Wo Pflanzen mitten im Winter wundersame Blüten treiben

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Nr.: 1/12 vom 04.01.2012
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Orchideenblüte in der Wilhelma:
Wo Pflanzen mitten im Winter wundersame Blüten treiben
Eine gründliche Inventur und Artenbestimmung bei der größten Pflanzensammlung der
Wilhelma, den Orchideen, ist erfolgreich abgeschlossen. Die Bilanz: Derzeit umfasst die
Sammlung rund 8000 Pflanzen in 1261 Arten und Sorten. Und das Beste: Auch mitten in der
kalten Jahreszeit blühen viele Orchideenarten, bewundert werden können die rund hundert
Pflanzen im Warmhaus, Wintergarten und Kakteenschauhaus. Ein farbenfroher Balsam für
jede vom Wintergrau geplagte Seele ...
Regen, Kälte und Schmuddelwetter müssen leider draußen bleiben aus den Schaugewächshäusern
der Wilhelma. Denn hier herrschen selbst im Winter mollige Temperaturen und es grünt und blüht an
allen Ecken und Enden. Gerade auch die Orchideen treiben derzeit vielgestaltige bis bizarre Blüten in
allen Farben: von Schneeweiß und Zitronengelb über Bonbonrosa bis Lilablassblau. Auf 1261 Arten
und Sorten bringt es die Orchideensammlung laut aktueller Zählung, bei der jede einzelne Wild- und
Zuchtform unter die Lupe genommen, bestimmt und erfasst wurde. Für die Besucher zu sehen sind
allerdings immer nur diejenigen Pflanzen, die gerade blühen. Die meisten Vertreter der Sammlung
verbringen die langen blütenfreien Ruhepausen als unscheinbare Blattpflanzen hinter den Kulissen.
Doch selbst die große Sammlung der Wilhelma ist nichts im Vergleich zum Reichtum von Mutter
Natur: Mit rund 20.000 Wildformen gehören Orchideen zu den größten Familien im Pflanzenreich und
sie sind auf allen Kontinenten – außer der Antarktis – sowie bis in Höhen von 4000 Metern zu Hause.
Und jede Orchideenart bringt andere wundersame Phantasiegebilde als Blüten hervor. Doch die
Pracht ist nicht verschwendet, denn sie dient einem klaren Lebenszweck, der Fortpflanzung. Dabei
versucht jede Art, durch die besondere Architektur ihrer Röhren-, Schlüsselloch- oder Fallenblüten
bestimmte Spezialisten als Bestäuber anzulocken: von Bienen, Fliegen, Ameisen, Käfern und
Schmetterlingen bis zu Kolibris. Auch bei der Entwicklung vom Samen zur Pflanze sind Orchideen auf
Hilfe angewiesen: Sie benötigen die Ammendienste eines Bodenpilzes, damit die Samen überhaupt
keimen und mit Nährstoffen versorgt werden. Ohne diese Einschränkung wäre die Welt womöglich mit
Orchideen „übersät“. Denn tropische Arten bergen satte vier bis fünf Millionen winziger Samen,
hiesige Arten immerhin bis zu 7000 Samen in jeder Kapsel – ein enormes Verbreitungspotenzial.
In der Wilhelma sorgen weder Bienen noch Pilze für die Vermehrung der Orchideen, sondern die
Gärtner hegen und pflegen sie in vier unterschiedlich klimatisierten Gewächshäusern. Weitere
Pflanzen in neuen Arten und Sorten kommen durch den Austausch mit anderen botanischen Gärten
dazu. Denn Gärtner weltweit haben aus den Wildformen längst zusätzlich Hunderttausende von
Zuchtformen hervorgebracht. Kein Wunder, denn Orchideen faszinieren die Menschen seit langer
Zeit, dienen ihnen als Dekoration und Heilmittel. Und zu ihrem Namen haben die Botaniker wohl die
beiden Wurzelknollen des Knabenkrauts inspiriert, denn „Orchis“ ist das griechische Wort für Hoden.
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Bilder 1 – 5: Tropische Orchideenblüten in allen Formen und Farben sind derzeit in der Wilhelma zu
bewundern. Die ausführlichen botanischen Namen der einzelnen abgebildeten Pflanzen finden Sie in den
IPTC-Daten der Bilddateien. Fotos: Wilhelma
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