Muster Lehrbrief Folgend ein Auszug aus dem Lehrbrief „Kommunikationspolitik“ im Pflichtmodul Marketing im 1. Semester. Die Lehrbriefe haben einen Umfang von ca. 80 -150 Seiten. 1. Grundlegende Betrachtungen 1.1 Einführung und Lernziele dieses Kapitels In diesem Kapitel werden wir zunächst unser Verständnis von Kommunikation erläutern. Es folgt eine kurze Erörterung der grundsätzlichen Wirkung der Marktkommunikation sowie die Skizzierung des Planungsprozesses der Marktkommunikation. Ein (weiterer) Fokus dieses Kapitels richtet sich auf die Frage, wer in einer Organisation oder in einem Unternehmen grundsätzlich für die Marktkommunikation verantwortlich ist. Nach dem Durcharbeiten dieses Kapitels a) werden Sie erkannt haben, dass jeder Marketing-Effekt immer die Folge des Einsatzes aller Marketing-Funktionen ist. b) kennen Sie jene Größen, die für die Wirkung der Marktkommunikation verantwortlich sind. c) haben Sie gelernt, dass effiziente Planung der Marktkommunikation einem systematischen Prozess folgt. d) können sie nachvollziehen, welche grundsätzliche Struktur das kommunikative Gesamtkonzept einer Organisation/Unternehmung aufweist. e) wissen Sie, wer für die Organisation der Marktkommunikation verantwortlich ist. 1.2 Kommunikation im Marketing-Mix Der Erfolg der Marketing-Kommunikation kann nicht am Umsatz gemessen werden. Wir müssen wissen, warum Erfolg oder Misserfolg eingetreten sind, um daraus für die Zukunft zu lernen. Jeder Marketing-Effekt ist immer die Folge des Einsatzes aller Marketing-Funktionen und der Wechselwirkungen zwischen diesen Funktionen, also des Marketing-Mix. Zur Kommunikationspolitik kann man auch den persönlichen Verkauf, die Verpackungsgestaltung sowie die Markentechnik zählen. Diese werden jedoch traditionell anderen Funktionsbereichen - der Vertriebspolitik bzw. der Produktpolitik - zugeordnet. Das gesamte Kommunikations-Mix einer Unternehmung oder Organisation besteht aus den in Abbildung 1.1 dargestellten Instrumenten. Angebotspolitik Angebots-Mix Distributionspolitik Distributions-Mix Qualitätsgestaltung Verpackungsgestaltung Markenpolitik Sortimentspolitik Innovationspolitik Servicepolitik Dienstleistungen Außendienstorganisation Wahl der Vertriebswege Absatzform (Reisender/Vertreter) Anreizsystem für den Außendienst Außendienststeuerung Verkaufsgespräch Personalpolitik im Außendienst Exportentscheidungen Vertriebskooperationen e-Commerce Logistik Kommunikationspolitik Kommunikations-Mix Werbung Verkaufsförderung Public Relations Publicity Sponsoring Product Placement Event Marketing Messen und Ausstellungen Kommunikation im Internet Interne Kommunikation Kontrahierungspolitik Kontrahierungs-Mix Das MarketingMix Preisdifferenzierung Aktionspreispolitik Kreditgewährung Rabattpolitik Liefer- und Zahlungsbedingungen 1 Abbildung 1-1: Kommunikationspolitik im Marketing-Mix Tatsächlich kann die Kommunikationspolitik nur sehr selten direkt für das Kaufverhalten verantwortlich sein. Kommunikation soll Einstellungen verändern, die Beeinflussung, Veränderung oder gar Begründung von Bedürfnissen erzielen, Marken- und Produktkenntnisse aufbauen, Marken- und Produktpräferenzen bewirken, vielleicht auch für die Absicht sorgen, ein Produkt kaufen zu wollen. Es handelt sich jedoch ausschließlich um psychologische Größen. Diese sind Voraussetzung dazu, dass es zu konkretem Kaufverhalten kommt. Dabei wirken sich dann auch Preis, Verpackung (ist das nicht auch Kommunikation?), Platzierung in den Geschäften, Qualitätserleben (für Wiederholungskäufe) sowie die Maßnahmen des Handels und der Wettbewerber aus. Das ist die Voraussetzung dazu, dass psychologische Wirkungen erreicht werden, also dass die Kommunikation wahrgenommen wird, emotional erregt und in irgendeiner Weise positiv anspricht. Dies wiederum setzt voraus, dass die MarketingKommunikation die richtigen Personen, also die Zielgruppe oder die ausgewählten Marktsegmente erreicht werden. Dass dieses auch unter Kosten- und Wirkungsaspekten effizient geschieht, ist Aufgabe der Mediaplanung. Dabei wird darüber entschieden, in welchen Medien (TV, Zeitschriften, Zeitungen) welche Werbeträger (z. B. ZDF, VOX, TVSpielfilm) zu welchen Zeitpunkten und in welcher Form (TV: 20 oder 30 Sekunden, Zeitschriften 1/1 oder ½ Seiten) mit Werbung belegt werden. Auf jeden Fall sind Kommunikationsziele nur ein Teil der Marketingziele. Die Mediaplanung gewährleistet das Erreichen der Zielgruppen und ist damit für eine der Grundvoraussetzungen des Marketing-Erfolges verantwortlich. Ziel der Mediaplanung ist es, im Rahmen der systematischen Media- Analyse und –Planung einen möglichst effizienten Transport der Marketing-Kommunikation zu der gewünschten Zielgruppe zu ermöglichen. Gestaltung der Kommunikation Erreichen der Zielgruppen Wie viele Menschen? Wie oft? Andere Instrumente im Marketinginstrumente Psychologische Wirkung der Kommunikation (Verhaltens-, Kaufabsicht) Kaufverhalten Handel Wettbewerb 2 Abbildung 1-2: Marketing und Kaufverhalten Die Wirkung der Marktkommunikation ist eine Frage der Auswahl der Werbeträger, des möglichen Werbedrucks und der Gestaltung der einzelnen Instrumente im KommunikationsMix sowie möglicher Synergie-Effekte zwischen verschiedenen Maßnahmen innerhalb der Werbung und anderer Kommunikationsinstrumente (s. Abbildung 1.2). 1.3 Der Planungsprozess der Marktkommunikation Nicht immer scheint das Handeln der Manager/innen in der Praxis rational. Ein Grund dafür ist, dass nicht immer alle Entscheidungen vernetzt und aufeinander abgestimmt erfolgen. Effiziente Planung der Marketing-Kommunikation folgt dem in Abbildung 1.3 dargestellten Schema. Es besteht grundsätzlich aus den Phasen der Analyse, Planung, Motivation und Kontrolle. Dieser Entscheidungsprozess stellt nicht nur den zeitlichen Ablauf der Kommunikationsplanung dar, sondern ermöglicht darüber hinaus (im Sinne eines Regelkreises) permanente Rückkoppelungen, die die wesentlichen Wirkungszusammenhänge – Analyse, Ziel-, Strategie-, Budget-, Maßnahmenplanung, Koordination bzw. Organisation und Kontrolle – dieses wichtigen Marketingbereichs aufzeigen. Dieser Prozess - vergleichbar der Vorgehensweise bei der gesamten Marketingplanung – zeigt zugleich die Verantwortungsbereiche des Kommunikationsmanagements bzw. in welchen Schritten kommunikationspolitische Entscheidungsfindung erfolgt. Die Analyse der Marketingchancen einer Unternehmung ist von permanenter Bedeutung für die Planung und Realisierung aller Marketingmaßnahmen. Dies gilt auch für die Marktkommunikation. Daher muss zunächst eine Situationsanalyse der kommunikationsrelevanten externen Chancen und Risiken sowie internen Stärken und Schwächen erfolgen (Phase 1). Als methodische Basis dienen die Analyse des Konsumentenverhaltens, Stärken-Schwächen-Analysen, Produkt-Lebenszyklen, Portfolioanalysen, Positionierungsanalysen, Wettbewerbsanalysen, Analysen kritischer Erfolgsfaktoren, Umweltchancenund Umweltbedrohungsanalysen sowie Szenariotechniken. Auf der Grundlage der Marketingziele und der Situationsanalyse sind in der Phase 2 Kommunikationsziele festzulegen. Grundsätzlich werden ökonomische und psychologische bzw. kommunikative Ziele (z.B. die Wahrnehmung bestimmter Botschaften) formuliert, wobei ökonomische Ziele, wie z.B. der Umsatz, aufgrund der Zurechnungsproblematik von untergeordneter Bedeutung sind. Darüber hinaus sind die relevanten Zielgruppen zu identifizieren und zu beschreiben. In der Phase 3 sind die Kommunikationsstrategien zu formulieren. Dazu gehört zunächst – insbesondere mit Blick auf die Wettbewerbsprofilierung - die kommunikative Positionierung, d.h. es geht um die Frage, wie der potentielle Kunde das Unternehmen wahrnehmen soll (z.B. „innovativ“ oder „modern“). Auf der Basis der Strategien wird in Phase 4 das Kommunikationsbudget festgelegt und auf die einzelnen Kommunikationsinstrumente verteilt. Das Kommunikationsbudget umfasst alle finanziellen Mittel, die für die Marktkommunikation zur Verfügung gestellt werden bzw. notwendig sind. Gegenstand der Phase 5 umfasst die Festlegung des Kommunikations-Mix, m.a.W. den Instrumentenpool der effektivsten und effizientesten Instrumente einschließlich der entsprechenden Einsatzdosierung. Die organisationale Umsetzung – insbesondere vor dem Hintergrund der Integrations- bzw. Abstimmungsanforderungen - ist Gegenstand der Phase 6. Ein wesentliches Merkmal einer produktorientierten Marketingbzw. Unternehmensorganisation ist das Produktmanagement als eine Managementebene, die das Funktionsmanagementsystem ergänzt. Am Ende des Planungsprozesses steht die kommunikationsbezogene Erfolgskontrolle (Phase 7). Grundsätzliche Erscheinungsformen sind das strategische sowie das operative Kommunikationscontrolling: die Stärken- und Schwächen der Kommunikationspolitik (strategisches Kommunikationscontrolling) vs. die Untersuchung der Wirkung von Werbekampagnen (operatives Kommunikationscontrolling).