Magnetresonanztomographie (MRT) Magnetresonanztomographie (MRT) Prinzip - aktiver Abbildungsvorgang durch Zuführung von Energie (starkes konstantes Magnetfeld + elektromagnetische Pulse) und - passiver Abbildungsvorgang durch Ausnutzung körpereigener Signale (Spin-Ensembles als Radiowellensender) - unterschiedliche Magnetisierungsverteilung in den Geweben des Körpers, abh. von Struktur, Funktion und Metabolismus Magnetresonanztomographie (MRT) • tomographische bildgebende Technik (wie CT, SPECT und PET) (gr. tomos (τοµοσ) - Schnitt) • MR-Scanner liefert multidimensionales Datenarray (Bild) über räumliche Verteilung physikalischer Größen - 2D Schnittbilder beliebiger Orientierung - 3D Volumendatensätze - 4D Bilder (räumlich-spektrale Verteilungen) • MR-Signale kommen direkt aus dem Körper “Emissions”-Tomographie; vgl. PET, SPECT aber keine radioaktiven Substanzen notwendig! Magnetresonanztomographie (MRT) • MRT arbeitet im Radiofrequenzbereich keine ionisierende Strahlung • MRT-Bilder enthalten Fülle von Informationen Grauwert des Bildpixels (Signalintensität) abhängig von: Kernspindichte ? Spin-Gitter-Relaxationszeit T1 Spin-Spin-Relaxationszeit T2 molekularer Bewegung (Fluß, Diffusion, Perfusion) Suszeptibilität chemische Verschiebung Magnetresonanztomographie (MRT) ?? Magnetresonanztomographie (MRT) Wellenlängen bei der MRT > 0,3 m schlechte Ortsauflösung Ansatz: Überlagerung HF-Feld und ortsvariables magnetisches Gleichfeld + Ausnutzung der scharfen Resonanzabsorption magnetischer Kerne im biologischen Gewebe (1H, 13C, 19F, 23Na, 31P) Räumliche Zuordnung der Kernmagnetisierung Magnetresonanztomographie (MRT) Inhalt: - geschichtlicher Überblick - physikalische Grundlagen klassisch, quantenmechanisch - Grundlagen der MRT vom Signal zum Bild, Meßtechnik Kontrast, Auflösung, Signal-Rausch-Verhältnis - Anwendungen (Bildernachweis: Dössel, 2000; Morneburg, 1995; Siemens, Philips, Internet) Magnetresonanztomographie (MRT) ! Magnetresonanztomographie (MRT) ! ! Magnetresonanztomographie (MRT) Magnetresonanztomographie (MRT) Historie 1946 Kernmagnetische Resonanz (NMR) F. Bloch, W.W. Hansen, M. Packard. Phys Rev 69, 127, 1946 E.M. Purcell, H.C. Torrey, R.V. Pound. Phys Rev 69, 37, 1946 1950 E.L. Hahn: Spin echos. (Phys Rev 80, 580, 1950) 1950 – 1970 Anwendungen der NMR in Physik und Chemie zur Strukturanalyse 1952 Nobelpreis an Bloch und Purcell 1970 Erstes Hirn-MRT (Meßzeit: 8 Std., Bildverarbeitung: 72 Std) 1971 R. Damadian: unterschiedliche NMR Relaxationszeiten für Tumoren und gesundes Gewebe (MRT als Diagnosemethode) Magnetresonanztomographie (MRT) Historie 1973 P. Lauterbur: MRT-Bildgebung mit GradientenFeldern (Nature, 242, 190) 1975 R. Ernst: MRT mit Phasen- und Frequenzkodierung und Verwendung der Fouriertransformation 1977 R. Damadian: erste Ganzkörperaufnahme (Meßzeit: 4 Std, 45 min) 1977 P. Mansfield: Entwicklung Echo-Planar-Imaging (EPI) 1980 Edelstein et al.: Ganzkörperaufnahme mit Ernst-Technik (Datenacquisition: 5 min./Schicht; 1986: 5 sec./Schicht) ab 1980: erste kommerzielle MRT-Systeme Magnetresonanztomographie (MRT) Historie 1986 – 1989: Gradient Echo Imaging, NMR-Mikroskop 1990 Ogawa et al.: BOLD-Effekt fMRT 1991 Nobelpreis an R. Ernst 1992 Kwong et al.: BOLD + neuronale Aktivität 2003 Nobelpreis an P. Lauterbur und P. Mansfield Routinemethode in Krankenbehandlung ca. 60 Mio. Untersuchungen weltweit > 25.000 Installationen weltweit Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Kompassnadel im Magnetfeld Durch Messung des Drehmoments im homogenen Magnetfeld läßt sich das magnetische Dipolmoment messen B = magn. Induktion oder Kraftflussdichte! H = Magnetfeld ! In der MRT-Literatur üblicherweise B = Magnetfeld Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetisierung paramagnetischer und diamagnetischer Stoffe diamagnetische Stoffe: e- induzieren Abschirmstrom → B-Feld im Innern des Stoffes kleiner paramagnetische Stoffe: Ausrichtung der Elementarmagnete (e--Spins) im äußeren B-Feld → B-Feld im Innern des Stoffes größer Vektorsumme aller magn. Momente in Volumenelement bezogen auf Größe des Volumenelementes heißt Magnetisierung: r r dm M= dV Ist ein Körper aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt, gilt: M = M(x,y,z) Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld magnetischer Kreisel: rotierendes Objekt mit magn. Dipolmoment m Präzession eines magnetischen Kreisels im B-Feld Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld Laborsystem um z-Achse rotierendes Koordinatensystem Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Gradientenfelder (I) Spezialfall eines inhomogenen Feldes BG, dessen z-Komponente entlang einer vorgegebenen Richtung (x,y,z) linear variiert. (Gradientenrichtung) z-Gradientenfeld BG,z = Gz.z y-Gradientenfeld BG,z = Gy.y x-Gradientenfeld BG,z = Gx.x Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Gradientenfelder (II) sei Bz = B00 + Gz.z und B = (0,0,Bz) Feldgradient in z-Richtung wegen: ω0 = γ.B = γ.B00 + γ.Gz.z = ω00 + γ.Gz.z (mit ω0 = lokale Präzessionsfrequenz und ω00 = Präzessionsfrequenz bei z = 0 = Tomographenzentrum) folgt: Präzessions-Winkelgschwindigkeit ω0 lineare Fkt. von z - alle Kreisel in x-y-Ebene präzidieren mit gleicher Winkelgeschw. - in einem mit ω00 rotierenden Koordinatensystem laufen Kreisel mit z > 0 vor und Kreisel mit z < 0 nach. Magnetresonanztomographie (MRT) Gradientenfelder (III) Präzession im Gradientenfeld ruhendes Laborsystem rotierendes System klass. magn. Kreisel Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (I) zeitlich konstantes Feld Bz in z-Richtung und ein in x-y-Ebene rotierendes Wechselfeld BT mit Frequenz ωT transversale magnetische Wechselfelder: Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (II) Additive Überlagerung von Bz und BT: Ansicht von der Seite Ansicht von oben ruhendes Koordinatensystem Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (III) Betrachte: ωT = ω0 = γ.Bz (transversales Feld rotiert mit Präzessions-Winkelgeschwindigkeit) → Herausdrehen der Richtung des magn. Dipolmoments aus der Ruhelage (z-Richtung) durch das rotierende Feld Ansicht von der Seite Ansicht von oben magn. Dipolmoment B = Bz + BT Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (IV) Herausdrehen der Richtung des magn. Dipolmoments aus der Ruhelage durch das rotierende Feld ruhendes Laborsystem rotierendes System Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (V) - magnetisches Dipolmoment präzidiert um B = Bz + BT - bei ωT = ω0: Verstärkung der Phänomene „Präzession“ und „Wackeln durch BT“ - Präzession startet auch bei m0 || ez - Länge von m0 bleibt konstant - nach einer best. Zeit T90 liegt m in x-y-Ebene (auch wenn BT<< Bz) - nach 2.T90 zeigt m in negative z-Richtung Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (Va) 90°-HF-Puls im ortsfesten und im rotierenden Koordinatensystem 180°-HF-Puls im ortsfesten und im rotierenden Koordinatensystem Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (VI) Bewegungsgleichung für magn. Dipol: r r r dm' (t ) = γ ⋅ m' (t ) × BT dt Winkelgeschwindigkeit, mit der sich α vergrößert: dα T m ⋅ BT ⋅ sin α m = − ⋅ BT = −γ ⋅ BT ωF = =− =− dt L ⋅ sin α L ⋅ sin α L ⇒ ω F = γ ⋅ BT α = γ ⋅ BT ⋅τ (Konvention) α = Flipwinkel τ = Pulsdauer BT = Amplitude des Wechselfelds in x-Richtung Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (VII) Signalerfassung (1): Annahme: - transversales Wechselfeld BT kippt magn. Moment (in z-Richtung) in x-y-Ebene und wird dann abgeschaltet (Puls mit Dauer τ) - ohne äußere Einwirkung rotiere magn. Moment in x-y-Ebene Normalenrichtung der Antennenspule senkrecht auf z-Achse Fluss proportional zur Querkomponente von m: mT r r dm mit M = dV ⇒ Φ mag ~ M T ⋅ cos(ω0t ) U ~ M T ⋅ ω0 ⋅ sin(ω0t ) Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (VII) Signalerfassung (2): Induzierte Spannung in der Antenne ist HF-Signal mit Frequenz ω00 oder nahe ω00, falls Probe in einem Gradientenfeld Messtechnik (Quadratur-Detektor): Heruntermischen der Antennensignale mit einem HF-Signal der Frequenz ω00 (Präzessionsfrequenz bei z=0) entspricht Multiplikation mit Referenzsignal Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (VII) Signalerfassung (3): Realteil: U R = U1 sin(ω00t ) ⋅U 2 sin ((ω00 + ∆ω )t ) 1 = U1 ⋅U 2 ⋅ {cos(∆ωt ) − cos((2ω00 + ∆ω )t } 2 ∆ω durch Tiefpassfilterung Imaginärteil (Phasenschieber notwendig, da cos-Term symmetrisch →Vorzeichenverlust bei ∆ω!) U I = U1 cos(ω00t ) ⋅U 2 sin ((ω00 + ∆ω )t ) = U1 ⋅ U 2 ⋅ 1 {sin(∆ωt ) + sin ((2ω00 + ∆ω )t} 2 U = U R + iU i ~ mT * - U* dreht sich in komplexer Ebene mit ∆ω - misst mT in einem mit ω00 rot. Koord.-system Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (VII) Signalerfassung (4): ∆ω < 0 Magnetresonanztomographie (MRT) klass. magn. Kreisel Magnetischer Kreisel im konstanten Magnetfeld mit überlagertem transversalen Wechselfeld (VII) Signalerfassung (5): ∆ω > 0 Magnetresonanztomographie (MRT) Kernspin Protonen, Neutronen, Elektronen als (quantenmechanische) magnetische Kreisel Gyromagnetisches Verhältnis eines rotierenden geladenen Teilchens: Präzession von Kernspins im konstanten Magnetfeld: ist µ in Richtung von B ausgerichtet → Präzession mit Larmorfrequenz ω0 = γ ⋅ B