ustwolskaja rachmaninow schostakowitsch

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USTWOLSKAJA
3. Symphonie
»Jesus, Messias, errette uns!«
RACHMANINOW
3. Klavierkonzert
SCHOSTAKOWITSCH
4. Symphonie
GERGIEV, Dirigent
ABDURAIMOV, Klavier
PETRENKO, Sprecher
Donnerstag
14_07_2016 20 Uhr
Tangente – Manufakturklassiker
made in Glashütte, Germany.
GALINA USTWOLSKAJA
Symphonie Nr. 3
für Sprechgesang und kleines Orchester
»Jesus, Messias, errette uns !«
SERGEJ RACHMANINOW
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3
d-Moll op. 30
1. Allegro, ma non tanto
2. Intermezzo: Adagio
3. Finale: Alla breve
DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 43
1. Allegretto poco moderato – Presto
2. Moderato con moto
3. Largo – Allegro
VALERY GERGIEV, Dirigent
ALEXEI PETRENKO, Sprecher
BEHZOD ABDURAIMOV, Klavier
118. Spielzeit seit der Gründung 1893
VALERY GERGIEV, Chefdirigent
PAUL MÜLLER, Intendant
2
Zwischen Ausdruck
und Askese
MARTIN DEMMLER
GALINA USTWOLSKAJA
(1919–2006)
Symphonie Nr. 3 für Sprechgesang
und kleines Orchester
»Jesus, Messias, errette uns !«
LEBENSDATEN DER KOMPONISTIN
Geboren am 17. Juni 1919 in Petrograd;
gestorben am 22. Dezember 2006 in St.
Petersburg.
ENTSTEHUNG
Galina Ustwolskajas Symphonie Nr. 3 für
Sprechgesang und kleines Orchester mit
dem Untertitel »Jesus, Messias, errette
uns !« entstand 1983, die Partitur wurde
jedoch erst 1990 veröffentlicht. Das Werk
basiert auf Texten des deutschen Benedik­
tinermönchs Hermannus Contractus aus
dem 11. Jahrhundert. Die Worte entnahm
die Komponistin einer Anthologie mittel­
alterlicher Texte, die 1972 in Moskau pub­
liziert wurde.
URAUFFÜHRUNG
Am 1. Oktober 1987 in Leningrad / Sowjet­
union (Leningrader Philharmoniker unter
Leitung von Vladimir Altschuler; Sprecher:
Oleg Popkov). Im Westen war das Werk
erstmals am 18. Januar 1995 in Amster­
dam zu hören (Concertgebouw Orkest un­
ter Leitung von Valery Gergiev).
Galina Ustwolskaja: 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette uns !«
3
Galina Ustwolskaja (1952)
Galina Ustwolskaja: 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette uns !«
4
DIE TOTALE AUSSENSEITERIN
Galina Ustwolskaja war die wahrscheinlich
eigenwilligste und extremste Komponistin
des 20. Jahrhunderts in der Sowjetunion.
Ihre Werke sind von einer solchen klang­
lichen Kompromisslosigkeit und Intensität,
wie sie auch im Westen zu ihren Lebzeiten
kaum zu finden war. Sie hat mit der Tradi­
tion der Musik ihrer Heimat radikal gebro­
chen und eine eigenwillige Klangsprache
entwickelt, die sie in der Sowjetunion bald
zur Außenseiterin werden ließ. Sie selbst
hat die Einzigartigkeit ihrer Kompositionen
immer wieder betont: »Es gibt keine Ver­
bindung zwischen meiner Musik und der
anderer Komponisten, lebend oder tot«, so
Ustwolskaja. Diese unbedingte Eigenstän­
digkeit der Komponistin war vielleicht auch
der Grund, weshalb man sie mehr oder we­
niger in Ruhe ließ oder zumindest deutlich
weniger gängelte als Andere, die sich eben­
falls nicht wie gefordert den Maximen des
sozialistischen Realismus unterwarfen,
aber weit weniger entschieden auftraten
als Ustwolskaja.
IM WESTEN VÖLLIG UNBEKANNT
Die Kehrseite dieser Medaille war, dass
man sie als Komponistin kaum zur Kenntnis
nahm und sie bis in die 1970er Jahre vor
allem als Leningrader Provinzgröße galt.
Die seltenen Premieren ihrer Stücke in
ihrer Heimatstadt hatten keine Folgeauf­
führungen in anderen Metropolen der Sow­
jetunion oder dem befreundeten Ausland,
etwa in Warschau, und blieben daher im
Westen lange vollständig unbekannt. Erst
1986 erklang eine ihrer Kompositionen
während der Wiener Festwochen. Hinzu
kam, dass die Partituren ihrer Arbeiten oft
erst nach Jahrzehnten im Druck erschienen
und somit auch für ausführende Musiker
oder Ensembles kaum zugänglich waren.
DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH:
MEHR ALS EIN LEHRER
Ihre musikalische Ausbildung erhielt Galina
Ustwolskaja zwischen 1937 und 1939 an
der Musikfachschule in Leningrad. An­
schließend setzte sie ihre Studien am dor­
tigen Rimskij-Korsakow-Konservatorium
fort. Ihr wichtigster Lehrer war Dmitrij
Schostakowitsch, der selten lobende Worte
über seine Schüler fand, über sie jedoch
schrieb: »Ich bin überzeugt, dass die Musik
von Galina Ustwolskaja weltweite Anerken­
nung finden wird bei allen, die der Wahr­
haftigkeit in der Musik entscheidende Be­
deutung beimessen.« Mehrfach setzte er
sich gegen den Widerstand seiner Kollegen
im Komponistenverband für sie ein. Schos­
takowitsch hätte gern eine engere Bezie­
hung zu seiner Schülerin aufgebaut, aber
sie widersetzte sich offenbar seinen Annä­
herungsversuchen. Mehrfach zitierte er
jedoch ihre Werke in seinen Kompositionen
und ließ sie wissen: »Nicht Du stehst unter
meinem Einfluss, sondern ich unter Dei­
nem.«
ANFÄNGE IM STIL DES
SOZIALISTISCHEN REALISMUS
Nach Abschluss ihrer Studien 1947 leitete
Galina Ustwolskaja bis Mitte der 1970er
Jahre eine Kompositionsklasse an der Mu­
sikfachschule in Leningrad. Ihre ersten
Werke sind vergleichsweise konventionell
gehalten und orientieren sich an der sow­
jetischen Musik jener Zeit. Junge Pioniere
werden da ebenso besungen wie Helden des
Krieges oder der Arbeitswelt. Lediglich die
Kammermusikwerke aus diesen Jahren zei­
Galina Ustwolskaja: 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette uns !«
5
gen bereits eine Kompromisslosigkeit und
Eigen­
willigkeit, wie sie später alle ihre
Arbeiten charakterisieren sollte. Doch mit
diesen Kompositionen konnte sie nicht
reüssieren, und so verstummte Ustwolska­
ja folgerichtig für fast ein Jahrzehnt. Erst
in den 1970er Jahren trat sie wieder mit
Werken an die Öffentlichkeit, die sich durch
ihre geradezu unheimliche Dichte und eine
fast asketische Struktur von allem unter­
schieden, was sie zuvor komponiert hatte.
Der Komponist Boris Tischtschenko ver­
glich ihre Musik einmal sehr treffend mit
dem »gebündelten Licht eines Laser­
strahls, der in der Lage ist, Metall zu durch­
dringen«.
MUSIK DER GROSSEN RÄUME
Ihre frühen Arbeiten ließ Galina Ustwolska­
ja bis auf wenige Ausnahmen später nicht
mehr gelten. Ihr Werkkatalog ist außer­
Eine der wenigen späten Photographien von Galina Ustwolskaja (1995)
Galina Ustwolskaja: 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette uns !«
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ordentlich schmal und umfasst neben fünf
sehr ungewöhnlichen Symphonien vor allem
sechs Klaviersonaten, weitere Kammer­
musikwerke und drei so betitelte »Kompo­
sitionen« für sehr ungewöhnliche instru­
mentale Besetzungen. Doch trotz der oft
kammermusikalischen Besetzungen ist
Ustwolskajas Musik stets großräumig ge­
dacht: »Meine Musik ist in keinem Falle
Kammermusik, auch dann nicht, wenn es
sich um eine Solosonate handelt !«
KONZIPIERT FÜR DEN
KIRCHENRAUM
Die Symphonien entsprechen ebenfalls
nicht den herkömmlichen Erwartungen, die
man an diese Gattung stellt. Das betrifft
die ungewöhnlichen Orchesterbesetzun­
gen, die relative Kürze der Werke, aber
auch die in ihrer Eindimensionalität fast
banalen Texte, auf die Ustwolskaja in die­
sen Arbeiten zurückgreift. Obwohl sich die
Komponistin in diesen Werken stark von
den Gedanken des mittelalterlichen Bene­
diktinermönchs Hermannus Contractus
inspiriert zeigt, hat sie immer wieder be­
tont, es handele sich keinesfalls um Kir­
chenmusik: »Meine Werke sind zwar nicht
religiös im liturgischen Sinne, aber von
religiösem Geist erfüllt, und – wie ich es
empfinde – sie würden am besten in einem
Kirchenraum erklingen, ohne wissenschaft­
liche Einführungen und Analysen. Im Kon­
zert­
s aal, also in weltlicher Umgebung,
klingen sie anders…«
UNGEWÖHNLICHER TEXTDICHTER
Die 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette
uns !« entstand 1983, die Partitur wurde
allerdings erst sieben Jahre später veröf­
fentlicht. Komponiert ist das Werk für
Sprechgesang und einen ungewöhnlichen
Orchesterapparat mit fünf Oboen, fünf
Trompeten, fünf Kontrabässen, drei Tubas,
Posaune, Schlagzeug und Klavier. Der
äußerst kurze Text, der vom Sprecher vor­
getragen wird, stammt von Hermannus
Contractus, einem weitgehend gelähmten
deutschen Benediktinermönch aus dem
11. Jahrhundert, der auf der Insel Reiche­
nau im Bodensee lebte. Hermannus war ein
deutscher Adliger, der für seine universale
Bildung bekannt war, die von Mathematik
über Astronomie und Literatur bis zur Mu­
sik reichte. Trotz dieser weit gefächerten
Kenntnisse, die ihn in die Nähe einer Hilde­
gard von Bingen rücken, wählte Ustwols­
kaja in ihrer 3. Symphonie eine eher be­
langlose Anrufung, die weder besonders
poetisch, noch sonderlich originell daher­
kommt. Der Komponistin ging es bei ihrer
Auswahl der Worte wohl eher um eine
mantra­ähnliche, eindringliche Bitte um Er­
lösung.
KLANGLICHES RITUAL
Bereits die Orchesteraufstellung ist bei
der 3. Symphonie ungewöhnlich. Vorn auf
der Bühne sind die großen sowie die kleine
Trommel platziert, daneben der Sprecher.
An den beiden Bühnenseiten befinden sich
das Klavier und die Kontrabässe, während
die Bläser im Hintergrund Aufstellung neh­
men. Die etwa fünfzehn Minuten lange,
deutlich in drei Teile gegliederte Sympho­
nie beginnt mit lang ausgehaltenen disso­
nanten Akkorden der fünf Oboen, die schon
kurz darauf von gedämpften Trompeten
unterstützt werden. Es folgt ein abrupter
Wechsel in extreme Register. Während die
fünf Kontra­bässe in den tiefsten Lagen
agieren, ergehen sich die Oboen mit quiet­
schenden Klängen im höchsten Register.
Galina Ustwolskaja: 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette uns !«
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Rufe der Oboen, Trompeten und der Posau­
ne bilden einfache Linien, die sich kontra­
punktisch auffächern. Dazwischen erklin­
gen immer wieder mächtige Akkordsäulen
der tiefen Blechbläser.
»JESUS, MESSIAS,
ERRETTE UNS !«
Wenn die Stimme rezitierend einsetzt, be­
schränkt sich der Orchesterapparat fast
ausschließlich auf kurze Figuren, die wie
ein Klangbett für die Anrufungen des Spre­
chers wirken. Nach Ende der Rezitation
ergeht sich das Blech in choralartigen Wei­
sen, bevor Oboen und Kontrabässe den
zweiten, rein instrumentalen Teil einleiten.
Eine lange Passage wird fast allein von den
beiden Basstrommeln und der kleinen
Trommel bestritten. Scharfe Akzente und
Trommelwirbel steigern sich zu einem hef­
tigen Fortissimo-Höhepunkt. Anschließend
setzt erstmals das Klavier mit perkussiven
Klängen ein und nimmt die fast bruitisti­
schen Wendungen der Kontrabässe auf. Die
Blechbläser gesellen sich hinzu, beschrän­
ken sich jedoch hauptsächlich auf kurze
Zwei-Ton-Motive. Der dritte Abschnitt
nimmt deutlich hörbar auf den Beginn der
Symphonie Bezug. Es handelt sich um eine
verkürzte und abgewandelte Rekapitu­­la­tion des ersten Teils, wobei die Klavier­
passage kürzer ausfällt und die Rezitation
gegen Ende fast in ein Flüstern übergeht,
ein letztes Mal mit den Worten »Errette
uns !«
ren den flehentlichen Ruf nach Errettung.
In einem Film, der 2005, ein Jahr vor dem
Tod der Komponistin, in den Niederlanden
entstand und an dem sie noch mitwirken
konnte, sprach Galina Ustwolskaja von der
überbordenden Einsamkeit, unter der sie
gelitten habe, als sie ihre 2. Symphonie
schrieb. Ähnliches gilt für die 3. Sympho­
nie, die nur wenige Jahre später entstand.
Auch hier sucht man Trost oder Hoffnung
vergebens. Es ist die Litanei einer Verlas­
senen, die sich Rettung allenfalls vom Jen­
seits erhofft – eine Litanei von ungeheurer
Kraft und Eindringlichkeit.
DER REZITATIONSTEXT
Bózhe kr'épki',
Góspod'i ist'inny',
Ótche v'eka gr'adúshcheva,
Miratvórche,
Isúse Messija,
Spasi nas !
Starker Gott,
Wahrer Gott,
Vater des ewigen Lebens,
Schöpfer der Welt
Jesus, Messias,
Errette uns !
Textvorlage:
Hermannus Contractus,
11. Jahrhundert
DOKUMENTE DER EINSAMKEIT
Es ist eine extreme Musik, die Galina Ust­
wolskaja hier vorlegt, eine Musik von ar­
chaischer Kraft und ungeahnter Wucht.
Keine Füllstimmen, kein Schönklang irritie­
Galina Ustwolskaja: 3. Symphonie »Jesus, Messias, errette uns !«
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Das Geheimnis des
goldenen Tons
LARISSA KOWAL­WOLK
SERGEJ RACHMANINOW
(1873–1943)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3
d­Moll op. 30
1. Allegro, ma non tanto
2. Intermezzo: Adagio
3. Finale: Alla breve
ENTSTEHUNG
Das d­Moll­Konzert schrieb Rachmaninow
für eine mit dem Boston Symphony Orchestra
unter Leitung von Max Fiedler geplante
USA­Tournee, zu der er für Herbst 1909
vom New Yorker Konzertveranstalter Henry
Wolfsohn eingeladen worden war. Die 1908
noch in Dresden begonnene Komposition
wurde im Sommer 1909 auf Rachmaninows
Landgut Iwanowka in Russland fortgesetzt
und schließlich am 23. September 1909 in
Moskau beendet.
WIDMUNG
Gewidmet dem aus Polen stammenden Pia­
nisten Josef Hofmann (1876–1957), der in
Dresden Schüler Anton Rubinsteins und
Eugen d’Alberts gewesen war und zu Rach­
maninows engstem Freundeskreis gehörte.
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
URAUFFÜHRUNG
Geboren am 20. März (1. April) 1873 auf
Gut Semjonowo / Gouvernement Nowgorod
(Russland); gestorben am 28. März 1943
in Beverly Hills / Kalifornien (USA).
Am 28. November 1909 in New York im
»New Theater« (New York Symphony Or­
chestra unter Leitung von Walter Dam­
rosch; Solist: Sergej Rachmaninow).
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
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KINDHEITSTRAUM »KLAVIER«
Zweifellos war das Klavier Brenn­ und
Angelpunkt der kompositorischen Krea­
tivität Sergej Rachmaninows. Davon zeugt
ein Blick auf sein Gesamtœuvre: Mit vier
Klavierkonzerten, zwei umfangreichen
Klaviersonaten, einer Unzahl von Klavier­
stücken und ­Zyklen – darunter Préludes,
Scherzi, Lieder ohne Worte und Nocturnes
– nehmen die Klavierwerke den weitaus
größten Raum ein. Selbst in den zahlreichen
Klavierliedern spielt der Klavierpart eine
maßgebliche Rolle.
Rachmaninows inniges Verhältnis zum Kla­
vier resultiert aus frühen Kindheitstagen.
Als eines von fünf Kindern eines adeligen
Gardeoffi ziers wuchs Rachmaninow zu­
nächst auf dem Gut seiner Eltern Semjonowo
in einer kultivierten Atmosphäre von Wohl­
stand und Bildung auf, in der das Klavier
selbstredend fester Bestandteil des Salons
war. Die Mutter pflegte die Schweizer Er­
zieherin am Klavier zu begleiten, wenn
diese auf Wunsch der Familie Schubert­
Lieder sang. Der Vater, von seiner Veran­
lagung her mehr Künstler als Soldat, ver­
wirklichte sich in endlosen Klavierimprovi­
sationen. Frühzeitig erhielt Sergej Klavier­
stunden durch die Mutter, und nachdem er
aus dem Gedächtnis soeben gehörte Lieder
nachzuspielen begann, beauftragte man
eine junge Petersburger Konservatoriums­
Absolventin, den Unterricht professionell
weiterzuführen.
Klavierlehrerin ein Stipendium am dortigen
Konservatorium; der Unterricht in einer
der Vorbereitungsklassen erwies sich je­
doch als wenig fruchtbar, was zum Teil
auch von den sehr unglücklichen Familien­
umständen herrührte: Die Harmonie der
Rachmaninows war nämlich durch die nun
auftretenden ständigen wirtschaftlichen
Sorgen und Querelen so empfindlich ge­
stört, dass der Vater aus dem gemeinsamen
Heim auszog und St. Petersburg verließ.
Durch die Vermittlung seines Cousins, des
Pianisten Aleksandr Siloti, kam Rachmani­
now in Nikolaj Swerjews Moskauer Klavier­
pensionat unter und entfloh damit der ihm
wenig zuträglichen Lebenssituation.
Zu jener Zeit war Swerjew einer der popu­
lärsten und erfolgreichsten Klavierlehrer
Moskaus, der den Tagesablauf seiner Zög­
linge genau plante und beaufsichtigte.
Gleichzeitig achtete er auf eine qualifizier­
te Allgemeinbildung seiner Schützlinge und
knüpfte Kontakte zu den bedeutendsten
Leuten der Moskauer Musik­ und Ge­
schäftswelt. Zweifellos hat die strenge
Schule Swerjews zu Rachmaninows späte­
rer Pianistenkarriere vieles beigetragen.
Über sein pädagogisches Konzept berich­
tete ein Mitschüler Rachmaninows: »Das
Wertvollste, was er lehrte – war die Hal­
tung der Hände. Swerjew war geradezu
unerbittlich, wenn der Schüler mit ver­
spannter Hand und infolgedessen grob und
steif spielte, wenn er bei angespannter
Hand die Ellbogen verdrehte...«
IM MOSKAUER KLAVIERPENSIONAT
PIANIST ODER KOMPONIST ?
Die unbeschwerte Kindheit des 9­Jährigen
fand ein jähes Ende, als äußere Umstände
seine Eltern zwangen, ihr Landgut zu ver­
kaufen und nach St. Petersburg zu ziehen.
Sergej erhielt zwar durch Vermittlung seiner
Zusätzlich zum Klavierunterricht studierte
Rachmaninow in den folgenden Jahren
Harmonielehre bei Anton Arensky am Mos­
kauer Konservatorium und belegte einen
Kompositionskurs, den er 1892 mit der
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
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Rachmaninow arbeitet an seinem 3. Klavierkonzert im Garten des Guts Iwanowka
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
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Puschkin­Oper »Aleko« als Examensarbeit
abschloss. Nachdem sich sogar Tschaikow­
sky für Rachmaninows erste Oper interes­
sierte und sie am Bolschoi­Theater durch­
setzen wollte, begann ein Zwiespalt, der
Rachmaninow nun bis zum Ende seines
Lebens verfolgte: In seiner Seele kämpften
ein umjubelter Pianist und ein – zu Leb­
zeiten – nicht ganz so erfolgreicher Kom­
ponist um die Vorherrschaft.
Dass sich dieser Zwiespalt auch in der Mei­
nung der Zeitgenossen spiegelte, belegt
ein Zitat des Pianisten Arthur Rubinstein:
»Rachmaninow war ein Pianist nach meinem
Herzen. Spielte er seine eigenen Komposi­
tionen, war er unübertrefflich. Hörte man
ihn seine Konzerte spielen, war man über­
zeugt, niemals sei Großartigeres kompo­
niert worden. Wurden sie von anderen
Pianisten gespielt, erwiesen sie sich als
das, was sie in Wahrheit sind: brillante
Stücke von orientalischer Schwüle. Er be­
saß das Geheimnis des goldenen Tons, der
aus dem Herzen kommt und unnachahmlich
ist. Meiner Überzeugung nach war er als
Pianist bedeutender denn als Komponist.
Ich gebe zu, dass ich dem Zauber seiner
Stücke verfalle, wenn ich sie höre; doch
schon auf dem Heimweg habe ich ein leises
Unbehagen, das von ihrer penetranten
Süßlichkeit herrührt.«
EIN KONZERT FÜR AMERIKA
In seinen Klavierkonzerten verbindet sich
in unnachahmlicher Weise Rachmaninows
»Sentiment« mit bravouröser Technik, der
Komponist also mit dem Pianisten zu einer
Einheit, wie sie von Rachmaninow selbst
offenbar nie als »gültig« empfunden
werden konnte. Auf diese Weise bilden die
Klavierkonzerte Nr. 2 c­Moll und Nr. 3
d­Moll, die zeitlich acht Jahre auseinander­
liegen, Höhepunkte in seinem Schaffen.
Der Komponist gab stets dem 3. Klavier­
konzert den Vorzug: »Ich glaube an das,
was man gemeinhin als eine dem Instru­
ment ›gemäße‹ Musik bezeichnet. Aus mei­
nen eigenen Kompositionen ziehe ich des­
halb das 3. Klavierkonzert vor, denn mein
zweites ist so unendlich schwer zu spie­
len...« Immerhin ist auch das dritte tech­
nisch so anspruchsvoll, dass es Widmungs­
träger Josef Hofmann vermutlich aus
Furcht vor Nicht­Bewältigung erst gar
nicht spielte.
Das 3. Klavierkonzert entstand zum großen
Teil im Sommer 1909 auf Rachmaninows
russischem Sommerwohnsitz Iwanowka
nach einer langen Phase der Zurückgezo­
genheit, der schließlich eine anstrengende
Konzerttournee durch den Nordosten Ame­
rikas mit mehr als zwanzig Konzerten folg­
te. Um den Spielplan der Tournee mit einem
neuen Stück zu beleben, forcierte Rachma­
ninow die rechtzeitige Fertigstellung des
d­Moll­Konzerts, das in der »Neuen Welt«
uraufgeführt werden sollte. Entgegen
seiner sonstigen Skrupel und selbstquäle­
rischen Zweifel, die die Entstehung fast
jeder seiner Kompositionen begleiteten,
komponierte er das 3. Klavierkonzert er­
staunlich rasch und für Rachmaninows
Begriffe fast unbekümmert. Die Zeit aller­
dings drängte: Am 23. September 1909
wurde das Werk fertig; nur neun Tage blie­
ben noch bis zur Überfahrt über den Atlan­
tik. Das bedeutete, dass Rachmaninow den
Solopart auf einer »stummen« Tastatur an
Bord erarbeiten musste.
1. SATZ: ALLEGRO, MA NON TANTO
Das d­Moll­Klavierkonzert folgt scheinbar
der traditionellen Satzfolge schnell – lang­
sam – schnell, und mit gutem Willen lässt
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
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Sergej Rachmaninow während seiner ersten USA­Reise 1909, mit einer Widmung für Nahan Franko
sich im 1. Satz auch die Sonatenhauptsatz­
form erkennen; sehr bald jedoch wird deut­
lich, dass übergeordnete Rondo­Elemente
ganz wesentlich zur musikalischen Form­
bildung beitragen und man Rachmaninows
Klang­Visionen nicht gerecht wird, wollte
man versuchen, sie in eine klar definierte
Form zu pressen. Wie ein schlichtes Lied
trägt der Solist unisono das Einleitungs­
thema vor; es ist so unüberhörbar russisch,
dass Spekulationen aufkamen, der Kompo­
nist habe es dem Schatz russischer Volks­
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
14
13
lieder oder russisch­orthodoxen Quellen
gewissermaßen »entlehnt« – was Rachma­
ninow allerdings heftig bestritt: »Das erste
Thema meines 3. Konzerts ist weder Volks­
liedformen noch kirchlichen Quellen ent­
liehen. Es schrieb sich einfach von selbst !
Sie werden das nun sicherlich auf das
›Unbewusste‹ beziehen. Wenn ich irgend­
einen Plan beim Komponieren dieses Themas
hatte, dann dachte ich nur an ›Klang‹. Ich
wollte die Melodie am Klavier ›singen‹, so
wie ein Sänger sie singen würde, und eine
passende Orchesterbegleitung dazu finden
oder vielmehr eine, die diesen Gesang nicht
dämpfen würde...« Der 1. Satz lebt gewis­
sermaßen von diesem Thema, das in seiner
verhaltenen Melancholie unmittelbar in die
Seele des Zuhörers zielt. Möglicherweise
liegt es an den Mentalitätsunterschieden
zwischen Russen und Amerikanern, dass
der Rezensent der New Yorker »Sun« die­
sem Zauber nicht verfiel: »Das Eingangs­
thema in d­Moll ist mit Melancholie gefärbt
– von einer Art, die für die späteren Jahre
einer beträchtlichen Menge russischer
Musik typisch ist. Dies ist die Melancholie
der Untätigkeit, von der die Resignation
oder auch das Misstrauen der eigenen Kraft
gegenüber herstammen mag.«
Sobald das Thema von den Streichern auf­
genommen wird, löst sich der Solist aus
dem Melodieverband und beginnt, mit um­
spielenden Läufen, Arpeggien und kaskaden­
haften Sechzehntelpassagen sein Können
unter Beweis zu stellen. Ein Zwischensatz
mit einem rhythmisch prägnanten Neben­
motiv lenkt die Beschleunigung wieder in
gemäßigtere Bahnen und bietet dem Solo­
instrument den Nährboden für das zweite,
lyrische Thema, das wie beiläufig und ver­
träumt ansetzt, sich im weiteren Verlauf
jedoch in leidenschaftliche schwärmeri­
sche Erregung steigert und mit pianisti­
scher Brillanz »poco a poco accelerando«
zu einer Art Scheinreprise zurückleitet.
Im gemächlichen Tempo setzt nun das
»russische« Thema ein; doch seine Lied­
haftigkeit ist nur von kurzer Dauer. Das
Klavier bringt mit arpeggierten, quirlenden
Motiven Unruhe ins Geschehen und provo­
ziert eine großangelegte Steigerungswelle,
die ihren Höhepunkt in imposanten Akkord­
ballungen des Solisten erreicht, schließlich
aber rasch zu einer piano­Episode abebbt
und eine bravouröse, umfangreiche Solo­
kadenz einleitet. Es entspricht dem melan­
cholischen Charakter dieses 1. Satzes,
wenn zu formelhaften Arpeggien des Kla­
viers wie zur Erinnerung Themensplitter
von Solobläsern – Flöte, Oboe, Klarinette
und Horn – erklingen. Nochmals erscheint
das Hauptthema in seiner ursprünglichen
Form und schließt den Satz mit einer kur­
zen Coda ab.
2. SATZ: ADAGIO
Wie in hellster Beleuchtung erscheint das
sich anschließende Intermezzo in A­Dur.
Der Eindruck des gleißenden Lichts wird
durch den Bläser­Satz an sich und die
espressivo­Tongebung der Solo­Oboe ent­
sprechend verstärkt. Im Gegensatz zur
greifbar liedhaften Themengestalt des
1. Satzes bleiben hier kurze Themenmotive
oder in sich verschlungene Themengespinste
vorherrschend, so dass sich ein quasi
schwebender, unbestimmbarer Zustand
einstellt und impressionistische Anklänge
hervortreten. Ein deutlich reduzierter
Orchesterapparat zu Beginn – die Bläser
wechseln mit den Streichern ab – unter­
stützt den kammermusikalisch anmuten­
den, intimen Klangcharakter. Mit chroma­
tisch absteigenden, in Akkorden verschlüs­
selten Triolenketten fädelt sich das Klavier
ins Geschehen ein und übernimmt nun
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
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selbstbewusst die Führung. Diese Art der
Melodieführung ist häufi g bei Rachma­
ninow und gehört zu den Charakteristika
seiner Handschrift – Musikologen haben
nicht ganz zu Unrecht auf orientalisch­
kaukasische Elemente in Rachmaninows
Melodik verwiesen.
Im weiteren Verlauf findet ein ständiger
Dialog zwischen Klavier und Orchester
statt, immer wieder durchsetzt von kurzen
solistischen Passagen. Scheint sich zu­
nächst eine grüblerische Stimmung durch­
zusetzen, die sich in verschlungenen
Melodiebögen offenbart, folgen unmittel­
bar danach leidenschaftliche Ausbrüche
mit von oben nach unten förmlich abstür­
zenden Melodieverläufen in den Streichern.
Mit einem nahezu die ganze Tastatur
durcheilenden Lauf peilt der Solist zwei
schroffe A­Dur­Akkorde an, mit denen
»attacca subito« der 3. Satz und damit das
Finale förmlich über den Hörer herein­
bricht.
3. SATZ: ALLA BREVE
Nach den ersten beiden Sätzen, deren
Grundstimmung man gedämpft oder intro­
vertiert nennen könnte, präsentiert sich
der 3. Satz als kapriziöses, lebenssprühen­
des Scherzo. Beide Hauptgedanken sind in
solistisch brillanter Aufmachung dem
Klavier zugeteilt und bilden den Ausgangs­
punkt für eine Reihe von Miniaturvaria­
tionen. Wie so häufig in Finalsätzen Rach­
maninows meint man Themengestalten zu
begegnen, die einem aus vorangegangenen
Sätzen bekannt sind. Noch in der Zwiespra­
che zwischen Orchester und Klavier bahnt
sich ein großangelegter Höhepunkt an, der
in der kurzen, aber aufregenden Kadenz,
in der des Solisten ganzes Können gefor­
dert ist, seinen absoluten Gipfel erreicht.
Auch im weiteren Verlauf wird der Zuhörer
um große Flexibilität gebeten: Rhapso­
disch wechseln tiefsinnige Passagen mit
scherzando­Teilen. Plötzlich erinnern kur­
ze, aber prägnante Bläsermotive nach­
drücklich an Schostakowitsch. Sie bilden
sozusagen den Aufruf zu einer wirkungs­
vollen, nochmals das ganze Orchester be­
teiligenden Coda, die den Satz schließlich
in strahlendem D­Dur ausklingen lässt.
AM PULT: GUSTAV MAHLER
Die Kritiken zu Rachmaninows Amerika­
Tournee blieben gespalten. Während ein
Rezensent von gerade noch »annehmbarer«
Musik sprach, äußerte sich die »New York
Times« ironisch: »Durch alle seine Kompo­
sitionen wanderte eine klagend russische
Note. Tatsächlich wurden viele Hörer gegen
Ende des Programms von dem Gefühl ge­
packt, sie wären Gefangene auf dem Weg
nach Sibirien...« Und doch fand sich in Ame­
rika eine »verwandte Seele«, die ihrerseits
der Musikwelt Werke hinterließ, aus denen
– wie bei Rachmaninow – Verständnis für die
dunklen Seiten des Lebens spricht: Kein
Geringerer als Gustav Mahler dirigierte am
16. Januar 1910 Rachmaninows d­Moll­
Konzert – wiederum in New York, diesmal
jedoch mit den New Yorker Philharmonikern.
Rachmaninow war von Mahlers Ernsthaf­
tigkeit und Arbeitswillen buchstäblich
überwältigt: »Er bewegte sofort mein Kom­
ponistenherz, da er sich meinem Werk so­
lange widmete, bis die Begleitung, welche
ziemlich kompliziert ist, schließlich perfekt
studiert war – obwohl er bereits eine an­
dere lange Probe hinter sich hatte. Für
Mahler war jedes Detail der Partitur
wichtig...«
Sergej Rachmaninow: 3. Klavierkonzert
15
Kunst und
Gesellschaft: Der
ewige Widerspruch
REGINA BACK
DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
(1906–1975)
Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 43
1. Allegretto poco moderato – Presto
2. Moderato con moto
3. Largo – Allegro
LEBENSDATEN DES KOMPONISTEN
Geboren am 12. (25.) September 1906 in
St. Petersburg; gestorben am 9. August
1975 in Kunzewo, einem vornehmen Vorort
von Moskau, wo auch schon Josef Stalin
1953 in seiner Datscha gestorben war...
ENTSTEHUNG
Erste Pläne und Vorarbeiten zu Schosta­
kowitschs »Vierter« reichen ins Jahr 1934
oder früher zurück; Anfang November 1934
bekannte der Komponist, er habe einige
neue Werke konzipiert, u. a. sei »ein Frag­
ment des 1. Satzes meiner 4. Symphonie«
entstanden. Im Januar 1935 nannte er die
Arbeit an der 4. Symphonie sein »wichtigs­
tes Vorhaben für die nächste Zeit«; sie
solle sich von ihren Vorgängerinnen haupt­
sächlich dadurch unterscheiden, dass sie
kein »Programm« habe und »absolute Mu­
sik« sei. Im April 1935 schließlich heißt es:
»Im Moment bin ich gerade dabei, die Ar­
beit an einer 4. Symphonie zu beginnen, die
mein absolutes Credo als Komponist wer­
den wird !« Am 13. September 1935 nahm
Schostakowitsch die konkrete Realisation
der Partitur in Angriff und führte sie trotz
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
16
der ab Januar 1936 einsetzenden stalinis­
tischen Hetzkampagne gegen ihn fort, um
sie am 20. Mai 1936 in Leningrad zu been­
den. Zur Drucklegung kam es wegen des
»Formalismus«-Verdikts gegen Schosta­
kowitsch erst 1962 im Verlag »Sowjetski
Kompositor«.
URAUFFÜHRUNG
Nach Vollendung der Partitur im Mai 1936
wurde die Uraufführung von Schostako­
witschs »Vierter« durch die Leningrader
Philharmoniker unter Leitung von Fritz
Stiedry noch im selben Jahr terminiert.
Nach dem vernichtenden »Prawda«-Artikel
»Chaos statt Musik«, der sich hauptsäch­
lich gegen Schostakowitschs Oper »Lady
Macbeth von Mzensk« richtete, zog der
Komponist auf höheren Druck sein Werk
allerdings noch während der Proben zurück
und versteckte es vor der Öffentlichkeit;
erst 25 Jahre später, am 30. Dezember
1961, fand im Großen Saal des Moskauer
Tschaikowsky-Konservatoriums die Urauf­
führung statt (Moskauer Philharmoniker
unter Leitung von Kyrill Kondraschin). Da
Schostakowitsch selbst die Originalparti­
tur für »verschollen« erklärte, musste sie
aus den vorhandenen Orchesterstimmen
der geplanten, aber nicht realisierten Auf­
führung von 1936 rekonstruiert werden.
Die erfolgreiche Rehabilitierung der Sym­
phonie ist am hymnischen Tenor der Urauf­
führungskritiken abzulesen: »Am 30. De­
zember 1961 wurde eine große Symphonie
aus dem ›Nicht-Sein‹ wiedergeboren, die in
die Reihe der besten Symphonien des 20.
Jahrhunderts einging...«
Die Geschichte der Musik spiegelt sich oft
im Schicksal von Partituren – eine Tat­
sache, die im 20. Jahrhundert insbesonde­
re für jene Komponisten galt, die in Staa­
ten mit ausgeprägten Kulturideologien und
Zensurbehörden lebten. Dmitrij Schosta­
kowitsch, einerseits rasch zum Staats­
komponisten avanciert, andererseits exis­
tentiell bedroht durch staatlichen Terror,
fand dennoch immer wieder Kraft, diesen
Zwiespalt in Musik umzusetzen, und so
sind seine Symphonien stets auch als en­
gagierte musikalische Aussage zu Gescheh­
nissen der Zeitgeschichte zu verstehen.
Gerade seine 4. Symphonie stellt ein Doku­
ment von der bis zum Zerreißen starken
Spannung zwischen Kunst und Gesellschaft
dar, und ihre Entstehungsgeschichte spie­
gelt Schostakowitschs schwierige Grat­
wanderung zwischen persönlichem Be­
kenntnis und notwendiger Anpassung an
die gegebenen Umstände.
»CHAOS STATT MUSIK«
In der Tat darf die 4. Symphonie unter den
insgesamt 15 Werken dieser Gattung, die
Schostakowitsch zwischen 1924 und 1971
komponierte, als das avantgardistischste
angesehen werden, und dies war auch die
Ursache für die um 25 Jahre verspätete
Uraufführung. Schostakowitsch hatte am
22. Januar 1934 seine Oper »Lady Macbeth
von Mzensk« zur Uraufführung gebracht,
und bis zum Ende des Jahres wurde das
Bühnenwerk insgesamt 97mal in Moskau
und 83mal in Leningrad mit großem Erfolg
bei Presse und Publikum aufgeführt. Dieser
Erfolgskurs endete abrupt mit Stalins Be­
such einer Moskauer Vorstellung gegen
Ende Januar 1936, auf den eine der in tota­
litären Staaten üblichen Pressekampagnen
folgte. In dem legendären Artikel »Chaos
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
17
Schostakowitsch in den frühen 1930er Jahren
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
18
statt Musik«, der am 28. Januar 1936 in
der »Prawda« veröffentlicht wurde, hieß
es über Schostakowitschs Oper: »Diese
Musik ist ganz eindeutig auf ›verneinende‹
Prinzipien aufgebaut: Sie verneint alles –
die Einfachheit, die Verständlichkeit, den
natürlichen Klang im Theater. [...] Es ist
das pseudo-radikale Chaos statt natürli­
cher, menschlicher Musik. Die beabsichtig­
te Originalität gepaart mit billiger Schaum­
schlägerei ist eine gefährliche Richtung
der sowjetischen Musik. Es ist ein für alle
unverständliches Spiel und wird noch böse
enden...«
Diese Drohung machte klar, dass Schosta­
kowitsch von nun an vorsichtig sein muss­
te. Bislang war eine Verurteilung wie diese,
die einer öffentlichen Hinrichtung glich,
von offizieller Seite nicht ausgesprochen
worden, auch wenn die Doktrin des »Sozi­
alistischen Realismus« als offizielle Kultur­
ideologie bereits von 1932 an proklamiert
worden war, und sämtliche unerwünschten
Entwicklungstendenzen mit dem als »Mo­
dernismus« definierten Begriff des »For­
malismus« gebrandmarkt wurden. Der
»Prawda«-Artikel endete demzufolge mit
der Anmerkung, dass Schostakowitschs
Oper nur von »gesundheitlich gestörten,
formalistischen Ästheten« geschätzt wer­
den könne. Von da an existierte die »Lady
Macbeth von Mzensk« nur noch als Symbol
der »Degeneration« und des »Formalis­
mus« in der Musik.
DER RÜCKZUG
Bereits seit November 1934, also lange vor
der Attacke der »Prawda«, arbeitete
Schostakowitsch an seiner 4. Symphonie,
gemäß seiner künstlerischen Überzeu­
gung: »Ich scheue keine Schwierigkeiten.
Es mag bequemer und sicherer sein, aus­
getretenen Pfaden zu folgen, aber es ist
langweilig, uninteressant und nutzlos.«
Konsequent führte er die begonnene Ar­
beit auch nach der Kampagne zu Ende –
nicht zuletzt war die Aufführung des
Werks noch im gleichen Jahr längst ge­
plant. Unter Leitung des aus Deutschland
emigrierten Dirigenten Fritz Stiedry be­
gannen im Herbst die Proben mit den
Leningrader Philhar­monikern, die sich auf­
grund der enormen spieltechnischen
Schwierigkeiten als äußerst zäh erwiesen.
Ob auf Druck seitens offizieller Instituti­
onen oder als Vorsichtsmaßnahme in der
prekären Situation, in der sich der Kom­
ponist befand – Schostakowitsch nahm die
Symphonie noch während der Proben aus
dem Programm. Denn eines war offen­
sichtlich: An diesem kritischen Wende­
punkt seiner Laufbahn war die 4. Sympho­
nie mit ihrem extrem unruhigen Charakter
und der unerhörten Komplexität ganz und
gar nicht das klar Stellung beziehende,
affirmative Werk, das man nach der Oper
»Lady Macbeth« sozusagen als Wieder­
gutmachung von ihm erwartete.
Erstaunlich ist immerhin, dass Schostako­
witsch das zurückgezogene Werk als 4.
Symphonie dennoch in die offizielle Zäh­
lung seiner Kompositionen aufnahm. Eben­
so gut hätte er die Partitur in der Schub­
lade verschwinden lassen und seine unmit­
telbar anschließend komponierte und als
Nr. 5 gezählte Symphonie als »Vierte«
veröffentlichen können. Das Beharren auf
der Existenz der 4. Symphonie – der ange­
spannten Lage, in der er sich befand, zum
Trotz – bestätigt den künstlerischen Wert,
den der Komponist ihr beimaß.
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
19
»DES ALTEN BILDES
HERRLICHKEIT«
In diesen Tagen des Scherbengerichts ent­
stand indes ein anderes Werk, das ebenso
wie die 4. Symphonie zunächst im Verbor­
genen sein Dasein fristete. Die »Vier Ro­
manzen auf Gedichte von Alexander Pusch­
kin« op. 46, die Schostakowitsch aus An­
lass der Jahrhundertfeier von Puschkins
Todestag (1937) noch während des Jahres
1936 komponierte, werfen ein neues Licht
auch auf die 4. Symphonie. Denn wie
Schostakowitsch von Stalins Schergen war
auch Puschkin von der zaristischen Zensur
angegriffen worden. Eines der vertonten
Gedichte trägt den Titel »Wiedergeburt«
und beschreibt sehr genau die Situation,
in der sich der Komponist damals befand:
Ein geniales Kunstwerk strahlte
in wunderbarer Farbenpracht.
Ein grober Kunstlump kam und malte
ein andres drüber, schauderhaft.
Doch seine dummen Kleckse fielen
wie Schuppen ab nach ein’ger Zeit,
von neuem sah man sich enthüllen
des alten Bildes Herrlichkeit.
So weicht auch Täuschung, die mich quälte,
das Dunkel kann nicht immer sein.
Und neu erwachen in der Seele
die Jugendträume – groß und rein.
Zum Zeitpunkt der gescheiterten Urauf­
führung der 4. Symphonie waren diese Ge­
dichtvertonungen noch nicht bekannt; sie
erschienen erst 1946 im Druck und schür­
ten die Legenden um die nicht einmal als
Partitur vorliegende, geschweige denn ur­
aufgeführte 4. Symphonie weiter. Im glei­
chen Jahr publizierte Schostakowitsch
aber eine Transkription der Symphonie für
Klavier zu vier Händen – die Partitur selbst
war ebenso wie die der 5. und 6. Symphonie
während der Belagerung Leningrads verlo­
ren gegangen. Für breite Kreise der Mu­
sikliebhaber blieb das Werk jedoch nach
wie vor unzugänglich.
Noch 1956 bekannte Schostakowitsch in
einem autobiographischen Abriss, er hielte
seine 4. Symphonie für einen »Fehlschlag«:
»Was die Form anbetrifft, ist sie ein sehr
unvollkommenes, langatmiges Werk, das –
wenn man so sagen darf – unter einer Art
›Grandioso-Mania‹ leidet. Doch enthält die
Partitur einiges, was mir gefällt.«
»KANN GESPIELT WERDEN«
Erst 1961 konkretisierten sich Pläne zu
einer Rehabilitierung der Symphonie und
ihres Komponisten. Kyrill Kondraschin, der
Dirigent der Uraufführung schrieb in sei­
nen Erinnerungen: »Schostakowitsch emp­
fing mich sehr herzlich und sagte: ›So vie­
le Jahre sind vergangen, und ich habe viel
vergessen, die Partitur ist verschollen.
Lassen Sie mir bitte den Klavierauszug da,
ich werde ihn durchsehen. Und kommen Sie
bitte übermorgen, dann werden wir ent­
scheiden, ob das so aufgeführt werden
kann oder ob es umgearbeitet werden
muss.‹ Zwei Tage später kam ich zur ver­
abredeten Stunde, und Schostakowitsch
meinte, als er mir den Klavierauszug zu­
rückgab: ›Kann gespielt werden. Muss ich
nicht umarbeiten. Die Symphonie ist mir
auch heute noch wichtig... !‹«
Aus dem noch vorhandenen Stimmen­
material der stornierten Aufführung von
1936 wurde nun zunächst die Partitur
rekon­struiert. Die Uraufführung fand am
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
20
30. Dezember 1961 im Großen Saal des
Tschaikowsky-Konservatoriums in Moskau
mit den Moskauer Philharmonikern statt
und wurde von Presse und Publikum be­
geistert aufgenommen. »Dies ist ein Werk
mit einem mächtigen, tragischen Atem,
stürmischen Leidenschaften, voller Bewe­
gung und Vitalität«, hieß es in einer Rezen­
sion. »In dem Labyrinth oft komplizierter
Gedanken findet sich der Zuhörer nicht
sofort zurecht. Es ist auch nicht einfach,
die Grundkonzeption des Werkes zu erfas­
sen. Aber die Kraft der schöpferischen
Suggestion [...] und das Temperament des
Komponisten halten den Zuhörer in ständi­
ger Spannung und durchdringen ihn. Dies
beweist der enorme Erfolg dieser Sym­
phonie beim gewöhnlichen Abonnements-­
Publikum, das den Konservatoriumssaal bis
an die Grenzen seines Fassungsvermögens
füllte. Trotz der Kompliziertheit und Ag­
gressivität einiger Stellen in der Expositi­
on des ersten Satzes fesselt die Musik den
Zuhörer durch ihre Schärfe, Dynamik und
mutige Gegenüberstellung von dramati­
schen und lyrischen Bildern sowie Sitten­
gemälden, durch die Frische der Farben
und den Reichtum der Orchesterpalette.«
Die 4. Symphonie genießt ihren Ruf als
Avantgarde-Werk nicht umsonst: Denn be­
reits die Äußerlichkeiten der Komposition
– die gigantische, doppelte Orchesterbe­
setzung mit vierfach besetzten Bläsern
und die monumentalen Dimensionen ihrer
Ausdehnung – weisen sie, so Boris Schwarz,
als »gewaltigen Wurf« aus. Klassische
Strukturen wie Formschemata oder tradi­
tionelle Entwicklungsprinzipien haben nur
noch rudimentäre Geltung; stattdessen ist
die ständige Veränderung das erklärte
Motto der Symphonie. Eine geradezu tra­
gische Grundstimmung, die durch lyrische
oder ironische Partien allenfalls episodi­
sche Aufhellungen erfährt, durchzieht alle
drei Sätze.
1. SATZ: ALLEGRETTO
POCO MODERATO – PRESTO
Der 1. Satz beginnt mit einem ostinaten
Achtelpuls in den Streichern, wie man ihm
sehr häufig in Schostakowitschs Sympho­
nien begegnet. Über diesem starren Bewe­
gungsmuster erhebt sich dann ein schwer­
mütiges Thema in den Bläsern, das den
düsteren Grundcharakter des Satzes fest­
legt. Die dramatische Anfangsgeste beru­
higt sich nach und nach in einer kammer­
musikalischen Rücknahme der Mittel. In der
Folge lebt der Satz jedoch nicht von der
Verarbeitung des exponierten Themas,
sondern von der Reihung stets neuer Ge­
danken – nicht die Wiederkehr des Bekann­
ten ist also entscheidend, sondern ständi­
ge Veränderung. Polyphone Satzstruktu­
ren setzen nun an und steigern sich zu
einer Dichte, die beim Hören Transparenz
bewusst vermissen lässt. In einer kaleidos­
kopartigen Folge schließen sich scherzo­
artige Holzbläserpassagen und Streicher­
pizzicati ebenso an wie lyrische Solopassa­
gen des Fagotts und der Flöte. Damit kom­
men bereits im 1. Satz verschiedenste
Satzcharaktere zum Ausdruck, die immer
wieder in die Abgründe einer fast lautlosen
Stille abstürzen und damit besonders plas­
tische Kontrastwirkungen hervorbringen.
Schostakowitsch wartet freilich mit unge­
wohnten Klangkünsten auch in kleinerer
Besetzung auf, die den verzweifelten dra­
matischen Ausbrüchen der Tutti immer
wieder gewisse Hoffnungsschimmer entge­
gensetzen – so auch die Dialogpartie von
Harfe, Bassklarinette und Celesta: Die Flö­
te intoniert hier zunächst staccato eine
tänzerische Melodie, die mit ihrer schlich­
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
21
ten Heiterkeit auf das düstere Vorange­
gangene wie eine ironische Persiflage
wirkt. Sie wird polyphon weitergeführt und
von der gestopften Trompete übernommen
– ein traditioneller Topos der Ironie –, be­
vor die Episode in eine groteske »Presto«-­
Fuge der Streicher mündet.
Auffällig unverändert in diesem Strom ste­
tiger Veränderung kehrt das Ostinato des
Anfangs wieder. Das Thema, das nun in den
Posaunen und Trompeten erklingt, ist frei­
lich variiert, und auch die Folge zeigt, dass
es sich nicht etwa um die Reprise eines
Sonatensatzes handelt, sondern allenfalls
um eine nostalgische Reminiszenz. Denn
die Musik zieht sich nun mehr und mehr auf
ein reduziertes Instrumentarium zurück:
Mit einem intimen Holzbläser-Dialog, einem
melancholischen Violinsolo unter Beglei­
tung der Harfe und abschließenden Flos­
keln von Fagott und Englisch Horn ent­
schwinden die Klänge in der Ferne.
2. SATZ: MODERATO CON MOTO
Der 2. Satz ist, ganz im Gegensatz zum
ersten, von einem einzigen Thema be­
stimmt, das gleich zu Anfang erklingt und
stets präsent bleibt. Das schlichte, abstei­
gende Terzmotiv mit der folgenden aufstei­
genden Skala, das durch verschiedene
Stimmen wandert und variiert verarbeitet
wird, findet auf satztechnischer Ebene ein
Pendant im zurückhaltenden Grundcharak­
ter des Satzes und seiner eher reduzierten
Instrumentation.
Nach einem Mittelteil in kammermusikali­
scher Faktur kehrt das Motiv des Beginns
in polyphoner Verarbeitung wieder. Imita­
torisch übernehmen es Flöte und Klarinet­
te von den Streichern, bis ein neues, mehr
hymnisches Thema in den Hörnern die poly­
phonen Strukturen mit gedehnten Noten­
werten apotheotisch überstrahlt. Den un­
vermuteten Schluss des Satzes bildet
freilich die – für Schostakowitsch wiede­
rum typische – melancholische Klangwir­
kung eines Klopfrhythmus aus Kastagnet­
ten und Trommel-Schlägen, der den Satz
leise beschließt.
3. SATZ: LARGO – ALLEGRO
»Allein das Finale«, so Krzysztof Meyer,
»hat eine Form, die an keine klassischen
Vorbilder erinnert. Es wird durch einen
düsteren Trauermarsch eröffnet, danach
folgt gleichsam ein zweites Scherzo, und
schließlich erscheint eine Ansammlung
humoristischer Episoden – groteske Ga­
loppe, Märsche, Walzer und Polkas. Eine
tragische Coda, die fast zehn Minuten dau­
ert, knüpft wieder an den Trauermarsch
vom Anfang an und exponiert das tonale ›c‹
auf eine geradezu obsessive Weise.«
Der Trauermarsch, der das gewaltige Fina­
le eröffnet, wird durch Trommel und Kon­
trabässe markiert, während das Fagott
das chromatisch geprägte Thema aus
punktierten Noten intoniert. Mit dem Hin­
zutreten des Orchestertutti steigert sich
der Trauermarsch zu dramatischer Ein­
dringlichkeit. Doch im Ganzen ist der Final­
satz nicht auf äußeren Pomp und Wirkung
bedacht, sondern enthält viele nachdenk­
liche und melancholische Momente. Mit
dem solistischen Dialog zweier Oboen mit
dem Kontrabass etwa erzeugt Schostako­
witsch noch einmal eine eindringliche
Klangwirkung, die dem ständigen Fluss der
Entwicklungen eine Insel der Ruhe und
Hoffnung entgegensetzt.
Eine großangelegte Steigerungspassage
bereitet schließlich auf den Einsatz eines
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
22
Themas in Streichern und Bläsern vor, das
auf dem Höhepunkt der Entwicklung her­
vortritt, um sogleich wieder in den Ab­
grund der Stille zu stürzen. Wie aus dem
Nichts entsteht nun aus einem Dialog von
Piccoloflöte, Harfe und Violoncello ein neu­
er Aufschwung, der – in Anlehnung an
den 1. Satz – ein zweites Scherzo voller
ironisch-grotesker Momente hervorbringt
und den Einfluss des von Schostakowitsch
hochgeschätzten Gustav Mahler verrät:
Die lyrisch-heitere Streicherepisode mit
dem barocken Flötentriller und dem auffal­
lend »tonalen« Kadenzakkord mündet in
eine Walzerepisode von Fagott und Strei­
chern, die in der Folge bombastisch von
den Posaunen übernommen wird und da­
durch eine satirische Umdeutung erfährt.
PROMETHEISCHER KRAFTAKT
»Die Symphonie erinnert an einen Vulkan­
ausbruch«, so Boris Schwarz, »an die Ex­
plosion einer ungezügelten Phantasie, die
Musik fast willkürlich, ohne einen Anschein
von Absicht oder Logik herausschleudernd:
zuckende Blitze, aber kein dauerndes
Licht. Alles jagt ohne erkennbares Ziel vo­
ran, und es ist, als ob der junge Komponist
– kaum 30 Jahre alt – ausgezogen wäre,
die erhabene Welt der Symphonie – die
Stratosphäre Beethovens und Mahlers –
mit einem gewaltigen Wurf neu zu erschaf­
fen.«
Mit grandiosem Pathos setzen nun Pauke
und Trommel ein und markieren den Beginn
der Coda. In den Blechbläsern erklingt ein
hymnisches Fanfarenthema, das trotz rei­
bender Dissonanzen zu einer bekräftigen­
den, apotheotischen Wirkung gebracht
wird, bevor es in einen leisen Bläserchoral
übergeht. Der Rhythmus der Pauken wird
in einem schier endlosen Ausklang immer
schwächer, bis er kaum mehr wahrnehmbar
in Harfe und Kontrabass verdämmert, wäh­
rend zugleich die weicheren Streicher den
Bläserchoral übernehmen. Mit dem Einsatz
der Celesta erreicht Schostakowitsch am
Ende eine schier jenseitige Klangwirkung
– Antwort auf eine Tragik, der nichts mehr
entgegengesetzt werden kann.
Dmitrij Schostakowitsch: 4. Symphonie
23
»Chaos
statt Musik«
DER BANNSTRAHL DER »PRAWDA«
GEGEN DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
»Im Zusammenhang mit dem Wachstum der
Kultur in unserem Lande hat das Bedürfnis
nach guter Musik zugenommen. Niemals
und nirgendwo haben die Komponisten ein
so dankbares Publikum gehabt. Die Volks­
massen erwarten schöne Lieder, aber zu­
gleich auch gute Instrumentalmusik und
Opern.
Wegen der kulturellen Entwicklung des sow­
jetischen Publikums favorisieren manche
Theater das ›Neue‹ und bieten deshalb
Dmitrij Schostakowitschs Oper ›Lady Mac­
beth von Mzensk‹ als besondere Leistung
des Neuen an. Die opportunistische Musik­
kritik verherrlicht die Oper und misst ihr
aufsehenerregende Bedeutung bei. Der
junge Komponist hört statt sachlicher und
ernsthafter Kritik, die ihm beim Komponie­
ren in der Zukunft helfen könnte, nur ent­
zückende, liebedienerische Komplimente.
Das Publikum aber hört in erster Linie einen
völlig unsicheren, absichtlich unharmoni­
schen Strom an Klängen. Der Melodienfluss
wird von abgerissenen Einlagen und tönen­
den Phrasen buchstäblich zerrissen, um
sich immer wieder unter Krachen, Knir­
schen und Gewinsel zu verflüchtigen. Es
ist schwer, dieser Musik zu folgen; Rück­
besinnung ist fast unmöglich, und so geht
es fast durchgängig den ganzen Abend.
Plötzlich gelingt es dem Komponisten, sei­
ne Musik sinnfällig zu machen, doch dann
stürzt er sich wieder in musikalisches Chaos,
als wäre er über sich selbst in Schrecken
geraten. Stellenweise verwendet er sogar
bewusste Kakophonien ! Die vom Hörer ge­
forderte Ausdrucksfähigkeit von Musik ist
ersetzt durch flüchtige Rhythmen: Lärm
statt Musik, und das letztlich nur, um uns
einzuschüchtern !
Das alles soll nicht besagen, dass der Kom­
ponist unbegabt sei; aus Ungeschicklichkeit
produziert er nicht dieses ganze Chaos. Er
versucht, starke und einfache Gefühle zu
erzeugen, aber die Musik wogt absichtlich
›hin und her‹. Sie soll nicht an klassische
Opernmusik erinnern, sie soll nichts gemein
haben mit dem üblichen symphonischen
Klang, sie verleugnet bewusst eine einfa­
che und verständliche musikalische Spra­
che. Diese Musik ist ganz eindeutig auf
›verneinende‹ Prinzipien aufgebaut: Sie
verneint alles – die Einfachheit, die Ver­
Das Zeitdokument
24
ständlichkeit, den natürlichen Klang im
Theater. Es ist die Übernahme der aus­
druckslosen Musik Meyerholds, nur noch
in potenzierter Form. Es ist das pseudo-­
radikale Chaos statt natürlicher, mensch­
licher Musik. Die beabsichtigte Originalität
gepaart mit billiger Schaumschlägerei ist
eine gefährliche Richtung der sowjetischen
Musik. Es ist ein für alle unverständliches
Spiel und wird noch böse enden...
Bühne; im Bett werden alle ›Probleme‹ ge­
löst. In demselben grob naturalistischen
Stil wird auch der Tod durch Vergiftung
gezeigt, nicht minder grob eine wüste Prü­
gelszene.
Der Komponist hat überdies vom amerika­
nischen Jazz eine nervöse, verkrampfte,
letztlich krankhafte Musik übernommen,
um seinen Protagonisten und uns allen
Furcht und Schrecken einzuflößen.
Anscheinend hat sich der Komponist nicht
darauf eingestellt, was die sowjetische Zu­
hörerschaft von ihm erwartet, was sie in
seiner Musik sucht. Er chiffriert die Musik,
er hat ihren Klang so durcheinander­
gebracht, dass nur gesundheitlich gestör­
te, formalistische Ästheten ihn begreifen
können. Er kümmert sich nicht um die För­
derung der sowjetischen Kultur und bietet
stattdessen nur Grobheit und Wildheit.
Einige Kritiker nennen die Lobpreisung der
kaufmännischen Gier bewusste ›Satire‹.
Doch ist es für das Publikum unmöglich,
dies als Satire zu verstehen. Mit gröbsten
und vulgärsten Mitteln, mit musikalischen
wie dramaturgischen, bemüht sich der
Komponist, im Publikum Sympathien für
Katerina Ismailowa zu wecken.
In derselben Zeit, in der wir uns um sozia­
listischen Realismus bemühen, bieten uns
die Werke Schostakowitschs den gröbsten
Naturalismus. Die Kaufleute und das Volk
– alle werden monoton und grausam ge­
schildert. So wird die Titelgestalt, die
durch Mord Reichtum und Macht gewinnt,
letztlich als Opfer der bürgerlichen Gesell­
schaft dargestellt.
›Lady Macbeth‹ hat Erfolg beim bürger­
lichen Publikum im Ausland. Vielleicht lobt
sie das bürgerliche Publikum von Zeit zu
Zeit deshalb, weil sie voller Chaos ist und
dabei absolut unpolitisch bleibt ? Vielleicht
deshalb, weil sie den pervertierten Ge­
schmack des bürgerlichen Publikums mit
einer morbiden, auffällig neurasthenischen
Musik aufgeilt ?
Und alles ist immer wieder grob, primitiv
und vulgär. Die Musik schnattert, saust,
keucht, erstickt, mit dem Ziel, eine Liebes­
szene möglichst drastisch auszudrücken.
Die Liebe in dieser Oper ist überhaupt mit
Vulgarität beschmiert. Das Doppelbett des
Kaufmanns steht als Mittelpunkt auf der
Unsere Theater haben viel Mühe aufgebo­
ten, um Schostakowitschs Oper aufzufüh­
ren. Die Sängerdarsteller haben ihr bemer­
kenswertes Talent für Lärm, Knirschen und
Schreien demonstriert. Mit unzureichen­
den dramatischen Mitteln haben sie sich
bemüht, die melodische Armut der Musik
Die pseudo-radikale Missbildung dieser
Musik entspringt im übrigen derselben
Quelle wie pseudo-radikale Missbildungen
in der Malerei, Poesie, Pädagogik und Wis­
senschaft. Das kleinbürgerliche ›Neuerer­
tum‹ entfernt sich von echter, authenti­
scher Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Zeitdokument
25
Schostakowitsch bei der Lektüre der »Prawda« 30 Jahre später
auszugleichen. Leider ist aber dadurch
noch deutlicher die grob naturalistische
Tendenz der Oper hervorgehoben worden.
Ihre darstellerischen Bemühungen hätten
Dankbarkeit verdient, doch leider waren
und sind sie vergebens.«
Erschienen am 28. Januar 1936 in der
»Prawda« (= Wahrheit), dem Parteiorgan
der KPdSU
Übersetzung: Gundula Bahro /
Stephan Kohler
Das Zeitdokument
26
Valery Gergiev
DIRIGENT
In Moskau geboren, studierte Valery Ger­
giev zunächst Dirigieren bei Ilya Musin am
Leningrader Konservatorium. Bereits als
Student war er Preisträger des Herbert-­
von-Karajan-Dirigierwettbewerbs in Berlin.
1978 wurde Valery Gergiev 24-jährig As­
sistent von Yuri Temirkanov am MariinskyOpernhaus, wo er mit Prokofjews Tolstoi-­
Vertonung »Krieg und Frieden« debütierte.
2003 dirigierte Gergiev als erster russi­
scher Dirigent seit Tschaikowsky das Sai­
soneröffnungskonzert der New Yorker Car­
negie Hall.
Valery Gergiev leitet seit mehr als zwei Jahr­
zehnten das legendäre Mariinsky-Theater
in St. Petersburg, das in dieser Zeit zu einer
der wichtigsten Pflegestätten der russi­
schen Opernkultur aufgestiegen ist. Darü­
ber hinaus ist er Leiter des 1995 von Sir
Georg Solti ins Leben gerufenen »World Or­
chestra for Peace«, mit dem er ebenso wie
mit dem Orchester des Mariinsky-Theaters
regelmäßig Welttourneen unternimmt. Von
2007 an war Gergiev außerdem Chefdiri­
gent des London Symphony Orchestra, mit
dem er zahlreiche Aufnahmen für das haus­
eigene Label des Orchesters einspielte.
Valery Gergiev präsentierte mit seinem
Mariinsky-Ensemble weltweit Höhepunkte
des russischen Ballett-und Opernrepertoi­
res, Wagners »Ring« sowie sämtliche Sym­
phonien von Schostakowitsch und Prokof­
jew. Mit dem London Symphony Orchestra
trat er regelmäßig im Barbican Center Lon­
don, bei den Londoner Proms und beim Edin­
burgh Festival auf. Zahlreiche Auszeichnun­
gen begleiteten seine Dirigenten­karriere,
so z. B. der Polar Music Prize und der Preis
der All-Union Conductor’s Competition in
Moskau. Seit Beginn der Spielzeit 2015/16
ist Valery Gergiev Chefdirigent der Münch­
ner Philharmoniker.
Die Künstler
27
Alexei
Petrenko
Behzod
Abduraimov
SPRECHER
KLAVIER
Alexei Petrenko ist ein mit vielen Preisen
und Ehrungen ausgezeichneter russischer
Bühnen- und Filmschauspieler. 1938 in Che­
mer / Ukraine geboren, schloss er 1961 das
Schauspielstudium am Theaterinstitut in
Kharkov ab und ist bis heute ununterbrochen
als Schauspieler tätig: zunächst in den 60er
und 70er Jahren an allen wichtigen Bühnen
in Leningrad und Moskau, seit Ende der 70er
auch als Filmschauspieler. Seine beeindru­
ckende Filmographie umfasst allein 70 Titel.
Bekannt wurde er u. a. durch seine Rolle als
Rasputin in dem Film »Agonie« von Elem Kli­
mo (1982), durch den Film »Der Barbier von
Sibirien« (1998) und in jüngster Zeit durch
seine Darstellung von Joseph Stalin in der
BBC Dokumentation »World War II Behind
Closed Doors: Stalin, the Nazis and the
West« (2008). Zurzeit spielt er in der TV-­
Serie »Advokat Petrovich« eine der Haupt­
rollen. Neben seiner Schauspieltätigkeit gibt
er Meisterklassen für junge Schauspieler
und Regisseure. Alexei Petrenko ist mit Azi­
ma Abdumaminova, einer Journalistin und
Bürgerrechtsaktivistin wie DokumentarfilmRegisseurin verheiratet.
Behzod Abduraimov wurde 1990 in Tasch­
kent / Usbekistan geboren. Nach der Aus­
bildung am staatlichen Uspensky-Musik­
gymnasium seiner Heimatstadt studierte er
am International Center for Music at Park
University, Kansas City bei Stanislav Ioude­
nitch. Behzod Abduraimov konzertierte be­
reits mit Orchestern wie dem Los Angeles
Philharmonic Orchestra, dem Boston Sym­
phony Orchestra, dem London Philharmonic
Orchestra, dem Mariinsky-Orchester und
der Accademia Nazionale di Santa Cecilia.
Er trat mit namhaften Dirigenten wie Vladi­
mir Ashkenazy, Valery Gergiev, Krzysztof
Urbański, Vasily Petrenko, James Gaffigan,
Charles Dutoit und Vladimir Jurowski auf.
Sein erstes Studio-Rezital gewann den Choc
de Classica and den Diapason Découverte. Im
Herbst 2014 erschien seine erste Konzert-­
CD mit dem Klavierkonzert Nr. 3 von Prokof­
jew und Tschaikowskys Konzert Nr. 1 mit
dem Orchestra Sinfonica Nazionale della Rai
unter Juraj Valčuha. Für die nächsten zwei
Spielzeiten ist Behzod Abduraimov Künstler
der Reihe »Junge Wilde« am Konzerthaus
Dortmund.
Die Künstler
28
Verabschiedung
von Walter
Schwarz
LIEBER WALTER,
den auch für unvergessene Tourneen, die
Du stets sehr genossen hast.
nach 40 Jahren bei den Münchner Philhar­
monikern, man sieht es Dir kaum an, gehst
Du nun in den Ruhestand.
Als Niederbayer hat es Dich schon mit 14
Jahren an das Münchner Konservatorium
gezogen, um bei dem berühmten
Hermann Gschwendtner Schlag­
zeug zu studieren. Mit 18 jedoch
ging es in die Ferne nach Montre­
al, wo Du zunächst einige Monate
mit einer Münchner Volksmusik­
gruppe im »Petit Munich« spiel­
test. Hier schon zeigte sich Dein
Talent und die große Begeiste­
rung für das Drumset! In den
folgenden drei Jahren warst Du als Drum­
mer in einer Profi-Tanzband so erfolgreich,
dass Du beinahe in Kanada geblieben wärst.
Ein Bayer fühlt sich aber nur in Bayern
wirklich zuhause, und so kamst Du wieder
zurück nach München, um 1976 Solo-­
Pauker und Schlagzeuger bei uns zu wer­
den. Celibidache, Levine, Thielemann, Maa­
zel und Gergiev als Deine Chefdirigenten
sorgten neben künstlerischen Sternstun­
Deine Leidenschaft für Jazz- und Pop-­
Musik, die Du in den Bands »Zarathustra«
und »Amphibium« (mit der Du bei den
legendä­ren Philharmonischen Bällen in der
Olympia­halle immer für großartige Stimmung
sorgtest) ausleben konntest,
führte dazu, dass Du seit Jahr­
zehnten immer sonntags abends
in der ARD zu hören bist – in der
Titelmelodie des »Tatort«!
Wir werden Dich als einen sehr
musikalischen und stets gut ge­
launten Kollegen vermissen,
auch wenn wir uns an Dein
»Timing« zu Proben und Konzerten nur
schwer gewöhnen konnten... Es gibt das
Gerücht, dass das heimliche Vorstellen Dei­
ner Uhren um 15 Minuten für Milderung
gesorgt haben soll. Jedoch wissen wir
auch, dass wir Dich als echten Haidhause­
ner nahezu täglich an Deinem 2. Zuhause,
der Konditorei Wölfl, antreffen können.
Alles Liebe wünschen Dir Deine Schlag­
zeugkollegen!
Aus dem Orchesterleben
29
Samstag
16_07_2016 20 Uhr
KLASSIK AM ODEONSPLATZ
PJOTR ILJITSCH TSCHAIKOWSKY
Suite aus dem Ballett
»Schwanensee« op. 20 a
PJOTR ILJITSCH TSCHAIKOWSKY
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 1 b-Moll op. 23
RICHARD STRAUSS
Orchestersuite aus der Komödie für
Musik »Der Rosenkavalier« op. 59
MAURICE RAVEL
»Boléro«
VALERY GERGIEV, Dirigent
DANIIL TRIFONOV, Klavier
Mittwoch
14_09_2016 20 Uhr a
Donnerstag
15_09_2016 20 Uhr e4
Samstag
17_09_2016 19 Uhr d
RICHARD STRAUSS
»Don Juan« op. 20
HECTOR BERLIOZ
»Les Troyens«, V. Akt
RICHARD STRAUSS
»Ein Heldenleben« op. 40
VALERY GERGIEV, Dirigent
YULIA MATOCHKINA, Sopran
YEKATERINA KRAPIVINA, Mezzosopran
SERGEJ SEMISHKUR, Tenor
EVGENY AKHMEDOV, Tenor
YURI VOROBIEV, Bass
PHILHARMONISCHER CHOR MÜNCHEN,
Einstudierung: Andreas Herrmann
Dienstag
20_09_2016 20 Uhr k4
Mittwoch
21_09_2016 20 Uhr f
RODION SHCHEDRIN
Konzert für Klavier und Orchester
Nr. 2
RICHARD STRAUSS
»Till Eulenspiegels lustige Streiche«
op. 28
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55
»Eroica«
VALERY GERGIEV, Dirigent
DENIS MATSUEV, Klavier
Vorschau
30
Die Münchner
Philharmoniker
1. VIOLINEN
Sreten Krstič, Konzertmeister
Lorenz Nasturica-Herschcowici,
Konzertmeister
Julian Shevlin, Konzertmeister
Odette Couch, stv. Konzertmeisterin
Lucja Madziar, stv. Konzertmeisterin
Claudia Sutil
Philip Middleman
Nenad Daleore
Peter Becher
Regina Matthes
Wolfram Lohschütz
Martin Manz
Céline Vaudé
Yusi Chen
Iason Keramidis
Florentine Lenz
2. VIOLINEN
Simon Fordham, Stimmführer
Alexander Möck, Stimmführer
IIona Cudek, stv. Stimmführerin
Matthias Löhlein, Vorspieler
Katharina Reichstaller
Nils Schad
Clara Bergius-Bühl
Esther Merz
Katharina Schmitz
Ana Vladanovic-Lebedinski
Bernhard Metz
Namiko Fuse
Qi Zhou
Clément Courtin
Traudel Reich
Asami Yamada
BRATSCHEN
Jano Lisboa, Solo
Burkhard Sigl, stv. Solo
Max Spenger
Herbert Stoiber
Wolfgang Stingl
Gunter Pretzel
Wolfgang Berg
Beate Springorum
Konstantin Sellheim
Julio López
Valentin Eichler
VIOLONCELLI
Michael Hell, Konzertmeister
Floris Mijnders, Solo
Stephan Haack, stv. Solo
Thomas Ruge, stv. Solo
Herbert Heim
Veit Wenk-Wolff
Sissy Schmidhuber
Elke Funk-Hoever
Manuel von der Nahmer
Isolde Hayer
Sven Faulian
David Hausdorf
Joachim Wohlgemuth
Das Orchester
31
KONTRABÄSSE
Sławomir Grenda, Solo
Fora Baltacigil, Solo
Alexander Preuß, stv. Solo
Holger Herrmann
Stepan Kratochvil
Shengni Guo
Emilio Yepes Martinez
Ulrich Zeller
FLÖTEN
Michael Martin Kofler, Solo
Herman van Kogelenberg, Solo
Burkhard Jäckle, stv. Solo
Martin Belič
Gabriele Krötz, Piccoloflöte
OBOEN
Alois Schlemer
Hubert Pilstl
Mia Aselmeyer
TROMPETEN
Guido Segers, Solo
Bernhard Peschl, stv. Solo
Franz Unterrainer
Markus Rainer
Florian Klingler
POSAUNEN
Dany Bonvin, Solo
David Rejano Cantero, Solo
Matthias Fischer, stv. Solo
Quirin Willert
Benjamin Appel, Bassposaune
Ulrich Becker, Solo
Marie-Luise Modersohn, Solo
Lisa Outred
Bernhard Berwanger
Kai Rapsch, Englischhorn
PAUKEN
KLARINETTEN
Sebastian Förschl, 1. Schlagzeuger
Jörg Hannabach
Alexandra Gruber, Solo
László Kuti, Solo
Annette Maucher, stv. Solo
Matthias Ambrosius
Albert Osterhammer, Bassklarinette
FAGOTTE
Lyndon Watts, Solo
Jürgen Popp
Johannes Hofbauer
Jörg Urbach, Kontrafagott
HÖRNER
Jörg Brückner, Solo
Matias Piñeira, Solo
Ulrich Haider, stv. Solo
Maria Teiwes, stv. Solo
Robert Ross
Stefan Gagelmann, Solo
Guido Rückel, Solo
Walter Schwarz, stv. Solo
SCHLAGZEUG
HARFE
Teresa Zimmermann, Solo
CHEFDIRIGENT
Valery Gergiev
EHRENDIRIGENT
Zubin Mehta
INTENDANT
Paul Müller
ORCHESTERVORSTAND
Stephan Haack
Matthias Ambrosius
Konstantin Sellheim
Das Orchester
32
IMPRESSUM
Herausgeber:
Direktion der Münchner
Philharmoniker
Paul Müller, Intendant
Kellerstraße 4
81667 München
Lektorat:
Christine Möller
Corporate Design:
HEYE GmbH
München
Graphik:
dm druckmedien gmbh
München
Druck:
Gebr. Geiselberger GmbH
Martin-Moser-Straße 23
84503 Altötting
TEXTNACHWEISE
Martin Demmler, Larissa
Kowal-Wolk und Regina
Back schrieben ihre Texte
als Originalbeiträge für die
Programmhefte der Münch­
ner Philharmoniker. Den
Rezitationstext zur 3. Sym­
phonie von Galina Ustwols­
kaja ist der Partitur, er­
schienen im Sikorski Ver­
lag, entnommen. Stephan
Kohler verfasste die lexi­
kalischen Werkangaben
und Kurzkommentare zu
den aufgeführten Werken.
Künstlerbiographien: nach
Agenturvorlagen. Alle Rech­
te bei den Autorinnen und
Autoren; jeder Nachdruck
ist seitens der Urheber ge­
nehmigungs- und kosten­
pflichtig.
BILDNACHWEISE
Abbildungen zu Galina Ust­
wolskaja: Archiv Sikorski;
Abbildungen zu Sergej
Rachmaninow: Barrie Mar­
tyn, Rachmaninoff – Com­
poser, Pianist, Conductor,
Brookfield 1990; Sergei
Bertensson und Jay Leyda,
Sergei Rachmaninoff – A
Lifetime in Music, London
1965; Abbildungen zu
Dmitrij Schostakowitsch:
Jürgen Fromme (Hrsg.) ,
Dmitri Schostakowitsch
und seine Zeit – Mensch
und Werk (Ausstellungska­
talog), Duisburg 1984;
Krzysztof Meyer, Schosta­
kowitsch – Sein Leben,
sein Werk, seine Zeit,
Bergisch Gladbach 1995;
Künstlerphotographien:
Marco Borggreve (Ger­
giev), Christian Fatu (Ab­
duraimov), privat (Petren­
ko).
TITELGESTALTUNG
»Mit Hilfe von Maus, Gra­
fiktablett und Scanner
entstehen am Computer
malerische
Bilder.
Die
Symphonie von Schostako­
witsch hat mich zu einer
mystischen Pflanzenwelt
inspiriert. Man muss, wie
in einem Dschungel, den
Impressum
Weg durch die verschiede­
nen Stimmen finden. Die
Fauna ragt den Melodien
gleich verschachtelt em­
por, ohne dass man weiß,
was einen als nächstes er­
wartet. Dieses Sinnbild
steht
für
Schostako­
witschs Stück, wobei die
Farbenpracht die Vielfalt
der Instrumente wider­
spiegelt. Bei genauem Hin­
sehen haben sich dort
märchenhafte Lindwürmer
versteckt. Wer sich die
kleinen Drachen gut ein­
prägt, kann sie mit ge­
schlossenen Augen zur
Musik in der Luft tanzen
sehen.« (Johann Büsen,
2016)
DER KÜNSTLER
Johann Büsen, 1984 in Pa­
derborn geboren, studier­
te 2005–2010 an der
Hochschule für Künste in
Bremen und lebt seit drei
Jahren als freischaffender
Künstler in München. 2010
erhielt er den Paula Moder­
sohn-Becker Nachwuchs-­
Kunstpreis der Kunsthalle
Worpswede. Seit 2003 hat
er an diversen Einzel- und
Gruppenausstellungen im
In- und Ausland teilgenom­
men.
Gedruckt auf holzfreiem und
FSC-Mix zertifiziertem Papier
der Sorte LuxoArt Samt
In freundschaftlicher
Zusammenarbeit mit
VALERY GERGIEVS
DAS FESTIVAL
DER MÜNCHNER
PHILHARMONIKER
—
GASTEIG
Freitag
11_11_2016
ERÖFFNUNGSKONZERT
Samstag
12_11_2016
PROKOFJEW–MARATHON
PETER UND DER WOLF
TANZPROJEKTE
Sonntag
13_11_2016
PROKOFJEW SYMPHONIEN
MOZART VIOLINKONZERTE
INFOS UND KARTEN BEI
MÜNCHEN TICKET & MPHIL.DE
3
M
FÜ U TA
R SI GE
AL K
LE
’15
’16
DAS ORCHESTER DER STADT
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