Fragen zur Vorlesung Raible vom 5

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Fragen zur Vorlesung Raible vom 04.07.2006
(bitte keine Romane schreiben; manchmal genügt sogar ein ja oder nein.)
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Rat: Ziehen Sie das Handout zur Vorlesung hinzu.
1. Die wichtigsten und häufigsten semantischen Rollen sind bekanntlich AGENS,
UNDERGOER/PATIENS, THEMA (THEMA sagt man gerne, um für einen nicht belebten
UNDERGOER nicht den Terminus ‘Objekt’ benützen zu müssen, den man einer
syntaktischen Rolle vorbehält) und BENEFICIARY oder EXPERIENCER. Diathesen
definieren sich nun als Projektion von semantischen Rollen auf syntaktische, in den
europäischen Sprachen speziell auf die des Subjekts. ¿Welche drei Diathesen sind
auf diese Weise theoretisch möglich?
2. Passive Diathese –oder schlicht das ‘Passiv’– definiert sich als “UNDERGOER oder
THEMA ist Subjekt”. Aus ‘Peter schenkt mir ein Buch’ wird also z.B. ‘Das Buch
wird mir [von Peter] geschenkt’. ¿Wieso kann man dann von einem Sachverhalt wie
‘Peter bekommt ein Buch / Pedro recibe un libro / Piero riceve un libro / Pierre
reçoit un livre / Peter gets a book’, der der Form nach ja in allen genannten
Sprachbeispielen Sätze mit aktivem Verb sind, in keiner dieser Sprachen eine
passive Version bilden? [Typ ‘*Ein Buch wird von Peter bekommen’.]
3. Konstantin Kazenin nennt bei seinen fünf Kriterien für ‘Passiv’ als letztes: “the
propositional semantics of the construction is identical to that of the unmarked
(active) voice; specifically, the number of participants and their roles do not
change”. ¿Passt diese Definition für Sätze wie “La experiencia no se desestima, se
saborea en silencio = Erfahrung schätzt man nicht gering, sondern man genießt sie
im Stillen? [Wenn ja, ¿warum?; wenn nein, ¿welche Art von Passiv hat er dann im
Auge?]
4. ¿In welchem Sinn ist ein Satz wie “la montagne se voit de loin”, “man sieht den
Berg von weitem”, passivisch?
5. ¿Wie könnte man Sätze des Typs ‘mir fällt ein’, ‘il me vient à l’esprit’, ‘mir ist kalt’
einstufen? [¡Beschreiben Sie einfach, was hier vorliegt!]
6. Eine der beliebtesten Formen passiven Ausdrucks ist in den romanischen Sprachen
das ‘reflexive’ oder ‘pronominale Passiv’. Die Konstruktion ist schon im Spätlatein
(5. Jh. n. Chr.) gut belegt und entspricht einem bekannten Grammatikalisierungspfad. ¿Was ist der Unterschied zwischen den Typen ‘der Esel beißt sich (selbst und
ggf. noch andere)’ und ‘die Wunde schließt sich’?
7. Unter den Ausdrucksmöglichkeiten für ‘Passiv’ scheint es in den romanischen
Sprachen eine erhebliche Variation zu geben: Im Italienischen Passiv mit essere,
venire, andare als Hilfsverben, dazu das pronominale Passiv; im Spanischen ser,
quedar, virar, volverse…, im Französischen u.a. mit kausativem se faire (il s’est fait
renverser) etc. ¿Wofür könnte diese Vielfalt sprechen? [Sie brauchen nur eine
Vermutung zu äußern, ob sie richtig ist, kann sowieso niemand mit Sicherheit sagen;
es geht also ums Nachdenken.]
8. ¿Wie alt sind die Anfänge der französischen Diathese mit se voir + Inf.?
9. Mit dieser Diathese kann man das direkte und das indirekte Objekt eines ‘aktiven’
Satzes in die Subjektposition bringen. ¿Mit welcher von beiden Möglichkeiten
beginnt die Entwicklung?
10. ¿In welche Richtung geht die Entwicklung heute – noch eine Passiv-Variante
[UNDERGOER als Subjekt] oder eine EXPERIENCER-Diathese?
11. ¿Welche semantische Entwicklung hat se voir im Prozess der Grammatikalisierung
mitgemacht? [Denken Sie an Beispiele wie ‘l’aveugle s’est vu prendre par la main’
gegenüber ‘il se vit fendre le ventre et tirer les boyaux’ in einem der
mittelfranzösischen Beispiele.]
12. ¿Warum ist die se voir-Diathese des Französischen eine Erscheinung, die man nur in
ganz bestimmten Textsorten / Stilrichtungen findet – insbesondere in
administrativen, juristischen, journalistischen, z.T. wissenschaftlichen? [¡Denken Sie
auch an die Semantik der Verben, mit denen diese Diathese überhaupt nur möglich
ist!]
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