übrig gebliebenen
Verben (28) wurden keine Äquivalente gefunden.
Die Tabelle stellt das Ergebnis dar.
1.
2.
3.
4.
5.
deutsches
redebezeichnendes seine gotische(n) sinnverwandte(n) Verben
Verb
mitteilen
dailjan teilen, zuteilen, mitteilen
gamainjan mitteilen zu;
fragen
fragan fragen
fraihnan fragen
ga-fraihnan [perfektiv] erfragen
antworten
and-hafjan erwidern, antworten
us-bairan hinaustragen; hervorbringen;
vorbringen d.i. antworten; ertragen
bekannt geben
ga-swikunþjan etw. bekannt geben [perfektiv]
rufen
haitan 1. heißen, nennen, genannt werden
2. rufen, einladen 3. heißen, befehlen, bitten
hropjan rufen
uf-hropjan aufschreien, ausrufen
uf-wopjan aufschreien, ausrufen
wopjan rufen
ana-haitan 1. anrufen 2. schelten
50
6.
schreien
7.
erklären
8.
begründen
9.
widersprechen
10. schwören
11. lügen
12. prahlen
13. bekennen
at-haitan herzurufen
at-wopjan herbeirufen
ga-haitan 1. zusammenrufen 2. verheißen; sich
bekennen zu
ga-laþon 1. zusammenberufen,
einladen
2. berufen
uf-hropjan aufschreien, ausrufen
uf-wopjan aufschreien, ausrufen
and-bindan lösen; auflösen, erklären; entbinden
von
and-haitan 1. a) einen, etw. bekennen; sich
bekennen zu; etw. bekennen b) einen preisen
2. bekennen;
einen
als
etw.
bekennen
3. bekennen, erklären
faur-qiþan sich entschuldigen 2. für ungültig
erklären, aufheben, umstoßen
fra-qiþan 1. für ungültig erklären, aufheben 2.
verfluchen
ga-skeirjan erklären [auch: durch Übersetzung]
ga-suljan das Fundament legen, begründen
[perfektiv]
and-sakan widersprechen, bekämpfen
and-waurdjan widersprechen
bi-swaran beschwören
swaran schwören
ufar-swaran falsch schwören
liugan lügen
flautjan prahlen
ga-haitan1. zusammenrufen 2. verheißen; sich
bekennen zu
and-haitan 1. a) einen, etw. bekennen; sich
bekennen zu; etw. bekennen b) einen preisen c)
2. bekennen;
einen
als
etw.
bekennen
3. bekennen, erklären
51
14. erzählen
15. erfragen
16. bitten
17. befehlen
18. empfehlen
19. erwidern
waila-spillon verkünden, erzählen
us-spillon verkünden, erzählen
ga-fraihnan 1. erfragen 2. (durch Fragen)
erfahren
us-bidan erbitten
haitan 1. heißen, nennen, genannt werden
2. rufen, einladen 3. heißen, befehlen, bitten
ga-bidjan beten, bitten
bidjan bitten, beten, betteln
ana-biudan entbieten, befehlen
ga-raidjan befehlen, verordnen, bestimmen
haitan 1. heißen, nennen, genannt werden
2. rufen, einladen 3. heißen, befehlen, bitten
ana-filhan übergeben, überliefern; verpachten;
empfehlen
and-hafjan erwidern, antworten
Dabei wurden 28 deutsche redebezeichnende Verben ohne gotische
Entsprechungen gefunden, und zwar: erwähnen, auffordern, wiederholen,
flüstern, brummeln, stammeln, lispeln, stottern, feststellen, behaupten,
erläutern, versichern, übertreiben, berichten, schwätzen, daherreden,
plaudern, schwatzen, sich erkundigen, nachfragen, anflehen, befehlen,
vorschlagen, raten, erwidern, ausweichen, äußern und ausdrücken.
52
9 Zusammenfassung
In der vorliegenden Magisterarbeit wurden die semantische Gruppe der
verba dicendi der gotischen Sprache untersucht. Folgende verba dicedi
wurden mit Belegen dargestellt:
qiþan ‚sagen‘
miþ-rodjan, ‚mit einem reden‘
ana-qiþan ‚verleumden, verlästern‘
faura-qiþan ‚vorhersagen‘
faur-qiþan ‚sich entschuldigen; für ungültig erklären, aufheben, umstoßen‘
fra-qiþan ‚für ungültig erklären, aufheben, verfluchen‘
ga-qiþan ‚sich verabreden, übereinkommen, beschließen‘
miþ-qiþan ‚mit-, nachsprechen‘
us-spillon ‚verkünden, erzählen‘
fragan, fraihnan und gafraihnan ‚fragen‘
and-hafjan , us-bairan ‚antworten‘
bidjan hier: ‚bitten‘ aber auch ‚beten‘ und ‚betteln‘
miþsokjan ‚ mitdisputieren‘
ga-þiuþjan ‚einem den Segen geben‘.
wopjan ‚rufen‘
uf- wopjan ‚ausrufen, aufschreien‘
þiuþjan ‚segnen‘
rodjan ‚reden, sprechen‘
bi-rodjan ‚murrend reden, murren‘
afaikan ‚verfluchen‘ und swaran ‚schworen‘)
laugnjan ‚leugnen‘
gaunon ‚klagen‘
53
haitan, ‚1. heißen, nennen 2. rufen, einladen 3. heißen, befehlen, bitten‘
merjan ‚kund tun, etwas künden‘ hier ‚rufen‘.
Bezugnehmend auf Syntax kann man feststellen, dass die verba dicendi als
Prädikate die direkte oder indirekte Rede einleiten. Das ist die funktionale
Eigenschaft von dieser Wortart.
Alle verba dicendi gehören zur semantischen Klasse der Tätigkeitsverben.
Die Verben bilden die deklarativen, interrogativen und imperativen Sätze.
Die exzerpierten Verben haben ihre Äquivalenten im Neuhochdeutsch, was
die Tabelle des analysierten Wortfelds sagen-reden-sprechen darstellt. Es
gibt eine kleine Gruppe von Verben, die keine Parallelen zum
Neuhochdeutsch haben, das sind: erwähnen, auffordern, wiederholen,
flüstern, brummeln, stammeln, lispeln, stottern, feststellen, behaupten,
erläutern, versichern, übertreiben, berichten, schwätzen, daherreden,
plaudern, schwatzen, sich erkundigen, nachfragen, anflehen, befehlen,
vorschlagen, raten, erwidern, ausweichen, äußern und ausdrücken.
Die verba dicendi können sowohl einen einfachen als auch einen
zusammengesetzten Satz bilden. Sie leiten die direkte und indirekte Rede
ein.
Sie werden sehr oft verwendet und dienen zur Gestaltung des Gesprächs
oder der Aussage. In einem Zitat treten oft zwei oder mehrere verba dicendi
auf. Am häufigsten wurde das Verb qiþan ‚sagen‘ gebraucht. Es wurde
dazu verwendet, eine Aussage einzuleiten oder eine Frage indirekt oder
direkt zu stellen.
54
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Zielona Góra, dnia ………………………..
………………………………………………..
nazwisko i imię
………………………………………………..
kierunek studiów
UNIWERSYTET ZIELONOGÓRSKI
W ZIELONEJ GÓRZE
OŚWIADCZENIE
Świadoma(y)
odpowiedzialności
karnej
oświadczam,
że
przedkładana praca dyplomowa/magisterska*
………………………………………………………………………
……………………………………………………………………..
została napisana przeze mnie samodzielnie i nie była wcześniej
podstawą żadnej innej urzędowej procedury związanej z nadaniem
dyplomu wyższej uczelni lub tytułów zawodowych.
Jednocześnie oświadczam, że w/w praca nie narusza praw autorskich
w rozumieniu ustawy z dnia 4 lutego 1994 r. o prawie autorskim i
prawach pokrewnych innych osób (DZ.U. tj. z roku 2000 Nr 80 poz.
904) oraz dóbr osobistych chronionych prawem cywilnym.
………………………………………………..
podpis
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